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Die Lady und der Bussard

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11.05.2014
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Die Lady und der Bussard

Als Heiko das Hinterzimmer von Lucky Lukes Bordell betrat, wäre er beinahe über eine Leiche gestolpert. „Heilige Scheiße!“ Eine schwarzhaarige Frau lag vor ihm. Sie trug ein enges Top, Minirock, High Heels. Ein Loch klaffte unter dem rechten Auge, entblößte Fleisch und Knochen. Blut glänzte im Schein dunkelblauer Neonlichter. Heiko erstarrte.
Ein Mann saß in dem Raum, im Schatten, schwang auf einem Bürostuhl hin und her und richtete eine Knarre auf die Tür. Heiko zuckte zurück, erwartete einen Knall.
Der Mann ließ den Arm sinken. „Ach, du bist's“, sagte er. „Du musst mir mit der Hure helfen.“ Er deutete mit dem Kinn zur Toten.
„Luke, bist du wahnsinnig?“, fragte Heiko. „Was ist das hier? Was …?“
„Sorry“, sagte Luke.
„Was … also … scheiße.“ Heiko starrte auf Lukes Pistole.
Lucky Luke legte die Knarre auf den Tisch. „War ein Versehen.“ Er zündete sich eine Zigarette an.
„Ha… Hast du mich deswegen angerufen?“ Er konnte die Tote nicht länger ignorieren. Ihr Gesicht war bleich, die Augen glasig und anklagend. Heiko schmeckte Galle und presste einen Handrücken vor den Mund, um nicht zu erbrechen. Die Luft roch nach Parfüm und kaltem Rauch. „Ich muss gleich kotzen.“
Luke zog an seiner Kippe und blies lässig Qualm aus Mund und Nase. „Komm runter, ich wollt's ja nich, aber die hat mich so angesehen, so wild und wütend, ja, als wollt se mich anfallen. Sowas haste noch nicht gesehen. Musste mich doch verteidigen. Dabei wollt ich nur, dasse die Hüften kreisen lässt. Man muss seine Mädels testen, weißte. Die Kunden, die sind sonst angepisst. Lucky Luke, sagen se dann, du hast mich verarscht, deine Nutten sind scheiße, die haben keinen Bock auf meinen Schwanz. Sowas wüsst ich gern vorher, weißte. Und diese da“, er schnippte Asche Richtung Leiche, „die Irre ist durchgedreht, als ich gesagt hab, sie soll ma ihre Titten zeigen.“ Er schüttelte mit dem Kopf. „Sowas haste noch nich gesehen.“
„Deswegen hast du sie abgeknallt?“
Luke zuckte mit den Schultern. „War Notwehr.“ Er räusperte sich, drehte sich weg.
Haarsträhnen hingen der Frau ins Gesicht. Heiko stieß mit seiner Fußspitze gegen ihren Arm und hoffte, sie würde zucken, blinzeln, irgendwas. Stattdessen kippte ihr Kopf zur Seite. Sie glotzte ihn an. Heiko glaubte, der süßliche Geruch von Verwesung läge in der Luft. „Ich muss hier raus.“ Er stürmte aus dem Zimmer, den Blick auf seine Schuhe gerichtet.

Die Bar des Bordells war verlassen. Keine Kunden, keine Nutten. Es war still. Verschiedene Flaschen füllten die Regale. Harter Alk und Sekt, ordentlich aufgereiht. Die Bardame stand hinter dem Tresen und polierte Gläser. Als sie Heiko erblickte, sagte sie: „Wir haben noch nicht geöffnet.“
Heiko setzte sich auf einen Hocker und hielt sich am Tresen fest, als würde er umfallen, wenn er es nicht täte. „Whiskey on the rocks“, sagte er.
Die Frau lehnte sich vor, lächelte und hauchte: „Haben noch nicht geöffnet.“
„Ist schon gut, Laura“, sagte Luke. Er schlenderte durch den Raum, die Hände in den Taschen seiner Jeans vergraben, ein Lächeln auf den Lippen. „Der Drink geht auf mich.“
Laura stöhnte, griff ein Glas aus dem Schrank, holte Eis aus dem Gefrierfach. Luke schmiss eine lederne Handtasche auf den Tresen, während er sich setzte.
„Wem gehört die?“ Laura kniff die Augen zusammen, beäugte ihren Boss mit halbgeöffnetem Mund. „Ist noch jemand hier?“
„Sei nich immer so neugierig.“
Laura legte den Kopf schief. „Achso?“
„Haste nichts zu tun?“
„Ich poliere Gläser und wische die Theke.“
„Du könntest die Klos schrubben.“
Laura knallte ein Glas vor Heiko auf die Theke und goss Whiskey ein. „Dafür bin ich nicht zuständig, das hab ich dir schon mal gesagt.“
„Kriegst mehr Geld.“
„Wie viel?“
„Einen Euro die Stunde.“ Luke packte die Whiskeyflasche am Hals. „Mehr is nich drin“, sagte er. Laura reichte ihm ein Glas, das sie gerade poliert hatte. Luke kippte so lange Whiskey hinein, bis es randvoll war. Dann nickte sie langsam und sagte: „Okay, ich mach’s. Aber das nächste Mal sagste gleich, dass ihr euch allein unterhalten wollt. Halt mich nicht für blöd.“ Dann zwinkerte sie Heiko zu und ging.
Luke sah Laura auf den Hintern, bis sie die Tür zu den Pissoirs aufriss und verschwand. Er lächelte, als wäre er in angenehmen Erinnerungen versunken.

Heiko räusperte sich, fragte: „Was willst du mit der Handtasche?“ Er stürzte den Whiskey hinunter, der in der Speiseröhre brannte. Es fühlte sich gut an, normal. Doch das Bild der glotzenden Toten verschwand nicht.
„Ich will wissen, ob die irgendwas … Problematisches dabeihat“, sagte Luke und öffnete die Tasche.
Heiko beugte sich zu ihm rüber. „Drogen?“
„Ja, sowas.“
Das Leder roch neu. Im Inneren ging ein kleines Lämpchen an. Lippenstift, Taschentücher, eine Bürste, ein Portemonnaie. Heiko nahm es heraus. „Lass mich das machen“, sagte er, während er die Geldbörse aufklappte, nur um etwas zu tun.
„Das Weib kam vorgestern zu mir.“ Luke musterte das Etikett der Whiskeyflasche, knetete die Finger. „Hab die vorher noch nie gesehen.“
Die Schrift des Personalausweises war im Halbdunkel schwer zu entziffern. Heiko verengte die Augen und hielt sich den Personalausweis dicht vors Gesicht. „Gabriella Carrato.“
„Italienerin, hm?“
„Sie war einundzwanzig.“ Heiko steckte den Ausweis zurück in das Portemonnaie, nippte erneut am Whiskey und verzog das Gesicht, als das Brennen wiederkehrte. Er hustete und fragte: „Warum hast du mich nun angerufen? Was willst du von mir? Nur den Abend versauen?“
Luke verschränkte die Arme vor der Brust. „Die Leiche muss weg, bevor wir aufmachen.“
„Wann ist das?“
„Halbe Stunde. Kann nich riskieren, dass jemand mitbekommt, dass hier ne Leiche rumliegt. Weißt ja, wie voll das hier werden kann.“
„Und du erwartest, dass ich dir bei der Scheiße helfe?“
„Ich wüsste nich, wer sonst.“
Heiko stützte die Ellenbogen auf den Tresen und rieb sich mit beiden Händen die Stirn. „Wo soll sie denn hin?“
„Ich kenne da jemanden.“
„Wen?“
„Buckel-Ben.“
„Was?“
„Ja, er hat 'ne krumme Wirbelsäule. Arbeitet in der verlassenen Gießerei vor der Stadt, weißte. Lässt da günstig Leichen verschwinden. Frag mich nicht, wie er das anstellt.“
Heiko drehte das Whiskeyglas und betrachtete die Eiswürfel, die hin und her trieben, gegen das Glas stießen und klirrten. „Hör mal“, sagte er, „damit will ich nichts zu tun haben. Halt mich aus deinen Geschäften raus.“
„Wie lange kennen wir uns nun schon, hm?“
Heiko hob den Zeigefinger. „Komm mir jetzt nicht damit. Sandkastenfreunde hin oder her, ich werde keine Leiche für dich durch die Stadt kutschieren.“ Er stand auf, der Hocker scharrte über den Boden. „Danke für den Drink und für den Schreck, ich geh dann jetzt.“ Er marschierte Richtung Tür, erwartete, dass Luke ihm nachrief. Heiko hatte drei Schritte getan, da fragte Luke: „Wie geht es Alexa und dem Ungeborenen? Sie is im dritten Monat, oder?“
Heiko hielt inne, drehte sich um. „Was soll das jetzt?“
Luke grinste. „Wie viel verdienst du als … Büromensch?“
„Genug.“
„Ja, für Alexa und dich vielleicht, aber wenn ihr dann zu Dritt seid … Hab gehört, Kinder sind teuer.“
Heiko schnaubte. „Du willst mich kaufen.“
„Ich mach dir nur ein freundschaftliches Angebot.“ Luke erhob sich, ging auf Heiko zu, legte die Hände auf seine Schultern. „Zwanzigtausend.“
Heiko riss die Augen auf. „Für eine Fahrt?“
Luke nickte. „Wir sind quasi Brüder. Dir kann man vertrauen, und Vertrauen ist wertvoll, weißte. Bei uns ist da 'ne Stelle frei. Als Cleaner.“
„Das ist ein Witz.“
„Nein, nein.“ Luke packte Heiko am Nacken, ging mit ihm zurück zum Hinterzimmer. „Überleg doch mal, pro Fahrt zwanzig Ocken. Da kommt für den Junior richtig was zusammen. Davon kann ein Bürohengst nur träumen, weißte.“
Manchmal wünschte sich Heiko, er wär woanders; auf einer Insel in der Karibik vielleicht, wo immer die Sonne schien und Papageien in Palmenkronen krächzten. Keine Überstunden, keine ewige Plackerei, um Rechnungen bezahlen zu müssen. Irgendwann würde er seine Alexa nehmen und das Kind und auswandern. Ein neues Leben auf Aruba. Ja, das klang schön. Nach Urlaub, der nie endet. Aber den Traum wollte er anders verwirklichen, nicht so, nicht mit Verbrechen. Heiko sagte: „Dieses eine Mal helfe ich dir. Du hast mich damals oft aus der Scheiße gezogen, als ich ...“
„Scheiß Drogen, hm? Hätte dir nichts geben sollen. War meine Schuld.“
„Egal, du hast mir geholfen, als es mir dreckig ging. Bin dir was schuldig. Aber dann sind wir quitt.“
„Sicher.“ Luke zwinkerte.
Heiko schloss die Augen, atmete durch. In seinem Schädel hämmerte es, seine Schläfen schmerzten. Er rieb sich die Lippen. „Dann fahren wir jetzt besser.“
„Wir?“ Luke zog die Augenbrauen zusammen, als verstünde er nicht. „Du musst alleine los.“
„Warum denn das?“
„Is wie Probearbeit. Musst allein klarkommen, später kann ich ja auch nich ständig neben dir sitzen.“
„Ich habe den Job doch gar nicht angenommen.“
Luke grinste nur und gab Heiko einen Klaps auf die Schulter. „Na, du packst das schon. Dauert nicht lang. Wir verfrachten die Kleine in deinen Kofferraum, ich rufe Buckel-Ben an und sage, ein Freier wär durchgedreht, dann fährst du rüber, und weg isse. Das klappt schon, wirst sehen.“

