Was ist neu

Copywrite Dschinn Tonic

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20.01.2018
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Dschinn Tonic

Wenn ich Mama als Kind gefragt habe, warum Papa sich verändert hat, meinte sie, er habe die Bekanntschaft mit ein paar seltsamen Wesen gemacht. Flaschengeistern.
Das erklärte zumindest all die leeren Flaschen, die ich in unserer Wohnung fand. Nachts schlich ich aus meinem Bett, horchte am Türspalt, konnte aus dem Wohnzimmer Stimmen hören, und am Morgen, wenn Papa leblos auf der Couch schlief, sammelte ich die Flaschen vom Boden auf, schüttelte sie und lugte hinein.

Papa kam und ging immer öfter, dann ging er und kam gar nicht mehr. Mama hat kurz geweint, mich schließlich auf ihr Fahrrad gesetzt und vor einem Haus mit Löchern im Dach abgesetzt. Sie müsse zur Telefonzelle, und das ginge nicht mit einem Schreihals wie mir am Arm.
Eine Zeit lang habe ich geglaubt, sie hätte auch einen Flaschengeist getroffen, oder zumindest einen Telefonzellengeist, der seinen fetten Körper mit beiden Händen aus dem Hörer zwang, sie in ein Gespräch verwickelte und mit fortnahm.

Irgendwann hatte ich mehr Pflegefamilien kennengelernt als Friseure. Mit vierzehn wurde ich mit einer Bibel in der Hand vor einem protzigen Anwesen ausgesetzt, dass bereits von außen aussah, als beherberge es einen Geist. Anstatt dem Weg zur Haustür folgte ich dem Wagen, der mich abgesetzt hatte, immer in eine Richtung.
Das Buch wollte ich im ersten Winter verbrennen, aber die Seiten waren dünner als ein Haar und der Einband stinkt, wenn er Feuer fängt, also habe ich es bei einem einäugigen Typen gegen zwei Flaschen klarer Flüssigkeit getauscht. Von der Nacht weiß ich nicht mehr viel, aber am nächsten Morgen, als die Flaschen leer waren, hatte ich zum ersten Mal in meinem Leben diesen Aha-Moment, das Gefühl, tatsächlich etwas begriffen zu haben.
Es gibt keine Flaschengeister.

„Jaden?“
„Hm?“
Es ist der Neue. Er sitzt neben mir, hält mir die Pulle hin. „Ist nicht mehr viel drin.“
„Jo.“
Ich trinke aus, spucke zwischen die U-Bahngleise. Wir schweigen. Im Hintergrund lehnt Heer in einer Telefonzelle und spricht mit dem Jugendamt. Eigentlich haben sie ihm ein Zimmer zugesagt, aber sie halten ihn hin, seit Monaten. Neue Sachbearbeiter, ungültige oder fehlende Dokumente, der volle Beamtenalptraum.
Ich ziehe die letzte Flasche aus der Jacke. Das Glas ist bereits zerkratzt und das Etikett bleich, und als ich sie in das Licht halte, merke ich, dass die Flüssigkeit fehlt.
„Fuck.“
Frustriert stelle ich die Flasche auf den Boden, nehme Anlauf und schieße sie über die Gleise. Der Neue reißt die Arme hoch. Für den Bruchteil einer Sekunde fühle ich mich nicht wie ein besoffener Penner. Eher wie der beste Torjäger Deutschlands.
Dann trifft die Flasche die Wand, Glas splittert, es zischt. Eine grüne Wolke breitet sich aus, zieht sich wieder zusammen, wird fest. Acht Dinger bilden sich aus der Masse, sechs Arme, zwei Beine, schuppig und glänzend wie eine frisch polierte Jadestatue. Zwischen den Schultern wächst ein weiterer Huckel. Erst die Haare, ein langer, brauner Pferdeschwanz, dann das Gesicht. Schließlich zwei orange Augen.
Neben mir lässt der Neue seine Flasche fallen.

Der Flaschengeist ist viel freundlicher, als es im ersten Augenblick den Anschein hat. Wir nennen ihn Tonic, nach Dschinn Tonic. Eigentlich heißt er anders, aber sein Name ist lang und kompliziert und als der Neue endlich zu reden wagt, verknotet sich seine Zunge fast bei dem Versuch, es auszusprechen.
Der Dschinn hat einen afrikanischen Akzent und als ich ihn darauf anspreche, beginnt er von sich zu erzählen. Er wurde im Mamluckenreich geboren, wo auch immer das liegen mag, und ist im späten Mittelalter an Bord einer Galeere nach Venedig ausgewandert. Von da aus hat er Europa erkundet, bis ihn ein französischer Alchemist in einer Flasche eingesperrt hat.
Wir nehmen es hin.

„Bist du ein echter Flaschengeist? Mit Wünschen erfüllen und so?“, fragt der Neue irgendwann.
Tonic hebt nacheinander beide Beine an, als würde er auf eine unsichtbare Liege steigen, und legt sich schwebend auf den Rücken. Seine sechs Arme hängen in der Luft. „Natürlich kann ich Wünsche erfüllen. Jeder von euch bekommt drei, weil ihr mich befreit habt. Ihr könnt euch aber nicht mehr Wünsche wünschen, und auch keine Todeswünsche. So was mache ich nicht.“ Als er meinen Blick sieht, hebt er entschuldigend die Arme. „Das ist unprofessionell. Ich bin ein Dschinn, kein Dämon.“
„Bullshit“, sage ich, und Tonic schaut mich an. Ich traue ihm nicht. Ich habe mit Dingen, die aus Flaschen kommen, bislang keine guten Erfahrungen gemacht, und ein grünes Monster aus Rauch macht da keinen Unterschied.
„Probiere es aus“, sagt der Flaschengeist und paddelt auf seiner unsichtbaren Liege ein Stückchen näher. „Wünsche dir was. Geld. Frauen. Vodka.“
„Ich wünsche mir, dass Heer ein Zimmer bekommt.“
„Dein Wunsch ist mir Befehl“, sagt der Dschinn und einer seiner Arme löst sich und fällt zu Boden. Rauch schießt aus dem Loch, nimmt mir die Sicht. Neben mir hustet der Neue. Als wir wieder sehen könne, ist die Dschinnhaut ganz glatt, dort, wo noch eben sein sechster Arm war.
Im Hintergrund knallt etwas, dann laute Schritte. Heer kommt, strahlt, wippt auf und ab. „Ich hab das Zimmer!“ Er packt mich an den Schultern, schüttelt mich. „Heute Nacht schlafen wir im Warmen!“
Erst jetzt bemerkt er den Dschinn und sein Gesicht nimmt eine Farbe an, die Tonics gasiger Haut mindestens ebenbürtig ist. Ich zwinge ihn zwischen mich und Nikolaj auf die Bank und gebe ihm die Kurzfassung.

Als ich fertig bin, starrt Heer auf seine Füße und schweigt. Stattdessen räuspert sich der Neue. „Ich will jetzt.“
Der Dschinn wendet sich ihm zu.
„Ich will eine Platinkarte, die mit dem endlosen Geld. Und einen Ferrari.“
Es zischt, Rauch vernebelt die Sicht, dann zischt es erneut. Als ich wieder sehen kann, hält Nikolaj in der einen Hand eine Karte, in der anderen einen Autoschlüssel. Der Dschinn zeigt mit dem Finger zur Decke. „Dein Auto parkt am Ausgang. Fahre vorsichtig.“ Der Kleine öffnet den Mund, sagt kein Wort. Tonic lächelt. „Hast du auch schon einen dritten Wunsch? Vielleicht einen Führerschein?“
Nikolaj läuft los, ohne ein Wort zum Abschied.
Heer sieht ihm hinterher. Der Anwalt in ihm würde sicher gerne eine Standpauke halten, warum man Kindern weder Auto noch Platinkarte schenken sollte, aber er ist noch zu überwältigt. Ein Zimmer im Jugendheim, das ist besser als Nikolajs Wünsche zusammen.

Das Zimmer ist nicht sehr groß, mit einem Bett, einem kleinen Schrank und grell orangen Wänden, aber das ist egal. Für Heer ist es das Paradies.
Ich brauche eine Weile, um ihn zu beruhigen. Immer wieder dreht er auf und macht Freudensprünge, und dann wird er ganz still. Erst das Zimmer, dann der Dschinn. Langer Tag.
Wir müssen betteln und bitten, aber schließlich lässt sich Tonic dazu überreden, auch Heer drei Wünsche zu erfüllen. Technisch gesehen war er bei seiner Befreiung dabei, sowohl im Penny als auch in der U-Bahn. Tonic stimmt zu. Aus seiner Seite wachsen drei weitere Arme.
Fünf Wünsche. Zusammen haben wir noch fünf Wünsche.
Heer und ich diskutieren die ganze Nacht, was man alles machen könnte. Wir schwärmen von Essen und Menschen, von Reisen, die wir früher unternehmen wollten und irgendwann vergessen haben. Tonic spinnt mit, lacht viel und schwebt durch den Raum wie ein fliegender Tintenfisch.
„Ich habe das Fliegen vermisst“, sagt er irgendwann und dreht eine Pirouette. „Das ist Freiheit.“

Irgendwann, als wir müde werden und langsam begreifen, was heute eigentlich alles passiert ist, lehnt Heer sich zurück, den Kopf in den Armen verborgen. Auf einmal sieht er sehr alt aus.
„Du hast einen deiner Wünsche für mich gegeben“, sagt er und schaut mich an. „Warum?“
Ich zucke mit den Schultern. Eigentlich war es nur ein Test, aber ich bereute es nicht. Es tut gut, Heer wieder glücklich zu sehen, und der Dschinn über unseren Köpfen strahlt mit. Es ist beinahe seltsam, aber ich habe vergessen, wie sich eine Situation anfühlt, die mich nicht herunterzieht.
Er klopft ein paar Mal auf den Boden, dann wendet er sich an Tonic. „Ich kenne meinen ersten Wunsch.“
„Nur zu.“
Heer blickt mich an. „Ich wünsche mir, dass Jaden und ich keine Alkoholiker mehr sind.“
Auf einmal fühle ich mich anders, nicht besser oder schlechter. Einfach nur anders.

Heer und ich beschließen, fürs erste unsere letzten vier Wünsche zu sparen, bis wir genau wissen, was wir damit anfangen wollen.
Auf einmal ist eine Woche vorbei. Wir denken nicht mehr oft an Nikolaj. Er hatte seine Wünsche und wir unsere, und die haben uns genauso schnell wieder auseinander gebracht, wie wir uns gefunden haben. Nur einmal zeigt mir Heer einen Zeitungsartikel. Darauf ein roter Ferrari, auf dem Dach liegend. Das Bild wurde im Dunklen aufgenommen, aber man kann Glassplitter auf der Straße erkennen und eine Hand, die aus dem Fensterrahmen heraus hängt.

