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Erkenntnis

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29.09.2003
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Erkenntnis

Ohne sich umzudrehen lief sie fort. Sie mußte diesem verletzten Blick entfliehen, konnte nicht ertragen, was sie selbst angerichtet hatte.
"bin das wirklich ich? was tue ich da?"
Der Schmerz in ihrer Brust war fast unerträglich, ihm war nur mit Kälte zu begegnen, Kälte nach außen, Kälte im Herz. Seele einfrieren.

Das funktionierte bisher auch immer, doch diese plötzliche Erkenntnis, das Erkennen der eigenen Schuld, war sehr neu. Und noch viel schmerzhafter als alles, was sie vorher als Enttäuschung durch Andere erfahren hatte. Mußte sie doch nun noch mehr enttäuscht von sich sein, von ihrer Art, mit Anderen umzugehen, um ihren eigenen Schmerz zu verdecken.
Nun, von diesem Wissen überrollt, fand sie den Weg zurück in ihr schützendes Revier nicht mehr. Wozu auch? Konnte ihre innere Schutzmauer sie denn vor sich selbst bewahren? Was nun?

Schon wieder Flucht? Wohin? Und vor allem, vor wem? War sie sich doch nun stets dicht auf den Fersen und war doch ihre eigene Kälte hinter der dicken Mauer deutlich spürbar, hinter der Mauer, die zuvor Schutz und gleichzeitig Gefängnis war.

Panisch hetzten ihre Gedanken die Seele auf und ab, mit wilden Augen nach einem Schlupfwinkel suchend, wohl wissend, das nun keiner mehr da war. Alle Türen waren plötzlich mit lautem Knall zugefallen, fast gleichzeitig.
Eine Einzige war noch offen. Die Dunkelheit hinter der Tür war bedrohlich und anziehend zugleich. Sie spürte einen leisen Sog, ein unmerkliches Ziehen. Fast wie ein Nylonfaden, der zwar nicht stark genug war sie fortzubewegen, der sie jedoch immer wieder mit leisem Zug an diese Tür erinnerte, ihre Aufmerksamkeit fesselte.
Hatte sie denn etwas anderes verdient? Gehörte sie nicht in die dunkle Kälte, vereint mit Ihresgleichen, die man nicht mehr verletzen konnte, hier, angekommen an ihrer letzten Station? Hörte sie nicht auch kaltes Lachen durch die Tür?
Sie war neugierig geworden, ging vorsichtig darauf zu. Eine einzelne Träne fror auf dem Weg über ihre Wange zu einer kristallenen, kleinen Kugel. Sie merkte es nicht.

Sie hatte den Fuß schon in der Luft, war bereit, den letzten, entscheidenden Schritt zu gehen, wußte genau, von hier würde sie nicht zurückkehren können, als die Tür direkt nebenan aufflog.
Ein warmer Luftstrom erreichte sie und sie zog irritiert den Fuß zurück.
Eine weitere Tür? Für sie? Suchend blickte sie sich um, ob da noch Jemand wäre. Jemand, der diese Tür verdient hatte. Aber es war niemand da. Wie denn auch, hier in ihrer eigenen Seele.

Ein kleines Mädchen, etwa 8 Jahre alt, streckte den Kopf zur Tür heraus.
"Kommst Du endlich? Es wird kalt hier drin!!" rief die Kleine ungeduldig und war auch schon wieder in der Wärme dahinter verschwunden.
Noch immer durcheinander folgte sie dem Mädchen in den warmen, hellen Raum, den letzten Schritt konnte sie auch später noch tun.
"Hallo" sagte das Kind lächelnd " ich bin die Einsicht, ich freu mich, daß Du den Weg zu mir gefunden hast."
Sie merkte, wie langsam die Wärme in ihre Knochen zurückkehrte und sich auch ein wenig an ihr Herz heranschlich.
Als sie die Tür hinter sich schloß kam das kleine Mädchen auf sie zu. Es lachte, sprang ihr um den Hals und küßte die, mittlerweile aufgetaute, Träne von ihrer Wange. Die Worte der Einsicht und die freundliche, einladende Umgebung erlaubten ihr sogar ein kleines, echtes, eigenes Lächeln.
Sie verbrachte eine lange Zeit in dem hellen Raum, lernte sich selbst zu verzeihen und zu mögen.
Bevor sie ging, fragte sie die kleine Einsicht, warum die Tür denn zuerst für sie verschlossen geblieben war.
Die Antwort verblüffte sie so sehr, daß sie wortlos den Raum verließ und draußen noch eine Weile grübelnd verweilen mußte, bevor sie ihren Weg zurück ins Leben fortsetzen konnte.

