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Die unsichtbare Grenze

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25.10.2005
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Die unsichtbare Grenze

Mit Stolz zeigte ich Onkel Muhtar meine neuste Errungenschaft, eine semi-automatische Gaspistole. Ich sah das Aufleuchten seiner Augen, sein Gesicht, das zuerst in Verwunderung und dann in kindlicher Freunde strahlte. Er nahm mir die Waffe aus der Hand, ich sah, wie die Schwere des Metalls, der Plastikgriff und das Klatzen des Schlittens ihn in weit entfernte Jugendtage versetzte. Die Freude schulg schnell in Sorge um, wie das Wetter seiner Bergheimat.
- Setz dich - bat er mich mit getrübter Stimme.
Er machte es sich auf dem Sofa bequem, die Pistole lag sicher in seiner Hand und irgendwie spürte ich, dass das, was ich gerade sah, das wahre Bild von ihm war.
- das hier, - er zeigte auf die Pistole, - ist nicht das was du willst. Du bist nicht wie wir, du willst mit den Verbrechern nichts zu tun haben. Einmal auf diesem Weg gibt es keinen Zurück mehr. Glaub es mir, ich habe es versucht.
Ich wollte versuchen mich zu rechtfertigen, Onkel Muhtar unterbrach mich bevor ich anfangen konnte.
- Machst du diesen einen Schritt in die falsche Richtng, bist du nicht mehr der selbe. Du weißt, wenn ich wütend werde, dann bin ich wie ein Tier, dem es vor Wut schon vor dem Mund schäumt. Wie damals im Sprachkurs, - in Aufregung durch eigene Ansprache versetzt, richtete er sich im sitzen auf, - ich war sauer wegen einer Kleinigkeit und an dem Tag hatte eine tschechische Kursteilnemehrin ihren Geburtstag. Auf dem Tisch vor der Tafel haben sie zur Feier des Tages alles schön eingerichtet mit Kuchen und Champagner. Ich warf es im Vorbeigehen um und überspielte nicht mal, dass es Absicht war.
Ich lachte laut.
- Dieser einer Schritt verändert alles, - fuhr er fort - an dem Tag, als ich den ersten Menschen getötet habe, weinte ich, bis in die späten Abendstunden. Danach war ich nicht mehr der selbe, meine Wut bekam ich schwer unter Kontrolle und das Töten... ging einfacher.
Die Verwunderung stand mir sicher ins Gesicht geschrieben. Onkel Muhtar war berühmt berüchtigt, er war ein sehr umgänglicher Mensch, lachte gerne und schien die Menschen um sich wie ein Magnet anzuziehen. Jedoch wagte es keiner ihm zu wiedersprechen und wenn es mal Streit zwischen den vielen Ethnien in unserem Viertel gab, war er immer als Vermittler zuhilfe gerufen worden, aus dem einen einzigen Grund, weil jeder im Viertel Angst vor ihm zu haben schien. Und doch konnte ich es kaum glauben, was ich da hörte. Dieser netter und starker Mensch... obwohl mich die Tatsache, dass er je in seinem Leben geweint hat, mehr überraschte, als die, dass er töten musste.
- Wie lange ist es schon her, 15, vielleicht 16 Jahre, - Onkel Muhtar blickte mich immer noch an, sah mich aber nicht, er war schon in der dunkelsten Ecke seiner Errinerungen, - es war im Winter ‘95, wir waren auf der Patrouille und entdeckten in einer Bodensenkung eine Gruppe von russischen Soldaten. Unser Komandeur gab das Befehl und nach einer kurzem Kampf waren die Russen entweder tot oder sind geflohen. Als ich die Senke erkundete, hörte ich ein Stöhnen oder ein Wimmern, ich wusste nicht, wo es her kam und dachte mir, es sei ein verwundeter Soldat. Nach einer kurzen Suche fand ich in einem Erdloch fünf junge russiche Soldaten. Die waren genauso jung, wie du, mit kaum Flaum im Gesicht, einige von ihnen haben sich schon in die Hose gemacht und wimerten - er sah Zweifel im meinem Gesicht.
- Nein wirklich, das sah ich selbst zum ersten mal, aber wer kann es ihnen verübeln, umzingelt von bärtigen bewaffneten Männern. In so einer Situation könnte es jedem passieren,- ein Lächeln huschte durch sein Gesicht, - einer von ihnen sah mich mit seinen blauen Augen an, er war bleich seine Lippen blau, zitterten heftig und zwar nicht wegen der kälte, sondern aus Angst. unser Komandeur kam zu mir und sah in das Loch hinein. “Wir müssen sie umbringen” sagte er mir. Ich hatte Mitleid mit den jungen und sprach Wacha an. Ja, er hieß auch Wacha - ein schiefes Lächen verzerrte kurz sein Gesicht.
- “Lass sie doch um Allahs Willen, die können uns nichts tun” sagte ich zu Wacha, er zweifelte “wir können sie auch nicht mitnehmen, wir haben kaum Proviant für uns selbst, und was wollen wir später mit ihnen machen?” Ich antwortete: “siehe sie dir mal, an die haben sich in die Hose gemacht, uns können sie nichts mehr antun”. Der blauäugige Soldat sah unsere Unterhaltung und nickte heftig mit dem Kopf, als ich sprach, als ob er verstehen könnte, was ich sagte. Wache willigte ein, wir drehten uns um, dann zog er eine Granate und schmiss sie lässig mit einer Abwärtsbewegung nach hinten rein in das Loch, bevor ich etwas tun konnte. Eine dumpfe Explosion beendete unsere Unterhaltung. Zurück im Lager kam Wacha zu meinem Lagerfeuer und sagte “ich wollte sie auch nicht umbringen, aber wenn die Verstärkung eingetroffen wäre, hätten sie verraten in welche Richtung wir geganengen sind und die Russen hätten uns mit ihren Helikoptern verfolgt und angegriffen”. Ich wusste, dass er recht hatte, aber ich kann immer noch nicht diese blauen Augen vergessen. Ich sehe sie vor mir, wie damals. Sie starren mich immer noch an. Die 16 Jahre meines Lebens würde ich opfern, um sie zu vergessen.
Onkel Muhtar stand auf, sah nochmal kurz die Pistole an, gab sie mit weit gestreckten Armen zurück und ging wieder seinen rätselhaften Geschäften nach.

