Was ist neu

Die Langeweile-Vertreib-Maschine

(Vor)lese-Alter
(Vor)lesealter: ab 6 Jahre
Wortkrieger-Globals
Wortkrieger-Team
Seniors
Beitritt
24.01.2009
Beiträge
4.116
Zuletzt bearbeitet:

Die Langeweile-Vertreib-Maschine

Janis und Jola drücken ihre Nasen an die Fensterscheibe und zählen die Pfützen vor dem Haus der Großeltern.
„Bei dem Regen dürfen wir sicher nicht mehr nach draußen“, nörgelt Janis. Dann zieht er den Kaugummi aus seinem Mund zu einem langen Faden und wickelt sich diesen um seine Zunge. „Guck Jola, meine Zunge hat einen Gips!“
Jola lauscht dem Prasseln der Regentropfen an der Fensterscheibe. „Quatschkopf!“, antwortet sie und stupst ihrem Zwillingsbruder gegen die Stirn. „Mir ist langweilig!“, stöhnt Jola. „Laaangweilig! Mir ist … Los Janis, wer lauter kann!“, fordert sie ihren Bruder auf, der jetzt mit dem Kaugummi seinen Daumen einwickelt.
„Uns ist langweilig“, schreien die beiden so laut, dass es im ganzen Haus zu hören ist.
„Das ist ein komischer Wettbewerb“, stellt Janis nach einer Weile fest. „Man weiß gar nicht, wer gewonnen hat. Und Spaß macht es auch keinen.“
„Hast du vielleicht eine bessere Idee?“, fragt Jola.
Janis zuckt mit den Schultern. „Nö.“
„Ferien bei Oma und Opa waren immer schön“, erinnert sich Jola, „- aber dieses Jahr ist der Wurm drin.“
„Wegen dem vielen Regen. Regen, Regen, Regen. Sonst könnten wir zum See oder in den Wald ...“
„Zum Schrottplatz!“, ruft Jola.
„Zum Fussballplatz!“
„Zum Geisterhaus! Uhhhuhh...“ Jola wedelt mit den Händen in der Luft rum, als wäre sie selbst ein Geist.
„Ich geh zu Oma. Dein Geist ist doch was für Kindergartenkinder.“
Jola springt auf: „Wer zuerst da ist!“ Schon reißt sie die Zimmertür auf und stürmt die Treppen hinunter. Janis läuft ihr nach. Zur gleichen Zeit klatschen ihre Hände an den Türrahmen.
„Ihr sollt doch im Haus nicht so rennen.“ Oma Else, schüttelt den Kopf und droht mit der Kelle, die sie gerade aus dem Spülbecken hebt. „So ein Mausevolk!“ Das Wort benutzt Oma Else gern, wenn sie mit den Zwillingen spricht. Nun schwingt sie die Kelle wie einen Taktstock. „Marsch Marsch, Mausevolk und holt mir den großen Topf vom Dachboden. Heute wird Apfelmus eingekocht!“
„Wer zuerst oben ist“, ruft Janis und sogleich rennen die Zwillinge die Treppe wieder nach oben.

„Was ist das?“, fragt Jola und zeigt auf ein Ding mitten auf dem Dachboden. In der Mitte des Dings stehen zwei Autositze. Vor jedem Sitz gibt es ein Lenkrad, davor Schalter, Anzeigen, Hebel und ein Keyboard. Dahinter eine Menge Metallteile, die durch bunte Kabel miteinander verbunden sind. Dazwischen einen Scheinwerfer und einen Mixer.
„Hier ist dein Schrottplatz“, sagt Janis und lacht.
Jola lässt sich in einen der Sitze fallen und streicht mit den Händen über Knöpfe und Hebel. Schließlich drückt sie einen und kurbelt am Lenkrad.
„Lass das!“, faucht Janis sie an.
„Wieso?“
„Vielleicht explodiert das Ding.“
„Meinst du?“
„Na ja. Kabel hat es genug.“
Jola steigt wieder aus und studiert das Gewirr der Drähte und Kabel, der Kupfer- und Silberteile die sie verbinden.
„Bringen wir den Topf zu Oma und fragen sie einfach“, beschließt sie und schaut sich auf dem Dachboden um.
„Was hier alles rumsteht“, staunt Janis und zeigt auf das alte Schaukelpferd.
„Das ist ja Herr Sonntag“, freut sich Jola, läuft zu dem Pferd und gibt ihm einen Klaps auf den Hintern.
„Guck! Der hat gepupst.“ Janis lacht und zeigt auf die dicke Staubwolke, die von Herrn Sonntags Hinterteil aufsteigt.
„Herr Sonntag, Sie sind ein Ferkel.“ Jola stemmt ihre Hände in die Hüften und schaut böse auf das Schaukelpferd hinunter, bevor auch sie anfängt zu lachen. Wie wild beginnen die beiden auf das Hinterteil des Schaukelpferdes einzuschlagen und wedeln mit den Händen vor ihren Nasen herum. „Puhh, wie das stinkt!“ Als kaum noch Staub aufwirbelt, denkt Janis an den Topf und beginnt zu suchen.
„Erster!“, ruft er und zieht aus einem Regal den Monstertopf. „Der ist schwer, Jola. Hilf mir!“
„Der ist so schwer, als wäre er voller Wackersteine“, behauptet Jola. „Der wiegt bestimmt eine Tonne.“
„Den können wir nicht tragen. Den müssen wir schieben!“ Janis stemmt sich gegen den Topf und tut so, als würde er mit voller Kraft drücken. Keinen Zentimeter bewegt sich der Topf dabei. Jola zieht an einem der Griffe: „Puh!“ Mit einer Hand wischt sie sich über die Stirn. Gemeinsam schieben und zerren sie, als wäre der Topf so schwer wie ein großer Schrank. Stück für Stück nähern sie sich der Tür und schließlich poltert der Topf über die Treppenstufen hinein in Omas Küche.
Opa Ernst sitzt am Küchentisch und zerteilt einen Apfel mit dem Taschenmesser. „Was macht ihr denn für einen Lärm? Man kann Euch ja bis zur Kirche hören.“
„Der ist voller Wackersteine“, erklärt Jola und zeigt auf den leeren Topf.
„So, so“, brummt Opa Ernst. Oma Else schüttelt den Kopf und murmelt: „Dieses Mausevolk!“
„Ein Stück Apfel nach der schweren Arbeit?“, fragt Opa Ernst.
„Ja“, sagt Janis und greift zu.
Jola bleibt an der Tür stehen. „Was ist das für eine Maschine da oben?“
„Die mit den Kabeln?“, fragt der Großvater.
„Ja“, antworten Jola und Janis im Chor.
„Die mit der Klaviertastatur?“
„Ja“, rufen die Beiden.
„Die mit dem Scheinwerfer?“
„Jaaa!“, brüllen beide so laut, wie sie nur können.
„Mmmhh“, macht der Großvater und kratzt sich am Kopf.
„Los Opa Ernst, sag es. Sonst ...“ Jola wirft einen verschwörerischen Blick zu ihrem Bruder.
„Sonst?“, fragt Opa Ernst.
„Sonst … Krabbelattacke!“ Und schon stürmen die beiden zu Opa Ernst. Ihre vier Hände kitzeln seinen Bauch, seinen Rücken, seine Arme.
„Erbarmen! Erbarmen!“, ruft Opa Ernst und wedelt hilflos mit den Händen in der Luft.
„Was ist es?“
„Das ist eine Langeweile-Vertreib-Maschine“, sagt Opa Ernst in einem sehr bedeutsamen Tonfall.
„So ein Quatsch! So was gibt es gar nicht.“ Jola tippt sich mit dem Finger gegen die Stirn.
„Doch, doch. Ihr könnt es eurem alten Großvater ruhig glauben.“
Oma Else setzt sich mit zwei Tassen Kaffee an den Tisch und schiebt eine zu Opa Ernst. „Immer wenn euer Großvater Langeweile hat, geht er auf den Dachboden und schraubt an dem Ding rum. Insofern stimmt das schon“, sagt sie lachend.
„Erzähl doch keinen Käse, Else“, mahnt Ernst die Großmutter.
„Einmal hat sie funktioniert“, flüstert er zu den Zwillingen. „Aber ich habe vergessen, wann ich welchen Knopf oder Hebel bewegt habe. Ich kann mich einfach nicht mehr erinnern.“
„Tatsächlich?“, staunt Janis.
„Ich schwöre.“ Der Großvater hält zwei gestreckte Finger in die Luft. „Großvaterehrenwort. Vielleicht schafft ihr es ja noch mal. Und dann sagt mir, wie das war, mit dem Schalten.“
„Und es wird sicher auch nicht explodieren?“ Janis Augen sind nun ganz groß und in seinem Körper breitet sich ein Kribbeln aus.
„Ganz sicher nicht.“ Opa Ernst schüttelt den Kopf.
„Wer zuerst oben ist!“, ruft Jola und stürmt aus der Tür, Janis hinterher.
„Langsam Mausevolk!“, hören sie die Oma noch rufen.