Man könnte also sagen, wir waren ziemlich überrascht, Nikolaj wiederzusehen.
Heer und ich machen uns gerade auf, das Jugendheim durch den Hinterausgang zu verlassen, als er uns draußen abfängt. Für einen Unfalltoten sieht er erstaunlich gut aus, ein Pflaster an der Backe, eins am Kinn, mit dunkelblauer Regenjacke und einer Maschinenpistole in der Hand.
Nikolaj macht nicht den Eindruck, als hätte er sich in den letzten Tagen Ruhe gegönnt und intensiv darüber nachgedacht, was er mit seinem restlichen Leben anfangen möchte. Seine Augen sind leicht rosig. Die Hand mit der Waffe zittert.
„Jetzt bezahlt ihr“, schreit er uns an und schnieft.
Heer und ich werfen uns einen Blick zu.
„Hey, Kleiner“, sage ich.
Er kommt näher. Auf einmal werden seine Hände ruhig. „Tut nicht so, als hättet ihr keine Ahnung.“
„Die haben wir tatsächlich nicht.“
„Gib es zu.“ Er kommt ganz nah ran, hält mir die Waffe direkt vor meine Augen. „Ihr habt mir das angetan. Ihr habt euch gewünscht, dass ich einen Unfall habe, richtig? Weil ihr neidisch auf mich wart!“
Heer verschränkt die Arme. Falls ihn die Waffe nervös macht, lässt er es sich nicht anmerken, aber gut. Ihm wird sie auch nicht unter die Nase gehalten. „Jetzt beruhige dich mal, Nikolaj. Wir würden uns doch nie etwas wünschen, das dir schadet.“
Er lacht. Sein Lachen ist seltsam, mehr ein Atemzug. Er zieht die Mundwinkel nach außen und keucht wie ein Irrer. „Das soll ich euch glauben?“
„Frag doch Tonic, wenn du es genau wissen willst.“
„Ich war bei ihm, und er hat noch vier Arme.“, sagt Nikolaj. „Deswegen gehen wir jetzt zu ihm.“ Seine Hände schließen sich fester um die Waffe. „Eure beschissenen vier Wünsche gehören mir.“

Wir finden Tonic am Hafen, eine tannengrüne, wolkige Gestalt, die auf dem Rücken über das Wasser schwebt und dabei Kraulübungen macht. Von uns allen sieht er am glücklichsten aus.
„Hey Tonic“, sage ich und bleibe am Rand stehen
Als der Dschinn uns entdeckt, winkt er und kommt herbei geflogen. „Hallo, Jungs. Wie gehts?“
„Hast du ihm die Waffe gegeben?“
Der Dschinn lächelt. „Ich würde ihm eine Atombombe geben, wenn er danach gefragt hätte.“ Er legt die Hand entschuldigend auf die Brust. „Nicht, dass ich das wollte, aber so ist die Regel. Was kann ich euch Gutes tun? Schokolade? Eine Hütte in den Bergen, eine Yacht?“ Er zwinkert mir zu. „Vielleicht doch die Atombombe?“
Ich schüttle den Kopf.
„Los“, sagt Nikolaj. „Wünscht euch meinen Ferrari.“
„Warum kaufst du ihn dir nicht einfach?"
Nikolaj spuckt auf den Boden. „Die Bullen haben meine Karte eingesackt.“
„Gibt es nicht irgendeine Regel, die besagt, dass man Wünsche nicht unter Zwang aussprechen darf?“, fragt Heer und erntet dafür einen bösen Blick von Nikolaj.
Tonic schüttelt den Kopf. „Nein. Wunsch ist Wunsch.“
„Mach jetzt“, sagt der Kleine zu Heer, schwenkt mit der Waffe zu ihm herum. „Los!“
„Scheiße, Niko“, beginnt Heer, aber er bricht ab, als er sein Gesicht sieht.
Ich werfe einen Blick zu Tonic, signalisiere mit einen Räuspern, dass ich meinen Wunsch kenne. Der Dschinn lächelt mir zu und schwebt ein Stück näher heran.
„Sprich“, sagt er.
„Ich wünsche mir, Nikolaj wäre ein Schwein.“
Einmal mehr schießt Rauch hervor. Als er sich lichtet, steht an der Stelle, an der der Neue eben noch gestanden hat, ein großes, rosiges Ferkel, mit einer Regenjacke auf den Schultern und der Maschinenpistole zwischen den kleinen Beinen. Entsetzt quiekend will das Tier davonlaufen, aber Heer setzt ihm nach und packt es, bevor Nikolaj fliehen kann.

Am Abend sitzen wir wieder in Heers Zimmer und lauschen dem Regen gegen das Fenster prasseln. Das Schwein konnten wir unmöglich mit ins Jugendheim nehmen, also haben wir es an einen Fahrradständer im Hinterhof gekettet. Nicht gerade warm, geschweige denn trocken, aber unser Mitleid hält sich in Grenzen.
Während über unseren Köpfen Tonic seine Bahnen durchs Zimmer zieht, überlegen Heer und ich, was wir mit unseren letzten drei Wünschen anfangen wollen. Niko in ein Schwein zu verwandeln war eine spontane Entscheidung, keine Idee, auf die ich im Nachhinein besonders stolz bin, und wir finden beide, dass ein Dasein als Tier für ihn keine dauerhafte Lösung ist. Und trotzdem weigere ich mich, noch einen weiteren Wunsch für den Neuen herzugeben.
„Schade, dass man sich nicht noch mehr Wünsche wünschen kann“, sagt Heer und setzt sich in seinem Bett auf. „Gibt es noch mehr wie dich, Tonic?“
Der Dschinn stoppt in der Luft. „Mehr wie was?“
„Naja, Leute wie dich eben. Mehr Dschinns, die Wünsche erfüllen können.“
Tonic schwebt ganz nah an ihn heran. „Darum geht es euch also? Um die Wünsche?“
„Natürlich nicht“, sage ich, bevor Streit entstehen kann. „Du bist unser Freund, Tonic. Aber wir bräuchten wirklich noch ein, zwei Wünsche. Wir können Nikolaj ja nicht für ewig da draußen im Regen hocken lassen.“
„Dann holt ihn doch rein.“
„Er ist ein Schwein!“
Heer nickt. „Und er hat uns mit einer Waffe bedroht. Tut mir leid, aber meine Wünsche gebe ich nicht für ihn her.“
Der Dschinn paddelt durch die Luft und lässt sich auf der Türkante nieder. „Viele Dschinns gibt es nicht, nein, und die wenigen, die ich kenne, dürften mittlerweile längst verstorben sein. Vielleicht stecken ein paar immer noch in Flaschen, aber sie zu finden ist so gut wie unmöglich.“
„Wie meinst du das, verstorben?“, fragt Heer. „Kann ein Dschinn sterben?“
Tonic lacht. „Wenn alle seine Wünsche aufgebraucht wurden.“ Als er unsere Blicke sieht, zuckt er mit den Schultern. „Was denkt ihr denn? Wir sind da, um Wünsche zu erfüllen. Nicht mehr.“ Er schwingt sich von der Türkante und schwebt weiter, zieht erneut einsam Bahn um Bahn durch das Zimmer.
Heer und ich schweigen und plötzlich wünsche ich mir still, ich könnte mich betrinken.

Ich wache auf. Es ist mitten in der Nacht. Heer schläft in seinem Bett, weiter oben hängt Tonic kopfüber an der Decke.
Als Kind habe ich alle Arten von Geister gehasst, seien es Flaschen- oder Telefongeister und was auch immer. Und jetzt, wo ich zum ersten Mal etwas Gutes in einer Flasche gefunden habe, verliere ich es wieder.
Natürlich könnten wir einfach unseren letzten Wunsch aufsparen, aber dann müssten wir den Rest unseres Lebens höllisch aufpassen. Nur ein einziger, unüberlegter Satz, der von unseren Lippen kommt, und Tonic verschwindet für immer. Das Risiko ist mir zu groß.
Ich schließe die Augen, döse zurück in den Schlaf, als mir auf einmal eine Idee kommt.

Ich wecke Heer und Tonic und erzähle ihnen von meinem Plan. Nachdem beide ihr Einverständnis gegeben haben, lassen wir eine Flasche aus der Gemeinschaftsküche mitgehen und laufen in den Hof. Nikolaj schläft, wacht auf, als wir die Kette lösen, und wir bedeuten ihm, still zu sein, damit er nicht das ganze Jugendheim aufweckt. Ungeduldig schwebt Tonic über unsere Köpfe.
Als wir um das Schwein herumstehen, kniet sich Heer zu Boden, packt es fest am Fuß und spricht als erstes. „Ich wünsche mir, Nikolaj wäre nicht länger ein Schwein, sondern ein Silberreiher.“ Wir haben lange mit Tonic über seine Faszination für die afrikanische Vogelwelt gesprochen. Silberreiher findet er besonders prächtig.
Grüner Rauch umwabert uns, verliert sich in der Nachtluft. Aus dem Schwein ist ein prächtiger, weißer Vogel mit schwarzem Schnabel und langen Stelzbeinen geworden. Er versucht zu fliehen und schlägt Heer seine Flügel ins Gesicht, aber der lässt Nikolaj nicht los.
„Ich wünsche mir, dass Tonic und Nikolaj ihre Körper tauschen.“
Es zischt erneut. Die Flügelschläge hören auf.
Als wir wieder sehen können, lässt Heer den Vogel vorsichtig los. Tonic schaut uns beide einmal an, krächzt kurz. Dann breitet er seine Schwingen aus und erhebt sich in die Luft. Er dreht ein paar Runden über unseren Köpfen wie Bahnen in einem Schwimmbad, als ihn ein Windstoß erfasst und der Silberreiher hinter einer Hausfassade verschwindet.
„Ach du Scheiße!“
Neben uns schwebt Niko, schaut auf seinen grünen, wabernden Körper. „Fuck!“
Aus meiner Jacke hole ich eine leere Flasche und bevor der neue Dschinn davon fliegen kann, sage ich: „Ich wünsche mir, du wärst in dieser Flasche gefangen.“

Wir bringen die Flasche zurück in die U-Bahn, wo wir Tonic das erste Mal getroffen haben. Irgendwann wird jemand Nikolaj finden und ihn aus der Flasche befreien, und dann ist es an ihm, was er damit macht. Ob er sich wünscht, dass der Neue wieder ein Mensch ist oder vielleicht doch nur ein Ferrari und die Platinkarte, ist nicht mehr unsere Entscheidung, und ehrlich gesagt interessiert es mich auch nicht. Niko soll einfach froh sein, dass er kein Schwein mehr ist.
Heer darf im Jugendheim bleiben. Fürs erste hat er einen Aushilfsjob in einer Restaurantküche bekommen, zwei Blocks entfernt, wo er viermal die Woche Kartoffeln schält und Pfannen einfettet. Als nächstes will er sich einen Platz in einer Abendschule suchen, Abitur nachmachen. Vielleicht irgendwann studieren, Jura. Hauptsache, er hat wieder Träume.

Keine Ahnung, was ich mit meinem Leben anfangen soll. Ich würde gerne Mama treffen. Ich bin ihr nicht wirklich böse wegen dem Kloster. Auch wenn ich es gehasst habe, hat alles irgendwie seinen Weg gefunden, und das würde ich sie gerne wissen lassen. Manchmal glaube ich, dass es für sie noch härter sein könnte als für mich.
Ich glaube, ich gehe nach Nordafrika. Da war früher das Mamluckenreich, sagt zumindest Google. Ich werde mir ein Fahrrad klauen, ein paar Ersatzschläuche und Snickers, und dann fahre ich nach Süden, durch Österreich und Griechenland, die Türkei, den Libanon und Israel, bis ich in Ägypten bin, und dann setze ich mich irgendwo auf eine Bank und halte Ausschau nach einem Schwarm Silberreiher.

