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Ella und Herbert

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Challenge Greenhorn
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21.03.2021
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Ella und Herbert

Ella hob die Nase aus ihrem Versteck und schnupperte. Glücklich seufzte die Maulwurfmutter auf. Da waren die Grashalme, ganz nah und noch mit Perlen behangen vom Tau des jungen Tages. Die Süße des Lavendels sowie würziger Thymian. Und über all das legte sich der Duft der Rosenbüsche wie eine zärtliche Umarmung.
Das neue Zuhause hatte sie gut gewählt. Hier wüchsen die Kinder in Frieden auf, bis sie alt genug wären, ihren eigenen Weg zu gehen.
Eine Brise kam auf und Ella wandte sich ab. Es wurde Zeit, nach den Kleinen zu sehen.
Doch ein fremdartiges Aroma ließ sie innehalten. Sie reckte den Kopf und rümpfte die Nase. Was war das bloß? Von weit weg angeweht und dabei noch so mächtig, dass es ihr kurz den Atem raubte. Herb und penetrant. So wie es roch, konnte es nichts Gutes sein. Vielleicht ein Marder? Oder ein Fuchs? Nein, sie wusste, wie die bekannten Feinde riechen. Doch noch nie zuvor hatte sie etwas so Seltsames wahrgenommen.
Der üble Geruch nahm zu, seine Quelle kam näher. Es war Zeit, von hier oben zu verschwinden.

Herbert Grabowski wischte sich den Schweiß vom Nacken. Es war erst Vormittag und die Temperatur kletterte weiter nach oben. Er öffnete die Tür zum Schuppen. Das Sonnenlicht erschuf harte Schatten aus Rechen, Schaufel und Kettensäge. Herbert summte zufrieden vor sich hin. Er zog den Staubschutz vom Rasenmäher. Die Maschine glänzte, als hätte er sie erst gestern gekauft. Herbert lächelte. Er schob den Mäher hinaus, kontrollierte den Pegel der Benzinanzeige und streifte sich die Gartenhandschuhe über.
»Was machst du da, Opa?«
Herbert sah auf. Dort stand Emil im Hauseingang. Die großen blauen Augen des Sechsjährigen waren fest auf die Maschine am Boden gerichtet. »Das habe ich dir doch eben schon gesagt! Hast du mir etwa nicht zugehört?«
Sein Enkel schüttelte den Kopf.
Herbert schnalzte ungehalten mit der Zunge. »Ich kümmere mich um meinen Garten. Sonst sieht der auch bald aus wie ›Kraut und Rüben‹«, sagte er und nickte in Richtung des Nachbargrundstücks.
Emil machte einen Schritt auf ihn zu. »Darf ich dir helfen?«
»Das ist nichts für Kinder«, sagte Herbert bestimmend und stoppte den Vormarsch, indem er die Handfläche vorstreckte. »Geh rein, und räum deine Spielsachen weg. Oder hilf deinem Vater in der Küche.«
Emil gehorchte, drehte sich um und rief aber noch über seine Schulter hinweg: »Ich mal dir ein Bild, Opa!«
»Mach das, mach das«, murmelte Herbert, wobei er in Gedanken schon längst wieder beim Rasenmäher war.

Ella betrat die Nistkammer. Der Duft ihres Nachwuchs hing im Raum, wohlig und warm. Ihre beiden Mädchen schlummerten tief und fest, der Junge jedoch wand sich vor Hunger. Die Maulwurfsmutter drehte sich um, flitzte aus der Kammer und bog rechts ab. Dann immer den Gang entlang, einmal links, wieder rechts, noch mal links und sie erreichte die Vorräte. Hier unten roch es angenehm nach lockerem Erdreich und Lehm, doch auch das Aroma von zartem Fleisch stieg auf. Sie würde bald wieder jagen müssen. Es lagen bloß noch vier Regenwürmer da. In weiser Voraussicht hatte sie der Beute die Enden abgebissen, so überlebte das Futter zwar, konnte aber nicht mehr fliehen. Mit einem von ihnen im Maul machte Ella sich auf den Rückweg.

Wie jeden Samstag hatte Herbert auch die heutige Arbeit gründlich durchdacht.
Ein letztes Mal strich sein Blick über die Fläche, die es zu bearbeiten galt: An der Hecke zum Nachbarshaus entlang, wobei er einen Blick auf dessen ungepflegtes, von Wildblumen überwuchertes Grundstück werfen, mit den Augen rollen und verächtlich schnauben würde.
Dann weiter bis zum Lavendel. Dort eine exakte Kehrtwende um 90 Grad und zurück zum Carport. Die nächste Bahn bis zum Thymian, dort ein erster kurzer Stopp, um den Füllstand des Auffangbehälters zu kontrollieren. Den Rasenschnitt würde er wie sonst auch unter die Rosenbüsche verteilen.
Zufrieden nickte er über die Effizienz seines Plans, bückte sich und griff nach dem T-förmigen Fingergriff des Reversierstarters.

Kurz vor der Nistkammer geschah es. Die Gänge bebten, Erde fiel in Klumpen herab und plötzlich erfasste ein infernalisches Dröhnen ihr Heim. Vor Schreck stoppte Ella abrupt. In diesem Moment brach ein großer Stein direkt vor ihr durch die Decke, begrub den Gang und versperrte den Weg. Den Wurm noch im Maul, suchte sie nach einem Ausweg, doch da war überall bloß Erde. Das schreckliche Tosen hörte nicht auf, der Boden vibrierte und es schien, als zerrte es ihr jeden klaren Gedanken aus dem Kopf. Ihre Tasthaare zitterten, instinktiv warf sie sich nach links und schaufelte, als ob ihr Leben und das ihrer Kinder davon abhinge.

Er liebte das Rasenmähen. Klare Bahnen, die das Gras Herberts Zensur unterwarfen. Dies war sein Reich, hier herrschte er allein. Nicht vorzustellen, was passieren würde, ließe man der Natur ihren freien Lauf.
Ungewollt schob sich Elfriedes Stimme in seinen Geist: »Du könntest doch mal ein paar Wildblumen anpflanzen. Oder wir legen gemeinsam ein Hochbeet an? Es muss ja nicht gleich wie beim Schulze hinterm Zaun aussehen.«
Beim Gedanken an seine Frau lächelte Herbert wehmütig, während er den Mäher weiterschob. Und natürlich dachte er umgehend an Sandra. Ihre gemeinsame Tochter pflegte in solchen Momenten stets die Partei der Mutter zu ergreifen: »Ja, Papa. Ein bisschen Chaos hat noch niemandem geschadet.«
Herbert schüttelte den Kopf, um die heranwehende Schwermut zu vertreiben. Oh nein, meine Lieben, nicht, solange er hier das Sagen hatte. Er sog den würzigen Duft des zerhäckselten Grases ein und genoss das monotone Rattern der Rotorklingen, während er sich dem Thymian näherte.

Ella durchbrach mit den Grabeschaufeln die Wand zur Nistkammer. Die Kinder schrien aus Leibeskräften. Rasch lief sie zu ihnen. Noch immer bebte die Welt um sie herum, Erde rieselte von den Wänden und den ehemaligen Zugang gab es nicht mehr. Das Dröhnen war zwar leiser geworden, doch immer noch in weiter Entfernung zu vernehmen. Würde die Decke der Kammer standhalten? Sie musste es darauf ankommen lassen. Schnell verfütterte sie die Hälfte des Wurms an die Kleinen, sodass diese aufhörten zu schreien.
Da erstarb das Röhren in der Ferne, auch das Zittern des Bodens und der Wände endete.
Ella reckte ihre Nase in die Höhe. Was nun? Was steckte hinter diesem unglaublichen Terror? Ella brauchte Gewissheit. Das restliche Futter legte sie neben ihre Kinder. Kurz schnupperte Ella an ihnen, alle drei waren wohlauf. Würden sie es ohne ihre Mutter schaffen? Kurz kuschelte sie sich an sie, ließ die Kleinen ihre Wärme spüren. Dann fasste sie all ihren Mut zusammen und machte sich auf den Weg zur Oberfläche.

Er hatte den Mäher abgestellt, um den Auffangbehälter zu kontrollieren. Der Korb war zu zwei Dritteln gefüllt. Herbert wollte gerade den Rasenschnitt in die Schubkarre ausleeren, da fiel ihm etwas hinter dem Thymian ins Auge. Doch nicht etwa …? Er legte den Behälter in die Karre und umrundete das Gewächs. Tatsächlich. Ein großer Maulwurfshügel verschandelte den hinteren Teil des Beetes. Herbert rümpfte die Nase. Ekelhaftes Ungeziefer. Bestimmt hatte sein Nachbar die Viecher angelockt, mit diesem Biotop, das er ›Garten‹ nannte. Na, wartet ihr Nager. Jetzt erlebt ihr, was es heißt, sich mit einem Grabowski anzulegen! Angewidert stapfte Herbert zum Schuppen zurück.