Schon seit einer halben Stunde drücken Jola und Janis an den Knöpfen, ziehen Hebel, wirbeln die Lenkräder nach rechts oder links. Ein paar Mal flackerte der Scheinwerfer oder das Keyboard gab Töne von sich. Weiter geschah nichts um sie herum.
„Ich weiß nicht, was das Ding kann“, sagt Jola und steht auf, „aber Langeweile vertreiben kann es nicht.“
Janis kratzt sich am Kopf. „Meinst du der Opa hat geschwindelt? Bestimmt machen wir nur etwas falsch.“
„Es macht mir aber keinen Spaß mehr.“ Jola tritt mit dem Fuß gegen eines der Metallteile, als plötzlich die Scheinwerfer aufleuchten und der Mixer sich dreht. Es klingt wie der Propeller eines Hubschraubers.
„Jola, es war nur kaputt! Komm, setz dich schnell. Es geht los! Wo willst du hin?“
Jola springt zurück auf ihren Sitz. „In den Zirkus, Janis! Ich will in den Zirkus.“
Gemeinsam kurbeln sie an den Lenkrädern, spielen an den Hebeln und Knöpfen, die Zeiger auf dem Tacho schlagen aus.
„Jola, es funktioniert! Kannst du schon das Zikuszelt sehen?“
„Dahinten, Janis. Dahinten ist es“, brüllt Jola. „Halt das Ding an, sonst fliegen wir noch vorbei!“
„Ich weiß nicht wie!“
„Bremsen, wir müssen bremsen!“
„Zieh du den Hebel und ich drücke die Knöpfe. Auf drei! Eins, zwei uuund drei!“
„Geschafft.“ Janis und Jola reißen die Arme in die Luft, wie sie es bei Radfahrern im Fernsehen gesehen haben, wenn die Gewinner über die Ziellinie fahren.

Als Janis und Jola das Zirkuszelt betreten, sind sie ganz allein. Allerlei Zeugs liegt in der Manege. In der Mitte steht ein Tisch, darauf ein Käfig mit einem Papageien.
„Hier ist niemand“, haucht Janis.
„Mmhh“, murmelt Jola.
„Das ist gruselig.“ Janis blickt sich um, schaut zu den Zuschauerbänken, auf denen keine Leute sitzen. „Es ist so still.“
Jola steht neben dem Papageienkäfig und legt einen Finger über die Lippen: „Psst, Janis. Er schläft.“
Janis schleicht sich heran. Über Jolas Schultern starrt er auf den Vogel, der seinen Kopf unter einen Flügel gesteckt hat. „Ist der echt?“, fragt er.
„Klar ist der echt, du Blödmann.“
„Du sollst nicht immer Blödmann zu mir sagen!“ Janis bufft Jola.
„Blödmann!“
„Selber Blödmann!“ Diesmal schubst Janis Jola so doll, dass sie gegen den Tisch stößt. Der Käfig fällt um und die Verriegelung der Tür löst sich. Der Papagei flattert aufgeregt im Käfig umher. Als er die offene Tür bemerkt, fliegt er hinaus, kreist eine Runde über der Manege und landet schließlich auf einem Elefantenhocker.
„Mist!“, sagt Jola.
„Au Backe!“, sagt Janis und schlägt sich die Hand vor den Mund.
Jola schnappt sich den Käfig und geht langsam auf den Papageien zu. In sicherer Entfernung stellt sie den Käfig auf den Boden. „Los, geh da wieder rein!“, fordert sie den Vogel auf.
„Guten Abend Publikum!“, krächzt der Papagei, rührt sich aber nicht von der Stelle.
„Geh doch bitte wieder in den Käfig.“ Janis tritt von einem auf das andere Bein.
„Und nun?“, fragt Jola.
„Vielleicht müssen wir ihn beim Namen nennen“, schlägt Janis vor.
„Und wie heißt er deiner Meinung nach?“
Janis zuckt mit den Schultern. „Keine Ahnung.“
„Vielleicht kommt er ja auf meine Hand und dann können wir ihn zurückstecken.“ Jola streckt ihren Arm aus. „Komm her.“
Der Vogel legt den Kopf leicht schief und beäugt die beiden neugierig, aber auf Jolas Hand kommt er nicht.
„Du musst ihn fangen, Jola.“
„Was?“
„Du musst ihn fangen“, wiederholt Janis.
„Und wenn der mich beißt? Fang ihn doch selber.“
Janis stopft seine Hände unter den Pullover. „Ich fasse den nicht an.“
„Aber ich soll ihn anfassen?“
„Du traust dich so was doch. Probiere es wenigstens, Jola. Denk doch mal an den Ärger, den wir kriegen, wenn das jemand mitbekommt.“
„Das gibt einen riesen Ärger.“ Jola nickt.
„Megaärger!“
„Den größten Ärger von der ganzen Welt!“
„Na gut. Ich fang den jetzt.“ Jola geht einen Schritt auf den Papageien zu, dann noch einen und noch einen. Als sie ihre Hände ausstreckt, um nach dem Vogel zu greifen, fliegt dieser hoch, dreht einen Kreis über der Manege und landet auf einem Trittbrett für die Seilartisten. Auf dem Brett, zu dem es keine Leiter gibt. Das, auf der anderen Seite des Seils.
„Mist!“, sagt Jola.
„Au Backe“, sagt Janis.
„Und nun?“ Jola schaut ratlos zu ihrem Bruder.
„Wir können etwas nach oben werfen und hoffen, dass er da wieder wegfliegt“, schlägt Janis vor.
„Und dann treffen wir den Papagei und der fällt tot runter. Das geht doch nicht.“
„Dann musst du hoch, Jola.“
„Und wenn ich runterfalle?“
„Ich fange dich. Bestimmt. Ich passe auf.“
Jola schaut Janis an, der beide Arme von sich gestreckt hält. „Siehst du.“
„Na gut“, sagt sie und klettert die Leiter hoch. Oben angekommen, setzt sie vorsichtig einen Fuß auf das Seil. „Das ist hoch, Janis.“
„Du darfst nicht nach unten gucken, Jola!“
„Du fängst mich bestimmt?“
„Ganz bestimmt.“
Jola schaut zu dem Papageien, der „Guten Abend Publikum“, krächzt.
„Na warte.“ Zaghaft schiebt sich Jola auf das Seil, die Arme zur Seite gestreckt, um das Gleichgewicht zu halten. Als sie auf der anderen Seite ankommt und das Brett betritt, fliegt der Papagei wieder hoch, dreht eine Runde im Zelt und flattert dann hinaus.
„Mist!“, sagt Jola.
„Au Backe“, sagt Janis und läuft hinaus, dem Vogel hinterher.
„Janis, bleib hier! Ich muss wieder zurück. Auf dieser Seite gibt es doch keine Leiter! Und du musst mich fangen, wenn ich runterfalle!“
All das hört Janis nicht mehr. Er ist längst aus dem Zelt.
Zitternd balanciert Jola über das Seil zurück. „Nicht nach unten gucken, nicht nach unten gucken“, murmelt sie vor sich her. Als sie das Brett unter den Füßen spürt, klammert sie sich an das Gerüst, holt tief Luft und steigt die Leiter hinunter.
Draußen stehen die Wohnwagen der Zirkusleute. Auch hier ist kein Mensch zu sehen. Nicht mal ihren Bruder kann sie entdecken.
„Janis? Wo bist du?“
„Hier hinten! Beim Eisbärenkäfig.“
Jola läuft nach links, da sind die Elefanten. Dann nach rechts, da sind die Löwen. Schließlich läuft sie geradezu und sieht ihren Bruder vor einem Käfig hocken.
„Puh, hier stinkt es nach Bärenkacke.“ Jola hält sich die Nase zu.
„Er sitzt neben dem Bären“, flüstert Janis.
„Das sehe ich doch!“
„Hol ihn da raus.“
„Der sitzt neben einem Bären. Ich bin doch nicht irre.“
„Aber der Bär schläft. Siehst du Jola. Er hat die Augen zu.“
„Es ist ein Bär, Janis.“
„Bitte Jola. Versuch es wenigstens.“
„Aber sag gleich Bescheid, wenn er sich bewegt.“
Jola schiebt ihre Hände zwischen die Gitterstäbe in den Käfig und fast kann sie den Papageien greifen, als dieser wieder losfliegt.
„Hinterher!“, rufen beide und laufen dem Vogel nach. Jetzt landet er in einem Blumenkasten vor einem der Wohnwagen.
„Schau Jola, diesmal ist es gar nicht gefährlich.“
„Nee, diesmal nicht.“
In diesem Moment öffnet sich die Tür vom Zirkuswagen. Ein großer, kräftiger Mann tritt heraus, reckt und streckt sich, kreist dann seinen dicken Po und schüttelt sich schließlich die Beine aus.
„Der sieht aus wie ein Fass“, flüstert Jola.
„Siehst du die Messer, die in seinem Gürtel stecken?“, flüstert Janis zurück.
„Mist. Jetzt gibt es Ärger.“
„Riesenärger.“
„Den größten Ärger von der ganzen Welt!“
„Los Jola, lauf!“
Janis und Jola rennen so schnell sie können. Weg von dem Mann, hin zu dem Zelt. Als sie an dem letzten Wohnwagen vorbeilaufen, kurz vor dem rettenden Zirkuszelt, fliegt ein Messer an ihnen vorbei und bleibt vor ihnen in der Wand des Wohnwagens stecken. Wie vom Blitz getroffen, erstarren die beiden und bleiben stehen.
Hinter ihnen schnauft und brüllt es. „Stehengeblieben!“
Keiner von beiden traut sich den Kopf zu drehen, um nachzuschauen, wie dicht der Mann schon ist.
Zwei Hände greifen nach ihren Schultern.
„Wer seid ihr? Was tut ihr hier?“, poltert die Stimme des Fassmannes.
„Wir haben nichts gemacht“, sagt Janis, der sich vor Angst fast in die Hosen macht.
„Lassen Sie uns los!“, fordert Jola den Mann auf.
Tatsächlich gibt der Mann sie frei. „Also, was macht ihr hier?“, fragt er noch einmal. Diesmal klingt es nicht so streng. Eher nett. Fast wie der Großvater.
Jola und Janis drehen sich langsam um. Der Mann sieht gar nicht mehr so gefährlich aus. Sein Schnurrbart ist so lang, dass er darin einen Apfel einwickeln könnte.
„Der Papagei“, sagt Janis und zeigt zu dem Wagen hinüber, aus dem der Mann gekommen war. „Dort im Blumenkasten.“
„Rosenkohl? Ist der schon wieder ausgebüchst?“
„Der Papagei heißt Rosenkohl?“ Jola bleibt vor Staunen der Mund offen.
„Jo, so heißt der. Den frisst er so gern.“
Jola und Janis lachen und selbst der Mann muss ein wenig schmunzeln.
„Komm her, Rosenkohl!“, ruft er über den Platz. Der Papagei fliegt hoch, dreht eine Runde und setzt sich auf den Kopf des Messerwerfers. Aus der Tasche seines silbernen Anzuges holt der Fassmann Rosenkohlblätter. Eines nach dem anderen reicht er dem Vogel, der gierig danach greift.

