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Es ist noch nicht zu spät, Kate!

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23.12.2003
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Es ist noch nicht zu spät, Kate!

Es war ein heißer Nachmittag im August. Kate ging in den Park und setzte sich auf die Bank unter der alten Eiche. Dies war der Treffpunkt, wo sie sich jeden Freitag mit ihrer Freundin Sarah traf. Sie kannten sich seit dem Kindergarten und hatte eine Menge Zeit miteinander verbracht, aber jetzt konnten sie sich nur noch freitags sehen. Kate freute sich die ganze Woche darauf.
Kate nahm ihr Buch aus ihrem Rucksack und fing an zu lesen. Aber nach ein paar Minuten kam Sarah schon. Zusammen begannen sie durch den Park zu spazieren. Dabei redeten sie über dies und über das und hatten viel Spaß.
Später gingen sie auch durch die Stadt und schauten sich die Auslagen, der Geschäfte an. Dabei kamen sie auch bei einem Juwelier vorbei. Dort entdeckte Kate zwei wunderschöne Ohrringe.
Sarah bemerkte ihren Blick. „Die haben es dir wohl angetan“, stellte sie fest.
„Ja, nur leider kann ich mir so teure Sachen nicht leisten“ sagte Kate.
Ein paar Straßen weiter stießen sie auf Tom, Kates Freund. Kate war froh ihn endlich wieder zu sehen. Sie hatten sich schon lange nicht mehr getroffen, aber sie war doch so gern bei ihm.
Mit einem Lächeln auf dem Gesicht verabschiedete sich Sarah von den beiden, da sie sie lieber alleine ließ.
Kate und Tom spazierten noch ein bisschen durch die Stadt und setzten sich dann in ein Restaurant. Tom erzählte Kate wie es bei der Arbeit lief und wieder Neues über ein indianisches Volk, von dem er ein großer Fan war. Er wusste über ihren ganzen Bräuche und Rituale bescheid und konnte stundenlange Vorträge darüber halten. Doch Kate hörte ihm nur mit einem Ohr zu. Sie blickte viel lieber in seine warmen braunen Augen und träumte davon, wie sie gemeinsam vor den Traualtar schreiten und glücklich bis ans Ende ihrer Tage sein würden.
Aber auch dieser Tag hatte irgendwann ein Ende und als es später wurde verabschiedeten sie sich voneinander und gingen nach Hause

