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Dothias zu Sintram

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27.10.2002
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Dothias zu Sintram

Dothias zu Sintram

1.Szene

Ein junger Mann steht neben einem Holztisch, auf
welchem sich ein Schachbrett mit aufgestellten Figuren
befindet. Um den Tisch sind drei Holzstühle gereiht.

Dothias: (spricht in überheblichem und sehr schnellem
Tonfall)
Mein Name ist Dothias zu Sintram. Spieler von Beruf, und mit Recht darf ich die Behauptung wagen- in meinem Stand darf ich den Kragen am höchsten tragen.
Nicht nur weil ich in allen Bereichen von BlackJack
über Quartett bis hin zum russischen Roulette Alles und
Jeden geschlagen hab’- Nein, ich bin wohl auch der einzige, der es je mit dem Teufel im Spiel der Spiele- im Schach aufgenommen hat...
(kurz senkt Dothias den Kopf, hebt ihn aber sofort wieder)
Nun, wie die Partie ausgegangen, kann ich euch nicht
berichten, da es noch ansteht sie auszutragen- doch aufgepasst!
Heut’ Abend knüpf ich ihn mir vor, den alten Rabenseid
bloß gefasst!

Ein tosendes Donnern lässt Dothias zurücktaumeln.
Plötzlich steht ein Zwerg mit spitzer Nase, ungeschnittenen Fingernägeln und roten Backen hinter Dothias.
Dothias: (hat sich wieder besonnen und beäugt kritisch
den kleinen Gast)
Wer seid Ihr kleiner Mann, und was sucht ihr in meinem bescheid’nen Haus?
Doch überhaupt- gab euch eure Frau Mama denn nie die
Scher’ und den Kamm, um zu schützen das Haupt vor Filz
und Laus? Ein Fink, wie Sie einer sind, ist mir hier nicht Willkommen. Schon gar nicht an diesen Abend, an dem ich mein’ teuersten Gast seit langem geladen.

Der Teufel: (spricht mit einer rasselnden, halb
krächzenden Stimme deren Worte sich fallweise
im Kropf zu verfangen scheinen)
Halt das Maul, Schwätzer.
(lange Pause, anschließend verbeugt sich der Teufel theatralisch)
Auf die Frage, wer es wagen sollt’, sich Dir anzugesellen, will ich Dich gern der Antwort stellen. Es ist der finst’re Gesell, den Du vor Zeiten zu
Dir bestellt und nun erschienen, seinem Versprechen zu dienen, wie es sich im Rechte der Sitte verhält.

Der Teufel wartet kurz ab und besteigt schließlich
mühselig einen seitlichen Stuhl.

Dothias: (geht um den Tisch herum, setzt sich
schließlich dem Teufel gegenüber und spricht
sichtlich eingeschüchtert weiter)
Wünscht mein Gast sogleich zu spielen, und wenn- welche Seite darf ich führen?
Oder wünscht der Herr an einer Partie 17 und 4
sich zu laben, und hier bei mir, in besonnener
Manier ein Spielchen gegen das Glück zu wagen?

Der Teufel: Lass mich Dir eine Geschichte erzählen.
(er richtet sich auf und blickt Dothias ins Gesicht) Als ich vorhin, in dunkler Nacht zu Deiner Haustür lief und beinah’ dran vorbeigegangen wär’, begegnete mir der Tod und fragte mit blitzenden Augen nach Dir. Ich sprach zu ihm: “In dieser Richtung vermut’ ich ihn!” und zeigte ihm den falschen Weg- doch wär’s ein
leichtes für mich, ihn vor Deine Schwelle zu führen und dann glaube mir, fühlt sich Dein Herz im Busen matt und träg’.
D’rum ist mein Vorschlag folgender- wir spielen um Leib’ und Seele und gewinnst Du- findet der Tod niemals hierher, verlierst Du aber, erwart’ ich Dich im Fegefeuer als Kaminenkehrer.

Dothias: (bleibt erst starr sitzen, holt dann ein Kartenspiel aus seiner Hosentasche,legt es auf das Schachbrett, und lehnt sich selbstsicher zurück)
Ein würdiger Einsatz, doch bleibt am Ende, vorm Anfang, noch die Frage nach der Wahl der Farbe.
Wir könnten dem Glück das Los über Schwarz und Weiß überlassen, und uns somit auf eine gleichwertige Chance bei der Farbenwahl verlassen.

Der Teufel senkt den Blick auf eine Stelle vor Dothias, holt einen Löffel hervor und scharrt mit diesem über den Tisch bis zu sich heran. Schließlich hebt er ein Körnchen auf und verzehrt es.

Der Teufel: Ein wunderbarer Vorschlag, doch birgt er eine Ungereimtheit. Denn folgten wir dem Rat benötigten wir noch einen Richtersmann, der Glück zwischen Tod und Bestehen auf unbefang’ne Weise vertreten kann.
(er beugt sich vor und blickt suchend auf den Tisch bis er schließlich Dothias anstiert)

Dothias: Ich wüsste nicht, welch einen wir nun noch zu uns
bitten könn’, der jenen Ansprüchen gerecht, meinen Gaste könnt’ verwöhn’.
Hier lebt sonst niemand außer manches Federvieh, dass von Zeit zu Zeit auf Nahrungssuche durch diese Gebiete zieht.

