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Die Tür

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Die Tür

Die Tür


Wenn man sich zu einer bestimmten Zeit an einen bestimmten Ort der Welt stellt, ruhig wartend, wie vor einer verschlossenen Tür, bemerkt man nach einiger Zeit Veränderungen an dem scheinbar unveränderlichen Boden, auf dem man steht.
Nach einigen Jahren, es mögen auch - je nach Gefühl - tausende sein, entsteht ein kleiner Riss, nur eine dünne Linie. Sand rutscht in sie, die Fuge wird geschlossen. Mit der Zeit wächst die Linie zum Spalt. Beim nächsten Regenguss wird er größer, doch während der folgenden Sonnenscheinperiode wird wieder trockene Erde eingeweht. Die Erde im Riss hält die Feuchtigkeit besser als die Umgebung, Gras wächst über Narben in der Standfläche. Manchmal ruckt der Boden, plötzlich klafft ein großer Spalt im Erdreich, Felskanten im Untergrund werden sichtbar. Irgendwann, nach langer Zeit muss eine Entscheidung getroffen werden: Bleibt man seinem Standpunkt treu, oder springt man auf die andere Seite der Kluft?
Eines Tages, es gab inzwischen gewaltige Verwerfungen, steht man trotz allem unerwartet, vor einem bedrohlichen Abgrund. Wer immer hier ausharrt kann weder vor, noch zurück, denn längst befindet man sich auf einer Insel, umgeben von unwirtlichen Landschaften, die eigentlich niemand kennen lernen will.
Die Tür, vor der man wartet, geht auf. Man tritt in einen Gerichtssaal, vor den obersten Richter, um geschieden zu werden.

 

Hi Woltochinon...

War interessant, aber für meinen Geschmack zu allgemein, zu wenig bezogen auf tatsächliches Geschehen, mehr Beschreibung als Geschichte... zu viele nicht beantwortete Fragen...es hinterlässt einen unbefriedigt...das ist schon öfter bei Deinen Geschichten zu beobachten gewesen...Du reisst etwas allgemein an, versagst einem(dem Leser) aber genaueres...gehaltvolleres...

Ich würde mir wünschen, dass Du in Zukunft mehr Mühe darauf verwendest, eine Geschichte von der blossen Beschreibunbg weg, hin zu einer "Runden" Geschichte, mit Anfang, Mitte und Ende schreibst.
Gruß vom
Lord:confused:

 

Hallo Woltochinon,

du hast sehr viel in den kurzen Text gepackt, das man bzw. ich gar nicht alles beim ersten Lesen erfassen kann. Deine Gedankenspiele und die Vergleiche haben mir gut gefallen. Eine „Geschichte“ ist es für mich allerdings nicht unbedingt, eher eine Art Statement.

Vordergründig kam mir zunächst in den Sinn, dass es darum geht, dass es überall – auch im Leben – ständig Veränderungen gibt. Folge davon sind – fast zwangsläufig – Risse. Diese Risse (Streitereien etc.) können jedoch gekittet werden. Allerdings gelingt das nicht immer. Manchmal wird auch die Entscheidung fallen, dass der Riss nicht mehr zu kitten ist bzw. dass man es vielleicht auch nicht mehr will – evtl. nach vielen Versuchen. Das lese ich aus dem Schlusssatz heraus.

Überdies geht es sicherlich auch um Standpunkte und Prinzipientreue. Bleibt man bei seiner Meinung/seiner Linie, oder geht man auch mal davon weg? Und wenn ja, wie oft bzw. wie weit? Das ist etwas, das uns in der einen oder anderen Form eigentlich ständig begleitet, im Kleinen und im Großen.

Noch ein paar Anmerkungen:

Sand rutscht in sie
klingt nicht so gut. Evtl. „Sand fließt hinein“?
Beim nächsten Regenguß vergrößert sich dieser
“dieser“/“diese“ ohne ein Substantiv hört sich in der Regel nicht so gut an. Warum nicht „Beim nächsten Regenguß vergrößert er sich.“ ?

Viele Grüße

Christian

 

Hallo chief,

Du äußerst da einige interessante Gedanken zu der Geschichte. Ich wollte schon eine bestimmte Entwicklung eines Menschen beschreiben, aber Deine Idee mit der (Non-) Konformität ist ein neuer, spannender Aspekt. Du schreibst „Allgemein kann man das ganze wohl auf mehrere Dinge verlegen“ - und darum geht es mir. Natürlich muß ich dann mit (berechtigten) Kritiken wie vom Lord rechnen.
Vielen Dank für Deine Interpretation.