Am nächsten Tag wachte Kate erst spät auf. Sie hatte beschlossen heute nichts Anstrengendes zu tun und alles mit Ruhe anzugehen. Immerhin war heute ihr Geburtstag und der sollte gemütlich werden.
Nach einem ausgiebigen Frühstück setzte sich Kate vor ihren Fernseher. Sie schaltete sich durch die Programme, aber nichts war wirklich interessant. Immer wieder musste sie an Tom denken. Was er jetzt wohl machte, ob er auch an sie dachte. Würde er noch vorbei kommen, um ihr zum Geburtstag zu gratulieren? Oder hatte er ihn etwa vergessen? Nein, sicher nicht!
Kate stellte sich vor, wie er ihr das rote Kleid schenkte, das sie sich schon so lange wünschte. Sie hatte ihm in letzter Zeit öfters Andeutungen gemacht, ihm gesagt, wie schön sie es fand. Einmal hatte er es auch so geheimnisvoll angelächelt – oder hatte sie sich das nur eingebildet? So vergingen die Stunden, doch niemand kam. Kate schaute sich einen alten Liebesfilm an, blätterte durch ein paar Magazine und aß Tonnen von Süßigkeiten. Sie tat genau die Dinge, die sie sonst immer tun wollte, aber nicht die Zeit dazu gehabt hatte. Allerdings fühlte sie sich nicht besser.
Als sich Kate wieder nach etwas umsuchte, mit dem sie sich die Zeit vertreiben konnte, klingelte es plötzlich an der Tür. Kate sprang auf und merkte zum ersten Mal an diesem Tag, dass sie noch im Pyjama war. Aber jetzt war es auch schon egal, Tom konnte sie ruhig im Pyjama sehen. Kate war sich sicher, dass es Tom war. Wer sollte sonst kommen? Sie lief zur Tür und sah –
„Sarah?“
„Guten Morgen, Kate! Wieso schaust du denn so überrascht? Hast du nicht mit mir gerechnet?“
„Nein, du kommst schon etwas unerwartet. Aber komm doch herein!“
„Glaubst du etwa, dass ich mir nicht die Zeit nehme, um dir zum Geburtstag zu gratulieren?“
Kate und Sarah gingen ins Wohnzimmer.
„Bevor ich es vergesse…hier ist dein Geburtstagsgeschenk.“ Sarah gab Kate eine kleine Schachtel. Darin waren die Ohrringe, die sie am Tag davor gesehen hatten. „Danke, das ist wirklich lieb von dir!“ sagte Kate glücklich und umarmte ihre Sarah. Es war wirklich schön so eine Freundin zu haben.
„War Tom schon hier?“ wollte Sarah wissen. Kates Gesicht wurde wieder ernst. „Nein“, sagte sie.
„Mach dir keine Sorgen. Er…“ In diesem Moment klingelte das Telefon. Kate sprang zum zweiten Mal an diesem Tag auf und eilte zum Telefon. Vielleicht war das ja…es war Tom! Kate machte fast einen lauten Freudeschrei, konnte ihn aber noch unterdrücken. Tom fragte, ob sie zu ihm kommen konnte!
Jetzt musste alles schnell gehen. Kate zog das Erstbeste an, das sie finden konnte, verabschiedete sich von Sarah und lief zu Toms Haus. Ja, hier würde sie wirklich gerne einmal einziehen, vielleicht wartete er drinnen schon mit einem Verlobungsring und dann würde ihr Traum bald war werden. Aufgeregt klingelte Kate. Tom öffnete die Tür und ließ sie ein. Wie immer lächelte er sie an. Sein Lächeln war eines der Dinge die Kate so an ihm mochte.
„Komm! Ich muss dir etwas zeigen“, sagte Tom und führte sie ins Wohnzimmer. Und dort lag es auf dem Tisch – das rote Kleid. Okay, es war kein Verlobungsring, aber immerhin hatte er an ihren Geburtstag gedacht.
„Wie gefällt es dir?“ wollte Tom wissen.
„Es ist wunderschön!“ sagte Kate verträumt. Sie konnte noch immer nicht glauben, was sie sah.
„Ich habe mir gedacht, dass du es magst. Ich hoffe, Betti mag es auch.“
„Betti?“ Wer zum Teufel war Betti?
„Ja, Betti, meine Arbeitskollegin. Ich habe dir doch gestern erzählt, dass ich mit ihr auf diesen einen Ball gehe und da habe ich das Kleid für sie gekauft, aber ich brauchte noch ein bisschen weibliche Beratung, bevor ich es ihr geben konnte und ich wusste, dass du mir helfen konntest.“ sagte Tom, als wäre es nichts besonderes.
Kate war geschockt. Seine Worte machten keinen Sinn. Das Kleid war nicht für sie? War das etwa ein alter indianischer Brauch, dass man seiner Freundin an ihrem Geburtstag das Kleid für eine andere zeigt?
„Ist alles okay, Kate? Du schaust du komisch“, sagte Tom.
„Nein, es ist alles okay“, log Kate. In Wahrheit war sie noch immer sehr verwirrt. Doch vielleicht hatte er sein Geburtstagsgeschenk noch aufgehoben, um es spannender zu machen?
„Ich muss dich jetzt leider rausschmeißen, aber ich muss noch in die Arbeit“, sagte Tom indessen. Teilnahmslos ging Kate mit ihm nach draußen und sah ihn wegfahren. Nun stand sie da – ohne irgendetwas.
Kate ging nach Hause und überdachte noch einmal alles. Was tat er jetzt bloß in der Arbeit? War er wieder bei dieser Betti? Wahrscheinlich bildete sie sich das Problem bei der Sache aber nur ein. Diese Betti war bestimmt ganz harmlos und der Ball war nur geschäftlich. Ja, mit diesem Gedanken konnte sie einschlafen. Trotzdem rief Kate noch Sarah an, um sich ganz sicher zu sein.
„Also ich weiß nicht, was ich davon halten soll“, sagte Sarah, als ihr Kate alles erzählt hatte. „Ich finde, da ist etwas faul , aber um ehrlich zu sein, fand ich diesen Tom noch nie besonders vertrauenswürdig.“
Darauf legte Kate wütend auf. So etwas wollte sie sich gar nicht anhören. Sie nahm den Glaselefanten in die Hand, den ihr Tom einmal geschenkt hatte. Ihr war noch gar nie aufgefallen, dass seine Augen sehr traurig waren. Konnte ein Elefant denn überhaupt traurig sein?
Schluss – sie hatte genug darüber nachgedacht! Sie würde jetzt zu Tom in die Arbeit fahren und sich versichern, dass sie nichts zu fürchten hatte.
Mit dem Elefanten in der Hand betrat sie die Arbeit ihres Freundes. Zweiter Stock, vierte Tür links – Kate konnte den Weg im Schlaf. Sie trat ein und sah Tom – wie er eine andere Frau küsste!
Das wahr zuviel. Der Elefant fiel Kate zu Boden und zerbrach, so wie ihr Herz gerade zerbrochen war. Ohne ein Wort zu sagen, drehte sie sich um und rannte davon. Sie konnte und wollte Tom nicht mehr hören, der ihr noch etwas nachrief. Vielleicht hätte sie den Wink mit dem Kleid verstehen sollen, vielleicht hätte sie auf Sarah hören sollen, vielleicht hatte der Elefant ihr etwas sagen wollen, aber vielleicht war alles gut so wie es war. Ein Traum war zerplatzt, so viel war sicher, doch er machte Platz für einen neuen Anfang.