"Die Tür war niemals verschlossen, es gibt keinen Schlüssel. Du hättest jederzeit hereinkommen können. Doch bist Du es gewohnt, den einfachen Weg zu gehen, so sehr, daß Du die anderen Wege, die schwieriger zu erklimmen sind, gar nicht erkennst."

Als sie nach langer Zeit den Blick hob, schaute sie direkt auf das Türschild des dunklen Zimmers.
"Verzweiflung, Resignation" war darauf zu lesen.

 

Erstmal herzlich willkommen auf kg.de!


Zum Inhalt: Ein Stück Lebensphilosophie, die ein wenig an Kafkas Anekdote vom Türwächter aus "Der Prozess" erinnert. Hier wie dort werden potenziell mögliche Lebensgestaltungen anhand von fiktiven Türen vergegenständlicht um damit eine bestimmte, zu vermittelnde Botschaft anschaulicher vermitteln zu können, als das über rein rational abstrakte Argumentationen sonst möglich wäre. Dasselbe gilt für das wohl symbolisch beabsichtigte Einsetzen des Kindes mit seinem sinngebenden Namen "Einsicht": Wir sollen wieder zu Kindern werden und erlangen damit Einsicht in vormals zerfahrene Tatbestände ("Verzweiflung", "Resignation").

Wozu verhilft ihr die "kleine" Einsicht? Die Antwort bekommen wir an diesem Satz:

sie verbrachte eine lange Zeit in dem hellen Raum, lernte sich selbst zu verzeihen und zu mögen.
Diese Handlung aus der Einsicht (welche potenziell schon immer in der Heldin inne wohnte) wird wenig später als einer der
[...] Wege, die schwieriger zu erklimmen sind, [...]
interpretiert, weswegen sie aufgrund ihrer "Gewohnheit", stets nur die "einfachen Wege" zu beschreiten, um diese bisher zuverlässig einen weiten Bogen(!) zu machen schien.

Leben als beständige Konfrontation gegenüber unserer Umwelt. Je mehr wir von dieser Prämisse abweichen, umso weniger leben wir auch tatsächlich im letztlich wohl wahren Sinne dieses Wortes. Das ist es, was mir dazu einfällt.


Zum Stil: Die Erzählung ist einfach und anschaulich geschrieben. An einigen Stellen benutzt sie dicht aneinandergereihte, rhetorische Fragesätze um neben dem ohnehin schon recht handlungsreichen Ablauf noch zusätzliche Spannung aufzubauen. Ein beliebtes, aber nicht unbedingt bereicherndes Stilmittel (diese Fragen könnte - und sollte - der Leser sich auch selbst stellen und beantworten).

Die Gliederung in zahlreiche Absätze ist durchgehend nachvollziehbar. Weniger einsichtig bleibt dagegen der Sinn gelegentlich eingestreuter Satzanfänge mit Kleinbuchstaben; besonders hier:

Als sie die Tür hinter sich schloß kam das kleine Mädchen auf sie zu. es lachte, sprang ihr um den Hals und küßte die, mittlerweile aufgetaute, Träne von ihrer Wange. die Worte der Einsicht und die freundliche, einladende Umgebung erlaubten ihr sogar ein kleines, echtes, eigenes Lächeln.
sie verbrachte eine lange Zeit in dem hellen Raum, lernte sich selbst zu verzeihen und zu mögen. [...]
Absicht? Willkür? Versehen?

