Was ist neu

...ela

Seniors
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12.04.2007
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...ela

…ela

”I met my love by the gas works wall
Dreamed a dream by the old canal …”
Dirty Old Town​


3. Wenn nicht jetzt, so doch gleich

Fußkrank ist aller Laster Anfang.​

Wohnst Du hier?,
wird der fußläufige Karl-Marx-Verschnitt gleich fragen und die hinterrücks angesprochene Frau wird kurz erschrocken aufschrei’n: „Het Windje!“, um sich sogleich wieder mit der Gegenfrage vom Schreck zu lösen: „Wonach sieht’s denn aus?“, wie sie das Fahrrad in den Hausflur schieben will und er rechts an ihr vorbei ins Gesichtsfeld tritt.

„Dann wohnst Du ja gleich um die Ecke …“, fährt er fort. „Nicht mal ein’ Kilometer ...
Keine zehn Minuten …“
Was muss er denn gerade jetzt überlegen?
Lieber Henker, und dann so was wie eine Drohung!
„Da werden wir uns jetzt wieder öfters sehn …“, und während seines hirnrissigen Schlusses fällt sie ihm ernüchternd ins Wort, die Unsicherheit erst einmal herauszunehmen: „Wo wohnst Du jetzt?“
„An der Ripse!“
„Direkt am Wald …“
„Gegenüber vom Waldstadion … Weißt Du?“

„Ists da nicht laut?“, fragt sie.
„Am Wochenende – manchmal ...
Aber auch nicht lauter als hier der Verkehr zum und vom Dörfchen.“
Jetzt kommt sie ans Überlegen.
Aber nur ganz kurz. Fragt fast ungläubig: „Wieder bei …ele?“
„Wieder bei …ele …“
„Und das geht?“
„Denk schon. -
Wonach sieht’s denn aus?“

Beide schau’n sich an.
Werden weich.
Warm ist es eh.
Ertrinken fast in den Augen des andern.
Sie in einem niederrheinischen Dackelblick.
Er in einem cochemden Blick.
So tief, dass selbst der steilste Weinhang der Welt mitsamt der Resteifel darin ersöffe und nimmer herausfände.

Während sie sich am Fahrrad festhält und sich fragt, wieso der Windje denn nun ausgerechnet heute aus dem Tal auf ihrer Straßenseite komme, will er Konversation treiben und fragt sich doch zugleich, warum er nicht sofort die Straßenseite wie immer gewechselt habe, was seinem nordrheinischen Naturell sehr entgegengekommen wäre. Da hätt’s ein „tach“ oder stummes Kopfnicken getan und sein Job wäre bereits erledigt.

Wie muss das jetzt aussehn – auf Eiern und mit weichen Knien die Straßenseite zu wechseln …


1.Getz

„Ich kam gegangen / zuo der ouwe:
do was min friedel komen e.
di wart ich enpfangen, / herefrowe,
daz ich bin saelic iemer me.“
Walther: Under der linden​

Mühsam quält er sich in glühender Sonne vorwärts. Setzt Schritt um Schritt Fuß vor Fuß. Schatten voraus im Gänsemarsch eiert er für sich hin. Zwanzig Kilo Bücher auf dem Rücken können sehr bedrücken. Also quält er sich den südlichen Hang des Tackengebirges hoch. Das heute schier endlos erscheinende Bergendaal hinauf, um letztlich mit einer alten Freundin die Tageszeitung zu teilen.

Was mag ihn in aller Herrgottsfrüh getrieben haben, acht Kilometer bis zum Bert-Brecht-Haus zu latschen?

Das schöne Wetter allein vermocht es nicht.
Vermocht es noch nie!
Schließlich ist er nicht aus Zucker.

Aber heißt es nicht seit alters her, der frühe Vogel fange den Wurm?
Der frühe Hahn bekräht also die schöne Henne.
Aber das schon seit tausend Generationen und mehr, dass es doch endlich das dümmste Würmchen begreifen möge: Der frühe Vogel heißt Gefahr!
Umso mehr gilt: Man soll den Wurm nicht vor dem Abendbrote loben!

Erste Verwünschungen der Nachtigallen hat es schon auf halbem Rückweg gegeben.
Aber niemand hat ihn gezwungen, auch den Rückmarsch per pedes anzutreten …
Hauptsach, ’s Fahrrad fühlt wohl sich im Keller!

Vielleicht wirkten auch die drei Pils in der Cafeteria des Bert-Brecht-Hauses ermüdend.

Vielleicht hätte er sich bis zum Essen gedulden sollen. Aber der Durst sog wie ein Schwamm den ersten Liter auf – nur kurz unterbrochen durch den Wechsel der Flasche - und die dritte diente nur mehr der Mundspülung von Panhas und Bratkartoffeln. Dazu zwo Pinneken Doppelkorn zur Desinfektion von Gebiss, Mundhöhle und des Rachenraumes. Dass der herzhaft befreiende Rülpser ihm vorwurfsvolle Blicke und Getuschel des intellektuellen Publikums einbrachte, nahm er billigend in Kauf. Hat ihn doch noch nie das Geschwätz der Leute interessiert.

Arme Kreaturen!
Kaffee macht halt abhängig.

Dem Harndrang jedenfalls hatte er nach vier (oder warens fünf?) Pils erwartungsgemäß schon auf der alten Werktrasse quasi auf halbem Rückweg nachgeben und frönen müssen. An und auf der Kanalbrücke fühlte er sich beobachtet – von Kahn, Bus und Bahn aus. Scham kennt ein schüchternes Rehlein wie er von Anbeginn her.

Selbst der Gasometer mit seiner Aussichtsplattform ließ sich nicht für neugierige Gaffer ausschließen.
Da regiert halt nicht nur der schöne Schein.

Obwohl Männeken Piss aus hundert Metern Höhe und Entfernung sicherlich sehr niedlich aussähe.
Nicht aber Karl Marx.

Und stille stinket die Emscher.

Als er sich endlich unbeobachtet fühlte von Fußgängern, Radfahrern, Bus und Bahn, der Gasometer spielte schon keine Rolle mehr, schlug er sein Wasser vom festen Asphalt aus ungeniert in schön weit geschwungenem, im Sonnenlichte goldgelb glänzendem Bogen in den bedrohlich sich ausbreitenden Kaukasusbärenklau am östlichen Abhang des umgewidmeten alten Eisenbahndammes oberhalb der Hundewiesen. Er sang – besser als Caruso oder Dylan den Tenor je hätte angeben können “As I went a walking one morning in May”, zog Nasenschleim hoch und spie grüne Rotze in die grünen Stauden, um lauthals fortzufahren ”I met a young couple so far did we stray and one was a young maid so sweet and so fair and the other was a soldier and a brave Grenadier”, um zu grölen wie der nackte Kosakenchor der Roten Armee es nicht lauter rumpeln lassen könnte und gleichzeitig letzte Tropfen vom hagern Stolz abzuschütteln unds Gemächte einzusammeln unterm Refrain ”And they kissed so sweet and comforting as they clung to each other“, den Hosenbund zu schließen, “They went arm in arm along the road like sister and brother. They went arm in arm along the road ‘til they came to a stream. And they both sat down together, love to hear the nightingale sing” …

Und er glaubte in diesen Momenten höchster künstlerischer Entfaltung des totalen Kunstwerkes, da er mit routiniertem Griff die Geschlossenheit des Kuhstalls kontrollierte, seinen alten Freund Bingo einem Kaninchen hinterhertollen zu sehn.

Beide schlügen sie Haken.
Ein jeglicher auf seine Art.

Geschadet hat es Heracleum mantegazzianum nicht. Stattdessen stört die Herkulesstaude ungehemmt das natürliche Gleichgewicht von Flora und Fauna.
Da hülfe nur Abfackeln!

Schon im höheren Bereich der Postleitzahlen des Bergendaal und seinem Ziel auf der anderen Straßenseite – etwas unterhalb des Gipfels der eiszeitlichen Endmoräne von stattlichen vierzig Metern Höhenunterschied – schräg gegenüber seiner eigentlichen Zieladresse in den ungeraden Zahlen der 190er Nummern zur vereinbarten Teilung der Tageszeitung – steht halb in und doch noch außerhalb des Mietshauses mit der vorletzten ungeraden 180er Nummer mit dem Rücken zu ihm und als hennaglänzendes verfrühtes Abendrot, pardon, nordlichtern ein weiblicher Zentaur mit der linken Hand am Lenker und der rechten am Gepäckträger …


2. Nachtigalli - hör ich trapsen

”You say yes, I say no,
you say stop, I say go, go!
Oh, oh no. You say goodbye and I say hello,
I don't know why you say goodbye …”
McCartney: Hello goodbye​

Ewig währt am längsten.​

“Wohnze hier?“,
fragt der letzte Fußgänger und die hinterrücks angesprochene Tochter Chirons erschrickt für einen Wimpernschlag, erkennt auch nach zwanzig Jahren sofort die Stimme und kreischt „Het Windje!“, um geistesgegenwärtig anzufügen: „Wonach sieht’s denn aus?“, als das Fahrrad nicht so recht weiß, ob es noch draußen bleiben solle oder heute doch noch in den Hausflur komme.

Womit sie ihm auch schon die nächste Frage „wat machze hier?“ zerbröseln lässt und – eine Frau ein Wort – zugleich das Fahrrad gegen die Tür lehnt.
„ə …“, grummelt er. „Dann wohnze ja gleich um’et Eck …
Nich’ ma’n Kilometer ...
Keine zehn Minuten …“
Was muss er denn gerade jetzt überlegen?
„Da werd’n wir uns jetz’ wieder öfter sehn …“, und während seines bedrohlichen Schlusses fällt sie ihm ernüchternd ins Wort, die Unsicherheit erst einmal herauszunehmen: „Wo wohnstu jetzt?“
„Anne Ripse.“
„Direkt am Wald …?“
„ə …,
gegenüber vom Waldstadion …,
weiße?“
„Wieder bei …ele?“
„Jo! Wieder mit …ele …“
„Ists da nicht laut?“
„Manchma’ - am Wochenende ...
Aber auch nich’ lauter als hier der Verkehr zum und vom Dörfgen, rauf ’n’ runner.“
„Und das geht?“
„Allet geht, nur der Frosch hüpft“, liegt seiner Art gerecht ihm auf der Zunge und muss raus.

Aber da sei ich vor! Mit einem „Du Idiot!“, ist’s nun an mir, mich einzumischen.
„Das wars wohl!“, brüll ich in Hets Schädel. Der wird rot (soweit man’s in den Lichtungen an Stirn und Wange erkennen kann). Ob durch mich oder die Sonne muss auf immer ein Geheimnis bleiben.

Aber sie grinst, kennt ihn ja seit einem Vierteljahrhundert.
Da war der Ullifurz noch ein dürrer Verschnitt aus Che-Lennon-JohnnyBeGoode-Guevara, der heute als Karl Marx und seinem Alter angemessen endlich mal ein Bäuchlein trägt - aus Solidarität mit seiner Tochter, wie er gleich “When I’m Sixty Four“ summend behaupten wird, tatsächlich mitten im Konditionstraining der anstehenden WM.
Aber auch wird er behaupten, dass er sie - …ela - erst seit vierundzwanzig Jahren kenne.
Da war gerade die Gerüchteküche um ihn herum übergekocht, Aids war populär aufgesetzt bei seinen 60 auf 50 kg neigendem Lebendgewicht, dass es bei seinem Lebenswandel also köcheln musste. Wie Gerüche uns’rer Küche unter Türen, die verschlossen, unverdrossen sich verlieren, Nasen schmeicheln, Gaumen streicheln, somit Kopf und Bauch erweichen - so die Würze uns’rer Fürze unter Türen, die verschlossen, unverdrossen sich verlieren, Riecher plagen, Mägen schlagen - bräunen schnelle Hemd & Kragen - nehmen Ohren, was verloren durch geschloss’ne Tür’ dem Toren sich verirret, flüsternd schwirret und wir verschwommen als nicht mal halbe Wahrheit mitbekommen, doch erhaschet ists vernommen und so auf die Welt gekommen!


Weiter plappern,
weitergeben,
Zähne klappern
Überleben …​

Nach drei Wochen galt Het als laktoseintolerant - ein erstaunlicher Befund für einen, der sich mehr als tolerant gegenüber Milch zeigt und die vor allem schont. Nach weiteren drei Wochen lag intestinaler Infantilismus schon ganz nah und ziemlich richtig. So passte denn der umgangssprachliche Befund der gluteninduzierten Enteropathie als einheimische Sprue mit Hets Namen überein, wie seine Sicht der Dinge mit der Wirklichkeit, dass Weibchen und Männchen gleicher Größe zusammengehören, auf dass niemand zum andern aufsehen müsse und keiner auf den andern hinabschauen könne – vor allem aber, dass er niemals in die Gefahr käme, eine Frau in schwachen Momenten mit dem Vornamen einer andern anzureden.

„Das wars wohl!“, brüll ich, „Kindskopp bleibt Kindskopp …“,
als Het tatsächlich sagt: „Denk schon.
Hab noch nix Gegenteiliges gehört. -
Wonach sieht’s’n aus?“

Beide schau’n sich an, niemand muss zum andern aufsehn, keiner auf den andern hinab. Graugrün ertrinkt im tiefen Braun wie umgekehrt. Während sie sich am Fahrrad festhält, werd ich Konversation treiben, aber ich schelte ihn einen Dussel: „Warum haste nicht am Ende der Trasse sofort die Straßenseite gewechselt wie sonst doch immer!? –
Das haste jetzt davon – unkontrollierbare Gefühle, die eines Kühlschranks unwürdig sind! –
Wie sieht das gleich aus, wenn du doch die Straße queren musst, die Zeitung mit …ika zu teilen!
Eiern auf weichen Knien – lächerlich!
Das Bergendaal von oben bis unten, die Bergstraße von rechts nach links, die Hügelstraße kreuz und quer – erst Weg und Straßen, dann das Dörfchen, und dann lacht alle Welt. –
Du willst doch nicht etwa …
…ika morgen mit yesterday’s paper befrieden wollen?“

Aber Het Windje ignoriert seinen guten Geist, spricht ruhig weiter: „Wieder bei …ele.
Und dat geht besser denn je.
Wer nix von Heirat hält, braucht sich auch nicht scheiden lassen.“
Beide schau’n sich an. Sie verwirrt und er erstaunt übers vorwitzige Wort.

Sie hält sich immer noch fest am Fahrrad.
Bevor er sich vergisst, hält er sich an Worte: „Dachte, Du wärst wieder zuhaus anner Mosel.“
„Ist doch schön da, oder?“
„Klar doch, Eifel, Hunsrück, Saar, Ruwer, Kröber Nacktarsch …“, konversiert er. „Bit geht schon … Jede Landschaft hat halt ihren Reiz.“
Sie findet Cochem schön, er redet übern Nürburgring, Nordkurve rauf „wie im Aufzug!“ Ruine Schönecken, die es nicht nur in Tirol gibt, wie er seinerzeit bei ihrer Entdeckung erstaunt feststellen musste - obwohl er den von Wolkenstein besser findet als jeden Eifelkrimi, Schenga’sch inbegriffen - und kichert dann eines Kühlschranks unwürdig verlegen: „Dat Schrägste anner Schneifel, wat ich bis jetz’ gesehn hab, is’n Haus anner Kreuzung in Prüm mit Madonna und Kind anner Hauswand.“
„Das soll’s geben“, unterbricht ihn die Klosterschülerin, und er weiß, dass sie das Haus nicht kennt, dass er triumphieren will: „Darunter ein Schild: Vorsicht bissig!“
„Auch das soll’s geben“, erwidert sie gelassen und überlegen lächelnd. „Aber was machstu zur Zeit?“
„Ach, nich’ der Rede wert.
ə …,
Geh müßig.
Schreib’n bissken …
Nich’ mainstream.
Dichtung halt.
Notorisch erfolglos.“
„Logisch“, haucht sie ihm zu, „wenn man nicht ganz dicht ist.“
„Et letzte Mal, dat ich für’ne halbe Stunde Lesung 600 Mark auf die Kralle bekam, war 1975 in Arnsberg.“

Auf der andern Straßenseite fahren zwei Kleinbusse vor.

„Und wat machze gerad so?“, fragt er nun.
„Ich warte auf das Zeugnis über ’ne Weiterbildung …“
„Bisse Hebamme“, platzt es aus ihm, „weil de gern die Versicherungswirtschaft mit Beiträgen zur Haftpflicht stärken willz?“
„Nee, …“ und es folgt ein Vortrag, den er rasch unterbricht.
„Du – ich muss rüber!
Dat is ne Kindertagesgruppe vom Roten Kreuz und …ika is’ da Sozialarbeiterin,
ə …,
wir teilen uns die Tageszeitung.
Weiße?
Newspapersharing halt …“
„Dann mach,
die Kinder sind schon draußen …
Wir sehn uns!“, worauf er murmelt „wenn wir nicht blind werden.“

4. Pfingsten

Keine drei Wochen später wehte der Heilige Geist über die Rheinlande hinweg, um eine Schneise der Zerstörung zu hinterlassen. Und weil die Verwüstung gewaltiger war als sechs Jahre zuvor durch den heiligen Kyrill, erhielt das Ungewitter einen weiblichen Namen: Ela! Wenn Gläubige wüssten, welche Sünde da gestraft wurde - wenn auch anders als Sodom und Gomorrha ... Aber woher konnte der Deutsche Wetterdienst es wissen?


” …
What do we tell the children
When they start to ask us why
And where are the keepers
Who bled the whole thing dry

When do you think they'll tell us
Don't they know that we know too
When do you think they'll listen
To the likes of me and you
…”​

 

Hallo & herzlich willkommen hierorts,

Krips!

Kaum aus Hagen wieder daheim und im Internetcafé, dann auch noch das!

Schräg!

Aber nicht schlecht!

Müsste schräg schlecht sein? Gerade immer gut? Mitnichten und Neffen. Und Erwartungshaltungen führen an sich nur zur Enttäuschung
Streckenweise hart an der Grenze zur Lyrik und vom Ablauf her klar dadaistisch.
Warum so zögerlich? Streckenweise ist Lyrik drin, wenn auch nicht mit der Lyra bespielt. Dafür Banjo, Mandoline, Gitarren, Guinness und Kilkenny, Whiskey.
Wortkunst vom Feinsten!
Soll wohl sein, und Deinen Geschmack werd ich schon getroffen haben ... Ansonsten
Chapeau!
und dank Dir fürs Lesen und Kommentieren -


Friedel

 

Es ist ein Schnitter, der heißt Tod,
Hat Gewalt vom höchsten Gott,
O Friedel,
was rasest du gegen die dirty old town, wo du doch in deine Figuren Gottes Weinberge versinken lässest. Es naht ja auch eine der seven deadly sins, die weilen daher im Brechtschen Fußmarsch.
Zwanzig Kilo Bücher auf dem Rücken können sehr bedrücken.
Zwanzig Kilo Brecht zum Brecht-Haus tragen? Welchem Brecht-Haus? Wieso Brecht, denkst du bei deinen Figuren, dem Paar, an Brecht und die Frauen?
Het Windje windet durchs Leben, verwirrt die, die straßenseitengetrennt sich nicht nahekommen wollen, und nun sich begegnen (Bollnow grüßt die beiden), und so einen Zusammenstoß haben, dass nicht sie in der Welt, sondern die Welt in ihnen versinkt.
Aber das darf nicht sein:

Wenn Gläubige wüssten, welche Sünde da gestraft wurde - wenn auch anders als Sodom und Gomorrha ... Aber woher konnte der Deutsche Wetterdienst es wissen?
Der Wind nichtet das Nachti galle ndasein ala Verona, denn
For I've my own wife at home in my own country
And she is the finest little maid that you ever did see.

Eine sehr verdichtete Geschichte der Wiederbegegnung mit einer Verflossenen hast du geschrieben. So verdichtet, wie halt solche Beziehungen sind, die ein Fremder = Leser letztlich nicht aufschlüsseln kann, denn er ist nur außen und sieht nur Oberfläche. So vermittelst du Ahnung dessen, was geschehen ist, eine Ahnung von Stimmungen, Gefühlen, Gedanken die als Gesamtkunstwerk wirken, das man nicht zerreißen soll, sondern einfach wie manche lyrische Texte wirken lassen soll.
Sicher kann man vieles er-klären. Aber man kann nicht die Stimmung erklären, die einen Menschen umfängt, der ein Leben gelebt hat und andere Leben nicht. Es ist der Abschiedsschmerz von den möglichen anderen Leben(spartnern). Die Melancholie der sterbenden Stadt, die Melancholie vor dem Tod.
Das muss man erst einmal so gut treffen wie du mit deinem Fußgänger und der Fahrradfahrerin.
I'm going to make me a good sharp axe
Shining steel tempered in the fire
Will chop you down like an old dead tree
Fröhliche Grüße
Wilhelm

 
Zuletzt bearbeitet:

Wo is'n Krips hin, wollt' gerad ihn besuchen. Hoffe, dass ich nicht die Ursache bin. Jetzt kann ich wieder nicht ruhig schlafen ... Mein J, wat is passiert?

Hallo flammber,

das ist gut, wie Du Dein Teil beiträgst. So weit & richtig! Ja, mit den Namen ist eigentlich auch innerhalb des Textes geklärt und wenn man die Auslassungspunkte vorher sieht und keine dahinter, so könnte dort die letzten Silben der Namen stehen. Real kommen aber nur zwei Leute drin vor: Fußgänger trifft bodenständige Radfahrerin (wobei ja angedeutet ist, dass der Fußgänger auch ein Rad parat hat, wenn auch einen km entfernt). Da kann, ganz vorsichtig formuliert, so viel Verwirrung gar nicht sein. Selbst der Hausname ist nur ins Nederlandse übersetzt, het ist der nl. neutrale Artikel (wie sähe denn Das Windje aus?) und folglich auch sehr Duits.

Aber sinnfrei ist nix darinnen und man kann, wenn man will, auch mehr herauslesen, was mir natürlich noch mehr gefallen würde als jetzt schon ...

Man möge behaupten, die Handlung sei abgedroschen und schon oft behandelt, aber ich finde die Atmosphäre die du erzeugst, einfach klasse.
Was mir gefällt. Und zugegeben, Teenager sind sie beide nicht mehr (er brummelt nicht umsonst when I'm 64), aber es hätte genauso "For Ever Young" von Dylan (nicht den Münsteraner Weichspülern) gegrölt werden können wie weiland im Last Dance der Band*, Neil Young, Joni Mitchell usw. incl. Dylan himself.

Wobei mir einfällt, dass ich noch'n Folkslied dran häng (pardon, eine Strophe)

Hab's gern gelesen!

Dank Dear, flammbert -

und Du Wilhelm doch sicherlich auch ...

Es ist ein Schnitter, der heißt Tod,
Hat Gewalt vom höchsten Gott,
, obwohl Du mich gerade ängstigst.

Zwanzig Kilo Brecht zum Brecht-Haus tragen?
O nee, die Werkausgabe bleibt zuhaus. Aber das Haus des armen BB ist hierorts ein Kulturzentrum (von Bibliothek bis VHS, mit a und z am Anfang wüsst ich nun nix). Bauhausstil. Aber neidisch kann man auf Brecht schon wg. der Frauen werden. Waren's nicht die, die für ihn arbeiteten? So sollte es sein ... aber bitte auf Erden!

Bollnow? Odenwald? Hartmut von Hentig sprach ja noch jüngst ganz positiv vom schönen Odenwald. Aber da haben Het und ...ela die falschen Ältern gehabt. Von Het kannt ich die, natürlich rein zufällig. Aber Spaß beiseite: Deine Deutung ist behutsam und zutreffend (wie die flammberts auch, und selbst krips, wo immer er sein mag).

Danke fürs Lesen und Kommentieren, vor allem fürs Lob!

Friedel,
der jetzt noch eine Strophe "What Do We Tell The Children" dranhängt.

Die Abschiedsvorstellung der Band hieß natürlich nicht "The Last Dance", sondern wie auch der Film und die Platten darüber "The Last Waltz". So schreitet also alles davon ...

 

Hallo Friedl,

also du bist so routiniert mit der Sprache, das du dich auch traust, damit zu spielen. Sicher verstößt du gegen die ein oder andere stilistische Schreibregel. Aber Regeln sind zum brechen da. Allerdings muss man die Regeln kennen, um sie zu brechen. Ich unterstell dir einfach mal, dass du das tust.
In deinen Kommentaren zu anderen Geschichten entgeht dir seltenst ein sprachlicher Schnitzer.

Mir hat die Geschichte und das ganze Thema gut gefallen. Für mich ist das nicht abgedroschen. Ist halt immer die Sache, wie man das präsentiert. Viele Zitate hast du ja auch drin ... immer was passendes parat. Du hast bestimmt so ein kleines Heftchen, wo die sammelst, nicht?

Jetzt kommt sie ans Überlegen.
Müsste das nicht "ins" heißen?

Gänsemarsch eiert er für sich hin.
Das hat mich auch irritiert. Er ist doch allein unterwegs, oder?

Beide schlügen sie Haken.
Da hülfe nur Abfackeln!
Ach schade, dass man diese Verben nur so selten in der konjugierte Form vorfindet. Die sollten sich öfters zeigen.

Newspapersharing halt …“
Sehr gut :D

Berührendes Thema, mit dem jeder etwas anfangen kann, charmant erzählt mit einigen Schmunzlern versehen, toll.

Grüße

Hacke

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Hacke -
ja, ich spiel gern, nicht nur mit Sprache. So nebenbei hab ich gerade mmal wieder was zu Herbert Marcuse gelesen, der so ähnlich wie vor über 200 Jahren Friedrich Schiller in den Ästhetischen Briefen argumentiert hat, dass Arbeit unfrei, Spiel aber frei mache - also BEFREIT. Hinzu kommt tatsächlich, dass ich Regeln breche (wo's notwendig ist, ich drück den Studenten in Hongkong alle Daumen incl. dicken Zehen!) - schon als Lehrling 1968 den ersten Lehrlingsstreik gegen IGM (Metallergewerkschaft) und Arbeitgeber durchgezogen - natürlich nicht alleine - und das Stoßgebet vom Ausbildungsleiter "Wenn wir gewusst hätten, was der für einer ist ..." bedauert. Ähnliches (Spiel + Regelverstoß) soll's hier vor Ort auch schon mal geben.

Mir hat die Geschichte und das ganze Thema gut gefallen. Für mich ist das nicht abgedroschen.
Liebe kann nicht nur keine Sünde sein und ein seltsames Spiel (wie Schlagerfuzzies si trällern), sie bleibt auch immer jung und hält einen auf Trab.
Du hast bestimmt so ein kleines Heftchen, wo die sammelst, nicht?
Nee, hab ich nicht. Aber einen gigantischen Zettelkasten mit Querverbindungen. Hab ich seinerzeit unserm alten Kollegen Jean Paul bei einigen Maß Urbock abgeguckt.

Jetzt kommt sie ans Überlegen. Müsste das nicht "ins" heißen?
Kann man sehen, wie man will: An geht ran, in ist dann drin.
Gänsemarsch eiert er für sich hin. Das hat mich auch irritiert. Er ist doch allein unterwegs, oder?
Der Wind(je) ist wie jeder Schreibende Einzelgänger. Aber er wirft Schatten und wird die auch nicht verkaufen (wie etwa Peter Schl. seinerzeit)

Beide schlügen sie Haken. // Da hülfe nur Abfackeln! Ach schade, dass man diese Verben nur so selten in der konjugierte Form vorfindet. Die sollten sich öfters zeigen.
Schau mal in den Blogs nach, wer da der Spezialist ist ...

Newspapersharing halt …“ Sehr gut
Das freut mich, selbst wenn die Teilung der Zeitung noch gar nicht so recht gewürdigt wird in ihrer Zweideutigkeit. Schließlich deckt sich mancher Bankbesitzer im Stadtpark nicht unbedingt mit der Zeit, aber doch mit immer frischer Bettwäsche zu ...

Berührendes Thema, mit dem jeder etwas anfangen kann, charmant erzählt mit einigen Schmunzlern versehen, toll.
Dank Dear, Hacke, so was geht selbst an mir runter wie ... naja, ich sag mal Urbock.

Gruß

Friedel

 

Hallo Friedel,

da Du immer so fleißig alles kommentierst, war ich neugierig auf Deine Geschichten.
Puhhh...ich bin völlig platt, weil ich Deine Geschichte gelesen, aber irgendwie kein Wort verstanden habe. Ist mir entweder zu hoch, oder ich bin nicht intellektuell genug:confused:.

Als er sich endlich unbeobachtet fühlte von Fußgängern, Radfahrern, Bus und Bahn, der Gasometer spielte schon keine Rolle mehr, schlug er sein Wasser vom festen Asphalt aus ungeniert in schön weit geschwungenem, im Sonnenlichte goldgelb glänzendem Bogen in den bedrohlich sich ausbreitenden Kaukasusbärenklau am östlichen Abhang des umgewidmeten alten Eisenbahndammes oberhalb der Hundewiesen.
Uff, ein Satz, der nicht enden will...

Ich ziehe den Hut vor Sprachkünstlern wie Dir, aber muss leider gestehen, ist nix für mich...brauch's geradlinig und allgemein verständlich, sonst schaltet mein Hirn nach zwei Sätzen ab.

Trotzdem voller Bewunderung für Dein Werk,
Kerkyra

 
Zuletzt bearbeitet:

da Du immer so fleißig alles kommentierst,
ach, wenn Du wüsstest -

Kerkyra -

wie wenig Fleiß in mir schlummert, Du würdest staunen. Vllt. ist es die Wirkung, dass ich durchschnittlich nur eine Stunde am Tag hier verbringe, was offensichtlich auch reicht (mir auf jeden Fall).

Puhhh...ich bin völlig platt,
Na, ma' nich' übertreiben
weil ich Deine Geschichte gelesen, aber irgendwie kein Wort verstanden habe.
was ich aber dann schon bedenklich finde - lassen wir die Intellektuellen mal ihren abhängig machenden Kaffee im Bert-Brecht-Haus pflegen.

Tatsächlich passiert ja nicht allzu viel in der Geschichte (zwei Dinge, die eigentlich gar nicht zusammengehören: Pinkeln und vom Blitz getroffen zu werden). Und der Satz, der ja nur scheinbar nicht enden will,

Als er sich endlich ... oberhalb der Hundewiesen
beschreibt eigentlich nur eine der natürlichsten Handlungen der Welt, ganz ohne Selfie und hoffentlich unbeobachtet.

Ich ziehe den Hut vor Sprachkünstlern wie Dir,
muss nich' sein und geradlinig hätten's die meisten gerne. Aber ist das Leben geradlinig? Mir scheint es eher wie ein Kaninchen Haken zu schlagen ...

Aber Dank fürs Lesen und den Versuch zu verstehn!

Friedel

 

Es gibt ja Menschen, die dafür sorgen, so kompliziert wie nur möglich eine Geschichte (oder eine Kritik) zu schreiben, weil sie das supertoll finden. Ich glaube, nein, ich bin mir sicher, du bist so einer.
Recht hat es, zumindest nicht unrecht, das Kind, das sich nicht anstrengen mag. Bin ja selbst der faule Hund. Aber ich bin zu doof, eine Gebrauchsanweisung zu schreiben,

liebe Maria,

hab es auch gar nicht vor. Auf Verständnis kann jeder nur hoffen, und dass Hopfen und Malz verloren wären, mag ein begnadeter Biertrinker und Allesleser vom Alten Testament bis zu Zettels Traum nicht zu hoffen.

Dank Dir für den Leseversuch - auch wenn er in den Slip geraten ist.

Schönes Wochenende wünscht der

Friedel

 

Es gibt ja Menschen, die dafür sorgen, so kompliziert wie nur möglich eine Geschichte (oder eine Kritik) zu schreiben, weil sie das supertoll finden.
Es gibt ja Menschen, die dafür sorgen, so einfach wie nur möglich eine Geschichte (oder eine Kritik) zu schreiben, weil sie das supertoll finden.
lieber Friedel,
man kann es nie jedem recht machen, weil jeder meint, es müsse nach seinem "Recht" gehen. Geht es nach seinem Recht, ist es supertoll.
Es gibt aber doch Orientierung, was man so gemeinhin als "Recht" bezeichnen könnte: Und sie liegt zwischen Bibel und Zettls Traum.
Mit finnegahnen Griesen
Willhöllm

 

Ðanks dear

BillyBœyrliner -

in daysðis …ela must b a meandertale 2 sadden damseln & ungripes. But unboondoggle:

Tis a fine eyedear 2 evoke FW!

Houu-dye-do with a shillerizing song of joyce

FW

 

Hallo Friedl,
Ich hatte einige Zeit gezögert, deinen Text überhaupt zu lesen, verlangt er doch vom Leser, mitzudenken , was heutzutage etwas aus der Mode gekommen ist, und des öfteren auch nicht gutiert wird.
Zusammenfassen gesagt, habe ich den Text gerne gelesen, eine kurzweilige Liebesgeschichte mit gewager Perspektive der 2 en Stimme im Kopf.
Auch wenn sich mir der Kreis zum 4 Kapitel mit dem Frühlingssturm nicht erschließt, so fand ich doch den Aufbau durchaus gelungen.
Ich glaube durchaus den größten Teil verstanden zu haben, aber daran biss ich mir die Zähne aus, ähm stieß ich mir das Gehirn:

1.Getz
???
ansonsten ein Vorschlag zur einheitlichen Zeichensetzung: kommt mehrmals vor
„Ists da nicht laut?“
Ich schlage vor Ist's, weil meist so geschrieben und auch der Duden dazu tendiert im Gegensatz zu
Wonach sieht’s denn aus?
das ich für treffender erachte

lg
Bernhard

 

Hallo Bernhard,

schön, dass Du Dich traust!

Auch wenn sich mir der Kreis zum 4 Kapitel mit dem Frühlingssturm nicht erschließt, so fand ich doch den Aufbau durchaus gelungen.
Ela tobte tatsächlich über die Rheinlande zu Pfingsten d. J. Insofern kam sie wie gerufen (obwohl - wenn Du Dir die Wälder und genau den, auf den ich vom Arbeitszimmer aus schaue, ansiehst, wirstu eine Strecke der Verwüstung finden, an der noch einige Gemeinden im Ruhrgebiet zu knacken haben)

1.Getz ???
Ruhrlatein, eine Schöpfung Adolf Tegtmeiers (korrekt: Jürgen von Manger, Schauspieler und Kabarettist aus Koblenz, der in den Pott verschlagen wurde und die Sozio- und Dialekte (Rheinisch, wenn auch nicht Köllsch), Sächsisch (in der münsterländischen Variante) und der sauerländ'schen, die man zum Westfälischen zusammenführt.

Beispiel: Getz kommze aba, nhd: Jetzt kommst du aber.
Klingt aber auch engl. in der 3. Person einzahl: He/she/it gets sth.

„Ists da nicht laut?“ Ich schlage vor Ist's, weil meist so geschrieben und auch der Duden dazu tendiert im Gegensatz zu
Ist schon korrekt und ich liebe den Apostroph (wie überhaupt Auslassungen). Der Duden definiert aber auch die Ausnahme - da komm ich aber evtl. morgen drauf zurück (hab den ersten Band leider hier im Internetcafé nicht dabei, da würden die Söhne auch denken: Wat'n Schnösel!)

Dank Dir fürs (!) Lesen und Kommentieren und vor allem das "gern" lesen!

Friedel

 

Hallo Bernhard,

da bin ich wieder – nicht so sehr ein Freund der Apostrophe, d. i. die feierliche Anrede (apostrophieren = feierl. Anreden) – als des Apostrophs. Der zeigt an, dass in einem Wort wenigstens ein Buchstabe ausgelassen ist Fehlt wenigstens ein Buchstabe am Ende eines Wortes, tritt er in Konkurrenz zu den eher verschwenderischen (drei) Auslassungspunkten.

Ich geb mal wörtl. wieder (K13) „Man setzt einen Apostroph bei Wörtern mit Auslassungen, wenn die verkürzten Wortformen sonst schwer lesbar oder missverständlich wären“ und unter K14 „Man kann“ – muss also nicht, wenn zuvor genannte Bedingung erfüllt ist – „einen Apostroph setzen, wenn Wörter der gesprochenen Sprache mit Auslassungen schriftlich wiedergegeben werden und sonst schwer verständlich sind.“

Im Wörterverzeichnis wird als „wen’ge“ genommen.

Der Spötter Karl Kraus hat seinerzeit in seiner „Sprachlehre“** geschrieben „Dem Dichter Schiller grammatikalische Fehler anzukreiden, dürfte übrigens weitaus schwerer fallen als etwa den Dichtern Kleist, Hebbel und A. W. Schlegel“, und bringt unser Problem (nach anderen) auf den Punkt, wo Heinrich von Kleist, sicherlich uns beiden kein Unbekannter der Weltliteratur, eine durchaus ungewollt komische Nummer abgibt:„Sprachkritisch wird man wohl die »Penthesilea« im Ernst nicht untersuchen wollen, wenn die »Jungfrau von Orleans« in der Nähe steht. Dagegen möge es gestattet sein, an ein Abenteuer mit dem Kleist’schen Gedichte »Der Schrecken im Bade« zu erinnern, wo eine kleine grammatikalische Unbedachtsamkeit dazu führt, diesen selbst zu übertrumpfen. Kleist gebraucht als den Genitiv von Mai »des
Mais«, was keineswegs falsch ist, aber gerade in der Stelle:

Nun heiß, fürwahr, als sollt’ er Ernten reifen,
War dieser Tag des Mais und, Blumen gleich,
fühlt jedes Glied des Menschen sich erschlafft​

an Kukuruz denken läßt. Gedacht, gesagt. Achtzehn Zeilen später lese ich:

— — und lauert
Dem Hirsch auf, der uns jüngst den Mais zerwühlte.​

Ein stilistisches Verhängnis, dem zu entrinnen es eben doch an etwas gefehlt hat.“

Ich denk, ich werds eher stehn lassen ...

Gruß

Friedel

* Duden. Die deutsche Rechtschreibung. Bd. 1, 24. Aufl., 2006 [man muss schon nicht jede neue Auflage besorgen, erst recht nicht, wenn Modeerscheinungen wie „lol“ drin aufgenommen werden] ebd. S. 194, lk. Spalte.
** Die Fackel, Heft 679-685, 1925, Zitate S. 95 und 103

 

Ist ja echt der Hammer, lieber Friedel, wenn auch ein Hammer mir ein paar (für mich) Unverständlichkeiten - ein paar davon beseitigst du allerdings in deinen Nachbemerkungen. Und ein ganz klein bisschen zu lang ist es mir, kann aber auch an meinen Zeitnöten liegen ..
Also Hammer deswegen, weil da etwas anklingt, das ich kenne (wenn auch ohne Happyend). Und nicht nach 25, sondern 27 Jahren, aber sonst ...
Und weil die guten alten Beatles anklingen natürlich, wo Paulchen oder John zitiert werden, bin ich augenblichklich weich wie Butter.
Echt tolle Geschichte, echt toll geschrieben (ich benutze 'echt' in letzter Zeit besonders gerne :-).

Viele Grüße,

Eva

 

Ist ja echt der Hammer
hör, perdonen Ustedes!, les ich gern,

liebe Eva,

und das mit dem "kennen" wird wohl in dieser oder jener Form jedem widerfahren sein (ob mit oder ohne gutem Ende). Der Gag beim Beatles Zitat ist dann nicht so sehr die Wortspielerei sondern der Schluss des Songs, wenn das gehaucht-gegrölte ...ela drin auftaucht (noch in Erinnerung?) Und das ist - ich benutz wirklich echt ehrlich kritisch toll wirklich sehr selten bis gar nicht - aber jetzt kann ich's mir nicht verkneifen: echt toll das Urteil

Echt tolle Geschichte, echt toll geschrieben (ich benutze 'echt' in letzter Zeit besonders gerne :-).
Und das wirklich tolle ist dann, dass es keine Reibereien gibt unter den nahezu Gleichnamigen und der alte Sack seinen Arsch mal wieder hochkriegt, wieder politisiert ist und wenn's sein muss, auf die Straße geht ...

Gruß ins Hessische von der rheinisch-sächsischen Grenze im Pott vom

Friedel

 

Lieber Friedrichard,

nun wird es aber auch endlich mal Zeit, Dir einen Besuch abzustatten. Ich hab uns auch zwei feine Böckle mitgebracht, damit es nicht so trocken wird.

Ich habe ja vor der Lektüre gedacht, oh je, du wirst kaum ein Wort verstehen, aber dann hab ich doch so einige verstanden, ziemlich viel sogar.

Zum Beispiel, dass sich Zwei wiedertreffen, zwischen denen es einst wohl mächtig knisterte und er hätte wohl lieber die Straßenseite gewechselt, wie sonst üblich, denn dann hätte ...ela nicht so viel Verwüstung anrichten können, was ich schön fand, als Abschluss, weil es doch zeigt, wie sehr dieser kleine Dialog, diese, mögen es fünf Minuten nur gewesen sein, sein bis dato routiniertes Leben aufwirbeln.

Bisschen ins Schleudern geriet ich, bis ich die innere Stimme als solche erkannte und zurordnen konnte, was ich jetzt gar nicht der Geschichte oder gar dem Autor anlasten mag, sondern eher meinem morgendlichen Gemüt.

So tief, dass selbst der steilste Weinhang der Welt mitsamt der Resteifel darin ersöffe und nimmer herausfände.

Schön!

Das mit den Bierchen in der Caféteria ist auch hübsch. Eins nur, dann waren es drei und später fünf und zwei Korn. Da musst ich wirklich schmunzeln.

Obwohl Männeken Piss aus hundert Metern Höhe und Entfernung sicherlich sehr niedlich aussähe.
Nicht aber Karl Marx.

Da habe ich wirklich gelacht. Warum dann aber, so viele Worte auf den Pinkelvorgang verloren wurden, verstand ich nicht. Aber es soll wohl so sein. Die große Erleichterung? Die Erlösung der Qualen? So wie ...ela gleich, die da auch irgendwo drückt in ihm?

Geh müßig.
Schreib’n bissken …
Nich’ mainstream.
Dichtung halt.
Notorisch erfolglos.“
„Logisch“, haucht sie ihm zu, „wenn man nicht ganz dicht ist.“

Ach, Friedl, da ging mir glatt das Herz auf. Auch, wenn ich dem "nicht ganz dicht" nicht zustimme!

Hab ich gern gelesen!
Beste Grüße, Fliege

 

nun wird es aber auch endlich mal Zeit, Dir einen Besuch abzustatten.
Mein ich aber auch, schön, dass Du Dich mal getraut hast. Ist doch gar nicht so schlimm bei mir, gelt? Ja, zuhaus stehn auch noch'n paar Böcke - werde ich dann gleich mal symbolisch köpfen und mit Dir anstoßen! Hier gibt's Pils, wäre so auch unpassend.

Ich habe ja vor der Lektüre gedacht, oh je, du wirst kaum ein Wort verstehen,
Gelt ich als ein solcher? Ich hoff doch ... Dein Besuch ist ja Beweis genug und die Deutung ist doch okay.
Bisschen ins Schleudern geriet ich, bis ich die innere Stimme als solche erkannte und zurordnen konnte, was ich jetzt gar nicht der Geschichte oder gar dem Autor anlasten mag, sondern eher meinem morgendlichen Gemüt.

Warum dann aber, so viele Worte auf den Pinkelvorgang verloren wurden, verstand ich nicht.
Ach, da gibt's nix zu verstehn, außer das Het W. - hat mal jemand über den Namen nachgedacht? - halt Druck in der Hose hat, viel Druck - und Lieder müssen ja auch zu Ende gesungen werden ...
Ach, Friedl, da ging mir glatt das Herz auf. Auch, wenn ich dem "nicht ganz dicht" nicht zustimme!
Aber schräg bin ich schon, gelt?
Hab ich gern gelesen!
Das freut mich!

Gruß vom

Friedel

 

Hallo Friedel!

Ja, ich hab den Text tatsächlich schon mal gelesen, aber nun folgt auf dem Fuße der Kommentar, sozusagen.

Er in einem cochemden Blick.
Was ist denn das?

Insgesamt finde ich diesen Absatz sehr schön, trotz des kleinen Stockens beim Wort "cochemden".

Ich finde auch, dass man diese Gefühle, die die beiden füreinander hegen, evtl. schon an den Anfang stellen könnte, denn bis hierher sieht alles nach einer mehr oder weniger "normalen" Begegnung aus, wie sie in jedem Hausflur stattfinden könnte.
Ok, durch die Zeilen blitzt schon von Anfang an eine leichte Liebelei - aber hier geht es ja um mehr, um das Wiedersehen - das bewusste Ansprechen? - jemandes, mit dem man einst verbunden war.

Was ist das?


„Ists da nicht laut?“
Ist´s - glaube ich.

Enteropathie
Ok. Irgendein "Leiden". Aber auch das ist mir kein Begriff.


Ich erinnere mich. Kein Begriff. Tut mir leid, das so klar sagen zu müssen, aber ich versteh die Geschichte nicht. Schon beim ersten Lesen war ich, glaube ich, einfach zu verwirrt um einen Kommentar zu schreiben.

Ich habe mir gerade mal ein paar andere Kommentare durchgelesen und fand sehr schön und treffend, was der Berliner geschrieben hat.
Begegnung zweier, die sich mal liebten, Verdichtung der Geschehnisse, der Leser (aber) bleibe außen vor ...
Ich schließe mich dem voll und ganz an. Hier noch mal als Zitat:


Eine sehr verdichtete Geschichte der Wiederbegegnung mit einer Verflossenen hast du geschrieben. So verdichtet, wie halt solche Beziehungen sind, die ein Fremder = Leser letztlich nicht aufschlüsseln kann, denn er ist nur außen und sieht nur Oberfläche. So vermittelst du Ahnung dessen, was geschehen ist, eine Ahnung von Stimmungen, Gefühlen, Gedanken die als Gesamtkunstwerk wirken, das man nicht zerreißen soll, sondern einfach wie manche lyrische Texte wirken lassen soll.

Für mich bleiben trotzdem einige Fragen; unzählige Fragen ... vielleicht war das auch Deine Absicht ... die Fragen ... ja, wieso, warum und vor allem: warum eigentlich nicht? ...

Denn:

Die Liebe ist ein seltsames Spiel.

Aber mal konkret:
Wieso schreibst Du zwei Mal von der Begegnung im Hausflur/ bzw. vor der Tür? Ist eines davon so eine Art "Wunschvorstellung", eines die "Realität"? Geht gar beides ineinander über?

Ist Teil 1. Getz - die Vorgeschichte zu der Begegnung? Also nicht die lange, sondern die kurze?
Ich stell mir das gerade so vor, dass der Protagonist evtl. etwas zu viel getrunken hat und dann auf die Idee kam, mal an der neuen Wohnung seiner Verflossenen vorbei zu gucken; dann auf den Mut fand, diese mal anzusprechen ...

Dann - Part 2 - eben wieder dieser Dialog vom Anfang. Aber anders. Aber wieso? (Siehe oben.)

Und schlussendlich: Sodom und Gomorrha. Sturm, Verwüstung.

Hm. Irgendwie hat das schon Sinn ... ja ... aber so richtig schlau daraus werde ich nicht.

Ähhh ... magst du das nicht noch mal ganz Leserfreundlich "neu" schreiben?
Ich fänd es sehr interessant, was dabei rauskäme.
Denn Schreiben kannst Du, keine Frage! ;)

Nichts für ungut und

Beste Grüße!

Runa

 

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