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Drachenjägerin

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24.08.2003
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Drachenjägerin

"Komm her, kleines Kerlchen! Komm zu Mami... gut so, jetzt hab ich dich! Ja, halt ganz still, ist schon gut so!"
Der Drache in meinem Arm ziepte fröhlich. So sind sie, die Kleinen, immer zutraulich und freundlich.
Ich würde ihn zu Xyrgon bringen. Sein hoher Turm rief immer ein mulmiges Gefühl in mir wach, "so, als ob mein Schicksal dort warten würde", sagten die Menschen dazu. Oder "So, als ginge jemand über mein Grab".
Ich stopfte den wuselnden Drachen in einen kleinen Käfig aus Ästen, die an den Seiten mit Lederbändern grob fixiert waren. Die Tür hinter ihm verkeilte ich mit einem geraden Aststück.
Der Gefangene machte es sich gemütlich und guckte mich aus großen, funkelnden Augen an. Ich seufzte ein wenig und musterte den mich umgebenden Wald. Die kleinen Viecher waren schwer zu entdecken, mit ihren grünen Schuppen waren sie im dicken Moos gut getarnt.
Zum Glück waren sie ebenso neugierig wie niedlich. Immer, wenn ich einen Drachen zu fangen versuchte, kamen ganze Scharen von ihnen angelaufen und kauerten sich an einen Ort, wo ich sie nicht entdecken konnte.
Deshalb gab es nicht viele Menschen, die Drachenjäger werden konnten, hier, auf Firan.
Meine Augen waren besser als die meiner Familie, besser als die meiner Freunde. Und deshalb hatten meine Leute auch mehr Geld als die anderen, denn Xyrgon bezahlte gut. Und deswegen konnte ich auch die kleinen Drachen entdecken, die mir, in alle möglichen Winkel gekauert, dabei zusahen, wie ich ihre Brüder fing und sie in kleine Käfige sperrte.
Die Menschen in meinem Dorf waren bitterarm. Den einzigen, bescheidenen Wohlstand, den wir hatten, verdankten wir meinen Augen.
In den letzten Wochen war es immer schwerer geworden, einen von ihnen zu fangen. Entweder, sie hatten etwas daraus gelernt und beobachteten mich nicht mehr, oder sie versteckten sich jetzt besser...
Da, auf dem Moosteppich funkelten blaue Augen! Ich schlich langsam auf den Drachen zu, gab das lange geübte Gurren von mir und schnappte ihn mir.
Er guckte mich groß an und quietschte empört, als ich ihn vorsichtig in den Kasten steckte und diesen dann verschloss.
Ich zog den Handkarren hinter mir her. Ich hatte sechs der kleinen Drachen erwischt - keine schlechte Bilanz. Allmählich wurde ich richtig gut darin!
Sollte ich erst nach Hause fahren, oder gleich zu Xyrgon gehen?
Ich beschloss, erst eine Rast einzulegen und etwas zu essen. Und welcher Ort konnte dafür besser geeignet sein als das Haus meiner Eltern?
Also zerrte ich den Karren fröhlich in diese Richtung. Meine sechs Reisebegleiter gurrten freundlich.

Zu hause angekommen, rannte mir mein kleiner Bruder entgegen. Er hinkte, wie immer, aber seit einiger Zeit konnte er wieder schnell laufen. "Heee, Elrika! Ich habe schreckliche Dinge über Xyrgon gehört!"
"Was denn?", fragte ich ihn, nur halb interessiert. Immerhin erzählte er mir alle zwei Tage neue schreckliche Dinge über Xyrgon.
"Die alte Wyrd hat gesagt, dass er die kleinen Drachen quält!"
"Wirklich?" Meine Neugier war geweckt. Wyrd kannte Xyrgon angeblich von früher. Die Alte war zwar als Klatschtante des Dorfes bekannt und berüchtigt, aber hiess es nicht, in jeder Legende stecke ein Körnchen Wahrheit?
Also marschierte ich einen Halbkreis um den Karren zu drehen, ließ meinen Bruder stehen und marschierte auf Wyrds Hütte zu. Er eilte mir hinterher, in seinem vertrauten, hüpfenden Lauf.
"Wyrd, Alarik erzählte mir, dass du etwas über Xyrgon weißt?", fragte ich die Alte, die wie immer vor ihrer Hütte in der Sonne hockte, das lange weiße Haar zu einem wirren Dutt aufgesteckt.
Sie nickte und machte eine Geste gen Boden. Folgsam setzte ich mich, gegen den Karren gelehnt. Sechs neugierige kleine Drachen fixierten die alte Frau aus glitzernden Augen durch die Gitterstäbe hindurch.
"Oh ja! Ich war neulich in der Nähe seines Schlosses", sie senkte verschwörerisch die Stimme, "und da habe ich Schreie gehört! Schreie von solchen da! Und als ich dann näher heranging, scheuchten die Wachen mich fort..."
Ich nickte ernst. Sicher, Wyrd war immer schnell mit Schauergeschichten bei der Hand, aber... vielleicht lag sie ja wieder einmal richtig?
"Ich entfernte mich also... aber trotz meines Alters sind meine Augen immer noch scharf! Ich sah an einer Wand einen Schatten... Xyrgons Schatten, umgeben von zuckenden Blitzen..."
Ich wusste, wenn ich sie jetzt nicht unterbrach, würden in ihrer Geschichte fliegende Greife und Ritter in Rüstungen auftauchen. So war Wyrd, und das ganze Dorf mochte sie so, wie sie war, aber ich hatte keine Zeit für ihr Geschwätz.
Obwohl ich ihre Neigung zu Übertreibungen kannte, hatte ihre Geschichte leichte Besorgnis in mir geweckt.
"Ich werde das überprüfen", versprach ich. "Mit denen da als Eintrittskarte lassen die mich ins Schloss."
Wyrd und Alrik nickten. Ich erhob mich und zerrte den Karren von dannen, vergessen war die Rast in der elterlichen Hütte.