Die Autobahn war leer. Heikos grüner Golf rollte sanft durch die Nacht, leere Coladosen auf der Rückbank, eine Leiche im Kofferraum. Die Tachonadel verharrte knapp unter dem Tempolimit. Bloß nicht blitzen lassen, keinen Verdacht erregen. Im Radio spielte ein Popsong. Heiko sah in die Seitenspiegel. Er hielt Ausschau nach einem blauen Blinken, wartete auf das Ertönen von Sirenen. Als er nichts erspähte, alles still war - vom Motorengeräusch und einer trällernden Katy Perry abgesehen -, da trommelte er auf dem Lenkrad herum und pfiff zum Takt, als wollte er einem unsichtbaren Beifahrer weismachen, dass alles in bester Ordnung sei, dass er nur durch die Nacht fuhr, weil es ihm Spaß machte.
Als sein Smartphone klingelte, zuckte er zusammen. Er schielte aufs Display, sah den Namen, legte den Kopf in den Nacken, stöhnte. „Verflucht.“ Er drehte die Lautstärke des Radios höher. Dann wischte er über das Display und klemmte das Smartphone zwischen Ohr und Schulter. „Hey Schatz, was gibt’s?“, fragte er. Er musste brüllen, um die Musik zu übertönen.
„Wo bist du?“, fragte Alexa.
„Ein Kollege aus dem Büro schmeißt eine Überraschungsparty. Er wurde befördert. Sehr laut hier.“
„Wann kommst du nach Hause?“ Alexa klang erschöpft. Das war sie seit Schwangerschaftsbeginn häufig.
„Ist alles in Ordnung?“, fragte Heiko.
„Nein, ich musste kotzen, und jetzt kann ich nicht schlafen.“
„Oh … äh, okay. Ich versuche, mich bald vom Acker zu machen. Ein paar Minuten bleib ich noch. Aus Höflichkeit.“
„Und dann kommst du?“
Heiko näherte sich der Abfahrt, die zur Gießerei führte. „Ich …“ Er blinkte, obwohl niemand zu sehen war, und fuhr von der Autobahn. „Nein, Gregor“, sagte er zur Windschutzscheibe, „für mich keinen Ouzo, ich muss noch fahren.“
Alexa sagte nichts, nur Rauschen.
Heiko überlegte kurz, sagte dann: „Ich habe einem Freund versprochen, ihn nach Hause zu fahren … ihn und seine Freundin. Sind sehr nett, du würdest sie mögen. Sie wohnen in der Vorstadt. Ich fahr sie hin, dann komm ich zu dir. Versprochen.“
„Gut. Soll ich dir Pizza bestellen?“
Heiko hatte nicht wirklich Appetit, das brachte das Fortschaffen einer Leiche wohl mit sich, dennoch sagte er: „Oh ja, sehr gerne. Die große mit Oliven.“
„Weiß ich doch. Bis gleich.“
„Ja, bis gleich.“
„Ich liebe dich.“
„Ich dich auch.“ Kussgeräusche, dann Stille. Heiko warf das Smartphone auf den Beifahrersitz und fühlte sich schlecht. Er wusste nicht, ob er Alexa jemals angelogen hatte.

Die alte Gießerei lag nahe eines Waldes. Bäume verdeckten die Sterne, die Äste waren dünn und blattlos. Heiko fuhr auf das Gelände und machte das Scheinwerferlicht aus. Das hatte er in einem Film gesehen, das machten Verbrecher so. Eins mit der Nacht werden. Der Golf rollte über Kieselsteine, die unter den Rädern knirschten. Das rechteckige Gießereigebäude war nur spärlich beleuchtet. Die Fenster waren schwarz und glanzlos. Nahe des Eingangs stand ein älterer Herr. Als Heiko ihn erblickte, winkte der Mann bereits. So viel zur Tarnung.
Heiko hielt an und stieg aus dem Wagen und reichte dem Greis die Hand. „Heiko. Bin nicht erfreut, Sie zu sehen.“
Der Alte nickte. Er trug ein kariertes Nachthemd und beige Sandalen. Er hatte eine Hakennase und Blumenkohlohren und machte einen geschundenen Eindruck. Er erinnerte Heiko an Bilder befreiter Juden, die ausgemergelt und mit stechendem Blick aus Konzentrationslagern marschierten. Ben hatte tatsächlich einen Buckel. Seine Haltung war krumm, er humpelte. „Kannst mich duzen“, sagte er krächzend. Er roch nach Pisse und Pfefferminzsalbe.
„Okay.“
Ben breitete die Arme aus. „Hab's mir auf der Couch gemütlich gemacht, als Lukasz anrief. Zu schade.“
„Tut mir leid, dass wir dich stören mussten.“
„Hm. Wo isse?“
„Im Kofferraum.“
„Aufmachen.“ Als hätte er den Befehl an sich selbst gerichtet, schlurfte Buckel-Ben zum Golf und riss die Klappe auf. Er beäugte die Leiche und nickte, obgleich es nicht viel zu beäugen gab. Heiko wollte nicht riskieren, dass Gabriella sein Auto vollblutete. Alexa würde gewiss den kleinsten Tropfen bemerken. Also hatte er gemeinsam mit Luke Gabriella gleich in drei Lagen Bettwäsche eingewickelt. Als Heiko die kalten Arme der Leiche erfasste, da war ein Kribbeln durch seinen Körper gefahren. Er hatte sich geschüttelt, sich vor der fahlen Haut geekelt. Und vor sich selbst.
Ben fragte: „Ist sie hübsch?“ Er beugte sich in den Kofferraum und begutachtete den rötlichen Stoff. Dort, wo Gabriellas Kopf war. „Lukasz sagte, sie sei Italienerin. Die sind doch hübsch?“
Heiko zog die Augenbrauen zusammen. „Ja … doch, durchaus.“
„Also?“
„Sie ist tot, von ihrem Gesicht ist nicht mehr viel übrig.“
„Zu schade.“ Der Alte atmete schwerfällig, wirkte betrübt. „Was ist mit ihrem Körper? Hat sie eine gute Figur?“
„Darauf habe ich eher weniger geachtet.“
„Na, ich werd's ja sehen.“ Ben grinste und entblößte drei gelbe Zähne. Mehr hatte er nicht. Heiko gefiel dieses Grinsen nicht.

Gemeinsam hievten sie Gabriella aus dem Kofferraum. Ben legte sie sich über die Schulter. Dann hing sie da wie ein eingerollter Teppich. Ben tätschelte ihren Hintern. „Sie ist noch warm und weich“, sagte er und grinste wieder.
„Was passiert jetzt mit ihr?“, fragte Heiko.
„Sie verschwindet, mehr musst du nicht wissen. Is besser für beide.“ Er schickte sich an, in die Gießerei zu gehen, im dunklen Eingang zu verschwinden. Auf der Treppe, die in das Gebäude führte, blieb er stehen und drehte sich um. „Wie heißt die Kleine überhaupt?“
„Ist das wichtig?“
Ben streichelte ihren Arsch. „Für mich schon. Das macht die Sache persönlicher.“
Heiko zuckte mit den Schultern. „Gabriella Carrato.“
„Carrato?“ Bens Hand entfernte sich vom Hintern der Toten. Er versteifte sich, stand grader, aufrechter. Er blickte nervös gen Himmel, hielt Ausschau nach etwas.
Heiko tat es ihm gleich; aber da war nichts. Kein astronomisches Ereignis, kein Flugzeug, kein Vogel. Nur Sterne und der Mond. Ben fuhr sich mit der Zunge über die Lippen, sagte: „Das ist nicht gut, ganz und gar nicht.“ Er nickte kaum merklich, wirkte dabei wie ein Wahnsinniger. „Du solltest jetzt gehen, Junge. Schnell, verpiss dich. Der Bussard …“ Seine Stimme zitterte. „Ja, der Bussard sieht alles.“ Ben drehte sich um - schneller, als Heiko ihm zugetraut hätte -, schleppte die Leiche in das Gebäude und verschwand in der Finsternis.
Heiko blieb neben seinem Golf stehen, sah sich um. Die Laternen erhellten den Eingang der Gießerei nur spärlich, ansonsten herrschte Schwärze. Am Waldesrand raschelte etwas. Heiko kniff die Augen zusammen. Er glaubte, die Schwingen eines großen Vogels zu hören. Der Bussard, der alles sah und wusste, dass Heiko ein Verbrecher war, der Komplize eines Mörders. Der Bussard würde auf ihn niederstürzen, ihm die Augen aushacken. Heikos Herz raste, Blut rauschte in seinen Ohren. Er riss die Tür seines Golfes auf, setzte sich hektisch ans Lenkrad, startete den Wagen, legte den ersten Gang ein. Das Auto rollte langsam vom Hof. Heiko schaltete das Scheinwerferlicht erst wieder an, als die Gießerei im Rückspiegel mit der Nacht verschmolz.

