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Ein Schutzengel?

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24.06.2003
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Ein Schutzengel?

Gestern bin ich, glaube ich, meinem Schutzengel begegnet.

Ich fuhr mit meiner Vespa aus der Stadt nach Hause in unser zehn Kilometer entferntes Dorf. Leider bin ich nicht gerade eine sehr versierte Fahrerin, da ich mir meine Vespa erst vor zwei Jahren, im zarten Alter von 31 Jahren, gekauft habe. Da ich auch relativ wenig fahre (in diesen zwei Jahren gerade einmal 700 Kilometer!), bin ich dementsprechend ungeübt. Ich neige dazu, vor jeder Kurve fast bis zum Stillstand zu bremsen und würde mein Vespa-Schnuckelchen am Liebsten um die Kurve heben. Außerdem habe ich furchtbare Angst vor jeder Spurrille oder Schlagloch, was dazu führt, dass ich mit maximal 50 km/h dahinzuckele. Ich weiß, eigentlich sollte ich das Roller-Fahren aufgeben und meinen dicken Hintern wieder in mein Auto mit seinen sicheren vier Rädern wuchten, aber... naja, Altersstarrsinn wahrscheinlich.

Jedenfalls zuckelte ich in der Stadt so dahin, immer schön in der Mitte der Fahrbahn natürlich. Ich will ja nicht, dass mich so ein böser Autofahrer an den Rand presst. Das war auch kein Problem, da die Fahrbahn zweispurig ist und mich die Autos ganz brav in Scharen auf der linken Spur überholten. Bis auf einen. Der meinte, er zeigt es diesem Verkehrshindernis und schnitt mich beim Überholen. Ich riss beim Bremsen fast die Bremshebel heraus, schaffte es aber, den Roller und mich am Rollen zu halten. So ein kleiner Adrenalinschub soll ja in meinem Alter ganz gut für die Arterien sein! Zwei Blicke in beide Rückspiegel erleichterten mich ungemein: Anscheinend hatten mich nun alle bösen Autos überholt und hinter mir waren die beiden Fahrspuren frei. Vergnügt zuckelte ich weiter und beschleunigte sogar auf nervenzerfetzende 55 km/h. Etwa 200 Meter weiter bremste ich dann sanft an einer roten Ampel ab. Hinter mir bremste ebenfalls sanft ein silberner Ford KA. Wo kam der denn her? Ich war an keiner Nebenstraße vorbeigefahren. Im linken Rückspiegel betrachtete ich den Fahrer. Eine „sie“, ca. 25 Jahre alt mit halblangem blonden Haar. Bestimmt würde sie mich nach der Ampel auf der linken Spur überholen. Die Ampel schaltete auf grün und ich gab Gas, bis ich meine vertrauten 50 km/h erreicht hatte. Hhhhmmm, warum überholte sie denn nicht? Naja, ihre Sache. Vielleicht war sie Fahranfängerin und ganz froh, dass ihr jemand den Vorwand lieferte, dahinzuschleichen.

An der nächsten Ampel war sie immer noch hinter mir, an der übernächsten ebenfalls. Das Mädel war mir irgendwie sympathisch. Sie hielt beständig eine halbe Autolänge Abstand, so dass sich niemand zwischen uns drängeln konnte. Auch an den Ampeln blieb sie so weit hinter mir stehen, dass ich nicht, wie sonst, fürchten musste, gleich mein Hinterrad auf einer Motorhaube wiederzufinden.

So ging das bis hinaus aus der Stadt: Ich mit meinen 50 km/h und hinter mir der kleine silberne Ford KA als Begleitfahrzeug.

Wie immer, wenn ich Roller fahre, ließ ich meine Gedanken schweifen. Vielleicht war sie mein Schutzengel und fuhr hinter mir her, um mich vor den großen, bösen Autos zu beschützen? Ich grinste in mich hinein und war froh, dass niemand meine hirnrissigen Gedanken lesen konnte. Ich fuhr durch den letzten Vorort und auf die Landstraße, als ich bemerkte, dass mein ganz persönlicher Ford KA hinter mir verschwunden war. „Schade eigentlich!“, dachte ich mir, „Nun muss ich wohl wieder selbst auf meinen Weg achten!“ Wieder grinste ich in mich hinein. Neben mir zogen die neuerbauten Firmengebäude der Spielwarenfabrik vorbei. Heute hatten die Arbeiter anscheinend den Parkplatz und die Zufahrtstraße geteert. Die Zufahrt fand ich nicht sehr glücklich, da die Einsicht zur Landstraße von Bäumen verdeckt wurde. Was war denn das auf dem Parkplatz der Fabrik? Das war doch ein silberner Ford KA? Wie war der denn dahin gekommen? Die Zufahrt lag kurz vor mir und überholt hatte mich die junge Frau doch nicht. Ich bremste ab, um mir das Auto genauer anzuschauen. In diesem Moment schoss vor mir ein schwarzer BMW mit quietschenden Reifen aus der Firmenstrasse auf die Landstrasse. Erschrocken riss ich an den Bremshebeln und brachte meine Vespa zum Stehen. Mir zitterten sowohl Knie als auch Arme. Hätte ich nicht schon vorher gebremst, hätte mich dieser Verrückte über den Haufen gefahren! Nachdenklich schaute ich auf den Parkplatz und riss auf einmal die Augen auf: Der Parkplatz war leer!

