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Ein Engel im Aufzug

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21.10.2003
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Ein Engel im Aufzug

„Ich - bin - ein - Engel“.
Es schien, als ließe sie jedes einzelne Wort auf Betonung bedacht perlend über ihre blassen Lippen tropfen.
Na prima, dachte Michael entnervt. Fünf Stunden Sitzung lagen nun hinter ihm – davon vier unnötiges dummes Rumgeschwafel - und nun diese kleine Aussage von einer Frau, die er zuvor noch niemals in dem Bürogebäude von Clark & Smith gesehen hatte.
Ich hätte die Treppe nehmen sollen, schoss es ihm durch den Kopf. Auf der Treppe vom achten Stock zum Erdgeschoss waren ihm noch nie die Zeugen Jehovas begegnet. Heutzutage benutzt doch kein Mensch mehr die Treppe, wäre also ziemlich sinnlos für die Jungs und Mädels dort ihre Botschaft zu verbreiten. Aber nein, er war geschafft und müde gewesen, hatte sich, obwohl er eine geschlagene Viertelstunde hatte warten müssen, dazu entschieden, den Aufzug zu nehmen und musste sich nun von dieser Frau, die sich im allerletzten Moment noch durch die Türe gedrückt hatte, Weisheiten aus dem Paradies anhören.
Wer, verdammt noch mal, brauchte so etwas nach einem 14stündigen Arbeitstag?
Jetzt gleich zieht sie bestimmt ihr Heftchen heraus und hält es mir unter die Nase, überlegte er, emsig darauf bedacht bloß nicht den Blick von seiner Zeitung hin zu der freundlich lächelnden, aber dennoch höchst unscheinbaren Frau zu wenden.
Michael wappnete sich und versuchte, sich auf die übergroßen Lettern ERWACHET vorzubereiten, die ihm bestimmt gleich unter die Nase gehalten wurden. Waren solche Leute nicht in einem öffentlichen Bürogebäude verboten? grübelte er weiter. Es konnte doch nicht einfach irgendeiner daher kommen und seine religiöse Mission mal eben so
hervorschmettern…
„Du hast es geschafft“, unterbrach sie, immer noch lächelnd, seine Gedanken. „Die Stilllegung des Atomkraftwerkes ist um drei Jahre aufgeschoben.“

Sein Blick schnellte hoch und traf ihre aquamarinblauen Augen. „Woher wissen Sie von der Besprechung?“ Es folgte ein kurzes Zögern, während dessen er überlegte, ob er diese blonde Frau mit den langen Haaren schon einmal gesehen hatte. Nein, er glaubte nicht. Zumindest nicht die letzten Tage. Er konnte sich an die meisten Menschen, die sein Leben für eine kurze oder auch längere Zeitspanne begleitet hatten, nicht erinnern. Ein Gesicht war für ihn wie das andere und nur die Wenigsten hinterließen in seinem Gedächtnis einen bleibenden Eindruck.

„Hören Sie“, fuhr er fort. „Ich hatte einen langen Tag. Weiß der Teufel woher Sie von der Besprechung wissen. Ich kenne Sie auf alle Fälle nicht und wenn ich ehrlich bin dann…“

