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Ein Lächeln

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10.11.2009
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Ein Lächeln

Ich atmete auf, als der Bus endlich um die Straßenecke bog. Es begann leicht zu nieseln. Als die Türen aufklappten, blickte ich den Busfahrer überrascht an und erkannte in ihm einen alten Bekannten, der schon seit Längerem nicht mehr auf dem Fahrersitz gesessen hatte.
„Mensch Peter, das ist ja schön dich zu sehen. Seit wann fährst du denn wieder?“
„Heute ist mein erster Tag. Du kannst dir gar nicht vorstellen wie froh ich bin wieder hinter dem Steuer zu sitzen, sonst würde ich wahrscheinlich zu Hause sitzen und zu viel nachdenken.“
„Und wie geht’s dir?“
„Muss ja. Wie heißt es so schön? Das Leben geht weiter. Aber lassen wir das.“ Peter winkte ab. Ein Lächeln umspielte seine Lippen. Ich betrachtete ihn einen kurzen Augenblick. Acht Wochen waren vergangen, seit wir uns das letzte Mal gesehen hatten. Mir fiel auf, dass er dünner geworden war, doch seine braunen Augen strahlten dieselbe innere Zufriedenheit aus, wie sie es immer taten. Ich wusste was geschehen war. Ein anderer Busfahrer, hatte mich eingeweiht und erzählt, dass Peters Bruder verstorben war.
Dieses Thema verkniff ich mir jedoch. Für so etwas würde es nie die richtigen Worte geben und er erweckte ohnehin den Eindruck keinen gesteigerten Wert auf Trost spendende Floskeln zu legen.
Auf gewisse Weise war seine Art mit Schicksalsschlägen umzugehen beneidenswert. Selbst an diesem einen Freitag vor acht Wochen wirkte er so fröhlich wie immer, obwohl er gewusst hatte, wie schlecht es um seinen Bruder stand.
„Wo soll es denn hingehen? Willst du etwa verreisen?“ unterbrach Peter meine Gedankengänge und deutete auf meinen Koffer.
„Nein, ich mache einen Wochenendbesuch bei meinem Bruder in Hamm.“
„So so. Zum Bahnhof also?“ Ich nickte. Peter begann einige Knöpfe zu drücken und reichte mir schließlich die Fahrkarte.
Wie üblich nahm ich vorne Platz, darauf bedacht Abstand zu meinen Mitmenschen zu halten. Ihre mitleidigen oder gar angeekelten Blicke waren nicht zu ertragen. Nicht selten fragten die Leute sogar, was denn passiert sei und das war mir meist noch unangenehmer als angestarrt zu werden. Peter war da ganz anders. In seiner Nähe fühlte ich mich wohl. Denn er sah mich nicht an als sei ich ein selten gewordenes Tier und hatte so viel Anstand mich nicht so auszufragen, wie es ein Polizeibeamter bei einem Verhör zu tun pflegte.
Der Bus bog auf die Mastholter Straße ab. Mein Blick fiel auf die bunte Blätterpracht der Bäume, die allmählich den Gehweg bedeckte. Ich mochte den Herbst und vor allem den Winter, denn in dieser Zeit war es für mich leichter das Haus zu verlassen. Der Grund dafür bestand darin, dass ich mich gut einpacken konnte, mit einer Mütze auf dem Kopf und einem Schal der wenigstens die untere Hälfte meines Gesichtes verdeckte. Als größere Qual stellte sich hingegen der Sommer dar. T- Shirts, Röcke oder kurze Hosen zu tragen, daran war gar nicht zu denken, denn dies hätte mehr Aufmerksamkeit erregt als es jemanden wie mir lieb sein konnte.
Mittlerweile wurde der Regen stärker. Er fiel nun in langen Bindfäden vom Himmel. Ich beobachtete die Tropfen, die an den Fensterscheiben hinab liefen.
Als Kind glaubte ich immer, dass der Regen die Welt von dem hartnäckigen Schmutz rein wusch, der sich angesammelt hatte und manchmal wünschte ich mir diese Vorstellung bewahrt zu haben. Aber heute erinnerte mich das kühle Nass nur noch an den Tag im Oktober vor zwei Jahren. Der Tag an dem sich dieser schreckliche Arbeitsunfall ereignet hatte.
Ich spürte wie meine Augen feucht wurden. „Nein, nein, du darfst jetzt nicht weinen, “ sagte meine innere Stimme, „nicht hier, nicht jetzt.“
Schnell wandte ich den Blick wieder nach vorn.
„Und was machst du am Wochenende?“
Peter warf mir einen flüchtigen Blick über die Schulter zu.
„Ich denke ich werde mit meiner Frau schick essen gehen.“
„Das ist eine schöne Idee.“
„Und was unternimmst du mit deinem Bruder?“
„Oh, wir werden es uns wohl bei ihm gemütlich machen, mit DVDs und Knabberkram.“
„Als ich in deinem Alter war, da bin ich noch in Diskotheken herumgehüpft. Ist wohl nicht so dein Ding, was?“
„Das war es mal.“ antwortete ich.
„Warum kann es denn nicht wieder so sein?