"THE END" am Ende des Textes wirkt albern und würde ich daher wieder rausnehmen.


ENDE

 

die moderatoren sind immer so hart! und so sparsam mit lob! ich glaub ich muss mal hier bisschen lob verteilen, denn die geschichte ist wirklich schön und ich finde sie auch einfallsreich, gut, ich kenne die o.e. erzählung von kafka nicht, aber ich gehe mal davon aus, dass die story nicht geklaut ist oder dergleichen, zumindest weiß ich nicht welchen sinn es hätte eine geschichte zu klauen... da kann man doch selber garnicht stolz sein.
ich finde die geschichte einfallsreich, wie bereits erwähnt und sie liest sich auch sehr schön!
die moral ist auch vorhanden, und das wichtigste, es ist eine richtige geschichte, und meistens wird hier bei philosophisches ja eher so krimskrams reingestellt der im grunde garkeine richtige geschichte ist.
also hier mal ein bisschen lob.
wenn ich sehe wie hart die moderatoren mit der rechtschreibung etc. umgehen seh ich jetzt schon mit grausen darauf wenn sie meine geschichte auseinandernehmen...urgs... aber macht nichts.
aber deine geschichte ist echt schön und sie hat sich toll gelesen, finde ich!
(das 'the end' am ende ist aber ziemlich doof, das passt nicht, muss ich dem mod leider recht geben)

 
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Hallo Ihr Lieben,

erst mal vielen Dank für die Antworten, damit helft Ihr mir sehr.

@ Dominicorislav

Danke für Dein Lob, freut mich, wenn Dir die Geschichte gefällt. Aber natürlich ist mir konstruktive Kritik genauso wichtig. Schreiben macht mir zwar Spaß, doch habe ich noch nicht wirklich viel Erfahrung.

Nun möchte ich ein wenig zur Aufklärung beitragen.
Diese Geschichte ist in einem anderen Forum in mehreren Teilen (natürlich alle von mir, bloß zeitversetzt) entstanden, daher "THE END" am Schluß.
Wäre hier natürlich nicht nötig gewesen, ich hatte es einfach mitkopiert. Daher kommen auch die vereinzelten "kleinen" Satzanfänge. Ich schreibe normal alles klein, bloß bei einer Geschichte und vor allem hier kommt das ja nicht so gut. Ich hab dann also alle (so dachte ich) Satzanfänge geändert. Somit ist dies ein Versehen.
Kafka kenne ich nicht, meine Geschichte entstand aus einer persönlichen Erfahrung. Ich tue mich leichter, Dinge zu akzeptieren, wenn ich sie mir als Geschichte oder als Gedicht nochmal erzähle :-).

Nun hab ich noch eine Frage an die Ratte :-)

Zitat:
"An einigen Stellen benutzt sie dicht aneinandergereihte, rhetorische Fragesätze um neben dem ohnehin schon recht handlungsreichen Ablauf noch zusätzliche Spannung aufzubauen. Ein beliebtes, aber nicht unbedingt bereicherndes Stilmittel (diese Fragen könnte - und sollte - der Leser sich auch selbst stellen und beantworten)."

Tatsächlich habe ich die Fragesätze aus genau diesem Grund benutzt. Ich wollte ein Gefühl von Unruhe, Hektik, Anspannung, Ratlosigkeit vermitteln. Leider weiß ich kein anderes Stilmittel, mit dem das gelingen könnte. Hättest Du evtl. einen Tip für mich?

LG
Lilith

 

@oresund

natürlich hast Du Recht, der Text geht nicht in die Tiefe. niemand hat das behauptet. er ist die Darstellung einer Momentaufnahme meiner Gefühle, mit noch recht wenig Übung, gebe ich zu.
nach erneutem Durchlesen erkenne ich allerdings sehr gut die von Dir beschriebene " nicht eigene Sprache des Autors".
der erste Teil der Geschichte ( bis: "was nun?) ist in meiner Sprache, er wurde genau dann geschrieben, als das Gefühl, was ich hier versuche zu beschreiben, noch bestand. Der Rest des Textes wurde später angefügt, um die Geschichte vollständig zu machen, ihr eine Moral zu geben. Das Schreiben daran war hölzern, vermutlich liest es sich deshalb auch so.
Ich werd das in Zukunft beachten. Danke Dir.