 

Hey @Meuvind,

Ich fand den Text echt super! Der hat mich ganz prima unterhalten.

Das Buch wollte ich im ersten Winter verbrennen, aber die Seiten sind dünner als ein(e) Haar

Schon komisch, dass Menschen von so einem Chaos leben können.
Den Satz bräuchte es für mich nicht.

... und als ich sie in das Licht halte, merke ich, dass sie leer ist. Die Flüssigkeit fehlt.
Den auch nicht. Schon klar, wenn sie leer ist.

Wir nennen ihn Tonic, nach Dschinn Tonic.
Nice.

... Von da aus hat er Europa erkundet, bis ihn ein französischer Alchemist in einer Flasche eingesperrt hat. Wir nehmen es hin.
Hehe

... und auch keine Todeswünsche. So was mache ich nicht.“
Super, v.a. dann auch später - Atombombe wäre okay :D

Es zischt, Rauch vernebelt die Sicht, dann zischt es erneut. Es riecht nach alten Kräutern.
Kräuter ist jetzt auch so abgelutscht. Oder eben konkreter als Detail. Riecht nach Majoran oder Maggi oder so, noch besser fände ich was schrägeres - Leberwurst, Autan, Pferdeapfel.

Der Dschinn zeigt mit dem Finger zur Decke.
Welche Decke?

„Hast du auch schon einen dritten Wunsch? Vielleicht einen Führerschein?“
LOL

Es tut gut, Heer wieder glücklich zu sehen, und (den) der Dschinn über unseren Köpfen strahlt mit.

Für einen Unfalltoten sieht er erstaunlich gut aus, ein Pflaster an der Backe, eins am Kinn, mit dunkelblauer Regenjacke und einer Maschinenpistole in der Hand.
Sehr schöne Wendung im Plotgeschehen.

„Gib es zu.“ Er kommt ganz nah ran, hält mir die Waffe direkt vor meine Augen. „Ihr habt mir das angetan. Ihr habt euch gewünscht, dass ich einen Unfall habe, richtig? Weil ihr neidisch auf mich wart!“
Genau genommen, könnt er sich mit der Platinkarte ja einen neuen Ferrari kaufen, aber gut.

„Ich war bei ihm, und er hat noch vier Arme(.)“, sagt Nikolaj.

„Ich wünsche mir, Nikolaj wäre ein Schwein.“
:thumbsup:

... und wir finden beide, dass ein Dasein als Tier für ihn keine dauerhafte Lösung ist. Und trotzdem weigere ich mich, noch einen weiteren Wunsch für den Neuen herzugeben.
Das fand ich hübsch, dass die Wünsche irgendwie dafür dann draufgehen, andere wünsche rückgängig zu machen, alles wieder in Ordnung zu bringen, was man so anrichtet.

Haben wir unseren Zweck erfüllt, haben wir unsere Aufgabe getan.“
Zweck erfüllt, ist unsere Aufgabe ...

Natürlich könnten wir einfach unseren letzten Wunsch aufsparen, aber dann müssten wir den Rest unseres Lebens höllisch aufpassen. Nur ein einziger, unüberlegter Satz, der von unseren Lippen kommt, und Tonic verschwindet für immer.
Das mit dem unüberlegtem Satz ist mir erst an dieser Stelle wirklich so richtig bewusst geworden.

Neben uns schwebt Niko, schaut auf seinen grünen, wabernden Körper. „Fuck!“
Aus meiner Jacke hole ich eine leere Vodkaflasche von Netto und bevor der neue Dschinn davon fliegen kann, sage ich: „Ich wünsche mir, du wärst in dieser Flasche gefangen.“
Ja, der Tausch vom Schwein zum Flaschengefängnis ist natürlich echt großartig für Nikolai ;). Egal, ich hatte Spaß dran.
Ach, die beiden sind schon feine Menschen. Aber ist ja ein Märchen, da sind die Figuren entweder gut oder böse. Hast ja recht ...

Ich werde mir ein Fahrrad vom Hauptbahnhof klauen, ...
vor dem

Wirklich gern gelesen und Spaß gehabt. Und ich finde den Kontrast zum Original (düster - Märchen) ganz entzückend. Extremer könnten sie nicht auseinander sein und doch ist das eine dem anderen entwachsen. Cool.

Beste Grüße, Fliege

 
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Hallo @Friedrichard

tut mir leid, dass es ein wenig gedauert hat. Danke für die Flusen, alles Grammatik- und Rechtschreibtechnische habe ich notiert und wird bei nächster Gelegenheit überarbeitet. Ich peile da das Wochenende für an, vorher wird es nichts.

vorweg ein bisschen Wind bzgl. der Hauptsätze abzulassen, denn da haben die Rechtschreibreformatoren ihre eigenen Regeln („und“ ersetze bei geichrangigen Wörtern, Satzteilen und Sätzen das Komma) aufgeweicht. Ich zitier sie einfach mal

Wie bereits voher erwähnt, bin ich mir des etwas übertriebenem Gebrauch bewusst. Ich schiebe das auf Ziggas Text und darauf, dass ich beim Laut lesen ein anderes Gefühl für Rythmus bekommen habe und so jetzt unterbewusst einfach alles mit Kommas befüllt habe. Ist natürlich aber keine Ausrede, die müssen weg.

M. E. besser „würden“, denn auf einiges wird ja immer noch gewartetetet ...

Recht hast du. Allerdings ist das ja dennoch eine ganz andere Situation, die bereits Jahre zurückliegt, also weiß ich nicht.

Hier muss das Komma weg, denn in „und wurde … gesetzt“ bezieht sich das Prädikat aufs gemeinsame Subjekt "ich"

Wird gemacht, Chef.

Na, wenn das mal nicht nach mehr als einem Aussagesatz klingt!!!!!

Das kann heute so gut wie alles bedeuten :D.

Warum der Gezeitenwechsel? Besser „hat“

Hast Recht.

Es gab mehrere Reiche der „Mamluken“ (Kriegssklaven - Europäer, Türken, Kaukasier usw., die irgendwann in hohe Positionen rutschten und erfolgreich putschten …., nicht nur des Reimes wegen.
Das Sultanat war da mit seiner Kriegsmaschinerie in den Janitscharen geschickter als die arabische Dialekte sprechenden Völkerschaften von Vorderasien bis Spanien ... Selbst Griechen sind Slawen und Türken (man vergleiche Ess- und Trinkkultur)näher, als sie zugeben. In jahrhundertewährender Besatzung passt man sich halt dem Eroberer an.

Ich meinte schon die Burdschiyya-Dynasite, die in Ägypten zur Zeit aktiv war, als in Europa das tiefste Mittelalter herrrschte ( oder nicht sogar doch etwas später?)
Ja, die Osmanen haben sich da ganz schön ausgebreitet. Nicht umsonst haben sie die Marmluken besiegt.

Hey @Chutney ,

freut mich, dass auch du dabei bist.

Aber du hast den Dreh gefunden und ich hatte wirklich Spaß beim Lesen.

Nice.

Großartig.

Sowas hat, mal losgelöst vom Text, tatsächlich eine sehr ernüchternde ( oder auch nicht) Wirkung. Zumindest denkbare Erinnerugen.

Und ab jetzt nehme ich auch alles hin, was da auch kommen mag.

Wirklich alles? Wie gut, dass ich mich dann doch noch gezügelt habe mit der Fantasie.

Schön, wie sich da auch das Düstere rein mischt und immer wieder humorvoll gebrochen wird.

Tatsächlich wollte ich Nikolaj erst mehr Background geben: Einer seiner Wünsche wäre gewesen, dass er sich den Tod seines Vaters wünscht. Weil das aber nicht geht, denn der Dschinn ist ja kein Dämon und kann keine Tode wünschen, wünscht sich Nikloaj eben ein Maschinengewehr ( also keine Maschinenpistole, sondern ein großes MG, dessen Rückstoß einem minderjährigen Alki sicherlich den Arm gebrochen hätte und das man nicht so leicht unter der Jacke verstecken kann.) Im Laufe der Handlung hat er dann auch wirklich versucht, dass Maschinengewehr unauffällig zur Arbeit seines Vaters zu tragen, was natürlich ein Haufen Ärger macht. Ich habe das aber rausgenommen, nur die Refetenz zum Dämon ist geblieben.

Die ganze Szene ist toll. Und dann so schlicht dieser Wunsch. Manchmal überrascht einen das Naheliegende.

Eigentlich brauche ich nur schnell einen Grund, warum die beiden nicht doch schwach werden und alle ihre Wünsche für Vodka verschleudern. Da kam das passend.

Lieber Meuvind, sorry, mir fällt gar nichts ein zu verbessern. Das Warten hat sich gelohnt.

Das hört man doch gerne :bounce:vielen Dank dir!

Liebe Grüße
Meuvind

Hey @Fliege ,

schön, dass auch du da bist.

Ich fand den Text echt super! Der hat mich ganz prima unterhalten.

:bounce:

Den Satz bräuchte es für mich nicht.
Den auch nicht. Schon klar, wenn sie leer ist.

Ja, bei den letzten beiden stimme ich dir zu. Beim ersten bin ich noch unentschlossen: Einerseits ist er auch nicht sehr informativ, andererseits mag ich ihn. Ich glaube, ich behalte ihn vorerst drin.

Super, v.a. dann auch später - Atombombe wäre okay :D

Siehe dazu, was ich Chutey über das Maschinengewehr geschrieben habe.

Kräuter ist jetzt auch so abgelutscht. Oder eben konkreter als Detail. Riecht nach Majoran oder Maggi oder so, noch besser fände ich was schrägeres - Leberwurst, Autan, Pferdeapfel.

Haha das finde ich gut. Tonic riecht ab jetzt nach Lebertran. Und nach Heißkleber. Und vergammelten Herbstblättern.

Welche Decke?

Ich wollte direkt an die Originalszene anknüpfen, die in einer U-Bahnstation spielt. Hab das aber vergessen zu erwähnen.

Genau genommen, könnt er sich mit der Platinkarte ja einen neuen Ferrari kaufen, aber gut.

Du bist die erste, der das auffällt. Ich hatte eigentlich einen kurzen Absatz, in dem steht, dass Nikolajs Karte gesperrt wurde, nachdem herauskam, dass Tonic ihm zwar eine Karte, aber kein Konto gezaubert hat. Hab ich dann aber irgendwo zwischen Scrivener und Wortkrieger verloren.

Noch ein Fehler, den ich jetzt selbst bemerkt habe: Heer sagt irgendwann, er würde seinen letzten Wunsch nicht für Nikolaj hergeben, und hat dann nachher aber noch zwei. Nur Jaden hat noch einen. Aber psssst, nicht weiter sagen.

Zweck erfüllt, ist unsere Aufgabe ...

Kommt auch raus.

Wirklich gern gelesen und Spaß gehabt. Und ich finde den Kontrast zum Original (düster - Märchen) ganz entzückend. Extremer könnten sie nicht auseinander sein und doch ist das eine dem anderen entwachsen. Cool.

Freut mich! War eine gute Idee, auf eine komplett andere Schiene zu wechseln.