Hallo Lord,

ich denke, Anfang, Mitte, (überraschender) Schluß sind in der Geschichte schon enthalten. Natürlich hast Du recht, daß ich doch sehr allgemein schreibe, daß mag unbefriedigend sein. (Siehe auch meine Antwort an den Chief). Ich möchte für den Leser auch gedanklichen Freiraum lassen, werde mich aber in Zukunft bemühen, ihn nicht ganz so alleine zu lassen.
Es würde mich sehr interessieren, welche Kriterien Du für einen Text hast, damit er eine „Geschichte“ ist, weil ich schon einige Zeit an diesem Problem arbeite.

Alles Gute,

tschüß... Woltochinon

 
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Hallo Kristin,

vielen Dank für die hilfreichen Anmerkungen. Die Wortwiederholungen waren doch zu monoton, in einem Text, der ja nicht gerade viel offensichtliche `Action´ hat.
Es gibt in der Geschichte zwei Hinweise, daß hier nicht nur die Entwicklung hin zu einer Ehescheidung beschrieben wird. „es mögen auch - je nach Sichtweise - tausende sein“ und, wie von Dir angemerkt, auch der „oberste Richter“. Die Entfernung von einem Idealzustand betrifft nicht nur einen einzelnen Menschen, sondern auch die Menschheit.
Nun gut, ich werde mir Mühe geben...


Hallo criss,

auch Dir ein `Dankeschön´ für das genaue Lesen meines Textes. „Prinzipientreue“ , vielleicht auch die Fähigkeit, aus Erkenntnissen Konsequenzen zu ziehen (oder halt nicht), beides spielt in dem Text eine Rolle.
Ich weiß nicht, wieviel man da vorgeben soll, die Wünsche der Leser scheinen doch recht unterschiedlich zu sein.


Liebe Grüße an Euch,

tschüß... Woltochinon

 

steht man, trotz allem unerwartet, vor einem bedrohlichen Abgrund. Man kann weder vor, noch zurück, denn längst steht man auf einer Insel,

Abgrund oder Insel?

Hi Wolto,

interessante Gedanken, die du da formulierst. Hab sie gerne gelesen.
Ich habe mich gefragt, ob MAN etwas an der Entwicklung vom Riss zur Kluft hätte ändern können? Aus deinem Text bekommt man den Eindruck, dass die Entwicklung nicht aufzuhalten ist.
Am Schluss sprichst du von bedrohlichem Abgrund. Was ist mit der Chance, die sich aus der offenen Tür ergibt?

Liebe Grüße

Jan

 

Hallo PeterPan,

Abgrund oder Insel? Die `Insel´ bildet sich, weil die Person inzwischen auf allen Seiten von Abgründen umgeben ist. „Insel“ habe ich gebraucht, weil es auch um Vereinsamung geht.
Kann man den Prozeß aufhalten? Eine gute Frage. Ich denke schon, eigentlich ist der Text auch ein Plädoyer gegen die Gleichgültigkeit. Wenn man nicht denkt: `Ach, alles nicht so schlimm´, sondern gleich Konsequenzen (z.B. in einer Partnerschaft) zieht, dann hat man eine Chance.
Vielleicht gibt`s ja während der Verhandlung vor dem Richter noch eine neue Chance...

Vielen Dank für Deine Gedanken,

tschüß... Woltochinon

 

Hallo Woltochinon!

Ich würde mir auch wünschen, daß Du die Geschichte noch etwas ausbaust. So lese ich im ersten Teil etwas ganz anderes, als Du beabsichtigt hast und dann paßt der zweite nicht so ganz dazu...

Wenn doch Sand und Erde hineingeweht wird, und das Neue, das im Spalt entsteht, viel fruchtbarer ist, weil es die Feuchtigkeit besser hält, warum muß man sich dann zwischen den alten Standpunkten/Seiten entscheiden? War es nicht vielleicht sogar schon an der Zeit, daß sich endlich Neues auftut?!

Alles liebe,
Susi

 

Hi Wolto.

Du fragtest noch nach dem Geschichtskriterium.

ich meine eine Form von personeneinbindung in der Form eines geschilderten Traumes, oder einer handelnden, bzw. darüber sinnierenden person, so dass der Leser leichter einen Zusammenhang zu sich und seiner geistigen Innenwelt herstellen kann...einfach mehr "Erzählung"

den gedankengang fand ich nämlich gut...

mfg:
Lord

 

Moin Wolto, das Ding hier gehört eher in die Philo-Abteilung oder, hauptsache es ist geschrieben worden.