Auf dem Weg begann es zu regnen. Die kleinen Drachen störte der Regen nicht weiter, aber meine Laune wurde dadurch nicht gerade besser. Bei diesem Licht sah Xyrgons Burg unheimlich aus, und wie gerufen zuckte ein Blitz vom Himmel. Ein Gewitter! Ich mußte mich sputen.
Vollkommen durchnässt erreichte ich schließlich das Tor. Meine Faust verursachte nur einen schwachen Klang, als ich sie dagegenprallen ließ, aber es reichte. Die kleine Pforte im hohen Tor öffnete sich einen Spalt, ohne zu quietschen. Ein behelmter Kopf wurde hindurchgesteckt. "Wer ist da?", fragte der Wächter mit rauer Stimme.
"Elrika, aus dem Dorf! Ich bringe neue Drachen!", rief ich über den Donner hinweg. Noch nie waren mir die Stimmen der Wachposten so unfreundlich vorgekommen!
Der Wächter musterte mich und öfnete die Pforte dann ganz.
Ich passierte sie mit klopfendem Herzen. "Hier, bringt die Drachen zu Eurem Herrn", bat ich den Torwächter, so, wie ich es normalerweise immer tat. Dann wäre er kurz weg und ich könnte mich in die Burg schleichen.
"Nee, ich kann hier nicht weg, Kleene!", meinte er und ließ all meine Pläne zu Staub zerfallen. "So gern ich auch würde, denn in der Burg ist es trockener und wärmer als hier draußen. Sauwetter. Hey! Deornoth!" Die letzten Worte schrie er so laut, dass mein Trommelfell schmerzte.
Ein anderer Wächter steckte den Kopf aus dem Gebäude, in dem sich, wie ich mittlerweile wusste, die Wachstube befand.
"Was denn?", brüllte er zurück, obwohl der andere Wächter nur einige wenige Pferdelängen von ihm entfernt stand.
"Bring die Drachen da zu Xyrgon!", kam die Antwort in ebenfalls ohrenbetäubender Lautstärke.
Mit einem geschrienen "Ja, gut!" trat Deornoth aus der Wachstube, packte die Käfige, in denen die kleinen Drachen steckten und verschwand im Schloss.
Ich zog den Karren einige Schritte bis aus der Sichtweite des Wächters. Dann näherte ich mich ihm zögernd.
"Dürfte ich wohl... einmal auf den Abort, werter Herr?", fragte ich gespielt schüchtern.
"Na gut, da hinten lang, und dann rechts!", knurrte er, konnte es wohl kaum erwarten, zurück in die trockene Wachstube zu kommen.
Er verschwand im Haus, und ich verschwand in der Burg. Die Korridore waren hoch und kühl.
An den Wänden hingen Teppiche!
Ich tappte durch die steinernen Korridore, bewunderte die schiere Größe der Flure. An den Seiten gingen von Zeit zu Zeit Türen ab, die aber verschlossen waren.
Ich kam zu einer Treppe und schlich sie empor, eine Spur aus Wassertropfen hinterlassend.
Ich nahm etwas wahr, das mir vertraut vorkam, einen Geruch von Sauberkeit und Regen. So roch es in Wäldern, in denen die kleinen Drachen vorkamen. So rochen die Drachen selbst!
Ich folgte dem Geruch, bis ich in einen riesigen Raum kam. Er war verschwenderisch ausgestattet. Der Boden war dick mit weichen Teppichen belegt, in denen meine Füße bis zum Knöchel verschwanden. Ein hochlehniger Sessel stand vor einem Kamin, in dem ein hohes Feuer loderte.
Auf Zehenspitzen näherte ich mich dem Sessel. Ein niedriger Beistelltisch war daneben platziert, auf dem ein aufgeschlagenes Buch lag.
Ich hielt den Atem an. Sicher würde Xygron gleich eine Hand aus dem riesigen Sessel strecken und nach dem Buch greifen?
Außer meinen eigenen Atemzügen und dem Knacken des Feuers vernahm ich kein Geräusch in dem Raum. Ich spürte auch keine Präsenz. Und in dem Sessel...
Er war wirklich leer. Ich setzte mich hinein, kam mir einerseits wie eine Königin und andererseits sehr verloren vor. Ich griff nach dem Buch.
Es war ein dicker Foliant in ausgezeichnetem Zustand. Die Folianten, die Wyrd in ihrer Hütte hatte, sahen viel zerlesener aus.
Die Seiten bestanden aus Pergament, die Schrift war geschwungen. Mühsam entzifferte ich einige Wörter...
... die kleinere Abart der Drachen, genannt Draconis vulgaris, unterscheidet sich von seinem größeren Vetter, dem Draconis nobilis, durch...
Ich konnte nicht besonders gut lesen. Wyrd konnte es, und sie hatte es mir beigebracht. Es gab also größere Drachen als die, die ich in den Wäldern fing? Was würde Xyrgon wohl für einen von denen bezahlen?
Nein, ich war ja hier, um herauszufinden, was Xyrgon mit den kleinen Drachen anstellte! Und nicht, um ihm noch mehr hilflose Opfer auszuliefern. Aber halt - das war nicht fair. Ich wusste nicht, was er tat, und Mutter hatte mir beigebracht, niemals vorschnell zu urteilen.
Ich blickte weiter im Raum umher. Ein Bücherregal stand an der Wand, die restlichen Wände waren mit Teppichen behangen. Ich betastete die prächtigen Wandbehänge, flauschig weich und seidig glatt wie sie waren, dann wandte ich mich dem Bücherregal zu.
Der Korridor am Ende der Treppe hatte direkt in diesen Raum geführt. Irgendetwas Wichtiges musste hier sein.
Ich entzifferte mühsam die Buchtitel an der Wand. "De Dracones" las ich, und "Über Drachen" und "Abhandlung über dy Specyes des Drachen". Ein Buch war in einer Schrift benannt, die ich nicht kannte, und ich zog es heraus. Ich konnte ja Wyrd danach fragen, was es war.
Vor lauter Faszination über diesen ungewöhnlichen Raum hatte ich total vergessen, wo ich war und warum. Und auch, dass Deornoth und sein Kamerad vermutlich bereits nach mir suchten und es durch die nassen Fußspuren leicht sein musste, mir zu folgen, fiel mir erst jetzt wieder ein - dafür aber mit der Wucht eines fallenden Sterns.
Entschlossen riß ich an dem Buch, um es an mich zu bringen. Vielleicht hatte ich ja noch Zeit, zu verschwinden? Plötzlich spürte ich Widerstand.
Vor der Tür näherten sich nun Schritte. "Ob sie in der Bibliothek ist?", hörte ich eine Stimme.