LG Lilith

 

ich hab mal die Rechtschreib und Grammatikfehler beseitigt :-)

 

Danke, dass du die Fehler ausgebessert hast.

Diesen Tippfehler scheinst du aber noch übersehen zu haben: :)

Noch immer durcheinander fogte sie dem Mädchen in den warmen, hellen Raum,
Zu deiner Frage: Also, diese Art von Stilmittel um Unruhe, Hektik, Ratlosigkeit usf. zu erzeugen ist mir persönlich einfach zu vordergründig und aufdringlich. Das empfindet aber jeder ein wenig anders.

Ich möchte Charaktere beschrieben sehen, an deren Ausdruck und Handlungen allein ich erkennen kann, dass diese Unruhe, Hektik oder Ratlosigkeit empfinden. Damit kommt man zugleich auch der uns bekannten Realität viel näher (und entzieht zugleich oresunds berechtigten Einwänden ihre Grundlage), als wenn man immer schon alles "portionsgerecht" vorbereitet, dh. dem Leser die Interpretation einer Geschichte beständig abzunehmen sucht.

Und die Eigeninterpretation des Erzählers fängt ja schon im zweiten Satz an, als da steht:

Sie mußte diesem verletzten Blick entfliehen, konnte nicht ertragen, was sie selbst angerichtet hatte.
"bin das wirklich ich? was tue ich da?"
Weshalb denn "musste"? Oder "konnte" (usf.) ? Warum nicht einfach beschreiben, dass sie auf der Flucht ist; vielleicht noch mit einem kurzen, aber objektiven(!) Rückblick, was eben zuvor geschehen ist? Vor allem, wenn man in der eigentlich distanzierenden dritten Person schreibt!

Klar ist das ungleich schwerer, als die Aussage einer Begebenheit oder Handlung immer gleich interpretierend vorwegzunehmen. So, als würde der Leser sich ohne diese Hilfen sonst viel zu schnell verirren. Aber wie kommt er sonst wohl eigentlich selbst im Alltag zurecht, ohne dass ihm/ihr immer gleich alles passend interpretiert wird? Verstehst du, was ich meine? ;)

Also, wenn du die Muse dazu hast: Schreib die Geschichte noch einmal neu und setz sie hier in diesem Thread unmittelbar darunter (vielleicht mit dem Vermerk: überarbeitet ). Diesmal aber möglichst ohne jede Vorwegnahme von Interpretation! Das wäre zumindest schon mal eine gute Schreibübung, denk ich.

 
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nochmal an die Ratte :-)

hm, ich möchte ja nicht die Begebenheit erzählen, nur die Gedanken und Gefühle, die daraus entstanden sind.
naja, scheint nicht so rüber zu kommen :-)
ich vermute mal, ich hätte die Geschichte in der Ich-Form schreiben sollen. die "Interpretationen" sollen eigentlich eine Art Eigendialog darstellen.
Nuja, ich merke grad, hab noch weniger Ahnung, als ich dachte ;-).
Danke für die Antwort, ich werd dran arbeiten.


@oresund

Zitat
"natürlich ist mir klar, dass man hier keine ingeborg bachmann erwarten kann, aber deren texte sind das, was ich als gut bezeichnen kann. und selbst im bereich der amateurprosa gehört der text eher zu den unterdurchschnittlichen darbietungen. woran es liegt, habe ich ein wenig versucht, darzulegen. ich denke, es würde wohl schon einiges bringen, wenn der autor einfach in seiner sprache schreiben würde. nicht mit dem holzhammer schreiben; es muss nicht faulkner sein, nicht grass, nicht frisch, sondern einfach glaubwürdig. man braucht sich ja nur einmal hesse anzuschauen, wie der geradebrecht hat und dennoch wirkung erzielte."
Zitat Ende

