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Die Wölfe von Borski

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04.08.2002
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Die Wölfe von Borski

„Das kommt auf euch zurück“, fauchte der deutsche Leutnant.
„Nein!“, schrie Josip auf der anderen Seite des Zauns: “Jetzt kommt auf euch zurück, was ihr meinen Eltern angetan habt!“ Der Wachsoldat schlug mit den Fäusten gegen das reifbedeckte Metallgitter.
„Ich hab ihnen nichts getan. Ich war verdammt mal überhaupt nicht in Russland.“
Der Deutsche kletterte erneut am Gitter hoch. Neben Josip stieß der groß gewachsene Boris Jarolski mit dem Gewehrkolben zu, und der Gefangene fiel in den gefrorenen Schnee. Die grellen Scheinwerfer warfen harte Schatten auf sein abgemagertes Gesicht. Dampfschwaden waberten über seinen kurz geschnittenen blonden Haaren in die sibirische Nacht.
„Ihr seid um nichts besser als wir!“, rief er, „Gott wird euch dafür bestrafen!“
„Gott?“, lachte Komandant Woronov dröhnend hinter den beiden Soldaten in der Dunkelheit. Er wandte seinen massigen Körper zu den frierenden Gefangenen, die hinter dem Zaun in Dreierreihen angetreten waren, um Zeugen der Bestrafung zu werden.
„Es gibt keinen Gott.“
Die Wachhunde schlugen an, als sie die Witterung des Rudels aufnahmen. Der Leutnant drehte sich um und starrte in den dunklen Wald.
„Das dürft ihr nicht machen!“ Er nahm Anlauf und sprang am Zaun hoch. Der kleine Josip konnte mit seinem Gewehrkolben nicht mehr richtig zuschlagen und auch der größere Boris war zu klein, um jetzt den Deutschen vom Zaun zu werfen. Aus der Nase des Leutnants quoll ein dünnes Rinnsal Blut. Kleine Tropfen spritzten auf Boris und Josip, die nun beide hinter ihm her kletterten. Boris schlug auf seine Fußspitzen ein, doch der Gefangene hielt sich unnachgiebig am Zaun fest. Erst als Josip auch rauf geklettert war, konnten sie den Griff seiner Hände lösen und ihn runter werfen. Boris ließ sich fallen und starrte den Leutnant durch die Maschen an. Der Gefangene legte seinen langen Kopf schief und zeigte dabei seine Zähne, wobei er die rechte Seite seines Mundes weiter öffnete als die Linke. Als er sich umdrehte, flog ihm ein großer grauer Wolf entgegen und warf ihn um. Im nächsten Moment verschwand sein hagerer Körper unter zehn oder mehr Wölfen. Er brüllte und schützte seinen Hals, doch wo er einen Wolf abwehrte, rissen drei andere Fleischfetzen aus seinen Beinen und dem Unterleib. Mehrmals kam er kurz hoch, wurde jedoch sofort wieder niedergeworfen. Die Schnauzen der Wölfe hatten sich rot verfärbt, genauso wie der Schnee unter ihnen. Obwohl immer größere Fleischbrocken in den Rachen der Wölfe verschwanden, lebte der Deutsche noch und schrie. Boris drehte den Kopf zur Seite und starrte auf seine Stiefelspitzen, die mit feinen Blutspritzern bedeckt waren, doch den schrillen Schmerzensschreien konnte er nicht entkommen.
Die in langen Reihen angetretenen deutschen Strafgefangenen senkten die Köpfe und schwiegen. Niemand wiederholte den Fehler des jungen Leutnants, der bei Woronov gegen ihre Behandlung protestiert hatte.

Im darauf folgenden Frühjahr 1945 gelangten immer mehr deutsche Gefangene in das kleine Arbeitslager Borski II. Zuerst kamen sie in Gruppen zu 60 Mann, verteilt auf drei ZIS-Halbkettenfahrzeuge, weil die letzten 80 Kilometer der Straße aus Tschita in einem zu schlechten Zustand für die LKW waren. Als dieser letzte Teil von den Gefangenen endlich mühevoll zu einer befahrbaren Straße ausgebaut worden war, quälten sich im Mai plötzlich dreißig LKW zum ohnehin überfüllten Lager. Selbst beim besten Willen würden nicht alle einen Platz in den achtundzwanzig Baracken bekommen. Es war ein warmer Tag gewesen, doch der Abend wurde kühl und noch immer war keine Lösung für die letzten Deutschen gefunden.
„Verdammte Bürokraten. Die Kreisverwaltung weiß doch genau, dass wir hier nicht genug Platz haben“, schimpfte Lagerkommandant Woronov in seiner winzigen Kommandantur. Witali Somonjak, der glatzköpfigen Lagerarzt nickte und meinte:
„Ich hab dir schon immer gesagt, dass die ganze Verwaltungsabteilung in Tschita aus Idioten besteht. Wären sie nicht so weit entfernt, würde ich hinfahren und dem Oberst persönlich in den Arsch treten.“
„Und wir haben viel zu wenig Wachen.“
Plötzlich lächelte Somonjak und ein Goldzahn blitze auf.
„Die wissen doch gar nicht, dass die Gefangenen hierher gebracht wurden. Wenn sie verschwänden, wem würde es dort auffallen?“
„Wohin sollen sie den verschwinden?“
„Überlassen wir sie den Wölfen. Und wir haben keine Probleme mehr“, schlug der Arzt vor.
Woronov grinste zuerst und lachte dann, dass sein aufgezwirbelter Schnurrbart zitterte. „Die Wölfe den Wölfen. Das ist eine ausgezeichnete Idee.“
Er sprang auf und stürmte aus der Kommandantur.
„Boris Jarolski!“ Er winkte energisch nach dem abseitsstehenden jungen Soldaten. Dieser warf seine Zigarette weg und nahm Haltung an.
„Stell einen Trupp Wachen zusammen und bring die Gefangenen, die Doktor Somonjak auswählt, morgen einen Tagesmarsch nach Norden. Dort überlasst ihr sie den Wölfen.“
Boris starrte einen Moment stumm auf Woronovs blank polierte Stiefelspitzen.
„Gibt’s noch was, Gefreiter?“, schnauzte er ihn an.
„Was ist, wenn die Wölfe nicht alle fressen?“
„Machen Sie sich keine Sorgen. Wölfe können Menschen kilometerweit riechen und bis nach Tschita schaffen sie es nie.“
Boris salutierte und begab sich zum Lagerschreiber, damit er ihm einen Marschbefehl und die Liste der freien Wachen ausfertigte, welche den Zug begleiten sollten.
„So, jetzt kommst du auf deine Kosten“, rief Boris zu Josip. „Wir füttern morgen die Wölfe mit Deutschen.“
„Was, alle?“
„Josip, du Einfaltspinsel. Sieh dort rüber. Der Doktor wählt die Kränksten aus, und so müssen wir sie nicht durchfüttern und die Arbeitsleistung steigt auch.“
„Bravo“, sagte Josip und ein breites Grinsen erschien auf seinem runden Gesicht. „Ich tausche meinen Dienst. Dass lass ich mir nicht entgehen.“

Am nächsten Morgen stieg Nebel auf und kroch unangenehm unter die Sommeruniformen der Wachen. Boris verzog angeekelt das Gesicht. Es stank bestialisch nach Exkrementen, denn die Gefangenen hatten sich einfach neben ihrem Lagerplatz erleichtert. Verteilt zwischen niedergebrannten Kohlefeuern schliefen sie zusammengekauert unter schmutzigen Decken und selbst das Gebell der Hunde im Zwinger nebenan weckte keinen von ihnen auf.
„Alles aufstehen. Ihr werdet verlegt“, schrie Boris.
Die meisten wandten nur langsam den Kopf und starrten ihn verständnislos an.
„Die können kein Russisch“, sagte eine der Wachen hinter ihm. Josip schritt vor und trat dem nächsten Deutschen in den Magen.
„Und glaubst du, jetzt versteht er dich?“, fragte die gleiche Stimme. Sie gehörte zu dem fast zwei Meter großen Andrejewitsch.
Josip drehte sich um und legte seinen Kopf in den Nacken. „Misch dich nicht ein, Bohnenstange.“
Boris zog den geschlagenen Gefangenen hoch und sagte langsam: „Aufstehen. Jetzt marschieren.“
Josip brüllte und schlug mit dem Gewehrkolben zu, bis endlich alle standen. Boris zog und schob die ausgemergelten Deutschen zu einer verwackelten Reihe und nach einer Stunde war der Zug aus fast Hundert abgemagerten Gestalten soweit, dass sie ihn nach draußen treiben konnten.
„Wohin bringen wir sie? Die fallen uns doch nach ein paar Kilometer um“, fragte Andrejewitsch Boris.
„Weg von hier“, antwortete Boris nur. Sie zogen vorbei am kleinen Lagerplatz für die Kohle, folgten den Schienen zum Bergwerk und folgten dort einem Trampelpfad in die Berge. Andrejewitsch versuchte immer wieder ein Gespräch zu beginnen, doch Boris blieb stets einsilbig. Der Pfad hatte sich längst verloren und sie kämpften sich in einer langen Reihe durch dichtes Gebüsch. Gegen Mittag wanderten sie entlang eines breiten Talkessels durch einen urwüchsigen Wald mit hohen Bäumen und kamen schneller vorwärts. Nachdem am Ende des Zuges immer mehr Gefangene trotz Tritten liegen blieben, befahl Boris ihnen, hier zu warten und ging mit den restlichen Wachen zurück.
„Warum haben wir sie dort alleine zurückgelassen? Sie werden langsam sterben“, sagte Andrejewitsch nach einer Weile.
Josip lachte auf. „Nein, sie werden schnell sterben. In der Nacht kommen die Wölfe. Und schnapp: Weg sind sie.“
„Hat Woronov das befohlen? Ist das erlaubt?“
Keiner antwortete. Als sie schließlich durchs hölzerne Lagertor marschierten, fragte Andrejewitsch Boris leise: „Hast du kein schlechtes Gewissen? Josip kann ich verstehen. Aber du?“

