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Die unsichtbare Phase

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31.08.2014
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Die unsichtbare Phase

Sie hatte Tom vor drei Monaten beim Spanischkurs kennengelernt.
Ich will mit Dir ficken, stand auf dem Zettel, den er ihr in der zweiten Kursstunde zusteckte. Als sie den Kopf hob, warf er ihr diesen provozierenden Blick zu und eine Hitzewelle schoss durch ihren Körper. Nach der Stunde schafften sie es kaum in seine Wohnung, noch im Hausflur fielen sie wie ausgehungert übereinander her.

Den Zeitpunkt, ab dem ihr alles scheißegal war, konnte Sabine nicht mehr genau bestimmen. Sie fühlte sich allein. Irgendwann fing sie an, unvorsichtig zu werden. Montagabend traf sie sich mit Tom im Kino. Er fasste ihr im Schutz der Dunkelheit zwischen die Beine und flüsterte ihr Schweinereien ins Ohr. Woody Allen hielt in letzter Zeit auch nicht mehr das, was er versprach, deshalb war es nicht tragisch, dass sie die Hälfte des Films verpassten. Nach der Vorstellung schlenderten sie kichernd wie zwei Teenager Richtung Ausgang, als plötzlich Carola vor ihnen stand.
„Hallo Sabine“, sagte Carola, „na, passt Bernd heute auf die Kinder auf?“
„Ähm, ja. Bernd ist zuhause.“ Sie spürte, wie ihr die Röte ins Gesicht stieg und ärgerte sich, dass sie nicht sitzengeblieben waren, bis der Abspann vorbei war. Carola machte keine Anstalten weiter zu gehen und musterte Tom mit unverhohlener Neugier.
„Also, wir müssen dann auch mal“, sagte Sabine und ging so lässig wie möglich nach draußen.
„Scheiße!“, brach es aus ihr heraus, als sie um die Ecke waren.
„Das musste doch früher oder später passieren. Hey, wir leben in einer Kleinstadt!“, sagte Tom mit breitem Grinsen. „Wer war das überhaupt?“
„Ach, so eine blöde Kollegin von Bernd – und du lachst auch noch!“ Sie gab ihm einen halbherzigen Faustschlag in die Seite.
„Aua! Jetzt komm, sie wird es ihm nicht gleich aufs Brot schmieren. Du warst mit einem Bekannten im Kino, na und?“ Er legte den Arm um sie und zog sie an sich. „Sehen wir uns Freitag?“

Sie blieb einen Augenblick auf der Bettkante sitzen. Bernd schlief selig, seine Lippen gaben beim Ausatmen ein flatterndes Geräusch von sich. Sie konnte sich nicht erinnern, wann sie das letzte Mal abends etwas gemeinsam unternommen hatten. Die roten Leuchtziffern zeigten 23:58 an. In kaum mehr als fünf Stunden würde Bernds Wecker klingeln. Jeden Morgen vor der Arbeit ging er eine Stunde Laufen. Wenn er gegen Viertel vor sieben zurückkam, stand sie gerade unter der Dusche. Er weckte dann die Kinder und half ihnen beim Anziehen. Danach ging er unter die Dusche und Sabine richtete das Frühstück. Gemeinsam aßen sie ihre Getreideflocken mit Mandelmilch und etwas frischem Obst. Sie verließ gegen sieben Uhr dreißig als erste das Haus, Bernd brachte die Zwillinge fünfzehn Minuten später zur Grundschule.
Wenn sie andere Mütter jammern hörte, dass ihre Männer keinen Streich im Haushalt taten, geschweige denn, sich um die Kinder kümmerten, konnte sie nur mit dem Kopf schütteln. Bernd war ein verantwortungsbewusster, fürsorglicher Ehemann und Vater. Sie hatten seit sieben Monaten nicht mehr miteinander geschlafen.
Leise kroch sie unter die Decke und schloss die Augen. Bernd lag auf der anderen Seite des Bettes, doch es hätte genauso gut die andere Seite der Erdkugel sein können. Ihre Gedanken kreisten um Carola und ob sie Bernd morgen früh bei der Arbeit brühwarm von ihrer Begegnung im Kino erzählen würde. Am meisten erschreckte sie die Erleichterung, die sie bei dem Gedanken verspürte, dass es endlich heraus wäre.

Seit fünf Minuten ließ sie brühend heißes Wasser auf sich herunterprasseln.
Die Haut an ihrem Dekolleté war bereits knallrot. Mit dem Einwegrasierer entfernte sie die störrischen Härchen unter ihren Achseln. Danach waren die Beine dran. Sie hörte, wie Bernd die Haustür aufschloss. In letzter Zeit fühlte sie ihm gegenüber eine nie da gewesene Aggressivität. Seine Kaugeräusche beim Essen konnten sie zur Weißglut treiben. Abends um neun schlief er auf der Couch ein, knirschte laut mit den Zähnen und wenn er in Gegenwart von Bekannten sein aufgesetztes Lachen anstimmte, würde sie ihm am liebsten ins Gesicht schlagen.
Sabine zögerte einen kurzen Moment, dann fuhr sie mit dem rosa Plastikrasierer entschlossen über den schmalen Schamhaarstreifen, den sie normalerweise stehenließ.
„Morgen Schatz“, Bernd kam ins Badezimmer und fing an, sich aus seinen durchgeschwitzen Laufklamotten zu schälen, „boah, heute war ich echt topfit, hab die große Runde ganze vier Minuten schneller geschafft.“
„Mhh“, murmelte sie und verteilte provozierend Bodylotion auf ihren Brüsten. Falls er ihre neue Intimfrisur, oder besser gesagt, das Fehlen derselbigen, registriert hatte, ließ er sich nichts anmerken. Sein Schwanz baumelte schlaff zwischen den drahtigen Beinen herum, während er die feuchten Socken auszog. Jetzt wäre der Moment, es ihm zu sagen.
„Kannst du mir demnächst nochmal ein paar Sportsocken kaufen? Die hier sind schon ganz schön durchgescheuert.“ Einen Augenblick starrte sie ihn sprachlos an, dann stieg sie in ihren Slip und verließ das Badezimmer.

