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Thema des Monats Die letzten Worte des Bären

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19.02.2006
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Die letzten Worte des Bären

Am liebsten wäre Arlos über den Schreibtisch gesprungen und hätte die faltige Visage des Prinzipals auf die Holzplatte geschmettert.
Stattdessen verbeugte er sich und brachte mit gepresster Stimme hervor: »Ich werde Unterstützung brauchen. Sechs Mann der Garde sollten genügen.«
»Es befindet sich eine Kompanie im Minenlager. Wir können niemand weiteren entbehren.« Das sagte der Prinzipal mit geschäftsmäßiger Stimme, blätterte dabei Papiere durch. Obwohl er Arlos nicht einmal direkt ansah, war es, als hätte er ihm ins Gesicht gespuckt. Denn was er eigentlich sagte, war: Niemanden außer Euch.
Dabei sprach Arlos' Aufstieg für sich. Keiner konnte mehr militärische Erfolge vorweisen als er. Doch anstatt ein einziges Wort des Lobes hielt der Prinzipal nur Tadel für ihn bereit: »Ihr seid zu ungestüm, zu hitzköpfig!«
Arlos aber wusste es besser. Ligur schickte ihn auf diese Mission, weil er ihn loswerden wollte - weil er um seinen Rang als Prinzipal der königlichen Garde fürchtete.
Und er fürchtete sich zurecht! Ligurs Glanzzeit war lange vorüber. Die Garde, die kampferfahrenste Truppe des Reiches, sollte von dem Mann angeführt werden, der mit Taten hervorstach und nicht dadurch, dass er mit dem König speiste.
Der Prinzipal schickte ihn mit einem Auftrag fort, der zum Scheitern verurteilt war. Aber wenn Arlos siegreich zurückkehrte, dann könnte auch Ligur nicht länger verhehlen, wem der Posten des Prinzipals zustand.

oOo​

Das Minenlager bestand aus ein paar Baracken, die von einem Palisadenring aus zugespitzten Pfählen geschützt wurden. Die Anlage hatte schon bessere Zeiten gesehen. Arlos war hier, um die letzte Fuhre aus der Mine in den Palast zu eskortieren.
»Leutnant Raffaeil zu Euren Diensten. Im Namen der Kompanie möchte ich meinen Dank aussprechen, dass Ihr uns begleitet.«
Arlos konnte den Leutnant auf den ersten Blick nicht leiden. Ein dürres Männchen mit hoher Stimme und Augen, die um Aufmerksamkeit bettelten. Arlos verachtete Männer, die sich bei Vorgesetzten anbiederten. Er sah an dem Mann vorbei und fragte eisig: »Wer hat hier das Kommando?«
»Hauptmann Razur, mein Lord, aber genau deswegen ...«
»Falsch!«, schnitt er dem Offizier das Wort ab. Er bedachte ihn mit einem vernichtenden Blick. »Ich habe ab jetzt das Kommando und ich werde euch nicht begleiten, ich werde euch anführen. Holt mir den Hauptmann!«
»Es ist mir eine Ehre unter Euch zu dienen, wenn ich nur kurz ...«
»Du vergisst dich, Kerl!«, donnerte Arlos. »Sei froh, dass wir uns im Krieg befinden und der König jeden Mann unter Waffen braucht, sonst würde ich an dir ein Exempel statuieren!«
Der Leutnant eilte wie ein geprügelter Hund davon.
Arlos' Ausbruch war im Lager nicht unbemerkt geblieben, doch die Soldaten tauschten nur Blicke und sagten nichts. Routiniert sattelten sie ihre Pferde und verluden den Rest der Ausrüstung.
Arlos' Interesse galt dem gepanzerten Kastenwagen, vor den soeben vier Pferde gespannt wurden. Zu beiden Seiten waren Schlitze eingelassen, durch die ein Soldat eine Armbrust abfeuern konnte. Im Innern des Wagens befand sich der Grund seines Hierseins: Eine Truhe, angefüllt mit Machtkristallen. Arlos warf einen Blick auf den versiegelten Verschluss der Truhe. Natürlich war er unversehrt. Das königliche Siegel zu brechen, verhieß die Todesstrafe.
Als er aus dem Wagen kletterte, erwartete ihn bereits der Hauptmann. Razur war eine Erscheinung nach Arlos' Geschmack. Seine kräftige Statur drohte die Uniform zu sprengen. Aus einem tadellos rasierten Gesicht blickten wache Augen. Der ebenfalls rasierte Schädel glänzte in der Sonne.
»Einen undisziplinierten Haufen habt Ihr hier, Hauptmann.«
»Dem muss ich zustimmen. Habe erst frisch das Kommando übernommen. Bisschen Feinschliff ist noch nötig.« Razurs Stimme klang fest und befehlsgewohnt. »Mit dem Leutnant haben Sie ja schon Bekanntschaft geschlossen.« Er dämpfte seine Stimme und sagte: »Seien Sie nicht zu streng mit ihm. Er ist nicht sonderlich glücklich mit meiner Besetzung, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
Arlos nickte. Die Enttäuschung über eine nicht erfolgte Beförderung kannte er nur zu gut.
Razur deutete mit einem Daumen nach hinten. »Der Kerl, der Probleme mit dem Satteln seines Pferds hat, ist Migarius, unsere magische Unterstützung.«
Arlos warf einen Blick auf den Genannten. Der pummelige Mann verhedderte sich in seiner Robe und wäre beinahe aus dem Sattel gefallen. Arlos entging nicht das Gekicher der Soldaten.
»Wann können wir aufbrechen?«
»Sobald Ihr den Befehl gebt.«

oOo​

Es war eine dreitägige Reise von den Kristallminen in die Hauptstadt. Arlos empfand es als Schande, dass sie den Transport im Herzen des Königreiches mit zwanzig berittenen Männern beschützen mussten. Gerade jetzt, da jeder Soldat gegen die voganischen Invasoren gebraucht wurde. Aber die Machtkristalle besaßen oberste Priorität. Aus ihnen allein schöpften die Magier ihre Kraft. Ohne Kristalle keine Magie. Und ohne Magie ... Wohlstand und Macht des Reiches fußten auf magischer Unterstützung. Böse Zungen behaupteten, man habe sich der Zauberei ausgeliefert und kassiere nun die verdiente Rechnung. Aber es war nicht an ihm, das zu beurteilen.
Der König verlangte die Machtkristalle. Das war alles, was für Arlos zählte. Doch der Nachschub blieb aus. Überall auf dem Kontinent zeichnete sich das gleiche Bild ab: Die Minen waren erschöpft.
Die Angst vor einem Nachbarland, das Magie wirken konnte, ohne selbst dazu in der Lage zu sein, ließ jahrelangen Frieden brüchig werden.
Wären die Voganier nicht eingefallen, hätte das Königreich den ersten Schlag geführt.
Neuerdings entsandten die Voganier kleine Überfallkommandos, um die Kristalllieferung aus den Minen in den Palast abzufangen. Man munkelte, dass Torgald, die rechte Hand des Vogarischen Herrschers, höchstselbst die Überfälle plante und ausführte. Gemeinhin wurde er nur der Bär genannt.
Arlos hoffte, dass Torgald den Transport überfiel. Dann würde er dem König nicht nur die Machtkristalle bringen, sondern auch den Kopf des Bären.
Arlos grinste bei der Vorstellung, wie er mit den Machtkristallen in den Palast schritt. Er wusste nicht, was ihn mehr freute: Die Belobigung des Königs oder das vor Wut schäumende Gesicht Ligurs.

