Mitglied
- Beitritt
- 12.01.2022
- Beiträge
- 2
- Zuletzt bearbeitet:
- Kommentare: 5
Es war einmal ein Mensch
Dieser Mensch war der tollste Mensch, den die Welt je gesehen hat. Immer fröhlich, immer gut gelaunt. Er gab seinen letzten Groschen aus, um jemanden in Not zu helfen, auch wenn er selbst dann nichts mehr hatte. Das Lächeln des anderen war Lohn genug für ihn.
Er liebte die einfache, freie Natur, den Wald. Er sprach mit den Pflanzen, die Pflanzen tanzten jedes Mal im Wind, wenn er ihnen eine Geschichte erzählte. Er liebte das Meer und die Wellen kitzelten ihn an seinen Füßen, wenn er ihnen eine Geschichte erzählte. Er half, wo er konnte. Die Menschen liebten ihn für seine Großzügigkeit, seine Freilebigkeit. Sah er einen Menschen, der traurig dreinschaute, hatte er immer einen kleinen Witz auf Lager, um ein Mundwinkelzucken zu verursachen. Eines Tages wollte er mehr über die Welt erfahren, in der er lebte. Er kaufte sich jeden Tag das neueste Tageblatt, einen Fernseher und sogar einen Computer. Schnell merkte er, dass die Welt, in der er lebte, gar nicht so wunderschön und liebevoll ist, wie er sie bisher empfand.
Der Mensch wurde von Tag zu Tag trauriger, jeden Tag las er über Krieg, der Not der Menschen, Natur, die Hilfe braucht. Böse Menschen, die nur aus Lust anderen weh taten und die Natur einfach so kaputt machten. Jeden Tag neue noch schlechtere Nachrichten. Nirgends fand er mal eine gute oder lustige Geschichte.
Der Mensch wurde träge, streifte stumm durch den Wald, ging neben dem Meer, so dass die Wellen nicht mehr seine Füße kitzeln konnten. Nach einigen Wochen merkte man es, am Wald, am Meer, der allgemeinen Laune in seiner Umgebung, das aus dem fröhlichen Menschen, ein sehr trauriger Mensch geworden ist, der nur noch am Überlegen war, wie er die Welt besser machen könne.
Doch die Welt ist so groß und er verlor den Mut immer mehr, immer schwieriger wurde es für ihn, einem kleinen Kind einen Witz zu erzählen oder einen Baum einfach mal zu umarmen. er zog sich zurück, aus Wut nichts machen zu können, aus Traurigkeit nicht helfen zu können. Man sah ihn kaum noch auf der Straße, bis man sich nach Jahren auch kaum noch an den Menschen erinnern konnte, der immer gut gelaunt und alles liebend durch die Gegend spazierte.
Die älteste Frau im Ort erzählte den Kindern gerne und oft von dem Menschen, der immer alle zum Lachen gebracht hatte, der immer geteilt hatte und wenn man in seiner Nähe war, man immer irgendwie glücklicher war als kurz davor. Die Kinder fragten die alte Frau, wo dieser Mensch denn jetzt sei und warum er nicht mehr kommt.
„ach liebe Kinder“, fing sie an und eine Träne lief ihr übers Gesicht. „Ich weiß es nicht, KEINER weiß es, an den Orten im Wald, am Meer wo er immer spazieren gegangen ist, gibt es keine Spuren mehr von Ihm, Ich denke er ist weit weg.“
Die Kinder waren sehr neugierig und fragten die alte Frau, ob sie ihnen nicht die Stellen zeigen könnte, wo der Mensch gerne und oft war. Die alte Frau ging mit den Kindern in den Wald und zum Meer. An den Stellen, wo der Mensch jeden Tag mit der Natur sprach, war alles trüb, verwelkt, mehr kahle Erde als ein Wald. Das Meer, mehr ein See als ein freudig tanzendes Meer. Die alte Frau weinte und die Kinder versuchten sie zu trösten.
„Es ist so schade, dass die Welt diesen Menschen langsam, aber sicher vergisst“
Die Kinder schauten sich an und tuschelten, dann hüpften sie zur alten Frau und gaben ihre Idee preis. Überall wo der glücklichste, fröhlichste Mensch spazieren gegangen ist und gute Laune und Mundwinkelzuckungen verursacht hat, sollen Blumen wachsen und bunt und fröhlich im Wind tanzen. Die Augen der alten Frau leuchteten und sie verabredete sich am nächsten Tag mit den Kindern und mit frischen Blumensamen.
Doch als sie wieder an die Stellen kam, wo der fröhlichste Mensch der Welt gewesen war, waren dort schon Blümchen, sogar am Meer wuchsen sie und überall lagen Samen herum, so viele Samen, dass die Kinder diese gar nicht tragen konnten und immer, wenn sie ein Samen aufhoben, plötzlich zwei neue da lagen.
Die alte Frau fing an zu tanzen und zu singen.
"Lasst uns die Samen auf der ganzen Welt verbreiten, überall dort, wo ein fröhlicher, glücklicher oder lachender Mensch ist, soll ein Blümchen wachsen. Lasst uns überall auf der Welt, wo die Menschen ein Mundwinkelzucken bekommen haben, einen Samen pflanzen, lasst uns gegen schlechte Nachrichten sein, lasst uns gute Nachrichten in der Welt verbreiten. Lasst die Samen der Hoffnung überall erblühen!“.
Und die Kinder kamen jeden Tag und sammelten die Samen des glücklichen Menschen und verteilen diese auf der ganzen Welt.