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Eine Fabel vom Teilen

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04.04.2007
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Eine Fabel vom Teilen

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Im Keller eines alten Hauses lebten einst eine Katze und eine Schar Mäuse zusammen. Die Mäuse bangten in ständiger Angst vor den Krallen und den spitzen Zähnen der Katze um ihr Leben, doch diese schien gar kein Interesse daran zu haben, ihre kleinen Gesellen zu fressen. Im Gegenteil: Wann immer die Katze eine Speise verzehrte - meist eine Delikatesse, die sie den Menschen abjagte - warf sie die Reste, die nicht mehr in ihren übersättigten Bauch passten, den Mäusen hin. Diese stürzten sich hungrig auf das Futter und bedankten sich jedes Mal artig und voller Ergebenheit. So verloren sie langsam ihre Scheu vor dem Tier, sodass sie sich nach einer Weile über das Glück freuten, ein ungewöhnlich harmonisches Miteinander mit dem alten Feind führen zu können.

Eines abends kehrte die Katze ohne Beute zurück, denn ihre Jagd bei den Menschen war erfolglos geblieben. Die Mäuse hatten sich jedoch wie gewohnt vor der Kiste versammelt, in der die Katze zu schlafen pflegte, und warteten auf ihren Teil der Mahlzeit. Als die Katze erschien, blieb sie eine Weile stehen und blickte ihre kleinen Mitbewohner an, bevor sie plötzlich mit einem bedrohlichen Fauchen die Zähne fletschte, ihre scharfen Krallen ausfuhr und auf die überraschten Mäuse zusprang. Diese versuchten wegzulaufen, doch sie waren über die Wochen viel zu dick und schwerfällig geworden, um sich vor ihrem gefräßigen Feind in Sicherheit bringen zu können. Eine nach der anderen wurde von der Katze gefressen, bis nur noch eine einzige übrig blieb.

"Warum hast du so lange mit uns in Frieden gelebt und sogar deine Speisen mit uns geteilt, wenn dir unser Wohlergehen doch egal ist?", wollte diese wissen.
"Weil ich wusste, dass ich eines Tages keine Beute machen würde", sprach die Katze und verschlang die quiekende Maus in einem Bissen.

 

Hi ad-noctum,

da ich selbst noch keine Geschichte veröffentlicht habe, sollte ich es eigentlich nicht wagen Kritik zu üben, dennoch möchte ich ein paar Worte zu deinem Schreiben sagen.

Was mir bisher aufgefallen ist:

"Im Keller eines alten Hauses lebten einst eine Katze und eine Schar Mäuse zusammen."

"Zusammen" kannst du ruhig weglassen, es verlängert nur den Satz und stört.


"So verloren sie langsam ihre Scheu vor dem Tier, sodass..."

Schon meine Deutschlehrerin hat immer zu mir gesagt, dass "sodass" ein böses Wort ist. Du lieferst hier das beste Beispiel, weil du das "So" bereits am Satzanfang des Hauptsatzes verwendet hast und im Gliedsatz eigentlich nur noch ein "dass" einsetzen musst um eine Verknüpfung herzustellen.


"... in der die Katze zu schlafen pflegte, und ..."

Es gibt ein paar Ausnahmen, wo man einen Beistrich vor dem "und" setzen kann, aber ich glaube den könntest du hier durchaus weglassen.


"... und verschlang die quiekende Maus in einem Bissen."

Hier solltest du "mit einem Bissen" verwenden.

Genug von der Grammatik. Ich spiel mich eh schon viel zuviel auf.
Die Geschichte selbst war schön zu lesen. Du hast die Unbarmherzigkeit, Grausamkeit und Gnadenlosigkeit der Natur gut dargestellt. Vielleicht urteile ich auch etwas Subjektiv, da Fabeln ein Fevel von mir sind, aber mir hat es sehr gut gefallen.

