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Ein Schnitt

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21.04.2014
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Ein Schnitt

I​

Marah fühlte nichts, als sie sich schnitt.
Sie bemerkte die Blutlache vor sich. Die abgeschnittenen Zwiebelstückchen, deren Saft in Schlieren das Rot verwässerte.
»Um Gottes willen!«
Marah zuckte zusammen, erkannte, wie Sven auf sie zustürmte, und blinzelte die Tränen weg.
»Was ist passiert?«, fragte er. »Kevin! Hol mal das Desinfektionsmittel aus dem Bad. Mama hat sich geschnitten!«
»Ich weiß nicht«, sagte sie und ließ das Messer fallen.
Sven packte ihre Hand wie ein Schraubstock und inspizierte die Wunde. »Bring Kompressen mit«, rief er, »und Pflaster. Das braune, unten in der Schublade.« Er drückte leicht auf die Wundränder, und meinte, das müsste vielleicht genäht werden. Sven, der praktizierende Arzt, obwohl er bereits vor Jahren zur Forschung übergelaufen war.
»Nein, ach was.«
Kevin und sein Bruder rannten in die Küche. Er legte die Briefchen mit den Kompressen und das Desinfektionsfläschchen auf den Tisch.
Niklas umklammerte seinen Lieblingsaffen. »Mama ...« Er streckte ihr den Affen entgegen und schob die Unterlippe nach vorne.
»Alles gut«, sagte sie und zeigte ihm die blutverschmierte Hand. »Behalt ihn lieber, ich bin total versaut.«

Die Kinder machten sich bettfertig, Kevin motzte ausnahmsweise mal nicht, lieber verschlang er die neuen Mangas, die ihm sein Vater geschenkt hatte.
Das Handy gab einen Ton von sich und ein Punkt blinkte auf: Lust auf Kaffeetrinken?
Wie wärs mit ner Bar?, gab sie zur Antwort.
Marah lag auf dem Sofa und hörte ihren Mann im ersten Stock, wie er im Kinderzimmer aus 'der kleinen Hexe' vorlas. Für sie klang es so, als hielte er einen seiner Vorträge, doch Niklas kicherte. Sie mochte es, wenn er kicherte, und sie war froh darüber, dass Sven den Job übernahm.
Kerzenlicht ließ das Weinglas in ihrer Hand bernsteinfarben leuchten. Der verletzte Finger pulsierte und Menschen in Weiß kamen ihr in den Sinn. Sie musste an Niklas' Geburt denken, an all das Blut, die Aufregung, die Schwärze, und kurz nach dem Erwachen, ein Baby an ihrer Brust. Einfach so.
Wie wärs mit Freitag, im Charly, 20:00?
Marah lächelte und schickte den erhobenen Daumen zurück.

Gut gehalten, dachte Marah, als sie sich im Spiegel betrachtete und ihre Brüste zusammenpresste. Sie standen noch, trotz zweier Kinder – die Haut um Hüften und Po straff wie eh und je. Sie drehte sich von links nach rechts, strich dabei über ihren Körper, als cremte sie sich ein. Sven starrte auf den Kindle. Das Display spiegelte sich in den Brillengläsern. Dünn gewordene Haare fielen in seine Stirn.
»Morgen treffe ich mich mit Claudia, so gegen acht.« Marah huschte unter die Daunendecke, nur den Seidenschlüpfer am Leib.
»Denk dran, dass wir Samstag zu meinen Eltern fahren.«
»Ich hab’s nicht vergessen.«
»Ich mein ja nur.« Sven sah sie über die Brille hinweg an. »Wie geht’s ihr denn?«
»Ach, ganz gut, glaube ich.«
»Und deinem Finger?«
»Der pocht, keine große Sache.« Sie knipste die Nachttischlampe aus. Das Tablet tauchte den Raum in kaltes Licht. Marah drehte sich zur Seite, die Knie wie ein Embryo hochgezogen. Sie sollte mal wieder was tun, dachte sie. Fotografieren, vielleicht die Staffelei aufbauen, ein Keilrahmen musste noch im Keller stehen.
Sven schaltete das Gerät ab und schmiegte sich an ihren Rücken. Sie spürte die Wärme auf der Haut – tiefer drang sie nicht. Er streichelte ihre Schultern, dann presste er sein Becken an ihren Hintern. Sie verstand und zog den Schlüpfer aus.

Nachdem alle aus dem Haus waren, räumte sie den Frühstückstisch ab, holte die Zigarettenpackung aus dem Versteck im Vorratsschrank, trat auf die Terrasse und steckte sich eine an. Kraftlos bahnte sich Tageslicht einen Weg durch den Morgennebel. Der Teich glänzte lackschwarz an der Oberfläche, ringsum eine dünne Eisschicht wie eine silbrige Kruste. Eigenartig still war es. Marah zitterte vor Kälte, daran änderten auch der Strickpullover und die Glut der Zigarette nichts. Sie schnippte sie über die immergrüne Hecke und flüchtete zurück ins Warme.

***​

Claudia saß ganz hinten in der Bar, auf der mokkafarbenen Bank mit den hohen Lehnen, eine Karaffe Wein und ein halb gefülltes Glas standen auf dem Tisch. Am Tresen tummelten sich vor allem Männer, gut gekleidet – rahmengenähte Schuhe, das sah sie auf einen Blick. Claudia hob die Hand, ein nutzloser Wink, denn sie flanierte geradewegs auf sie zu.
»Hey.« Claudia schloss sie in die Arme. »Wie geht’s dir?« Ihre Wangen berührten sich. »Lass dich ansehen. Siehst gut aus!«
»Du auch«, erwiderte Marah. »Schöne Bluse.«
Claudia lächelte. »Ja, nicht? Mir gefällt sie.« Sie nahm wieder Platz und klopfte neben sich. »Setz dich zu mir, ja?«

Der Kellner servierte Piccolos. Ein Gruß von den Herren an der Bar, sagte er. Die zwei Herren erhoben die Gläser in ihre Richtung. Die Frauen lächelten, prosteten zurück, schüttelten jedoch den Kopf, als man ihnen mit Gesten zu verstehen gab, es sei noch Platz am Tresen.
»Obwohl, der mit dem Bart könnte mir schon gefallen. Der sieht so männlich aus, findest du nicht?«, sagte Claudia.
Marah bleckte die Zähne und gab einen Knurrlaut von sich. Sie lachten, die Männer trugen es wie Gentlemen.

***​

Die Migräne täuschte sie vor. Marah hatte einfach keine Lust auf Schwiegereltern, die Kinder aber schon, weshalb Sven mit ihnen hinfuhr.
Sie ging spazieren, den Schlossberg, Richtung St. Ottilien hoch. Der Blick von oben lohnte nicht, nur der Münsterturm durchstach den milchigen Schleier ringsum.
Als kein Mensch mehr ihren Weg kreuzte, atmete sie tief ein. Es roch nach nassem Laub, die kahlen Baumkronen versteckten sich im Nebel. Sie blieb stehen, hielt den Atem an, lauschte, vernahm aber nichts. Keinen Ruf der Vögel, kein Hundegebell, kein Knacken oder Rauschen. Es war ihr, als stünde sie in einer leeren Welt, und gehöre genau dorthin.

***

Marah setzte sich an die Bar und bestellte Cuba Libre, wie sie es früher gemacht hatte. Vor Sven, vor Kevin und Niklas. In Berlin war das, ein Ort, den sie mit Einsamkeit verband, obwohl sie nie alleine war, obwohl sie viele Männer umarmt hatte, obwohl sie von vielen Männern umarmt wurde. Eine wilde, exotische, schmerzvolle Zeit, in dieser lebendigen Stadt, die sie ein- und wieder ausgeatmet hatte.
»Sie sind heute ohne Begleitung hier?« Der So-männliche-Typ von gestern setzte sich zu ihr an den Tresen und strich sich über den Bart.
»Ja, ich bin ganz gerne mal alleine.«
»Verstehe«, sagte er und erhob sich mit einem Lächeln.
»Nein, nein, so war das nicht gemeint.« Marah zeigte mit offener Hand auf den Hocker neben sich. »Nehmen Sie ruhig Platz. Ach, und danke noch für den Sekt.«
»Keine Ursache.«
»Sie sind auch ohne Begleitung?«
»Ich habe gehofft, Sie hier zu treffen. Ich heiße Finn.« Er reichte ihr die Hand.
»Mich?« Sie lächelte. »Wenn Sie sich da nicht zu viel versprochen haben.« Sie nahm die Hand entgegen, der Griff war fest, die Haut trocken und warm.
»Freut mich ... ähm ...«
»Marah.«
»Marah«, sagte er, befreite seine krausen Haare, die er am Hinterkopf zusammengebunden hatte, schüttelte leicht den Kopf, strich sie wieder nach hinten und fixierte sie erneut mit dem Gummi.

Finn Krüger war Architekt und hier zu Besuch. Er lebte in Berlin, Marah musste lachen, als sie erfuhr, dass er nur drei Straßen entfernt von ihrer Wohnung in Charlottenburg gewohnt hatte.
Es gab einiges zu lachen, er war amüsant, er war charmant und er gefiel ihr ausgesprochen gut. Zwei Drinks später lud er sie mit auf sein Hotel ein, sie lehnte ab, er kramte eine Visitenkarte aus der Börse und streckte sie ihr – zwischen Zeige- und Mittelfinger geklemmt – entgegen. »Ich fahre übernächste Woche zurück.«
»Und ich bin verheiratet«, sagte sie.
Seine Finger zeigten unverändert in ihre Richtung. Marah nahm die Karte an sich und steckte sie sich ungelesen in die Gesäßtasche ihrer Jeans. Er grinste und sie merkte, dass ihr Hitze ins Gesicht stieg.

***​

Sie bestand auf ein Kondom, hatte sie immer, früher schon. Seine Zunge nahm sie pur. In ihren Mund, in ihren Nabel und weiter unten. Als er über ihr lag, sie die Hände in seinen Hintern grub, als sie spürte, wie die Muskeln auf und ab hüpften, kitzelte sie sein Bart an der Nase und sie roch ihre Weiblichkeit an ihm. Das Geräusch, wie Haut auf Haut klatschte, ließ sie die Zähne blecken, die Nägel in den Mann hineinbohren. »Mach schon!«, zischte sie, Speichelfetzen verfingen sich in seinem Haar, er stöhnte, die Körper heiß und nass und schmierig. Sie keuchten beide, bis er sich mit einem Mal aufbäumte und zuckend das ganze Gewicht auf sie presste.
Er wollte von ihr runterrollen, doch Marah hielt ihn in Position, tastete nach dem Schwanz, der in ihr steckte, und dem Gummiring, der noch an Ort und Stelle saß, bevor sie sich von Neuem spannte, um sich selbst zu erlösen.

Marah spielte mit glänzendem Brusthaar, den Kopf auf seine Schulter gelegt und dachte an ihre Zeit in Berlin zurück, an die Leere, die sich einstellen würde. Sie könnte sich nicht mehr mit ihm treffen, meinte sie. Aber das war gelogen. Er sagte kein Wort.

***​

Marah hatte Kevin ins Gebet genommen, auf seinen Bruder aufzupassen – sie sei ja bald wieder zuhause.
Sie fummelte ein Alkoholtuch aus dem Spender und legte ihn ins Handschuhfach zurück, rieb sich das Gesicht, bis ihre Augen brannten, anschließend waren die Hände dran, die Arme, der Hals. Am Garagentor musste sie würgen und spuckte schaumig aus. Ihr Herz raste und sie spürte einen Luftzug, als sie die Haustür aufsperrte. Die Tür zum Wohnzimmer knallte zu. Sie zuckte zusammen, dachte an Sven, verwarf den Gedanken jedoch. Er hielt einen Vortrag in Frankfurt und käme nicht vor morgen Abend heim. Sie trat ins Wohnzimmer, rief laut nach Kevin, nach Niklas, und sah, dass die Terrassentür offenstand. Sie streckte den Kopf nach draußen, durchforstete mit Blicken die Dunkelheit und schloss dann die Schiebetür von innen. »Niklas! Kevin!«
Ein lang gezogenes »Ja-ha« aus dem Kinderzimmer im oberen Stockwerk. Marah stieg die Treppe hoch und öffnete Kevins Zimmer. Kevin saß natürlich vor der Konsole – damit hatte sie schon gerechnet. »Hallo«, sagte sie.
»Hi. Ich mach gleich aus, ja?«
»Wo ist Niklas?«
»Keine Ahnung, der wollte was aus der Küche holen.«
»Unten ist er nicht«, sagte sie und rief erneut nach ihrem Jüngsten.
Doch Niklas antwortete nicht.

***​

Es stimmte wohl, dass man nur hassen konnte, was man einmal lieb gewonnen hatte. Wie den Teich, an dem Marah oft gesessen hatte, wo sie im Sommer in eine magische kleine Welt abtauchte, wenn sie träumend die Wasserschneider beobachtete, die wundersam über die Oberfläche flitzten, den Molch, der im Wasser unter Steine huschte, die Seerosen, die flirrende Libellen lockten.
Wasserschneider sah man keine mehr, der Molch war verschwunden, die Rosen faulig. Nur noch Schwärze und Eis und der Lieblingsaffe, der vor sich hin starrte.

