Die perfekte Freundin!
Welcher Junge wünschte sie sich nicht, die perfekte Freundin?! Wer möchte nicht mit ihr angeben und die eifersüchtigen Blicke der anderen Männer mit Zufriedenheit auf sich spüren, während man mit ihr durch die Stadt läuft? In meinem alter niemand! Doch was ist die perfekte Freundin? Diese Frage haben wir uns oft gestellt, bis sie uns eines Tages ganz plötzlich beantwortet wurde. Ihr Name war Angelina - ein Name so perfekt wie sie selbst.
Als sie ins Klassenzimmer trat, brachte sie ein Strahlen mit sich, welches selbst die Sonne nicht schöner und reiner hinbekommen hätte. Sie lief mit sicheren jedoch leichten Schritten in ihren schwarzen Schnallenschuhen mit dem kleinen Absatz an uns vorbei und ihre glänzenden, langen Haare dufteten nach frischen Blüten.
Das schneeweisse Sommerkleidchen schmiegte sich eng um ihren schlanken Körper und die langen Beine kamen dadurch prächtig zur Geltung. Selbst wenn jeder wusste wie unhöflich es war, starrten sie vierzig Augenpaare an als wäre sie eine Ausserirdische und vor allem die männlichen Klassenmitglieder sahen mit ihren halb geöffneten Münder aus wie eine Horde dummer Büffel.
Angelina war jedoch nicht nur atemberaubend schön, sie war dazu noch perfekt in allem was sie tat. Es ist mir mit der Zeit aufgefallen. Zugegeben war es sehr schwer, sie nicht die ganze Zeit anzusehen.
Angefangen bei ihren Händen und Füssen. Angelinas Hände waren zierlich mit langen dünnen Fingern, welche von halblangen, vorne oval abgerundeten Nägel geziert waren, die immer aussahen, als ob sie frisch von der Maniküre kam. Ihre Füsse waren genauso perfekt und schön. Ihr Gesicht war ein Traum. Die symmetrischen, grossen eisblauen Augen waren umrandet von langen gebogenen Wimpern, welche bestimmt noch im perfekten Abstand zueinander gewachsen waren. Die Augenbrauen zogen einen schönen Halbkreis über ihren Augen und wurden auf der Aussenseite etwas breiter. Die Nase war klein und schmal. Ihre Haut war rein wie die eines mit Photoshop bearbeiteten Modells und es war nicht ein einziger Kratzer oder Leberfleck zu erkennen. Ihre Stimme war klar und schön wie der Gesang einer Nachtigall und jedes ihrer Worte, wie auch ihre Bewegungen wirkten überlegt und fehlerfrei. Sie stockte nie oder versprach sich, wie das normalerweise öfters mal passierte und ihre Ausdrucksweise war immer angemessen und wurde von den Lehrern gelobt. Sie war gut in der Schule, doch wirkte nicht streberhaft. Es war als ob sie einfach alles konnte und wusste ohne dabei auch nur eine einzige Sekunde zu zögern oder zu überlegen.
Sie schien wirklich perfekt zu sein. Sprach immer im richtigen Moment, lachte zur richtigen Zeit , war nie fehl am Platz und wirkte meistens wie zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Sie war beliebt seit dem ersten Augenblick als sie über die Türschwelle geschwebt kam und seither herrschte bei uns in der Klasse ein harter Kampf. Wer konnte ihr am meisten Imponieren, wer konnte die meiste Zeit mit ihr verbringen, wen mochte sie am meisten?
Ich hätte Räder im Klassenzimmer schlagen können vor Freude, als die Lehrerin sie an das Pult neben mir gewiesen hatte. Es war das einzige, welches noch frei war. Ich spürte die eifersüchtigen Blicke meiner Klassenkameraden auf mir und sah ich mich fühlte mich überheblich und im klaren Vorteil, den Anderen gegenüber. Ich konnte mich zwar kaum noch auf den Unterricht konzentrieren und musste sie unverhohlen anschmachten wenn sie sich beispielsweise die goldenen Haaren, welche ihr als perfekt geformte Locken über den Rücken fielen, hinters Ohr schob oder konzentriert die Kritzeleien des Lehrers in ihrer sauberen, klaren Schrift zu Papier brachte. Und wenn ihr perfekter Mund lächelte, sah Mona Lisa dagegen aus wie Mutter Theresa.