 
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Moi troyaner,

für eine Kurzgeschichte ist es gar nicht relevant, ob sie tatsächlich passiert ist, oder nicht. Aber: gehören die Bemerkungen zum Erzähler in die Geschichte, oder zu Dir als Autor? Könnte hier beides sein.
Falls letzteres: Bitte sowas in ein Extraposting, das Textfeld bleibt nämlich immer der Geschichte selbst überlassen. ;) (Weil es die Ebene des Autors, nicht die des Textes ist).

Hat mir sehr gut gefallen (nicht nur, weil ich grad Politkovskaya lese, mich beschäftigt das Thema schon länger), weil es schön verschiedene Zeitebenen und Orte verbindet; und trotz des Themas authentisch - hehe, s.o. - wirkt. Unaufgeregt und trotzdem dramatisch.

Ich kenne die Spiegelstriche aus finnischen Büchern und finde sie ganz hübsch; aber Du solltest Dir ruhig nochmal die Regeln zur wörtlichen Rede anschauen (Oben im Menu: Service > Korrekturcenter; die oben festgehaltenen Themen - oder im Duden nachzuschlagen). Kursiv wird z.B. als Zitat, Gedanken der Prots verwendet - hier mischt sich das mit ""-Anführungsstrichen und da komme ich durcheinander, wer wen zitiert, wer mit wem auf welcher Ebene redet. Da sollte ein bissl Ordnung rein, optisch; auch wenn Du es für meinen Geschmack nicht 100%ig angleichen müßtest.