 

Hallo Sunny,

erst dein zweiter Beitrag hier, aber die Geschichte um Kate und ihre Freundin Sarah ist stellenweise schon ganz gut gelungen.

Allerdings hat dein Text, besonders im ersten Teil, einen zu ausgeprägten Aufzählungscharakter, so etwa nach der Devise "und dann... und dann... und dann...".

Es ist sicherlich die erste Fassung, es liest sich nämlich wie eine Rohfassung; Hemingway hat mal gesagt: "Erste Fassungen sind immer Mist!"

Du solltest den Text unbedingt noch mehrmals, mindestens achtmal (!), überarbeiten.

"Und täglich grüßt das Murmeltier..."

 

Hi Murmeltier
Danke, dass du meine Geschichte gelesen hast. Eigentlich ist es schon die vierte Fassung, aber man könnte es sicher noch verbessern.
Das mit den Aufzählungen stimmt leider auch, doch ich komme immer erst darauf, wenn es mir jemand sagt (oder schreibt). Ich sollte mich beim nächsten Mal wohl mehr darauf konzentrieren.
Nochmals danke für deine Kritik.
Sunny

 

Hallo Sunny,

hier nun mein ausführlicher Kommentar zu deinem Text:


Es ist noch nicht zu spät, Kate!

* Der Titel ist gut, er weckt Erwartungen, die vom Text dann in dieser oder jener Form befriedigt werden.


Es war ein heißer Nachmittag im August. Kate ging in den Park und setzte sich auf die Bank unter der alten Eiche. Dies war der Treffpunkt, wo sie sich jeden Freitag mit ihrer Freundin Sarah traf. Sie kannten sich seit dem Kindergarten und hatte eine Menge Zeit miteinander verbracht, aber jetzt konnten sie sich nur noch freitags sehen. Dann gingen sie einkaufen und hatten etwas Spaß zusammen.

* Ich finde, es nimmt zu viel vorweg und wirkt dadurch etwas langweilig, schon jetzt auf die kommenden Aktivitäten der beiden Frauen hinzuweisen.

Kate nahm ihr Buch aus ihrem Rucksack und begann zu lesen. Aber lange konnte sie nicht lesen...

* zweimal das Wort "lesen" so dicht hintereinander klingt nicht gut.

...da nach ein paar Minuten Sarah kam. Kate war froh sie wieder zu sehen. Sie gab ihr Buch zurück in den Rucksack und gemeinsam gingen sie los.

* Dafür, dass da wirklich nicht viel passiert, ist die Tatsache, dass sie "ihr Buch" (war davon schon mal die Rede, so dass die Leser/innen sofort im Bilde sein müssen, oder hätte es eher "ein Buch" heißen sollen?) aus dem Rucksack nimmt, eine überflüssige Aktion, die die zentrale Handlung auf keinerlei Weise voranbringt. Der Leser empfindet es als ein bloßes Füllsel.

