Was ist neu

...ela

Seniors
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12.04.2007
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...ela

…ela

”I met my love by the gas works wall
Dreamed a dream by the old canal …”
Dirty Old Town​


3. Wenn nicht jetzt, so doch gleich

Fußkrank ist aller Laster Anfang.​

Wohnst Du hier?,
wird der fußläufige Karl-Marx-Verschnitt gleich fragen und die hinterrücks angesprochene Frau wird kurz erschrocken aufschrei’n: „Het Windje!“, um sich sogleich wieder mit der Gegenfrage vom Schreck zu lösen: „Wonach sieht’s denn aus?“, wie sie das Fahrrad in den Hausflur schieben will und er rechts an ihr vorbei ins Gesichtsfeld tritt.

„Dann wohnst Du ja gleich um die Ecke …“, fährt er fort. „Nicht mal ein’ Kilometer ...
Keine zehn Minuten …“
Was muss er denn gerade jetzt überlegen?
Lieber Henker, und dann so was wie eine Drohung!
„Da werden wir uns jetzt wieder öfters sehn …“, und während seines hirnrissigen Schlusses fällt sie ihm ernüchternd ins Wort, die Unsicherheit erst einmal herauszunehmen: „Wo wohnst Du jetzt?“
„An der Ripse!“
„Direkt am Wald …“
„Gegenüber vom Waldstadion … Weißt Du?“

„Ists da nicht laut?“, fragt sie.
„Am Wochenende – manchmal ...
Aber auch nicht lauter als hier der Verkehr zum und vom Dörfchen.“
Jetzt kommt sie ans Überlegen.
Aber nur ganz kurz. Fragt fast ungläubig: „Wieder bei …ele?“
„Wieder bei …ele …“
„Und das geht?“
„Denk schon. -
Wonach sieht’s denn aus?“

Beide schau’n sich an.
Werden weich.
Warm ist es eh.
Ertrinken fast in den Augen des andern.
Sie in einem niederrheinischen Dackelblick.
Er in einem cochemden Blick.
So tief, dass selbst der steilste Weinhang der Welt mitsamt der Resteifel darin ersöffe und nimmer herausfände.

Während sie sich am Fahrrad festhält und sich fragt, wieso der Windje denn nun ausgerechnet heute aus dem Tal auf ihrer Straßenseite komme, will er Konversation treiben und fragt sich doch zugleich, warum er nicht sofort die Straßenseite wie immer gewechselt habe, was seinem nordrheinischen Naturell sehr entgegengekommen wäre. Da hätt’s ein „tach“ oder stummes Kopfnicken getan und sein Job wäre bereits erledigt.

Wie muss das jetzt aussehn – auf Eiern und mit weichen Knien die Straßenseite zu wechseln …


1.Getz

„Ich kam gegangen / zuo der ouwe:
do was min friedel komen e.
di wart ich enpfangen, / herefrowe,
daz ich bin saelic iemer me.“
Walther: Under der linden​

Mühsam quält er sich in glühender Sonne vorwärts. Setzt Schritt um Schritt Fuß vor Fuß. Schatten voraus im Gänsemarsch eiert er für sich hin. Zwanzig Kilo Bücher auf dem Rücken können sehr bedrücken. Also quält er sich den südlichen Hang des Tackengebirges hoch. Das heute schier endlos erscheinende Bergendaal hinauf, um letztlich mit einer alten Freundin die Tageszeitung zu teilen.

Was mag ihn in aller Herrgottsfrüh getrieben haben, acht Kilometer bis zum Bert-Brecht-Haus zu latschen?

Das schöne Wetter allein vermocht es nicht.
Vermocht es noch nie!
Schließlich ist er nicht aus Zucker.

Aber heißt es nicht seit alters her, der frühe Vogel fange den Wurm?
Der frühe Hahn bekräht also die schöne Henne.
Aber das schon seit tausend Generationen und mehr, dass es doch endlich das dümmste Würmchen begreifen möge: Der frühe Vogel heißt Gefahr!
Umso mehr gilt: Man soll den Wurm nicht vor dem Abendbrote loben!

