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Ein unhappy Happy End
Ich gehe die Treppe hoch. Das Atmen und auch meine Beine werden schwerer. Ich überlege eine Pause einzulegen, doch ich versuche nicht anzuhalten, da das nie zum Ziel führt. Endlich habe ich mein Ziel vor Augen. Die schwüle Juni-Luft, die mir entgegenkommt, hilft meiner Entscheidung und meine Gedanken werden wieder klarer. Ich weiß, was ich machen will und warum. Ich werfe noch einen Blick auf mein Handy und sehe nur einen schwarzen Bildschirm. Selbst die neongrüne Handyhülle, die mein Handy umklammert, sieht in diesem Moment farblos aus. Aus der Ferne höre ich Schreien, welches glücklich war und für einen Moment stelle ich mir vor, wie es wäre, diese Freude mit anderen teilen zu können. Selbst das Fühlen der Freude würde mir ausreichen. Einmal in meinem Leben, nachdem sie mir weggenommen wurde. Einen Moment zu denken, dass das Leben besser wird und einen Moment das Gefühl zu haben, dass es das ist. Ein Happy End im Kino zu sehen und es nach dem Kino weiterzuleben. Ein Leben ohne Bösewichte und ohne schwarz-weiß Aufnahmen. Nicht jeder hat die Farben, die diesen Aufnahmen fehlen und ich bin einer davon.
Die Straße kommt immer näher, die Autos werden größer und ich sehe, wie mich die Menschen zum ersten Mal beachten. Die Freiheit kommt näher, rückt gleichzeitig weiter weg. Die Freude wird Geschichte bleiben, die Trauer dabei auch. Zum ersten Mal seit langem lächle ich und genieße das Gefühl. Zu ersten Mal sehe ich das Ende und zum ersten Mal gefällt mir dieses, denn nicht jedes Ende ist ein buntes Happy End. Doch jeder kennt das bunte Happy End. Manche leben es. Andere schließen damit ab und akzeptieren ihr schwarz-weißes Ende, so wie ich.