Ich versuche es mal.

Es geht um die Einstellung zum Leben, bleibt man sich selber treu, fährt seine Linie, denkt in seinen eingefahrenen Bahnen, oder ist auf der Suchen nach Erkenntnissen, bzw. nimmt die Erkenntnisse die man gefunden hat, auch an, nicht als Information, sondern verinnerlicht sie, also wendet sie an, reflektiert.

Irgendwann, schon fast zu spät, da wagt man denn doch den Schritt, stellt sich neuem, verliert die Angst vor Veränderungen.

Sag Wolto, ist mir mal wieder eine meiner grössten Fehlinterpretationen gelungen, habe ich es geschafft?

Liebe grüsse Stefan

 

Lieber Wolto,
deine Geschichte hat mich an Kafka erinnert. Bitte nicht dafür schlagen *kopfeinzieh*, aber von der Art und der Ausrichtung her konnte ich eine Ähnlichkeit mit "Vor dem Gesetz" doch nicht ganz beiseite schieben.

Nur mein ganz persönlicher Eindruck.

Liebe Grüße
Roman

 

Hallo Susi,

Du fragst nach dem zugewehten Spalt, bemerkst, hier „entsteht“ etwas, was „viel fruchtbarer ist.“ Im Prinzip ist das die Antwort auf die Frage von PeterPan – ist „die Entwicklung nicht aufzuhalten“?
Natürlich muß sich der Trennungsprozeß nicht fortsetzen, aber sehr oft geht der Vorgang bis zur Scheidung weiter. In einer Ehe z.B. ist der gemeinsame Urlaub unter Umständen so eine Phase die vortäuscht, das wieder Gras über Konflikte gewachsen ist, im (seelischen) Untergrund rumort es aber weiter, später wird die fällige Richtungsänderung (Sprung auf die andere Seite der Kluft) verpasst.
Zum ersten Teil Deiner Anmerkung will ich später noch allgemein etwas schreiben, ähnliche Gedanken wie Du äußerten ja auch andere Leser (was mir natürlich zu denken gibt).

Vielen Dank,

tschüß... Siegbert


Hallo Lord Arion,

vielen Dank für die Rückmeldung zum `Geschichtenproblem´.
Das der „Leser leichter einen Zusammenhang zu sich und seiner geistigen Innenwelt herstellen kann“ , will ich natürlich auch, es war mir nicht bewußt, daß dies bei der Geschichte schwer ist.
Dazu werde ich später noch etwas posten, muß jetzt leider noch einmal an die Arbeit.

Alles Gute,

tschüß... Woltochinon

 

@ Alle

Jetzt möchte ich versuchen darzustellen, warum meine Geschichte zum Thema (Ent-) Scheidungsprozeß so unpersönlich geschrieben ist. Mir ging es nicht darum an einem persönlichen Fallbeispiel die emotionalen Schrecken einer negativen Entwicklung aufzuzeigen, ich denke, dies ist doch schon oft geschehen. Ich will vielmehr den schleichenden, allgemeinen Mechanismus einer Entwicklung zum Zerwürfnis hin darlegen. Ganz gleich, ob es um die Entwicklung in einer Ehe, oder einer Gesellschaft geht. Deshalb auch der distanzierte Ton, wie eine Gebrauchsanleitung, die aber als Warnung dient, und zeigt, wie man es nicht machen soll. Wenn man sich fragt `wo in meinem Leben wirkt dieser Prozeß, merke ich vielleicht nur nichts ´, dann entsteht ein persönlicher Bezug (hatte ich zumindest gehofft).
Danke für Eure Geduld...

Liebe Grüße... Siegbert

 

Hallo stefan,

vielleicht sollte ich mich wirklich in die Philo - Ecke verkrümeln. Hab´ mich nicht getraut die Geschichte dort zu posten. Wenn ein anderer Autor das mit einem ähnlichen Text gemacht hätte, hätte ich sicher geschrieben, daß die Geschichte eher in `Gesellschaft´ gehört, schließlich ist (Ehe-) Scheidung ein gesellschaftliches Phänomen geworden.
Zu Deiner Interpretation: „Denkt in seinen eingefahrenen Bahnen“ ist sehr treffend, allerdings verliert „man“ in diesem Text nicht die Angst vor Veränderungen, deshalb bleibt man auch stehen, am Schluß `landet´ man isoliert „auf einer Insel, umgeben von einer unwirtlichen Landschaft, die man so nie kennenlernen wollte.“

Alles Gute für Dich,

tschüß... Siegbert

 

Hallo Woltochinon,

zu deinem vorletzten Posting: Aus meiner Sicht hast du dein Anliegen schon erreicht. Allerdings sind die Interpretationsmöglichkeiten vielfältig, und man kann auch anderes ableiten.