Schau nochmal nach Fehlern (automat. RS-Korrektur mal drüberlaufen lassen):

Er nahm mir die Waffe aus der Hand, ich sah, wie die Schwere des Metalls, der billige Plastikgriff und das Klatzen des Schilttens ihn in weit entfernte Jugendtage beförderte.
Schlittens > Tipper. Was ist "Klatzen"?
beförderte klingt unschön, man befördert jemanden zum General, oder mit einem Tritt in die Ecke. entführte mag zu kitschig sein, vllt fällt Dir ja was dazwischen ein.
billig kann raus - klingt sonst, als sei der Griff billig, der Lauf teuer. Außerdem steckt das billig schon im Plastik, ist also redundant.
Ich schmiss es im Vorbeigehen um und tat nicht mal so, als ob es keine Absicht war.
Unten paßt es, aber hier ist es im Drama/Spannung zu flapsig: warf um oder riss um besser
Doppelte Verneinung ist noch unschöner als einfache: Nimm doch was wie Ich warf es im Vorbeigehen um und überspielte nicht mal, dass es Absicht (gewesen) war..
Als ich die Senkung erkundete, hörte ich ein Stöhen oder ein Wimmer
Senke, Stöhnen, Wimmern
Die Verwunderung stand mir ins Gesicht geschrieben.
Schaut der Erzähler grad in den Spiegel? Klingt komisch, Du kannst - wenn Du es nicht streichen willst - mit einem 'sicher' versehen.
Ich lachte lautstark.
laut reicht; lautstark sagt man in anderem Zusammenhang
Menschen um sich, wie ein Magnet anzuziehen.
Kein Komma bei dieser Verwendung von wie
mit kaum Pflaum im Gesicht
Pflaume, aber der (Bart)Flaum
Sind nicht alle Tipper, schau nochmal selbst.

Vor und nach ... kommt eine Leerstelle.
Zahlen bis zwölf, besser solange noch gut lesbar - schreibt man als Wort aus.

Onkel Muhtar stand auf, sah nochmal kurz die Pistole an, gab sie mit weit gestreckten Armen zurück und ging wieder seinen rätselhaften Geschäften nach.
Gefällt mir sehr gut, hat durchaus eine gewisse Melancholie. Schöner Abschluß - falls also die beiden Bemerkungen eingangs und am Ende in den Text sollen, wäre das noch ein guter Grund, sie rauszulöschen.
Er machte es sich auf dem Sofa bequem, die Pistole lag sicher in seiner Hand und irgendwie spürte ich, dass das, was ich gerade sah, das wahre Bild von ihm war.
- das hier, - er zeigte auf die Pistole, - ist nicht das was du willst. Du bist nicht wie wir, du willst mit den Verbrechern nichts zu tun haben. Einmal auf diesem Weg gibt es keinen Zurück mehr. Glaub es mir, ich habe es versucht.
Auch sehr schön gelöst - die Erzählung zusammen mit dem Sofa, vermischt beide Ebenen/Orte auf intensive Weise und läßt sie trotzdem alltäglich bleiben. Alle Erzählungen/Augenzeugenberichte aus Kriegen, selbstverständlich auch dem Tschetschenienkrieg, haben diese entsetzliche Mischung aus Brutalität, Hoffnungslosigkeit und Banalität/Alltäglichkeit, und das macht sie auch so schwer zu ertragen. Das Grauen ist nicht irgendwo, abstrakt, sondern genau hier, im Wohnzimmer.

Finde gut, daß Du hier nicht mit aufgepfropfter Dramatik und Moral kommst - ob der Erzähler nun ein besserer Mensch ist? Keine Ahnung, man kann hoffen, daß er über das Gehörte zumindest nachdenkt, aber er wird nicht plötzlich zum geläuterten Gutmenschen. Sowas ist wichtig: Du läßt dem Leser die nötige Freiheit - ich brauche das, um mit den Protagonisten fühlen zu können. Eine Auflösung kann es hier nicht geben, weil das Leben selbst keine bietet - das käme in diesem Text verkehrt, verfälscht.

Einzig nicht ideal finde ich den Titel: das ist nicht falsch, aber so larifari - kann bedeuten Nahtoderlebnis, Trennung vom Partner, soziale Klassen ... Puha, alles und nix. Vllt fällt Dir noch was Spezielles ein, was nicht gleich alles verrät? Falls ja: gibt einem RubrikMod oder hier im thread Bescheid, in was Du es geändert haben willst, dann erledigen wir das für Dich.