Ich finde wirklich, dass du dir mehr zutrauen solltest. Es wird mit Sicherheit jemanden geben der dich mögen wird, auch wenn du nicht dem Ideal entsprichst. Ich mein, ich tue es doch auch.“
„Du, ja super.“
„Also was soll das denn heißen?“ fragte Peter mit einem gespielt entrüsteten Unterton. „Ich bin zwar alt, aber Geschmack habe ich trotzdem und meine Augen funktionieren auch noch ganz gut.“
Ich konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen. Peter blickte durch den großen Rückspiegel.
„Siehst du, das meine ich. Dieses Lächeln wirft doch jeden Mann vom Hocker.“ Ich lachte laut auf.
„Weißt du, wenn jeder Mann eine Frau nur nach dem Äußeren beurteilen würde, dann wäre die Menschheit echt arm dran.
Meine Frau ist klein und rund, aber sie ist das liebenswürdigste Geschöpf, das mir je begegnet ist. Und ich bin mir ganz sicher, dass dir jemand begegnen wird, der dich so sehen wird, wie ich meine Frau sehe.“
„Wenn du meinst.“ murmelte ich.
„Ja, ich meine. Meine Güte, du bist ja ein ganz schön harter Brocken.“
Ich sah von der Seite Peters verschmitztes Grinsen.
Das stimmte. Meine Unnachgiebigkeit, hatte schon viele in den Wahnsinn getrieben. Doch genau diese Eigenschaft hatte mir bei dem Kampf zurück ins Leben geholfen und nicht die ganzen Medikamente oder Behandlungen. Das war es, was Peter und mich verband, der Gedanke nicht aufzugeben. Egal wie sehr ich auch mit meinem Schicksal haderte, das Leben stellte für mich ein wertvolles Geschenk dar.
„Nächster Halt, Robert- Koch- Straße.“ sagte die monotone Computerstimme.
Als der Bus hielt, drehte ich meinen Kopf zur Fensterscheibe. Zwei ältere Damen stiegen ein und setzten sich in den Vierer hinter mir.
Mit gesenkter Stimme redeten sie miteinander. Es war nicht meine Art Gespräche anderer zu belauschen, aber das was ich hörte ließ mich aufhorchen.
„Hast du eigentlich schon gehört was dem Wolfgang neulich im Zug passiert ist?“
„Wolfgang Schmidt? Der im Rollstuhl sitzt?“
„Ja genau der. Also: Der ganze Zug war voll, bis auf den letzten Platz. Es stieg ein junger Mann hinzu und der sagte doch tatsächlich, halt dich fest Marlies, „was für ein tolles Leben, der kriegt überall einen Sitzplatz.“
„Das ist ja eine Frechheit. Und wie ging es Wolfgang danach?“
„Ach du kennst ihn doch. Davon hat der sich gar nicht aus der Ruhe bringen lassen. Aber so etwas Unverschämtes.“
Ich schüttelte den Kopf. Sprüche von dieser Art waren mir nicht unbekannt. Doch im Gegensatz zu Wolfgang Schmidt warfen sie mich jedes Mal wieder aus der Bahn. „Hässliche Bratze“, „Kratergesicht“ und „Hackfresse“ waren die Top drei der Beleidigungen, die ich zu hören bekam. Wenn Mutter davon erfuhr, wurde sie jedes Mal aufs Neue ungehalten.
„Wie einfältig können Menschen sein? Denen sollte das auch mal passieren, damit sie begreifen was es heißt anders zu sein.“ pflegte sie zu sagen. Ich konnte ihre Wut verstehen, mir ging es nicht besser. Aber den Menschen die mich beleidigten, etwas Schlechtes an den Hals zu wünschen, ging mir entschieden zu weit. Das hatte niemand verdient. Dennoch war es mir um einiges lieber, wenn die Leute einen großen Bogen um mich machten, anstatt mein Äußeres zu kommentieren. Viele meiner ehemaligen Freunde hielten es so und sie dafür zu verurteilen wäre ungerecht gewesen, denn ich hätte es wahrscheinlich nicht anders gemacht.
„Wie läuft es mit dem Gesang?“ erkundigte sich Peter auf einmal.
Diese Ablenkung kam mir wie gerufen.
„Oh, ganz gut. Ich habe das Gefühl, dass ich von Tag zu Tag besser werde.“
„Großartig, dann wirst du wohl in ein paar Jahren auf einer Bühne stehen?“
„Nein, ganz sicher nicht.“ antwortete ich.
„Schade eigentlich, dass du dein Talent vergeudest.“
„Sieh mich doch an, hast du schon einmal jemanden wie mich auf einer Bühne gesehen?“
„Wäre mal was Anderes, als diese unnatürlichen Barbiepüppchen mit Zahnpastalächeln.“
„Die Leute wollen heutzutage nun mal jemanden fürs Auge.“
„Ach was. Sieh dir die ganzen alten Stars an. Zum Beispiel Rod Stewart, der ist heute so faltig wie ein zerknittertes Blatt Papier. Und früher, da war der auch nie eine Schönheit, aber Stimme, die hatte der schon immer.“
„Ich werd drüber nachdenken. Na ja, es gibt da einen Chor, der mich interessiert, aber ich bin noch nicht zu den Proben gefahren.“
„Dann wird es langsam Zeit.“
Mittlerweile hatte der Bus sich gut gefüllt. Ein Blick in den Rückspiegel zeigte mir, dass nur noch wenige Plätze frei waren.
„Nächster Halt Stadttheater.“