Am nächsten Tag stand Heiko in der Tür seines Badezimmers, lehnte sich gegen den Rahmen. Alexa stand vor ihm, sah in den Spiegel, richtete sich die Haare. „Zu Bett“, sagte sie mit weinerlicher Stimme. Dann wurde ihr Gesicht ernst, ihre Stimme tiefer, dramatischer. Sie wiederholte: „Zu Bett.“ Sie schüttelte mit dem Kopf. „Nein, irgendwie fühl ich's noch nicht.“ Sie drehte sich um, lächelte. „Was meinst du?“
Heiko betrachtete Alexas Bauch, der noch flach war, sah ihre schwarzen Haare, dachte an die Italienerin. „Hm?“
Alexa sagte: „Lady Macbeths letzte Worte, ich will ihnen etwas Eigenes verleihen, meine persönliche Note.“
„Und?“
„Ich weiß nicht, wie. Traurig oder nachdenklich, mit kräftiger Stimme oder einem Flüstern. Was meinst du?“
„Keine Ahnung, ich mag Shakespeare nicht.“
„Banause.“ Sie nahm ihr Parfüm, das in der goldenen Flasche, und schüttelte es. Das tat sie jedes Mal. Als würde es dadurch besser riechen.
Während sie das Parfüm auftrug, sagte Heiko: „Na, bis zur Erstaufführung wirst du deine persönliche Note schon finden.“
„Ich wünschte, ich hätte deine Zuversicht.“ Das Stück war Alexa wichtig, das wichtigste ihres Lebens. Sie spielte seit ihrer Schulzeit im Theater, hier und da, meist kleine Rollen. Als ihr die Rolle als Lady Macbeth vom Off-Theater angeboten wurde, hatte sie nicht gezögert. Und je näher der Tag der Erstaufführung rückte, desto nervöser wurde sie.
Alexa trug etwas Lippenstift auf und sagte: „Die Probe wird nicht lang dauern, bin zum Abendessen wieder da. Soll ich was vom Chinesen mitbringen?“
„Wenn du willst.“
Sie zog die Augenbrauen zusammen, betrachtete Heiko im Spiegel. „Sag, stimmt was nicht? Bedrückt dich was?“
„Nein, also, schon.“ Er richtete den Blick auf seine Füße. „Ich … ich soll befördert werden.“
Alexa ließ den Lippenstift sinken. „Das sind doch tolle Neuigkeiten, warum also das lange Gesicht?“
„Der Job wär nicht ganz einfach, ich müsste viel fahren, zu anderen Zweigstellen, auch nachts, damit ich morgens da aufkreuzen kann.“
„Was ist das denn für ein Job?“
„So ein Compliance-Ding. Ich müsste sicherstellen, dass in den Betrieben alles sauber abläuft, sich alle an die internen Regeln halten.“
„Hört sich nach einer Menge Verantwortung an.“
„Ja. Aber Verantwortung wird gut bezahlt.“
Alexa sagte: „Und du meinst, das Geld ist so viel Stress wert?“
„Stress? Nein, das ist nicht das Problem.“ Heiko ging auf sie zu, sah sie an. Ihre Haut wirkte im grellen Licht des Badezimmers unnatürlich blass. Heiko dachte an die Italienerin, berührte Alexas Wange. Sie war warm und weich, nicht wie Gummi, nicht tot. Er sagte: „Wenn ich diesen Job annehme, ich weiß nicht, ob ich dann für dich da sein kann, wenn das Kind kommt. Ich kann nicht ständig unterwegs sein.“
„Darum geht es dir?“
„Ja. Ein vernünftiger Mann tut sowas nicht.“
„Das verstehe ich, Schatz. Aber wir verdienen nicht viel, du kannst nicht abstreiten, dass wir Geld brauchen.“
„Schon, aber …“
Sie küsste ihn, er sprach nicht weiter. Sie nahm seine Hände, sagte: „Für unser Kind wäre gesorgt. Das ist zumindest eine Überlegung wert, meinst du nicht? Und du musst das ja nicht jahrelang machen.“ Ihr Atem war ganz nah an seinem Mund, ein warmer Hauch auf seinen Lippen, der nach Erdbeere roch. Auch, wenn es nur der Lippenstift war. Er küsste Alexa erneut, länger diesmal, ihre Zungen berührten sich.
Als der Kuss endete, sagte Alexa: „Ich muss jetzt los, sonst komm ich zu spät.“ Sie ging an ihm vorbei in den Flur, zog sich Schuhe und Jacke an. „Ach ja, heute Morgen ist ein Umschlag für dich gekommen. Er liegt im Wohnzimmer.“
„Von wem? Ich habe nichts bestellt.“
„Keine Ahnung. Steht jedenfalls kein Absender drauf.“ Sie nahm ihre Schlüssel, öffnete die Haustür. „Überleg dir das mit deinem Job. Ich bin sicher, zusammen kriegen wir das alles hin. Andere schaffen's ja auch.“

Nachdem Alexa gegangen war, schlenderte Heiko ins Wohnzimmer. Auf dem Tisch lag ein brauner Umschlag. Heiko setzte sich auf das Sofa, nahm das Kuvert in die Hand. Es war prall und schwerer, als er erwartet hatte. Es war Geld darin, haufenweise Zwanziger. Und eine Notiz. Als kleines Dankeschön für deine Freundschaft, LL. Heiko blätterte durch das Geld, legte dann den Umschlag zurück auf den Tisch. Er wirkte wie ein Fremdkörper, wie etwas, das nicht hierhergehörte, nicht zwischen lila Zierkissen, Vorhängen mit Blümchenmustern und dem Geruch seiner Frau, der am Sofa haftete. „Blutgeld“, sagte Heiko. „An meinen Händen klebt Blut, und es lässt sich nicht fortwaschen, nicht mit zwanzigtausend Litern.“ Er lauschte, als erwarte er ein Urteil, als würde der Fernseher jeden Augenblick anspringen, und ein Richter aus einer dieser Gerichts-Shows würde ihn beäugen und sagen, er hätte sich mit Skorpionen eingelassen, gehöre bestraft. Und dann würden sich Buchstaben auf dem Bildschirm formen. Was getan ist, ist getan. Heikos Spiegelbild im Fernseher veränderte sich. Er trug eine Krone, im Hintergrund waren Palmen und das Meer. Alexa stand neben ihm, hielt einen Jungen bei der Hand. Sie sahen glücklich aus.
Das Telefon klingelte. Festnetz. Heiko stand auf, nahm ab. „Hallo.“
„Heiko Fährmann?“ Die Stimme war die eines alten Mannes und wirkte vage vertraut.
„Ja. Mit wem spreche ich?“
„Ich bin's, Ben. Du musst in die alte Gießerei kommen.“
„Was? Warum?“
„Es gibt da ein Problem mit der toten Italienerin.“ Buckel-Ben klang angespannt.
„Woher hast du meine Nummer?“
Ben schwieg kurz, sagte dann: „Stehst im Telefonbuch.“
„Und was für ein Problem gibt es?“
„Schwer zu erklären. Am besten, du kommst her. Jetzt sofort. Es ist verdammt dringend.“

Das Innere der Gießerei war dunkel. Keine Sonnenstrahlen trafen auf die Betonböden der verlassenen Räume, die von einer Staubschicht bedeckt waren. Es regnete. Heiko ging durch eine große Halle, die einst voller Arbeiter gewesen sein musste. Nun war sie leer. Sogar die Maschinen waren fort. Der Geruch nach Rost und Öl war geblieben. Heiko hörte seine Schritte von den Wänden widerhallen, während er nach Ben suchte. Er fand ihn nicht im ersten Raum, auch nicht im zweiten. Heiko war allein mit dem Trommeln des Regens. Als er auf eine Stahltreppe stieß, die in das zweite Stockwerk führte, hörte er hinter sich ein metallisches Klicken. Und die Stimme eines Mannes. Er hatte einen italienischen Akzent. „Hände hoch und langsam umdrehen.“
Heiko verkrampfte, sein Magen zog sich zusammen. Er hob langsam die Hände, drehte sich um, blickte in die Mündung einer Pistole. Der Italiener nickte zur Treppe. „Rauf da.“

