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Ein Gleichnis

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15.05.2002
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Ein Gleichnis

Es gibt keinen Anfang.

Kapitel Eins

Herbstbemalte Blätter kräuselten sich in schlingernden Drehungen um sich selbst von den mächtigen Buchen, um dann am Ende der Reise einen Platz unter ihren vielen Vorgängern einzunehmen, wo Luftfinger neugierig in der dicken Laubschicht raschelten.
Es war früher Nachmittag. Die meisten Leute der kleinen Stadt, an dessen Rand geschmiegt der schöne Park lag, waren noch auf der Arbeit oder verbrachten ihre Zeit zu Hause. Der betagte Mann, auf den unsere Aufmerksamkeit fällt, hatte diesen stillen Flecken um diese Zeit des Tages fast immer für sich allein. Nun, manchmal verschlug es einige Kinder, die früher von der Schule kamen, zum Herumtollen hierher, aber meistens leistete nur der alte Greis selbst sich die einzige Gesellschaft.
Ein Lächeln verschönte in diesem Moment das runzlige Gesicht. Thomas, wie er hieß, saß auf einer dunkelrot gestrichenen Parkbank am Rande des mit runden Klinkersteinen gepflasterten Weges, der sich durch die Mitte des Parks schlängelte. Vor ihm zerstob eine kleine Windhose gerade die herabgefallenen, welken Blätter und trieb sie, auf Händen aus Luft tragend, mit sich her. Die ausladenden Wipfel der ihn umstehenden Bäume seufzten indessen leicht in der Umarmung eines größeren Geschwisters des kindlichen Wirbelsturms.
Thomas lehnte den Rücken gegen die Sitzlehne und hob vorsichtig den Kopf. Langsam bewegten sich dunstige Wolken und ein kleiner schwarzer Vogel am blau-orangenen Himmel entlang. Der Mann griff in seine Tasche und schloss die Hand um etwas darin Steckendes. Als er sie wieder herauszog, glänzte etwas golden im Sonnenschein. Es war ein einfacher Ring. Das Metallband war auf der Oberseite schmucklos. Als er ihn jedoch drehte, konnte man den Schriftzug im Inneren des Schmuckstücks lesen. Thomas Blick verschleierte sich beim lautlosen Nachsprechen der Formel. Er schloss seine Augen, mauerte die Finger in einem unauflöslichen Griff um diesen materiellen Teil seiner Erinnerungen – und dachte, hörte endlich eine leise Stimme, die ihn rief, ihn aufforderte, ihren Eigentümer zu betrachten.
Es war ein Mann, der dort vor der Bank stand, jung im Aussehen und von stolzem Gebaren. Augen. Haare schimmerten in onyxenem Schwarz, während sich sein knöchellanger, rotlederner Mantel in einer Brise um ihn bauschte.
Thomas sprach: „Ich bin bereit zu gehen.“

