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Ein kleiner Mutmacher

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10.07.2003
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Ein kleiner Mutmacher

Hallo zusammen!

Ich will euch mal ein paar Textstellen aufführen und dann schaut mal, ob euch was auffällt oder ob ihr was zu bemängeln habt:

"Das war nicht das einzige Geräusch in dem Raum. Es waren noch viele andere leise Geräusche zu hören."

"Und ein Geräusch, als würde trockenes Holz brechen. Ein gedämpftes, aber heftiges Geräusch, ein zerbrechender Knochen."

"Sie lächelte der Wache an der Tür zu, und der Mann zwinkerte ihr zu."

"Tal tastete sich vorsichtig zum Lichtschalter vor. Bryce wartete geduckt darauf, daß das Licht anging, und im gleichen Augenblick, in dem Tal es anschaltete, sprang er mit gezogenem Revolver in die Tür."

Diese Sätze sind weder von mir, noch von einem anderen Nachwuchsautor, nein, das sind alles Originalauszüge aus dem Bestseller "Unheil über der Stadt" von Dean Koontz! Was fällt einem sofort ins Auge? Richtig, die ständigen Wortwiederholungen. Oder "sprang in die Tür". Das muss aber weh tun :-)

Das waren nur einige Beispiele aus dem Buch, denn darin sind noch etliche solcher missglückten und umständlichen Sätze. Nun, ich will nicht sagen, daß ICH es besser kann, aber von einem Autor wie Koontz erwartet man sowas eigentlich nicht, oder? Ich frage mich, ob damals kein Lektorat Korrektur gelesen hat? Wenn hier auf KG.de sowas veröffentlicht wird, wird es (zurecht) bemängelt.

Damit wollte ich euch (und mir selbst natürlich auch) nur ein wenig Mut machen. Dieser Text wurde veröffentlicht, wurde sogar ein Bestseller, trotz der vielen Fehler und handwerklichen Missgeschicke. Also macht euch nicht verrückt und seid zuuu kritisch mit euch selbst und mit anderen, denn wenn sowas veröffentlicht wird, dann schaffen es auch andere.

Viele Grüße
Mike

P.S. "Unheil über der Stadt" ist natürlich trotzdem ein lesenwertes Buch. :-)

ALLE ZITATE Copyright 1983 by Dean R. Koontz

 

Äh ... Könnte es nicht an der Übersetzung liegen? Vielleicht liest sich das Ganze im Original besser? Ich habe mal "Es" von King gelesen, in der Übersetzung (gekürzt). Danach das Original. Da ist doch ein kleiner Unterschied feststellbar gewesen.

PS: Bis heute ist mir unerklärlich, warum immer noch "Billion" mit Billion übersetzt wird. Als Aufmunterung an alle Nachwuchs-Übersetzer. :)

 

In diesem Fall glaub ich nicht, daß es an der Übersetzung liegt. Das Buch kam Jahre später in einer überarbeiteten Version heraus, mit ca. 100 zusätzlichen Seiten. Da hat Herr Koontz dann wohl auch den Rest verbessert :-)

Aber was zählt ist ja wohl, daß die erste Fassung _genauso_ auf den Markt kam, steht bei mir im Bücherregal. Von Heyne, 1986.

Gruß
Mike

 

Ob es nun an der Übersetzung lag oder nicht, aber das ist mir auch mal bei einem Buch von King aufgefallen. Da waren vier oder fünf (längere) Sätze hintereinander, in denen das Wörtchen „war“, ungefähr acht- zehn Mal drin vor kam.

Und dann gibt es da noch John Saul. Das einzige Buch, das ich nach den ersten 30 Seiten wieder weggelegt habe und das einmalige Gefühl hatte: Das hätte ich auch selber schreiben können- und das wesentlich besser! Von dem Geld, das ich für das Buch bezahlt habe, hätte ich auch lecker Essen gehen können.

Mein Beitrag zur Mutmachung: Auch schlechte Geschichten haben Sinn. Gerade da lernt man, was falsch gelaufen ist und was bei der nächsten Geschichte anders sein sollte. Wenn ich bedenke, was ich schon für schlechte Geschichten geschrieben habe und vielleicht noch heute schreibe...