Buckel-Bens Leiche saß auf einem zerschlissenen Bürostuhl. Ein dunkelrotes Loch klaffte auf seiner Stirn, ein Rinnsal Blut lief über sein Gesicht, über seine krumme Nase und die aufgerissenen Augen. Hinter ihm hatte jemand etwas an die Wand geschrieben. Mit seinem Blut. Vendetta.
Neben Ben stand ein älterer Mann, der aussah, als wäre er ein Anwalt. Schicker Anzug, polierte Schuhe. Nur die Knarre in seiner Hand trübte das Bild. Vor seinen Füßen lag eine leere Patronenhülse. Der Mann lächelte. „Hallo, Heiko.“ Er deutete einladend auf einen zweiten Bürostuhl. „Setz dich doch.“ Er sprach perfektes Hochdeutsch.
Der andere Italiener drückte Heiko den Lauf seiner Knarre ins Kreuz. „Beweg dich.“
Heikos Beine fühlten sich schwer an, als wären sie Ballast, der ihm nicht gehorchen würde. Und doch trugen sie ihn zu dem Stuhl und er setzte sich langsam, darauf bedacht, keine unerwartete Bewegung zu machen. Kalter Schweiß klebte unter seinen Armen. „Was … was soll das?“ Seine Stimme klang fremd und dumpf. Er zwang sich, den älteren Mann anzusehen. „Sind Sie … der Bussard?“
Der Mann lachte, so laut, dass Heiko unwillkürlich zusammenschrumpfte. „Hast du das gehört, Claudio? Ich, der Bussard.“
Claudio kicherte, dann traf sein Blick Heikos und seine Miene wurde wieder steinern.
Der Alte sagte: „Nein, Junge, ich bin nicht der Bussard. Wenn ich es wäre, wärst du schon tot.“ Er stand vor einem Fenster, war kaum mehr als eine Silhouette vor grauem Hintergrund. „Ich bin Enzo. Ich unterhalte mich gern mit Leuten.“ Er ging auf Heiko zu, beugte sich zu ihm herunter. „Wenn du verstehst.“ Er zückte eine Zigarettenschachtel, hielt sie Heiko unter die Nase. „Nur zu.“
Heiko schluckte, sagte: „Ich rauche nicht mehr.“
„Sehr weise.“ Enzo steckte sich eine Kippe in den Mund. „Stört es dich, wenn ich rauche?“
Heiko wusste nicht, was er sagen sollte.
Enzo nickte nur, zündete die Zigarette an. Nach zwei Zügen fragte er leise, fast einfühlsam: „Warum habt ihr sie umgebracht?“
„Wen?“
„Ich warne dich, komm mir nicht so.“
„Ich … es war ein Unfall, Lukasz hat …“
Enzo hob die Knarre, richtete sie auf Heikos Stirn. „Unfall? Die Polen knallen die Tochter meines Bosses ab und nennen es Unfall?“ Enzo sah Heiko lange in die Augen, dann lächelte er. „Nun, Buckel-Ben hier hat gesagt, dass du für Lukasz arbeitest. Irgendwas musst du wissen. Oder meinst du, Buckel-Ben hat gelogen? Das tun Männer selten, wenn ein Messer in die Nähe ihrer Eier kommt.“
„Ich weiß nicht, warum Lukasz das getan hat, wirklich.“
Enzos Arm zuckte, Heiko schloss die Augen. Doch es ertönte kein Knall, er spürte keine Schmerzen. Enzo ließ den Arm sinken und sagte: „Na, warum Lukasz und sein Luden-Daddy das getan haben, ist unwichtig.“ Enzo zeigte auf die blutige Schrift an der Mauer. „Vendetta, Blut für Blut. Der Sohn des Polacken für die Tochter des Bussards. So einfach ist das.“
Heikos Finger gruben sich in die Lehnen des Stuhls. Er fragte: „Und was wollt ihr von mir? Ich habe die Leiche nur hergefahren, nur ein einziges Mal für Lukasz gearbeitet. Bitte, ich bin nur ein Kumpel.“
„Oh, das wissen wir.“ Enzo lächelte, es wirkte fast väterlich. Aber die Augen blieben kalt und berechnend. „Hast du dein Handy dabei?“
„Mein … was?“
„Claudio, der Mann ist schwerhörig“, sagte Enzo.
Claudio sagte: „Soll ich ihm Schrauben durch die Hoden jagen? Funktioniert besser als jedes Hörgerät.“
Enzo nickte. „Ja, das kann nicht schaden.“
Heiko riss die Augen auf. „Halt, nein, nicht. Ja, ich habe mein Handy dabei.“
Enzo lächelte wieder, entblößte seine weißen Zähne. „Sehr gut. Ruf deinen Freund an.“
„Lukasz?“
„Um welchen deiner Freunde geht es hier denn, hm?“ Seine Stimme wurde scharf. Als müsste er seinen Zorn gewaltsam im Zaum halten. „Wir wissen nicht, wo er sich versteckt. Ich sag dir was. Find es für uns raus, dann darfst du dein beschissenes Leben behalten. Sind schließlich keine Unmenschen. Nicht wie die Polacken, nein.“
Claudio sagte: „Sind alles besoffene Wilde.“
Enzo sagte: „Tu das für uns, dann lassen wir dich in Frieden. Und Lady Macbeth auch.“
„Was?“
„Hast mich schon verstanden. Das wäre wahrlich ein schwerer Schlag für das Theater, vor allem so kurz vor der Erstaufführung.“
Claudio verschränkte die Arme. „Eine Tragödie.“
„Woher wisst ihr das alles?“
Enzo sagte: „Facebook.“
Claudio nickte. „Ihr Jungs solltet mal eure Privatsphäre-Einstellungen ändern. Brauchten nur Lukasz' Profil checken, um euch alle zu finden.“
Heiko rieb sich die Stirn, atmete tief ein. „Okay, okay, ihr habt gewonnen, ich mach alles. Nur lasst Alexa aus dem Spiel.“
Claudio sagte: „Nur ein Anruf, amico.“
„Jetzt?“
Enzo schnaubte. „Nein, an Heiligabend, dann kannst du ihm gleich frohe Weihnachten wünschen.“ Er wandte sich an Claudio. „Ich werde langsam zu alt dafür, fürchte ich. Waren die Arschgeigen schon immer so schwer von Begriff?“
Claudio zuckte mit den Schultern. „Glaub nicht.“
Heiko hob die Arme. „Okay, ich rufe ihn an.“ Seine rechte Hand wanderte zu seiner Hosentasche. „Ich hole nur das Handy raus.“
Enzo sagte: „Siehst mir eh nicht aus, als hättest du 'ne Knarre dabei, stronzo.“
Heiko wählte die Nummer, es piepte, dann erneut. Er fühlte sich schlecht, als würde Enzo ihm einen Dolch überreichen, den Heiko in den Rücken seines besten Freundes rammen müsste, wieder und wieder, besudelt von Blut. Es piepte immer noch. Gerade als Heiko glaubte, auf die Mailbox sprechen zu müssen, erklang ein müdes „Hallo“.
„Luke?“
„Was los, Heiko? Bin voll im Arsch, war 'ne lange Nacht. Ist's wichtig?“
„Ziemlich. Ich möchte mit dir sprechen.“
„Worüber?“
„Das Jobangebot. Ich denke, ich werde es annehmen, aber ich habe noch einige Fragen.“
„Sehr gut, das ist genau das Richtige für dich, das hab ich im Urin. Was willste noch wissen?“
„Wie wär's, wenn wir uns persönlich treffen? Alexa ist gerade im Theater, ich hätte Zeit.“
Luke antwortete nicht. Heiko sagte: „Ich bringe Wodka mit. Komm, wir machen uns einen schönen Abend, Amigo.“
Luke schlug auf etwas, wahrscheinlich einen Tisch, und sagte: „Scheiße, Mann.“ Amigo war ihr Codewort, seit Schulzeiten schon. Wenn Gefahr im Anmarsch war, brauchte man nur Amigo zu sagen, schon wusste der andere Bescheid. Hatte sie oft vor Ärger mit Lehrern und Eltern bewahrt, die was gegen das Rauchen und Saufen und das Angucken von Pornoheften gehabt hatten. Luke fragte: „Die Italiener?“
„Ja.“
„Hör zu, ich versteck mich bei Laura. Wir sind zusammen, weißte.“
„Ich verstehe.“
„Sie soll die Scheiße nich mitkriegen. Die Carrato-Schlampe, sie wollte mich erpressen, zur Polizei gehen und denen einen anonymen Tipp geben, alles sagen, all die Verbrechen und so, wenn ich meine Läden nich den Itakern überschreibe. Keine Ahnung, ob die Beweise hatte, aber riskieren wollt ich's nich.“
„Achso. Klar, ich bringe Karten mit. Doppelkopf? Klingt gut.“
„Sag den Makkaronis, ich würde mich im Golden Lady verschanzen. Da warten dann ein paar Jungs auf sie. Und Blei.“
„Alles klar, so machen wir's.“
„Danke, Bruder.“
„Kein Ding, bis dann.“ Heiko legte auf. Sein Schädel brummte, ihm war übel. Luke hätte ihn früher nie in Gefahr gebracht, erst recht nicht Unbeteiligte wie Alexa. Luke hatte sich verändert, war eine Schlange, die alles vergiftet. Und wie er über Tote sprach, so als wäre das nichts. Er würde Heikos Familie immer wieder schaden, immer häufiger versuchen, Heiko in seine Geschäfte zu ziehen. Leiche über Leiche, Blut, Gedärm und Leid. Heiko würde so enden wie Buckel-Ben, ohne Alexa, ohne Kind, einsam und irre.
Enzo fragte: „Und?“
Heiko nickte langsam. „Er ist bei einer Frau, sie heißt Laura, Nachname weiß ich nicht. Sie arbeitet als Bardame in einem seiner Puffs. Seine Männer werden abgelenkt sein, euch im Golden Lady erwarten. Ihr habt freie Bahn.“
„Sehr gut. Na, wir finden schon raus, wer diese Laura ist.“
Claudio sagte: „Besser du lügst nicht. Du darfst gehen, aber wenn wir wiederkommen müssen, geht's übel für dich aus.“
Enzo packte Heiko bei den Schultern, sein Gesicht kam Heikos ganz nahe. Der Qualm der Kippe zog in seine Nase, er musste husten. Enzo sagte: „Wenn du uns verarscht, bringen wir dich und deine ganze Sippe um, verstanden?“
Claudio grinste. „Ganz klassische Vendetta. Tabula rasa.“
Heiko senkte den Kopf, entgegnete nichts.
Enzo steckte die Knarre weg. „Hier, damit du es nicht vergisst.“ Er drückte die Kippe auf Heikos Hand aus. Schmerzen schossen durch den Arm, Heiko keuchte, schrie aber nicht, das wollte er Enzo nicht gönnen. Der Italiener erhob sich, ging zur Treppe. „Gut. Wir sind dann fertig. Claudio, nimm den Buckligen mit. Den lassen wir den Polacken als Geschenk da. Ist ja bald Weihnachten.“

Heiko saß in seinem Auto. Es war so kalt, dass er seinen Atem sehen konnte. Seine Hände zitterten, die verbrannte Stelle war rot wie ein Stopp-Schild. Heiko kramte sein Handy hervor.
„Ja?“, erschallte es am anderen Ende.
„Schatz, was macht die Probe?“
Alexa sagte: „Ist gerade vorbei. Lief ganz gut.“
„Das ist schön.“ Er schwieg kurz, überlegte sich die nächsten Worte. „Sag, was hältst du von Urlaub?“
„Jetzt? Im November?“
„Klar, warum nicht?“
„Wohin?“
Die zwanzigtausend Euro wollte er nicht ausgeben, die waren für sein Kind. Mühsam angespartes Geld, das wäre in achtzehn Jahren leichter zu erklären. Für den Moment musste der Notgroschen herhalten. „Vielleicht Rügen, da wollte ich immer schon hin.“
„Du spinnst doch.“
„Nein, ich meine es ernst.“
„Warum jetzt? Warum Rügen?“
Er brauchte Abstand, zu den Italienern und zu Lucky Luke. Er wollte nicht in den Krieg hineingezogen werden, der in den nächsten Stunden anbrechen würde. An der Ostsee würden ihm die nächsten Schritte schon einfallen. „Komm schon, das wird toll. Wir können eine Auszeit gut gebrauchen.“
„Was ist mit deiner Arbeit? Und meinen Proben?“
„Schatz, nur eine Woche. Ich habe mir schon freigenommen. Und am Meer überkommt dich vielleicht die Inspiration. Du weißt schon, für deine Lady Macbeth. Das werden die im Theater sicher verstehen.“
Kurzes Schweigen, dann: „Lass uns zuhause darüber reden, ja?“
„Okay.“
„Bis dann.“
Heiko legte auf, und dann erschrak er. Luke saß auf dem Beifahrersitz. Ein Dolch steckte in seinem rechten Auge, seine Wange war voller Blut. Mit steinerner Miene musterte er Heiko.
Heiko zwang sich, wegzusehen, blickte in den Rückspiegel, sah sein blasses Gesicht, den Schweiß auf seiner Stirn. Er sagte: „Das ist nicht echt, nur Luft. Du bist tot.“ Er schüttelte mit dem Kopf. „Schon tot.“
Luke verschwand nicht, würde es nicht, nicht heute, nicht morgen, nie.

Die Sonne ging unter, versank langsam hinter der Ostsee. Heiko und Alexa spazierten am Strand, unter ihren Schuhen nasser Sand, das Meer zur Linken, Strandkörbe und Hotels zur Rechten. „Schön hier“, sagte Alexa. „So ruhig.“ Es waren kaum Leute da. Nur zwei weitere Menschen waren am Strand, schwarze Punkte, weit entfernt am Horizont.
„Ja“, sagte Heiko. Anders als daheim, dachte er. Heute kam es in den Nachrichten. Schießerei im Wohnblock, hieß es. Zwei Tote, Mann und Frau, Lukasz und Laura. Jemand hatte mit Blut Vendetta an die Wand geschrieben.
Alexa sagte: „Ich bin froh, dass du diese Idee hattest.“
„Ich auch, Schatz.“ Die Wellen rauschten. Der Wind war stechend kalt, aber das störte Heiko nicht. Die Luft roch nach Salz, nach der Weite des Meeres, nach Sorglosigkeit. In der Ferne kreischte eine Möwe. Heiko sagte: „Ich werde den Job nicht annehmen.“
Alexa fragte: „Was? Warum denn nicht?“
Heiko nahm Alexa bei der Hand. „Die Leute da, die in den Toppositionen, die gehen über Leichen. Das führt nur zu bösem Blut. So bin ich nicht, so will ich nicht werden. Das ist es nicht wert.“ Sie küssten sich. Alexas Haare wehten ihm ins Gesicht, streichelten über seine Wange. „Wir finden schon noch andere Wege.“
Alexa lächelte. „Wenn du meinst.“
Zusammen beobachteten sie den Sonnenuntergang, Arm in Arm. „Aber schade um die Kohle“, sagte Alexa.
Heiko sagte: „Ja, doch du hast es damals selbst gesagt.“
„Hm?“
„Andere Familien schaffen es auch.“
Die zwei Menschen am Strand kamen näher, es waren Männer. In der Ferne hupte ein Auto. Heiko hob den Kopf. Keine Vögel am Himmel, keine Bussarde. „Schatz, hast du Hunger?“
„Nein. Obwohl … auf Italienisch hätte ich Lust.“
Heiko lachte. „Nee, ich hab erstmal genug davon.“ Heiko senkte den Blick, betrachtete seine Hände. Die Finger fühlten sich klebrig an, als wären sie voller Blut. Heiko sah zum Meer, zu den orangefarbenen Wolken über den Wellen. „Manches lässt sich nicht einfach wegwischen. Was getan ist, ist getan“, sagte Heiko.
„Was hast du gesagt?“
„Nichts. Schatz, lass uns gehen, ich erfriere.“
Die Gestalten kamen immer näher, es waren keine Italiener. Einheimische, dachte Heiko, sicher Einheimische. Ihre Gesichter wirkten ernst, sie musterten Heiko. Ihre Hände waren in den Taschen ihrer Mäntel vergraben. Es konnten keine Polen sein. Oder hatten sie Lukasz' Handy gefunden? Rausbekommen, dass Heiko ihn verraten hatte? Hatten die Italiener geplaudert, um den Frieden mit Lukes Vater wiederherzustellen? Ich sehe Gespenster, das ist nicht echt, nur Luft.
Alexa sagte: „Na gut, gehen wir.“
Er fragte: „Willst du irgendwo hin, Liebste?“
Alexa schlang die Arme um seinen Hals, lächelte. „Ich bin hundemüde. Es gibt für mich nur noch einen Weg.“ Die Männer hatten sie fast erreicht. Heiko hörte ein metallisches Klicken.
Alexa hauchte, liebevoll und gleichzeitig erleichtert, so als wäre ein große Last von ihr gefallen: „Zu Bett.“
Der größere Mann zückte eine Kamera und fotografierte den Sonnenuntergang.

