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Die sorgenfreie Wurststulle

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19.03.2003
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Die sorgenfreie Wurststulle

zweite Version
Eine Versicherungsagentin hat mich angerufen, um einen Termin mit mir zu vereinbaren. Sie hat gesagt, ich müsse an eine ergänzende Altersversorgung denken.
Da ich aufgrund der letzten Rentenauskunft der BfA weiß, dass mein Mann und ich vom Generationsvertrag nicht viel erwarten können, habe ich einer Vermögensberatung zugesagt. Denn bisher hatte ich nicht das Glück einer Erbschaft, wie man vielen aus meiner Generation vorhält. Meine Eltern sind zwar der Nachkriegsgeneration zugehörig, aber meine Mutter war die meiste Zeit Hausfrau, weil sie ihre drei Kinder, vom ersten bis zum letzten, in einem Gesamtabstand von 13 Jahren geboren hat. Das was meine Eltern sich bis zum frühen Tod meines Vaters erspart haben, wird meine Mutter für sich verbrauchen müssen. Ein gutes Altersheim, indem sie versorgt ist, wenn sie aufgrund voranschreitenden Alters pflegebedürftig wird, hat seinen Preis, den ich auch bereit bin, zu zahlen, damit es ihr gut geht. Daher haben meine Geschwister und ich auf ein Erbe verzichtet, als mein Vater gestorben ist, obwohl meine Eltern ihren sauer verdienten Reichtum, wenn ich ihr kleines Häuschen mal so nennen darf, an uns weitergeben wollten, damit wir es mal besser haben.
Auch meinen Kindern soll es besser gehen. Ich bemühe mich redlich, habe ich doch gegen den Zeitgeist welche bekommen. Obwohl sie kostspielig sind, einerseits, weil ich sie unterhalten muss, bis sie ihre Ausbildung beendet haben, andererseits, weil ich wegen ihrer Erziehung mehrere Jahre nicht voll arbeiten kann, erwarte ich keine Gegenleistung. Natürlich will ich meinen Kindern ebenso wenig finanziell zur Last fallen wie meine Mutter mir. Daher studiere ich die Angebote der Versicherungsagentin genau. Sie bietet mir einen Vertrag an. Maßgeschneidert, sagt sie, damit ich weiterhin sorglos in die Zukunft schauen kann. Leider beschleicht mich angesichts der Massenarbeitslosigkeit und der desolaten Staatsverschuldung ein ungutes Gefühl. Heimlich rechne ich unter dem Tisch mit den Fingern nach, ob wir uns den Beitrag für die Versicherung noch leisten können. Wir zahlen noch bis zum Rentenalter an unserem Häuschen ab. Mit Glück sind bis dahin meine Kinder mit der Ausbildung fertig und finden einen Arbeitsplatz, der sie ernähren kann. Mein Mann behält bis dahin seine Arbeit, damit wir unsere finanziellen Belastungen tragen können. Leider ist sein Einkommen nicht so stark angestiegen, wie die letzten Erhöhungen der Energieversorger. Auch wenn ich nur beim Discounter einkaufe, die Kinder wachsen schneller aus Schuhen und Klamotten heraus, als man denken kann.
Die eigene Altersvorsorge habe Vorrang vor der Unterhaltspflicht gegenüber den Eltern, sagt, die Versicherungsagentin, der mein Zögern nicht entgangen war. Weil die gesetzliche Rente in Zukunft nicht ausreiche, sei private Vorsorge unabdingbar, damit nicht eines Tages, in der nächsten Generation, die Kinder ihre Eltern als finanzielle Last auf den Schultern tragen müssen. Bis zu fünf Prozent seines Bruttoeinkommens für die eigene Zukunft zurückzulegen, anstatt sie für die Heimpflege seiner Mutter herausrücken zu müssen, sei doch ein Vorteil, nickt sie mir aufmunternd zu. Sie weiß nicht, dass ich bereits schon klaglos auf ein Erbe verzichtet habe. Aber die Kinder, wage ich einzuwenden, seien noch so klein, 5 und 9 Jahre alt. Die Versicherungsagentin versteht mein Dilemma sofort. Wie soll ich für mich sorgen können, wenn ich für Nachwuchs sorgen muss, der nicht nur für mich sondern auch für andere, die Kinderlosen, sorgen muss? Wenn außerdem von unserem Familieneinkommen Rentenbeiträge für die jetzigen Alten, die mit oder ohne Kinder, abgezogen werden, ohne im eigenen Alter ähnlich versorgt zu sein, weil viele aus meiner Generation keine Kinder wegen der Kosten und Mühen wollten?
„Ich zahle für mein Haus, das ist meine Altersversorgung“, antworte ich sogar ein bisschen stolz, weil ich den Spagat schaffe, gesellschaftlich Altersvorsorge durch meine Kinder zu treffen und Eigentum zu schaffen, obwohl wir für die Alten zahlen müssen. Mehr zurücklegen geht eben nicht, denke ich. Wir verzichten schon auf teure Urlaube, fahren weniger mit dem Auto. Oder doch? Die Versicherungsagentin appelliert an meine Verantwortung gegenüber den Kindern.
„Haben Sie schon für ihre Kinder gespart?“, fragt sie, als diese durchs Wohnzimmer toben. Mich packt das schlechte Gewissen, weil ich unserem Sozialstaat zutraue meine Kinder noch mehr zu beuteln, als mich.
Letztendlich habe ich einen Versicherungsvertrag unterschrieben. Für meine Kinder.