***​

Sven goss nach und lehnte sich im Sessel zurück. Er stöhnte, fuhr sich durchs Haar, das fettig vom Kopf abstand, als wollte es Distanz zu ihm aufbauen.
»Hältst du das für eine gute Idee?« Sie saß am Esstisch und überbrückte mit Blicken den Durchgang zum Wohnzimmer, wo Sven wie ein angeschlagener Boxer in der Ringecke kauerte. Sie zog mit den Zähnen ein weiteres Stückchen des runtergeknabberten Nagels ab und kaute darauf herum.
»Was meinst du?«, sagte er und trank.
»Dass du dich so volllaufen lässt.«
Das Glas in der Hand schwenkend, rappelte er sich auf, taumelte zum Tisch und setzte sich ihr gegenüber. »Ich brauch' das jetzt einfach.«
Sie spürte, wie ihr Tränen über die Wangen liefen. »Ja«, sagte sie und griff nach seiner Hand, die er zurückzog.
»Wo warst du eigentlich?«
Marah starrte ihn an.
»Wo du warst«, sagte er und zuckte mit dem Kopf, dass ihm die Brille verrutschte.
Marah fuhr zusammen. »Du meinst, als ...?
»Wo! Herrgott! Wo?«
»Spazieren. Das hab' ...«
»Ich brauch jetzt ne Kippe«, sagte er und rieb sich das Gesicht. »Hast du welche?«
Sie zögerte. »Ja«, sagte sie und bemühte sich, auf die Beine zu kommen, doch diesmal fasste er nach ihrer Hand, packte diese, und hinderte Marah am Aufstehen.
»Du rauchst also wieder. Heimlich, ja?« Er rückte sich die Brille zurecht. Marah wollte sich befreien, er ließ jedoch nicht los, beugte sich über den Tisch und hauchte ihr sauren Atem entgegen. »Was verheimlichst du mir noch, M-a-r-a-h? Hm?«
Ihre Schläfen pochten, der Mund – wie trocken geföhnt. »Was soll das!« Sie versuchte vergebens, sich loszureißen. »Glaubst du, ich mache mir keine Vorwürfe? Glaubst du ...«
»Er hätte sterben können! Verstehst du das? Unser Kind ...«
»Ist er aber nicht, okay!«
Sven schnaubte. »Kevin sagt, du hast die Pumps getragen. Die hochhackigen Scheiß-Fick-mich-Schuhe! Damit warst du spazieren, ja! Meinst du, ich merk nicht, was mit dir los ist?«
»Du spinnst.«
»Wie du dich im Spiegel ansiehst. Wie du dich rausputzt.« Er schüttelte den Kopf, grinste schief. »Für Claudia?«
Mit aller Kraft zog sie den Arm zurück, er holte unerwartet mit der freien Hand aus, die Mimik zu einer Fratze entstellt.
»Papa!« Kevin stand unvermittelt auf der Treppe, sein Gesicht nass verschmiert.
Sven erschlaffte, als hätte man einen Stecker gezogen, Marah wollte aufspringen, zu Kevin hin, doch irgendetwas hielt sie davon ab. Gelähmt und taubstumm geworden konnte sie nur zusehen, wie Sven den Job übernahm, wie er zu seinem Sohn hinlief – die Gute-Papa-Maske aufgesetzt – und Kevin ins Zimmer begleitete.
Die Mundwinkel nach unten verzerrt, bebte sie geräuschlos, heiße Perlen tropften ihr vom Kinn und benetzten den Küchentisch.
Sven las keine Gute-Nacht-Geschichte vor. Sie hörte nur undeutliche Gesprächsfetzen. Dann das Heulen Kevins. Es schnitt ihr durchs Fleisch bis hin zur Seele und zerfetzte alles, was ihm vor die Schneide kam.
Sie schloss die Augen – weg, nur weg, nichts mehr hören, nichts mehr sehen.

II​

Marah stromert ziellos über die grauen Gehwegplatten der Großstadt. Berlin hat sie ein weiteres Mal eingeatmet. Alte Freunde wurden neue Freunde. Sie hat sich zwischen den urbanen Bronchien eingekapselt wie eine Kaverne, unbemerkt vom Rest der Welt.
Marah denkt an die Verabredung mit Claudia heute Abend, sie denkt an dies und das, an Sven ... an die Kinder. Für sie fehlt ihr die Kraft.
Ihre Brauen ziehen sich zusammen und vertiefen die Furchen auf ihrer Stirn, als sie bemerkt, vor welchem Haus sie steht.
Die Namensschilder glänzen messingfarben. Sie fährt mit dem Finger darüber, betrachtet für einen Augenblick die beinah unsichtbare Narbe, zögert, und drückt doch energisch auf einen der Klingelknöpfe. Eine Gegensprechanlage gibt es nicht, der Summer ertönt, und Marah stemmt die schwere Holztür auf. Es riecht muffig im dunklen Hausflur, Fahrräder und Kinderwagen verstellten die Briefkästen zu ihrer Linken, die teils verbeult an der gefliesten Wand hängen, daneben der Lichtschalter. Eine einfache Lampe an der Stuckdecke flammt auf, erhellt den Raum nur spärlich. Marah hört, wie irgendwo eine Tür geöffnet wird, und steigt die Holztreppe hoch. Das Herz pocht ihr in den Schläfen, jede zweite, dritte Stufe protestiert mit einem knarrenden Geräusch. Als sie den vierten Stock erreicht, flitzen zwei Jungen im Kindergartenalter kreischend durch die offene Wohnungstür zurück ins Innere. Eine Frau mit roten Haaren und Sommersprossen taucht auf und ruft den Kindern etwas nach, das Marah nicht versteht.
»Ja?«
»Tag«, Marah schnauft, »ich ..., puh, ganz schön anstrengend«, sagt sie.
Die Frau steht nur da.
»Bin ich hier richtig? Bei ... ähm ... Krüger?«
»Ja.«
»Ich wollte zu Finn Krüger.«
»Mein Mann ist nicht da.«
»Ach so, hm ...«
»Um was geht’s denn?«
»Wegen ... äh ... Meine Firma ...«
Einer der Jungen brüllt, ein Knallen ist zu hören, dann ein Aufheulen.
»Herrgott noch mal!«, schreit die Frau über ihre Schulter hinweg. »Sie sollten ihn im Büro aufsuchen«, sagt sie, »Sie sehen ja ...«
»Mama«, klagt einer, kommt schniefend angefegt und klammert sich ans Bein seiner Mutter, einen Plüschbären in der Kinderhand, dessen glanzlose Augen Marah mustern.
»Ja, natürlich, verzeihen Sie bitte.«
»Schon gut«, sagt die Frau und schließt die Tür hinter sich.

Einen Fuß vor den anderen setzend, tastet Marah sich einen Weg nach draußen. Die Knopfaugen haben etwas gesehen, tief in ihr drin, etwas, das sie gut versteckt geglaubt hat.


***​

Die Einkaufstasche stellt sie auf den Tisch, den Weißwein in den Kühlschrank, um ihn Claudia später kalt servieren zu können. Marah tritt auf den kleinen Balkon und steckt sich eine an. Ihre Hand zittert, als sie die Zigarette zum Mund führt. Sie bläst den Rauch stoßweise aus und muss husten. Die Passanten unter ihr bemerken nichts davon. Halten den Blick stier geradeaus oder auf Handys gerichtet. Marah drückt die Kippe aus, geht ins Bad und lässt Wasser ein. Das Badeöl gesellt sich hinzu. Fett wie Rohöl plumpst es hinein, bevor es sich zu Mustern verästelt. Wie gebannt starrt sie auf die dunkelroten Schlieren, die wie feine Tentakel um sich greifen, bis sie der Wasserstrahl verwirbelt. Im Schlafzimmer nimmt sie die Bluse von der Stuhllehne neben ihrem Bett, riecht das Waschmittel daran und vergräbt das Gesicht in der kühlen Seide. Ihr Kinn beginnt zu zittern und unvermittelt brechen alle Dämme. Ohnmächtig kämpft sie dagegen an. Die feucht werdende Seide wird gläsern, Marah entlässt stummes Wehgeschrei hinein und kann sich kaum noch auf den Beinen halten. Ihr Körper bebt, sie bekommt schwerlich Luft und taumelt rückwärts, bis ihr die Wand dahinter Rückhalt bietet. Sie gleitet an ihr hinunter, weiter das nasse Stück Stoff in Händen.

 

Lieber hell,

inzwischen darf der kleine Niklas ja weiterleben. An solchen Stellen kämpft in mir die Leserin mit der Kritikerin. Wenn du es bei seinem Ertrinken belassen hättest, hätte ich mich nicht mehr mit dem Text befassen mögen, da bin ich Weichei. Und kann es auch schlecht einschätzen, ob das härtere Ende literarisch besser gewesen wäre. Mir ist es lieber wie es jetzt ist.

Sie bemerkte die Blutlache vor sich. Die abgeschnittenen Zwiebelstückchen, deren Saft in Schlieren das Rot verwässerte.

Das ist wie ein Omen, auch gerade weil sie es gar nicht mitbekommt. Sie ist blind, unachtsam. Ein gutes Bild, finde ich.

Sven, der praktizierende Arzt, obwohl er bereits vor Jahren zur Forschung übergelaufen war.

Hier schwingt so etwas Höhnisches mit, oder Genervtes. Sie hat keine Wertschätzung für seine Fürsorge. Andererseits kommt mir das wie eine Information für den Leser vor, die man auch für größere Realitätsnähe opfern könnte. Sie wird in der Situation nicht wirklich darüber nachdenken, dass er vor Jahren zur Forschung übergelaufen ist.

Marah lag auf dem Sofa und hörte ihren Mann im ersten Stock, wie er im Kinderzimmer aus 'der kleinen Hexe' vorlas.

Ist echt eine Kleinigkeit, aber hier ist es eigentlich nicht nötig, nochmal ihren Namen zu nennen, wirkt ein bisschen, wie neu angesetzt. Ich würde einen Satz mit "sie" verwenden, da von ihr im letzten Satz ja auch die Rede war. Das kommt häufiger vor im Text.

Sie spürte die Wärme auf der Haut – tiefer drang sie nicht. Er streichelte ihre Schultern, dann presste er sein Becken an ihren Hintern. Sie verstand und zog den Schlüpfer aus.

Oh je, man könnte glatt erfrieren.

Nachdem alle aus dem Haus waren, räumte sie den Frühstückstisch ab, holte die Zigarettenpackung aus dem Versteck im Vorratsschrank, trat auf die Terrasse und steckte sich eine an. Kraftlos bahnte sich Tageslicht einen Weg durch den Morgennebel. Der Teich glänzte lackschwarz an der Oberfläche, ringsum eine dünne Eisschicht wie eine silbrige Kruste. Eigenartig still war es. Marah zitterte vor Kälte, daran änderten auch der Strickpullover und die Glut der Zigarette nichts. Sie schnippte sie über die immergrüne Hecke und flüchtete zurück ins Warme.

Tolle Szene. Sehr stimmungsvoll. Der Teich taucht schon auf.

Am Tresen tummelten sich vor allem Männer, gut gekleidet – rahmengenähte Schuhe, das sah sie auf einen Blick.

An den rahmengenähten Schuhen blieb ich hängen. Ist sie Schuhverkäuferin? Fänd ich gar nicht schlecht, müsste es aber noch einen Hinweis geben.

»Hey.« Claudia schloss sie in die Arme. »Wie geht’s dir?« Ihre Wangen berührten sich. »Lass dich ansehen. Siehst gut aus!«
»Du auch«, erwiderte Marah. »Schöne Bluse.«
Claudia lächelte. »Ja, nicht? Mir gefällt sie.« Sie nahm wieder Platz und klopfte neben sich. »Setz dich zu mir, ja?«

Ja, solche Dialoge gibt es bestimmt unter Freundinnen. Irgendwie kommt mir das trotzdem ein bisschen schablonenhaft vor. Vielleicht auch überflüssig. Auch die Situation mit den Männern kommt mir irgendwie vor, wie aus einem Film. Außergewöhnlich sind hier die "bleckenden Zähne" und das klingt wiederum für mich ganz merkwürdig, die hast du nochmal.

Die Migräne täuschte sie vor. Marah hatte einfach keine Lust auf Schwiegereltern, die Kinder aber schon, weshalb Sven mit ihnen hinfuhr.
Sie ging spazieren, den Schlossberg, Richtung St. Ottilien hoch. Der Blick von oben lohnte nicht, nur der Münsterturm durchstach den milchigen Schleier ringsum.
Als kein Mensch mehr ihren Weg kreuzte, atmete sie tief ein. Es roch nach nassem Laub, die kahlen Baumkronen versteckten sich im Nebel. Sie blieb stehen, hielt den Atem an, lauschte, vernahm aber nichts. Keinen Ruf der Vögel, kein Hundegebell, kein Knacken oder Rauschen. Es war ihr, als stünde sie in einer leeren Welt, und gehöre genau dorthin.

Auch diese Stelle mag ich wieder sehr.

In Berlin war das, ein Ort, den sie mit Einsamkeit verband, obwohl sie nie alleine war, obwohl sie viele Männer umarmt hatte, obwohl sie von vielen Männern umarmt wurde. Eine wilde, exotische, schmerzvolle Zeit, in dieser lebendigen Stadt, die sie ein- und wieder ausgeatmet hatte.

Diese Formulierungen finde ich zu abgegriffen.

Seine Finger zeigten unverändert in ihre Richtung, so, als richtete er einen Revolver auf sie.

Mit der Visitenkarte, das finde ich gut, vielleicht sogar ohne den Revolver. Das Beibehalten der Geste ist schon stark genug.

Die Sexualität wirkt auch sehr kalt auf mich, aggressiv fast. Unangenehm.

Es stimmte wohl, dass man nur hassen konnte, was man einmal lieb gewonnen hatte. Wie den Teich, an dem Marah oft gesessen hatte, wo sie im Sommer in eine magische kleine Welt abtauchte, wenn sie träumend die Wasserschneider beobachtete, die wundersam über die Oberfläche flitzten, den Molch, der im Wasser unter Steine huschte, die Seerosen, die flirrende Libellen lockten.
Wasserschneider sah man keine mehr, der Molch war verschwunden, die Rosen faulig. Nur noch Schwärze und Eis und der Lieblingsaffe, der vor sich hin starrte.

Diese Beschreibung hätte natürlich noch besser gepasst, wenn er ertrunken wäre. In dem Moment, wo sie den Bären im See sieht, wird sie den See nicht hassen, da stehen andere Gefühle im Vordergrund. Später, wenn das Kind doch gerettet ist, wird sie den See auch nicht mehr hassen. Möglicherweise müßtest du zumindest andeuten, dass der Junge Schaden genommen hat und sei es durch den Schock, dass er nächtelang schreit oder wieder einnäßt.

Die Szene mit dem Mann finde ich gelungen, wie er sie zur Rede stellt. Ihre Reaktionen, sein Mißtrauen, wie für ihn alles zusammenbricht. Das gefällt mir sehr gut.

Marah denkt an die Verabredung mit Claudia heute Abend, sie denkt an dies und das, an Sven ... an die Kinder. Für sie fehlt ihr die Kraft.

Das ist mir zu wenig. Sie hat die ganze Familie zurück gelassen? Sie versucht an frühere Zeiten anzuknüpfen, was jetzt nicht mehr wirklich gelingt?