mir scheint, wir haben unterschiedliche Ansprüche an diese Seite. ich glaubte, hier darf man auch als Anfänger schreiben und sich Tips, Anregungen und natürlich auch negative Statements holen. Deinen Kritiken nach zu urteilen muß man allerdings an den Stil mindestens eines großen Schreibers heranreichen.
glaub mir, das ist nicht mein Ziel.
ich möchte lernen, wie ich die Bilder und Geschichten in meinem Kopf auf Papier bringen kann, so daß auch Andere ( nein, nicht unbedingt Philosophieprofessoren;-) ) vielleicht Spaß daran haben. sollte es allerdings gewisse Voraussetzungen geben, die man erst erfüllen muß (Literaturstudium, ..), dann entschuldige ich mich für die Störung und gehe wieder.

Lilith

 

Der Vergleich im zweiten Absatz von oresund oben trifft die Unverträglichkeit von Inhalt und Sprache der Geschichte ziemlich genau auf den Punkt: Er wirkt übertrieben pathetisch. Zum Beispiel hier

"bin das wirklich ich? was tue ich da?"
Der Schmerz in ihrer Brust war fast unerträglich, ihm war nur mit Kälte zu begegnen, Kälte nach außen, Kälte im Herz. Seele einfrieren.
Oder hier:
Panisch hetzten ihre Gedanken die Seele auf und ab, mit wilden Augen nach einem Schlupfwinkel suchend, wohl wissend, das nun keiner mehr da war. Alle Türen waren plötzlich mit lautem Knall zugefallen, fast gleichzeitig.
Also, ich kann nachvollziehen, wenn jemand unglücklich, besorgt oder verängstigt ist. Oder weint oder (vor Aufregung) zittert. Aber wenn mir eine Frau allen Ernstes sagen würde, dass sie gerade einen "unerträglichen Schmerz in ihrer Brust" hat - also mal ehrlich, dann würd ich sie auf dem schnellsten Weg zur Notaufnahme in die nächstgelegene Klinik bringen. Und nicht über etwaige Schuld und Sühne dieser Frau nachdenken.

Eine ähnliche Diskrepanz tut sich im zweiten Beispiel auf: Hier kommt eine Reihe von überzogen lautmalerischen Adjektiven zum Einsatz. Gedanken können nun mal einfach nicht "panisch hetzen" (und dann auch noch "die Seele auf und ab", als wäre diese ein Gebäude mit einer Reihe von Stockwerken oder etwas in der Art). Und was kann ich mir unter "wilde Augen" vorstellen? Die Augen eines Findelkindes?

Das hört sich zumindestens alles recht altmodisch und oberflächlich an.
Lilith, du schreibst

hm, ich möchte ja nicht die Begebenheit erzählen, nur die Gedanken und Gefühle, die daraus entstanden sind.
naja, scheint nicht so rüber zu kommen :-)
Okay, da hab ich einen Moment drüber nachdenken müssen. Aber mein Vorschlag an dich ist dennoch, dass du besser die Gedanken und Gefühle durch die Begebenheit und nicht viel eher ohne diese erzählen solltest. Du würdest doch auch niemanden beim gemeinsamen Kaffeetrinken am Tisch so einfach folgendes erzählen:
[Habe ich] denn etwas anderes verdient? [Gehöre ich] nicht in die dunkle Kälte, vereint mit [Meines]gleichen, die man nicht mehr verletzen konnte, hier, angekommen an ihrer letzten Station? [Höre ich] nicht auch kaltes Lachen durch die Tür?
Verstehst Du, was ich meine?
Aber warum dann in dieser Geschichte (die noch dazu ein persönliches Erlebnis von dir schildert, wie du sagst)? Weil es eine Geschichte ist? Setzen prosaische Texte so selbstverständlich eine gehörige Portion Pathos voraus?