Erste Verwünschungen der Nachtigallen hat es schon auf halbem Rückweg gegeben.
Aber niemand hat ihn gezwungen, auch den Rückmarsch per pedes anzutreten …
Hauptsach, ’s Fahrrad fühlt wohl sich im Keller!

Vielleicht wirkten auch die drei Pils in der Cafeteria des Bert-Brecht-Hauses ermüdend.

Vielleicht hätte er sich bis zum Essen gedulden sollen. Aber der Durst sog wie ein Schwamm den ersten Liter auf – nur kurz unterbrochen durch den Wechsel der Flasche - und die dritte diente nur mehr der Mundspülung von Panhas und Bratkartoffeln. Dazu zwo Pinneken Doppelkorn zur Desinfektion von Gebiss, Mundhöhle und des Rachenraumes. Dass der herzhaft befreiende Rülpser ihm vorwurfsvolle Blicke und Getuschel des intellektuellen Publikums einbrachte, nahm er billigend in Kauf. Hat ihn doch noch nie das Geschwätz der Leute interessiert.

Arme Kreaturen!
Kaffee macht halt abhängig.

Dem Harndrang jedenfalls hatte er nach vier (oder warens fünf?) Pils erwartungsgemäß schon auf der alten Werktrasse quasi auf halbem Rückweg nachgeben und frönen müssen. An und auf der Kanalbrücke fühlte er sich beobachtet – von Kahn, Bus und Bahn aus. Scham kennt ein schüchternes Rehlein wie er von Anbeginn her.

Selbst der Gasometer mit seiner Aussichtsplattform ließ sich nicht für neugierige Gaffer ausschließen.
Da regiert halt nicht nur der schöne Schein.

Obwohl Männeken Piss aus hundert Metern Höhe und Entfernung sicherlich sehr niedlich aussähe.
Nicht aber Karl Marx.

Und stille stinket die Emscher.

Als er sich endlich unbeobachtet fühlte von Fußgängern, Radfahrern, Bus und Bahn, der Gasometer spielte schon keine Rolle mehr, schlug er sein Wasser vom festen Asphalt aus ungeniert in schön weit geschwungenem, im Sonnenlichte goldgelb glänzendem Bogen in den bedrohlich sich ausbreitenden Kaukasusbärenklau am östlichen Abhang des umgewidmeten alten Eisenbahndammes oberhalb der Hundewiesen. Er sang – besser als Caruso oder Dylan den Tenor je hätte angeben können “As I went a walking one morning in May”, zog Nasenschleim hoch und spie grüne Rotze in die grünen Stauden, um lauthals fortzufahren ”I met a young couple so far did we stray and one was a young maid so sweet and so fair and the other was a soldier and a brave Grenadier”, um zu grölen wie der nackte Kosakenchor der Roten Armee es nicht lauter rumpeln lassen könnte und gleichzeitig letzte Tropfen vom hagern Stolz abzuschütteln unds Gemächte einzusammeln unterm Refrain ”And they kissed so sweet and comforting as they clung to each other“, den Hosenbund zu schließen, “They went arm in arm along the road like sister and brother. They went arm in arm along the road ‘til they came to a stream. And they both sat down together, love to hear the nightingale sing” …

Und er glaubte in diesen Momenten höchster künstlerischer Entfaltung des totalen Kunstwerkes, da er mit routiniertem Griff die Geschlossenheit des Kuhstalls kontrollierte, seinen alten Freund Bingo einem Kaninchen hinterhertollen zu sehn.

Beide schlügen sie Haken.
Ein jeglicher auf seine Art.

Geschadet hat es Heracleum mantegazzianum nicht. Stattdessen stört die Herkulesstaude ungehemmt das natürliche Gleichgewicht von Flora und Fauna.
Da hülfe nur Abfackeln!