Räum noch ein klein bissl auf, dann ist es ein schöner, kleiner Text um ein großes und extrem schwer zu bearbeitendes Thema. Mehr ist nicht nötig, das hier sagt alles. Ich bin kein Freund vom Breitwalzen und Auslabern in Fiktion - Du sagst, was zu sagen ist, schaffst eine schöne Atmosphäre mit Spannungsbogen, löst das Ganze weich auf und gut is.
Übrigens einer der ganz wenigen Texte über Krieg auf dieser site, der mich vom Tonfall/Dialogen her überzeugt hat.

Herzlichst,
Katla

P.S. Fast OT, aber ich hab noch einen Filmtip zum Thema, falls Du interessiert bist: Ganz neu, läuft auf der diesjährigen Berlinale (und sicher bald auch woanders): von Mantas Kvedaravicius Barzakh. Eine Dokumentation, die auch ganz leise anfängt, und immer schlimmer wird; ähnlich diesem Text hier. Ein wunderbarer, entsetzlicher Film über einen Krieg, den es offiziell schon nicht mehr gibt.

 
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Hallo troyaner,

habe Deine Geschichte gerade gelesen und danach erstmal geguckt wer Du bist. Deine letzte (und damals erste) Geschichte ist hier schon über zwei Jahre her, ebenso wie Deine Kommentare.
Insofern also erstmal: Herzlich Willkommen zurück. ;)

Zu Deiner Geschichte...

Folgende Geschichte hat der beste Kumpel mir beim Tee berichtet:
Diese Einleitung finde ich persönlich unnötig, auch wenn es der Realität entsprechen sollte. Aber mir machen hier Kurzgeschichten, nicht Erfahrungsberichte. Es klingt, als wäre es nicht Deine Geschichte, sondern eigentlich die Deines Kumpels. Mach es zu Deiner Story! Als Autor ist das Dein gutes Recht.

Beim zweiten Satz musste ich sofort stutzen:

Mit Stolz zeigte ich Onkel Muhtar meine neuste Errungenschaft, eine semi-automatische Gaspistole.
Was mich stutzen ließ war das "semi-automatische". Diese Information ist unnötig und überzogen, denn das ist ja hier kein Waffenmagazin. In Verbindung mit dem "Stolz" ist es schon überraschend genug, wenn Du sagst: "Mit Stolz zeigte ich Onkel Muhtar meine neuste Errungenschaft, eine Gaspistole."
Du richtest Deine KG ja nicht nur an Waffennarren, sondern an Normalbürger. Für diese ist der Stolz auf eine Waffe schon ungewöhnlich genug, da muss es keine semi-automatische sein, das verwirrt itrgendwie nur. Meine Meinung.

Danach liest sich das Ganze sehr flüssig und interessant. Die Einleitung der wörtlichen Rede durch Spiegelstriche und kursivstellung ist ungewöhnlich, aber sehr nett, mal was Anderes.
In Deiner ersten KG vor zwei Jahren wurde Dir Deine Rechtschreibung vorgeworfen, daran hast Du offenbar gearbeitet, zumindest bin ich nicht übermäßig rausgekommen aus der Story. ;)

In der Geschichte liegt eine kleine Dramaturgie, das machst Du gut. Zu Anfang weiß der Leser nicht, um was es genau geht. Irgendwann wird ihm immer klarer, Dass der Onkel offenabr Araber ist und gegen die Russen gekämpft hat in irgendeinem Krieg (ich dachte an den Afghanistankrieg?).
Der Onkel möchte seinen Neffen davor bewahren das Selbe durchzumachen wie er. Der Onkel ist offenbar traumatisiert von seinen Kriegserlebnissen und dem Mord an vermeintlich "Unschuldigen".
Trotzdem glitzern die Augen des Onkels als er die Waffe in die Hand nimmt. Das ist zwar ein Bruch, ich finde ihn aber ok. Da der Onkel mal Soldat (oder Guerilla-Kämpfer) war, hat er eine Affinität zu Waffen, das Glitzern kommt aber wahrscheinlich durch die Erinnerung an seine Kameraden. Ich kann zwar Soldaten-Romantik nicht so nachempfinden, ist aber durchaus plausibel.
Trotzdem musst Du diesen Bruch irgendwie deutlicher machen: Das Glitzern beim Anblick der Waffe einerseits, im Gegensatz dazu aber, dass er Krieg und Morden eigentlich verabscheut und Seinen Neffen davor beschützen will ein Mörder zu werden bzw. den Weg hin zur "unsichtbaren Grenze" zu beschreiten.