Der Wagen rumpelte in der Mitte der Kompanie.
Arlos ritt mit Hauptmann Razur an der Spitze. »Warum wird Torgald der Bär genannt?«, fragte er.
»Er soll groß sein wie einer und ebenso behaart und kräftig. Was die Leute eben so reden.« Razur machte eine wegwerfende Handbewegung.
»Seid Ihr ihm schon einmal begegnet?«, fragte Arlos.
»Wer weiß das schon. Manche behaupten, er sei ein Gestaltwandler.«
»Glaubt Ihr das?«
»Nein.« Er lachte. »Wenn ich dem Bären begegne, trete ich ihm in seinen haarigen Arsch.«
»Aber erst, nachdem er meine Klinge geküsst hat!« Auch Arlos grinste. »Ich bin froh, einen fähigen Mann wie Euch dabei zu haben. Diese Lieferung wird womöglich über Sieg oder Niederlage entscheiden.«
»In meinen Augen wird die Zauberei überschätzt. List und Tücke - das sind die ausschlaggebenden Waffen im Krieg.«
»Riskante Worte, Hauptmann. Das Königreich ist stark, dank der magischen Künste.«
»Das mag stimmen und doch ist Magie nur eine Illusion von Macht.«
Arlos schüttelte den Kopf. »Ihr habt noch nicht die Schrecken eines Kampfmagiers erlebt. Mit ausreichend Kristall entfacht er ein Feuer, das ein ganzes Heer zu Asche verbrennt.«
»Mit ausreichend Kristall. So ist es.« Razur deutet mit dem Daumen nach hinten zu dem dicken Mann, der wenig würdevoll auf seinem Reittier auf- und abhüpfte.
»Migarius ist ein niederer Magier und beherrscht ein paar Illusionstricks. Die Soldaten verspotten ihn. Allerdings nur, wenn er nicht dabei ist, denn sie fürchten die Kristalle, die er zu gebrauchen versteht. Aber wenn sie aufgezehrt sind - was dann? All seine Macht entpuppt sich dann als das, was sie ist - als eine Illusion.«
»Und doch seid Ihr hier und beschützt diese Illusion.«
»Ich tue das, was mir aufgetragen wird. Wenn man weise mit den Kristallen umgeht, könnte daraus viel Gutes erwachsen.«
Arlos versteifte sich. »Hegt Ihr Zweifel daran, dass unser König weise mit den Machtkristallen verfahren wird?«
»Immer langsam«, sagte Razur. »Ich bin nur dafür verantwortlich, dass die Kristalle in die richtigen Hände fallen. Was dann damit geschieht, übersteigt meine Soldgruppe.« Er grinste, wurde aber übergangslos wieder ernst. »In zwei Stunden wird es dunkel. Ich schlage vor, wir suchen uns einen Platz zum Rasten.«

oOo​

Arlos benötigte nur wenig Schlaf. Er schlich im Schutz der Nacht durch das Lager und kontrollierte die Wachposten. Er nickte befriedigt. Die Männer verstanden ihr Handwerk. Von den Wachhabenden abgesehen schliefen die meisten bereits. Daran erkannte man gute Soldaten: Sie nahmen die Gelegenheit zum Schlafen wahr, wenn sie sich bot. Eine kleine Gruppe saß beisammen und ließ einen Weinschlauch kreisen. An ihrem Getuschel erkannte man schlechte Soldaten. Arlos erwog, das Gespräch zu belauschen.
Dann dachte er darüber nach, was er hören würde und wie er darauf reagieren müsste. Würde er jetzt jemanden abstrafen, untergrub er nur die Moral der Männer. Das wollte er sich jetzt nicht erlauben. Das wäre tatsächlich hitzköpfig. Also ließ er von seinem Vorhaben ab und suchte stattdessen den Magier auf.
»Wie lange seid Ihr schon bei der Truppe, Migarius?«
»Lang genug, mein Lord. Ich weiß, dass die Männer mich verspotten.«
Arlos fixierte die Kette, die der Magier um den Hals trug. An ihr hing ein einziger babyfaustgroßer Machtkristall. Das einstige Rot war trüb. Arlos wusste, dass Machtkristalle bei jeder Nutzung mehr ihres Glanzes verloren. War alle Macht aus ihnen gesaugt, wurden die Kristalle milchig und stumpf. Migarius blieben vielleicht noch ein oder zwei Zauber.
Als der Magier Arlos' Blick bemerkte, errötete er. »Ich kann nur ganz bescheidene Illusionen erschaffen. Wenn man genau hinsieht, erkennt man die Täuschung schnell.«
Arlos nickte. »Wie gut kennt Ihr Hauptmann Razur?«
»Ich kenne ihn noch nicht sehr lang. Aber ich vertraue auf meine magisch geschulten Sinne. Er ist ein fähiger Mann. Ganz anders als Leutnant Raffaeil.« Migarius biss sich auf die Unterlippe, als er begriff, zu viel gesagt zu haben.
»Fahrt fort.«
»Es steht mir nicht zu, schlecht über einen Offizier zu sprechen, verzeiht.« Er zog den Kopf zwischen die Schultern.
»Sprecht frei heraus.«
Der Magier knetete nervös seine Finger. »Der Leutnant neidet Razur seine Position. Er versucht ihn schlecht zu reden bei den Männern.«
»Hab Dank für deine Aufrichtigkeit. Schlaf jetzt. Morgen steht uns ein anstrengender Tag bevor.«

oOo​

Am nächsten Morgen brachen sie früh auf. Zur Mittagsstunde tauchten die ersten Bäume vor ihnen auf. Das Durchqueren des Waldes galt als der gefährlichste Teil ihrer Route. Gäbe es einen Überfall, dann dort. Hinter dem Wald erstreckten sich nur noch weit einsehbare Felder, die wenig Möglichkeiten für einen Hinterhalt boten.
Je näher sie dem Wald kamen, desto angespannter wurde die Stimmung. Niemand sprach. Die Temperatur kühlte merklich ab, als sie in den Forst eindrangen. Zu beiden Seiten der Straße wuchsen Bäume und Sträucher und schluckten das Licht. Die Männer beobachteten nervös den Waldrand. Migarius ritt in geduckter Haltung und fingerte an seinem Kristall herum.
Einzig Razur schien unbeeindruckt. Hoch aufgerichtet saß er im Sattel, die Hand ruhte auf seinem Schwertknauf.
Es war auffallend still. Arlos verzog das Gesicht zu einem wölfischen Grinsen. Gleich würde es beginnen, das spürte er.
Der Straßenverlauf machte einen Knick. Arlos erblickte die Blockade aus umgestürzten Bäumen zuerst. »Schilde hoch!«
Als Antwort auf seinen Befehl zischte aus dem Dickicht zu seiner Rechten eine Salve von Pfeilen. Die meisten Geschosse platzen harmlos an den Schilden ab, doch Arlos sah, wie einige auch ihr Ziel fanden. Drei Männer kippten aus dem Sattel. Eine zweite Salve regnete auf die Soldaten nieder.
Als sie sich hinter ihren Schilden duckten, stürmten aus der linken Waldseite Männer mit Speeren.
Arlos brüllte einen Befehl und führte einen Gegenangriff. Sein Pferd zerschmetterte dem ersten Angreifer den Schädel mit den Hufen, dem zweiten stach er sein Schwert in die Brust. Ein Speer zuckte nach Arlos‹ Bauch, doch Arlos packte die Waffe und trat dem Mann einen Stiefel ins Gesicht. Er bohrte den Speer einem nächsten Angreifer in den Hals und hatte für einen Augenblick Zeit, um einen Überblick über die Schlacht zu gewinnen.
Auch aus der gegenüberliegenden Waldseite stürmten nun Angreifer. Leutnant Raffaeil ritt ihnen im Alleingang entgegen. Wie ein Berserker wütete er unter den Voganiern. Widerwillig musste Arlos den Mut des Leutnants anerkennen.
Sechs Mann hatten es auf den Wagen abgesehen. Die Armbrust erschien im Sichtschlitz und ein Kerl ging gurgelnd zu Boden. Dann war Hauptmann Razur heran. Er brüllte wie ein wild gewordenes Tier und es schien, als falle mit jedem Hieb ein Feind.
Arlos suchte die Angreifer ab, aber keiner sah aus wie ein Bär. Er parierte einen gegen seinen Oberschenkel geführten Hieb und stach zu. Der Mann ließ seinen Säbel fallen und presste die Hände auf die Brust, doch er konnte den Blutfluss nicht stoppen. Arlos begrub den Kerl unter den Hufen seines Pferdes und erwischte einen nächsten an der Schulter.
Ein Horn ertönte. Die Angreifer zogen sich in das schützende Dickicht zurück.
»Bericht!«, verlangte Arlos.
»Sechs Mann tot, drei schwer verwundet«, meldete Leutnant Raffaeil. Er selbst blutete aus einer Wunde an der Stirn.
Migarius war unter den Gefallenen. Der Machtkristall ruhte milchig und stumpf auf der Brust des Toten. Arlos fragte sich, welchen letzten Zauber er wohl gewirkt haben mochte. Genützt hatte er ihm anscheinend nicht.
Mit einem Blick erkannte Arlos, dass die Verwundeten nicht würden reiten können. Sie benötigten Bahren, doch um diese zu bauen, fehlte ihnen die Zeit. Die Voganier konnten jeden Moment zurückkommen.
»Die Machtkristalle haben Priorität«, sagte er. »Mit dem Wagen kommen wir nicht über die Blockade. Ladet die Truhe auf ein Pferd.«
»Mein Lord«, rief Raffaeil und seine hohe Stimme überschlug sich beinahe, »wenn wir die Verletzten zurücklassen, ist das ihr sicherer Tod!«
»Noch ein Wort und wir haben einen weiteren Toten zu beklagen!«, wies Arlos den Leutnant zurecht.
»Mit Eurer Erlaubnis bleibe ich zurück und kümmere mich um die Verletzten«, bot sich Razur an. »Der Weg nach vorn ist uns verwehrt. Wir können aber mit dem Wagen zurück ins Minenlager fahren. Dort gibt es einen Arzt.«
»Also gut, wählt Euch einen Mann zu Eurer Unterstützung aus. Kümmert euch um die Verletzten. Ich bringe die Truhe mit den übrigen Soldaten in Sicherheit.«
»Danke. Leutnant zu mir!«, bellte Razur.
Raffaeil wurde blass. Er schnappte wie ein Fisch auf dem Trockenen, wollte protestieren, doch er brachte keinen Ton heraus, als er Arlos' eisigen Blick auf sich gerichtet sah.
Rasch wurde die Truhe auf ein Pferd verladen.
»Hauptmann, Ihr seid ein Mann von Ehre. Viel Erfolg.« Arlos streckte Razur seine Hand entgegen, zu einem Gruß unter Gleichgestellten.
Razur ergriff sie. »Ich danke euch. Grüßt mir den König.«