Boris schlief ohne Gewissensbisse und keiner der Gefangenen kehrte zurück. Nächste Woche wiederholte sich die Prozedur und übernächste Woche, den ganzen Sommer lang. Anfang September bemerkte Josip, dass ihnen ein Rudel Wölfe kurz nach dem Lager folgten.
„Die sind aber ziemlich groß“, sagte er zu Boris. Dieser machte ein ernstes Gesicht und fasste nach seinem Gewehr. Die Gefangenen murmelten ängstlich.
„Ruhe!“, brüllte Boris „Das sind nur ein paar Wölfe!“
Neben ihm ging ein großer blonder Gefangener, der noch kräftig genug aussah, sich zu wehren.
Boris hob sein Gewehr und schoss auf einen der Wölfe. Er verfehlte ihn, und das Tier verschwand zwischen den Bäumen. Nach einigen Minuten war aber schon wieder ein Wolf zu sehen. Und dahinter noch drei, vier weitere Tiere. Ebenfalls außergewöhnlich groß.
Boris legte an, aber die Wölfe verschwanden zwischen den Bäumen, bevor er abdrücken konnte.
„Die gehen in Deckung, sobald ich das Gewehr angreife. Komm Josip. Wir legen uns hier auf die Lauer und erschießen ein paar.“ Sie ließen die Gefangenen passieren und spähten angestrengt in den Wald.
„Warum willst du sie erschießen?“, fragte Josip.
„Lassen wir die Gefangenen einfach frei und die Wölfe holen sie eben gleich.“
„Nein, das geht nicht gut“, erklärte Boris. “Wenn die anderen Gefangenen bemerkten, dass die Züge nicht verlegt werden, müssen wir sie rausprügeln. Das gibt einen Aufstand. Oder sie sind noch stark genug, um sich Waffen zu bauen und dann schlagen sie sich womöglich durch bis Tschita.“
„Aber du bekommst doch keinen Ärger“, sagte Josip. „Woronov hat dir alles befohlen.“
Boris schüttelte den Kopf. „Woronov hat mich befördert, weil er weiß, dass er sich auf mich verlassen kann.“
„Du darfst keinen Wolf erschießen.“
„Das sind doch nur Wölfe und hier gibt es Tausende. Was macht einer mehr oder weniger?“
„Sie sind unsere Freunde. Wenn du einen tötest, werden sie zu unseren Feinden.“
„Das sind Tiere, nicht unsere Freunde. Und sie fressen jeden, den sie erwischen.“
„Nein, nur die Deutschen. Sie holen sich ihre Seelen, weil sie ihresgleichen erkennen“, meinte Josip bestimmt.
Boris schüttelte nur stumm den Kopf und starrte weiter ins Dickicht.
„Die sind weg.“
Als sie wieder zu den Gefangenen aufschlossen, sagte der große Deutsche:
„Wir benötigen Waffen, sonst fallen die Wölfe über uns her.“
Josip hob das Gewehr und schrie:
„Still oder ich erschieß dich!“
Der große Deutsche schwieg, doch vor ihm murmelten die Gefangenen ärgerlich.
„Er hat recht“, sagte Andrejewitsch hinter Boris.
„Deine Meinung ist nicht gefragt, Bohnenstange“, fuhr ihn Josip an.
Andrejewitsch fixierte Josip.
„Das wird deine Familie nicht wieder lebendig machen.“
„Was kümmern dich diese verdammten Nazis?“
„Man darf keine Menschen an Tiere verfüttern.“
Boris bemerkte dunkle Ringe unter Andrejewitschs Augen und die wenigen Bartstoppeln zeichneten sich deutlich auf seiner blassen Haut ab. Josips Gesicht wurde knallrot, wie immer, bevor er explodierte. Boris trat vor, um sich zwischen die beiden zu stellen.
„Andrejewitsch hat recht“, sagte plötzlich ein weiterer Soldat. Der gesamte Zug kam langsam zum Stehen.
„Und was sollten wir deiner Meinung nach tun?“, fragte ihn Boris. „Immerhin haben wir einen Befehl.“
„Meldung nach Tschita machen?“
„Woronov wird dich selber den Wölfen vorwerfen, wenn du es wagst.“
Boris wandte sich zu dem Deutschen und sagte laut.
„Ein russischer Soldat hat auch ohne Gewehr keine Angst vor Wölfen. Wenn ihr euch fürchtet, klettert auf einen Baum. Und jetzt alle Mann weiter.“
Der Zug bewegte sich bis zum Nachmittag und rastete dann an einem kleinen Teich, über dem Millionen Mücken im Sonnenlicht tanzten.
„Wir gehen Essen organisieren“, sagte er, und schlug sich auf den nackten Hals. „Ihr wartet hier und keiner bewegt sich.“
„Jemand muss bei uns bleiben. Die Wölfe sind noch da!“, schrie der große Deutsche und sprang hinter den Soldaten her. Boris nahm sein Gewehr hoch, worauf sich der Deutsche hinter einem Baum versteckte. Josip schoss in die Luft. Der Knall echote von den umliegenden Felswänden und die Gefangenen rannten davon, so schnell sie konnten.
Andrejewitsch sah Josip böse an, doch der zog eine Grimasse, worauf der jüngere Soldat wegblickte. Dann marschierten sie zurück und dieses Mal hatte Boris kein gutes Gefühl dabei.
Das Heulen der Wölfe weckte Boris gegen Mitternacht und er konnte nicht mehr einschlafen. Um drei Uhr stand er auf und ging raus, eine Zigarette rauchen. Das Geheul klang jetzt näher und er bildete sich ein, dazwischen menschliche Schreie zu hören. Besorgt kletterte er auf einen Wachturm.
Die beiden Soldaten schliefen und schreckten hoch, als er die Tür öffnete.
„Keine Angst“, flüsterte Boris. „Da draußen ist nur ein Rudel Wölfe.“
„Die haben doch nicht etwa die Gefangenen gefressen?“, fragte einer der Soldaten und verriet damit, dass er mit dem neuen Zug letzte Woche hier angekommen war und noch nicht alle Gepflogenheiten kannte.
„Sie verdienen es nicht anders“, sagte Boris nur, und nahm den Feldstecher. Der Vollmond stand niedrig und zwischen den hohen Kiefern konnte er nichts erkennen. Dann begannen die Hunde zu knurren und schließlich kläfften sie, bis in den Baracken der Wachen die Lichter. Boris starrte unentwegt zu dem Punkt, wo er einen Wolf zu erkennen glaubte. Plötzlich ergoss sich daneben eine Meute von fünfzig oder mehr Tieren aus dem Wald. In ihrer Mitte kämpfte eine Gruppe von vielleicht zehn Menschen mit zugespitzten Stöcken ums Überleben. Der große Deutsche lief an der Spitze und teilte mit seiner Waffe kräftig nach rechts und links aus.
Die Gefangenen schafften es bis zum Zaun. Dort stellten sie sich im Halbkreis auf, und mit dem Rücken zum Zaun hielten sie die Wölfe weiterhin auf Distanz.
„Lasst uns hinein!“, rief der große Deutsche.
Plötzlich stand Woronov hinter Boris.
„Erschieß sie.“
Boris zögerte. Die beiden jungen Wachsoldaten ebenso.
„Erschieß sie!“
„Wir können zu wenig sehen. Es ist zu dunkel.“ Boris wich zurück in den letzten Winkel des Wachturms. Die beiden Wachen versuchten sich hinter dem Maschinengewehr zu verstecken. Woronovs Stimme zitterte, als er zum Sprechen ansetzte.
„Geht weg da.“
Er feuerte eine lange Salve auf die verzweifelten Gefangenen. Einige der Wölfe wurden ebenfalls getroffen, doch sie meisten verschwanden in der Dunkelheit. Als keiner der Deutschen mehr stand, hörte Woronov auf zu schießen. „So macht man das, Soldaten.“
Woronov sah alle drei noch einmal an und stieg dann hinunter. Boris gab den beiden Wachen Zigaretten. Still rauchten sie, während unter ihnen die Wölfe zurück kehrten und sich um die besten Bissen stritten.
Boris teilte aus, bis seine Schachtel leer war.
„Scheiße“, sagte einer der Soldaten schließlich. „Die sind riesig.“
Boris schwieg und starrte in die beginnende Morgendämmerung.
„Sie werden immer mehr“, antwortete er nach einer langen Pause.
Dann kletterte er langsam den Wachturm hinunter.
„Wölfe“, sagte eine Stimme aus der Dunkelheit, „ können Angst besser riechen als Hunde. Erschießen sie ein paar, Jarolski. Dann vergeht die Angst.“
Woronov hatte im Schatten einer Baracke gestanden und starrte in Richtung des dünnen Zaunes, der sie und die Wölfe trennte.
„Nächstes Mal befolgen sie meine Befehle ohne nachzudenken.“
„Jawohl“, krächzte Boris.
Nichts außer einigen abgenagten Schädeln zeugte noch vom nächtlichen Massaker.
„Machen sie draußen sauber. Vor dem Morgenappell muss die Schweinerei beseitigt sein.“

