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Ellis im Sprung

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19.05.2008
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Ellis im Sprung

Als Kind hatte sich Ellis immer vorgestellt, ihr Bett könnte fliegen. Der Teppich mit den Blumen war ein Blumenfeld gewesen. Nachts richtete sie die Nachttischlampe auf die roten und weißen und gelben Blüten am Boden. Wände, Poster, Mädchenspielsachen und Poesiealben verschwanden in der Dunkelheit. Sie hatte sich das so sehr vorgestellt, dass ihr schwindelig wurde davon und sie niesen musste. Irgendwann hatte Rocco eine Zigarette fallen gelassen und weil der Teppich ohnehin zu kindlich für ihr Alter war, hatten sie ihn weggeschmissen. Dann war das Bett nur noch ein Bett, auf dem sich Ellis von Rocco ficken ließ. Jetzt beschien die Nachttischlampe Zigarettenstummel und zerknüllte Taschentücher.

An dem Tag, an dem Marek ihr begegnete, hatte Ellis nicht geweint. Aber sah man genau hin, konnte man die Spuren ihrer letzten Tränen sehen, und Marek sah genau hin. Sie standen an einer verschneiten Haltestelle und warteten auf die Straßenbahn. Marek studierte den Fahrplan und fluchte. Er sagte, dass es manchmal gut täte, die ganze Scheiße aus dem Leben auf einen Tag zu schieben. Der heutige Tag eigne sich besonders dafür. Das Warten störte sie nicht. Sie blickte auf die andere Straßenseite und auf die Schneeflocken, die zwischen ihr und dem gegenüberliegenden Haus schwebten. Es schien, als würde Ellis sie zählen oder unter ihnen nach einer suchen, die sie schon einmal gesehen hatte. Dann sagte sie: „Ja.“

Marek war schmutzig im Gesicht. Auf seiner blauen Arbeiterhose war Öl verschmiert. STREICH MOBILE stand darauf. Trotz der Kälte roch er nach Schweiß. Seine Hände konnte sie nicht sehen, weil er Handschuhe trug, aber sie war sich sicher, dass Arbeiterhände darin steckten. Sie mochte keine Arbeiter und als sie sich bei diesem Gedanken ertappte, schämte sie sich dafür.
„Ich mag deine Jacke“, sagte sie.
Marek schaute sie an.
„Machst du dich über mich lustig?“
„Nein. Ich meine das ernsthaft“, log sie, auch wenn es stimmte, dass sie sich nicht über ihn lustig machte. „Sieht warm aus.“
„Ist aber scheißkalt“, sagte Marek.
Der Schnee hatte die Schienen verdeckt und das Glashäuschen sah aus, als stünde es an der falschen Stelle.
„Eigentlich schade“, sagte Marek. „Damals habe ich mich gefreut, wenn es geschneit hat, hab Schneemänner gebaut oder eine Schneeballschlacht gemacht mit Freunden. Heute ist es ätzend, weil ich den Schnee in der Einfahrt räumen muss oder Reifen wechseln.“
„Du hast ein Auto?“
Marek schüttelte den Kopf.
„Denkst du, die Straßenbahn kommt heute noch?“, fragte er.
Ellis zuckte mit den Achseln.

Sie stapften durch den Schnee und obwohl Ellis‘ Schritte viel kleiner waren als seine, war sie schneller. Sie ging mit ihm, aber irgendwie wäre sie ihm auch gerne davon gelaufen. Die Luft tat weh beim Atmen und roch so, als würde man unter eine Motorhaube schnüffeln. Außerdem arbeitete er in einer Werkstatt. Der hatte bestimmt keine Ahnung von Fromm oder Dostojewski, von der scheinbaren Umlaufbahn des Mondes oder was es bedeutete, Retroviren in seinen Zellen zu tragen. Weil sie dachte, dass sie nicht mit ihm reden könne, redete sie nicht mit ihm, aber weil er mit ihr reden wollte, sagte er: „Du hast in letzter Zeit viel geweint, stimmt‘s?“

Sie blieb stehen und er ging die zwei, drei Schritte weiter, die sie ihm voraus war. Ellis schaute ihn an, ertappt und ängstlich und ein bisschen sauer. Dann bückte sie sich, griff in den Schnee, formte einen Ball und klatschte ihn Marek mitten ins Gesicht.

Die Straßenbahn fuhr vorbei und die beiden saßen lachend im Schnee.
„Es tut mir leid“, sagte Marek.
„Ist schon okay“, sagte Ellis.
Er stand auf, putzte sich den Schnee von der Hose bis die Ölflecken wieder zu sehen waren und half Ellis aufzustehen.
„Wie heißt du eigentlich?“, fragte er.
„Ellis.“

Marek wollte Ellis nach Hause begleiten, obwohl er in die entgegengesetzte Richtung musste.
„Ich will nicht, dass du weißt, wo ich wohne“, sagte sie.
„Denkst du, ich bin ein Triebtäter oder so?“
„Ja.“ Ellis nickte. „Genau das denke ich.“ Dass sie ihn mochte, sagte sie ihm nicht.

Nach dem ersten Kuss mit Rocco hatte sich Ellis hübsch und intelligent gefühlt, vor allem lebendig. Es war in einer Wiese gewesen und sie hatte den Geruch von frisch geschnittenem Gras noch immer in der Nase, wenn sie daran zurückdachte. Seit zwölf Tagen aber dachte sie ans Sterben und an den Tod. Sie fühlte sich nicht krank. Sie hustete nicht. Ihr tat nichts weh und das Gesicht im Spiegelschrank schien gesund, wenn sie heimlich ihre Medikamente schluckte. Rocco klopfte an der Tür. „Jetzt nicht“, sagte Ellis. Er probierte es trotzdem, aber es war abgeschlossen. Als sie damals Roccos beschnittenen Schwanz gesehen hatte und ihn nicht schön fand, tröstete sie sich mit dem Gedanken, dass so weniger Krankheiten übertragen wurden. In den letzten Tagen hatte sie etwas Ähnliches in einer Wochenzeitung von ihrem Vater gefunden. Sie hoffte, dass es stimmte. Roccos Zigaretten konnte sie nicht ausstehen, aber sie mochte, wie er sich anzog; nicht, was er anhatte, sondern wie er es trug. Sogar in Boxershorts und T-Shirt sah er nicht albern aus. Sie mochte, wie er sich auszog, und das Gefühl an ihrer Fingerspitze, wenn sie das Relief seiner Bauchmuskulatur nachfuhr. Sie sammelte Gedichte, die er ihr schrieb, sich nicht ausdachte, sondern von berühmten Dichtern abschrieb und umschrieb, bis sie passten. Am liebsten bastelte er an den Zeilen von Rainer Maria Rilke.


Was hat mich unter dieses Mädchen gelegt,
Duftend wie ein Blumenteppich,
Hin und her bewegt,
Rufend zugleich und bange,
Dass einer den Ruf vernimmt,
Und zum Untergange,
In einem anderen bestimmt.

Wenn er aus NATURE vorlas, lauschte sie gern. Er krächzte, wenn er mit ihr oder jemand anderem sprach, aber wenn er vorlas, hatte er die Erzählstimme aus einer Fernsehdokumentation. Zuletzt zitierte er einen Artikel, der von Tränen handelte und davon, dass sich Freudentränen im Mikroskop von Tränen des Schmerzes unterschieden. Tränen beim Zwiebelschneiden sahen wieder anders aus. „Es ist, als würde jede einzelne Träne einen Mikrokosmos all unserer Gefühle in sich tragen.“ Gerne hätte Ellis ihm die Tür aufgeschlossen, aber sie traute sich nicht. Mit heißem Wasser duschte sie ihre Tränen weg. Danach legte sie sich zu ihm ins Bett. Wie eine aufblasbare Sexpuppe lag sie dort. Eine Puppe, die wie dreiunddreißig Millionen Menschen weltweit mit diesem Virus infiziert war. Sie hatte sich testen lassen. Kurz darauf bekam sie einen Brief, in dem stand, sie solle sich bei einem Arzt, namens Dr. Sternthal, vorstellen. Er tastete nach irgendwelchen Knoten, fand aber keine. Ob sie im letzten Jahr ungeschützten Geschlechtsverkehr gehabt hätte, wollte er wissen. Achso, aha. Ellis‘ Mund fühlte sich an, wie er sich anfühlte, wenn Rocco geraucht und sie dann geküsst hatte. Dr. Sternthal nahm ihr Blut ab, nur zwei kleine Röhrchen voll, und bestellte sie nach fünf Tagen erneut. Seine ruhige Stimme klang noch beruhigender, aber alles, was er sagte, war Lärm. Ein unerträglicher Lärm in ihren Ohren und allem, was dazwischen lag. Dann brach sie zusammen.

Und ihre Welt. Aber wenn sie ihrer Mutter dabei zusah, wie sie Heidelbeeren auf einem Teig verteilte und danach pfeifend den Kuchen in den Ofen schob, oder wenn sie ihrem Vater dabei zusah, wie er ein Modellflugzeug, das er gerade zusammenklebt hatte, mit einem Faden von der Decke baumeln ließ oder wenn sie vom Fenster aus die vorbeifahrenden Autos beobachtete und das Blinzeln der Leute am Steuer, weil die Sonne blendete, die trotz allem, jeden Tag auf- und unterging, erkannte Ellis, dass die Welt nicht gebrochen war, sondern einen Sprung hatte, und sie sich in diesem Sprung befand.

Als Rocco zu ihr kam und etwas sagte, sagte sie auch etwas. Als er sie küsste, ließ sie sich küssen, und als er an ihrer Hose zupfte, zog sie sich aus und dachte an den Teppich und an das Blumenfeld. Und ein bisschen an Marek. Das Lächeln war anstrengend.

In der Universität schauten ihre Freundinnen auf die Schminke und darunter, auf das geschrumpfte Lächeln. Ellis stopfte sich Kopfhörer in die Ohren und während der Vorlesungen sagte sie – wenn sich Jasmin oder Tina zu ihr beugten – sie wolle sich konzentrieren. Sie tuschelten hinter Ellis‘ Rücken. Das war okay. Wäre Ellis das Lächeln leichter gefallen, hätte ihre Mutter vermutlich nicht andauernd nachgefragt und sie hätte es niemandem erzählt. Als Ellis‘ Vater davon erfahren hatte, wollte er Rocco umbringen, riss dann aber die Modellflugzeuge von der Decke des Arbeitszimmers, zerstörte einige davon und weinte ununterbrochen. Vor der Arbeit klatschte er sich Wasser ins Gesicht und hielt die Luft an. Kam er nach Hause, atmete er aus. Ellis wollte nicht, dass ihre Eltern mit Rocco darüber sprachen und als Rocco ihren Vater fragte, warum er in letzter Zeit so betrübt sei, schlug er ihm ins hübsche Gesicht und hörte erst auf, als ihn seine Frau zurückzerrte. Ellis war daneben gestanden und hatte nichts unternommen. Das Blut musste sich Rocco selbst abwaschen und auf seine Empörung hin sagte sie bloß: „Das war nur folgerichtig.“

STREICH MOBILE lag zwei Straßen vom Campus entfernt. Nach der Universität erkundigte sich Ellis dort nach einem jungen Mann mit schwarzen Locken und grünen Augen.
„So genau schau‘ ich mir meine Leute nicht an, Kleines“, sagte ein dicker Mann in Nadelstreifenanzug, der sich seinen Namen, Fritz Streich, mit einem Schildchen auf die Brust geklemmt hatte. „Heißt du zufällig Ellis?“, fragte er dann.
„Ja.“
„Marek hat den ganzen Morgen von einer Ellis gesprochen. Er hat schwarze Haare. Ob seine Augen grün oder blau sind – weiß der Teufel.“
Ellis hinterließ ihre Nummer und sagte: „Es ist anders, als sie denken.“
Sie verabschiedete sich und stiefelte davon. An der Straßenbahnhaltestelle musste sie an das denken, was Marek über den Winter gesagt hatte. Ein Großteil vom Schnee war geschmolzen. Sie kniete sich auf den Asphalt, knetete den Matsch und baute einen schwarzen Schneemann, den sie auf die Bank im Glashäuschen setzte. Für den Mund nahm sie ein Stückchen einer durchweichten Tagesfahrkarte. Nase hatte der Schneemann keine. Ihre Kleidung roch nach Werkstatt und Autos, und das mochte sie.

Ellis‘ Eltern schauten zu Boden, wenn sie ihr zufällig im Flur begegneten oder wenn sich Ellis an den Tisch setzte und wenig aß. Während sie auf die Suppe im Löffel pustete, fragte ihre Mutter ständig, ob alles in Ordnung sei. Ihr Vater beteuerte, wie sehr man sie doch verstehe. Ellis schlug mit der flachen Hand in die Schüssel. Die Suppe spritzte durch das Zimmer, auf das Familienfoto an der Wand, auf ihre Eltern und auf sie selbst. Einige Tropfen blieben am Schirmleuchter hängen und seilten sich nacheinander auf den Tisch herab. „Könnt ihr mich bitte nicht behandeln wie eine Todkranke.“ Ellis wischte sich die Suppenreste aus dem Gesicht und leckte ihre Finger ab. Dann sagte sie ihren Eltern, wie sie sich das alles vorstellte, und sie waren erleichtert. Es gab keine Anleitung für diese Sache. Ihr Vater kümmerte sich von nun an um den Papierkram, stritt mit Versicherungen, wenn sie eine Therapieoption ablehnten, und verdoppelte die Summe, die er Ellis zu Monatsbeginn überwies. Ihre Mutter setzte sich intensiv mit der Erkrankung auseinander, konsultierte Ärzte, besorgte Medikamente aus der Apotheke und ordnete sie mit einer kurzen Anwendungsnotiz in den Spiegelschrank. Eine einzige Frage stellten sie ihr jedoch: „Warum sagst du nichts zu Rocco?“

hey schneetriebtäterin, sitz heut um drei im Bätt falls du mir nachstellen willst

Fünf Tage waren vergangen, seitdem sie in der Werkstatt gewesen war und sie hatte gedacht, der dicke Anzugmann hätte den Zettel mit der Nummer verlegt oder Marek hätte kein Interesse an ihr. Ihr Vater war mit dem Firmenwagen auf einer Konferenz in der Schweiz, ihre Mutter war mit Oma zum Friseur gefahren und Ellis hatte bis um halb drei Seminar. Das Bätt war mit Straßenbahn ungünstig zu erreichen. Dreimal hätte sie umsteigen müssen, die letzten achthundert Meter laufen und bestenfalls hätte sie es bis halb vier geschafft. Sie rief Rocco an. Er fuhr.

Marek grüßte zum BMW, aus dem Ellis stieg, und als sie sich zu ihm setzte und Marek wissen wollte, wer der Typ mit dem BMW sei, sagte sie: „Das ist mein Bruder.“
Rocco winkte und brauste davon.
„Ihr seht euch nicht ähnlich“, meinte Marek.
„Wir sind uns nicht ähnlich“, sagte Ellis.
Sie war etwas dünner geworden, aber bei weitem nicht dürr. Ihre Brüste spannten den weinroten Wollpulli. Sie bestellten Pizza und Marek aß die Ananasstückchen, die Ellis aus ihrer Pizza pflückte. Unter seinen Fingernägeln waren schwarze Halbmonde. Sie fand schade, dass er nicht nach Werkstatt, sondern einem billigen Herrenduft roch. Ihre Augen sahen in der Beleuchtung aus wie zwei tanzende Schneeflocken, und selbst wenn Marek sie stundenlang angestarrt hätte, hätte er niemals die Viren entdeckt, die zwischen ihr Erbgut kritzelten, sondern immer nur die junge Frau gesehen, die er liebend gern geküsst hätte, und die sich liebend gern von ihm hätte küssen lassen.

Er sagte, sehe er eine Frau, sei die Haarfarbe das erste, was ihm auffalle. Jede Blondine, die ihm in den letzten Tagen begegnet sei, sei Ellis gewesen. Die Mutter mit den beiden quengelnden Kindern, die in die Werkstatt kam und den Kleinen erklärte, was Auswuchten war. Die Eisverkäuferin, die den Winter über in einem Blumenladen arbeitete, Marek aber nicht erkannte, obwohl er im Sommer fast jeden Tag Eis bei ihr gekauft hatte. Irgendwelche Mädchen mit Schultaschen, die viel jünger waren als Ellis und ihm auf dem Rad entgegen kamen. Überall sei Ellis. Sogar wenn er die Augen schließe, in die Sonne schaue und das rosafarbene Blut in seinen Lidern sehe. Er fand das übertrieben. „Eigentlich hast du hellbraunes Haar“, sagte er. „Nur wenn das Licht in einem bestimmten Winkel fällt, wenn du den Kopf nach unten neigst, als würdest du etwas suchen, was dir gerade aus der Hand geglitten ist, und wenn das Licht über dir schwebt, ungefähr so.“ Mit dem Finger zeichnete er einen unsichtbaren Heiligenschein über seinen Kopf. „Nur dann bist du ein bisschen blond.“

„Warum hast du mir geschrieben?“, fragte Ellis.
„Damit ich mir dein Gesicht einprägen kann und dich nicht ständig mit allen Frauen auf der Straße verwechsel“, sagte Marek. Er nahm einen Schluck Bier, stieß auf und pustete die Luft leise zur Seite.
„Und warum hast du mir deine Nummer dagelassen?“, fragte er.
„Das weiß ich noch nicht.“

Die Hintergrundmusik gefiel Ellis. Gern hätte sie gewusst, von wem das war, damit sie es Zuhause hören konnte, klar und laut und ohne Gesprächsfetzen dazwischen. Vielleicht kannte Marek die Band. Sie fragte ihn nicht. Sie dachte darüber nach, dass man nicht bei der Sache war, wenn man auf die Musik achtete.

„Hast du von dem Jungen gehört, der es liebte, in dem Pool zu schwimmen, in dem seine Eltern ertrunken sind?“
Ellis schüttelte den Kopf.
„Ich finde das komisch“, sagte Marek. „Das ist, als würde man mit dem Mörder seiner Eltern ins Kino gehen und aus dem gleichen Strohhalm Cola trinken.“
„Ich finde das nicht komisch“, sagte Ellis. „Das Schwimmen im Pool und der Tod seiner Eltern haben nichts miteinander zu tun.“
„Studierst du Psychologie oder so?“
„Ja.“
„Echt?“ Marek lachte. „Dann muss ich total aufpassen, was ich sage, weil du sonst alles über meine Kindheit weißt und wie ich ticke.“
„Quatsch“, sagte Ellis. „Ich bin erst im zweiten Semester.“
„Ich passe trotzdem auf.“

Sie sprachen über das Leben, warum es manchmal glücklich machte und warum es manchmal beschissen war oder einfach da. Dabei tauschten sie nichts Persönliches aus. Sie bedienten sich an den Schicksalen anderer, und am Ende wussten sie nicht viel mehr voneinander, als an jenem Tag, an dem die Straßenbahn zu spät kam. Nachdem Marek Ellis‘ Essen und Ellis Mareks Essen bezahlt hatte, flüsterte er ihr zu, sie solle den Kellner ablenken; wozu, sagte er nicht, oder zu leise. Sie ging zum Kellner und fragte, ob er AIDS-Kranke anders behandeln würde. Der Kellner, der einem ehemaligen Lehrer von Ellis ähnelte, war völlig überfordert mit der Frage und sagte, dass er natürlich jeden gleich behandle, also, er sei sich nicht sicher, aber er denke schon, zum Glück sieht man das ja nicht, meinte er zuletzt. Als Ellis das Restaurant verließ, war Marek verschwunden.