Arlos atmete erleichtert auf, als sie den Wald hinter sich ließen. Alles verlief nach Plan, seine Beförderung zum Prinzipal war so gut wie sicher. Womöglich würde er einige neue Männer rekrutieren müssen. Zu viele waren Ligur blind ergeben. Ein Mann wie Razur wäre ihm da recht. Er überlegte, wie der große Mann wohl in der Uniform der Garde aussehen würde.
Er musste grinsen, als er daran dachte, wie lädiert die Uniform des Hauptmanns ausgesehen hatte. Ohnehin zu eng, war sie an mehreren Nähten aufgeplatzt. Buschiges Brusthaar quoll bis zum Hals. Ein Handschuh war ihm in der Schlacht abhanden gekommen und die Pranke, die Arlos schüttelte, war außerordentlich behaart gewesen.
Sein Grinsen erstarb, als er einen Gesprächsfetzen der Soldaten auffing:
»Habt ihr gesehen, wie unser neuer Hauptmann gekämpft hat? Wie ein tollwütiger Bär. Den möchte ich nicht zum Feind haben.«
Arlos brachte sein Tier mit einem brutalen Ruck zum Halten. Er wuchtete die Truhe vom Packpferd. Mit angehaltenem Atem untersuchte er das Siegel. Die Worte des Magiers hallten in seinen Ohren nach: Ich kann nur ganz bescheidene Illusionen erschaffen, wenn man genau hinsieht, erkennt man die Täuschung schnell.
Arlos kniff die Augen zusammen und befühlte das Schloss. Sein Finger glitt durch das Siegel.
Die Soldaten glotzten ihn an, als er mit einem Aufschrei der Wut gegen die Truhe trat. Ihr Inhalt verteilte sich auf der Straße: Steine. Ganz gewöhnliche Steine.
Fluchend schwang sich Arlos in den Sattel und jagte sein Pferd den Weg zurück in den Wald.
Er fand Leutnant Raffaeil festgebunden an einem Baum. Man hatte ihm die zerrissene Uniform des Hauptmannes übergestreift und ihm das Abzeichen als Knebel in den Mund gestopft. Der Wagen und die gefallenen voganischen Soldaten waren verschwunden.
Arlos befreite den Leutnant von Strick und Knebel. Tonlos fragte er: »Woran habt Ihr es gemerkt?«
»Die Vollmacht, die Razur als Hauptmann auswies ... Er ließ mich nur einen kurzen Blick darauf werfen. Das, in Verbindung mit der schlecht sitzenden Uniform weckte mein Misstrauen. Außerdem blieben er und der Magier beim Verladen der Truhe viel zu lange im Wagen. Irgendetwas stimmte einfach nicht.«
»Sie haben die Kristalle gegen gewöhnliche Steine ausgetauscht«, sagte Arlos. »Migarius wob die Illusion eines unversehrten Siegels über das Schloss. Mit seinem letzten Zauber hat dieser Verräter den eigenen Tod vorgetäuscht, nehme ich an.« Er sprach mit nüchterner Stimme, als liefere er einen Bericht ab, denn er fühlte nichts bei den Worten. In ihm war nur Leere.
»Als Ihr weg wart, schien er zumindest wieder sehr lebendig.«
Kraftlos ließ sich Arlos neben dem Leutnant nieder. »Aber was ist mit den Kristallen?«
»Sie waren im Wagen versteckt, die ganze Zeit über. Der Hauptmann ... ich meine, der Bär hat sie mir mit einem Grinsen unter die Nase gehalten.«
»Natürlich.« Arlos stöhnte auf. »Der Überfall zielte gar nicht auf die Truhe ab. Sie wollten nur, dass wir den Wagen zurücklassen.« List und Tücke - das sind die ausschlaggebenden Waffen im Krieg. Arlos wurde übel beim Gedanken an das Gespräch.
»So bekommt jeder, was er will, hat Torgald zu mir gesagt.« Die Stimme des Leutnants war kaum mehr als ein Flüstern. »Arlos hat die Truhe, Raffaeil ist Hauptmann und der Bär hat die Kristalle.« Der Leutnant schluckte schwer. »Ich wollte Sie davon in Kenntnis setzen, ich habe es versucht ... ich ...« Er brach ab.
Arlos wollte schreien, doch alles, was er herausbrachte, war ein heiseres Lachen. Anstatt mit Machtkristallen und dem Kopf des Bären würde er mit einem Dank und einem Gruß vor den König treten: Ich danke euch. Grüßt mir den König.
Arlos wusste nicht, was schlimmer war: dass er seinen König enttäuschte, oder dass Ligur triumphierte.

 

The Incredible Holg

Du hast gehofft, hier fiele das niemandem auf?
hrhr. Ja, das ist so ein bisschen die Krux hier. Letztlich bildet das Forum nicht die gewöhnliche Leserschaft ab. Wir sind ja alles wannabe-Autoren, die mit ganz anderen Augen an einen Text gehen (was gut ist, weswegen wir ja hier sind - aber manchmal verzerrt es eben auch etwas)

Falls Du doch darauf eingehen möchtest, reicht m.E. schon ein kurzer Halbsatz von Arlos oder Raffaeil im Sinne von "Migarius, dieser Verräter!" Das ist ja so weit auf jeden Fall richtig. Oder Du baust es ein klein wenig weiter aus und lässt einen von beiden genau die obige Frage aufwerfen und/oder Vermutungen anstellen. Das wäre aber wahrscheinlich schon too much.
den Verräter habe ich ja schon im Text. Aber der kann natürlich trotzdem in beide Richtungen interpretiert werden:
Mit seinem letzten Zauber hat dieser Verräter den eigenen Tod vorgetäuscht,

Übrigens stellt sich ja zusätzlich die Frage, warum Razur den Raffaeil zur Begleitung wählt bzw. warum das keinen Verdacht erregt, denn dann sind es ja gleich zwei hohe Offiziere. (Ich finde gerade nicht wieder, wer das angemerkt hat.) Mein Lösungsvorschlag dafür wäre, Raffaeils Verletzung ein wenig stärker zu machen.
das ist eine Möglichkeit. Danke für den Input.
und die nochmalige Rückmeldung. Immer wieder gern :)