Schon im höheren Bereich der Postleitzahlen des Bergendaal und seinem Ziel auf der anderen Straßenseite – etwas unterhalb des Gipfels der eiszeitlichen Endmoräne von stattlichen vierzig Metern Höhenunterschied – schräg gegenüber seiner eigentlichen Zieladresse in den ungeraden Zahlen der 190er Nummern zur vereinbarten Teilung der Tageszeitung – steht halb in und doch noch außerhalb des Mietshauses mit der vorletzten ungeraden 180er Nummer mit dem Rücken zu ihm und als hennaglänzendes verfrühtes Abendrot, pardon, nordlichtern ein weiblicher Zentaur mit der linken Hand am Lenker und der rechten am Gepäckträger …


2. Nachtigalli - hör ich trapsen

”You say yes, I say no,
you say stop, I say go, go!
Oh, oh no. You say goodbye and I say hello,
I don't know why you say goodbye …”
McCartney: Hello goodbye​

Ewig währt am längsten.​

“Wohnze hier?“,
fragt der letzte Fußgänger und die hinterrücks angesprochene Tochter Chirons erschrickt für einen Wimpernschlag, erkennt auch nach zwanzig Jahren sofort die Stimme und kreischt „Het Windje!“, um geistesgegenwärtig anzufügen: „Wonach sieht’s denn aus?“, als das Fahrrad nicht so recht weiß, ob es noch draußen bleiben solle oder heute doch noch in den Hausflur komme.

Womit sie ihm auch schon die nächste Frage „wat machze hier?“ zerbröseln lässt und – eine Frau ein Wort – zugleich das Fahrrad gegen die Tür lehnt.
„ə …“, grummelt er. „Dann wohnze ja gleich um’et Eck …
Nich’ ma’n Kilometer ...
Keine zehn Minuten …“
Was muss er denn gerade jetzt überlegen?
„Da werd’n wir uns jetz’ wieder öfter sehn …“, und während seines bedrohlichen Schlusses fällt sie ihm ernüchternd ins Wort, die Unsicherheit erst einmal herauszunehmen: „Wo wohnstu jetzt?“
„Anne Ripse.“
„Direkt am Wald …?“
„ə …,
gegenüber vom Waldstadion …,
weiße?“
„Wieder bei …ele?“
„Jo! Wieder mit …ele …“
„Ists da nicht laut?“
„Manchma’ - am Wochenende ...
Aber auch nich’ lauter als hier der Verkehr zum und vom Dörfgen, rauf ’n’ runner.“
„Und das geht?“
„Allet geht, nur der Frosch hüpft“, liegt seiner Art gerecht ihm auf der Zunge und muss raus.

Aber da sei ich vor! Mit einem „Du Idiot!“, ist’s nun an mir, mich einzumischen.
„Das wars wohl!“, brüll ich in Hets Schädel. Der wird rot (soweit man’s in den Lichtungen an Stirn und Wange erkennen kann). Ob durch mich oder die Sonne muss auf immer ein Geheimnis bleiben.

Aber sie grinst, kennt ihn ja seit einem Vierteljahrhundert.
Da war der Ullifurz noch ein dürrer Verschnitt aus Che-Lennon-JohnnyBeGoode-Guevara, der heute als Karl Marx und seinem Alter angemessen endlich mal ein Bäuchlein trägt - aus Solidarität mit seiner Tochter, wie er gleich “When I’m Sixty Four“ summend behaupten wird, tatsächlich mitten im Konditionstraining der anstehenden WM.
Aber auch wird er behaupten, dass er sie - …ela - erst seit vierundzwanzig Jahren kenne.
Da war gerade die Gerüchteküche um ihn herum übergekocht, Aids war populär aufgesetzt bei seinen 60 auf 50 kg neigendem Lebendgewicht, dass es bei seinem Lebenswandel also köcheln musste. Wie Gerüche uns’rer Küche unter Türen, die verschlossen, unverdrossen sich verlieren, Nasen schmeicheln, Gaumen streicheln, somit Kopf und Bauch erweichen - so die Würze uns’rer Fürze unter Türen, die verschlossen, unverdrossen sich verlieren, Riecher plagen, Mägen schlagen - bräunen schnelle Hemd & Kragen - nehmen Ohren, was verloren durch geschloss’ne Tür’ dem Toren sich verirret, flüsternd schwirret und wir verschwommen als nicht mal halbe Wahrheit mitbekommen, doch erhaschet ists vernommen und so auf die Welt gekommen!