Liebe Grüße
Meuvind

 
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Hi Meuvind,

eigentlich sollte ich ins Bett, wäre ich als Gute-Nacht-Geschichte nur nicht zu dir gelangt :shy:

Ich habe noch ein paar Stolpersteine gefunden:

, und am Morgen, wenn Papa leblos auf der Couch schlief, sammelte ich die Flaschen vom Boden auf, schüttelte sie und lugte hinein.
#
leblos kann keiner schlafen, also wie leblos oder fast leblos

Mama hat kurz geweint, mich schließlich auf ihr Fahrrad gesetzt und vor einer ausladenden Kirche mit Löchern im Dach abgesetzt.
Ich kann mir unter einer ausladenden Kirche (und ich kenne VIELE Kirchen) nichts vorstellen.

habe ich es bei einem einäugigen Typen gegen zwei Flaschen klarer Flüssigkeit getauscht.
ausgetauscht
Schon komisch, dass Menschen von so einem Chaos leben können.
Was willst du damit sagen? Welchen Menschen von welchem Chaos?

Ich ziehe die letzte Flasche aus der Jacke, die ich aus einem Mülleimer habe mitgehen lassen. Das Glas ist bereits zerkratzt und das Etikett bleich, und als ich sie in das Licht halte, merke ich, dass sie leer ist. Die Flüssigkeit fehlt.
Fettes streichen. Redundant.

Ich drehe die Flasche auf den Kopf, aber nichts schwappt umher. Sie ist leer, kommt nicht einmal mit Pfand.
nochmal redundant - für wie schwer von Begriff hälst du denn den Leser?

Jubelnd reißt der Neue die Arme hoch, und für den Bruchteil einer Sekunde fühle ich mich nicht wie ein besoffener Penner. Eher wie der beste Torjäger Deutschlands.
Stärker wäre im zweiten Satz: Ich bin der beste Torjäger Deutschlands.

Der Flaschengeist ist viel freundlicher, als es im ersten Augenblick den Anschein hatte. Wir nennen ihn Tonic, nach Dschinn Tonic. Eigentlich heißt er anders, aber sein Name ist lang und kompliziert und als der Neue endlich zu sprechen wagt, verknotet sich seine Zunge fast bei dem Versuch, es auszusprechen.

Bouh, das geht mir zu schnell. Da sollte meines Erachtens ein Gleitsatz dazwischen, der die Settings verbindet.

Der Dschinn hat einen afrikanischen Akzent, und als ich ihn darauf anspreche, beginnt er von sich zu erzählen.
Der löschen - das liest sich sooo im Dialekt und das passt nicht zur restlichen Erzählsprache.
Als er meinen Blick sieht, hebt er entschuldigend die Arme. „Was? Das ist unprofessionell. Ich bin ein Dschinn, keine Dämon.“
Findest du den Fehler?
„Bullshit“, sage ich, und Tonic schaut mich an. Ich traue ihm nicht. Nichts, das aus einer Flasche kam, hat mein Leben bisher in eine positive Richtung entwickelt, und ich glaube nicht, dass ein grünes Monster aus Rauch das ändern wird.
nichts, was aus der Flasche kam


„Dein Wunsch ist mir Befehl“, sagt der Dschinn und reißt sich plötzlich einen Arm aus.
Wie reißt er sich den aus? :sconf:

Im Hintergrund knallt etwas, dann laute Schritte. Heer kommt, strahlt, wippt auf und ab, als hätte er einen Zuckerschock.
Hast du recherchiert, was ein Zuckerschock bewirkt?
Die Symptome sind ganz andere.

„Ich hab das Zimmer!“ Er packt mich an den Schultern, schüttelt mich. „Heute Nacht schlafen wir im warmen!“
... im Warmen
Der Dschinn wendet sich ihm zu.

Es zischt, Rauch vernebelt die Sicht, dann zischt es erneut. Es riecht nach alten Kräutern.
Alte Kräuter? Hä? Frische Kräuter riechen, okay. Aber wie sollen den alte Kräuter riechen?


Ich brauche eine Weile KOMMA um ihn zu beruhigen.

Fünf Wünsche. Zusammen haben wir noch fünf Wünsche.
auch redundant

Irgendwann um halb zwölf, als wir müde werden und langsam begreifen, was heute eigentlich alles passiert ist, lehnt Heer sich zurück, den Kopf in den Armen verborgen. Auf einmal sieht er sehr alt aus.
hat diese Zeitangabe irgendeine Bewandtnis?

Es ist beinahe seltsam, aber ich habe vergessen, wie sich eine Situation anfühlt, die mich nicht herunterzieht.
hinunterzieht


Die nächsten Tage verbringen Heer und ich wie immer. Wir haben beschlossen, fürs erste unsere letzten vier Wünsche zu sparen, bis wir genau wissen, was wir damit anfangen wollen.
fürs Erste
Das Bild wurde im Dunklen aufgenommen, aber man kann Glassplitter auf der Straße erkennen und eine Hand, die aus dem Fahrersitz heraus baumelt.

für mich zwei Probleme: baumeln ist für mich ein Verb, das Bewegung suggeriert und aus dem Fahrersitz heraus kann nichts baumeln, weil es ja nicht um den Sitz geht, sondern um das Fenster oder um die Tür.
Seine Augen sind leicht rosig, wie überreife Weintrauben, und als er näher kommt, platzen sie.
Sorry, Meuvind, wie ziehst du denn diesen Vergleich her? Rosige Weintrauben, die überreif sind?
Sag mir bitte, was das für eine Sorte sein soll, die rosig aussieht und überreif ist. Ich bin gespannt.

„Jetzt beruhige dich mal, Nikolaj. Wir würden uns doch nie etwas wünschen, dass dir schadet.“
... was dir schadet
Ich war bei ihm, und er hat noch vier Arme.“, sagt Nikolaj. „Deswegen gehen wir jetzt zu ihm.“
Unabhängig vom Inhalt ist das nicht schön zu lesen, weil sich zu viel wiederholt.

Am Abend sitzen wir wieder in Heers Zimmer und lauschen den Regen gegen das Fenster prasseln.
und lauschen, wie der Regen gegen das Fenster prasselt.

Im Übrigen finde ich Heer als Name äußert schwierig.

Bitte sieh es mir nach, dass ich nichts zum Inhalt der Geschichte sage, das würde mich noch die Zeit vom Ursprungstext kosten und weitere viele Gedanken. Ich wollte dir nur en passant sagen, was mir so beim Durchlesen auffiel.

Als Tipp gebe ich dir auf den Weg, dass du bei bildhaften Vergleichen wirklich abklären musst, ob das alles so passt, was du behauptest. Nur dann wird eine Geschichte real, greifbar, wenn es für den Leser rund ist. Und dazu gehört auch Recherche.

Liebe Grüße
bernadette

 

Hey @bernadette ,

tut mir leid, dass ich mich erst so spät melde und noch gar nicht auf deinen anderen Kommentar eingegangen bin, den du schon vor ein paar Wochen unter dem Gefängnis auf dem Mond hinterlassen hast. Ich habe den nicht vergessen. Es ist nur so, dass ich aktuell nicht viel Zeit in das Schreiben stecken kann und mich deshalb eher um Dschinn Tonic kümmere.

leblos kann keiner schlafen, also wie leblos oder fast leblos

Recht hast du. Das ist ein Beispiel von typischen Wortkombinationen, die ich noch falsch mache. Wie Mondlicht. Schlimm.

Ich kann mir unter einer ausladenden Kirche (und ich kenne VIELE Kirchen) nichts vorstellen.

Ich hatte da eine vor Augen, die ich mal in Brighton in England gesehen habe. Die hatte Löcher im Dach und die Sandsteinwände waren vollgeschmiert mit irgendwelchen dummen Sprüchen.

ausgetauscht

Nicht getauscht?

Was willst du damit sagen? Welchen Menschen von welchem Chaos?

Dass Angstellte ihren Lebensunterhalt von diesem Verwaltungschaos beziehen können. Ist aber auch ein Streichkandidat.

Fettes streichen. Redundant.

Jup.

nochmal redundant - für wie schwer von Begriff hälst du denn den Leser?

:Pfeif:

Bouh, das geht mir zu schnell. Da sollte meines Erachtens ein Gleitsatz dazwischen, der die Settings verbindet.

Gute Idee.

Der löschen - das liest sich sooo im Dialekt und das passt nicht zur restlichen Erzählsprache.

Das verstehe ich nicht, wie meinst du das? Warum sollte Der da nicht reinpassen und dialektspezifisch sein?

Findest du den Fehler?

Mhhh.

Wie reißt er sich den aus? :sconf:

Na ganz fest zupacken und ziehen, bis es Plop macht. Wie bei einer Legofigur. Oder so.

Hast du recherchiert, was ein Zuckerschock bewirkt?
Die Symptome sind ganz andere.

Ja, habe ich tatsächlich, Schande über mich. Habe das verwechselt.

Alte Kräuter? Hä? Frische Kräuter riechen, okay. Aber wie sollen den alte Kräuter riechen?

Ja, guter Punkt. Sitzt auch schon auf der Streichliste.

für mich zwei Probleme: baumeln ist für mich ein Verb, das Bewegung suggeriert und aus dem Fahrersitz heraus kann nichts baumeln, weil es ja nicht um den Sitz geht, sondern um das Fenster oder um die Tür.

Stimmt. Baumeln passt aber vielleicht auch deshalb nicht, weil es sich ja immerhin um ein Bild handelt. Da kann nichts baumeln.

Sorry, Meuvind, wie ziehst du denn diesen Vergleich her? Rosige Weintrauben, die überreif sind?
Sag mir bitte, was das für eine Sorte sein soll, die rosig aussieht und überreif ist. Ich bin gespannt.

Ähhhm, wir haben nur grüne Weintrauben. Die sind weder rosig noch überreif. Ja, ich habe mich da vielleicht ein wenig verzettelt.

Im Übrigen finde ich Heer als Name äußert schwierig.

Den gibt es so bereits im Original. Außer Dschinn Tonic habe ich keine Namen dazu erfunden, nur alte übernommen. Habe erst überlegt, ob ich aus Nikolaj eine Natascha oder zumindest einen Niko mache, aber mich am Ende dann doch bewusst dagegen entschieden. Wenn ich schon die Geschichte so weit ändere, will ich wenigstens die Namen lassen, wie sie sind.

Als Tipp gebe ich dir auf den Weg, dass du bei bildhaften Vergleichen wirklich abklären musst, ob das alles so passt, was du behauptest. Nur dann wird eine Geschichte real, greifbar, wenn es für den Leser rund ist. Und dazu gehört auch Recherche.

Ja, das merke ich immer mehr. Gerade dein Kommentar hat mich nochmal aufgeführt, wie gehörig ich stellenweise dann doch daneben gegriffen habe.

Vielen Dank dir und liebe Grüße!
Meuvind

 

Hallo @Meuvind,
ich finde die Geschichte zauberhaft, im wahrsten Sinne. Wunderschön erzählt, mit viel Witz und originellen Ideen. Die gesamte Story ist kompakt, rund, es gibt kaum offene Fragen für mich.

Besonders gut gefällt mir der feine Humor, der sich durch den gesamten Text zieht, der ist wohl dosiert und an den richtigen Stellen, wirkt nie gewollt oder aufdringlich.
Die Flüchtigkeitsfehler zähl ich nicht nochmal auf, da haben schon andere was zu gesagt.