Schon wieder wurde er unterbrochen, aber diesmal nicht von dem blonden selbsternannten Engel schräg gegenüber, sondern durch einen plötzlichen Ruck, dem ein lautes metallisches Knirschen folgte.
„Verdammt noch mal, jetzt bleibt diese Scheißkiste auch noch stehen“, ärgerte er sich lautstark.
„Du hast dir das Fluchen immer noch nicht abgewöhnt“, die junge Frau schüttelte nachsichtig ihren Kopf. Je nachdem wie das Licht auf sie fiel wirkten ihre elfenhafte Gestalt und die blasse, fahle Haut fast transparent. „Es wäre auch nicht wirklich zu erwarten gewesen. Du hast schließlich einen Ruf zu verlieren, nicht wahr?“
Michael beschloss gar nichts mehr zu sagen und stattdessen wild den gelben Alarmknopf zu bearbeiten, um bloß keine Minute länger als notwendig mit dieser religiös Verwirrten auf beengten drei mal drei Metern verbringen zu müssen.
„Das nützt nichts“, erklärte sein Gegenüber. „ER lässt dies geschehen, um kurz innezuhalten und wir sollen es ihm gleichtun.“
„Bitte was?!“ Sein rechter Daumen war mittlerweile schon rot vom permanenten Drücken und so langsam überfiel ihn eine leichte Panik.
„Wer macht was?“, fragte er irritiert. Augenblicklich bereute Michael seine Frage, als er kurz die hoffnungslos wirren Sätze durchging, die ihm seine Gesprächspartnerin bisher preisgegeben hatte.
Sie rollte ihre meerblauen Augen gen Himmel – das einzig auffallend, fast unnatürlich Schöne an dieser Frau. „ER“, wiederholte sie mit einer lächerlich ehrfürchtigen Stimme.
„Wer ist er?“
Warum konnte er nicht einfach aufhören zu fragen? Warum konnte nicht dieser beschissene Aufzug wieder losfahren und wieso gab es überhaupt diesen bescheuerten gelben Alarmknopf, wenn sich eh kein Arsch am anderen Ende darum kümmerte, dass er mit einer Verrückten eingesperrt war.
„Du weißt schon – ER halt.“ Schon wieder dieser senile Blick zur Decke des Aufzuges.
„Natürlich ER – wie konnte ich nur vergessen“. Michael schlug sich theatralisch gegen die Stirn.
„Sie sind der Engel und ER ist natürlich der liebe Gott. Alles klar – mein Fehler!“
„Du erinnerst dich überhaupt nicht mehr an mich, oder?“
Er lachte kurz auf. „Nein, Gott sei Dank, nicht.“
„Wir kennen uns schon so viele Leben“, fuhr sie unbeirrt fort. „So - viele - Leben.“
Abgesehen davon, dass die junge Frau eh ein wenig durcheinander wirkte, wenn man davon ausging, was sie von sich gab, schien sie gerade mit ihren Gedanken noch ein wenig weiter weg zu sein.
„Du bist einer von uns. Schon so lange bist du einer von uns. Du warst einer der Ersten und ER liebte dich über alles. ER liebt dich immer noch.“
„Selbstverständlich! Ich bin auch ein Engel und Gott liebt uns alle, nur mich mit Sicherheit nicht, sonst würde er mich nämlich nicht mit einer Irren wie Ihnen alleine im Aufzug lassen.“
„ER macht das, damit wir innehalten“, erinnerte sie ihn. „Immer wenn ein Fahrstuhl stehen bleibt, möchte ER, dass wir die Zeit nutzen, um kurz in uns zu gehen und über Geschehenes nachzudenken.“
„Natürlich“, er nickte debil lächelnd. „Immer wenn ein Aufzug stehen bleibt möchte Gott, dass wir kurz innehalten und nachdenken.“
Sie nickte.
„Auch wenn Uhren stehen bleiben?“
„Ganz besonders wenn Uhren stehen bleiben“, bestätigte sie.
„Und wenn meine Waschmaschine stehen bleibt, was ist dann?“
„Nun“, antwortete sie zögernd, als müsste sie über eine wirklich wichtige Frage nachdenken, „wenn deine Waschmaschine stehen bleibt, dann ist das sehr wahrscheinlich ein Zeichen dafür, dass sie kaputt ist.“
Es war die Mischung aus 14 Stunden Dauerarbeitsstress gemischt mit der braunen koffeinhaltigen Brühe seiner Sekretärin, die sie trotz permanenten Widerspruchs seinerseits als Kaffee bezeichnete, kombiniert mit einem schwachsinnigen „Engel“ in einem stecken gebliebenen Aufzug und dies alles nach einer 5stündigen Marathonsitzung, die ihn dazu veranlassten einen zehnminütigen Lachkrampf zu bekommen, der fast in einen hysterischen Weinkrampf gegipfelt wäre, hätte er sich nicht so gut im Griff gehabt. Geduldig lächelnd wartete sie, bis sie wieder seine volle Aufmerksamkeit hatte.
„Du bist einer von uns“, wiederholte sie unnötiger weise.
„Wenn ich mir weiter diesen Schwachsinn anhören muss und dieser Aufzug nicht weiterfährt, dann wird mich bestimmt bald das Zeitliche segnen.“
„Du bist schon tausend Tode gestorben, was macht da einmal mehr“, scherzte sie.
Ein Engel mit Humor, super, das hatte ihm gerade noch gefehlt.
„Das Ende der Welt steht kurz bevor und ich bin gekommen um dich wissen zu lassen, dass Gott einverstanden ist.“
„Habe ich mir doch gedacht, dass es um das Ende der Welt geht“, erklärte er wissend. „Habt ihr das also jetzt da oben einfach für euch beschlossen, dass der Laden bald dicht gemacht wird, ja?“
Warum sollte er sich weiter aufregen, genauso gut konnte er doch ihr dummes Spielchen mitspielen. Alles andere war Gift für seinen Blutdruck
„Nicht ER hat es beschlossen, sondern du, gerade eben, mit Deiner Unterschrift.“
Was für einen Schwachsinn sie doch daherredete, dachte Michael. Abgesehen davon, dass der Erhalt dieses Werkes hunderte Arbeitsplätze sicherte, würde selbst bei einem Störfaktor der Stufe drei die Welt noch lange nicht untergehen.
„Du denkst wie ein Mensch“, kommentierte sie seine Gedanken, „aber du handelst immer noch wie es deine Natur befiehlt. Die Dinge werden ihren Lauf nehmen, durch deine Hand geführt, und Gott ist damit einverstanden. Er meint, die Zeit, der Menschheit ein Ende zu bereiten, wäre gekommen. Aber ER ist natürlich sehr traurig, du weißt ja wie sehr ER an jedem Einzelnen von ihnen hängt und wie sehr ER sie liebt.“
„Und nun sitzt ER auf seiner Wolke und weint?“
„Was glaubst du warum das Meer salzig ist? ER hat schon so viele Tränen geweint und vielleicht – ja vielleicht überlegt ER es sich ja noch anders und greift ein, aber…“ Die blonde Frau schüttelte ihre langen blonden Haare. „Nein, diesmal glaube ich nicht, dass ER es verhindern wird.“
„Wie heißen Sie eigentlich“, fragte Michael schmunzelnd. „Verraten Sie mir doch bitte Ihren Namen.“ So langsam fand er Gefallen an dieser wirren Unterhaltung.
„Gabriel“, antwortete sie, „wir kennen uns schon…..“
„Sehr, sehr lange“, vervollständigte Michael ihren Satz.
„Ja, das tun wir. Von Anbeginn der Zeit – seit Adam und Eva – seit Himmel und Hölle – seit Gut und Böse.“
Mit einem plötzlichen Ruck setzte sich der Aufzug wieder in Bewegung. Es hätte nicht viel gefehlt und Michael wäre wirklich auf die Knie gesunken und hätte ein Dankgebet gesprochen. Mit grenzenloser Erleichterung hörte er das Klingeln einer Schelle, die ihm das Ankommen im Erdgeschoss ankündigte.
Bevor er ausstieg drehte er der blonden Frau noch einmal das Gesicht zu. „Bestellen sie Ihrem Boss einen lieben Gruß und vielen Dank, dass er mir seinen Lieblingsengel geschickt hat. Seine Botschaft hat mich erreicht.“
Schnellen Schrittes verließ er sein stählernes Gefängnis, ging durch die Eingangshalle und atmete, auf der immer noch sonnenbeschienen Straße, mit einem tiefen Zug seiner menschlichen Lunge die frische Luft der Freiheit ein.
„Ich bin ein Erzengel genau wie du, aber niemals hat ER mich so geliebt wie dich. Niemals! ER hat nie den Schmerz überwunden, dass du ihn vor so langer Zeit verlassen hast.“
Erschrocken drehte er sich um. Wie konnte das sein? Die Türe des Aufzuges hatte sich wieder geschlossen, ohne dass sie ausgestiegen war. Er war sich ganz sicher. Was um alles in der Welt ging hier vor sich?
„Habe keine Angst, mein Freund, es dauert nur einen kurzen Augenblick.“ Gabriel streckte die Hand nach ihm aus, doch Michael wich instinktiv zurück und stolperte drei Schritte rückwärts auf die Straße.
Es war nur der Bruchteil einer Sekunde. Er sah noch die in der Sonne glitzernde Stoßstange des mit überhörter Geschwindigkeit heranrauschenden LKWs - er hörte das laute Hupen – Schreie - sah ein letztes Mal das dünne Lächeln auf ihren Lippen.

