Hi, Friedrichard,
find ich nun kinderkarnevalsgeschädigt, Zeit, Deinen Versuch zu besprechen -
warum „Versuch“? -
denn schon das erste überhaupt verwendete Verb „brauchen“ verstößt gegen Deine selbst formulierte Maxime
kinderkarnevalsgeschädigt? ist schön geschrieben, aber ich weiß nicht genau, was du damit kritisierst - die Idee, den Stil, Ausführung oder eine Mischung davon? ich fände alles nachvollziehbar, ist ja keine große Kunst hier, ich weiß. und wer so sehr mit den Zeichen und Formen spielt, sollte es schon richtig drauf haben, wenn er nicht dämlich aussehen will. ich habe das in Kauf genommen, will auch Unperfektes und Skizzen posten, nicht nur perfekt überarbeitete Texte. also insgesamt kann ich deinen Ärger verstehen und danke für die ehrliche Rückmeldung, in der Sache muss ich aber widersprechen - denn die selbst formulierten Maxime zu brechen, sind ja Sinn und Zweck des Textes. mein erster Satz ist ja auch kein Hammersatz mit sieben Wörtern. als Versuch würde ich es hingegen auch bezeichnen, aber ist nicht jeder Text ein Versuch, ein Schritt auf dem Weg zum perfekten Text, dem mensch sich nur annähern kann?
und sich „brauchen“, gelegentlich schon auf dem Weg zum Hilfsverb (alte Schulweisheit „wer brauchen ohne zu gebraucht, braucht brauchen gar nicht zu gebrauchen“, da ist „scheinen“ wenn auch eher nur scheinbar unüberwindlich stark) findet und schon inm ersten Satz des Dreisatzes in Gestalt eine Zweisatzes findet sich Kürzungspotential, wenn es heißt
ist das die Sonne hier oder fehlt dem Satz was?
im „selbst ‚wenn sie‘“ und dem „wäre, reine Aufzählung - so aber wirkt der Satz ab hier wie eine Rede/Predigt von der Kanzel, wobei der Vielfalt des Stammes „falt(en)“ die Einfalt“ fehlt, die ja erst die Mutter der Vielfalt ist wie der „Einarmige Dieb“ (Glücksautomat) die Zelle der achtarmigen Krake Ausbeutung der Vielen und dem Reichtum einer kleinen radikalen Minderheit von Besitzern des Einarmigen Diebes.
okay, ich verstehe das jetzt so, dass der schlechte Satz etwas weniger schlecht wäre, wenn die "selbst" fehlten

die will ich aber nicht rausnehmen, über die dachte ich tatsächlich schon nach und entschied mich bewusst für diese Version. ansonsten habe ich gerade den Verdacht, du willst dich für meinen mäandernden Text mit eigener Schwerverständlichkeit rächen, haha, ich komme echt nicht so richtig hinterher mit dem Verstehen deiner Gedanken. kann aber heute auch an mir und meinem Kopf liegen, der noch nicht richtig wach ist..
Gleichwohl gern gelesen vom
kannst du einen Text gern lesen, obwohl der schlecht ist?
Danke fürs Vorbeischauen und die Kritik, Freund Friedel!
Hallo, Eva,
Nun ja, eine wirkliche Geschichte ist dies zwar nicht, gelesen habe ich dein Werk trotzdem sehr gerne. Denn obwohl die gewollt-gezwungene Langsatzform der Leserin was abverlangte, steckten doch keine Plattitüden drin (was leicht hätte passieren können), sondern echte Ideen. Hat sich gelohnt,
sehr gerne sogar weil mit echten Ideen drin! freut mich sehr und kann ich nachvollziehen als Begründung: wenn ein Text mir neue Gedanken enthält und ich was lernen oder überrascht werden kann, das ist für mich auch ein Qualitätsmerkmal.
gewollt-gezwungene Langsatzform
will ich aber nicht unterschlagen, sondern es noch mal prominent präsentieren, weil ich diese Charakterisierung für angemessen halte. ist schon so. ich könnte das viel besser, aber dafür müsste ich sehr viel feilen und noch Stunden in diesen Text stecken. ist aber interessant: wenn ich ein anderes Gedankenspiel in schlichterem Stil geschrieben hätte, wäre mir das sicher nicht so um die Ohren geflogen. vielleicht weil das dann weniger wie "gewollt und nicht gekonnt" ausgesehen hätte.
danke für dein Feedback!
Liebe barnhelm,
Lieber @Kubus,
ich frage mich, warum dein Text nicht unter ‚Experimente’ steht? Ich finde, dass er dorthin gehört.
Und mit der Kleistschen Syntax und seinen Hypotaxen hat dein Text leider auch nicht viel zu tun. (Tut mir leid @Johannes Kreisler, das sehe ich leider ganz anders als du.) Es reicht einfach nicht, endlos Aussagen aneinanderzureihen, an die Stelle eines Punktes ein Komma oder ein Semikolon zu setzen. Da muss noch ein innerer Bezug her, der deutlich macht, wie sich die einzelnen Aussagen zur Hauptaussage verhalten. So springst du auf den ersten Blick in einer teilweise antonymen Art von einem Gedanken zum anderen, lässt die Satzaussage manchmal weg oder verhedderst dich im Numerus des Verbs.
Das gewollte ‚Einen-einzigen-Satz-schreiben’ hat mich beim Lesen immer wieder so gestört, dass ich mich nur schwer mit deinen Bildern und Aussagen auseinandersetzen konnte. Ich möchte es dir an einem Beispiel deutlich machen:
klingt nach einer guten, treffenden Kritik. das hier würde ich im Traum nicht mit Kleist vergleichen. und nach der Analyse noch das konkrete Beispiel - bessere Kritik kann ich mir schwer vorstellen.
Für jemand, der gewohnt ist, mit Hilfe des Punktes das Ende des Gedankenganges zu finden, bietet sich hier ein syntaktisches Wirrwarr, dass ich mir erst wieder erschließen musste. Du hast hier mMn die Form über den Inhalt gestellt und riskierst damit, dass sich deinem Leser der Inhalt nur schwer erschließt. Denn, was gehört eigentlich im obigen Absatz zusammen:
ja, okay, ich verstehe. wir haben Lesegewohnheiten und trainieren unsere Hirne, wenn wir Bücher lesen. und im Laufe der letzten hundert Jahre hat sich der Stil der Bestseller ingesamt deutlich vereinfacht, denke ich. ob Thomas Mann oder Robert Musil heute auch so gut verkauft würden?
natürlich will ich meinen Text nicht vergleichen mit irgendwas, das die beiden veröffentlichten.
einer der Gründe, warum ich diesen Text so gepostet habe, ist, dass ich selbst solche Textmonster anscheinend anders lese als es die meisten anderen tun (nicht erste Rückmeldung in diese Richtung). wenn ich den Verdacht habe, dass der Inhalt nicht entscheidend ist, werfe ich mich einfach in den Textfluss, lese und lasse mich treiben, freue mich, wenn ich was gefunden habe und lass das Andere durchrutschen.
Dadurch, dass du alles aneinanderreihst, machst du es (für mich) zu einem sprachlich komplizierten Einheitsirgendwas, das ich mir durch eine gedachte 'normale' Interpunktion entschlüsseln muss. Da erschlägt die Form den Inhalt, macht ihn schwer zugänglich
fast Simultanübersetzung, das ist schon Arbeit. so kann wohl kein Text mehr Spaß machen. Danke, dass du deine Gedanken transparent machst und so genau nachvollziehst, konnte ich wieder was über Lesegewohnheiten, -wünsche und -schwierigkeiten lernen, das ist sehr spannend.
fein wie beinhart geklöppeltes Gewebe . Es gibt diese harten, geklöppelten Spitzen, nur die sind aufgrund ihrer Härte nicht in der Lage sich zu entfalten. Hier stimmen einfach die aufeinanderfolgenden Bilder nicht. Zur Verfaltung usw. hat ja @peregrina schon einiges gesagt.
wie weiter oben beschrieben: der Text widerspricht ja in Form und Inhalt ständig den Maximen, die in ihm aufgestellt werden. aber bei dem Bild hier war das nicht beabsichtigt, das werde ich ändern.
Für mein Empfinden hätte das Verb im Singular stehen müssen.
kommt mir jetzt auch so vor. änder ich.
Meintest du ‚auf gar keinen Fall’?
nein, das war ein missglückter Versuch, originell zu sein.
Nicht verstanden habe ich diesen Vergleich:
er darf fast nichts und ist dadurch in der Lage alles zu können, was in der Sprache Macht liegt, er ist ohne Tricks, Sprachmagie, aufs Wesentliche beschränkt wie Kaffee und Zigaretten, klar wie ein Kristall im Reich der Nacht,
Dass der erste Satz sich aufs Wesentliche beschränken sollte, ist nachvollziehbar, aber wieso sind Kaffee und Zigaretten aufs Wesentlichste beschränkt? Ein Vergleich, der sich mir weder in diesem Zusammenhang noch losgelöst davon erschließt.
vllt hast du das nicht verstanden, weil das Niveau zu tief ist. angedacht von mir ist so ein Schriftstellerklischee, der Unmengen Kaffee und Kippen vertilgt. die eben das Wesentliche sind für einen Schreiber. haha, ein siebzig Jahre altes Klischee.. ist zwar ziemlich lahm, aber ergibt das so wenigstens Sinn für dich?
Am Ende deines ‚Satz-Experimentes’ stellt sich mir die Frage, ob es gelungen ist.
Die Bedeutung des ersten Satzes (einer Geschichte) in einem einzigen Satz darzustellen, ist mMn nicht gelungen. Du setzt anstelle des Punktes einfach ein Komma oder ein Semikolon und machst es mir durch diese befremdliche Zeichensetzung sehr schwer, deine einzelnen Aussagen, Bilder und Vergleiche zu erfassen und zu bewerten.
okay, ich verstehe. logische Konklusion deiner Analyse. ich behaupte aber, dass ich nicht einfach alle Punkte durch andere Zeichen ersetzte. die meisten ja, aber nicht alle! ich danke dir sehr für deine feine, kleinteilige Kritik.
offshore, unser Mann in Wien!
Soll ich eine Geschichte rezensieren, die in Wahrheit keine Geschichte ist?
Und wenn ja, wie?
Oder, anders gefragt:
05:35
Soll ich aus der Uhrzeit, zu der du das Ding gepostet hast, irgendwelche Schlüsse ziehen, Kubus?
Oh Gott, was habe ich da bloß wieder angestellt? es um 05:35 für eine gute Idee gehalten, diesen Text zu teilen ... kann mich gerade nicht an die Situation erinnern, keine Ahnung, warum ich so früh aufgestanden bin
Soll ich mir dich als einen Mann vorstellen, der Freitagabend zähneknirschend vor der Schreibmaschine sitzt und vergeblich um einen Geschichtenanfang ringt? Einen Mann, der schließlich entnervt das ich weiß nicht wievielte Bier austrinkt, sich „scheiß auf die Literatur“ denkt und das ich weiß nicht wievielte leere Blatt Papier von der Walze fetzt? Der dann in den Mantel schlüpft, das Haus verlässt und im Dunkel der Leipziger Nacht verschwindet? Und den in dieser Leipziger Nacht das wirkliche, das wahrhaftige, das gnadenlos unfiktive Leben am Schlafittchen packt und ihm
absolut! ich möchte diese Vorstellung noch um zueinander passende, für mich geschneiderte Anziehsachen ergänzen. zur Zeit favorisierte Kombi ist ein hellblaues Cap (von Catch As Catch Can) mit weißen Strichen drauf, die an Streptokokken erinnern sollen, dazu ein blau-weiß-gestreiftes (horizontal) Matrosenhemd, Sneakers aus Jeansstoff und eine blau-orange-gestreifte (vertikal) Shorts, die mein Großvater vor dreißig Jahren im Delikat kaufte. außerdem trage ich einen Schnurrbart und jüngst wurde behauptet, meine Art zu reden und mich zu bewegen , wären so was wie eine Corporate Identity.
deine ausgefuchste Fiktion in Verbindung mit dem Medley aus meinen Stories bringen mich dazu, das große Geheimnis zu lüften, wie dieser Text entstand und warum. ich weiß, meine neue Geschichte wird nicht kommentiert, weil alle noch mit dem letzten Geheimnis beschäftigt sind und sauer auf mich, dass ich die Situation nicht aufkläre.
also.
im Februar hatten mein Freund Karl und ich eine Deadline, bis zu der 30 Seiten Romanauszug stehen mussten. wir arbeiten an einem Doppelromanprojekt (der wird bei erfolgreichem Nichtabschluss mein sechstes oder siebtes Romanfragment sein, aber vielleicht kriege ich es ja diesmal hin, den Roman abzuschließen.)
wir hatten uns im Monat geirrt und in der ersten Februarwoche festgestellt, dass Abgabe nicht Ende März ist. ich hab gleich losgelegt und meine 30 Seiten ziemlich schnell voll gekriegt. mein Kollege aber hat ewig nicht angefangen, obwohl der in Sachen Prosa nicht gerade ein Genie ist, der schreibt Lyrik, Libretti, Dramas und bisher nur scheußliche Prosa. ich ärgerte ihn damit natürlich und setzte ihm zu, dass er endlich anfangen müsse. wer schlecht ist kann sich doch kein Trödeln erlauben. und er behauptete, nicht anfangen zu können, weil ihm kein starker erster Satz einfalle. Ausrede. um seine Zweifel noch zu verstärken und ihn zusätzlich zu verhöhnen, schrieb ich dies Gedankenspiel und schickte es ihm.
wahrscheinlich veröffentlichte ich es dann noch hier, um selbst auch Watschen zu kriegen, karmischer Ausgleich. wie geschrieben, genau weiß ich es nicht mehr, aber wir können diese Annahme ja als Arbeitsthese nehmen, bis dieser Fall durch neue Erkenntnisse erhellt wird..
und als er schließlich wieder nachhause kommt, sich seiner tatsächlichen Heimstatt anheim gibt sozusagen, und das Fenster aufreißt und sich weit rauslehnt, ist es beinahe hell draußen. Ihm ist weiß Gott danach, tief durchzuatmen und er ist drauf und dran, eine ganze Ecke des Himmels einzusaugen.
Er fühlt sich leicht wackelig auf den Beinen, das schon, aber gegen so eine Nacht ist sein Brummschädel ein Klacks, so einer Nacht steht es wahrhaftig zu, sie nicht zu einem Ende zu bringen.
„It’s one thing to hold a hammer in your hand, but do you have it in you, can you pound that nail?” fragt er sich … und es ist fünf Uhr morgens und er setzt sich an die Schreibmaschine und satzt ein paar Sätze,
sieh an, neue Erkenntnisse! so war's! in die von dir entworfene Persönlichkeit schlüpfe ich sofort, ernst.
dein Remix meiner Sätze und deiner Gedanken ist der Hammer, wunderschön, so was habe ich noch nicht erlebt. habe mich schon beim ersten Lesen derbe gefreut und jetzt wieder aufs Neue geflasht. seit wann sind die guten Geister der virtuellen Häuser auch noch kreativ? Vielen Dank du!
Zitate aus:
Kubus Straße und Café
Kubus explorative Skizze – strblchkt
Henry Rollins On the Day
stuntstorch Gesammelte Werke
stuntstorch?
dein Nachtrag gibt mir ein großartiges und seltenes Gefühl bezüglich meiner Literatur - als machte es einen zwar kleinen aber echten Unterschied, ob ich noch eine Geschichte schreibe oder nicht. ich bin begeistert und werde die Begeisterung in Schreibenergie umsetzen. so viel Wind unter meinen Flügeln!
so, ich sitze schon wieder zwei Stunden im Netzcafé, ich mache erst mal wieder Pause. mein alter Laptop kommt ins Netz, aber ich kann damit nicht schreiben, der neue PC hat eine funktionierende Tastatur, kann aber kein Wifi
noch mal besten Dank an euch alle für die große Vielfalt der Rückmeldungen! es war mir ein Fest!
(ich werde diesen Text hier tatsächlich überarbeiten und damit beweisen, dass ich diesen Stil meistern kann.)
ist jemand sauer auf mich, weil ich so lange nicht geantwortet habe?
Bis zur nächsten Runde,
Kubus