 

@gollum

Sehr richtig. Ich denke, es ist wichtig, daß man _überhaupt_ schreibt, egal was. Übung macht den Meister. Klingt abgedroschen, aber gerade beim Schreiben trifft es zu. Wer Muskeln bekommen will, sollte ja auch _jeden_ Tag trainieren, nicht nur einmal im Monat. Es reicht einfach nicht eine Geschichte zu schreiben, sich darauf auszuruhen und sich selbst auf die Schultern zu klopfen. Denn dann folgt bei der nächsten Story ganz schnell die böse Überraschung, wenn diese eine vernichtende Kritik erhält. Meine eigenenen Storys gruseln mich übrigens am meisten *g* und zwar die alten. Nicht, weil sie so gut sind, sondern weil sie teilweise so grottenschlecht sind, daß sich mir alle Haare aufstellen. Fragt sich nur ob die neueren besser sind :D

BTW: welches Buch von Saul meinst du?

Gruß
Mike

 

Ich meine das Buch "In den Klauen des Bösen". Aber es hätte genauso gut heißen können: In den Klauen eines schlechten Autors.
Meine eindringliche, flehende Empfehlung: Lege es dir bloss nicht zu! Spar dir das Geld für ein gutes Buch!

 

hey, du könntest mal ein bisschen was davon posten. Ist doch auch mal schön, die Kacke der "Großen" zu lesen, oder? :D

 

Ich denke schon, dass es an der Übersetzung liegt. Koontz ist ja ein bekannter Autor, da wollte der Heyne Verlag sicherlich so schnell wie möglich ein neues Buch nach dem anderen von ihm herausbringen und holte sich drittklassige Übersetzer, denen dass Buch egal ist und es nur als Job machen. Für gute Übersetzungen muss der Übersetzer ja ganz hinter dem Buch stehen, da muss eine Leidenschaft für Autor und Buch sein, sonst wird das nix.
Ärgerlich ist es natürlich schon. Von Koontz wird so ein Schrott abgeliefert (der im englischen wahrscheinlich auch nicht so toll ist) nur weil er bekannt ist und aus den USA kommt, und deutschsprachige Autoren aus diesem Bereich werden vollkommen vernachlässigt.

 

Der "Großen"??
Deine Anführungszeichen sind bei weitem untertrieben.
Ich habe zwar nur das eine Buch von ihm, aber für mich ist das ein "Kleiner".
Bestimmt kriege ich jetzt von ein paar Saul Fans, eins auf den Deckel. (Wenn es denn welche gibt)
Vielleicht "beehre" ich dich im Laufe der Woche mit ein paar Auszügen.
Halt dein Kopfkissen bereit, falls du vor lauter Spannung ein Schläfchen halten willst!

 

@I3en

Da muss ich dir widersprechen. Ich hab mal gegoogelt und diese Rezension gefunden (Auszug):

"Während 1986 Wolfgang Crass Phantoms ins Deutsche übertrug (und dabei gute Arbeit leistete), löste ihn nun Ulrike Laszlo ab."

Die Übersetzung wird also als "gut" eingestuft. Ist ja auch egal. Jedenfalls sehen wir mal wieder, daß auch bekannte (ich verwende nicht mehr das Wort groß, gollum *g*) Autoren den größten Mist abliefern können.

Wer übrigens Interesse an "Unheil über der Stadt" hat, hier gibt's ganz legal (hoffentlich!) das E-Book:

http://www.fanny18.de/koontz/1983%20-%20Unheil%20%FCber%20der%20Stadt.pdf

Gruß
Mike

P.S. Gollum: Die Blackstone Chroniken von Saul waren aber jetzt nicht sooo schlecht ;-)

 
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Noch ein kleiner Mutmacher, gefunden in "Die Frau im Kühlschrank" von Staalesen, (Goldmann-Krimi, (c) der deutschsprachigen Ausgabe 1989 by Wolfgang Butt Verlag, Mönkeberg):

An der Wand stand ein Sekretär mit einem einfachen Bücherregal darüber. Abgesehen von einem Telefonbuch standen darin keine Bücher. Das Telefon stand auf dem Sekretär darunter. Links vom Telefon stand ein eingerahmtes Foto einer jungen Frau.