"Das traut sie sich nie. Sicher hat sie sich an einem anderen Ort versteckt. Oder sie hat sich verlaufen..."
Panisch zerrte ich an dem Wälzer.
"Komm, wir gucken wenigstens. Sie kann doch höchstens in dem verdammten Sessel sein!"
"Aber Xyrgon hat uns verboten, die Bibliothek zu betreten! Sagte, wir würden alles dreckig machen und..."
Es klickte leise. Das Bücherregal schob sich scharrend zur Seite und offenbarte ein Loch in der Wand.
Froh über das unerwartete Versteck schlüpfte ich hinein - gerade rechtzeitig, denn das Regal schob sich über die Öffnung. Ich schloss die Augen, um das Dunkel auszusperren, aber es wirkte nicht. Hastig schlug ich ein Schutzzeichen.
Ich hörte, wie die Tür sich öffnete. Gedämpfte Schritte überquerten den Teppich, warfen offenbar einen Blick in den Stuhl und verschwanden dann wieder. "Da is die Kleene nicht", berichteten sie ihrem Kameraden.
Die Tür schloss sich wieder.
Ich lehnte mich mit dem Rücken gegen das Regal. Ein erleichterter Seufzer entfloh meinen Lippen.
Mit beiden Händen tastete ich nach irgendetwas. Es war dunkel, und als ich meine Augen öffnete, war es immer noch dunkel. Ich schalt mich eine Närrin, mich hinter meinen Lidern verstecken zu wollen wie ein kleines Kind. Aber meine Hände ertasteten nur glatte Wände. Keinen Schalter, nichts.
Also tastete ich mich voran, bis es nicht mehr weiter ging. Dann blieb ich stehen und lauschte.
Durch die dicke Wand hörte ich das Gurren von kleinen Drachen, das Klappern von irgendetwas. Dann Schritte, die sich entfernten.
Ich drückte und schob an der Wand herum, bis ich schließlich - mehr durch Zufall - an einen Hebel stieß.
Klickend schwang die Wand vor mir zur Seite und offenbarte ein Gehege, das von kleinen Drachen nur so wimmelte. Sie wuselten übereinander und gurrten leise.
Ich stieg über den kniehohen Zaun und fuhr einigen von ihnen über den glatten Rücken und die schönen Köpfe. Keinem von ihnen ging es schlecht, sie alle waren gut genährt, und es waren viele. Mehr als fünfzig der kleinen Echsen schlichen umeinander und rieben die Köpfe aneinander.
Auf einem Wandregal fielen meinen Augen Gelege auf, die in Schalen mit Sand lagen. Auf der anderen Seite waren noch mehr Eier, es waren nur wenige, und sie waren größer als die anderen. Auch schienen sie besser gesichert zu sein. Der würzige Geruch nach Regen und Wald war hier sehr stark, und ich atmete ihn tief ein. Ich liebte es, wie die kleinen Drachen rochen.
Ich bahnte meinen Weg durch die Drachenmassen hindurch und ertastete schließlich an einer freien Wand, an der nur wenige Regale standen, eine Türklinke. Regale waren vor der Tür montiert, allerdings schienen sie leer zu sein.
Ich öffnete sie vorsichtig. Sofort kamen mir Schreie eines der kleinen Drachen entgegen.
Ich machte einen Schritt in den Raum und erblickte eine wahrhaftig unglaubliche Szene. Xyrgon stand, in eine schwarze Robe gekleidet, vor einer durchsichtigen Kugel. Darin war ein kleiner Drache gefangen, durch den grelle Blitze zuckten. Xyrgons Rücken versperrte mir die freie Sicht. Von den Schultern seiner Robe ragten Zacken empor, und ein hoher Stehkragen nahm mir die Sicht auf die Farbe seines Haars.
Ich hatte Xyrgon bereits einmal getroffen. Meine Erinnerung malte Bilder eines attraktiven Mannes von einer zeitlosen Ausstrahlung und langen dunklen Locken.
Wie konnte ich den armen Drachen nur retten?
Mein suchender Blick fiel auf einen Tisch, an dem ein großer Hebel angebracht war. Auf Zehenspitzen schlich ich darauf zu, immer darauf bedacht, mich langsam zu bewegen. Xyrgon sollte meine Bewegung noch nicht einmal aus den Augenwinkeln wahrnehmen.
Aber ich hatte mich verrechnet. Die Tür, durch die ich gekommen war, fiel klickend ins Schloss. So leise ich sie geöffnet hatte, so laut kam mir nun das Klicken vor. Und Xyrgon hatte es auch gehört.
Xyrgon wirbelte herum, sah mich und wurde der Situation gewahr. Ich war beeindruckt von seiner Schnelligkeit. Er machte einige Schritte auf mich zu. "Bei den Göttern, Mädchen, nicht!", brüllte er.
"Warum nicht?" Ich hatte den Hebel jetzt erreicht und schob ihn nach oben.
Die Schreie des kleinen Drachen erstarben. Die Blitze hörten auf zu zucken, und Xyrgons Schultern sackten nach vorn.
"Närrin! Was hast du nur getan?", rief er. Er stürzte zu der Glaskugel und öffnete sie, zog den schlaffen Körper des kleinen Drachen heraus und drückte ihn an sich. Die vier Beine der Kreatur baumelten schlaff herab, und der Kopf auf dem langen Hals war zur Seite gelegt. Der Kleine schien tot zu sein.
Tränen schossen mir in die Augen, als ich merkte, was geschehen war. Es überraschte mich nicht im geringsten, dass auch Xyrgon weinte, den schlaffen Körper in den Armen wiegend, wie meine Mutter damals Alarik gewiegt hatte, als er geboren worden war.
"Was hast du getan, Närrin", flüsterte er. "Oh Windspiel, kleine Windspiel!"
Ich trat einige Schritte auf ihn zu. Wie er dort am Boden kniete, wirkte er plötzlich sehr klein und sehr zerbrechlich.
Ich berührte den kleinen Drachen vorsichtig und schrak zurück, als ich einen elektrischen Schlag bekam. Windspiels kleiner Körper zuckte, und sie gab ein Geräusch von sich, so leise, dass ich es fast überhört hätte.
"Xyrgon, sie ist gar nicht tot!", rief ich. Wieder berührte ich sie, und wieder, bis sie vorsichtig die Augen öffnete.
Erst, als sie sich bewegte, erwachte der Magier aus seiner Starre. Als sie leise gurrte, lächelte er. Und als sie dann aus seinen Armen auf den Fußboden sprang und begann, sich hin und her zu wälzen, lachte er glücklich.

