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Die Stadt der Dunkelheit

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12.04.2002
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Die Stadt der Dunkelheit

Stadt der Dunkelheit
(Eine Protestgeschichte gegen die Atomkraft. Eine Untergangsstimmung im Prosastil des brutalrealistischen Exzessionismus über den „Tod“ eines Atomkraftwerkes und seiner Folgen. Irgendwie war das Gedicht „Die Dämonen der Städte“ von Georg Heym eine Quelle der Inspiration. Und ich denke, er sitzt heute mit einem anderen „Abartigen“, mit Charles Bukowski, im Dichterhimmel an einer wohl gefüllten Bar und sie genießen die neue Perversität mancher meiner Zeilen. Sie haben jeder ein Glas Whisky in der Hand. Sie schauen sich tief in die Augen, stoßen an. Georg meint grinsend: „Auf eine Zeit der Neuen Abartigkeit!“ Und dann kippen sie die Scheußlichkeit in sich rein. Charlie grinst auch und sagt: „Diesen Dichter haben wohl wir zwei auf dem Gewissen, hihi. Der Typ ist schwer versaut. Er kann es einfach nicht lassen. Warum nur muss er jede seiner Geschichten mit seiner „Abartigkeit“ versauen? Er hat wohl eine Geschichte von uns zu viel gelesen. Hahahaha.“ Und dann lachen sie beide, wie nur tote Dichter im Dichterhimmel lachen können. Und wenn sie sich dabei in den nächsten paar Jahren nicht tot lachen, ich hoffe es, haha, na dann werde ich hoffentlich bald neben ihnen sitzen. So viele Jahre habe ich ja nicht mehr. Hahahahhahahahahahahahha.)


Stromausfall. Schon wieder. Die Stadt verschwarzt auf der anderen Seite des Lichts. Die Häuserzeilen erglänzen wie die Hügel der Gräber eines Friedhofs im da und dort flackernden Kerzenlicht. Bucklige Dämonen wandern durch die Nacht. Es scheint, als duckten sich die Häuser unter ihrem Fuß. Der große Strom, die Donau, wälzt sich schwarz und breit, wie ein gefräßiges Reptil, der Rücken gelb gefleckt, in eine dunkle Traurigkeit. Einzelne Gebäude greifen wie gekrallte Wolfskrallen – die Klauen in Düsternis behaart, ihre neue Angst verzitternd – in den so unfreundlich getrübten Himmel.

Die Wolken, so schwarz von Rauch und Russ, sie stehen tief. Kein Licht von Mond, kein Licht von Sternen. Eine Ahnung schweigt. Die Wolken kochen. Sie haben sich in dicke, bedrohliche Formen zusammengeklumpt. Wie gierige Monster lagern sie bereit, sich auf die Menschen los zu lassen. Kleine Blitzchen zucken kurz. Ihre Verschmelzungen mit der Erde sind wie Faden so dünn. Der Himmel weiß noch nicht: was tun?

Ich stehe Hand in Hand mit Danae auf unserem Balkon. Wir ergeben uns diesem Schauspiel der Natur. Von irgendwo aus diesem Häusermeer schallt leise und so filigran eine einsame Violine her. Es scheint, als spielte da ein schon alter Mann auf zu seinem letzten Tanz. Seine Finger wimmern noch immer virtuos. Die Schönheit der Töne macht uns zittern.

In Europa stirbt nun das vierte Atomkraftwerk einen langsamen Tod. Es gibt keinen Strom. Unsere Gedanken dazu sitzen wie lüsterne Kobolde auf den Dächern. Sie miauen wie läufige Katzen auf zum Firmament. Ihre Hälse wachsen dann und wann wie jene von Giraffen. Irgendwo wird wohl ein Kind geboren. Es hat keinen Kopf. Das Gedärm liegt außen frei herum. Es zuckt lebendig, doch ist tot.

Alles so egal. Du kannst es nicht riechen, du kannst es nicht sehen. Die Luft ist bloß verstrahlt. Die alte Angst ist überholt.

Wir inhalieren tief. Alles so egal. Kein Loch da zum Verstecken. Es gibt ja nicht genügend Löcher. Und die es gibt, die sind nun übervoll.

Wenn Miss Di und ich gewollt hätten, dann steckten wir jetzt wohl auch in so einem Loch. Wir hätten einen Platz bekommen. Doch wir wollten nicht. Und eigentlich schmeckt die Luft saugut. Die Luft über Linz ist heute so klar, wie schon lange nicht. Kaum ein Auto da, das sich auf die Straße wagt. Ab und zu zersägt ein Volltonhorn die Stille. Ganz hinten in Kleinmünchen greifen Flammenzungen rot, orange bis gelb in des Himmels finstere Verhangenheit. Es heißt, ein an seiner Zeit verzweifelnder Vater hätte sich selbst mit seiner ganzen Familie im Namen der ganzen und wieder einmal so irrsinnig gewordenen Menschheit „hingerichtet“.

Da birst das Dach. Es hört sich an, als würde eine alte Stadt mit ihren brüchigen Schultern knacken. Das Meer der Flammen wächst sich riesengroß. Eine Farbenpracht ergießt sich über das Weit des Horizonts.

Temelin hat endlich alle Angriffe seiner Gegner überstanden. Sein Kern glüht nun die Erde durch nach China.

Neunzehn Terroristen – dieses Neunzehn wurde inzwischen zur geheiligten Zahl – haben am Heiligen Abend, dem Todestag des Mahdi, einen schwach bewachten Militärflughafen in Österreich überfallen. Gestern schien die Sonne, der Winter hat sich von seiner besten Seite gezeigt. Die Lochmenschen von Heute genossen das warme Licht, so als wäre es das letzte Mal. Und gleichzeitig stöhnten sie unter der Last und unter der Hektik dieses Feiertags.