Einen Fuß vor den anderen setzend, tastet Marah sich einen Weg nach draußen. Die Knopfaugen haben etwas gesehen, tief in ihr drin, etwas, dass sie gut versteckt geglaubt hat.

Die feucht werdende Seide wird gläsern, Marah entlässt stummes Wehgeschrei hinein und kann sich kaum noch auf den Beinen halten. Ihr Körper bebt, sie bekommt schwerlich Luft und taumelt rückwärts, bis ihr die Wand dahinter Rückhalt bietet. Sie gleitet an ihr hinunter, weiter das nasse Stück Stoff in Händen.

Doch, das erinnert mich an Filme, an "Untreu", auch an französische Filme irgendwie. Ich finde das Ende gut, auch das Wiederaufgreifen der Schlieren. Sie scheint aufzuwachen.

Ich muss jetzt Schluss machen, wir bekommen gleich Besuch, aber das war schon mal das Wichtigste. Ich wünsche dir einen schönen Adventssonntag.

 
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Hallo hell,

ich schreibe mal mit beim Lesen.

Sie bemerkte die Blutlache vor sich.
Wäre ein packenderes Bild, wenn du tatsächlich sagen würdest, was sie sehen würde: Sie sah die dunkelrote Flüssigkeit vor sich, ein seltsam metallischer Geruch stieg ihr in die Nase ... In die Richtung, ist nur ein Beispiel - ich würde wirklich mehr zeigen, anstatt zu benennen an dieser Stelle, alle Sinne ansprechen - unter Blutlache versteht jeder etwas anderes, man riecht, schmeckt, sieht es nicht

Regen prasselte an die Scheibe.
prasselt Regen nicht gegen die Scheibe?

Lebensbäume
Ist mir direkt aufgefallen, was ist das für ein Baum?

Kevin motzte ausnahmsweise mal nicht
Aye, ich muss noch kurz loswerden: Kevin und Ali sind glaube ich die zwei klischeebelandensten Namen, die es derzeit gibt! Wenn dich das nicht stört, nicht schlimm, aber sobald du einen Kevin in einer Geschichte hast, hast du natürlich gleich mal mehr Ballast auf der Figur bzw. Leser könnten sofort Klischeegefahr wittern, und du musst sie vom Gegenteil überzeugen - nur ein Gedanke

Marah zitterte vor Kälte, daran änderten auch der Strickpullover und die Glut der Zigarette nichts.
Nur ein Randgedanke: Ich finde das in Filmen/Büchern immer so seltsam, dass Rauchen als etwas "Wärmendes" dargestellt oder gedacht wird. Ich rauche seit Ewigkeiten, und ich habe echt noch nie etwas Wärmendes von der Glut an kalten Tagen gespürt - es ist eher kühlend, weil man die Finger frei hat. Jedenfalls habe ich danach kalte Hände. Nur ein Gedanke - aber deine Protagonistin denkt ja in der selben Weise.

»Sie sind heute ohne Begleitung hier?« Der So-männliche-Typ von gestern setzte sich zu ihr an den Tresen und strich sich über den Bart.
Ok hier wird die Geschichte für mich interessant. Ich muss sagen, dass ich deine Sprache sympathisch finde, aber mir bis zu diesem Punkt zu wenig Konflikt in der Geschichte steckt. Der Anfang mit dem Schnitt war sehr gut, da war bis dato am meisten Konflikt spürbar, aber leider war mir das danach etwas zu "dahinplätschernd", sie tut dies, trifft sich, ist ein bisschen gelangweilt, so kam es mir vor - aber da fehlt mir der Grund, weiterzulesen, das Packende, weswegen ich wissen möchte, wie es weitergeht, ob starker innerer oder äußerer Konflikt - das fehlte mir ein wenig bis zu besagter Stelle.

Es gab einiges zu lachen, er war amüsant, er war charmant und er gefiel ihr ausgesprochen gut.
Hier würde ich auch sagen: Show dont tell! Lass deine Leser teilhaben am Kennenlernen, am Flirten, so zeichnest du nicht nur sehr schön Figuren, sondern lässt uns auch noch verstehen, wieso er ihr so gut gefällt und umgekehrt.

»Er hätte sterben können! Verstehst du das? Unser Kind ...«
Klingt jetzt böse, aber: Wieso hast du ihn nicht sterben lassen? Man liebt seine Figuren nach Stunden der Arbeit am Text irgendwann, das ist klar, aber lass sie ruhig in großes Unglück stürzen, erspare ihnen nichts ... macht die Geschichte stärker. Klar, übertreiben darf man nicht, aber ich hätte das als Leser jetzt sehr interessant und packend gefunden, was mit den Figuren passieren würde, wenn der Junge gestorben wäre: Würde sich die Mutter ewig Vorwürfe machen? Mutig sein! Und wenn drastische Wenden passieren können, ruhig die Prots richtig leiden lassen - das zeigt uns, wer sie wirklich sind, erhöht die Fallhöhe

»Kevin sagt, du hast die Pumps getragen.
Ehrlich? Ein kleiner Junge achtet auf die Schuhe seiner Mutter - und sagt das dann auch noch zu dem Vater? Glaube ich nicht ganz, riecht mir hier zu sehr nach Autor, der dem Mann Wissen geben will

»Wie du dich im Spiegel ansiehst. Wie du dich rausputzt.«
Ich finde auch, zu Marah würde es passen, wenn sie sich nach dem Retten des Jungen abgeschminkt und umgezogen hätte - auch, um offensichtliche Spuren natürlich zu verwischen; so keck schätze ich die Frau schon ein

Mir geht es in dieser Streit-Szene glaube ich auch einfach zu schnell mit dem Mann, der sofort wittert, sie wäre fremdgegangen; ist das authentisch für die Situation? Er hat gerade fast seinen Sohn verloren, die Frau war aus, er ist erschöpft, will abschalten, kommt er da wirklich darauf, dass sie fremdgehen könnte, und: Würde er wirklich am gleichen Abend nachbohren, ob sie fremdgeht?

»Bin ich hier richtig? Bei ... ähm ... Krüger?«
»Ja.«
»Ich wollte zu Finn Krüger.«[/QUOTE]Würde Marah das echt sagen? :D Sie würde doch sofort denken: Scheiße, das ist seine Frau.

So, gelesen. Hey, ich fand es nicht schlecht, ich habe es ganz gerne gelesen. Meine Kritikpunkte wären:

1. Lange Zeit fehlt mir ein spürbarer Konflikt der Geschichte, und zwar bis zu dem Zeitpunkt, Finn sie anspricht. Bis dahin fühlt sie sich so ein bisschen hausfrauenmäßig gelangweilt, aber das ist mir zu wenig für einen Prosatext. Du solltest auf jeden Fall ihr negatives Gefühl bezüglich ihrer Ehe zeigen, das meine ich nicht, aber du solltest versuchen, das in konfliktangereicherten Situationen zu zeigen - das muss kein melodramatischer Streit sein, aber eben ein spürbarer Konflikt in jeder Szene.

2. Manchmal handeln deine Figuren etwas unnatürlich. Das mag spitzfindig aussehen, dass ich das kritisiere, aber da kann man noch was rausholen, finde ich. Die einzelnen Punkte habe ich dir oben mit aufgelistet. Das sind zwar Kleinigkeiten - aber ich finde, als Leser spürt man, ob eine Figur wirklich 100% menschlich handelt, oder ob sie manchmal so handelt, wie es dem Autor gut in den Kragen passt, weil er dann die Story dorthin bewegen kann, wohin er es geplant hat.

3. Traue dich ruhig, deine Figuren zu verletzen, ihnen - wenn es passt - Unglück passieren zu lassen. Große Konflikte interessieren uns Menschen: Wie gehen die Helden damit um? Wie überleben sie das, wohin entwickeln sie sich? Wenn der Sohn ins Eis brechen könnte, dann lass ihn ins Eis brechen. Ich denke, dann wäre dein Ende, deine Figurenentwicklung auch stärker, die Story würde länger im Kopf bleiben.

Letztendlich fand ich aber die Grundidee schön, und zwar dass eine Ehefrau eine Affäre beginnt, und dadurch ihrem Kind etwas zustößt, und daraufhin zerbricht die Ehe/Familie. Die Sprache ist auch gut, bloß könntest du noch mehr zeigen, mehr die Sinne einbeziehen. Interessant wären natürlich die Schuldgefühle, die aus einem möglichen Verletzen des Kindes resultieren würden. Ich habe neulich Yukio Mishimas "Tod im Hochsommer" gelesen, eine Erzählung, die ich dir empfehlen kann, sie hat im Endeffekt die selbe Prämisse.

Hoffe, du kannst etwas davon mitnehmen. Wenn nicht, auch nicht schlimm - alles bloß meine persönliche Einschätzung. Bleib am Ball.

Gruß
zigga

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo hell,

ich beziehe mich auf die letzte Fassung, die mir stringenter vorkommt. In der ersten kriegte ich sofort eine Wut auf die Prota, die nicht schätzen kann, was so viele Frauen für das Paradies halten.

Sie sollte mal wieder etwas tun, dachte sie. Fotografieren, vielleicht die Staffelei aufbauen ...

Jawohl, das sollte sie, wenn sie schon nicht gezwungen ist, für ihren Unterhalt zu arbeiten. Bestimmt hat dieses Luxuxweib auch eine Putzhilfe, und sogar der vielbeschäftigte Arzt in der Forschung bemüht sich abends bei den Kindern als Vorleser. Was fehlt denn noch? Anerkennung, Wertschätzung? Da gibt es doch Ehrenämter.:lol:

Und dann der Seitensprung, ziemlich freud- und lieblos nach einer routinierte Anmache. Dafür verscherzt sie ihr Familienglück. Geschieht ihr Recht.

Soweit nach dem Lesen der allerersten Version.

Nun meine ich, bei der Prota eine depressive Verstimmung, wenn nicht sogar eine Depression zu erkennen. Und da ist die moralische Messlatte nicht angebracht. Erwachsene Angehörige merken das oft nicht, kleine Kinder aber schon.

Niklas umklammerte seinen Lieblingsaffen.
"Mama ... " Er streckte ihr den Affen entgegen und schob die Unterlippe nach vorne.
"Alles gut", sagte sie und zeigte ihm die blutverschmierte Hand. "Behalt ihn lieber, ich bin total versaut!"

Eine zutiefst deprimierte unbewusste Selbsteinschätzung. Sie ist symptomatisch für die Geschichte bis zum letzten Satz.

Ich weiß jedoch nicht, ob dein Text auch gesellschaftskritisch gemeint ist oder in erster Linie eine unglückliche Frau zeigen sollte, die Angst vor dem Alter hat.

Vielleicht magst du mir einmal deine Prämisse offenlegen:D

Sprachlich gefällt mir der Text sehr gut. Eigentlich sollte ich mich nicht darüber wundern, so akribisch, wie du jedes Wort überprüfst.

Ein gutes Thema, passt total in mein Beuteschema;)

Herzlichst und schöne Weihnachten mit einem Spaziergang nach St. Ottilien

wieselmaus

 
Zuletzt bearbeitet:

Chutney !, wie schön, dass du reinschaust,


erst mal muss ich mich für die späte Rückantwort entschuldigen - geht gerade alles drunter und drüber bei mir :shy:.


inzwischen darf der kleine Niklas ja weiterleben. An solchen Stellen kämpft in mir die Leserin mit der Kritikerin. Wenn du es bei seinem Ertrinken belassen hättest, hätte ich mich nicht mehr mit dem Text befassen mögen, da bin ich Weichei. Und kann es auch schlecht einschätzen, ob das härtere Ende literarisch besser gewesen wäre. Mir ist es lieber wie es jetzt ist.
Ja, darf er. Dass das so ist wird ja durchaus auch kritisch gesehen ( zigga unterstellt mir sogar, ich sei nicht mutig genug :) - vermutlich wusste er nicht, dass der Kleine ursprünglich ums Leben kam).
Mir gefällt der Text jedenfalls in der aktuellen Version besser, aber ich werde ihn mir sicher noch ein paar mal ansehen in Zukunft - wer weiß, vielleicht werde ich nochmals was dran ändern.

Sie bemerkte die Blutlache vor sich. Die abgeschnittenen Zwiebelstückchen, deren Saft in Schlieren das Rot verwässerte.
Das ist wie ein Omen, auch gerade weil sie es gar nicht mitbekommt. Sie ist blind, unachtsam. Ein gutes Bild, finde ich.
Danke, ja, so in etwa habe ich mir die Assoziation gewünscht.

Sven, der praktizierende Arzt, obwohl er bereits vor Jahren zur Forschung übergelaufen war.
Hier schwingt so etwas Höhnisches mit, oder Genervtes. Sie hat keine Wertschätzung für seine Fürsorge. Andererseits kommt mir das wie eine Information für den Leser vor, die man auch für größere Realitätsnähe opfern könnte. Sie wird in der Situation nicht wirklich darüber nachdenken, dass er vor Jahren zur Forschung übergelaufen ist.
Hm, darüber werde ich weiter nachdenken. Also, dass sie ihn nicht wertschätzt, sollte rein, ja. Das ist so manifestiert in ihr. Ach, ich finde ihre Gedanken innerhalb der Situation auch nachvollziehbar.

Marah lag auf dem Sofa und hörte ihren Mann im ersten Stock, wie er im Kinderzimmer aus 'der kleinen Hexe' vorlas.
Ist echt eine Kleinigkeit, aber hier ist es eigentlich nicht nötig, nochmal ihren Namen zu nennen, wirkt ein bisschen, wie neu angesetzt. Ich würde einen Satz mit "sie" verwenden, da von ihr im letzten Satz ja auch die Rede war. Das kommt häufiger vor im Text.
Okay, muss ich mir nochmals ansehen. Es ist so, dass ich mich manchmal daran störe, wenn ich zu oft "sie" oder "er" in Folge lesen muss. Bekommt dann so eine Monotonie für mich, die ein Name etwas brechen kann.

Am Tresen tummelten sich vor allem Männer, gut gekleidet – rahmengenähte Schuhe, das sah sie auf einen Blick.
An den rahmengenähten Schuhen blieb ich hängen. Ist sie Schuhverkäuferin? Fänd ich gar nicht schlecht, müsste es aber noch einen Hinweis geben.
Zumindest ist sie eine Frau, die Qualität schnell erfassen kann - der diese Welt vertraut ist, die vielleicht Menschen auch nach Äußerlichkeiten scannt, vielleicht auch bewertet.