Weiter plappern,
weitergeben,
Zähne klappern
Überleben …​

Nach drei Wochen galt Het als laktoseintolerant - ein erstaunlicher Befund für einen, der sich mehr als tolerant gegenüber Milch zeigt und die vor allem schont. Nach weiteren drei Wochen lag intestinaler Infantilismus schon ganz nah und ziemlich richtig. So passte denn der umgangssprachliche Befund der gluteninduzierten Enteropathie als einheimische Sprue mit Hets Namen überein, wie seine Sicht der Dinge mit der Wirklichkeit, dass Weibchen und Männchen gleicher Größe zusammengehören, auf dass niemand zum andern aufsehen müsse und keiner auf den andern hinabschauen könne – vor allem aber, dass er niemals in die Gefahr käme, eine Frau in schwachen Momenten mit dem Vornamen einer andern anzureden.

„Das wars wohl!“, brüll ich, „Kindskopp bleibt Kindskopp …“,
als Het tatsächlich sagt: „Denk schon.
Hab noch nix Gegenteiliges gehört. -
Wonach sieht’s’n aus?“

Beide schau’n sich an, niemand muss zum andern aufsehn, keiner auf den andern hinab. Graugrün ertrinkt im tiefen Braun wie umgekehrt. Während sie sich am Fahrrad festhält, werd ich Konversation treiben, aber ich schelte ihn einen Dussel: „Warum haste nicht am Ende der Trasse sofort die Straßenseite gewechselt wie sonst doch immer!? –
Das haste jetzt davon – unkontrollierbare Gefühle, die eines Kühlschranks unwürdig sind! –
Wie sieht das gleich aus, wenn du doch die Straße queren musst, die Zeitung mit …ika zu teilen!
Eiern auf weichen Knien – lächerlich!
Das Bergendaal von oben bis unten, die Bergstraße von rechts nach links, die Hügelstraße kreuz und quer – erst Weg und Straßen, dann das Dörfchen, und dann lacht alle Welt. –
Du willst doch nicht etwa …
…ika morgen mit yesterday’s paper befrieden wollen?“

Aber Het Windje ignoriert seinen guten Geist, spricht ruhig weiter: „Wieder bei …ele.
Und dat geht besser denn je.
Wer nix von Heirat hält, braucht sich auch nicht scheiden lassen.“
Beide schau’n sich an. Sie verwirrt und er erstaunt übers vorwitzige Wort.