Den ganzen Vormittag saß sie wie auf Kohlen an ihrem Schreibtisch. Alle fünf Minuten kontrollierte sie ihr Handy. Was hatte Carola überhaupt gesehen? Würde sie Bernd etwas sagen? Und wann würde sie es ihm sagen? Gegen zwölf hielt Sabine es nicht mehr aus und wählte Bernds Nummer.
„Hallo, was gibt’s?“ Seine Stimme klang wie immer.
„Äh, ich wollte dich daran erinnern, dass du die Kinder heute Abend vom Turnen abholst.“
„Ja klar, wie jeden Dienstag.“
„Ja, wollte es nur nochmal sagen.“
„Aha. Sag mal, ist irgendwas? Du warst heute früh schon so komisch …“ Jetzt könnte sie etwas sagen. „Nö, alles okay, hab nur ein bisschen Kopfschmerzen.“
„Na gut, also dann, hab noch viel zu tun, bis später.“
„Ja, bis heute Abend.“ Langsam ließ sie den Hörer sinken. Sabine wusste nicht, was sie davon abhielt, das Unabwendbare auszusprechen. Es war so lächerlich einfach, eine heimliche Affäre zu haben. Sie musste nicht einmal lügen. Vor einem Monat hatte sie mit Tom ein Wochenende in München verbracht. Sorgfältig hatte sie sich ein Alibi mit einer alten Schulfreundin zurechtgelegt. Aber Bernd hatte keine Fragen gestellt. Heute Abend würde sie es ihm sagen.

„Bitte Mama, nur noch eine Geschichte!“ Felix sah sie treuherzig an. Paul lag in seinem Bett und las alleine in einem dicken Fünf Freunde-Schmöker. Es war unglaublich, wie unterschiedlich Zwillinge sein konnten. Schon bei der Geburt hatte Paul ein halbes Kilo mehr gewogen, jetzt war er einen Kopf größer als sein Bruder. Felix schlang die Arme um ihren Hals. „Bitte, bitte, nur noch die nächste Geschichte.“ Sie strich ihrem Sohn übers Haar und spürte plötzlich einen Kloß im Hals. Sie wüsste nicht, was sie ohne die Kinder tun würde. „Also gut, noch diese eine. Dann ist aber Schluss.“
Bernd saß auf dem Sofa. Im Fernseher flimmerte irgendeine Sportsendung. „Willst du auch ein Glas Rotwein?“, rief sie ihm aus der Küche zu, wohlwissend, dass er keinen Tropfen Alkohol mehr anrührte, seit er wie ein Bekloppter für den Marathon trainierte. „Nein danke!“ Sabine machte ihr Glas randvoll und nahm einen kräftigen Schluck.
„Wir müssen reden.“ Sie setzte sich neben ihn auf die Couch.
„Mhh, gleich“, murmelte Bernd, ohne seinen Blick vom Fernseher abzuwenden. Sie nippte vom Wein und sah ihn abwartend an.
„Hallo? Kannst du den Mist bitte kurz ausschalten?“
„Herrgott Sabine, darf ich vielleicht noch kurz die Zusammenfassung sehen? Wenn du deine Serien guckst, nerve ich dich doch auch nicht!“ Sie hielt einen Moment inne, dann knallte sie ihr Weinglas auf den Couchtisch, dass die Hälfte überschwappte, stand auf und schaltete den Fernseher aus.
„Sag mal spinnst du?“ Entgeistert sah er sie an. „Was ist denn heute mit dir los?“
„Verdammte Scheiße!“, brüllte sie, „was mit mir los ist? Vielleicht solltest du eher mal fragen, was mit uns los ist! Seit Monaten ficken wir nicht mehr miteinander, wir reden nur noch über irgendwelchen Müll und ich habe das Gefühl ich bin unsichtbar!“
„Jetzt komm mal ein bisschen runter und sei nicht so laut. Willst du, dass die Kinder aufwachen?“ Ungerührt sah er sie an. „Ja, ich gebe zu, dass es im Moment nicht so zwischen uns läuft. Aber was heißt hier unsichtbar, das ist halt so eine Phase. Nach vierzehn Jahren kann das schon mal passieren.“
„Eine Phase!“, schnaubte sie verächtlich, „und wann soll diese Phase beendet sein? Du nimmst mich doch überhaupt nicht mehr wahr! Wann waren wir zum Beispiel das letzte Mal zusammen im Kino?“
„Sabine, du weißt genau, dass ich dieses Jahr in Frankfurt mitlaufen will. Wenn der Marathon vorbei ist, wird es auch wieder anders, das verspreche ich dir. Wenn man so hart trainiert, hat man einfach nicht so viel Bock auf Sex.“ Sie vergrub ihr Gesicht in den Händen. Als sie aufblickte, standen Tränen in ihren Augen.
„Soll ich dir was sagen? Ich habe aber Bock auf Sex! Und ich hab auch jemanden gefunden, dem es genauso geht. Verstehst du Bernd? Ich habe eine Affäre! Seit drei beschissenen Monaten vögle ich mit einem anderen Kerl und soll ich dir noch was sagen? Es ist geil!“ Sie schluchzte laut auf. Bernds Gesicht blieb völlig emotionslos.
„Und willst du nichts dazu sagen, ist dir das alles scheißegal?“ Ihre Stimme überschlug sich. Er blickte schweigend auf seine Hände.
„Gott! Jetzt sag doch was!“ Wütend wischte sie sich mit dem Handrücken die Tränen aus dem Gesicht.
„Es ist mir nicht egal, Sabine. Glaubst du etwa, ich habe nicht bemerkt, dass da was läuft? Seit Wochen streifst du hier herum wie eine rollige Katze, kaufst dir neue Dessous. Gehst duschen, wenn du spät abends nachhause kommst. Und heute Morgen hat mir Carola erzählt, dass sie dich im Kino gesehen hat, mit diesem – Typ.“ Ungläubig starrte sie ihn an.
„Du weißt davon und sagst nichts? Oh Mann, das wird ja immer schlimmer! Was bist du nur für ein Schlappschwanz!“
„Jetzt hör mir mal gut zu“, er packte sie am Handgelenk, sein Blick bohrte sich in sie hinein, „ich bin kein Schlappschwanz. Ich bin nur realistisch. So eine Fickgeschichte geht auch wieder vorbei. Du willst doch nicht ernsthaft mit diesem Typen ein neues Leben anfangen?“ Er beugte sich ganz nah zu ihr hin, seine Stimme wurde gefährlich leise: „In guten, wie in schlechten Zeiten, Sabine. Das haben wir uns versprochen. Wir haben beide zu viel investiert und ich werde nicht zulassen, dass du diese Familie zerstörst.“ Auf ihren Armen bildete sich eine Gänsehaut. Sie riss sich los. „Willst du mir etwa drohen? Das ist doch lächerlich.“
„Nenn es wie du willst“, sagte er und stand auf, „wenn du gehen möchtest, halte ich dich nicht auf. Aber die Kinder bleiben bei mir.“ Er ging zwei Schritte zum Fernseher und schaltete wieder ein. „Du solltest den Rotwein aufwischen, es gibt sonst Flecken auf dem Tisch.“