(Übrigens bin ich jetzt nicht nur wegen deiner Geschichte hier so ausführlich geworden, sondern auch deshalb, weil diese gerade beschriebenen Unzulänglichkeiten hier im Forum doch immer und immer wieder auftauchen und ich davon ausgehe, dass dieses Thema hier noch von vielen anderen gelesen wird - nicht nur von denjenigen, die hier neben dem Lesen auch noch einen Beitrag hinterlassen)

 
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@ oresund

ich habe nun begriffen, daß "Holzhammer" Dein persönlicher Begriff ist.

@Ratte

Danke für's Konstruktive :-)
ich denke, ich verstehe langsam, was Du meinst.
ich kann ein Gefühl nicht durch übertriebene Worte beschreiben, ich muß die Geschichte so erzählen, daß der Leser selbst mitfühlen kann.
ich versuche mich nochmal auf andere Art und Weise daran.
Ich finde es gut, daß Du so ausführlich geworden bist, denn dadurch kann ich gut verstehen, warum die Geschichte nicht rüberkommt und was der grundlegende Fehler ist. Mir ist durchaus bewußt, das meine Erzählung nur eine unter vielen, stilistisch nicht so guten Geschichten, ist.
Sicher können auch Andere viel mit Deinen Ausführungen anfangen.
Die provokative Holzhammermethode des oresund läßt es nicht so zu, die Kritik auch anzunehmen, selbst wenn sie berechtigt ist.

Lilith

 
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Servus Lilith!

Was mich an einer Geschichte mehr interessiert als das Stilistische ist die Philosophie hinter einer Erzählung an sich.

Ein Mensch der nach einem bestimmten Muster gehandelt hat durchschreitet die Tür ins Licht, findet Erkenntnis und lässt die Resignation hinter sich. Diese Tür lese ich, war nie verschlossen, demnach war auch nie der Versuch gemacht worden sie zu öffnen, sonst wäre dies ja bekannt gewesen. Was ich jetzt gerne erfahren hätte - was trieb diesen Menschen dazu gerade jetzt durch diese Tür zu schreiten, was war der Auslöser zum Öffnen der Tür. Ich denke, dass die Erkenntnis nämlich bereits vorher gelebt wurde und diese das Öffnen überhaupt möglich machte. Das Erfrieren der eigenen Seele schien fast ein Wunschgedanken - was erlöste diesen Menschen von diesem Wunsch? Wenn er ja immer gleich gehandelt hatte, musste er andere aufgrund seines Höhlenverhaltens auch früher verletzt haben - wieso fielen ihm gerade jetzt Schuppen von den Augen?

Ich finde die Geschichte gut erzählt - was mir einzig störend auffiel, und das ist ziemlich subjektiv - ist, dass dieser Mensch diese Erlösung bereits als Ende des Weges ansieht, als etwas Endgültiges. Damit läuft er Gefahr noch hundert andere Türen nicht wahrzunehmen. Wie siehst du das?

Lieben Gruß an dich - schnee.eule

 
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Ein Mensch der nach einem bestimmten Muster gehandelt hat durchschreitet die Tür ins Licht, findet Erkenntnis und lässt die Resignation hinter sich. Diese Tür lese ich, war nie verschlossen, demnach war auch nie der Versuch gemacht worden sie zu öffnen, sonst wäre dies ja bekannt gewesen. Was ich jetzt gerne erfahren hätte - was trieb diesen Menschen dazu gerade jetzt durch diese Tür zu schreiten, was war der Auslöser zum Öffnen der Tür. Ich denke, dass die Erkenntnis nämlich bereits vorher gelebt wurde und diese das Öffnen überhaupt möglich machte.

hm,
ich denke, Du hast recht gut erfaßt, was ich sagen wollte mit dem Text.
die Geschichte erzählt von Jemandem, der in einer Schleife zu leben scheint. bestimmte Ereignisse wiederholen sich ständig, er gerät immer mehr in die Verzweiflung. irgendwann beschließt er, die Sache aus einem anderen Licht zu betrachten, beobachtet sich selbst um zu erkennen, worin das Muster besteht. trotz dieser Selbstbeobachtung gerät er wieder in die, fast schon gewohnte, Situation, muß nun allerdings erkennen, daß er einen riesigen Anteil der Schuld selbst trägt. nun steht er kurz vor der Resignation, schämt sich, hat Schuldgefühle. er bekommt trotz seiner Erkenntnis die Situation nicht in den Griff.