Als sie eine Woche später die Grenze zwischen dem gerodeten Streifen um das Lager und dem Dickicht des Waldes passierten, entsicherten alle vier Soldaten ihre Gewehre.
„Endlich tut Woronov was gegen die Plage“, sagte Boris. „Aber ich glaube nicht, dass sie gestern Nacht viel getroffen haben.“
„Ich für meinen Teil habe jedenfalls besser geschlafen. Zumindest hat danach das Heulen aufgehört“, erwiderte Andrejewitsch.
„Nur, weil das MG-Feuer lauter war. An Woronovs Stelle würde ich einfach neue Gefangene anfordern“, schimpfte Josip.
„Jetzt wo die Zentrale Wind davon bekommen hat, ist er erledigt. Ich hab dir immer gesagt, dass jemand dafür bezahlen wird.“
„Du hast mitgemacht, Andrejewitsch. Mitgefangen, mitgehangen.“
„Hört endlich auf zu streiten und sucht weiter“, zischte Boris, der einige Meter voraus durch dichte Büsche stapfte.
„Ich kann mir gut vorstellen, wer der Kreisverwaltung in Tschita einen Tipp gegeben hat“, fuhr Josip bissig fort. „Ein Nazi Freund.“
„Halts Maul, du Dreckskerl. Wenn die Deutschen weg sind, kannst du selber den Krampen im Bergwerk schwingen.“
„Schuld war nur eure blöde Schießerei von letzter Woche“, mischte sich Lobokov hinter ihnen ein.
„Da hättet ihr den Deutschen gleich erzählen können, dass wir sie den Wölfen verfüttern.“
„Ja“, sagte Josip. „Seit die Gefangenen Bescheid wissen, geht gar nichts mehr. Ich hab den verdammten Vorarbeiter halb tot gepeitscht, aber das dumme Schwein ging nicht raus.“
„Da ist einer!“, rief Andrejewitsch plötzlich, und zeigte auf einen toten Wolf, der neben einem umgestürzten Baum auf einer kleinen Lichtung lag.
„Vorsicht“, warnte ihn Boris. „Vielleicht lebt er noch.“
Die vier Soldaten hoben ihre Gewehre und sahen sich suchend um. Aus der Dunkelheit hinter den hellen Birkenzweigen drang nur das gleichmäßige Summen der Mücken.
„Ich kann nirgends Blut sehen“, meinte Lobokov und blieb in sicherer Entfernung stehen.
„Er ist tot.“ Josip ließ seine Waffe sinken und trat näher. Der Wolf lag auf der Seite und schien zu schlafen. „Ein schönes Tier.“
„Sieh dir diese Zähne an“, sagte Boris und deutete auf das geöffnete Maul mit den zentimeterlangen Reißzähnen.
„Warum sind nirgends Einschusslöcher?“ Lobokov legte an und schoss dem Wolf in den Kopf. Ein kleines Loch erschien über dem Auge, aber kein Blut rann aus dem Kadaver.
„Spinnst du?“, Josip drehte sich erbost um.
„Wen er nicht tot gewesen wäre, hätte er dich jetzt gehabt. Ich trau diesen Biestern alles zu.“
Boris strich über das Fell des Wolfes. Der Kadaver war eiskalt.
„Wir ziehen ihm das Fell ab.“ Lobokov drehte den Wolf auf den Rücken. Mit seinem Dolch begann er den Bauch vom Schwanz zum Kopf aufzuschneiden. „Ich hab noch nie so einen Großen gesehen.“
Boris und Josip hielten Wache, während Lobokov mit Hilfe von Andrejewitsch das Fell von den Beinen schnitt. Plötzlich tippte Boris Josip auf den Rücken und legte den Zeigefinger auf seinen Mund. Dann zog er Josip mit sich in die Hocke und zeigte über den umgestürzten Baum in den Wald. Josip blickte eine Weile ratlos dem ausgestreckten Zeigefinger nach.
Dann sah er es auch.
Zwei Wölfe sprangen vor, gingen hinter einem Baum in Deckung, zwei folgten, liefen weiter vor, suchten sich wieder Deckung und dann kamen von hinten noch zwei und liefen an den zwei Gruppen vorbei nach vorne.
Lobokov und Andrejewitsch hatten in ihrer Arbeit innegehalten und duckten sich zu Boris und Josip. Obwohl die Wölfe nicht auf sie zugelaufen waren, bekam Boris eine Gänsehaut und wurde bleich.
„Sofort weg hier“, zischte er.
Sie ließen den halb abgezogenen Wolf liegen, und rannten zurück ins Lager.
Erst als sie den Zaun erreichten, begannen sie wieder zu sprechen.
„Komisch, wie die sich angeschlichen haben“, sagte Lobokov. „Aber wir hätten trotzdem noch ein paar erschießen können.“
Boris blieb flüsterte:
„So bewegen sich keine Wölfe. Aber ich habe so eine Art des Anschleichens schon einmal gesehen. Wisst ihr, wo?“
Die drei Soldaten schüttelten den Kopf.
„Deutsche Panzertaktik. Ich war 1943 in einem Pak-Riegel bei Kursk und habe es selber gesehen: Zwei vor, dann sichern, zwei nach, wieder sichern, dann von hinten wieder zwei vor und so weiter.“

Während draußen die Wölfe heulten, schrieb Boris auf dem kleinen Tisch in ihrer Baracke sorgfältig einen langen Brief. Josip, dessen Tagdienst vorbei war, stapfte herein und wärmte seine kalten Hände über dem heißen Ofen. Hinter ihm trotteten die Gefangenen vorbei, zum Appellplatz.
„Heute wieder einer dran, wegen nicht erfülltem Plansoll?“, fragte Boris, ohne aufzublicken.
„Wie immer“, antwortete Josip. „Ein neuer Brief an die geliebte Katharina?“
Boris schrieb langsam eine weitere Zeile.
„Weißt du was ich gehört habe?“ Josip stellte sich vor ihm ins Licht der nackten Glühbirne.
„Hm?“
„Dass unser Lager im letzten Monat die höchste Quote abgeliefert hat und dass wir deswegen alle eine Sonderration Wodka bekommen.“
Boris starrte einen Moment auf die letzten Zeilen. Dann faltete er die beiden Bögen vorsichtig zusammen und steckte sie in ein graues Kuvert. Draußen fingen die Hunde an zu bellen.
„Ich habe was anderes gehört. Dass es mächtig Ärger gibt aus Tschita.“
„Warum. Die Bürokraten hat Woronov doch fest im Griff. Letzte Woche waren sie da und haben nichts gefunden.“
„Die Bürokraten waren da. Aber sie sind nicht mehr zurückgekehrt. Und ich weiß es aus erster Hand.“
„Gerüchte“, winkte Josip ab und zog sich ächzend seine Stiefel aus.
„Unser Freund Lobokov hat den Jeep, mit dem die Kommissare aus Tschita gekommen sind, weggebracht und ist kurze Zeit später mit einem frisch gestrichenen Militärjeep zurückgekommen.“
„Sicher war das ein anderer.“
„Nein, weil Lobokov hat mir alles erzählt: Zuerst ist er mit seinem Jeep Woronov und den Komissaren nachgefahren. Sie waren in den Bergen, wo es nur so von Wölfen wimmelt. Und dann ist Woronov alleine zurückgekommen. Sie sind zurückgefahren und am nächsten Tag haben sie gemeinsam den Jeep der Kommissare geholt. Und weil die Kommissare spurlos verschwunden sind, macht das Kreisamt mächtig Ärger. Lobokov hat aufgeschnappt, dass sie unser Lager dichtmachen wollen.“
„Glaub ich keinesfalls.“ Josip fiel in sein Bett. Draußen war es ruhig geworden.
„Interessant übrigens“, sagte Boris und stand mit dem Brief in der Hand auf: „Die Wölfe hören auf zu heulen, wenn sie nur einen einzigen Gefangenen bekommen.“