Danae und ich - wir stöhnten auch. Wir ertranken lustvoll in den Strahlen …. unserer Sonne. Wir feierten die Weih-Nacht auf unsere Art. Wir fickten dabei einen dicken Baum in der Au …. unten bei der Traun. Vorher spazierten wir um den im Sonnenlicht glitzernden See herum. Keine Menschenseele weit und breit. Während wir fickten und dabei nach Liebe gierend stöhnten, stiegen drei nur bei Schönwetter flugfähige Euro-Fighter auf und stürzten sich dann mitten hinein in die Turbinen von Temelin. Auch die Tschechische Flugabwehr hat ihren Aufstieg verschlafen. Auch in Tschechien ist der Heilige Abend ja ein Feiertag. Europa ist ja christlich. Da kann so was schon geschehen. Doch für Terroristen ist so ein Feiertag ein Feiertag. Das vermag sogar ich zu verstehen, der ich nicht gerade mit viel Intelligenz geschlagen bin.

Wenn mich mein Zeitgefühl nicht trügt, dann habe ich genau zur Zeit der Explosion gespritzt. Es war phänomenal. Ich habe die letzten Tropfen in den Schnee geschüttelt und Ihn dann schnell eingepackt. Ihm war plötzlich so kalt. Der Schnee lag ja gut zwanzig Zentimeter hoch und es hatte so um die vier bis fünf Grad. Plus.

Ich bummse, nein, ich bummste ja gerne draußen in der Natur. Das ist, nein, war immer wieder ein Genuss. Selbst der kalte Winter hat mir nie was ausgemacht. Beim Schifahren suchte ich mir auch oft einen freundlichen und dicken Baum, und ließ dabei der Sonne meinen nackten Hintern warm begucken.

Wir fuhren dann anschließend nach Hause. Danae schnurrte die ganze Zeit und hielt sich mit der einen Hand ihren schon ein wenig dicken Bauch. Mit der anderen Hand hielt sie meine Hand am Schaltknüppel gefangen. Durch unsere Blutbahnen schoss das Glück und wir dachten nur an Zukunft, an unseren Jungen, an was Gutes.

Da sagte Miss Di auf einmal – mitten heraus aus unserem zärtlichen Schweigen: „Hey, was is’n heute los? Schau mal, kein Auto auf der Straße.“

Ich hatte auf einmal ein ungutes Gefühl. Die leere Straße fühlte sich auf einmal an, so wie damals, als sie das World Trade Center angegriffen haben. Damals waren wir ja auch alleine auf der Straße. Ich sagte: „Na, vielleicht haben Terroristen jetzt Temelin angegriffen, mit Flugzeugen und so, …. genau so, wie ich es immer vorher gesagt habe. Und wir zwei wissen noch Nichts davon, weil wir ja den ganzen langen Nachmittag lang einsam spazieren waren und uns anderweitig wichtig gemacht haben, hahaha.“ Ich lachte. Danae lachte auch, ein wenig, aber irgendwie erstickten wir dann daran. Wir schwiegen dann.

Zu Hause schaltete ich dann den Fernseher ein und: Verdammt! Es darf nicht wahr sein! Die Ruinen der Türme von Temelin füllten den ganzen Bildschirm aus. Ein loderndes Flammenmeer. Noch nie lag ein sterbendes Atomkraftwerk so nah an Linz. Die Nachrichtensprecher erzählten lauter Schauermärchen. Es klang gar nicht wunderbar.

Und heute, einen Tag danach, stehe ich mit Danae auf unserem Balkon. Der Nachthimmel über der Stadt ist pure Natur, ist so elend wunderschön, so klar. Doch das Gewitter zieht aus Temelin heran. Die ausstrahlende Hitze dort verträgt sich nicht mit dem kalten Wetter im Winter. Und da erbebt die Stadt der Dunkelheit unter einem ersten mächtigen Gebrüll. Einen Donner, so mächtig und laut, habe ich noch nie gehört. Ein fetter Blitz sprengt die Gegend um die Universität herum in ein knallig weißes Lichtermeer.

Die hohen Häuser - die Hotels, das Brucknerhaus - die Donau entlang verzittern. Ein Erdbeben donnert laut durch den nun so wunden Schoß der Stadt. Die hohen Schlote im Gelände bei der Voest – sie wanken. Danae und ich, wir schwanken auch. Wir halten uns am Balkongeländer fest, wie gebärende Frauen in alten Zeiten an einer Wehebank. Die kalte Luft verhaucht an unserem Schrei so erschrocken, so sichtbar warm. Unsere Schrecken kreißen. Danae verkrallt sich an meiner Hand. Ich kann sehen, wie ihre Knöchel dünn verweißen.

Ich lasse dann mit der anderen Hand das Geländer wieder los und fasse unwillkürlich nach meinem Haar. Es ist noch da. Ich sehe nach Danae. Auch ihre freie Hand wühlt im Haar. Sie hat scheinbar dieselben Gedanken. Die Bilder im Fernsehen zuletzt aus den USA wirkten so unmittelbar, so nah. Diese bleichig grauen Glatzköpfe krankten dann noch tagelang in meinem Kopf herum. Die Gegend um Indian Point, dort wo sie vor drei Jahren das erste Atomkraftwerk in den USA angegriffen haben, ist heute schon wie die Gegend um Tschernobyl herum eine einzige Krebserlstation. New York, keine fünfzig Meilen davon entfernt, ist heute nur noch halb bewohnt.

Big Brother der Erste, George W. Bush, hat doch im Jahr 2001 den Weltkrieg gegen den Terror erklärt. Sein Pech war auch das unsere: er war noch nicht stark genug dazu. Big Brother hat sich wie schon Adolf Hitler zuvor, schwer übernommen. Und so ist sein Weltkrieg dann, wie alle anderen Kriege zuvor, entgegen jede Vernunft in den folgenden Jahren schwer entartet. Es wurde unter anderem ein „Atomkrieg“ daraus, auf seine Art.

Bei diesem Gedanken bricht über uns die Hölle los. Tausend Blitze grellen die Nacht zum Tag. Donner um Donner, so laut, dass die Ohren schmerzen. Und dann prasseln die ersten Regentropfen gegen unseren Balkon. Die Tropfen sind wie Mon Cheri so groß. Die Natur malt ein Bild so wunderwunderschön, an dem selbst die besten Malermeister scheitern. Wir stehen wie gebannt.

