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Es war einmal

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19.06.2001
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Es war einmal

ES WAR EINMAL

Es war einmal vor vielen Jahren, da lebte in einem fernen Königreich ein böser Zauberer, der die Menschen und Tiere so haßte, daß er beschloß, alles Leben auszulöschen. Also begann er fieberhaft zu überlegen, auf welch grausame Art und Weise er dies geschehen lassen könnte. Er überlegte und überlegte, aber ihm fielen nur Dinge ein, die er schon so oft erprobt hatte, ohne daß ein wirklich zählbarer Erfolg festzustellen war. Eines Tages aber kam ihm der Zufall zu Hilfe. Der Zauberer, nennen wir ihn Revenge, war gerade dabei, ein abscheuliches Gebräu aus Spinnenbeinen, Erdwurzeln und magischen Knospen herzustellen, da klopfte es an seiner Tür. Revenge wunderte sich, denn seine Behausung lag inmitten eines verwunschenen Tales, welches noch nie ein Mensch betreten hatte (Wenige hatten es versucht, aber von den Unglückseligen hörte man nie wieder etwas). Revenge öffnete die Tür und vor ihm stand ein kleines Mädchen, ganz in Schwarz gekleidet, mit schneeweißem Gesicht und sehr blasser Haut. Bevor er etwas sagen konnte, fiel das Mädchen in Ohnmacht. Zögernd hob Revenge sie auf und legte sie auf sein Bett. Dann holte er etwas Riechsalz und hielt es unter ihre Nase. Das Mädchen erwachte aus seiner Bewußtlosigkeit. Sie stellte sich Revenge als Putrid vor. Sie hatte eine lange Reise hinter sich und irgendwann sei sie vor diesem alten Haus aufgetaucht. Revenge wollte mehr über Putrid wissen. Sie mußte eine Magierin sein, hatte sie doch scheinbar unbeschadet das Tal bis zu seinem Anwesen durchquert. Putrid holte tief Luft und begann ihre Geschichte zu erzählen. Sie stammte aus einem Land, jenseits des großen Ozeans, der das Königreich umgab. Dort, so erzählte sie, war sie von einem Zauberer in die schwarzen Künste eingeweiht worden, doch nach kurzer Zeit mußte sie fliehen, als ihr Meister von einer ketzerischen Meute auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurde. Sie ließ alles hinter sich, bis auf das elegante Amulett, welches sie noch retten onnte. Sie zeigte Revenge das kostbare Stück und dieser traute seinen Augen kaum. Das, was Putrid da in ihren Händen hielt, war nichts geringeres als das legendere, verschollen geglaubte Dämonamon. Diese kostbare Heiligtum wurde vor längst vergessenen Zeiten von den Bergtrollen aus der entehrten Erde von Endless hergestellt. Wer es besaß, so die Legende, dem wurde unvorstellbare Macht zugesprochen. Mit der Hilfe von Dämonamon konnte dessen Besitzer ganze Regionen ausmerzen. Revenge wurde klar, um seine Pläne zu verwirklichen, brauchte er das Amulett. Und er brauchte Putrid. Er fragte sich, ob ihr klar war, was für eine Macht sie in ihren zarten Händen hielt. Er beschloß, Putrid weiter auszubilden und machte sie zu seiner Schülerin der schwarzen Kunst. Sein Haß auf alles Leben wuchs von Tag zu Tag. Als Putrid ihn einmal fragte, warum er so tiefen Groll gegen die Menschen hegte, erzählte er ihr aus seiner Jugend. Es war eine Zeit, in der er sich dem Guten verschrieben hatte. Doch als seine Eltern unschuldig der Hexerei angeklagt wurden, und so wie Putrids verstorbener Meister auf dem Scheiterhaufen qualvoll bei lebendigem Leibe verbrannten, erkannte er die Verlogenheit jener Menschen, denen er vertraute und wandte sich ab von ihnen. Viele Jahre lang wanderte er durch das riesige Königreich. Irgendwann gelangte er in das Tal und stieß nach einer Flucht vor mörderischen Bestien auf eine geheime Höhle, wo er das Buch von Tomk fand, ein mächtiges Zauberbuch der schwarzen Kunst. Er begann es zu studieren und schon kurze Zeit später hatte die dunkle Seite der Zauberei von ihm Besitz ergriffen und er wurde nur von dem Gedanken der Vergeltung vorangetrieben. Er hatte Seuchen beschworen, Erdbeben verursacht, doch das Übel Mensch hatte er nicht vernichten können. Jetzt, da Putrid mit dem Dämonamon zu ihm gelangt war, sah er endlich den Zeitpunkt gekommen, Rache zu nehmen. Aber noch würde es seine Zeit brauchen. Putrid hatte noch vieles zu lernen, bevor er sie mit auf eine Reise nehmen würden, an deren Ende die Apokalypse auf sie warten würde.

