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En interessanti Frog

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24.01.2015
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En interessanti Frog

En interessanti Frog


D'Julia hocket be dr Oma am Stubetisch und versuecht useme Buech en Hond abzzeichne. Tier zeichne esch eri Lieblingsbeschäftigung. Höt esch si aber ned ganz be dr Sach. Emmer weder luegt si zu dr Oma öbere. Die fleckt grad es Paar Hose vom Opa. Dass d'Julia si beobachtet, het si scho lang gmerkt. Sie luegt öbere Bröuerand und frogt:
"Hesch öpis?"
"Nei nüt," seit d'Julia. Si füeut sech ertappt. Aber denn platzt si use: "Oma, muesch du baud schtärbe?"
"Wie chonsch du jetzt do druf?"
"Wöu du scho so aut besch ond emmer Schmärze hesch."
D'Oma leit di gfleckte Hose of d'Siite.
"Das esch en enteressanti Frog, Julia; aber i cha si ned beantworte. Wen i muess stärbe, das weiss nur de Liebgott. I möcht scho no gärn erläbe wie du erwachse wersch ond e Bruef lehrsch. Vellecht hesch du schpöter sogar e Familie ond i werde no Uroma."
D'Julia mues lut lache. Si esch grad zäh Johr aut worde.
"Oma, i wot doch ned hürote. I wot emou Tierärztin wärde."
"Das esch au rächt. Du chasch guet met Tier umgoh. Mer hesch ghoufe, dass i d'Angscht vor de Hönd verlore ha. Weisch no wen i be eusne Spaziergäng d'Hondebsetzer ame ha müsse froge, öb Du ere Hond döfisch streichle? Ond denn hesch ame wöue, dass i si ou streichle."

"Gäu Oma, am Afang hesch ame Angscht gha; aber denn esch's emmer besser gange."
"Jo, dank diner Höuf."


I der Zwöscheziit esch d'Zeichnig met em Hond fertig worde.
"Und jetzt zeichni no dis Lieblingstier", seit d'Julia und schiebt s'Buech met de Tierfotine zu dr Oma öbere.
"Wele Elefant gfaut dr am beschte?"
"Do die Elefantemueter met em Junge. Die beide erennere mi a ne Film won i einisch gseh ha.
Det het en Elefante-Mueter om eres tote Chend truret. Vöu spöter esch si met erer Härde weder a dä Platz zrog cho. Do send nor no Knoche vom Junge gläge. Es het mi berüert z'gseh, we behuetsam si dermet umgange esch. Ond natürlech het's mi ou fasziniert, was för nes phänomenals Gedächtnis d'Elefante händ.

Es Wiili esch es stöu zwösche de beide.
D'Julia het grad de Rössu vom Elefant zeichnet, wo si frogt:
"Oma, hesch du Angscht vor em Stärbe?"
"Nei, nor vor dr letschte Wägstrecki han i echli Angscht. Me weiss ned, was no aus chont. Aber Gott het versproche, dass er ou i schwerige Ziite do esch und eus heuft. Ond dr Gedanke, einisch am ene Ort z'läbe, wo's keini Schmärze ond kei Ongrächtigkeit me get, esch ou schön."

"Aber wie esch's denn, weme muess stärbe?", wot d'Julia wösse.
"Erinnerisch di a Bepo, dis Meersäuli? Wo ner aut und schwach gsi esch, het er nöm wöue frässe und het nöm möge umegumpe. Ond do esch sis Härz eifach einisch stoh blebe und am Morge esch är tod i sim Hüsli enne gläge. So ähnlech esch es be de Lüt. Weme ganz aut und schwach esch, mag s'Härz nömme schaffe und blibt stoh. Oder ou be nere schlemme Chranket, oder be mene schwäre Omfau. Wenn e Mönsch schterbt, blibt si Körper zrogg wie ne läri Höue, verglichbar mit dr Höue vonere Schmätterlingsroupe. Ond en Ängu treit di i Hemu zom Liebgott."

"Aber de Max het em Religionsunterrecht gseit, das met em Hemu seig gar ned wohr."
"Und woher weiss är das?"
"Si Vater het's gseit."
"Jä no, do ben i anderer Meinig. I weiss, woni einisch häre chomme.

Jetz got d'Stubetöre uf ond dr Opa chont ine met eme Chratte vou Chriesi, woner frösch em Bungart gonne het.
"Grifet zue", seit er. Das muess mer dr Julia ned zweumou säge. D'Chriesi vom Opa send di beschte vo dr ganze Wäut.