"Ich versuche, ihnen ihre Flügel wiederzugeben. Siehst du das?" Er deutete auf eine Zeichnung, die einen Drachen darstellte, dessen Skelett durch die Haut schimmerte. An der Schulter war ein knochiger Fortsatz zu sehen. "An dieser Stelle wuchs einst der Flügel der kleinen Drachen, und sie konnten fliegen wie Vögel."
"Und warum können sie das heute nicht mehr?", fragte ich ungläubig.
"Weil sie keine Flügel mehr haben!"
"Und was wollt Ihr dagegen tun?"
"Ich experimentiere noch. Zur Zeit versuche ich es mit dieser Maschine. Es ist von größter Wichtigkeit, dass sie wieder das Fliegen lernen!"
"Warum das, Meister Xyrgon?"
"Sie sterben aus, weißt du? Die Zahl der Eier, die einer von ihnen legt, hängt davon ab, wie weit sie fliegen! Die Weibchen legen mit jedem Gelege nur noch ein oder zwei Eier… Deshalb werden sie mit jeder Generation weniger... und weniger..." Seine Stimme wurde leiser, bis sie schließlich erstarb.
"Das verstehe ich nicht."
Xyrgon erhob sich und ging zu den großen Bücherregalen an der Stirnwand des Raumes. Ohne zu suchen zog er ein Buch heraus und legte es auf den Tisch. Es schien schwer zu sein, aber er trug es beinahe mühelos.
Seine schlanken, blassen Hände schlugen eine Seite auf und strichen beinahe zärtlich über das weiche Pergament. "Siehst du das?"
Es war das Bild einer Drachenfamilie. Zwei große Drachen flogen über den Himmel, umgeben von mindestens dreimal mehr Küken, als ich Finger hatte. Ich nickte.
Er blätterte einige Seiten weiter. Dieses Mal war nur ein einziger geflügelter Drache abgebildet. "Das ist ein Großdrache" erklärte er mir. Er deutete auf den Text unter dem Bild. "Dort steht, dass Großdrachen nur wenige Eier legen, die kleinen Drachen dagegen viele. Das Buch ist sehr alt, weißt du?"
"Und warum legten die Kleinen mehr Eier als die Großen?"
"Ah, ich hatte gehofft, dass du diese Frage stellen würdest." Xyrgon lächelte mir zu. "Damals kam das erste Mal die Behauptung auf, dass die Anzahl der Eier, die ein Drache legen könne, mit der Reichweite seines Fluges zusammenhinge. Die großen Drachen, die nicht sehr weit flogen, legten wenige Eier, die kleinen quirligen Walddrachen dagegen viele."
"Und stimmt das denn?"
Er blätterte erneut eine Seite weiter. Darauf war ein Gelege mit nur wenigen Eiern abgebildet.
"Also machten die Menschen damals Versuche. Sie sperrten die kleinen Drachen in einen geschlossenen Raum, als sie paarungsbereit waren. Aber das reichte nicht - sie flogen Runden um Runden um Runden im Zimmer herum, und das Gelege war fast so groß wie das der frei lebenden Artgenossen."
"Und dann?"
"Dann banden sie ihnen die Flügel fest."
"Wie grausam!" Meine Stimme versagte und ich flüsterte die Worte.
"Ja, aber dieser grausame Versuch war mit Erfolg gekrönt. Das Gelege war sehr klein, nur drei Eier waren es."
"Aha..." Meine Augen weiteten sich. "Und warum haben die Drachen keine Flügel mehr?"
"Das herauszufinden ist eine meiner Aufgaben, Elrika." Er lächelte wieder. "Ich verstehe das alles nicht ganz. Um die Thesen der alten Gelehrten zu überprüfen, muss ich den Drachen weh tun - aber es gibt keinen anderen Weg, das siehst du doch ein?"
"Sicher wird es Euch gelingen!" Der Gedanke an eine Welt ohne Drachen schien mir zu schrecklich.
"Willst du mir dabei helfen, Mädchen? Wenn du sie alle zu mir bringst... es sind nur noch so wenige, Mädchen! Vielleicht sind sie bald von der Oberfläche der Erde verschwunden..."
Ich nickte, ohne zu zögern.