Insgesamt ist die Geschichte aber zu kurz, eben weil es nur etwas ist was Dir erzählt wurde, das merkt man schon ein Bißchen.
Es gibt keine eigentlich Wendung, bzw. ist die Wendung zu gering. Die Wendung geschieht ja, als der Vorgesetzte des Onkels die Jungs mit der Granate tötet. Aber der Leser hat sich in diesem Moment noch nicht genug in die Jungs hineinversetzt, zu wenig mit Ihnen mitgelitten. Als sie dann sterben denkt man willkürlich: "Ja, Kriege sind voll Scheisse". Aber das wars dann auch schon.

Insgesamt denke ich: Mach Dir diesen Bericht Deines Kumpels zu eigen. Mach es zu einer wirklichen Geschichte. Feile dran, bau sie aus, verschärfe die Konflikte und hol den Leser mehr ins Geschehen hinein, sonst bleibt es nur die Erzählung eines Kumpels.

Aber Dein Sprachstil gefällt mir, da liegt viel Potential.

lieben Gruß

Levian

P.S.: ich weiß nicht, ob diese KG nach Alltag gehört, sollen Andere entscheiden, aber durch die Überschrift hatte ich eigentlich auch eher etwas mehr Übernatürliches erwartet. Wäre villeicht interessant, wenn man das Thema irgendwie in etwas Unheimliches umbaut, z.B. in eine Art Geistergeschichte. Ist aber natürlich Deine Entscheidung.

 

Hallo Troyaner,

Ich stimme allen zu: Einleitung weglassen oder ausbauen. Deine KG ist eher kurz, gut ausgemalte Bilder sprachlicher Natur zu Anfang sind immer schön um von der Stimmung her reinzukommen.

semi-automatische

Finde ich wichtig. Wenn die Charaktere Leute sind, die in einer Pistole nicht einfach eine Knarre sehen, sonder unbewusst gleich auf Model und Aufbau achten. Könnte mehr davon drin sein, gibt etwas authentisches.

Wie der Vorschlag oben (die Einleitung auszubauen) könnte man auch in deinem Gedanken-flash-back meiner Meinung nach noch etwas mehr stimmmliche Info bekommen. Vllt. eine Entscheidung, wo der Fokus liegen soll.
Entweder du baust du die Erzählsituation aus oder die Erzählung selbst. Vielleicht verfällt er ja in eine ausführlichere Beschreibung voller interessanter und realistischer Details...

Noch eine Idee: Was hältst du davon die Essenz der Erzählung also

Dieser Schritt verändert alles

bis nach dem flashback zurück zu halten? Also den genauen Wortlaut. Sonst ist dem Leser irgendwie von Anfang an bewusst: Jetzt kommt eine Erläuterung wann bei ihm diese Grenze überschriten wurde.
Hat mich nciht sooo sehr gestört, die Stimmung ist trotzdem da.... aber vielleicht wäre es stimmiger.

Gern gelesen aber ich würde gern noch etwas mehr haben :). Mehr Text, mehr Stimmung!

Grüße,

Nikonotiz.

 
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Hallo Katla,
größten Dank für dein Kommentar!

für eine Kurzgeschichte ist es gar nicht relevant, ob sie tatsächlich passiert ist, oder nicht. Aber: gehören die Bemerkungen zum Erzähler in die Geschichte, oder zu Dir als Autor? Könnte hier beides sein.
Falls letzteres: Bitte sowas in ein Extraposting, das Textfeld bleibt nämlich immer der Geschichte selbst überlassen. ;) (Weil es die Ebene des Autors, nicht die des Textes ist).
Gefällt mir sehr gut, hat durchaus eine gewisse Melancholie. Schöner Abschluß - falls also die beiden Bemerkungen eingangs und am Ende in den Text sollen, wäre das noch ein guter Grund, sie rauszulöschen.
Auch sehr schön gelöst - die Erzählung zusammen mit dem Sofa, vermischt
beide Ebenen/Orte auf intensive Weise und läßt sie trotzdem alltäglich bleiben.
nun, das ist eine bewusste Verstrickung. Als Zuhörer war ich von der Geschichte überzeugt, als Autor wollte ich die Wirkung maximieren.
Tatsächlich kommt durch die plumpen und kitchigen Einleitung- und Schlusssätze ein gewisser Kontrast in die Geschichte rein, insgesamt kommt die authentischer herüber.