Es tut mir leid aber ich musst weg, zeig dir nächstes mal warum. war schön lg

Sie ging durch die Nacht und betrachtete die Sterne. In der Stadt waren sie nicht so hell, aber sie waren da und das war schön.

Nachdem sie ihre Tabletten eingenommen hatte, schlüpfte sie zu Rocco unter die Bettdecke und weckte ihn. Er wollte etwas über das Referat wissen. Ellis erzählte ihm etwas. Danach saugte sie an seinem Schwanz. Sie hatte oft überlegt, was Rocco an ihr mochte. Rocco sagte Ich liebe dich wie andere Gesundheit! , wenn jemand geniest hatte, nur dass es kein Niesen war, sondern ein Moment, wenn sie nah aneinander lagen, sich nicht zu berühren und nichts anderes zu sagen wussten, meistens aber kurz bevor er sich verabschiedete und ging. Sie fühlte sich vollkommen austauschbar, aber am Ende schloss man vermutlich jenes Spielzeug in sein Herz, mit dem man ständig spielte, obwohl es Millionen andere davon gab.

Am Morgen frühstückte Rocco nicht bei Ellis. Ihre Mutter hatte ihm keinen Teller und keine Tasse hingestellt. Er schaute Ellis‘ Mutter an. Sie steckte in denselben knallbunten Kleidern, verwendete den gleichen erdbeerfarbenen Lippenstift, trug jene Stoffohrringe, die sie vor zwei Jahren von Ellis zum Geburtstag geschenkt bekommen hatte, aber sie war eine andere Frau. Nicht die Mutter seiner Freundin, die ihn mochte und ihm bei jeder Gelegenheit ein Küsschen auf die Wange drückte, sondern eine Frau, die nicht wollte, dass er da war. Rocco sagte zu Ellis, dass er morgen noch einmal kommen werde, aber wenn ihr Vater aus der Schweiz zurückkehre, werde er sie nicht mehr besuchen. Er zeigte auf eine kleine Narbe auf seiner Stirn. Und als sie dort im Türrahmen standen, nah aneinander und sich nicht zu berühren oder etwas anderes zu sagen wussten, und weil es ein Abschied war, flüsterte ihr Rocco ein Ich liebe dich ins Haar. Ihre Mutter sollte es nicht hören. Ellis nickte, winkte Rocco hinterher und wartete, bis das Geräusch des BMWs in der Ferne verklungen war.

Sie schrieb Rocco, dass ihr Vater früher nach Hause gekommen sei, und schickte Marek ihre Adresse. Er hatte ein dickes Buch dabei, das er auf Ellis‘ Bett legte.
„Du rauchst?“, fragte er.
Ellis schüttelte den Kopf. Er schaute auf den Aschenbecher, dann zu Ellis. „Ab und zu“, sagte sie leise. „Was hast du da?“
„Deswegen musste ich früher weg“, sagte er. „Ich habe es geklaut.“
„Ich kenne niemanden, der Bücher klaut.“
„Man kann die nicht kaufen“, sagte Marek.
Ellis schaute misstrauisch, setzte sich aufs Bett und blätterte durch die Seiten. Es war ein Gästebuch.
„Jetzt kennst du jemanden, der Bücher klaut“, sagte Marek.
„Wieso machst du das?“
Marek fuhr sich durchs Haar.
„Meine Eltern betreiben eine Gaststätte und ich hab als Kind immer in dem Gästebuch gelesen. Viele unterschiedliche Menschen haben an einem Buch geschrieben. Sie erzählen freilich keine Geschichte, aber man kann doch Gefühle lesen darin. Die meisten schreiben bloß, was sie gegessen haben und wie es ihnen geschmeckt hat oder wie scheußlich es war, aber allein das ist schön zu lesen.“
„Und warum liest du das Gästebuch nicht einfach, wenn du im Restaurant bist?“
„Manchmal muss man Blumen ausreißen, um sich daran zu erfreuen“, sagte Marek und Ellis konnte nicht glauben, dass seine Hände Motoren zerlegten und wieder zusammenschraubten, Zündkerzen wechselten, Radachsen einstellten und Räder wuchteten.
„Warum arbeitest du eigentlich in dieser Werkstatt?“
„Wieso fragst du?“, fragte Marek.
„Nur so.“
Ellis‘ Mutter klopfte und erkundigte sich, ob alles in Ordnung sei. Marek rutschte ein Stückchen weg von Ellis. Sie sprang auf, öffnete die Tür, nahm ihrer Mutter den Blaubeerkuchen und den Kakao ab und schickte sie fort. Die Gabeln legte sie beiseite. Dann fütterte sie Marek.
„Ob lecker von lecken stammt?“, fragte sie.
Marek kaute seinen Bissen zu Ende.

Sie dachte darüber nach, es ihm zu sagen, oder einfach mit ihm zu schlafen, ihn anzustecken, ihn auf ihre Seite zu holen, aber dann nahm sie ihn in den Arm oder ließ sich von ihm in den Arm nehmen und küsste ihn vorsichtig, ohne Zunge, nicht einmal mit der Innenseite ihrer Lippen.

Nachdem sie wollte, dass er geht, und er ging, sagte er nichts Liebes, sondern nur, dass er ihr das Buch schenke. Ellis öffnete das Fenster und schaute Marek hinterher. Hinten am Kopf hatte er eine kahle Stelle, die sie noch nicht bemerkt hatte. Sie setzte sich zurück ins Bett. Das Fenster ließ sie offen. Zwar mochte sie Mareks Geruch, aber er gehörte nicht in ihr Zimmer. Sie schlug das Gästebuch auf. Nach einer kurzen Suche hatte sie die Stelle gefunden.

Wir teilen uns Strohhalm, Löffel und Serviette, aber eure Pizza, die teilen wir uns nicht.
E. & R.

Ellis rief Rocco an und presste das Ohr gegen seine krächzende Stimme.
„Ich denke ständig darüber nach, aber ich kapier nicht, warum mich dein Vater geschlagen hat. Mein Gesicht tut immer noch weh. Musste sogar meinen Chef anlügen. Er hat mich gefragt, ob ich einen Fight Club gegründet habe oder so.“
„Ich weiß nicht, was los war mit ihm. Papa hat im Moment viel Stress in der Arbeit. Der will auch nix sagen dazu.“
„Heute ist mir auch noch der BMW verreckt. War den ganzen Tag in dieser blöden Werkstatt.“
„Welche Werkstatt?“
„Ich weiß nicht, wie die heißt. In der Nähe von der Uni. Warte, ich schau auf die Rechnung. Irgendetwas mit Maler oder Pinsel. Ah, Streich. Genau. Haben mir das komplette Auto zerlegt.“

Dass Rocco von Marek oder Marek von Rocco nicht irgendwann, sondern sehr bald erfahren würde, war Ellis klar. Trotzdem tat sie so, als wären sich die beiden längst begegnet. Als wäre nichts komisch daran.

Marek hatte sich nicht mehr gemeldet bei ihr. Ihre SMS blieben unbeantwortet. Sie wollte den Geschmack seines Mundes in ihrem haben, aber wenn sie an den Kuss dachte, schmeckte sie nichts. Sich an etwas zu erinnern, was nie geschehen war, unterschied sich kaum von der Vorstellung an eine Zukunft, die nie eintreffen würde. Aber weil es nicht dasselbe war, suchte sie im Adressbuch, das jahrelang ungelesen in einer Schublade der Ankleide gelegen hatte, nach einem Marek und weil sie seinen Nachnamen nicht kannte, suchte sie lange. Sie fand fünf Mareks. Alle wohnten in ihrer Stadt, aber nur einer wohnte in der Nähe jener Stelle, an der sie sich nach dem Schneespiel getrennt hatten. Ellis ging in die Theo-Liebknecht-Straße. Hausnummer 47. Aus keinem der Fenster drang Licht. Sie klingelte, aber niemand öffnete. Sie setzte sich auf die Treppe und schaute zu, wie der Schnee in ihre Spuren fiel; sie verschwinden ließ.

Sie wartete und fror und stellte sich vor, dass der Schnee auch sie verschwinden lassen könnte, und sie fragte sich, ob sie sich das wünschen sollte. Rocco war ein fantastischer Liebhaber. Er sagte Ich liebe dich. Er sagte es beiläufig und auf eine eigenartige Weise, aber entscheidend war doch, dass er tat, was er sagte. Ihr Vater hatte kein Recht, ihn zu schlagen, und ihre Mutter hatte kein Recht, ihm keinen Teller und keine Tasse hinzustellen. Ellis hätte sich nicht von ihm ficken lassen dürfen, nachdem sie von ihrer Krankheit erfahren hatte. Sie hätte ihm von Svens Geburtstagsparty erzählen müssen. Als sie betrunken war, Rocco ihr das Glas nicht aus der Hand reißen konnte, weil er nicht da war, sondern für die Prüfung am nächsten Tag lernte. Und wie zwei Fremde sie mit Schokoladenkuchen beworfen, an ihr geleckt, sie ausgezogen, mit ihr geschlafen und sich geküsst hatten dabei. Es hatte sich angefühlt wie ein Traum, den man einmal zu Ende träumen sollte. Sie dachte darüber nach, dass sie Marek mochte. Ihn vielleicht liebte. Und dass die Welt nicht gebrochen war, sondern einen Sprung hatte und sie sich in diesem Sprung befand.

Sie starrte in die Dunkelheit. Sterne waren nicht zu sehen, aber Ellis wusste, dass sie da waren. Irgendwann – sie hatte nicht auf die Uhrzeit geachtet - glitt ein Schatten aus dem Schwarz und es war Marek. Gerne wäre sie aufgesprungen, zu ihm gerannt und mit ihrer Zunge in seinen Mund gefallen, aber sie stand auf und blieb stehen. Ihr Haar war grau.


Ständig muss ich an dich denken. Und an das Gesicht, das du mir hingehalten hast und ich bloß küssen konnte, wie ein Stückchen Wand. Ein Stückchen Wand, an das ich meine Lippen und Ohren presse; aber nur lauschen kann, was sich dahinter verbirgt. Ich glaube, ich weiß jetzt, was das sein könnte und mir bleibt nichts anderes übrig als meine Lippen und Ohren von dem Stückchen Wand zu nehmen. Leb wohl, Ellis!

Es klang, als würde er einen Brief vorlesen, aber er hatte keinen in der Hand. Hatte er überhaupt etwas gesagt? In der Dunkelheit konnte Ellis nicht erkennen, ob er seine Lippen bewegt hatte. Er ging an ihr vorbei, öffnete die Tür und verschwand im Haus. Einen Moment lang hatte sich ihre rechte Schulter warm angefühlt.

kannst du mich abholen?

Rocco hätte Ellis beinah umgefahren, weil sie auf der Straße stand, zwischen zwei weißen Streifen. Er bremste, stieß die Tür auf und wollte aussteigen, wurde aber vom Gurt zurückgerissen. Er schnallte sich ab und lief zu Ellis, packte sie mit beiden Händen an den Armen und erschrak, weil sie ausgekühlt war, eisig, fast tot vor Kälte. Rocco trug Ellis zum Auto, öffnete die Beifahrertür und setzte sie auf den Sitz. Im Wetterbericht für nächste Woche kündigte ein Sprecher Sonnenschein an. Rocco stellte das Radio aus. Er brachte Ellis nach Hause, klingelte. Niemand öffnete. Er klingelte wieder. Wieder öffnete niemand. Er klingelte noch einmal. Das Licht im Treppenhaus ging an. Dann öffnete Ellis‘ Vater die Tür. Er trug einen Bademantel und blinzelte, als würde ihn etwas blenden. „Du?“, brüllte er. Als er seine Tochter in Roccos Armen sah, verstummte er. Er nahm Ellis und schickte Rocco fort. Rocco wollte nicht fort. Ellis‘ Vater schlug die Tür zu. Rocco klingelte. Niemand öffnete. Das Licht im Treppenhaus erlosch.

Ellis‘ Vater badete seine Tochter in heißem Wasser. Er hatte sie nicht nackt gesehen, seitdem sie Brüste hatte, und weil ihn der Anblick erregte, flüchtete er aus dem Zimmer und bat seine Frau, sich um Ellis zu kümmern.

Am nächsten Morgen schauten ihre Eltern wieder auf den Boden, als sie den Stuhl, den sie ihr hervorgeschoben hatten, zurückschob und noch eine Tasse und noch einen Teller auf den Tisch stellte und dabei Rocco anrief. Seine Augen, sein Mund und seine Hände sahen aus, als wollte er etwas damit machen, als wollte er ihnen etwas antun, aber er setzte sich zu Ellis‘ Vater und zu Ellis‘ Mutter und zu Ellis an den Frühstückstisch und frühstückte still.

Danach gingen die beiden auf Ellis‘ Zimmer, wo sie sich aufs Bett setzten. Auf dem Nachtkästchen lag das aufgeschlagene Gästebuch von Marek. Rocco steckte sich eine Zigarette an und betrachtete den Eintrag. Er hatte ein blaues Hemd an und eine Baumwollhose, seine Haare hingen nachlässig gekämmt im Gesicht. Heute sah er nicht edel aus. Sie pflückte die Zigarette aus seinem Mund, zerquetschte sie auf dem Gästebuch und verrieb sie in seiner Schrift. In solch einem Moment hätte er Ich liebe dich gesagt, aber er sagte: „Ich kann nicht mehr.“ Sie küsste ihn nicht. Sie begann, ihn auszuziehen, und weil er sich sträubte, zerriss sie sein Hemd und fetzte die Knöpfe an seiner Hose auf. Ihr Top rollte sie nach oben, so dass er ihre Brüste sehen und anfassen konnte. Er spürte ihre warme, weiche Haut und bekam eine Erektion. „Ich will nicht. Wir müssen aufhören damit. Das alles muss enden. Jetzt.“ Den Slip schob sie zur Seite und setzte sich auf ihn. Rocco verstummte. Was hat mich unter dieses Mädchen gelegt, duftend wie ein Blumenteppich, hin und her bewegt? Sie schloss die Augen. Rufend zugleich und bange, dass einer den Ruf vernehme. Sie hatte den Duft von frisch geschnittenem Gras in der Nase und von Motoröl, vor allem von Motoröl. Sie dachte an Marek und dass er an sie dachte, obwohl er nicht an sie denken wollte.
Und zu einem Untergange in einem anderen bestimmt.
Es tat weh. Ellis stellte sich vor, dass ihr Bett fliegen konnte. Jeder wollte fliegen können, vielleicht war sie die einzige, die fliegen können wollte, aber sie fragte sich, was sie tun würde, wenn sie fliegen könnte, und wahrscheinlich würde sie am Anfang das Gefühl genießen, aber schon sehr bald würde sie einfach in der Luft hängen und nichts tun. Trotzdem wünschte sie sich in diesem Augenblick nichts sehnlicher.

 

Hallo JuJu,

ich glaube, ich habe es mit der Antwort auf deinen Kommentar übertrieben. Falls dir das zu viel ist, sei dir gesagt: Dein Kommentar hat mich gefordert und mich wachgerüttelt, was manche Aspekte angeht!

Wenn der Teppich ein imaginäres Blumenfeld ist, warum redest du von "Stoffblüten" im nächsten Satz? Stellt sie sich Stoffblüten vor? Wären Rosen oder so nicht cooler?
Ja, das stimmt.

Und wenn die Nachttischlampe leuchtet, warum verschwindet dann gleich im nächsten Satz alles in der Dunkelheit? Ist das so super logisch? Bin ich jetzt kleinlich oder kann man das auch komisch finden?
Das ist schon logisch, das ist der Effekt, der erst dazu führt. Wenn du im Bett hockst und die Lampe anmachst, sieht man weniger vom Zimmer. Also ich hab ein großes Licht und ein kleines und wenn ich das große ausmache und das kleine an, dann ändert sich das, was ich sehe, und Ellis hat ihre Lampe auf den Boden gerichtet, so dass der Rest verschwindet. Vielleicht sollte ich das dann auch so schreiben?

Habe das jetzt so:

Ellis im Sprung schrieb:
Der Teppich mit den Blumen war ein Blumenfeld gewesen. Nachts richtete sie die Nachttischlampe auf die roten und weißen und gelben Blüten. Wände, Poster, Mädchenspielsachen und Poesiealben verschwanden in der Dunkelheit.

Finde ich komisch den Absatz. Beschissener Tag heute. Damit meine ich aber nicht, dass ich schlecht drauf bin, nein, nein, zwar haben sich vor kurzem meine Eltern getrennt, und am Wochenende saß ich auf der Bank und gestern hatte ich üble Bauchschmerzen und jetzt kommt die Bahn zu spät, aber das ist ja das einzig Schlechte an diesem Tag, drum schiebe ich alles Schlechte meines Lebens auf diesen Tag, weil das ja so gut tut. Sprich: ich bin eigentlich gut drauf.
Okay ...
Ja, den einen Satz muss ich rausnehmen, aber dann ist der Absatz doch nicht mehr komisch, oder? „Manchmal tat es gut die ganze Scheiße aus dem Leben auf einen Tag zu schieben“ – das ist ja die Aussage eigentlich. Ich muss schauen, das ist eines der fünf Perspektivbrüche im Text, vielleicht fällt die Aufzählung, warum in Mareks Leben alles scheiße ist, am Ende sowieso ganz raus. Es muss ihm eigentlich gar nicht beschissen gehen, oder vielleicht geht es ihm beschissen, aber bis auf die verspätete Bahn kann Ellis nichts Beschissenes erkennen. So wird es wohl in der finalen Version sein.

Lol .. das habe ich irgendwie im Kopf. So voll die Kampfneurotikerin.
Schön, dass dir das Stapfen und Fliehen gefallen hat bzw. dass es ankam.

