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Ein Geschenk von Shiva

Wortkrieger-Team
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09.12.2016
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Ein Geschenk von Shiva

Lilli kramte einen fünfzig Rupien-Schein aus ihrem Geldbeutel und drehte sich von ihrem Rucksack zu Ganga Ji um.
„Ganga Jiii? Holst du mir was zu trinken?“ Sie stülpte die Unterlippe vor.
Ganga Ji nickte knapp, nahm wie beiläufig das Geld und schlängelte sich an den klapprigen Bussen vorbei, die um uns herum durch die Schlaglöcher rumpelten. Die Motoren röchelten wie alte Männer mit Raucherhusten und hinterließen eine schwarze Wolke aus Abgasen, deren Gestank sich mit dem Duft nach exotischen Gewürzen und Nelkenzigaretten mischte.
Ich nagte an meinen Fingernägeln. In spätestens drei Tagen musste ich das Land verlassen haben, weil mein Visum auslief. Aber bei dem Zustand der Busse bekam ich Angst, dass wir es nicht mal bis zur Stadtgrenze schaffen. Lillis Blick flitzte amüsiert über den Busbahnhof. Ganga Ji und sie kamen nur mit, um sich Kathmandu anzusehen, deshalb waren ihre Sorgen etwas anderer Art als meine.
„Wenn meine Mutter mich hier mit dem Ganga Ji sehen würde – die würd 'nen Schlag kriegen“, feixte sie und äffte ihre Mutter nach: „Mein Gott, Kind, der sieht ja aus wie Bin Laden. Du lebst bestimmt in einem Gehirnwäschezentrum! Und ...“
In dem Moment hörten wir ein Stück vor uns eine aufgebrachte Männerstimme und reckten die Hälse. Ein Polizist in Khaki-Uniform stand neben einer Kuh, die zwischen den Bussen herumlag, und redete auf Ganga Ji ein. Er überragte ihn um mindestens zwei Köpfe und sein schwarzer Schnurrbart sah aus, als hätte er ihn in einem Faschingsladen erstanden. Hastig griff er Ganga Ji in die Brusttasche seines weißen Langhemdes und hielt dann etwas zwischen Daumen und Zeigefinger, das ich auf die Entfernung nicht erkennen konnte. Vorwurfsvoll fuchtelte er damit vor Ganga Jis Nase herum.
„Hat Ganga Ji Dope dabei, oder was?“, fragte ich und rutschte unruhig auf meinem Rucksack hin und her.
„Quatsch. Doch nicht, wenn er mit uns über die Grenze fährt! Mit zwei deutschen Frauen! Weißt doch, wie es ist, wo die Bullen Kohle wittern, kassieren die doch auch.“
„Gut. Das beruhigt mich.“
„Er hat es stattdessen mir gegeben.“
„Was?“
„Ja. Er meinte, mich kontrollieren die nicht, nur ihn.“
„Aber ...“
„Jetzt nimmt der den Ganga Ji mit!“, rief Lilli.
Der Polizist zog Ganga Ji am Ohr zu einer kleinen Holzbaracke am Rand des Busbahnhofs. Offenbar war das die Bahnhofswache. Ganga Ji zeigte keine Reaktion. Er schien willenlos wie eine Gummipuppe. Der Polizist stieß ihn in das Kabuff.
„Ich geh da jetzt hin!“ Lilli sprang auf.
„Lilli! Warte!“
Während ich mit unserem Gepäck hinter Lilli herstolperte, fragte ich mich, ob es vielleicht doch keine so gute Idee war, mit einer jungen, gutgläubigen Sekretärin von Indien nach Nepal zu reisen, die einen Sadhu, also einen Bettelmönch, als Fremdenführer engagiert hatte. Ich kannte die beiden erst ein paar Wochen und hatte Lillis unkomplizierte Art bisher recht unterhaltsam gefunden, aber zusammen zu reisen schien sich als schwierig zu erweisen.

„Dieser Mann ist kein echter Sadhu, Madam“, belehrte der Polizist Lilli im Ton des erhobenen Zeigefingers, als ich am Verschlag ankam. „Das ist nur ein Bettler, der Drogen mit sich geführt hat. Ein echter Sadhu reist nicht mit Touristinnen und ...“
„Das stimmt nicht!“ Lilli zitterte, als hätte sie den Lauf einer Pistole an der Schläfe.
„Doch, Madam. Wir haben Haschisch bei ihm gefunden und werden ihn einsperren. Der Mann ist gefährlich, Madam, und es ist meine Pflicht, Touristinnen zu schützen.“
„Dieser Sadhu ist mein Freund! Ich vertraue ihm! Und ich gehe nicht eher hier weg, bis sie ihn frei lassen!“ Sie setzte sich auf den vorderen Rand eines Plastikstuhls, der vor dem Verschlag stand. Ihr Atem ging in schnellen, kurzen Stößen. Wie ferngesteuert nahm ich auf dem Stuhl daneben Platz. Vor meinen Augen flimmerte es, als hätte ich seit Tagen nicht geschlafen. Krampfhaft überlegte ich, wie ich Lilli helfen könnte, aber ich hatte Angst, etwas Falsches zu sagen. Je mehr ich versuchte, mich auf die Situation zu konzentrieren, desto unwirklicher kam sie mir vor.
Der Polizist verschwand wieder in dem Verschlag und bellte irgendwas auf Hindi. Dann hörte ich das Klatschen einer Ohrfeige.
„Ich ruf jetzt Pinku an!" Lillis Stimme kippte. „Der soll uns helfen.“ Sie fischte ihr Handy aus der Umhängetasche und tippte die Nummer des Gästehausbesitzers ein, von dem wir uns am Nachmittag verabschiedet hatten.
Pinku war betrunken, wie jeden Abend. Er hatte zu unserer Misere nicht viel zu sagen, was in erster Linie daran lag, dass seine Zunge nicht mehr mitspielte. Vor uns verschwand eine orangefarbene Sonne hinter den Flachdächern der Stadt. Mir wurde kalt. Ich zog den Reißverschluss meines Fleecepullovers zu und verschränkte die Arme vor der Brust. Der Polizist deutete mit dem Kinn auf Lillis bunt bestickte Umhängetasche. „Machen Sie die doch mal auf, Madam.“
Wäre die Situation nicht so ernst gewesen, hätte ich losgelacht, denn mir fiel zum ersten Mal auf, wie gegensätzlich das psychedelische Muster der Tasche zu Lillis bürgerlichem Gesicht mit den sorgsam gezupften Augenbrauen wirkte.
„Erst will ich Ihren Dienstgrad wissen.“ Lilli presste die Tasche an sich.
„Wozu, Madam?“ Der Polizist nahm die Barettmütze ab und fuhr sich mit den Fingern durchs Haar. Dann ging er zurück in den Verschlag und sprach mit einem anderen Beamten.
Ich bewunderte Lilli für ihren Mut und ärgerte mich über meine Unfähigkeit, irgendetwas zur Situation beizutragen. Vor meinem inneren Auge sah ich uns bereits auf dem Revier unsere Rucksäcke auspacken und versuchte, mir nicht weiter auszumalen, was das für Konsequenzen haben könnte. Das hier ist real, hämmerte ich mir ein. Jetzt tu oder sag was. Aber mein Mund war so trocken, als hätte ich in ein Frotteehandtuch gebissen.
Ich hörte den Polizisten schreien. Dann fiel ein Stuhl um.
„Was machen wir denn jetzt?“, rief Lilli mir zu.
Im nächsten Augenblick kam der Polizist aus dem Verschlag marschiert, zerrte Ganga Ji hinter sich her und schubste ihn in unsere Richtung. Wie in einem Theaterstück, das plötzlich eine überraschende Wende nahm, sahen wir Ganga Ji an uns vorbeirauschen, als würden wir nicht existieren.
„Chalo – lasst uns abhauen“, sagte er mehr zu sich selbst und wurde kurz darauf von einer Großfamilie mit Übergepäck verdeckt.