Sie hält sich immer noch fest am Fahrrad.
Bevor er sich vergisst, hält er sich an Worte: „Dachte, Du wärst wieder zuhaus anner Mosel.“
„Ist doch schön da, oder?“
„Klar doch, Eifel, Hunsrück, Saar, Ruwer, Kröber Nacktarsch …“, konversiert er. „Bit geht schon … Jede Landschaft hat halt ihren Reiz.“
Sie findet Cochem schön, er redet übern Nürburgring, Nordkurve rauf „wie im Aufzug!“ Ruine Schönecken, die es nicht nur in Tirol gibt, wie er seinerzeit bei ihrer Entdeckung erstaunt feststellen musste - obwohl er den von Wolkenstein besser findet als jeden Eifelkrimi, Schenga’sch inbegriffen - und kichert dann eines Kühlschranks unwürdig verlegen: „Dat Schrägste anner Schneifel, wat ich bis jetz’ gesehn hab, is’n Haus anner Kreuzung in Prüm mit Madonna und Kind anner Hauswand.“
„Das soll’s geben“, unterbricht ihn die Klosterschülerin, und er weiß, dass sie das Haus nicht kennt, dass er triumphieren will: „Darunter ein Schild: Vorsicht bissig!“
„Auch das soll’s geben“, erwidert sie gelassen und überlegen lächelnd. „Aber was machstu zur Zeit?“
„Ach, nich’ der Rede wert.
ə …,
Geh müßig.
Schreib’n bissken …
Nich’ mainstream.
Dichtung halt.
Notorisch erfolglos.“
„Logisch“, haucht sie ihm zu, „wenn man nicht ganz dicht ist.“
„Et letzte Mal, dat ich für’ne halbe Stunde Lesung 600 Mark auf die Kralle bekam, war 1975 in Arnsberg.“

Auf der andern Straßenseite fahren zwei Kleinbusse vor.

„Und wat machze gerad so?“, fragt er nun.
„Ich warte auf das Zeugnis über ’ne Weiterbildung …“
„Bisse Hebamme“, platzt es aus ihm, „weil de gern die Versicherungswirtschaft mit Beiträgen zur Haftpflicht stärken willz?“
„Nee, …“ und es folgt ein Vortrag, den er rasch unterbricht.
„Du – ich muss rüber!
Dat is ne Kindertagesgruppe vom Roten Kreuz und …ika is’ da Sozialarbeiterin,
ə …,
wir teilen uns die Tageszeitung.
Weiße?
Newspapersharing halt …“
„Dann mach,
die Kinder sind schon draußen …
Wir sehn uns!“, worauf er murmelt „wenn wir nicht blind werden.“

4. Pfingsten

Keine drei Wochen später wehte der Heilige Geist über die Rheinlande hinweg, um eine Schneise der Zerstörung zu hinterlassen. Und weil die Verwüstung gewaltiger war als sechs Jahre zuvor durch den heiligen Kyrill, erhielt das Ungewitter einen weiblichen Namen: Ela! Wenn Gläubige wüssten, welche Sünde da gestraft wurde - wenn auch anders als Sodom und Gomorrha ... Aber woher konnte der Deutsche Wetterdienst es wissen?


” …
What do we tell the children
When they start to ask us why
And where are the keepers
Who bled the whole thing dry

When do you think they'll tell us
Don't they know that we know too
When do you think they'll listen
To the likes of me and you
…”​

 

Schön, dass Du Dich traust,

liebe Runa!

Beginnen wir mit den Fragen:

Er in einem cochemden Blick.
Was ist denn das?
ist ein schlichtes Wortspiel mit dem Ort Cochem [’koçəm] an der Mosel und dem Verb [’koçən].

Was ist das?
Ein schlichtes „jetzt“, Ruhrlatein halt, entstanden mit der Industrialisierung, weder ein reiner Dialekt noch ein bloßer Soziolekt, entstanden aus dem Zusammenprall von rheinfränkischen - Schiene Köln-Düsseldorf-Duisburg - und alt-sächsischen Dialekten mit jiddischen, polnischen und Elementen, welche die Einwanderer (früher: Gastarbeiter) mitbrachten mit jüngsten Elementen aus dem Kanakdeutsch, zur Rheinseite hin ist die Grundfärbung eher rheinisch (jute Jüte!) jesprochen, je weiter östlich vom Rhein westfälisch (= sächsisch) mit der dritten germanistischen Umlautung von j nach g. Die Endungen werden grundsätzlich verschluckt, der Akkusativ ist des Dativs Tod. Also ein umgelautetes jetzt.