Als Opa Ernst den Dachboden betritt, stehen die Zwillinge vor dem alten Bierfass und lachen sich scheckig. Ein ausgestopfter Papagei thront auf dem Fass, jemand hatte ihn vor langer Zeit pink angemalt.
„Jola? Janis? Diesmal war es die Stimme des Großvaters.
Die Zwillinge drehen sich erschrocken um. Mit Opa Ernst haben sie in ihrem Zirkus nicht gerechnet.
„Opa! Wusstest du, dass der Papagei Rosenkohl heißt?“, fragt Jola.
„Und er sitzt auf dem Kopf eines Messerwerfers. Fast hätte der uns getroffen!“, erzählt Janis aufgeregt, greift nach der Hand des Großvaters und zieht ihn zu dem alten Federbett. „Das ist ein Eisbär“, erklärt er.
„Und auf diesem Balken bin ich über ein Hochseil gelaufen“, berichtet Jola stolz.
„Wie ich sehe, habt ihr die Maschine in Gang bekommen. Die Oma wartet schon lange mit dem Abendbrot auf euch.“
„Was? Schon so spät?“, fragen beide wie aus einem Munde.
Opa Ernst nickt. „Und nun hop hop, runter mit euch.“
Auf der Treppe schmieden Jola und Janis neue Pläne.
„Und morgen eine Expedition zum Nordpol!“
„Zum Mond!“
„Ein Fahrt mit den Piraten auf dem Meer!“
„Ich bin der Kapitän.“
„Nein ich!“
„Wer zuerst unten ist!“

 

Hallo Patricia,

vielen Dank fürs Lesen und Deine Worte. Habe mich darüber natürlich gefreut. Bei Lob ist das auch einfach :).

Mit dem ersten Satz hast Du recht, der hört sich wirklich nach Rede an, während der zweite eindeutig dem Erzähler zuzuschreiben ist. Allerdings mag ich meinen ersten Satz auch gern. Ich werde mich da wohl mal entscheiden müssen ...

Beste Grüße Fliege

 

Liebe Fliege,


diese muntere Kindergeschichte hat mir sehr gut gefallen. Du erzeugst eine angenehme Stimmung und baust gekonnt Spannung auf.
Und obendrein regst du durch die anschaulichen Beschreibungen die Phantasie des Lesers an. Gut gemacht!

Ein einziger kleiner Punkt ist mir jedoch nicht stimmig genug:

Dann zieht er den Kaugummi aus seinem Mund zu einem langen Faden und wickelt sich diesen um seine Zunge. „Guck Jola, meine Zunge hat einen Gips!“

Bitte kau mal ein Kaugummi, wickele es dir um die Zunge und dann sprich klar und deutlich. :D

Die Szene selbst würde ich nicht ändern, nur entweder die wörtliche Rede etwas verwaschener machen oder Jola auf die schwer verständlichen Worte reagieren lassen, oder was auch immer du für richtig hältst.

Lieben Gruß

lakita

 

Liebe lakita,

da freue ich mich ja, dass Du einen Ausflug in die Kinderrubrik unternommen hast. Und so ein schöner Kommentar ist dabei rumgekommen. Vielen Dank!

Bitte kau mal ein Kaugummi, wickele es dir um die Zunge und dann sprich klar und deutlich. :D

Bei meinem nächsten Kaugummi werde ich das tun und ganz genau hinhören und dann entsprechend verändern. Versprochen!


Lieben Gruß Fliege

 

Grüß dich!

Eine schöne Geschichte. Erinnert mich an meine Abenteuer auf dem Dachboden und im Keller, da gings ähnlich zu. Mein Freund und ich haben uns damals so eine Maschine gebaut, aus einer Pappschachtel, die so groß war, dass man reinschlüpfen konnte. Das war unser Raumschiff. Mit Knöpfen drin und blinkenden Lichtern, mit Anzeigetafeln, Monitoren, einem Pilotensessel, eine ganze Brücke war das, einen Hangar gab es mit Shuttles, um zur Planetenoberfläche zu reisen (denn unser Raumschiff war zu groß, um dort zu landen!), und - falls es gefährliche Außerirdische gab - hatten wir auch Laserwaffen. Die kamen aber nie zum Einsatz.

Die Zwillinge sind in deiner Geschichte nicht sehr unterscheidbar, die könnten bisschen mehr eigenen Charakter vertragen, dann wäre auch in den Dialogen klarer, wer jetzt spricht. Aber vielleicht geht das nur mir so.

In der Mitte steht ein Tisch, darauf ein Käfig mit einem Papageien.

„Und auf diesem Balken(kein Komma) bin ich über ein Hochseil gelaufen“, berichtet Jola stolz.

Bis bald, Summi! :)
yours

 

Hey yours,

ist ja schön, dass Du hier vorbeigeschaut hast. Und wenn die Geschichte Dich an Deine Kindheit erinnert, finde ich das toll.

