ER-lösung
ER-lösung
Ich sitze am Schreibtisch.
Mein Blick auf die Uhr im Zimmer gerichtet.
Nur noch 30 Minuten und 27 Sekunden.
Verkrampft halte ich den Stift in der Hand. Die Hausaufgaben müssen noch rechtzeitig fertig werden. Danach geht nichts mehr.
Meine Hände zittern vor Angst. Wenn bloß nicht immer diese Schmerzen wären.
Ich höre Geräusche im Flur. Kommt er etwa jetzt schon? Ich wende den Blick von der Uhr. Ich will aufstehen und die Tür verschließen, doch ich sitze wie angewurzelt auf meinem Stuhl.
Ich höre Spiky kläffen. Er ist noch nicht da. Es war der Hund.
Erleichtert verlieren sich meine Augen im Zimmer, auf der Suche nach "Mutmacher".
Noch zehn Minuten und zwei Sekunden. Der Rucksack ist gepackt und der Schreibtisch aufgeräumt. Ich ziehe mir meinen Schlafanzug über und schalte meine Nachttischlampe an. Ich lege mich ins Bett und schaue auf die Uhr. Nur noch drei Minuten und 17 Sekunden.
Ich denke an die Schule morgen. Was die anderen wohl wieder in der Umkleidekabine sagen werden.
Ich überlege mir neue Ausreden.
Ich verkrieche mich tief unter die Decke und warte - warte auf das, was für mich das schrecklichste, jedoch das alltäglichste in meinem Leben ist. Schon seit dem ich denken kann.
Sieben ... , sechs ... , fünf ...
Dad kommt ins zimmer. Zielstrebig geht er auf mich zu. Seine Hände zu Fäusten geballt. Er schlägt zu. Immer wieder. Ich höre ihn lachen und meine Mutter schreien.
Zum letzten Mal. Zum allerletzten Mal.