»Hey.« Claudia schloss sie in die Arme. »Wie geht’s dir?« Ihre Wangen berührten sich. »Lass dich ansehen. Siehst gut aus!«
»Du auch«, erwiderte Marah. »Schöne Bluse.«
Claudia lächelte. »Ja, nicht? Mir gefällt sie.« Sie nahm wieder Platz und klopfte neben sich. »Setz dich zu mir, ja?«
Ja, solche Dialoge gibt es bestimmt unter Freundinnen. Irgendwie kommt mir das trotzdem ein bisschen schablonenhaft vor. Vielleicht auch überflüssig. Auch die Situation mit den Männern kommt mir irgendwie vor, wie aus einem Film. Außergewöhnlich sind hier die "bleckenden Zähne" und das klingt wiederum für mich ganz merkwürdig, die hast du nochmal.
Mir reicht eigentlich deine Aussage "gibt es bestimmt", und Film klingt auch gut für mich. Bestimmt ist das schablonenhaft, oberflächlich auch und das passt einfach zu meiner Prota. Die Zähne brechen das etwas, ja, aber auch das will ich in der Figur - das Ambivalente, Aggressive, (unterdrückte) Wilde.

In Berlin war das, ein Ort, den sie mit Einsamkeit verband, obwohl sie nie alleine war, obwohl sie viele Männer umarmt hatte, obwohl sie von vielen Männern umarmt wurde. Eine wilde, exotische, schmerzvolle Zeit, in dieser lebendigen Stadt, die sie ein- und wieder ausgeatmet hatte.
Diese Formulierungen finde ich zu abgegriffen.
Ich bin ein wenig stoisch heute, Chutney, ändere auch das (vorerst) nicht, aber ich verspreche dir, ich denke darüber nach :)!

Seine Finger zeigten unverändert in ihre Richtung, so, als richtete er einen Revolver auf sie.
Mit der Visitenkarte, das finde ich gut, vielleicht sogar ohne den Revolver. Das Beibehalten der Geste ist schon stark genug.
Hast recht, der Revolver ist raus.

Die Sexualität wirkt auch sehr kalt auf mich, aggressiv fast. Unangenehm.
Finde ich prima.

Diese Beschreibung hätte natürlich noch besser gepasst, wenn er ertrunken wäre. In dem Moment, wo sie den Bären im See sieht, wird sie den See nicht hassen, da stehen andere Gefühle im Vordergrund. Später, wenn das Kind doch gerettet ist, wird sie den See auch nicht mehr hassen.
Darüber habe ich mir bei der Überarbeitung auch Gedanken gemacht, ich verstehe, was du meinst. Allerdings bin ich zu dem Schluss gekommen, dass der Teich durchaus für etwas stehen könnte, zu dem sie jetzt andere Gefühle hat, als sie mal hatte. Da wurde was in Gang gesetzt in ihr, da verändert sich was - auch ihre Sicht auf bestimmte Dinge.

Die Szene mit dem Mann finde ich gelungen, wie er sie zur Rede stellt. Ihre Reaktionen, sein Mißtrauen, wie für ihn alles zusammenbricht. Das gefällt mir sehr gut.
Danke.

Für sie fehlt ihr die Kraft.
Das ist mir zu wenig. Sie hat die ganze Familie zurück gelassen? Sie versucht an frühere Zeiten anzuknüpfen, was jetzt nicht mehr wirklich gelingt?
Kann ich verstehen - hatte ich mal deutlich umfangreicher, in einer früheren Version. Mal sehen, vielleicht baue ich das wieder etwas aus.

Einen Fuß vor den anderen setzend, tastet Marah sich einen Weg nach draußen. Die Knopfaugen haben etwas gesehen, tief in ihr drin, etwas, dass sie gut versteckt geglaubt hat.
Die feucht werdende Seide wird gläsern, Marah entlässt stummes Wehgeschrei hinein und kann sich kaum noch auf den Beinen halten. Ihr Körper bebt, sie bekommt schwerlich Luft und taumelt rückwärts, bis ihr die Wand dahinter Rückhalt bietet. Sie gleitet an ihr hinunter, weiter das nasse Stück Stoff in Händen.
Doch, das erinnert mich an Filme, an "Untreu", auch an französische Filme irgendwie. Ich finde das Ende gut, auch das Wiederaufgreifen der Schlieren. Sie scheint aufzuwachen.
Das freut mich; auch, dass du wieder Filme assoziierst.


Ich muss jetzt Schluss machen, wir bekommen gleich Besuch, aber das war schon mal das Wichtigste. Ich wünsche dir einen schönen Adventssonntag.
Ich hoffe, es war ein angenehmer Besuch und du hast einen schönen Adventssonntag verbracht, liebe Chutney.
Ich habe mich jedenfalls über deinen Besuch sehr gefreut, dass du dir Zeit genommen hast und so ... Ich weiß das echt zu schätzen! Bitte sieh mir nach, dass ich erst heute dazu komme, dir zu antworten.


Lieber Gruß


hell

Fortsetzung folgt ...

Hey zigga,


Sie bemerkte die Blutlache vor sich.
Wäre ein packenderes Bild, wenn du tatsächlich sagen würdest, was sie sehen würde: Sie sah die dunkelrote Flüssigkeit vor sich, ein seltsam metallischer Geruch stieg ihr in die Nase ...
Wäre mir too much, muss ich sagen. Also mir reicht das hier, dass sie konsterniert einfach benennt, was ihr durch den Kopf geht - sozusagen. Metallischer Geruch und so, hm, klar, ist nur ein Beispiel von dir, finde ich aber ziemlich abgegriffen und situativ überladen auch.

Regen prasselte an die Scheibe.
prasselt Regen nicht gegen die Scheibe?
Ich denke, es geht beides, hab' deinen Vorschlag aber gerne umgesetzt. Danke.

Ist mir direkt aufgefallen, was ist das für ein Baum?
Lebensbaum = Thuja - diese typischen, immergrünen Thujahecken sieht man oft, kennst du bestimmt.

Kevin und Ali sind glaube ich die zwei klischeebelandensten Namen, die es derzeit gibt! Wenn dich das nicht stört, nicht schlimm, aber sobald du einen Kevin in einer Geschichte hast, hast du natürlich gleich mal mehr Ballast auf der Figur bzw. Leser könnten sofort Klischeegefahr wittern, und du musst sie vom Gegenteil überzeugen - nur ein Gedanke
Ha ha, ja, stimmt schon, ich muss den Leser aber nicht vom Gegenteil überzeugen.
Kevin ist ja keine Hauptfigur - die Namensgebung charakterisiert hier doch eher die Eltern, finde ich, und dass die Wahl des Namens klischeehaft ist, passt schon für mich :).

Marah zitterte vor Kälte, daran änderten auch der Strickpullover und die Glut der Zigarette nichts.
Nur ein Randgedanke: Ich finde das in Filmen/Büchern immer so seltsam, dass Rauchen als etwas "Wärmendes" dargestellt oder gedacht wird. Ich rauche seit Ewigkeiten, und ich habe echt noch nie etwas Wärmendes von der Glut an kalten Tagen gespürt - es ist eher kühlend, weil man die Finger frei hat.
Du hast natürlich recht. Tatsächlich ist es sogar so, dass Rauchen die Körpertemperatur absinken lässt - nicht nur wegen der freiliegenden Finger.
Trotzdem assoziiert man mit Glut ja auch Wärme, sie gibt ja auch de facto Wärme ab - ist also ein Paradoxon. Das passt mir symbolisch schon in den Kram - wobei vermutlich kein Leser das Symbolhafte daran erkennen wird, meine Überlegungen nachvollziehen kann. Egal, bleibt trotzdem :).

»Sie sind heute ohne Begleitung hier?« Der So-männliche-Typ von gestern setzte sich zu ihr an den Tresen und strich sich über den Bart.
Ok hier wird die Geschichte für mich interessant. Ich muss sagen, dass ich deine Sprache sympathisch finde, aber mir bis zu diesem Punkt zu wenig Konflikt in der Geschichte steckt. Der Anfang mit dem Schnitt war sehr gut, da war bis dato am meisten Konflikt spürbar, aber leider war mir das danach etwas zu "dahinplätschernd", sie tut dies, trifft sich, ist ein bisschen gelangweilt, so kam es mir vor - aber da fehlt mir der Grund, weiterzulesen, das Packende, weswegen ich wissen möchte, wie es weitergeht, ob starker innerer oder äußerer Konflikt - das fehlte mir ein wenig bis zu besagter Stelle.
Das muss ich so schlucken, klar, ich verstehe dich schon.
Ich finde aber die Vorbereitung, das Umfeld und so, wichtig. Das ist recht unaufgeregt, ja, das ist aber auch wichtig für meinen Text. Ich sehe da schon auch Konflikt verankert, so ein schwelender, da sollte Kälte innerhalb der Beziehung zu spüren sein, Gleichgültigkeit, mangelnde Wertschätzung, da sollte Krise spürbar sein. Wenn du das nicht erfasst hast, dann hat der Text einfach nicht funktioniert bei dir.

Es gab einiges zu lachen, er war amüsant, er war charmant und er gefiel ihr ausgesprochen gut.
Hier würde ich auch sagen: Show dont tell! Lass deine Leser teilhaben am Kennenlernen, am Flirten, so zeichnest du nicht nur sehr schön Figuren, sondern lässt uns auch noch verstehen, wieso er ihr so gut gefällt und umgekehrt.
Ich glaube an "Show don't tell", ganz klar, allerdings versuche ich das schon bewusst zu machen - ich bin überzeugt davon, dass auch das "Tell" Berechtigung hat, gar notwendig sein kann. Ich kann und will mir jetzt auch nicht so viel Raum geben wie für einen Roman. Was mir Hervorhebenswert erscheint, worüber der Leser gerne selbst nachdenken soll, zeige ich gerne.
Dass ich hier nicht zeigen möchte, warum er ihr so gefällt, ist schon auch bewusst gemacht, vermutlich kann sie das nicht mal selbst näher definieren. Mir reichen da ein/ zwei (gezeigte) Gesten, ein/ zwei Sätze von ihm, die auch im Text verankert sind, schon aus. Kann natürlich auch ein Holzweg sein, klar, du siehst das wohl in dem Fall so, mir eicht hie und da zuweilen aber auch einfach mal eine Aussage.

»Er hätte sterben können! Verstehst du das? Unser Kind ...«
Klingt jetzt böse, aber: Wieso hast du ihn nicht sterben lassen? Man liebt seine Figuren nach Stunden der Arbeit am Text irgendwann, das ist klar, aber lass sie ruhig in großes Unglück stürzen, erspare ihnen nichts ... macht die Geschichte stärker.
Ha ha, ja, zigga, glaube mir, ich scheue nicht davor zurück, meinen Figuren wehzutun. In der vorigen Version habe ich das Kind sterben lassen, andere Kommentatoren haben mir vorgeschlagen, da abzumildern - und mich hat das (vorerst) überzeugt. Vielleicht ändere ich meine Meinung noch dazu. Mal sehen.
Nicht missverstehen, zigga, deine Komms erinnern zuweilen an Schreibratgeber, das meine ich übrigens nicht negativ, eher als Kompliment, aber ich setze mich durchaus mit den verschiedenen Möglichkeiten auseinander und breche einfach zuweilen mit klassischen Aufforderungen wie "erspare ihnen nichts ... macht die Geschichte stärker", "Show don't tell" und so. Das sind so Grundregeln, die ihre Berechtigung haben, aber mMn nicht als Doktrin verstanden werden sollten. Darauf weisen ja z. T. die Autoren dieser Ratgeber selbst hin, nicht?

»Kevin sagt, du hast die Pumps getragen.
Ehrlich? Ein kleiner Junge achtet auf die Schuhe seiner Mutter - und sagt das dann auch noch zu dem Vater?
Der Kevin ist kein so kleiner Junge mehr, in dem Alter fällt das schon auf, wenn die Mutter sagt, sie gehe zum Spazieren raus und trägt dabei Pumps. Dass er die Auffälligkeit dann reflektierend dem Vater erzählt, der mit Sicherheit viele Fragen zum Unfall hatte, erscheint mir plausibel.
Zudem wird sich Kevin fragen, ob er die Schuld am Unfall trägt - oder doch die Mutter? - und sie vielleicht dafür abstrafen, dafür, dass sie gegangen ist, ihn in diese Situation gebracht hat - vielleicht. Weshalb sollte er sie schützen wollen? So ein Muttertier wird sie nicht sein - ich denke, er steht dem Vater näher.

Ich finde auch, zu Marah würde es passen, wenn sie sich nach dem Retten des Jungen abgeschminkt und umgezogen hätte - auch, um offensichtliche Spuren natürlich zu verwischen; so keck schätze ich die Frau schon ein
Kann ja sein, darauf gehe ich nicht ein. Da liegt ja Zeit (***) dazwischen.

Mir geht es in dieser Streit-Szene glaube ich auch einfach zu schnell mit dem Mann, der sofort wittert, sie wäre fremdgegangen; ist das authentisch für die Situation? Er hat gerade fast seinen Sohn verloren, die Frau war aus, er ist erschöpft, will abschalten, kommt er da wirklich darauf, dass sie fremdgehen könnte, und: Würde er wirklich am gleichen Abend nachbohren, ob sie fremdgeht?
Vielleicht sollte ich da wieder nachlegen (hab' da 'ne Menge rausgeschmissen), für mich ist es nicht der gleiche Abend. Ich dachte, dadurch, dass Sven in Frankfurt war, dass die "Rettung" nicht ausführlich beschrieben wird, auf Niklas nicht näher eingegangen wird und so, könnte man darauf schließen, dass da Zeit dazwischen liegt. Guter Punkt, da muss ich wohl nochmals rangehen.
Abgesehen davon finde ich das plausibel, ja. Die Frage nach der Schuld kommt ja auf, er sieht ihre Mutterpflichten nicht wahrgenommen - hinzu die Aussage über die Schuhe und das ganze im Milieu einer "kalten" Ehe - dann dieses "sich Herausputzen" und so ... vermutlich denkt er, sie mache das nicht für ihn. Ich denke, er weiß, ahnt schon, dass sie sich distanziert haben voneinander, vielleicht hat er schon früher geahnt, dass es darauf hinauslaufen könnte (Affäre). Also, gerade in so einer aufgekratzten, emotionalen Mischung finde ich das schon nachvollziehbar.