 

Hallo lakita,

echt schon sehr viel zugänglicher, dein ansich ja staubtrockenes Thema.
Gefällt mir ne ganze Ecke besser, aber könnte dennoch hie und da verbessert werden.

Das ist mir auch schon aufgegangen. :D
Deine Tipps sind Gold wert.;)

Hallo jonny

Woher weiß die Versicherungsfrau das mit dem frühen Tod? (ok, vielleicht kams auch schon vorher vor und ich habs übersehen, aber ich meine es kommt da zum ersten mal vor. schlag mich nicht wenn ich falsch liege)

Ich schlag dich nicht, ;) aber Frau Winter erkundigte sich nach den Eltern. Die Antwort habe ich nicht in die Geschichte mit aufgenommen, weil sie sich ja später weiter erklärt.

trau ich dir zu, dass du auch noch den schluss von der 2. version etwas mehr wie den Anfang gestaltest.

Deine Zuversicht hätte ich gerne. :)

Lieben Gruß euch beiden

Goldene Dame

 
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Gute Gedanken, aktuelle Problematik,

nur leider kommt das stilistisch für eine Satire, obwohl ich mich mit Satire kaum auskenne, viel zu bieder daher. Das passt nicht recht zur Rubrik, wiewohl der Text handwerklich okay ist, aber wenn da RocknRoll draufsteht und dann spielt bloß einer aufm Klavier rum... du weißt schon...

PS: Eben habe ich entdeckt dass es eine neue Version gibt, aber für die bin ich jetz zu müde, also meine Kritik bezieht sich auf die Originalfassung.

 

Hi tintenfüller,
danke fürs lesen und kommentieren.
Die zweite Version ist auf die Kritik deiner Vorleser hin überarbeitet worden. Vielleicht findest du dort noch etwas, was ich verbessern könnte.
LG
Goldene Dame

 
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Mahlzeit!

Ich sollte vielleicht doch endlich mal erwähnen, dass ich diese Geschichte leider absolut schrecklich finde. Schon beinahe ärgerlich öde. Schon der mE ziemlich beknackte Titel verursacht bei mir dezentes Aua ... und was hat er bitte mit dem Text zu tun? :susp:
Die Story ist in ihrer ersten Fassung einfach nur totenlangweilig, in der zweiten noch genauso langweilig, dafür aber sprachlich unnötig aufgeplustert, um erzählerisch Irrelevantes aufzupolieren (wie "poetisch" kann/muss ich den Waschmaschinenstress und Kindergenörgel wirklich geschildert bekommen?).
Inhaltlich ist das für mich lediglich eine von diesen Hera-Lind-"Die Waschmaschine rumpelt und die Kinder quengeln und ich muss eine Versicherung abschließen"-Tirili-Pseudo-Satiren, der ich leider absolut gar nix abgewinnen kann, sorry.

Mein Fazit: Gähn. Mega-Gähn. Hausfrauenkummer im Vertreterdschungel - echt fesselnd... :dozey:

 

Mein Fazit: Gähn. Mega-Gähn. Hausfrauenkummer im Vertreterdschungel - echt fesselnd...

Hi Horni,
Geht es vielleicht noch konstruktiver ;) Der Vergleich mit Hera Lind ist wohl nicht als Auszeichnung gedacht.
Schon der mE ziemlich beknackte Titel verursacht bei mir dezentes Aua ... und was hat er bitte mit dem Text zu tun?
Ich beschreibe in der Geschichte die sogenannte Sandwichgeneration.
Auch wenn das Thema für dich nicht sonderlich fesselnd gewesen ist...
Schade dass du nicht die Mühe gesehen hast, mit der ich versucht habe, mich der Satire zu nähern. :(

Lieben Gruß
Goldene Dame

 

Wie konstruktiv möchtest du es denn noch? Die Geschichte ist für mich von vorne bis hinten grundlangweilig. Da gibt es leider keine konstruktiven Details anzumerken, außer: Schreib halt was spannenderes... sorry.

Und: Nein, Hera Lind war in diesem Fall sicher nicht als Auszeichnung gedacht. Für mich ist das leider ein Dutzend-Text, der sich irgendwelchem modernem Themen-Hype aus der schnarchigen Richtung anbiedert (What the F... ist eine "Sandwich-Generation"? :susp: ) und in dem ich auch nicht wirklich eine Satire erkennen kann. Worin soll die bitte bestehen? Dass (Haus-)frau am Ende doch eine Versicherung abschließt? :dozey: Und das Runtergebete irgendwelcher finanzieller und haushaltlicher Problemchen auf Kaffekranzniveau ist für mich noch keine Satire, tut mir leid...

Wie gesagt: Ich finde den Text schon beinahe ... ärgerlich. Wenn sowas inzwischen schon als Satire durchgeht, sträuben sich mir wirklich dezent die Nackenhaare - wollte ich halt mal erwähnt haben. Sorry, wenn das jetzt garstig rüberkommt - aber es musste raus. ;)

 

Sandwich-Generation: die derzeitige Bevölkerung mittleren Alters, muss sowohl für ihre Eltern als auch für ihre Kinder finanziell aufkommen.
Probier's mal mit :google:.

 

Superbegriff ... ich hab eh eine Abneigung gegen solche Begriffe und das Konstruieren solcher "Satiren" um selbige. Und ich wollte es eigentlich auch nicht wirklich wissen. Denn wie ich geahnt hatte: Das Einwerfen eines solchen künstlichen Schlagwortes macht die Geschichte für mich nicht wirklich besser. Ansonsten weiß ich durchaus, wie man Google benutzt. ;)

 

Superbegriff ... ich hab eh eine Abneigung gegen solche Begriffe und das Konstruieren solcher "Satiren" um selbige
.
Mag sein, dass du diese Abneigung hegst und du dich deshalb auskotzen musst. :hmm: Sorry wenn ich dir trotzdem widersprechen muss. ;)
Die Satire ist doch dafür da zeitgebundene Strömungen in einem Zerrbild wiederzugeben. Wenn dir Thematik um die Sandwichgeneration Banane ist, muss folgerichtig auch die Geschichte Banane für dich sein. ;)
Also was soll ich also jetzt von deiner Kritik halten?

LG
Goldene Dame

 
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Goldene Dame schrieb:
Also was soll ich also jetzt von deiner Kritik halten?
Ähm ... das, was drin steht? :susp: Drücke ich mich wirklich so missverständlich aus? Welche Worte soll ich noch benutzen, um zu sagen: Ich finde diese Geschichte einfach nur langweilig und in keiner Weise satirisch. Und da gibt es auch nicht viel "konstruktives" hinzuzufügen, weil das bereits im Grundansatz jene Art von Geschichten ist, bei denen ich schon fast grantig werde, wenn man versucht, sie mir als Satire zu verkaufen. Oder auch nur als witzig und spannend zu lesende Geschichte. Das ist sie in meinen Augen nämlich nicht. Das ist für mich - entschuldige diese krassen Worte, aber ich weiss nicht, wie ich es anders ausdrücken soll - pointenloser Blabla - was interessiert es mich, ob die Waschmaschinenbesitzerin da geerbt hat oder was ihre Kinder grad veranstalten oder wieviel sie für Sprit verballert oder welche Versicherungen sie gerade abschließt oder bla? Ich finde da leider keine "Verzerrung" o.ä. Das wäre für mich selbst in "Alltag" noch ein langweiliger Text.

Soweit meine Meinung zum Text. Willst du mich jetzt so oft fragen, was das heissen soll, bis ich auf geheimnisvolle Weise meine Meinung ändere und ihn plötzlich doch toll finde? Oder kannst du evtl. einfach akzeptieren, dass genau das meine Meinung zu dieser Geschichte ist? :rolleyes:

Gruß,
Nachtschicht-Horn

 

Hä? Ich habe deine Meinung zur Kenntnis genommen, ist mir im Moment Banane, werd drüber nachdenken und ich will dich bestimmt nicht umkrempeln. :) Bei meinem nächsten satirischen Erguss hoffe ich vielleicht Gehör bei dir zu finden.
Lieben Gruß
Goldene Dame

 

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