Am nächsten Morgen kam kein LKW mehr mit Lebensmitteln und am übernächsten Morgen verkündete Woronov beim Morgenapell, dass er Befehl erhalten habe, das Lager aufzulösen und dass alle Gefangenen verlegt würden.
„Psst“, flüsterte Andrejewitsch zu Boris:
„Da stimmt was nicht. Er hat gestern und vorgestern keine Post bekommen.“
„Du und deine Mutmaßungen. Vielleicht hat er das schon vorher gewusst.“
Als drei Tage später der Abmarsch erfolgen sollte, bedeckte eine dünne Schicht aus hart gefrorenem Schnee das Lager. Die Gefangenen trugen schwere Rucksäcke vollgestopft mit Verpflegung und die Wachen hatten ihre dicken Fellmützen tief ins Gesicht gezogen. An der Spitze des Zuges starrten Andrejewitsch und Boris verwirrt auf die Karte. Schneeflocken umtanzten sie.
„Komisch“, sagte Boris, „Hab nie gehört, dass dort ein Nordstrang der Transsibirischen Eisenbahn sein soll.“
„Den gibt’s auch nicht“, sagte Andrejewitsch. „Ich glaube kein Wort von dem, was Woronov erzählt. Und das Bergwerk liefert noch für Jahre genug Kohle.“
„Ich glaube“, flüsterte Josip, „Woronov will alle den …“
„Pst!“, Boris trat Josip auf den Fuß.
„Herr Komandant.“ Er salutierte vor Woronov, der fast unbemerkt hinzugetreten war.
„Auf der anderen Seite der Berge liegt das Lager Kirnsk mit über zehntausend Arbeitern. Wir werden dort die hohen Ausfälle der letzten Wochen ersetzen. Halten sie sich strikt an die Karte. Wenn sie keine Pause machen, schaffen sie es bis zum Sonnenuntergang die befestigte Straße zu erreichen. Dort stehen Lastwagen bereit, die sie bis zum Lager bringen. Ich werde zurück nach Tschita fahren und vielleicht sehen wir uns irgendwann wieder.
Für Sie, Genosse Jarolski habe ich einen Sonderauftrag: Nehmen Sie sich die drei Leute auf der Liste und bewachen Sie das Lager. Ein Abrisskommando wird morgen mit Lastwagen eintreffen und alles abtransportieren, was nicht mitgenommen werden kann. Sie werden dafür sorgen, dass nichts Verwertbares zurückbleibt. Leben Sie wohl.“
Woronov drückte Boris den Marschbefehl in die Hand und salutierte. Dann stapfte er durch den dichter werdenden Schneefall davon und setzte sich auf den Beifahrersitz des Jeeps. Der Fahrer gab zu viel Gas und der Wagen schlitterte den schneebedeckten Weg entlang. Boris starrte auf die Liste. Josip sollte ebenfalls im Lager zurückbleiben.