 

Lieber gibberish,

dem letzten Kommentar von RinaWu kann ich mich nur anschließen.

Gruß
wieselmaus

 

Hallo nochmal RinaWu und wieselmaus,

freut mich sehr, dass euch der Titel gefällt. Bei der Wahl war es zunächst mein Anliegen, in Kombination mit dem ersten Satz ein Fragezeichen beim Leser entstehen zu lassen. Nach dem Motto: "Was lese ich hier eigentlich?" Da hatte ich gehofft, dass erzeuge Neugier und schon zu Beginn etwas Spannung. Dass er an alte Krimi-Klassiker erinnert, war so nicht beabsichtigt, aber jetzt, wo du es sagst, liebe Rina, stimmt es schon, das hat was von Sir Arthur Conan Doyle. Das freut mich natürlich risig, auch wenn das falsche Erwartungen wecken könnte. ;) Aber ja, die Lady und der Bussard sind die beiden Charaktere, die Heiko vorantreiben, ihn handeln lassen. Daher die Wahl. :)

Habt nochmals Dank für euer Feedback. Ich wünsche euch einen schönen Start in die Woche.

Liebe Grüße
gibberish

 

Hallo gibberish,

Mir hat deine lange Kurzgeschichte gut gefallen. Eine Mafia-Geschichte, sehr spannend erzählt.
Ich habe sie wirklich gerne gelesen.

Gruß
Lind

(Der letzte Satz deiner Geschichte ist allerdings irgendwie unpassend, finde ich. Fast schon albern. Ohne diesen Satz bliebe alles offen. Was hat da nun metallisch geklickt in der Manteltasche? Sind es Gangster, die Heiko nun killen? Oder nicht? Das finde ich reizvoller. Aber das ist nur eine einzelne Meinung...)

 

Hallo Lind,

freut mich sehr, dass du vorbeischaust.

Mir hat deine lange Kurzgeschichte gut gefallen. Eine Mafia-Geschichte, sehr spannend erzählt.
Ich habe sie wirklich gerne gelesen.

Und das freut mich natürlich gleich doppelt so sehr. Vielen Dank für das Lob, hört man natürlich gern. ;)

(Der letzte Satz deiner Geschichte ist allerdings irgendwie unpassend, finde ich. Fast schon albern. Ohne diesen Satz bliebe alles offen. Was hat da nun metallisch geklickt in der Manteltasche? Sind es Gangster, die Heiko nun killen? Oder nicht? Das finde ich reizvoller. Aber das ist nur eine einzelne Meinung...)

Ob du's glaubst oder nicht, den letzten Satz habe ich erst später eingebaut, anfangs war das Ende offen. Auf Feedback hin habe ich es dann verändert, und ich finde es besser so, wie es jetzt ist, ehrlich gesagt. Es zeigt, dass Heiko noch sehr lange an seinem Verrat zu knabbern haben wird; das hat doch mehr Impact als ihn einfach abzuknallen und Schluss. Aber ich schaue mal, ob ich etwas weniger Albernes als Alternative finde.

Vielen Dank, dass du dir die Zeit für das Lesen und Kommentieren meiner langen Kurzgeschichte genommen hast. :)

Liebe Grüße
gibberish

 

Hey Gibberish,

Du hast in dieser Geschichte viele gute Zutaten für eine Gangstergeschichte zusammengetragen und ich finde das insgesamt auch gelungen, allerdings mit ein paar kleineren Einschränkungen. Vielleicht findest Du meine Hinweise nützlich.

Die Konstruktion hat für mich ein paar Schwächen. Nehmen wir an, der Bussard ist ein großer Boss. Vielleicht sogar der Boss der Bosse. Ist es dann denkbar, dass sich seine Tochter mal eben so ungeschützt in ein Bordell des konkurrierenden Mafiaclans (die Polen) begibt, um dort eine Erpressung durchzuziehen? Eher nicht. Und ist es denkbar, dass ein Gangsterclan den anderen Gangsterclan damit bedroht, zur Polizei zu gehen? Hat man so auch eher selten gehört.

Einige Merkwürdigkeiten wurden ja schon von Eisenmann erwähnt. Mir ist noch aufgefallen, dass Lucky Luke am Telefon einfach drauf losplappert, wo er ist, welches Motiv er für den Mord hat usw. Was wäre, wenn die Italiener am anderen Ende einfach die Lautsprechertaste gedrückt hätten. Jemandem, der sich in den Händen von Gangstern befindet, wird man wohl kaum brisante Details berichten oder täusche ich mich da?

Von diesen kleineren Ungenauigkeiten abgesehen, finde ich das Ganze spannend und anschaulich beschrieben. Die sprachliche Ebene wirkt schon ziemlich gut ausgearbeitet, vor allem finden sich keine oder nur wenige fragwürdige Wendungen im Text. Ich könnte mir vorstellen, dass ein bisschen mehr Charakterisierung alles noch interessanter machen würde. Du hast da schon gute Vorarbeit geleistet, aber beispielsweise Lucky Luke bleibt ziemlich blass. Da könnte man noch nachlegen. Ansonsten, fein gemacht, gern gelesen.

Gruß Achillus

 

Hej gibberish,

das Interessante an so einer Challenge ist auch, Geschichten zu lesen, die man sonst umgehen würde.
Ich habe eine ganze Weile benötigt, um mich einzulesen in diese beschriebene Welt im Untergrund. Schon mit dem Namen assoziierte ich von Beginn eine Persiflage auf die berühmte Comicfigur. Dieser Gedanke machte es mir verstärkt nicht so leicht.
Leicht dagegen fiel mir deine Sprache. Sie führte mich durch das Geschehen und alles ging klar. Und nachdem ich mich "eingelebt" hatte, wurde ich mutig.:D

Enzo nickte nur, zündete die Zigarette an. Nach zwei Zügen fragte er leise, fast einfühlsam: „Warum habt ihr sie umgebracht?“
„Wen?“
„Ich warne dich, komm mir nicht so.“
„Ich … es war ein Unfall, Lukasz hat …“
Enzo hob die Knarre, richtete sie auf Heikos Stirn. „Unfall? Die Polen knallen die Tochter meines Bosses ab, ihres größten Rivalen, und nennen es Unfall? Sei besser ehrlich, sonst passiert hier gleich ebenfalls ein Unfall.“
„Bitte, ich habe Frau und Kind.“
„Wenn du wüsstest, wie oft ich das höre.“
„Bitte.“ Tränen stiegen Heiko in die Augen, seine Stimme brach. „Ich weiß es nicht.“

Das klingt schon recht beliebig und wenig originell. Aber mit Wohlwollen "retro".

Woher wisst ihr das alles?“
Enzo sagte: „Facebook.“
Claudio nickte. „Ihr Jungs solltet mal eure Privatsphäre-Einstellungen ändern. Brauchten nur Lukasz' Profil checken, um euch alle zu finden.“

:schiel: voll weggehauen.

Claudio zuckte mit den Schultern. „Glaub nicht. Das macht das Internet. Sind alle weich in der Birne.“

Hab schon beim ersten Mal verstanden, wie die Social Media gesehen werden. Das wirkt unnötig forciert.

Die Gestalten kamen immer näher, es waren Weiße.

Was ist damit gemeint?

Der größere Mann zückte eine Kamera und fotografierte den Sonnenuntergang.

Die Sonnenuntergangsszene war bis zu dieser Auflösung sehr spannend.

Eine Geschichte mit Unterhaltungswert. Freundlicher Gruß, Kanji

 

Hallo gibberish,

nun auch von mir ein kleiner Kommentar. Ich mochte Deine Geschichte. Sie hat mich gut unterhalten, auch wenn ich immer mal das Gefühl hatte, eine "beliebige" Mafiageschichte zu lesen. Aber ich finde mit solchen Geschichte ist es wie mit Schottenkaros: verdammt schwierig etwas zu entwickeln, was trotzdem Schottenkaro ist, sich aber von allen anderen eindeutig und auf den ersten Blick unterscheidet.

Übrigens erschien es mir ein wenig unrealistisch, dass Heiko so einfach laufengelassen wurde. Da fände ich noch eine weitere Wendung toll. Eine gute Idee habe ich aber gerade auch nicht. Wenn mir eine kommt, lasse ich es Dich wissen.

Danke für die gute Unterhaltung.

Gruß

Geschichtenwerker

 

Hallo Achillus, Kanji und Geschichtenwerker,

eure tollen Kommentare bedürfen einer Antwort und ich habe euch auch nicht vergessen, und ich hatte gehofft, euch früher antworten zu können, aber leider fehlt mir momentan die Zeit, ausführlich auf eure Kommentare einzugehen. Weichnachtsstress, Weihnachstfeiern, Geburtstage und vor allem das Büffeln für die Semesterprüfungen Anfang Januar - das alles fällt momentan zusammen. Ich werde den Text schnellstmöglich überarbeiten und euch antworten. Nur diese Woche wird das leider nichts, fürchte ich.

Ich danke euch vielmals für eure tollen Kommentare und Anregungen.

Habt eine schöne Woche und bis bald
gibberish

 

Hey gibberish,

na, da packe ich doch noch was oben drauf, so einen kleinen Zeitfresser ;). Erst mal toi, toi, toi für deine Prüfungen.

Schreiben kannste, das weißt Du, Spannung aufbauen auch. Das ist eine solide, gut zu lesende und unterhaltsame Geschichte. Gar keine Frage. Deshalb ist das, was jetzt kommt, bisschen ningeln auf hohem Niveau. Und eigentlich sind es auch nur zwei Dinge.

Zum einen entgleiten Dir die Dialoge, wenn Du Inhalt über sie vermitteln willst. Dialoge und Emotionen ja, Inhalte - nein. Ich such Dir gleich noch zwei, drei Beispiele dazu raus.

Das Zweite - und da spreche ich als Theatermensch mit 20 Jahren Berufserfahrungen - keine Hauptrolle an einem Staatstheater mit bisschen Schultheatererfahrung und auch keine Woche Urlaub in der Probenzeit. Niemals! Lass sie eine Truppe in der Off-Szene gefunden haben, die in einem Off-Theater sechs Vorstellungsabende geben dürfen. Darüber wird sie sich auch sehr freuen. Oder Du gibst ihr bisschen mehr Theaterbiographie, aber dann bleibt das Urlaubsproblem.

Als Heiko das Hinterzimmer von Lucky Lukes Bordell betrat, wäre er beinahe über eine Leiche gestolpert.