Das nächste, woran er sich erinnern konnte, war, dass er inmitten einer Traube von Menschen stand. Ein kurzer Blick und er bemerkte Gabriel an seiner Seite. Wie vollkommen sie doch war. Ein Meisterwerk des Schöpfers. Ihr Lächeln wirkte zart und doch voller Kraft. Dieses Lächeln konnte Berge versetzen, Kriege beenden und genau so gut entfachen. All dies hatte er schon erlebt. Er blickte nicht mehr auf den zerfetzten Körper, der zu seinen Füßen lag. Viel zu lange hatte dieser ihn eingeengt, war ihm eine Qual gewesen, in manch lichten Momenten, wenn er sich gestattete ein wenig er selbst zu sein. Diese Hülle war tot und hatte seinen Dienst erfüllt, nun war er endlich wieder frei.
Niemand bemerkte die beiden schemenhaften Gestalten, die nicht mehr als ein kühler Luftzug an der Wange des Sanitäters waren.
Gabriel streckte die Hand nach ihm aus und diesmal nahm er sie. Wie gerne hatte er immer ihrer glockenhellen Stimme zugehört, die selbst noch in seiner Erinnerung klarer und heller klang, als jedes noch so schöne Geräusch irdischer Natur. Er konnte es kaum erwarten, sie wieder zu hören.
„Komm Luzifer.“ Welch ein Genuss! „Wir müssen gehen. Es gibt noch viel für uns zu tun!“


 

Hallo Sandy,

eine vollkommene und überirdisch schöne Kurzgeschichte. Du hast die Situation sehr plastisch geschildert. Deine Geschichte gefällt mir sehr gut. Allerdings gibt mir der Schluss Rätsel auf, die ganze Zeit war er doch mit einem Engel im Aufzug. Wieso ist Gabriel plötzlich Luzifer?

An Rechtschreibfehlern sind mir nur die "meerblauen Augen" aufgefallen, meerblau ist ein Adjektiv und wird deswegen klein geschrieben.

Eine reife Leistung!

Herzliche Grüße! Marion

 
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Nein, nein, nein. Um Gottes Willen :-))
Nicht Gabriel ist Luzifer
Michael ist der kleine Teufel. Es wird ihm klar, nachdem er gestorben ist (Der Leser sollte anfangs den Verdacht haben, dass er vielleicht der zweite Erzengel Michael sein kann, aber...... er war ohne zu wissen der Belzebub und hat den Dingen ihren Lauf gegeben. Weil er nun mal nicht anders kann, als er ist)
Muss ich es anders schreiben, damit man es versteht???

P.S. Luzifer war bevor er der Teufel wurde auch ein Erzengel und der Liebling Gottes.

Vielen Dank für Deine Anmerkungen

Einen lieben Gruß Sandra

 

Hi Marion,
das hast du falsch verstanden. Gabriel sagt die Worte "Komm, Luzifer!". Michael, der Mann im Aufzug, ist also Luzifer und genießt die Stimme Gabriels, deshalb der Ausruf 'Welch ein Genuss!'

Hehe, find ich übrigens lustig, dass der Erzengel Gabriel eine Frau ist.

Hi Sandy,
dein Stil und der flüssige Handlungsfortschritt haben mir gut gefallen.
Auch die Idee, die alte Geschichte über den gefallenen Engel Luzifer neu zu verpacken und nur in einem Dialog zwischen Gabriel und Luzifer stattfinden zu lassen, fand ich gut.

Jetzt kommen aber die Fragen und Kritikpunkte bzw. für mich ungeklärte Stellen in der Geschichte:
Wieso hat Luzifer vergessen, dass er Luzifer ist? Oder ist dieser Teil der biblischen Geschichte abgeändert und Luzifer ist nicht Satan in der Hölle, sondern wurde nur zu einem Dasein als Mensch verstoßen?
Er ist also sozusagen der Teufel in Menschengestalt und mit der Unterschrift, dass das Atomkraftwerk bestehen bleibt, hat er das Ende der Welt unterzeichnet. Das finde ich etwas weit hergeholt, außer das Ende der Welt dehnt sich über einen langen Zeitraum aus und das Atomkraftwerk stünde sozusagen bildlich dafür, dass der Mensch die Welt irgendwann zugrunde richten wird. Denn selbst wenn das Kraftwerk explodierte, bedeutete das nicht das Ende der ganzen Welt.