Im Bus roch es nach nassem Hund. Weil wir spät kamen, mussten wir in der letzten Reihe sitzen. Das war das Schlimmste, was einem passieren konnte, denn der hintere Teil des Busses wurde jedes Mal in die Luft geschleudert, wenn er durch ein Schlagloch fuhr. Und das kam ziemlich oft vor. In den Sekunden, die ich oben war, musste ich mich geschickt drehen, um halbwegs sanft wieder auf dem durchgesessenen Sitzpolster zu landen, ohne mir das Rückgrat zu brechen. Als ich den Dreh raus hatte, machte es richtig Spaß. Fast hätte ich nach jedem Hopser gejauchzt, aber das schien mir dann doch etwas zu übertrieben.
„Alles okay?“, wandte ich mich nach einiger Zeit an Lilli, die zwischen Ganga Ji und mir saß. Sie ließ die Hüpfprozedur mit missmutigem Gesicht über sich ergehen. „Du hast seit der Abfahrt nichts mehr gesagt.“
„Ich ärgere mich immer noch über diesen Bullen“, gab Lilli zu, als wir gerade mal wieder auf unsere Sitze krachten. „Was bildet der sich ein, mir zu erzählen, dass Ganga Ji kein echter Sadhu ist! Er hat jahrelang mit seinem Guru Ji im Ashram gelebt und meditiert!“
„Ganga lebt aber von deinem Geld“, merkte ich vorsichtig an.
„Ja, na und?“ Lilli wurde lauter und ein paar Leute drehten sich zu uns um. „Ich hab's ihm angeboten, er hat mich nicht danach gefragt! Ein Bettler hätte sofort gefragt! Aber wir haben tagelang am Ganges gesessen und uns über Yoga unterhalten, ohne dass er irgendwas von mir wollte, weder Sex noch Geld. Und da hab' ich dann irgendwann halt gedacht, dass er ja auch mein Guide sein könnte. Natürlich bezahl ich ihn dafür. So what? Er hat ja nichts und er wollte das Geld erst auch gar nicht annehmen.“
„Aber dann hat er es doch getan.“
„Ja, aber das ist was anderes, als selbst danach zu fragen. Das wäre betteln. Aber so ist es ein Geschenk von Shiva.“
Es folgte eine Erklärung, wie viel glücklicher die Inder ihrer Meinung nach durch den Glauben seien, und überhaupt wäre in Indien alles viel besser als in Europa.
Ich sah aus dem Fenster. Die Straße wurde etwas ebener und Reisfelder flogen an uns vorüber. Aus den Boxen der Fahrerkabine schepperte Hindimusik.

Wir erreichten die Grenze gegen Mittag. Ich wankte aus dem Bus, als hätte ich eine lange Schifffahrt mit starkem Seegang hinter mir und blinzelte in das grelle Sonnenlicht. Bethelnusskauende Rikshafahrer umzingelten uns, noch bevor ich die Zeit fand, mich zu orientieren. Ganga Ji winkte uns fröhlich zu und meinte, dass er schon mal vorginge, denn er als Inder könne ohne Ausweis einfach rüberlaufen.
Das Gelände war so weitläufig, dass wir uns nach der Ausreise eine Riksha nehmen mussten, um auf die nepalesische Seite zu gelangen. Während wir den Fahrer bezahlten, lief Ganga Ji aus dem Grenzhäuschen, hüpfte wie ein Kobold auf und ab und winkte uns herein, als würde ihm das Haus gehören.
In dem kahlen engen Raum saßen drei zierliche Beamte an einem langen Tisch, den eine Tischdecke mit braunem Teddybärmuster zierte. Lilli und ich gaben ihnen unsere Reisepässe und warteten auf einem schmalen Holzbänkchen neben der offenen Tür.
„Ji?“, wandte sich der Beamte, der uns am Nächsten saß, an Ganga und hob das Kinn in Richtung der verhängnisvollen Hemdtasche.
Ganga Ji lachte und zog ein Piece von der Größe eines Männerdaumens aus der Tasche wie ein Zauberer ein Kaninchen aus dem Hut.
Ich hielt den Atem an. Was war das jetzt schon wieder? Woher hatte Ganga Ji plötzlich das Piece? Hatte der Polizist doch recht gehabt? Oder arbeitete Ganga Ji etwa für die Drogenfahndung?
Der Beamte sah uns mit hochgezogenen Augenbrauen an. Lilli und ich warfen uns einen kurzen Blick zu und starrten dann auf den Betonboden wie zwei Klosterschülerinnen, die von der Mutter Oberin beim Onanieren erwischt worden waren. Die Sekunden verstrichen.
Scheiße, das war's jetzt aber endgültig, kapitulierte ich innerlich. Wie konnte ich auch so blöd sein und mich auf diesen ganzen Mist hier einlassen.
„Blättchen?“, hörte ich den Beamten auf Englisch fragen.
Lilli zögerte eine Sekunde, zog ein Päckchen OCB-Blättchen aus dem vorderen Fach ihres Rucksacks und legte es vorsichtig auf den Tisch. Der Beamte strich sich mit Daumen und Zeigefinger über den dünnen Schnurrbart.
„Zigarette?“, fragte er weiter und hatte kurz darauf eine Schachtel Gold Flake vor sich liegen. Er bedankte sich höflich, zog ein Sturmfeuerzeug aus der Hosentasche, ließ es aufschnappen und fuhr mit der Flamme die Zigarette auf und ab. Dann begann er, auf dem Kugelbauch eines der Teddybären einen Joint zu rollen.
Lilli sah mich an und stieß einen hysterischen Lacher aus. Die Männer beachteten uns nicht weiter und plauderten mit Ganga wie mit einem gern gesehenen Stammgast. Meine Muskeln entspannten sich etwas, aber es irritierte mich nach wie vor, woher Ganga Ji plötzlich das Piece hatte. Der Beamte zündete den Joint an, zog ein paarmal daran, reichte ihn mit einem offenen Lächeln an Lilli weiter und rief: „Willkommen in Nepal!“