Boris sah der davon marschierenden Kolonne finster nach.
„Niemand wird zurückkommen.“
Josip griff unter seine dicke Uniformjacke.
„Deine Schwarzmalerei geht mir gewaltig auf die Nerven. Hier, ich hab eine Flasche besten Wodka organisiert. Und Lobokov bringt Sliwowitz mit.“
Als Boris, Josip, Lobokov und Wassilitsch die erste Flasche Wodka kreisen ließen, war es bereits dunkel. „Hört ihr die Wölfe?“, fragte der dicke Wassilitsch ängstlich.
„Mach dir keine Sorgen, die kriegen heute sicher genug zu fressen“, meinte Josip beiläufig und mischte die Karten.
„Sie sind zu groß geworden. Ich bin nur froh, dass wir morgen hier weg sind.“
„Hört ihr das?“, fragte Lobokov, und klopfte Boris unsanft auf die Schulter.
„Die Hunde drehen wieder durch.“ Boris raffte sich auf, schnappte Mütze und Gewehr, und stapfte nach draußen. Im Zwinger sprangen die Hunde hysterisch gegen den Zaun.
„Ruhig doch“, sagte Boris, und marschierte zum Wachturm, um einen Scheinwerfer einzuschalten. Oben schwenkte er den Lichtkegel zum Hundezwinger, dessen Zaun just in dem Moment an einer zusammengefädelten Stelle nachgab und einen Hund nach dem anderen durchließ.
„Verdammt!“ Boris kletterte rasch den Wachturm hinunter. Als er unten angekommen war und sich suchend nach den Hunden umsah, bemerkte er die Wölfe, die durch ein offen gelassenes Tor ins Lager strömten.
„Josip!“, schrie Boris und nahm sein Gewehr hoch. Drei Wölfe liefen sofort auf ihn zu. Boris schoss, traf, doch der Wolf rannte weiter. Das Tier reichte ihm bis zur Brust. Er schoss eine ganze Salve und endlich ging das Tier zu Boden, doch dahinter war die Nacht voll von weiteren grauen Gestalten. Boris rannte zurück auf den Wachturm. Knurrend sprang ein Wolf hinter ihm hoch und Boris erkannte, dass er im Wachtrum gefangen war. Das Maschinengewehr hatte keine Munition und im Magazin seines Gewehres steckten vielleicht noch zwanzig Patronen. Er stellte sich oben auf die Leiter und legte auf den ersten Wolf an, der versuchte, die Leiter raufzuspringen. Er schoss und traf, doch der Wolf schüttelte sich nur unwillig, und dann zogen sich die Tiere aus dem Bereich des Scheinwerfers zurück. Boris hörte weitere Schüsse und dann ein Klirren, als die Wölfe durch die Fenster in die Mannschaftsbaracke eindrangen. Die Tür sprang auf, und das Wolfsrudel zerrte seine drei schreienden Freunde heraus.
Die Wölfe hatten sich in Füße und Hände verbissen und trugen so die drei Soldaten vor den Wachturm. Ein riesiger grauer Wolf sprang vor und sah ihn mit glühend roten Augen an. Als Boris seinem Blick nicht mehr standhalten konnte, drehte sich der Wolf um, deutete mit der Schnauze nach draußen in die Dunkelheit und bellte auffordernd. Boris war wie festgefroren.
„Hilf mir!“, jammerte Josip, der zwischen den Wölfen am Boden kauerte und kleiner wirkte als sie.
„Bitte!“ Tränen rannen über seine Wangen. Der Leitwolf knurrte und auf seine Kopfbewegung hin, biss ein Wolf in Josips Oberarm.
Josip heulte auf und versuchte sich los zu reißen, worauf weitere Wölfe nach seinen Armen und Beinen schnappten. Auf ein Knurren des Leitwolfes hin hörten sie wieder auf. Dann drehte sich der Wolf ein Stück um und lief durch eine Gasse vom Wachturm weg, kehrte um und setzte sich wie ein Hund vor die Leiter. Boris verstand. Mit zittrigen Beinen kam er nach unten. Der Leitwolf bellte ihn an und deutete mit einer Pfote auf sein Gewehr.
„Ist schon gut“, sagte Boris. „Ich lasse es oben.“
Unten angekommen war es, als stünde er nun nackt in der sibirischen Kälte. Der Leitwolf deutete mit der Pfote auf seine Kameraden und lief dann wieder ein Stück los. Boris folgte ihm unter den wachsamen Augen der unzähligen Wölfe, die ein Spalier bildeten. Er sah sich noch einmal um und bemerkte, dass hinter ihm seine drei Freunde langsam hochgekommen waren und ihm wankend folgten.
Die Wölfe waren doppelt so groß wie die Tiere, welche anfangs in den umliegenden Wäldern gelebt hatten. Sie führten ihn zum Bergwerk. Dort war das metallene Schiebetor der Lagerhalle vor dem Eingang zum Tunnel fest verschlossen. Der Wolf knurrte warnend und kratzte an der kleinen Holztür daneben. Boris hörte dahinter gedämpfte Stimmen. Er klopfte:
„Hallo, aufmachen bitte.“
Die Stimmen wurden lauter und dann ging die Tür einen Spalt auf. Der Lauf einer Maschinenpistole schob sich heraus.
„Nicht schießen. Ich bin's“, sagte Boris, und stellte sich neben den Lauf, hinter dem ihn Andrejewitsch überrascht anstarrte. Die Wölfe sprangen zurück in die Dunkelheit, nur ihr Anführer blieb sitzen und sah ruhig zu, wie die Tür weiter aufging und Boris hineinschlüpfte.
Ein lautes Heulen setzte ein und als Boris wieder zurück blickte, hatte der Wolf die Pfote erhoben und machte eine ungelenke Geste, als wolle er, dass jemand heraus kam. Als er schließlich hochsprang, schlug Andrejewitsch schnell die Tür zu.
„Die Wölfe haben Josip, Lobokov und Wassilitsch“, flüsterte Boris. „Ich glaube, sie wollen sie gegen die Gefangenen tauschen. Und warum seid ihr überhaupt hier. Ihr solltet doch den Pfad über die Berge nehmen.“
Mehrere Pfannen mit brennenden Kohlen warfen tanzende Schatten auf die nackten Wände der Halle. Boris bemerkte, dass sich die Gefangenen und ihre Bewacher in der Lagerhalle und den dahinterliegenden Stollen zusammengepfercht hatten. Zwanzig Mann, mehr als die Hälfte aller Wachen standen abgesondert direkt beim großen Schiebetor. Sie hatten zu den Gewehren gegriffen und wirkten angriffslustig. Andrejewitsch ignorierte Boris Frage und fuhr seine Gegner an:
„Wen glaubt ihr, fressen die Wölfe am Ende? Doch uns alle!“
Dann drehte er sich kurz zu Boris und erklärte.
„Wir haben beschlossen, dass wir keine Menschen mehr an Wölfe verfüttern werden. Und wir lassen uns die Befehle von Woronov aus Tschita bestätigen.“
„Sie haben sich ihren Befehlen widersetzt“, erwiderte der Anführer seiner Gegner. Topolin war klein und hatte ein hageres Gesicht mit einer großen Hakennase. „Ihr seid alle Kollaborateure und am Ende werdet ihr genauso enden wie sie.“
Er spuckte aus.
Ein unruhiges Gemurmel erhob sich, Beschimpfungen flogen hin und her und bald würde jemand schießen.
Boris bemerkte, dass ihn einige Wachen fragend ansahen. Er war der Ranghöchste im Raum. Für einen kurzen Moment drohte er in Panik zu verfallen. Die Gruppen waren ungefähr gleich stark, und wie immer er sich auch entscheiden würde, die Hälfte der Wachen wären nachher seine Feinde.
Boris sprang auf eine mit Kohlen gefüllte Lore und hob die Arme.
„Boris, bitte gib ihnen endlich die Deutschen, Boris!“, rief Josip direkt vor der der Tür.
Ein Knurren war zu hören und dann rüttelte jemand am Knauf.
Boris schlucke. Dann hob er die Stimme und rief:
„Bewaffnet alle Gefangene! Wir gehen raus und erschießen diese Wölfe. Wenn wir sie jetzt nicht stoppen, fressen sie am Ende unsere Frauen und Kinder. Woronov hat mich zu seinem Stellvertreter gemacht. Ich übernehme jetzt das Kommando.“
Darauf hin gingen einige aus Topolins Gruppe zu den Gefangenen hinüber und die restlichen legten demonstrativ die Gewehre zur Seite.
Boris benötigte eine Weile, bis er alle für den Ausfall eingeteilt hatte. Vier Deutsche positionierten sich sich mit Taschenlampen neben der Tür. Sie sollten die Geiseln draußen beleuchten, damit sie die Wachen nicht versehentlich erschossen.
Von draußen rief Josip immer wieder:
„Boris, so beeil dich doch. Boris!
„Bereit?“ fragte Boris ein letztes Mal. Dann riss er die Tür auf.
Die Lampen erhellten ein wogendes Meer aus grauen Leibern und dazwischen war kein Josip zu sehen. Boris feuerte mit seiner Maschinenpistole und die erste Reihe der Wölfe wurde niedergeworfen. Die Tiere dahinter zogen sich blitzschnell zurück und die schwachen Taschenlampen tasteten nur über huschende Schatten. Die Soldaten neben Boris schossen immer weiter und Pulverrauch hüllte alles ein. Einige der Wölfe lagen direkt vor ihnen und Blut strömte aus unzähligen Einschusslöchern. Boris stürmte an der Spitze der Soldaten vor. Jetzt sah er drei menschliche Gestalten am Boden liegen. Josip, der Hand an Pfote neben einem toten Wolf auf dem Rücken lag, bewegte sich langsam.
„Denen haben wirs gezeigt!“, rief Boris, doch Josip sprang nicht auf. Eine Blutlache breitete sich von seinem Hals aus und vermischte sich mit dem Blut des Wolfes neben ihm. Josips Hand zuckte unkontrolliert, während er seinen Freund aus großen Augen anstarrte. Boris ergriff seine kalten Finger und suchte nach beruhigenden Worten, doch im nächsten Augenblick wurde Josips Hand schlaff und seine Züge erstarrten.
Ab und zu erwischte eine Scheinwerferlanze einen Wolf und das Stakkato der Schüsse verstärkte sich augenblicklich. Boris erkannte nicht weit vor sich im Halbdunklen die reglosen Körper von Lobokov und Wassilitsch.
Immer mehr Soldaten sprangen aus dem Kohlelager und hinter ihm schien jemand zu fluchen. Boris war für einige Zeit versteinert und taub. Das erste, was er wieder verstand, war, wie Andrejewitsch dicht neben ihm sagte:
„Komm, wir tragen ihn rein.“
„Sind sie weg?“, fragte Topolin. Er und seine Männer waren ebenfalls heraus gekommen und leuchteten mit Fackeln über das Schlachtfeld. Bevor jemand antworten konnte, sprangen von allen Seiten Wölfe aus der Dunkelheit auf sie zu. Boris warf sein leeres Magazin weg und rammte das Reservemagazin in die Maschinenpistole. Der Wolf war nicht zu verfehlen, doch die Kugeln schienen durch ihn hindurchzugehen.
„Die Patronen tun ihnen nichts!“, schrie jemand panisch. Die Taschenlampen und Fackeln spendeten zu wenig Licht und im sich ausbreitenden Chaos wurde Boris von dem riesigen Leitwolf angesprungen. Das Tier grub seine Zähne in Boris rechte Hand, und augenblicklich war ihm, als würde sein ganzer Arm zu Eis. Der Wolf warf ihn nieder und Boris spürte, wie ein Knochen in seinem Unterarm zerbrach. Das Tier ließ Boris Arm los und setzte zu einem Biss auf seine Kehle an. Boris versuchte, ihn mit der linken Hand wegzudrücken. Für einen Augenblick sahen sie sich in die Augen. Das Maul des Wolfes verzog sich wie zu einem Lächeln, wobei die rechte Seite weiter geöffnet war, als die linke. Boris erinnerte sich an den deutschen Leutnant. Ihm wurde langsam schwarz vor Augen und das Letzte, was er sah, war, wie eine Spitzhacke von hinten in den Kopf des Wolfes fuhr.
Als er wieder aufwachte, war der Stumpen seiner rechten Hand verbunden, und er fühlte noch immer die Kälte, wo vorher seine Finger gewesen waren.
„Wir haben viele Leute verloren“, sagte Andrejewitsch zu Boris. „Irgendjemand hat unsere Reservemagazine mit Platzpatronen gefüllt. Topolin und ein Deutscher haben dich zurück gezerrt, du hattest Glück.“
Topolin kam näher. Er drückte ungelenk Boris gesunde Hand und sagte finster.
„Ihr hattet recht. Woronov wollte, dass wir alle sterben. Er hat unsere Reservemagazine mit Platzpatronen gefüllt.“
Boris war unendlich müde.
„Wie spät ist es?“
„Bald sechs Uhr. In einer Stunde wird es hell werden.“
„Wir müssen dann zurück ins Lager. Aus Tschita kommen die Lastwagen, um alles abzutransportieren.“
„Und wenn sie die Wölfe erwischt haben?“
Boris antwortete nicht. Mühsam stand er auf und ließ alle ihre Patronen untersuchen. Es stellte sich heraus, dass sie gerade noch hundert Schuss scharfe Munition hatten. Die Gefangenen ließ er mit Spitzhacken und selbst gemachten Holzspeeren antreten.
Als sie im roten Licht der Morgensonne vorsichtig die kleine Tür öffneten, lagen nur noch einige abgenagte menschliche Knochen im blutdurchzogenen Schnee.
Sie sahen sich um, und als kein Wolf zwischen den Bäumen hervorsprang, ließ Boris das große Schiebetor öffnen. Die Deutschen schlugen mit ihren Spitzhacken mühevoll einige Gräber in den gefrorenen Boden und legten die Knochen der Toten hinein. Die Wachen behielten währenddessen ständig den Wald im Auge. Auf dem Rückweg ins Lager erwartete Boris jederzeit einen Angriff der Wölfe, doch diese ließen sich nicht blicken.
Als die Lastwagen erschienen, stellte sich heraus, dass sie die Gefangenen zurück nach Tschita mitnehmen sollten und dass keiner etwas von einer Verlegung nach Kirnsk wusste. Am Ende des Zuges fuhren zwei Halbkettenfahrzeuge mit Soldaten. Ihr Anführer, ein grauhaariger Major, erklärte Boris, dass er nach Woronov suchte, der des Mordes an zwei Kommissaren beschuldigt wurde. Nach kurzer Beratung mit seinen Begleitern beschloss der Major, zuerst die Gefangenen zu evakuieren. Als Schutz gegen die Wölfe fuhren die beiden Halbkettenfahrzeuge voraus. Sie wollten die Nacht durchfahren und der Major befahl, zusätzliche Scheinwerfer auf die Halbkettenfahrzeuge zu montieren, damit die Wölfe sie nicht überraschten. Boris saß erhöht auf der Ladefläche des letzten LKW und blickte zurück auf das kleiner werdende Lagertor. Seine Wunde pochte heiß und gleichzeitig spürte er die Kälte in seinen verlorenen Fingern. Das Schwere MG von einem Wachturm war auf der Ladefläche montiert worden. Der Schütze, ein Soldat mit zerschlissener Pelzmütze, suchte den Waldsaum nach Wölfen ab.
„Pass gut auf“, warnte Boris ihn, „die Wölfe sind schnell.“
Die Dämmerung hatte bereits eingesetzt, als der Zug plötzlich stehen blieb. Rufe wurden laut. Boris, der in einen leichten Dämmerschlaf gefallen war, schreckte hoch und schleppte sich nach vorne. Im Scheinwerferlicht sahen sie zwischen den Bäumen einen vom Weg abgekommenen Jeep.
„Das ist Woronovs Wagen“, schrie jemand. Ängstlich trat Boris zu dem Jeep, der sich etwa zehn Meter vom Weg in einigen großen Büschen verfangen hatte. Unzählige Wolfsspuren übersäten den Schnee und dazwischen klebten gefrorene Blutstropfen. Uniformfetzen lagen verteilt und tiefer im Wald sah Boris einen abgenagten Schädel. Im Schein seiner Taschenlampe blitzte ein Goldzahn auf. Boris wandte sich ab und bemerkte ein paar glühende Augen in der Dunkelheit. Rasch rannte er zurück und warnte die Soldaten auf seinem Lastwagen, dass ihnen die Wölfe folgten. Der MG Schütze sprach eigenartig, als er die Leute des Lastwagens einteilte, auf der rechten oder der linken Seite Ausschau zu halten. Die Nacht zog sich in steter Anspannung, dahin und keiner konnte schlafen. Es wurde bitterkalt und Boris sah immer wieder die glühenden Augen der Wölfe, doch sie schienen stets gleichen Abstand zu halten. Als endlich die Sonne orange am Osthimmel hochstieg, umarmten sich alle und Boris realisierte, dass die Hälfte der Soldaten Deutsche waren. Zu Mittag kamen sie ohne weitere Zwischenfälle in Tschita an. Die Gefangenen wurden dort in Züge verladen, die sie nach Hause brachten. Boris Jarolski ging zurück in seine Heimatstadt Novosibirsk, wo er Geschichte studierte und Lehrer wurde. Er verließ die Stadt nie, denn jede Nacht träumte er, dass ihn die Wölfe von Borski draußen in den Wäldern erwarteten.