Für mich stellt sich bei so einer "Geschichte" die Frage, welche Intention dahintersteckt. Um Unterhaltung oder Schilderung eines Einzelfalles geht es nicht, das ist ganz klar. Ich muss aber auch sagen, dass die Schilderung eines exemplarischen Einzelfalles mein Leseinteresse steigern würde, weil ich "Geschichten" lieber lese als "Sachtexte" bzw. "rein philosophische Texte" (wobei das jetzt keine Kategorisierung deiner Geschichte sein soll).

Das ist aber eine persönliche Einstellung (die auch nicht durchgängig ist bzw. nicht generell gültig ist).

Viele Grüße

Christian

 

Hallo criss,

vielen Dank für diese wichtige Rückmeldung. Mich hat `mal jemand gefragt, ob ich denn auch ganz emotionale Texte schreiben würde. Man sieht das manchen meiner Texte vielleicht nicht an, doch alle schreibe ich aufgrund von Gefühlen, aus Betroffenheit.(Will aber nicht in bereits bekannten Bildern schreiben). Die Interpretationsbreite der „Tür“ sehe ich wie eine physikalische Formel: Man kann mit ihr z.B. verschiedene Kräfte ausrechnen, aber es geht immer um eine genau bestimmte Größe (in dem Beispiel um Kraft), mit der man sich beschäftigt.
Also – versprochen: Bei meinen `Januar´ Postings werde ich mich mit wackeligen Beinen auf emotionales Neuland begeben...
Alles Gute,

tschüß... Woltochinon

 

Hei Wolto, deine Text dürfen so schwer sein, wie sie sein müssen, aber ich glaube sie müssen dann vielleicht mal länger sein. Der Schreiber muss anfangen zu denken. Vielleicht muss man aber diesen Text auch lesen, zwei Tage ruhen lassen, dann wieder lesen. Alles sofort zu verstehen, wenn man meistens anderes Gedankengut, als du hast, das ist schwer. Eigentlich geht das schon gar nicht mehr. Da bráuch man zumindest n paar Türen im Hirn, die man schon mal offen hatte. Ich hätte ihn auch erstmal ruhen lassen sollen. Bin aber immer sehr ungeduldig. Und es passt mir nicht, wenn ich etwas auf Anhieb nicht verstehe.

Liebe Grüsse Frohe Weihnachten

(Und mir passt dann sehr oft etwas nicht!)

 

Hi Woltochinon,
für mich ein Text, der die Veränderung beschreibt. Man ist auf der Welt, "tut nix" und unmerklich verändert sich das Leben rundherum.
Ich hab an eine Ehe gedacht, Alltag, unmerklich schleicht sich Distanz, Kühle ein.
Es ist keine Kurzgeschichte, eher ein statement. -aber wie ich sehe, hat criss das auch schon geschrieben-
Grüße Heidi

 

Hallo stefan,

als (fast ehemaliger) Haiku Dichter bin ich nicht an lange Texte gewöhnt. Das mag sich mit der Zeit ändern. Es ist halt immer schwer, diesen Spagat zu schaffen, zwischen vorgegebener Information und den Interpretationsmöglichkeiten durch den Leser. Es gab ja auch schon Anmerkungen (nicht bei mir) wie `das mußt Du Deinen Lesern nicht sagen, so dumm sind sie doch nicht´. Letztlich ist das Forum auch zum Lernen da, es hat dann jeder die Möglichkeit sich zu entwickeln.
Es freut mich, daß wir uns wieder bei einer Story begegnet sind,

liebe Grüße, Frohe Weihnachten –

tschüß... Siegbert

 

Hallo stefan,

ich bin`s noch einmal. Beim Lesen Deiner Harfengeschichte ist mir folgender Satz aufgefallen: "ich sah es doch, das Fallbeil, die ganze Zeit". Mein Protagonist hätte zwar nicht das Fallbeil sehen können, doch das Rumoren unter seinem Standpunkt ernst nehmen können. Aber ich merke schon, der Leser erwartet, daß so etwas mit viel mehr Emotionen (wie Du es vormachst) beschrieben werden muß. Ich hoffe, Deinen Satz jetzt nicht `vergewaltigt` zu haben,

tschüß... Siegbert

 

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