Enteropathie
Ok. Irgendein "Leiden". Aber auch das ist mir kein Begriff.
Eine allergische Kinderkrankheit …

„Ists da nicht laut?“
Ist´s - glaube ich.
Ist schon ein richtiger Glaube, der Apostroph soll einen fehlenden Buchstaben anzeigen. Muss aber nicht gesetzt werden, wenn keine Verwechslungsgefahr besteht.

Wieso schreibst Du zwei Mal von der Begegnung im Hausflur/ bzw. vor der Tür? Ist eines davon so eine Art "Wunschvorstellung", eines die "Realität"? Geht gar beides ineinander über?
Das Gestaltungsprinzip ist einfach: Zuerst Hochdeutsch, das jeder den anderen Teil verstehe, der dann in Ruhrlatein daherkommt, wenn auch gegenüber dem standardsprachlichen Abschnitt ein wenig geändert.
Ich finde auch, dass man diese Gefühle, die die beiden füreinander hegen, evtl. schon an den Anfang stellen könnte, denn bis hierher sieht alles nach einer mehr oder weniger "normalen" Begegnung aus, …
Ok, durch die Zeilen blitzt schon von Anfang an eine leichte Liebelei - aber hier geht es ja um mehr, um das Wiedersehen - das bewusste Ansprechen? - jemandes, mit dem man einst verbunden war.
Ja, das ist doch schon Deutung genug ...

Das mit der Verwirrung tut mir natürlich leid, aber da ist doch der Rückgriff auf Wilhelms Kommentar schon ein kleiner, feiner Schachzug.
Warum auch nicht?

Für mich bleiben trotzdem einige Fragen; unzählige Fragen ... vielleicht war das auch Deine Absicht ... die Fragen ... ja, wieso, warum und vor allem: warum eigentlich nicht? ...
Denn:

Die Liebe ist ein seltsames Spiel.

So isset und dat is jut so (Ruhrlatein)!
So solls auch sein. Denn genau das Problem tut sich ja für die beiden auch auf, dass die nächste Frage, eigentlich mehr ein Wunsch
Ähhh ... magst du das nicht noch mal ganz Leserfreundlich "neu" schreiben?
Ich fänd es sehr interessant, was dabei rauskäme.
sich eigentlich von selbst ausschließt: Die Liebe bleibt ein Geheimnis und keiner weiß so genau, warum jemand auf dies oder das abfährt. Es ist das Privateste des Privaten -

und wenn doch, dann aber nur für Dich und um den Zungenschlag von der Mosel bereichert …

Dank Dir fürs offene Kommentieren!

Gruß

Friedel

 

Hm. Ja, die Mosel! Da wächst doch guter Wein, nich?

Interessante Ausführungen über die deutsche Sprache du gegeben hast!

Mit dem Rheinland hatte ich bisher nicht so viel am Hut, meine Dialekte beschränken sich auf den Norden, Osten und ... das war´s eigentlich schon.
Auf jeden Fall erklärt das "getz auch ein wenig mehr von der Struktur des Ganzen.

(Und noch immer hält das W-Lan, was es verspricht!) :)


Beste Grüße!

Runa

 
Zuletzt bearbeitet:

Lieber Friedel,
zu deiner Geschichte ist schon so viel gesagt, gefragt und erklärt worden. Was soll ich da noch sagen? Alles schon gesagt über die Atmosphäre, über die Unmöglichkeit, die Zeit zu überwinden/zurückzudrehen.

Oder doch? Bei mir löst dein Text einen Sprung in meine Vergangenheit aus. Alles ist wieder präsent:

Dubliners
Tegtmeier
Hartmut von Hentig
Walthers: Under der linden
Panhas
Che-Lennon-JohnnyBeGoode-Guevara
Aids
usw. usw.

Bei der Verortung deiner Geschichte tue ich mich hingegen recht schwer:

Bergendaal
(meinst du Berg en Dal?)
Endmoräne

Da wärest du ja fast nebenan.