Hoffe, du bist gut in der 16 angekommen :)

ernst offshore

Ich finde, die Geschichte ist ausgezeichnet geschrieben, weltenläufer, die Figuren wirken überwiegend glaubwürdig - sofern man das von gewaltbereiten Haudraufs überhaupt sagen kann - und ja, die Handlung ist spannend.
Und das aus deinem Munde, obwohl du (wie ich durchaus vermutete :D ) mit dem Genre wenig anfangen kannst. Das geht runter wie was Öliges

Betrachte dich also als privilegiert, dass ich wieder einmal über meinen Schatten gesprungen bin,
das tu ich :)

Ende der 1970er begann ich dreimal, Herr der Ringe zu lesen, weil das damals quasi zum guten Ton gehörte, und kam nie weiter als bis zu Seite fünfunddreißig oder so. Und selbst als Jahre später meine Söhne Tolkien förmlich verschlangen, konnte ich mich nie mehr zur Lektüre aufraffen
mir hat damals mein Bruder auch ständig mit dem Herrn der Ringe in den Ohren gelegen (also ein bisschen später als 70er :Pfeif: ) und als ich es dann zur Hand genommen habe, ging es mir ganz ähnlich - ich musste mich ganz schön reinquälen

Deine stilistischen Anmerkungen habe ich alle übernommen. Das zweimalige auf hat schon jemand anderes bemängelt, doch ich bin da grad zu hohl im Kopf für was Gescheites ...

Das ist so eine kleine grammatikalische Falle, die ich in eigenen Texten meist zu vermeiden trachte. Je nachdem, wie man den Relativsatz liest, klingt die Pluralform des Verbs nämlich falsch oder richtig, abhängig davon, ob man ihn auf die Ansammlung (Singular) bezieht oder auf die Baracken (Plural). Ich würde es so schreiben:
Das Minenlager bestand aus ein paar (oder: wenigen) Baracken, die ...
DANKE! da habe ich noch und nachher am Ende umformuliert und ständig klang es schief. Hab es dann einfach in der Form gepostet, weil ich schon richtig schlechte Laune deswegen bekam.

Hoffe, du bist gut im neuen Jahr angekommen.
Ich hab sehr gebangt, reicht normalerweise eine knarrende Diele aus, um das Läuferchen zu wecken. Das armageddonartige Geböller hat es gar nicht wahrgenommen, friedlich den ersten Jahreswechsel verschlafen :anstoss:

grüßlichst
weltenläufer

 

Hallo weltenläufer

Ist ja gar nicht mein Genre, aber ich habe deine Geschichte sehr gerne gelesen. Sauber konstruiert, souverän erzählt - dein reicher Wortschatz ist mir besonders aufgefallen (verheissen, verhehlen, befehlsgewohnt).
Im Vergleich zur Kürze des Textes tauchen relativ viele Figuren auf. Ich habe dennoch ohne allzu grosse Anstrengungen die Übersicht behalten. Aber ich war schon froh, als es dann endlich so richtig zur Sache ging, einen kurzen Augenblick waren mir die Dialoge, mit deren Hilfe neue Personen eingeführt und vorgestellt werden, zu viele und ich habe mich an die Adventure-Games erinnert, die ich in meiner Jugend gespielt habe, und bei denen man sich manchmal von Figur zu Figur klicken musste, um alle Infos zu erhalten. Aber wie gesagt: nur einen Moment lang.

Noch zwei kleine Details:

Das Minenlager bestand aus ein paar Baracken, die von einem Palisadenring aus zugespitzten Pfählen geschützt wurden. Die Anlage hatte schon bessere Zeiten gesehen. Doch eine Sanierung würde sie nie erfahren.

Die Baracken eines Minenlagers sanieren? Wer käme denn überhaupt auf eine solche Idee? Ich würde den Satz streichen.

dass Machtkristalle bei jeder Nutzung mehr ihres Glanzes verloren.

Das klingt seltsam. „…mehr von ihrem Glanz verloren“ scheint mir passender zu sein.

Danke für diesen Ausflug in die Gefilde der Fantasy!

Lieber Gruss
Peeperkorn

 

Hallo weltenläufer,

eine spannende Geschichte, mit Rivalitäten, Animositäten, Krieg und Gekloppe, und alles eingebettet in einem größeren politischen und militärischen Kontext - gar nicht schlecht für so eine kurze Geschichte! Es war ja klar, dass dieser Transport überfallen werden würde. Die Frage war nur, wann - und wie würde es ausgehen?

Allerdings wurde ziemlich früh deutlich, dass etwas mit Razur nicht stimmen konnte. Die Art, wie Arlos ihn bewundert und als Gleichen anerkennt, ging mir ein bisschen zu flott. Er hätte vielleicht am Anfang ein bisschen reservierter rüberkommen müssen. Nach dem Motto, da ist einer, der könnte mein Rivale werden. So war es klar, dass das ein Setup für später war. Nur für was, habe ich nicht gleich gesehen.

Dann gibt es ein paar Punkte, die für mich plotweise nicht ganz passen:

Der Prinzipal schickte ihn mit einem Auftrag fort, der zum Scheitern verurteilt war.
Ziemlich nachlässig, wie hier mit dem Schicksal des ganzen Reiches umgegangen wird. Da schickt man doch kein Selbstmordkommando los.

-Wie hat Torgald alias Razur sich mit seinen Leuten, die im Wald auf Lauer lagen, abgesprochen? Sie können ja wohl kaum die Straße tagelang blockiert haben, ohne dass es aufgefallen ist.

-Wieso haben sie Leutnant Raffeil am Leben gelassen, und was ist mit den Verwundeten passiert?

Grüße
Hopper

 

Peeperkorn

st ja gar nicht mein Genre, aber ich habe deine Geschichte sehr gerne gelesen
freue mich jedesmal, wenn das jemand unter diese Geschichte schreibt. :read:
Sauber konstruiert, souverän erzählt - dein reicher Wortschatz ist mir besonders aufgefallen
darüber natürlich auch. Das ist auch eine Sache, die ich an diesem Genre mag, man kann durchaus eine etwas andere Sprache verwenden

nur einen Moment lang.
mja. Auch wenn es nur ein Moment ist, das ist oll. Ich mein, mir geht es auch manchmal so in Büchern von renommierten Autoren (gerade auch im Fantasy-Bereich, wo teilweise ein unglaubliches Personal abgefeuert wird, aber das kann natürlich nicht die Ausrede sein. Alles, was einen aus dem text raus bringt, muss raus.

Die Baracken eines Minenlagers sanieren? Wer käme denn überhaupt auf eine solche Idee? Ich würde den Satz streichen.
ich meine, der Bezug stimmt. Es geht hier um die Anlage. Und die muss aus militärischer Sicht auf jeden Fall in Schuss gehalten werden

Danke für diesen Ausflug in die Gefilde der Fantasy!
ich danke dir fürs Eintauchen und dein lieben Worte :)


Hopper

eine spannende Geschichte, mit Rivalitäten, Animositäten, Krieg und Gekloppe, und alles eingebettet in einem größeren politischen und militärischen Kontext - gar nicht schlecht für so eine kurze Geschichte!
Ja, wie gesagt, die war ursprünglich auch deutlich länger. Für den Wettbewerb habe ich sie dann noch mal deutlich eingedampft und letztlich, nach gehörigem Abstand zur Geschichte, noch einmal eingedampft, bevor ich sie letztlich hier online gestellt habe.
Schön, wenn es trotz Komplexität knackig bleibt

So war es klar, dass das ein Setup für später war. Nur für was, habe ich nicht gleich gesehen.
also mich als Leser würde das nicht stören. Ganz im Gegenteil, ich mag das, wenn da schon was in der Luft liegt, man aber nicht sicher ist, aus welcher Richtung es weht. Das kann ja durchaus die Spannung nach oben kitzeln

Ziemlich nachlässig, wie hier mit dem Schicksal des ganzen Reiches umgegangen wird. Da schickt man doch kein Selbstmordkommando los.
das wäre wirklich nachlässig vom Prinzipal. Letztlich ist das aber aus Arlos' Perspektive geschrieben. Er schreibt seinem Vorgesetzten diese Niedertracht zu. Vielleicht hat er aber auch wirklich für diese Mission seinen besten Mann losgeschickt?