Als erstes waren sie bei einem Juwelier.

* Hier beginnen jetzt diese "Aufzählungen".

Es war eines von Kates Lieblingsgeschäften, aber alles war so teuer, dass sie kaum einmal etwas kaufte. Doch sie liebte es all die glitzernden Sachen anzuschauen. Dieses mal hatten ihr es zwei wunderschöne Ohrringe angetan.

* Und schon wieder wird aufgezählt: diesmal zwei Ohrringen, beim letzten Mal vielleicht eine Kette, beim nächsten Mal dann wohl ein Anhänger.

Sarah lächelte. „Vielleicht wirst du sie ja dieses mal auch bekommen. Immerhin hast du morgen Geburtstag“, sagte sie.

* Auch die Figur Sarah liebt es wohl, Dinge vorwegzunehmen, die um der Spannung willen besser nicht zu früh gesagt werden sollten. Eine als so gut wie sicher angekündigte Geburtstagsüberraschung ist leider keine Überraschung mehr. Da hilft auch die Reaktion "Ich sage gar nichts" nicht weiter, im Gegenteil.

„Willst du sie etwa für mich kaufen?“ fragte Kate erstaunt.
„Ich sage gar nichts. Du wirst schon bis morgen warten müssen.“ Sarah lächelte wieder.
Kate und Sarah gingen noch zu ein paar anderen Geschäften, die sie mochten.

* An dieser Stelle ist die Spannung schon fast auf dem Nullpunkt: weitere Geschäfte werden aufgezählt, die Hauptfiguren gehen von Geschäft zu Geschäft, und es ereignet sich nichts Nennenswertes. Bitte unbedingt streichen oder überarbeiten!

Danach lud Sarah Kate zum Abendessen ein. Als sie auf dem Weg zu ihrem Lieblingsrestaurant waren, gingen sie an dem Kleidergeschäft vorbei, in dem ein langes rotes Kleid im Schaufenster hing.

* Aha, das nächste Geschäft.

Als Kate das Kleid sah, begann sie sofort zu träumen.
„Was glaubst du, wie würde ich in diesem Kleid ausschauen?“ fragte sie Sarah.
„Bestimmt bezaubernd“, antwortete diese. „Aber können wir nicht später drüber reden. Ich habe nämlich einen riesigen Hunger und muss endlich etwas essen.“
Doch es war gar nicht so leicht Kate von dort weg zu kriegen. Erst nach einer Viertelstunde konnte Sarah sie in Richtung Restaurant bewegen.

* Bedeutet das etwa, dass Kate eine Viertelstunde lang vor diesem Kleid träumt, während Sarah unermüdlich auf sie einredet, um sie endlich dazu zu bewegen, ihr in das Restaurant zu folgen???

Allerdings konnte sie Kate nicht davon abhalten den ganzen Abend über das Kleid zu reden.
Nach dem Essen waren beide ziemlich müde. Sie konnten sich gerade noch nach Hause schleppen und fielen dann ins Bett.

* Bis zu diesem Punkt der Geschichte ist so gut wie nichts passiert, was für etwaige Leser/innen von besonderem Interesse sind: Zwei Frauen haben sich verabredet und gehen dann von Geschäft zu Geschäft durch die Stadt, essen danach in einem Restaurant und gehen satt und müde wieder nach Hause.

Am nächsten Tag wachte Kate erst spät auf. Sie hatte beschlossen heute nichts Anstrengendes zu tun und alles mit Ruhe anzugehen. Ihr Geburtstag sollte gemütlich werden.

* Aha, hier werden wieder neue Erwartungen geweckt. Allerdings ist die Leserin bzw. ist der Leser nach den vorherigen ernüchternden Erfahrungen jetzt schon ein wenig vorsichtiger. Da meisten haben wahrscheinlich sowieso schon die Lektüre des Textes abgebrochen...

Nach einem ausgiebigen Frühstück setzte sich Kate vor ihren Fernseher. Sie schaltete sich durch die Programme, aber nichts war wirklich interessant. Heimlich wünschte sie sich, dass Tom, ihr Freund, kommen und ihr das rote Kleid, als ein Geburtstagsgeschenk bringen würde.