Dann aber Gasometer und BB-Haus. Das ist doch Oberhausen. ??? Oder habe ich wieder einmal etwas überlesen? Mein geradliniges Denken hat bisweilen Schwierigkeiten mit deiner divergenten Herangehensweise.

Ela habe ich nicht mitbekommen, war wie sehr oft nicht im Rheinland, sondern im Heimatland des echten kukuruz, oder wie es besser heißen müsste: kukorica. Meine niederrheinische Nachbarin informierte mich anschließend, wohin meine Terrassenmöbel geflogen waren. So hat mich Ela auch ein bisschen angeweht.

Mein schönster Satz in deinem Text:

niemand muss zum andern aufsehn, keiner auf den andern hinab
Diesen Satz trage ich als Wort zum Samstag in meinem Herzen.

In diesem Sinne schönes Wochenende und
liebe Grüße
barnhelm

 

, ich habe dich nicht vergessen, muss aber jetzt raus an die frische Luft. Später werde ich deinen Text lesen.
Wie sollte ein Stürmer & Drängler glauben/vermuten, eine lessingsche Lieblingsfigur (neben Nathan) könne ihn vergessen,

liebste Minna unter allen (oder doch Dativ?, statt Plural) Minnen!

Ja, viel erklärt wird auch von mir - obwohl die Geschichte für sich selber sprechen sollte. Aber was Du sagst ist doch schön! Tut mir wohl! Bis hin zur Endmoräne - gleich nebenan. Genau, Zeit lässt sich nicht zurückdrehen, aber Kräche - die zum Leben gehören wie Wasser, Luft und Boden - lassen sich mit der Entfernung von der Ursache her gnadenlos ausräumen. Und dann

Bei mir löst dein Text einen Sprung in meine Vergangenheit aus. Alles ist wieder präsent:
wobei ich beim Panhas stutz: Minna lebt auf der sächsischen Seite des Niederrheins (dem niderlant des Nibelungenliedes) und mit der Verortung liegstu genau richtig. Berg en dal steht nur dafür, dass man auch in den NL Schlitten fahren kann, Het Windje wohnt gleich nebenan. Es ist die griechischste Stadt aller teutschen Städte.
Mein geradliniges Denken hat bisweilen Schwierigkeiten mit deiner divergenten Herangehensweise.
Aber höhere Mathematik hat auch nix mehr mit der schlichten angewandten Mathematik der Buchhaltung zu tun (wobei das Bilanzsprungrisiko ja was von höherer Mathematik hat). Beim kukuruz wären wir dann verdammt nah beieinander, was Dein schönster Satz dann bestätigt.

Dank fürs Lesen (leiden?) und Kommentieren vom

Friedel,
der ein schönes Wochenende wünscht!

 
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Arme Kreaturen!
Kaffee macht halt abhängig.
Zitat von Lautmacherin
Wir … kennen uns? Woher?

Ach, wenn der Zeichensatz hier vor Ort Zeichen der Lautschrift enthielte, ich schriebe nun alles in Lautschrift, und jeder sollte wissen, wie laut Schrift sein kann. Aber ach, es bleibt bei einem kleinen Versuch,

['li:b 'lautmax.rin]

und Du siehst, wie kläglich schon das stumme e [stellvertretend ., und dass normale e ein Fehlgriff wäre] vermisst würde, aber ich reich einen Text nach - könnt ja gleich noch auf ein, zwei in Lautschrift hinweisen, aber das wäre nun unlauterer, keineswegs ein leiser Wettbewerbsvorteil auf dem Markt hierorts ... Und wir wollen doch nicht das Kartellamt und die Wettbewerbshüter gegen uns aufbringen, schon gar nicht die unsichtbare Hand.
Nein nein, das trau ich mich nicht, das scheue Rehlein, das ich bin.)

So bescheidet sich der liebe Friedel mit einem Danke!, dass ich das Lob an Het weitergeben werde und der - da bin ich sicher - wird sich fühlen wie nach einem Bade in Milch und Honig.

Bis bald

Friedel

 

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