Das Erfrieren der eigenen Seele schien fast ein Wunschgedanken - was erlöste diesen Menschen von diesem Wunsch? Wenn er ja immer gleich gehandelt hatte, musste er andere aufgrund seines Höhlenverhaltens auch früher verletzt haben - wieso fielen ihm gerade jetzt Schuppen von den Augen?

das Einfrieren der Seele, der Wunsch, nicht mehr fühlen zu müssen. denn dann kann er auch nicht mehr so emotional handeln und Andere dabei verletzen.
Die Erlösung kommt durch einen Menschen, der hinter dem Verhalten des Menschen den wirklichen Grund erkennt, der die "Verletzung" nicht persönlich nimmt und dem Anderen reflektiert, wie sein Verhalten ankommt.
Ich hab versucht, diesen Menschen als Kind darzustellen, da es eine gewisse Unverdorbenheit dazu braucht. Jemand, der selbst schon Narben auf der Seele hat, schützt sich eher, als daß er das Verhalten eines Anderen hinterfragt.

Ich finde die Geschichte gut erzählt - was mir einzig störend auffiel, und das ist ziemlich subjektiv - ist, dass dieser Mensch diese Erlösung bereits als Ende des Weges ansieht, als etwas Endgültiges. Damit läuft er Gefahr noch hundert andere Türen nicht wahrzunehmen. Wie siehst du das?

nicht als Ende des Weges, als Ende der Schleife.
er geht nach reiflicher Überlegung den Weg zurück ins Leben, was ja niemals endgültig sein kann. Endgültig wäre der Tod.

Lieben Gruß an dich - schnee.eule

einen Gruß zurück
Lilith

 

Hallo Lilith,

ich möchte mich eigentlich schnee.eule anschließen und nach dem philosophischen Aspekt des Textes schauen (der Stil ist natürlich auch wichtig).
Wenn es in keinen größeren Zusammenhang gebracht wird, ist das Thema `Resignation´, `Schuld´, `Erkenntnis´ (was nicht unbedingt synonym zu `Einsicht´ ist), ein psychologisches Thema. Man beschreibt, wie sich die Person aufgrund ihrer psychischen Gegebenheiten verhält, wie sie auf Situationen reagiert, deshalb ist es für mich kein philosophischer Text.

Zitat:
Panisch hetzten ihre Gedanken die Seele auf und ab, mit wilden Augen nach einem Schlupfwinkel suchend, wohl wissend, das nun keiner mehr da war.

Das hört sich an, als sei die Seele eine Treppe. Die Gedanken hetzen eher durch ihr Bewusstsein.

Zitat:
"Hallo" sagte das Kind lächelnd " ich bin die Einsicht, ich freu mich, daß Du den Weg zu mir gefunden hast

Das Kind sollte sich nicht vorstellen müssen, man sollte einsehen, um was es geht.

Weiterhin viel Erfolg,

tschüß… Woltochinon

 
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ich möchte mich eigentlich schnee.eule anschließen und nach dem philosophischen Aspekt des Textes schauen (der Stil ist natürlich auch wichtig).
Wenn es in keinen größeren Zusammenhang gebracht wird, ist das Thema `Resignation´, `Schuld´, `Erkenntnis´ (was nicht unbedingt synonym zu `Einsicht´ ist), ein psychologisches Thema. Man beschreibt, wie sich die Person aufgrund ihrer psychischen Gegebenheiten verhält, wie sie auf Situationen reagiert, deshalb ist es für mich kein philosophischer Text.
ich hatte gerade die Verbindung dazwischen (`Resignation´, `Schuld´, `Erkenntnis´ (was nicht unbedingt synonym zu `Einsicht´ ist) philosophisch gesehen, wie wäre Deine Definition?
Panisch hetzten ihre Gedanken die Seele auf und ab, mit wilden Augen nach einem Schlupfwinkel suchend, wohl wissend, das nun keiner mehr da war.
Das hört sich an, als sei die Seele eine Treppe. Die Gedanken hetzen eher durch ihr Bewusstsein.
ich wollte hier eine Beziehung zwischen dem Bewußtsein und der Seele herstellen, die Gedanken, eben nicht mehr bewußt, steuerbar, sondern in einer Seele gefangen, die ( zuerst) nur einen Lösungsweg bietet.
"Hallo" sagte das Kind lächelnd " ich bin die Einsicht, ich freu mich, daß Du den Weg zu mir gefunden hast
Das Kind sollte sich nicht vorstellen müssen, man sollte einsehen, um was es geht.
hier hast Du natürlich sehr recht. mir ist kein Weg eingefallen, wie ich das bewerkstelligen konnte, ich arbeite daran.
Weiterhin viel Erfolg,
Dir auch, Danke für Deine Meinung :-)