 

Die Geschichte ist in schweizerdeutsch geschrieben und zwar in Aargauer-Dialekt.
Im Aargauer-Dialekt gibt es verschiedene Färbungen.
Ein Beispiel:
Im Geburtsort, wo ich aufgewachsen bin, sagt man zu Kirche: Chele.
Dort, wo mein Mann aufgewachsen ist, in einem Nachbartal, sagt man Chewe.

Marai

 
Zuletzt bearbeitet:

Sterben ist wie bei Beppo dem Meerschweinchen.
Hallo, liebe Marai,
schon lange wollte ich mal wieder eine Geschichte von dir kommentieren, jetzt ist es endlich soweit.
Nur leider kann und mag ich dieses Mal gar nicht so sehr zur Geschichte selbst etwas sagen, zu sehr steht die Sprache für mich im Vordergrund.
Mein Hauptanliegen war eigentlich nur, die Geschichte zu verstehen. Und bis auf wenige Stellen ist mir das auch gelungen. ich könnte sie so ziemlich Wort für Wort übersetzen. Dabei klingts am Anfang echt Chinesisch. Ich mein Aargauerisch. Sagt man überhaupt so?
Was ich an Dialektgeschichten oft so schön finde, das ist, wie nett bestimmte Sachen da klingen. Meersäuli find ich zum Beispiel klasse. Und noch viel mehr.

Aber bei ein paar Wörtern/Sätzen hats Verstehen nicht geklappt.
Ich sag die mal:

Es Wiili esch es stöu zwösche de beide.
Das ??? ist es steht(stünd) zwischen den beiden.

met eme Chratte vou Chriesi, woner frösch em Bungart gonne het.
Mit einem ???? von ????? wenn er frisch vom ????? ???? hat.
Man könnt sich ja was denken. Chratte: Riesenratte? Nein, geht natürlich nicht. Fiel mir aber natürlich als allerserstes ein. Vielleicht so ein Behälter, ein Tablett, ein Korb? Und Chriesi sind irgedwelche Köstlichkeiten zum Essen. Und ist vielleicht ein Bungart ein Bauerngarten? Dann müsste Chriesi Obst sein, denn ein kleines Mädchen ist ja keine Karotten oder Kohlköpfe als Köstlichkeit. Müsste wa Süßes sein. Wie Erdbeeren oder Kirschen vielleicht?
Also das macht schon Spaß, deine Geschichte zu übersetzen.

Zum Inhalt aber vielleicht so viel. So eine richtige Geschichte ist dieses Gespräch für mich nicht. Es ist mehr eine kleine Betrachtung über das Sterben, abgehandelt an dem Gespräch zwischen Enkelin und Oma.
Es enthält für eine echte, klassische Geschichte zu wenig Spannung. Vielleicht könnte man die Sorge der Enkelin noch mehr reinbringen?
Aber ist wirklich nur eine Frage, denn die Ungerührtheit des Kindes, das einfach so drauflosfragt, hat ja auch was Charmantes.
Trotzdem, du weißt ja, und ich weiß auch immer, dass du mir das nicht übel nimmst: für eine Geschichte, die mich wirklich mitreißen würde, ist mir der Inhalt hier zu sehr auf die Botschaft der Religiösitat zugeschnitten. Das wirkt dann mehr wie ein trostspendender Ratgeber in einem Handlungsrahmen, nicht wie eine Geschichte mit Spannung und Konflikt.
Und trotzdem habe ich es gerne gelesen, weil deine Geschichte schon sehr charmant und liebevoll klingt. Denn du hast das ja schon sprachlich sehr nett geschreiben. Das entfaltet dann seinen ganz eigenen Reiz, wenn man das auf Aargauerisch hört.
Da fällt mir ein, diese Sprache ist schon was Besonderes. Könnt ihr Schweizer überhaupt mal was richtig Böses sagen? Das würd mich mal interessieren. Ich glaub bei euch klingts sogar dann noch nett, wenn einer zum anderen Arschloch sagt. :D
Aber ich schweife ab. Wie gesagt, gern gelesen und gemocht, deine Enkelinnenfragen.
Viele liebe Grüße aus dem Hessischen.
Novak

 

Hallo Marai
Als Schweizer hatte ich natürlich weniger Mühe, als Novak, deinen Text zu verstehen.
Mir hat vor allem gefallen, wie konstant du deinen Aargauer Dialekt durchgezogen hast.
Vom Inhalt her hat's mich ebenfalls nicht vom Hocker gehauen, aber ich fand sie trotzdem angenehm zu lesen.