Erinnert mich an meine Abenteuer auf dem Dachboden und im Keller, da gings ähnlich zu.

Ich könnt auch so Geschichten erzählen - allerdings gab es bei meinen Großeltern keinen Dachboden, sondern x Schuppen und Ställe. Die Schuppen waren es, die uns faszinierten :). Naja, die Schuppen und die Kaninchenkinder.

Die Zwillinge sind in deiner Geschichte nicht sehr unterscheidbar, die könnten bisschen mehr eigenen Charakter vertragen,

oh, einer ängstlich und einer mutig - ich dachte, ich hätte ...

dann wäre auch in den Dialogen klarer, wer jetzt spricht.

vielleicht reden sie aber auch zu gleich. Vielleicht sollte einer 'nen s-Fehler bekommen, oder so.

@ Lakita - ich bin fertig mit meinem Kaugummiexperiment. Reden selbst geht; viel schwieriger ist, dass der Kaugummi um der Zunge bleibt, der rutscht da ständig wieder runter :D.

Lieben Gruß und Danke
Fliege

 

Hallo Fliege

Nun komme ich wie die alte Fasnacht hinterher. Doch Deine Geschichte hat mich magisch angezogen. Es lag am Titel, der ist perfekt!

Was für eine herrlich, in Magie gehüllte Kindergeschichte. Die Dialoge zwischen den Zwillingen sind grossartig! Kompliment! Da lebte ich richtig mit und ich liess mich auf diese Reise ein. Oh und wie das stank! Und was für eine liebevolle Bezeichnung: Mausevolk – herrlich!

Eine Winzigkeit

Der Vogel legt den Kopf leicht schief und beäugt die beiden neugierig, aber auf Jolas Hand kommt nicht.
aber auf Jolas Hand kommt er nicht.

Danke für diese Reise!
Grüsse Rosalia

 

Hallo Rosalia,

Nun komme ich wie die alte Fasnacht hinterher.

Och, also ich fand das jetzt nicht schlimm. Freut sich doch jeder Autor zu jeder Zeit, wenn wer sagt, dass es gefallen hat. Hört man doch gern.

Eine Winzigkeit

Hab ich ausgebessert.

Dank fürs Lesen und Deine lieben Worte. Hat mich wirklich gefreut.
Beste Grüße Fliege

 

Hallo Fliege,

na ja – beim Lesen war ja bald klar, auf was der Text hinaus läuft (*):

Eine flott erzählte, mit treffenden Dialogen und nicht überbordenden, aber ausreichenden Beschreibungen ausgestattete Geschichte!

Du vertreibst nicht nur den Kindern, sondern auch dem Leser die Langeweile. Schade ist nur, dass es die in deiner Geschichte beschriebenen Verhältnisse in der Realität immer seltener gibt – viele pädagogischen Aspekte, die dein Text aufgreift (kommunizieren, fantasieren, tätig werden) müssen heutzutage künstlich initiiert werden (da gibt es halt keinen Dachboden, sondern den pünktlich um 15 Uhr beginnenden ‚Kreativunterricht‘).

Muss da nicht ein Komma rein?

„Marsch Marsch Mausevolk“

Gern gelesen!

(*) ;) ;)


Tschüss …

Woltochinon

 

Hallo Woltochinon,

freue mich sehr über Deinen Ausflug in die Kinderrubrik.

Eine flott erzählte, mit treffenden Dialogen und nicht überbordenden, aber ausreichenden Beschreibungen ausgestattete Geschichte!

Und hey, ja Danke!

Schade ist nur, dass es die in deiner Geschichte beschriebenen Verhältnisse in der Realität immer seltener gibt – viele pädagogischen Aspekte, die dein Text aufgreift (kommunizieren, fantasieren, tätig werden) müssen heutzutage künstlich initiiert werden (da gibt es halt keinen Dachboden, sondern den pünktlich um 15 Uhr beginnenden ‚Kreativunterricht‘).

Wenn es nicht so traurig wäre, könnte man fast drüber lachen.

Komma ist drin.

Vielen Dank für den schönen Kommentar
Fliege

 
Zuletzt bearbeitet:

«“And how exactly like an egg he is!” she said aloud, standing with her hands ready to catch him, for she was every moment expecting him to fall.
“It’s very provoking”, Humpty Dumpty said after a long silence, looking away from Alice as he spoke, “to be called an egg – very!”
“I said you looked like an egg, Sir,” Alice gently explained. “And some eggs are very pretty, you know,” she added, hoping to turn her remark into a sort of compliment.»

Lewis Carroll: Through the Looking-Glass, Chapter VI in:
The Complete Works of Lewis Carroll, (1939), p. 191​

In der Mitte des Dings stehen zwei Autositze.

Wir Brüder kannten noch den Vetter aus Dingsda,

liebe Fliege,

wenn mein alter Herr mal wieder ein Wort nicht sofort parat hatte. Es war dann „Dings“ oder gar „Dingens“, was für alles mögliche gelten konnte – vom bloßen Namen über Person und Sache bis hin zum Ereignis, sodass wir beispielsweise Orte auf „Dingenskirchen“ tauften. An jene Zeit wurd ich alter Sack erinnert durch den Dachboden, auf dem eben das Ding steht.

Ein paar Satzzeichen wären trotz der langen Arbeit nachzutragen:

Jola steigt wieder aus und studiert das Gewirr der Drähte und Kabel, der Kupfer- und Silberteile[,] die sie verbinden.

Meinst du[,] der Opa hat geschwindelt?

Keiner von beiden traut sich[,] den Kopf zu drehen, um nachzuschauen, wie dicht der Mann …

„Jola? Janis?[“] Diesmal war es die Stimme des Großvaters.

Eher unbewältigte Flüchtigkeit (wie ich eigentlich bei den Gänsefüßchen denke), wenn Ernst – vielleicht mein Altersgenossen - Anredepronomen eine interessante Variante (keineswegs des Reimes wegen) angedeihen lässt:
„Was macht ihr denn für einen Lärm? Man kann Euch ja bis zur Kirche hören.“
Jawoll, ich sagte in meiner Jugend noch zu hohen Herrn, ich wolle mit Ihro Gnaden dero Sohn (eine Wäschetrockner dem, der weiß, wo's Zitat ursprünglich steht!) in'n Sandkasten ...

Psst, …
Hm, ich grübel nach, welche Silbe da kurz ausgesprochen wird … Kenn ich nur als „pst!“ oder „pscht!“

Schwer tu ich mich mit der Lautmalerei - Du hast es sicherlich schon gemerkt und wär's gerade erst - und der m. E. unnötigen Vervielfältigung von Buchstaben (z. B. Uhhhuhh / Puhh /Jaaa), die dann überraschend im umgekehrten „hm“, wie ich es und nebenbei der Duden noch kennt zum

„Mmmhh“
wird.
Wie hört man den auslautenden h-Laut?
Alles (vielleicht sogar vergebliche) Versuche, dem Vorleser – ich gehe davon aus, dass der Zielgruppe noch vorgelesen werden muss – Regieanweisungen zu geben. Ein guter Vorleser bedarf aber dessen nicht, denn er geht auf die Bedürfnisse von Kindern und nicht der Erwachsenen ein.

Tatsächlich ist Kinderliteratur i. d. R. Ausdruck einer asymmetrischen Beziehung. Sie wird von Erwachsenen geschrieben, um von Kindern gelesen zu werden, sofern sie’s können. Ansonsten wird ihnen von einem Älteren als sie selbst vorgelesen. Es entsteht so etwas wie Theater und i. d. R sind Autor und Vorleser nicht identisch. Selten genug tritt der Glücksfall auf, dass der Autor seiner eigenen Intention folgen kann in der Darstellung – denn nix anderes ist die Vorlesung – seines Werkes. Üblicherweise interpretiert der Vorleser nach seinem eigenen Verständnis die Geschichte durch Mimik, Gestik, vor allem aber durch seine Stimme, dass aus den möglichen unterschiedlichen Deutungen eines Textes eine bestimmte Interpretation durch den Vorleser ausgewählt wird.
Da zeigt sich der Vorteil des Selberlesens, wenn die eigene Phantasie gefordert wird und nichts Vorgekautes vorgesetzt wird (darum erzähl ich auch ungern nach, was jeder selbst lesen soll). Man betrachte und vergleiche nur die unterschiedlichen deutschen Übersetzungen zum Kinderreim des Humpty Dumpty, die schon mit einer unkorrekten Übersetzung von "wall" beginnt.