 
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Hej vita!

Uffz, da musst Du noch mal ran, sind noch einige Fehler drin!

Die Idee an sich finde ich aber klasse, genauere Inhaltliche Kritik gibt es nach dem zweiten Teil der Korrekturen.

So sind sie, die Kleinen, immer zutraulich und freundlich.
Ich würde ihn zu Xyrgon bringen. Obwohl mir vor seinem hohen Turm immer ein wenig mulmig wird, bezahlt er die besten Preise für die Drachen.
Plötzlicher Tempuswechsel, im nächsten Satz dann wieder Vergangenheit...
Zu Hause angekommen,
"Wyrd, Alarik erzählte mir, dass du etwas über Xyrgon weißt?"
Naja, das weiß sie ja schon, siehe oben. Ich würde die Frage also präzisieren.
"Oh ja! Ich war neulich in der Nähe seines Schlosses" sie senkte verschwörerisch die Stimme "und da habe ich Schreie gehört!
Komma hinter "Schlosses" und hinter "Stimme"
"Ich werde das überprüfen" versprach ich.
Auch hier: Komma nach wörtlicher Rede, wenn der Satz weitergeführt wird!

Teil 2 folgt.

Liebe Grüße

chaosqueen

 

Huiiiii
Was ist denn mit meiner Fehlersuche los??

das editiere ich natuerlich sofort

 

Hallo Vita,

da Chaosqueen sich mit der grammatischen Seite ja ausgiebig ebschäftigt, werde ich mich einmal an die inhaltliche wagen. :)

Die Idee ist ganz wundervoll und gut durchdacht, nru an der Umsetzung hät ich ein zwei Sachen zu "bemängeln".

Zuerst einmal geht dir die Sprache sehr leicht von der Hand und es list sich auch flüßig, das gefällt mir sehr gut.
In Ansätzen ist es auch spannend, aber eben nur in Ansätzen. Ich finde du könntest manche Szenen durchaus spannender machen und nicht so leicht zu bewältigen lassen.
Dadurch würdest du den Leser noch mehr in die irre führen.
Beschreibe die Schreie noch intensiver, das Schloss düster und im Regen, mach es dem Prot schwerer die Geheimgänge bzw. Hebel zu finden.
Dann wäre es wirklich spannend und man würde richtig mitfiebern, umso überraschender wäre auch das Ende.

Ansonsten mag ich die Geschichte aber auch jetzt schon sehr gerne.

Nur ein paar Ideen von mir,
Liebe Grüße
Steffi.

 

hmm, daran arbeite ich noch... mal sehen, verdammt, was ist los mit mir, heut?
ich bearbeite das, sobald ich nicht mehr so verdammt müde bin...

 

Hej vita!

Auf die Fehlersuche von Textverarbeitungsprogrammen würde ich mich pauschal nicht verlassen.

Und was Deine Müdigkeit angeht, das muss am Tag liegen, geht mir nämlich nicht anders! ;)

 

Geschrieben von vita
"Wyrd, Alarik erzählte mir, dass du etwas über Wyrd weißt?" fragte ich die Alte, die wie immer vor ihrer Hütte in der Sonne hockte.

Hallo Vita,
diesen Fehler solltest du korregieren, das war doch bestimmt nicht so gedacht oder?
Den Geheimgang und die Suche nach dem Hebel könnte man ausfühlicher beschreiben, aber ich denke das muss nicht unbedingt sein.
Der Schluss der Geschichte ist überraschend, aber gerade das gefällt mir. Es ist nicht immer alles so wie es auf dem ersten Blick scheind.
Gruß Shinji

 

So - editiert! Bitte aber immer noch um Kritik... oder schon wieder...

 

Hej vita!

Ich habe aus meinem ersten Posting alle Kommentare gelöscht, auf die Du eingegangen bist, ein paar sind aber noch stehen geblieben, da solltest Du noch mal ran.

hier nun Teil zwei der Liste:

Die kleine Pforte im hohen Tor öffnete sich einen Spalt, ohne zu quietschen.
Manchmal sag ich auch was Lobendes: Dieser Satz gefällt mir sehr gut, weil er zugleich Atmosphäre schafft und mit Klischees bricht!