Mit fünfzehn habe ich einem anderen Jungen wegen einer Kleinigkeit einen Schneidezahn ausgeschlagen,
Das Fette könnte weg, wir erfahren ja eh nicht, was es genau war.

Im Hintergrund lehnt Heer in einer Telefonzelle
Ich finde das ja geil, dass in modernen Geschichten noch Telefonzellen vorkommen. War im Original ja auch so. Der Sohn einer Freundin ist zwei Jahre jünger als du, und als er klein war, hat sie ihm mal eine ältere Geschichte vorgelesen, in der eine Telefonzelle vorkam. Der wusste damals gar nicht, was das ist. Lange Rede, kurzer Sinn - als Bild macht es natürlich einiges mehr her, als wenn jemand am Handy rumfummelt.


Tonic hebt die beiden Beine an, als würde er auf eine unsichtbare Liege steigen
Das ist irgendwie ein schräges Bild. Erstmal hebt man ja nicht beide Beine gleichzeitig, wenn man auf eine Liege steigt, sondern, wenn überhaupt, nur eins - aber auch das macht man ja eigentlich nicht, sondern man setzt sich einfach. Auf die Liege steigen klingt auch eher so, als würde er eine Treppe heraufgehen. Die Liege ist aber i.d.R. unter einem, nicht darüber.

„Probiere es aus“, sagt der Flaschengeist und paddelt auf seiner unsichtbaren Liege ein Stückchen näher.
Schönes Bild!

Es ist beinahe seltsam, aber ich habe vergessen, wie sich eine Situation anfühlt, die mich nicht herunterzieht.
beinahe würde ich weglassen.

Auf einmal fühle ich mich anders, nicht besser oder schlechter. Einfach nur anders.
Der Satz kann Mmn auch raus. Gut, du wolltest wahrscheinlich nicht nochmal das ganze Gedöns mit dem Rauch und den Armen beschreiben, aber es geht für mich zu schnell. Vor allem gibt es im folgenden Verlauf nichts, dass das Thema/den Wunsch wieder aufgreift, denn:
Die nächsten Tage verbringen Heer und ich wie immer.
Das widerspricht sich, denn ich denke mal, sie werden den größten Teil des Tages gesoffen oder versucht haben, an Alkohol zu kommen.

Für einen Unfalltoten sieht er erstaunlich gut aus, ein Pflaster an der Backe, eins am Kinn, mit dunkelblauer Regenjacke und einer Maschinenpistole in der Hand.
Das fand ich herrlich witzig, dass die Pistole so nebenbei am Schluss erwähnt wird.

Seine Augen sind leicht rosig, wie überreife Weintrauben, und als er näher kommt, platzen sie.
Den Satz verstehe ich nicht. Sind überreife Weintrauben rosig? Und wieso platzen seine Augen und hinterher geht alles ganz normal weiter?

„Hey, Kleiner“, sage ich. „Warum zu Fuß?“
Hier ist er mir zu cool. Wirkt unglaubwürdig. Da könnte bisschen mehr Dramatik rein

Falls ihn die Waffe nervös macht, lässt er es sich nicht anmerken, aber gut. Ihm wird sie auch nicht unter die Nase gehalten.
Das gefällt mir wieder sehr! Sarkasmus als Überlebensstrategie gefällt mir immer bei verkrachten Existenzen. Ansonsten laufen sie schnell Gefahr zu Jammerlappen oder anderen Nervensägen zu werden.

Wir finden Tonic am Hafen, eine tannengrüne, wolkige Gestalt, die auf dem Rücken über das Wasser schwebt und dabei Kraulübungen macht.
:)

„Natürlich nicht“, sage ich und schalte mich ein, bevor erneut Streit entstehen kann.
Fettes kann weg.

Heer und ich schweigen, und plötzlich wünsche ich mir still, ich könnte mich betrinken.
Passt auch wieder nicht dazu, dass sie keine Alkoholiker mehr sind. Er findet dann ja auch noch eine leere Flasche in der Jacke. Hm. Das würde ich nochmal überdenken.

Bis auf ein paar Stolperer in der Handlung war mir die Geschichte ein großes Lesevergnügen!

Liebe Grüße,
Chai

 

Hey @Chai ,

ch finde die Geschichte zauberhaft, im wahrsten Sinne. Wunderschön erzählt, mit viel Witz und originellen Ideen. Die gesamte Story ist kompakt, rund, es gibt kaum offene Fragen für mich.

Besonders gut gefällt mir der feine Humor, der sich durch den gesamten Text zieht, der ist wohl dosiert und an den richtigen Stellen, wirkt nie gewollt oder aufdringlich.

Freut mich! Gerade das mit dem Humor hört man natürlich gerne. Ist immer eine schwierige Sache, einen Text bestimmt lustig schreiben zu wollen. Manchen ist es zu überdreht, anderen wieder nicht genug und so weiter. Da ist es schön, wenn man einen ungefähren Mittelweg gefunden hat.

Die Flüchtigkeitsfehler zähl ich nicht nochmal auf, da haben schon andere was zu gesagt.

Ja und Schande über mich, dass ich noch nicht alle gefunden und behoben habe ( auch wenn der Großteil mittlerweile verschwunden sein dürfte.)

Das Fette könnte weg, wir erfahren ja eh nicht, was es genau war.

Gute Idee.

Der wusste damals gar nicht, was das ist. Lange Rede, kurzer Sinn - als Bild macht es natürlich einiges mehr her, als wenn jemand am Handy rumfummelt.

Ja. Einerseits gefällt mir das Bild, andererseits glaube ich nicht, dass jemand wie Heer den ganzen Tag ein Handy mit genug Aufladegebühr bei sich trägt. Das schaffe ich ja selbst kaum.

Das ist irgendwie ein schräges Bild. Erstmal hebt man ja nicht beide Beine gleichzeitig, wenn man auf eine Liege steigt, sondern, wenn überhaupt, nur eins - aber auch das macht man ja eigentlich nicht, sondern man setzt sich einfach.

Ich hatte mir das so vorgestellt, dass er erst das eine, dann das andere Bein hebt und sich dann in der Luft zurücklehnt, halt schwebt. Halt eine richtige Liege zum An-die-Decke-starren.

Das widerspricht sich, denn ich denke mal, sie werden den größten Teil des Tages gesoffen oder versucht haben, an Alkohol zu kommen.

Stimmt natürlich. Ich hatte eher so ein typisches Rumlungern vor Augen, also den ganzen Tag an den selben Orten und Gassen hocken und darauf warten, dass etwas passiert.

Sind überreife Weintrauben rosig? Und wieso platzen seine Augen und hinterher geht alles ganz normal weiter?

Hab ich schon korrigiert. Und nein, die Augen platzen selbst nicht. Das bezieht sich auf das Bild.

Hier ist er mir zu cool. Wirkt unglaubwürdig. Da könnte bisschen mehr Dramatik rein

Stimmt. Wobei ich Jaden schon ein großes Maul zugeschrieben hätte, aber es ist in der Situation einfach unklug.

Fettes kann weg.

Jap.

Bis auf ein paar Stolperer in der Handlung war mir die Geschichte ein großes Lesevergnügen!

Das hört man gerne!

Liebe Grüße
Meuvind

 

Hallo Meuvind,

ich habe deine Geschichte gerne gelesen. Sie sprudelt vor Fantasie.

Wenn ich Mama als Kind gefragt habe, warum Papa sich verändert hat, meinte sie, er habe die Bekanntschaft mit ein paar seltsamen Wesen gemacht. Flaschengeistern.
Schöner Anfang, der noch schöner wird, wenn man später weiß, dass es um einen Flaschengeist geht.

Papa kam und ging immer öfter, dann ging er und kam gar nicht mehr.
Schöne Formulierung.

mich schließlich auf ihr Fahrrad gesetzt und vor einer ausladenden Kirche mit Löchern im Dach abgesetzt. Sie müsse telefonieren, und das ginge nicht mit einem Schreihals wie mir am Arm.
Ausladend = nach außen ragend? Wofür brauchst du das?
Telefoniert sie in der Kirche? Handy/Telefonapparat?

Das Buch wollte ich im ersten Winter verbrennen, aber die Seiten sind dünner als ein Haar und der Einband stinkt, wenn er Feuer fängt, also habe ich es bei einem einäugigen Typen gegen zwei Flaschen klarer Flüssigkeit getauscht.
Die Seiten waren dünner. Er hat das Buch ja nicht mehr.

Wir nennen ihn Tonic, nach Dschinn Tonic. Eigentlich heißt er anders, aber sein Name ist lang und kompliziert und als der Neue endlich zu reden wagt,
Klingt so, als kennen sie seinen Namen, bevor er ein erstes Wort gesagt hat.

fragt der Neue irgendwann.
Das andauernde "Neuer" und später "Kleiner" gefällt mir nicht, bringt mich durcheinander. Warum nutzt du nicht einfach ihre Namen?

„Heute Nacht schlafen wir im warmen!“
im Warmen

Es riecht nach alten Kräutern.
Alte Kräuter sind doch i.d.R. ausgetrocknet. Wie riechen die denn?


Heer blickt mich an.
„Ich wünsche mir, dass Jaden und ich keine Alkoholiker mehr sind.“
Sagt das Heer (komischer Name, klingt wie Herr)? Dann kein Zeilenumbruch.

Heer und ich beschließen, fürs erste unsere letzten vier Wünsche zu sparen, bis wir genau wissen, was wir damit anfangen wollen.
Auf einmal ist eine Woche vorbei. Wir denken nicht mehr oft an Nikolaj. Er hatte seine Wünsche und wir unsere, und die haben uns genauso schnell wieder auseinander gebracht, wie wir uns gefunden haben. Nur einmal, ein paar Wochen später,
Wo steckt denn der Flaschengeist in der Zwischenzeit?

Wir finden Tonic am Hafen,
Haben die ihn gesucht (wg. "finden") oder wussten die, dass er sich dort schon seit Wochen aufhält?

Er zwinkert mir zu. „Vielleicht doch die Atombombe?“
Witzig!

Das Schwein konnten wir unmöglich mit ins Jugendheim nehmen,
Witziger Satz.

weiter oben hängt Tonic kopfüber an der Decke.
Ich will nicht, dass Tonic stirbt. Als Kind habe ich alle Arten von Geister gehasst,
Ich fände es viel stärker ohne den Satz "Ich will nicht, dass Tonic stirbt."

Hat mir Spaß gemacht.

Schönen Tag und liebe Grüße, GoMusic
Freue mich auf unser Treffen.

 

Hey @GoMusic ,

freut mich, dass du vorbeischaust.

Schöne Formulierung.

Danke :D die ist mir nachts eingefallen und ich bin fast mit einem Salto aus dem Bett gesprungen, weil ich sie unbedingt aufschreiben musste.

Ausladend = nach außen ragend? Wofür brauchst du das?
Telefoniert sie in der Kirche? Handy/Telefonapparat?

Ausladend als Gegensatz zu einladend. Kaputt, marode, unterfinanziert. Eigentlich brauche ich das nicht zwingend, aber die Kirche soll nicht gerade als Vorzeige-Waisenheim dargestellt werden.
Nein, in einer Telefonzelle. Hatte ich nichts explizit geschrieben, weil ich dachte, das kommt so rüber.