Vorsichtig näherte Ella sich dem Ausgang. Das Beben kehrte nicht zurück, vielleicht war das, was es verursacht hatte, weitergezogen? Behutsam tastete sie sich Zentimeter für Zentimeter den senkrechten Gang empor, ihre Tasthaare zitterten, als sie an die Oberfläche stießen. Hier roch es nach frischem Gras und stark nach Thymian. Doch besonders deutlich lag dieser üble Geruch, den sie bereits zuvor wahrgenommen hatte, in der Luft. Wie eine Wolke hing er über ihr, verpestete die Umgebung und ließ kalte Furcht in Ella aufsteigen. Was immer so roch, hatte die Erde zum Zittern und ihr Heim zum Einsturz gebracht. Mutig kroch Ella ein Stück weiter aus dem Hügel, wohin war dieses Etwas verschwunden?

Unentschlossen stand Herbert im Schuppen vor dem Regal mit diversen Gartenwerkzeugen. Welches würde ihm den besten Dienst erweisen? Sein Blick strich über die Spitzhacke, wanderte zum Spaten und kam auf der Kettensäge zum Erliegen. Nein, was für ein Unsinn, dachte er. Auch wenn er damit den Biestern den Garaus machen würde, das Sägeblatt wäre sofort hinüber, ganz zu schweigen von der Benzinverschwendung. Herbert schüttelte den Kopf über diese abstruse Idee. Er griff zum Spaten. Der würde völlig genügen. Als er die Tür von außen zuzog, stand Emil vor ihm.
»Hallo Opa!« Der Junge grinste schelmisch, die Hände demonstrativ hinter dem Rücken.
»Was willst du? Ist drinnen alles ›picobello‹?«
Emil nickte übertrieben, sein Kopf wackelte auf und ab. Schwungvoll zog er die Hände hervor und hielt ihm ein zusammengerolltes DIN-A4-Papier, das eine Schleife zusammenhielt, in die Höhe: »Opa, ich hab dir ein Bild gemalt!«
Herbert schnaubte. »Dafür habe ich jetzt keine Zeit. Mein Garten wird angegriffen! Wir machen das später.« Damit wandte er sich ab, ließ seinen Enkel stehen und ging in Richtung des Maulwurfhügels.

Der Geruch wurde stärker, er kam immer näher. Ella zog sich in den Gang zurück. Ihr Herz galoppierte, es trieb sie in zwei Richtungen gleichzeitig: Da waren die Kinder, doch andererseits wollte sie wissen, welcher Feind an der Oberfläche wütete. Sie entschied sich, noch ein Stück tiefer in Sicherheit abzuwarten, ob der Gestank wieder verflog, dann konnte sie ihm vielleicht folgen, wenn …
Mit einem Mal krachte etwas in den Gang zu ihren Füßen und durchschnitt das Erdreich. Der fremde Geruch haftete an diesem Ding. Es riss das Erdreich mit sich und trug es nach oben. Ella kreischte auf. Mit aller Kraft warf sie sich nach vorn, strampelte, zog und versuchte, ihre Grabeschaufeln in den Boden zu kriegen. Sie grub und quetschte sich dabei durch den einstürzenden Gang, bloß weg von der tödlichen Gefahr. Unter einer dünnen Wurzel hinweg lag bereits die Abzweigung zur Nistkammer. Sie musste es schaffen!

Er stach den Spaten erneut in den Boden, trat mit dem Stiefel darauf. Da war der Gang des Maulwurfs. Wenn er ihm folgte, würde er die Biester schon erwischen. Herbert warf einen Spatenstich Erde beiseite. Sein schönes Beet! Das würde eine ordentliche Arbeit erfordern, dies wieder hübsch anzulegen. Doch eins nach dem anderen. Er folgte dem Gang, Stich für Stich.

Ella grub um ihr Leben. Es war direkt hinter ihr. Kam immer näher. Da vorn lag die Kammer. Mit letzter Kraft warf sie sich hinein. Die Kinder lebten, hatten den Wurm offensichtlich zur Gänze vertilgt und schrien erneut. Ella lief zu ihnen, bugsierte sie ganz nah zusammen und legte sich über die warmen Körper. Sie würde sie beschützen, komme was wolle!
Und da kam es, mit einem Krachen fuhr es schräg von der Decke herab und in die Kammer herein. Riesig und schwarz. Nur Millimeter von ihr entfernt hielt es inne, dann erhob es sich und nahm die Decke mit sich. Gleißende Strahlen stießen wie Lanzen auf sie herab und blendeten sie. Der fremde Gestank überlagerte alles.

Das ging leichter als erwartet. Dort lagen sie übereinander im Licht der Mittagssonne, ein Maulwurf und seine drei Jungen. Ihr habt euch den falschen Garten ausgesucht, dachte er und hob den Spaten wie ein Fallbeil.
Er spürte, wie etwas an seinem Hosenbein zuppelte. Den Spaten in den Händen, wandte er den Kopf. Neben ihm stand Emil, mit großen Augen und offenem Mund schaute auch er auf die Schädlinge.
»Was ist das, Opa?«, fragte er, ohne ihn anzusehen.
»Ungeziefer. Maulwürfe. Die machen mir meinen ganzen Garten kaputt.« Herbert senkte den Spaten. Das sollte der Junge nun wirklich nicht mit ansehen.
Vorsichtig machte der Sechsjährige einen Schritt näher an die Nistkammer heran. »Was machst du jetzt mit den Maulwürfeln?«
»Maulwürfen«, korrigierte Herbert ihn. »Hm. Ich … sorge dafür, dass … ähm, sie an einen … besseren Ort kommen.«
Jetzt sah Emil ihm erstaunt ins Gesicht. »Dahin, wo Mama und Oma sind?«
Herbert musste schlucken. Der Autounfall lag erst vier Monate zurück. »Ja, Emil. Genau dahin.« Sein Blick fiel auf das Papier, das der Sechsjährige kraftlos in der linken Hand hielt. »Du hast mir ein Bild gemalt?«
Emil nickte und überreichte ihm das Papier, Herbert zog die einfache Schleife ab und entrollte das Bild:
Auf der linken Seite ein Haus, davor drei Strichmännchen auf einer geraden, grünen Kante. Zwei davon groß, ein einzelnes klein. Ein Stück entfernt, auf der rechten Seite, eine bunte Wiese voller Blumen und darüber eine lachende Sonne. Zwischen der Sonne und der Wiese schwebten zwei weitere Strichmännchen, diese trugen allerdings blonde Haare und grinsten deutlich. Die drei Strichmännchen links grinsten nicht. Herbert deutete auf sie: »Sind wir das?«
Emil nickte. »Das ist dein Haus. Da ist Papa, das bist du und da bin ich.«
Herbert nickte. »Und wer ist das?« Er zeigte auf die beiden schwebenden Gestalten.
»Mama und Oma.«
Herbert verspürte den Kloß erneut aufsteigen. Er räusperte sich. »Warum sind sie denn so weit weg von uns?«
»Sie sind im Garten, da ist es schöner«, sagte Emil.
»Aha. Ja, das stimmt, in meinem Garten ist es schön«, sagte Herbert.
Emil schüttelte den Kopf. »Nicht dein Garten, Opa. Das ist dein Garten«, sagte er und unterstrich mit seinem kleinen Zeigefinger die schnurgerade, dünne grüne Kante, auf der die drei Strichmännchen standen. »Das ist der Garten da drüben!« Er zeigte zuerst auf die bunte Wiese im Bild und dann auf das ebenso blühende Nachbargrundstück, bevor er wieder auf die Maulwürfe blickte. »Ist denen kalt, Opa? Die zittern so.«
»Ja«, sagte Herbert und wischte sich mit dem Ärmel über die Augen. »Das sollten wir ändern, findest du nicht?«, fragte er seinen Enkel, und hob den Spaten.

Ella wartete auf das Ende. Unter ihr zitterten die Kinder, von oben strömte noch immer Hitze unbarmherzig herab. Hoffentlich würde es schnell gehen. Der fremde Geruch mäanderte über allem anderen dahin, dann war da noch etwas anderes, erneut neu und unbekannt für sie. Die Note ähnelte der schrecklichen, todbringenden Ausdünstung und doch erschien es ihr gleichzeitig jünger, frischer und seltsam ... unschuldig? Die beiden Gerüche vermischten sich langsam aber sicher miteinander. Mutig hob Ella die Schnauze um auszumachen was vor sich ging.