Diese überneurotischen knappen unsicheren angestrengten Dialoge … wo dann plötzlich einer völlig unerwartet etwas Gewagtes tut oder "zieh dich aus" sagt oder "fick mich", so total aus heiterem Himmel -
ich frage mich gerade inwieweit das einfach die Realität ist, gerade wenn man jung ist, im Grunde hat einfach keiner einen Plan und jeder ist total unsicher … drum trinken dann alle so viel Alkohol.
Du beziehst dich zunächst auf die Stelle:

Ellis im Sprung schrieb:
„Ich mag deine Jacke“, sagte sie.
Marek schaute sie an.
„Machst du dich über mich lustig?“

Was daran so angestrengt ist, kann ich nicht erkennen. Sie denkt vorher darüber nach, dass sie Arbeiter nicht mag, dann sucht sie irgendetwas an ihm, was sie toll finden könnte, sie braucht ein Kompliment, um sich zu entschuldigen, für ihre Gedanken, die er freilich nicht lesen kann, aber das, was ich beim Schreiben im Kopf hatte. So unrealistisch finde ich das nicht.

Aber du schaust nicht nur auf diese eine Stelle, wenn du das sagst:

Irgendwie ist jeder eine Zicke.
Es ist eine Geschichte, in der nur sehr selten eine Figur das denkt oder sagt, was ich sagen würde.

Den Absatz, bei dem du mich auf Alogie hingewiesen hast, hab ich geändert, so spricht kein Gesunder, da muss ich dir zustimmen. Und dann zu den Dingen, die Figuren denken und sagen, und dass du das nie denken würdest oder tun würdest. Ich weiß eben nicht, ob das eine Grundsatzdiskussion ist, inwiefern literarische Figuren nachvollziehbar oder realistisch handeln müssen, ob das ein allgemeiner Anspruch ist. Ich weiß nicht, ob du „Tschick“ gelesen hast. Wie Herrendorf Dialoge aufbaut, das gefällt mir schon sehr, ich bekomme das noch nicht so hin, also ansatzweise schon, aber es würde mich interessieren, wie du diese Dialoge findest. Ich glaube, ich muss mir eine Schwäche in natürlichen und frischen und aussagekräftigen Dialogen eingestehen. Ich denke nicht, dass es an Juli Zeh liegt. Ich würde die nie verfluchen, weil ich u.a. durch ihre Lektüre mit der Sprache zu spielen lernte. Ich versuche halt in jedem Dialog etwas wahnsinnig Neues und Wichtiges reinzupacken, etwas Unerwartetes und am Ende sind es Fremdkörper, die ich meine Protagonisten aspirieren lasse, und dass dir das Brummen und Giemen nicht gefällt, ist schon verständlich. Also daran möchte ich auf jeden Fall arbeiten, ich poste jetzt mal einen Dialog aus Tschick und vielleicht magst du etwas dazu sagen oder mir andere Geschichten empfehlen, an denen ich lernen kann, auch gerne hier im Forum. Bin für jeden Tipp dankbar.


Tschick schrieb:
„Tatjana geht kaputt auf Beyoncé, das weißt du?“
„Ja, klar. Ich hätt ihr eine CD geklaut, wenn sie mich eingeladen hätte.“
„Ja. Jedenfalls … das da.“
Ich holte die Zeichnung aus der Schublade. Tschick nahm sie, hielt sie mit ausgestreckten Armen vor sich hin und starrte sie an. Er schenkte der Zeichnung aber erst mal nicht so viel Beachtung wie der Rückseite, wo ich den Riss säuberlich mit Tesafilm geklebt hatte, sodass er von vorne kaum noch zu sehen war. Er guckte sich diesen Riss ganz genau an und dann nochmal die Zeichnung, und dann sagte er: „Du hast ja Gefühle.“
Er sagte das im Ernst, ohne jeden Scheiß. Das fand ich reichlich merkwürdig. Und es war das erste Mal, dass ich dachte: Der ist ja wirklich gar nicht so doof. Tschick hatte diesen Riss gesehen und sofort gemerkt, was los war. Ich glaube, ich kenne nicht viele Leute, die das sofort gemerkt hätten. Tschick schaute mich ganz ernst an, und das mochte ich an ihm. Er konnte ziemlich komisch sein. Aber wenn’s drauf ankam, war eben auch nicht komisch, sondern ernst.
„Wie lang hast du dafür gebraucht? Drei Monate? Das sieht ja aus wie ‚n Foto. Und was willst du damit jetzt machen?“
„Nichts.“
„Du musst doch was machen damit.“
„Was soll ich denn machen? Soll ich zu Tatjana gehen und sagen, herzlichen Glückwunsch, ich hab hier ein kleines Geschenk für dich zum Geburtstag – und es stört mich auch überhaupt nicht, dass ich nicht eingeladen bin und jeder andere Spacken schon, ja wirklich, kein Problem. Und ich komm hier auch nur zufällig vorbei und geh auch gleich wieder – viel Spaß mit dieser Zeichnung, an der ich mir drei Monate lang den Arsch abgearbeitet hab?“
Tschick kratze sich am Hals. Er legte die Zeichnung auf den Schreibtisch, betrachtete sie kopfschüttelnd und sah mich dann wieder an sagte: „Genau so würd ich’s machen.“
Ich kann mir das immer so schlecht vorstellen. Dass "Rocco" in Boxershorts und T-Shirt" edel" aussieht .. Rocco ist halt ein Pornostarname.
Zunächst: Dass Rocco Rocco heißt, liegt nicht an meinem Pornogeschmack, sondern an der Geschichte von lollek, die ich einmal kopiert habe, und da war Rocco ein absolutes Arschloch und ich wollte den Namen dieser Figur nehmen und ihm einen anderen Charakter verleihen, obwohl ihn alle so sehen. Also was Internes.

Über die „edle“ Beschreibung denke ich noch nach. Hab da so eine Zuneigung zu Widersprüchlichkeiten, aber wenn der Leser nur denkt, hä?, also, ich würde mir das schon gerne vorstellen, aber hä? – dann sollte ich mir da etwas anderes überlegen.

Also ich weiß nicht so recht, welche Haltung ich dem Text gegenüber einnehmen müsste. Es fällt mir bisschen schwer, mich drauf einlassen, ich bin nicht der optimale Leser für. Es sind ausgefallene Ideen drin, die gut sind, mir ist halt manchmal ein bisschen zu kitschig ist, glaube ich. So der Gesamtton. Dieser melancholischer Weltscherz auch, der drin steckt. Ich spür das halt nicht im Moment. Ich finde eher den Namen Rocco Mathias Ruf lustig.
Ich glaube, ich muss einmal eine lustige Geschichte schreiben, um dich zum Weinen zu bringen. :) Nein, die Initialen habe ich rausgenommen. Zugegeben fand ich das auch lustig, aber das Elemente soll hier nicht rein. Du sagst am Ende ja auch, dass dich der letzte Absatz nicht packen konnte und das erkläre ich mir dann dadurch, dass dich der Kitsch stört, die Sterne, die am Himmel funkeln, der Wunsch, fliegen zu können, und ich gebe dir recht, dass das kitschige Dinge sind, aber ich bin der Meinung, dass ich jedes kitschige Ding mit einem anderen kombiniere, also die Sterne, die sind nicht so hell in der Stadt, am Ende fehlen sie ganz, der Wunsch des Fliegens, der sich dann als sinnlos herausstellt, also, das ist jetzt wieder die Abwehrhaltung, die nicht förderlich ist beim Verdauen deiner echt guten Kritik, aber ich spiele halt gern mit so romantischen bzw. pseudoromantischen Dingen und bei diesem Balancieren fällt eine bestimmte Lesergruppe einfach immer ins Kitschloch irgendwie. Das ist schade, aber ich dafür gefällt mir das alles zu viel, also zumindest in der Geschichte brauche ich das. Bei Caroline Musselwhite war es ja nicht kitschig.


Es ist glaub auch schwierig mit diesem allwissenden Erzähler, den du hier hast. So dieses Märchenartige, autoritäre von oben. Schwierig. Bisschen melancholisch und subtil und kitschig und schmerzhaft und tiefsinnig. Sehr schwierig im Grunde, was du hier abziehen willst. Vor allem mit dieser Distanz. Du erzählst ja nicht direkt aus der Sicht einer Figur in der dritten Person, sprachlich ist immer der Erzähler dazwischengeschlatet und man spürt diese Distanz, es werden auch viele Dialoge indirekt nacherzählt, dann Empfindungen eingestreut - sehr schwierig.
Du machst auch so Sachen, um den Erzähler immer wieder zu betonen. Man muss auch nicht jedes Mal: Ellis dachte darüber nach, wie ... schreiben,
Den Perspektivkuddelmuddel haben ja ausnahmslos alle kritisiert und den werde ich auch entwirren. Ich habe mir beim Überarbeiten alle Perspektivausbrüche rot markiert und es sind tatsächlich nur fünf Absätze, in denen die Perspektive stark bricht. Am Anfang habe ich einen personalen Erzähler für unmöglich gehalten, aber mit ein bisschen Verschieben und Kürzen dürfte das jetzt realisierbar sein. Die Distanz, von der du gesprochen hast, hab ich erkannt, dass ist ja vor allem am Ende, als sie im Schnee wartet und nachdenkt, ich habe das schon jetzt ein bisschen entschärft, man ist da sofort näher an Ellis dran. Danke für den Hinweis!

Jetzt bin ich verwirrt. Rocco weiß nicht, dass er sie mit HIV angesteckt hat? Weiß er, dass er HIV hat? Sie ruft tatsächlich Rocco an, wenn sie sich mit Marek treffen will, damit er sie fährt?
Müsste es nicht so ein Gespräch mit Rocco und ihr mal darüber geben?
Ich nehme an, du hast das beim Mitlesen rausgeschrieben. Trotzdem: Rocco weiß nicht, dass er sie mit HIV angesteckt hat, weil er überhaupt nichts von HIV weiß. Ellis ist ihm ja „fremdgegangen“. Aber das hast du bestimmt mitbekommen am Ende. Dass dich das so krass verwirrt, zeigt mir, dass ich an dieser Stelle, oder noch davor, leise ankündigen muss, dass Ellis die Quelle des Leides ist in dem Text, damit das Ende nicht so überraschend und unvorbereitet daherkommt. Und ja, Rocco fährt sie. Sie begründet es durch ein Referat, und wenn er wird sich denken: Wenn sie mir das so offensichtlich zeigt, wenn ich sie schon dahin fahre, wird das schon kein Date sein, kein anderer, kein Konkurrent, Nebenbuhler.

Ich finde das übrigens auch nicht komisch, dass man trotzdem schwimmen mag, obwohl die ELtern ertrunken sind. Schwimmen ist eine ziemlich normale Sache. Wie Autofahren oder so. Das ist ja keine Familie von Fallschirmspringern. Dann könnte man es komisch finden.
Habe jetzt das draus gemacht:

Ellis im Sprung schrieb:
„Hast du von dem Jungen gehört, der es liebte, in dem Pool zu schwimmen, in dem seine Eltern ertrunken sind?“
Ellis schüttelte den Kopf.
„Ich finde das komisch“, sagte Marek. „Das ist, als würde man mit dem Mörder seiner Eltern ins Kino gehen und aus dem gleichen Strohhalm Cola trinken.“
„Ich finde das nicht komisch“, sagte Ellis. „Das Schwimmen im Pool und der Tod seiner Eltern haben nichts miteinander zu tun.“

Ich weiß nicht genau, was du mit dem Text sagen willst, ich werde diesmal nicht anfangen wild drüber zu spekulieren
Dass ich das jetzt nicht hören darf, muss ich mir selbst zuschreiben. Habe dich ja bei der Caroline Musselwhite ziemlich angefahren.

JuJu, ich danke dir für deine Mühe, aus deinem Kommentar konnte ich viel rauslesen und dazulernen über meine Fehler. Freilich ist es schade, dass dich der Text nicht mitnehmen konnte, das Kitschige hat dich gestört. Dazu habe ich schon etwas geschrieben, ich werde es beibehalten, aber bei Verwirrungen hat man mir das auch gesagt und in einer zweiten Version ist es mir gelungen, es ein Stück böser zu gestalten. Vielleicht schaffe ich das hier auch. Und die Charaktere: Rocco bekommt einen Feinschliff, Marek bleibt „philosophischer Kfz-Mechaniker“ und Ellis sagt vielleicht ein paar Dinge, die andere Mädels auch sagen würden.

Dein „find ich gut“ zu „erkannte Ellis, dass die Welt nicht gebrochen war, sondern nur einen Sprung hatte, und sie sich in diesem Sprung befand.“ war übrigens der entscheidende Gedanke, dass ich den Titel zu „Ellis im Sprung“ ändern ließ.

Noch einmal Danke! Hat mir was gebracht dein Kommentar. Über dein Lob an mancher Stelle hab ich mich gefreut!

Beste Grüße
markus.


Möchtegern, fiz, randundband, ich habe euch nicht vergessen, ihr hört noch von mir. Anakreon, danke, dass du dich noch einmal mit dem Text auseinander gesetzt hast, obwohl du etwas in Zeitnot bist. Die Präzisierung deiner Beobachtungen war sehr hilfreich für mich.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Markus,

ich schreib während dem zweiten Lesen einfach mal parallel mit:

Als Kind hatte sich Ellis immer vorgestellt, ihr Bett könnte fliegen. Der Teppich mit den Blumen war ein Blumenfeld gewesen. Nachts richtete sie die Nachttischlampe auf die roten und weißen und gelben Blüten.

Wie groß ist der Teppich und wo lag er? War es ein Bettvorleger (was die Sache erklären würde) oder ein Zimmerteppich, auf dem Ellis auch mit den Puppen gespielt hatte? Ich frage so penetrant, weil bei mir z.B. ein Teppich eine Decke wäre, mit der man sich zudeckt (Dialekt).

Für mich immer noch fließender: roten, weißen und gelben - das und muss man sowieso schon genug strapazieren.


An dem Tag, an dem Marek ihr begegnete, hatte Ellis nicht geweint. Aber sah man genau hin, konnte man die verblassten Spuren ihrer letzten Tränen sehen, und Marek sah genau hin.

Was ist verblassen genau? Wenn die Sonne etwas lange bescheint, verblasst etwas. Tränen trocknen doch, oder?

„Beschissener Tag heute.“ Seine Eltern hatten sich vor zehn Monaten getrennt, nicht mit Händeschütteln und falschen Wünschen, sondern Fingernägeln und zerbrochenen Schnapsflaschen.
für mich fehlt im fettmarkierten Teil mindestens ein Wort. Das hört sich für mich an, als hätte die Mutter ihre Fingernägel mit dem Vater bei der Trennung geteilt ;).

Letzten Sonntag hatte er bei einem Handballspiel die gesamte Zeit über auf der Bank gesessen und gestern Nacht so üble Bauchschmerzen gehabt, dass er nicht daran gedacht hatte, an jenem Tag in die Werkstatt zu fahren, um nach der Arbeit mit einem Mädchen an einer verschneiten Haltestelle auf die Straßenbahn zu warten.
Was ist denn das für ein Satz? Wann ist denn nun der jene Tag - und vier Zeitangaben in einem Satz unterzubringen ist etwas heftig.


Sie schaute auf die andere Straßenseite. Nicht auf das Haus gegenüber, sondern auf Schneeflocken, die zwischen ihr und dem Haus schwebten.
Markus, das ist ungenau. Die Schneeflocken schweben ja überall, deswegen wird sie sicher nicht auf die blicken, die 10 Meter entfernt sind, sondern auf die, die in der Nähe runterkommen und deswegen wird sie auch nicht auf die andere Straßenseite sehen.

Seine blaue Arbeitshose war mit Öl bekleckert.
Die Hose ist mit Öl verschmiert. Immer, wenn er irgendwas angelangt hat, hat er sich die Hände an der Hose abgerieben oder er ist mit seiner Hose an Motorteile gekommen, die Schmieröl an die Hose gebracht haben. Kleckern kennt man von Kindern, die nicht richtig essen können.

Der Schnee hatte die Schienen verdeckt und das Glashäuschen sah aus, als stünde es an der falschen Stelle.
Wenn die Schienen verdeckt sind, ist das Glashäuschen eben nur Glashäuschen. Da es nirgendwo anders Schienen gibt, kann es auch nicht an der falschen Stelle stehen.


Die Luft tat weh beim Atmen und roch nach Motor.
Nicht die Motoren riechen, sondern das, was nach der Verbrennung noch übrigbleibt.


Retroviren in seinen Zellen zu tragen
da haben wir es ja schon.

„Tolle Idee, …“ „Marek“, ergänzte Marek.
„Es tut mir leid, …“ „Ellis“, ergänzte Ellis.
Das hat schon jemand angemerkt: Ich finde das auch konfus und bin mir nicht sicher, wie rum du das gemeint hast. -> edit: jetzt am Tag darauf wird es mir klarer, aber das ist schon ein großer Bremsklotz, bis man das kapiert hat, jedenfalls ich :D


hatte er die Erzählstimme einer Fernsehdokumentation
die Doku hat keine Stimme, das ist der Sprecher.


. Und obwohl das alles nach einem wunderbaren Liebhaber klang, war es nur das, was man von ihm sah, wenn man sich die Hände vors Gesicht hielt und ihn durch die schmalen Schlitze zwischen den Fingern betrachtete.
Diesen Satz verstehe ich nicht.


Eine Puppe, die wie dreiunddreißig Millionen Menschen weltweit mit HIV infiziert war. Seit dem Tod ihres Opas spendete sie Blut.
Fettmarkierter Satz ist der Anfang eines für mich nicht stimmigen Absatzes, was die Erzählform betrifft. Finde ich nicht so geschmeidig gelöst, um die Umstände zu erklären.

Ihre Welt war zusammengebrochen, aber wenn sie ihrer Mutter dabei zusah, wie sie Heidelbeeren auf einem Kuchenteig verteilte und danach pfeifend den Kuchen in den Ofen schob,

aus dem Kuchenteig kannst du Teig machen, damit der zweite Kuchen der erste bleibt - es ist ja klar, dass Heidelbeeren nicht auf einem Brotteig verteilt werden.

Als Ellis‘ Vater davon erfahren hatte, wollte er Rocco umbringen, zerstörte dann aber seine Modellflugzeugsammlung und weinte ununterbrochen.
Bezug zur Sammlung - wessen ist es?


dass ihre Eltern mit Rocco darüber sprachen und als Rocco ihren Vater fragte, warum er in letzter Zeit so betrübt sei,
das fragt garantiert kein Freund der Tochter den Vater, das finde ich unglaubwürdig.

Ellis hinterließ ihre Nummer und sagte: „Ich werde nicht mit ihm schlafen. Richten Sie ihm das bitte aus.“
Das habe ich auch immer wieder mal jemandem Fremden gesagt, damals, als ich jung war, wenn ich etwas ausrichten ließ. Das liest sich für mich leider gekünstelt.


Nase hatte der Schneemann keine, aber ihre Kleidung roch nach Werkstatt und Autos, und das mochte sie.
Dieser Erklärung kann ich nicht folgen, das ist ja wie Äpfel und Birnen.