An der Haltestelle wartete ein junger Mann. Hastig begann ich in meiner Handtasche zu wühlen, die bis dahin auf dem Koffer vor mir gestanden hatte.
Noch ein paar Meter. Endlich! In der Hand hielt ich ein Taschenbuch und schlug es auf.
Der Bus hielt.
„Ist hier noch frei?“ fragte der Mann, nachdem er eingestiegen war.
Ich wagte es nicht mich ihm zuzuwenden und nickte stattdessen nur. Seufzend setzte er sich neben mich. Sein Bein berührte meines und der Duft eines guten Parfums stieg mir in die Nase. Das erste Mal seit langem war es mir nicht unangenehm jemanden so nah an mich heran zu lassen. Es war ein Hochgefühl, was in mir die Hoffnung weckte eines Tages wieder ein ganz normales Leben führen zu können.
„Entschuldigen Sie, aber lesen Sie ihre Bücher immer auf den Kopf gedreht?“ Es war eine sehr sanfte, tiefe Stimme, eine die sich in meinem Gedächtnis einbrennen würde. Ich spürte wie mein Gesicht warm wurde. „Sag schon was, irgendetwas na los, das ist eine gute Gelegenheit.“ hallte die innere Stimme in meinem Kopf wider.
„Ist mir gar nicht aufgefallen. Danke.“ murmelte ich. Das war wirklich das Blödeste was mir einfallen konnte.
„Keine Ursache.“
Vier Haltestellen fuhr er mit und als er ausgestiegen war, blickte ich verstohlen nach draußen um ihn wenigstens für einen Moment ansehen zu können. Er gefiel mir recht gut mit seinen kurzen, braunen Haaren, dem markanten Gesicht und der schlanken Figur. Mehr Zeit blieb mir nicht, denn schon rauschte der Bus an ihm vorbei.
Zehn Minuten später hielt Peter in der Haltebucht des Busbahnhofs.
Geduldig wartete ich, bis alle Fahrgäste ausgestiegen waren.
„Jetzt hättest du dich nur noch zu ihm drehen brauchen. Dieser Mann hat wirklich einen netten Eindruck gemacht.“ sagte Peter, als niemand mehr im Bus war. Er nahm seine blaue Mütze vom Kopf. Schwarze Haare durchzogen mit breiten, grauen Strähnen kamen darunter zum Vorschein.
Ich erhob mich von meinem Platz.
„Ach Peter, du weißt doch.“
„Ich weiß.“
Peter stand auf und streckte sich. Er war einen Kopf kleiner als ich mit meinen 1,75 m.
„Vielleicht schaffst du es irgendwann.“
„Ja, vielleicht.“
Wir sahen uns eine Weile schweigend an und es war mir so Tränen in Peters Augen glitzern zu sehen.
„Ich wünsche mir wirklich, dass du es schaffst. Mein Bruder, Markus, hat es nicht geschafft. Er hat einfach aufgegeben. Das ist nicht richtig. Absolut nicht.“ Peter schüttelte den Kopf. Unbeholfen tätschelte ich seine Schulter. In diesem Augenblick zeichneten sich auf seinem Gesicht Angst und Sorge ab. Er schluckte, bevor er weiter sprach:
„Sei froh über die Zeit, die dir gegeben ist und grübele nicht über das nach was gewesen ist oder was sein könnte. Beherzige diesen Rat bitte. Er ist das Einzige was ich dir geben kann.“
„Ich werde daran denken, ich verspreche es dir!“ sagte ich. In mir machte sich das Gefühl breit, dass hier der echte Peter vor mir stand und nicht der, der seine Sorgen weglächelte. Vorher war ich immer der festen Überzeugung gewesen, dass alles Schlechte auf der Welt sich über mir zusammenbraute und hatte vollkommen den Blick dafür verloren, dass auch andere Menschen litten.
„Ich muss los, sonst verpasse ich den Zug. Ähm… kann ich dich mit gutem Gewissen alleine lassen?“
„Mach dir keine Gedanken, es ist alles in Ordnung. Es hat gut getan das los zu werden. Ich wünsche dir ein schönes Wochenende. Bis zum nächsten Mal.“
„Bis zum nächsten Mal.“
Bevor ich aus dem Bus aussteigen konnte, rief Peter noch einmal nach mir. Ich wandte mich ihm zu.
„Vergiss nicht, immer schön lächeln, Jasmin.“
„Ich werde es versuchen.“
Auf dem Bussteig zog ich mir die Kapuze über den Kopf, weil es immer noch wie aus Eimern goss. Mein Blick wanderte hinüber zu der großen Uhr. Noch fünfzehn Minuten bis zur Abfahrt. Die Fußgängerampel war gerade grün geworden. Mit schnellen Schritten hastete ich hinüber und suchte die Toiletten auf. Ein unangenehmer Uringeruch stieg mir dort in die Nase, doch das störte mich nicht weiter. Ich stellte mich vor den Spiegel, der über dem Waschbecken hing. Der Brand in der Bäckerei, in der ich arbeitete hatte seine Spuren hinterlassen. Die Narben wirkten noch immer frisch. Meine Augenbrauen waren nicht mehr vollständig, aber meine rote Lockenmähne war wieder ein gutes Stück gewachsen, auch wenn es am Anfang nicht danach ausgesehen hatte. Über meine Lippen huschte ein kleines Lächeln. Und dieses Lächeln konnte sich wirklich sehen lassen. Leise summend wandte ich mich von meinem Spiegelbild ab und verließ den Toilettenraum.