Da kommt leider auch der "Inception"-Effekt her, sodass ich bis zu 4 Rede-Ebenen unterscheiden muss... man kann nicht alleine die Grammatik der direkten Rede benutzen.

Einzig nicht ideal finde ich den Titel: das ist nicht falsch, aber so larifari - kann bedeuten Nahtoderlebnis, Trennung vom Partner, soziale Klassen ... Puha, alles und nix.
das stimmt, da kommt die Tage eine Änderung

Unaufgeregt und trotzdem dramatisch.

...

Mehr ist nicht nötig, das hier sagt alles. Ich bin kein Freund vom Breitwalzen und Auslabern in Fiktion - Du sagst, was zu sagen ist, schaffst eine schöne Atmosphäre mit Spannungsbogen, löst das Ganze weich auf und gut is.
Übrigens einer der ganz wenigen Texte über Krieg auf dieser site, der mich vom Tonfall/Dialogen her überzeugt hat.

...

Finde gut, daß Du hier nicht mit aufgepfropfter Dramatik und Moral kommst - ob der Erzähler nun ein besserer Mensch ist? Keine Ahnung, man kann hoffen, daß er über das Gehörte zumindest nachdenkt, aber er wird nicht plötzlich zum geläuterten Gutmenschen. Sowas ist wichtig: Du läßt dem Leser die nötige Freiheit - ich brauche das, um mit den Protagonisten fühlen zu können. Eine Auflösung kann es hier nicht geben, weil das Leben selbst keine bietet - das käme in diesem Text verkehrt, verfälscht.

Danke für das Verständnis, besseren Einblick hätte ich selbst nicht erlangt :)

Hallo Levian,

Hallo troyaner,
habe Deine Geschichte gerade gelesen und danach erstmal geguckt wer Du bist. Deine letzte (und damals erste) Geschichte ist hier schon über zwei Jahre her, ebenso wie Deine Kommentare.
Insofern also erstmal: Herzlich Willkommen zurück. ;)
danke für die eingehende Interesse :D in der Zwischenzeit wurde durhaus geschrieben, nur halt in einem Blog, Kurzgeschichten kommen nicht alle Tage ;)

Diese Einleitung finde ich persönlich unnötig, auch wenn es der Realität entsprechen sollte. Aber mir machen hier Kurzgeschichten, nicht Erfahrungsberichte. Es klingt, als wäre es nicht Deine Geschichte, sondern eigentlich die Deines Kumpels. Mach es zu Deiner Story! Als Autor ist das Dein gutes Recht.
wie oben erklärt, gehört die Einleitug schon dazu


Was mich stutzen ließ war das "semi-automatische". Diese Information ist unnötig und überzogen, denn das ist ja hier kein Waffenmagazin. In Verbindung mit dem "Stolz" ist es schon überraschend genug, wenn Du sagst: "Mit Stolz zeigte ich Onkel Muhtar meine neuste Errungenschaft, eine Gaspistole."
Du richtest Deine KG ja nicht nur an Waffennarren, sondern an Normalbürger. Für diese ist der Stolz auf eine Waffe schon ungewöhnlich genug, da muss es keine semi-automatische sein, das verwirrt itrgendwie nur. Meine Meinung.

ich denke, das trägt entscheidend zu Stimmung bei, die Intention war ja nicht eine klassische Parabel zu erzählen, sondern eine Geschichte aus dem Alltag.

Danach liest sich das Ganze sehr flüssig und interessant. Die Einleitung der wörtlichen Rede durch Spiegelstriche und kursivstellung ist ungewöhnlich, aber sehr nett, mal was Anderes.
In Deiner ersten KG vor zwei Jahren wurde Dir Deine Rechtschreibung vorgeworfen, daran hast Du offenbar gearbeitet, zumindest bin ich nicht übermäßig rausgekommen aus der Story. ;)
Danke!