Positiv finde ich, dass du es schaffst, fast ausschließlich durch den Dialog die Handlung aufzubauen. Das Gespräch ist klar strukturiert, an manchen Stellen sogar witzig. Was mir ein bisschen fehlt, ist der Spannungsbogen. Ich war nicht gespannt, ob das Ende der Welt hoffentlich doch noch verhindert werden kann. Es plätscherte so ein bisschen vor sich hin und am Ende ist alles in Ordnung und Luzifer hat zu sich selbst und Gott zurückgefunden. Es fehlt die Reibungsfläche, das, was den Leser fesselt und nochmal über die Geschichte nachdenken lässt.

Herzlich Willkommen auf kg.de und ich hoffe, bald weitere Geschichten von dir zu lesen. Ich glaube nämlich, dass du wirklich gute Stories schreiben kannst.

Kitana

Anmerkungen:

waren ihm noch nie „ die Zeugen Jehovas“ begegnet.
Würde ich nicht in Anführungsstriche setzen, da es sich um einen festgelegte, gültige Bezeichnung für diese Menschen handelt.
wäre also ziemlich sinnlos dort für die Jungs und Mädels ihre Botschaft zu verbreiten
Vielleicht besser umstellen: "wäre also ziemlich sinnlos für die Jungs und Mädels dort ihre Botschaft..."
überlegte erKomma emsig darauf bedacht bloß nicht den Blick von seiner Zeitung hin zu der freundlich lächelnden
Es folgte ein kurzes ZögernKomma in dem er überlegte
Und vielleicht besser 'während dessen' statt 'in dem'.
Je nachdem wie das Licht auf sie fiel wirkte ihre elfenhafte Gestalt und die blasse, fahle Haut fast transparent.
Hier muss Plural stehen: 'wirkten', da es sich ja um Gestalt und Haut handelt.
„Bitte was“?!
"Bitte was?!"
Sie rollte ihre Meerblauen Augen gen Himmel
meerblauen
das einzig auffallend, fast unnatürlich schöne
'Schöne' groß.
„Immer wenn ein Aufzug stehen bleibtKomma möchte Gott, dass wir kurz innehalten und nachdenken.“
Hehe, lustige Erklärung für das häufige Steckenbleiben von Aufzügen. :D
Es war die Mischung aus 14 Stunden Dauerarbeitsstress gemischt mit der braunen koffeinhaltigen Brühe seiner Sekretärin, die sie trotz permanenten Widerspruchs seinerseits als Kaffee bezeichnete, und die jetzt durch seine Blutbahnen schoss. Diese beiden Faktoren kombiniert mit einem schwachsinnigen „Engel“ in einem stecken gebliebenen Aufzug und dies alles nach einer 5stündigen Marathonsitzung, veranlasste ihn dazu einen zehnminütigen Lachkrampf zu bekommen, der fast in einen hysterischen Weinkrampf gegipfelt wäre, hätte er sich nicht so gut im Griff gehabt.
Hier bist du beim Formulieren etwas durcheinander geraten. Der erste Satz ist nicht vollständig, dort hast du zwei Relativsätze, aber den Hauptsatz nicht abgeschlossen. Der zweite Satz ist ebenfalls falsch formuliert, les es dir in Ruhe und laut vor. Kombinier die beiden Sätze, dann hast du den Kaffee und den Engel, die ihn zu dem Lachkrampf veranlassen und es ist nicht mehr ein kompliziertes Satzgewirr.
und greift ein, aber…….
Bei Punkten als Auslassungszeichen immer nur drei verwenden "aber...". Das kommt noch häufiger vor.
dass er mir seinen Lieblingsengel geschickt.
geschickt hat
„Ich bin ein Erzengel genau wie DU,
Das 'Du' musst du nicht groß schreiben. Die Betonung wird auch aus dem Textinhalt klar.
Er sah noch, die von der Sonne glitzernde Stoßstange
Das Komma weg. Und "in der Sonne glitzernde Stoßstange"
Viel zu lange hatte er ihn eingeengt,
"...hatte dieser ihn eingeengt," sonst hast du einen Bezugfehler.

 
Zuletzt bearbeitet:

Danke, danke, danke Kitana.
Werde die Rechtschreib- und Kommafehler ausbessern. Du hast Dir wirklich viel Arbeit mit meinem Text gemacht und darüber freue ich mich sehr.
Nun zu Deiner Frage: Jeder sollte eigentlich den Text und Deine Fragen so beantworten, wie er es möchte. Ich habe beim Schreiben des Textes überlegt, ob ich die nukleare Katastrophe weiter erklären muss. Nach dem Attentat auf das World Trade Center gibt es, glaube ich, genug schaurige Vorstellungen, wie schnell so etwas geschehen kann. (Ein Unglück, dass nicht für alle aber doch traurigerweise für viele Menschen das Ende der Welt bedeutete und hoffentlich nicht der Beginn von Schlimmeren ist) Es müssten natürlich mehrere Faktoren zusammen treffen bis es zum absoluten Supergau kommen würde, aber diese Details überlasse ich der Fantasie des Lesers. Der Beginn dieser Sache kann allerdings in einer einzigen kleinen Unterschrift liegen. Das sollte zumindest die Botschaft sein. :-)

Die Tatsache, dass Luzifer vergessen hat wer er war, ist mit dem Hintergrund geschrieben, dass in jedem von uns dieser Luzifer stecken könnte. Es soll dem Leser so ein wenig das Gefühl vermitteln: Wenn wir gestorben sind und auf unser Leben zurück blicken, werden wir vielleicht sehen, wer wir tatsächlich waren und was unsere Taten bewirkt haben.
Ich wollte so ein seltsam, unangenehmes, schauriges Gefühl hinterlassen, was man nicht so genau packen kann und bei dem man nicht genau weiß, wieso es denn jetzt da ist.
Hoffe es ist mir teilweise gelungen.