Mer hesch ghoufe, dass i d'Angscht vor de Hönd verlore ha.
Diese Aussage steht etwas im Raum. Da würde ich mir wünschen zu erfahren, wie Julia der Oma die Angst vor Hunden genommen hat.

"I ha d'Elefante gärn", seit d'Oma. "Sie send so gschiit ond starch ond doch ou sanft. I ha einisch e Film gseh. Det het en Elefante-Mueter om eres tote Chend truret. Vöu spöter esch si met erer Härde weder a dä Platz zrog cho. Do send nor no Knoche vom Junge gläge. Es het mi berüert z'gseh, we behuetsam si dermet umgange esch."
Das wirkt, als würde Oma sich zu uns umdrehen und dem Publikum erklären. Das könntest du noch besser im Gespräch mit Juli verpacken.

"Aber de Max het em Religionsunterrecht gseit, das met em Hemu seig gar ned wohr."
"Und woher weiss är das?"
"Si Vater het's gseit."
"Jä no, do ben i anderer Meinig. I weiss, woni einisch häre chomme. [Gänsefüessli]
Finde ich eine schöne Stelle, wie Julia Oma herausfordert, die nun eine überzeugende Antwort liefern muss. Allerdings bleibt sie diese Antwort Julia schuldig und du rettest dich mit dem Auftritt von Opa, der weltliche Freuden vom Baum mitbringt und so lassen die süssen Kirschen Julia ihre Frage vergessen.

Wie bereits erwähnt, die Geschichte ist eher ein kleines Schlaglicht auf eine sonntägliche Idylle als auf eine spannende Kurzgeschichte, aber der Klang des Dialekts ist für mich hier der Weg zum Ziel.

Somit gerne gelesen, liebe Marai.
Liebe Grüsse
dot

 

Liebe Novak,

Ich staune, dass Du Dich an das Aargauer-Chinesisch herangewagt hast. Mein Kompliment! Du hast ja fast alles verstanden. Den Rest hast Du sozusagen richtig geraten:

es Wiili = eine Zeitlang

e Chratte ist ein kleiner Henkelkorb, den man sich mit einem Gurt um den Bauch schnallen kann.

Chriesi = Kirschen

Bungart = Baumgarten

Dass das Gespräch zwischen Enkelin und Oma nicht als klassische Kurzgeschichte durchgeht, konnte ich mir denken. Zu wenig Spannung, zu wenig Handlung, kein Konflikt. Ich weiss.

Beim Schreiben habe ich an Gespräche über das Sterben gedacht, die ich mit unserer jüngsten Enkelin hatte. Kinder können oft unvermittelt, gewissermassen so nebenbei solche Fragen stellen.

Du schreibst: "Vielleicht könnte man die Sorge der Enkelin noch mehr reinbringen."
Du hast recht. Julia fragt ja aus einer versteckten Angst heraus, seine Oma zu verlieren.
Da muss ich mir noch etwas einfallen lassen.

Das Thema "Sterben" ist ja an sich schon spannungsgeladen. Wenn ich nur an meinen eigenen Tod denke. Und der ist nicht mehr fern.
Aber ich kann verstehen, dass das einen jungen Menschen, der hoffentlich noch viele Jahre vor sich hat, nicht vom Hocker reisst.

Übrigens, wenn wir Schweizer zum andern Arschloch (ohne r) sagen, dann klingt das genau so böse wie bei Euch in Deutschland. Du solltest das mal hören!!

Liebe Novak,
Ich habe mich so gefreut von Dir zu hören. Ganz herzlichen Dank dafür.

Eine gute Woche wünscht Dir
Marai

 
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Hallo dotlash,

Es war gar nicht so einfach, den Aargauer-Dialekt beizubehalten. Ich bin im Aargau aufgewachsen, wohnte später jedoch am Bodensee, im Zürcher Oberland, im Baselbiet und zuletzt am Zürichsee. Ich habe mich immer bemüht, den Aargauer-Dialekt ursprünglich zu erhalten, was mir nicht ganz gelungen ist.
Lieber dotlash, ich freue mich, dass Du die Geschichte gelesen hast, obwohl sie keine klassische Kurzgeschichte ist.

Du möchtest erfahren wie Julia der Oma die Angst vor Hunden genommen hat. Das kann ich noch hinzufügen. Es betrifft mich selber. Danke für den Tipp.

Auch das mit der Elefanten-Mutter muss ich mir nochmals durch den Kopf gehen lassen. Du hast recht.

Auf jeden Fall danke ich Dir für den Kommentar aus der Schweiz und wünsche Dir eine gute Woche.
Marai

 

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