 
Zuletzt bearbeitet:

Ein Nachtrag zum letzten Satz:
Zitat:
Die Wölfe von Borski wurden nie wieder gesehen.
Nach der Diskussion mit dir habe ich nochmals nachgedacht und das Ganze geändert, weil es so gesehen nicht vorbei ist und damit sind wir in der Gegenwart und bei den Menschen angelangt, was zwar nicht beabsichtigt war, aber andererseits: jede gute Geschichte sollte am Ende bei den Menschen angelangen.
Da hastu sicherlich recht,

lieber Bernhard,

und mit dem abgeänderten Ende umgesetzt.

Jarolski ging zurück in seine Heimatstadt Novosibirsk, wo er Geschichte studierte und Lehrer wurde. Er verließ die Stadt nie, den jede Nacht träumte er, dass ihn die Wölfe von Borski draußen in den Wäldern erwarteten.
Mit dem Studium der Geschichtswissenschaft gibstu J. sicherlich das richtige Instrument an die Hand, Ursachenforschung zu betreiben, warum etwas wird / wurde und vergeht / unterging, eingedenk dessen, dass alle Eliten (nicht nur von totalitären oder auch nur autoritären Systemen) Geschichte und damit auch Geschichten in ihrem Sinne lesen wollen. Dennoch bleibts für J. und andere ein unversöhnliches Ende in ihren Ängsten und Nöten, drückten die sich nun in Albträumen übern Märchenwolf (der mythische – siehe die römische Gründungssage bis hin zum Dschungelbuch - ist das soziale Wesen, dass alle Hundeartigen im Gegensatz zur Katze (und auch da gibt es Gegenteiliges zu berichten) abgeben oder wenn es auch nur sei, dass jemand aus den Erfahrungen der Bombardierungen bei Gewitter zwanghaft in den Keller gehe.
Wenn Du willst geh ich dieser Tage den Text noch mal auf Schnitzer (bei dem Umfang wird man immer noch was finden, wie ich bei einem eigenen Text jetzt nach fünf Jahren noch!, und das dank M. Glass.)

Gruß
Friedel

Ach, wat frach ich überhaupt, is' doch der erste Schnitzer schon im Zitat!

Ist dann doch erkleckliches noch zu finden,

lieber Bernhard,

besonders gegen Ende nimmt Flüchtigkeit zu.

Aber vorweg muss ich das Gefühl loswerden, dass die Geschichte nun durch Goebbels beeinflusst sei (Ähnlichkeit der Mundpartie des gefangenen deutschen Leutnants mit dem Maul des Wolfes … führt mich dahin).

Der Gefangene legte seinen langen Kopf schief und zeigte dabei seine Zähne, wobei er die rechte Seite seines Mundes weiter öffnete als die Linke
[…]
Das Maul des Wolfes verzog sich wie zu einem Lächeln, wobei die rechte Seite weiter geöffnet war, als die linke –

Wie dem auch sei, here it comes, zunächst mit

einer formalen und letzten inhaltlichen Nachrichten:

Gelegentlich könnte der Umbruch ausgefeilter sein, das Beispiel direkt vom Anfang,
also statt

„Das kommt auf euch zurück“, fauchte der deutsche Leutnant.
„Nein!“, schrie der Soldat Josip auf der anderen Seite des Zauns: “Jetzt kommt auf euch zurück, was ihr meinen Eltern angetan habt!“
„Ich hab ihnen nichts getan.“ Der Deutsche begann, wieder das Gitter hinaufzuklettern. Neben Josip stieß sein Freund Boris Jarolski mit dem Gewehrkolben zu, und der Deutsche fiel in den gefrorenen Schnee
besser vielleicht
[…]
„Ich hab ihnen nichts getan.“
Der Deutsche begann, wieder das Gitter hinaufzuklettern. […]

In der Tierwelt kommt es wie beim nackten Affen, der sich für die Krone der Schöpfung hält, zu Kannibalismus, wenn auch ohne religiöse Überhöhung, sondern i. d. R. aus bloßem Hunger – nur als Anregung zu diesem Passus.
Woronov scheuchte die Wachen vom Maschinengewehr und feuerte eine Serie auf die verzweifelten Gefangenen. Einige der Wölfe wurden ebenfalls getroffen, doch hinter ihnen drängten weitere aus dem Wald und füllten die Lücke sofort wieder auf. Als keiner der Deutschen mehr stand, hörte Woronov auf zu schießen. Knurrend stritten die Wölfe um die toten Gefangenen.
Ob nun Wölfe oder aufständische Kriegsgefangene, Hunger treibt’s hinein!

Mit seinem großen Messer begann er den Bauch vom Schwanz zum Kopf aufzuschneiden.
Warum umständlich „langes Messer“, das war auch das Kurz- und erste Recht das Langschwert? Auch die Rote Armee wird den Dolch kennen wie die Wehrmacht ihn gekannt hat … ja, sogar Boyscouts, deren deutsche Fahrtenmesser das Hakenkreuz gegen die Lilie eintauschten …

… und legte auf den ersten Wolf an, der versuchte, die Leiter raufzuhüpfen.
Nur Frosch und Angsthase/Kaninchen hüpfen, selbst Känguru und Floh springen … Oder wie heißt das Kinderspiel bei Dir Sackspringen und Seilchenhüpfen?

„Nein, weil Lobokov hat mir alles erzählt: …
Hier wäre vielleicht das Mobiliar umzurücken:
„Nein, weil Lobokov [mir alles erzählt hat]: …
Was uns angenehm das Thema wechseln lässt zur

Flüchtigkeit

„Ein russischer Soldat hat auch ohne Gewehr keine Angst vor Wölfen. Wen ihr euch fürchtet, […]“
Wen + n

Woronov hatte im Schatten einer Baracke gestanden und starte in Richtung des dünnen Zaunes, …
Starren, nicht starten!

Zwei Wölfe sprangen vor, gingen hinter einem Baum ich Deckung …
Selbst wenn ich in mich gehe, so ginge ich doch „in“ Deckung …

Hinter ihn trotten die Gefangenen vorbei, an den Appellplatz.
Vllt
Hinter ih[m] trotte[t]en …

„Weiß[t] du was ich gehört habe?“

„Hört ihr das?“, fragt[e] Lobokov, …

…, befahl ihnen Boris, zuerst die Gefangenen zu evakuierten.
t kann evakuiert werden …


und jetzt das Eingangszitat vom Ende

Er verließ die Stadt nie, den jede Nacht träumte er, dass ihn die Wölfe von Borski draußen in den Wäldern erwarteten.
Ein verlorengegangenes n sträunt hier oder da herum ….

„Nächstes Mal befolgen sie meine Befehle ohne Nachdenken. Ich werde so ein Verhalten nicht noch einmal tolerieren.[“]
was einen eleganten Übergang ergibt zur

Zeichensetzung

„Die haben doch nicht etwa die Gefangenen gefressen?“[,] fragte einer der Soldaten …

„Schuld war nur eure blöde Schießerei von letzter Woche“, mischte sich Lobokov, hinter ihnen ein.
Das Komma zwischen Lobokov und hinter ist eher entbehrlich.

„Da ist einer!“, rief Andrejewitsch plötzlich, und zeigte auf einen toten Wolf[,] der neben einem umgestürzten Baum auf einer kleinen Lichtung lag.

Boris, und Josip hielten Wache, …
Atempause nach Boris?

Der Schütze, ein Soldat mit zerschlissener Pelzmütze[,] suchte den Waldsaum nach Wölfen ab.

Rechtschreibung

Versorgungs-LKWS
Plural-s immer klein!

… nachgab und einen Hund nach dem anderen durch ließ.
durchließ, besser zusammen

Dat war't!

Zum schnelleren Finden der Stellen benutz die Suchfunktion: ein markantes Wort der zitierten Stelle eingeben und schon solltestu da sein – wenn nicht zufällig das Wort mehrmals verwendet wird. Es tun auch schon mal zwei und mehr Wörter, dann müssen aber auch alle Zeichen miteingegeben werden, etwa so

Boris, und Josip hielten

Freilich, für’n Umbruch müsstestu nochmals durchschaun. Mein Tipp: lass’n paar Tage liegen ….

So, dat war’t für heut & frohes Schaffen wünscht der

Friedel

 

Hallo Friedl,

Wenn Du willst geh ich dieser Tage den Text noch mal auf Schnitzer (bei dem Umfang wird man immer noch was finden, wie ich bei einem eigenen Text jetzt nach fünf Jahren noch!, und das dank M. Glass.)
Ich wollte um etwas Bedenkzeit bitten, damit ich ein paar Schnitzer selber ausmerzen kann und weiters bin ich beim Ende noch nicht 100% sicher, ob ich Woronov sein grausames Schicksal ersparen soll.

Auf jeden Fall danke an deine aufmerksamen Augen: Nur die eine Stelle mit Josips umständlichem Satz habe ich gelassen. Er ist halt ein Landei und dort gibt man nicht allzuviel auf gute Grammatik.