In der Geschichte liegt eine kleine Dramaturgie, das machst Du gut. Zu Anfang weiß der Leser nicht, um was es genau geht. Irgendwann wird ihm immer klarer, Dass der Onkel offenabr Araber ist und gegen die Russen gekämpft hat in irgendeinem Krieg (ich dachte an den Afghanistankrieg?).
Der Onkel möchte seinen Neffen davor bewahren das Selbe durchzumachen wie er. Der Onkel ist offenbar traumatisiert von seinen Kriegserlebnissen und dem Mord an vermeintlich "Unschuldigen".
Winter und 1995 waren kleine Hinweise auf den Tschetschenischen Krieg ;)

Trotzdem glitzern die Augen des Onkels als er die Waffe in die Hand nimmt. Das ist zwar ein Bruch, ich finde ihn aber ok. Da der Onkel mal Soldat (oder Guerilla-Kämpfer) war, hat er eine Affinität zu Waffen, das Glitzern kommt aber wahrscheinlich durch die Erinnerung an seine Kameraden. Ich kann zwar Soldaten-Romantik nicht so nachempfinden, ist aber durchaus plausibel.
Psychologisch ist das durchaus nachvollziehbar, die Erstreaktion kommt aus dem Unterbewussten, aus der Gewohnheit, er war vermutlich noch Jung, als er seinerzeit die erste Waffe in der Hand hatte, die Besinnung ist wesentlich reifer und schmerzhafter.

Insgesamt ist die Geschichte aber zu kurz, eben weil es nur etwas ist was Dir erzählt wurde, das merkt man schon ein Bißchen.
Es gibt keine eigentlich Wendung, bzw. ist die Wendung zu gering. Die Wendung geschieht ja, als der Vorgesetzte des Onkels die Jungs mit der Granate tötet. Aber der Leser hat sich in diesem Moment noch nicht genug in die Jungs hineinversetzt, zu wenig mit Ihnen mitgelitten. Als sie dann sterben denkt man willkürlich: "Ja, Kriege sind voll Scheisse". Aber das wars dann auch schon.
das finde ich nicht, Pastellfarben haben durchaus ihre Kraft.

Hallo Nikonotiz,

Hallo Troyaner,
Finde ich wichtig. Wenn die Charaktere Leute sind, die in einer Pistole nicht einfach eine Knarre sehen, sonder unbewusst gleich auf Model und Aufbau achten. Könnte mehr davon drin sein, gibt etwas authentisches.
Genau! ich denke ebendas unterscheidet einen Kenner und stellt den Leser nicht auf eine Fiktion, sondern auf ein Bericht, ein. (ob das einer ist, ist etwas ganz anderes)

Wie der Vorschlag oben (die Einleitung auszubauen) könnte man auch in deinem Gedanken-flash-back meiner Meinung nach noch etwas mehr stimmmliche Info bekommen. Vllt. eine Entscheidung, wo der Fokus liegen soll.
Entweder du baust du die Erzählsituation aus oder die Erzählung selbst. Vielleicht verfällt er ja in eine ausführlichere Beschreibung voller interessanter und realistischer Details...
joa, das kann man noch ergänzen, schaden würde es nicht.

Noch eine Idee: Was hältst du davon die Essenz der Erzählung bis nach dem flashback zurück zu halten? Also den genauen Wortlaut. Sonst ist dem Leser irgendwie von Anfang an bewusst: Jetzt kommt eine Erläuterung wann bei ihm diese Grenze überschriten wurde.
nun, in einem Gespräch ist es oft so, dass man die Nachricht überbringen will, solange man noch die volle Aufmerksamkeit des Zuhörers hat...

 

Hi Troyaner,

bezüglich der "message". Bei einem kompakten - und praktisch alles sagenden - Titel wäre es schön die unsichtbare Grenze selbst zu finden, zu erspüren anstatt gesagt zu bekommen: Ach ja hier ist die unsichtbare Grenze!

Klingt sehr kritisch, die KG is auch so lesenswert.

Güße,

nikonotiz

 

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