Und Alles so egal. Doch Danae und ich, wir gehen dann doch ins Zimmer hinein und schließen die Tür zum Balkon. Unsere Herzen sind schwer. Wir fallen uns in den Arm. Danae weint. Auch ich lasse meinen Tränen ihren Lauf. Sie presst ihren leicht angeschwollenen Bauch ganz fest gegen mich. Dort wächst ein kleiner Junge heran. Ich kann ganz deutlich fühlen, wie er kräftig strampelt. Oder ist es gar seine Angst, vermischt mit seiner so ohnmächtigen Wut?

Oh Gott! Dieses Strampeln fühlt sich an, …. es fühlt sich an, …. oh Gott, es fühlt sich an, …. so als wüsste er. Da schüttet mein Herz ein Meer von Tränen aus. Ich kann auf einmal nicht mehr atmen.

© Copyright by Lothar Krist (16./17.6.2004 von 22.45 – 02.30 Uhr im Smaragd)

 
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Warum ich so schreibe, wie ich schreibe?!

Liebe Susi!

Du hast natürlich in Vielem irgendwie Recht, was du sagst. Ich verstehe, was du sagen willst und trotzdem sehe ich es anders. Das mit den hohen Schloten und dem Brucknerhaus wird jedenfalls bald berichtigt. Vielleicht hast du ja auch Recht, wenn du meinst, dass sich die Menschen nicht nur in die Löcher oder in ihre Wohnungen verkriechen würden. Mag sein, aber die meisten werden wohl doch irgendwie in ängstlicher Stille auf das Gewitter mit den verstrahlten Regentropfen warten. Und ich habe ja den einsamen Violinspieler dabei. Und es ist ja kein langer Roman, sondern eine Kurzgeschichte. Ich wollte nur dieses düstere Bild wieder geben, das schon seit so vielen Jahren in meinem Kopf rum spukt und das ich eigentlich viel lieber malen möchte.

Du schreibst, der Begriff „Gutmensch“ würde seine Bedeutung verlieren, wenn man ihn zu sehr strapaziert. Wieso hat dann der Begriff „Nazi“ immer noch seine Bedeutung, den haben wir doch auch schwer überstrapaziert. Der Begriff „Gutmensch“ wird in den Geschichtsbüchern einst neben den Nazis genannt werden und jeder wird dann wissen, dass mit diesen zwei Begriffen Täter und Mittäter gemeint ist. Der Mittäter wird dann endlich mit dem Täter gleichgestellt. Sie werden dann auch im Strafrecht endlich gleich bewertet werden, denn meist ist es ja so: ohne Mittäter auch keine Tat.

Na ja, egal. Ich will jetzt nicht auf jeden einzelnen Punkt Deines Schreibens eingehen, aber ich will versuchen, deine Fragen in Form einer kleinen Geschichte zu beantworten, insbesondere warum ich nur als Autor provoziere und sonst Nichts unternehme, um unseren Kindern eine heile Welt zu hinterlassen. Ich gebe es ja zu, ich bin weder Mitglied von Green Peace noch von Amnesty International noch bin ich in irgendeiner anderen menschen- oder umweltfreundlichen Organisation. Wäre ich das, dann wäre ich bloß ein hilfloser Kämpfer mehr, und ich muss ja wahrlich mit meiner Kraft sparsam umgehen. Ich stehe zurzeit am Rande meiner Kräfte.

Die folgende Geschichte erklärt auch die Schwere der Bedeutung des Begriffs „Gutmensch“ und warum ich die 68er-Philosophen als Väter und Mütter der Massen-Mit-Mörder-Generation so sehr angreife. Es ist ja schon furchtbar genug, was wir in diesem Bezug heute schon „sehen“ könn(t)en, aber die schlimmsten Dinge geschehen gerade, ohne dass wir sie sehen. Wir wollen nämlich Nichts davon wissen.

Nun gut. Du kennst doch meine Geschichte „Der Junge, das Leben und ein Traum“ mit ihrem Hinweis auf die Träume. Mein ganzes Leben und somit auch meine Geschichten finden ihre Inspiration meist in diesen Dichterbildern. Die Geschichte dieser Bilder beginnt mit dem Irakkrieg 1991. Danach zieht die westl. Gutmenschengemeinde erstmals gemeinsam gegen einen Bösen in den Krieg, den sie zuvor geschaffen und dann jahrelang hofiert hat. Aber weil es ja der erste Krieg gegen einen von uns selbst erschaffenen Bösen ist und ein Gutmensch ja keine Kriege führen soll, wird man feige auf halben Weg stehen bleiben und somit das Leid von Millionen Menschen vergrößern und verlängern.

Na ja, und genau so war es dann ja auch. Saddam Hussein blieb an der Macht. Der Krieg lief genau so ab, wie in meinen Bildern, nur Eines, und zwar das Wichtigste, stimmte nicht. Nach diesen Bildern war dieser 1. Krieg der Gutmenschen-Gemeinde nämlich ein Atomkrieg, von dem wir aber lange, lange Zeit, vom Gefühl her so gut 20 Jahre lang, Nichts wissen würden. Ich habe mir immer gedacht, na, wenn die Welt Nichts davon wissen wird, ich werde es jedenfalls wissen, schließlich kannte ich ja meine Bilder.

Aber siehe da, ich sah ebenfalls keinen Atomkrieg weit und breit. Ich dachte mir damals: Gott sei Dank, es sind bloß Träume. Sie haben Nichts mit unserer Welt zu tun, wie ich immer dachte. Ich habe dann aufgehört zu schreiben. Ich habe eine Familie gegründet, fleißig studiert, mein Studium abgeschlossen und dann angefangen, mein Leben noch einmal umzustellen, es zu genießen.