 

Hallo Kerkyra,

der Titel hatte mich nicht auf dieses Thema schießen lassen. Tolle Geschichte, spannend erzählt, lässt sich sehr flüssig lesen.

Ja, was soll ich dazu sagen. In guten wie in schlechten Zeiten, hat er sie an ihr Versprechen erinnert, aber er hat sie allein gelassen. Und sie hat sich allein gelassen gefühlt. Jetzt kann man natürlich über die moralische Seite streiten, ob ihr Seitensprung gerechtfertigt ist oder nicht. Es hätte genau so sein können, dass er eine Affäre hat und sie somit liegen gelassen hatte. Dass er dann so reagiert, und ihr droht, da habe ich nur einen Begriff für ihn: Arschloch. Er hätte sie auf sein Ziel vorbereiten können und sie hätten bestimmt eine Lösung finden können. Was wäre denn passiert, wenn sie geschwiegen hätte? Er hatte ja von Carola gewusst, dass sie mit einem Typ im Kino war. Das beweist noch keine Untreue, aber man kann ja eins und eins zusammenzählen. Er hat es in Kauf genommen, dass sie sich sucht, was sie vermisst. Man könnte es auch als Toleranz bezeichnen. Aber unter Toleranz verstehe ich was anderes.

Sie strich ihrem Sohn übers Haar und spürte plötzlich einen Kloß im Hals. Sie wüsste nicht, was sie ohne die Kinder tun würde.

Das versehe ich nicht ganz. Wieso geht sie wie selbstverständlich davon aus, dass er die Kinder behält?

„Und willst du nichts dazu sagen, ist dir ist das alles scheißegal?“

Wenn das zweite „ist“ nicht gewollt ist - man kann’s auch stehen lassen. Ist ja wörtliche Rede und in der Rage kann sie schon so reden.

Sehr gern gelesen!

Viele Grüße
khnebel

 

Servus Kerkyra

An diese Geschichte könntest du glatt noch das Stichwort „Horror“ anhängen, so beklemmend beschreibst du das Dilemma dieser Sabine. Und andererseits ist die Geschichte halt doch nur alltäglich, wie furchtbar alltäglich, wollen wir vermutlich gar nicht wissen. Dieses leidenschaftslose Zusammenleben mit dem Ehepartner, nur der Kinder, der Gewohnheit und der Bequemlichkeit wegen, der Alltag geprägt von Sprachlosigkeit, die Liebe schon vor Jahren längst auf der Strecke geblieben … ja, das kann einem schon Gänsehaut machen.
Auf jeden Fall finde ich die Geschichte sehr glaubwürdig geschrieben und ich kann nicht sagen, dass sie mich nicht berührt hätte.
(Und meiner Frau werde ich heute wieder einmal Blumen mitbringen.)

Gut gemacht, Kerkyra.

offshore

 

Hallo Kerkyra,

deine Geschichte hat mir in weiten Teilen sehr gut gefallen. Flott geschrieben, mit straffer Charakterzeichnung wie ich finde. Der Schluss allerdings ist für mich etwas abrupt, da frage ich mich: das war's? Es wird quasi am Höhepunkt abgebrochen, zu einem Zeitpunkt, an dem die Emotionen am höchsten sind. Dann kommt leider nichts mehr, ich bin da etwas in der Luft hängengeblieben. Irgendwie muss da vielleicht meiner Meinung nach noch der Deckel drauf. Quasi eine Schlusspointe. Ansonsten hat die Story "Sexappeal".

Dann noch u.a.:

"Abends um neun schlief er auf der Couch ein, knirschte laut mit den Zähnen und wenn er in Gegenwart von Bekannten sein aufgesetztes Lachen anstimmte, würde sie ihm am liebsten ins Gesicht schlagen."
(Zwei verschiedene Orte, zwei verschiedene Zeiten, zwei verschiedene Sachverhalte in einem Satz)

Würde ich eher schreiben:

"Und als er in Gegenwart von Bekannten einmal sein aufgesetztes Lachen anstimmte, hätte sie ihm am liebsten ins Gesicht geschlagen."

Abschließend:
Die Vorstellung der emotionalen Kälte in der Beziehung kam erschreckend klar rüber, trotz mancher meiner Meinung nach zu knallhart kurzer Sätze. Vielleicht ginge es noch eine Nuance subtiler, wenn man noch das eine oder andere ausfeilt.