Zuerst war ich einfach nur überwältigt von ihr. Es war als wären die schönsten meiner jugendlichen Frauenträume zu einem Ganzen verschmolzen und würde jetzt in ihrem kurzen Faltenrock und der sauberen, weissen Bluse neben mir sitzen und mit ihrer Aura meine Sinne benebeln und eine grosse Wallung an Endorphine freisetzen.
Doch irgendwann begannen mir Dinge aufzufallen, welche mich beunruhigten. Es waren kleine Dinge wie zum Beispiel, dass Angelina sich kein einziges Mal räusperte oder hustete wenn sie sprach. Sie kratzte sich auch nirgends oder schabte mit den Füssen auf dem Boden. Sie sass da und war – perfekt. Anders konnte man es nicht beschreiben. Sie war nie schmutzig oder sah müde aus und wenn sie lächelte leuchteten die Zähne, welche aussahen als gehörten sie den Menschen, welche für irgendwelche Zahncremes oder Zahnbürsten Werbung machten. Sie kaute nie auf ihren Nägel oder wirkte nervös, verängstigt oder traurig, und ihr Lachen wirkte auch nicht glücklich, sondern einfach –perfekt. Wie aus einer Fernsehserie entsprungen, in der solche Frauen normalerweise hundertmal geschminkt und per Computer bearbeitet wurden, war sie da und liess jeden neben sich erblassen wie eine verwelkende Blume.
Auf unserer Klassenfahrt an die See entdeckte ich etwas, was schier unglaublich war. Die Reise zur Nordsee sorgte unter uns Jungs für viele anregende Diskussionen, was ganz klar daran lag, dass endlich der Moment gekommen war, an den wir Angelina im Bikini sehen würden. Dieser Tag war für alle sehr aufregend und wir konnten es kaum erwarten. Wir liefen einen schmalen Kiesweg entlang, welcher uns direkt an die See führen sollte. Während einige der Mädchen Probleme damit hatten, den steinigen Weg mit ihren hohen Schuhen zu gehen, welche sie in letzter Zeit öfters trugen, lief Angelina wie gewohnt wie ein Supermodel.
Am Strand breitete sie ihr weisses Tuch aus und setzte sich mit aufrechtem Rücken und schräg angewinkelten Beinen darauf. Die Jungs drängten sich sofort mit ihren Tüchern in einen Kreis um sie herum und wir kämpften dabei lautlos mit Ellenbogen und Füssen um den besten Platz. Angelina tat wie immer nichts dergleichen und begann sich die Schuhe auszuziehen. Sofort erstarrten die hektischen Bewegungen und alle blickten gebannt auf Angelina, welche sich nun ihre weissen Strümpfe ganz langsam über die Beine strich. Ich spürte wie mir die Hitze in den Kopf stieg und mein Herz schneller schlug. Als ich die hitzigen Gesichter meiner Kameraden sah, wusste ich dass es ihnen ähnlich ging. Als sie sich nun an die Knöpfe ihrer Bluse machte, sie einen nach dem anderen ohne jegliche Probleme öffnete, rückten alle automatisch noch ein Stück nach vorne. Ich spürte wie sich in meiner Hose was regte und biss angespannt die Zähne zusammen. Ich konnte unmöglich wegsehen.
Angelina trug einen knappen, Türkisfarbenen Bikinioberteil, welcher ihr natürlich hervorragend stand. Über ihrem flachen Bauch mit den Leistenknochen welche bei ihrer marmorfarbenen Haut wie eingemeisselt aussahen, erkannte man die schönen Rundungen eines festen, perfekt geformten Busens. Ich konnte den steigenden Testosteronspiegel förmlich in der Luft spüren. Das kribbeln in mir wurde stärker und ich musste mich von diesem wunderschönen Anblick mit aller Kraft losreissen. Es brauchte sehr viel Willenskraft den meine Augen klebten an ihr wie ein Magnet. Doch es gelang mir und ich fühlte mich komischerweise gleich um einiges besser und freier. Ich sog gierig die erfrischende Luft ein.