Zwanzig Minuten später saßen wir in einer kleinen Chaibude und aßen Reis mit Linsen. Lilli und ich hatten uns ausgekichert und schauten schweigend durch die offene Tür auf die Straße. Dutzende von Fahrradfahrern glitten an einem Bühnenbild mit einer perfekt gezeichneten Berglandschaft vorüber, als würden sie an einer Schnur gezogen. Ihr Klingeln war noch in weiter Ferne zu hören.
„Woher hattest du eigentlich das Piece?“, wandte ich mich nach einer Weile an Ganga Ji.
„Shiva Geschenk“, antwortete er.
„Magie“, behauptete Lilli mit einem Achselzucken, als wäre es das Natürlichste von der Welt, Dinge aus Hemdtaschen hervorzuzaubern.
„In Nepal sie haben Respekt für Sadhus“, fuhr Ganga Ji eindringlich fort. „Deshalb Beamte waren so nett. Aber in Indien ... Pfff.“ Mit dem Handrücken machte er eine wegwerfende Bewegung von unten nach oben. „Immer nur Geld, Geld, Geld, aber für Sadhus kein Respekt mehr.“
„Tja, put a Sadhu in your life.“ Lilli sah an mir vorbei und streckte sich ausgiebig, als wolle sie dadurch ihre Aussage unterstreichen. „Dann kann nichts mehr schief gehen.“
Sie fing an, mir auf die Nerven zu gehen.
Als wir kurz darauf im Bus nach Kathmandu saßen, schüttelte ich innerlich immer heftiger den Kopf über ihr Getue, aber ich spürte auch einen Stich von Neid. Ich neidete Lilli ihr Vertrauen, während ich immer alles in Frage stellen musste. Und obwohl alle heiklen Situationen auf dieser Reise glimpflich ausgegangen waren, wurde ich das Gefühl nicht los, dass mit Ganga Ji etwas nicht stimmte.
Vorsichtig spähte ich zu den beiden herüber. Sie saßen auf der anderen Seite vom Gang. Ganga Ji schlief und Lilli sah aus dem Fenster. Es war schwer zu sagen, was in ihrem Kopf vorging. Manchmal fragte ich mich, ob überhaupt etwas darin vorging.

Der Berufsverkehr tobte, als wir am nächsten Tag in Kathmandu ankamen. Ganga Ji stieg vor uns aus und steuerte zielstrebig auf den nächsten Bus zu, der uns nach Thamel bringen sollte, dem Touristenviertel. Er kannte da ein Gästehaus mit dem schrägen Namen Opium Guesthouse, in dem er vor Jahren mal gewesen war. Lilli maulte, weil ihr der Hintern weh tat und wollte eine Riksha anhalten, aber Ganga Ji ließ sich von seiner Mission nicht abbringen.
Wir trotteten gefühlte drei Stunden durch Thamel, vorbei an Läden mit Hippieklamotten, hippen Cafes, Banken und Gästehäusern, nur das Opium Guesthouse fanden wir nicht. Schließlich blieb Lilli abrupt stehen, setzte sich dann auf eine Stufe, die zu einem Laden mit traditionellen Nepalikappen führte und verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich gehe nicht eher hier weg, bis du mir sagst, wo dieses Guesthouse ist.“
Ganga Ji wackelte mit dem Kopf von rechts nach links und begutachtete die Nepalikappen. „Lilli. Guck mal. Hut sehr schön.“
Lilli stöhnte gespielt. „Der ist wirklich wie'n Baby“, sagte sie und lachte in einer Art, in der Mütter über ihre tolpatschigen Kinder lachen. Dann ging sie in den Laden und kaufte die Kappe.
Wow, dachte ich. Das ging jetzt aber schnell.
Nachdem er die Kappe aufgesetzt hatte, zeigte Ganga Ji auf das Gebäude gegenüber und rief: „Da! Opium Guesthouse!“
Ich folgte seinem Blick und sah ein dreistöckiges weißes Haus. Einige der Zimmer hatten Balkone. Auf dem Dach stand ein Schild mit der Aufschrift: Happy Home.

Am nächsten Morgen schlief ich lange. Als ich gegen elf in das Cafe auf der Dachterrasse kam, saß Lilli an einem der Bistrotische und blickte über die Dächer. Sie war der einzige Gast.
„Morgen,“ rief ich beschwingt.
„Morgen,“ antwortete sie und sah mich an, als hätte sie einen Trumpf im Ärmel.
„Hast du gut geschlafen?“, erkundigte ich mich.
„Naja. Geht so.“ Es war eine Weile still. „Ganga Ji und ich werden heiraten.“
„Was?“, entfuhr es mir. „Obwohl ... Ich hab' mir schon gedacht, dass da zwischen euch was läuft. Und die Inder kennen ja keine wilden Ehen, also ... Falls zwischen euch was läuft ... Das weiß ich ja nicht, aber es war mir schon klar, dass er dich irgendwann fragt.“
„Ich hab' ihn gefragt.“
Ungläubig sah ich sie an.
„Ich will in Indien bleiben, ich will nicht mehr zurück nach Deutschland. Ich hab' alles getan, damit Ganga Ji sich in mich verliebt. Ich hab' ihm auch das Piece in die Hemdtasche getan, weil ich wusste, dass die Bullen ihn kontrollieren, wenn sie ihn mit uns sehen.“
„Du hast was? Sag mal, spinnst du? Mit den ganzen Drogen in der Tasche? Du hast sie doch nicht mehr alle!“
„Ja, das mit den Drogen war heikel, deshalb hab ich auch so Angst gehabt. Aber ich wollte, dass er sieht, dass ich ihn nie im Stich lass'. Ich hätte ihn auch aus dem Knast geholt.“
Ich starrte sie an. „Und dass du mich da mit reingerissen hast, war dir völlig egal, oder was? Ich fass' es nicht! An der Grenze ...“
„Das war ich nicht!“, fuhr Lilli mir über den Mund. „Das war wirklich Shiva Geschenk. Wahrscheinlich hat der Bulle ihm einfach das Piece gelassen, als ich mit seinem Dienstgrad gedroht hab. Er kann ja nicht beweisen, dass Ganga Ji kein echter Sadhu ist. Und wie du weißt, dürfen Sadhus Dope besitzen, weil sie mit dem heiligen Rauch Shiva ehren. Mit allem anderen hättest du nichts zu tun gehabt, du hattest ja keine Drogen dabei.“
Ich starrte sie abermals an.
„Ich hätte dich nie da mit reingerissen, ehrlich.“
Ich wusste nicht mehr, was ich glauben sollte. Lilli plapperte munter weiter: „Gestern Nacht hat Ganga Ji mir dann erzählt, dass er wegen mir sein Sadhu-Leben aufgeben würde.“ Sie streckte sich auf die selbe Art wie in der Chaibude an der nepalesischen Grenze. „Und da hab' ich ihn halt gefragt. Mit meiner Abfindung aus'm Büro können wir uns ein Haus bauen und irgendwo in den Bergen leben.“ Sie blickte einem bunten Drachen nach, der an uns vorüber über die Dächer glitt.
„Und er hat sofort ja gesagt?“, erkundigte ich mich nicht ganz ohne Belustigung. „Immerhin ist er ja eigentlich Sadhu.“
„Naja, bisschen geschockt war er schon, weil das für ihn wie so'n Knall aus heiterem Himmel kam.“
Sie lachte gekünstelt.
„Ein Knall aus heiterem Himmel,“ wiederholte ich und nickte langsam. „Na, dann ist es bestimmt ein Geschenk von Shiva.“

 
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Nur eine Bemerkung zu Topoi.

So etwas wie schon in deinem dritten Satz: "Sie verzog die herzförmigen Lippen zu einem Schmollmund."

Das sind einfach oberabgelatschte Wendungen.

 

Vertellminix,

jo, da hast du wohl recht. Na denn man schön' Sonntach noch, nä.

 

Hallo liebe Wortkrieger,

ich habe die Geschichte jetzt gekürzt und etwas umgeschrieben. Wär schön, wenn mir der eine oder andere, z.B. Kanji oder Eva Luise Groh nochmal Feedback geben könnte, ob sie sich jetzt flüssiger liest.

 

Hej Chai,

ich kann mich gut erinnern, viel Freude an diesem Text gehabt zu haben. Du entführtest mich kurz in eine andere Welt auf eine leichte und fröhliche Art. Dass du dabei nicht auf Klischees verzichtest, finde ich unumgänglich und ehrlich gesagt auch schön. So erinnerte mich beim Lesen dieser Version daran und habe sie sogar lieber gelesen, weil es keine Umwege gab, es direkter auf den Schluss zulief, die Charaktere deutlich wurden.

Allerdings überforderte mich der erste Satz, das Bild dazu. Mir zwei Menschen (Namen) vorzustellen, die ich bisher nicht kenne, weder wie sie aussehen, noch welchen Charakter sie haben, fiel mir nicht so leicht.

Die Motoren röchelten wie ein alter Mann mit Raucherhusten und hinterließen eine schwarze Wolke aus Abgasen, deren Gestank sich mit dem Duft nach exotischen Gewürzen und Nelkenzigaretten mischte.

Das gefällt mir sehr gut, hier bekomme ich sowohl akustisch als auch olfaktorische Hinweise. Und witzig ist es auch. Überhaupt habe ich den Eindruck, du gehst aufmerksamer mit dem Humor um.
Möglicherweise solltest den Plural (Männer) verwenden, wenn du von Motoren sprichst.

Während ich mit unserem Gepäck hinter Lilli herstolperte, fragte ich mich, ob es vielleicht doch keine so gute Idee war, mit einer jungen, gutgläubigen Sekretärin von Indien nach Nepal zu reisen, die einen Sadhu, also einen Bettelmönch, als Fremdenführer engagiert hatte.

Später kommt die Erklärung, was ein sadhu ist noch deutlicher zum Tragen, so dass du hier nach meinem Empfinden darauf verzichten kannst. Es klingt nicht nach deiner Protagonistin. :shy:

Doch, Madam. Wir haben Haschisch bei ihm gefunden und werden ihn einsperren. Der Mann ist gefährlich, Madam, und es ist meine Pflicht, Touristinnen zu schützen.“

Hier habe ich Probleme mit der Sprache. In meinem Kopf spricht er deutsch.:hmm:

Sie setzte sich auf den vorderen Rand eines Plastikstuhls, der vor dem Verschlag stand.

Ich finde es wirklich eine hübsche Idee, Lillis Unsicherheit und Unbehagen auf diese Weise zu zeigen.

Vor uns verschwand eine orangefarbene Sonne hinter den Flachdächern der Stadt. Mir wurde kalt.

Wichtig, dass du mir immer mal wieder das Umfeld zeigst, kombiniert mit dem Gefühlszustand, wirklich clever.

Der Polizist nahm die Barettmütze ab und fuhr sich mit seinen langen Fingern durchs Haar.

In solchen Fällen höre ich Friedrichard, jedenfalls die Stimme, die ich ihm zuordne, denn das Pronomen ist nicht notwendig (wessen Finger sollten das sonst schon sein?) und desweiteren ist das Adjektiv würde mir nur gefallen, wenn sich der Polizist als "Langfinger" entpuppen würde. ;)

schubste ihn in unsere Richtung. Wie in einem Theaterstück, das plötzlich eine überraschende Wende nahm, sahen wir Ganga Ji an uns vorbeirauschen, als würden wir nicht existieren.
„Chalo – lasst uns abhauen“, murmelte er und wurde kurz darauf von einer Großfamilie mit Übergepäck verdeckt.

Diese Situation irritiert mich. Ganga Ji rauscht an den Frauen vorbei, als wären sie nicht existent, murmelt Ihnen dennoch etwas zu und obwohl eine Großfamilie in der Nähe ist, verstehen und durchschauen beide das Szenario. Ich denke, Rauschen und murmeln sollten ersetzt werden.

Im Bus roch es nach nassem Hund.

Im Herbst riecht es an manchen Tage in Bussen hierzulande auch danach. Ich hätte mir eine ausführlichere Beschreibung gewünscht.

Blättchen?“, hörte ich den Beamten auf Englisch fragen

Guck, hier bist du mir behilflich und machst klar, dass sie eben nicht deutsch sprechen.

Dutzende von Fahrradfahrern glitten an einem Bühnenbild mit einer perfekt gezeichneten Berglandschaft vorüber, als würden sie an einer Schnur gezogen. Ihr Klingeln war noch in weiter Ferne zu hören.

Ja, das ist schön, nur ist es ja kein Bühnenbild, sondern vermutlich ein spektakuläres Bergmassiv hinter einer absurd anmutenden Szene von Radfahrern. Möglicherweise sollte das Bühnenbild lediglich als Vergleich dargestellt werden.

Als wir kurz darauf im Bus nach Kathmandu saßen, schüttelte ich innerlich immer heftiger den Kopf über ihr Getue, aber ich spürte auch einen Stich von Neid.

Weil du nachgehend die Neidgefühle festmachst, bräuchtest du für meinen Geschmack nicht diese ausdrückliche Feststellungen, zumal du das eine und andere Mal durchaus angedeutet hast, wie deine Protagonistin, Lilli aus diffusen Gründen ablehnt. Nun wird's klar. Das gefällt mir gut.

Wir trotteten gefühlte drei Stunden durch Thamel, vorbei an Läden mit Hippieklamotten, hippen Cafes, Banken und Gästehäusern, nur das Opium Guesthouse fanden wir nicht.

Ich hatte es so aufgefasst, als würden sie erneut Busfahren. :hmm:

Lilli stöhnte gespielt. „Der ist wirklich wie'n Baby“, sagte sie und lachte in einer Art, in der Mütter über ihre tolpatschigen Kinder lachen. Dann ging sie in den Laden und kaufte die Kappe.

In diesem Fall handelt es sich um Nachgiebigkeit denke ich. Und deswegen passt tolpatschig nur so bedingt. Es ist vielmehr, dass man Kindern wegen ihrer naiven Gewieftheit nachgibt. Dafür gilt es jetzt ein schöneres Wort zu finden. :shy:

Der Titel, der sich ja auch einige Male im Text wiederfindet, gefällt mir auch viel besser.

Liebe Chai, habe vielen Dank für diesen Ausflug. Du hast mich anhand einer Szene mit drei Protagonisten stringent und humorvoll durch ein Land geführt, dass widersprüchlich und wundervoll ist und mir eine Ahnung davon geschenkt.

Freundlicher Gruß, Kanji

 

Liebe Chai,

diese Geschichte habe ich gleich nach Erscheinen gelesen und wollte sie auch kommentieren. Weil ich zu denen gehöre, die hauptsächlich sich mit der Thematik und dem Plot beschäftigen und zur sprachlichen Gestaltung weniger beitragen, war ich ziemlich unentschlossen, was ich schreiben sollte.

Jetzt, wo du sie gestrafft hast, probiere ich es nochmals.
Für mich überzeugend ist, wie du mir Indien nahebringst. Aber was sage ich da! Ich kann es ja gar nicht beurteilen, habe von dem Subkontinent nur Filme (Gandhi) vor Augen und Mitternachtskinder von Salman Rushdie gelesen. Mir kommt es aber vor, als sei alles sehr authentisch, was deine Protas erleben.

Insofern hat mir der Text sehr gefallen.

Die Beziehung zwischen den zwei deutschen Mädchen und dem indischen Sadhu bleibt für mich etwas rätselhaft. Vor allem die jeweilige Motivlage. Das Aussteigermotiv kommt für mich sehr plötzlich und nur oberflächlich gestreift daher. Wenn es dir aber gerade auf das Überraschungsmoment ankam, dann ist dir das gelungen. Bleibt mir dann nur die Erkenntnis, dass die indische Luft die biedersten Europäer betören kann und zu abenteuerlichen Entscheidungen verführt.
Ob dieses indisch-deutsche Pärchen wirklich glücklich in den Bergen von dem Abfindungsgeld leben kann? Ist da nicht noch irgendeine große indische Verwandtschaft im Hintergrund?

Wenn du darüber etwas weißt, lass es mich wissen. Ich bin furchtbar neugierig :D

Hat mir gefallen.
Herzliche Grüße
wieselmaus

 

Liebe Kanji,

vielen vielen Dank für deine große Mühe und auch für deine persönliche Nachricht! So, wie es sich anhört, musstest du deinen ausführlichen Kommentar ja sogar zweimal schreiben! Oh Gott, das tut mir leid, dass dir im entscheidenden Moment das Programm abgestürzt ist, dafür nochmal ein "danke" obendrauf! Aber nun zum Text:

" ... Die Motoren röchelten wie ein alter Mann mit Raucherhusten ..." Der Satz ist so oft bekrittelt worden, dass ich den alten Mann wohl doch ins Plural setzen muss. Wollte stoisch an meiner Version festhalten, weil sie in meinen Ohren gut klang, aber es sind zu viele drüber gestolpert.

" ... einen Sadhu, also einen Bettelmönch ..." hier hast du angemerkt, dass die Erklärung an dieser Stelle überflüssig wäre. Hab ein wenig hin und her überlegt und denke mir jetzt, dass ich sie wohl drin lasse, weil der Sadhu hier zum ersten Mal erwähnt wird.

" ... Hier hatte ich Probleme mit der Sprache ..." hast du an der Stelle geschrieben, an der der Polizist spricht. Und später auch nochmal bei den Beamten. Ich kann gut verstehen, was du meinst. In meinen Ohren klingt das auch komisch. Ich habe aber mal irgendwo gelesen - frag mich nicht, wo -, dass man die Originalsprache besser ins Deutsche übersetzen sollte, allein deswegen, weil nicht jeder englisch spricht. Ich habe es grad mal mit englisch versucht, aber irgendwie klingt es kuddelmuddelig. Vielleicht auch ungewohnt. Werd nochmal drüber nachdenken.

" ... Der Polizist fuhr sich mit seinen langen Fingern durchs Haar ..." Gut, dass dir das aufgefallen ist. Irgendetwas hat mich immer an dem Satz gestört, aber ich wollte damit den Polizisten noch etwas plastischer machen. Schwanke da auch noch hin und her.

" ... Rauschen und murmeln sollten ersetzt werden ..." sagst du bei der Szene, in der Ganga Ji an den Frauen vorbeirauscht und ihnen noch etwas zumurmelt. Zumal es erst heißt: " ... als würden wir nicht existieren ..." und dann murmelt er plötzlich. Werde versuchen, das deutlicher zu trennen.

" ... Im Bus roch es nach nassem Hund ..." war dir hier zu wenig, weil es bei uns manchmal auch so riecht. Ich denke, ich werde es aber so lassen. Noch mehr Gerüche wären mir persönlich zu viel, und es muss ja nicht unbedingt anders riechen als anderswo.

Das "Bühnenbild" als Bild für die Berglandschaft sollte eher den Gefühlszustand der Erzählerin spiegeln. Sie ist ja stoned, und so nimmt sie in dem Moment die Realität wahr. So eine Berglandschaft ist eh schon plastisch, aber in ihrem Zustand und nach dem aufwühlenden Erlebnis an der Grenze, kommt ihr die Realität noch irrealer vor, eben so, als würde sie ein Bild betrachten.

An der Stelle, an der die Erzählerin einen Stich von Neid spürt, meintest du, die Erklärung, dass sie über Lilli immer heftiger den Kopf schüttelt, wäre zu viel, weil schon vorher rauskäme, dass sie Lilli aus diffusen Gründen ablehne.
Dass die Gründe diffus bleiben, gibt mir ein wenig zu denken ... Bei Chutney und Tintenfass ist Lilli nicht gut weggekommen, wurde als dumm und herablassend charakterisiert. Ich habe versucht, die Gefühle der Erzählerin so darzustellen, dass beides ( stärker werdende Ablehnung auf Grund von Lillis Verhalten und gleichzeitig Neid, weil sie es mit ihrer scheinbaren Unbedarftheit viel leichter zu haben scheint als die Erzählerin ) nebeneinander steht, nicht, dass ihr auffällt, dass ihre Ablehnung nur Neid ist. Auch, aber nicht nur.

" ... Wir trotteten gefühlte drei Stunden durch Thamel ..." Nee, da fahren sie kein Bus mehr. Aber fühlen sich noch so ...

Und zum Schluss die "tollpatschigen Kinder". Mal schauen, wie der Satz auf mich wirkt, wenn ich ihn mit etwas Abstand lese, momentan hat sich das "tollpatschig" an mir festgebissen.

Liebe Kanji,

weil du ja auf Japan stehst, visualisiere mich einfach als sich verneigende Geisha, um dir nochmals mein Dankeschön zu zeigen.
Viele liebe Grüße
P.S. Ich wurschtel hier schon seit Ewigkeiten mit dieser Zitierfunktion rum. Immer, wenn ich auf "zitieren" geh, erscheint der gesamte Text in einem Extrafeld. Wie filter ich denn die Sprechblasen mit den Sätzen raus, die zitiert werden sollen und krieg die in meine Antwort?

Hi Bas ( hab leider keinen Gruß gefunden, der sich auf Bas reimt),

freut mich total, dass dir die Geschichte jetzt viel mehr Spaß gemacht hat! Sowas hört man immer gern und, ja, die Überschrift finde ich auch besser.

" ... dass wir es nicht mal bis zur Stadtgrenze schaffen ..." hier bist du über das "schaffen" gestolpert. Friedrichard hat an der Stelle angemerkt, dass es in dem Zusammenhang entweder "schaffen würden" oder nur "schaffen" heißen müsste. Hatte erst "schafften" geschrieben, und das war total verkehrt.

"Platz" klein. Danke dafür.

"... Was bildet der sich ein. Er hat jahrelang mit seinem Guru Ji im Ashram gelebt und meditiert ..." Statt der Punkte ein Frage - und Ausrufezeichen. Stimmt, klingt lebendiger.

"hab'" ohne Apostroph. Aaaaargh ... Ich werd nochmal weich mit den Apostrophen. Hab extra welche nachgesetzt, weil ich dachte, bei allem, was gekürzt ist, muss eins hin. Gibt es auch sowas wie Apostroph-Regeln? Bestimmt. Muss mich da mal schlau machen.

" Vor ginge" zusammen. Ich meine, da hat vorher jemand gesagt, dass das auseinander geschrieben wird. Bin mir aber grad nicht sicher. Guck ich nochmal nach.

"... Ein Piece ...", ja, ich weiß, das gefällt dir nicht. Die "Fahrradfahrer" hingegen sehr. Hab mir schon gedacht, dass das Bild was für dich ist.

" ... Schließlich blieb Lilli
abrupt stehen ..." Huch, wie kommt denn da der Absatz rein. Wird gleich geändert. Oder meintest du den ganzen Absatz inhaltlich?

" ... tolpatschig ..." Ja, blöd. Klar wird das mit Doppel-L geschrieben.

" ... Cafe ..." mit Apostroph. Also ich habe das versucht, aber auf meiner Tastatur funktioniert das nicht. Das Apostroph ist viel zu weit vom Buchstaben weg, und direkt drüber ist nicht möglich. Muss dazu sagen, dass ich ein Uralt-Laptop hab, das ungefähr zur Jahrtausendwende rauskam. Bei den neuen ist das sicherlich möglich.

" ... Bistrottische ..." mit nur einem "t." Danke. Wird geändert.

Lieber Bas,
danke, dass du dich nochmal mit der Geschichte beschäftigt hast und dass sie dir jetzt viel besser gefällt. Ja, ich weiß, ich wiederhole mich, aber ich freu mich so darüber!
Liebe Grüße

Liebe wieselmaus,

schön von dir zu hören! Deine Kritik hat mich zum Nachdenken angeregt, und das ist ja immer gut.

Ja, der Plot ist etwas diffus, ich weiß. Meine Motivation war, mit westlichen Vorurteilen aufzuräumen, der Leser sollte die ganze Zeit Ganga Ji im Verdacht haben, mit den Frauen irgendetwas anzustellen, aber zum Schluss ist Lilli diejenige, die nicht koscher ist. ( Obwohl Ganga Ji auch berechnend ist, was sich allein schon an der Tatsache zeigt, dass er sich als Mönch ausgibt, sich aber von Lilli alles bezahlen lässt.)
Ja, das Aussteigermotiv kommt etwas abrupt, der Überraschungsmoment war auch so geplant, aber du hast schon Recht, ohne Hintergrundwissen könnte man sich fragen, wieso Lilli diesen Schritt auf einmal geht. Dass sie aus bürgerlichen Verhältnissen kommt und offenbar noch nicht über die Phase hinaus ist, sich diebisch darüber zu freuen, dass sie ihre Mutter schocken kann, ist ja schon angerissen worden. Aber das reicht natürlich nicht, um Lilli nachvollziehen zu können. Ich habe die ganze Zeit überlegt, wie ich dem Leser die Figuren näherbringen kann und habe mich in erster Linie auf ihr Verhalten konzentriert, aber nach deiner Anmerkung fällt es mir wie Schuppen von den Augen. Liegt ja eigentlich nahe, etwas mehr über Lillis Motive preiszugeben, aber selbst bin ich da nicht drauf gekommen. Sowas fällt mir immer nur bei Texten anderer auf ... Aber deshalb sind wir ja hier.

Also nochmal vielen Dank für den Hinweis, und es freut mich sehr, dass dir die Geschichte ansonsten gefallen hat.

Liebe Grüße,

Chai

 
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Hallo @Chai,

heute Morgen habe ich deine überarbeitete Fassung gelesen und ich muss sagen, ich empfinde die Geschichte jetzt stimmiger. Natürlich weiß ich nicht im Einzelnen, was du geändert hast, aber mein Leseempfinden war diesmal zufriedengestellt.

Mir ist klar, dass die Prota durch Lillis starke Präsenz in den Hintergrund rückt und oben hast du geschrieben, dass du Lillis Charakterisierung als gelungen empfindest. Das ist bei mir diesmal auch noch so rübergekommen.

Deutlicher dargestellt empfand ich jetzt die Abneigung, die die Protagonistin so nach und nach gegenüber ihrer dominanten Reisebegleiterin verspürt. Das hat mir in der alten Version gefehlt, und die Prota erschien mir dadurch etwas einfältig. Ist jetzt aber gut, weil es nun dazu eine Entwicklung gibt, anhand derer ich das alles ausmachen kann und so passt das für mich.

In der Busszene sitzt jetzt auch Ganga Ji hinten bei den Frauen. Danke, den hatte ich ja an der Stelle vermisst :-)

Zu deiner Frage:

P.S. Ich wurschtel hier schon seit Ewigkeiten mit dieser Zitierfunktion rum. Immer, wenn ich auf "zitieren" geh, erscheint der gesamte Text in einem Extrafeld. Wie filter ich denn die Sprechblasen mit den Sätzen raus, die zitiert werden sollen und krieg die in meine Antwort?

Ich weiß nicht, ob ich dir dabei helfen kann, da ich es anders mache. Ich schreibe meine Kommentare offline im Textverarbeitungsprogramm und füge sie später in den Editor von WK ein. Die Sätze, die zitiert werden sollen markiere ich und klicke danach oben, bei den Textwerkzeugen, auf die 'Sprechblase'.
So wie du es machst, denke ich, musst du das, was nicht zitiert werden soll, herauslöschen.
Oder wenn du dir die BB-Code-Liste ansiehst. Da findest du ziemlich unten, wie man mit dem
Tag Texte fremder Herkunft zitieren kann. Vielleicht hilft dir das weiter. Andernfalls einen Moderator anschreiben.

Wieder einmal hat es sich gezeigt, was man mit Textarbeit alles erreichen kann. Es ist schön, wennn alle an einem Strang ziehen. Gelungene Überarbeitung, Chai - auch der Titel passt für mich jetzt besser.

Liebe Grüße
Tintenfass

 

Nachtrag:

Sorry, habe vorhin vergessen zwei Stellen zu zitieren

Schließlich blieb
Lilli blieb abrupt stehen, setzte sich dann auf eine Stufe, die zu einem Laden mit …

Da bist du in der Zeile verrutscht und ein 'blieb' ist doppelt.

Ganga Ji wackelte mit dem Kopf von rechts nach links und begutachtete die Nepalikappen.

Bei einem Kopf der wackelt habe ich das Bild eines nur langsam zur Ruhe kommenden Kopfes. Hier meinst du aber sicher, dass er den Kopf von rechts nach links legt. Andernfalls fände ich Ganga Ji schüttelte den Kopf und begutachtete die Nepalikappen, besser

 

Hallo Chai,

deine Geschichte hat mir sehr gefallen, vor allem die Atmosphäre und die ganzen Details und Umschreibungen. Längere Geschichten lese ich in der Regel nicht, ich bin kein großer Leser. Da muss es mich schon von Anfang an packen. Deine Geschichte ist aber durchgehend unterhaltsam für mich. Vor allem war ich gespannt auf den Grenzübertritt.

Ich hätte gerne ein besseres Bild von den Agierenden gehabt. Wenn ich mir die Personen vorstelle, habe ich da nichts vor Augen. Es muss ja nicht viel sein, man malt sich das zum großen Teil ja selbst aus. Vor allem von Ganga Ji habe ich da keine Vorstellung. Er agiert immer irgendwie im Hintergrund. Die Auflösung war überraschend und gab dem Text dann noch einen gewissen Kick, auch wenn mir Lilli da doch ein wenig naiv erscheint. Zumindest hatten wir früher immer Bammel, wenn wir zurück an der holländisch/deutschen Grenze waren. Aber welche Konsequenzen ein Schmuggel von Kleinmengen in Nepal oder Indien hat, weiß ich ja nicht. Ich habe es gern gelesen.

Liebe Grüße

Rainer Hohn

 

Hallo Tintenfass,

freut mich sehr, dass auch dir die Überarbeitung gelungen scheint. Puuh, war gar nicht so einfach, an den richtigen Stellen anzusetzen, ohne dadurch einen extra Roman zu schreiben. Und auch schön, dass jetzt eine Entwicklung erkennbar ist.

Also mit dieser Zitierfunktion bin ich überfordert. Danke, dass du sie mir erklärt hast, Kanji hat mir dazu auch schon geschrieben, und im Laufe der Zeit komme ich bestimmt noch dahinter, das umzusetzen. So schwer kann das ja nicht sein, schaffen ja sonst auch alle. Aber zurück zum Text:

" ... Lilli blieb
abrupt stehen ..." Ja, da bin ich wohl verrutscht.

" ... Ganga Ji wackelte mit dem Kopf hin und her ..." Es gibt in Indien diese Gestik, mit dem Kopf von rechts nach links zu schaukeln. Also kein Kopfschütteln, sondern tatsächlich hin und her wackeln. Es fällt mir nach wie vor oft schwer, herauszufinden, was das bedeuten soll. Erst dachte ich, das heißt "nein", aber das heißt es nicht. Manchmal heißt es "ja", "vielleicht" oder "weiß nicht so genau." Und manchmal kommt es fast wie eine Art Füllgeste anstatt eines Füllworts daher. Wo andere "well" sagen, wird hier mit dem Kopf gewackelt. Vielleicht fällt mir noch eine passendere Beschreibung ein.

Also nochmal vielen vielen Dank, dass du dich erneut mit dem Text beschäftigt hast und noch ein schönes Wochenende!

Lieber Gruß


Hallo Rainer Hohn,

schön zu hören, dass dir die Geschichte gefallen hat! Bisher waren es überwiegend Frauen, die sich positiv zu der Geschichte geäußert haben. Das mag Zufall sein, es fiel mir nur auf, also freue ich mich, dass ich - neben Bas - auch einen weiteren Mann mit meiner Story packen konnte.

Schade natürlich, dass du von den Agierenden kein klares Bild hattest. Wenn du magst, kannst du mir ja vielleicht nochmal schreiben, was genau dir fehlt. (Optik, besondere Eigenheiten usw.) Ich feile schon ewig an diesen Charakteren herum, für manchen sind sie greifbar, für andere nicht. Bin deshalb für jeden Tip dankbar, wie ich sie noch plastischer gestalten kann. Lilli ist naiv, da sind sich bisher alle einig. Und sie hat ja auch Angst gehabt bei der Szene mit dem Polizisten. Ist schon ziemlich neben der Spur, die Gute, so einen durchgeknallten Plan auszuhecken, um den Typen für sich zu gewinnen. Ja, er bleibt etwas blass, das stimmt schon. Wurde vorher auch schon mal gesagt. Also wie gesagt, würde ich mich freuen, wenn du da noch Tips hättest, wie ich das verbessern könnte.
Locker wird es in Indien/Nepal normalerweise nicht gesehen, wenn jemand Drogen dabei hat. Darauf steht Knast. Und der ist bestimmt weniger kuschelig als in Deutschland oder Holland.

Noch ein schönes Wochenende dir.

Liebe Grüße,

Chai

 
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Hallo @Chai ich noch mal,

wenn das Kopfgeschaukel eine typische Geste der Inder ist, dann könntest du das ja auch im Text bringen. Vielleicht an einer Stelle, an der die Prota ihren Blick schweifen lässt. Sie könnte es an jemandem bemerken und so kommentieren, wie du es mir beschrieben hast, dass sie nicht lange genug im Land war, um hinter die Bedeutung dieser Geste zu kommen oder so. Dann wüsste man später, wenn Ganga vor dem Laden steht, gleich was Sache ist und hätte ein deutlicheres Bild vor sich. Also ich hätte es dann :-)

Wenn es dir aber nur um die Wortwahl geht, fände ich "schaukeln" besser als "wackeln". Hin und herwiegen ginge auch. Oder von einer zur anderen Seite legen/neigen.

Dir auch eine schönes Wochenende.

Gruß Tintenfass

 

Hallo Chai,

ich habe mal die Informationen über die Protagonisten herausgepickt.

Ganga Ji sieht, wohl übertrieben, aus wie Bin Laden, ist klein, trägt ein weißes Langhemd und später eine Nepalikappe.

Lilli ist jung, bürgerlich hübsch (was mir nichts sagt), hat gezupfte Augenbrauen und eine bunt bestickte Umhängetasche.

Die andere Dame (ohne Namen, oder habe ich ihn übersehen?) trägt einen Fleecepullover mit Reißverschluss.

Das beste Bild habe ich von einem Polizisten in Khaki-Uniform, zwei Köpfe größer als der kleine Gang Ji und mit großem, wohl nach unten gezogenen, vollen Schnurbart.


Bei Ganga Ji habe ich mir zunächst einen unscheinbaren kleinen Mann mit magerem Gesicht vorgestellt. Durch Bin Laden bekam er dann einen langen Bart. Was findet Lilli an ihm? Hat er ein schönes Gesicht, sanfte Augen? Er könnte zwanzig, aber auch vierzig sein.

Hat Lilli einen Kurzhaarschnitt oder Dauerwelle und zupft sich die Brauen? Oder vielleicht Irokesenschnitt?

Tragen die beiden Militärhose mit Seitentaschen, Jeans oder Minirock?

Ich persönlich hätte gerne ein ganz klein wenig mehr über das Aussehen erfahren, das du bei anderen Personen sehr unauffällig eingefügt hast: fuhr sich mit langen Fingern durchs Haar, mit dem Zeigefinger über den dünnen Schnurbart.

Liebe Grüße

Rainer Hohn

 

Hallo Tintenfass und Rainer Hohn,

danke nochmal für eure Rückmeldung. Das Schaukeln schon vorher zu zeigen, ist eine gute Idee, Tintenfass, mal schauen, wo ich es unterbringe und ob es dann passt.

Mit dem Aussehen hast du Recht, Rainer. Anderen Figuren kommen da mehr Details zu. Wird mich auch da nochmal ransetzen, denn ich dachte z.B. immer, es wäre jedem klar, wie ein bürgerlich-hübsches Gesicht aussieht. Aber das ist es natürlich nicht. Und wenn wir schon bei "hübsch" sind: Ich finde ja auch, dass Bin Laden gut aussah, deshalb dachte ich auch, dass das nicht extra gesagt werden muss. Aber schon klar, dass das natürlich Geschmackssache ist. Ich bleib weiter dran.

Liebe Grüße,

Chai

 

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