Die meisten Passagiere sahen erleichtert aus, wie nach einem langwierigen Begräbnis.

Hinter schwarz getöntem Fensterglas lagen verführerische, in Plastik verpackte belegte Brötchen und lockten mit all ihren Kalorien

Durch versteckte Lautsprecher strömte süße und sanfte Wiener Musik wie dünner Tee in den quadratischen Raum.

Ich fand einen kleinen Tisch in einer Ecke des Raumes, direkt unter einer krängenden Zimmerpalme. ... ich bekam eine Speisekarte. Über deren Rand hinweg studierte ich die Klientel. Sie war bunt gemischt, bestand aber zum größten Teil aus Männern. Es waren junge Männer und ältere Männer, Männer mittleren Alters und solche wie ich. ... Ich bestellte, was ich haben wollte ...

Sie trug eine Handtasche über der einen Schulter und ein Lächeln voller schneeweißer, großer Zähne.

Da drang eine Stimme wie dunkler Sirup in mein Ohr.

Nach einer Viertelstunde war ich eingeschlafen.

Sie starrte darauf mit Augen, die sich schwer erinnern konnten.

Die Lippen waren breit, wirkten aber trocken und spröde.

Ich hatte am ganzen Körper Gänsehaut, und ich fror.

Dann erreichte die Übelkeit meinen Mund, ich warf mich gegen den Kühlschrank und über den Ausguß und spuckte wie ein Geysir.

Ein magerer, sehniger Kerl, über einsachtzig groß, mit einem Gesichtsausdruck wie eine verbeulte Konservendose.

Ein paar der anderen Polizisten kamen langsam zurück ins Wohnzimmer. Die Leiche war kein Lacherfolg. Alle sahen gleichermaßen erschüttert aus.

Mit einem leisen Seufzer fiel Frau Eliassen im Sessel zur Seite und glitt mit einem Geräusch auf den Boden - ungefähr wie wenn ein Vogel von einem Baum auffliegt, sehr weit entfernt.

Der Nachmittag war verflogen wie Flügelschläge in der Luft, und der Abend türmte sich wie eine schwarze Wand vor mir auf.

Das Telefon hatte zu klingeln aufgehört, und es wurde doppelt so still wie vorher.

Ein beleuchtetes Schiff stampfte vorbei...

Als wir mit dem Essen fertig waren, schenkte sie mehr Wein in unsere Gläser, zog ihre Beine im Sessel unter sich, rollte sich rund um ihr Glas zusammen, sah mich an und sagte: "Erzähl mir ...

Es war so warm gewesen, daß wir ohne Decken dagelegen hatten, nackt und weiß im Morgenlicht, mit offenen Poren.

Es roch kalt nach Keller.

Hoch oben breiteten sich die Sterne über die schwarzen Himmelswölbung aus, wie aufgescheuchte Mücken an einem Sommerabend.

Ich fühlte mich ungefähr so wie eine alte Frau in einer Konditorei in dem Moment, wo die gepuderte Maske platzt, sie mit der Hand in die Torte schlägt, daß die Sahne nur so spritzt, und den Kellner anschreit, daß sie ihn haßt, ihn haßt, ihn haßt.


Ihr Gesicht war völlig nackt, fast wie neugeboren.

Es war ganz still in mir, wie in einem Heuhaufen, in dem noch niemand begonnen hatte, nach der Nadel zu suchen.

Sie lächelte blaß.

Es roch kalt nach rostigem Metall

Die Sterne hatten den Himmelsteppich über uns durchbohrt, und durch die Löcher sickerte die Kälte aus dem All, die Kälte aus dem endlosen Nichts.

 

Könnt Ihr bitte jeweils einen Copyright-Vermerk dazu schreiben?

Danke.
Löschung des Threads, wenn das nicht passiert, sorry.

 
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@Poncher

So richtig schlimm finde ich es auch nicht, aber es erscheint mir

1. seltsam, daß ein Begräbnis langwierig ist (was soll da langwierig sein? Das Loch ist versehentlich noch nicht ausgehoben, der Sarg mußte repariert werden, die Leiche war plötzlich verschwunden, der Pfarrer hatte Durchfall, war betrunken, schlief zwischendurch ein?)