Zum gleichen Zeitpunkt, als Putrid bei Revenge Unterkunft fand, gebar die Königin des Landes ihrem Gemahl einen gesunden Sohn. Die Sternendeuter und Priester sahen in dem Jungen einen göttlichen Segen, denn der Prinz unterschied sich sehr von den anderen Kindern, die mit ihm im gesamten Königreich das Licht der Welt erblickten. Er wuchs schneller als die anderen. Nach drei Wochen hatte er bereits das Alter eines jungen Mannes erreicht. Sein Verstand war erstaunlich. Und ihm wurde schnell bewußt, daß er etwas besonderes war, daß er anders als die anderen war. Seine Eltern hatten ihm den Namen Awakener gegeben. Auch ihnen war klar, daß ihr Sohn zu etwas Höherem bestimmt war. Fünf Wochen nach seiner Geburt sah Awakener die eigentümlich gefärbten Wolken, die langsam den blauen Himmel zu verdunkeln begannen. Etwas würde passieren, etwas, wozu er geboren worden war. Awakener ritt mit einer kleinen Schaar treuer Ritter in Richtung Osten. Dort vermutete er die Erfüllung seines Schicksals.

Putrid war eine gelehrige Schülerin und stand Revenge bald in nichts nach. Revenge war ein mächtiger Zauberer, doch zusammen mit Putrid und Dämonamon war er der mächtigste Zauberer, der je in der alten Welt existiert hatte. Als Awakener gen Osten ritt, als die Wolken auftauchten, unterzog er Putrid der Meisterprüfung. Sie bestand mit Bravour. Revenge nahm sie mit auf die letzte Reise, die er und sie machen würden. Sie gingen ostwärts, um das Ende der Menschheit zu beschwören. Revenge hatte sich einen besonderen Ort ausgewählt, um gemeinsam mit Putrid und dem Dämonamon seine Rache lebendig werden zu lassen.

Ganymed war ein erloschener Vulkan, der inmitten der schwarzen Wüste lag, die sich über viele Tagesreisen erstreckte. Ohne von einander zu wissen, näherten sich Awakener und Revenge mit ihrem Anhang dem Vulkan, aus dessen Schlund plötzlich wieder heiße Aschefontänen aufstiegen.

Revenge und Putrid hatten Ganymed als erstes erreicht und begannen mit dem mühsamen Aufstieg zum Gipfel, welcher von den dunklen Wolken verdeckt wurde. Als sie endlich den Gipfel erreicht hatten, begann Revenge sein teuflisches Werk. Er beschwor mit Hilfe des Dämonamon die dunklen Mächte der Ptah, Geister der Untoten, und begann, sie auf das Königreich zu hetzen. Awakener und seine Ritter konnten nicht verhindern, daß tausende von Untoten die Menschen heimsuchten und sie auf bestialische Art dahinmetzelten. Sie waren einfach zu spät gekommen. Aber noch Böseres konnte er verhindern. Revenge war so vertieft in der Beschwörung des Unheils, daß er gar nicht mitbekam, wie sich die Ritter mit erhobenen Schwertern ihm näherten. Aber die Ritter hatten nicht mit Putrid gerechnet, die mit einer einzigen Handbewegung alle Ritter bis auf Awakener in den Abgrund stürzen ließ. Während Revenge die Büchse der Pandora öffnete, lieferten sich Putrid und Awakener einen erbitterten Kampf auf Leben und Tod. So oft Putrid auch versuchte, ihren magischen Zauber einzusetzen, es gelang nicht. Sie prallten an Awakener ab, zeigten keine Wirkung. Jetzt würde sich zeigen, wer den Umgang mit dem Schwert meisterlicher beherrschen würde.

Es brach ein Inferno im Königreich aus. Der Ozean verwandelt sich in ein flammendes Meer, welches gigantische Wellen aus Feuer in das Landesinnere schleuderte. Die Erde begann sich zu öffen und die Dämonen der Unterwelt machten Jagd auf die Menschen. Aus den dunklen Wolken, die kein Sonnenlicht mehr durchließen, schossen brennende Gesteinsbrocken zur Erde hinunter. Wie Revenge es sich erhofft hatte, wurden ganze Landstriche auf einen Schlag dem Erdboden gleichgemacht. Tausende von Menschen fielen der Rache von Revenge zum Opfer. Jene, die von den Attacken der verzauberten Natur verschont wurden, sahen sich der gnadenlosen Verfolgung der Untoten und Dämonen ausgeliefert. Ein Entkommen der Apokalypse war für die Menschen unmöglich. Es sei denn, Awakener würde Putrid und Revenge besiegen können. Und somit auch das Dämonamon.