 

Hallo liebe KGler!

Ich versuche mich mal an der Rubrik Alltag.
Ich freue mich jetzt schon auf eure hilfreichen Kommentare.

LG, Elfa

 

Hallo Elfa!

Ich weiß nicht, guck mal hier:

Als ich einstieg lächelte ich den Busfahrer freundlich an.
„Hallo Peter, na wieder auf Tour?“
„Ja. Was bin ich froh wieder zu fahren. Dann denke ich nicht so viel nach.“
„Und wie geht’s dir?“
„Wie soll es mir schon gehen? Mein Bruder ist tot, ich hab um ihn getrauert und irgendwie muss das Leben weitergehen ...
Das kann zwar tatsächlich sein, dass leute sich so unterhalten, aber warum muss man einen Dialog so schreiben? Man könnte es dem Leser doch interessanter machen. Diese Sätze sind sowas von das erste, was einem einfällt, dass es schon fast faul wirkt. Also ob du schnell zum Thema kommen willst und keine Lust hast, einen Charakter zu zeigen.

„Hallo Peter, na wieder auf Tour?“
Das ist schon so eine blöde Frage, da müsste der Busfahrer doch eigentlich sagen: "Nee, ich hab heute frei, ich liege gerade auf der Couch und fress meinen Hund" Weißte, was ich meine.

So Gespräche gibt es ja, aber die sind doch so langweilig, dass man sie nicht aufschreiben braucht. Auch:

Seine Lippen formten sich zu einem Lächeln und entblößten schließlich seine weißen Zähne. Ein sehr schönes Lächeln, wie ich fand. Denn in solchen Momenten ging von seinen braunen Augen ein besonderer Glanz aus.
Das ist so unpersönlich; ein sehr schönes Lächeln, solche Momente, besonderer Glanz etc. Ich kann mir den Mann nicht vorstellen. Was ich meine: Der Text ist viel zu brav! Es muss auch nicht jeder Text frech sein, aber so bisschen lebendig könnte schon ...

Jetzt zum Positiven: Deine Idee finde ich gut. Auch die Auflösung und die Hoffnung am Ende, finde ich alles okay. Man kann auch gut lesen, was du schreibst, so von der Satzaufteilung her. Ich kam locker durch, bin nirgends hängengeblieben

Viele meinten, sie könnten mich nicht lange ansehen. Niemand hatte anscheinend eine Vorstellung, was es hieß so etwas zu hören zu bekommen. Sie glaubten doch tatsächlich alle, dass ihre Ehrlichkeit sie zu besseren Menschen machte.
Davon bräuchte es mehr.

Insgesamt bleibt von den Hauptpersonen nicht viel hängen: Er ist ein Brummbärengel und sie eine schüchterne, entstellte Frau. Das wars. Dabei hätte es mich interessiert, was die Gedanken der Frau zu verschiedenen anderen Dingen sind und so. Aber so wird sie reduziert auf ihre Hässlichkeit, weil es die ganze Zeit nur darum geht. Und du baust die Spannung der Geschichte bloß auf der Idee auf, bis zum Ende nicht tzu verraten, was mit ihr ist.

Es ist also ein sinnvolles Thema, was nicht ganz so optimal ausgearbeitet wurde, finde ich. Ist aber nur eine Meinung. Vielleicht schreibst du einfach die Dialoge etwas um. Das könnte die gesamte Wirkung verändern, glaube ich.

Lieben Gruß

Lollek

 
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Hallo herrlollek!

Vielen Dank für deine ehrliche Antwort. Ich werde noch einmal drüber lesen und sehen was sich machen lässt.

LG, Elfa

 
Zuletzt bearbeitet:

Moin Elfa,

„Hallo Peter, na wieder auf Tour?“
„Ja. Was bin ich froh wieder zu fahren. Dann denke ich nicht so viel nach.“
Diese Art, jemanden etwas zu fragen, was ganz offensichtlich ist, ist ja durchaus üblich. Ich glaube, es wirkt hier deshalb gestelzt, weil der Busfahrer mit „Ja“ antwortet. Wie wäre es mit „Muss ja!“ oder „Ist besser so …“
„Wie soll es mir schon gehen? Mein Bruder ist tot, ich hab um ihn getrauert und irgendwie…
Funktioniert so nicht. Das sollte besser als gedankliche Erzählung des Protagonisten rüber kommen. Dann hast du die Möglichkeit, es ausführlicher zu machen, vielleicht auch eine Szene von der Beerdigung mit einfließen zu lassen (um die Trauer zu zeigen).
Seine Lippen formten sich zu einem Lächeln und entblößten schließlich seine weißen Zähne. Ein sehr schönes Lächeln, wie ich fand. Denn in solchen Momenten ging von seinen braunen Augen ein besonderer Glanz aus.
Hat Mister Lollek schon gesagt. Schön ist per se schon problematisch. Was ist schön? Wie sieht es wirklich aus? Was löst es in der Ich-Erzählerin aus? Besonderer Glanz – die gleiche Geschichte: Was ist schon besonders? Nichts und alles!
Ich zahlte und Peter reichte mir die Fahrkarte.
Manche Dinge/Bewegungen kann ich mir als Leser auch selbst vorstellen – ist ja hier logisch, dass sie bezahlt und die Fahrkarte bekommt.
Ich mochte einfach die Blicke nicht, die mir die meisten von dem jungen Volk zuwarfen
einfach – einfach weglassen – ist zu umgangssprachlich – Füllwort
Entweder sie waren erfüllt von Mitleid oder von Ekel.
Entweder waren sie erfüllt … - klingt besser.
In der Mitte hatten einige ältere Damen Platz genommen und sie waren genau von der Sorte, die sich nicht scheute nachzuhaken. Es störte mich immer die gleichen Fragen zu beantworten, deshalb wich ich dem aus, indem ich mich von ihnen fernhielt.
Hiervor würde ich einen Absatz machen. Zwei Kommas fehlen (wie übrigens im Folgetext noch einige Male). Ist umständlich formuliert.
Was diese beiden Bemerkungen über das „junge Volk“ und die „älteren Damen“ sollen, wird erst viel später deutlich. Vielleicht macht es Sinn, dass hier schon etwas klarer werden zu lassen oder vielleicht Spannung aufzubauen. Ich bin beim Lesen rausgeworfen worden und fand es überflüssig (was sich später natürlich als falsch erwies – aber ein normaler Leser liest nun mal von vorne nach hinten).
„So eine hübsche Frau und traut sich nicht unter Leute.“
Hübsch? Hatte er denn keine Augen im Kopf? Ich war alles, nur nicht hübsch. Die Erfahrungen die ich gemacht hatte, lehrten mich etwas anderes
Brandwunden können tatsächlich sehr viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen (ich nenn es jetzt mal so) und entsprechen nicht unbedingt dem normalen Schönheitsideal. Darüber hinwegzusehen ist keine einfache Sache, schon gar nicht beim Verlieben. Ich fand es (zwar im Nachhinein, da ich hier ja noch nicht wusste, was mit der Ich-Erzählerin ist) unglaubwürdig, dass der Busfahrer die „Sache“ in der Weise verharmlost. Ihm ist vollkommen klar, dass die Umwelt nur schwer mit dem Gesicht klar kommt und da so etwas zu sagen zeugt von zu viel Naivität – sprich: war mir nicht glaubwürdig.
Grundsätzlich dazu: Das alle Menschen sie anstarren oder viele sie sogar noch anmachen, wird mir auch zu häufig genannt. Ist es nicht vielmehr so, dass die Menschen bewusst wegschauen?
Viele meinten, sie könnten mich nicht lange ansehen. Niemand hatte anscheinend eine Vorstellung, was es hieß so etwas zu hören zu bekommen. Sie glaubten doch tatsächlich alle, dass ihre Ehrlichkeit sie zu besseren Menschen machte
Dito! Wer kommt den bewusst auf einen Menschen mit schweren Brandwunden im Gesicht zu und sagt, sorry, ich halte es nicht aus? Und das auch noch mit Ehrlichkeit und besseren Menschen zu begründen – da denke ich doch eher ans wegschauen – wegrennen.
Der jetzt folgende Dialog ist gut!!
„Das nächste Mal werde ich nicht mitfahren wenn Sie hinter dem Steuer sitzen.“ krächzte die alte Dame zum Abschied.
Diese und auch schon die vorherigen Bemerkungen der „Dame“ konnte ich nicht richtig einordnen. Wie passen sie zur Geschichte oder sind es nur Schnipsel, die letztlich überflüssig sind?
Er mochte es nicht, wenn die Leute mich begafften, als sei ich ein Tier im Zoo.
Genau das meine ich: Als Leser weiß ich inzwischen, dass sie das nicht mag (wer mag so etwas schon), also braucht du es nicht unbedingt zu wiederholen.
Eigentlich gilt das gleiche für die Jugendlichen, die die Ich-Erzählerin belästigen (wenn auch nur aus der Ferne).
Der folgende Dialog ist wieder gut!!
Am Bahnhof angekommen wartete ich bis alle Fahrgäste ausgestiegen waren.
So finde ich es besser. Du verpackst ihre Angst in eine Handlung/Szene. Das wirkt.
Auf dem Bussteig erwarteten mich wieder diese Blicke, erfüllt von Mitleid und Ekel.
Im Unterschied dazu wieder das übliche Mitleid und der Ekel. Hatte ich schon. Warum nicht z.B. eine Kapuze, die sie sich überstülpt, einen Schirm, den sie schützend vor ihr Gesicht hält, während sie schnell über den Platz läuft. Das lässt Bilder im Kopf entstehen.
Der Schluss hat mir gefallen. Da passiert was und die Auflösung ganz am Ende, schockiert natürlich. Ich frage mich als Leser, wie ich als Passant reagiert hätte, wenn …