2. komisch, daß einer (und der Autor redet von allgemein bekanntem Empfinden) nach einem Begräbnis erleichtert ist - wieviele Leute hassen jemanden so, daß sie nach seinem Begräbnis erleichtert sind? Nagut, bezieht sich vielleicht auf das Erleichtertsein an sich, wenn etwas Unangenehmes zuende ist.

"Langwierig" klingt für mich nach Krankheit. Besser wär wohl, wenn er einfach "nach einem langen Begräbnis" geschrieben hätte. Aber im Kontext war das trotzdem ein komischer Vergleich.


Mal 'ne andere Frage: Hat jemand von Euch "Das Magazin" von Karasek gelesen?

 

Ich denke, es ist normal, dass selbst "die Großen" Fehler machen, wer ist schon perfekt. Klar, dass man vieles annähernd perfektionieren kann und ab einer gewissen "Größe" einem höheren Anspruch ausgesetzt ist, aber es ist doch immer wieder aufbauend (z.B. für mich ;) ) so etwas zu lesen. Ich bin erst seit kurzem hier udn die Kritik zu meinem ersten Versuch kam einer Kreuzigung gleich. Ich hoffe, ich lerne daraus ;). Jedenfalls tat es gut zu sehen, dass ich nicht die einzige bin, die Fehler macht. Egal ob es nun an der Übersetzung liegt oder nicht.
Gruß, Girouan!

 

Ich kenne deine Geschichten nicht. Aber ich kann dir dennoch Mut machen: Am Anfang schreibt fast jeder, nun ja, ziemlichen Müll! Doch mit der Zeit kommt Übung, und wenn man Fleiß und Spaß reinsteckt, kann man ein ganz passabler Hobbyautor werden.
Habe ich jedenfalls gehört... :D

 

Und nicht zuletzt sind einige der landläufig als "groß" gehandelten Autoren mit mehr Glück als Können "groß" geworden. Manchmal ist eine Verkettung glücklicher Umstände wichtiger für den Aufstieg als pures Können.

Viele Auftragsschreiber müssen auch gar nicht gut sein. Die Hauptsache ist, sie sind nicht wirklich erbärmlich schlecht (!) und liefern pünktlich (!!) genau das, was verlangt wurde (!!!). :)

 

hi!

ohne das englische Original gelesen zu haben, schiebe ich mal viel auf die Übersetzung. Das hab ich leider schon oft festgestellt. Deshalb les ich halt lieber Originale. Dann hat man wirklich einen Eindruck über den Autor.

Bei Harry Potter hab ich Band 1 und 2 in Engl. gelesen. waren unterhaltsam und erzähltechnisch gut. Dann Nr. 3 auf Deutsch. Und hab mich gegruselt. Nr. 4 ( Engl. ) war gut. Also hab ich 3 noch auf Engl. gelesen. Und das war um einiges besser.

Auch bei H.P. wird immer wieder erzählt, die Übersetzungen wären so gut. Aber: f.ck it! Original oder gar nicht, für mich. ( Nr. 5 steht im Regal... :D )

Ich hab das auch schon ein paar Mal erlebt, wirklich schlechte Übersetzungen... Übersetzer sind eben ( oft ) keiner Schriftsteller. Und wenn doch, ist fraglich, wieviel vom Original-Autor noch übrig bleibt....

Außerdem gibt es dazu aber nochwas:

Die sogenannten "Großen" sind ja nicht mit dem Buch berühmt geworden, das wir heute auf der Bestseller - Liste finden, sondern mit früheren.
Und jetzt kann man sie evtl. eher als "Schnelle" bezeichnen... denn meist versuchen die ja, bestimmte Fortsetzungen oder Folge-Romane in einem gleichmäßigen Rythmus rauszuhauen.
Und da schleicht sich vieles ein.... denke ich.

 

Die meisten Mutmacher finde ich gar nicht schlecht formuliert. Im Gegenteil: gerade das Lapidare gefällt mir, die Souveränität an die Geschichte als Ganzes zu denken, auch mal eine Wiederholung in Kauf zu nehmen. Gerade das Vermeiden einer Wiederholung um jeden Preis macht für mich den Dilettanten aus. Um die Lesbarkeit zu erhöhen, können gerade Wdh ein vorzügliches Mittel sein.

Pe

 

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