Nach wie vor gilt: "Wörtliche Rede", sagte chaosqueen, "wird auf diese Weise mit Kommata abgetrennt." :)

Die letzten Worte schrie er, so laut, dass mein Trommelfell vibrierte.
Das Komma hiter "er" ist überflüssig.
Ich zog den Karren einige Schritte bis aus der Sichtweite der Wache. Dann näherte ich mich ihm zögernd.
Das "ihm" bezieht sie auf die Wache, was falsch ist, da "Wache" nun mal weiblich ist. Da "sie" hier aber wirklich verwirrend klänge, würde ich "aus der Sichtweite des Wachtpostens" oder "des Wächters" oder etwas Ähnliches schreiben.
Es war ein dicker Foliant in ausgezeichnetem Zustand.
Hier frage ich mich, ob ein einfaches Bauernmädchen wirklich den Begriff Foliant kennt - vermutlich weiß sie auch nicht, was Pergament ist. Wenn sie es doch weiß, sollte irgendwo im Text eine Andeutung stehen, warum sie sich mit solchen Dingen auskennt.
Aber Syrgon hat uns verboten, die Bibliothek zu betreten! Sagte, wir würden alles dreckig machen und..."
Heißt er nicht Xyrgon???
In der vollkommenen Finsternis, die mich nach dem Heben der Lider überfiel, konnte ich nicht einmal meine eigenen Hände erahnen.
Ich habe mich beim Lesen eben ernsthaft gefragt, ob sie plötzlich ihre gesamte Kraft darauf verwenden muss, ihre Augenlider zu öffnen - nur, weil man im Dunkeln steht, schließt man die Augen nicht., im Gegenteil, meistens reißt man sie erst einmal weit auf, da das Auge versucht, doch noch ein bisschen Restlicht zu erhaschen.
Den Satz solltest Du umformulieren.
Mein suchender Blick fiel auf ein Schaltpult, an dem ein großer Hebel angebracht war.
Das Wort "Schlatpult" klingt mir zu modern - ich assoziiere automatisch ein Mischpult oder sowas. Und da es nur ein einziger Hebel ist, könntest Du vielleicht auf das Pult einfach verzichten?
Xyrgon, sie ist gar nicht tot!"
Wieos weiß sie, dass es ein Weibchen ist? Ist das so deutlich zu erkennen? Dann solltest Du das dem Leser klar machen.

Inhaltlich: Größtenteils sehr atmosphärisch geschrieben, hat mir gut gefallen. Das Ende kommt mir aber zu abrupt, der Magier ist viel zu schnell der Gute. :)
Hier ließe sich noch einiges machen, eine Verfolgungsjagd mit den Wachen durch das Gemäuer etc.

Auch die Erklärung, dass die Drachen ihre Flügel nicht mehr brauchten, wirkt angesichts der Tatsache, dass sie weit fliegen müssen, um sich fortpflanzen zu können, unglaubwürdig.
Überhaupt: Was hat das Fliegen mit den Eiern zu tun? Dass solltest Du genauer erläutern, damit sowohl der Leser als auch Elrika es verstehen.

Liebe Grüße

chaosqueen

 

Hallo Vita,
ich schließe mich meinen Vorgängern an, fand's auch ziemlich spannend und anschaulich und der überraschende Schluss kam ein bisschen zu plötzlich. Zur Sprache noch:

Meine Augen waren besser als die meiner Familie, besser als die meiner Freunde. Und deshalb hatten meine Leute auch mehr Geld als die anderen, denn Xyrgon bezahlte gut.
Sind ihre Leute = ihre Familie? Warum haben sie dann mehr Geld? Der kleine Dracke "guckt" mehrmals hintereinander und am Ende des zweiten Abschnittes fangen vier Sätze ganz links mit "Ich" an. Außerdem hätte ich mir eine etwas genauere Beschreibung z. B. der alten Frau gewünscht.
Gruß Tamara

 

Hallo ihr Leute,

wo ihr Recht habt, habt ihr Recht! Ich versuche, das zu überarbeiten...
@Chaosqueen:

Es war ein dicker Foliant in ausgezeichnetem Zustand. <-- ist erklärt

Aber Syrgon hat uns verboten, die Bibliothek zu betreten! Sagte, wir würden alles dreckig machen und..." <--- stimmt, ist Tippfehler ;)

In der vollkommenen Finsternis, die mich nach dem Heben der Lider überfiel, konnte ich nicht einmal meine eigenen Hände erahnen. <-- sie hat die Augen ja zugemacht, als sie sich vor den Wachen versteckt hat... aber wenn das noch mehr Leuten nicht gefällt, ändere ich das

Xyrgon, sie ist gar nicht tot!" <--- er nennt sie "seine kleine Windspiel"

Danke für deine Blumen übrigens ;)


@Tamara Danke für das Lob! Hmm, ich hatte mir Wyrd ein bisschen wie die sprichwörtliche Dorfälteste vorgestellt, alt, faltig und mit einer Warze auf der Nase ;) Aber ich denke, ich beschreibe sie ein bisschen weniger klischeehaft - extra für dich!

 

Hej vita!

Die Kommata hinter wörtlicher Rede hast Du nach wie vor ignoriert - die ghören da aber hin, glaub's mir einfach! :)

 

*gg* ich weiß nicht, ich kann mich nicht dran gewöhnen, und ich bin auch zu beschäftigt (=> faul) dazu...