Die Seiten waren dünner. Er hat das Buch ja nicht mehr.

Stimmt, wird korrigiert.

Klingt so, als kennen sie seinen Namen, bevor er ein erstes Wort gesagt hat.

Hm, wegen den Reihenfolge?

Das andauernde "Neuer" und später "Kleiner" gefällt mir nicht, bringt mich durcheinander.

Ja, du bist nicht der Erste, der das anspricht. Wird behoben.

im Warmen

Check.

Alte Kräuter sind doch i.d.R. ausgetrocknet. Wie riechen die denn?

Ups, das wollte ich schon längst entfernt haben.

Sagt das Heer (komischer Name, klingt wie Herr)? Dann kein Zeilenumbruch.

Ja, Heer sagt das. Ob der Name komisch ist, weiß ich nicht. Den habe ich aus dem Original übernommen. Zigga wird sich sicherlich etwas dabei gedacht haben (und irgendwie gefällt er mir).

Wo steckt denn der Flaschengeist in der Zwischenzeit?

Ähh, keine Ahnung, shoppen? :Pfeif:

Haben die ihn gesucht (wg. "finden") oder wussten die, dass er sich dort schon seit Wochen aufhält?

Habe ich frei gelassen. Vielleicht ist er da jeden Tag oder zweimal die Woche oder vielleicht hat er es ihnen einfach gesagt, bevor er zum Hafen geflogen ist. Finden muss ja nicht gleich auf die ganze Stadt ausgeweitet werden, es reicht ja, wenn sie grob wissen, wo er ist. Dann müssen sie ihn ja immer noch suchen.

Danke für deinen Kommentar! Ich freue mich schon auf nächsten Woche :bounce:.

Liebe Grüße
Meuvind

 

Gude Meuvind,

bemerkenswerte Geschichte! Mir bekannte Coming-of-Age-Texte riechen nach Suff und Gosse, zeigen in düsteren Farben eine erbarmungslose Wirklichkeit. Dschinn Tonic verschweigt die prekäre Situation nicht. Das Märchenhafte, Unwirkliche, das eine zweite Ebene andeutet, ermöglicht dennoch Leichtigkeit, ohne ins Lächerliche abzugleiten. Hat sich gelohnt, über die Frist hinaus an dem Text zu arbeiten.

Klar, finde sich Klischees. (die ganze Nikolay-Figur mit Ferrari und so), klar bleiben die Figuren ein wenig an der Oberfläche, aber du legst genug (Selbst) Ironie drunter, dass ich das gar nicht so kritisch empfinde.

Textstellen:

Der Flaschengeist ist viel freundlicher, als es im ersten Augenblick den Anschein hat. Wir nennen ihn Tonic, nach Dschinn Tonic.
:D

Als er meinen Blick sieht, hebt er entschuldigend die Arme. „Was? Das ist unprofessionell. Ich bin ein Dschinn, kein Dämon.“
könnte man ausbauen, die Lamentos des Dschinn.

Heer sieht ihm hinterher. Der Anwalt in ihm würde sicher gerne eine Standpauke halten, warum man Kindern weder Auto noch Platinkarte schenken sollte, aber er ist noch zu überwältigt. Ein Zimmer im Jugendamt, das ist besser als Nikolajs Wünsche zusammen.
mm, direkt im Jugendamt soll das Zimmer sein, echt?

Tonic spinnt mit, lacht viel und schwebt durch den Raum wie ein fliegender Tintenfisch.
„Ich habe das Fliegen vermisst“, sagt er irgendwann und dreht eine Pirouette. „Das ist Freiheit.“
:Pfeif:

Was kann ich euch Gutes tun? Schokolade? Eine Hütte in den Bergen, eine Yacht?“ Er zwinkert mir zu. „Vielleicht doch die Atombombe?“
gut, dass es nicht so viele Dschinns gibt.

Ich glaube, ich gehe nach Nordafrika. Da war früher das Mamluckenreich, sagt zumindest Google. Ich werde mir ein Fahrrad vom Hauptbahnhof klauen, ein paar Ersatzschläuche und Snickers, und dann fahre ich nach Süden, durch Österreich und Griechenland, die Türkei, den Libanon und Israel, bis ich in Ägypten bin, und dann setze ich mich irgendwo auf eine Bank und halte Ausschau nach einem Schwarm Silberreiher.
mm, auf den ersten Blick ein guter Schluss, bisschen schwulstverdächtig.

viele Grüße aus dem Taunuswunschland
Isegrims

 

Hey @Isegrims ,

schön, von dir zu lesen.

Mir bekannte Coming-of-Age-Texte riechen nach Suff und Gosse, zeigen in düsteren Farben eine erbarmungslose Wirklichkeit.

Interessanterweise ist die Coming-of-Age Geschichte, die mir am meisten im Gedächtnis geblieben ist, eine total bunte und freigeistliche Kinderserie über vier Ninja, die am Anfang oft auf die Schnauze fliegen und Erfahrungen machen, bis sie eines Tages so weit sind, alle ihre Erfahrungen an einen kleinen, fünften Ninja weiterzugeben. Frei nach: Vom Schüler zum Lehrer.

Hat sich gelohnt, über die Frist hinaus an dem Text zu arbeiten.

Ja. Hat sich nicht gerade gut angefühlt, aber es war ja nur eine Woche und so passt es jetzt.

Klar, finde sich Klischees. (die ganze Nikolay-Figur mit Ferrari und so), klar bleiben die Figuren ein wenig an der Oberfläche, aber du legst genug (Selbst) Ironie drunter, dass ich das gar nicht so kritisch empfinde.

Zugegebenermaßen habe ich nicht wirklich viel Arbei in Nikolaj einfließen lassen. Irgendwie hat sich die Figur und ihre Entscheidungen einfach ergeben und bevor ich es mir anders überlegen konnte, war sie schon im Text.

könnte man ausbauen, die Lamentos des Dschinn.

Durchaus. Müsste aber sehen, in wiefern das handlungstreibend wäre.

mm, direkt im Jugendamt soll das Zimmer sein, echt?

Ups :D.

Danke für deinen Kommentar! Hat mich gefreut!

Liebe Grüße
Meuvind

 

Hallo @Meuvind!

Nach hundert Jahren kommentiere ich nun deine Story - ich hatte dir ja vorab schon eine PM geschickt ;)

Natürlich hast du ein Stein bei mir im Brett mit der Story, weil das meine Figuren sind, die ich hier wiederentdecken und von dir durch einen ganz anderen Plot geführt sehen darf. Auch hat mich gefreut, wie positiv die Welt zu den Prots ist und dass sie am Ende viel besser wegkommen als bei mir altem Nihilisten. :D

Zur Story: Ich finde sie wirklich sehr schön. Was mir besonders aufgefallen ist, ist die Kreativität und Fantasie und die guten Plottwists, die in dieser Geschichte stecken, und die einen beim Lesen mitziehen und anstecken.

Dann trifft die Flasche die Wand, Glas splittert, es zischt. Eine grüne Wolke breitet sich aus, zieht sich wieder zusammen, wird fest. Acht Dinger bilden sich aus der Masse, sechs Arme, zwei Beine, schuppig und glänzend wie eine frisch polierte Jadestatue.
beispielsweise hier. Das kommt aus dem Nichts, als Leser kann man das nicht kommen sehen, aber es wirkt sehr organisch und man möchte sofort wissen, wie es weitergeht nach dieser Wendung.

„Ich wünsche mir, Nikolaj wäre ein Schwein.“
Einmal mehr schießt Rauch hervor. Als er sich lichtet, steht an der Stelle, an der der Neue eben noch gestanden hat, ein großes, rosiges Ferkel, mit einer Regenjacke auf den Schultern und der Maschinenpistole zwischen den kleinen Beinen. Entsetzt quiekend will das Tier davonlaufen, aber Heer setzt ihm nach und packt es, bevor Nikolaj fliehen kann.
weiterer sehr guter Plottwist, sowie der Körpertausch am Ende. Das gibt dem Text eine Art poetische Gerechtigkeit, wo jeder kriegt, was er verdient.

Heer darf im Jugendheim bleiben. Fürs erste hat er einen Aushilfsjob in einer Restaurantküche bekommen, zwei Blocks entfernt, wo er viermal die Woche Kartoffeln schält und Pfannen einfettet. Als nächstes will er sich einen Platz in einer Abendschule suchen, Abitur nachmachen. Vielleicht irgendwann studieren, Jura. Hauptsache, er hat wieder Träume.

Keine Ahnung, was ich mit meinem Leben anfangen soll. Ich würde gerne Mama treffen. Ich bin ihr nicht wirklich böse wegen dem Kloster. Auch wenn ich es gehasst habe, hat alles irgendwie seinen Weg gefunden, und das würde ich sie gerne wissen lassen. Manchmal glaube ich, dass es für sie noch härter sein könnte als für mich.
Ich glaube, ich gehe nach Nordafrika. Da war früher das Mamluckenreich, sagt zumindest Google. Ich werde mir ein Fahrrad klauen, ein paar Ersatzschläuche und Snickers, und dann fahre ich nach Süden, durch Österreich und Griechenland, die Türkei, den Libanon und Israel, bis ich in Ägypten bin, und dann setze ich mich irgendwo auf eine Bank und halte Ausschau nach einem Schwarm Silberreiher.

Sehr schönes Ende!

Also das fand ich wirklich gut und es wirkt auch vom Autor bis zu Ende durchdacht; nichts kickt mich mehr aus einer Story, als wenn ich auf einen Logikfehler treffe. Also Lob geht raus an die Plottwists, die unvorhergesehen aber doch wirklich sehr organisch und interessant auftauchen. Das hält gut an der Stange. Auch die Idee, wie die Figuren Probleme lösen, wie sie den Flaschengeist befreien und Jaden bestrafen, ist sehr klug gelöst.

Einen Kritikpunkt habe ich: Das Kloster. Es hat auch nichts damit zu tun, dass das nicht in der Vorlage vorgekommen wäre, darum geht es mir nicht. Ich finde es einfach ein wenig Klischee; und auch ein wenig aus der Zeit gefallen, irgendwie. Also, es gibt noch Einrichtungen in Klostern für Waisen oder Kinder aus sehr schwierigen Verhältnissen, aber das ist nicht mehr so wie in den 60ern und auch nicht mehr weit verbreitet. Soviel ich weiß, gibt es auch die Gewalt dort nicht mehr. Was mich am meisten am Kloster allerdings kratzt, ist, dass es eben ein wenig klischeehaft wirkt: das Waisenkind im Kloster. Ich finde, das bräuchte es gar nicht :) Was mir persönlich natürlich gut gefallen würde, ist, wenn das Kloster in die Jetzt-Zeit übertragen werden könnte, und Jaden einfach in einer Wohngruppe untergebracht ist oder bei einer Gastfamilie - die Gewalt, die in solchen Einrichtungen mitunter stattfinden kann sehe ich nicht so sehr als Klischee und diese Gewalt gegen Kinder bzw. Jaden kritisiere ich auch (im Bezug auf das Vorkommen in der Geschichte) nicht, lediglich dieses Bild des Klosters mit Loch im Dach!