* Also das ist jetzt wirklich hart, derartige abgegriffene Klischees um die Ohren geschlagen zu bekommen. Das ist doch nicht dein Ernst, oder?!?

Doch die Stunden vergingen und nichts passierte.

* Da sowieso nichts passiert, muss auch nicht unbedingt noch darauf hingewiesen werden.

Kate schaute sich einen alten Liebesfilm an, blätterte durch ein paar Magazine und aß Tonnen von Süßigkeiten. Sie tat genau die Dinge, die sie sonst immer tun wollte, aber nicht die Zeit dazu gehabt hatte. Allerdings fühlte sie sich nicht besser.

* Allererste keimhafte Ansätze für einen inneren Konflikt der Protagonistin Kate.

Als sich Kate wieder nach etwas umsuchte, mit dem sie sich die Zeit vertreiben konnte, klingelte es plötzlich an der Tür. Kate sprang auf und merkte zum ersten Mal an diesem Tag, dass sie noch im Pyjama war. Aber jetzt war es auch schon egal. Sie lief zur Tür und sah –
„Sarah?“ „Guten Morgen, Kate!“ Sarah kam hinein, zog ihre Schuhe aus und ging ins Wohnzimmer.

* "Sarah?" - Selbst wenn es (unverständlicherweise!!) für Kate eine riesige Überraschung ist, dass Sarah kommt, für die Leser/innen ist es das keineswegs. Spannend wäre es allerhöchstens noch gewesen, wenn jetzt schlagartig und völlig überraschenderweise der "Traummann" Tom auf der Bildfläche erschienen wäre, meinetwegen auch mit dem roten "Traumkleid"... - aber doch bitte nicht die "Standardfreundin" Sarah!

„Es sieht ja richtig gemütlich bei dir aus“, sagte Sarah, als sie das Chaos sah, das Kate gemacht hatte. Sie wischte eine paar Schokoladendenpapiere weg und setzte sich auf die Couch. Kate ließ sich neben sie fallen.
„Bevor ich es vergesse…hier ist dein Geburtstagsgeschenk.“ Sarah gab Kate eine kleine Schachtel. Darin waren die Ohrringe, die sie am Tag davor gesehen hatten. „Danke, das ist wirklich lieb von dir!“ sagte Kate glücklich und umarmte ihre Freundin.

* Das hatten wir uns schon gedacht, dass Sarah Kate die ersehnten Ohrringe zum Geburtstag schenkt, schließlich wurde ja endlos darüber debattiert...

„War Tom schon hier?“ wollte Sarah wissen. Kates Gesicht wurde wieder ernst. „Nein“, sagte sie traurig.

* Diese Stelle ist ein wenig schwach in der Wortwahl: "ernst" und "traurig" geben dem Sachverhalt viel zu viel Gewicht.

„Mach dir keine Sorgen. Er…“ In diesem Moment klingelte das Telefon. Kate sprang zum zweiten Mal an diesem Tag auf und eilte zum Telefon. Es war Tom! Kate machte fast einen lauten Freudeschrei, konnte ihn aber noch unterdrücken. Tom fragte, ob sie zu ihm kommen konnte!
Jetzt musste alles schnell gehen. Kate zog das erste Gewand an, das sie finden konnte,

* Nun erfahren wir endlich auch mal was über Kates Beruf: sie ist also wohl am Theater angestellt, und als Kostümbildnerin hat sie einige der in den Stücken verwendeten Gewänder bei sich zu Hause aufbewahrt (vielleicht musste da noch das eine oder andere geändert werden, für dünnere oder dickere Schauspieler/innen oder Sänger/innen), ja, mehr noch: sie trägt sie originellerweise sogar im Alltag und sogar dann, wenn sie ihren Traummann Tom besuchen geht. Eine ziemlich exzentrische Person, diese Kate!

verabschiedete sich von Sarah und lief zu Toms Haus. Aufgeregt klingelte sie. Tom öffnete die Tür und ließ sie ein. Wie immer lächelte er sie an. Sein Lächeln war eines der Dinge die Kate so an ihm mochte.
„Komm! Ich muss dir etwas zeigen“, sagte Tom und führte sie ins Wohnzimmer. Und dort lag es auf dem Tisch – das rote Kleid.