»Ich wollte zu Finn Krüger.«
Würde Marah das echt sagen? Sie würde doch sofort denken: Scheiße, das ist seine Frau.
Natürlich würde sie das denken, tut sie ja auch, aber das würde sie doch niemals sagen. Ich mein', was soll sie denn sonst tun? Gibt dann mehrere Möglichkeiten in so einer Situation, klar, sie hat sich für die Variante "geschäftliche(s) Frage (Gespräch)" entschieden. Sicher unbeholfen, aber für mich schon glaubhaft.

So, gelesen. Hey, ich fand es nicht schlecht, ich habe es ganz gerne gelesen. Meine Kritikpunkte wären:
Hey, immerhin. Ich habe den Eindruck gewonnen, dass du nicht allzu viel mit dem Text anfangen konntest - na ja, ganz verloren habe ich dich dann ja wohl doch nicht :).
Auf deine Kritikpunkte bin ich, denke ich, soweit eingegangen - da liegen unsere Gedanken/ Vorstellungen z. T. zwar überkreuz, aber das hilft mir natürlich trotzdem weiter - alleine schon wegen der erneuten Auseinandersetzung mit den von dir angesprochenen Textstellen und so.

Große Konflikte interessieren uns Menschen: Wie gehen die Helden damit um? Wie überleben sie das, wohin entwickeln sie sich?
Bin ich ganz bei dir. Die Frage stellt sich zwischen uns dann wohl eher, wie wir jeweils "Große Konflikte" definieren. Dazu muss jetzt mMn niemand sterben, obwohl ich das selbst in der Urfassung so hatte. Ich denke, gerade durch das Abmildern konnte ich den intendierten "Konflikt" als solchen besser herausschälen. Für mich ist das jedenfalls so.

Wenn der Sohn ins Eis brechen könnte, dann lass ihn ins Eis brechen. Ich denke, dann wäre dein Ende, deine Figurenentwicklung auch stärker, die Story würde länger im Kopf bleiben.
Ich glaube, dann wäre dieser Kindstod einfach hängengeblieben und hätte alles andere eher überschattet.

Letztendlich fand ich aber die Grundidee schön, und zwar dass eine Ehefrau eine Affäre beginnt, und dadurch ihrem Kind etwas zustößt, und daraufhin zerbricht die Ehe/Familie. Die Sprache ist auch gut
Das freut mich natürlich.

Interessant wären natürlich die Schuldgefühle, die aus einem möglichen Verletzen des Kindes resultieren würden. Ich habe neulich Yukio Mishimas "Tod im Hochsommer" gelesen, eine Erzählung, die ich dir empfehlen kann, sie hat im Endeffekt die selbe Prämisse.
Ja, auf jeden Fall. Danke für den Tipp - schaue ich mir gerne an. Ob die selbe Prämisse vorliegt (kennst du diese denn? ;) ) gleiche ich gerne ab.

Hoffe, du kannst etwas davon mitnehmen.
Natürlich kann ich das.


zigga, ich hab' das oben schon geschrieben, auch wenn wir nicht immer einer Meinung sind, hat mir dein ausführlicher Komm echt geholfen. Toll, dass du dich so intensiv mit der Geschichte auseinandergesetzt hast. Ich danke dir, für all die Mühe, Gedanken, Zeit und so. Hat mich sehr gefreut. Und sorry, dass ich erst jetzt Zeit für meine Rückmeldung gefunden habe.


Gruß

 

Hey wieselmaus,


In der ersten kriegte ich sofort eine Wut auf die Prota, die nicht schätzen kann, was so viele Frauen für das Paradies halten.

Sie sollte mal wieder etwas tun, dachte sie. Fotografieren, vielleicht die Staffelei aufbauen ...

Jawohl, das sollte sie, wenn sie schon nicht gezwungen ist, für ihren Unterhalt zu arbeiten. Bestimmt hat dieses Luxuxweib auch eine Putzhilfe, und sogar der vielbeschäftigte Arzt in der Forschung bemüht sich abends bei den Kindern als Vorleser. Was fehlt denn noch? Anerkennung, Wertschätzung? Da gibt es doch Ehrenämter.

Und dann der Seitensprung, ziemlich freud- und lieblos nach einer routinierte Anmache. Dafür verscherzt sie ihr Familienglück. Geschieht ihr Recht.

Soweit nach dem Lesen der allerersten Version.

Ha! Mir gefällt die Lesart. Die Prota scheint dich wütend gemacht zu haben :).
Ist spannend, dass Menschen wie sie, die - auf den ersten Blick - so viel besitzen, trotzdem eine Leere in sich tragen, dass sie nicht glücklich sind. Wie kommt das? Was fehlt denn? Thematisch finde ich das sehr interessant.

Nun meine ich, bei der Prota eine depressive Verstimmung, wenn nicht sogar eine Depression zu erkennen. Und da ist die moralische Messlatte nicht angebracht. Erwachsene Angehörige merken das oft nicht, kleine Kinder aber schon.

Niklas umklammerte seinen Lieblingsaffen.
"Mama ... " Er streckte ihr den Affen entgegen und schob die Unterlippe nach vorne.
"Alles gut", sagte sie und zeigte ihm die blutverschmierte Hand. "Behalt ihn lieber, ich bin total versaut!"

Eine zutiefst deprimierte unbewusste Selbsteinschätzung. Sie ist symptomatisch für die Geschichte bis zum letzten Satz.

Auch hier, gefällt mir, dass du das so liest.
In der neuen Version geht man vielleicht eher möglichen Antworten nach, anstatt nur empörte Fragen zu stellen, à la: Was zum Geier hat die Alte eigentlich für ein Scheiß-Problem! :)
Also, ich bin mir da noch nicht zu 100% sicher, aber ja, dadurch, dass der Kindstod (usw.) nicht das Thema überschattet, sollten sich einfach mehr Räume auftun.

Ich weiß jedoch nicht, ob dein Text auch gesellschaftskritisch gemeint ist oder in erster Linie eine unglückliche Frau zeigen sollte, die Angst vor dem Alter hat.

Vielleicht magst du mir einmal deine Prämisse offenlegen

Ich will mal so sagen: Natürlich bewegen sich die Figuren in einem gesellschaftlichen Kontext, allerdings liegt es mir generell fern, einen intendiert gesellschaftskritischen Text schreiben zu wollen. Ergo: Wenn du was Gesellschaftskritisches herauslesen möchtest, nur zu :D! Das möchte ich ganz dem Leser überlassen. Ich möchte eigentlich nur etwas abbilden, ohne zu (be)werten.

Sprachlich gefällt mir der Text sehr gut. Eigentlich sollte ich mich nicht darüber wundern, so akribisch, wie du jedes Wort überprüfst.

Ein gutes Thema, passt total in mein Beuteschema

Das freut mich sehr, ist mir sehr wichtig , ja; auch dass ich dein Beuteschema erfüllen konnte, finde ich prima.


Liebe wieselmaus, nach Ottilien bin ich schon lange nicht mehr spaziert - meist sind mir dort einfach zu viele Leute unterwegs, aber ich kann mich erinnern, dass ich mich tatsächlich mal um die Weihnachtstage herum auf den Weg dorthin gemacht habe - mit viel Schnee, ja, einer Traumwinterlandschaft, die es dieses Jahr wohl leider nicht geben wird. Die konnte ich dafür aber erst kürzlich bei Altglashütten genießen :).

Ich habe mich sehr über deinen Besuch gefreut!
Dass ich dankbar für deine Gedanken, deine Zeit, die Auseinandersetzung mit dem Text bin, weißt du, gell?


Dir auch schöne Weihnachtsfeiertage, und wer weiß, nein, ich gehe davon aus, dass wir uns im Juni auch mal von Angesicht zu Angesicht gegenüber stehen werden - falls sich das dann einrichten lässt. Ich freue mich darauf!


Gruß


hell

 

Nicht missverstehen, zigga, deine Komms erinnern zuweilen an Schreibratgeber

Na ja, ich bin jetzt nicht der Schreibratgeber-Guru der hier herumzieht und seine Checklist abhakt. Wenn ich mir denke, hier hätte ich lieber auserzählt gelesen, weil mich das mehr hätte mitreißen können, oder hier schleicht sich für mich der Autor zu schnell aus der Misere, dann schreibe ich das so. Das hat erst mal nichts mit Schreibratgebern zu tun, die ich mal gelesen oder nicht gelesen habe, sondern mit meinem persönlichen Leseempfinden, an das man hier beim Austausch ja interessiert ist. Wie gesagt, subjektiv.
Eine Story kann alles, aber muss gar nichts, außer bei der Zielgruppe funktionieren, na klar, da bin ich auf deiner Seite.

Alles Gute,
zigga

 

Hey zigga,


nur kurz (könnte jetzt mehr dazu schreiben, wäre aber doch ziemlich offtopic):

Mir ist schon klar, dass du jetzt hier nicht auf "Schreibratgeber-Guru" machst, ich habe ja oben erklärt, wie ich das meinte, habe gehofft, du verstehst das nicht falsch. Da steht ja auch kein Punkt nach "Schreibratgeber", sondern ein Komma. Den Satzteil musst du ja jetzt nicht so aus dem Kontext ziehen. Na ja.

Ich bin dir auf jeden Fall dankbar für deine Sicht, Gedanken und so - für die ganze Auseinandersetzung mit der Geschichte; ist doch klar. Ich bin daran interessiert, ja. Ich denke, das habe ich auch zum Ausdruck gebracht.

Sind halt ein paar Allgemeinplätze drin: Man soll dies, man soll jenes, und damit verlässt du mMn die subjektive Ebene und bedienst dich halt Allgemeinplätzen - so, von der Formulierung her. Und das erinnert mich tatsächlich an diverse Ratgeber, die ich schon gelesen habe. Das ist alles.


Dir auch alles Gute, und danke für die Rückmeldung.


hell

 

hell,

alles gut! :D Wollte bloß richtigstellen, dass ich beim Kommentieren keine Allgemeingültigkeit beschwöre - das mit "man" ist richtig, ich werde in Zukunft drauf achten.

Gruß
zigga

 
Zuletzt bearbeitet:

Lieber hell

Ich wollte ja schon ewig vorbeikommen und etwas genauer kommentieren. Als Dankeschön natürlich für deine wunderbare Textarbeit, die du so oft machst, aber auch als Dankeschön für diese wirklich intensive Geschichte.


Warum ich jetzt doch so lange lange gezögert habe, das liegt an dem Beginn. So etwas wie schlechtes Gewissen wegen deiner Änderung hatte mich gepackt, weil ich ja eine von denen war, die das Fischbild moniert hatte. Ich stehe nach wie vor zu der Kritik an dem ursprünglichen Bild und ein schlechtes Gewissen ist ja auch Quatsch, aber leid tut es mir trotzdem, dass ich leider den neuen Anfang nicht wirklich besser finde. Im Gegenteil, da waren die Fische besser.

Ich geh mal gleich in medias res. Und vielleicht bin ich ja auch nur übergenau:

Marah fühlte nichts, als sie sich schnitt.
Sie rieb die Füße aneinander und blickte durchs Küchenfenster nach draußen. Die Lebensbäume tanzten im Wind – Regen prasselte gegen die Scheibe.
Wenn sie nichts fühlt, also in dem Sinne, dass sie gar nicht bemerkt, dass das Messer abgerutscht ist und ihr Fleisch durchtrennt hat, dann frage ich mich, wer die Beobachtung macht. Das kann dann nicht ihre Sicht sein. Wer "sieht" dann da? Es ist keine schnell wechselnde personale Perspektive, zum Beispiel von Sven aus gesehen. Du schreibst doch hier auch nicht auktorial. Also wer registriert dann, dass sie nichts fühlt, wenn sie doch gar nichts mitkriegt.
Wenn jetzt direkt danach die Stelle mit der Blutlache käme, wäre das alles kein Problem. Dann kapiert man als Leser, sie war weggetreten und kommt jetzt wieder zu sich. Und dann kann sie immer noch in den Garten schauen und Sven ihr zu Hilfe eilen.


Sie bemerkte die Blutlache vor sich. Die abgeschnittenen Zwiebelstückchen, deren Saft in Schlieren das Rot verwässerte. »Ich weiß nicht«, sagte sie und ließ das Messer fallen.
großartige Stelle nach wie vor. Das ist einfach wunderbar anschaulich und eklig.


Sven, der praktizierende Arzt, obwohl er bereits vor Jahren zur Forschung übergelaufen war.
Auch das hier. Mal eben am Rande wird hier ihre Sicht auf Sven eingestreut. Sie hat nicht mehr die gleiche Beziehung zu ihm, der Mann, den sie einmal geheiratet, den gibt es so gar nicht mehr. Das Wort "übergelaufen" – wie zum Feind überlaufen – finde ich hier sehr gelungen. Da sieht man mal wieder, wie wenig es manchmal braucht, um die Zwietracht, die zwischen zwei Leuten steht, anzudeuten.


Niklas umklammerte seinen Lieblingsaffen. »Mama ...« Er streckte ihr den Affen entgegen und schob die Unterlippe nach vorne.
Er will sie trösten. Wunderbare Geste auch das, weil ich dadurch merke, die Frau ist nicht mehr zufrieden in dieser Rolle als Gattin, aber sie liebt ihre Kinder, sonst käme der Kleine nicht gleich so angelaufen und will sie trösten.


Sie musste an Niklas' Geburt denken, an all das Blut, die Aufregung, die Schwärze, und kurz nach dem Erwachen, ein Baby an ihrer Brust. Einfach so.
Also mir gefällt die Charakterisierung Marahs wirklich gut. Wie du das machst, wie du sie zeigst, ihre Unzufriedenheit, ihre Ängste, ihre Unsicherheiten auch. Man spürt hier ihr Staunen, vielleicht auch ein wenig, dass sie überfordert ist mit ihrer Situation.
Ich hab mir überlegt, es ist ja so schnell passiert, dass Leser moralisch urteilen, wenn verheiratete Frauen, und dann auch noch mit Kindern, einen Seitensprung begehen. Es ist einfach sehr schwierig, mit dem Umstand umzugehen, dass oft allein schon die Tatsache, dass eine Frau sich so verhält, Groll im Leser hervorruft. Mir geht das nicht so, weil ich eher das Konzept lebenslanger Treue und noch mehr den Zwang dazu merkwürdig finde, aber ich weiß ja auch, dass man trotzdem den Spagat hinkriegen muss. Man muss es hinkriegen, dass eine Frau nicht einfach als verwöhnte Schnepfe wahrgenommen wird, sondern als eine Person in ihrer ganz speziellen Lebenssituation, in ihrer Vielschichtigkeit, in ihrer Freude und in ihrem Leid.