 
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Hallo Vita,

bis auf ein paar Stolpersteine, auf die meine Vorredner ja schon eingegangen sind fand ich Deine Geschichte ganz gut.
Die Drachenjägerin versteht die Pläne von Xyrgon nicht; und ich muß gestehen ich auch nicht. Nehmen wir es mal als Tatsache an, dass die Anzahl der Eier, die ein Drachenweibchen legt, wirklich davon abhängt wie weit es fliegt. Warum sollte das auch nicht so sein, schließlich ist es deine Geschichte und im Bereich Phantasie sollte alles möglich sein. Aber, wenn das Drachenweibchen gar nicht fliegt, dürfte es dann auch gar keine Eier legen.
Verwundert war ich über die Rolle von Wyrd. Erst erweckst Du den Eindruck, das einer Aussage von Wyrd aufjeden Fall nachgegangen werden muss, stellst sie dann aber als Schwätzerin hin. Das passt nicht so richtig.
Warum riecht es in den Wäldern in denen Drachen vorkommen nach Sauberkeit und Regen? Sind dass wirklich die Gerüche, die man mit Drachen in Verbindung bringt?
Die Szene in der Bibliotek solltest Du noch einmal überarbeiten. Elrika sieht sich in aller Ruhe um und erwägt sogar es sich im Sessel gemütlich zu machen.
Plötzlich kommt ihr der Gedanke sie könnte endeckt werden, und schon kommen die Häscher um die Ecke. Das wirkt auf mich irgendwie aufgesetzt. Auch ich würde den Satz abändern in dem Elrika "in der vollkommenden Finsternis, die sie nach dem Heben der Lider überfiel, ihre eigenen Hände nicht erahnen konnte".
Die Geschichte hat aber auch viele Stellen die flüssig und spannend geschrieben sind. Es hat sich auf jeden Fall gelohnt sie zu lesen.:)

Gruß
Jörg

 
Zuletzt bearbeitet:

hi jörg,

danke, sieht fast so aus als wuerde diese geschichte doch nicht in der versenkung verschwinden, sondern ich muesste sie ueberarbeiten *stoehn*
morgen, okay...?

das mit den drachenweibchen und den eiern das werde ich noch aendern, elrika wird einfach eine entsprechende frage stellen und voilá ;)

danke fuers lesen und kritisieren, ich ueberarbeite das, sobald ich zeit habe

*wink*
vita

edit: ist editiert!

 

Hi,

hier nun meine angedrohte Kritik ;)


Die Idee, einen Drachen-Naturschützer in einer Fantasy-Geschichte unterzubringen, hat mir gefallen, die Umsetzung größtenteils auch.
Die Perspektive ist interessant, dass die kleinen Drachen gar nicht so sehr als Feinde gesehen werden, sondern einige Menschen sogar versuchen, ihre Population zu vergrößern.
Dein Erzählstil ist gut ( nicht nur für eine 16jährige :D ) und Du hast teilweise eine sehr bildreiche Sprache.

Ein paar Kleinigkeiten, die mir aufgefallen sind:


Wyrd war immer schnell mit Horrorgeschichte bei der Hand,

Horrorgeschichten


ein hoher Stehkragen verperrte mir die Sicht auf die Farbe seines Haars.

versperrte


Als die Jägerin Xyrgon findet, schreibst Du einmal, dass sie in den Raum "stürzt", um kurz danach "auf Zehenspitzen" weiterzulaufen, damit er sie nicht bemerkt.
Etwas unvorsichtig, die stürzende Schleicherin ;)


Und auch, dass Deornoth und sein Kamerad bereits nach mir suchen mussten, und es durch die nassen Fußspuren leicht sein musste, mir zu folgen, fiel mir erst jetzt wieder ein -

Zweimal "musste", eines würde ich streichen.

Fazit:

Einige (wenige) Holprigkeiten im Text, sonst hat sie mir gut gefallen.

RaG

 

du meinst er... der text ;)

danke fuer die anmerkungen, werde ich natuerlich sofort korrigieren *hetz*

 

du meinst er... der text ;)

Nein, ich meinte


Einige (wenige) Holprigkeiten im Text, sonst hat sie (die Fantasy-Geschichte) mir gut gefallen ;)

 

Hi vita,
Deine Geschichte war angenehm zu lesen. Der Anfang zog mich gleich rein und die Beschreibung vom Schloß und vom Zauberer brachte gut eine gruselige Atmosphäre rüber.
Gestört hat mich nur der Schluß ab dem Zeitpunkt, wo klar wurde, dass der Zauberer die Drachen nicht töten will.
Die Erklärung waren mir etwas langweilig und es hätte noch ein Schuß Spannung gut getan, damit ich das Ende mit der gleichen Spannung gelesen hätte wie den Anfang.
Es hätte ja sein können, dass der Zauberer doch nicht so erfreut war und dass sie aneinander vorbei geredet hätten, weil er geglaubt hat, sie ist eine Diebin und sie meinte sowieso, er wollte die Drachen umbringen...
So "versandet" das Ende etwas.
.. was nichts daran ändert, dass es eine gute Geschichte ist.
Die Erklärung mit den Flügeln und Eiern kommt mir bei genauerer Betrachtung etwas hahnebüchern vor, in der Geschichte glaube ich es allerdings gerne.

L.G.
Bernhard

 

Hallo, vita!

Eine sehr hübsche Geschichte, die Du da geschrieben hast. Schön erzählt, und sie hebt sich inhaltlich angenehm ab von vielen anderen Drachen-Geschichten, die ich so kenne. Hat wirklich Spaß gemacht, sie zu lesen! :)

Über ein paar Dinge bin ich allerdings noch gestolpert, deshalb hier ein kleiner Detailnörgel:

Zuerst: Zeichensetzung bei wörtlicher Rede is wirklich nich Dein Ding, oder? ;) (Soll heißen: Ein paar sind immer noch drin.)

>Obwohl mir vor seinem hohen Turm immer
>ein wenig mulmig wird, bezahlt er die
>besten Preise für die Drachen.

Dieser Satz hängt semantisch leider etwas daneben. Richtig wäre entweder "Obwohl ... mulmig wurde, ging ich trotzdem immer wieder hin. Xyrgon bezahlte nun mal die besten..." oder aber "Zwar wurde...mulmig, aber Xyrgon bezahlte..." Außerdem springst Du hier plötzlich in ein anderes Tempus - Vergangenheit herrscht aber auch hier.