»Also, Emil. Abgemacht. Hand drauf.« Herbert hatte sich vor ihn gekniet und so hatten sie lange miteinder gesprochen und sich gegenseitig ein Versprechen gegeben. Sein Enkel sah ihm mit ernsten Blick in die Augen, dann verschwanden die kleinen Finger in der schwieligen Hand des Seniors. Stillschweigend schüttelten sie die Hände.
»Jeden zweiten Samstag, nicht vergessen. Und du musst mir helfen, die richtigen Blumen zu finden«, sagte Herbert.
»Wir fahren in den Baumarkt!«, rief Emil begeistert, breitete seine Arme zu beiden Seiten aus und grinste breit.
Herbert schmunzelte. »Das machen wir. Doch jetzt sollten wir uns erstmal um unsere ... Gäste kümmern.«
»Opa?«
»Hmm?«
»Mama und Oma werden es lieben, fest versprochen.«

Schon seltsam, wie das Leben manchmal so spielt, dachte Ella. Sie lief durch die neuen Gänge ihres Zuhauses, bog nach links ab, dann nach rechts und noch einmal rechts. Sie erreichte die Vorratskammer. Prall gefüllt mit Regenwürmern, Ringelwürmern und zahlreichen Insektenlarven. Sie nahm sich, was sie brauchte, und kehrte in die geräumige Hauptkammer zurück.
»Kinder, kommt her, es gibt Futter!«, rief sie in das Tunnelsystem hinein. Sie musste nicht lange warten.
»Mama, Mama!« Aufgeregt platzte ihre älteste Tochter als erste hinein. »Ich habe einen Grashüpfer gerochen! Und ein Eichhörnchen kennengelernt! Sein Name ist Hugo und er ist unglaublich witzig!«
»Das ist schön, mein Schatz.« Ella lächelte. »Wo sind deine Geschwister?«
Das Maulwurfmädchen seufzte. »Oben. Sie streiten sich schon wieder, wer mehr Blumen am Geruch erkennt. Du weißt doch, wie sie sind.«
Ella schmunzelte. »Ja, ich weiß. Holst du sie bitte? Wir wollen essen.«
Ihre Tochter verschwand zum Ausgang beim Flieder. Ella sah ihr nach und verspürte ein warmes, wohliges Gefühl in sich aufsteigen.
Seit diesem Tag, als die Decke der Nistkammer weggerissen, und der schreckliche Gestank wie eine drohende Wolke über ihnen gehangen hatte, war alles anders geworden. Anstatt sie zu töten, hatte das schwarze Ding sie sanft mit Erde bedeckt und sie fortan in Ruhe gelassen. Dafür hatte sich der Garten im Laufe der folgenden Wochen gewandelt. Das Gras wuchs und wuchs und die ersten Wildblumen streckten zaghaft ihre Triebe aus. Tag für Tag kamen neue Gerüche von fremden Pflanzen hinzu und schon bald folgten Schwärme von Insekten und die Vorratskammer quoll über vor Essen.
Die beiden seltsamen Gerüche nahm sie an manchen Tagen noch immer wahr, doch nicht mehr bedrohlich, oder angsteinflößend. Es war eher so, als würden sie schwach über allem hängen, was da neu erblühte und gedieh. Als würden sie nun zum Garten gehören, wie ein gemeinsamer Teil von etwas, das nicht mehr fehlen durfte.

 

Hallo @Seth Gecko ,
grüß dich, glaub, wir kennen uns noch nicht.
Ich muss gleich mal mit der Tür ins Haus fallen, irgendwie komme ich mir zwar selbst ein weig ulkig vor, weil, was hab ich mit Maulwürfen zu tun, aber das ist hier echt eine meiner Lieblingsgeschichten. Ich weiß selbst nicht, wie du es geschafft hast, mich auf diesen Maulwurf zu setzen! Eigentlich stehe ich nicht allzu sehr auf Geschichten mit vermenschlichten Tieren.
Aber dieses Hin und Her, das du erschaffen hast zwischen den Aktionen Herberts, der irgendwo ein harter aber liebenswerter Zausel ist und der Fürsorge Ellas für ihre Maulwürfchen, das liest sich schon sehr spannend. Also mein dickes Lob hast du.
Hab ich richtig, richtig gerne gelesen.

Ella hob die Nase aus ihrem Versteck und schnupperte. Glücklich seufzte die Maulwurfmutter auf. Da waren die Grashalme, ganz nah und noch mit Perlen behangen vom Tau des jungen Tages. Die Süße des Lavendels sowie fruchtiger Flieder. Und über all das legte sich der Duft der Rosenbüsche wie eine zärtliche Umarmung.
Schöne Einführung
Doch ein fremdartiger Geruch ließ sie innehalten. Sie reckte den Kopf und rümpfte die Nase. Es stank. Was war das bloß? Von weit weg angeweht und dabei noch so mächtig, dass es ihr kurz den Atem raubte. Herb und penetrant. So wie es roch, konnte es nichts Gutes sein. Vielleicht ein Marder? Oder ein Fuchs? Nein, sie wusste, wie Feinde riechen. Doch noch nie zuvor hatte sie etwas solch Seltsames wahrgenommen.
Der Gestank nahm zu. Es war Zeit, von hier oben zu verschwinden.
Schön finde ich, dass du die Aktionen Ellas über die Gerüche steuert. Und was mir auch positiv auffiel, ich hatte keine Probleme, so wie du es jetzt gemacht hast, Herbert mit dem Stinker zu identifizieren, weil er eben sofort nach dem Gestank genannt wird. Geschickt gemacht.
Das Sonnenlicht erschuf harte Schatten aus Rechen, Schaufel und Kettensäge.
Also ich finde, du schaffst es sehr schnell, Atmosphäre zu schaffen mit wenigen, fast hingeworfenen kleinen Bildern.
Herbert summte zufrieden vor sich hin. Er zog den Staubschutz vom Rasenmäher. Die Maschine glänzte, als hätte er sie erst gestern gekauft. Herbert lächelte. Die Pflege seines Handwerkszeugs war ihm überaus wichtig. Er schob den Mäher hinaus, kontrollierte den Pegel der Benzinanzeige und streifte sich die Gartenhandschuhe über.
Könntest du weglassen. Sein Lächeln, so, wie er sich dem Mäher widmet, man merkt schon, dass er ihn hegt und pflegt.

»Was machst du da, Opa?«
Herbert sah auf. Dort stand Emil im Hauseingang. Die großen blauen Augen des Sechsjährigen waren fest auf die Maschine am Boden gerichtet. »Das habe ich dir doch eben schon gesagt! Hast du mir etwa nicht zugehört?«
Huppala, Herbert, da bist du aber schroff. Aber so wirklich böse sein kann man dem alten Zausel nicht.
Sein Enkel schüttelte den Kopf.
Herbert schnalzte ungehalten mit der Zunge. »Ich kümmere mich um meinen Garten. Sonst sieht der auch bald aus wie ›Kraut und Rüben‹«, sagte er und nickte in Richtung des Nachbargrundstücks.
Auch hier. Man merkt an der Reaktion des Enkels, dass der den muffigen Opa gewöhnt ist, er will trotzdem gleich mithelfen und als der Opa weitergrantelt, will er ihm ein Bild malen, als wollte er ihm was bieten. Aber das mit dem Gästezimmer ist schon hart.
Es lagen bloß noch vier Regenwürmer da. In weiser Voraussicht hatte sie der Beute die Enden abgebissen, so überlebte das Futter zwar, konnte aber nicht mehr fliehen. Mit einem von ihnen im Maul machte Ella sich auf den Rückweg.
Oh je, hoffentlich haben Regenwürmer kein Schmerzgefühl, die armen Ringler. Da fällt mir ein, jetzt ist das nur ein wenig eklig, aber stell dir mal vor, ich würde da eine Horrorgeschichte draus machen, ich müsste nur statt der armen Regenwürmer ... okay, ich hör lieber auf.
An der Hecke zum Nachbarshaus entlang, wobei er einen Blick auf dessen ungepflegtes, von Wildblumen überwuchertes Grundstück werfen, mit den Augen rollen und süffisant prusten würde, so wie an jedem anderen Samstag.
Dann weiter bis zum Lavendel. Dort eine exakte Kehrtwende um 90 Grad und zurück zum Carport. Die nächste Bahn bis zum Flieder, dort ein erster kurzer Stopp, um den Füllstand des Auffangbehälters zu kontrollieren. Den Rasenschnitt würde er wie sonst auch zum Düngen der Rosenbüsche verwenden.
Das ist so geil, man sieht förmlich, wie er mit einem Lineal den Garten ausmisst und die Rasenränder mit der Schere nachschneidet.
Den Wurm noch im Maul, suchte sie nach einem Ausweg, doch da war überall bloß Erde. Das schreckliche Tosen hörte nicht auf, der Boden vibrierte und es schien, als zerrte es ihr jeden klaren Gedanken aus dem Kopf. Ihre Tasthaare zitterten, instinktiv warf sie sich nach links und schaufelte, als ob ihr Leben und das ihrer Kinder davon abhinge.
Schon sehr spannend

Er liebte das Rasenmähen. Klare Bahnen, die das Gras Herberts Zensur unterwarfen. Dies war sein Reich, hier herrschte er allein. Nicht vorzustellen, was passieren würde, ließe man der Natur ihren freien Lauf. Oh nein, Herr Nachbar, nicht, solange er hier das Sagen hatte.
:D

Ein großer Maulwurfshügel verschandelte den hinteren Teil des Beetes. Herbert rümpfte die Nase. Ekelhaftes Ungeziefer. Bestimmt hatte sein Nachbar die Viecher angelockt, mit diesem Biotop, das er ›Garten‹ nannte. Na, wartet ihr Nager. Jetzt erlebt ihr, was es heißt, sich mit einem Grabowski anzulegen! Angewidert stapfte Herbert zum Schuppen zurück.
Maulwürfe sind wohl wirklich der Todfeind eines jeden Gärtners und die Erzählungen von Kämpfen mit diesem Erzfeind unendlich. Mittlerweile enden die stories oft damit, dass der maulwurffreundliche Gärtner den kleinen Racker einfängt und gezielt aussetzt (manche in den Nachbargarten) und leider nach kurzer Zeit die Rückkehr des Maulwurfhügels erleben muss. Maulwürfe sind treu.