Awakener kämpfte verbissen gegen Putrid. Keiner von beiden konnte sich einen Vorteil erkämpfen.
Putrid hatte neben der Magie auch den Umgang mit dem Schwert erlernt, und sie war eine ausgezeichnete Kämpferin. Er mußte versuchen, sie zu überlisten. Scheinbar getroffen, ließ er sich zu Boden fallen. Putrid hob ihr Schwert zum entscheidenden Stoß. Awakener reagierte blitzschnell, rollte sich zur Seite und stieß sein Schwert in Putrids Herz. Als Revenge den gellenden, geqälten Schrei von Putrid hörte, und als er sah, wie sie langsam auf ihre Knie sank und mit leerem Blick schließlich nach vorne fiel und einen stummen Tod starb, da wurde sein Zorn, seine Wut noch größer. Er sah, wie Awakener mit dem Schwert auf ihn zu kam. Revenge war sich sicher, nichts würde das Dämonamon aufhalten können, nicht einmal ein von Gott gesandter Engel, der für die Menschheit kämpfte.

Awakener stand vor Revenge. Um sie herum war die Hölle auf Erden. Doch für einen Moment herrschte eine unheimliche Stille über dem gesamten Königreich. Die Flammen hielten inne, Untote und Dämonen sowie Menschen konnten sich nicht von der Stelle rühren. Der Augenblick war gekommen, wo alles entschieden würde. Und sowohl Revenge als auch Awakener waren für einen kurzen Moment überrascht, als ausgerechnet über Ganymed die Sonne zu leuchten begann. Der Zauberer hatte kein Schwert, welches er gegen seinen Widersacher führen konnte, doch er hatte Dämonamon. Als Awakener zum Schlag anhob, hielt Revenge ihm einfach das Amulett entgegen und das Schwert prallte von Revenge ab, ohne ihm auch nur die kleinste Verletzung zugefügt zu haben.

Als Awakener sein Schwert gegen Revenge erhob, war es mit der Stille vorbei. Wieder begannen die Schergen des Bösen ihre Jagd auf die Menschen und die Natur zeigte weiterhin ihre, von Zauberhand beschworene dunkle Seite. Selbst wenn die Mächte des Wahnsinns noch besiegt werden konnten, das einst stolze und mächtige Königreich war innerhalb kürzester Zeit zu einem unbewohnbaren Flecken Erde geworden. Selbst wenn Revenge getötet werden würde, hatte er doch in gewisser Hinsicht Rache nehmen können, auch wenn nur ein einziges Land untergegangen war. Doch noch war es nicht soweit. Das Dämonamon schützte ihn vor den Attacken des Awakener. Dieser begann allmählich, seine Kraft zu verlieren. Zu lange schon versuchte er sinnlos, Revenge unschädlich zu machen. Dieser stand einfach nur da und beschwor weiterhin das Ende allen Lebens. Erst jetzt bemerkte Awakener das Amulett in Revenges Händen. Könnte es das sein? Was, wenn er es zerstören würde? Würde es überhaupt gelingen? Noch einmal holte er zum Schlag aus. Er zielte nicht auf den Körper von Revenge. Mit aller Kraft schlug er zu und spaltete das Dämonamon. Zerbrochen in zwei Teile fiel es zu Boden und als es ihn berührte, geschah es.

Dumpfes Grollen aus weiter Ferne schickte sich an, zu einem Orkan aus Licht und Dunkelheit zu werden. Die gesamte alte Welt wurde umnebelt von einem blitzendem Etwas aus Feuer und Eis. Ein letztes Mal sahen sich Revenge und Awakener mit haßerfüllten Augen an. Was Awakener nicht wissen konnte, mit der Zerstörung des Dämonamons ließ er unwissentlich Revenges Wunsch Wirklichkeit werden. Alles hörte auf zu existieren. Revenge. Awakener. Menschen. Die alte Welt.

Nur schwarze Leere erfüllt den unendlichen Raum. Etwas durchdringt diesen Raum. Gegenseitig wie von einem Magneten angezogen kreuzen sich die Bahnen von zwei seltsamen Teilen, die zusammen eine Art Amulett bilden. Und als sie aufeinander treffen und sich vereinen, bleibt die Zeit stehen, für den Bruchteil einer Sekunde. Kurz darauf erhellt ein einzelner Stern den dunklen Raum. Er wird nicht lange leuchten, schon kurz darauf wird er in sich fallen und mit einem gigantischen Knall einen neuen Anfang schaffen...

ENDE

(c) by Poncher (Sebastian Venohr) 1999

 

Also mir hat die Geschichte gefallen, gerade weil sie so typisch abgedroschen märchenhaft ist. Die englischen Namen hatten meiner Meinung nach einen lustigen Nebeneffekt. Das Ende fand ich auch ganz gut. Man könnte die Geschichte als Prolog einer größeren benutzen, aber das ist eh nicht meine Entscheidung (und ich würde es auch nicht tun).
Schwarz/Weiß? Natürlich, Märchen halt.
Klischeehaft? Klar!
Warum auch nicht? So muss das halt.

Btw. Rainer, wenn dir Fantasy-Geschichten (und dies ist keine) nicht gefallen, warum liest du sie dann überhaupt?

MfG
Tolotson
'Der erste Gymnasiast (btw. bin ich gar nicht) mit der Gedankensammlung im Alltags Forum'

 

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