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Erich Koschorrek: Sitzpinkeln
Sitzpinkeln
Hömma, ich heute morgen durch dat Treppenhaus gerannt, nachen Ede auffen Hof. Ich sach: „Ede, gib ma schnell Pülleken Bier, et is wat ganz schrecklichet passiert!“ Der Ede am kucken. „Wat is denn los?, fracht er. „Sezz dich ersma hin, du bis ja ganz ausse Puste.“ Ich sach: „Ede, wenn du dat ein erzähls, wat passiert is, der glaubt dat nich. Der sacht: „Wat.......?!“, sacht der.
Und dann hab ich den Ede dat ma erzählt, wat die Gundula sich da geleistet hat. „Weiße wat, ich steh heute morgen auf, geh im Badezimmer, weil ich aum Klo muss. Ich denk: Wat is denn hier los? Blumenpott auffe Fensterbank vorn Klofenster, Hängegeranie anne Wand und auffe Ablage von Spiegelschrank zwei Duftkerzen.“ „Dat is doch nix schlimmet“, sacht der Ede. Ich ersma anständich anne Pulle Bier gezogen. Ich hatte ja noch nich gefrühstückt. Ich sach: „Ede, dat Schlimmste kommt doch jezz ers noch. Da hängt anne Tür von innen sonn großen Bilderrahmen und da steht: Hier wird im Sitzen gepinkelt! Weiße Bescheid, Ede? De Gundula widder mit sonne neue Idee! Ich hab eine Wut sach ich dir!“
Ich ersma widder Schlücksken Bier. Jezz saß der Ede da, kuckt mich an und is am grinsen. Ich sach: „Wat is, wat strahlze wie sonn Honichkuchenferd?“ „Jaaaa“, meinte er da, „kuck ma Ärrich. Ich bin jezz schon im dritten Jahr Sitzpinkler.“ Hömma, da is mir bald die Pulle Bier ausse Hand gefallen. Jezz krichte ich ersma richtich Wut. Ich aufgesprungen und den Ede angebrüllt: „Ede, du sachs mir jezz sofort, dat du dat lüchs!“ Jezz zoch der mich an mein Bademantel widder so auffen Stuhl zurück und sacht: „Ärrich“, sacht er, „ich hab dat ja früher auch allet im Stehen. Aber dann hat mir Meine ma auffen Klo gezeicht, so in Gegenlicht, wat dat für eine Sauerei is. Dat war aber auch....sach ich dir. Sisse, Ärrich, und seitdem bin ich auffen Klo immer am sitzen.“ Ich war inzwischen schon völlich fettich mitte Nerven. Ich sach: „Kumma Ede, mein Oppa hat mir, als ich Köttel war, schon gesacht: Wer als Mann in sitzen pinkelt, dat is und wird nie ein richtigen Mann.“ Jezz fing der Ede an, dat wär doch allet Tinnef. Meinte er so: „Ärrich, wenne die Gundula den Gefallen tus, mitte Sitzerei, dann bisse ein Mann!“ Ich sach: „Ede, jezz stell dir dat doch ma vor: Ich sitz auffen Klo am pinkeln, um mich rum de Duftkerzen und de ganzen Blumenpötte. Da kommße dir doch vor wie in Stadtgaaten auffe Bank. Nur, datte da auffe Bank nich am pinkeln biss.“
Jezz meinte der Ede, ich soll mir dat wirklich ma überlegen. „Du glaubs gaanich, wie ich mich da am entspannen bin“, sacht er, „ich kann mein Kopp inne Hände stüzzen oder mich hinten an Klodeckel anlehn und ganz gemütlich laufen lassen und allet bleibt sauber.“ Und, meinte er noch, dat er viel mehr am lesen wär, wie früher. Also de Bildung würde er sich auch beim sitzpinkeln, würde er sich die da....verabreichen. Ich sach: „Ede, ich weiset nich. Wenn die Gundula dat inne Nachbarschaft erzählt, sind die doch alle am gröhlen.“ Jau, und dann kam der Ede plötzlich mit den Klu raus. Nämlich, dat seine Frau ihn dafür einma inne Woche genau dat kochen würde, wo er grade Hunger drauf hätte. Mit allet drum und dran. Jezz kam ich innet grübeln. Ich sach: „Samma Ede, meinze denn, dat klappt auch mit Durst?“ „Jasicher“, sacht er da, „du muss nur de Frauen ein Gefallen tun, dann sind die wie waame Butter in deine Hände.“
Ich ersma widder hoch inne Wohnung. Und jezz bin ich am überlegen, dat wenn die Gundula gleich zurück kommt, dat ich extra de Klotür auf lass, dat se dat auch gleich sieht, und wenn die dann kommt, sitz ich schon auffe Brille. Und dann kann ich mir heute Abend dermaßen ein verkassematuckeln ohne dat se widder am meckern is, weil, se freut sich ja über mein Gefallen. Jaa, dann geh ich jezz schonma sitzen. Also, mach gut, ne!