Sex and crime sales :)

Ein Mann saß in dem Raum, in den/dem Schatten,

Ne Neue. Ist gerade abgereist. Die Handtasche hat se wohl vergessen. Sei nich immer so neugierig.“
Laura legte den Kopf schief. „Achso?“
„Haste nichts zu tun?“
„Ich poliere Gläser und wische die Theke. Dafür werde ich immerhin bezahlt.

Wirkt hölzern und fließt nicht und ... gehört halt nicht wirklich dahin. Ohne ist viel schöner ;).

Heiko fragte: „Ich helfe dir, aber nur dieses eine Mal, hörst du? Du hast mir auch oft aus der Scheiße geholfen, damals, als ich ... meine Probleme hatte.“

„Ich helfe dir. Aber nur dieses eine Mal. Hast mir auch aus der Scheiße geholfen.“

„Scheiß Drogen, hm? Hätte dir kein Gras geben sollen, so hat alles angefangen. War meine Schuld.“

„Hätte dir nix geben sollen. War meine Schuld.“

„Egal, du hast mir geholfen, als es mir dreckig ging und niemand sonst da war, und ich werde dir auch helfen. Das bin ich dir schuldig. Aber dann sind wir quitt.“

„Hast mir aber geholfen, als es mir dreckig ging. Bin dir was schuldig. Aber dann sind wir quitt.“

Mal so ein bisschen ausgemistet. Ich finde, das tut dem Dialog sehr gut.

Heiko fuhr auf das Gelände und machte das Scheinwerferlicht aus. Das hatte er in einem Film gesehen, das machten Verbrecher so.

Hehe Und auf einmal geht auch richtig die Post ab. Und sag mal, der Buckel Ben - der ist pervers, stimmts? Der hat ganz seltsame sexuelle Vorlieben ... Tat mir gleich gar nicht mehr um ihn leid.

Und als drittes Beispiel:

„Keine Ahnung, ich öffne deine Post nicht. Es steht jedenfalls kein Absender drauf.“ Sie nahm ihre Schlüssel, öffnete die Haustür. „Bis nachher dann. Überleg dir das mit deinem Job. Ich bin sicher, zusammen kriegen wir das alles hin, mit dem Kind und den Karrieren. Du wirst sehen. Andere schaffen's ja auch.“

„Keine Ahnung. Steht kein Absender drauf.“ Sie nahm ihre Schlüssel, öffnete die Haustür. „Überleg dir das mit dem Job. Ich bin sicher, zusammen kriegen wir das alles hin.“

An der Stelle höre ich mal auf. Glaub Du weißt was ich meine. Und vielleicht willst Du alles ja genau so, was dann auch so sein soll.

Bisschen verwirrt war ich am Ende. Hat er Lukes verraten? Vorher hat er ihm doch noch das Stichwort gegeben. Ich schnall es nicht. Auch nicht den Luke auf dem Beifahrersitz. Und wer jagdt ihn am Ende, Lukes Leute, die italienische Mafia, alle beide? Ich weiß, da in Rügen niemand, aber Friede wird er ja wohl nicht haben. Er kann sich mit dem Verrat vielleicht von der Mafia freikaufen, aber die wollen sicher auch keine Zeugen für Buckel-Ben. Vielleicht habe ich auch einfach zu viele Filme gesehen, wo immer alle am Ende sterben müssen. Außer einer. Aber so die Nebendarsteller, die sterben halt immer. Die laufen am Ende nicht romantisch am Strand umher. Oh Mann, was sind wir alle Medienversaut in unseren Erwartungshaltungen.

Entspannte Feiertage (bisschen Zeit halt) und beste Grüße,
Fliege

 

Hallo gibberish

Deine Geschichte wollte ich schon lange lesen und kommentieren, aber momentan hab ich auch nur wenig Zeit, daher jetzt etwas verspätet mein Kommentar.

Was mir positiv aufgefallen ist, die Geschichte ist kurzweilig erzählt und du schaffst es auch, dass der Text den Leser fesselt. Vor allem im Mittelteil fand ich es auch sehr spannend:

„Es gibt da ein Problem mit der toten Italienerin.“ Buckel-Ben klang angespannt.
„Woher hast du meine Nummer?“
Ben schwieg kurz, sagte dann: „Stehst im Telefonbuch.“
„Und was für ein Problem gibt es?“
„Schwer zu erklären. Am besten, du kommst her. Jetzt sofort. Es ist verdammt dringend.“

Hier legst du ein enormes Tempo vor, da macht der Text richtig Spaß, und man merkt, du verstehst es, den Leser bei der Stange zu halten. Sprachlich sauber, ich bin nirgends hängengeblieben, da kann man sich dann auf das Inhaltliche konzentrieren.

Und das ist leider auch der Schwachpunkt des Textes. Tut mir leid dass ich es sagen muss, aber die Handlung dieser Geschichte finde ich völlig abstrus. Das ist alles zu konstruiert und zu weit hergeholt. Die Figuren bleiben blass, das mache ich zum Beispiel daran fest, dass ihre Handlungen überhaupt nicht nachvollziehbar sind. Heiko wirkt ja recht bodenständig mit schwangerer Frau zuhause und Bürojob, ich seh da keine Verbindung zu einem Gangsterboss (von wegen Sandkastenfreunde) ... und dann sind sie erst so gute Freunde, dass Heiko Kopf und Kragen riskiert mit dem Abtransport der Leiche, keine zwei Tage später aber verrät er Lukasz ohne mit der Wimper zu zucken an die Italiener und schickt damit ihn (und Laura) in den sicheren Tod.

Und warum benutzt er dann noch heimliche Codes um Lukasz zu warnen? Dann kann er ihn auch direkt ausliefern ... und die Italiener, warum wissen die alles, nur nicht wo sie Lukasz finden können? Die haben immerhin die Tochter des Bussards auch zu ihm geschickt. Und warum lassen sie Heiko am Leben, wo er sie doch identifizieren kann und alles? Und warum geht Alexa kurz vor der großen Aufführung in Urlaub? Und warum hat Laura keine Ahnung, was Lukasz so treibt (in der ersten Szene erschießt Lukasz immerhin im Raum nebenan eine Frau, und Laura bekommt das nicht mit?) Also für mich geht das alles hinten und vorne nicht auf.

Unterhalten hat es mich trotzdem, das gebe ich zu, aber gerade weil du manche Dinge auch sehr gut machst (Stichwort Spannungsbogen) und ich auch deine anderen Geschichten kenne, traue ich dir da einfach mehr zu was glaubhafte Handlung und Figuren angeht. Hier agiert und reagiert halt jeder so, wie du es als Autor brauchst, um diese Geschichte zu schreiben - nachvollziehbar finde ich vieles davon nicht.

Als wäre sie ein Mädchen von nebenan, das in einer Dorfdisco ausschenken würde und nicht an einem Ort, wo Geschäftsmänner und Greise ihre Schwänze in junge Nutten steckten.

Find ich unpassend - wer sagt das, wer wertet hier?

„Egal, du hast mir geholfen, als es mir dreckig ging. Bin dir was schuldig. Aber dann sind wir quitt.“

Das kommt auch so völlig aus dem Nichts. Ich fand diesen Wandel schon seltsam. Immerhin gehts hier darum, eine Leiche im Auto von A nach B zu kutschieren ... muss ihm doch klar sein, wenn er damit erwischt wird wars das mit seiner Freundin und seiner Freiheit. Warum geht er ein solches Risiko ein? Hier einfach zu sagen: Du hast mir auch mal geholfen als es mir dreckig ging, also mach ich den Job - da machst du es dir viel zu einfach.

Das hatte er in einem Film gesehen, das machten Verbrecher so.

Hier rutscht der Text irgendwie ins Komische ab. Ich bin ja auch mehr so der normale Typ, wenn ich mir vorstelle ich fahr nachts mit meinem Auto und einer ermordeten Frau im Kofferraum zu einer verlassenen Gießerei an einem Waldrand - ich würde wahrscheinlich überhaupt keinen klaren Gedanken mehr fassen können, ganz zu schweigen von: Ich mach jetzt mal das Licht aus, weil das Verbrecher ja so machen. Ganz ehrlich, damit macht man sich erst recht verdächtig!

Er hatte sich geschüttelt, sich vor der fahlen Haut geekelt. Und vor sich selbst.

Hier hab ich mich gefragt, wie sie die Leiche überhaupt in den Wagen bekommen haben. Ohne dass Laura und sonst jemand was davon mitbekommen hat.

Enzo ließ den Arm sinken und sagte: „Na, es wird wieder dasselbe sein. Wir wollen ins Prostitutionsgeschäft einsteigen, die Polen wollen uns fertigmachen, eins führt zum anderen.

Wie praktisch, dass er das alles erklärt :)

Also gibberish, auch wenn ich jetzt gemeckert habe, ich hatte schon Spaß mit dem Text. Ist ein bisschen wie wenn spät nachts einer von den alten Bond-Filmen läuft - da ist die Handlung auch völlig verrückt, aber die Filme machen Spaß. So ähnlich war es auch mit deiner Geschichte. Als kurzer Happen zwischendurch ist das ok, aber so richtig ernst kann ich sie eben nicht nehmen.

Ich wünsch dir ruhige und erholsame Feiertage, mach es gut und bis zum nächsten Mal.

Grüsse,
Schwups

 
Zuletzt bearbeitet:

So, jetzt muss ich aber endlich antworten, habe schon ein verdammt schlechtes Gewissen.

Lieber Achillus,

Die Konstruktion hat für mich ein paar Schwächen.

Ja, da hast du sicher recht, da sind viele Wendungen und plot devices drin, die ziemlich konstruiert sind. Schwups hat da auch noch vieles berechtigterweise angemerkt. Ich habe das Ding halt auf Spannung und Unterhaltungswert hin geschrieben und dabei eine plausible Handlung vernachlässigt. So kommt es dann auch, dass die Tochter des Bussards einfach ungeschützt zur Konkurrenz geht, und Luke plappert einfach drauflos. Ich bin ehrlich, da habe ich mir während des Schreibens weniger Gedanken drum gemacht, als ich vielleicht hätte sollen. Da müsste ich jetzt sehr vieles ändern, die ganze Handlung nochmal umkrempeln, aber ich weiß nicht, ob mein Kopf dafür momentan frei genug ist.

Du hast da schon gute Vorarbeit geleistet, aber beispielsweise Lucky Luke bleibt ziemlich blass. Da könnte man noch nachlegen.

Da werde ich definitiv noch dran schrauben, auch wenn mir spontan nichts einfällt. Aber nach einer Kanne Kaffee und ein paar Gedankenspielen werde ich schon was finden. ;)

Von diesen kleineren Ungenauigkeiten abgesehen, finde ich das Ganze spannend und anschaulich beschrieben. Die sprachliche Ebene wirkt schon ziemlich gut ausgearbeitet, vor allem finden sich keine oder nur wenige fragwürdige Wendungen im Text.

Das zu hören, freut mich sehr. Wenn Sprache und Spannung stimmen, motiviert das enorm. Allein deshalb hat sich die Challenge für mich persönlich schon sehr gelohnt.

