Ein Blick
Ein Blick. Eine Berührung. Es reicht, um alte Anziehung wieder zu beleben. Feuerwerk in der Magengegend. Aufregung. Umgehauen, nach langer Zeit. Elektrisierend ist dieses Gefühl, kurz bevor man eine Dummheit begeht. Vielleicht ja auch keine Dummheit, eher eine Unüberlegtheit. Ich ergreife den Moment! Unüberlegt stürze ich mich hinein. In den Abgrund.
Wolke 7. Gespräche über den Sinn den Lebens. Ich schwebe. Über allem und jedem. Über den Dächern der Stadt. Unmöglich, dass dieser Zustand endet. Ein Kuss unter Sternenhimmel. Wie romantisch, wie kitschig? Seine Berührungen lassen kribbelnde Stellen zurück. Ich bin in Ekstase. Mit dir ist es anders, aber ich weiß nicht, wohin das führt. Das weiß ich auch nicht.
In jeder Faser meines Körpers ist dieses Gefühl des Glücks. Leichtes Glück. Viel zu leicht. Schmetterlinge in meinem Bauch. Gefühle, die ich eigentlich verschließe, um mich zu schützen. Sie quellen über. Kann sie nicht stoppen. Nicht kontrollieren. Mein nüchterner Blick auf die Realität ist betrübt. Ich kann nicht essen. Nicht denken. Nicht schlafen. Ich kann nicht nicht daran denken. Dusselige Kuh. Aber ich lache, denn niemand kann mir dieses Gefühl, diesen Moment, diese Erinnerungen nehmen. Vielleicht, denke ich, vielleicht wird es diesmal ja anders.
Kontakt aus. Sorry für die Abwesenheit. Schwerfällig. Die Leichtigkeit ist fort. Bemerkt, aber nicht geglaubt. Ich bin die Verständnisvolle. Cool nach außen, doch innerlich dreh ich durch. Alles entspannt, sagt mein Kopf. Mein Herz flattert. Passbloßaufduwirstverarscht. Nein. Diesmal ist es anders. Wir haben Zeit. Es ist anders!
Es ist anders – ganz anders als ich erwartet habe. Erst eine, dann zwei andere Frauen im Spiel. Dieses verdammte Spiel. Wie habe ich bloß so blöd sein können? Nicht so weit gedacht. Überhaupt nicht nachgedacht. Was ich fühle? Nichts und alles. Innerhalb weniger Wochen einen Marathon der Emotionen zurückgelegt. Ausgehalten, empfunden und überwunden. Der Schnelldurchlauf ermüdet meinen Körper, mein Hirn kommt nicht hinterher. Ich kann nichts dafür. Ich habe die Kontrolle verloren. Ich habe Gefühle zugelassen. So ein Depp, so ein Arsch, so ein Vollidiot! Warum hat er es nicht von Anfang an sagen können. Doch habe ich gefragt? Wollte er das? Ich lache darüber, doch mit einem bitterem Beigeschmack. Ich lache darüber und glaube auch, dass alles okay ist. Ablenkung. Auspowern. Unbedeutende Flirts. Alles gut. Für zwei Tage. Dann liegen mir wieder Steine im Magen. Zugeschnürte Kehle. Schmerzender Schädel. Meine Hände zittern. Kann wieder nicht essen. Ich will es rauslassen. Ich will mich am liebsten übergeben. Leer sein.
„Alles passiert aus einem Grund.“ Dieser Satz schwebt mir nun im Kopf. Er sollte es besser machen – oder zumindest erträglicher. Trotzdem will er nicht ganz helfen. Das Thema ist abgehakt. Die Hoffnung ist fort – nicht nur fort, sondern erloschen, nicht existent, tot. Es ist besser so, sagt mein Hirn. Mein Herz schweigt.