Doch dann erfuhr ich 1996 erstmals von der DU-Munition. Pingo. Ich habe damals an alle möglichen Physiker, sonstige Atomexperten und Politiker geschrieben. Was bekam ich im Wesentlichen immer zur Antwort: Dieses Uran 238 würde weniger strahlen, als ein Granitblock. Meine Antwort „Ja, mag schon sein, aber wenn der Granitblock zerfällt, dann strahlt er nicht mehr, der Uranstaub aber schon!“ hat man damals nicht ernst genommen.

Heute wissen war ja, dass diese DU-Munition sehr, sehr gefährlich ist. Aber wie gefährlich, das wissen wir noch immer nicht. Das Uran 238 verbrennt ja nicht bei der Explosion. Der Wind nimmt den Feinstaub mit und er setzt sich in den Lungen der Menschen und Tiere fest. In allen Kriegsgebieten dieser Welt wird damit herum geballert. Überall ist innerhalb weniger Jahre die Krebsrate und die Zahl der Missgeburten ums mindestens 10-fache angestiegen. Im Irak sterben die Kamel- und Schafherden daran. Seit Ende der 90er-Jahre mussten einige Herden getötet werden, weil sie sogar Hautkrebs hatten, ein Phänomen, das bis dahin noch nicht bekannt war. Dabei wurden im 1. Irakkrieg „nur“ 300 Tonnen Uran 238 verschossen. In diesem Krieg sollen es zwischen fünf- und siebentausend Tonnen gewesen sein. Im Kosovokrieg waren es gut 1500 Tonnen, im Afghanistan-Krieg schon über 3000 Tonnen.

Die Israeli schießen damit seit Ende der 80er-Jahre. In den Palästinenser-Camps und den Städten haben sie die höchste Krebsrate weltweit. Auch in den Anti-Terror-Kriegen auf Indonesien und in allen Kriegen in Afrika wird diese DU-Munition verwendet.

Wir könnten es wissen, denn ab und zu findet man ja heute auch in den großen Journalen, wie zB im Spiegel, in Der Zeit, der FAZ, usw. einen Bericht. Sogar das Fernsehen hat es schon gewagt, ab Mitternacht so eine Sendung zu bringen. Aber wir wollen es ja gar nicht wissen. Es interessiert uns nicht, kein Bisschen. Insbesondere die Intellektuellen scheinen sich dieser grauenvollen Tatsache zu verweigern. Würde es nicht so sein, dann würde nämlich ein Heer von Intis dagegen Sturm laufen und die Verwendung würde dann wohl doch eingestellt werden. Ja, es ist sogar das Gegenteil der Fall. Man muss sich nur ansehen, was mir manche Leute diesbezüglich schreiben, zB zur Geschichte „Am Arsch der Zeit“. Man vermeint, ich würde die Lehrer hassen. So ein Blödsinn. Man meint: der Titel würde nicht passen. Kein Titel passt so perfekt zu einer Geschichte, wie dieser. „Am Arsch der Zeit“ – das ist ja nicht bloß symbolisch gemeint. Man kapiert die Tragweite der Geschichte nicht, weil man ja nicht wissen will.

Nach meinen Dichterbildern, an die ich inzwischen wieder glaube - ja ich glaube sogar „zu wissen“, werden wir erst wissen (müssen), wenn die Menschen in den Kriegsgebieten der 3. Welt zu tausenden daran verrecken. Die 3. Welt wird dann von einem Tag auf den anderen kapieren, was dieser Gutmenschen-Westen ihnen damit angetan hat. Mit der Zeit werden die Todesraten immer mehr ansteigen, in die Hunderttausende jährlich. Und die Menschen werden dann auch verstehen, dass ihnen dieser langsame und so schreckliche Massentod über Jahrhunderte hinweg erhalten bleiben wird. Es werden im Laufe der Jahre, der Jahrhunderte, viele, viele Millionen daran sterben. Letztendlich werden Hitler und Stalin, also die Täter und gleichzeitig die 38er-Philosophen, dem Gutmenschen, also dem Mittäter und 68er-Philosophen, wie wahre Hosenscheißer des Bösen gegenüber stehen.

Ab 2010 herum werden dann auch wir begreifen. Dann wird man auch hier verstehen, was es bedeutet, so ein „Gutmensch“ zu sein, und weshalb ich ihn in meinen Geschichten so sehr „strapaziert“ habe. Dann wird jeder Krebskranke der 3. Welt zu einem potentiellen Kandidaten für ein Selbstmord-Attentat. Wir glauben heute, es sei damit schon schlimm genug. Dabei stehen wir erst am Anfang. Die 3. Welt wird begreifen, dass wir ihre Welt versaut, verstrahlt haben. Sie werden sich dann rächen wollen und genau in dieser Zeit spielt auch meine Geschichte „Die Stadt der Dunkelheit“.

Ich weiß, jetzt werden viele LeserInnen denken, dass ich „spinne“. Ja, ich spinne, aber anders, als die meisten das vermeinen. Wie gesagt, ich glaube heute wieder an meine Dichterbilder. Ich setze auf sie, was mein Schreiben anbelangt. Ich gehe volles Risiko. Wenn ich mich irre, dann kann sich die Welt freuen, es wird vielleicht doch nicht so schlimm werden und ich bin dann halt der Dichter-Dodel unserer Zeit. Wenn nicht, dann werden mich aber unsere Kinder als Dichter ernst nehmen.

Und wenn meine Bilder stimmen, dann hilft unserer Welt nun Nichts mehr. Dies als Antwort auf deine Frage, ob ich etwa wüsste, wie man der Welt helfen könnte, wie man einen Atomkrieg verhindern könnte. Ich weiß es nicht. Es läuft jetzt erst einmal Alles so ab, wie es laufen muss. Und die Zeit läuft momentan nur für diesen ominösen Big Brother. Wir werden uns mitten drin in der Geschichte von George Orwells Roman „1984“ wieder finden, und zwar genau so, wie er es geahnt hat. Die USA werden in den nächsten 10 Jahren zum Imperium Americanum. Erst wenn die Welt diese Tatsache begriffen hat, haben wir wieder eine Wahlmöglichkeit. Jeder einzelne Mensch kann dann für sich selbst entscheiden, entweder braver und gehorsamer Untertan sein oder Weltrevolution, also gegen Big Brother. Es wird dann sehr, sehr eng werden, aber ich denke, die Weltrevolution wird siegen, denn auch in den USA wird es dann einen Haufen Krebskranke geben, denen Alles egal sein wird und die sich als Selbstmord-Attentäter opfern werden. Und dazu kommen ja dann noch viele andere Punkte hinzu. Mutter Erde revoltiert dann ja auch, sie hat ja auch schon damit begonnen, siehe das Zunehmen von Naturkatastrophen. Auch hier stehen wir heute ja gerade am Anfang. Aus diesem Grund beziehe ich ja auch Göttin Danae, unsere Mutter Erde, immer wieder in meine Geschichten mit ein. In meinen „bösen“ Geschichten kommt sie oft vor, in meinen „schönen“ habe ich sie zu Miss Di, zu „meiner“ Göttin Danae erkoren. Es ist einerseits meine Liebe gemeint, andererseits aber auch Mutter Erde (siehe meine Liebesgedichte an Mutter Erde „Danae“ und „Knuspernacht“ – man muss auf einige wenige Hinweise achten, dann merkt man, dass eigentlich gar keine Frau gemeint ist, sondern das Leben selbst.
http://mitglied.lycos.de/LotharKrist6/4_danae.htm
http://mitglied.lycos.de/LotharKrist6/9c_knusper.htm ).

Nach meinen Bildern sind wir ja eigentlich schon mitten drin in dieser Weltrevolution, nur verstehen wir hier im Westen das noch nicht. Der „clash of cultures“ ist der Beginn dieser WR. Es ist ja ein Kampf gegen die Fremdbestimmung der 3. Welt durch den Westen, insbesondere durch die USA. Es gibt keinen Weg mehr zurück. Es gäbe nur eine einzige Möglichkeit, den Fortgang aufzuhalten, und dazu werden wir uns nicht entschließen: Wir müssten Bush und Co, also das Gro der Hardliner, und das weltweit töten. Und das wird nicht sein. Wir sind ja Gutmenschen. Bevor wir bereit sind, den Einen oder die Wenigen zu töten, lassen wir diesen Einen oder diese Wenigen lieber Millionen abschlachten. Dies ist ja einer der Hauptpfeiler der Gutmenschen-Philosophie. Ja, und wir müssten dann auch das Weltvermögen gerecht in der Welt aufteilen.

Und weil wir das Alles nicht wollen, bzw. es nicht zustande bringen, werden wir zum perfektesten Massenmitmörder aller Zeiten. Es werden im Laufe der nächsten Jahrhunderte hunderte von Millionen Menschen an den Folgen dieser DU-Munition sterben. Und da steckt ja noch viel, viel mehr dahinter.

Die 68er-PhilosophInnen haben die Menschen, die in der Zeit des Dt. Reiches Nichts von den KZ’s und vom Gas „gewusst haben“ oder die vielleicht Nichts davon wissen wollten, deshalb verurteilt und gehasst. Dabei sind wir heute schon viel, viel schlimmer. In unserer Zeit ist „Wissen“ ja nicht gefährlich, noch nicht. Und trotzdem wollen wir nicht wissen, weil es ja den Tag versaut und weil wir ja im Unterbewusstsein auch ganz genau wissen, dass dieses Wissen das Ende unseres Wohlstandes bedeuten würde, und das möchten wir ja noch ein wenig hinaus zögern. Diese 68er-Generation lebt ja nach der Devise: Hinter uns die Sintflut. Denen sind ihre eigenen Kinder egal geworden. Die wollen nur Eines nicht, nämlich, dass ihr Traum von der Erlebnisgeneration vorzeitig endet. Vom Unterbewusstsein weiß ja heute eigentlich schon ein Jeder, eine Jede, dass es so nicht mehr weiter gehen kann. Aber das ist uns wurscht. Jeder, Jede hofft, dass es sich zumindest noch für ihn, sie irgendwie ausgehen mag.

Ich wüsste nicht, wie ich auf der Seite dieser Menschen des Westens von Heute kämpfen könnte, mit all meinem Wissen. Mir graust.

Und da wieder zurück zur DU-Munition. Du kannst dich sicher noch erinnern, es gab von einigen Jahren noch einen schweren Kampf gegen die Uran-Endlagerstätten, die Wiederaufbereitungsanlagen. Dieser Protest ist heute ziemlich eingeschlafen. Man hört kaum noch was davon. Wieso? Man hat ja endlich einen Weg gefunden, diesen atomaren Abfall zu entsorgen. Diese Endlösung heißt heute DU-Munition. Das Uran 238 wird in unsere Waffen hinein entsorgt, der mit Uran 238 abgereicherte Stahl dieser Munition bricht heute jeden Panzer dieser Welt. Ein Bunker-Baster, so ein Mittelding von Rakete und Bombe, gräbt sich hundert Meter tief in Stahlbeton und explodiert erst dann. Wenn du davon liest, dass die Israelis wieder einmal ein Haus in einer Palästinenser-Stadt beschossen haben, dann war es eine Hellfire-Rakete, also eine geile DU-Munition. Aber wer außer mir schaut schon hinter die Worte? Wir sind alle bloß entsetzt, weil da neben einem Terrorführer auch Mütter und Kinder gestorben sind. Doch da steckt mehr dahinter!!! Die Gegend um das Haus ist verstrahlt. Die Kinder spielen später in den Ruinen. Es gibt nichts Schöneres für Kinder im Kosovo, als in den Panzerruinen zu spielen. Niemand sagt den Menschen dort, dass sie das nicht tun sollten. Es ist so furchtbar.

Aber ist das nicht irgendwie für uns auch „schön“? Wir brauchen keine Endlagerstätten mehr. Da gibt es dann auch keine Bevölkerung, die sich aufregt. Und wen interessiert es schon, dass der atomare Abfall jetzt tonnenweise so weit weg in der 3. Welt landet. Und ob das für die Menschen dort extrem gefährlich ist, das ist ja heute noch nicht gewiss. Die möglichen Langzeitfolgen werden ja trotz unseres Wissens noch immer schwer verniedlicht.

Du verlangst von mir, ich soll mit diesem Gutmenschen „fraternisieren“, ihm vielleicht die Hand reichen und versuchen, die Welt zu retten. Das ist für mich ein Verlangen, wie vielleicht für die Dichter des Expressionismus, von denen man ja so was Ähnliches auch verlangt hat. Die haben sich auch geweigert für die Nazis zu schreiben. Mich kennt außerdem als Dichter kaum jemand, als Mensch sowieso nicht. Ich habe heute keine Durchsetzungskraft in meiner Zeit, welcher Weise auch immer. Selbst mit der Macht und der Bekanntheit als Österr. Bundeskanzler könnte ich Nichts daran ändern. Man würde mich in den USA auslachen, und wenn ich gefährlich genug würde, würde man so einen Bundeskanzler aus dem kleinen Austria wohl einfach töten. So einer hätte wohl bald einen Unfall. Selbst die Franzosen oder gar die Engländer würden mich nicht verstehen. Die verdienen sich, wie die meisten anderen Staaten ja auch, eine goldene Nase an der Herstellung und am Export dieser DU-Munition. Hunderttausende Menschen in den USA, in Europa und anderswo würden dann arbeitslos, wenn wir die Herstellung dieser Munition einstellen würden. Wir müssten dann ja auch weltweit ein riesiges Waffenarsenal vernichten. Und wo, bitte, soll das geschehen? In Endlagerstätten, gegen die dann wieder eine anrainernde Bevölkerung Sturm läuft?

Das ist bloß ein schöner Traum, wie ihn nur ein 68er-Gutmensch träumen kann. Er widerspricht jeder Realität. Und ich bin kein Träumer von Unsinnigkeiten, ich bin brutaler Realist der Sprache. Ich verspreche auch Nichts, was ich nicht halten kann. Ich bin kein Obergutmensch, wie Bruno Kreisky, der das Schulden machen auf Kosten unserer Kinder schön geredet hat, damit wir unseren überboardenden Wohlstand weiter genießen bzw. heute weiter aufrecht erhalten können.

Ich weiß nicht, ob du meine Situation jetzt besser verstehen kannst? Kann dies heute überhaupt schon wer? Na ja, einige doch, denke ich. Die Mails in dieser Richtung werden immer mehr. Ich bekomme in letzter Zeit sogar Mails von Moderatoren der Leselupe. Zwei von denen haben sich in diesem Monat bei mir entschuldigt, weil sie damals gegen mich waren und sie mich zensuriert und raus geworfen haben. Sie sehen heute diese USA auch schon ein wenig anders, als noch 1999 und 2000.

Ich muss jetzt vielleicht noch hinzufügen, dass ich Niemandem böse bin. Ich hasse auch Niemanden, auch nicht diesen von mir so sehr aufs Korn genommenen 68er-Gutmensch. Es muss halt Alles so sein. Es gehört Alles zur Lernphase der Menschheit. Wir lernen jetzt, dass man nach einem Wahnsinn, wie dem 2. Weltkrieg, nicht so wahnsinnig sein darf, dass man alle Menschen hasst, die zur Zeit eines völkischen Wahnsinns gelebt haben. Ja, man soll, ja, man muss die Täter bestrafen, aber dann sollte man verzeihen und einen Schlussstrich ziehen und die Augen in die Zukunft richten. Aber das versteht die Masse der linken Intellektuellen selbst heute noch nicht. Die sehnen sich heute wieder nach einer Pogromstimmung im Parlament, siehe Broukal und Gusenbauer. Diese Narren reden einen Bürgerkrieg herbei.

Kannst du mir sagen, wie man solchen hasserfüllten Gutmenschen beibringen kann, dass gerade Menschen, wie sie, die es ja auf ihre Art „gut“ meinen, die Hauptschuld am Untergang unserer Kultur tragen? Diese Leute sind heute gerade dabei, ein erneutes Aufeinanderprallen der Alten Ideologien vorzubereiten. Dieser „clash of cultures“ hat ja eine viel umfassendere Bedeutung, als wir dies heute schon verstehen. Dieser Begriff bezieht sich nicht bloß auf das Aufeinanderprallen von Christentum und Islam, von 3. Welt mit der 1. und der 2. (Ex-UdSSR). Es wird auch ein Arm gegen Reich, ein Weiß gegen Dunkel, ein Alt gegen Jung, ein Heimisch gegen Fremd geben, uswusf. Alle Problemzonen unserer Weltgesellschaft werden es nun bald „wissen“ wollen.

Dies sind meine Dichterbilder und ich denke, dass ich genau so schreibe, wie ich schreiben muss. Die Zukunft wird es weisen. Und ich bin froh, dass ich auf das Geld aus meiner Dichtung heute nicht angewiesen bin, was du ja bekrittelst. Ich muss daher Niemandem nach dem Mund schreiben. Meine Art zu leben und zu schreiben als Autor entspricht genau dem Zeitalter des noch freien Internets. Allzu lange wird es ja eh nicht mehr so frei sein. Doch wenn sie dann anfangen, die gefährlichen Online-Bücher zu „verbrennen“, dann werden diese Online-Bücher schon auf vielen, vielen Festplatten und das auch noch weltweit gespeichert sein.

Ich schreibe ja nicht Etwas herbei, ich schreibe bloß eine Zeit mit und ein wenig vorher. Wenn diese böse Zeit der Zensur kommt, dann höre ich mit dieser Art des Schreibens auf, so wie Erich Kästner. Mein diesbezügliches Werk, insbesondere mein Hauptwerk, „Das Manifest des Realismus“, wird genau dann auch beendet sein. Ich werde dann vielleicht Kindergeschichten oder Allerweltsromane schreiben, so wie er. Wahrscheinlich werde ich mir dann, wie er, auch ein paar Jahre Auszeit nehmen, um mich wieder zu finden.

Und wenn ich mit Allem Unrecht haben sollte, na, dann freue ich mich für die Welt und die Menschheit, aber ich glaube zurzeit nicht recht daran. Mal sehen, was jetzt in nächster Zeit geschieht.

Der „Angriff auf die USA“ ist ja auch ein Angriff auf die Verkehrs- und Versorgungsadern des Westens. Das hat bis jetzt ja noch Niemand so recht verstanden. Der 11.9.2001 war ein Angriff auf die Luftfahrt. Der erste große Angriff auf die Bahn in Madrid ist ja irgendwie gescheitert. Die Terroristen haben übersehen, dass sich der Zugverkehr in Madrid meist nicht an den Fahrplan hält. Wenn die Züge fahrplanmäßig unterwegs gewesen wären, bzw. nicht einer der Handy-Zünder falsch eingestellt gewesen wäre, dann hätte es ja zwei bis dreitausend Tote gegeben. Der Angriff auf die Schifffahrt könnte noch dieses Jahr erfolgen. Nach meinen Bildern sind viele, viele Tote im Wasser. Das Wasser brennt. Und es gibt keine Verletzten. Und es wird ein ganz, ganz weiches Ziel sein, das man nicht bedacht hat.

Dann könnte es auch ein Attentat auf Bush geben. In diesem Sinne könnte die Weissagung Nostradamus falsch ausgelegt sein. Nostradamus meinte nicht den Papst, er meinte einen anderen Herrn des Glaubens. Der Papst ist ja bloß noch einer der Herren des Glaubens, nicht DER Herr. Mit „der Herr des Glaubens“ könnte jener Herr gemeint sein, der glaubt, er müsse im Namen der ganzen Welt einen Weltkrieg gegen den Terror führen.

Na, und dann könnte es in nächster Zeit auch noch einen gleichzeitigen Angriff auf alle wichtigen Öl-Pipelines in allen wichtigen Förderländern geben, so wie vor drei Wochen im Irak. Auch davon habe ich so Bilder.

Ich hoffe, ich irre mich. Denn wenn dies geschieht, dann brennt es wirklich in unserer Welt. Die Börsen werden kreischen. Die Luft über und an den wichtigen Straßen wird dann mit der Zeit wesentlich besser werden. Die Menschen an den wichtigen Verkehrsadern werden aufatmen und sich wieder ohne Angstgedanken einzuatmen trauen. Man sieht, alles Schlechte zieht meist auch was Gutes nach sicht. Aber das war jetzt ironisch gemeint.

Ich weiß, du und die meisten LeserInnen denken jetzt wahrscheinlich: der Typ spinnt. Hoffen wir es. Aber ich ziehe trotzdem mein „Ding“ durch. Ich kann ja auch gar nicht mehr aufhören. Dann wäre jede Zeile, die ich jemals geschrieben habe, umsonst gewesen. Und am Lauf der Welt kann ich sowieso Nichts ändern. Mal sehen, wo es endet.

Vielleicht verstehst du mich nun ein wenig besser. Aber ich weiß, dass auch das Gegenteil der Fall sein könnte, denn ich bin kein Mensch, der vorgibt, eine Lösung zu haben, wie du das vermeinst. Die Lösung hat schon die 68er-Generation allein dadurch verspielt, indem sie gedacht hat, 1. sie könnte die Zukunft mit der Bewältigung von Vergangenheit bewältigen und 2. sie dürfe die Menschen der Kriegsgeneration hassen und auf sie herab sehen, noch dazu am sonnigen Vormittag ihrer Zeit. Man soll schließlich den Tag nicht vor dem Abend loben. Es könnte ein Hagelgewitter heran ziehen.

Liebe Grüße
Lothar

 

Lieber buji!

Danke erst einmal für Deine Antwort, bis ich genauer drauf eingeh, muß ich Dich ein paar Tage vertrösten, aber eine Frage ist mir doch sehr wichtig, und die hast Du mir nicht beantwortet:

Was müßte ich tun, um in Deinen Augen kein Gutmensch zu sein?

Liebe Grüße,
Susi :)

 
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Liebe Susi!

Was müßtest du tun, um in meinen Augen kein Gutmensch zu sein?

Ist das heute überhaupt noch möglich? Ja, ich denke schon. Wir stecken heute wohl im selben Dilemma, wie die Menschen in den späten 20er, den frühen 30er-Jahren. Da gab es ja auch die diversen Richtungen, Parteien usw.

Es würde wohl bedeuten, dass du dich gegen Alles stellst, was uns heute von unserer Philosophie her lieb und teuer ist, siehe die alten Expressis damals. Du müsstest jeden Gedanken unserer Philosophie in Frage stellen, dabei die Probleme in der Realität betrachten, dir insb die reine Opfer- und die reine Täterseite ansehen, ohne den Ballast der Differenzierungstheorie. Du müsstest lernen, aus der Sicht von Täter und Opfer zu sehen, auch wenn du keines von beiden bist, und dich fragen, wie du dich zB als von der Gesellschaft ignoriertes Opfer fühlen würdest, wenn zB dein Vergewaltiger frei aus gehen würde, oder wenn du aus dieser Sicht eine Tat erst gar nicht anzeigst, weil du ja eh weißt, dass es zu 90 % Nichts bringt. Oder wie sich ein Täter fühlt, der das auch weiß?! Ein Täter, der sich vielleicht genau aus dieser Überlegung heraus erst dazu entschließt, eine Tat zu begehen, weil er ja weiß oder zu wissen glaubt, dass ihm von der Gesellschaft her Nichts geschieht, zumindest nichts Ernstes, siehe meine Geschichte "Vergewaltigung". Dort wird zur Zeit ja im Forum gerade dieses Problem negiert.

Das Problem der Gewalt ist ja einer der Pfeiler unserer Gutmenschen-Philosophie. Wir leben ja im Zeitalter des Individualismus, der leider zum reinen Egoismus verkommen ist, weil wir auf den Altruismus vergessen haben. Und nach meiner Sicht neigt sich diese Ära nun dem Ende entgegen. In diesem Jahrhundert geht es bald nicht mehr um das Wohl des Einzelnen, sondern nur noch um das Überleben der Menschheit als Ganzes (Kriege, Weltrevolution, Naturkatastrophen, usw.).