Seitdem frage ich mich, ob Schutzengel wohl Ford KA fahren.

 

Hallo!
Herrliche Geschichte in wundervollem Anekdotenstil!
Oder falls es eine tatsächliche Anekdote ist: spitze vorgetragen. Schön verfeinert mit ein paar Schmunzlern und leiser Selbstkritik der Erzählerin, so mag ich das. Für mich das schöne an derartigen Geschichten ist nicht das Warten auf eine Pointe, sondern die Art, wie man auf dieselbe hingeführt wird, in diesem Falle in zuckersüßem Erzählstil :).
Weils mir aber grade so auffällt: der Parkplatz mit dem Ford... sollte es nicht heißen "Wie war ER da hingekommen"?
Immerhin bezieht sich das ganze doch auf den Ford, nicht auf die vermeintliche Insassin. Allerdings könnt ich mich auch irren, wer weiß ;).
Grüße, Richard

 

Hatte was... vielleicht fahren Schutzengel wirklich Ford KA.
Wünsche dir/der Prot. mehr davon.
Lord

 

Hallo Petra,
eine nette Geschichte ist Dir hier gelungen. Mir gefällt Dein lockerer Schreibstil und einige Kommentare der Erzählerin liessen mich beim Lesen immer wieder schmunzeln.
Der letzte Satz ist echt gut.
Also, weiter so, bin schon gespannt noch mehr aus Deiner Feder zu lesen.

LG
Blanca

 

Hallo Richard, Lord und Blanca!

vielen Dank für Euer Lob! Es freut mich riesig, daß Euch meine Geschichte gefallen hat! :D

Richard, Du hast natürlich recht. Es muß "er" heißen, nicht "sie". Habe es schon geändert. Vielen Dank!

VG

Petra

 

Hallo Petra!
Eine interessante Geschichte mit wirklich lustigen Stellen ist dir hier gelungen.
Eine wirklich nette Geschichte für zwischendurch, nicht mehr, nicht weniger.

Ein angenehm zu lesender Stil. Musste immer wieder schmunzeln. Fehler sind mir auch keine aufgefallen.

Vergnügt zuckelte ich weiter und beschleunigte sogar auf nervenzerfetzende 55 km/h.
:lol:

Seitdem frage ich mich, ob Schutzengel wohl Ford KA fahren.
hehe

bye und tschö

 

Lass mich raten. - Du schreibst aus dem Bauch?

Da man das liest, lauten meine Tipps:

1. Bevor du mit dem Schreiben anfängst, überlege und skizziere dir den roten Faden und den Handlungsbogen. (Daumenregel: Je kürzer der Text, desto geradliniger der Inhalt.)

2. Überarbeite deinen Text nach dem Schreiben. Dazu gehört auch, alles zu löschen, was nichts mit der eigentlichen Geschichte zu tun hat. Auch wenn es schwer fällt! (Gewöhn dich dran!)

3. Gerade selbst Erlebtes muss man besonders sorgfältig daraufhin prüfen, ob es sich für andere zum Lesen eignet. (Das Leben schreibt keine Geschichten. Es liefert nur die Vorlagen.)


Klaus

 

Hallo Moonshadow,

danke für Dein Lob! Es freut mich tierisch, daß Du immer mal wieder schmunzeln mußtest, dann hat die Geschichte ihren Zweck erfüllt.

Eine wirklich nette Geschichte für zwischendurch, nicht mehr, nicht weniger.

Genau das soll meine Geschichte sein. Nicht mehr, nicht weniger. :D


Hallo Klaus,

vielen Dank für Deine Tips. Ich schließe daraus, daß Dir meine kleine Geschichte nicht gefallen hat. Du hast richtig geraten, ich schreibe aus dem Bauch. Ich will weder den Pulitzer-Preis gewinnen, noch ein zweiter Hermann Hesse werden (schon alleine wegen der Geschlechtsumwandlung nicht! ;) )

Ich habe auch ein paar Tips für Dich:

1. Nimm das Leben und das Schreiben nicht so furchtbar ernst. Hab auch mal einfach nur Spaß, ohne nach dem tieferen Sinn einer Sache zu suchen!

2. Bevor Du Deine Kritik anbringst, schreibe erst etwas Nettes über die gelesene Geschichte. Es macht Dich sympathischer, Du vergibst Dir nichts dabei und der Autor wird nicht sofort von Deiner Kritik "erschlagen".