Und das ist das Merkmal guter Kinderliteratur: sie wird vor allem von Erwachsenen gelesen, wie hier Dein kleiner Text.

Sei dem, wie’s will, hier weht in der Papageienszene ein Hauch von Alice – weder im Untergrund (der dann später zum Wunderland wird), noch hinter’n Spiegeln, sondern unterm Himmel eines Zirkuszeltes mit einem Papagei, der sich zum Zirkusdirektor aufschwingt, wenn

der „Guten Abend Publikum“, krächzt,
doch ist der Zirkusdirektor nur ein Rosenkohl, denn auch ein Zirkusdirektor und bunter Vogel ist, was er isst.
Hier weht ein Hauch von Anarchismus!

Aber auch als Stück über Emanzipation der Frau kann die Geschichte gelesen werden, wenn Jola die eigentliche Arbeit und das Risiko übernimmt, Janis aber das Kommando behält und ansonsten bloß Hilfestellung verspricht - durchaus politische Passagen ...

Dann ein Lapsus, der weiter unten doch seine korrekte Form gefunden hat (und deshalb von mir auch als Flüchtigkeit katalogisiert wird):

Das gibt einen riesen Ärger.
Wär mir ohne Kringel der Rechtschreibprüfung nicht sofort aufgefallen: Die Verkleinerung des Riesen findet sich nur als Verb im süddeutschen Raum, wenn „die“ Riese (eine Holzrutsche) benutzt wird als „riesen“, wenn also die so benannte Rutsche zum Transport von Holz genutzt wird – den Berg runter.
Als Adjektiv taucht es in Verbindungen wie schlicht riesig, riesenhaft oder riesengroß/-stark auf. An den letzten Beispielen siehstu, dass das Substantiv mit einem Adjektiv zusammengeführt wird und das „eigentliche“ Adjektiv die Kleinschreibung erzwingt, während bei Zusammenführung mit einem anderen Substantiv die Großschreibung bleibt (Riesenspaß z. B.). Ist also der Ärger riesig, gibt’s entweder riesigen Ärger oder Riesenärger, eben wie im Folgesatz der
Megaärger
(schönes Wort übrigens!) und weiter unten der
Riesenärger
(eben!):
Siehst du die Messer, die in seinem Gürtel stecken?“, flüstert Janis zurück.
„Mist. Jetzt gibt es Ärger.“
„Riesenärger.“

Und nun hop hop, …
hopp, um mitzuteilen, dass das eine feine Geschichte ist, die mich im Zirkusteil an Lewis Carroll erinnert, wobei nicht vergessen werden darf, dass Alice Liddell dazumal wesentlich älter gewesen sein wird als Jola.

Bleibt noch die Pointe zur Einleitung nachzutragen, denn eines Tages fuhren wir mit unserem Leukoplastbomber zum ersten Mal zu einem unbekannten Dings von Onkel, der auch noch haarklein so hieß wie ich noch heiße. Der Dings lebte zwar nicht in Dingenskirchen, aber immerhin in Dingden, das gar nicht so weit weg ist von Dinxperlo auf der anderen Seite der Grenze.

Zur Entschädigung für die verbreitete Langeweilemaschine der Versuch einer eigenen Übertragung des Carroll’schen Kinderreimes (der seinerseits auf älterer Vorlage aufbaut) :

Schaname: Matt!

Googlemogel führt etepetete einen großen Rand,
Bis er herabgoogelt vom hohen Ross und zerspringt.
König und Dame mitsamt ihrer höflichen Rasselband
Nimmer egel pegle Gootete mote zusammenbringt.
Peut-être und der Bauersmann
Sehn’s ohne groß’ Bedauern an.​


Gern gelesen vom

Friedel

 

Hallo Friedrichard,

und vielen Dank für Deinen Besuch auf dem Dachboden.

wenn mein alter Herr mal wieder ein Wort nicht sofort parat hatte. Es war dann „Dings“ oder gar „Dingens“, was für alles mögliche gelten konnte – vom bloßen Namen über Person und Sache bis hin zum Ereignis, sodass wir beispielsweise Orte auf „Dingenskirchen“ tauften.

Och, ich habe auch viel Verwendung für das Wort, dass kann ja dann was werden, ich in 20 Jahren :D

Schwer tu ich mich mit der Lautmalerei - Du hast es sicherlich schon gemerkt ...

Ich merk, ich merk. Aber wo Du im Recht bist ...

Aber auch als Stück über Emanzipation der Frau kann die Geschichte gelesen werden, ...

Was die Geschichte jetzt bei Dir auslöst - ich bin begeistert.

Dann werde ich mal korrigieren, wenn ich es schon so schön angerichtet auf dem Silbertablett serviert bekomme.

Beste Grüße vom Fliegen-Dings :)

 

Hallo,

also Jugend/Kinder ist ja altersbedingt nicht so mein Thema, aber ich habe mir vorgenommen, alle Geschichten für den Top-2011-Wettbewerb zu lesen. Und schon wieder eine von dir, Fliege. Warst sehr fleißig :thumbsup:

Wenn ich mir die heutigen Kinder so ansehe, mit ihren Smartphones und Computern und Playstations und dem ganzen Gelumpe und trotzdem hört man sie ständig jammern – Laaangweilig.

Die sollten sich mal deine Geschichte zu Gemüte führen. Ab dem Zeitpunkt, als die Kinder die Langeweile-Vertreib-Maschine in Gang gesetzt hatten, gewann die Geschichte enorm an Fahrt, wie bei einer Achterbahnfahrt wurde man von Kurve zu Kurve, hinauf und hinunter geschleudert und immer war man gespannt, was als nächstes passiert und wie es weitergeht. Das sind Geschichten, die einen wirklich mitnehmen. Ich glaube, mit deiner Langeweile-Vertreib-Maschine würdest du Millionen verdienen, wenn es die zu kaufen gäbe. Keine X-Box, kein Multi-Media-HD-Flatscreen, kein Computer kann sowas ersetzen. Die kindliche Phantasie, ausgelebt auf einem staubigen, mit Gerümpel vollgestellten Dachboden im Haus der Großeltern – Herrlich.

Man muss die meisten Kinder heute wirklich bedauern, dass sie nicht mehr in der Lage sind, ihre eigene Langeweile-Vertreib-Maschine – sprich ihre eigene Phantasie – anzuschalten und in eine Welt abzutauchen, die ihnen auch die ausgeklügeltsten Spielprogramme nicht vorgaukeln können – allenfalls virtuell. Aber virtuell ist die menschliche Phantasie doch auch und das Erleben ist viel intensiver und emotionaler als all die technisch so ausgereiften 3-D-Multi-Media-Dolby-4-Quatro-Mega-Scheissdreck-Programme. Puuh – das musste mal gesagt werden :D

Super Kindergeschichte – sollte man als Schullektüre empfehlen

Liebe Grüße

Fred B

 

Hallo Fred B,

also Jugend/Kinder ist ja altersbedingt nicht so mein Thema, aber ich habe mir vorgenommen, alle Geschichten für den Top-2011-Wettbewerb zu lesen.

Ich finde das wirklich großartig von Dir. Nicht nur wegen des Lesens, sondern auch des Kommentierens Willen. Also, ich stelle gerade fest, dass es wirklich schön ist, unter den "alten" Lieblingen noch einmal ein Kommentar zu finden. Falls mal wieder der Kommentar-Unmut bei mir durchkommt, weil ich zu neueren Geschichten nix zu sagen weiß oder habe oder sagen will, dann geh ich durch die Empfehlungslisten und erfreue Autoren :).

Wenn ich mir die heutigen Kinder so ansehe, mit ihren Smartphones und Computern und Playstations und dem ganzen Gelumpe und trotzdem hört man sie ständig jammern – Laaangweilig.

Ja, ist schade. Kenne ich auch ein paar. Und dabei braucht man auch heute nicht viel, ihre Neugier und ihre Phantasie zu wecken.

Ich glaube, mit deiner Langeweile-Vertreib-Maschine würdest du Millionen verdienen, wenn es die zu kaufen gäbe. Keine X-Box, kein Multi-Media-HD-Flatscreen, kein Computer kann sowas ersetzen.

:lol:, Ich kauf mir ein Haus in Mecklenburg, dann brauch ich noch ein paar Obstbäume und Sträucher für den Garten und ähh - werde Schriftstellerin :). Oder so in der Art. Gleich morgen baue ich die!