Der Teufel: (nimmt den weißen König in die Hände)
Falls mein Gastgeber darum nicht verlegen wird, bestimme ich den Richter, vorrausgesetzt natürlich, dass dies ihm nicht die Lust am Spiel verdirbt?

Dothias: Es wär’ mir nichts lieber, als Ihnen solch’ eine Freude zu bereiten, denn wer spielt schon gerne, ohne dabei fair zu bleiben.

Der Teufel: (legt den weißen König auf das Schachbrett und stellt den schwarzen daneben)
Nun ist’s, verehter Sintram, dass ich nicht wissen
kann, wie’s um unser beider Zukunft Schicksal steht; doch vermut ich, dass in ihr, ein Tauberich zu Grunde geht. Und es half ihm keiner, als der Rabe kam, und ihn am Schnabel zerrend, mit zu Den Seinen nahm.

Ein Scharren ist von der Holztür her vernehmbar. Dohtias steht mit wackligen Beinen auf und taumelt zur Tür. Während er sie zögernd öffnet hüpft der Teufel vom Tisch hinunter und rückt den dritten Stuhl für den nächsten Gast her. Es betritt ein großer kahlköpfiger Mann mit bleichem Gesicht und gekrümmter Nase das Haus. Er ist bis auf die Schultern mit einem schwarzen Umhang bekleidet. Sein Kopf hängt schlaff herab während seine Hände mit gespreizten Fingern aus seiner Bekleidung herausragen. Er geht zu dem dritten Stuhl, setzt sich und holt unter seiner Bekleidung einen Kelch heraus.

Der Tod: (hebt den Kopf gerade so weit, dass man seine
Augen sehen kann): Denn nun träumt Sintram seinen
Traum. Wie das verloren Blatt vom Apfelbaum, in Wind
und Welle sich verfängt- und weiter glaubt an Sintrams
Traum.

Eine lange Pause entsteht, bis der Teufel schließlich
Dothias den Kelch reicht, damit dieser davon trinkt.
Dothias nimmt einen kräftigen Schluck und stellt den
Kelch wieder ab. Anschließend dreht der Tod das
Schachbrett mit der weißen Seite zu Dothias. Wieder entsteht eine lange Pause.

Der Tod: Weiß ist am Zug.

2.Szene

Dothias sitzt unter dem Tisch zusammengekauert
und weint seine Tränen in den Kelch. Der Tod
sitzt ausdruckslos am Tisch und zupft mit seinen
Fingern auf einer Geige. Der Teufel marschiert
triumphierend auf und ab. Während er spricht
wird es dunkler in Sintrams Raum.

Der Teufel:
Den ersten Zuge wollt’ er machen
Doch schon vorher fing er an zu lachen
Tränen niemals sah ich solche je zuvor
Den Wein trank er der arme Tor
Nun schmeckt’s ihm bitterlich
Nun steht er vor Gericht
Sein Hemdchen nass von Stolz
Sein Fleisch wie morsches Holz
Er wollt es wagen
Ein Spiel um’s Leben ist nun ausgetragen
Der Gegner war ich
Und der Richter sein eigen dunkel Licht

 

Hallo Runfried,

den Stil Deiner Geschichte fand ich erfrischend – amüsant. Manchmal stören die vielen Auslassungszeichen beim Lesen. Ich vermisse schon ein wenig die philosophische Seite der Geschichte, das Spiel um`s Leben ist doch eine ziemlich häufig gebrauchte Idee.
Alles Gute,

tschüß... Woltochinon

 

Woltochinon !
Wenn eine Idee für ein philosophisches Thema oft gewählt worden ist, macht es das Themas an sich deswegen nicht minder philosophisch. Desweiteren scheint es Dir entgangen zu sein, dass das Thema lediglich oberflächlich das Spiel um das Leben ist-
dahinter steckt die Übermut des endlichen Menschen, der wagt sich mit dem Teufel anzulegen, welcher wiederum den Menschen in den Spiegel seiner größten Furcht führt- in den ihm als endlichen Menschen unfassbaren Tod. Der dumme Mensch verkennt sich selbst und wird von seiner personifizierten Kaltblütigkeit in die Menschlichkeit gezwungen, was für Dothias den Tod bedeutet.

 

Hallo Runfried,

keine Frage - auch ein oft gewähltes Thema kann philosophisch sein. Doch weil mir es nicht entgangen ist, finde ich, sollte dann auch die inhaltliche Darstellung möglichst ungewohnt sein. Wie gesagt, für die Form ist Dir das durchaus gelungen. Ein anderer Leser mag das ganz anders sehen...

Tschüß... Woltochinon

 

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