 

Hallo ad-noctum,
gerne gelesen. Sprachlich hat mich die Fabel nicht wirklich überzeugt - dazu später - jedoch hat sie mir inhaltlich ganz gut gefallen.

Dein Text steckt voller Adjektiven und Adverbien - viele davon kannst du auslassen oder auf andere Weise beschreiben. Zum Beispiel könntest du

Die Mäuse hatten sich jedoch wie gewohnt vor der Kiste versammelt

dadurch ersetzen, dass du den Satz umschreibst (bsp. Die Mäuse hatten sich jedoch vor der Kiste versammelt, so wie sie es jeden Abend bei der Rückkehr... taten).

Viele deiner Satzkonstruktionen werden durch "und" verbunden, was besonders bei einem kurzen Text wie deinem ermüdend wirkt.

..sprach die Katze und verschlang die quiekende Maus in einem Bissen.

Ich würde das "in einem Bissen" ganz weglassen und das "quiekende" ebenso (wieder einer der Adjektive, die ins Auge fallen).

Mein letzter Punkt: Die Mäuse scheinen mir ein wenig zu naiv, vielleicht lässt du sie ihre Scheu nicht einfach "nach einer Weile" verlieren, sondern motivierst es stärker.

Ich mag die Katze :)

Mit liebem Gruss,
Marana

 
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Aloha!

Ich mag Fabeln ... Die Fabel ist einer der Klassiker und folgt traditionsgemäß einem klassischen Bild und einer mehr oder weniger einheitlichen Struktur. Der folgst Du nur bedingt, dafür ist die Sprache gut gewählt und Handlung wie Moral schlüssig, wenn auch nicht neu.

Die Überschrift zieht das Ganze m.E. herunter und Du setzt Dich selbst unter Druck, um einerseits den Begriff der Fabel mit Leben zu füllen und natürlich der Intention vom Tilen gerecht zu werden. Zwar ist das Voranstellen der Moral durchaus nicht ungewohnt, jedoch geschieht das eigentlich im Text der Erzählung selbst und nicht gleich in der Überschrift. Klar ist, dass Deine Erzählung mindestens eine Moral liefert, die hat aber nur bedingt etwas mit dem eigentlichen Begriff des Teilens zu tun, sondern mit der Intention, wie dies einerseits von den Mäusen aufgenommen wird und was sich auf der anderen Seite die Katze dabei gedacht hat. Auch aus diesem Grunde empfinde ich die Überschrift als unpassend.

Bei den Mäusen fiel mir auf, dass sie mehr oder weniger nur erfreut und ergeben handeln, sich aber an keiner Stelle auch Faulheit breit macht, da man sich ja selbst nicht mehr auf die Suche nach Nahrung machen muss. Grundsätzlich erschließt sich das dem mitdenken Leser natürlich auch selbst, in eine Fabel gehört das aber vielleicht auch noch mit hinein. Vielleicht verwendest Du auch noch einen Gedanken darauf, der sich mit knappen Worten einfügen lassen würde.

Die Erzählung selbst ist flüssig heruntererzählt und verliert an keiner Stelle an der notwendigen Fahrt, ich habe sie gerne gelesen. Was mir auffiel, habe ich hier notiert:

... , ihre kleinen Gesellen zu fressen.
-> „ihre“ finde ich unpassend, „die“ halte ich für angemessen

Im Gegenteil: Wann immer die Katze eine Speise verzehrte - meist eine Delikatesse, ...
-> Statt „eine Speise“ schlage ich „ihre Beute“ vor, da eine Erklärung (Eine den Menschen abgejagte Delikatesse.) ja sofort nachgeliefert wird.

So verloren sie langsam ihre Scheu vor dem Tier, ...
-> An Stelle von „dem Tier“ schlage ich vor, hier auf „ihrem großen Mitbewohner“ etc. auszuweichen, da wir es einerseits zwar mit Tieren zu tun haben, die aber sowieso nur sinnbildlich für menschliches Verhalten stehen.