Vielen Dank für deinen Kommentar, Achillus. Freut mich sehr, dass du deine wertvolle Zeit meiner Gangster-Story hier gewidmet hast. Und natürlich wünsche ich dir ein frohes Fest.

Liebe Grüße
gibberish

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Liebe Kanji,

das Interessante an so einer Challenge ist auch, Geschichten zu lesen, die man sonst umgehen würde.

Das stimmt. Ich habe auch so manchen Text gelesen, den ich unter normalen Umständen wohl nicht gelesen hätte. Aber ich finde das schön, man kommt mal aus seinem gewohnten Metier raus, erweitert den Horizont, und vielleicht springt dabei ja Inspiration für künftige Geschichten bei raus.

Ich habe eine ganze Weile benötigt, um mich einzulesen in diese beschriebene Welt im Untergrund. Schon mit dem Namen assoziierte ich von Beginn eine Persiflage auf die berühmte Comicfigur. Dieser Gedanke machte es mir verstärkt nicht so leicht.

Ja, wenn man mit solchen Geschichten nicht vertraut ist, fällt es natürlich schwerer, reinzukommen, das stimmt. Und die Parallele zu Lucky Luke war natürlich auch ein bisschen gewollt. Beide schießen schnell. :D Umso mehr bin ich dankbar, dass du trotz der Hindernisse weitergelesen und mir sogar einen Kommentar dagelassen hast, liebe Kanji.

Leicht dagegen fiel mir deine Sprache. Sie führte mich durch das Geschehen und alles ging klar. Und nachdem ich mich "eingelebt" hatte, wurde ich mutig.

Freut mich riesig, dass dir die Sprache gefällt. Das Handwerkliche richtig zu machen, ist mir natürlich sehr wichtig, und wenn das am Ende alles stimmig ist, fällt mir immer ein Stein vom Herzen.

Die Stellen, die du angesprochen hast, habe ich mir nochmal angesehen und ausgebessert. Danke für's aufmerksame Lesen.

Hab Dank für deine Zeit und Mühe und ich wünsche dir ein besinnliches Weihnachtsfest.

Liebe Grüße
gibberish

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Lieber Geschichtenwerker,

Ich mochte Deine Geschichte. Sie hat mich gut unterhalten, auch wenn ich immer mal das Gefühl hatte, eine "beliebige" Mafiageschichte zu lesen. Aber ich finde mit solchen Geschichte ist es wie mit Schottenkaros: verdammt schwierig etwas zu entwickeln, was trotzdem Schottenkaro ist, sich aber von allen anderen eindeutig und auf den ersten Blick unterscheidet.

Wirklich schön, dass sie dir gefallen hat, obwohl ich natürlich zugeben muss, dass du recht hast, da sind viele altbekannte Versatzstücke drin. Rotlichtmilieu, Mafiosi, Leichenentsorgung, Folter, Vendetta - das kennt man alles schon aus dem ein oder anderen Film oder Buch. Da ist es schwer, neue Akzente zu setzen, das stimmt. Ich habe es versucht, indem ich das Ganze etwas abstruser gestalte und ein bisschen trockenen Humor reinbringe. Ist jetzt natürlich auch nichts Neues, aber ja, das ist in dem Genre verflucht schwer.

Übrigens erschien es mir ein wenig unrealistisch, dass Heiko so einfach laufengelassen wurde. Da fände ich noch eine weitere Wendung toll.

Da ist es wieder, das Ende. Anfangs war es relativ eindeutig, dass Heiko und Alexa sterben, dass sie von den Männern, die da auf sie zugehen, abgeknallt werden, dass die Italiener jegliche losen Enden kappen, Heiko doch nicht davonkommt. Auch wenn ich das so explizit nie geschrieben habe. Aber es war doch recht offensichtlich. Später habe ich das Ende dann geändert, immer wieder ein bisschen modifiziert und umgeschrieben, bis es jetzt so ist, wie es da steht. Ich überlege, den letzten Satz rauszunehmen und das Ende wieder offener zu gestalten, sodass beide Möglichkeiten offen bleiben. Aber so war das Ende der Geschichte hier auch schon mal, und auf Feedback hin habe ich mich dann für die aktuelle Variante entschieden. :D Also ich weiß nicht, welche nun die beste ist, wirklich nicht, aber mit dem momentanen Schluss bin ich ganz zufrieden.

Danke für die gute Unterhaltung.

Ich habe zu danken. ;)

Liebe Grüße und eine schöne Bescherung
gibberish

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Liebe Fliege,

Erst mal toi, toi, toi für deine Prüfungen.

Danke für's Daumendrücken. Wird schon irgendwie werden. Wenn ich vorher vor lauter Paragraphen nicht den Verstand verliere. :D

Schreiben kannste, das weißt Du, Spannung aufbauen auch. Das ist eine solide, gut zu lesende und unterhaltsame Geschichte. Gar keine Frage.

Sowas ist Balsam für die Autorenseele. Wenn Spannung und Sprache klappen, bin ich schon sehr zufrieden. Den Inhalt kann man später immer noch modifizieren, aber wenn die Sprache Murks ist, kann auch die beste Handlung das nicht mehr rausreißen.

Zum einen entgleiten Dir die Dialoge, wenn Du Inhalt über sie vermitteln willst. Dialoge und Emotionen ja, Inhalte - nein. Ich such Dir gleich noch zwei, drei Beispiele dazu raus.

Ich bin den Text nochmal durchgegangen und habe mir sämtliche Dialoge vorgeknöpft, hier gekürzt, da etwas umgestellt. Da habe ich vermutlich noch einiges übersehen, aber ich glaube, er fliest schon etwas besser. Danke für diesen Hinweis. War doch noch vieles streichenswert.

Lass sie eine Truppe in der Off-Szene gefunden haben, die in einem Off-Theater sechs Vorstellungsabende geben dürfen.

Gesagt, getan. Ich habe nicht wirklich Ahnung vom Theater, und ich hätte wohl mehr recherchieren sollen, was den Urlaub vier Wochen vor einer Aufführung betrifft. Hab Dank, Fliege.

Hehe Und auf einmal geht auch richtig die Post ab. Und sag mal, der Buckel Ben - der ist pervers, stimmts? Der hat ganz seltsame sexuelle Vorlieben ... Tat mir gleich gar nicht mehr um ihn leid.

Der Buckel-Ben ... naja, also der beste Liebhaber ist er nicht unbedingt. Zumindest, wenn man noch lebt. Und dass du kein Mitleid mit ihm hattest, ist nachvollziehbar. :D

Hat er Lukes verraten? Vorher hat er ihm doch noch das Stichwort gegeben. Ich schnall es nicht. Auch nicht den Luke auf dem Beifahrersitz. Und wer jagdt ihn am Ende, Lukes Leute, die italienische Mafia, alle beide? Ich weiß, da in Rügen niemand, aber Friede wird er ja wohl nicht haben. Er kann sich mit dem Verrat vielleicht von der Mafia freikaufen, aber die wollen sicher auch keine Zeugen für Buckel-Ben.

Also Heiko hat den Luke schon verraten, das Stichwort war dazu da, ihn in falsche Sicherheit zu wiegen, sodass er bei der Laura bleibt. Und zudem seine Männer in den Puff schickt, um da die Italiener aufzuhalten ... die aber nicht kommen werden und stattdessen zu Laura gehen. So war es zumindest gedacht. Ich habe die Stelle noch etwas ergänzt, ich hoffe, das ist nun etwas deutlicher.

Das Ende lässt mir keine Ruhe, egal wie es aussieht, irgendwer wünscht sich immer ein anderes. :/ Anfangs wurde Heiko von Italienern gejagt, dann von Polacken, momentan sind es Einheimische, die Heiko für Polen hält. Gejagt wird er eigentlich von niemanden, nur von seinem Gewissen. Er hat seinen Sandkastenfreund "umgebracht" und kann das nicht verarbeiten, deshalb der Geist. Frieden hat Heiko so oder so nicht.

Vielleicht habe ich auch einfach zu viele Filme gesehen, wo immer alle am Ende sterben müssen. Außer einer. Aber so die Nebendarsteller, die sterben halt immer. Die laufen am Ende nicht romantisch am Strand umher. Oh Mann, was sind wir alle Medienversaut in unseren Erwartungshaltungen.

In meiner ursprünglichen Version sind auch alle gestorben. Wie du sagst, das erwartet man eben von einer solchen Story. Und diese Erwartungen wollte ich nicht enttäuschen, aber es ist doch auch mal nett, den Protagonisten zu verschonen. Es ist schon bemerkenswert, in wie vielen Filmen und Büchern die Protagonisten am Ende draufgehen. Besonders im Krimi-Genre. Vielleicht wollte ich einfach mal vergleichsweise nett zu dem Protagonisten sein. In meiner letzten "originalen" KG (also Copywrite ausgenommen) habe ich meinen Protagonisten zum Krüppel gemacht. Da wollte ich Heiko zum Ausgleich einen romantischen Strandspaziergang gönnen. Inklusive schlechtes Gewissen eines Mörders. :D

Entspannte Feiertage (bisschen Zeit halt) und beste Grüße

Das wünsche ich dir auch, liebe Fliege. Feier schön im besinnlichen Kreis und lass es dir gutgehen.

Liebe Grüße
gibberish

---

Lieber Schwups,

Was mir positiv aufgefallen ist, die Geschichte ist kurzweilig erzählt und du schaffst es auch, dass der Text den Leser fesselt.

Freut mich sehr, dass er dich fesseln konnte. Anfangs hatte der Text fast 6.500 Worte (mittlerweile "nur noch" 5.800 und ein paar Zerquetschte), da war es mir natürlich wichtig, Spannung aufzubauen und auch zu halten. Wirklich schön, dass mir das gelungen ist.

Tut mir leid dass ich es sagen muss, aber die Handlung dieser Geschichte finde ich völlig abstrus. Das ist alles zu konstruiert und zu weit hergeholt. Die Figuren bleiben blass, das mache ich zum Beispiel daran fest, dass ihre Handlungen überhaupt nicht nachvollziehbar sind.

Leider muss ich dir zustimmen. Ich sehe jetzt mit ein bisschen Distanz, dass das Ding schon ziemlich konstruiert ist, die Wendungen ein bisschen an den Haaren herbeigezogen sind. Klar, ich wollte das Ganze auch etwas abstrus gestalten, keine Frage, aber hier und da hätte ein bisschen Feinarbeit bei der Handlung nicht geschadet. Bei allem, was du anmerkst, kann ich nur nicken und sagen: "Ja, da hat der Schwups recht, das ist ein bisschen bescheuert gelöst." Die Handlung könnte noch so einiges an Überarbeitung vertragen, ganz klar, so viel, dass ich momentan nicht wüsste, wo anfangen. Und bis Ende der ersten Januarwoche bin ich im Lernstress, und langsam kommen auch wieder andere Ideen zu Kg's dazu, die durch meinen Kopf spucken, sodass ich nicht weiß, wann ich die Handlung hier in dem Ausmaß überarbeiten werde, damit am Ende glaubhafte Charaktere und Geschehnisse rauskommen. Sorry, wenn ich dich da vertrösten muss; das heißt aber nicht, dass ich mir deinen tollen und umfangreichen Kommentar nicht zu Herzen nehme. Es bedeutet mir viel, dass du dir so häufig Zeit nimmst, um meine Geschichten zu kommentieren, und ich kann dir nicht genug dafür danken, lieber Schwups.

