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Die Weisen des Zen
Eines Tages ging der Schüler zum Zen-Meister und sah, wie dieser nahe eines Baches an einem Text schrieb. Da er nicht stören wollte, stellte er sich zunächst in gebührendem Abstand ruhig hin. Eine Fliege summte um den Meister herum und ließ sich immer wieder auf seinem Gesicht nieder. Schließlich flog sie halb in ein Nasenloch, so dass er niesen musste und die Schreibfeder so verriss, dass ein Strich durch die Zeichen ging. Er schrieb jedoch einfach weiter, während die Fliege immer dreister wurde. Endlich wagte es der ungeduldig werdende Schüler, ihn anzusprechen: "Meister, warum habt ihr die Fliege nicht bereits getötet?"
Der Meister drehte langsam seinen Kopf zu seinem Schüler, während die Fliege unter seinem Auge saß. "Ich habe die Fliege nicht getötet, weil sie mich nicht getötet hat."
Erstaunt über diese Antwort, vergaß der Schüler, welches Anliegen ihn eigentlich zu seinem Meister geführt hatte. Er wandte sich um und ging grübelnd hinfort. Daraufhin zog der Meister einen vergifteten Wurfstern aus einer Gürteltasche und schleuderte diesen seinem Schüler in den Rücken.