>Zum Glück waren sie ebenso neugierig
>wie niedlich. Immer, wenn ich einen
>Drachen zu fangen versuchte, kamen
>ganze Scharen von ihnen angelaufen und
>kauerten sich an einen Ort, wo ich sie
>nicht entdecken konnte.

Die Verbindung "neugierig" und "niedlich" empfinde ich hier irgendwie etwas seltsam. Vor allem aber: Wenn man sie nicht entdecken kann, woher weiß die Prota dann, dass sie da sind? Da solltest Du evtl. noch mal kurz drauf rumgrübeln. ;)

>In den letzten Wochen war es immer
>schwerer geworden, einen von ihnen zu
>fangen.

... geworden, welche zu fangen.

>Entweder, sie hatten etwas daraus
>gelernt, oder sie versteckten sich
>jetzt besser...

"Oder" passt hier m.E. nich so ganz. Denn das eine wäre ja eigentlich eher eine Folge des anderen denn eine Alternative. Evtl. "...etwas gelernt, oder es gab einfach immer weniger von ihnen." Dadurch könntest Du sogar noch dem späteren Geschehen etwas zuarbeiten, was nie verkehrt ist.

Im Folgenden hast Du hin und wieder ein paar Absätze etwas unglücklich gesetzt, aber das markier ich jetzt nicht extra. Guck halt mal drüber - an einigen Stellen wirkt es etwas auseinandergerissen.

>Zu hause angekommen

Zuhause

>Die Alte war zwar die Klatschtante des
>Dorfes, aber hiess es nicht, in jeder
>Legende stecke ein Körnchen Wahrheit?

Irgendwie is der Satz etwas seltsam. Vielleicht besser "...war zwar überall als Klatschtante berüchtigt..." - dann kommt m.E. der Gegensatz besser raus.

>Also drehte ich, ließ meinen Bruder

Drehte ich mich um?

> schnell mit Horrorgeschichten bei der

Besser "Schauergeschichten". "Horror" klingt mir in diesem Kontext zu modern.

>Übertreibungen kannte, hatte ihre
>Geschichte leichte Besorgnis in mir
>wachsen lassen.

Wieso Passiv? Besser wäre Aktiv: "...Besorgnis in mir geweckt."

>so laut, dass mein Trommelfell
>vibrierte.

Das macht es immer! ;) Vielleicht "schmerzte"?

>Mit einem geschrienen "Okay!" trat

"Okay" finde ich unpassend - ebenfalls zu modern. Vielleicht ein gebrülltes "schon gut"?


>genannt Draconis ordinaris,
>unterscheidet sich von seinem größeren
>Vetter, dem Draconis nobilis,

Vin ordináire? :D
Zugegeben, meine letzte Lateinstunde war vor dem Krieg oder so, aber ich glaube mich zu erinnern, dass das eher Draco vulgaris und Draco nobilis heisst, so Du Dich denn auf Latein berufen solltest.

>Wyrd konnte es, und sie hatte mir
>einige Buchstaben beigebracht.

Mit nur ein paar Buchstaben käme sie aber nicht weit. Sie hat ihr wohl eher einfach nur das Lesen beigebracht. So, wie Elrika in der Geschichte liest, kann sie es wohl einigermaßen.

>Ich schloss die Augen, um das Dunkel
>auszusperren.

Ähm... wie bitte? Lies den Satz am besten selber noch mal - evtl. fällt Dir was auf? :D

>Gedämpfte Geräusche überquerten den
>Teppich, warfen offenbar einen Blick in
> den Stuhl und verschwanden dann
>wieder.

Du meintest "gedämpfte Schritte"? Und "jemand warf einen Blick"? So wirkt es leider etwas unfreiwllig komisch.

>Es war dunkel, und als ich meine Augen
>öffnete, war es immer noch dunkel.

s.o. - das mit den Augen und dem Dunkel und so, das solltest evtl. nochmal gründlich überdenken, was Du da eigentlich sagen wolltest. So jedenfalls wirkt es auf mich sehr verquast.

>Aber meine Hände ertasteten nur glatte
>Wände. Nichts. Kein Schalter, nichts.

Zweimal hintereinander "Nichts" - nich so doll!


Ich hoffe, ich hab sonst nix übersehen. Das wäre ja furchtbar! :D

Einige kleine Anmerkungen noch zum Inhalt:

- Wenn Elrika schon so oft Drachen bei Xyrgon abgeliefert hat, dürfte sie dort bekannt sein bzw. dürfte es eine Routine geben, wie Übergabe und Bezahlung stattfinden! Das könnte man noch mal überarbeiten.

- In der Sequenz direkt nachdem sie die Geheimtür findet, ist etwas unklar, ob es jetzt hell oder dunkel ist bzw. wo genau sie sich befindet. Und wie es weitergeht. Eine "Türklinke in einer freien Wandstelle" jedenfalls finde ich erklärungsbedürftig. Und: Wenn Xygorn über das Geschrei der Drachen hinweg das Klicken der schließenden Tür hören kann, hätte er eigentlich auch das Öffnen hören müssen!

- Das mit den Drachen und den Flügeln usw. am Schluss finde ich noch etwas erklärungsbedürftig.

So. Jetzt aber genug genörgelt! Eine sehr schöne Geschichte, trotz alledem! Und: Ja! Ich bin ein fürchterlicher Klugscheißer und Nörgelfritze! :D

Liebe Grüße,
Horni

 

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