Sprachliches:

Frustriert stelle ich die Flasche auf den Boden, nehme Anlauf und schieße sie über die Gleise.
Frustriert könntest du weglassen; an der folgenden Szene erkennt man ja, dass Jaden frustriert ist

Jubelnd reißt der Neue die Arme hoch, und für den Bruchteil einer Sekunde fühle ich mich nicht wie ein besoffener Penner. Eher wie der beste Torjäger Deutschlands.
Das Unterstrichene könntest du getrost streichen, finde ich. Dass er sich sonst scheiße fühlt, versteht man denke ich als Leser

Also, Meuvind, starkes Copy, war echt witzig für mich, meine Figuren erneut zum Leben erweckt zu sehen, und ich muss sagen, ich konnte mich nicht dagegen wehren, dass ich mich gefreut habe zu sehen, wie Jaden und Heer am Ende richtig gut wegkommen mit ihren Schicksalen und sie es richtig gut haben.

Beste Grüße
zigga

 

Hey @zigga ,

war ein wenig abstinent im Forum. Hab mich über deinen Kommentar gefreut!

Auch hat mich gefreut, wie positiv die Welt zu den Prots ist und dass sie am Ende viel besser wegkommen als bei mir altem Nihilisten. :D

Tatsächlich wollte ich erst eher versuchen, deinen Stil anstatt einer deiner Geschichten zu kopieren, und habe im Archiv nach einer Story von dir gesucht, die für den Prot. nicht schlecht endet. Ist mir aber ehrlich gesagt nicht gelungen, eine zu finden :D Bullshit hatte ich noch im Kopf. Die hast du, glaube ich, ungefähr zu einer Zeit geschrieben, als ich gerade neu im Forum war. Hat mächtig Eindruck hinterlassen. So war es für mich naheliegend, sie zu nehmen.

Was mir besonders aufgefallen ist, ist die Kreativität und Fantasie und die guten Plottwists, die in dieser Geschichte stecken, und die einen beim Lesen mitziehen und anstecken.

Freut mich total!

weiterer sehr guter Plottwist, sowie der Körpertausch am Ende. Das gibt dem Text eine Art poetische Gerechtigkeit, wo jeder kriegt, was er verdient.

Ich war sehr verwirrt, als die ersten Kommentare von einem Märchen gesprochen haben, und ich meine Geschichte in die Hand genommen und "Märchen? Wie, wo?" gesagt habe. War gar nicht beabsichtigt, aber ich mag, wie es ist.

Ich finde es einfach ein wenig Klischee; und auch ein wenig aus der Zeit gefallen, irgendwie.
Was mir persönlich natürlich gut gefallen würde, ist, wenn das Kloster in die Jetzt-Zeit übertragen werden könnte, und Jaden einfach in einer Wohngruppe untergebracht ist oder bei einer Gastfamilie - die Gewalt, die in solchen Einrichtungen mitunter stattfinden kann sehe ich nicht so sehr als Klischee

Wird geändert.

ich muss sagen, ich konnte mich nicht dagegen wehren, dass ich mich gefreut habe zu sehen, wie Jaden und Heer am Ende richtig gut wegkommen mit ihren Schicksalen und sie es richtig gut haben.

Ganz ehrlich: Das ist alles, was ich wollte :D:bounce:.

Liebe Grüße
Meuvind

 

Hallo @Meuvind ,

es ist ein Genuss, deine Geschichte zu lesen.
Ich mag diesen Humor, der da transportiert wird. Kann mich einfach dran erfreuen, ohne darauf gestoßen zu werden. Gut dosiert.
Es ist ein recht langer text dafür, dass eigentlich wenig passiert. Aber wenn es so spritzig dargeboten wird, dann spürt man keine Länge. Es sitzt alles so und ich war am Ende glatt etwas enttäuscht, dass die Kg zu Ende ist. Das Ende ist in meinen Augen auch der schwächste Part. Nach all den tollen Ideen läuft sie dann so aus mit einer Perspektive, die ich nirgends angedeutet gesehen habe. Ist keine wirkliche Kritik, das geht wunderbar so durch, aber für mein Gefühl hätte man da noch mehr rausholen können.

Drei kleine Stellen:

beherberge es eine Geister.
n fehlt
Wir nennen ihn Tonic, nach Dschinn Tonic.
Das ist der einzige Witz, der aus dem angenehmen Tenor ausbricht, der ist zu gewollt finde ich
und einer seiner Arm löst sich
e fehlt

Und dann finde ich Heer als Namen sehr unpassend gewählt. Man liest es einfach in einem andere Zusammenhang. So kurz es auch ist, man kippt aus der Geschichte.

Sehr gerne gelesen
grüßlichst
weltenläufer

 

Hey @weltenläufer ,

hab mich wahnsinnig gefreut, dass du diesen Text aus der Versenkung geholt hast. Ich bin aktuell nicht sehr aktiv hier auf WK, was daran liegt, dass ich gerade ohnehin ohne Ende lesen und schreiben muss. Da war dein Kommentar genau richtig.
Die Geschichte ist bei einem Copywrite von vor ein oder zwei Jahren entstanden. Vielleicht kennst du "Bullshit" von Zigga, daher habe ich auch die Namen wie Heer übernommen. Dass du darüber stolperst, ist blöd, aber eigentlich will ich die Namen beibehalten. Ich frage mich, ob es bei Ziggas Geschichte sich angenehmer lesen lässt.

Ich mag diesen Humor, der da transportiert wird. Kann mich einfach dran erfreuen, ohne darauf gestoßen zu werden. Gut dosiert.

Freut mich. Sonst war Humor bei mir, naja, nicht witzig. Ist zusammen mit Horror mMn. am schwierigsten zu schreiben.

Das Ende ist in meinen Augen auch der schwächste Part. Nach all den tollen Ideen läuft sie dann so aus mit einer Perspektive, die ich nirgends angedeutet gesehen habe. Ist keine wirkliche Kritik, das geht wunderbar so durch, aber für mein Gefühl hätte man da noch mehr rausholen können.

Ne ne, du hast Recht. Der Grund dafür ist ganz banal: Ich bin mit dem Copywrite in Verzug gekommen und hab schließlich schnell und final da einen Deckel draufgemacht, ohne mir die Zeit zu nehmen, es richtig auszuarbeiten. Hatte halt noch die Wünsche der Figuren frei und hab mir gedacht: Was solls, muss online. Daher fühlt es sich eben so holprig an.

Das ist der einzige Witz, der aus dem angenehmen Tenor ausbricht, der ist zu gewollt finde ich

Das ist aber der Grundstein der Geschichte :lol: erst über den Wortwitz ist mir die Idee für den Flaschengeist gekommen, und ihn jetzt anders zu benennen, kommt für mich auch nicht in Frage. Dafür hab ich mich zu sehr an den Namen gewöhnt.

Die beiden Anmerkungen habe ich übernommen. Danke dir fürs Reinschnuppern! Freut mich, dass du Spaß dabei hattest.

Liebe Grüße
Meuvind

 

Guten Abend @Meuvind,

hast mich gut unterhalten, ich mochte den "Flow" der Geschichte. Bei einigen Sachen im Plot musste ich kurz etwas stutzen, da gehe ich gleich in der Textarbeit drauf ein. Ansonsten mochte ich vor allem, wie kurzweilig dieser Text war. Ich hab angefangen zu lesen und auf einmal war es dann zu Ende, hab da keine Länge drin gespürt. Wenn du wieder etwas Zeit zum Schreiben einer neuen Geschichte finden solltest, dann bin ich da sehr gespannt drauf. So und jetzt zur Textarbeit, wo ich auf meinen subjektiven Leseeindruck eingehen werde:

Wenn ich Mama als Kind gefragt habe, warum Papa sich verändert hat, meinte sie, er habe die Bekanntschaft mit ein paar seltsamen Wesen gemacht. Flaschengeistern.
Klasse Einstieg, fand ich originell und hat mich gut in die Geschichte hineingezogen. Du hattest meine Aufmerksamkeit von Anfang an und das hat auch nicht nachgelassen. Auf die Stellen, wo ich ein Fragezeichen hatte, gehe ich im weiteren Verlauf ein, aber die waren nie so stark, dass ich aufhören wollte zu lesen.

und am Morgen, wenn Papa leblos auf der Couch schlief, sammelte ich die Flaschen vom Boden auf, schüttelte sie und lugte hinein.
Finde das ganz schön traurig und ich finde, dass das auch eine Qualität deines Textes ist. Du baust nämlich sehr wohl auch traurige Stellen mit ein. Hat für mich gut funktioniert.

Eine Zeit lang habe ich geglaubt, sie hätte auch einen Flaschengeist getroffen, oder zumindest einen Telefonzellengeist, der seinen fetten Körper mit beiden Händen aus dem Hörer zwang, sie in ein Gespräch verwickelte und mit fortnahm.
Ich finde, dass diese Stelle deine Kreativität gut verdeutlicht. Ich habe mir das vorgestellt und finde es interessant zu lesen. Generell hatte ich den Eindruck, dass der Text etwas besonderes ist, was ich nicht jeden Tag hier im Forum lese.

Mit vierzehn wurde ich mit einer Bibel in der Hand vor einem protzigen Anwesen ausgesetzt, dass bereits von außen aussah, als beherberge es einen Geist.
Ich stelle mir deinen Prota als jemanden vor, der sich in eine Fantasiewelt flüchtet, weil es ihm hilft, mit der Welt fertig zu werden. Geister scheinen bei ihm an der Tagesordnung zu sein und für ihn eine schützende Funktion zu haben, so habe ich es gelesen.

Von der Nacht weiß ich nicht mehr viel, aber am nächsten Morgen, als die Flaschen leer waren, hatte ich zum ersten Mal in meinem Leben diesen Aha-Moment, das Gefühl, tatsächlich etwas begriffen zu haben.
Es gibt keine Flaschengeister.
Und dann kommt die ernüchternde Wahrheit. Seine Fantasiewelt bröckelt. Allerdings habe ich mich hier gefragt, ob das nicht zu schnell passiert. Es ist schon ein harter Bruch aus der Fantasiewelt in die echte Welt. Für meinen Geschmack ging mir das ein bisschen zu schnell. Was hätte ich mir gewünscht? Vielleicht eine Schilderung, wie er versucht den Flaschengeistern zu begegnen, sich anstrengt sie zu sehen, aber vergebens.

Für den Bruchteil einer Sekunde fühle ich mich nicht wie ein besoffener Penner. Eher wie der beste Torjäger Deutschlands.
Ich finde, dass du den Ton deines Protas gut triffst, ich habe ihm seine Rolle abgenommen. Auf mich hat er einerseits einen etwas resignierten und verbitterten Eindruck gemacht. Und auf der anderen Seite hat er auch etwas Zähes, das ihn überleben lässt. Ich mache das an diesem Kontrast zwischen Penner und Torjäger fest. Trotz der schwierigen Situation gibt es diesen, nun ja, ich will es kurze Lichtblick nennen.