* Wenn schon Leser-Erwartungen erfüllen, dann bitte auch gründlich! Das war zwingend erforderlich, dass Tom das rote Kleid für Kate gekauft hat, denn schließlich wurde ein diesbezüglicher Verdacht ja bereits am Vortag instinktsicher geäußert. Bingo!

„Wie gefällt es dir?“ wollte Tom wissen.
„Es ist wunderschön!“ sagte Kate verträumt. Sie konnte noch immer nicht glauben, was sie sah.
„Ich habe mir gedacht, dass du es magst. Ich hoffe, Betti mag es auch.“

* Oje, ist das eine platte Wendung, so nach der Devise "Da wachte ich auf und stellte erleichtert fest: Ich hatte alles nur geträumt"! Obwohl das noch die interessanteste Stelle der ganzen Geschichte ist, die einzige (!) überraschende Wendung, nachdem uns ja von Anfang an alles Kommende schon Stunden vorher verraten worden war...

„Betti?“ Wer zum Teufel war Betti?
„Ja, Betti, meine Arbeitskollegin. Ich habe das Kleid für sie gekauft, aber ich brauchte noch ein bisschen weibliche Beratung, bevor ich es ihr geben konnte und ich wusste, dass du mir helfen konntest.“ sagte Tom, als wäre es nichts besonderes.
Kate war geschockt. Seine Worte machten keinen Sinn. Das Kleid war nicht für sie? Aber plötzlich verstand sie alles. Kate bedeutete Tom nichts. Er hatte nur ein Spiel mit ihr gespielt und die einzige, an die er dachte, war Betti.
Ohne ein Wort zu sagen rannte Kate hinaus, direkt zu Sarahs Haus. Jetzt brauchte sie wen, der sie tröstete. Als sie in Sarahs Armen lag, ließ sie ihren Tränen freien Lauf.
„All die Dinge, die er für mich getan hat, alle sein Lächeln – nur eine Show! Aber wie konnte ich das wissen?“ schluchzte Kate.
„Du konntest es gar nicht wissen. Doch es ist noch nicht zu spät. Du kannst ihn noch verlassen“, sagte Sarah ruhig.

* Das ist toll: Sie velässt ihn, obwohl bisher noch kein Leser überhaupt ahnen konnte, dass die beiden in irgendeiner Form "verbandelt" waren, so neutral und emotionslos und oberflächlich dieser tolle Tom bisher geschildert wurde...

Am nächsten Tag klingelte Kate bei Tom. Er öffnete und zum ersten Mal lächelte er nicht.
„Ich wollte dir nur sagen, dass dein Spiel aufgeflogen ist. Auf Nimmerwiedersehen“, sagte Kate entschlossen. Sie drehte sich um und ging. Das war das letzte Mal, dass sie Tom gesehen hatte und sie war froh darüber.

* Nun ja: die Pointe ist nicht uninteressant, aber auch nicht gerade überwältigend neu. Vielleicht könntest du aber von dieser Stelle ausgehend rückwärts die ganze Geschichte noch einmal gründlich überarbeiten oder besser noch vollständig umgestalten.

Ich hoffe, du hast meine Textkritik nicht als zu krass empfunden, aber manchmal müssen wir als Schreibende einfach einsehen, dass wir in mancherlei Hinsicht noch ganz am Anfang stehen und noch viel, manchmal auch sehr viel, deutlich verbessern müssen. Manchmal konnte ich mir ein wenig sanfte Ironie leider nicht verkneifen...

Ein Tipp: Vom Leser aus gedacht schreiben - ist das, was ich da schreibe, auch für meine Leser/innen interessant? Oder anders: Hätte jemand anderes diese Geschichte verfasst, würde ich sie dann ebenfalls mit wachsender Begeisterung lesen?


Schöne Grüße vom Murmeltier

P. S.: Es ist noch nicht zu spät, Sunny!...

 

So, ich habe die Geschichte mit Hilfe von deinen Vorschlägen noch mal überarbeitet. Ich hoffe sie ist jetzt besser, ich finde sie auf jeden Fall etwas lebendiger als vorher.
Sunny

 

Hallo Sunny,

ich hatte meine ausführliche Kritik an deiner Geschichte bereits ins Netz gesetzt, als ich dann in deinem Profil entdeckte, dass du erst 14 Jahre alt bist.