Während die anderen noch förmlich an der, sich ausziehenden Angelina klebten und sabberten, wie gierige Hunde, lief ich ein Stück weiter, wo die Mädchen, alle zusammen in einer Gruppe sassen. Ich setzte mich zu ihnen. „Ah, sind wir plötzlich nicht mehr nur Luft?“, sagte eine der Mädchen, welche Hanna hiess forsch. Sie blickte mich an, als ob ich ein Verbrecher wäre und erst da wurde mir bewusst, wie wenig Beachtung wir ihnen in letzter Zeit geschenkt hatten. Ich erinnerte mich nicht mit einem der Mädchen gesprochen oder sie überhaupt wahrgenommen zu haben, seit Angelina in unsere Klasse gekommen war. Sie blickten rüber zu dem Haufen Jungen, welche aussahen wie die Pinguine während der Brutzeit, wenn sie eng zusammen in einem Kreis standen, um sich gegenseitig zu wärmen, nur dass es hier eindeutig um was anderes ging.
Ungläubig schüttelten sie die Köpfe und ich erkannte Wut, Eifersucht und Trauer in ihren Gesichtern. Etwas, was man in Angelinas Gesicht nie hätte finden können. Sie taten mir leid und ich sass da und schwieg, weil auch ich von der blonden Schönheit gefesselt war und mich am liebsten wieder zu den Anderen gesetzt hätte. Während Schuldgefühl und männliche Hormone in meinem Körper zusammen rangen stob der Haufen aus meinen Klassenkameraden auf einmal auseinander und da stand sie, die rechte Hand in die Hüfte gestützt und das Bein leicht angewinkelt. Das knappe Höschen war an den Seiten zu einem perfekten Knoten zusammengebunden und liess einen Blick auf ihren runden, schönen Po frei. Der Wind wehte durch ihr glänzendes Haar und zu ihren Füssen kniete die Horde Jungs und starrten zu ihr hoch wie zu einer Göttin.
„Gehen wir schwimmen!“, sagte sie und wie hypnotisiert dackelten ihr die Jungs hinterher zum Wasser. Vorsichtig tunkte sie einen Fuss ins Wasser. Wieder ertappte ich mich dabei, wie ich sie anstarrte und schüttelte den Kopf um den Blick von ihr abwenden zu können. „Kommt ihr auch mit?“ fragte ich die Mädchen und schaute in die Runde. Sie starrten mich an als ob ich gefragt hätte, ob wir uns gegenseitig mit Spinat einreiben würden. „Wozu auch?“, sprach Hanna erneut und sie blickte mürrisch zu Angelina und den Jungs. „Ihr starrt ja eh nur auf sie, uns würdet ihr gar nicht bemerken!“, zustimmendes Gemurmel ging durch die Runde und sie blickten zu Boden. Ich seufzte, denn ich wusste, dass sie Recht hatte. Zögerlich erhob ich mich. „Ja ich, eh okay.“, sagte ich und wagte einen schuldbewussten Blick auf Angelina, welche bereits bis zum Bauchnabel im Wasser stand. „Ist okay, geh nur zu den anderen! Könnt ja zusammen die See vollsabbern.“, meinte ein anderes Mädchen namens Nina und blickte verachtend zu den Jungen. Einer davon war Fred, ein guter Freund von mir. Nina war seine Freundin gewesen, doch er hatte Schluss gemacht, da sie ihm nicht mehr gefalle, meinte er. Natürlich, an Angelina kam optisch keine Frau ran.
Ich zog mir das T-Shirt über den Kopf und lief zu den anderen. Vorsichtig stellte ich mich ins Wasser, welches eisig kalt war. Ich schlang die Arme um meinen Körper und merkte wie meine Zähne anfingen zu klappern. Ich watete ein Stück nach vorne zu Angelina, die sich das Wasser vorsichtig über die Arme und das Dekolltée strich. Da fiel mir auf, dass Angelina gar keine Hühnerhaut bekam. Ihre Arme und Beine waren so glatt und weiss wie eh und je.