Eine grüne Wolke breitet sich aus, zieht sich wieder zusammen, wird fest. Acht Dinger bilden sich aus der Masse, sechs Arme, zwei Beine, schuppig und glänzend wie eine frisch polierte Jadestatue. Zwischen den Schultern wächst ein weiterer Huckel. Erst die Haare, ein langer, brauner Pferdeschwanz, dann das Gesicht. Schließlich zwei orange Augen.
Sehr schön, wie du das plastisch machst. Ich habe bei Murakami gelesen, dass es vor allem gilt, die Aspekte zu beschreiben, die dem Leser oder der Leserin noch unbekannt sind. Ich finde, dass diese Textstelle dafür ein gutes Beispiel ist. Das macht deinen Djinn nämlich besonders und sorgt dafür, dass er nicht zu einem Klischee wird. Hat gut für mich funktioniert.
Eigentlich heißt er anders, aber sein Name ist lang und kompliziert und als der Neue endlich zu reden wagt, verknotet sich seine Zunge fast bei dem Versuch, es auszusprechen.
Der Dschinn hat einen afrikanischen Akzent und als ich ihn darauf anspreche, beginnt er von sich zu erzählen.
„Bist du ein echter Flaschengeist? Mit Wünschen erfüllen und so?“, fragt der Neue irgendwann.
Tonic hebt nacheinander beide Beine an, als würde er auf eine unsichtbare Liege steigen, und legt sich schwebend auf den Rücken.
An dieser Stelle hätte ich es besser gefunden, wenn du erst die Szene beschreibst und danach die Informationen über den Djnin präsentierst. Ist wohl Geschmacksache, allerdings hätte ich es interessanter gefunden, wenn du die Infos über ihn mit in den Dialog eingewebt hättest.

Als wir wieder sehen könne
Kleinigkeit: "können"

Ein Zimmer im Jugendheim, das ist besser als Nikolajs Wünsche zusammen.
Da steckt für mich ziemlich viel drin. Hab den Satz auf mich wirken lassen und finde ihn stark. Bringt für mich auch Tiefe in deinen Text und damit bereitest du meiner Meinung nach auch die Szene mit Nikolaj schon vor, der sich mit Gewalt die anderen Wünsche holen möchte.

Erst das Zimmer, dann der Dschinn. Langer Tag.
Ich habe diese beiden Sätze mal rauskopiert, weil sie für mich verdeutlichen, wie gut das sprachlich ist. Es liest sich für mich total locker und ich habe ganz kurz an Percy Jackson und Rick Riordan denken müssen.

Es ist beinahe seltsam, aber ich habe vergessen, wie sich eine Situation anfühlt, die mich nicht herunterzieht.
Hier bin ich kurz über "herunterzieht" gestolpert, ich hatte deinen Prota eher so eingeschätzt, dass er "runterzieht" sagen würde.

Er hatte seine Wünsche und wir unsere, und die haben uns genauso schnell wieder auseinander gebracht, wie wir uns gefunden haben.
Der nächste Hammer, hat mir gefallen. Dieser Satz hat Gewicht und sorgt auch dafür, dass ich dir den weiteren Verlauf abkaufe.

„Jetzt bezahlt ihr“, schreit er uns an und schnieft.
Interessant, hat für mich Spannung aufgebaut und ich war gespannt, wie es wohl ausgehen würde.

„Hey Tonic“, sage ich und bleibe am Rand stehen
Kleinigkeit: Punkt nach stehen.

„Ich wünsche mir, Nikolaj wäre ein Schwein.“
Damit hatte ich nicht gerechnet. Ich hatte schon erwartet, dass er einen Wunsch einsetzen würde, aber dass er ihn in ein Schwein verwandelt hatte ich nicht auf dem Zettel. Ich hatte eher daran gedacht, dass er sein Gedächtnis löscht. Ich fand es eine amüsante Idee.

Heer und ich schweigen und plötzlich wünsche ich mir still, ich könnte mich betrinken.
Das habe ich nicht verstanden. Ich hatte es so verstanden, dass der Wunsch, kein Alkoholiker mehr zu sein, auch diesen Wunsch nach Alkohol löschen würde. Was hätte der Wunsch sonst gebracht, bzw. wie ist er dann in seiner Wirkung zu verstehen?

Als Kind habe ich alle Arten von Geister gehasst
Ich glaube es müsste: "alle Arten von Geistern gehasst" heißen, oder?
Irgendwann wird jemand Nikolaj finden und ihn aus der Flasche befreien, und dann ist es an ihm, was er damit macht. Ob er sich wünscht, dass der Neue wieder ein Mensch ist oder vielleicht doch nur ein Ferrari und die Platinkarte, ist nicht mehr unsere Entscheidung, und ehrlich gesagt interessiert es mich auch nicht. Niko soll einfach froh sein, dass er kein Schwein mehr ist.
Das finde ich die schwächste Stelle aus meiner Sicht. Denn die beiden haben ja nur die Körper getauscht, aber das heißt für mich noch nicht, dass er jetzt auch ein Djinn ist (mit den entsprechenden magischen Fähigkeiten).

Ich würde gerne Mama treffen.
Wäre das nicht ein Wunsch von ihm? Ich finde, dass es schon ein starkes Motiv sein könnte.


Insgesamt ein sehr starker Text, der mich unterhalten hat. Hier steck viel Kreativität drin und du hast mich gut abgeholt. Du kannst schreiben, werde mehr von dir lesen.


Beste Grüße
MRG

 

Hey @MRG ,

hab mich über deinen Kommentar richtig gefreut. Ich bin gerade ein wenig im Stress, aber Freitag, allerspätestens Sonntag ist die Klausurenphase vorbei. Wenn ich es schaffe, schreibe ich dir am Wochenende, ansonsten danach.

Liebe Grüße
Meuvind

 

Hey @MRG ,

cool, dass du reingeschaut hast. Der Text ist jetzt gut und gerne bald zwei Jahre alt, 1,5 vielleicht. Ich glaube, seitdem hab ich ne Menge gelernt. Würde ich denselben Text heute nochmal schreiben, würde ich einige Dinge grundlegend ändern. Ich denke, die erste Hälfte würde ich wohl beibehalten oder Kleinigkeiten vornehmen, die zweite Hälfte dafür größtenteils über Bord werfen. Ich hab den Text als Teil der Copywrite-Challenge geschrieben und hab knapp eine Woche nach dem Abgabedatum abgegeben, deswegen musste das Teil dringend raus und fühlt sich eventuell ein wenig "rushed" an.

hast mich gut unterhalten, ich mochte den "Flow" der Geschichte. Bei einigen Sachen im Plot musste ich kurz etwas stutzen, da gehe ich gleich in der Textarbeit drauf ein. Ansonsten mochte ich vor allem, wie kurzweilig dieser Text war. Ich hab angefangen zu lesen und auf einmal war es dann zu Ende, hab da keine Länge drin gespürt. Wenn du wieder etwas Zeit zum Schreiben einer neuen Geschichte finden solltest, dann bin ich da sehr gespannt drauf.

Danke für die Blumen und generell dafür, dass du ihn so positiv aufgenommen hast. Mit dem Schreiben ist es aktuell etwas schwierig. Im Semester kann ich das Schreiben größtenteils vergessen, vor allem, da ich sowieso viel mit Literatur arbeite und dann schlicht keinen Bock habe, meine freie Zeit auch noch mit Wörtern und Büchern zu verbringen. Dafür ist eigentlich Zeit in den Semesterferien, aber dieses Jahr ist das wieder was besonderes. Und wenn ich doch mal freie Zeit habe, stecke ich die zurzeit am ehesten in unsere Romanrunde. Von mir wird man sicher wieder was lesen, ich weiß nur nicht wie bald.

Finde das ganz schön traurig und ich finde, dass das auch eine Qualität deines Textes ist. Du baust nämlich sehr wohl auch traurige Stellen mit ein. Hat für mich gut funktioniert.

Ich hatte zwei Texte, einen komplett bescheuerten, einen traurigen, und hab mich gefragt, ob es funktioniert, wenn ich beide fusioniere. Anscheinend ja.

Ich finde, dass diese Stelle deine Kreativität gut verdeutlicht. Ich habe mir das vorgestellt und finde es interessant zu lesen. Generell hatte ich den Eindruck, dass der Text etwas besonderes ist, was ich nicht jeden Tag hier im Forum lese.

Danke :bounce: für mich war es schlicht und einfach eine Frage der Perspektive. Kinder sehen in allem möglichen Fantastisches. Wenn man schon an Flaschengeister glaubt, warum nicht auch an mehr?

Sehr schön, wie du das plastisch machst. Ich habe bei Murakami gelesen, dass es vor allem gilt, die Aspekte zu beschreiben, die dem Leser oder der Leserin noch unbekannt sind. Ich finde, dass diese Textstelle dafür ein gutes Beispiel ist. Das macht deinen Djinn nämlich besonders und sorgt dafür, dass er nicht zu einem Klischee wird. Hat gut für mich funktioniert.

Ich kenne Murakami nicht, aber so wie du von ihm schreibst, sollte ich es vielleicht. Ich glaube, es hängt damit zusammen, wie man sich als Autor was Neues vorstellt: Du malst es dir aus, beschreibst es und radierst nachher die Beschreibungen weg, die überflüssig sind. Da bleibt dann das über, was das Neue ausmacht.

An dieser Stelle hätte ich es besser gefunden, wenn du erst die Szene beschreibst und danach die Informationen über den Djnin präsentierst. Ist wohl Geschmacksache, allerdings hätte ich es interessanter gefunden, wenn du die Infos über ihn mit in den Dialog eingewebt hättest.

Ist einer der Punkte, die ich jetzt ändern würde.

Ich habe diese beiden Sätze mal rauskopiert, weil sie für mich verdeutlichen, wie gut das sprachlich ist. Es liest sich für mich total locker und ich habe ganz kurz an Percy Jackson und Rick Riordan denken müssen.

Wow :D da musste ich fett grinsen. Für mich lag es einfach am Sprachstil der Geschichte. Ich schreibe eigentlich nicht in Ich-Perspektive, aber ich fand den Sprachstil vom Original so schön, dass ich mich da mitversucht habe. Hat auch was schönes, weil man dann eben so locker-flockige Sätze und Beschreibungen geben kann, die mit einem anderen Erzähler nicht möglich wären. Ich will btw. mal einen komplett neutralen Erzähler ausprobieren. Ich finde es interessant, Figuren nur durch ihre Erscheinung vorzustellen und kein Fenster in den Kopf zu geben.

Das habe ich nicht verstanden. Ich hatte es so verstanden, dass der Wunsch, kein Alkoholiker mehr zu sein, auch diesen Wunsch nach Alkohol löschen würde. Was hätte der Wunsch sonst gebracht, bzw. wie ist er dann in seiner Wirkung zu verstehen?

Alkohol ist ein Vereinfacher, ein Fluchtloch, das dir schwere Gedanken und Entscheidungen abnimmt. Der Prot. ist kein Alkoholiker mehr, aber ich dachte mir, dass er vielleich die Leichtigkeit vermisst, die damit kommt.

Wäre das nicht ein Wunsch von ihm? Ich finde, dass es schon ein starkes Motiv sein könnte.

Wäre ein möglicherer starker Punkt für eine Neuschreibung. Vielleicht, wenn es mich mal richtig packt, wer weiß schon, was in ein oder zwei Jahren wieder ist :bounce: danke dir für deinen Kommentar! Hat mir Spaß gemacht, mich wieder mit meinem eigenen Geschreibsel auseinanderzusetzen.

Liebe Grüße
Meuvind

 

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