Ich hoffe, dass kommt jetzt nicht wie ein Verriss rüber. Das soll es nicht sein. Die Geschichte hat Potenzial. Vielleicht noch etwas mehr vom Innenleben der Protagonistin – etwas differenzierter als du es bisher hast – vielleicht mit Szenen aus den letzten zwei Jahren und über den Rest habe ich mich ja schon lang und breit ausgelassen.
Soweit erst mal. Hoffe, du kannst etwas mit meinen Gedanken anfangen.

Herzlichst Heiner

PS. Wenn ich etwas doppelt zu Lolleks Kritik aufgeführt habe, bitte überlesen. Habe die Kritik nur überflogen.

 

nur eine Anmerkung

Hallo Elfaron,

die anderen haben ja schon ganz ausführlich besprochen, wollte dir nur eben noch Applaus spende - die Idee hat mir gut gefallen, auch wenn es noch einiges zu überarbeiten gibt. Ich habe mich gefragt, ob ein Gespräch mit dem Busfahrer eines öffentlichen Nahverkehrsbusses während der Fahrt nicht eingehender motiviert und erläutert werden müsste. Schließlich stehen doch in den meisten Bussen diese Schilder: Nicht mit dem Fahrer quatschen. Ist zumindest in Süddeutschland so.
Viele Grüße, ich bin gespannt ob du noch eine Überarbeitung vorlegen wirst.
Limolux

 

Vielen Dank Heiner für deine ausführliche Kritik.
Ich werde sie bei der Überarbeitung berücksichtigen.

Zu dir Limolux:

Ich habe mich gefragt, ob ein Gespräch mit dem Busfahrer eines öffentlichen Nahverkehrsbusses während der Fahrt nicht eingehender motiviert und erläutert werden müsste. Schließlich stehen doch in den meisten Bussen diese Schilder: Nicht mit dem Fahrer quatschen. Ist zumindest in Süddeutschland so.

Diese Schilder gibt es hier in NRW auch. ;) Aber die werden nicht so wirklich ernst genommen. Die Leute die vorne sitzen unterhalten sich in den meisten Fällen mit dem Busfahrer. Einfach nur so, Smalltalk eben. Manchmal fängt sogar der Busfahrer mit einer Unterhaltung an.

So, es wird sicher einige Zeit in Anspruch nehmen, bis ich mit der Geschichte durch bin. Also habt bitte ein wenig Geduld mit mir.