3. Vermeide den Imperativ!

Gewöhn dich dran!
Hier ist kein Kasernenhof und man kann das Ganze auch nett "verpacken".

4. Vermeide Aussagen, die beleidigend wirken können. Denke immer daran, der andere hört Deinen Tonfall nicht. So kann ein einfacher Satz in verschiedener Weise gelesen werden.

5. Benutze Satzanfänge wie "Ich finde...", "Ich bin der Meinung...". Deine Kritik spiegelt Deine Meinung wieder und ist nicht allgemeingültig.

6. Lege Deine eigene hohe Meßlatte nicht auch bei allen anderen an. Leben und leben lassen, lieber Klaus!

Nix für ungut! :anstoss:

VG

Petra

 

Hallo Petra,

ich nehme an, du hast die Hilfe gelesen? Wie es jedes neues Mitgled von KG.de macht?

Dort steht

Wir verstehen uns als Forum für Menschen, die gerne schreiben und dabei von Anderen lernen wollen.

Falls du nur irgendetwas irgendwie für irgendjemand schreiben willst, bist du auf KG.de vermutlich falsch.

Klaus

 

Hallo Klaus,

natürlich, als brave Bürgerin habe ich die Hilfe gelesen! :deal:

Ich habe aber auch das "Feedback - Vom Geben und Nehmen" gelesen. Du auch? :rolleyes:

Hast Du meine Tips gelesen? Ich schreibe darin nicht, daß ich keine Kritik annehmen will. Es ist nur die
Art Deiner Kritik, die sauer aufstößt. :whip:

VG

Petra

 

Hi, Petra.

Mir gefällt deine Geschichte! Sie liest sich nicht wie ein erster Erguß. Mach weiter so, freu mich auf mehr.

Liebe Grüße

 

Vielen Dank, Anja, fühl dich geküsst! Was trinkst Du? ;)

VG

Petra

 
Zuletzt bearbeitet:

Kölsch :anstoss: :bier:

Im übrigen war meine schlimmste kg eine absolut verregelte, ich wollte mich ausprobieren, bevor ich mich endgültig entschloß, ich bin
:dagegen:
Aber nur, wer die Regeln kennt, kann sie brechen ;)
(ich versteh die Diskussion um Regeln bei deiner kg sowieso nicht!)

Liebe Grüße

 

Hhhmmm, es geht wohl weniger um Regeln, als darum, daß ich es nicht mag, schroff und arrogant kritisiert zu werden und mich dagegen wehre. Ich bin halt der Meinung, es kommt auf das "wie" an. Wenn man eine Kritik nett formuliert, denkt das Gegenüber doch eher darüber nach, als wenn man aburteilt.

Oder habe ich Dich jetzt falsch verstanden und Du meintest etwas Anderes mit den Regeln? :confused:

VG

Petra

 

Ja, du hast mich falsch verstanden, ein bißchen. Ich meinte eher, man sollte das mit den Regeln nicht ZU ernst nehmen und auch un-reglisch geschriebene Werke akzeptieren, was bei dir ja nicht der Fall ist, aber von Sternenkratzer so dargestellt wurde.

Liebe Grüße

 

Moin Petra.

Eine sehr nette kleine Geschichte.
An manchen Stellen kamen mir ein paar Zeilen etwas überflüssig vor, aber das ist kein Problem, so sind Gedanken eben. Solche Zeilen machen die Geschichte ja gerade 'menschlich'.
Sonst wurde schon alles gesagt (lockerer Schreibstil, süße Stellen, ... :) )

Danke.
Placebo

 

Hallo Anja,

ach sooooooo! Jetzt hab ich´s begriffen! :idee:

Hallo Placebo,

vielen Dank!

VG

Petra

 

Hallo Petra!
Eine nette Geschichte, die zum Schmunzeln einlädt. Hat mir wirklich gut gefallen!!

LG Joker

 

Hallo Joker,

vielen Dank! Ich freue mich immer tierisch über Lob! Also, mehr davon! ;)
Nein, quatsch, Spaß beiseite, ich hoffe, ich habe mit meinen beiden Beiträgen weiter oben keine potenziellen Kritiker vergrätzt. Für -höflich formulierte- Kritik bin ich durchaus offen!

VG

Petra

 

Hallo Petra,

nette kleine Anekdote, die mich schmunzeln ließ.
Allerdings gilt es, entgegen deiner Vermutung, heutzutage als sicher, dass Schutzengel nicht Ford fahren. Diese Marke ist dort oben verpönt, seit Adam und Eva darin gesündigt haben.

Nimm den Stil von Sternenkratzer nicht so ernst, er kennt sich nur in literarischen Regeln aus, nicht in sozialen.

Gruß vom querkopp

 

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