Auch wenn er damit den Biestern den Garaus machen würde, das Sägeblatt wäre sofort hinüber, ganz zu schweigen von der Benzinverschwendung. Herbert schüttelte den Kopf über diese abstruse Idee. Er griff zum Spaten. Der würde völlig genügen.
Auch das, dieser Herbert. Das Massaker würde ihn nicht stören, aber die unnötigen Ausgaben! Und dann die Härte gegenüber dem armen Werkzeug. Herbert ist eine echte Type.
Herbert schnaubte. »Dafür habe ich jetzt keine Zeit. Mein Garten wird angegriffen! Wir machen das später.«
:D

Ella rannte um ihr Leben. Es war direkt hinter ihr. Kam immer näher. Da vorn lag die Kammer. Mit letzter Kraft warf sie sich hinein. Die Kinder lebten, hatten den Wurm offensichtlich zur Gänze vertilgt und schrien erneut. (...) EGleißende Strahlen stießen wie Lanzen auf sie herab und blendeten sie. Der fremde Gestank überlagerte alles.
Echt spannend

Das ging leichter als erwartet. Dort lagen sie übereinander im Licht der Mittagssonne, ein Maulwurf und seine drei Jungen. Ihr habt euch den falschen Garten ausgesucht, dachte er und hob den Spaten wie ein Fallbeil. Das würde jetzt schnell gehen.
Kann man streichen, finde ich, nimmt so bisschen die Fahrt raus. Das Fallbeil ist echt stark erhoben.
Er spürte, wie etwas an seinem Hosenbein zuppelte. Den Spaten erhoben, wandte er den Kopf. Neben ihm stand Emil, mit großen Augen und offenem Mund schaute auch er auf die Schädlinge.
Dopplung zu hob den Spaten. Den Spaten in den Händen würde ich schreiben oder so was Ähnliches.
Vorsichtig machte der Sechsjährige einen Schritt näher an die Nistkammer heran. »Was machst du jetzt mit den Maulwürfeln?«
»Maulwürfen«, korrigierte Herbert ihn. »Hm. Ich … sorge dafür, dass … ähm, sie an einen … besseren Ort kommen.«
Maulwürfeln, goldig.

Jetzt sah Emil ihm erstaunt ins Gesicht. »Dahin, wo Mama und Oma sind?«
Herbert musste schlucken. Es war noch nicht lange her. »Ja, Emil. Genau dahin.« Sein Blick fiel auf das Papier, das sein Enkel kraftlos in der linken Hand hielt. »Du hast mir ein Bild gemalt?«
Man könnte sagen, es geht schn ell, dass Grantelherbert die Biege macht, aber ich finde, es passt, irgendwie hattest du es (zumindest in meinen Augen) eh hin gekriegt, dass man sein Granteln und seine Gartenbürokratie nicht ganz so ernst nimmt. Und schon gar nicht sein kleiner Enkel.
Nicht dein Garten, Opa. Das ist dein Garten«, sagte er und unterstrich mit seinem kleinen Zeigefinger die schnurgerade, dünne grüne Kante, auf der die drei Strichmännchen standen.
Oh ja, eine dünne grüne Kante. Armer Herbert, das muss eine harte Erkenntnis sein.

Schön auch, wie du danach mit dem Kindergeruch des Enkels spielst.

Die beiden seltsamen Gerüche nahm sie an manchen Tagen noch immer wahr, doch nicht mehr bedrohlich, oder angsteinflößend. Es war eher so, als würden sie schwach über allem hängen, was da neu erblühte und gedieh. Als würden sie nun zum Garten gehören, wie ein gemeinsamer Teil von etwas, das nicht mehr fehlen durfte.
Ein echtes Wohlfühlende.
Du solltest Horror schreiben. Und natürlich Gartengeschichten.
Supergerne gelesen, und das nicht zum ersten Mal
Viele Grüße von Novak

 

Nee, @Armageddon, hast vollkommen Recht, rannte ist nicht so passend. Krabbelte oder sowas Ähnliches wäre besser. Ich war so von der Spannung eingesogen, dass ich blind war, blind wie einMaulwürfel.

 

Moin @Katta, @Novak und @pantoholli,

vielen Dank für eure Kommentare. Gerne gehe ich kurz auf darauf ein:

Hier musste ich schon ein wenig grinsen, weil es auch sehr dick ist. Mit Perlen behangen vom Tau des jungen Tages und der Duft wie eine zärtliche Umarmung :-)
Hehe. Da hat mich wiederum Dein Kommentar grinsen lassen, weil Du natürlich vollkommen recht hast. Ich versuche mich gerade daran, ein wenig das "kunstvollere" (oder wie immer man das nennen mag) formulieren zu üben. Sätze wie dieser sind dann das Ergebnis...:)


So ganz passt es für mich nicht, dass sie überlegt ein Marder, ein Fuchs? Weil es doch so sehr fremdartig ist. Wieso nimmt der Gestank zu? Weil er näher kommt? Dann vielleicht so schreiben.
Interessanter Einwand. Habe den Satz ein wenig abgeändert und einen weiteren hinzugefügt, jetzt passt es mMn besser, bzw. ist besser zu verorten.


Nur ne Kleinigkeit, aber hat er den Handschuh wieder ausgezogen oder warum streckt er den Handschuh vor? Kann sein, dass nur mich das zum Stolpern bringt ... Hab beim Überfliegen der Kommentare gesehen, dass einige das mit dem Gästezimmer komisch fanden. Ging mir auch so, nicht weil Herbert so doof ist, sondern weil ich mir nicht vorstellen kann, dass das echt jemand sagt. Man würde doch trotzdem immer "euer Zimmer" oder so sagen, zumindest wenn sie drin wohnen. Aber, "Räum das Gästezimmer auf!"?
Was den Handschuh angeht, bist du - glaube ich - die Erste, nicht jedoch beim Gästezimmer. Ich habe nun beides noch einmal geändert, sodass es einfacher zu lesen ist. Ich merke, dass ich aufpassen muss von den Leser:innen nicht den gleichen Wissensstand wie dem in meinem Kopf zu erwarten. Natürlich macht das Gästezimmer Sinn, da Emil und sein Vater nur zu Besuch beim Opa sind und nicht dauerhaft in dem Haus leben. Aber das ist und soll ja gar nicht Gegenstand der Geschichte sein. Wurde geändert.

Ich finde immer noch, dass es eine schöne Kindergeschichte wäre. Man müsste dann sicher noch einiges überarbeiten, könnte sich aber auch noch mehr austoben und Herbert noch etwas karikaturesker machen. Ich stelle es mir als schönes Bilderbuch vor.
Kann ich verstehen. Soll es aber nicht zwingend sein, da ich Kindergeschichten (noch) nicht kann. Und wenn ich diese dahingehend geändert hätte, wäre eine komplett neue Geschichte dabei herausgekommen. Daher wird das nicht passieren. Aber wer weiß, vielleicht wage ich mich ja in Bälde nochmal an dieses interessante Genre

Also die Zielgruppe ist irgendwie unklar. Es ist eine eher kindliche Geschichte, aber eben nicht so 100%ig, weswegen du es wohl auch bei Sonstiges einsortiert hast. Wenn du einfach mal zum Spaß an Kinder als Zielgruppe denkst (vielleicht als Bilderbuch mit Illustrationen von Wolf Erlbruch oder Sven Nordqvist), wir würdest du dann das Ende schreiben? Vielleicht hilft die Sichtweise ja, die sehr schöne Geschichte noch etwas abzurunden. Denn als Kindergeschichte fände ich sie wirklich sehr schön.
s.o.