Ellis‘ Eltern schauten zu Boden, wenn sie ihr zufällig im Flur begegneten, weil sie den Raum wechselten, in dem sie sich versteckt hielten, oder wenn sich Ellis an den Tisch setzte und wenig aß.
Sorry, entweder verlässt mich mein Verstand oder ich muss auch hier sagen, dass ich einfach nicht kapiere, was dieser Satz soll. Ist das unter Seltsam gepostet? Wieso verstecken sich ihre Eltern?

fEllis leckte sich die Suppenreste vom Gesicht und schaute ihre Eltern an, die nicht erschrocken waren, sondern froh und erleichtert, dass Ellis ihnen etwas gesagt hatte.
Also sich selber kann man rund um den Mund etwas weglecken, aber doch nicht im ganzen Gesicht.

Die Mutter mit den beiden quengelnden Kindern, die in die Werkstatt kam und den Kleinen erklärte, was Wuchten ist.
Auswuchten

Sie sprachen über das Leben, warum es manchmal richtig Spaß machte und warum es manchmal beschissen war oder einfach da.
Der Satz ist verbesserungswürdig. Spaß machen ist wenig ambitioniert und das einfach da am Ende kommt mir verloren vor.

Was das über Mareks Kindheit aussagte und darüber, wie er tickte, wusste Ellis nicht.
Was ist das denn wieder? Das ist das gleiche wie mit der Nase vom Schneemann. Ich kann mit so stilisierten Quertreibern nix anfangen.

Rocco sagte Ich liebe dich! wie andere Gesundheit! , wenn jemand genießt hatte, nur dass es kein Niesen war, sondern ein Moment; wenn sie nah aneinander lagen, sich nicht zu berühren und nichts anderes zu sagen wussten, meistens aber kurz bevor er sich verabschiedete und ging.
Meines Ermessens nach hat das Semikolon hier nichts verloren, weil alles weitere kein kompletter Satz mehr ist.

Sie fühlte sich vollkommen austauschbar, aber am Ende schließt man vermutlich jenes Spielzeug in sein Herz, mit dem man ständig spielt, obwohl es Millionen andere davon gibt.
Zeit?


„Das spielt doch keine Rolle jetzt“, sagte Marek. „Du gehst mit mir essen und lädst mich zu dir ein und willst nicht mit mir schlafen. Was willst du überhaupt?“
Genau, weil man ja auch nicht einfach aus Freude Zeit miteinander verbringen kann - ohne Ficken ist alles sinnlos.

und ihre Mutter hatte kein Recht, ihm keinen Teller und keine Tasse hinzustellen.
naja, zwischen Schlagen und nicht bewirten ist ja schon noch ein Unterschied


Rocco stellte das Radio ab.
ausstellen

Nun zur Geschichte als solchen. Mich hat sie nicht überzeugt, manchmal sogar etwas geärgert. Aber besser, man hat negative Regungen als gar keine.

Einerseits, weil mit dem Thema Aids ganz krank umgegangen wird. Da schleichen die Eltern rum, als müsste das Kind gleich sterben. Genauso Ellis, die nur noch an Tod denkt, aber Rocco gar nicht die Möglichkeit gibt, sich damit auseinanderzusetzen. Aids ist mittlerweile eine gut mit Medikamenten im Schach zu haltende chronische Krankheit, da könnte jeder Krebs tückischer sein.

Andererseits lese ich in der Geschichte den Versuch, eine etwas besondere, nicht greifbare Ellis darzustellen. So eine Mischung aus Pippi Langstrumpf und Vamp. Für mich ging das manchmal einfach nicht auf, das war nicht stimmig umgesetzt, wie z.B. bei den Dialogen hat das für mich oft sehr aufgesetzt gewirkt. Es wirkte für mich wie eine Kunstwelt in der realen, aber von dir als Autor bewusst so inszeniert.

Keiner Person kam ich nahe, das lag wohl an dieser Stimmung im Text. Ellis hat mich eigentlich nur genervt. Ist halt nicht meins; beim Querlesen habe ich entdeckt, dass andere voll des Lobes sind, also liegst du, Markus, ja nicht falsch, vielleicht lese ich es auch falsch ;).

Liebe Grüße
bernadette

 

Hallo Markus
Ellis im Sprung ist für mich eine sehr verschachtelte und subtil angelegte Geschichte, die ich gerne gelesen habe. Die ständigen Perspektivenwechsel waren für mich nicht das Problem. Allerdings waren mir die Dialoge ein wenig zu "sprachgewandt". Ich habe die Geschichte gleich so verstanden, dass Rocco und Ellis miteinander schlafen und Ellis HIV hat, der Leser aber denken soll, die Eltern denken, Rocco habe sie angesteckt und Ellis lässt sie und den Leser in diesem Glauben. Das Thema dieser Geschichte ist nicht nur HIV sondern auch, dass ein Mädchen scharf auf Sex ist, dass es am liebsten Sex hat, mit jenen Kerlen, die nicht sind, was sie ist. Ich glaube, es geht sogar um die Abgrenzung zu den Eltern und gleichzeitig um den Wunsch wieder ein Kind zu sein. Sie geht über deren gefühlt geheuchelten Grenzen ihrer Erziehung. Das übliche Spiel mit dem Feuer sagten vielleicht diese gefühlten Heuchler einst zu ihr und meinten vielleicht gar nicht sie sondern sich (erregter Vater). Die Ambivalenz ihrer Gefühle finde ich durch den Perspektivenwechsel gelungen dargestellt, die Dissoziation mit dem Bild eines Sprunges genial umgesetzt. Denn die Wahrnehmung Ellis ist gefärbt. Wie kommt es, dass das Aussehen der Protagonisten sich Ellis Wahrnehmung immerzu ändert? Von jung zu alt, von edel zu gewöhnlich? Alles Puzzleteile, die dem Leser Stoff zum Nachdenken bieten, in die Rolle der Protagonistin zu schlüpfen und auch die Vorurteile abzustreifen, die man sich vielleicht selbst übergestülpt hatte.

einen Rechtschreibfehler habe ich gesehen, der nicht SMS war.

wenn jemand genießt hatte, nur dass es kein Niesen
LG,GD

 

Liebe bernadette, liebe Goldene Dame, vielen Dank für eure Kommentare!

bernadette, dein scharfsinniger Blick zeigt mir immer wieder kleine Unstimmigkeiten, ich werde bald darauf eingehen! Dass dich die Erzählung überhaupt nicht überzeugt hat, hätte ich nie gedacht …

Goldene Dame, du scheinst zu den wenigen zu gehören, die kein Problem mit den Perspektiven haben, und diesen Aspekt des Textes so lesen, wie er geschrieben war. Zu deiner interessanten Interpretation sage ich auch noch was.

Der Reihe nach:

Hallo randundband,

du findest das Thema gut und mich beschäftigt das natürlich auch. Klar hängen überall die Poster rum, man hört davon, kauft sich Kondome, aber eigentlich ist es etwas Abstraktes. Dabei geht es in meiner Geschichte viel mehr um eine einschneidende Diagnose und wie man damit umgeht. Man ist ansteckend und schwer krank, spürt das aber sehr lange Zeit nicht. Es ist eine Zettelkrankheit, wie ich das bezeichne. Man ist zunächst auf dem Papier krank, nicht im Leben. Diese Unfassbarkeit der Krankheit und die Unfassbarkeit der Gefühle hat mich interessiert.

In vielen Punkten muss ich JuJu zustimmen, das ist stellenweise einfach so angestrengt, die Dialoge sind so künstlich, das Verhalten finde ich auch häufig unnatürlich.
Ja, ich habe gestern zu JuJus Kritikpunkten sehr viel geschrieben, vielleicht so viel dazu: ich sehe ein, dass ich noch Probleme dabei habe, Dialoge locker und lebensnah zu formulieren, ich mag immer etwas Unerwartetes darin und möglichst viel Aussage und dann wirkt das freilich künstlich. Das gleiche Phänomen haben wir beim Handeln meiner Charaktere. Auf der anderen Seite mag ich das. Und ich frage mich, inwiefern Charaktere lebensnah sprechen oder handeln müssen. Komisch werden meine Figuren immer sein, aber ich werde versuchen, die Künstlichkeit und Angestrengtheit auf ein erträgliches Maß zu bringen, ganz bekomme ich es ja nicht weg, weil ich es irgendwie mag, aber da gibt es gewiss ein Mittelmaß.

Keine Ahnung, vllt geht es nur mir so, aber ich mag dieses Effekthascherische gar nicht. Hier, fliegendes Bett, Stoffblüten, Mädchenspielsachen, Poesiealben, alles so niedlich und verletzlich und dann kommt dieser ganz harte Bruch und sie wird von Rocco, dem Pornohengst (die Assoziation hat man nun mal sofort) durchgefickt. Ich weiß nicht, ich finde das manipulativ.
Dagegen kann ich nichts sagen. Genau so habe ich das geschrieben. Schade, dass es dich da rausgeschmissen hat, das darf einem Anfang nicht passieren. Warum ein harter Bruch Effekthascherei sein soll … Der erste Absatz war als Miniaturausgabe des gesamten Textes gedacht und klar will ich den Leser irgendwo manipulieren, allein mit der Perspektive, klar, ja, es ist ein manipulativer Text.

Bei dem nächsten Absatz ging es mir genau so wie JuJu, da dachte ich mir he? Das soll jetzt alles nicht beschissen sein? Na ja.
Hab ich korrigiert.

Ich fand das auch mit Rilke und der Übereinstimmung mit den Initialen von Rocco nicht so geil. Mir kam das so bemüht vor.
Ist auch raus.

Auch will mir nicht in den Kopf gehen, dass ein Typ wie Rocco auf so einen Empfindlichkeitspoeten wie Rilke steht. Passt für mich nicht. Zum einen finde ich Rocco etwas blass gezeichnet, so ein richtig gutes Bild entsteht bei mir nicht, aber so im Wesentlichen kommt er mir doch eher etwas stumpf vor. So ein BMW-Typ eben, dem das auch nichts ausmacht, seine Freundin zu einem anderen zu fahren, der "ich liebe dich" so sagt, als würde er niesen, der sie eben einfach nur durchfickt und hier das
Das ist der Fehler, der dann durch die Perspektive entsteht. Bei den meisten hat das scheinbar nicht funktioniert und ich überlege, die Perspektivenspielerei rauszunehmen. Also, Rocco ist eigentlich ein feinfühliger Liebhaber, aber Ellis verschiebt die Wahrnehmung auf ihn krass, am Charakter Rocco will ich aber noch feilen. Ich wusste nicht, wie er beim Leser ankommt, aber scheinbar sehen viele in ihm das Arschloch, das Ellis lange Zeit im Text sieht.

Komm schon, brauchst du hier wirklich so eine klischeehafte Auseinandersetzung. Handwerker sind doch gar nicht dumm Debatte. Aber dann ja doch, weil er ist ja nur Handwerker, um studieren zu können. Also das überzeugt mich nicht.
Danke für den Hinweis. Ich habe das schon jetzt etwas entschärft, will da aber noch einen anderen Dialog reinpacken.

Das machst du dir doch viel zu einfach. Solche Freundinnen willst du Ellis verpassen. Dabei hatte ich den Eindruck, sie wäre ein krass empfindsames Mädchen.
Die Freundinnen sind auch gestrichen. Das war wirklich zu flach. Zum Warum: Ich hatte keine Freundin drin, kann ein Mädchen wie Ellis keine Freundin haben? Dann habe ich eine beste Freundin eingebaut, der sie es auch verschweigt, auch klug und subtil, aber die einzige Aufgabe der besten Freundin bestand dann darin, es nicht zu erfahren. Also hab ich sie rausgenommen. Aber irgendwelche Freundinnen brauchte sie ja. Jetzt habe ich die auch gestrichen. Das ist zu einfach und zu sehr Klischee. Auch danke für diesen Hinweis, ist gestrichen.

Danach will er nicht wissen, was los ist? Und kommt so mir nichts, dir nichts wieder? Also an dem Rocco-Charakter musst du noch arbeiten, finde ich.
An Rocco will ich auf jeden Fall noch arbeiten. Aber wenn du dir vorstellst, dein Schwiegervater ist total traurig die ganze Zeit, redet nicht mehr mit dir, fragt dich nicht, ob er dir ein Bier mit aufmachen soll, und als du fragst, hey, was’n los, haut er dir fünf, sechs Mal voll in die Fresse, deine Freundin schaut zu. Du regst dich auf und sie sagt nur: „Das war nur folgerichtig.“ Dann ist das halt so. Vermutlich will er zu einem späteren Zeitpunkt noch etwas wissen, ja.

Ich finde, Ellis ist eigentlich ziemlich gut gezeichnet, ihr Drama hast du erfasst, auch die ganze Ambivalenz dieser Figur, das ist gut, das hat mich gepackt. Das hat Novak schon ganz richtig gesagt. Auch das mit den Eltern und ihrem Umgang mit der Situation, das funktioniert, sie taten mir wirklich leid.
Das freut mich! Das sind die Dinge, die mir am wichtigsten waren. Eine Unstimmigkeiten habe ich jetzt schon gestrichen und freilich muss ich mich noch um Rocco kümmern, oder die Perspektive klarer machen, oder klarer, dass die Perspektive unscharf ist.

Es liest sich auch ganz schön, also stilistisch will ich gar nicht meckern.
*grins*

Vielen Dank, randundband, du hast dich nicht auf oberflächliche Kritik beschränkt, sondern einige Stellen exemplarisch hervorgehoben. Damit kann ich viel anfangen. Ich merke manchmal selbst, dass mich an einer Geschichte etwas stört, aber ich kann es nicht benennen. Du hast das getan und dafür noch einmal ein Dankeschön!

Beste Grüße
markus.


Liebe fiz,

es freut mich, was du über meine Zeilen und die Poesie darin sagst, aber ich nehme auch nickend deine Einwände wahr.

Konjunktiv fänd ich schicker als dass-Satz. Und nur Mädchen reicht mir nicht, weil Ellis immer noch eher Mädchen als Frau ist. Ich würd "Kind" oder "kleines Mädchen" schreiben.
Kontrast vom Kinderbett zum Ficken kommt aber gut.
Hab den Satz geändert. Gefällt mir so jetzt auch besser.

Das muss alles in PQP, so hässlich das auch ist. Wenn man längere Rückblenden hat, kann man da ja schummeln, aber so ein Zeitkuddelmuddel innerhalb eines Satzes ist schwierig. Ein "hatte" kann man aber rauskürzen.
Hab ich geändert.

Also ich find das ja grundsätzlich gut, solche Schubladen mal gegen ihre Etiketten zu bestücken, aber irgendwie schien mir das hier ein bisschen wirr und ziellos. Vom Konzept her gut, aber man könnte es nochmal feintunen. Ist schon schwierig, so mit Klischees zu arbeiten, denn auch so durchkreuzte Klischees sind ja mittlerweile schon wieder Klischees. Wahrscheinlich wär's da im Zweifel einfacher, schlicht von Individuen zu erzählen und ihnen nicht direkt Etiketten auf die Stirn zu klatschen oder sie in so polaren Figurenkonstellationen zu positionieren, selbst wenn sie diese Zuordnungen dann wieder unterwandern dürfen.
Dass am Ende nichts so ist, wie es am Anfang scheint, war mir ein Anliegen, und was du ansprichst, war von vornherein ein Bedenken von mir. Ich finde, bei Marek ist es nicht so stark ausgeprägt, an Rocco muss ich noch einmal arbeiten – feintunen, wie du sagst.

Den Gedanken finde ich gut. Das unpersönliche und ständig wiederholte "man" darin aber nicht so schick.
Hab die Schneeballschlacht und das Schneemannbauen in die Ich-Perspektive geholt.

So Charakterisierungen über das Gehen find ich immer super. Gehen ist so individuell und sagt echt viel über Menschen aus. Wo hab ich denn hier letztens noch so einen schönen Geh-Vergleich gelesen?
Freut mich, dass dir das gefallen hat. Wenn ich einen Gehvergleich entdecke, schicke ich ihn dir sofort, okay?

Das macht mich ganz wirr. Also die Umbrüche und Ergänzungen. Also ich schnall nicht, wer hier was sagt. Zuerst dachte ich nämlich, der eine sagt was zum anderen und dieser andere ergänzt dann seinen eigenen Namen. Die Pünktchen stehen da, wo der Angesprochene seinen eigenen Namen einsetzen soll. So:
"Und sie sind ...", begann Schmitt.
"Herr Schneider", ergänzte Herr Schneider.
Aber nach dem System müsste das so aussehen:
„Tolle Idee, …“ begann Ellis.
„Marek“, ergänzte Marek.
„Es tut mir leid, …“, begann Marek.
„Ellis“, ergänzte Ellis.
Aber das ist ja Quatsch, denn das mit dem Schneeball war ja Ellis' Idee und dementsprechen müsste auch sie sich entschuldigen.
Da verwirrst du dich, glaube ich, selbst. Ich verstehe dein Problem, aber du entwirrst es dir dann selbst und dann verwirrst du es wieder, indem du über die Schuld nachdenkst. Wer ist jetzt eigentlich schuld und so. Ich werde das vorerst so stehen lassen. (Ich finde übrigens nicht, dass sie schuld hat, immerhin hätten sie die Bahn auch verpasst, wenn sie einfach weitergegangen wären.)

Bad kann weg. wohin soll man sich einen Spiegelschrank sonst hängen? (Spiegelschränke sollten eh verboten werden)
Hab das Bad gestrichen. Genauso wie das „im Körper“ bei den kritzelnden Viren. Was weg kann, soll weg. Ich übersehe immer wieder etwas. Die Kommas vor „wie“ hab ich alle gekillt.

Na ja, die kennt sich offenbar nicht richtig aus.
Dass du den Penis in beschnittener Variante anscheinend bevorzugst, nehme ich aufmerksam wahr. :)

Gibt es da noch mehr Dichter für ihn, von denen er abschreiben kann?
Hab das mit den Initialen rausgenommen. Genug gelacht!

Das ist jetzt auch keine Beschreibung, die mich vom Hocker reißt. Übereinstimmung von Inhalt und Form gewissermaßen.
Aus der „normalen, beinah langweiligen Stimme“ hab ich eine „kratzige“ gemacht.

Er ist ein gefühlloser Arsch, oder auch nicht; er ist der intellektuelle Gegenentwurf zu Marek, sagt aber nie was besonders Kluges, sondern zitiert nur Rilke und NATURE
Hier musste ich lachen.

Vielleicht hat sie echt nur ne narzisstische Störung und nimmt alles völlig verzogen wahr. Dass sie ihn der Ansteckungsgefahr aussetzt scheint ja fast wie ne Strafe für seine Lieblosigkeit ihr gegenüber zu sein. Da ich seine Lieblosigkeit aber nur durch sie gefiltert mitkriege und niemals im Text gezeigt bekomme, wird ihre Motivation ja nochmal mehr in Frage gestellt als sie ohnehin schon fragwürdig ist. Vielleicht muss sie ihn auch schlecht machen, weil sie sich selbst so mies und schuldig fühlt und das jetzt auf ihn projiziert.
Ich finde, bei dir hatte die Geschichte genau den Effekt, den ich haben wollte. Du interpretierst das auch alles richtig. Rocco ist „der arme, verunglimpfte Rocco“. Und Ellis verzerrt die Wahrnehmung des Lesers, was ihn betrifft. Ungünstig sind halt die Perspektivwechsel, weil sie nicht nur eine Sicht von Ellis sind, sondern tatsächlich aus der Sicht von Rocco wiedergegeben werden. Ein personaler Erzähler, der nur Ellis Sicht zeigt, scheint mir nach Durchsicht tatsächlich realisierbar, es sind im Grunde fünf Perspektivbrüche, die ich korrigieren müsste. Das mit dem Stückchen Wand und das Blondinenproblem würden dann aber rausfallen, auch die Szene mit dem BMW in Markes Werkstatt, ich muss sehen, vielleicht bleibt es ja ein Perspektivkuddelmuddel, vielleicht wird es ein bisschen weniger kuddelmuddelig, ich werde einen personalen Erzähler probieren, da brauche ich aber noch ein bisschen Zeit. Trotzdem fand ich deine Gedanken und deine Sicht zu den Perspektiven sehr interessant und hab mich gefreut, weil es eigentlich funktioniert hat bei dir.

Der philosophierende Automechaniker. Irgendwie traurig, dass er nicht weiter philosophierender Automechaniker bleiben darf, sondern zum verkappten Studenten wird.
Hab ich geändert. Hab mich richtig geärgert!

voll gut!
Freut mich, dass dir das mit dem Stückchen Wand, an das er Ohr und Lippen presst, so zusagt. Ist eine meiner Lieblingsstellen im Text. Man selbst darf ja auch welche haben, oder?

Also hömma! Sowas kannst Du doch nicht in so nem Nebensatz einfach raushauen und dann wieder fallenlassen. Das wird zu wild alles. Auch perspektivmäßig.
Es ist eine körperliche Reaktion, vielleicht sieht sie eine Beule in der Hose von ihrem Dad, möglich ist das doch, und er kannte es nicht und … ich denke, ich lasse das als bösen Schweif drin, auch wenn ich verstehe, was du meinst. Eigentlich müsste ich das streichen.

Zu deinem Fazit habe ich schon vor ein paar Tagen etwas gesagt, ich habe mich sehr gefreut über deinen Kommentar, über die kleinen Makel, die du mir gezeigt hast, und das Lob und Einzellob und den Denkprozess, wie du versuchst, das Ganze zu entwirren, das zu lesen, hat mir sehr gefallen. Vielen Dank!

Beste Grüße
markus.


Liebe Möchtegern,

was hinter dem anfänglichen Titel steckt, verrate ich nicht, aber ich bin froh, dass vor allem du dich darüber aufgeregt hast, denn jetzt hab ich einen Titel gefunden, den ich mag: Ellis im Sprung. Das hättest du bestimmt angeklickt, stimmt’s?

ungünstig gezeichnet. Der ist 90% des Textes nicht so angelegt, dass ich dem abnehmen kann, er wäre womöglich das unschuldige Opfer und der Text hat mit meinen Lesererwartungen gespielt (so soll ich das Ende der Geschichte doch lesen, oder?).
Deine Rocco-Erfahrung konnte ich leider nicht ahnen. Ich muss zugeben, dass ich diesen Porno-Appeal total unterschätzt habe. Ich habe es JuJu schon geschrieben, dass ich den Namen aus der Copywrite-Story von lollek genommen habe, weil Rocco der beschissenste Charakter ist, den ich je in einer Geschichte hatte, und ich ihm eine neue Rolle geben wollte. Dass der noch Schwächen hat und einer Überarbeitung bedarf, habe ich gemerkt und ich werde mich auch dransetzen, das Ende und seine Wandlung besser ankündigen.

Mir hat das Gefühl gefehlt, dass der Text sich die ganze Zeit seiner Pointe bewusst war und darauf hingearbeitet hat. Ich hätte mir am Ende doch vor die Stirn schlagen müssen und denken "klar, SO war das in Wirklichkeit". Aber bis ich das Ende nicht gelesen hatte, hatte ich gar nicht den Eindruck, dass die Figuren dieses Potential haben. Verstehst du, was ich meine?
Ja, das verstehe ich. Ich werde diesen Kritikpunkt auch berücksichtigen. Bei Goldene Dame hat es funktioniert und ich selbst, weiß ja, wie es ausgeht, und ich weiß nicht, ob ich manchmal zu viel verrate oder zu wenig. Zu wenig also. Dann werde ich noch ein paar Dinge einbauen.

Wann lese ich eine Selbsteinschätzung von Rocco, wann eine Fremdeinschätzung von Ellis, wann lese ich einen neutralen, allwissenden Erzähler, der mir die "objektive Wahrheit" über die Figuren mitteilt? Um die Figuren richtig einschätzen zu können, möchte ich das wissen. Der Text erlaubt mir das aber nicht, dadurch wird die Figurenzeichnung schwammig. Es ist doch was völlig anderes für die Figuren, ob Rocco seiner Meinung nach Ellis als Spielzeug hält, ob Ellis sich für Roccos Spielzeug hält, ob mir ein Allwissender verrät, dass Ellis Roccos Spielzeug ist. Aber wenn aus dem Text nicht hervorgeht, was jetzt zutrifft, dann ist das völlig beliebig und der Text macht eigentlich gar keine Aussage zu den Figuren ...
Du hast das auch schön formuliert. Hm, das große Problem ist ja, dass das genau meine Absicht war, und im Nachhinein stellt sich das als einer der größten Schwächen des Textes heraus. Hab fiz und den anderen schon geschrieben, dass ich etwas Klarheit reinbringen möchte, aber das ist schon nicht so einfach. Aber danke für deine Sichtweise.

Zu Marek sag ich jetzt nichts mehr, außer dass er glücklich an Autos rumschraubt und sich über poetische Stellen in Gästebüchern erfreut.

Dass dich die Thematik und die Ideen überzeugt haben, und auch meine wenigen „AIDS-Formulierungen“ freut mich. Vor allem die „unfairen Mittel“ möchte ich „fairer“ machen! Ich danke dir für deinen ausführlichen und hilfreichen Kommentar!

Beste Grüße
markus.

 

Hallo Anakreon,

ich hoffe, das Interview verlief gut und du konntest den Fragen, mit denen man dich gekitzelt hat, begegnen. Vollkommen nackt und unbefangen wird man wohl nie in einen Text stolpern, allein wenn man den Autor liest, flattern einem Erwartungen entgegen, oder wenn man die Rubrik liest, wenn man ein Buch aufschlägt, denkt man an das, was andere darüber gesagt oder geschrieben haben, oder der erste Absatz schlägt wie Ellis mit der Hand in die Suppenschüssel und die Assoziationen spritzen einem in die Sicht. Beim Lesen deiner Texte muss ich einen Sprachschalter in meinem Kopf umlegen, damit ich sie genießen kann, darüber haben wir aber schon geschrieben. Deswegen ist das völlig okay, ich finde, meistens bereichern Unbefangenheiten einen Text, der Text lebt ja auch immer von der Phantasie und der Gedankenwelt seines Lesers.

Doch Du setztest damit eine andere Prämisse, indem Du nur die beiden Pole der Gefühlswelt von Ellis aufscheinen liessest. Eine interessante Überlegung, der ich als konzentrierter Ausdruck für ihren Lebensabschnitt in dieser Geschichte folgen kann.
Schön, dass du das so siehst.

Zugleich meinte ich aber auch Sätze wahrzunehmen, die mich zögern und im Aufbau überlegen liessen.
Jetzt weiß ich, was du meinst. Du hast mir auch ein Beispiel genannt. Ich werde noch meinen Text noch einmal durchsehen.

Die Verhaltensweise von Ellis auf die Diagnose hin ist mir glaubwürdig, wenn auch tragisch, ebenso wenn sie deshalb aggressiven Momenten unterliegt. Ihr Umgang mit Marek erlaubt jedoch Rückschlüsse, aus denen ich ableite, dass sie einem Fremden gegenüber die Nachricht an ihn sprachlich verdeckter übermitteln würde. Gewissheit gibt es für mich als Leser natürlich nicht, es ist mehr das Gefühl, das eben geweckt wurde. Es gab kein Hinweis sie als Prüde einzuschätzen, doch vom Umgangssprachlichen her eher dezent, was Ausbrüche wie gegenüber dem Kellner dennoch als real erscheinen liess.
Okay, also keine grundsätzliche Unglaubwürdigkeit, eher ein Knick in der Folgerichtigkeit. Die Aussage möchte ich auf jeden Fall drin behalten, vielleicht gelingt es mir, sie verdeckter zu formulieren.

Zu diesem Zeitpunkt ging ich auch von der falschen Annahme aus, dass Rocco sie infiziert hatte. Sehr genial im Text ist, dass man als Leser erst spät die Wahrheit erfährt. Der Unmut Rocco gegenüber hat man da als Leser bereits aufgebaut.
Es freut mich, dass dir das gefallen hat.

Ich stelle die Intention eines gewieften Autors höher, als kleine abweichende Nuancen, welche dessen Geschichte mir als Leser subjektiv erzeugen.
Ja, das schon, aber es sind offensichtlich noch Unstimmigkeiten, die ich zu korrigieren versuche.

Es ist mir von Deinen Geschichten auch die stärkste, welche ich in Erinnerung habe.
Dankeschön!

Vielen Dank noch einmal für deine Mühe und deine Präzisierungen!

Beste Grüße
markus.


Hallo bernadette,

du hast – wie immer – sehr genau hingeschaut auf meine Zeilen, ich möchte deine Bemerkungen kommentieren:

Wie groß ist der Teppich und wo lag er? War es ein Bettvorleger (was die Sache erklären würde) oder ein Zimmerteppich, auf dem Ellis auch mit den Puppen gespielt hatte? Ich frage so penetrant, weil bei mir z.B. ein Teppich eine Decke wäre, mit der man sich zudeckt (Dialekt).
Ein Teppich ist doch ganz klar etwas, was auf dem Boden liegt. Dass es zu solch einer Verwechslung kommen würde – damit hätte ich nie gerechnet. Vielleicht füge ich ein „am Boden“ hinzu. „Als Kind hatte sich Ellis immer vorgestellt, ihr Bett könnte fliegen. Der Teppich mit den Blumen war ein Blumenfeld gewesen. Nachts richtete sie die Nachttischlampe auf die roten und weißen und gelben Blüten am Boden.“

Für mich immer noch fließender: roten, weißen und gelben - das und muss man sowieso schon genug strapazieren.
Ich habe hier ganz bewusst ein zweites „und“ drin, ich finde, man muss nicht jedes Füll- oder Bindewort wie einen Feind behandeln. Erstens kommt die verkürzte Aufzählung im darauf folgenden Satz zu tragen und würde die Rhythmik stören, auf der anderen Seite wollte ich, dass jede Farbe gleich weit voneinander entfernt steht.

Was ist verblassen genau? Wenn die Sonne etwas lange bescheint, verblasst etwas. Tränen trocknen doch, oder?
Hier stimme ich dir widerstandslos zu. Das ändere ich.

Deine Anmerkungen bezüglich der Trennung von Mareks Eltern und die vielen Zeitangaben in dem Abschnitt habe ich wahrgenommen, aber zunächst nach hinten gestellt, weil der Absatz vermutlich eh gestrichen wird.

Markus, das ist ungenau. Die Schneeflocken schweben ja überall, deswegen wird sie sicher nicht auf die blicken, die 10 Meter entfernt sind, sondern auf die, die in der Nähe runterkommen und deswegen wird sie auch nicht auf die andere Straßenseite sehen.
Hm, ich wollte schreiben, dass sie auf die andere Straßenseite schaut, also von außen betrachtet sieht sie so aus, als würde sie auf das Haus gegenüber blicken, aber sie schaut auf die Schneeflocken dazwischen. Vielleicht dann ein anderes Verb? Schauen, blicken, oder etwas ganz anderes. Ich überlege mir etwas.

Die Hose ist mit Öl verschmiert. Immer, wenn er irgendwas angelangt hat, hat er sich die Hände an der Hose abgerieben oder er ist mit seiner Hose an Motorteile gekommen, die Schmieröl an die Hose gebracht haben. Kleckern kennt man von Kindern, die nicht richtig essen können.
Wie ich deine Detailaugen mag, ehrlich. Ist zwar immer ärgerlich, eigene Fehler zu erkennen, aber es werden weniger, und wenn man deinen Kommentar liest, lernt man immer ein bisschen dazu, auch die Mechanismen hinter den Wörter zu verstehen. Manchmal bezeichnen Worte das gleiche Ergebnis, die Hose ist schmutzig, aber es stecken andere Tätigkeiten dahinter, die dazu führten. Genial, dass du das – auch in so einem langen Text – so zielsicher erkennst. Dann sogar noch mit einer schönen Erklärung. Ändere ich freilich.

Wenn die Schienen verdeckt sind, ist das Glashäuschen eben nur Glashäuschen. Da es nirgendwo anders Schienen gibt, kann es auch nicht an der falschen Stelle stehen.
Da stimme ich dir nicht zu. Wenn ein Glashäuschen wie eine Straßenbahnhaltstelle aussieht, aber weit und breit keine Schienen zu sehen sind, dann ist das doch an der falschen Stelle, weil die Haltebahnstelle für Straßenbahnen jeglicher Bedeutung beraubt wäre ohne Schienen.

Nicht die Motoren riechen, sondern das, was nach der Verbrennung noch übrigbleibt.
Hatte da vorher stehen. „Marek roch so, als würde man unter eine Motorhaube schnüffeln.“ Die Kritik leuchtet mir ein.

da haben wir es ja schon.
Jap, Retroviren dürfte jetzt nicht jedem etwas sagen, also euch als Leser vermutlich mehr, aber ich dachte, als kleiner Hinweis eignet sich das ganz gut.

Das hat schon jemand angemerkt: Ich finde das auch konfus und bin mir nicht sicher, wie rum du das gemeint hast. -> edit: jetzt am Tag darauf wird es mir klarer, aber das ist schon ein großer Bremsklotz, bis man das kapiert hat, jedenfalls ich
Ja, fiz ist auch über den Ergänzungsschneehaufen gestolpert. Schaue ich mir noch einmal an.

die Doku hat keine Stimme, das ist der Sprecher.
Argh, und ich habe das „Erzählstimme aus einer Fernsehdokumentation“ gestrichen, weil ich dachte, es funktioniert auch so. Bau ich es halt wieder rein.

Ellis im Sprung schrieb:
Und obwohl das alles nach einem wunderbaren Liebhaber klang, war es nur das, was man von ihm sah, wenn man sich die Hände vors Gesicht hielt und ihn durch die schmalen Schlitze zwischen den Fingern betrachtete.
Naja, wie viel sieht man von jemanden, wenn man sich die Hände vors Gesicht hält und nur durch die Schlitze durchschaut, man sieht ja kaum etwas, fast nichts, und das täuscht dann freilich.

Fettmarkierter Satz ist der Anfang eines für mich nicht stimmigen Absatzes, was die Erzählform betrifft. Finde ich nicht so geschmeidig gelöst, um die Umstände zu erklären.

Fettmarkierter Satz ist der Anfang eines für mich nicht stimmigen Absatzes, was die Erzählform betrifft. Finde ich nicht so geschmeidig gelöst, um die Umstände zu erklären.
Danke für den Hinweis. Tatsächlich habe ich auch da nachträglich rumgeschraubt. Weil einige Teile des Absatzes sowieso gestrichen werden, denke ich, dass ich eine geschmeidigere Lösung finden werde, hab schon etwas im Kopf.

aus dem Kuchenteig kannst du Teig machen, damit der zweite Kuchen der erste bleibt - es ist ja klar, dass Heidelbeeren nicht auf einem Brotteig verteilt werden.
Wird gemacht.

Bezug zur Sammlung - wessen ist es?
Verdammt, wie krass! Ich dachte, es ist klar, dass nur der Vater eine Modellflugzeugsammlung hat, aber sprachlich ist das unklar, das stimmt.

das fragt garantiert kein Freund der Tochter den Vater, das finde ich unglaubwürdig.
Ich denke darüber noch einmal nach. Wenn jemand die ganze Zeit scheiße drauf ist, kann man doch mal fragen: „Was’n los?“ – aber wie gesagt, ich denke noch einmal darüber nach.

Das habe ich auch immer wieder mal jemandem Fremden gesagt, damals, als ich jung war, wenn ich etwas ausrichten ließ. Das liest sich für mich leider gekünstelt.
Ja, hab mit Anakreon schon über diese Stelle gesprochen. Ich werde das anders formulieren.

Ellis im Sprung schrieb:
Nase hatte der Schneemann keine, aber ihre Kleidung roch nach Werkstatt und Autos, und das mochte sie.
Dieser Erklärung kann ich nicht folgen, das ist ja wie Äpfel und Birnen.
Hm, ich fand genau das interessant. Vermutlich stört dich nur das „aber“.

Ellis im Sprung schrieb:
Nase hatte der Schneemann keine. Ihre Kleidung roch nach Werkstatt und Autos, und das mochte sie.
Sorry, entweder verlässt mich mein Verstand oder ich muss auch hier sagen, dass ich einfach nicht kapiere, was dieser Satz soll. Ist das unter Seltsam gepostet? Wieso verstecken sich ihre Eltern?
Ja, ich lasse sie nur den Satz wechseln. Verstecken ist zu stark, das stimmt, aber sie versuchen schon, ihr aus dem Weg zu gehen. An dieser Stelle gleich zu einem inhaltlichen Einwand:

Einerseits, weil mit dem Thema Aids ganz krank umgegangen wird. Da schleichen die Eltern rum, als müsste das Kind gleich sterben. Genauso Ellis, die nur noch an Tod denkt, aber Rocco gar nicht die Möglichkeit gibt, sich damit auseinanderzusetzen. Aids ist mittlerweile eine gut mit Medikamenten im Schach zu haltende chronische Krankheit, da könnte jeder Krebs tückischer sein.
Du sagst, mit dem Thema Aids wird krank umgegangen und ja, meine Intention war es nicht, von einer normalen Reaktion eines normalen Mädchens zu erzählen, ich wollte kein allgemeines oder verständliches Reaktionsschema erarbeiten, da gibt es wohl unendlich viele Geschichten und Dokumentation und das ist auch gut so. Klar ist eine HIV-Infektion anders anzusiedeln als eine Krebsdiagnose, und in vielen Fällen kommt es erst sehr spät zum Vollbild, das als AIDS bezeichnet wird, mit Einschränkungen der Lebensqualität und Lebenserwartung. Das ist mir durchaus bewusst. Ich wollte auch gar nicht so sehr über den Tod schreiben, das kommt in zwei, drei Sätzen, die ich umständlich gewählt habe, vermutlich so rüber, das muss ich vielleicht noch klarer gestalten. Dann darf man nicht vergessen, dass es ja nicht die Reaktion von Ellis ist, die sie nach einem Verarbeitungs- und Denkprozess zeigt, sondern das ist die unmittelbare Reaktion. Einen Monat nach Diagnose kommt man damit noch nicht so klar, denke ich, und gewiss kannst du sagen, ja, das ist eine gut im Schach zu haltende Erkrankung, aber stell dir vor, der HIV-Test wäre bei dir positiv und du weißt, du bist deinem Liebsten fremdgegangen, und hast jetzt – sagen wir – ein halbes Jahr mit ihm geschlafen. Das ist doch eine krasse Situation, mit der man nicht klar kommt, bei der man erst einmal nicht weiß, was man jetzt sagen soll, sie schläft nicht mehr mit ihm, sie lässt sich ficken, das ist ein wesentlicher Unterschied, einerseits will sie das nicht mehr, andererseits wäre es komisch, wenn sie sich ihm körperlich verweigert, und insofern finde ich das nicht krank, sondern im Gegenteil sehr fein dargestellt. Es geht nur nebensächlich um die Auseinandersetzung mit der Diagnose als die Problematik mit Rocco und wie sie damit umgeht, ich gebe zu, dass viele Dinge in der Geschichte noch unklar sind und nicht so stimmig, aber ich schreibe dir das, damit du verstehst, warum die Charaktere so handeln, wie sie handeln. Bestenfalls sollte dir das die Geschichte erzählen. Dass das so ist – daran werde ich arbeiten, ist halt irgendwie verdammt schwer. :) Und die Eltern, ich weiß nicht, aber wenn ich mir vorstelle, ich bin der Vater von Ellis und erfahre, dass sie AIDS hat und erfahre auch noch, dass der Typ, von dem sie es sich vermutlich eingefangen hat, immer noch mit ihr zusammen ist, mit ihr schläft, dann würde ich auch ausrasten und dann dem Wunsch meiner Tochter folgen erst einmal, und am Anfang haben sie keine Ahnung, wie sie damit umgehen sollen, und dann kommt die Konfrontation und die Eltern stehen ihr bei und helfen, wo sie nur können. Schade, dass dich das alles geärgert hat.

Also sich selber kann man rund um den Mund etwas weglecken, aber doch nicht im ganzen Gesicht.
Das habe ich mich beim Schreiben auch gefragt. Bei dir kann man echt nicht mogeln.

Auswuchten
Hab ich geändert.

Ellis im Sprung schrieb:
Sie sprachen über das Leben, warum es manchmal richtig Spaß machte und warum es manchmal beschissen war oder einfach da.
Der Satz ist verbesserungswürdig. Spaß machen ist wenig ambitioniert und das einfach da am Ende kommt mir verloren vor.
Eigentlich darf man solche Sätze gar nicht schreiben, weil man sich da um einen Dialog schummelt, der viel aussagen könnte, bei „richtig Spaß machen“, ja, das ist wenig ambitioniert, aber dieses „Das Leben war einfach da“, das finde ich schon krass, dass es keine Gefühle weckt, kein Lächeln, keine Träne, kein Ärgern, das Leben ist einfach da, fast bedeutungslos, das ist kein einfaches „einfach“, finde ich.

Meines Ermessens nach hat das Semikolon hier nichts verloren, weil alles weitere kein kompletter Satz mehr ist.
Keine halben Sachen.

Ellis im Sprung schrieb:
„Das spielt doch keine Rolle jetzt“, sagte Marek. „Du gehst mit mir essen und lädst mich zu dir ein und willst nicht mit mir schlafen. Was willst du überhaupt?“
Genau, weil man ja auch nicht einfach aus Freude Zeit miteinander verbringen kann - ohne Ficken ist alles sinnlos.
An dieser Stelle sagt er das so explizit, weil sie ja explizit gesagt hat, dass sie es nicht tun wird. Aber weil dich die Ursache schon gestört hat, und weil der Satz in der Werkstatt auch künstlich und störend ist für die meisten, gefällt dir das freilich auch nicht. Ich werde das ändern, denke ich.

naja, zwischen Schlagen und nicht bewirten ist ja schon noch ein Unterschied
Ich finde beides sind Varianten von Grausamkeit. Einmal die körperliche und auf der anderen Seite: ich finde das schon krass, wenn man monatelang dort isst und trinkt und dann ist da auf einmal kein Platz mehr.

ausstellen
Rocco stellt das Radio jetzt aus.

Andererseits lese ich in der Geschichte den Versuch, eine etwas besondere, nicht greifbare Ellis darzustellen. So eine Mischung aus Pippi Langstrumpf und Vamp. Für mich ging das manchmal einfach nicht auf, das war nicht stimmig umgesetzt, wie z.B. bei den Dialogen hat das für mich oft sehr aufgesetzt gewirkt. Es wirkte für mich wie eine Kunstwelt in der realen, aber von dir als Autor bewusst so inszeniert.
Zersprungen sollte die Sicht auf Ellis schon sein, dein Vergleich ist ziemlich witzig, aber betrübt mich auch. Dass es Unstimmigkeiten gibt, das sehe ich ein, und die künstlichen Dialoge haben schon einige Vorredner diskutiert, ich werde sehen, inwiefern ich das verbessern kann. In einer Kunstwelt oder Parallelwelt spielen allerdings die meisten meiner Geschichten. Ich denke aber nicht, dass das das Entscheidende war, dass du sagst: Ne, hat mich nicht überzeugt. („Eigentlich egal“ und „Verwirrungen“ spielen ja auch in einer Parallelwelt, wenn man das so will.)

Ja, bernadette, schade, schade, traurig auch, glücklich macht mich das ganz und gar nicht, dass dich Ellis nur nervt und dich die Geschichte im Grunde nur aufregt, aber damit muss ich leben. Deine Detailkritik hat mir wie immer sehr viel gebracht, wieso das so ist, hab ich weiter oben geschrieben. Als ich gerade auf deinen Kommentar geantwortet habe, ist mir noch einmal bewusster geworden, was ich eigentlich mit der Geschichte sagen und zeigen wollte und dass mir das erst jetzt endgültig bewusst wird, ist wohl auch einer der Gründe, warum es bei dir überhaupt nicht geklappt hat mit Ellis und Rocco und Marek. Ich danke dir für deine Zeilen und deine Mühe, freue mich immer sehr über dein Sprachgespür und dein Blick auf eine Geschichte!

Beste Grüße
markus.


Hallo Goldene Dame,

echt verrückt, wie nach einem zerschmetternden Kommentar einer wie deiner daher flattert. Es freut mich, dass dir das Verschachtelte und Subtile in der Erzählung gefallen hat. Warum du – im Gegensatz zu allen anderen – die einzige bist, die auf Anhieb verstanden hat, dass Ellis zu täuschen versucht und ihre Eltern den falschen Verdacht haben, weiß ich nicht. Anscheinend haben dir die leisen Hinweise gereicht. Trotzdem werde ich noch ein, zwei Dinge einbauen. Unter anderem soll es jetzt nicht die Nachricht einer Blutspende sein, sondern Ellis soll aktiv einen HIV-Test fordern.

Den Rechtschreibfehler habe ich ausgebessert. Danke für den Hinweis!

Das Thema dieser Geschichte ist nicht nur HIV sondern auch, dass ein Mädchen scharf auf Sex ist, dass es am liebsten Sex hat, mit jenen Kerlen, die nicht sind, was sie ist. Ich glaube, es geht sogar um die Abgrenzung zu den Eltern und gleichzeitig um den Wunsch wieder ein Kind zu sein.
Ich fand deine Interpretation sehr interessant. Der Wunsch, ein Kind zu sein, darum geht es in der Tat, dieser Wunsch wird schon klar, wenn man den ersten Satz liest, und auch im letzten, wenn es ums Fliegen geht, ums Flüchten. Schön, dass du das erkannt hast. Wichtig ist mir eben, dass HIV nicht das Hauptthema ist, wie du richtig sagst. Vielleicht ist es verwerflich ein derart heikles Thema für eine Story zu verwenden, aber ich dachte, dass das schon in Ordnung ist. Vor allem, wie du die Erregung des Vaters einbeziehst, fand ich ansprechend, und ja, es war jetzt kein vordergründiger Kerngedanke beim Schreiben, aber ich stimme dir zu in diesem Punkt. Vielleicht ist es nicht unbedingt eine Abgrenzung, sondern vielmehr eine Distanz, die sie aufzubauen versucht, und die auch ihre Eltern mit aufbauen.

Die Ambivalenz ihrer Gefühle finde ich durch den Perspektivenwechsel gelungen dargestellt, die Dissoziation mit dem Bild eines Sprunges genial umgesetzt.
Yeah! Danke! Jetzt sitze ich da und weiß nicht, was ich tun soll. Sehr einstimmig wurde der Perspektivwechsel anfangs kritisiert und als fehlerhaft befunden, bei dir scheint das aufgegangen zu sein. Ich denke, ich behalte Perspektivbrüche und eine „falsche“ Sicht bei, mache es aber in vielen Teilen klarer. Ein personaler Erzähler also, der sich hin und wieder irrt.

Alles Puzzleteile, die dem Leser Stoff zum Nachdenken bieten, in die Rolle der Protagonistin zu schlüpfen und auch die Vorurteile abzustreifen, die man sich vielleicht selbst übergestülpt hatte.
Sehr schön formuliert! Fiz meinte, dass das Spiel mit Vorurteilen schon eine gute Idee ist, ich aber noch ein bisschen feintunen muss, das werde ich auch machen. Toll, dass bei dir der Effekt zum Tragen kam, den ich erreichen wollte.

Vielen Dank für deine Auseinandersetzung mit dem Text, hat mich sehr gefreut deine Interpretation zu lesen. Und ich hab gesehen, dass man den Text ansatzweise so verstehen kann, wie ich ihn versucht habe, zu schreiben.

Beste Grüße
markus.

 
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Servus markus,
da gibt’s eine neue Geschichte von dir, obendrein unter dem Stichwort Romantik, und ich komm tagelang einfach nicht dazu, sie zu lesen. Furchtbar.
Aber jetzt hab ich‘s endlich geschafft und, um es kurz zu machen, mir hat die Geschichte (beinahe uneingeschränkt) sehr gut gefallen.
In den zahlreichen Komms wurde schon soviel Kluges, Kritisches, Bedenkenswertes zur Handlung und zu den Figuren gesagt, dass ich, auch aufgrund von Zeitmangel, mich jetzt diesbezüglich zurückhalte. Momentan zumindest. Vermutlich werde ich die Geschichte, so schön geschrieben wie sie ist, eh noch einmal lesen und mich dann auch zu diesen Aspekten äußern.
Heute gibt’s nur ein paar Anmerkungen zu sprachlichen Unsauberkeiten (bzw. zu Sachen, die mir als solche erschienen.)
Stilistisch und sprachlich spielst du ja mittlerweile ohnehin in einer ganz starken Liga, also es gab wenig Stellen, wo mir Syntax, Satzrhythmik, Sprachmelodie, Wortwahl usw. nicht nahezu perfekt schienen.

Die folgenden Einwürfe mögen dir zum Teil geradezu elend kleinlich erscheinen, aber eben weil ich deine Stilsicherheit und Sprachgewandtheit so hochschätze, will ich sie mir nicht verkneifen („Auf dass du dereinst hundert Punkte erreichen mögest.“ Schön gesagt, was?)

Er sagte, dass es manchmal gut täte [Komma] die ganze Scheiße aus dem Leben auf einen Tag zu schieben.

Sie sah aus, als würde sie sie zählen oder unter ihnen nach einer suchen, die sie schon einmal gesehen hatte. Dann sagte sie: „Ja.“
An dem Satz ist natürlich nichts falsch, aber er klingt halt nicht wirklich hundertpro.
Vielleicht besser so: Es sah aus (es schien), als würde Ellis sie zählen oder unter ihnen nach einer suchen, die …

„Nein. Ich meine das ernsthaft“,
Reden Psychologiestudentinnen echt so?

aber sie mochte [Komma] wie er sich anzog;
(weil das vergleichende wie hier einen Nebensatz einleitet.)

oder wenn sie vom Fenster aus die Autos beobachtete, die an ihrem Haus vorbeigefahren waren
Wenn die Autos schon vorbeigefahren sind, können sie von Ellis schwerlich beobachtet werden.

Während sie die Suppe auf dem Löffel bepustete,
Bepusten? Nein, markus, auch wenn ich dreimal Wiener bin, dass es dieses Wort bei euch gibt, nehm ich dir einfach nicht ab. Und falls es das doch gibt, ist es nichtsdestoweniger furchtbar.

Einige Tropfen blieben am Schirmleuchter hängen und seilten sich nacheinander auf den Tisch zurück.

So was nennt man Stilblüte, nicht wahr?

Sie fand [es] schade,

und selbst wenn Marek sie stundenlang angestarrt hätte, hätte er niemals die Viren entdeckt, die zwischen ihr Erbgut kritzelten, sondern immer nur die junge Frau gesehen, die er liebend gern geküsst hätte, und die sich liebend gern von ihm hätte küssen lassen.
Ja, das ist so ein Satz, an dem man als Autor beim Schreiben schier verzweifeln könnte. Man spürt, dass er durch die elende Wortwiederholung einfach nicht perfekt klingt und schlägt sich dann eine halbe Nacht mit vergeblichen Verbesserungsbemühungen um die Ohren. Um sich dann irgendwann "Scheiß drauf" zu denken und sich zähneknirschend eingestehen muss, dass unsere Sprache uns Schöngeistern bisweilen einfach Grenzen setzt.
Vielleicht nimmst du dir den Satz in einigen Wochen noch einmal vor.

Marek schaute Ellis an. „Wenn ich eine Frau aus der Ferne betrachte, ist die Haarfarbe das erste, was mir auffällt.“ Jede Blondine, die ihm in den letzten Tagen begegnet sei, wäre Ellis gewesen. Die Mutter mit den beiden quengelnden Kindern, die in die Werkstatt kam und den Kleinen erklärte, was Auswuchten ist. Die Eisverkäuferin, die den Winter über in einem Blumenladen arbeitete, Marek aber nicht erkannte, obwohl er im Sommer fast jeden Tag Eis bei ihr gekauft hatte. Irgendwelche Mädchen mit Schultaschen, die viel jünger waren als Ellis und ihm auf dem Rad entgegen kamen. Überall war Ellis. Sogar wenn er die Augen schloss, in die Sonne schaute und das rosafarbene Blut in seinen Lidern sah. Er fand das übertrieben. „Eigentlich hast du hellbraunes Haar“, sagte er. „Nur wenn das Licht in einem bestimmten Winkel fällt, wenn du den Kopf nach unten neigst, als würdest du etwas suchen, was dir gerade aus der Hand geglitten ist, und wenn das Licht über dir schwebt, ungefähr so.“ Mit dem Finger zeichnete er einen unsichtbaren Heiligenschein über seinen Kopf. „Nur dann bist du ein bisschen blond.“

Der ganze Absatz holpert für mich ein wenig. Rein gefühlsmäßig müsste er eigentlich konsequent im Konjunktiv 1 geschrieben sein, weil das ja indirekte Rede von Marek ist, oder? Oder ist das hier die Stimme des auktorialen Erzählers? Ist das gar eine dieser Stellen, die in anderen Komms, die ich bis jetzt leider nur sehr bruchstückhaft und unkonzentriert überfliegen konnte, als inkonsequente Erzählperspektive bezeichnet wurden?
Ich kann dir jetzt nicht sagen, wie ich das anders schriebe, aber vielleicht denkst du noch einmal drüber nach. (An noch ein paar Stellen sind mir übrigens so Inkonsequenzen im Tempusgebrauch aufgefallen.)

damit sie es auf der Heimanlage hören konnte,
Autsch. Das erinnert mich irgendwie an den Eindeutschungsversuch eines Sprachpuristen (Homepage = Heimseite). Schreib doch einfach:
... damit sie es zuhause hören konnte.

musste er an jenes Gesicht denken, was [das] sie ihm hingehalten hatte
was“ als Relativpronomen verwende ich zwar auch gern und häufig, hier allerdings gefällt es mir gar nicht.

Vorfreudig auf den Geschmack von Mareks Mund ging Ellis zu seiner Wohnung in die Theo-Liebknecht-Straße, wo sie sich für heute [den] Abend verabredet hatten.
Heute passt mir irgendwie nicht zum Präteritum, in dem du die Geschichte erzählst.

mit ihr geschlafen und sich geküssten hatten dabei, und Ellis lachte und stöhnte und sich nichts dachte.
Hier kommst du um den leidigen Plusquamp wohl kaum herum. So wie’s jetzt dasteht klingt’s einfach falsch.


Gruß aus San Zorz

offshore

 

Hey offshore,

umso größer und gespannter war die Vorfreude auf deinen Kommentar, von dem ich ja nicht wusste, dass er kommen würde. Es freut mich, dass du zu jenen gehörst, die die Geschichte eher mögen, und nicht verteufeln. Die Meinungen gehen durchaus entgegengesetzte Richtungen. Was du zu meiner Sprache sagst, macht mich ganz verlegen: Vielen Dank für das heftige Lob diesbezüglich!

„Auf dass du dereinst hundert Punkte erreichen mögest.“ Schön gesagt, was?
Hell yeah! Hundert sind es zwar noch lange nicht, aber dank Kommentaren, wie deiner einer ist, kommen vielleicht wieder ein paar Punkte dazu. Ich hab mich sehr gefreut über deine Detailkritik und ich gehöre zu den letzten, die derartige Einwände als "elend" oder "lästig" bezeichnen würden. Im Gegenteil, ich freue mich über jede kleinste Unstimmigkeit, die mir aufgezeigt wird.

Die meisten deiner Anmerkungen habe ich sofort übernommen. Es gibt noch eine kleine Divergenz zwischen der aktuellsten Version auf meinem PC und der Version auf Wortkrieger.de. Einige Stellen, die du rausgepickt hast, sind tatsächlich Stellen, die ich vor kurzem erst abgeändert hatte, um inhaltliche Probleme auszumerzen. Dabei konnte ich nicht so sehr schleifen. Das sind die Unzulänglichkeiten.

Der ganze Absatz holpert für mich ein wenig. Rein gefühlsmäßig müsste er eigentlich konsequent im Konjunktiv 1 geschrieben sein, weil das ja indirekte Rede von Marek ist, oder? Oder ist das hier die Stimme des auktorialen Erzählers? Ist das gar eine dieser Stellen, die in anderen Komms, die ich bis jetzt leider nur sehr bruchstückhaft und unkonzentriert überfliegen konnte, als inkonsequente Erzählperspektive bezeichnet wurden?
Ich kann dir jetzt nicht sagen, wie ich das anders schriebe, aber vielleicht denkst du noch einmal drüber nach. (An noch ein paar Stellen sind mir übrigens so Inkonsequenzen im Tempusgebrauch aufgefallen.)
Der Absatz z.B. ist noch in Überarbeitung. Er gehört zu den Perspektivbrüchen, die ich rausnehmen wollte, aber bisher ist mir das nur unglücklich gelungen, weil ich noch nicht genügend Zeit hatte. Zeitgetänzle überprüfe ich noch einmal. Ansonsten dürften in der ersten Hälfte die meisten Unstimmigkeiten in der Perspektive behoben sein.

Ich antworte dir nicht auf alle Bemerkungen. Alle, auf die ich jetzt nicht antworte, habe ich nickend und dankbar übernommen.

Reden Psychologiestudentinnen echt so?
Es geht um das Wort "ernsthaft" - ob das Psychologiestudentinnen sagen. Vielleicht sprichst du damit auch das an, was deine Vorredner als "künstliche Dialoge" kritisierten. Ich bin der Meinung, dass es keine Sprache gibt, die jene Gruppe oder eine andere verwendet. Jede Gruppierung ist heterogen und verhält sich auch sprachlich so. Klar gibt es Gemeinsamkeiten, wie gleiche Fachtermini, oder Formulierungen oder Zitate. Ich wollte Ellis eine sachliche Komponente geben: "Das meine ich ernsthaft." oder "Das ist nur folgerichtig." Vielleicht war das auch ein Fehler.

Bepusten? Nein, markus, auch wenn ich dreimal Wiener bin, dass es dieses Wort bei euch gibt, nehm ich dir einfach nicht ab. Und falls es das doch gibt, ist es nichtsdestoweniger furchtbar.
Ja, das gehört auch zu den Dingen, die ich reingeschoben hab. Ich schiebe es wieder raus. Und die Suppe tropft jetzt herab und nicht zurück.

Ja, das ist so ein Satz, an dem man als Autor beim Schreiben schier verzweifeln könnte. Man spürt, dass er durch die elende Wortwiederholung einfach nicht perfekt klingt und schlägt sich dann eine halbe Nacht mit vergeblichen Verbesserungsbemühungen um die Ohren. Um sich dann irgendwann "Scheiß drauf" zu denken und sich zähneknirschend eingestehen muss, dass unsere Sprache uns Schöngeistern bisweilen einfach Grenzen setzt.
Ja, das geht mir oft so. Bei dem Satz werde ich noch einmal nach Umstellmöglichkeiten gucken.

Ich danke dir für deine hilfreichen und kleinlichen Hinweise. Die Antwort auf deinen Kommentar fällt vergleichsweise kurz aus, aber bei den meisten Sachen kann ich dir nur stillschweigend und voll Scham zustimmen, bei den anderen Dingen muss ich noch Textarbeit investieren, aber vor allem bei den letzten Absätzen wird sich noch einiges ändern, bis auf das Ende, das bleibt. Solltest du tatsächlich noch einmal drüber lesen wollen über die Geschichte, gedulde dich, ich werde Bescheid geben, wenn eine ausführliche und ordentliche Überarbeitung vorliegt.

Ansonsten: Ich freue mich, dass sie dir gefallen hat - Ellis im Sprung!

Viel Spaß noch, genieße jeden Atemzug!

Beste Grüße
markus.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi Markus,

ich hab die Vorkommentare noch nicht gelesen, ich schreibe einfach mal mit und hoffe, ich wiederhole nicht zu viel.


Wände, Poster, Mädchenspielsachen und Poesiealben verschwanden in der Dunkelheit.
Mädchenspielsachen könntest du genauer fassen

dass ihr schwindelig wurde davon
dass ihr davon schwindelig wurde, oder?

Dann war das Bett nur noch ein Bett, auf dem sich Ellis von Rocco ficken ließ.
Okay, das ist ein harter Bruch. Aber okay.

Jetzt beschien die Nachttischlampe Zigarettenstummel und gebrauchte Taschentücher.
evtl. zerknüllte Taschentücher? Weil das ist ja eigentlich so das Merkmal, an dem man die Benutzung erkennt

„Eigentlich schade“, sagte Marek. „Damals habe ich mich gefreut, wenn es geschneit hat,
Nach Bauchgefühl würde ich lieber früher schreiben, das klänge natürlicher

Weil sie dachte, dass sie nicht mit ihm reden konnte, redete sie nicht mit ihm, aber weil er mit ihr reden wollte, sagte er:
Das finde ich cool

Ellis schaute ihn an, ertappt und ängstlich und ein bisschen sauer. Dann bückte sie sich, griff in den Schnee, formte einen Ball und klatschte ihn Marek mitten ins Gesicht.
Das finde ich irgendwie komisch. Ich meine, die beiden kennen sich doch gar nicht, oder? Also Ellis' Reaktion ist so eine, die man von zwei erwarten würde, die sich länger kennen als fünf Minuten - ich hätte Ellis eher so eingeschätzt, dass sie einfach geht und sich denkt, was für ein Idiot.

Roccos Zigaretten konnte sie nicht ausstehen, aber sie mochte, wie er sich anzog; nicht, was er anhatte, sondern wie er es trug. Sogar in Boxershorts und T-Shirt sah er nicht albern aus.
Ich finde, du hast so kleine Beobachtungen in deinem Text eingebaut, die was über die Charaktere deiner Figuren aussagen, und das gefällt mir. Also Ich kann mir alle Figuren bist vorstellen, obwohl du gar nicht viel über ihr Aussehen sagst, sondern das dezenter angehst, eher über Körperhaltungen und das Aussehen der Hände und so.

Mit heißem Wasser duschte sie ihre Tränen weg. Danach legte sie sich zu ihm ins Bett. Wie eine aufblasbare Sexpuppe lag sie dort. Eine Puppe, die wie dreiunddreißig Millionen Menschen weltweit mit HIV infiziert war. Sie hatte sich testen lassen. Kurz darauf bekam sie einen Brief, in dem stand, sie solle sich bei einem Arzt, namens Dr. Sternthal, vorstellen.
Mhm ... also du hast schon vorher dezent angedeutet, dass Ellis eine Krankheit hat, weil sie Tabletten nimmt. Und irgendwas scheint ja nicht mit ihr zu stimmen, sie weint viel, das macht schon neugierig als Leser - aber das: Sie war mit HIV infiziert, also ich empfinde das gerade ein bisschen zu plakativ, das so herauszusagen. Ist vllt auch Geschmackssache. Aber ich bin von dir irgendwie gewohnt, dass solche Infos nicht direkt ausgesagt werden, dass man sie sich aber eindeutig erschließen kann, und ich finde gerade so passives Informationsübergeben eigentlich immer sehr schön für einen Text

Seine ruhige Stimme klang noch beruhigender, aber alles, was er sagte, war Lärm.
Sehr gut!

Dann brach sie zusammen.
Ihre Welt war zusammengebrochen, aber wenn sie ihrer Mutter dabei zusah,
Bisschen doppelt gemobbelt

Als Rocco zu ihr kam und etwas sagte, sagte sie auch etwas. Als er sie küsste, ließ sie sich küssen, und als er an ihrer Hose zupfte, zog sie sich aus und dachte an den Teppich und an das Blumenfeld.
guter Rückgriff, der Teppich

Vor der Arbeit klatschte er sich Wasser ins Gesicht und hielt die Luft an. Kam er nach Hause, atmete er aus.
Das finde ich auch toll

Vor der Arbeit klatschte er sich Wasser ins Gesicht und hielt die Luft an. Kam er nach Hause, atmete er aus. Ellis wollte nicht, dass ihre Eltern mit Rocco darüber sprachen und als Rocco ihren Vater fragte, warum er in letzter Zeit so betrübt sei, schlug er ihm ins hübsche Gesicht und hörte erst auf, als ihn seine Frau zurückzerrte.
Also das könntest du theoretisch auch schön szenisch ausbauen, ich glaube, das würde den Leser noch unmittelbarer ins Geschehen führen, und ich das wäre auch so eine Szene, die viel aussagen würde

Das Blut musste sich Rocco selbst abwaschen und auf seine Empörung hin sagte sie bloß: „Das war nur folgerichtig.“
So hätte ich Rocco nicht eingeschätzt, dass er sowas sagt, eher sowas wie: Ich hab's verdient, Ellis

„Marek hat den ganzen Morgen von einer Ellis gesprochen. Er hat schwarze Haare. Ob seine Augen grün oder blau sind – weiß der Teufel.“
Mir ist etwas schleierhaft, in welchem zeitlichen Abstand Marek und Rocco zueinander liegen. Anfangs dachte ich, Marek sei sowas wie ein Jugendliebe, und Rocco dann zehn, fünfzehn Jahre später, aber so genau erschließt sich das gerade nicht für mich; irgendwie denkt Ellis ja noch öfter an Marek. Also bis jetzt im Text ist mir das nicht ganz klar geworden

Rocco winkte und brauste davon.
„Ihr seht euch nicht ähnlich“, meinte Marek.
„Wir sind uns nicht ähnlich“, sagte Ellis.
Das finde ich auch nicht so 100% authentisch. Also ich weiß schon, was du damit rüberbringen willst, aber das ist das Ding, da scheint mir zu viel Autor durch, so gefühlsmäßig. Ich denke nicht, dass Marek in der Situation anzweifeln würde, dass das nicht Ellis' Bruder ist; zumindest würde er das nicht sagen, sondern bloß verwirrt gucken, finde ich

Wenn er eine Frau sah, wäre die Haarfarbe das erste, was ihm auffiele.
Okay, hier ist ein kleiner Perspektivenwechsel - davor konnte der Erzähler ja bloß immer (ohne Gewähr) in den Kopf von Ellis schauen. Finde ich jetzt nicht schlecht oder so, ist mir nur beim Lesen aufgefallen. Evtl kommt diese Verliebtheit ein bisschen spät - also bis jetzt ist mir nicht recht klar gewesen, dass Marek so verliebt ist. Ich finde, das hätte auch schön nach der Szene an der Haltestelle gepasst

„Warum hast du mir geschrieben?“, fragte Ellis.
„Damit ich mir dein Gesicht einprägen kann und dich nicht ständig mit allen Frauen auf der Straße verwechsel“, sagte Marek.
Cool!

Sie sprachen über das Leben, warum es manchmal glücklich machte und warum es manchmal beschissen war oder einfach da. Dabei tauschten sie nichts Persönliches aus. Sie bedienten sich an den Schicksalen anderer, und am Ende wussten sie nicht viel mehr voneinander, als an jenem Tag, an dem die Straßenbahn zu spät kam.
Wieder so eine gute kleine Beobachtung. Ich kann das total nachvollziehen.

andere Gesundheit! , wenn
ist noch ein Leerzeichen drin

Er hat mich gefragt, ob ich einen Fight Club gegründet habe oder so.“
haha

Ich weiß nicht, was los war mit ihm.
was mit ihm los war?


Also sprachlich bist du weit oben, aber das weißt du. Was mir in dem Text bisschen gefehlt hat, ist die Schärfe von Rocco und Marek; also ich hatte beim Lesen schon so ein Bild vor Augen, aber nachdem ich jetzt durch bin, habe ich trotzdem nicht das Gefühl, die beiden wirklich gut zu kennen. Ich glaube, du versuchst hier zwei unterschiedliche Typen gegenüberzustellen; auf der einen Seite der bürgerliche Kerl aus gutem Hause, auf der anderen ein leicht oberflächlicher Handwerker. Aber irgendwie entwickeln sich beide Figuren dann wieder ins andere Pol und irgendwie fangen sie dann auch an, sich zu ähneln, Rocco ist einerseits BMW-Fahrer und haut Ichliebdichs raus wie Gummibärchen, andererseits schreibt Gedichte für Ellis um - und Marek wird dann plötzlich auch sentimental und drückt sich tiefgründig aus, obwohl er nicht mal Bett schreiben kann. Du siehst, da stecken Widersprüche für mich drin, vllt hast du das gewollt, diesen Kontrast zwischen den beiden Figuren, aber da sind irgendwie so Widersprüche in den Figuren selbst, die mich irgendwie davon abgehalten haben, sie als Gesamtes zu kennen und zu verstehen.
Was ich ausbauen würde, wären die jeweiligen Dinge (oder Umstände), wieso sich Ellis in Rocco oder Marek verliebt. Da ist eine kurze Begegnung an einer Haltestelle und Lachen, und im Bett liegen und miteinander schlafen. Also ich glaube, wenn du das ausbaust und man als Leser so richtig mitbekommt, wieso sich Ellis verliebt und in was und man das nachvollziehen kann und direkt dabei ist, dann wird dieses Dilemma, diese Zerrissenheit von ihr zwischen den beiden noch mehr spürbar.
Zum Erzähler: Ich finde, das ist schon weit weg. Also da ist eine allwissende Instanz, die in jeden Kopf blicken kann und diese Geschichte nacherzählt, die mit vergleichsweise wenig Dialogen oder Szenen auskommt; ich weiß nicht, ob das das Richtige für diese Geschichte ist. Es klappt schon, es hat einen gewissen Flair das Ganze so zu lesen und aufzunehmen, aber an entscheidenden Stellen ist man als Leser eben schon weiter weg, als wenn ein Ich-Erzähler oder ein Erzähler da wäre, der nur aus Ellis' Sicht erzählen würde.
So viel mal zu meinen Gedanken, ich hoffe, das bringt dir was. Ich hab meinen Kommentar gerade noch mal drübergelesen und finde, es klingt negativer, als ich es gemeint habe. Ich hab's nämlich gerne gelesen, v.a. wegen der Sprache und dem Thema, das mich interessiert.

Grüße

 

Hey zigga,

sorry, dass ich dich solange hab warten lassen. Ich hab mich sehr über deinen Kommentar gefreut, vor allem bist du der erste, der eine Version mit den ersten feinen Änderungen gelesen hast. Interessant war, dass du einige Dialoge rausgepickt hast und cool fandest, die ich nachträglich hinzugefügt habe. Deine Vorredner haben – nahezu einstimmig – kritisiert, dass die Dialoge zu gekünstelt wirken und unrealistisch.

Zu deinen Anmerkungen:

Mädchenspielsachen könntest du genauer fassen
Ja, könnte ich wirklich, ich dachte mir, da kann der Leser seiner Phantasie freien Lauf lassen, aber das ist Schwachsinn, ich lese ja gerade Joel Spazierer und Köhlmeier würde so etwas nie machen, der würde das Puppenhaus beschreiben, wie viele Fenster da drin sind und dass die eine Tür total abgenutzt ist, weil sie da immer alle Puppen rein- und rausgehen lässt beim Spielen, obwohl es mehrere Türen gibt, diese absolut detaillierten Beschreibungen haben schon eine wahnsinnige Wirkung und ich denke, ich werde das in Zukunft auch ein bisschen übernehmen, man muss sich dann allerdings nicht nur Charaktere ausdenken, die man nicht kennt, oder Handlungen ersinnen, die man nicht erlebt hat, sondern auch noch Dinge beschreiben, die man nicht sieht. Kurz: Du hast recht, ich überlege, ob ich da etwas ändere, durch die Präzisierung an dieser Stelle würde der Absatz bisschen stocken und in einem Moment stocken, wo ich es gar nicht will.

dass ihr schwindelig wurde davon
Ich weiß nicht, was los war mit ihm.
Deine Anmerkungen sind vollkommen richtig, aber ich mache das ab und zu gerne, diese Umstellung, einfach wegen dem Klang, für mich liest sich das schöner, ich weiß nicht, ob das ein Fehler von mir ist, grammatikalisch ist das schon okay so, denke ich.

evtl. zerknüllte Taschentücher? Weil das ist ja eigentlich so das Merkmal, an dem man die Benutzung erkennt
„zerknüllt“ ist super, das übernehme ich!

Nach Bauchgefühl würde ich lieber früher schreiben, das klänge natürlicher
Darüber denke ich nach. Hast schon recht.

Das finde ich irgendwie komisch. Ich meine, die beiden kennen sich doch gar nicht, oder? Also Ellis' Reaktion ist so eine, die man von zwei erwarten würde, die sich länger kennen als fünf Minuten - ich hätte Ellis eher so eingeschätzt, dass sie einfach geht und sich denkt, was für ein Idiot.
Mein Gedanke war, dass es ihr echt beschissen geht, sie das ständig unterdrücken muss, und dann kommt Marek und der Moment erlaubt es ihr, mal Spaß zu haben, durchzudrehen für ein paar Sekunden. Das ist so ein Ausbruch aus der Traurigkeit. Sie distanziert sich dann ja auch schnell wieder. Aber wenn du das so sagst, dass da so eine Vertrautheit zustande kommt, ich durfte das schon manchmal selbst erleben, dass man mit Fremden einen kurzen vertrauten Moment teilt.

Ich finde, du hast so kleine Beobachtungen in deinem Text eingebaut, die was über die Charaktere deiner Figuren aussagen, und das gefällt mir. Also Ich kann mir alle Figuren bist vorstellen, obwohl du gar nicht viel über ihr Aussehen sagst, sondern das dezenter angehst, eher über Körperhaltungen und das Aussehen der Hände und so.
Das freut mich sehr!

Mhm ... also du hast schon vorher dezent angedeutet, dass Ellis eine Krankheit hat, weil sie Tabletten nimmt. Und irgendwas scheint ja nicht mit ihr zu stimmen, sie weint viel, das macht schon neugierig als Leser - aber das: Sie war mit HIV infiziert, also ich empfinde das gerade ein bisschen zu plakativ, das so herauszusagen. Ist vllt auch Geschmackssache. Aber ich bin von dir irgendwie gewohnt, dass solche Infos nicht direkt ausgesagt werden, dass man sie sich aber eindeutig erschließen kann, und ich finde gerade so passives Informationsübergeben eigentlich immer sehr schön für einen Text
Ich stimme dir da uneingeschränkt zu! Habe jetzt das HIV erst einmal rausgenommen, und geschrieben, dass sie mit einem Virus infiziert war. In der Bar fragt sie trotzdem den Kellner, wie er mit AIDS-Kranken umgehen würde. Ich denke, das ist okay. Aber gut beobachtet, dass ich mich eigentlich nicht gerne deutlich äußere!

Danke fürs Hervorheben von Stellen, die dir besonders gefallen haben. Es waren ein paar dabei, bei denen ich mich beim Schreiben selbst richtig gefreut habe, als ich sie gelesen habe.

Ellis im Sprung schrieb:
Dann brach sie zusammen.

Ihre Welt war zusammengebrochen, aber wenn sie ihrer Mutter dabei zusah,

Bisschen doppelt gemobbelt
Das war eine gewollte Wiederholung. Schade, wenn sie nicht so gut ankommt.

Ellis im Sprung schrieb:
Vor der Arbeit klatschte er sich Wasser ins Gesicht und hielt die Luft an. Kam er nach Hause, atmete er aus. Ellis wollte nicht, dass ihre Eltern mit Rocco darüber sprachen und als Rocco ihren Vater fragte, warum er in letzter Zeit so betrübt sei, schlug er ihm ins hübsche Gesicht und hörte erst auf, als ihn seine Frau zurückzerrte.
Also das könntest du theoretisch auch schön szenisch ausbauen, ich glaube, das würde den Leser noch unmittelbarer ins Geschehen führen, und ich das wäre auch so eine Szene, die viel aussagen würde
Das ist ein sehr guter Einwand. Jetzt, wo du mich darauf hinweist, denke ich auch, dass sich da viel sagen ließe mit dieser Szene, zumindest wäre der Leser näher am Geschehen. Habe mir das auf jeden Fall notiert. Danke!

So hätte ich Rocco nicht eingeschätzt, dass er sowas sagt, eher sowas wie: Ich hab's verdient, Ellis
Warum sollte er das sagen? Ihn trifft ja wirklich keine Schuld.

Mir ist etwas schleierhaft, in welchem zeitlichen Abstand Marek und Rocco zueinander liegen. Anfangs dachte ich, Marek sei sowas wie ein Jugendliebe, und Rocco dann zehn, fünfzehn Jahre später, aber so genau erschließt sich das gerade nicht für mich; irgendwie denkt Ellis ja noch öfter an Marek. Also bis jetzt im Text ist mir das nicht ganz klar geworden
Echt nicht? Das läuft parallel. Also, ich finde deine Leseart sogar sehr gut, denn dann entsteht da sogar eine scheinbar zeitliche Distanz, das finde ich nicht unwünschenswert. Aber spätestens wenn sich die beiden grüße, müsste es doch klar sein, oder?

Das finde ich auch nicht so 100% authentisch. Also ich weiß schon, was du damit rüberbringen willst, aber das ist das Ding, da scheint mir zu viel Autor durch, so gefühlsmäßig. Ich denke nicht, dass Marek in der Situation anzweifeln würde, dass das nicht Ellis' Bruder ist; zumindest würde er das nicht sagen, sondern bloß verwirrt gucken, finde ich
Ich weiß, was du meinst. Aber ich kenne diesen Einwand schon, dass jemand sagt, dass ist mein Bruder und dann „ihr seht euch aber nicht ähnlich“ – das ist auch gar kein Zweifeln, eher etwas Scherzhaftes.

Okay, hier ist ein kleiner Perspektivenwechsel - davor konnte der Erzähler ja bloß immer (ohne Gewähr) in den Kopf von Ellis schauen. Finde ich jetzt nicht schlecht oder so, ist mir nur beim Lesen aufgefallen. Evtl kommt diese Verliebtheit ein bisschen spät - also bis jetzt ist mir nicht recht klar gewesen, dass Marek so verliebt ist. Ich finde, das hätte auch schön nach der Szene an der Haltestelle gepasst
Also, du hast ja die Variante gelesen, die fast keine Perspektivwechsel mehr enthält. An dieser Stelle wollte ich eigentlich alles aus Ellis Perspektive erzählen, das ist indirekte Rede in diesem Absatz, noch etwas unelegant gelöst zugegeben. Nach der Haltestellenszene hätte das echt gut gepasst, aber ich habe jetzt einen personalen Erzähler gewählt, und das Ellis nicht weiß, wie er über sie denkt, ist dann nur folgerichtig. Er erzählt ihr das alles. Auch nicht so natürlich, aber naja … Ich bastel da noch.

ist noch ein Leerzeichen drin
Ist raus.

Also sprachlich bist du weit oben, aber das weißt du.
Danke dir, das freut mich echt, wenn du so etwas sagst. Ich würde nicht behaupten, dass ich sprachlich weit oben bin, aber ich würde behaupten, dass für mich die Sprache in einer Geschichte eine überdurchschnittliche Rolle spielt, mir ist das verdammt wichtig und wenn dann unter meiner Geschichte so etwas steht, tut das schon gut!

Was mir in dem Text bisschen gefehlt hat, ist die Schärfe von Rocco und Marek; also ich hatte beim Lesen schon so ein Bild vor Augen, aber nachdem ich jetzt durch bin, habe ich trotzdem nicht das Gefühl, die beiden wirklich gut zu kennen. Ich glaube, du versuchst hier zwei unterschiedliche Typen gegenüberzustellen; auf der einen Seite der bürgerliche Kerl aus gutem Hause, auf der anderen ein leicht oberflächlicher Handwerker. Aber irgendwie entwickeln sich beide Figuren dann wieder ins andere Pol und irgendwie fangen sie dann auch an, sich zu ähneln, Rocco ist einerseits BMW-Fahrer und haut Ichliebdichs raus wie Gummibärchen, andererseits schreibt Gedichte für Ellis um - und Marek wird dann plötzlich auch sentimental und drückt sich tiefgründig aus, obwohl er nicht mal Bett schreiben kann.
Du hast bestimmt mitbekommen, dass der Text mit Erwartungen und Vorurteilen spielt, um sie dann am Ende ins Gegenteil zu verkehren. Das passiert bei allen Charakteren. Goldene Dame hat es schön ausgedrückt:

Goldene Dame schrieb:
Alles Puzzleteile, die dem Leser Stoff zum Nachdenken bieten, in die Rolle der Protagonistin zu schlüpfen und auch die Vorurteile abzustreifen, die man sich vielleicht selbst übergestülpt hatte.

Ellis ist den ganzen Text über Opfer, erst am Ende wird klar, dass sie eigentlich gar keine Opferrolle innehat und ziemlich egoistisch und moralisch verwerflich handelt. Rocco scheint wie ein arroganter Neureicher, Marek wie ein oberflächlicher Handwerker, wie du selbst schreibst, aber dabei ist Rocco total schüchtern und passiv und Ellis untergeben, maßlos in sie verliebt, alles, was über Rocco Schlechtes erzählt wird, ist gefärbt von Ellis Wahrnehmung, und Marek haut ja einige krasse Sätze raus, klaut Gästebücher und spricht am Ende wie ein Brief. Aber der Vorwurf, dass ich das hier übertrieben habe und kein klares Bild der Männer entsteht, kam auch schon von deinen Vorrednern. Ich werde da zu einem späteren Zeitpunkt, wenn ich ein bisschen Abstand habe, noch einmal sehen, was ich daran ändern kann.

Was ich ausbauen würde, wären die jeweiligen Dinge (oder Umstände), wieso sich Ellis in Rocco oder Marek verliebt. Da ist eine kurze Begegnung an einer Haltestelle und Lachen, und im Bett liegen und miteinander schlafen. Also ich glaube, wenn du das ausbaust und man als Leser so richtig mitbekommt, wieso sich Ellis verliebt und in was und man das nachvollziehen kann und direkt dabei ist, dann wird dieses Dilemma, diese Zerrissenheit von ihr zwischen den beiden noch mehr spürbar.
Marek stürzt sich ziemlich rein in die Sache. Miteinander geschlafen haben die zwei übrigens nicht. Dass er verliebt ist, wird in der Bar klar, als er ihr das mit den Haaren erzählt. Aber er lässt sie dann auch ohne großen Kampf wieder fallen, als er erfährt, dass Rocco nicht ihr Bruder ist, von daher ist das auch kein richtiges Verliebtsein, eher ein euphorisches, optimistisches Gefühl. Und Ellis – sie mag Marek, das ist ja etwas, was man sofort sagen kann manchmal, ob sie ihn liebt? Sie sagt nur „vielleicht“.

Ich wollte eine Zerrissenheit beschreiben. Aber nicht die Zerrissenheit, dass Ellis zwischen Marek und Rocco wählen muss, sondern dass sie gar nicht klar kommt mit sich, es geht nicht um die Liebe zu Rocco oder die Liebe zu Marek, es geht um die Liebe von Ellis überhaupt, von ihrer Wahrnehmung. Das habe ich anscheinend nicht ganz hinbekommen. :)

Zum Erzähler: Ich finde, das ist schon weit weg. Also da ist eine allwissende Instanz, die in jeden Kopf blicken kann und diese Geschichte nacherzählt, die mit vergleichsweise wenig Dialogen oder Szenen auskommt; ich weiß nicht, ob das das Richtige für diese Geschichte ist. Es klappt schon, es hat einen gewissen Flair das Ganze so zu lesen und aufzunehmen, aber an entscheidenden Stellen ist man als Leser eben schon weiter weg, als wenn ein Ich-Erzähler oder ein Erzähler da wäre, der nur aus Ellis' Sicht erzählen würde.
Also, den auktorialen Erzähler habe ich schon ziemlich eingeschränkt, mal sehen, was ich da noch machen kann. Du schreibst, dass der Erzähler so weit weg ist von Ellis, aber man weiß, was sie riecht, was sie sich wünscht, wann sie woran denkt, usw. Ich weiß nicht. An manchen Stellen ist da schon eine krasse Distanz. Bei den Dialogen muss ich dir zustimmen, vielleicht ließe sich das alles szenischer darstellen, aber das würde die Geschichte noch weiter in die Länge strecken. Aber vielleicht versuche ich das trotzdem einmal. Die eine genannte Stelle eignet sich besonders dazu. Da würde ich auch anfangen.

Ich hab meinen Kommentar gerade noch mal drübergelesen und finde, es klingt negativer, als ich es gemeint habe. Ich hab's nämlich gerne gelesen, v.a. wegen der Sprache und dem Thema, das mich interessiert.
Das freut mich, zigga. Vielen Dank für deinen interessanten und hilfreichen Kommentar. Deine kleine Anmerkungen habe ich größtenteils umgesetzt, beim Lob hab ich geschmunzelt und bei den anderen Dingen, die du angesprochen hast, musste ich echt krass nachdenken, das ist schon Kritik, die ins Eingemachte geht. Es sind auch alles Vorschläge, bei denen ich nicht sagen kann: Hey, ja, du hast recht, änder ich gleich, das setzt direkt an der Substanz an und ich denke, dass mir das vor allem für nächste Geschichten viel bringt. Ich werde aber auf jeden Fall sehen, was ich noch alles mit der Geschichte machen kann.

Danke!

Beste Grüße
markus.

 

Dass sie ihn mochte, sagte sie ihm nicht.

Wunderland ist abgebrannt und der Spiegel – wie die Welt - hat einen Sprung und mittendrin das titelgebende Wesen, dass ich näherungsweise ['ælis] nennen werde, auf dass das looking-glass vor Glück und Unglück zerspringen wird / muss / darf. Die wievielte Variation über die Liebe ist es,

lieber Markus?,

und noch lang nicht ausgereizt, vor allem alles anders - bis vielleicht die Stelle mit der Theo-Liebknecht-Straße, die nun wiederum eine Variation zu einem Vorgänger wäre, nur eben: ganz anders – und jede/r Verliebte wird schon auf Straßen und Wegen herumgeirrt sein und die an sich sinnlose Handlung mit dem Prinzip Hoffnung begründen, das Objekt der Begierde doch treffen zu können; da hockt der Gott des Zufalls.

Den Straßennamen halt ich übrigens für ein Wortspiel der Elemente Gott (Theo, mit dem vervollständigen …dor übrigens „Gottesgeschenk“), Liebe, Knecht, vielleicht ein Hinweis, dass die Liebe einen zum Herrn machen, aber auch in Knechtschaft stürzen kann (ein Machtspiel halt).

Da kommt’s von der Schnoddersprache

Dann war das Bett nur noch ein Bett, auf dem sich Ellis von Rocco ficken ließ
bis zur entblößten poetischen Sprache
Den Slip schob sie zur Seite und setzte sich auf ihn. Rocco verstummte. Was hat mich unter dieses Mädchen gelegt, duftend wie ein Blumenteppich, hin und her bewegt? Sie schloss die Augen. Rufend zugleich und bange, dass einer den Ruf vernimmt.

Und immer Verstummen / (Ver)Schweigen (s. Eingangszitat). Erst macht man aus seiner Liebe ein Geheimnis und dann wird und birgt sie ihr Geheimnis – aber könnte ['ælis] zwei Herren dienen, wenn sie doch ein drittes Geheimnis trägt?

Diesmal nur eine Anmerkung

Weil sie dachte, dass sie nicht mit ihm reden konnte, redete sie nicht mit ihm, aber weil er mit ihr reden wollte, sagte er:
besser den Gedanken im Konj. I
Weil sie dachte, dass sie nicht mit ihm reden [könne], redete sie nicht mit ihm, ...
Ähnlich schon in obigem Zitat
Rufend zugleich und bange, dass einer den Ruf ver[nehme].

Abschließend – selbst wenn’s nur eine rhetorische Frage sein sollte
„Ob lecker von lecken stammt?“, fragte sie.
Genau umgekehrt: Lecker kommt vom Verb lecken: „lecker, adj. / 1) was zu lecken ist, köstlich, von vorzüglichem wolgeschmack, …“ DWB, die Dudenredaktion definiert’s als „mit der Zunge über etwas entlangfahren“ - nicht zu verwechseln mit „lecken“ der undichten Stelle (dem Leck) oder die Redensart „wie geleckt“, die freilich nun ihrerseits der tierischen Fellpflege bzw. Pflege des Federkleides abgeschaut ist.
Sich an etwas zu erinnern, was nie geschehen war, unterschied sich kaum von der Vorstellung an eine Zukunft, die nie eintreffen würde.
So isset, wie man hier so sacht.

Und noch’ne Zugabe zum Fick von den Grimm Brothers
„fick, m. tritus, frictus, ictus, das reiben, hin und her rutschen, fitzen mit der ruthe: // 'du böses stück, / fick fick fick fick!' / 'ach das thut weh'. / Musäus kinderkl. 16, // wenn man nicht in diesem fick einen imperativ sehen will. obscoene, fututio. fick, die fäulung am hufe des rindviehes, reibung? oder ein andres wort?“
[DWB; Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. 16 Bde. in 32 Teilbänden. Leipzig 1854-1961. Quellenverzeichnis Leipzig 1971. Online-Version vom 09.04.2013.] Für die Leser die mit dem Namen Musäus nix anfangen können und guugeln müssten: Musäus = Satiriker im klassischen Weimar, aber auch Sammler von Volksmärchen (Rübezahl z. B.)

Wie immer: Gern gelesen vom

Friedel

 

Hallo Friedl,

verzeih mir bitte die verspätete Rückmeldung.

In deinen Kommentaren erkenne ich stets, dass du all meine Geschichten auf dem Schirm hast; und freilich entlarvst du mich auch als Variationstäter der leidigen Liebe. Wir können von Glück sprechen, dass das Thema der Liebe nie endgültig behandelt sein wird. Theo Liebknecht stolperte mir in die Zeilen, und Marek über Theo Liebknecht. Marek hat aber gar keine Lust herumzuirren, verabschiedet er sich doch noch vor dem Tauchgang. Kalt ist es aber wieder.

Den Straßennamen halt ich übrigens für ein Wortspiel der Elemente Gott (Theo, mit dem vervollständigen …dor übrigens „Gottesgeschenk“), Liebe, Knecht, vielleicht ein Hinweis, dass die Liebe einen zum Herrn machen, aber auch in Knechtschaft stürzen kann (ein Machtspiel halt).
In der romantischen Liebe sind beide Herr und beide Knecht. Hier ist es eine falsche Selbstverliebtheit, die Ellis knechtet und zwei andere Menschen beherrscht.

Deine Gedanken über das Verschweigen, Lecken und Ficken habe ich interessiert verfolgt, deine Änderungsvorschläge habe ich übernommen.

Es freut mich, dass dir die Geschichte gefallen hat!

Beste Grüße
markus.

 

Hallo maria,

du heißt jetzt nicht mehr maria, sondern (wieder) maria.meerhaba, deswegen war ich anfangs verwirrt, wer mir da jetzt was unter die Geschichte klatscht, aber als dann "Bam, oida!" kam, hat es geklingelt und ich hab dich als Kritikerin auf dem Schirm, die viele meiner Geschichten mochte, aber eine bauchbedingte Abneigung gegen meine Sprache hat.

Holy Fuck. Da denk ich mir, das ist ja ein lieber erster Absatz und plötzlich kommt dann das =D
An dieser Stelle haben viele Effekhascherei kritisiert. Aber ich wollte diesen Bruch unbedingt. Schließlich handelt die Geschichte auch von einem Sprung.

Oh, Gott, das hast du so schön beschrieben, dass die liebe Maria das unbedingt kopieren muss.
Freut mich, dass dir die Konfrontation mit der Diagnose gefallen hat. Hier meinten einige Freunde, dass es bei solchen Diagnosen eher zu absoluter Stille kommen würde, als zu einem Lärm, aber in der Disko ist auch Lärm und man hört nichts und das wollte ich irgendwie einfangen, eine ohrenbetäubende Stille.

Holy Fuck hoch zwei! Diese Schlampe!
Jap.

So schön, einfach schön. Ich muss kurz mal um das Haus laufen, um das zu verdauen.
Liebe, maria, wenn ich nicht so erledigt vom Wochenende wäre, würde ich glatt mit raus kommen und zusammen mit dir ums Haus laufen - dein Kommentar ist auch ein Maulvoll.

Also wo ist der Empfehlungs-Button?
Schön, dass du fragst. Aber ganz im Ernst: Ich vermisse den auch langsam. Ich hätte den seit dem Update mindestens schon drei Mal klicken wollen und außerdem möchte ich nicht wissen, wie viele Geschichten ich nicht lese, weil sie nicht empohlen werden konnten.

Sie ist so traurig schön und die ganze Zeit hielt ich Rocco für das Arschloch, das einen Tritt ins Gesicht bekommen sollte und als der Vater ihn schlug, da war ich so erleichtert und dann stellt sich doch heraus, falls ich es wirklich richtig verstanden habe, dass Ellis eigentlich die Prügel verdient hat. Die gehört wirklich in die Vagina getreten!
Cool, dass du das so liest. Du hast im Gegensatz zu einigen Vorredner den Vorteil kleiner Änderungen, die Dialoge sind ein bisschen aufgeputzt und der Wechsel, also, dass sich die ganze Geschichte als Täuschung herausstellt, das habe ich mit ein paar Sätzen vorbereitet. Aber es ist immer gut zu hören, dass ein Text so wirkt, wie man es geschrieben hat.

Ich mag deine ruhige Art, mit der du erzählst. Natürlich nicht immer, einige deine Geschichten habe ich sicherlich schon negativ bewertet, aber das hier ist dir echt gut gelungen. I’m lovin‘ it!
Haha! :) Vielen Dank! Ein HAPPY MEAL!

"Nicht konstruktiv" heißt "beleidigend" oder "bedeutungslos für den Text" - dein Lobgesang, der die Erzählung in seiner Wirkung bestätigt, fällt somit nicht in diese - ich gebe zu: - persönliche Definition. Vielen lieben Dank, maria, dein Kommentar kam völlig unerwartet und hat mich riesig gefreut, zumal die Meinungen dieses Mal ziemlich unterschiedlich ausgefallen sind. Und wegen der Arsch- und Halssache: das geht schon in Ordnung! ;)

Beste Grüße
markus.

 

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