Gut gehalten, dachte Marah, als sie sich im Spiegel betrachtete und ihre Brüste zusammenpresste. Sie standen noch, trotz zweier Kinder – die Haut um Hüften und Po straff wie eh und je. Sie drehte sich von links nach rechts, strich dabei über ihren Körper, als cremte sie sich ein. Sven starrte auf den Kindle. Das Display spiegelte sich in den Brillengläsern. Dünn gewordene Haare fielen in seine Stirn.
Da auch wieder. Der registriert noch nicht mal, wie schön sie noch ist. Wie sie sich selbst anschaut, ein bisschen zweifelnd, ein bisschen ängstlich, und sehr bewundernd, nee, der glotzt einfach weiter ins Kindle. Und man merkt ja irgendwie, dass Marah ihn angeschaut haben muss, sonst könnte sie ja nicht das gespiegelte Kindle sehen. Vielleicht hätte sie einfach gerne mal gehabt, dass er sie registriert, und nicht so selbstverständlich sich über sie hermacht, so nach dem Motto, geheiratet, gehört mir. Furchtbar, diese Sexszene, so lieblos. Und furchtbar aber auch, dass sie es so über sich ergehen lässt. Folgsam, statt ihm mal die Leviten zu lesen.

Kraftlos bahnte sich Tageslicht einen Weg durch den Morgennebel. Der Teich glänzte lackschwarz an der Oberfläche, ringsum eine dünne Eisschicht wie eine silbrige Kruste. Eigenartig still war es.
Ein bisschen gruselig, wie du schon hier den Blick auf den Teich lenkst. Wunderschön beschrieben.


Sie ging spazieren, den Schlossberg, Richtung St. Ottilien hoch. Der Blick von oben lohnte nicht, nur der Münsterturm durchstach den milchigen Schleier ringsum.
Als kein Mensch mehr ihren Weg kreuzte, atmete sie tief ein. Es roch nach nassem Laub, die kahlen Baumkronen versteckten sich im Nebel. Sie blieb stehen, hielt den Atem an, lauschte, vernahm aber nichts. Keinen Ruf der Vögel, kein Hundegebell, kein Knacken oder Rauschen. Es war ihr, als stünde sie in einer leeren Welt, und gehöre genau dorthin.
Daumen hoch.


Ein bisschen war ich dann perplex, wie es weiterging. Ich hatte den Seitensprung zeitlich genau dorthin verortet, wo Sven mit den Kindern bei den Eltern ist. Also muss sie Kevin ja auch nicht abfordern, den Bruder zu bewachen. Du hast zwar am Ende des letzten Absatzes angedeutet, dass es eine Lüge ist, wenn sie sagt, sie könne Finn nicht mehr treffen. Aber irgendwie hab ich trotzdem zu stark angenommen, sie trifft ihn wirklich nicht mehr, und es ginge sozusagen auch bei dem Teichunfall von Niklas noch immer um diesen Zeitraum, was dann total unlogisch in der Abfolge wäre. Ich weiß, im Absatz kommt dann auch, dass Sven in Frankfurt ist, es ist alles da und trotzdem bin ich mal kurz aus dem Tritt geraten. Und das lag einfach an dem Endsatz hier:

Sie könnte sich nicht mehr mit ihm treffen, meinte sie. Aber das war gelogen. Er sagte kein Wort.
Also vielleicht liegt es in diesem Fall auch einfach an mir und ich bin verbohrt und blind. Aber sagen wollte ich es. Du wirst es einordnen können.


Es stimmte wohl, dass man nur hassen konnte, was man einmal lieb gewonnen hatte. Wie den Teich, an dem Marah oft gesessen hatte, wo sie im Sommer in eine magische kleine Welt abtauchte, wenn sie träumend die Wasserschneider beobachtete, die wundersam über die Oberfläche flitzten, den Molch, der im Wasser unter Steine huschte, die Seerosen, die flirrende Libellen lockten.
Wasserschneider sah man keine mehr, der Molch war verschwunden, die Rosen faulig. Nur noch Schwärze und Eis und der Lieblingsaffe, der vor sich hin starrte.
Mann, da hab ich echt gedacht, der Nikla wäre tot. Ich weiß ja, du hattest ihn in einer früheren Version sterben lassen. Ich finde es hier jedenfalls sehr einfallsreich, dass du so tust, als sei es passsiert. Es fühlt sich so an für den Leser und es hat auch ähnlich schlimme Folgen für alle, bringt das ohnehin schon fallende Gebilde zwischen ihr und Sven endgültig zum Absturz.


Interessant finde ich übrigens, dass sie zu Finn will. In der Szene mit Sven ist es ja (auch wenn sie sich verteidigt) ihr schlechtes Gewissen, was ihr zusetzt. Die Vorwürfe, die Schuld, die an ihr nagt. Interessant finde ich es deswegen, weil ich gar nicht das Gefühl hatte, sie hat sich wirklich in den Mann verliebt, sondern der ist ja eher ein Fluchtpunkt gewesen. Aber das ist es dann wohl auch, sie flüchtet sich zum Fluchtpunkt. Im weiteren Verlauf geinnt die Szene aber auch so eine merkwürdige Bedeutung, als würde sie prüfen wollen, ob es das alles wert war. Aber das habe ich da wohl mehr oder weniger hineingeheimnist.

Oder vielleicht doch nicht?

Einen Fuß vor den anderen setzend, tastet Marah sich einen Weg nach draußen. Die Knopfaugen haben etwas gesehen, tief in ihr drin, etwas, dass sie gut versteckt geglaubt hat.
Gut finde ich hier, dass du es bei der Andeutung belässt.
Anmerkung am Rande: etwas, das sie

Die Schlussszene ist mir dann ein bisschen zu pathetisch. Da wär mir ein Grad weniger Hitze auch recht gewesen. Aber das sind dann letztendlich wohl Geschmacksfragen.


Lieber hell, eine ausgezeichnete Geschichte, die ich sehr gerne und mehrere Male gelesen habe.
Ich wünsche dir schöne Feiertage
Novak

 

Hey Novak,


Ich wollte ja schon ewig vorbeikommen und etwas genauer kommentieren. Als Dankeschön natürlich für deine wunderbare Textarbeit, die du so oft machst, aber auch als Dankeschön für diese wirklich intensive Geschichte.
Nein, Novak, ich bin es, der dankbar sein muss und ist. Für deinen Besuch, deinen - wie immer - sehr guten Kommentar. Freue mich immer unheimlich, wenn du vorbeischaust, und ich nehme immer eine Menge mit. Also: Das Dankeschön gebührt nur dir!

Warum ich jetzt doch so lange lange gezögert habe, das liegt an dem Beginn. So etwas wie schlechtes Gewissen wegen deiner Änderung hatte mich gepackt, weil ich ja eine von denen war, die das Fischbild moniert hatte. Ich stehe nach wie vor zu der Kritik an dem ursprünglichen Bild und ein schlechtes Gewissen ist ja auch Quatsch, aber leid tut es mir trotzdem, dass ich leider den neuen Anfang nicht wirklich besser finde. Im Gegenteil, da waren die Fische besser.
Du schreibst es ja selbst, ist natürlich Quatsch, du brauchst doch kein schlechtes Gewissen zu haben :). Ich habe schon mehrmals geschrieben, dass ich mit dem Anfang gehadert habe, und du hast zurecht darauf hingewiesen. Glücklich war ich mit dem Update dann noch immer nicht, von daher passt auch dein Hinweis dazu.

Wenn jetzt direkt danach die Stelle mit der Blutlache käme, wäre das alles kein Problem. Dann kapiert man als Leser, sie war weggetreten und kommt jetzt wieder zu sich. Und dann kann sie immer noch in den Garten schauen und Sven ihr zu Hilfe eilen.
Das ich da nicht selbst darauf gekommen bin. Also so habe ich das gemacht - minus Garten, der ist mal (vorerst) raus.
Ich hatte so das Bild, dass sie aus dem Fenster starrt, in Gedanken oder Nicht-Gedanken und sich dabei schneidet. Aber ich verstehe, dass du die Perspektive hinterfragst. Wie gesagt: hab' ich rausgenommen. Danke.

Sie bemerkte die Blutlache vor sich. Die abgeschnittenen Zwiebelstückchen, deren Saft in Schlieren das Rot verwässerte. »Ich weiß nicht«, sagte sie und ließ das Messer fallen.
großartige Stelle nach wie vor. Das ist einfach wunderbar anschaulich und eklig.
Das freut mich; polarisiert ja auch, aber mir gefällt die Stelle ebenso :).

Sven, der praktizierende Arzt, obwohl er bereits vor Jahren zur Forschung übergelaufen war.
Auch das hier. Mal eben am Rande wird hier ihre Sicht auf Sven eingestreut. Sie hat nicht mehr die gleiche Beziehung zu ihm, der Mann, den sie einmal geheiratet, den gibt es so gar nicht mehr. Das Wort "übergelaufen" – wie zum Feind überlaufen – finde ich hier sehr gelungen. Da sieht man mal wieder, wie wenig es manchmal braucht, um die Zwietracht, die zwischen zwei Leuten steht, anzudeuten.
Auch das freut mich - dass du das so rausgelesen hast! Überhaupt, deine analytische Lesart, Mann!, du machst es mir natürlich leicht als Autor.

Niklas umklammerte seinen Lieblingsaffen. »Mama ...« Er streckte ihr den Affen entgegen und schob die Unterlippe nach vorne.
Er will sie trösten. Wunderbare Geste auch das, weil ich dadurch merke, die Frau ist nicht mehr zufrieden in dieser Rolle als Gattin, aber sie liebt ihre Kinder, sonst käme der Kleine nicht gleich so angelaufen und will sie trösten.
S. o. :).

Sie musste an Niklas' Geburt denken, an all das Blut, die Aufregung, die Schwärze, und kurz nach dem Erwachen, ein Baby an ihrer Brust. Einfach so.
Also mir gefällt die Charakterisierung Marahs wirklich gut. Wie du das machst, wie du sie zeigst, ihre Unzufriedenheit, ihre Ängste, ihre Unsicherheiten auch. Man spürt hier ihr Staunen, vielleicht auch ein wenig, dass sie überfordert ist mit ihrer Situation.
Ich hab mir überlegt, es ist ja so schnell passiert, dass Leser moralisch urteilen, wenn verheiratete Frauen, und dann auch noch mit Kindern, einen Seitensprung begehen. Es ist einfach sehr schwierig, mit dem Umstand umzugehen, dass oft allein schon die Tatsache, dass eine Frau sich so verhält, Groll im Leser hervorruft. Mir geht das nicht so, weil ich eher das Konzept lebenslanger Treue und noch mehr den Zwang dazu merkwürdig finde, aber ich weiß ja auch, dass man trotzdem den Spagat hinkriegen muss. Man muss es hinkriegen, dass eine Frau nicht einfach als verwöhnte Schnepfe wahrgenommen wird, sondern als eine Person in ihrer ganz speziellen Lebenssituation, in ihrer Vielschichtigkeit, in ihrer Freude und in ihrem Leid.
Mir geht es auch nicht so, und ich finde es sehr treffend, wenn du davon schreibst, dass der Leser urteilt. Ist auch so intendiert von mir - interessanterweise hat jemand geschrieben, es sei ihm jetzt zu zeigefingermäßig, ich hätte als Autor die Moralkeule ausgepackt. Ich glaube, die Lesart sagt mehr über den Leser, als den Autor aus. Jeder darf das natürlich so lesen wie er will. Ich wollte das offenhalten und ich sehe das persönlich so wie du, Novak.

Gut gehalten, dachte Marah, als sie sich im Spiegel betrachtete und ihre Brüste zusammenpresste. Sie standen noch, trotz zweier Kinder – die Haut um Hüften und Po straff wie eh und je. Sie drehte sich von links nach rechts, strich dabei über ihren Körper, als cremte sie sich ein. Sven starrte auf den Kindle. Das Display spiegelte sich in den Brillengläsern. Dünn gewordene Haare fielen in seine Stirn.
Da auch wieder. Der registriert noch nicht mal, wie schön sie noch ist. Wie sie sich selbst anschaut, ein bisschen zweifelnd, ein bisschen ängstlich, und sehr bewundernd, nee, der glotzt einfach weiter ins Kindle. Und man merkt ja irgendwie, dass Marah ihn angeschaut haben muss, sonst könnte sie ja nicht das gespiegelte Kindle sehen. Vielleicht hätte sie einfach gerne mal gehabt, dass er sie registriert, und nicht so selbstverständlich sich über sie hermacht, so nach dem Motto, geheiratet, gehört mir. Furchtbar, diese Sexszene, so lieblos. Und furchtbar aber auch, dass sie es so über sich ergehen lässt. Folgsam, statt ihm mal die Leviten zu lesen.
Hach, ja. Das tut echt gut. Schön, was du alles herausliest, wirklich. Sind so Dinge, die ich andeuten möchte, die du als Leser dann ausformulierst. Bei dir hat das auch hier funktioniert, und das hinterlässt einfach nur ein gutes Gefühl bei mir.