Doch das blieb nicht alles. Als wir anfingen unsere Würste zu grillen und essen, wurde weder Angelinas Mund, noch ihre Finger davon schmutzig, während bei allen anderen noch eine kleine Ölschicht um den Mund hing, blieb ihr Gesicht so rein und unbefleckt wie immer. Ihre Haare waren auch im nassen Zustand noch perfekt gestylt und die Scheitel noch gut erkennbar. Ich lag auf meinem Strandtuch und mir fiel eine komische Tatsache nach der anderen auf. Angelina ging beispielswiese auch nie aufs Klo. Sie gähnte nie, auch wenn ich jemand war, der mindestens fünfmal am Tag gähnte. Sie hatte nie Flecken auf ihren Kleidern, selbst wenn sie sich in den Rasen setzte und ihre Schuhe sahen auch immer aus wie neu gekauft. Sie blinzelte auch selten oder atmete laut ein oder stiess einen Seufzer aus. Ich hatte in all der Zeit noch nie ihren Magen knurren oder ihre Knochen knacken hören. Das leise kritzeln ihres Bleistifts war das einzige, was ich von ihr wahrgenommen hatte. In diesem Moment fragte ich mich, ob Angelina wirklich etwas Menschliches an sich hatte? Sie war von Kopf bis Fuss perfekt in jeder Hinsicht, doch welcher Mensch war das schon?
Je mehr ich darüber nachdachte, desto verwirrter wurde ich und desto weniger oft zog es meinen Blick zu ihr und den Jungs, welche ihr nicht von der Seite wichen.
Ich schaute an ihr vorbei, auch wenn eine Stimme in meinem Kopf sagte dass ich sie unbedingt anschauen müsse, dass sie so schön sei und ich was verpasse, würde ich sie nicht ansehen. Mein Blick fiel auf die Mädchen, welche immer noch abseits von uns sassen. Sie lachten, flochten einander die Haare, assen genüsslich ihre Würste und leckten sich danach die fettigen Finger ab, sassen, knieten oder lagen am Boden und das Gras hinterliess beim Aufstehen ein gitterähnliches Muster auf ihren Beinen. Je länger ich ihnen zusah, desto wärmer wurde mir. Das waren Menschen, Menschen wie ich und sie waren nicht perfekt. Sie machten Fehler und dadurch hatten sie die Möglichkeit zu lernen. Angelina hatte keine Fehler an sich. Selbst die mikroskopischste Zelle ihres Körpers war perfekt und vollendet, sie konnte gar nichts mehr lernen im Leben. Ich lächelte und lief zu den Mädchen rüber. Ich gesellte mich in ihre Runde und lachte, sang und plauderte mit ihnen. Ich fühle mich schlagartig anders. Es war als ob ich aus einem langen Traum erwacht war und endlich anfangen könnte zu leben. Plötzlich spürte ich eine kleine, warme Hand auf meiner und schreckte hoch. Ich hob meinen Blick und schaute direkt in zwei grosse, rehbraune Augen. Sie gehörten Joan. Mein Kopf verstaute nach so langer Zeit Angelinas Gesicht, ihren Körper und jegliche Gedanken, Wunschvorstellungen und Träume an sie und konzentrierte sich auf das kleine, zarte Gesicht welches mich in einer Mischung aus Neugier, Freude und Verschämtheit ansah. Als ich zu ihr sah, nahmen ihre Wangen eine leicht rosa Farbe an und sie zog ihre Hand zurück. Ich fühlte mich unfähig zu sprechen und sass einfach nur da und blickte auf meine Hand. Ich konnte ihre zarten Finger noch eine ganze Weile wie ein leichtes Kribbeln auf meiner Haut spüren. Was war das für ein Gefühl? Während Joan sich zu den anderen umgedreht hatte und mit ihrer Freundin Nadine redete, blickte ich gedankenverloren zu den anderen rüber. Angelina war aus dem Wasser gekommen und ihr perfekter Körper schimmerte in der Sonne. Die Jungs watschelten ihr zum Tuch nach als wären sie Abhängige, die ihrer Droge hinterherliefen.
Angelina war der Typ Frau, von dem ich immer geträumt hatte, sie an meiner Seite zu haben. Doch sie war fehlerlos und Fehler waren nun mal menschlich. Der Typ Frau, der mir nun ab und zu einen verschämten Blick zuwarf, der sich auf die Lippen biss und nach langem hin und her das Gespräch mit Nadine unterbrach und sich zu mir setzte, ja der Typ Frau konnte man lieben und von dem Typ Frau konnte man auch geliebt werden. Der Typ Frau mit dem schönsten Lächeln, den süssen Grübchen, und den schönsten, nicht perfekten Augen, war perfekt für mich!