Eines abends kehrte die Katze ohne Beute zurück, denn ihre Jagd bei den Menschen war erfolglos geblieben.
-> Abends

Die Mäuse hatten sich jedoch wie gewohnt vor der Kiste versammelt, ...
-> sich wie („jedoch“ streichen, allenfalls passt dennoch, da es sich darauf beziehen würde, dass sie da hockten, obwohl sie wussten,d ass die Katze nichts ergattert hatte.)

... , wenn dir unser Wohlergehen doch egal ist?", wollte diese wissen.
-> Wiederholung: diese (2 Sätze zuvor). Grundsätzlich mit dem Abstand in Ordnung, bei der Kürze des Textes fällt es jedoch auf.
[/QUOTE]

shade & sweet water
>x<


Aloha, Cypertec!

Willkommen auf kg.de und hier im fantastischen Forum. Natürlich hat die Antwort auf eine Rückmeldung Deinerseits zu einer Erzählung grundsätzlich nichts hier verloren, aber Deine Aussagen berühren auch grundsätzliche Dinge sowie auch inhaltliche Aussagen, die ich so nicht teile und auch nicht unkommentiert stehen lassen möchte.

… da ich selbst noch keine Geschichte veröffentlicht habe, sollte ich es eigentlich nicht wagen Kritik zu üben, dennoch möchte ich ein paar Worte zu deinem Schreiben sagen.
Das ist Unsinn. Die Veröffentlichung einer Geschichte oder eine Menge Beiträge im Forum sind kein Kriterium für eine fachliche und gute Kritik. Es gibt ganz hervorragende Kritiker, aus deren Feedback man eine Menge schöpfen kann, die aber selbst kaum oder keine Geschichten veröffentlichen.

Im Keller eines alten Hauses lebten einst eine Katze und eine Schar Mäuse zusammen."
"Zusammen" kannst du ruhig weglassen, es verlängert nur den Satz und stört.
Au contraire! Katze und Mäuse können nur im Keller leben und sich spinnefeind sein. Das „zusammen“ drückt hier bereits aus, dass sie zu dieser Zeit dort gemeinsam lebten. Ich halte es für wichtig.

Schon meine Deutschlehrerin hat immer zu mir gesagt, dass "sodass" ein böses Wort ist. Du lieferst hier das beste Beispiel, weil du das "So" bereits am Satzanfang des Hauptsatzes verwendet hast und im Gliedsatz eigentlich nur noch ein "dass" einsetzen musst um eine Verknüpfung herzustellen.
Die Wiederholung von „so“ zu kritisieren und möglicherweise auch den gesamten Aufbau des Satzes ist in Ordnung. Es gibt aber keine „bösen“ Wörter und „sodass“ oder „so dass“ gehört zum völlig normalen Sprachgebrauch. Wenn das eine Befindlichkeit bei einer Pädagogin auslöst, die sie ihren Schülern als „böses“ Wort vermittelt, dann sollte sie ganz schnell für sich überprüfen, ob sie den richtigen Beruf ausübt.

"... in der die Katze zu schlafen pflegte, und ..."
Es gibt ein paar Ausnahmen, wo man einen Beistrich vor dem "und" setzen kann, aber ich glaube den könntest du hier durchaus weglassen.
Die Kommaregeln sind inzwischen so klar, wie sie klarer kaum sein können – auch wenn dass jetzt vermutlich wieder Diskussionen auslösen wird. Deine Anmerkung ist jedoch falsch, da dieser Beistrich den eingebastelten Nebensatz („in der die Katze zu schlafen pflegte“) völlig korrekt abschließt. Ohne den Nebensatz müsste das Komma nicht stehen, da der Rest des Satzes, auch wenn er mit „und“ fortgeführt wird inhaltlich so dicht am vorangehenden Satz steht, dass eine Trennung nicht erforderlich ist.

"... und verschlang die quiekende Maus in einem Bissen."
Hier solltest du "mit einem Bissen" verwenden.
Und auch hier bin ich ganz und gar nicht Deiner Meinung. Der „Bissen“ ist hier als Größe der Nahrung zu verstehen und ausgedrückt soll werden, dass dieser „Bissen“ – hier in Gestalt der ganzen Maus – insgesamt verschlungen wird. Mit einem „Biss“ müsste es heißen, wenn die Katze beispielsweise mit nur einem Biss tötet.

Genug von der Grammatik.
Genau.

Ich spiel mich eh schon viel zuviel auf.
Das hast Du geschrieben ... Ich seh’ das anders. Ich halte es für richtig und wichtig, dass möglichst viele die Erzählungen kommentieren. Nur auf diese Art und Weise kommen viele verschiedene Meinungen zusammen, aus denen sich die Autorinnen und Autoren für sich etwas schöpfen können.

Vielleicht urteile ich auch etwas Subjektiv, da Fabeln ein Fevel von mir sind, ...
-> subjektiv
-> Faible

Hoppla ... Tschulligung!

shade & sweet water
>x<

 

Hi Xadhoom,

danke für die Kritik von meiner Kritik. Bei soviel fachlicher Kompetenz, hätte ich wirklich Lust mal meinen "Bericht an die Nachwelt" hier zu veröffentlichen. Eine Geschichte, an der ich schon sehr lange schreibe. Sie setzt sich teilweise aus dem Film "Transformers" und dem Spiel "Zone of the Enders" zusammen. Die Handlung entspringt aber komplett meiner Fantasie und enthält auch einige persönliche Emotionen von mir.
Inzwischen sind es schon 50 Seiten. Ich lese sie immer wieder gerne, aber glaube, dass es für jemanden anderen nicht gerade leicht oder interessant zu lesen ist.
Nebenbei ist sie noch gar nicht fertig, da ich eine etwas eigenartige Schreibmethode habe. Ich habe den Anfang und das Ende und muss nur noch beides miteinander verknüpfen.
Wahrscheinlich strotzt die Geschichte nur so von Fehlern, weshalb ich sie gerne von jemanden lesen lassen würde, der mich auf diese hinweist.

lg Cyp

 

Hi ad-noctum,

"mit einem Bissen" - "in einem Bissen" - mir ist das relativ egal.
Auch sonst hat man die Gramatik und Sprache oben schon hops genommen - da will ich mich nicht einmischen, vor allem da ich selbst nicht sehr darauf achte.
Mir hat deine Fabel sehr gut gefallen, sprachlich wie inhaltlich. Sie stellt eine geschlossene Geschichte dar mit Moral und allem drum und dan, wie man es halt von Fabeln gewohnt ist. Oben wurde es bereits gesagt - ich kann mich da nur anschließen - sehr neu ist die Idee nicht, aber die Ausführung kann sich sehen lassen.
Es liest alles sehr flüssig und man kann der Story gut folgen.
Thema Titel, ich muss xadhoom insofern Recht geben, dass du dir damit nur selbst Druck machst (kurze Zwischenfrage: hast du erst den Titel und dann den Text geschrieben oder umgedreht?) und zudem weckt er nicht wirklich Spannung bei dem Leser.
Ich hab die ganze Sache also recht gern gelesen.

Tar Calion

PS.:

Die Mäuse hatten sich jedoch wie gewohnt vor der Kiste versammelt, in der die Katze zu schlafen pflegte, und warteten auf ihren Teil der Mahlzeit.
Meiner Meinung nach steht das Komma dort genau richtig, es schließt den eingeschobenen Relativsatz ab und ist demnach wohl etwas anders zu betrachten als die schlichte Verbindung zweier Satzteile.
Soviel zur Klarheit der Kommaregeln...
Tar Calion

 

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