Man muss die meisten Kinder heute wirklich bedauern, dass sie nicht mehr in der Lage sind, ihre eigene Langeweile-Vertreib-Maschine – sprich ihre eigene Phantasie – anzuschalten und in eine Welt abzutauchen, ...

Ja. Hängt aber auch viel an den Eltern und was sie sonst noch so für Spielzeug anbieten. Und was sie mit den Kids machen. Es gibt schon auch noch heute richtig coole Minis.

Super Kindergeschichte

Freut mich sehr. Danke für Dein Feed-Back. So eines nimmt man ja eh gern mit ;).

Beste Grüße Fliege

 

Hi Fliege,

mich treibt auch die 2011er-Umfrage her.

Tjaaaaa, ich weiß nicht, zu dem Text kann ich nicht viel Konstruktives sagen, es ist eindeutig nicht meins, ich bin ein Vierteljahrhundert zu alt. ;)
Ich hatte die Geschichte schon vor einer Weile mal angelesen, und hatte damals an der Stelle abgebrochen, kurz nachdem sie die Maschine "in Gang bekommen hatten". Der Gedankengang damals war so ungefähr - Titel:Langeweilevertreibmaschine - hier vertreiben sie jetzt ihre Langeweile mit einer selbst ausgedachten Phantasiegeschichte - pädagogischer Anspruch - tja, ich weiß Bescheid :D
War mir zu süßlich und zu langweilig, und, da ich von Kindern echt wenig Ahnung habe, fällt es mir auch schwer, den Text durch eine Kinderbrille zu beurteilen.

Ich versuch's trotzdem:
- Der Ton passt (und ist auch durchgängig eingehalten, das wurde ja schon gesagt), Sprache verständlich und "einfach", aber nicht den Fehler gemacht ins Dümmliche abzugleiten - was der Todesstoß ist für "Kindergeschichten", aber du hast das gut hinbekommen.
- Ich glaube, die Geschichte braucht einen Vorleser, der dazu ein bisschen schauspielert und die Dialoge so ein bisschen in Szene setzt, damit bei den Kindern auch ankommt, dass das jetzt ein großes Drama ist, dass der Papagei abgehauen ist, und dass man vor dem Fassmann Angst haben muss. Ich lehne mich da jetzt seeehr weit aus dem Fenster, wenn ich sage: die fünf/sechsjährige Möchtegern hätte die Handlung vermutlich zu langweilig gefunden, wenn sie das selbst gelesen hätte. Der Text transportiert die Spannung nicht richtig. Wenn Jola da in den Bärenkäfig fasst, hätte da nich sowas kommen müssen "der Bär schnauft! wacht er auf? Jola zuckt zurück. doch nicht. er scheint zu schlafen, er schnarcht ... sie streckt wieder ihre Hände zwischen den Gitterstäben ..." usw. Auf dem Hochseil hätte sie mal abrutschen und fast fallen müssen!
(Man muss fairerweise dazu sagen, dass ich mit meinem sechsjährigen Ich nicht gut bekannt bin.)
- Ich lehne mich nochmal aus dem Fenster: show don't tell funktioniert in Kindertexten anders als in Texten für Erwachsene, zumindest in Texten, die die Kinder selbst lesen. Da darf der Erzähler ruhig mal sagen, dass der eine Zwilling mutiger ist als der andere. Nur so in einem Halbsatz. Ich glaube, mit Sechs wär ich überfordert gewesen, hätte die beiden anhand ihrer Dialogzeilen kaum auseinanderhalten können ... tja, hm.
- Mit einem Vorleser müsste der Text meiner Meinung nach SEHR gut funktionieren, so Altersgruppe 2-6, oder? :)

LG,
MG

 

Hey Möchtegern,

Du Arme. Ich bewundere ja Deine Opferbereitschaft im Rahmen der Umfrage. Das macht mir ein ganz schlechtes Gewissen.

... es ist eindeutig nicht meins, ich bin ein Vierteljahrhundert zu alt. ;)

Ja, Du bist eindeutig vieeel zu alt :D.

Der Gedankengang damals war so ungefähr - Titel:Langeweilevertreibmaschine - hier vertreiben sie jetzt ihre Langeweile mit einer selbst ausgedachten Phantasiegeschichte - pädagogischer Anspruch - tja, ich weiß Bescheid :D

Verdammt! Mit sechs wäre Dir das nicht passiert, da bin ich mir fast sicher.

War mir zu süßlich und zu langweilig, ...

gekauft

- Ich glaube, die Geschichte braucht einen Vorleser, der dazu ein bisschen schauspielert und die Dialoge so ein bisschen in Szene setzt, damit bei den Kindern auch ankommt, dass das jetzt ein großes Drama ist, dass der Papagei abgehauen ist, und dass man vor dem Fassmann Angst haben muss.

Ein guter Vorleser ist kann viel machen für das "Leseerlebnis", keine Frage.

Ich lehne mich da jetzt seeehr weit aus dem Fenster, wenn ich sage: die fünf/sechsjährige Möchtegern hätte die Handlung vermutlich zu langweilig gefunden, wenn sie das selbst gelesen hätte. Der Text transportiert die Spannung nicht richtig.

Sofern die 5/6jährige Möchtegern kein Superkind gewesen ist, wäre sie mit dem Selbstlesen des Textes absolut überfordert gewesen. Das ist ein Text, der sich genau an die Zielgruppe 5-7 wendet, aber auf keinen Fall zum selber lesen. Es ist ein Vorlesetext und als solcher auch konzipiert.
Was jedoch die Spannungsmomente anbelangt und die Vorschläge zur Steigerung, die schluck ich. Wenn ich mal in Stimmung bin, reich ich die nach.

- Ich lehne mich nochmal aus dem Fenster: show don't tell funktioniert in Kindertexten anders als in Texten für Erwachsene, zumindest in Texten, die die Kinder selbst lesen. Da darf der Erzähler ruhig mal sagen, dass der eine Zwilling mutiger ist als der andere. Nur so in einem Halbsatz. Ich glaube, mit Sechs wär ich überfordert gewesen, hätte die beiden anhand ihrer Dialogzeilen kaum auseinanderhalten können ... tja, hm.

Also, mmh, der Erzähler darf in Kids-Geschichten auf jeden Fall präsenter sein. Er muss es zu Teilen sogar. Meine Testleser waren 4,6 und 8. Für die Kleinste war er schon arg überfordernd, die anderen beiden hatten Spaß.
Ich weiß nicht so recht. Ich denke nur, dass so wie die Überforderung ein Problem bei Kindergeschichten darstellt, ist oft auch die Unterforderung für mich ein Problem. Kids sind oft fixer, als man es ihnen zutraut. Und leider kranken sehr viele Geschichten für mich daran. Und da der Vorleser ja die Tonlage variieren kann, denk ich, dass geht gut durch für Minis, die beiden dann zu unterscheiden. Und der sollte das eigentlich drauf haben, die beiden zu unterscheiden. Der hat ja die Zeilenwechsel :D.

Ich fands schön, dass Du hier vorbeigeschaut hast. Für die Langeweile entschuldige ich mich, das mit der Spannung ist abgespeichert.

Dank und Grüße Fliege

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo,

die Geschichte ist ok, aber die Kindersprache wirkt mir etwas arg bemüht und alles ist so auf kindlich getrimmt. Das ist so wie diese Politiker, die mit Jugendsprache die jungen Wähler erreichen wollen.
Hat mir leider nicht so gut gefallen, aber vielleicht kann ich mich einfach nicht (mehr) in diese Sprache einfühlen. Ich wüsste gern, wie die Geschichte bei einer Vorleserunde mit kleinen Kindern ankommt, das wäre wohl die Feuertaufe.
Das Haus in Bresenhain ist aber noch immer mein Favorit.

Edit: Hab keine anderen Kommis gelesen.

MfG
Tim

 

Hi Fliege,

ich gleich nochmal. Und nix hier schlechtes Gewissen und von wegen Opferbereitschaft, ich bin schon äußerst freiwillig hier :D

Verdammt! Mit sechs wäre Dir das nicht passiert, da bin ich mir fast sicher.
Ich mir auch ...