Auch wenn es reichlich abgedroschen klingt: Für eine erst 14jährige Autorin ist der Text schon eine beachtliche Leistung!

Trotzdem solltest du diesen Text noch mehrmals überarbeiten. Ich hoffe, du hast auf Grund meiner heftigen Kritik an einigen Stellen jetzt nicht völlig den Mut verloren, zumal es erst dein zweiter Beitrag in diesem Forum bzw. auf kg.de überhaupt war; das wäre nämlich Unfung, denn du hast durchaus ein entwicklungsfähiges Schreibtalent.

Hier noch eine Literaturempfehlung (lass es dir vielleicht nachträglich zu Weihnachten schenken!):

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Eine sehr gute Schreibanleitung für Jugendliche und junggebliebene Erwachsene!

Nochmals: Fröhliche Weihnachten! Und weitermachen, unbedingt!

Murmeltier

 

Danke für den Buchtipp! Ich glaube, da muss mein Gutschein mal dran glauben :)
Wenn ich Zeit habe, nehme ich mir auch noch einmal die Geschichte vor. Aber ich kann dir versichern, dass ich mich nicht so leicht entmutigen lasse. Wenn das so wäre, hätte ich schon seit Jahren keine Geschichte mehr geschrieben.
Sunny

 

Hallo Sunny!
Deine Geschichte hat mir gut gefallen...
Ich stimme Murmeltier zu, was sie dir schon vermittelt hat.
Was mir an der Geschichte fehlt ist der Bezug zu Tom. Er wird am Anfang ja kaum erwähnt...
Es wäre schön, wenn erzählt werden würde, wie Tom Kate "eingewickelt", so dass man nicht auf den Gedanken kommt, das er jemals ihr was böses tun würde.
Und zum Schluß kommt der Knaller mit dem Kleid.

Der Schluß ist meiner Meinung nach etwas unpassend.
Ich denke, dass Kate und Tom fest zusammen sind?
Er sagt ihr ja ins Gesicht, das das Kleid für Betti ist (was ja schon heftig ist...) und am nächsten Tag geht Kate hin und sagt:

"Ich wollte die nur sagen, dass dein Spiel aufgeflogen ist."

Das passt irgendwie nicht. Denn wenn er fest mit Kate zusammen ist oder mit ihr was hat, dann wird ihm das wohl in dem Moment klar sein, dass es "auffliegt", wenn er sagt, für wen das Kleid ist. Und Kate braucht doch gewiß keinen ganzen Tag um sich das bewußt zu sein, oder? ;)

Meine Kritik ist keinesfalls böse gemeint, sondern soll nur ein Denkanstoß sein.

Frohes Fest und guten Rutsch

LG Joker

 

Hallo Sunny!

Von deiner Geschichte kenne ich nur die am 26.12 veränderte Fassung. Sie gefällt mir sehr. Ich persönlich bin ja ein Geburtstagsmuffel und feiere diesen Tag seit über 20 Jahren nicht mehr. Ich habe nämlich das Gefühl, dass an solch einem Tag etwas Böses in der Luft liegt, was wohl damit zu tun hat, dass das "Geburtstagskind" an diesem Tag etwas Besonderes erwartet, was ja doch nicht erfüllt werden kann. Und dieses Gefühl fängt dein Text gut ein, zum Beispiel:

"Einmal hatte er es auch so geheimnisvoll angelächelt - oder hatte sie sich das nur eingebildet?"

Der Satz hat es in sich! Unsere Erwartungen, die am Geburtstag so besonders romantisch werden - und dann die bittere Enttäuschung!

Grüße gerthans

 

Hallo Joker, hallo gerthans!
Danke, dass ihr meine Geschichte gelesen und eine Kritik geschrieben habt. Habe mich sehr gefreut :)
Vielleicht wollt ihr sie ja noch einmal lesen, denn ich habe sie noch einmal überarbeitet und einiges geändert.

Noch einen guten Rutsch!
Sunny

 

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