LG Lilith

 

Hallo Lilith,

danke für Deine Antwort.
Schuld und Erkenntnis gehören auch zu dem Bereich der Philosophie. In Deiner Geschichte werden sie aber nach meiner Ansicht psychologisch betrachtet. Sie sucht „hier in ihrer eigenen Seele“, „lernte sich selbst zu verstehen.“ Sie versucht mit der Welt zurecht zu kommen, sie fragt nicht, was ist Erkenntnis `an sich´, oder sucht nach allgemeingültiger Moral, die dann ihre Schuld definiert. Das meine ich mit einem größeren Zusammenhang. Philosophie und Psychologie überschneiden sich natürlich (Zen, Mystik …).

Zitat:
ich wollte hier eine Beziehung zwischen dem Bewußtsein und der Seele herstellen, die Gedanken, eben nicht mehr bewußt, steuerbar, sondern in einer Seele gefangen, die ( zuerst) nur einen Lösungsweg bietet

Die Beziehung stört mich auch nicht, sondern die Ausdrucksweise („auf und ab“). Man spricht zwar vom `Auf und Ab der Gefühle´, aber Gedanken auf einer Seele?

LG,

tschüß… Woltochinon

 

Hallo Lilith,

danke für Deine Antwort.
Schuld und Erkenntnis gehören auch zu dem Bereich der Philosophie. In Deiner Geschichte werden sie aber nach meiner Ansicht psychologisch betrachtet. Sie sucht „hier in ihrer eigenen Seele“, „lernte sich selbst zu verstehen.“ Sie versucht mit der Welt zurecht zu kommen, sie fragt nicht, was ist Erkenntnis `an sich´, oder sucht nach allgemeingültiger Moral, die dann ihre Schuld definiert. Das meine ich mit einem größeren Zusammenhang. Philosophie und Psychologie überschneiden sich natürlich (Zen, Mystik …).

--hm, verstehe, was Du meinst. da muß ich drüber nachdenken.


Zitat:
ich wollte hier eine Beziehung zwischen dem Bewußtsein und der Seele herstellen, die Gedanken, eben nicht mehr bewußt, steuerbar, sondern in einer Seele gefangen, die ( zuerst) nur einen Lösungsweg bietet

Die Beziehung stört mich auch nicht, sondern die Ausdrucksweise („auf und ab“). Man spricht zwar vom `Auf und Ab der Gefühle´, aber Gedanken auf einer Seele?


--genau so sehe ich es :-) meine Seele ist mein Unterbewußtsein. man kann es als Karteisystem oder wie auch immer sehen. Für mich ist es ein Flur mit vielen Türen, auf dem Gedanken oder "biologische bits" entlanglaufen, hinter verschiedenen Türen verschwinden.
vielleicht keine gängige Sichtweise, aber Meine :-)
vielen Dank für den Austausch!!

LG Lilith

 

Hallo Lilith,

ja, gängig ist es nicht- aber wenn Du´s so siehst (und ja auch beschreibst) ist es o.k. Schließlich kann man das Gegenteil nicht beweisen...

Alles Gute,

tschüß... Woltochinon

 

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