Sofern die 5/6jährige Möchtegern kein Superkind gewesen ist, wäre sie mit dem Selbstlesen des Textes absolut überfordert gewesen. Das ist ein Text, der sich genau an die Zielgruppe 5-7 wendet, aber auf keinen Fall zum selber lesen. Es ist ein Vorlesetext und als solcher auch konzipiert.
Selbstverständlich war ich ein Superkind, nur um das klarzustellen :D
Die Sache mit der Altersgruppe gibt mir zu denken:
Ich hatte ja gesagt, zum Selbstlesen wäre es mir zu schwierig gewesen, hatte aber ernsthaft in Erwägung gezogen, dass das hier ein Text für sechsjährige Selbstleser sein sollte. Ich hab jetzt nochmal einen Blick gewagt in meine Bücher fürs Erste Lesealter damals, und der Sprachenunterschied ist schon extrem, für Erstleser ist deine KG auf keinen Fall was. Ich habe eine Ahnung, warum ich mich so vertan haben könnte mit meiner Einschätzung: Der "Gehalt" deiner story bewegt sich auf dem Niveau dieser Erstlesertexte, solche Sachen wie "uns ist langweilig, lass uns mit der Maschine spielen, ui der Papagei, ohje er ist weg, wir kriegen Ärger ..."
Es sind zwei lebensgefährliche Situationen im Text, die werden aber nicht lebensgefährlich präsentiert sondern sind so aufregend wie das Suchen eines Monstertopfes ...
Für Selbstlese-Texte kommt mir das bei 5-7 okay vor, aber für Vorlese-Texte? Ist das nicht schon zu banal?
Ich versuche zu rekonstruieren, was ich in welchem Alter gelesen habe und was ich vorgelesen bekam. 5-7, also erste bis zweite Klasse, da wurde Lindgren vorgelesen, und der Michel aus Lönneberga hat den Alfred mit der Blutvergiftung auf den Schlitten geladen, sich durch einen schlimmen Schneesturm gekämpft und Alfred das Leben gerettet. In Ferien auf Saltkrokan wurde Pelles Kaninchen von einem Fuchs geholt (!!!), die Familie Melcherson war ein bisschen angeknackst, da gab es keine Mutter mehr. Pippi Langstrumpfs familiäre Situation war erst recht konfus. Das hatte Kanten und war trotzdem heile Welt (denn "heile Welt" muss ja sein, man will ja nicht Struwwelpeter schreiben oder sowas). Michel war ein echter Held mit klassischen Heldenmomenten, Pippi sowieso. Es war komplex. Und lustig war es auch (ok, bei der Stelle mit Pelles Kaninchen hab ich geheult, aber davon abgesehen ...).
Was ich sagen will: Als Vorlesegeschichte für 5-7 kommt mir dein Text zu harmlos vor (nicht spannend genug, nicht mitreißend genug).
Deswegen hätte ich getippt 2-6 und dachte aber, das wär hochgegriffen und das ist allerhöchstens noch im Kindergarten vorlesbar. Hoppla.
Hm, und jetzt sagst du, die Sprache hat bei der Vierjährigen schon nicht mehr funktioniert?

Dem Spannungsgehalt der Geschichte trau ich wie gesagt nicht, aber ein guter Vorleser kriegt bestimmt ein paar Lacher zusammen, wenn er die Dialoge schön betont und mit verstellten Stimmen arbeitet.
Die Dialoge sind teilweise eine super Vorlage, wenn man Janis dann so ängstlich-weinerlich macht an den entsprechenden Stellen und überhaupt die Aufregung der beiden Kinder irgendwie mit der Stimme transportiert? Könnte gut klappen ... aber der Vorleser muss da irgendwie größere Lücken füllen.

Meine Testleser waren 4,6 und 8. Für die Kleinste war er schon arg überfordernd, die anderen beiden hatten Spaß.
Fanden die anderen beiden es spannend, oder haben sie "nur" gelacht?
Was haben die denn so gesagt?

Ob und wie sehr dein Text lustig für Kinder ist, kann ich nicht beurteilen, sowas wie das pupsende Schaukelpferd funktioniert bestimmt.

Aber bei einigen Sachen, ich weiß nicht:

Janis stemmt sich gegen den Topf und tut so, als würde er mit voller Kraft drücken. Keinen Zentimeter bewegt sich der Topf dabei. Jola zieht an einem der Griffe: „Puh!“ Mit einer Hand wischt sie sich über die Stirn. Gemeinsam schieben und zerren sie, als wäre der Topf so schwer wie ein großer Schrank. Stück für Stück nähern sie sich der Tür und schließlich poltert der Topf über die Treppenstufen hinein in Omas Küche.
...
„Der ist voller Wackersteine“, erklärt Jola und zeigt auf den leeren Topf.
...
„Los Opa Ernst, sag es. Sonst ...“ Jola wirft einen verschwörerischen Blick zu ihrem Bruder.
„Sonst?“, fragt Opa Ernst.
„Sonst … Krabbelattacke!“ Und schon stürmen die beiden zu Opa Ernst. Ihre vier Hände kitzeln seinen Bauch, seinen Rücken, seine Arme.
„Erbarmen! Erbarmen!“, ruft Opa Ernst und wedelt hilflos mit den Händen in der Luft.
„Was ist es?“
„Das ist eine Langeweile-Vertreib-Maschine“, sagt Opa Ernst in einem sehr bedeutsamen Tonfall.
Finden Kinder das echt lustig? Oder ist es der erwachsene Autor, der aus Versehen für andere Erwachsene schreibt, mit diesem Augenzwinkern am Kind vorbei, und der erwachsene Leser hat diese niedlichen Bilder im Kopf dann und sagt sich "hach ja, sie sind schon goldig"?

Als Opa Ernst den Dachboden betritt, stehen die Zwillinge vor dem alten Bierfass und lachen sich scheckig. Ein ausgestopfter Papagei thront auf dem Fass, jemand hatte ihn vor langer Zeit pink angemalt.
„Jola? Janis? Diesmal war es die Stimme des Großvaters.
Die Zwillinge drehen sich erschrocken um. Mit Opa Ernst haben sie in ihrem Zirkus nicht gerechnet.
„Opa! Wusstest du, dass der Papagei Rosenkohl heißt?“, fragt Jola.
„Und er sitzt auf dem Kopf eines Messerwerfers. Fast hätte der uns getroffen!“, erzählt Janis aufgeregt, greift nach der Hand des Großvaters und zieht ihn zu dem alten Federbett. „Das ist ein Eisbär“, erklärt er.
„Und auf diesem Balken bin ich über ein Hochseil gelaufen“, berichtet Jola stolz.
So wie das formuliert ist ... das ist doch nicht für Kinder geschrieben, das guckt auf die Kinder herab. Das steht da für die Großen. Die sich dann wehmütig an früher erinnern und sagen, ja damals, ich bin mal in einem Raumschiff aus einem Pappkarton bis zum Mars ...

Je länger ich drüber nachdenke, desto mehr stört mich das.
Ich möchte auch in Frage stellen, ob man für Kinder eine Geschichte mit der Botschaft "du hast genug Phantasie um die tollsten Spiele zu spielen, wenn du dich drauf einlässt" schreiben sollte.
Die Meta-Ebene richtet sich an Erwachsene, das ist doch Betrug.
Eine Geschichte, die die Phantasie der Kinder anregen will ... sollte sie anregen, in dem die Identifikationsfigur extrem interessant ist und/oder in brenzlige Situationen gerät, dann fängt die Phantasie doch ganz von alleine an zu arbeiten. Aber diese Geschichte hier zeigt (relativ farblose und uninteressante) Kinder dabei, wie die ihr Phantasiespiel spielen - ob das wirklich so inspirierend ist zu eigenen Phantasiespielen? Ich bezweifle das.

Ich hab auch das Gefühl, das Ende könnte so eine "och, dann war nichts echt?" Reaktion hervorrufen bei den Kindern. So wie hier im Forum, wenn wieder mal eine Geschichte endet mit der "alles nur ein Traum"- Pointe.
Also, es könnte enttäuschen. Alternativ, wenn diese Maschine innerhalb der Geschichte tatsächlich irgendwelche Wunder vollbringt, das zum "Nachspielen" anregen könnte. So eine Wundermaschine könnte man ja nachbauen (mit diesem Pappkarton) und dann so tun wie in der tollen Geschichte, wo Janis und Jola TATSÄCHLICH bis zum Nordpol geflogen sind ...
Lukas war TATSÄCHLICH Lokomotivführer, Bastian war TATSÄCHLICH in Fantasien. Sowas regt doch die Phantasie an, nicht eine Geschichte, die sagt "ja, war alles nur ausgedacht - war aber trotzdem schön". Das es schön ist, sich was auszudenken - darauf kommen die Kinder von alleine bzw. wissen es längst.