Der Gutmensch ist ja am Ende, seine Philosophie bietet keinerlei Lösungsmomente für die großen Probleme unserer Zeit. Wir wissen zB dass das Sozialsystem, das Pensionssystem bald zerbricht. Wir Alle "wissen" das ja, Alle haben wir ein ungutes Gefühl, aber die großen Reformen scheitern. Der Gutmensch will ja Keinem weh tun. Er will es Allen recht machen. Aber im Leben, in der Realität ist dies nicht möglich. Wir leben ja nicht im Paradies, also muss irgendjemandem weh getan werden. Am Besten natürlich dem, der Viel hat, dem es nicht so weh tut. Aber wir haben ja auch dauernd Wahlen. Wenn ich Jemandem weh tu, dann wählt er mich nächstes Mal nicht. Also schummeln wir uns drum rum und hoffen, dass es sich irgendwie ausgeht. Aber das Leben zeigt es immer wieder: es geht sich nie aus.

Es gibt heute kein einziges wichtiges gesellschaftliches Problem, zu dem der Gutmensch eine Lösung wüsste. Aber er hält sich noch immer für super. Und dass die Welt heute wieder einmal total in der Scheiße sitzt, siehe Terror, Kriege, Umwelt, usw. haben wir genau dieser in sich so sehr verworrenen Philsophie zu verdanken. Wir produzieren Waffen, obwohl wir gegen Kriege sind. Wir mögen die Gewalt nicht, aber wir sehen uns gerne brutale Aktionfilme an. Wir sind gegen die Gewalt in der Erziehung, aber wir kaufen unseren Kindern geile Brutalospiele für den PC.

Noch nie zuvor war eine Gesellschaft so verlogen, wie die unsere. Am Runden Tisch sagt die linke Hand "so", draußen auf Straße tut die rechte Hand dann das genaue Gegenteil. Was das "Lügen" anbelangt, war Adolf Hitler ein ehrlicher Mann. Er hat genau das gemacht, was er als Philosoph in seinem philosophischen Machwerk "Mein Kampf" angekündigt hat. Der 68er-Philosoph hat einen Haufen schöner Verse verzapft und doch wird seine Welt in einer schlimmeren Scheiße enden, als wir uns das heute auch nur annähernd erträumen können. Der 2. WK wird dagegen harmlos sein, schließlich gab es damals ja noch nicht dieses irre Waffenarsenal (Atom, Viren, Chemie usw.). Wer heute auf ein gewisses Knöpfchen drückt, der vernichtet 1000 x so viele Lebewesen, wie ein Knöpfchen-Experte vor 60 Jahren.

Kein Gutmensch zu sein würde also bedeuten, dies Alles aufzuzeigen und der Menschheit von Heute bewusst zu machen, es insb unserer wichtigen Intellektuellenschar um die Ohren zu hauen, allen Angriffen zum Trotz. Wenn das die 1000 wichtigsten Intis von Europa begreifen würden, dann kämen wir vielleicht um die Weltrevolution herum, aber ich kann das nicht mehr glauben. Das ist wie mit einem verrückt spielenden Computer. Man müsste die Gehirne wie die Festplatten von so einem PC neu aufsetzen können. Unsere Philosophie kann man mit einem verseuchten Windows-System vergleichen. Ich sehe die Weltrevolution wie eine Neu-installation. Danach wird Alles anders sein. Alles was in den letzten 4 Jahrzehnten ein Wichtiger gesagt hat, wird dann keinerlei Bedeutung mehr haben. Der Mensch wird sich irgendwo in der Mitte zwischen den Alten Philosophien und Religionen finden. Er wird sich überall das Bessere heraussuchen. Der Pazifismus wird mit dem Militarismus verschmelzen, usw. Ein Bisschen von da, ein bisschen von dort. Die Menschheit wächst wie die Welt jetzt zusammen und der Mensch wird endlich ein halbwegs guter Koch. Der reine Pazifismus Europas war ja wie eine total versalzene Vegetariermahlzeit, von der kein normaler Mensch satt werden kann, und er hat letztendlich Big Brother USA erschaffen. Der reine Militarismus der ersten Jahrhunderthälfte war wie ein salzloses Fleischragout ohne sättigende Zuspeis und den Salat, den ich so liebe.

Verstehst du, was ich damit sagen will. Die Gewalt ist dem Leben immanent. Sie gehört dazu. Es wird daher Zeit, dass der Mensch endlich seinen Frieden mit ihr macht und die richtigen Antworten auf sie hat. Und wir sind ja auch vom politischen her auf dem richtigen Weg. Wir müssen nur die Volksherrschaft endlich verwirklichen. Wir leben heute ja in einer Parteiendiktatur. Wir haben es bis jetzt nur geschafft, die Arschlöcher auszutauschen. Früher genügte es, ein gewisses Blut zu haben, heute genügt es, eine gewisse Sicht zu haben oder zumindest vorzutäuschen und natürlich musst du beweisen, dass du ohne Skrupel "nehmen" kannst, sonst kommst du nie ganz nach oben.

Na ja, es wird schon noch. Der Mensch ist ja letztendlich doch ein lernfähiges Wesen, er braucht halt immer ein bisschen lang, bis er etwas Neues begreift, hihi, siehe die alte Sicht von der Erde als Scheibe, dehalb wurden ein Haufen weiser Leute verbrannt. Wenn sich die Intellektuellen einer Zeit erst einmal auf eine gewisse herrschende Sicht eingeschossen haben, dann gibt es meist einen Krieg. Und für den Fall, dass sie diesen Krieg gewinnen, gibt es noch einen Krieg. Das geht meist so lange, bis sich die neue Sicht durchgesetzt hat. Warum sollte es heute anders sein? Ich wüsste echt nicht, warum?

Liebe Grüße
Lothar

 

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