Am Text hab ich etzt gar nix auszusetzen. Außer: Was hat der Herbert nur für nen antiken Rasenmäher, dass der so einen Krawall verursacht - bestimmt nen Benziner.
Du sagst es. Er überprüft ja auch den Pegel der Benzinanzeige. :)

Kann man streichen, finde ich, nimmt so bisschen die Fahrt raus. Das Fallbeil ist echt stark erhoben.
Haste recht. Ist gestrichen.

Dopplung zu hob den Spaten. Den Spaten in den Händen würde ich schreiben oder so was Ähnliches.
Guter Einwand. Wurde geändert.

Dieser Passus ist aus verschiedenen Gründen zitiert worden. Was mich aber sehr wundert ist, dass ich der einzige bin den das "rannte" stört.
Das hat für mich beim Lesen das Bild des Maulwurfs den ich vor Augen habe total beeinträchtigt. Hier würde mir "krabbelte" viel besser gefallen.
Danke dafür. Habe es jetzt in "grub um ihr Leben" geändert. Ich denke, das passt besser.

Vielen Dank euch dreien und beste Grüße
Seth

 

Hallo @Seth Gecko , ich versuche mich noch vorm Stichtag auch kommentierend durch alle Challengebeiträge zu arbeiten, sonst fällt es mir noch schwerer die mageren drei Punkte zu vergeben. Also schau ich Mal, was Du im Angebot hast:

Ella hob die Nase aus ihrem Versteck und schnupperte.
Ah, jetzt ist der Einstieg direkter, ich weiß gleich, das hier wohl ein Tier die Hauptrolle spielt. Damit erhöht sich für mich der Schwierigkeitsgrad, meist sin dmir diese Vermenschlichungen zu ... seltsam. Aber dann passt Dein Tag, eventuell hätte ich noch Märchen vorgeschlagen, oft triffst Du den Ton, nicht generell, aber da war wohl auch nicht Dein Ziel.

Die Süße des Lavendels sowie fruchtiger Flieder. Und über all das legte sich der Duft der Rosenbüsche wie eine zärtliche Umarmung.
Einsoruch einer Gärtnerin. Lavendel und Rosen zusammen ist okay, aber Flieder blüht viel eher, da geht nix zusammen. Nimm würzigen Thymian oder Salbei dazu.

Hier wüchsen die Kinder in Frieden auf, bis sie alt genug wären, ihren eigenen Weg zu gehen.
Das war so eine märchehafte Stelle, die wiederum in einem normalen Prosatext schon sehr altbacken und irgendwie drüber wirkt.

Doch noch nie zuvor hatte sie etwas solch Seltsames wahrgenommen.
Da ist beim Bearbeiten irgendetwas unter die Reder gekommen. So anstand solch?

Der üble Geruch nahm zu, seine Quelle kam näher. Es war Zeit, von hier oben zu verschwinden.
Ehrlich, der Mann richt für sie so schlimm und sie hat noch nie einen Menschen gerochen? Seltsam.

Emil gehorchte, drehte sich um und rief aber noch über seine Schulter hinweg: »Ich mal dir ein Bild, Opa!«
Was für ein guterzogenes Kind. Vielleicht doch Märchen als Tag? Ich frage mich auch im Nachhinnein, ob nicht hier schon eine Stelle für die fehlende Mama und Oma wäre, es kam mir so plötzlich aus dem Nichts.

»Mach das, mach das«, murmelte Herbert,
Na, also Opa übt er noch?

Dann immer den Gang entlang, einmal links, wieder rechts, noch mal links und sie erreichte die Vorräte. Hier unten roch es angenehm nach lockerem Erdreich und Lehm, doch auch das Aroma von zartem Fleisch stieg auf.
Da bin ich voll bei Mutter Maulwurf, das ist eine nachvollziebare Perspektive. Finde ich gut!

Das schreckliche Tosen hörte nicht auf, der Boden vibrierte und es schien, als zerrte es ihr jeden klaren Gedanken aus dem Kopf. Ihre Tasthaare zitterten, instinktiv warf sie sich nach links und schaufelte, als ob ihr Leben und das ihrer Kinder davon abhinge.
Auch hier, glaubhaft. Nur der letzte Teil: es geht um das Leben, und so müsste sie es auch sehen, denke ich.

Dann fasste sie all ihren Mut zusammen und machte sich auf den Weg zur Oberfläche.
Ab hier hakelte ich, aber das wird wohl an meinen Leseinteressen liegen. Ein Tier würde absolut immer die Flucht ergreifen, das nennt sich Selbsterhaltung.

Ekelhaftes Ungeziefer
Mag regional sein, Ungeziefer ist hier im Norden alles an Schad-Insekten. Eventuell Schädling?

Unter einer dünnen Wurzel hinweg lag bereits die Abzweigung zur Nistkammer.
Hier hackelte ich, das Wort hinweg passt gefühlt nicht. Auch regional?

Sie würde sie beschützen, komme was wolle!
Sehr vermenschlicht, aber das ist ja von Dir so geplant, nimm es nur als Info für meinen Leseeindruck.

Herbert senkte den Spaten. Das sollte der Junge nun wirklich nicht mit ansehen.
Ah, der Opa ist dann doch nicht ganz so schlimm. Gut eine andere Seite gezeigt.

Maulwürfeln?
Süßes Wort!

»Hmm?«
»Mama und Oma werden es lieben, fest versprochen.«
Ja, hier kriegst Du den Bogen zur Wohlfühlgeschichte. Sicherlich sehr nett zum Vorlesen. Insgesamt wäre das eine schöne Kindergeschichte, vielleicht mit etwas mehr Beteiligung des Enkels. Dann geht auch die Vermenschlichung für mich völlig okay, Kinder sehen die Welt anders und das ist toll so.

hatte das schwarze Ding
Was meinst Du damit?

Die beiden seltsamen Gerüche nahm sie an manchen Tagen noch immer wahr, doch nicht mehr bedrohlich, oder angsteinflößend.

Als würden sie nun zum Garten gehören, wie ein gemeinsamer Teil von etwas, das nicht mehr fehlen durfte.
Das ist schon sehr heile Welt ...
Also als Kindergeschichte und dann in der Wohlfühlchallenge finde ich die Geschichte wirklich nett, ansosnten stehe ich mir hier wohl selbst im Wege und es ist daher für Dich nicht so konstruktiv. Nimm es als Leseeindruck. Auf alle Fälle passt die Geschichte aber in die Challenge.

Viele Grüße und weiterhin viel Spaß hier
witch

 

Hey @Seth Gecko

Im ersten Drittel des Textes habe ich mit der Struktur gefremdelt, dem vermenschlichten Maulwurf, dem bösen Großvater. Nach Ende der Angewöhnungsphase fing ich an, die Geschichte zu mögen, gerade das süßlich-idyllische Ende.

Trotzdem: Ich sehe ein paar Logik-Probleme. So frage ich mich zum Beispiel, warum Ella die Rasenmähergeräusche nicht kannte. Schließlich braucht man als Maulwurf doch etwas Zeit, den Bau einzurichten und Kinder zur Welt zu bringen und ein alter Herr, der auf seinen Rasen hält, mäht ihn regelmäßig, sagen wir alle sechs Wochen.

Okay und das mit der sprechenden Maulwurfsmama, okay, da hätte ich mir weniger Mensch, mehr Maulwurf gewünscht, ein paar echte Maulwurfsgedanken etwa.

Aber wie gesagt: das Ende ist so kitschig schön, dass es das Herz wärmt. Das ist schon was!

Paar Stellen:

Und über all das legte sich der Duft der Rosenbüsche wie eine zärtliche Umarmung.
hübscher Satz

Herbert schnalzte ungehalten mit der Zunge. »Ich kümmere mich um meinen Garten. Sonst sieht der auch bald aus wie ›Kraut und Rüben‹«, sagte er und nickte in Richtung des Nachbargrundstücks.
oha, wer belächelt nicht die millimeterrasierten Rasenflächen

Ella reckte ihre Nase in die Höhe. Was nun? Was steckte hinter diesem unglaublichen Terror? Ella brauchte Gewissheit. Das restliche Futter legte sie neben ihre Kinder. Kurz schnupperte Ella an ihnen, alle drei waren wohlauf. Würden sie es ohne ihre Mutter schaffen? Sie nahm sich die Zeit, kuschelte sich an sie und ließ die Kleinen kurz ihre Wärme spüren. Dann fasste sie all ihren Mut zusammen und machte sich auf den Weg zur Oberfläche.
siehe oben; ich kann nicht nachvollziehen, dass sie nie Bedrohung erlebt hat

»Was ist das, Opa?«, fragte er, ohne ihn anzusehen.
»Ungeziefer. Maulwürfe. Die machen mir meinen ganzen Garten kaputt.« Herbert senkte den Spaten. Das sollte der Junge nun wirklich nicht mit ansehen.
Vorsichtig machte der Sechsjährige einen Schritt näher an die Nistkammer heran. »Was machst du jetzt mit den Maulwürfeln?«
»Maulwürfen«, korrigierte Herbert ihn. »Hm. Ich … sorge dafür, dass … ähm, sie an einen … besseren Ort kommen.«
Jetzt sah Emil ihm erstaunt ins Gesicht. »Dahin, wo Mama und Oma sind?«
okay, jetzt vermenschlicht der Herbert auch noch die Maulwürfe, aber jetzt begreife ich das Ganze als Kindergeschichte, die vom Respekt gegenüber der Natur handelt