Hehe, ich hab über die Geschichte von dir, die mir am wenigsten zusagt, am längsten nachgedacht. :)

LG,
MG

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Tim,

die Geschichte ist ok, aber die Kindersprache wirkt mir etwas arg bemüht und alles ist so auf kindlich getrimmt.

Das werde ich schlucken müssen, wenn es so auf Dich wirkt. Okay - Pille ist unten.

Hat mir leider nicht so gut gefallen, aber vielleicht kann ich mich einfach nicht (mehr) in diese Sprache einfühlen.

Bist ja jetzt auch nicht unbedingt die Zielgruppe :).

Ich wüsste gern, wie die Geschichte bei einer Vorleserunde mit kleinen Kindern ankommt, das wäre wohl die Feuertaufe.

Wüsste ich auch gern. Bis auf meine "Testkinder", habe ich da bisher keine Rückmeldungen bekommen.
Ich sehe nur anhand der Klicks, dass die Geschichte wirklich viel gelesen wird. Es ist die meist gelesene Geschichte von mir. Und ich weiß, dass es in einer Schule als Vorlage für ein Musical benutzt wurde. Über die Anfrage habe ich mich damals sehr gefreut.

Das Haus in Bresenhain ist aber noch immer mein Favorit.

Hehe. Und noch zwei dazu :). Aber ist doch schön, wenn die Auswahl nicht so einfach ist.
Ich denke, Kindergeschichten werden es in der Jahresabstimmung immer schwer haben. Es ist einfach nicht das, was man als Erwachsener lesen will. Vielleicht liest man das eine oder andere Buch gern vor, so als Elternteil oder Erzieher oder Großeltern (etc.), aber wenn es nicht grad die Klassiker sind, die eigene Kindheitserinnerungen wachrufen, wird wohl kaum jemand von uns ein Kinderbuch auf dem Nachttisch liegen haben. Wenn überhaupt je eines.

Vielen Dank für die Rückmeldung, auch wenn die Geschichte Dich nicht überzeugt hat.


Holla Möchtegern,

Selbstverständlich war ich ein Superkind, nur um das klarzustellen :D

Selbstverständlich!

Der "Gehalt" deiner story bewegt sich auf dem Niveau dieser Erstlesertexte, solche Sachen wie "uns ist langweilig, lass uns mit der Maschine spielen, ui der Papagei, ohje er ist weg, wir kriegen Ärger ..."

Vom Gehalt her, richtet er sich ja auch genau an die Altersgruppe.

Für Selbstlese-Texte kommt mir das bei 5-7 okay vor, aber für Vorlese-Texte? Ist das nicht schon zu banal?

Vielleicht ist es das. Vielleicht hast Du ja recht. Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass in den Büchern, die ich damals vorgelesen bekommen habe, es nicht immer in Lebensgefahr ausartete. Und mit sechs hat "Lebensgefahr" eine ganz andere Bedeutung, als mit ein paar Jahren drauf. Sonst würden Kinder die Märchen nicht ertragen können, wenn Schneewittchen ständig sterben muss. Tod ist etwas sehr vages und Abstraktes. Aber natürlich erahnen sie die Gefahr, die sich in diesem Begriff verbirgt.
Wie auch immer. Ich erinnere mich auch an Bücher die ich liebte, wenn es um kindliche Alltagsdinge ging. Also nicht nur die super Heldengeschichten, sondern auch Panni Pünktchen oder die Tanja-Reihe. Weiß nicht, ob Du die kennst, wir haben ja sehr unterschiedliche Bücher gelesen. Lindgren-Geschichten kannte ich nur aus dem Westfernsehen :(.

Ich versuche zu rekonstruieren, was ich in welchem Alter gelesen habe und was ich vorgelesen bekam. 5-7, also erste bis zweite Klasse, da wurde Lindgren vorgelesen, ...

Frau Lindgren hat 'nen Nobelpreis. Es ist unfair mich damit zu vergleichen :aua:. Schon klar, worauf Du hinaus willst, aber es gibt eben Heldengeschichten und auch ganz banale Alltagsgeschichten. Und beide haben Platz in den Kinderzimmern und werden gelesen.

Was ich sagen will: Als Vorlesegeschichte für 5-7 kommt mir dein Text zu harmlos vor (nicht spannend genug, nicht mitreißend genug).

Ich glaub Dir das gern. Ich weiß nur nicht, ob ich da absolut mitgehen will. Die Frage könnten ohnehin nur Kinder beantworten. Da bringt uns das Spekulieren drüber jetzt auch nicht weiter.

Fanden die anderen beiden es spannend, oder haben sie "nur" gelacht?
Was haben die denn so gesagt?

Ich habe nur die Rückmeldung der Mutter. Und die hat nach dem Vorlesen sicher keine Literaturtheoretische Debatte mit denen geführt.
Sie sagte, die waren voll dabei. Und sie hat mir die Stellen angemalt, wo die Kids nachgefragt hatten, damit ich mich da nochmal klarer ausdrücken kann. Und die haben gelacht. Und das ist doch ne Menge. Wenn Kids zuhören, dabei sind und lachen, ist doch was Gutes.

Finden Kinder das echt lustig? Oder ist es der erwachsene Autor, der aus Versehen für andere Erwachsene schreibt, mit diesem Augenzwinkern am Kind vorbei, und der erwachsene Leser hat diese niedlichen Bilder im Kopf dann und sagt sich "hach ja, sie sind schon goldig"?

Wenn Kinder über Erwachsene "siegen", hat das immer einen Reiz. Das der erwachsene Leser das mit einem Augenzwinkern kommentiert, ist klar, ändert aber nix an der Freude der Kinder.
Und mal davon ab, Kinderbücher müssen zwei Lesegruppen Freude machen. Dem Vorleser und den Kindern. Das ist kein Verrat. Lese mal ein paar Klassiker und schau mal, was Dir als Erwachsener jetzt so alles auffällt, was Du als Kind überhaupt nicht für wahr genommen hast. Pumuckel und Meister Eder - die sind da ganz vorne weg bei.

So wie das formuliert ist ... das ist doch nicht für Kinder geschrieben, das guckt auf die Kinder herab.

Wenn Du das so empfindest, werde ich das nicht ändern können. Aber ich möchte an dieser Stelle (für meine Absichten) ein ganz entschiedenes Veto einlegen.

Ich möchte auch in Frage stellen, ob man für Kinder eine Geschichte mit der Botschaft "du hast genug Phantasie um die tollsten Spiele zu spielen, wenn du dich drauf einlässt" schreiben sollte.

Ist das die Botschaft, die der Text den Kindern vermitteln möchte? Ich glaub ja nicht.

Eine Geschichte, die die Phantasie der Kinder anregen will ... sollte sie anregen, in dem die Identifikationsfigur extrem interessant ist und/oder in brenzlige Situationen gerät, ...

Auch das glaube ich nicht. Identifikationsfigur heißt ja, sich darin wiedererkennen. Und sie erkennen sich darin ja mit ihren Spielen. Kids fliegen mit einem Pappkarton zum Mond und die beiden mit dem Gerümpel zum Zirkus. Das ist eins zu eins Kinderalltag. Es ist keine Abenteuergeschichte, das habe ich auch nie behauptet.

Ich hab auch das Gefühl, das Ende könnte so eine "och, dann war nichts echt?" Reaktion hervorrufen bei den Kindern. So wie hier im Forum, wenn wieder mal eine Geschichte endet mit der "alles nur ein Traum"- Pointe.
Also, es könnte enttäuschen.

Bericht der Mutter - die Kleineren hatten mit dem Ende eher ein Problem. Die mussten da erst mal von weg kommen, dass die beiden da jetzt nur gespielt haben. Das war wirklich eine Herausforderung für die, das überhaupt zu erschließen. Das war richtig Textarbeit. Aber enttäuscht waren die eher nicht. Eher so eine - das ist ja wie bei uns - Erkenntnis. Aber auch dahingehend sind Kinder sicher verschieden und ich mag enttäuschte Kinder nicht ausschließen.

Hehe, ich hab über die Geschichte von dir, die mir am wenigsten zusagt, am längsten nachgedacht. :)

:p

Danke dafür!

Beste Grüße an Euch
Fliege

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom