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Ein Wissenszug

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22.05.2004
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Ein Wissenszug

"... deswegen beruht der Wunsch nach Individualität, danach anders zu sein und sich von der Masse abzuheben, meist nur auf dem Wunsch Aufmerksamkeit zu erhalten, verursacht durch ein Defizit an Zuwendung, sei es körperlich oder geistig. Die individuelle Person erhofft sich durch das äußerliche oder auch charakterliche Außenseiter-Verhalten passiv eine erhöhte Beachtung zu bekommen. Dieses führt leider allzu oft zum kompletten Ausschluss aus der Gesellschaft. Hinweis: Schütze dich vor Außenseitern und davor, selbst einer zu werden. Nur in sozialem Kontakt lassen sich neue Erkenntnisse erschließen. Gib dich nicht der Illusion hin, Außenseiter wären in der Gesellschaft angesehen.
Edukation 5 Kapitel 2.3 Sozialstruktur Absatz 213: Ende"
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Das Kribbeln wandert langsam vom Kopf in meine Herzgegend und verschwindet dann plötzlich. Die Ekstase ist vorüber, meine Muskeln entspannen sich und ich rutsche fast von meinem Platz. Das festgefrorene Lächeln, die pulsierende Ader an meinem Hals, die leicht zitternden Hände, alles Nebenwirkungen der neuen Pille.
In der Werbung stand: "Sind sie es Leid, sich tagtäglich dem Stress der visuellen Autodidaktik auszusetzen und dafür extra in ein vorgegebenes AD-Gebäude zu reisen? Mit der neuen ProEd-Pill können sie sich überall und jederzeit fortbilden. Sparen sie Zeit und entdecken sie die Möglichkeiten der modernen Weiterentwicklung! Mit ProEd-Pill! Bestellen sie jetzt bei ihrem Ultramarkt die ersten fünf Edukationen der Grundausbildung zum menschlichen Wesen."
Ich habe nun schon fast die gesamte Palette der Pillen geschluckt. Auf der Verpackung steht, dass man bis zu zwanzig Tabletten an einem Tag zu sich nehmen darf, danach besteht Lebensgefahr. Dies war nun meine zweiunddreißigste. Ich weiß, dass ich aufhören müsste, doch die in den Pillen enthaltenen Glückshormone machen mich süchtig. Nach jeder eingeworfenen Tablette geht es mir besser und besser und besser. Es ist unglaublich, dieser Schwindel, der mein Hirn umschleiert. Das Wissen, welches mit rasender Geschwindigkeit in die gesamten Windungen meines Denkorgans vordringt, ist so komprimiert, dass es schon fast schmerzt. Es ist eine Lust, schon fast wie ein visueller Orgasmus, an der Grenze der Wahrnehmung.
Mein Sitznachbar schaut irritiert zu mir herüber. Ich scheine wohl meinen inneren Zustand auch äußerlich wiederzuspiegeln. "Suchen sie besser einen Entgifter auf. Sie sehen krank aus. Überdosen sind seit der Einführung der ProEd-Pill keine Seltenheit mehr. Suchen sie besser einen Entgifter auf." Eine Maschine! Der Zug scheint voll von ihnen zu sein. Sie verhindern, dass man sich einsam vorkommt. Mit immernoch zitternden Händen winke ich ab. "Mir beht... mir geht et g-gut" Ich kann meinen Arm kaum oben halten. Ich muss lachen. Maschinen! Maschinen gegen die Einsamkeit!! Mein ganzer Brustkorb bebt und zittert, ich kann meinen schweren Körper nicht mehr kontrollieren. "... führt leider allzu oft zum kompletten Ausschluss aus der Gesellschaft." Mein Mund ist ganz nass, mein Speichel läuft wahllos hinunter. "Suchen sie besser einen Entgifter auf." Mein gurgelndes Lachen erstickt unter Erbrochenem. In süßlich-schaurigem Wahn rutsche ich zu Boden. Doch mein Frohsinn wandelt sich schlagartig in Panik um. Mir meiner misslichen Lage bewusst werdend schlage ich wild um mich. Die Maschinen sitzen ruhig auf ihren Plätzen, schauen geradeaus. Meine Gliedmaßen werden immer schwerer, letztendlich kann ich sie gar nicht mehr bewegen. So liege ich da, der weiß-gelbe Schaum bildet bereits eine kleine Pfütze auf dem Boden. Ich spüre nichts mehr, nur in meinem Kopf dreht sich alles. Ich muss an die Pillen denken. Wie gerne ich doch noch einmal dieses Gefühl der Macht und des Ansehens verspüren würde. Diese Pille... jetzt weiß ich endlich, was es heißt, in das System integriert zu sein.
"Achtung! Achtung! Kurzschluss einer Maschine Edukationsstufe 5 in Sektor drei, Wagon 34! Putzmaschinen aktivieren. Sie werden nun in den Stand-By-Modus versetzt. Vielen Dank für ihr Verständnis. Das System wünscht allen Passagieren noch eine angenehme Fahrt. Ende der Durchsage."

 
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Vor- und Nachbemerkung entfernt. Sowas gehört nicht in die Geschichte.

Zum Text:
Nicht schlecht, was die Sprache und die Idee angeht. Leider bleibt es bei der Idee. Du beschreibst nicht mehr als die Wirkung der Edu-Pille bzw. der Überdosis, die genausogut irgendeine andere Droge sein könnte (kotzt sich ein Alkoholiker nicht auch gelegentlich selbst voll?). Der Protagonist bleibt diffus, Handlung findet im Grunde nicht statt. Das vorangestellte Zitat ist etwas klobig und seine Notwendigkeit erschließt sich mir nicht (außer, um die ansonsten lineare Erzählstruktur aufzulockern).
Die Idee an sich gibt noch keine gute Geschichte her. Da müsste man eine dramatische Handlung drumherum bauen, um etwas draus zu machen.

Fazit: sprachlich okay, inhaltlich nicht mehr als eine Idee, Umsetzung bleibt im Ansatz stecken.

Uwe
:cool:

 
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Tachi Kinta

Ich interpretiere und spekuliere mal so einfach drauf los.

1.) Die Gesellschaft (aber zumindest die Insassen des Zuges) bestehen nur noch aus Robotern - einschließlich des Prots. ->

...Eine Maschine! Der Zug scheint voll von ihnen zu sein....
Kurzschluss einer Maschine Edukationsstufe 5 ...

2.) Dieser sucht Mittels der Erlebnisse der Pille die Individualität,...
Wie gerne ich doch noch einmal dieses Gefühl der Macht und des Ansehens verspüren würde.

3.) ...die ja nicht gern gesehen ist (laut Zitat)

4.) Daraufhin wird er abgeschaltet.

...Sie werden nun in den Stand-By-Modus versetzt. ...

zu 1.) Es könnte sich bei den Maschinen auch nur um eine Metapher handeln für die graue angepasste und nicht sonderlich individuelle Masse, dann versteh ich aber 4.) nicht

Wenn ichs mir so recht überlege, lieg ich wahrscheinlich komplett daneben :)


Ich hab noch nicht ganz entschieden, ob deine Geschichte mir gefällt oder nicht ;) Zumindest der Stil ist einwandfrei

lg Hagen

 

@ Hagen

Nun ja, alles hast du anscheinend nicht richtig verstanden (die Schuld muss ich wohl auf meine Kappe nehmen).

zu 2)
Er sucht nicht nach Individualität, sondern nach Wissen! Ganz am Anfang, in dem Absatz über Außenseiter-Verhalten, wird nur dargestellt, was der Protagonist von seiner Pille vermittelt kriegt. Ihm wird die Sozialstruktur eingetrichtert. Und in der Werbung für die ProEd-Pill wird deutlich, dass man erst nach einer "Ausbildung" durch diese Pillen zum menschlichen Wesen wird. Als letzten Punkt könnt ich noch anmerken, dass das Verlangen nach Macht und Ansehen in dieser Gesellschaft nur durch absolute Nicht-Individualität erreicht werden kann, da dass den Bestimmungen der Sozialstruktur entspricht!

zu 4)
Der Protagonist ist innerlich zerstört, kann somit nicht mehr in den Stand-By Modus versetzt werden. Es sind die anderen Fahrgäste, die abgeschaltet werden, damit es keine Komplikationen bei der Säuberung des Wagons gibt. Es zeigt auch, dass die Maschienen zu 100% vom "System" kontrolliert werden, keinen eigenen Willen haben, außer dem Verlangen sich zu bilden und somit in der biologischen Rangordnung aufzusteigen.

Aber danke, dass ihr euch die Zeit nehmt, einen genaueren Blick auf meine Geschichte zu werfen, ich weiß das durchaus zu schätzen, auch wenn ich noch lernen muss, mit Kritik ordentlich umzugehen!

Kinta

 

Hallo Kinta,
taj ganz zurecht komme ich mit deiner Geschichte nicht. Da ist einmal der sehr wissenschaftliche Anfang, der mich etwas stuztzen ließ, und den ich persönlich für den Rest des Textes für recht unnütz halte.

Die sehr kurze Geschichte bildet viel Platz für Spekulationen; du bringst viele Ideen, die der Leser verschieden interpretieren kann, aber es gibt weder Handlung noch einen Prot noch tiefergehende Erklärungen zu deinen Ideen.
Das alles lässt mich ehrlich gesagt etwas unzufrieden zurück.

Irgendwie solltest du mehr auf diese Roboterkultur (?) eingehen und weniger auf die Droge und ihre Wirkung. Zudem sehe ich deinen Zusammenhang zwischen der Droge und der Erweiterung des Wissens nicht ganz.
Denn das bewirkt dir Droge doch gar nichtr, oder?

glg Hunter

 

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