»Mama, Mama!« Aufgeregt platzte ihre älteste Tochter als erste hinein. »Ich habe einen Grashüpfer gerochen! Und ein Eichhörnchen kennengelernt! Sein Name ist Hugo und er ist unglaublich witzig!«
»Das ist schön, mein Schatz.« Ella lächelte. »Wo sind deine Geschwister?«
Das Maulwurfmädchen seufzte. »Oben. Sie streiten sich schon wieder, wer mehr Blumen am Geruch erkennt. Du weißt doch, wie sie sind.«
Familienleben auf Maulwurfsart klingt sehr nach gut behütetet Menschenkindheit
Die beiden seltsamen Gerüche nahm sie an manchen Tagen noch immer wahr, doch nicht mehr bedrohlich, oder angsteinflößend. Es war eher so, als würden sie schwach über allem hängen, was da neu erblühte und gedieh. Als würden sie nun zum Garten gehören, wie ein gemeinsamer Teil von etwas, das nicht mehr fehlen durfte.
wenn da nur nicht der Fuchs kommt.

Viele Grüße von über den Maulwurfshügeln
Isegrims

 

Moin @greenwitch, und moin @Isegrims,

danke für euren Kommentar. Ich habe auch noch ein paar wenige Challengebeiträge offen, über die ich drüberschauen und kommentieren möchte, daher danke ich euch für eure Zeit und Anmerkungen:

Damit erhöht sich für mich der Schwierigkeitsgrad, meist sin dmir diese Vermenschlichungen zu ... seltsam.
Mit den Vermenschlichungen sprichst Du einen guten Punkt an. Am Entstehungspunkt der Story hatte ich erst probiert, die Maulwürfe konsequent nicht zu vermenschlichen. Aber das habe ich nicht hinbekommen, das hat nicht funktioniert. Also habe ich versucht, so ein Mittelding zu finden. Kein Märchen (die kann ich nicht), aber auch keine reine Kindergeschichte, sondern eine ... "Wohlfühlgeschichte, die in mehreren Teichen fischt"... :)

Einsoruch einer Gärtnerin. Lavendel und Rosen zusammen ist okay, aber Flieder blüht viel eher, da geht nix zusammen. Nimm würzigen Thymian oder Salbei dazu.
Danke für deine Expertise. Den würzigen Thymian finde ich super. Werde ich ändern.

Das war so eine märchehafte Stelle, die wiederum in einem normalen Prosatext schon sehr altbacken und irgendwie drüber wirkt.
Findest Du? Das geht mir anders.

Da ist beim Bearbeiten irgendetwas unter die Reder gekommen. So anstand solch?
Haste recht. Wird korrigiert.

Ich frage mich auch im Nachhinnein, ob nicht hier schon eine Stelle für die fehlende Mama und Oma wäre, es kam mir so plötzlich aus dem Nichts.
Hm. Interessanter Punkt. Werde mal schauen, ob mir dazu noch was Gescheites einfällt und falls ja, es gegeneinander lesen. Denn das "aus dem Nichts" gefällt mir eigentlich bislang ganz gut.

Ab hier hakelte ich, aber das wird wohl an meinen Leseinteressen liegen. Ein Tier würde absolut immer die Flucht ergreifen, das nennt sich Selbsterhaltung.
Siehe oben. Außerdem, wenn die Mama hier flüchtet, dann endet die Geschichte damit, dass Opa Herbert die Maulwurfskinder mit dem Spaten halbiert. Challenge rejected! ;)

Hier hackelte ich, das Wort hinweg passt gefühlt nicht. Auch regional?
Ob regional, weiß ich nicht. Muss ich mich nochmal drüber setzen.

Sehr vermenschlicht, aber das ist ja von Dir so geplant, nimm es nur als Info für meinen Leseeindruck.
Siehe oben.

Was meinst Du damit?
Damit ist der Spaten gemeint. Ein anderer Wortkrieger hatte zuvor berechtigterweise kritisiert, dass Ella als Maulwurf die "Wand aus Stahl" nicht als solche erkennen dürfte. Da sind wir wieder bei meinem Hybridtext zwischen zu viel und zu wenig Vermenschlichung.

Also als Kindergeschichte und dann in der Wohlfühlchallenge finde ich die Geschichte wirklich nett, ansosnten stehe ich mir hier wohl selbst im Wege und es ist daher für Dich nicht so konstruktiv. Nimm es als Leseeindruck. Auf alle Fälle passt die Geschichte aber in die Challenge.
Das war das Ziel. Danke.

So frage ich mich zum Beispiel, warum Ella die Rasenmähergeräusche nicht kannte. Schließlich braucht man als Maulwurf doch etwas Zeit, den Bau einzurichten und Kinder zur Welt zu bringen und ein alter Herr, der auf seinen Rasen hält, mäht ihn regelmäßig, sagen wir alle sechs Wochen.
Auch ein guter Punkt. Vielleicht baue ich da noch was ein, dass diesen Umstand erklärt.

Okay und das mit der sprechenden Maulwurfsmama, okay, da hätte ich mir weniger Mensch, mehr Maulwurf gewünscht, ein paar echte Maulwurfsgedanken etwa.
Siehe oben.

okay, jetzt vermenschlicht der Herbert auch noch die Maulwürfe, aber jetzt begreife ich das Ganze als Kindergeschichte, die vom Respekt gegenüber der Natur handelt
Respekt gegenüber der Natur schwingt als Moral auf jeden Fall mit, als reine Kindergeschichte sehe ich den Text trotz allem noch immer nicht.


Vielen Dank euch beiden, ich werde mich in den nächsten Tagen revanchieren.
Beste Grüße
Seth

 

Hallo @Seth Gecko

Ich mochte deine Geschichte der Maulwurfamilie, konnte gut folgen, liess mich vom sich abzeichnenden Drama einfangen und die wechselnden Perspektiven sind durch ihre unterschiedlichen Sprachstile und Feinheiten wunderbar voneinander getrennt. Es macht Spass, einmal aus der Sicht der Tiere, dann wieder der der Menschen zu lesen.

Seth Gecko schrieb:
Hier wüchsen die Kinder in Frieden auf, bis sie alt genug wären, ihren eigenen Weg zu gehen.
Stolperer, aber vielleicht geht's nur mir so.
'Hier würden die Kinder in Frieden aufwachsen, bis ...'

Seth Gecko schrieb:
Doch ein fremdartiges Aroma ließ sie innehalten.
Das war glaube ich mal Gestank, gefällt mir jetzt viel besser.

Seth Gecko schrieb:
Herbert Grabowski wischte sich mit dem Leinentuch den Schweiß vom Nacken
Muss es ein Leinentuch sein?

Seth Gecko schrieb:
»Das ist nichts für Kinder«, sagte Herbert bestimmend und stoppte den Vormarsch, indem er den die Handfläche vorstreckte.
Da holpert was.

Seth Gecko schrieb:
»Geh rein, und räum deine Spielsachen vom Teppich. Oder hilf deinem Vater in der Küche!«
Die meisten Opas würden doch einfach nur Aufräumen empfehlen :D : "... und räum deine Spielsachen auf/weg."

Seth Gecko schrieb:
»Mach das, mach das«, murmelte Herbert, wobei er in Gedanken schon längst wieder beim Rasenmäher war.
Herrlich!

Seth Gecko schrieb:
In weiser Voraussicht hatte sie der Beute die Enden abgebissen, so überlebte das Futter zwar, konnte aber nicht mehr fliehen. Mit einem von ihnen im Maul machte Ella sich auf den Rückweg.
Interessantes Wissen. Hier spürt man, der Autor hat recherchiert.

Seth Gecko schrieb:
Herbert hatte die heutige Arbeit gründlich durchdacht.
Wie jeden Samstag hatte Herbert die heutige Arbeit gründlich durchdacht.
So könnte dann das später folgende "so wie an jedem anderen Samstag" entfallen.

Seth Gecko schrieb:
mit den Augen rollen und süffisant prusten würde, ...
Prusten ist für mich eher explosionsartiges Lachen. Wie wäre (verächtlich) schnauben?

Seth Gecko schrieb:
Den Rasenschnitt würde er wie sonst auch zum Düngen der Rosenbüsche verwenden.
Hier spricht für mich der Autor.
Den Rasenschnitt würde er wie sonst auch unter die Rosenbüsche verteilen.