Beispiel, dass man nicht unbedingt auf zu kurzen Sätzen festhalten muss:

"Sorgfältig hatte sie sich ein Alibi mit einer alten Schulfreundin zurechtgelegt. Aber Bernd hatte keine Fragen gestellt."

Da hätte ich hinter "zurechtgelegt" einen Beistrich gemacht. Nimmt etwas den ungemeinen Speed aus der Story (der aber ansonsten voll fett ist!). Denn mit diesem Speed und den IMO fehlenden Deckel beim Schluss hast du die Story am Schluss möglicherweise mit einem einzigen Schlussakkord vor die Tür gesetzt. Ach ja: Für mein Empfinden gibt es (auch) keinen (Anti-)Helden bei der Geschichte ...

PS: Ich hätte schon gern gewusst, wie die Sache zwischen den beiden endet (oder weitergeht). Vielleicht lässt sich ja noch eine Seite hinzufügen?

Liebe Grüße
upi

 

Hey Kerkyra,

ich habe die Geschichte auch sehr gerne gelesen. Schön flüssig und angenehm geschrieben. Habe nicht einmal absetzen müssen. Auch ziemlich schön detailliert wie z. B. das Frühstück oder bei der Intimrasur.

Bernd lag auf der anderen Seite des Bettes, doch es hätte genauso gut die andere Seite der Erdkugel sein können.......fand ich sehr schön.


Hier beschwert sich deine Protagonistin über den überschaubaren Alltag, die Gewohnheiten, die Langeweile und den fehlenden Zärtlichkeiten. Auch die nervigen Gesten die dem Partner irgendwann auf den Geist gehen (musste da an Loriots Papa ante Portas denken) kennen wir alle. Auch wenn du einem gut vermittelst, was in so einer vernachlässigten Ehefrau vor sich geht, muss man zum Schluss doch auch für den Typen eine Lanze brechen: In guten wie in schlechten Zeiten. So ist das eben. Entweder man/frau ist im Laufe der Ehe bereit zurückzustecken und einen Großteil seiner eigenen Bedürfnisse einzuschränken oder aber man führt tatsächlich endlich die Ehe auf Probe ein, die automatisch alle paar Jahre geschieden wird, wenn man sie nicht von selbst erneuert. Ich wäre ja auch für Letzteres. Im Gegensatz zur Protagonistin hat Bernd sich mit der herkömmlichen Ehesituation bereits abgefunden.(Marathonmann).
Gute Geschichte.
LG
Grobi

 

Hallo Kerkyra,

mir ging es beim Lesen eher so, dass ich am Anfang Sympathien für den Ehemann hatte, der so ein "verantwortungsbewußter und fürsorglicher Ehemann und Vater" war, während sie sich in ihren Überdruss hinein steigerte und in diese Affäre weglief. Am Ende aber wandelte er sich vom Jekyll in Hyde, der die ganze Zeit alles geahnt hatte und weggelaufen war.
Einen Moment lang hatte ich Hoffnung, dass sie zueinander finden, als sie ihr Geständnis ablegt.
Wie er die Chance zerschlägt und nur das Gefängnis eines erzwungenen Familienlebens anbietet, das ist schon gruselig und für mich unerwartet. Sowas wie kalter Krieg. Im letzten Abschnitt ist dann von den Kindern die Rede. Und das macht diese ohnehin schon sehr traurige Geschichte fast unerträglich.
Könnte auch der Beginn eines Krimis sein. Der Hass, der hier bei beiden unter der Oberfläche wuchert, hätte das Potential dafür.

Der Anfang ist mir zu clichéhaft, das Briefchen zu drastisch "Ich will mit dir ficken" klingt auch irgendwie so kindlich, heißt es nicht "Ich will dich ficken."? Noch lieber wäre mir was spanisches. Die Formulierung "wie hungrige Wölfe" finde ich etwas abgedroschen.

Abends um neun schlief er auf der Couch ein, knirschte laut mit den Zähnen und wenn er in Gegenwart von Bekannten sein aufgesetztes Lachen anstimmte, würde sie ihm am liebsten ins Gesicht schlagen.

Das finde ich gut, wie du hier schon vorher andeutest, dass der Mann Aggressionen verdrängt und etwas vorspielt. Sie empfindet die Wut, die er verleugnet.

Ich fand deine Geschichte spannend zu lesen!

Liebe Grüße von Chutney

 

Hallo Kerkyra!

Bei der Konfrontation am Ende dachte ich zuerst, das würde darauf hinauslaufen, dass die sich jetzt gegenseitig anschreien und dadurch schließlich all das in die Beziehung zurückkehrt, was Sabine vermisst hat. Aber dein gewähltes Ende ist da doch deutlich perfider, das find ich gut. Da kommt nochmal das Beklemmende, das die Story vorher schon die ganze Zeit über begleitet hat, richtig gut zur Geltung, findet quasi seinen Höhepunkt, so wie das natürlich auch von dir beabsichtigt war. Ich finde auch nicht, dass es dann noch mehr bedarf. Sicher, man kann sich fragen, was Sabine jetzt macht, ob sie sich wehrt, wie sie sich wehrt, oder ob sie sich fügt, den Kindern zuliebe, wie sie mit Tom verbleibt. Aber das muss ich alles gar nicht beantwortet haben. Ich finde es gut, wenn mich eine Kurzgeschichte mit Fragen entlässt, über die ich mir anschließend noch Gedanken machen kann. Die Geschichte ist in sich schlüssig und das reicht.

Höhnisch lachte er auf.

Den Satz würde ich allerdings streichen. Ich finde das beißt sich mit Bernds Auftreten. Passt irgendwie nicht zu ihm. War jedenfalls mein Eindruck.

Gern gelesen

Gruß
Mix

 

Den Satz würde ich allerdings streichen.

Dem stimme ich uneingeschränkt zu. Der malt Bernd irgendwie schwarz an und taucht eine verdammt graue Szene in ein mildes Schwarz/Weiß. Das ist schade.

Ich empfinde keine Sympathien für Sabine. Sie kriegt das Maul nicht auf und erwartet, dass irgendwer ihre kryptischen Signale versteht und er steht als Kapitän verkleidet auf dem sinkenden Schiff und denkt sich, "Naja, ist halt so." Da krieg ich so. Nen. Hals, weil sie für ihre Affäre eine Rechtfertigung sucht und auf Biegen und Brechen versucht, ihm die Schuld in die Schuhe zu schieben. Wenn die zwei sich jetzt erst nach 7 Monaten Funkstille mal aussprechen, liegt die Schuld nicht im Garten des Nachbarn. Sie kann ja mal genauso gut ihr Maul aufmachen und dem Kerl sagen, was ihr auf den Senkel geht. Wenn sie einen Tanz mit zwei Flaggen aufführen möchte und hofft, dass er es versteht, ist sie selbst schuld, die dumme Gans.
Er, hingegen, ist nur mit sich selbst und seiner eingefahrenen Routine beschäftigt. Natürlich fallen ihm dadurch Veränderungen im Tagesablauf auf und es macht ihn auch nicht gerade sympatisch, aber ich denke, dass das eher daran liegt, dass wir diese Szene aus den Augen der Dame beobachten. Sie VERSUCHT ja geradezu, ihn zu verteufeln, weil er ja das Böse ist und sie tun muss, was sie eben tut. Ich habe sooo gehofft, dass Carola schwatzt, denn diese Geheimhaltungsmaßnahmen sind das hinterlistigste und fieseste, was man einem anderen Mensch antun kann.

Ich merke schon, dass ich etwas abdrifte - daher bleibt mir dazu nicht viel anderes zu sagen, als: Ja, die Geschichte hat mir gefallen und einen ungewollten Schub Emotionen in mir hochgeschoben.

Was mir gut gefallen hat, war die Tatsache, dass er nicht den Schwanz einzieht und die Fakten klar auf den Tisch knallt. "Hau ab, die Kinder bleiben hier." Fand ich gut. In den meisten Medien hätte man aus irgendeinem Grund dem Mann Schuld daran gegeben, dass die Frau ihn betrogen hat und sie hätte ihn obendrein noch mit einem albernen Säckchen voller Sachen vor die Tür seines eigenen Hauses gesetzt. Es hat mich überrascht, dass es auch mal anders geht, ohne das die Dame in eine gewalttätige Beziehung gezwängt wird.

Dabei belasse ich es auch, sonst steiger ich mich in was rein. *g*

 

Hallo khnebel,
und vielen Dank für Deinen Kommentar.

Sie wüsste nicht, was sie ohne die Kinder tun würde.

Das versehe ich nicht ganz. Wieso geht sie wie selbstverständlich davon aus, dass er die Kinder behält?
Ich denke, da hast Du zu viel hineininterpretiert. Sie ist in dem Moment nur etwas wehmütig, ist froh, dass aus dieser Beziehung zumindest noch Kinder entstanden sind, ohne diese hätte sie Bernd wahrscheinlich längst verlassen.

„Und willst du nichts dazu sagen, ist dir ist das alles scheißegal?“

Wenn das zweite „ist“ nicht gewollt ist - man kann’s auch stehen lassen. Ist ja wörtliche Rede und in der Rage kann sie schon so reden
Danke, war natürlich ein Versehen, ich hab`s gestrichen.:D

Jetzt kann man natürlich über die moralische Seite streiten, ob ihr Seitensprung gerechtfertigt ist oder nicht.
ich hoffe, dass ich in meinem Text einigermaßen neutral rüber komme und jeder Leser sich seine eigene Meinung dazu bilden kann.

Freue mich, dass Dir die Geschichte gefallen hat!

Gruß Kerkyra


Hallo Ernst,

freue mich sehr, dass meine "Horror"-Story Dich diesmal überzeugen konnte:).
Ja, auch ich denke, dass das alltäglicher ist, als man glaubt und viele von uns werden sich in der einen oder anderen Szene auch wiederfinden.

Toll, dass es Dich dazu angeregt hat, Deiner Frau Blumen mitzubringen. Und demnächst lädst Du sie vielleicht auch noch ins Kino ein;).

Vielen Dank für Deine Worte,
Kerkyra

Hallo Upi,

freue mich über Deine Kritik.

Der Schluss allerdings ist für mich etwas abrupt, da frage ich mich: das war's? Es wird quasi am Höhepunkt abgebrochen, zu einem Zeitpunkt, an dem die Emotionen am höchsten sind.
Ja, ich gebe zu, ich bin ein Freund des offenen Schlusses, der die Leser zwingt, sich Ihre eigenen Gedanken dazu zu machen. Zumal es eine schwierige Frage ist, wie es weitergeht. Ich würde mal darauf tippen, dass sie zusammen bleiben. Wegen der Kinder, aus Bequemlichkeit, aus Feigheit. Das geht dann noch ein paar Jahre weiter und irgendwann ist das Maß vielleicht doch so voll, das es nur noch eine Möglichkeit gibt, sich zu trennen.

Das mit den kurzen Sätzen gefällt mir schon gut, macht das Ganze noch etwas härter. Empfinde ich so...

Für mein Empfinden gibt es (auch) keinen (Anti-)Helden bei der Geschichte ...
Das finde ich gut, war auch meine Intention, wobei ich mir vorstellen kann, dass männliche und weibliche Leser das auch unterschiedlich sehen könnten.

Danke für Deine Zeit,

Viele Grüße, Kerkyra

 

Hallo Kerkyra,

ich habe deine Geschichte sehr gerne gelesen, sie entwickelt eine hohe Dynamik und Spannung.

Ich habe vor allem einige Detailanmerkungen, ich habe jetzt nicht alle Kommentare gelesen, falls also schon irgendwo etwas dazu steht, bitte ich das zu entschuldigen.

noch im Hausflur fielen sie wie hungrige Wölfe übereinander her.
Ich muss gestehen, die Wölfe behagen mir nicht so ganz. Ich finde es transportiert weniger etwas Animalisches als mehr etwas Tödliches, was der Situation ein wenig – um es auf den Punkt zu bringen – die Geilheit raubt. „Fielen ausgehungert übereinander her“ gäbe da für mich ein stimmigeres Bild.

Den Zeitpunkt, ab dem ihr alles scheißegal war, konnte Sabine nicht mehr genau bestimmen. Sie fühlte sich allein.
Den Übergang finde ich sehr gelungen! In zwei unaufgeregten Sätzen schaffst du hier einen Sprung von der Einleitung hin zu dem, worum es eigentlich geht, ohne das Informationen oder Inhalte fehlen. Wirklich toll:)

Danach ging er unter die Dusche und Sabine richtete das Frühstück.
„Richten“ klingt merkwürdig bei dieser Alltagsbeschreibung. Ein schlichtes „machen“ geht da schon, finde ich.

Bernd war ein verantwortungsbewusster, fürsorglicher Ehemann und Vater. Sie hatten seit sieben Monaten nicht mehr miteinander geschlafen.
Genial! :thumbsup:

Er blickte schweigend auf seine Hände.
Hier ging es vorher bei der „Beichte“ um ihre Hände, nun schaut er auf seine. Ich fände es ausdrucksstärker, wenn er auch auf ihre Hände schauen würde – oder eben ganz woanders hin, auf den Tisch oder das Weinglas zum Beispiel.

Du siehst, meine Anmerkungen gehen sehr ins Detail, das liegt vor allem daran, da ich das Gesamtbild dieses schönen Geschichtchens ansonsten sehr stimmig finde! :)

Die sonnigsten Grüße von
heiterbiswolkig

 

Hallo Grobi,

ich sehe, Du hast Dir meinen Rat gleich mal zu Herzen genommen und bringst Dich ein. Sehr gut!
Freut mich, dass Du die Geschichte gerne gelesen hast.
Ja, so eine Ehe/Beziehung besteht aus Kompromissen. Aber man sollte dieBalance finden und muss auch daran arbeiten. Beide Partner. Das ist meinen Protagonisten anscheinend nicht gelungen:(.

Danke für den Kommentar,

Gruß Kerkyra


Hallo Chutney,

Der Anfang ist mir zu clichéhaft, das Briefchen zu drastisch "Ich will mit dir ficken" klingt auch irgendwie so kindlich, heißt es nicht "Ich will dich ficken."? Noch lieber wäre mir was spanisches. Die Formulierung "wie hungrige Wölfe" finde ich etwas abgedroschen.
Ich denke das mit dem "ficken" mit Dir/ oder Dich ist beides korrekt. Tom ist halt ein drastischer Typ;). Das mit den Wölfen hab ich abgeändert.

Das finde ich gut, wie du hier schon vorher andeutest, dass der Mann Aggressionen verdrängt und etwas vorspielt. Sie empfindet die Wut, die er verleugnet.
Das ist eine interessante Interpretation, auf die ich selbst gar nicht gekommen bin.

Schön, dass Du die Geschichte spannend fandst. Danke für Deine Zeit,

Kerkyra


Hallo Mix,

Aber dein gewähltes Ende ist da doch deutlich perfider, das find ich gut.
Danke!:)

Das mit dem höhnischen Lachen habe ich rausgenommen, Du hast recht, es passt nicht so richtig.

Vielen Dank für Deinen Kommentar,
Kerkyra


Hallo NWZed,

und danke für Deine Worte. Ich sehe, das Thema hat Dich berührt;).

Wenn die zwei sich jetzt erst nach 7 Monaten Funkstille mal aussprechen, liegt die Schuld nicht im Garten des Nachbarn.
Ich wollte hier keinem von beiden die Schuld in die Schuhe schieben, ich bin der Meinung, am Scheitern einer Beziehung ist "die Schuld" immer 50/50. (Ausnahmen natürlich in Beziehungen, wo ein Partner gewalttätig ist).

Ja, interessante Ansicht, hat mich gefreut,

Viele Grüße Kerkyra

 

Hallo Heiterbiswolkig,

ich habe deine Geschichte sehr gerne gelesen, sie entwickelt eine hohe Dynamik und Spannung.
:) Vielen Dank, das freut mich sehr.

Ich muss gestehen, die Wölfe behagen mir nicht so ganz. Ich finde es transportiert weniger etwas Animalisches als mehr etwas Tödliches, was der Situation ein wenig – um es auf den Punkt zu bringen – die Geilheit raubt. „Fielen ausgehungert übereinander her“ gäbe da für mich ein stimmigeres Bild.
ich habe mir Deinen Vorschlag zu Herzen genommen und hab's abgeändert.

Hier ging es vorher bei der „Beichte“ um ihre Hände, nun schaut er auf seine. Ich fände es ausdrucksstärker, wenn er auch auf ihre Hände schauen würde – oder eben ganz woanders hin, auf den Tisch oder das Weinglas zum Beispiel.
Das konnte ich irgendwie nicht so ganz nachvollziehen...zumal sie nicht auf ihre Hände geschaut hat.

Vielen Dank für Deine Zeit und den Kommentar,

Kerkyra

 

Hallo Kerkyra,

es gibt KGs, die man liest und sich bereits während des Lesens immer fragt, wie sie wohl ausgehen wird. Besonders gut sind diese Geschichten -für mich- immer dann, wenn sie auch sprachlich ansprechend sind, Spannung transportieren können und nicht nur auf das Ende hin spannend sind.

Deine Geschichte gehört für mich definitiv zu dieser Kategorie. Ich habe sie gerne gelesen und fand sie vom ersten bis zum letzten Satz ansprechend und gut gelungen: Danke für ein paar schöne Leseminuten!

Tja, so eine Ehe. Was muß man als Mann nicht alles können: Ernährer, guter Liebhaber, treusorgender Vater und und und. Und auf der anderen Seite die Frau: Treusorgende Ehefrau, liebevolle Mutter, taffes Weib im Beruf und gute Hausfrau... Die Ehe dann: Ein superschwerer Spagat, eine Berg- und Talfahrt, die manch Ehepaar aus der Bahn wirft: Du hast es gut beschrieben.

Auf einzelne Textstellen möchte ich gar nicht eingehen, mir viel nichts Negatives auf. Gelungen!

Ein Text, über den ich noch eine Zeitlang nachdenken kann, da er durchaus einige Fragestellungen aufwirft, die unser aller Leben betreffen.

Gruß, Freegrazer

 

Hallo Kerkyra,

es gibt KGs, die man liest und sich bereits während des Lesens immer fragt, wie sie wohl ausgehen wird. Besonders gut sind diese Geschichten -für mich- immer dann, wenn sie auch sprachlich ansprechend sind, Spannung transportieren können und nicht nur auf das Ende hin spannend sind.

Deine Geschichte gehört für mich definitiv zu dieser Kategorie. Ich habe sie gerne gelesen und fand sie vom ersten bis zum letzten Satz ansprechend und gut gelungen: Danke für ein paar schöne Leseminuten!

Tja, so eine Ehe. Was muß man als Mann nicht alles können: Ernährer, guter Liebhaber, treusorgender Vater und und und. Und auf der anderen Seite die Frau: Treusorgende Ehefrau, liebevolle Mutter, taffes Weib im Beruf und gute Hausfrau... Die Ehe dann: Ein superschwerer Spagat, eine Berg- und Talfahrt, die manch Ehepaar aus der Bahn wirft: Du hast es gut beschrieben.

Auf einzelne Textstellen möchte ich gar nicht eingehen, mir viel nichts Negatives auf. Gelungen!

Ein Text, über den ich noch eine Zeitlang nachdenken kann, da er durchaus einige Fragestellungen aufwirft, die unser aller Leben betreffen.

Gruß, Freegrazer

 

Hallo Kerkyra,

nachdem ich meine erste Kritik geschrieben hatte, habe ich all die Kommentare gelesen, vorher ´meine Gedanken etwas sacken lassen.

Dabei kam mir auch der Gedanke, dass die KG schon sehr aus weiblicher Sicht geschrieben wurde und mir zumindest ein Ansatz fehlt, der aufzeigt, ob Sabine nicht auch von sich aus versucht hat, ihre Ehe wirklich zu retten, nicht nur das Sex-Life! Sie setzt Scheitern mit Mangel an Sex gleich. "Ich will wieder ficken" ist schon etwas anderes als "Ich will weiter lieben!".

Tja, da sind wir schon beim Thema eigene Erfahrungen: Mann freut sich, wenn Frau verführt. Auch in einer längeren/langen Beziehung. Hat sie es versucht?

Gruß, Freegrazer, der in Sachen Sex ganz anders als sein Nick ist. :)

 

Hallo Kerkyra,

ich wollte nur nochmal kurz die Sache mit den Händen etwas aufdrösel, wie ich das meinte. Ich habe dir mal die ganze Passage kopiert:

„Sabine, du weißt genau, dass ich dieses Jahr in Frankfurt mitlaufen will. Wenn der Marathon vorbei ist, wird es auch wieder anders, das verspreche ich dir. Wenn man so hart trainiert, hat man einfach nicht so viel Bock auf Sex.“ Sie vergrub ihr Gesicht in den Händen. Als sie aufblickte, standen Tränen in ihren Augen.
„Soll ich dir was sagen? Ich habe aber Bock auf Sex! Und ich hab auch jemanden gefunden, dem es genauso geht. Verstehst du Bernd? Ich habe eine Affäre! Seit drei beschissenen Monaten vögle ich mit einem anderen Kerl und soll ich dir noch was sagen? Es ist geil!“ Sie schluchzte laut auf. Bernds Gesicht blieb völlig emotionslos.
„Und willst du nichts dazu sagen, ist dir das alles scheißegal?“ Ihre Stimme überschlug sich. Er blickte schweigend auf seine Hände.
„Gott! Jetzt sag doch was!“ Wütend wischte sie sich mit dem Handrücken die Tränen aus dem Gesicht.

Sie vergräbt ihr Gesicht in ihren Händen, hat dann Tränen in den Augen. Dann schaut er auf seine. Da sie ihr Gesicht also quasi kurz mit ihren Händen bedeckt hat und er somit ihre Tränen nicht sehen musste, fände ich es als Bild ausdrucksstärker, wenn er dann eben auf ihre und nicht auf seine Hände schauen würde, um ihr eben nicht ins Gesicht zu sehen. Verstehst du jetzt besser, was ich meinte? Aber ja, das ist Korinthenkackerei, ich weiß. Ist eigentlich alles gut mit diesem Absatz, wie es ist. :)

Die sonnigsten Grüße
von heiterbiswolkig

 

Hallo Kerkyra,

eine tolle Geschichte hast du da geschrieben. Und auch den Titel dazu finde ich sehr interessant, muss man ein bisschen drüber nachdenken.

Ich will mit Dir ficken, stand auf dem Zettel, den er ihr in der zweiten Kursstunde zusteckte.

Hier dachte ich vorerst, es gehe um zwei Teenager. Solche Zettel habe ich zuletzt in der Schulzeit herumschwirren gesehen. Finde ich aber trotzdem nicht schlecht. Tom redet eben nicht gern um den heißen Brei und macht gleich Nägel mit Köpfen. Ohne große Charakterisierung weiß ich hier sofort, wie Tom tickt. Das ist es dann vermutlich auch, was mich dazu verleitet hat, Sabine die gesamte Geschichte hindurch als etwas naiv zu sehen. Ich fühl mich da ein bisschen auf derselben Seite wie Freegrazer. Sabine verrennt sich beinahe blauäugig in ihre Sexgeschichte und denkt offen darüber nach, sich von ihrem Mann zu trennen, ohne aber zu wissen, wie es denn mit Tom weitergeht. Ob der überhaupt was anderes haben möchte außer Sex. Und es bleibt mir als Leser vorenthalten, ob Sabine je schon etwas unternommen hat, um das Liebesleben mit ihrem Ehemann wieder aufzubessern.

Das aber nur so meine Gedanken, für die Stimmigkeit deiner Geschichte ist das kein Hindernis. Man muss als Leser nicht alles wissen, sondern einfach mitfühlen und mitleben mit den Hauptfiguren. Das habe ich getan, wenn auch eher auf Bernds Seite.

Sehr gern gelesen!

Gruß,
rehla

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Freegrazer,

Ich habe sie gerne gelesen und fand sie vom ersten bis zum letzten Satz ansprechend und gut gelungen: Danke für ein paar schöne Leseminuten!
Das ist ein tolles Lob, dankeschön!

Dabei kam mir auch der Gedanke, dass die KG schon sehr aus weiblicher Sicht geschrieben wurde und mir zumindest ein Ansatz fehlt, der aufzeigt, ob Sabine nicht auch von sich aus versucht hat, ihre Ehe wirklich zu retten, nicht nur das Sex-Life!
Ja, das stimmt, es ist aus weiblicher Sicht geschrieben, doch ich habe versucht, weitgehend neutral zu bleiben. Ich glaube nicht, dass Sabine vorher großartige Schritte unternommen hat.
Die Beziehung ist eingeschlafen, sie haben sich im Alltagstrott verloren und beide nichts dagegen getan.
Bernd hat sich dann irgendwann in seinen Sport geflüchtet und sie hat sich eine andere Art der Befriedigung gesucht, ein Sexabenteuer. Beide haben sich gleichermaßen aus der Beziehung gezogen, aber natürlich wird der Seitensprung in der Gesellschaft als "schlimmer" angesehen.

Danke für Deine Worte,

liebe Grüße, Kerkyra


Hallo Heiterbiswolkig nochmal,

ich glaube, ich verstehe jetzt, was Du meinst, aber um ehrlich zu sein, ist mir das ein bisschen zu kompliziert gedacht;). Soviel sollte man in diese kleinen Gesten auch nicht hineininterpretieren.

Er blickte schweigend auf seine Hände.
Ich glaube, das machen einfach viele Menschen in der Situation, wenn sie dem Gegenüber nicht in die Augen schauen wollen. Ich auch.

Danke auf jeden Fall, dass Du nochmal zurückgekommen bist,

LG Kerkyra


Hallo Rehla,

und herzlichen Dank für den positiven Kommentar.

Tom redet eben nicht gern um den heißen Brei und macht gleich Nägel mit Köpfen.
Genau, das hast Du richtig erkannt. Er findet sie attraktiv, sie ihn auch, beide sind erwachsen - und er hat auch nichts zu verlieren.

Und es bleibt mir als Leser vorenthalten, ob Sabine je schon etwas unternommen hat, um das Liebesleben mit ihrem Ehemann wieder aufzubessern.
Nein, wahrscheinlich hat sie nichts unternommen. Die Beziehung ist vor sich hingedümpelt - und irgendwann stand dieser Tom da...

Hat mich gefreut,

Kerkyra

 

Hi Kerkyra,

deine Geschichte mit dem schönen Titel hat mir verdammt gut gefallen. Lässt sich super lesen!:)
Die Dialoge wirken lebhaft und sehr authentisch durch die intelligent eingesetzten Sprecherwechsel.

Herausragend finde ich diese Stelle:

Bernd lag auf der anderen Seite des Bettes, doch es hätte genauso gut die andere Seite der Erdkugel sein können

Ich würde trotz der vielen Anregungen in den vorherigen Kommentaren inhaltlich nicht mehr großartig was dran ändern, höchstens sprachlich etwas aufpuschen, ganz dezent hier und da noch ein paar Adjektive einstreuen (aber natürlich nicht überladen) und manche Wörter durch andere ersetzen (z.B. richtet durch macht).

Der abrupte, offene und leicht provokante Schluss ist klasse und passt wunderbar zum Ganzen. Der Leser soll ruhig grübeln und sich Gedanken machen, wie es manch einer offensichtlich tut (siehe vorherige Kommentare)

Ich würde die Geschichte wie gesagt so stehen lassen. Sie ist wirklich gelungen!:thumbsup:

Was ich mir aber trotzdem genauso gut vorstellen könnte, dass du die Handlung weiter spinnst in Form einer zweiten, längeren Fassung, die irgendwann mal Teil eines Romans wird. Nur so eine Idee.

Schreib weiter so!
catweazle

 

Hallo Catweazle,

und vielen Dank für den netten Kommentar.:D

Der abrupte, offene und leicht provokante Schluss ist klasse und passt wunderbar zum Ganzen. Der Leser soll ruhig grübeln und sich Gedanken machen, wie es manch einer offensichtlich tut (siehe vorherige Kommentare)
Ja, das hatte ich mir auch so gedacht;). Ich mag selbst auch nicht immer alles vorgekaut bekommen, sondern mache mir gern meine eigenen Gedanken.

Ich würde die Geschichte wie gesagt so stehen lassen. Sie ist wirklich gelungen.
Das hört man wirklich gerne:D

Danke Dir, ein schönes Wochenende,
Kerkyra

 

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