-Wie hat Torgald alias Razur sich mit seinen Leuten, die im Wald auf Lauer lagen, abgesprochen? Sie können ja wohl kaum die Straße tagelang blockiert haben, ohne dass es aufgefallen ist.
Das kann man nur vermuten. Aber, dass sie ihre Späher im Wald haben, der Hinterhalt quasi vorbereitet ist und nur noch die Baumstämme in den Weg geräumt werden, sobald der Konvoi aufbricht ... Also das halte ich jetzt nicht für abwegig

-Wieso haben sie Leutnant Raffeil am Leben gelassen, und was ist mit den Verwundeten passiert?
Hm, warum immer gleich jeden meucheln?
Aber das mit den verwundeten, da hast du mich erwischt, die sind echt auf der Strecke geblieben. Das sollte ich überarbeiten.

Danke für dein genaues Lesen und deine Worte, Hopper :)

Schönes Wochenende euch beiden

grüßlichst
weltenläufer

 

Hallo weltenläufer,

ich habe zwar "Herr der Ringe" bis zum letzten Satz als Hörbuch erlebt und fand diese für mich völlig neue Welt der Phantasie sehr interessant, aber ich bin danach nicht an dieser Nadel hängen geblieben, also eher eine Nicht-Phantasie-Geschichten-Leserin.

Ich kann also deinen Plot nicht beurteilen, aber gewiss etwas zum Stil deiner Geschichte beitragen.
Ich fand die Geschichte schön flüssig und mir schien auch von der Wortwahl her stimmig geschrieben und es ist dir auch gut gelungen, eine gewisse Spannung zu erzeugen.

Was mir etwas zu kurz kam, waren die Charaktere. Einerseits fand ich deinen Prota in seinem Verhalten interessant, ja sogar spannend, während mir aber Raffaeil und Razur viel zu blass vorkamen. Das gilt auch für den Zauberer. Razur kommt von den drei Blassen noch am ehesten verständlich weg, aber Raffaeil hat für mich keine Konturen.

Nicht ganz verstanden habe ich die Funktion des Magiers. Wenn er selbst diese Zaubersteine benutzen kann, wieso spricht er selbst dann von Illusionen, die er erzeugt? Die hätte er doch erst dann nötig, wenn ihm die Steine ausgehen, wolltest du das so verstanden wissen?

Ebenfalls fragte ich mich, wo sich Ligur am Anfang der Geschichte befunden hat. Dein Proto ist ja der Auffassung, dass Ligur sich nur beim König aufhält. Ergo hätte dein Prota seinen Einsatzbefehl von Ligur im oder beim Schloss erhalten. Die Minen sind 3 Reisetage entfernt. Hätte nicht dann Arlos zunächst dorthin, also zu den Minen reisen müssen? Hab ich da was verpeilt?

Mit dem Überraschungsende hatte ich leider ein wenig Probleme, weil mir erst nach dem 2. Durchlesen langsam klar wurde, wer hier mit wem und wieso. Falls noch weitere Kritiker hier ihre Sorgen hatten, wäre das vielleicht ein Punkt für noch ein bisschen mehr Texteinfügung, aber ich weiß halt nicht, ob nur ich so blond gewesen bin.

Der Titel hat mir supergut gefallen. Überhaupt habe ich deine Geschichte als erste des Wettbewerbs angeklickt gehabt, weil sie so einen schönen Titel hat. Er ist nicht nur stimmig, sondern auch sozusagen appetitanregend für Leser. ;)

Fazit: eine flüssig und gut zu lesende Geschichte, die sehr stimmig wirkt.

Lieben Gruß

lakita

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo weltenläufer

Eine schöne Geschichte ist dir gelungen. Auch wenn du anfangs bereits mit dem Palisadenpfahl winkst, ich war zu sehr auf Arlos fokusiert, um den Twist am Ende bereits zu riechen. Somit alles richtig gemacht, bevor einem Arlos ans Herz wachsen kann, disqualifizert er sich selber durch sein gebieterisches Machtgehabe und ich folgte atemlos seinem bitteren Schicksal, nicht ohne mir am Ende ein Lächeln zu verkneifen, und ja, Hochmut kommt vor dem Fall. Bitte nach rechts zur Ausfahrt, my Lord. :D

Am liebsten wäre Arlos über den Schreibtisch gesprungen und hätte die faltige Visage des Prinzipals auf die Holzplatte geschmettert.
Der Schreibtisch fühlt sich da irgendwie fremd an, als habe er sich aus einer modernen Zeit hierher verirrt.

Die Anlage hatte schon bessere Zeiten gesehen. Doch eine Sanierung würde sie nie erfahren. Arlos war hier, um die letzte Fuhre aus der Mine in den Palast zu eskortieren.
Braucht es die aussichtslose Sanierung für die Geschichte? Liest sich flüssiger ohne.

»Ich habe ab jetzt das Kommando und ich werde euch nicht begleiten, ich werde euch anführen. Holt mir den Hauptmann!«
»Es ist mir eine Ehre unter Euch zu dienen, wenn ich nur kurz ...«
»Du vergisst dich, Kerl!«, donnerte Arlos. »Sei froh, dass wir uns im Krieg befinden und der König jeden Mann unter Waffen braucht, sonst würde ich an dir ein Exempel statuieren!«
Hier verliert Arlos seine Punkte bei mir und ja, eigentlich sollte man etwas ahnen, wenn der Leutnant nicht ausreden kann. ;)

Natürlich war er unversehrt. Das königliche Siegel zu brechen, verhieß die Todesstrafe.
Wieder so eine Zurschaustellung der vermeintlichen Erhabenheit. Da übersieht man schon mal ein komisches Flimmern.

»Der Kerl, der Probleme mit dem Satteln seines Pferds hat, ist Migarius, unsere magische Unterstützung.«
Arlos warf einen Blick auf den Genannten.
Hier frage ich mich im Nachhinein, weshalb Razur Arlos' Aufmerksamkeit auf den Magier lenkt. Oder ist er sich seiner Sache so sicher, dass er die Charade zum Vergnügen ausreizen will? Gefährlich, wenn Arlos weniger überheblich und nicht so Vorzeichenblind wäre.

Die Angst vor einem Nachbarland, das Magie wirken konnte, ohne selbst dazu in der Lage zu sein, ließ jahrelangen Frieden brüchig werden.
Irgendwie stehen da Bezug ('Nachbarland' zu 'selbst') und Satzstellung ("das [mit?] Magie wirken konnte") etwas quer im Land.

um die Kristalllieferung[en] aus den Minen in den Palast abzufangen.
die rechte Hand des Vogarischen Herrschers
Voganischen

All seine Macht entpuppt sich dann als das, was sie ist - als eine Illusion.«
Grammatikalisch korrekt, aber ohne zweites als spricht er/liest es sich flüssiger.

Arlos erwog, das Gespräch zu belauschen.
Dann dachte er darüber nach, was er hören würde und wie er darauf reagieren müsste. Würde er jetzt jemanden abstrafen, untergrub er nur die Moral der Männer. Das wollte er sich jetzt nicht erlauben. Das wäre tatsächlich hitzköpfig. Also ließ er von seinem Vorhaben ab und suchte stattdessen den Magier auf
Hier verliert die Geschichte vor lauter Möglichkeiten des Abwägens etwas an Fahrt.

Migarius biss sich auf die Unterlippe, als er begriff, zu viel gesagt zu haben.
Je bescheidener der Magier, desto besser der Schauspieler. :D

Die Kampfszene hast du flüssig gestaltet, sehr atmosphärisch und erlebbar, einzig hier

Arlos begrub den Kerl unter den Hufen seines Pferdes
Begraben klingt komisch, zertrampeln/zerschmettern o.ä.

»Mit Eurer Erlaubnis bleibe ich zurück und kümmere mich um die Verletzten«, bot sich Razur an. »Der Weg nach vorn ist uns verwehrt. Wir können aber mit dem Wagen zurück ins Minenlager fahren.
Vor lauter Gespanntheit habe ich diese etwas konstruierte Logik einfach hingenommen. Klar, die Frage, weshalb lässt er die beiden fähigsten Krieger zurück, aber hei, beim ersten Lesedurchgang hat mich das überhaupt nicht gestört. Ei, wie unbekümmert ... :D

Arlos wusste nicht, was schlimmer war: dass er seinen König enttäuschte, oder dass Ligur triumphierte.
Erst dachte ich, diesen SAtz brauchts nicht mehr, doch von Ligur kmmt er, zu Ligur kehrt er zurück. Eine runde Sache.

Auch wenn die Logik an einer Stelle bewusst strapaziert werden musste, eine erfrischend heitere Wendung zum Schluss und ich als Leser bin über den Ausgang mehr als zufrieden.
Danke, du hast mich richtig gut unterhalten.

Liebe Grüsse,
dot

 

Lieber Weltenläufer,

es steht jetzt hier schon zuhauf: Das Thema ist nicht so ganz mein Ding, das Thema Krieg und Schlachten und so weiter meide ich möglichst.

Aber deine Geschichte fand ich einfach richtig gut. Deine Sprache, deine Ausdrucksweise, und wie du geschickt auf einen unerwarteten Plott hinarbeitest. Super gemacht, Daumen hoch. Die Geschichte gehört tatsächlich in eine Anthologie und warum sie abgelehnt wurde, vielleicht hattest du das Thema nicht perfekt getroffen, keine Ahnung.

Einzig, dass Arlos Rafael nicht ausreden ließ am Anfang machte mich helllesig. Aber gut.
Dass Razur ihn ausgewählt hat, um sich mit ihm um die Verletzten zu kümmern, wo doch Razur ihm Missgunst unterstellt, darüber bin aber gestolpert und dachte "Hä?". Vielleicht wäre es gut, wenn Rafael ein wenig humpeln würde aber sonst okay wäre und deshalb Arlos eh keine Hilfe wäre und deshalb selber vorschlägt, dass er zurück bleibt?

Aber das es so ausgehen würde, da habe ich nicht mit gerechnet, sehr gut durchdacht, tolle Lösung. Und so einen Kristall hätte ich auch gerne...

Liebe Grüße
Lobilotte VonGeschichtenfluteinwenigüberrollt

 

lakita
Hallo Lakita,

nicht an dieser Nadel hängen geblieben
harhar, ist das eine gängige Redewendung? Kannte ich gar nicht. Ist ja bitterböse.

also eher eine Nicht-Phantasie-Geschichten-Leserin.
finde ich auf jeden Fall interessant zu hören, was nicht fantasy-Leser zu meinem text sagen. So eine große Fantasy-gemeinde haben wir hier ja auch gar nicht

während mir aber Raffaeil und Razur viel zu blass vorkamen. Das gilt auch für den Zauberer. Razur kommt von den drei Blassen noch am ehesten verständlich weg, aber Raffaeil hat für mich keine Konturen.
das ist natürlich doof, wenn die so blass bleiben, dass es stört.
Ist schwierig, zu viel oder zu wenig von Figuren preiszugeben, wenn sie sozusagen die Twist-Joker sind
Schade, dass es für dich nicht funktioniert hat

Wenn er selbst diese Zaubersteine benutzen kann, wieso spricht er selbst dann von Illusionen, die er erzeugt? Die hätte er doch erst dann nötig, wenn ihm die Steine ausgehen, wolltest du das so verstanden wissen?
bin mir nicht sicher, ob ich dich hier richtig verstehe.
Also, ich wollte zum Ausdruck bringen, dass er nur schwache Magie wirken kann - Illusionen, die leicht zu durchschauen sind

Die Minen sind 3 Reisetage entfernt. Hätte nicht dann Arlos zunächst dorthin, also zu den Minen reisen müssen? Hab ich da was verpeilt?
auch hier binich mir nicht sicher, ob ich dich richtig verstanden habe. Arlos reist doch zu Minen, um von dort die Kristallladung abzuholen :susp:

Falls noch weitere Kritiker hier ihre Sorgen hatten, wäre das vielleicht ein Punkt für noch ein bisschen mehr Texteinfügung, aber ich weiß halt nicht, ob nur ich so blond gewesen bin.
hat sicher nichts mit blond zu tun ;) Bisher geht es aber bei den Lesern auf.

Der Titel hat mir supergut gefallen. Überhaupt habe ich deine Geschichte als erste des Wettbewerbs angeklickt gehabt, weil sie so einen schönen Titel hat. Er ist nicht nur stimmig, sondern auch sozusagen appetitanregend für Leser.
Jau! Das freut mich, so soll das sein. :)

Danke für deinen Kommentar, Lakita. Dir noch ein schickes Wochenende :)


dotslash

Auch wenn du anfangs bereits mit dem Palisadenpfahl winkst, ich war zu sehr auf Arlos fokusiert, um den Twist am Ende bereits zu riechen.
so sollte das funktionieren. Schon, wenn das aufgeht

Braucht es die aussichtslose Sanierung für die Geschichte? Liest sich flüssiger ohne.
ich glaube, du hast recht, ich werde das mal rausnehmen.

Hier verliert Arlos seine Punkte bei mir und ja, eigentlich sollte man etwas ahnen, wenn der Leutnant nicht ausreden kann.
hrhr. So ist das gedacht
Wieder so eine Zurschaustellung der vermeintlichen Erhabenheit. Da übersieht man schon mal ein komisches Flimmern.
du scheinst der ideale Leser zu sein :D
Oder ist er sich seiner Sache so sicher, dass er die Charade zum Vergnügen ausreizen will?
ja, so ist das doch mit den Schurken.

Irgendwie stehen da Bezug ('Nachbarland' zu 'selbst') und Satzstellung ("das [mit?] Magie wirken konnte") etwas quer im Land.
du hast recht. Aber irgendwie bin ich zu deppert, um da was gescheites draus zu machen. Bon für jeden Vorschlag dankbar

Hier verliert die Geschichte vor lauter Möglichkeiten des Abwägens etwas an Fahrt.
guck ich noch mal rüber, danke
Die Kampfszene hast du flüssig gestaltet, sehr atmosphärisch und erlebbar, einzig hier
das freut mich ungemein. Ist eine ziemliche Herausforderung, dieses Getümmel erlebbar rüberzubringen, finde ich

Erst dachte ich, diesen SAtz brauchts nicht mehr, doch von Ligur kmmt er, zu Ligur kehrt er zurück. Eine runde Sache.
da habe ich auch eine Weile drüber gegrübelt, aber ich denke, dieser Satz schließt ganz gut den kreis.
Danke, du hast mich richtig gut unterhalten.
ich danke dir für den tollen Kommentar

Lobilotte

Aber deine Geschichte fand ich einfach richtig gut.
bei dieser freue ich mich über dieses lob eigentlich am meisten. Gab ja einige, denen das Genre nicht behagte, dann aber hieran Gefallen gefunden haben. Was will man mehr *freu*

Die Geschichte gehört tatsächlich in eine Anthologie und warum sie abgelehnt wurde, vielleicht hattest du das Thema nicht perfekt getroffen, keine Ahnung.
ja, das ist immer doof, wenn man abgelehnt wird ohne jede Begründung. Muss aber auch sagen, dass die erste Version wesentlich verkrampfter war. Vor allem der Anfang war sehr sperrig. Und das reicht ja dann oft schon. Kommt man nicht gleich rein, geht man halt zur nächsten weiter.
helllesig
hehe

vielen Dank für deinen Kommentar, hat mich gefreut

grüßlichst
weltenläufer

 

Hallo Weltenläufer,
versuche gerade mich noch durch die TdM-Geschichten zu arbeiten, die ich bisher noch nicht gelesen habe und bin dabei auf deine Story gestoßen.
Hat mir sehr gut gefallen. Welt und Idee find ich stimmig und den Bären mag ich auch.
Grüße von Snowmaid

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo weltenläufer,

wenn die Machtkristalle nicht wären, dann könnte deine Geschichte auch als – was weiß ich – als historische Geschichte durchgehen. Aber da sie nun mal da sind, kommen sie mir ein bisschen zu kurz. Ich weiß nicht, wie ich es genau sagen soll, aber mir fehlt ein bisschen der Grund, warum die Voganier unbedingt in den Besitz der letzten Kristalle kommen wollen, oder ich bin zu begriffsstutzig, um es zu erkennen. Und es zeigt sich mir auch ein Widerspruch. Die Voganier sind scheinbar ein Kriegervolk, das sich auf seine Kriegskunst, auf List und Tücke verlassen kann. Der König hat seine Macht auf Magie und Zauberei begründet, was ihn mir schwach und auch leichtsinnig erscheinen lässt. Er braucht die Kristalle, um seine Macht erhalten zu können, verteilt aber die Kristalle an die Magier im Reich. Ist er sich dessen so sicher, dass alle Magier ihm die Treue halten? Migarius beweist, dass er aufs falsche Pferd gesetzt hat, und die Voganier nun seine eigenen Machtmittel gegen ihn einsetzen werden.
Nein. Ich bin natürlich ein Spätmerker. Migarius ist ja natürlich ein Voganier und weiß schon, mit den Dingern umzugehen. :Pfeif:

Die Geschichte ist natürlich großartig geschrieben, man ist mitten drin.

Was dann damit geschieht, übersteigt meine Soldgruppe.

Da deine Welt einen mittelalterlichen Eindruck macht, erscheint mir die Soldgruppe zu modern.

Ich habe den Text sehr gern gelesen!

Schönen Gruß
khnebel

 

Snowmaid
Danke dir für dein kurzes Feedback

Hat mir sehr gut gefallen. Welt und Idee find ich stimmig und den Bären mag ich auch.
ich mochte den auch

khnebel

als historische Geschichte durchgehen.
für eine solche Recherche wäre ich viel zu faul :D

Die Voganier sind scheinbar ein Kriegervolk, das sich auf seine Kriegskunst, auf List und Tücke verlassen kann.
hm, also so wollte ich das eigentlich nicht festhalten. Kriegervolk? Die sind wie alle anderen nur ängstlich, dass die Machtkristalle ausgehen und daher der Nachbar mächtiger werden könnte, während man selbst hilflos ist. Von List und Tücke spricht ja jetzt auch nur Torgald. Aber okay, dann habe ich das vll nicht deutlich genug gemacht
Er braucht die Kristalle, um seine Macht erhalten zu können, verteilt aber die Kristalle an die Magier im Reich.
naja, nur Magier können damit was anfangen. ;)
Ist er sich dessen so sicher, dass alle Magier ihm die Treue halten?
ist halt Politik. Wem kann man da schon vertrauen? Aber ich sehe schon, meine Idee scheint bei dir nicht aufgegangen zu sein. Da du jetzt in dieser Richtung der einzige bist ... Hm, ich glaub, das wird erstmal so bleiben
Migarius ist ja natürlich ein Voganier und weiß schon, mit den Dingern umzugehen
so isses
Die Geschichte ist natürlich großartig geschrieben, man ist mitten drin.
großartig klingt ... großartig :D
Da deine Welt einen mittelalterlichen Eindruck macht, erscheint mir die Soldgruppe zu modern.
das hat schon jemand anderes angemerkt. Finde den Begriff jetzt nicht zu modern. Söldner haben schon immer ihren Sold bekommen. behaupte ich mal. Und ich wage auch zu behaupten, dass sicher nicht jeder den gleichen Satz kassiert hat.
Ich habe den Text sehr gern gelesen!
freut mich sehr

grüßlichst
weltenläufer

 

Hey weltenläufer,

jetzt habe ich endlich alle Geschichten gelesen, wenn auch nicht kommentiert, aber bei Dir muss ich noch mal vorbeikommen, weil ich total verwundert war ... kennste doch ... wie so postet er die noch mal??? ... bis dann der Groschen bei mir auch fiel :D. Warum Du nicht in der Antho bist, weiß ich auch nicht, wahrscheinlich haste die Frauenquote nicht erfüllt oder so. Das kann echt total blöde Gründe haben. Ich frag mich bei so mancher Antho - wie so gerade die Geschichten drin sind. Steckt man nicht drin.

Aber wenn sie aufgezehrt sind - was dann? All seine Macht entpuppt sich dann als das, was sie ist - als eine Illusion.«
»Und doch seid Ihr hier und beschützt diese Illusion.«

Ich finde das Zweite entbehrlich.

Als sie sich hinter ihren Schilden duckten, stürmten aus der linken Waldseite Männer mit Speeren.
Arlos brüllte einen Befehl und führte einen Gegenangriff. Sein Pferd zerschmetterte dem ersten Angreifer den Schädel mit den Hufen, dem zweiten stach er sein Schwert in die Brust. Ein Speer zuckte nach Arlos‹ Bauch, doch Arlos packte die Waffe und trat dem Mann einen Stiefel ins Gesicht. Er bohrte den Speer einem nächsten Angreifer in den Hals und hatte für einen Augenblick Zeit, um einen Überblick über die Schlacht zu gewinnen.

Das ist jetzt irgendwie kein super Wortkristallschlifftralalla, aber da steckt eine schöne Dynamik drin. Ich wurde immer schneller beim Lesen, Angriff-Abwehr-Angriff-Abwehr Zack und Peng. Hat was.

Die Armbrust erschien im Sichtschlitz und ein Kerl ging gurgelnd zu Boden.

Du hast es bestimmt total gern. Ich nicht.

Der Machtkristall ruhte milchig und stumpf auf der Brust des Toten. Arlos fragte sich, welchen letzten Zauber er wohl gewirkt haben mochte. Genützt hatte er ihm anscheinend nicht.

Er nimmt ihn nicht an sich? Vielleicht steckt ja noch ein Zauber drin und in Zeiten mangelnder Kristalle ... Oder Du machst eben deutlich, dass der Kristall jetzt aussieht wie ein Feldstein.

Ich habe die Geschichte auch ein zweites Mal gern gelesen. Der Fantasy-Anteil ist ja recht überschaubar. Die Machtkristalle könnten genau so gut: Gold oder Wasser oder Weizen sein. Irgendwas, was zum Mangel erklärt wird. Vielleicht biste deswegen ja nicht in die Antho ...
Die Geschichten der "Machtkämpfe" zwischen den Männern, die ist schon spannend und hat auch Pfiff. Da gilt jeder gegen jeden und doch wieder auch nicht. Schön, dass auch mal der Böse gewinnt! Vielleicht, was auch das der Grund, warum Du ... Die sind einfach total doof :D

Beste Grüße, Fliege

 

He Fliege,

Danke fürs nochmalige Vorbeigucken.

"Warum Du nicht in der Antho bist, weiß ich auch nicht, wahrscheinlich haste die Frauenquote nicht erfüllt oder so. Das kann echt total blöde Gründe haben. Ich frag mich bei so mancher Antho - wie so gerade die Geschichten drin sind. Steckt man nicht drin."

Mja, kann alles sein, allerdings habe ich die kg auch noch mal überarbeitet. Die Version, die ich eingereicht habe, war auf jeden Fall behäbiger.

"Ich finde das Zweite entbehrlich."
Hau ich raus

"Du hast es bestimmt total gern. Ich nicht."
Öhm. Was stimmt denn daran nicht?

"Schön, dass auch mal der Böse gewinnt! Vielleicht, was auch das der Grund, warum Du ... Die sind einfach total doof "
Ich dachte, eine Anti-Held-Geschichte würde da vll als Abwechslung rausstechen. Kann aber tatsächlich ... Whatever. Die anthologie werde ich mir auf jeden Fall zu Gemüte führen. Bin sehr gespannt :baddevil:

Dicken Dank noch mal an dich, fürs (vor-)lesen und für die ganze Challenge insgesamt. Hat richtig Spaß gemacht :)

Grüßlichst
Weltenläufer

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi Weltenläufer,


du teilst das Schicksal von Hooper, ich habe deine Geschichte aufgrund der Genre-Zuordnung ziemlich lange ungelesen vor mir hergeschoben, einfach deshalb, weil ich derzeit ein bisschen fantasy-müde bin.


Als ich sie dann vor ein paar Tagen doch gelesen (noch nicht kommentiert, weil ich für meine Stimmabgabe ALLE Geschichten lesen wollte), war ich positiv überrascht. Keine Elfen, keine Halblinge, keine Orks. Ohne die Machtkristalle, die im Prinzip ja auch eine andere wertvolle Ware ohne magischen und damit fantastischen Hintergrund sein könnten, ist es eine Geschichte, die auch in einem irdischen, historischen Setting gut funktioniert hätte. So oder so: Es ist eine wirklich gut geschriebene Geschichte, die sich um ein klassisches Ränkespiel dreht.


Ich habe mir aus Zeitgründen noch nicht die anderen Kommentare durchgelesen, aber der Twist am Ende hat bei mir nicht als Überraschung funktioniert, weil die schlechtsitzende Uniform des Hauptmanns für mich der erste ganz klare Hinweis auf seine Identität war, dass Arlos dann ausgerechnet mit ihm ein Gespräch über den Bären führt, hat mich dann zu 98 Prozent sicher gemacht. Beim Magier war ich mir nicht ganz so sicher, habe ihn aber spätestens bei seiner Lobeshymne auf den Hauptmann ebenfalls auf dem Kiecker gehabt ;)
Was ich allerdings positiv anmerken möchte: Mich persönlich hat dieses Wissen nicht gestört, und ich war gespannt, ob ich mit meiner Vermutung Recht habe. Manchmal ist das als Leser ja durchaus auch befriedigend, den Twist schon vorher durchschaut zu haben. Dass ich es relativ schnell raushatte, lag vielleicht auch daran, dass es eine Kurzgeschichte war und dann noch einen auf den Twist bezogenen relativ prägnanten Titel hatte. In einem Roman – mit mehr Drumherum – wäre die Ablenkung vielleicht größer gewesen – und der Twist für mich dann überraschender.


Ein bisschen Kritik habe ich an der Figur des Arlos. Die ist wunderbar beschrieben, für meinen Geschmack aber einen Tick zu ehrgeizig, soldatisch und unsympathisch. Nicht missverstehen: Ich finde diese Attribute treffen ihn gut, aber wäre er einen Tick sympathischer und vielschichtiger würde ich als Leser am Ende mehr mit ihm mitleiden. Auch das mag der Kürze der Geschichte geschuldet sein, und würde von dir in einem Roman anders gelöst.
Dass ich übrigens im Zusammenhang mit deiner Geschichte die ganze Zeit in Romanform denke, kannst du als Kompliment verzeichnen, offenbar habe ich Lust mehr von dieser Welt und dem offensichtlich ausgeprägten politischen Intrigenspiel zu erfahren. Also schreib mal ;)… Ich würde gern auch noch mehr über Lingur erfahren, der scheint mir einiges an Potenzial zu besitzen. Ich mag böse alte Männer ;)


Sprachlich und stilistisch habe ich nichts zu meckern. Das ist großes Fantasie-Lese-Kino. Vom Setting her erinnert es mich übrigens an Michael Sullivans Riyria-Reihe, die ich, trotz der erwähnten derzeitig schon etwas längeren Fantasy-Müdigkeit gern gelesen habe (bislang drei Bände). Könnte dir gefallen, falls du sie nicht schon kennst…


Als Textkram ist mit nur aufgefallen, dass du statt des langen Gedankenstrichs immer den kurzen Bindestrich setzt, scheint mir Absicht, falls nicht und du es noch ändern willst, sind hier die besagten Stellen…


Ligur schickte ihn auf diese Mission, weil er ihn loswerden wollte - weil er um seinen Rang als Prinzipal der königlichen Garde fürchtete.

List und Tücke - das sind die ausschlaggebenden Waffen im Krieg.«

Aber wenn sie aufgezehrt sind - was dann? All seine Macht entpuppt sich dann als das, was sie ist - als eine Illusion.«

Guter Text! Mit Vergnügen gelesen!


LG svg

 

Hallo weltenläufer,

ich lese ja im Allgemeinen gerne Fantasy, deswegen hab ich mir mal deine Geschichte zu gemüte geführt. Sie hat mir auch gut gefallen. Nicht unbedingt umgehauen hat sie mich, aber war schon ganz gut. Fantasykurzgeschichten haben für mich immer das Problem, dass ihre Welten längst nicht so durchdacht und detailreich sind oder zumindest erscheinen wie es in Romanen der Fall ist. Klar, sind ja auch viel kürzer, und würde man zu viel Informationen in eine Kurzgeschichte packen, würde darunter die Spannung leiden. Gerade dieses Eintauchen in eine andere Welt, mich darin zu verlieren, finde ich aber am Faszinierendsten in der Fantasy und scheint mir innerhalb einer Kurzgeschichte einfach nicht möglich. Insofern hat mich noch keine Fantasykurzgeschichte wirklich umgehauen. Das mal vorweg.

Deine Geschichte gefällt mir, wie gesagt, insgesamt ganz gut. In Teilen ist sie womöglich etwas vorhersehbar. Dass der Mager sich vor allem auf Illusionen versteht, ist schon ein Wink ... Aber das hat mir nicht wirklich was ausgemacht. Das Ende find ich passend. Dass der Protagonist mit seiner zur Schau gestellten Überheblichkeit als Verlierer vom Felde geht - verdient.

Ja, das deutet es schon an. Ich habe nicht unbedingt mit dem guten Arlos mitgelitten. Es kam mir aber auch gar nicht so vor, als hättest du da auf maximale Empathie abgezielt. Ich fand ihn insgesamt halt ziemlich unausstehlich, aber nicht uncharismatisch. Und wenn ich als Leser am Ende zufrieden bin, dass er verliert, würde ich zum Autor sagen: "Mission accomplished."

Zu Anfang sprach ich davon, dass Kurzgeschichten zu kurz sind, um wer weiß wie viele Informationen in sie hineinzuquetschen. Aber ein paar mehr Häppchen hätte ich durchaus vertragen können. Ich weiß halt fast nichts über diese Welt. Es gibt einen König im Land, es gibt Magiekristalle und es gibt ein verfeindetes Nachbarland. Das erscheint mir schon etwas arg wenig. Vielleicht hättest du da über Arlos etwas mehr einbringen können, indem du z.B. seinen persönlichen Hintergrund näher beleuchtet hättest.

Aber das tut der Sache insgesamt keinen Abbruch. Die Geschichte ist flott geschrieben, kann man gut lesen, Arlos' Charakter kommt gut zur Geltung und das Ende stellt zufrieden. Von einer Fantasykurzgeschichte kann ich kaum mehr verlangen.

Zum Schluss noch ein paar Kleinigkeiten, die mir aufgefallen sind:

Das Minenlager bestand aus ein paar Baracken, die von einem Palisadenring aus zugespitzten Pfählen geschützt wurden.

Bestehen Palisaden nicht immer aus zugespitzten Pfählen? Diesen Zusatz würde ich einfach weglassen.

»Mit dem Leutnant haben Sie ja schon Bekanntschaft geschlossen.« Er dämpfte seine Stimme und sagte: »Seien Sie nicht zu streng mit ihm. Er ist nicht sonderlich glücklich mit meiner Besetzung, wenn Sie verstehen, was ich meine.«

»Ich wollte Sie davon in Kenntnis setzen, ich habe es versucht ... ich ...«

Deine Charaktere sprechen sich fast die ganze Zeit mit "Ihr" an, nur an diesen Stellen wird gesiezt. Das ist schon ein ziemlicher Bruch, ich würde auch hier das "Ihr" setzen.

Neuerdings entsandten die Voganier kleine Überfallkommandos, um die Kristalllieferung aus den Minen in den Palast abzufangen. Man munkelte, dass Torgald, die rechte Hand des Vogarischen Herrschers, höchstselbst die Überfälle plante und ausführte.

Wenn sich die Menschen in dem Nachbarland selbst "Voganier" nennen, dann würde ich vermuten, dass sie einen "voganischen" Herrscher haben.

Razur deutet[e] mit dem Daumen nach hinten zu dem dicken Mann, der wenig würdevoll auf seinem Reittier auf- und abhüpfte.

Ein Speer zuckte nach Arlos Bauch

Das sollte wohl ein Apostroph werden.

»Ich danke euch. Grüßt mir den König.«

"Euch" groß. Den Fehler hast du auch ganz unten in die drittletzte Zeile kopiert.

So, das wars auch schon.

Grüße
Mix

 

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