Seth Gecko schrieb:
Das schreckliche Tosen hörte nicht auf, der Boden vibrierte und es schien, als zerrte es ihr jeden klaren Gedanken aus dem Kopf. Ihre Tasthaare zitterten, instinktiv warf sie sich nach links und schaufelte, als ob ihr Leben und das ihrer Kinder davon abhinge.
Dramatik pur. Gefällt mir, wie über der Erde gemächlich gearbeitet, unter der Erde das nackte Chaos herrschte. Mein Kopfkino wechselt in raschen Abfolgen zwischen dröhnendem Rasenmäher und dem dramatischen Kampf ums Überleben der schaufelnden Maulwurfsmutter hin und her. Hat echt Fahrt das Ganze.

Seth Gecko schrieb:
Herbert lächelte, sog den würzigen Duft des zerhäckseltem Grases ein und genoss das monotone Rattern der Rotorklingen, während er sich dem Flieder näherte.
zerhäckselten
Herrlich, da fühlt sich Opa als König über sein Reich, die Natur als Untertan, alles hat an seinem Platz zu sein, in der richtigen Abmessung, jawoll.

Seth Gecko schrieb:
Rasch lief sie zu ihnen, den Regenwurm hatte sie die ganze Zeit über im Maul behalten. Noch immer bebte die Welt um sie herum, Erde rieselte von den Wänden [...]
Brauchts meiner Ansicht nach nicht, hemmt den Lesefluss und wirft mich raus. Sie verfüttert ihn, also hat sie ihn wohl irgendwie noch im Maul gehabt.

Seth Gecko schrieb:
Sie nahm sich die Zeit, kuschelte sich an sie und ließ die Kleinen kurz ihre Wärme spüren.
WW, vielleicht knackiger: Kurz kuschelte sie sich an sie, ließ die Kleinen ihre Wärme spüren.

Seth Gecko schrieb:
Na, wartet ihr Nager. Jetzt erlebt ihr, was es heißt, sich mit einem Grabowski anzulegen! Angewidert stapfte Herbert zum Schuppen zurück.
Auweh, jetzt gilts ernst. Hier beissen die kleinen Zuhörer ins Kissen … ;)

Seth Gecko schrieb:
Nein, was für ein Unsinn, dachte er. Auch wenn er damit den Biestern den Garaus machen würde, das Sägeblatt wäre sofort hinüber, ganz zu schweigen von der Benzinverschwendung.
Gut erweitert mit dem Sägeblatt. Was für eine absurde Idee mit 'ner Kettensäge im Erdreich zu wühlen. Die Benzinverschwendung ist wohl ein Darling von dir, gell? :D

Seth Gecko schrieb:
Der Gestank wurde stärker, er kam immer näher.
Ich weiss, das wurde bereits breit thematisiert, aber ich möchte dir trotzdem meinen Eindruck da lassen, dass für mich zuerst der Rasenmäher stank und erst ab hier so nach und nach sich herausschälte, dass der als Gestank empfundene Geruch "vom Menschen" ausging.

Seth Gecko schrieb:
Ella zog sich in den Gang zurück. Ihr Herz galoppierte, es trieb sie in zwei Richtungen gleichzeitig: Da waren die Kinder, doch andererseits wollte sie wissen, welcher Feind hier wütete.
'hier' wäre ja 'im Gang'. Ist der Feind nicht eher 'da draussen'?

Seth Gecko schrieb:
Das würde eine ordentliche Arbeit erfordern, dies wieder sauber zu machen.
Hört sich eher nach Reinigen an, du meinst aber sicher "dieses wieder hübsch anzulegen".

Seth Gecko schrieb:
Und da kam es, mit einem Krachen fuhr es schräg von der Decke hinab und in die Kammer hinein.
es kam auf sie zu, also 'herab' und 'herein'.

Seth Gecko schrieb:
»Ist denen kalt, Opa? Die zittern so.«
»Ja«, sagte Herbert und wischte sich mit dem Ärmel über die Augen. »Das sollten wir ändern, findest du nicht?«, fragte er seinen Enkel, und hob den Spaten.
So wie er das sagt, und mit dem Anheben des Spatens, rechnete ich schon fast mit einem Gnadenstoss. *Schauder*
Aber dann kam es ja zum Glück ganz anders.

Seth Gecko schrieb:
»Also, Emil. Abgemacht. Hand drauf.« Herbert hatte sich vor ihn gekniet und so hatten sie lange miteinder gesprochen und sich gegenseitig ein Versprechen gegeben.
Hier kam ich nicht ganz mit. Die plötzliche Vereinbarung, irgendwie geht mir das viel zu schnell mit Opas Gesinnungswandel, ich kann da nicht recht mitfühlen. Eine Kinderzeichnung triggert die schmerzhafte Erinnerung an den nahen Verlust von Frau und Tochter, was ausreicht, um seinen geliebten Garten umzumodeln? Da muss vorher bereits ein Konflikt geherrscht haben, also das die beiden Frauen zu Lebzeiten den Nachbarsgarten lieber mochten oder so. Ich weiss auch nicht, Anfang und Ende sind so schön Challenge konform geschrieben, die aufopfernde Mutterliebe und dann das versöhnliche Paradies und freudiges Erleben der wiedergewonnenen Natur. Ich wünschte mir einfach einen sanfteren, nachvollziehbaren Übergang von abgewendetem Drama (dank Emil) hin zum Happy End.

Seth Gecko schrieb:
Schon seltsam, wie das Leben manchmal so spielt, dachte Ella. Sie lief durch die neuen Gänge ihres Zuhauses, bog nach links ab, dann nach rechts und noch einmal rechts. Sie erreichte die Vorratskammer. Prall gefüllt mit Regenwürmern, Ringelwürmern und zahlreichen Insektenlarven. Sie nahm sich, was sie brauchte, und kehrte in die geräumige Hauptkammer zurück.
Hier hatte ich dann zuerst ein Problem mit der Verortung. Erst dachte ich ja, Opa und Emil hätten die Maulwürfe zum Nachbarn "umgesiedelt".
Doch dann erkannte ich, dass Opas Garten renaturiert und ein Paradies für alle geworden war.

Seth Gecko schrieb:
Und ein Eichhörnchen kennengelernt! Sein Name ist Hugo und er ist unglaublich witzig!«
:lol: Sorry, hier musste ich an den Film 'Ab durch die Hecke' (Over The Hedge) denken. Hammy das Eichhörnchen, das die Hecke 'Hugo' nennt, damit sie nicht mehr so bedrohlich wirkt.


Fazit: Eine wunderbare Kindergeschichte. Prima geeignet zum Vorlesen.
Der kleine Wermutstropfen in Form des überraschenden Gesinnungswandels tut dem Allgemeineindruck keinen Abbruch, eine kuschelige Wohlfühlgeschichte gelesen zu haben.

Liebe Grüsse, dot.

 

Moin @dotslash,

danke für Deinen Kommentar, Anregungen und Kritik.
Ich habe fast alle Deiner Überlegungen in meinen Text übernommen, denn sie enthielten mMn eine Vielzahl an einfach besseren, passenderen Formulierungen als bisher enthalten. Danke dafür.

Hier kam ich nicht ganz mit. Die plötzliche Vereinbarung, irgendwie geht mir das viel zu schnell mit Opas Gesinnungswandel, ich kann da nicht recht mitfühlen. Eine Kinderzeichnung triggert die schmerzhafte Erinnerung an den nahen Verlust von Frau und Tochter, was ausreicht, um seinen geliebten Garten umzumodeln? Da muss vorher bereits ein Konflikt geherrscht haben, also das die beiden Frauen zu Lebzeiten den Nachbarsgarten lieber mochten oder so. Ich weiss auch nicht, Anfang und Ende sind so schön Challenge konform geschrieben, die aufopfernde Mutterliebe und dann das versöhnliche Paradies und freudiges Erleben der wiedergewonnenen Natur. Ich wünschte mir einfach einen sanfteren, nachvollziehbaren Übergang von abgewendetem Drama (dank Emil) hin zum Happy End.
Ich habe jetzt mittig im Text eine Passage erweitert, die Herbert beim Rasenmähen an seine verstorbene Familie denken lässt und kurz die vergangenen Gedanken der Ehefrau und Tochter zum Thema Garten anreißt, sodass das Ende vielleicht nicht mehr ganz so "plötzlich" daherkommt.

Sorry, hier musste ich an den Film 'Ab durch die Hecke' (Over The Hedge) denken. Hammy das Eichhörnchen, das die Hecke 'Hugo' nennt, damit sie nicht mehr so bedrohlich wirkt.
:) Kein Grund für Entschuldigungen, der Film stand bei der Szene tatsächlich auch in meinen Gedanken Pate.

Fazit: Eine wunderbare Kindergeschichte. Prima geeignet zum Vorlesen.
Der kleine Wermutstropfen in Form des überraschenden Gesinnungswandels tut dem Allgemeineindruck keinen Abbruch, eine kuschelige Wohlfühlgeschichte gelesen zu haben.
Ich danke Dir für dieses Lob. Vielleicht bringen ja meine neuen Zeilen den Wermutstropfen zum Verdunsten?

Beste Grüße
Seth

 

Hallo @Seth Gecko

ich bin zum Gegenbesuch da. Los geht's!

Das neue Zuhause hatte sie gut gewählt. Hier wüchsen die Kinder in Frieden auf, bis sie alt genug wären, ihren eigenen Weg zu gehen.

Grammatisch korrekt, aber ich frage mich, ob eine Geschichte für Kinder ab 6 nicht auch mit dem leichter verständlichen und gebräuchlichen 'würde' arbeiten sollte.

Doch ein fremdartiges Aroma ließ sie innehalten. Sie reckte den Kopf und rümpfte die Nase. Was war das bloß? Von weit weg angeweht und dabei noch so mächtig, dass es ihr kurz den Atem raubte. Herb und penetrant. So wie es roch, konnte es nichts Gutes sein. Vielleicht ein Marder?

Sehr schön. Kurze Hintergrundinfo, dann schon der erste Cliffhanger. Was ist das für ein geruch? Woher kommt er? Ich will dranbleiben.

Herbert Grabowski wischte sich den Schweiß vom Nacken.

Aber na klar, Herbert. Gute Idee, ich muss schmunzeln.

Das Sonnenlicht erschuf harte Schatten aus Rechen, Schaufel und Kettensäge.

Auch hier: verstehen Kinder das?

Wie jeden Samstag hatte Herbert auch die heutige Arbeit gründlich durchdacht.
Ein letztes Mal strich sein Blick über die Fläche, die es zu bearbeiten galt: An der Hecke zum Nachbarshaus entlang, wobei er einen Blick auf dessen ungepflegtes, von Wildblumen überwuchertes Grundstück werfen, mit den Augen rollen und verächtlich schnauben würde.
Dann weiter bis zum Lavendel. Dort eine exakte Kehrtwende um 90 Grad und zurück zum Carport. Die nächste Bahn bis zum Thymian, dort ein erster kurzer Stopp, um den Füllstand des Auffangbehälters zu kontrollieren. Den Rasenschnitt würde er wie sonst auch unter die Rosenbüsche verteilen.
Zufrieden nickte er über die Effizienz seines Plans, bückte sich und griff nach dem T-förmigen Fingergriff des Reversierstarters.

Das mag mir nicht so recht einleuchten. Er mäht den Rasen nicht zum ersten Mal, oder? Dann würde ich davon ausgehen, dass er da nicht mehr groß drüber nachdenkt, sondern einfach macht. Hier klingt es so als habe er sich gerade eben einen Masterplan überlegt.

Oh nein, meine Lieben, nicht, solange er hier das Sagen hatte.

Hier springst du doch in den Kopf von Herbert, oder? Warum dann nicht: Oh, nein, meine Lieben, nicht solange ich hier das Sagen habe.

Die Kinder schrien aus Leibeskräften.

Habe mich gefragt, ob Maulwürfe schreien können und das hier gefunden:


Wieder was gelernt:-)

Ella grub um ihr Leben. Es war direkt hinter ihr. Kam immer näher. Da vorn lag die Kammer. Mit letzter Kraft warf sie sich hinein. Die Kinder lebten, hatten den Wurm offensichtlich zur Gänze vertilgt und schrien erneut. Ella lief zu ihnen, bugsierte sie ganz nah zusammen und legte sich über die warmen Körper. Sie würde sie beschützen, komme was wolle!
Und da kam es, mit einem Krachen fuhr es schräg von der Decke herab und in die Kammer herein. Riesig und schwarz. Nur Millimeter von ihr entfernt hielt es inne, dann erhob es sich und nahm die Decke mit sich. Gleißende Strahlen stießen wie Lanzen auf sie herab und blendeten sie. Der fremde Gestank überlagerte alles.

Das ist super beschrieben, die Dramatik kommt sehr gut rüber. Aber wieder frage ich mich: ist das kindgerecht formuliert?

Jetzt sah Emil ihm erstaunt ins Gesicht. »Dahin, wo Mama und Oma sind?«
Herbert musste schlucken. Der Autounfall lag erst vier Monate zurück. »Ja, Emil. Genau dahin.« Sein Blick fiel auf das Papier, das der Sechsjährige kraftlos in der linken Hand hielt. »Du hast mir ein Bild gemalt?«
Emil nickte und überreichte ihm das Papier, Herbert zog die einfache Schleife ab und entrollte das Bild:
Auf der linken Seite ein Haus, davor drei Strichmännchen auf einer geraden, grünen Kante. Zwei davon groß, ein einzelnes klein. Ein Stück entfernt, auf der rechten Seite, eine bunte Wiese voller Blumen und darüber eine lachende Sonne. Zwischen der Sonne und der Wiese schwebten zwei weitere Strichmännchen, diese trugen allerdings blonde Haare und grinsten deutlich. Die drei Strichmännchen links grinsten nicht. Herbert deutete auf sie: »Sind wir das?«
Emil nickte. »Das ist dein Haus. Da ist Papa, das bist du und da bin ich.«
Herbert nickte. »Und wer ist das?« Er zeigte auf die beiden schwebenden Gestalten.
»Mama und Oma.«
Herbert verspürte den Kloß erneut aufsteigen. Er räusperte sich. »Warum sind sie denn so weit weg von uns?«
»Sie sind im Garten, da ist es schöner«, sagte Emil.
»Aha. Ja, das stimmt, in meinem Garten ist es schön«, sagte Herbert.
Emil schüttelte den Kopf. »Nicht dein Garten, Opa. Das ist dein Garten«, sagte er und unterstrich mit seinem kleinen Zeigefinger die schnurgerade, dünne grüne Kante, auf der die drei Strichmännchen standen. »Das ist der Garten da drüben!« Er zeigte zuerst auf die bunte Wiese im Bild und dann auf das ebenso blühende Nachbargrundstück, bevor er wieder auf die Maulwürfe blickte. »Ist denen kalt, Opa? Die zittern so.«
»Ja«, sagte Herbert und wischte sich mit dem Ärmel über die Augen. »Das sollten wir ändern, findest du nicht?«, fragte er seinen Enkel, und hob den Spaten.

Ich bin hin- und hergerissen. Ich bin einerseits emotional bewegt und finde das wirklich sehr, sehr gut, wie du das hier machst. Andrerseits empfinde ich das Personal hier als etwas klischeehaft. Der grantige Opa, der zum Schluss doch ein Herz hat. Man kann aber sagen, dass es zur Challenge passt.

Fazit: Das ist mE bisher der beste Text, den ich im Rahmen dieser Challenge gelesen habe. Die Montage der beiden Protagonisten, Herbert und Ella, funktioniert einwandfrei, sprachlich ist das sehr gut umgesetzt und du hältst den Leser bei der Stange. Wenn ich unbedingt etwas kritisieren müsste, dann wären es der etwas klischeehafte Grantler-Opa und die allzu schnelle Wendung am Ende. Er wirkt vorher nicht so, als würde er sich leicht erweichen lassen und macht dann doch am Ende die 180 Grad Wendung.

Das ist aber absolutes Meckern auf hohem Niveau. Insgesamt ist das hier für mich der Favorit und ich habe einen Großteil der Geschichten gelesen und kommentiert.

Chapeau und Hut ab! Dazu einen Scotch on the rocks aber ohne Eis :-)

LG,

HL

 

Moin @HerrLehrer,

und einen verspäteten Dank für Deinen Kommentar.
Es freut mich sehr, dass Dir der Text so zugesagt hat.

An zahlreichen Stellen Deiner Kritik gehst Du auf die evtl. (un)mögliche Kompatibilität der Sprache in Bezug auf das (kindliche) Alter der Leserschaft ein. Dazu sei noch einmal gesagt, dass ich die Geschichte nicht als Kindergeschichte, sondern als reines Challenge-Thema angelegt habe. Denn Du hast recht, bestimmt können Kinder mit Sätzen wie:

Das Sonnenlicht erschuf harte Schatten aus Rechen, Schaufel und Kettensäge.
nichts anfangen.

Wenn ich unbedingt etwas kritisieren müsste, dann wären es der etwas klischeehafte Grantler-Opa und die allzu schnelle Wendung am Ende. Er wirkt vorher nicht so, als würde er sich leicht erweichen lassen und macht dann doch am Ende die 180 Grad Wendung.
Ja, das habe ich beides final nicht mehr besser hinbekommen. Aber ich lerne aus jeder hier veröffentlichten KG, und sei es nur, dass ich weiß wie man etwas zukünftig nicht schreibt. :)

Chapeau und Hut ab! Dazu einen Scotch on the rocks aber ohne Eis :-)
Dank Dir. Und zum Wohl! :anstoss:

Vielen Dank für Deine Aufmerksamkeit und vor allem Deine Zeit,
beste Grüße
Seth

 

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