Kapitel Zwei

„Du bist gekommen.“, kamen weitere leise Worte aus Thomas’ Mund. „Du hast mich gerufen. Warum hätte ich nicht erscheinen sollen?“, lautete die ebenso ruhige Antwort. Die Miene des jungen Mannes spiegelte keine Regung wieder. „Es war ein schönes Leben, das ich hier verbracht habe, weißt du.“, Thomas seufzte und kleine Fältchen bildeten sich in seinen Augenwinkeln. Das graue, schüttere Haar verzwirbelte sich durch den Wind um sein Haupt. „Eine lange, erfüllte Existenz, frei von den Bürden großer Verantwortung über andere Wesen.“ Sein Gegenüber runzelte fast unmerklich die Brauen: „Ich glaube zu verstehen, was du meinst, Bruder. Aber all die Seelen, welche noch an dich glauben, die dich lieben ... sich selbst zu überlassen. Fandest du, es war die richtige Entscheidung, dich abzuwenden und sie fast“ - bei diesem Wort pausierte er kurz und glitt mit einer zynischen Geste durch seinen langen Schopf - „völlig allein über ihr Dasein entscheiden zu lassen?
Der Fragende sah nicht so aus, als erwartete er eine Antwort von seinem nun mit wieder geschlossenen Augen dasitzenden Bruder. Thomas sagte: „Erinnere dich an die Welten, Universen, in welchen wir uns um das so vielfältige, intelligente Leben kümmerten und es in die uns richtig erscheinenden Pfade lenkten. Es war eine Freude, zu sehen, wenn man uns als Götter oder höhere Mächte verehrte, aber da gab es auch ein Gefühl der Schuld, wenn sie uns hassten…weil wir doch einmal Fehler begingen.“
Der jüngere Bruder lachte daraufhin und entgegnete: „Du warst seit Anbeginn des Seins schon mitfühlend mit denen, die doch eigentlich nur eine Verkörperung deiner, unserer, Existenz darstellen. Du hättest sie lediglich benutzen und zum Spielball deiner eigenen Wünsche degradieren sollen.“ Rotes Feuer glomm im Zentrum seiner Pupillen auf. „Die Macht, die uns zur Verfügung stünde. Denke nur daran, in welches Chaos wir beide mit geeinten Kräften diese Welt, nein, alle Welten zu stürzen vermöchten. Der Urinstinkt, das Böse, ist der stärkste Teil in Allem, das sich seiner selbst bewusst ist. Ich gebe dem brennenden Verlangen nur einen kleinen Stoß.“
Der schlanke Mann brach seinen Vortrag ab und zuckte resigniert mit den Schultern, als er sah, dass sich der Greis während seiner zuletzt ins Predigende gesteigerten Worte nicht gerührt hatte. Eine wächserne Blässe hatte das eingefallene Gesicht überzogen und seine Züge lagen im Tode entspannt, beinahe friedlich, da. Sich umdrehend bemerkte der Dunkle eine in weißes Tuch gehüllte Gestalt, die ruhig, mit hinter dem Rücken verschränkten Armen, ein gegenseitig untergehaktes Pärchen beobachtete, das gerade den Park betreten hatte. Der Rotgewandete trat hinter sein Geschwister und legte diesem eine schmale Hand auf die Schulter. „War es das wert gewesen?“, fragte er. „Ihnen gleich zu existieren und zu fühlen? Einen schwachen Körper zu besitzen und wissen zu müssen, dass man selbst ein Gefangener der eigenen Emotionen ist?“
Der Weiße beobachtete die beiden so furchtbar jungen, Arm in Arm dahinwandelnden Menschen mit einem sanften Lächeln und nickte schließlich mehr zu sich selbst, denn als Entgegnung auf die Frage seines Konterparts. Liebe und Hass liegen so eng zusammen, gleichen beinahe einem… Er nahm die Hand seines Bruders in die seinige und dachte an die Ewigkeit die sich vor ihnen erstreckte.

Es gibt kein Ende.

Das Leben ist ähnlich einem güldenem schönen Ring, gewärmt und getragen von unserem Fleisch. Hart wie der Zorn auf das Widersinnige und doch glänzend, gleich dem Funkeln des ersten Begehrens im Auge des Verliebten. Ein Zyklus, der sich bis ins Unendliche fortsetzen mag.

 

Hallo Marcus,

normalerweise treibe ich mich nicht in "Pilosophisches" herum. Ob ich die Geschichte kapiert hab, weiss ich nicht.
Gott lebt ein Menschenleben auf der Erde um zu sehen wie das ist und stirbt. Sein Bruder (der Teufel) holt ihn ab und sie diskutieren darüber, ob das Leben lebenswert gelassen werden sollte. Dann gehen sie zurück in die Ewigkeit. Zum Schluss wird das Leben mit einem goldenen Ring verglichen. Ähnlich dem, den Thomas vorher in der Hand gehalten hat. Hhm. Klär mich auf.
Aber wie gesagt, das ist nicht meine Rubrik. Und ich habe die Geschichte dennoch gerne gelesen.

Allerdings gabs einige Dinge, die den Fluss etwas gestört haben.
Z.B. bist Du Meister der Nebensätze:

Die meisten Leute der kleinen Stadt, an dessen Rand geschmiegt der schöne Park lag, waren noch auf der Arbeit oder verbrachten ihre Zeit zu Hause. Der betagte Mann, auf den unsere Aufmerksamkeit fällt, hatte diesen stillen Flecken um diese Zeit des Tages fast immer für sich allein. Nun, manchmal verschlug es einige Kinder, die früher von der Schule kamen, zum Herumtollen hierher, aber meistens leistete nur der alte Greis selbst sich die einzige Gesellschaft.Thomas, wie er hieß, saß auf einer dunkelrot gestrichenen Parkbank am Rande des mit runden Klinkersteinen gepflasterten Weges, der sich durch die Mitte des Parks schlängelte.
Ich persönlich finde, Nebensätze wie diese erschweren den Lesefluss. Einige hätte man weglassen können, andere hätte man geschickter verwursteln können. Dies ist mir aber auch nur im ersten Teil verstärkt aufgefallen. Im zweiten war es besser.

gruss,
p.

 

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