LG
Bernhard

 

Hat sich so ergeben - wenn man schon mal durchliest, kann man das bissken auch noch miterledigen - und mit Landeiern (EL) bin ich auch nicht unbewandert. Soll also so sein,

lieber Bernhard,

bis zum nächsten Mal sagt der

Friedel

 

Hallo, ich bin auf deine Geschichte gestossen, als ich Wölfe fressen gefangene in russland gegoogelt habe. Mich würde interressieren wie du auf die Handlung gekommen bist.
Mir hat neulich jemand erzählt, dass er sich an einige frühere Leben erinnert, und in dem einen hat er zusehen müssen, wie seine Freunde von Russen den Wölfen zum Fressen vorgeworfen wurden. Nun weiss ich nicht, wie du zum Thema Wiedergeburt stehst. Aber ich finds interessant.

 

Hallo Oland,
Nun ja, eine schwierige Frage, wie kommt man auf eine Geschichte. Bei der wars, soweit ich mich erinnere so, dass ich von Wölfen geträumt habe, die sich nicht erschießen ließen und die in eine Art Lager eindrangen. Das war nur ein klitzekleiner Teil der Geschichte. Und dann ist irgendwie das Lager und die Idee, Menschen an Wölfe zu verfüttern in mir aufgeblitzt. Ich fand es logisch, dass bei aller Grausamkeit jemand auf die Idee kommen könnte, habe aber in der Tat nicht daran geglaubt, dass es so etwas wirklich gab und hab auch nie davon gehört.
Der Handlungsablauf selbst wurde dann noch mit Hilfe der hier versammelten Kritiker optimiert.

lg
Bernhard

 

Hallo Bernhard,

natürlich interessiert mich so eine Geschichte: Die Revolution frisst ihre Kinder. Die Verbrecher werden Opfer ihrer eigenen Tat. Die Erinnyen jagen die Schuldbeladenen.
Die Geschichte ist linear, konsequent, in gemessenem Spannungsaufbau und Tempo geschrieben, in einem konservativen Stil (was nicht negativ gemeint ist), der den schrecklichen Inhalt umso schrecklicher erscheinen lässt, als er im gut formulierten Rahmen präsentiert wird.
Gut gefüttert wachsen einem die Bedrohungen (=Wölfe=Erinnyen=schlechtes Gewissen=???) über den Kopf.
Der Schluss als Bild/Metapher, der eingesperrte Lageraufseher, ist prächtig. Nur scheint er mir zu gut wegzukommen. Der Schluss passt nicht zu der Geschichte, die ziemlich blutrünstig ist. Sollen alle von den Wölfen zerfetzt werden? Man müsste etwas Härteres finden. Hier muss eine Metaebene her.
Die Personifizierung des Wolfes finde ich nicht nötig, außer es soll ein Hinweis sein, dass mit Wölfen Menschen gemeint sind.
Wer ist/sind die Hauptfiguren? Die Figuren bleiben etwas blass. Sind die Wölfe die Hauptfiguren? Ja, steht im Titel. Sie sollen nur den Boris belagern?
Die Geschichte hat auch parabolischen Charakter: Die Katastrophe, die man verursacht, löst weitere aus.
Insgesamt sehr spannend und mit beachtlichem Tiefgang.
Herzlichst
Wilhelm Berliner

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Bernhard,

Deine Idee, Dialoge sind gut, Dein Stil auch, aber die Logik bleibt leider gewaltig auf der Strecke und es gibt gewisse Längen und Widerholungen, die keinen Spaß machen und zum Überfliegen einladen und die Charaktere würde ich noch überarbeiten.
Unterbrich mich gerne, wenn ich etwas überlesen habe, aber:
Eine Verfütterung der Gefangenen an die Wölfe wäre schon sehr früh bemerkt worden und hätte sich herumgesprochen unter den Gefangenen.
Eine so ausgesprochen Grausamkeit, über Monate Hunderte Gefangene zu verfüttern und das unwidersprochen, auch z.B. durch den Lagerarzt, Inspizienten, Lagerälteste oder andere Offiziere? Was ist mit der Buchführung, immerhin zeichnete sich auch Sowjetrussland durch eine ausgesprochene Bürokratie aus? Zwar ist es richtig, daß gefangene deutsche Soldaten in Sibirien wie die Fliegen starben, durch Entkräftung und Krankheit aber weniger zur Belustigung eines irren Kommandanten. Die nichtasiatischen Russen zeigten eher Gutmütigkeit und (später) Entgegenkommen. Ich finde, das mußt Du besser erklären.
Die Wachmannschaften würden im Mindesten einige Dutzend sein, nicht eine Handvoll.
Einem "Wolfswinter" würde man in diesen Breitengraden eher durch eine Treibjagd begegnen.
Haltung und Absichten der Gefangenen müßen, vielleicht anhand von ein paar Charakteren, besser herausgearbeitet werden, so hast Du nur eine passive Masse an Kanonenfutter, insbesondere Dein Schluß verdeutlicht das. Ist das nicht auch einfach übertrieben, wenn Du schreibst, daß etwa einhundert Gefangene keinen Platz in den Barracken fanden und kurz darauf dann tausend(e)? verfüttert werden?
Wölfe zerreissen im Übrigen ihre Opfer nicht sondern töten auch "gezielt", durch einen Biss in die Kehle.
Auch würden einige Dutzend Wölfe um einige Hundert Gefangene (Du schreibst, 300) eher einen Bogen machen und wieso greifen die Wölfe die Gefangenen an und fressen sie, wenn es sich um "deutsche Wölfe" handelt, die später Gefangene "austauschen" wollen?
Wieso ist das Bergwerk nachts besetzt? Wieso machen sich die Gefangenen abmarschbereit und verbleiben dann im Lager? Wie kommen die LKW pünktlich durch, wenn die Verbindung zur Außenwelt eigentlich abgeschnitten ist und der Wald von intelligenten Wölfen wimmelt? Wieso sterben manche Wölfe im Kugelhagel und manche nicht?
Am Anfang schreibst Du, die "Scheinwerfer werfen Schatten", das würde ich ändern. Und irgendwo weiter unten: "Wir werden die Wölfe nicht mehr mit Menschen füttern...", das liest sich, als ob es eine Verpflichtung gäbe, die Wölfe zu füttern, dann halt mit etwas anderem und es verharmlost die Verbrechen absolut. Ich würde das stärker formulieren, so wie:"Wir werden den Wölfen keine Gefangenen mehr zum Fraß vorwerfen.".
Schlußendlich Dein Schluß: Wirkt konstruiert, ist unbefriedigend: Die restlichen Gefangenen haben sich mit den restlichen Wachen vereinigt und an den tausenden, kugelsicheren Riesenwölfen vorbei in Sicherheit gebracht? Der ehemals von Hass und Rache zerfressene, hundertfache Mörder sitzt am Kamin und erzählt die Geschichte seinen Enkeln und Friede, Freude, Eierkuchen? Das ist mir zu billig.

Edit: Sollte jetzt alles nicht zu kritisch klingen, immerhin hattest Du die gute Idee.
Wenn Du also den HIntergrund so aufbaust, daß es sich vielleicht um ein kleines, abgelegenes Außenkommando eines Lagers handelt, mit wenigen Dutzend Gefangenen, Mannschaften und einem sadistischen Kommandanten, der nicht mehr arbeitsfähige Gefangene den näherrückenden Wölfen vorwerfen lässt, daneben vielleicht noch einen trinkenden Lagerarzt als Charakter aufbaust, dann kriegst Du die Kurve.

 

Hi Florin,

Deine Idee, Dialoge sind gut, Dein Stil auch
danke
Logik bleibt leider gewaltig auf der Strecke und es gibt gewisse Längen und Widerholungen, die keinen Spaß machen und zum Überfliegen einladen und die Charaktere würde ich noch überarbeiten.
und auch dafür. Du hast dir ja sehr viele Gedanken darüber gemacht.
Ich werde das als Anlass nehmen, um nochmals drüber zu gehen.
Bezüglich Logik kann ich natürlich kein felsenfestes Gebäude bieten und die Wölfe in ihrer Art sind fiktiv. Ich möchte auch nicht alles dem Leser unbedingt erklären, es darf durchaus Raum für Interpretationsspielraum geben:
Eine Verfütterung der Gefangenen an die Wölfe wäre schon sehr früh bemerkt worden und hätte sich herumgesprochen unter den Gefangenen.
Ich meine nicht: Es ist ja nie einer zurück gekommen und es gab dauernd Verlegungen von Gefangenen. Gerade aus diesem Grund legte Woronov viel Wert darauf, dass die Gefangenen weit weg verfüttert wurden - ähnlich gut war ja auch die Strategie in den Deutschen KZ. Es wurde den Gefangenen bis zum Ende vorgespielt, sie würden nur duschen ...
Ich finde, das mußt Du besser erklären.
Die Wachmannschaften würden im Mindesten einige Dutzend sein, nicht eine Handvoll.
es sind ja auch einige Dutzend - ich werde versuchen, dass stärker heraus zu streichen.
Generell waren und sind in Russland Befehlshirachien stärker, als in westlichen Ländern. Wenn der Kommandant etwas befielt, und gerade am Erzfeind, so wird dem nicht widersprochen...
machen und wieso greifen die Wölfe die Gefangenen an und fressen sie, wenn es sich um "deutsche Wölfe" handelt, die später Gefangene "austauschen" wollen?
Die Wölfe wollen mehr und stärker werden uns sie sind durchaus einem Wehrwolf ähnlich, der zwar noch denken kann, aber Blut will und so intelligent ist, zu erkennen, dass er für 4 Soldaten vielleicht 400 Gefangene für sein hungriges Rudel kriegen kann.
Schlußendlich Dein Schluß: Wirkt konstruiert, ist unbefriedigend: Die restlichen Gefangenen haben sich mit den restlichen Wachen vereinigt und an den tausenden, kugelsicheren Riesenwölfen vorbei in Sicherheit gebracht?
Die Wölfe sind durchaus nicht kugelsicher, nur eben nicht mehr durch einen einzigen Schuss zu erlegen. Warum die Wölfe beim großen Angriff am Ende nicht umfallen hat den Grund, dass Woronov die Reservemagazine austauschen ließ, um sowohl Gefangen, als auch Zeugen ein für alle mal zu beseitigen. Als letzten Gefallen an seine treuen Unterstützer ließ er sie im Lager zurück und bestellte die Lastwagen - hier gebe ich dir recht. Das passt nicht zu seinem Charakter.
kleines, abgelegenes Außenkommando eines Lagers handelt, mit wenigen Dutzend Gefangenen, Mannschaften und einem sadistischen Kommandanten,
Es sollte ja ein kleines Außenlager sein, ich werde das stärker herausarbeiten, auch wie abgelegen es ist.
Der ehemals von Hass und Rache zerfressene, hundertfache Mörder sitzt am Kamin und erzählt die Geschichte seinen Enkeln und Friede, Freude, Eierkuchen? Das ist mir zu billig.
Das Ende könnte durchaus anders sein, wie auch andere angemerkt haben. Doch mir gefällt die Idee der Läuterung: Boris wechselt ja gegen Ende hin die Seiten zu denen, die den Deutschen helfen wollen.
Also durchaus so etwas wie Gerechtigkeit, dass er mit dem Verlust seiner Hand davon kommt.