Nochmals vielen Dank Kitana

Gruß Sandra

 

Ach ja,
ich wollte eigentlich auch nicht bewirken, dass der Leser gespannt ist, ob das Ende der Welt stattfindet oder auch nicht. Diese Frage ist nicht ganz so wichtig in der Geschichte und wird ja auch offen gelassen.
Luzifer söhnt sich auch nicht mit Gott aus. Ich stelle Gut und Böse nicht als Gegensatz und Feinde dar, dies geschieht bewusst. Beide sind Teile eines Ganzen, brauchen sich ( bei Luzifer und Gabriel ist es so dargestellt, dass sie sich sogar lieben, im Sinne von, nicht ohne einander sein können) und das Fazit, dass der Leser vielleicht haben könnte ist, dass es der Mensch ist, der bestimmt, was mit unserer Erde letztendlich geschieht.

 

Oh, ok, so tief und weit gingen meine Interpretationsansätze nicht.
Da du mit Luzifer eine Figur gewählt hast, mit der sich fast ;) niemand von uns wirklich identifiziert, kam ich ehrlich gesagt nicht auf den Gedanken, nach der Geschichte darüber nachzudenken, wie ich auf mein Leben wohl zurückblicken werde oder möchte.
Durch die biblischen Figuren blieb, zumindest mir, die Projektionsebene auf mein eigenes Leben verschlossen. Na ja, ich dachte alte Geschichte in einer neuen Idee verpackt.
Gefällt mir aber sehr gut, dass du dir wirklich viele Gedanken zu deiner Geschichte machst und gemacht hast.

Und so viel Arbeit hab ich nicht beim Fehler-Finden, das passiert ganz automatisch, wenn ich einen Text lese. ;)

Viele Grüße,
Sylvia

 

Auch mir für meinen Teil gefällt deine Kurzgeschichte ganz gut.

Allerdings gefiel mir der Schluss nicht, irgendwie empfand ich ihn als ein wenig zu kurz und viel zu bündig, hast ja die Reaktionen darauf (Missverstehen usw.) gelesen.

Vom Schreibstil her schreibst du flüssig und gut lesbar und gewisse Abneigungen des Protagonisten gegen alles mögliche sind plastisch, treffend und zum schmunzeln anregend geschrieben.

Fazit: Gut geschriebene, aus einer guten Idee entstammende Idee, deren Schluss jedoch meiner Meinung nach überarbeitungswürdig ist.

Übrigens hab ich persönlich gar nicht so tief in die Geschichte interpretiert wie du das anscheinend beabsichtigt hast :rolleyes:

Halbarad

 

Hallo Halbarad,
du musst auch nicht auf die gleiche Interpretation kommen wie ich . Um Gottes Willen. :-))
Ich glaube, desto mehr Gedanken sich ein Autor beim Schreiben um sein Werk macht, umso mehr gibt er dem Leser die Möglichkeiten Antworten zu finden, wenn er danach suchen will.
Trotz allem sollte eine Kurzgeschichte es auch ohne Erklärungen schaffen zu überzeugen und zu unterhalten.

Danke für Deinen Kommentar und noch einen schönen Abend
Sandra

 

ersteinmal ein paar minder wichtige details:

luzifers persona michale zu nennen, halte ich für ungeschickt, da michael ja auch ein erzengel ist.

"die er zuvor noch niemals in dem Bürogebäude von Clark & Smith gesehen hatte." - der sinn dieses satzes ist ja auch, darauf hin zu weisen, dass wir uns im beesagten bürogebäude befinden. trotzdem hat der prot. den engel doch genaugenommen noch NIRGENDWO gesehen.

"wäre also ziemlich sinnlos für die Jungs und Mädels(KOMMA) dort ihre Botschaft zu verbreiten"

"überlegte er, emsig darauf bedacht(KOMMA) bloß nicht den Blick von seiner Zeitung hin "

"Er konnte sich an die meisten Menschen, die sein Leben für eine kurze oder auch längere Zeitspanne begleitet hatten, nicht erinnern. "
hier würde ich vom kontext her ein verknüpfendes "aber auch sowieso" einfügen.

"Weiß der Teufel(KOMMA) woher Sie von der Besprechung wissen. Ich kenne Sie auf alle Fälle nicht(besser komma) und wenn ich ehrlich bin(KOMMA) dann…“"

"Immer wenn ein Fahrstuhl stehen bleibt, möchte ER, dass wir die Zeit nutzen, um kurz in uns zu gehen und über Geschehenes nachzudenken."
den satz und die folgenden finde ich wirklich witzig.

"unnötiger weise."
unnötigerweise, würde ich mal sagen. wenn das NDR ist, ist es trotzdem verdammt hässlich ;)

"Nicht ER hat es beschlossen, sondern du, gerade eben, mit Deiner Unterschrift."
Was für einen Schwachsinn sie doch daherredete, dachte Michael. Abgesehen davon, dass der Erhalt dieses Werkes hunderte Arbeitsplätze sicherte, würde selbst bei einem Störfaktor der Stufe drei die Welt noch lange nicht untergehen."
Ersteinmal halte ich das für riskant von gott, den menschen armageddon zu überlassen, und ausserdem meinst du sicherlich einen 'störFALL'.

leider immer noch eine menge kommafehler.

zum inhaltlichen: die geschichte an sich ist schon lesbar und ganz nett. allerdings ist mir diese 'böse firmenbosse machen die welt aus blindheit kaputt' - sache durvch die gleichsetzung des oberatomkraftwerkers mit mister chefböser himself ein bisschen überzogen worden. und es ist so banal moralisch... tut mir leid, aber der wirklich neue gedanke ist da ja nicht gerade drin.

das ende finde ich in der vorliegenden version durchaus vollkommen klar verständlich und eindeutig formuliert.
gefallen hat mir auch, dass luzifer gerade deshalb pberfahren wird, weil er vor dem schicksal, dass sich hier ja als gabriel manifestiert, zurückweicht. das ist schön symbolisch.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo!

Erst einmal vielen Dank für Deinen Kommentar und die Arbeit, die Du Dir mit meinem Text gemacht hast.

Der Name Michael ist schon bewusst gewählt. Das er auch ein Erzengel ist wie Raffael, Uriel und Luzifer ist mir bekannt und gerade deshalb wurde dieser Name gewählt, um den Leser in die Irre zu führen.

Deine Interpretation des Textes bezüglich, dass das Ende der Welt von den Firmenbossen herbeigeführt ist, scheint mir ein wenig (Verzeihung!) nicht lange drüber nachgedacht. Jeder kann natürlich aus dieser Geschichte die Quintessenz ziehen, die er möchte, aber es steckt schon ein wenig mehr dahinter.


Die Kommafehler werde ich ausbessern - nochmals vielen Dank dafür. Auch werde ich mir über die anderen Verbesserungsvorschläge Gedanken machen.

Einen lieben Gruß

Alex

 

Vielen Dank für Deinen Kommentar, aber......
so langsam geht mir ein wenig die Luft aus.
Vorweg, ich habe die Bibel gelesen - mir fehlt es nicht an Grundwissen, aber ich hatte auch kein Interesse daran sie nachzuschreiben.
Nur kurz:
Engel haben überhaupt kein Geschlecht weder männlich noch weiblich.
Wenn Du die Unterschiedlichkeit der Antworten liest wirst Du sehen, dass der Dialog: klasse - dann wieder zu lang, das Ende: gelungen - zu plötzlich - unlogisch, die ganze Thematik: eine gelungene Idee - nicht der Bibel entsprechend, der Name Michael oder Gabriel: mal ganz toll gewählt dann wieder unmöglich sind.
Mal bin ich witzig, dann wieder zu albern. Die meisten Leute können das Ende überhaupt nicht erahnen, du jedoch fandest es zu vorhersehbar....
Sorry, aber das wird mir langsam zu viel.

Natürlich sind Kommentare zu einer Geschichte wichtig, aber bei dieser habe ich jetzt entweder die Möglichkeit sie komplett aus meinem Computer zu löschen, weil sie einfach unter aller Sau ist oder ich mache mir einen Rahmen drum, weil sie ziemlich gut gelungen ist. (In der Leselupe gab es sehr positive Kommentare)

Ich werde weder das eine noch das andere machen, da es mir unmöglich ist eine überwiegende Meinung der Leser zu erahnen.

"Ein Engel im Aufzug" ist eine meiner Geschichten, die mir beim Schreiben und bei der Ideenentwicklung sehr viel Spaß gemacht hat und ich werde sie wohl so lassen wie sie jetzt ist, um mir diese Freude noch ein wenig zu erhalten.

Einen lieben Gruß noch
Sandra

 

Hallo Sandy,

erst einmal das - aus meiner Sicht - Negative.
Ich schließe mich der Meinung von "Existence" an. Ich finde den Dialog im Fahrstuhl zu lange geraten. Überhaupt erinnert mich die Erzählung an eine der vielen "unschuldigen" Geschichten über Engel, die man in den japanischen Mangas/Animes vorfindet. Mit "unschuldig" meine ich action- und gewaltlos aber auch oft durch sehr zähe Dialoge künstlich in die Länge gezogen. Das mag bei visuellen Medien auszuhalten sein aber wenn sich die Geschichte rein literarisch abspielt, ist es doch sehr mühsam sie zu verfolgen.

Außerdem solltest du am Ende vielleicht noch einen kurzen Absatz mit einem Nachwort hinzufügen um den Begin des Endes der Welt durch das Nukleare einzuläuten und damit die Geschichte ausklingen zu lassen. Denn auf diesem Weg unterstreichst du noch mal das Thema und lässt dem Leser Interpretationsmöglichkeiten, wie kann es weiter gehen, offen.

Und jetzt das Positive. ;)
Ich denke das deine Geschichte auf jeden Fall ihr Publikum findet/hat. Denn es passt wunderbar in eine, wie oben schon erwähnt, Sparte, die aus Japan kommt und bei uns in Europa seit Jahren langsam Fuß zu fassen beginnt, und immer mehr Anhänger findet. Vielleicht sind wir, die User, die diese Story nicht unbedingt mit Lob überhäuften, noch nicht bereit, aus welchen Gründen auch immer, uns hier begeistern zu lassen.
Und NEIN, auf keinen Fall solltest du diese Schilderung von deiner Festplatte löschen. Denn sie viel Potential. Nur sollte, meiner Meinung nach, eine Überarbeitung des Inhaltes erfolgen.

Mfg

ganje

P.S. Heißt du nun Sandy oder Sandra??? :)

 

Hallo ganje,

eigentlich heiße ich Alexandra, viele nennen mich Sandra, einige meiner Freunde Alex und Sandy ist eigentlich nur der Webname. Also, suche Dir etwas davon aus.

Grundsätzlich bin ich natürlich dazu bereit meine Geschichte zu überarbeiten, Dinge zu überdenken, gerade deshalb veröffentliche ich ja auch im Netz. Wenn ich jedoch merke, dass die Meinungen so auseinandergehen wie hier und gerade was das Ende und den Dialog angeht von supergut bis abgrundtiefschlecht wechseln, muss ich mich auf mein Gefühl verlassen.
Wenn ich die Verbesserungsvorschläge von Existence vornehmen würde, müsste ich komplett die ganze Geschichte umschreiben und es wäre dann zum Schluss wohl seine (oder ihre) und hätte absolut nichts mehr mit meiner zu tun.
Abgesehen davon habe ich noch nie ein Manga gelesen, finde Deinen Vergleich aber sehr interessant.
Ich habe mich eher von Neil Gaiman leiten lassen, der auch sehr häufig mit einem offenen Schluss arbeitet und selbst Geschichten aus der Bibel frei verändert. Oscar Wilde hat Ähnliches gemacht und diese schriftstellerische Freiheit bewundere ich sehr. (Möchte es natürlich nicht so verstanden wissen, dass ich denke, mich mit diesen Größen vergleichen zu können.)
Die Idee entstand lediglich dadurch.

Vielen Dank für Deinen Kommentar

Sandra

 

Hallo Sandy!

Also mir geht es anders als Existence. :) Die Geschichte hat mir im Großen und Ganzen gefallen, ich habe keine Probleme mit dem nicht (oder doch?) "bibeltreuen" Umgang mit der christlichen Überlieferung und ich mag sowohl die Idee (die zwar nicht die Neuerfindung des Rades ist aber zumindest mir doch originell genug), als auch die beiden Figuren.
Dass der Teufel seine "wahre Existenz" vergisst, wenn er - warum auch immer - eine menschliche Gestalt annimmt, warum nicht? Nette Idee.
Es gibt heute auch sehr unterschiedliche Traditionen in der Darstellung von Engeln: Mal sehr "menschlich", mal fast mit göttlichen Fähigkeiten. Deine Darstellung folgt einer Tradition, die zu deiner Geschichte passt. Find ich völlig in Ordnung.
Um einen Ko-Kritiker zu kritisieren: Wenn Existence schreibt, er fände "Ein zurück zu den Wurzeln spannender", ist das sein Geschmack und soweit legitim - nur lässt sich über Geschmack eben nicht streiten und Kritik an einem Text sollte zumindest versuchen "fachlich" zu bleiben, auch wenn persönliche Vorlieben und Fachurteil manchmal nur schwer zu trennen sind. ;)

Dass mich deine Geschichte trotzdem nicht völlig vom Hocker haut, liegt an anderen Punkten:
Zum Aufbau: Bei mir hat der Anfang der Geschichte in der Tat die Erwartung geweckt, es sei eine Weltuntergangsgeschichte entsprechend war meine Spannung: Wird er verhindert oder nicht? Am Ende war es aber eine "Identitätsgeschichte": Wer ist der Protagonist? Du äußerst dich weiter oben schon zu diesem Punkt und sagst, du hättest keine "Weltuntergangsgeschichte" schreiben wollen. Dein Anfang wirkt aber so, und das ist ein wichtiger Kritikpunkt, denn die Erwartungen der Leser zu enttäuschen ist nicht gut. :p Mein Rat: Versuche entweder den Untergangsaspekt am Schluss aufzugreifen - (stirbt Michael vielleicht erst beim Weltuntergang?) - oder Schwäche diesen aspekt ab: Belass es bei der kurzen Andeutung einer kommenden "großen Katastrophe" und konzentrier dich auf die Frage: Wer ist Michael?

Mir als nicht so bibelfesten Zeitgenossen :rolleyes: ist das Spiel mit den Namen - Michael - übrigens komplett entgangen. Ich kenne die Erzengel im Einzelnen eh nicht. Dafür war mir an der Stelle "Du warst einer der Ersten und ER liebte dich über alles. ER liebt dich immer noch.“ klar, dass Michael der verstoßene Engel, also der Teufel sein musste. Zu früh für eine Indentitätsstory, die hier erst zur Hälfte rum ist!

Hinzu kommen einige sprachliche Mängel. Ich arbeite mich mal an den ersten Sätzen ab:

Geschrieben von Sandy
„Ich - bin - ein - Engel“.
Es schien, als ließe sie jedes einzelne Wort auf Betonung bedacht perlend über ihre blassen Lippen tropfen.
Na prima, dachte Michael entnervt. Fünf Stunden Sitzung lagen nun hinter ihm – davon vier unnötiges dummes Rumgeschwafel - und nun diese kleine Aussage von einer Frau, die er zuvor noch niemals in dem Bürogebäude von Clark & Smith gesehen hatte.
Ich hätte die Treppe nehmen sollen, schoss es ihm durch den Kopf. Auf der Treppe vom achten Stock zum Erdgeschoss waren ihm noch nie die Zeugen Jehovas begegnet.

„Es schien, als ließe sie jedes einzelne Wort auf Betonung bedacht perlend über ihre blassen Lippen tropfen.“
„Es schien...“ wozu dieser Rahmensatz? Selbstverständlich „scheint“ uns alles nur irgendwie, weil wir alles nur durch unsere (Fehleranfälligen) Sinnesorgane wahrnehmen. Aber wozu dass betonen? „Scheinen“ sollte man nur verwenden, um Zweifel an dieser Wahrnehmung zu erzeugen/dokumentieren. Das ist hier doch nicht deine Absicht, oder? Hinzu kommt, dass jede Geschichte im Kopf des Lesers eine „Scheinwelt“ erzeugen soll. Zu betonen, das die Sinneswahrnehmung innerhalb der Handlung nur „Schein“ sind, bedeutet einen unnötigen zusätzlichen Filter einzubauen zwischen dem Leser und dem Bild, was du erzeugen willst. Es schwächt also den Eindruck und verkompliziert den Satzbau. (Nebenbei: „scheinen“ ist mein absolutes Hasswort, weil meine eigene „Macke“ beim Schreiben – meine Rohfassungen haben etwa dreimal mehr Formen von „schein“ als Seiten – 95% fallen der Überarbeitung zum Opfer. :) )
„... auf Betonung bedacht perlend über ihre blassen Lippen tropfen“ - hmmm... „perlend“ ist ein Partizip, „bedacht“ glaub ich auch (?). Klingt jedenfalls komisch so zusammengestellt. Generell finde ich das (allerdings Geschmacksfrage) zu dick aufgetragen: Vielleicht:
„Jedes Wort perlte der fremden Frau einzeln von den Lippen.“ (?)
„Na prima, dachte Michael entnervt.“ – Das Adverb „entnervt“ ist überflüssig. „Na prima, dachte Michael.“ zeigt sein „genervt“ sein bereits ausreichend. Solche Stilfehler nennt man manchmal Swifities. Ich habe mich dazu schon mal hier dazu schon mal ausführlich geäußert. :)
„lagen nun hinter ihm“ – „nun“ kann weg – wann denn sonst?
„unnötiges, dummes Rumgeschwafel“ Geschwafel ist immer dumm und meistens unnötig. Die Adjektive können weg.
„kleine Aussage“ passt irgendwie nicht und „die er zuvor noch niemals in dem Bürogebäude von Clark & Smith gesehen hatte“ will zu offensichtlich Informationen an den Leser bringen. Michael hat in dieser Situation sicherlich nicht an den Namen seines Bürogebäudes gedacht. Außerdem ist der Ort der Handlung – Bürogebäude – durch die Stichworte „Sitzung“ und „Fahrstuhl“ schon hinreichend angedeutet. Warum nicht: „...und jetzt quatschte ihn diese fremde Frau mit ihrem religiösen Tick an.“? Oder so ähnlich.
„Ich hätte die Treppe nehmen sollen, schoss es ihm durch den Kopf. Auf der Treppe vom achten Stock zum Erdgeschoss waren ihm noch nie die Zeugen Jehovas begegnet.“
Zweimal „Treppe“. Wie viele Stockwerke das Büro hat, ist völlig uninteressant, wir können uns den erschöpften Manager auch so vorstellen. Vorschlag: „Ich hätte die Treppe nehmen sollen, schoss es ihm durch den Kopf. Dort waren ihm noch nie die Zeugen Jehovas begegnet.“
Der ganze folgende Absatz ist Kandidat für Extrem-Kürzing, weil die Abhandlung, warum auf der Treppe angeblich keine Sekten unterwegs sind genauso uninteressant (für die Geschichte belanglos) ist wie die Erklärung, warum er den Aufzug genommen hat. Braucht er einen besonderen Grund? Außerdem wissen wir bereits, dass er müde ist. Das noch mal zu wiederholen ist sinnlos.
So geht es fort in dem Text – Du beschreibst vieles doppelt und dreifach, was alleine stärker und prägnanter wäre.

Viele liebe Grüße, Niels

 
Zuletzt bearbeitet:

wie du ja weisst, gibt es nicht DEN engel, sondern verschiedene arten, alles zwischen cherubim, erzengel... äh... nch mehr cherubim..
also, auf jeden fall gibt es eine menge. und einige sind sicherlich eher engel nach dem islamischen modell, also geschlechtslose geistwesen.

bei den eindeutig ausdifferenzierten erzengeln, die ja namen wie raphael, michael usw haben, würde ich aber schon auf ein eindeutiges geschlecht schließen.

 

Hallo miteinander,
im Großen und Ganzen finde ich es wirklich klasse wie sehr ihr Euch mit dem Text beschäftigt.
Ich werde mit Sicherheit die Geschichte nochmals überarbeiten und Dinge, die mir selbst annehmbar erscheinen verändern. Es sind viele nützliche Tips dabei, für die ich mich nochmals bedanken möchte.
Was bisher hier noch nicht kritisiert wurde, sind die teils sehr langen Schachtelsätze, die ich gebildet habe und die mir mittlerweile auch etwas zu üppig erscheinen.
Letztendlich kommt es bei dem von mir gewählten Thema natürlich sehr auf den individuellen Geschmack des Lesers an. Und - ja - ich verändere gerne alte Dogmen, auch die aus der Bibel, gerade so wie es mir in den Kram passt und mit der Hoffnung, dass es anderen Menschen vielleicht auch gefällt. Natürlich immer mit dem Blick auf das, was in meinen Augen vertretbar scheint. Gerade das macht mir beim Schreiben so viel Spaß und darum geht es ja schließlich auch ein bisschen.

Also: Ran an den Text!!

Eine schöne Adventszeit Euch allen

Sandra

 

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