Ein bisschen war ich dann perplex, wie es weiterging. Ich hatte den Seitensprung zeitlich genau dorthin verortet, wo Sven mit den Kindern bei den Eltern ist. Also muss sie Kevin ja auch nicht abfordern, den Bruder zu bewachen. Du hast zwar am Ende des letzten Absatzes angedeutet, dass es eine Lüge ist, wenn sie sagt, sie könne Finn nicht mehr treffen. Aber irgendwie hab ich trotzdem zu stark angenommen, sie trifft ihn wirklich nicht mehr, und es ginge sozusagen auch bei dem Teichunfall von Niklas noch immer um diesen Zeitraum, was dann total unlogisch in der Abfolge wäre. Ich weiß, im Absatz kommt dann auch, dass Sven in Frankfurt ist, es ist alles da und trotzdem bin ich mal kurz aus dem Tritt geraten. Und das lag einfach an dem Endsatz hier:
Sie könnte sich nicht mehr mit ihm treffen, meinte sie. Aber das war gelogen. Er sagte kein Wort.
Also vielleicht liegt es in diesem Fall auch einfach an mir und ich bin verbohrt und blind. Aber sagen wollte ich es. Du wirst es einordnen können.
Nein, nein, das wird an mir liegen. Ich habe da eine Menge umgebaut, rausgestrichen und so. Das werde ich mir auf jeden Fall näher ansehen. Guter Punkt, danke.

Es stimmte wohl, dass man nur hassen konnte, was man einmal lieb gewonnen hatte. Wie den Teich, an dem Marah oft gesessen hatte, wo sie im Sommer in eine magische kleine Welt abtauchte, wenn sie träumend die Wasserschneider beobachtete, die wundersam über die Oberfläche flitzten, den Molch, der im Wasser unter Steine huschte, die Seerosen, die flirrende Libellen lockten.
Wasserschneider sah man keine mehr, der Molch war verschwunden, die Rosen faulig. Nur noch Schwärze und Eis und der Lieblingsaffe, der vor sich hin starrte.
Mann, da hab ich echt gedacht, der Nikla wäre tot. Ich weiß ja, du hattest ihn in einer früheren Version sterben lassen. Ich finde es hier jedenfalls sehr einfallsreich, dass du so tust, als sei es passsiert. Es fühlt sich so an für den Leser und es hat auch ähnlich schlimme Folgen für alle, bringt das ohnehin schon fallende Gebilde zwischen ihr und Sven endgültig zum Absturz.
Die Schwere des Kindstods rauszunehemen/ abzumildern fand ich einen guten Vorschlag - dann kam mir diese Idee, dir mir selbst auch ganz gut gefallen hat, und ja, du hast recht, ich finde auch, die Folgen sind ja gleich. Sehr schön, dass du das Gebilde auch von Anfang an als fallend wahrgenommen hast. Also, da gibt's (beinahe austauschbare) Auslöser im Text, die das Ganze hochgehen lassen, ja, das explosive Gemisch war aber längst vorhanden.

Interessant finde ich übrigens, dass sie zu Finn will. In der Szene mit Sven ist es ja (auch wenn sie sich verteidigt) ihr schlechtes Gewissen, was ihr zusetzt. Die Vorwürfe, die Schuld, die an ihr nagt. Interessant finde ich es deswegen, weil ich gar nicht das Gefühl hatte, sie hat sich wirklich in den Mann verliebt, sondern der ist ja eher ein Fluchtpunkt gewesen. Aber das ist es dann wohl auch, sie flüchtet sich zum Fluchtpunkt. Im weiteren Verlauf geinnt die Szene aber auch so eine merkwürdige Bedeutung, als würde sie prüfen wollen, ob es das alles wert war. Aber das habe ich da wohl mehr oder weniger hineingeheimnist.

Oder vielleicht doch nicht?

Einen Fuß vor den anderen setzend, tastet Marah sich einen Weg nach draußen. Die Knopfaugen haben etwas gesehen, tief in ihr drin, etwas, dass sie gut versteckt geglaubt hat.
Gut finde ich hier, dass du es bei der Andeutung belässt.
Anmerkung am Rande: etwas, das sie
Finde ich gut, dass du das interessant findest. Ich habe einiges im Text andeuten wollen - schön, dass du auch hier die Leerzeilen füllen möchtest. Ich finde das übrigens auch einen bemerkenswerten Akt der Prota, der mich über ihr Verhalten spekulieren lässt :). Ich mag es einfach, wenn Manches ein wenig im Nebel bleibt.

Die Schlussszene ist mir dann ein bisschen zu pathetisch. Da wär mir ein Grad weniger Hitze auch recht gewesen. Aber das sind dann letztendlich wohl Geschmacksfragen.
Kann ich verstehen, vielleicht drossele ich hier noch etwas runter.

Lieber hell, eine ausgezeichnete Geschichte, die ich sehr gerne und mehrere Male gelesen habe.
Wie mich das freut!


Liebe Novak, einleitend habe ich es schon geschrieben: Dir gebührt Dank, für die Auseinandersetzung mit meiner Geschichte, die vielen klugen Gedanken dazu, für das gleich mehrmalige Lesen, ach, für alles halt.
Freut mich sehr, dass dir der Text gefallen konnte!


Dir auch frohe Festtage!


hell

 
Zuletzt bearbeitet:

Hey hell,

ich bin spät dran, ich weiß, und ich kann jetzt nur hoffen, Du willst überhaupt noch was hören. Habe ich doch neulich erst unter eine Geschichte von Dir geschrieben ... Aber da Du Dich so um meine und noch so viele andere Geschichten bemüht hast, gehört sich das jetzt einfach.
Frauen, oder besser Mütter, die fremdgehen - spannendes Thema. Mag ich. Weil sie endlich der Frau auch mal Bedürfnisse zugestehen, die für Männer längst gesellschaftsfähig sind. Jetzt komme ich ins Plaudern, aber ich habe vor ein paar Jahren von Mave Binchey "Der grüne See" gelesen. Ausgezeichnet als der Jahrhundertroman aus Irland. Als ich damit fertig war, habe ich mich gefragt, was da jetzt so jahrhundertmäßig der Überflieger sein sein, bis es mir dämmerte, wir sind in den fünfzigern, wir sind im katholischen Irland, und eine Frau verlässt ihre Familie, weil sie sich selbst wichtig nimmt, und ihren Anspruch ans Leben in Taten umsetzt. Was muss das Buch damals umstritten gewesen sein. Ein feministischer Rundumschlag geradezu. An das Buch musste ich denken. Und jetzt - 2017 - in Deutschland, muss man das Thema noch immer relativ behutsam anfassen, bevor der Leser bereit ist, zu folgen. Ich glaube, es geht gar nicht gegen Frauen heutzutage, sondern gegen Mütter. Eine Frau verlässt ihren Mann (keine Kinder im Spiel) okay, aber Mütter haben das nicht zu tun! Warum eigentlich?

Ich finde diese ganze Verbandsorgie und das Zubettbringen der Kinder furchtbar. Ich weiß, man steigt mit dem Moment in die Geschichte, in der der Alltag noch gerade läuft. Der letzte "normale" Moment im Leben der Protagonisten. Du hast hier schon mal zwei dieser Momente und ich habe mich gelangweilt. Das ist aber auch so alltäglich langweilig, meine Herren. Hab mir gesagt, okay, das wird so eine Geschichte, die Dich runter holen will, die den Zeitdruck, die Hektik zurückstellt, nimm dir Zeit, schienen mir die ersten zwei Absätze sagen zu wollen, aber das stimmt ja gar nicht! Die Geschichte ist nicht nach der Methode - komme mal runter - gestrickt. Im Gegenteil, ab Absatz drei fängt sie an zu rennen, ich komme da gar nicht hinterher. Schlaglicht, zack, Schlaglicht, bum, Schlaglicht, boing, hastest Du durch die Geschehnisse. Also fand ich im Nachhinein den Anfang doppeldoof.

Und never, never, never ...

Niklas umklammerte seinen Lieblingsaffen. »Mama ...« Er streckte ihr den Affen entgegen und schob die Unterlippe nach vorne.

... mache Kinder niedlich! Das funktioniert so nicht. Kinder auf niedlich gemacht, sind beim Leser einfach nur Abziehbilder aus der Werbung. Und solltest Du je für Kinder schreiben, schreibe nicht niedlich ;). Ein Tabu. Für und über Kinder. Die Kitschfalle schnappt immer zu. Haste gar keine Chance. Falls Du mal Lust hast, guck mal bei "Der Hof ist zu klein" von mir rein. Erster Absatz. Sooooo süß, heißt es in den Kritiken, aber eigentlich tut das Kind gar nichts Süßes. Sprich, es geht, aber nicht auf direktem Weg.


Gut gehalten, dachte Marah, als sie sich im Spiegel betrachtete und ihre Brüste zusammenpresste. Sie standen noch, trotz zweier Kinder – die Haut um Hüften und Po straff wie eh und je. Sie drehte sich von links nach rechts, strich dabei über ihren Körper, als cremte sie sich ein. Sven starrte auf den Kindle. Das Display spiegelte sich in den Brillengläsern.

Ab hier wurde dann schön. Von mir aus kannste auch hier einsteigen. Überhaupt ist diese Szene meine liebste. Die ist wirklich groß. Da wird so viel über das Verhältnis der beiden gesagt. Das will man doch, wenn man im Seidenschlüpferchen ins Bett kommt, über die Schwiegereltern reden. Sehr, sehr gut.
Und dann mal eben Schema F abspulen.

Die Sektszene ist mir persönlich zu klischeehaft. Alles daran. Die Männer, die Geste, die Reaktionen. Weiß nicht, mich bereitet sie null auf das Kommende vor, weil es an dem Mann nichts interessantes gibt. Mir wäre lieber, er latscht ihr auf die Füße. Er sollte hier schon zum Objekt der Begierde werden, willste ja auch durch das "Zähne blecken" erzeugen - aber jetzt ehrlich, nee.

Als kein Mensch mehr ihren Weg kreuzte, atmete sie tief ein. Es roch nach nassem Laub, die kahlen Baumkronen versteckten sich im Nebel. Sie blieb stehen, hielt den Atem an, lauschte, vernahm aber nichts. Keinen Ruf der Vögel, kein Hundegebell, kein Knacken oder Rauschen. Es war ihr, als stünde sie in einer leeren Welt, und gehöre genau dorthin.

Auch schön. So leer ihre Welt, nicht mal mehr ein Geräusch gibt es darin.

... in dieser lebendigen Stadt, die sie ein- und wieder ausgeatmet hatte.

:) Toll.

Ja, dieses Kennenlernen in der Bar. Das war mir auch alles so - platt, will ich es mal nennen. Da ist nix schönes, aufregendes dran. Das wirkt so beliebig und lieblos auf mich. Ich habe es zur Kenntnis genommen, mehr hat es mit mir nicht gemacht.

Sie bestand auf ein Kondom, hatte sie immer, früher schon. Seine Zunge nahm sie pur. In ihren Mund, in ihren Nabel und weiter unten. Als er über ihr lag, sie die Hände in seinen Hintern grub, als sie spürte, wie die Muskeln auf und ab hüpften, kitzelte sie sein Bart an der Nase und sie roch ihre Weiblichkeit an ihm. Das Geräusch, wie Haut auf Haut klatschte, ließ sie die Zähne blecken, die Nägel in den Mann hineinbohren. »Mach schon!«, zischte sie, Speichelfetzen verfingen sich in seinem Haar, er stöhnte, die Körper heiß und nass und schmierig. Sie keuchten beide, bis er sich mit einem Mal aufbäumte und zuckend das ganze Gewicht auf sie presste.

Das dagegen schon. Außer das Dickmarkierte. Weiß nicht. Hart und dreckig - schön, aber nicht eklig.

»Wo ist Niklas?«
»Keine Ahnung, der wollte was aus der Küche holen.«
»Unten ist er nicht«, sagte sie und rief erneut nach ihrem Jüngsten.
Doch Niklas antwortete nicht.

Schönes Spannungsmoment. Ich habe in den Komms gelesen, dass Du Niklas erst hast sterben lassen, ich finde die jetzige Lösung sehr viel charmanter und der Effekt ist fast genauso stark, nur eben ohne ganz tief in der Dramakiste zu wühlen.

Es stimmte wohl, dass man nur hassen konnte, was man einmal lieb gewonnen hatte. Wie den Teich, an dem Marah oft gesessen hatte, wo sie im Sommer in eine magische kleine Welt abtauchte, wenn sie träumend die Wasserschneider beobachtete, die wundersam über die Oberfläche flitzten, den Molch, der im Wasser unter Steine huschte, die Seerosen, die flirrende Libellen lockten.
Wasserschneider sah man keine mehr, der Molch war verschwunden, die Rosen faulig. Nur noch Schwärze und Eis und der Lieblingsaffe, der vor sich hin starrte.

Super gemacht. Mag ich. Und auch, wie es weiter geführt wird, die erst verbale Aggression, die sich schließlich zu körperliche Aggression auswächst.

Marah stromert ziellos über die grauen Gehwegplatten der Großstadt. Berlin hat sie ein weiteres Mal eingeatmet.

Großartiger Satz.

»Ja?«
»Tag«, Marah schnauft, »ich ..., puh, ganz schön anstrengend«, sagt sie.
Die Frau steht nur da.
»Bin ich hier richtig? Bei ... ähm ... Krüger?«
»Ja.«
»Ich wollte zu Finn Krüger.«
»Mein Mann ist nicht da.«

Ich verstehe ihre Motivation nicht so ganz, warum sie zu Finn will. Sie schien mir jetzt nicht verliebt oder so. Ich verstehe auch nicht so ganz, warum sie von zu Hause wegläuft. Da fehlt mir ein Stück dazwischen. Das quälende, erdrückende, was ihr die Luft zum Atmen nimmt in ihrem Haus. Und da ich vom Anfang her noch darauf eingestellt war, es mit einer "langsamen" Geschichte zu tun zu haben, also ich würde hier noch ein, zwei Absätze schlucken. Das er verheiratet ist, empfinde ich dagegen als total richtig in der Storyline.

Der Zusammenbruch am Ende, der gefällt mir auch. Ich hatte zuerst gedacht, ich habe beim Ausdrucken ein paar Seiten verloren, das kann doch hier nicht zu Ende sein. War es aber. Also, ich schlucke das Ende als Ende, aber auch hier hätte ich mir bisschen mehr Zeilen gewünscht, die mich sanft aus dieser so unsanften Geschichte hinausführen.

Ich finde das eine sehr spannende Geschichte. Gerade dieses Abhauen am Ende. Nur ist mir diese Reaktion zu wenig verankert im Vorlauf. Für mich kommt es ziemlich plötzlich. Aber es ist ja wichtig. Und genau genommen, verwendest Du sehr viel Mühe und Zeit und Zeilen auf den Seitensprung und sehr wenig auf das danach, was ich jetzt aber sehr viel spannender finde. Für mich haut die Gewichtung nicht hin. (Aber das liegt jetzt vielleicht, nein gewiss, an meinem Interesse, weil ich gern mehr über das danach, als das davor wissen wollte.)
Dennoch, und das muss ich nach all meiner Kritik jetzt loswerden, ich habe die Geschichte sehr, sehr gern gelesen, und habe da auch viel drüber nachgedacht. Sie hat mit mir etwas gemacht, und das ist auf jeden Fall ein Pluspunkt für den Text. Aber hast Dir die Latte schön hoch gehängt. Aus der Sicht der Frau zu schreiben, über einen langen Zeitraum zu erzählen, dann das Thema, Hut ab! Allein dafür bekommste einen Daumen hoch, denn ich finde, für diese Latte, ist der Anlauf schon sehr gut gewählt ;).

Beste Grüße und ein frohes, gesundes 2018!
Yvonne

 

Hey Fliege,


das schlechte Gewissen packt mich, aber ich schaffe es einfach noch nicht, gebührend auf deinen Komm zu antworten - das Leben hat mich leider ziemlich ausgeknockt gerade.
Nicht mal alle Challenge-Texte konnte ich lesen, werde also auch nicht abstimmen können :(.

Vorerst: Herzlichen Dank für die Auseinandersetzung mit meiner Geschichte. Bitte hab' noch etwas Geduld mit mir, ausführliche Rückantwort kommt garantiert.


Lieber Gruß


hell

 

Hey Fliege,


ich könnte jetzt offshore zitieren, dass das Leben ... ach, kurzum: So turbulent war es zwischen den Jahren und Anfang des Jahres ... Sorry, mir fehlte einfach die Zeit, um auf deinen Komm zu antworten. Leider musste ich andere Prioritäten setzen. Bitte entschuldige, Fliege, ist blöd, wenn man so spät Feedback bekommt, ich weiß. Das schlechte Gewissen macht mir auch echt zu schaffen.

... und ich kann jetzt nur hoffen, Du willst überhaupt noch was hören.
Na klar, will ich das. Immer. Gerade von so erfahrenen Autorinnen wie dir. Auch wenn ich den Text abgeschlossen hab', glaub' ich. Trotzdem hilft mir dein analytisches Auge, um mich mit meiner Schreibe auseinanderzusetzen, um weiter zu wachsen.

Jetzt komme ich ins Plaudern, aber ich habe vor ein paar Jahren von Mave Binchey "Der grüne See" gelesen. Ausgezeichnet als der Jahrhundertroman aus Irland. Als ich damit fertig war, habe ich mich gefragt, was da jetzt so jahrhundertmäßig der Überflieger sein sein, bis es mir dämmerte, wir sind in den fünfzigern, wir sind im katholischen Irland, und eine Frau verlässt ihre Familie, weil sie sich selbst wichtig nimmt, und ihren Anspruch ans Leben in Taten umsetzt.
Ja, es ist ja gut, dass du dich erst fragen musstest, was denn nun so umstritten, was den nun den Überflieger ausgemacht hatte.
Andrerseits:
Und jetzt - 2017 - in Deutschland, muss man das Thema noch immer relativ behutsam anfassen, bevor der Leser bereit ist, zu folgen. Ich glaube, es geht gar nicht gegen Frauen heutzutage, sondern gegen Mütter. Eine Frau verlässt ihren Mann (keine Kinder im Spiel) okay, aber Mütter haben das nicht zu tun! Warum eigentlich?
Stimmt natürlich. Schwierig, immer noch. Nicht umsonst ein Thema, das noch immer was hergibt. Das auch wichtig ist.

Du hast hier schon mal zwei dieser Momente und ich habe mich gelangweilt. Das ist aber auch so alltäglich langweilig, meine Herren. Hab mir gesagt, okay, das wird so eine Geschichte, die Dich runter holen will, die den Zeitdruck, die Hektik zurückstellt, nimm dir Zeit, schienen mir die ersten zwei Absätze sagen zu wollen, aber das stimmt ja gar nicht! Die Geschichte ist nicht nach der Methode - komme mal runter - gestrickt. Im Gegenteil, ab Absatz drei fängt sie an zu rennen, ich komme da gar nicht hinterher. Schlaglicht, zack, Schlaglicht, bum, Schlaglicht, boing, hastest Du durch die Geschehnisse. Also fand ich im Nachhinein den Anfang doppeldoof.
Das ist natürlich schade. Interessant, dass du erst den Eindruck hattest, der Text wolle durch die ersten Absätze "runterholen", entschleunigen. Wäre ich nicht drauf gekommen.
Ich wollte eine Menge zeigen - stellvertretend, symbolisch auch -, bei dir kam aber scheinbar nichts davon an. Hm. Ist dann halt so, aber ich werde darüber brüten müssen, warum das so ist, was mir da nicht gelungen ist.

Und never, never, never ...

Niklas umklammerte seinen Lieblingsaffen. »Mama ...« Er streckte ihr den Affen entgegen und schob die Unterlippe nach vorne.
... mache Kinder niedlich!
Ich denke, grundsätzlich lässt sich darüber nicht streiten. Ich sehe das ähnlich wie du. Allerdings ist die einzige "Niedlichkeit", die du oben zitierst, die vorgeschobene Unterlippe. Ich glaube, du extrapolierst, da passiert viel in deinem Kopf deswegen. Ich weiß nicht, ob objektiv zu sagen berechtigt ist, der Text verniedliche Kinder. Ich sehe das nicht so, aber ich lasse das sacken und klopfe den Text noch mal darauf ab. Ist immer ne Gradwanderung, Kinder in Texte einzubauen, denke ich. Aber wem sag ich das. Klar, ich vertraue dir da schon ziemlich - hast halt auch mehr Erfahrung damit. Überzeugt bin ich aber noch nicht ;).

Gut gehalten, dachte Marah, als sie sich im Spiegel betrachtete und ihre Brüste zusammenpresste. Sie standen noch, trotz zweier Kinder – die Haut um Hüften und Po straff wie eh und je. Sie drehte sich von links nach rechts, strich dabei über ihren Körper, als cremte sie sich ein. Sven starrte auf den Kindle. Das Display spiegelte sich in den Brillengläsern.
Ab hier wurde dann schön. Von mir aus kannste auch hier einsteigen. Überhaupt ist diese Szene meine liebste. Die ist wirklich groß. Da wird so viel über das Verhältnis der beiden gesagt. Das will man doch, wenn man im Seidenschlüpferchen ins Bett kommt, über die Schwiegereltern reden. Sehr, sehr gut.
Und dann mal eben Schema F abspulen.
Das freut mich natürlich.

Die Sektszene ist mir persönlich zu klischeehaft. Alles daran. Die Männer, die Geste, die Reaktionen. Weiß nicht, mich bereitet sie null auf das Kommende vor, weil es an dem Mann nichts interessantes gibt. Mir wäre lieber, er latscht ihr auf die Füße. Er sollte hier schon zum Objekt der Begierde werden, willste ja auch durch das "Zähne blecken" erzeugen - aber jetzt ehrlich, nee.
Ich könnte jetzt schreiben, gerade das Klischee wollte ich ja. Der Mann an sich ist für Marah - wie ich sie sehe -, auswechselbar, sie belächelt den eher, der ist nur Mittel zum Zweck, sie spielt nur das langweilige Spiel mit ... Ach, der Text krankt, glaube ich, auch daran, dass mir nicht gelungen ist, bestimmte Kerne herauszuschälen. Vielleicht habe ich mich auch als männlicher Autor mit der Darstellung weiblicher Intentionen - gerade da ich sie zwischen die Zeilen packen wollte - verhoben :).

Als kein Mensch mehr ihren Weg kreuzte, atmete sie tief ein. Es roch nach nassem Laub, die kahlen Baumkronen versteckten sich im Nebel. Sie blieb stehen, hielt den Atem an, lauschte, vernahm aber nichts. Keinen Ruf der Vögel, kein Hundegebell, kein Knacken oder Rauschen. Es war ihr, als stünde sie in einer leeren Welt, und gehöre genau dorthin.
Auch schön. So leer ihre Welt, nicht mal mehr ein Geräusch gibt es darin.

... in dieser lebendigen Stadt, die sie ein- und wieder ausgeatmet hatte.
Toll.
Danke und danke.

Ja, dieses Kennenlernen in der Bar. Das war mir auch alles so - platt, will ich es mal nennen. Da ist nix schönes, aufregendes dran. Das wirkt so beliebig und lieblos auf mich. Ich habe es zur Kenntnis genommen, mehr hat es mit mir nicht gemacht.
Platt ist wohl, wenn ich schreibe, dass das beabsichtigt war. Leider ist mir wohl nicht gelungen, dass du hinterfragt hast, warum sie sich trotzdem darauf eingelassen hat.

Sie bestand auf ein Kondom, hatte sie immer, früher schon. Seine Zunge nahm sie pur. In ihren Mund, in ihren Nabel und weiter unten. Als er über ihr lag, sie die Hände in seinen Hintern grub, als sie spürte, wie die Muskeln auf und ab hüpften, kitzelte sie sein Bart an der Nase und sie roch ihre Weiblichkeit an ihm. Das Geräusch, wie Haut auf Haut klatschte, ließ sie die Zähne blecken, die Nägel in den Mann hineinbohren. »Mach schon!«, zischte sie, Speichelfetzen verfingen sich in seinem Haar, er stöhnte, die Körper heiß und nass und schmierig. Sie keuchten beide, bis er sich mit einem Mal aufbäumte und zuckend das ganze Gewicht auf sie presste.
Das dagegen schon. Außer das Dickmarkierte. Weiß nicht. Hart und dreckig - schön, aber nicht eklig.
Freut mich sehr. Sexszenen finde ich immer sehr herausfordernd.

»Wo ist Niklas?«
»Keine Ahnung, der wollte was aus der Küche holen.«
»Unten ist er nicht«, sagte sie und rief erneut nach ihrem Jüngsten.
Doch Niklas antwortete nicht.
Schönes Spannungsmoment. Ich habe in den Komms gelesen, dass Du Niklas erst hast sterben lassen, ich finde die jetzige Lösung sehr viel charmanter und der Effekt ist fast genauso stark, nur eben ohne ganz tief in der Dramakiste zu wühlen.
Auch das freut mich sehr. Ich sehe das ähnlich wie du - den Kniff, diesen Kompromiss fand ich selbst ziemlich pfiffig :).

Es stimmte wohl, dass man nur hassen konnte, was man einmal lieb gewonnen hatte. Wie den Teich, an dem Marah oft gesessen hatte, wo sie im Sommer in eine magische kleine Welt abtauchte, wenn sie träumend die Wasserschneider beobachtete, die wundersam über die Oberfläche flitzten, den Molch, der im Wasser unter Steine huschte, die Seerosen, die flirrende Libellen lockten.
Wasserschneider sah man keine mehr, der Molch war verschwunden, die Rosen faulig. Nur noch Schwärze und Eis und der Lieblingsaffe, der vor sich hin starrte.
Super gemacht. Mag ich. Und auch, wie es weiter geführt wird, die erst verbale Aggression, die sich schließlich zu körperliche Aggression auswächst.
:)

Marah stromert ziellos über die grauen Gehwegplatten der Großstadt. Berlin hat sie ein weiteres Mal eingeatmet.
Großartiger Satz.
:shy:

Ich verstehe ihre Motivation nicht so ganz, warum sie zu Finn will. Sie schien mir jetzt nicht verliebt oder so. Ich verstehe auch nicht so ganz, warum sie von zu Hause wegläuft. Da fehlt mir ein Stück dazwischen. Das quälende, erdrückende, was ihr die Luft zum Atmen nimmt in ihrem Haus.
Ich denke, Marah geht es genauso. Was das Weglaufen angeht ... In irgendeiner Fassung auf meiner Festplatte war das ausgebauter. Hm, mal sehen, ob ich dann doch noch mal an den Text gehe.

Der Zusammenbruch am Ende, der gefällt mir auch. Ich hatte zuerst gedacht, ich habe beim Ausdrucken ein paar Seiten verloren, das kann doch hier nicht zu Ende sein. War es aber. Also, ich schlucke das Ende als Ende, aber auch hier hätte ich mir bisschen mehr Zeilen gewünscht, die mich sanft aus dieser so unsanften Geschichte hinausführen.
Auch hier hatte ich den Rotstift angesetzt, vielleicht hat er es übertrieben. Das Bild am Ende - ohne Ende - fand ich aber passend. Ach, du motivierst mich wohl doch noch dazu, weiter am Text werkeln zu wollen.

Dennoch, und das muss ich nach all meiner Kritik jetzt loswerden, ich habe die Geschichte sehr, sehr gern gelesen, und habe da auch viel drüber nachgedacht. Sie hat mit mir etwas gemacht, und das ist auf jeden Fall ein Pluspunkt für den Text. Aber hast Dir die Latte schön hoch gehängt. Aus der Sicht der Frau zu schreiben, über einen langen Zeitraum zu erzählen, dann das Thema, Hut ab! Allein dafür bekommste einen Daumen hoch, denn ich finde, für diese Latte, ist der Anlauf schon sehr gut gewählt .
Das freut mich wirklich sehr, Yvonne. Ja, ich habe das irgendwo in einer Antwort geschrieben, dass vieles im Text sehr herausfordernd für mich war, dass ich die Latte - wie du schreibst - hoch angesetzt hatte. Eine Aufgabe, die mir bei meiner Entwicklung helfen kann, nicht zuletzt, wegen solch Feedbacks wie deinem.
Dass du mich so davonkommen lässt, fasse ich wirklich als Lob auf, also, mich motiviert das enorm. Schließlich hoffe ich, die Latte hoch, - in Zukunft - noch höher hängen zu können.
Am meisten freut mich übrigens, dass der Text was mit dir gemacht, dich beschäftigt hat. Für mich eins der schönsten Rückmeldungen überhaupt :shy:.


Liebe Yvonne, herzlichsten Dank, du weißt schon wofür!
Und bitte entschuldige nochmals meine späte Reaktion, ist mir echt unangenehm, aber so zwischen Tür und Angel wollte ich auch nicht Antworten.


Auch dir - noch scheint mir das Jahr jung genug dafür zu sein - ein gesundes, frohes und kreatives 2018!


hell

 

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