LG, Elfa

 

Hallo Elfaron,

ich fand deine Geschichte angenehm zu lesen. Okay, Unterhaltungen zwischen zwei Leuten enthalten manchmal Belanglosigkeiten (ich sag früh morgens gern zu Kollegen, "Bist du auch schon so früh da?" - smile), das ist halt so.
Mit Spannung hab ich verfolgt, welches Makel die junge Frau hatte - war sie vielleicht nicht im landläufigen Sinn hübsch? Hatte sie ein zu langes Kinn oder eine zu große Nase o.Ä.? Der Schluss zeigte, dass deine Prot unter einer Brandverletzung litt, die ihr Gesicht entstellte. Es gibt leider solche Leute, die ganz ohne irgendwelches Einfühlvermögen und soziale Intelligenz sind und nur Spott und Ekel für solche unglücklichen Menschen haben.

Gruß
Leia4e

 

@ Leia:

Vielen Dank für deine Kritik.

Okay, Unterhaltungen zwischen zwei Leuten enthalten manchmal Belanglosigkeiten (ich sag früh morgens gern zu Kollegen, "Bist du auch schon so früh da?" - smile), das ist halt so.

So sehe ich das auch. Ein Bekannter von mir ist Taxifahrer, den frage ich auch immer wenn ich ihn sehe: "Na wieder unterwegs?"
Dass diese Frage total überflüssig ist, ist klar, aber so fangen Gespräche nun mal an.
Obwohl ich Kritik der anderen durchaus verstehe.

Mit Spannung hab ich verfolgt, welches Makel die junge Frau hatte - war sie vielleicht nicht im landläufigen Sinn hübsch? Hatte sie ein zu langes Kinn oder eine zu große Nase o.Ä.?

Das war mein Ziel, diese Spannung aufzubauen. :D

@ heiner und herrlollek:

Ich habe die Geschichte überarbeitet, manche Stellen gestrichen, andere hinzugefügt und dabei eure Kritik im Hinterkopf behalten. Nochmals vielen Dank für eure Anregungen. Ich hoffe, dass mir die Überarbeitung gelungen ist.

LG, Elfa

 

Hallo Elfaron,

ich hoffe, dass es dir jetzt nicht zu viel wird an Textkritik. Habe ich finde, dass es deine Geschichte verdient hat, wenn du ihr weiter Aufmerksamkeit schenkst.


Also dann:

„Wo möchtest du denn drauf los?“

Ist das Dialekt? Unter drauf los stelle ich mir eher einen Angriff vor.


„Muss ja. Wie heißt es so schön? Das Leben geht weiter. Aber lassen wir das.“ Peter winkte ab. Seine Lippen formten sich zu einem Lächeln. Ich betrachtete ihn einen kurzen Augenblick. Acht Wochen waren vergangen, seit ich ihn das letzte Mal gesehen hatte. Mir fiel auf, dass er dünner geworden war, doch seine braunen Augen strahlten dieselbe innere Zufriedenheit aus, wie sie es immer taten. Ich wusste was geschehen war. Ich hatte mich bei den anderen Busfahrern durchgefragt und herausgefunden, dass sein Bruder verstorben war. Doch ich verkniff mir dieses Thema anzuschneiden, denn für so etwas gab es keine passenden Worte.

Ich sank ein kleines Stück tiefer in den Sitz hinein, als ich sah, dass ein junger Mann an der Haltestelle wartete. Ich hoffte, dass einige Fahrgäste aussteigen würden, damit er nicht auf die Idee kam sich neben mich zu setzen.“

Hier (habe nicht alle Stellen kopiert) gibt es Häufungen von Sätzen, die mit „Ich“ anfangen.

Es sammeln sich Ausdrücke an, die auf mich als Vielleser ‚verbraucht‘ wirken:

„Seine Lippen formten sich zu einem Lächeln“

(auch wieder am Schluss)

„mich nicht wie eine reife Zitrone auszuquetschen“


Als ich die Regentropfen las, wusste ich schon, dass es nun auf Tränen hinaus laufen würde:

„Ich beobachtete die Regentropfen, die an den Fensterscheiben hinab liefen. Sie erinnerten mich an die Tränen, die ich in den letzten zwei Jahren vergossen hatte.“


Auch hier, Vorausschaubarkeit: Er ist nicht mehr der Jüngste, bedenkt, wie kurz das Leben ist:

„Nichts Besonderes. Ich bin ja nun auch nicht mehr der Jüngste, weißt du? Und wenn ich bedenke wie kurz das Leben sein kann, will ich es ungern in irgendwelchen Kneipen verbringen. Ich denke ich werde mit meiner Frau schick essen gehen.“

Das klingt wie eine Abhandlung, kein Dialog. Der Hinweis auf die Kneipe macht nur Sinn, wenn ihn jemand aufgefordert hätte gegen seinen Willen da hin zu gehen. Wenn er „bedenkt, wie kurz das Leben sein kann“ sollte er doch etwas „Besonderes“ vorhaben.

Ein kleiner Änderungsvorschlag:
„Hast du eigentlich schon gehört was dem Wolfgang im Zug passiert ist?“
„Wolfgang Schmidt? Der im Rollstuhl sitzt?“
„Ja genau der.“
„Jetzt machst du mich aber neugierig, Elisabeth. Erzähl schon.“
„Also: Der ganze Zug war voll, bis auf den letzten Platz und da hat ein junger Mann gesagt, halt dich fest Marlies, der hat doch tatsächlich gesagt „der hat es gut, der kann sitzen.“
„Das ist ja eine Frechheit. Und wie ging es Wolfgang danach?“

(viele „hat“, doch wenn die Leute so reden … :D)

Änderung:

„Hast du eigentlich schon gehört was dem Wolfgang im Zug passiert ist? Da …“
„Wolfgang Schmidt? Der im Rollstuhl sitzt?“
„Ja genau der. Also: Der ganze Zug war voll, bis auf den letzten Platz und da hat ein junger Mann gesagt, halt dich fest Marlies, der hat doch tatsächlich gesagt ‚dem geht’s gut, der kann sitzen.‘“
„Das ist ja eine Frechheit. Und wie ging es Wolfgang danach?“


So viel für heute, ein schwieriges Thema hast du dir ausgesucht. Wünsche dir viel Erfolg beim dran rumbasteln.

Woltochinon

 

Hallo Woltochinon!

Vielen Dank für deine Kritik. Ich werde mal etwas näher darauf eingehen.

„Wo möchtest du denn drauf los?“

Ist das Dialekt? Unter drauf los stelle ich mir eher einen Angriff vor.


Diese Frage ist eigentlich ganz normal. Dass es Dialekt ist, wäre mir neu. Und das heißt im Klartext immer: Wo willst du denn hin?

Hier (habe nicht alle Stellen kopiert) gibt es Häufungen von Sätzen, die mit „Ich“ anfangen.

Dann würde es mich freuen, wenn du mir konkrete Verbesserunsvorschläge machen könntest.

Es sammeln sich Ausdrücke an, die auf mich als Vielleser ‚verbraucht‘ wirken:

„Seine Lippen formten sich zu einem Lächeln“

(auch wieder am Schluss)

„mich nicht wie eine reife Zitrone auszuquetschen“


Es soll eine ganz alltägliche Geschichte sein. Ich denke nicht, dass da großartig mit Worten jongliert werden muss, um Wirkung zu erzielen.

Als ich die Regentropfen las, wusste ich schon, dass es nun auf Tränen hinaus laufen würde:

„Ich beobachtete die Regentropfen, die an den Fensterscheiben hinab liefen. Sie erinnerten mich an die Tränen, die ich in den letzten zwei Jahren vergossen hatte.“


Ich empfinde es nicht als schlimm, dass der Leser bei dem Begriff "Regen" erahnt, dass der Bezug zu Tränen erfolgen wird. Es ist ein gängiges Motiv.

„Nichts Besonderes. Ich bin ja nun auch nicht mehr der Jüngste, weißt du? Und wenn ich bedenke wie kurz das Leben sein kann, will ich es ungern in irgendwelchen Kneipen verbringen. Ich denke ich werde mit meiner Frau schick essen gehen.“

Das klingt wie eine Abhandlung, kein Dialog. Der Hinweis auf die Kneipe macht nur Sinn, wenn ihn jemand aufgefordert hätte gegen seinen Willen da hin zu gehen. Wenn er „bedenkt, wie kurz das Leben sein kann“ sollte er doch etwas „Besonderes“ vorhaben.


Diese Stelle habe ich mir noch einmal vorgenommen und ein bisschen was geändert.

Ein kleiner Änderungsvorschlag:
„Hast du eigentlich schon gehört was dem Wolfgang im Zug passiert ist?“
„Wolfgang Schmidt? Der im Rollstuhl sitzt?“
„Ja genau der.“
„Jetzt machst du mich aber neugierig, Elisabeth. Erzähl schon.“
„Also: Der ganze Zug war voll, bis auf den letzten Platz und da hat ein junger Mann gesagt, halt dich fest Marlies, der hat doch tatsächlich gesagt „der hat es gut, der kann sitzen.“
„Das ist ja eine Frechheit. Und wie ging es Wolfgang danach?“

Ob du es glaubst oder nicht, ich habe schon häufig ältere Damen so ein Gespräch führen hören.

LG, Elfa

 

Hallo Elfaron,

Zitat:
„Wo möchtest du denn drauf los?“

"Ist das Dialekt? Unter drauf los stelle ich mir eher einen Angriff vor.
Diese Frage ist eigentlich ganz normal"

Nun, für mich ist diese Formulierung nicht normal. Habe sie noch nie gehört, auch nicht bei Jugendlichen. Vielleicht ist es etwas Regionales?


Du schreibst:

„Ich betrachtete ihn einen kurzen Augenblick. Acht Wochen waren vergangen, seit ich ihn das letzte Mal gesehen hatte. Mir fiel auf, dass er dünner geworden war, doch seine braunen Augen strahlten dieselbe innere Zufriedenheit aus, wie sie es immer taten. Ich wusste was geschehen war. Ich hatte mich bei den anderen Busfahrern durchgefragt und herausgefunden, dass sein Bruder verstorben war. Doch ich verkniff mir dieses Thema anzuschneiden, denn für so etwas gab es keine passenden Worte.“

Man kann die Sätze umstellen, z. B.: Einen kurzen Augenblick lang betrachtete ich ihn.

Bei einigen anderen Busfahrern hatte ich mich erkundigt und herausgefunden …


„Es soll eine ganz alltägliche Geschichte sein. Ich denke nicht, dass da großartig mit Worten jongliert werden muss, um Wirkung zu erzielen“

Klar – du als Autor bist der Chef. Andererseits ist es eine Herausforderung für einen Autor neu und interessant zu formulieren. Bei direkter Rede folge ich deinem Einwand, da kann man ‚dem Volk ruhig aufs Maul schauen‘. (Deshalb habe ich im Prinzip auch nichts gegen dieses erwähnte „drauf los“).


„Ich empfinde es nicht als schlimm, dass der Leser bei dem Begriff "Regen" erahnt, dass der Bezug zu Tränen erfolgen wird. Es ist ein gängiges Motiv.“

„Schlimm“ ist es nicht, aber auch nicht innovativ.


„Ob du es glaubst oder nicht, ich habe schon häufig ältere Damen so ein Gespräch führen hören.“

Das glaube ich schon. Die Frage ist doch, ob man das Ganze, wie bei der vorgeschlagenen Änderung, nicht etwas straffer vermitteln kann (soll ja kein Aufruf zu einer exakten Übernahme sein, eher eine Illustration dessen, was ich meine).


Hoffentlich hat das einiges geklärt, ich will dir schließlich nicht auf die Nerven gehen,

l. G.

Woltochinon

 

Lieber Woltochinon!

Ist alles gut, gehst mir schon nicht auf die Nerven. ;)

Vielleicht ist es etwas Regionales?

Ich habe echt keine Ahnung. Für mich ist dieser Ausdruck gang und gebe und höre ihn sehr häufig. Deshalb dachte ich, dass er bekannt wäre.
Von Jugendlichen hab ich ihn auch noch nie gehört.

Man kann die Sätze umstellen, z. B.: Einen kurzen Augenblick lang betrachtete ich ihn.

Bei einigen anderen Busfahrern hatte ich mich erkundigt und herausgefunden

Danke für die Anregungen. Ich habe übrigens wieder einiges an der Geschichte getan. Du kannst ja gerne noch mal drüber lesen.

Klar – du als Autor bist der Chef. Andererseits ist es eine Herausforderung für einen Autor neu und interessant zu formulieren.

Dass es nicht so ist macht der Geschichte aber auch keinen Abbruch. Es geht mir nicht darum durch herausragende Formulierungen aufzufallen, sondern meine Geschichte zu erzählen. Das ist es: Schlicht und ergreifend. Ohne pi pa po.

„Ich empfinde es nicht als schlimm, dass der Leser bei dem Begriff "Regen" erahnt, dass der Bezug zu Tränen erfolgen wird. Es ist ein gängiges Motiv.“

„Schlimm“ ist es nicht, aber auch nicht innovativ.


Innovation hin oder her. Manchmal genügt es auch, wenn die Idee einfach nur innovativ ist. ;)

 

So, ich habe den letzten Feinschliff für die Geschichte abgeschlossen. Ein herzliches Dankeschön an die aufmerksamen Kritiker. Ich weiß das sehr zu schätzen.
Ich habe versucht meiner Protagonistin und auch Peter mehr Persönlichkeit zu verleihen. Ich denke, nein ich hoffe, dass es mir gelungen ist.

LG, Elfa

 

Hallo!

OTE]Du kannst dir gar nicht vorstellen KOMMAwie froh ich binKOMMA wieder hinter dem Steuer zu sitzen[/QUOTE]

Für so etwas würde es nie die richtigen Worte geben und er erweckte ohnehin den Eindruck KOMMA keinen gesteigerten Wert auf Trost spendende Floskeln zu legen
Wie üblich nahm ich vorne Platz, darauf bedachtKOMMA Abstand zu meinen Mitmenschen zu halten.

und das war mir meist noch unangenehmerKOMMA als angestarrt zu werden

manchmal wünschte ich mir KOMMAdiese Vorstellung bewahrt zu haben

„Ich denkeKOMMA ich werde mit meiner Frau schick essen gehen.“
. Es wird mit Sicherheit jemanden geben KOMMA der dich mögen wird,

„Hast du eigentlich schon gehörtKOMMA was dem Wolfgang neulich im Zug passiert ist?“

Das erste Mal seit langem war es mir nicht unangenehm KOMMA jemanden so nah an mich heran zu lassen.

Es war ein Hochgefühl, was in mir die HoffnungKOMMA weckte eines Tages wieder ein ganz normales Leben führen zu können.

Ja, also da ist jetzt viel mehr Fleisch auf den Rippen. Es ist besser erzählt, als es in der ersten Version war. Die Stelle mit dem Buch zum Beispiel, das auf dem Kopf stand, die fand ich richtig gut. Sie hätte auch antworten können: Das soll gut fürs Gehirn sein, wenn man falsch herum liest, da vernküpfen sich irgendwelche Synapsen .... Aber so finde ich es auch gut.

Hat auf jeden Fall dazu gewonnen, nachdem du überarbeitet hast.

Lollek

Lollek

 

Hallo Lollek!

Vielen Dank für deine Meinung... hehe, Elfa und die Kommasetzung. Da hatte ich schon immer Probleme mit. :)

Aber es freut mich, dass sich die Überarbeitung gelohnt hat.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Elfaron

Beim ersten Versuch vor einigen Tagen schaffte ich es nicht, über das erste Dutzend Zeilen hinaus zu lesen. Der Einstieg hatte mich nicht gepackt. Doch ein Lächeln auf die Dauer abzuwehren, welches mir ab und zu wieder auffiel, war mir nun doch zu viel an Energieverbrauch. So habe ich es nun in einem Zug konsumiert – und nicht bereut.

Es ist eine Alltagsepisode, doch nicht alltäglich, was sich dahinter verbirgt. Menschen sind an sich schon interessant, sofern sich ihre unverstellte Wesensart zeigt oder sich ein aussergewöhnliches Erleben von ihnen darstellt. Du hast es aber verstanden, nicht zu viel offenzulegen, in den gewählten Worten die Intimsphäre der Prota. spürbar wahrend. Das Subtile des hin Tastens an ihre Eigenheit, den Unfall beinah beiläufig erwähnend, mit dessen Folgen sie umgehen muss, wie um Verständnis suchend. In dieser besonderen Form dünkt es mich das Gelungene daran, nicht effektheischend voyeuristisch, sondern nachdenklich stimmend. Dass sich da, zwei Schicksalsschläge kreuzten, trug dazu bei, dass sich mir das Eigentliche lange verbergen konnte, ich einfach an ein naturgegeben hässliches Entlein dachte.

Die ruhige Art, mit der es vorgetragen ist, unterstreicht noch die Tragik, die einem der Prota. ein gewinnendes inneres Lächeln wünschen lässt.

Es war mir nicht aufwühlend, beabsichtigte es wohl auch nicht, aber ein angenehmes Lesestück, das eben durch seine Eigenheit meinen Zuspruch fand.

Schöne Grüsse

Anakreon

 

Hallo Anakreon!

Vielen lieben Dank für dein Lob. Wow, bin sprachlos... :)

 

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