Danke nochmals für die ausführlichen Hinweise
Bernhard

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Bernhard, die Geschichte ist ja schon etwas älter, aber vielleicht bringt es Dir trotzdem etwas, wenn ich ein paar Gedanken dazu aufschreibe.

Ich finde, der Text hat insgesamt schon viele Stärken. Da ist einerseits das Setting: Sibirien in den späten Kriegsjahren, deutsche Kriegsgefangene, russische Soldaten, riesige Wölfe. Die Wahl dieser Landschaft und Zeit schafft bereits eine Menge von Bildern und Assoziationen, die sich für das Geschichtenerzählen gut nutzen lassen.

Dann der Plot: Aus einer Kriegsgeschichte entwickelt sich eine Horrorstory mit magischen Elementen. Das ist ebenfalls eine gute Wahl, denke ich.

Die Sprache: Über weite Strecken des Textes habe ich intensive Bilder vor meinem geistigen Auge gesehen, und das macht eine Geschichte natürlich attraktiv.

Soweit, so gut.

Trotz Überarbeitung sehe ich jedoch noch immer einige gravierende Mängel im Text. Von der Gewichtung her – obwohl solche Differenzierungen immer schwierig sind – würde ich als erstes sprachliche Schwächen benennen. Ein Lektor hätte meiner Ansicht nach noch eine ganze Menge zu feilen, bis das Ding den Status der Druckreife erlangt.

Sprachliche Mängel fallen auch flüchtigem Lesen auf, sogar, wenn man nur Auszüge der ganzen Geschichte liest. Die meisten Leser schauen sich ja die ersten Sätze oder ein paar Textzeilen mittendrin an, um zu entscheiden, ob sie die Story lesen wollen. Und wenn man dann so etwas liest:

Boris aufmunternde Worte blieben ihm im Hals stecken, als er das viele Blut im Schnee sah.

legt man den Text sofort wieder weg.

Ein paar weitere Beispiele:

Im nächsten Augenblick erstarrten Josips Züge, und Boris konnte nur noch die starren Augen seines Freundes schließen.

Als er ein neues Magazin einlegte und auf die nächste Welle der glühenden Augen schoss, war die Wirkung gleich null.

Das Heulen der Wölfe schien näher zu kommen und er bildete sich ein, dazwischen menschliche Schreie zu hören.

Es ist nun nicht so, dass der Text von solchen derben Ausrutschern wimmeln würde. Aber es gibt außerdem noch eine Menge fragwürdiger Formulierungen, die nicht direkt schlecht sind, aber kunstlos wirken. Ein paar Beispiele:

Boris fasste mit den Händen nach seinem Fuß und zerrte daran, doch der Gefangene hielt sich unnachgiebig am Zaun fest. Erst als Josip noch weiter rauf geklettert war, konnten sie den Griff seiner Hände lösen und ihn wieder runter werfen.

Er schrie noch, während die Wölfe knurrend Fleischfetzen aus seinen Beinen rissen, und selbst als Boris nicht mehr hinsehen konnte, dauerte seine schrillen Schmerzensschreie an.

Ich habe übrigens zehn mal das Wort "knurrend" in der einen oder anderen Variante im Text gefunden.

Vier Wölfe hatten sich jeweils in Füße und Hände verbissen und dahinter schien das ganze Lager voll von leuchtenden Augen zu sein.

Ich schreib mal kurz was zu diesem Problem. Falls Du das alles schon weißt, dann überspringe es bitte. Wenn man mit dem intensiven Lesen und Schreiben beginnt, hat man nur eine diffuse Vorstellung von guter Sprache in der Literatur. Man hat vielleicht schon so etwas wie eine Meinung, man bevorzugt einen bestimmten Autoren oder einen bestimmten Stil, aber man weiß nicht weshalb.

Wenn man dann aufmerksamer liest und schreibt, begreift man allmählich, was Sprache zu guter Sprache macht, nämlich primär das Überwinden von Ausdrucksfehlern - zunächst so simple Sachen wie das Vermeiden von zu vielen Wortwiederholungen auf engem Raum, ein Übermaß an Adjektiven und Adverbien, ein monotoner Rhythmus (er machte, er sagte, er dachte), permanent gleichlange Sätze, obskure Gleichnisse, ausufernde Beschreibungen usw.

Weil dieser Prozess aber auch nicht streng rational abläuft, lernt man – meiner Ansicht nach – am schnellsten und effizientesten durch das Kopieren von guten Autoren, also durch das Abschreiben von mehr oder weniger umfangreichen Passagen eines Erzählers, den man schätzt. Das würde ich Dir unbedingt empfehlen, um ein besseres Gefühl für die Sprache zu bekommen.

Jetzt zu einer Schwäche in der Umsetzung des Plots. (Wenn ich von Schwächen rede, dann ist das nur meine Privatmeinung. Andere Leser mögen das durchaus anders beurteilen.) Wäre Deine Story ein Film, dann würde man sich als Zuschauer fragen, wessen Story da eigentlich erzählt wird, weil die Kamera ständig zwischen den Figuren hin und her springt, ohne einen der Charaktere genauer unter die Lupe zu nehmen.

Das kann man zwar machen, aber ich denke, es ist schwer, das gut zu machen, weil man einen wichtigen Bonus verschenkt: das Identifikationspotenzial der Protagonisten geht gegen Null. Das ist fatal, denn wenn ich als Leser die Gefühle und Gedanken einer Figur nicht kenne, interessiert mich auch ihr Schicksal nicht sonderlich. Und das bedeutet, mein Interesse an der Geschichte beschränkt sich auf den Fortgang der Ereignisse. Aus den genannten Gründen würde ich Dir empfehlen, zukünftig eine Person herauszustellen.

Die Alternative wäre, alle beteiligten Figuren genauer zu zeichnen. So läuft es ja bei Game of Thrones, wo wir die Empfindungen der wichtigsten Protagonisten gut nachvollziehen können, und deshalb wissen wollen, wie es ihnen ergeht.

Zum Schluss das Thema der Glaubwürdigkeit des Textes. Ich will mich jetzt nicht so sehr mit Logikaspekten befassen, sondern nur allgemein den Hinweis geben, dass es beim Schreiben einer Geschichte über Wölfe meiner Ansicht nach wichtig wäre, sich zuvor mit der Biologie und dem Verhalten dieser Tiere auseinanderzusetzen. Ich weiß, dass Du über magische Wölfe geschrieben hast, aber trotzdem täte eine Spur Realismus Deinem Text gut, denn das würde Dir Ideen für die Art liefern, wie diese magischen Wölfe die Menschen angreifen könnten, wie sie jagen, wie sie sich bewegen, wie sie sich verständigen, wie sie Gefühle ausdrücken usw.

Die Wölfe in Deiner Geschichte sind holzschnittartig beschrieben. Du hast zwar schon einige Passagen entwickelt, die etwas von der Kraft und der Gefährlichkeit dieser Tiere vermitteln, aber vieles ist noch zu sehr Klischee oder widerspricht der Realität. Wölfe huschen beispielsweise nicht von Baum zu Baum, und ein Tier, das man häuten will dreht man nicht auf den Bauch.

Bei all der Meckerei soll nicht der Eindruck entstehen, dass ich Deinen Text nicht gern gelesen habe. Ich fand ihn unterhaltsam und über Strecken auch spannend. Ich glaube, wenn Du weiter an Deinen Fähigkeiten feilst, wirst Du schnell Fortschritte machen.

Gruß Achillus

 

Hallo Achillus,
Ja deine Anmerkungen schätze ich sehr, vor allem, da ich mir die Überarbeitung schon länger vor genommen habe und ich sie aber vor mich her schiebe, weil ich nicht so recht weiß, welche Szenen ich umschreiben werde.
Deine Hinweise zur Sprache sind mir jedenfalls sehr willkommen.

lg
Bernhard

 

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