Unterhalten hat es mich trotzdem, das gebe ich zu, aber gerade weil du manche Dinge auch sehr gut machst (Stichwort Spannungsbogen) und ich auch deine anderen Geschichten kenne, traue ich dir da einfach mehr zu was glaubhafte Handlung und Figuren angeht.

Wenn es dich unterhalten hat, ist schon was gewonnen. Und dass du anderes von mir kennst und mir auch mehr zutraust, das motiviert enorm.

Die von dir angemerkten Stellen habe ich mir angesehen, zwei davon schon überarbeitet, zu den anderen muss ich mir erst noch ein paar Gedanken machen. Auf jeden Fall danke ich dir wie immer sehr für das aufmerksame Lesen.

Ist ein bisschen wie wenn spät nachts einer von den alten Bond-Filmen läuft - da ist die Handlung auch völlig verrückt, aber die Filme machen Spaß. So ähnlich war es auch mit deiner Geschichte. Als kurzer Happen zwischendurch ist das ok, aber so richtig ernst kann ich sie eben nicht nehmen.

Ich glaube, das ist die beste Beschreibung dieses Textes. Wie die Bond-Filme der Moore-Ära. Es war auch gar nicht meine Absicht, diesmal einen ernsten Text zu schreiben, und man sollte den Text auch nicht ernst nehmen. Aber ein bisschen Arbeit an Charakteren und Wendungen kann nicht schaden. Irgendwann werde ich das sicher nochmal angehen, und wenn ein völlig anderer Text dabei rauskommt, dann soll es so sein.

Ich wünsch dir ruhige und erholsame Feiertage, mach es gut und bis zum nächsten Mal.

Das wünsche ich dir auch, lieber Schwupps. Ich weiß zwar nicht, wann das nächste Mal sein wird, diese hier und das Copywrite war immerhin meine einzige KG's in diesem Jahr, aber vielleicht liest man sich schon bald wieder. Motiviert hast du mich auf jeden Fall sehr. Und vielleicht lesen wir uns ja mal unter einem Schwups-Text. ;)

Schöne Feiertage und liebe Grüße
gibberish

 

Hallo gibberish,


was für eine herrlich durchgeknallte Story! :D

Zum Titel: Den finde ich hochspannend, weil die Kombination aus Lady und Bussard neugierig macht.
Also erreichst du eigentlich bei mir als potentielle Leserin, dass ich gerne wissen möchte, was es damit auf sich hat. Am Ende der Geschichte ist es aber so, dass ich den Titel dann doch nicht so passend fand.

Vom Bussard habe ich nicht viel in der Geschichte gelesen, und mit Lady könntest du einerseits die Lebensgefährtin meinen, denn die ist eine Lady, aber die trägt nicht die Geschichte, sondern vermutlich meinst du die Mafiatochter, aber die ist keine Lady.
Insoweit ist es mit dem Titel problematisch, denn Versprechen müssen gehalten werden und das klappt hier leider nicht so ganz.

Beim Challengethema stehe ich leider komplett auf dem Schlauch. Wo bitte steht da was geschrieben und wo in der Geschichte passiert etwas, das mit dem Thema zusammenhängt? Ich habe nichts in Erinnerung, das mich darüber stolpern ließ.

Ansonsten mein Kompliment: manche Autoren hätten daraus einen ganzen Roman gemacht, was du in diese durchaus überschaubar lange Geschichte gepackt hast.
Ich habe gerne gelesen, welche Wendungen du jeweils vornimmst, sobald man sich als Leser zu wohl in deiner Geschichte fühlt. Da hast du ein gutes Händchen bewiesen, den Leser an der Nase herumzuführen und Überraschungen zu präsentieren.

Insgesamt ist der Plot allerdings eine Melange aus vielen Krimis, die man so kennt, wobei ich als Krimileserin auch bei vielen anderen Krimiautoren darunter leide, dass so arg viele nach einem gewissen Strickmuster entstehen und man im Grunde genommen nichts Neues erlebt.

So leider auch hier. Dass die Mafia sich rächen wird, dass der Protagonist und seine Lebensgefährtin bedroht werden, ist alte Mafiaschule. Der Bordellbesitzer ist jemand, denn man schon zu kennen meint, der Typ in der Fabrik ist genau diese Art Faktotum, das sich ein kriminell angehauchter Bordellbesitzer oder anderer Krimineller halten würde und und und.
Im Grunde genommen kannst du mit dieser Geschichte nur dann gut den Leser unterhalten, wenn es einer ist, der noch kaum solche Krimis kennt. Dann dürftest du damit recht erfolgreich sein.

So aber hat man eine muntere Geschichte gelesen, bei der es auch viele interessante Wendungen gab, aber am Ende fragt man sich, wozu das nun alles gut war.

Eine Sache allerdings hat mich richtig doll erfreut, nämlich wie es dir gelingt, das Thema der Lebensgefährtin, die für die Theaterprobe einen bestimmten Ausdruck sucht, auch noch am Ende sauber einzusetzen und zwar perfekt ins Ende zu bringen. Absolut gelungen! Nicht so gelungen fand ich allerdings, diesen Übergang

Alexa stand im Badezimmer, sah in den Spiegel, richtete sich die Haare.
Das kommt so brutal unvermittelt, so ohne Vorwarnung.


Ich könnte mir vorstellen, wenn ich erlebe, wie geschickt du immer wieder der Geschichte eine Wendung gegeben hast, dass es dir gelingen könnte, eine supergute Geschichte zu schreiben. Du müsstest dein Phantasiepotential nicht auf die Neumischung altbekannter Handlungsstränge fokussieren, sondern auf das Ersinnen eines neuen, wirklich neuen Krimiplots. Ich bin sicher, das könnte dir gut gelingen und dazu möchte ich dich ermuntern.

Lieben Gruß

lakita

 
Zuletzt bearbeitet:

Liebe lakita,

verzeih die späte Antwort, aber zwischen den Feiertagen habe ich leider keine Zeit gefunden, und die Semesterprüfungen rücken auch immer näher.

was für eine herrlich durchgeknallte Story!

Das lese ich gerne, denn das war auch meine Absicht. ;) Mal einen weniger ernsten Text schreiben.

Den finde ich hochspannend, weil die Kombination aus Lady und Bussard neugierig macht.
Also erreichst du eigentlich bei mir als potentielle Leserin, dass ich gerne wissen möchte, was es damit auf sich hat. Am Ende der Geschichte ist es aber so, dass ich den Titel dann doch nicht so passend fand.

Ich gebe zu, dass ich den Titel im Zusammenhang mit dem ersten Satz gewählt habe, um gleich zu Beginn Spannung zu erzeugen. Dennoch finde ich nicht, dass der Titel unpassend wäre. Die Lady (Alexa) und der Bussard sind ja die treibenden Kräfte hinter Heikos Handeln, quasi die beiden Faktoren, die ihn überhaupt agieren lassen. Ohne sie, wäre ja nach der Bordell-Szene mit Luke Schluss. ;)

Beim Challengethema stehe ich leider komplett auf dem Schlauch. Wo bitte steht da was geschrieben und wo in der Geschichte passiert etwas, das mit dem Thema zusammenhängt? Ich habe nichts in Erinnerung, das mich darüber stolpern ließ.

Die Vendetta-Schmiererein auf den Wänden, jeweils mit dem Blut von Buckel-Ben und später mit Lukasz'. Ist doch ne Botschaft, oder nicht? Also mir kam es jetzt nicht so vor, als hätte ich damit das Thema verfehlt.

manche Autoren hätten daraus einen ganzen Roman gemacht, was du in diese durchaus überschaubar lange Geschichte gepackt hast.
Ich habe gerne gelesen, welche Wendungen du jeweils vornimmst, sobald man sich als Leser zu wohl in deiner Geschichte fühlt. Da hast du ein gutes Händchen bewiesen, den Leser an der Nase herumzuführen und Überraschungen zu präsentieren.

Das freut mich sehr. Bei mir muss immer so einiges passieren in meinen Kurzgeschichten, demzufolge sind sie auch recht lang und beinhalten so einige Wendungen (meistens, hoffe ich). Ich kann einfach nichts kurzes schreiben, da würde mir immer was fehlen, ich will immer weiter ausholen. Da hab ich wohl einen Knicks weg, und das Schreiben eines Romans hat das nicht besser gemacht. ;) Daher freut es mich riesig, wenn die Leser trotz der Länge dranbleiben und sich unterhalten fühlen. Mehr könnte ich mir nicht wünschen. Vielen vielen Dank für das Kompliment.

Insgesamt ist der Plot allerdings eine Melange aus vielen Krimis, die man so kennt, wobei ich als Krimileserin auch bei vielen anderen Krimiautoren darunter leide, dass so arg viele nach einem gewissen Strickmuster entstehen und man im Grunde genommen nichts Neues erlebt.

Ja, das stimmt. Aber es ist auch verdammt schwer, da neue Impulse zu setzen. Krimis zählen ja zu den meistgelesenen und -geschriebenen Genres, da gibt's alles mögliche, alles schon dagewesen. Und wenn man viele Krimis liest, dann gibt's wenig Überraschendes, das stimmt. Ich wollte das mit dem Abstrusen etwas auffrischen, habe aber die Handlung vernachlässigt. Darf nicht passieren, wird nicht mehr passieren ... hoffe ich. Ich habe momentan zu viel um die Ohren. Studium und Ideen zu anderen KG's, aber ich bin mir sehr sicher, dass ich mich bald wieder ins Krimi-Feld begeben werde. Danke für die motivierenden Worte, lakita.

Eine Sache allerdings hat mich richtig doll erfreut, nämlich wie es dir gelingt, das Thema der Lebensgefährtin, die für die Theaterprobe einen bestimmten Ausdruck sucht, auch noch am Ende sauber einzusetzen und zwar perfekt ins Ende zu bringen.

Zu Bett - das sind die letzten Worte von Lady Macbeth in dem Theaterstück, das wollte ich unbedingt einbauen. Ursprünglich waren das auch die letzten Worte in meiner Kg hier, da war eindeutig, dass Alexa und Heiko wohl am Strand sterben würde. Einge Änderungen später sterben sie nicht mehr, und der neue letzte Satz kam hinzu. Jedenfalls finde ich es schön, dass dir das aufgefallen ist und du es auch toll findest.

Nicht so gelungen fand ich allerdings, diesen Übergang
Alexa stand im Badezimmer, sah in den Spiegel, richtete sich die Haare.
Das kommt so brutal unvermittelt, so ohne Vorwarnung.

Ja, ist schon ein harter Schnitt. Ich habe die Stelle jetzt etwas umgestellt. Danke für den Hinweis.

Ich könnte mir vorstellen, wenn ich erlebe, wie geschickt du immer wieder der Geschichte eine Wendung gegeben hast, dass es dir gelingen könnte, eine supergute Geschichte zu schreiben. Du müsstest dein Phantasiepotential nicht auf die Neumischung altbekannter Handlungsstränge fokussieren, sondern auf das Ersinnen eines neuen, wirklich neuen Krimiplots. Ich bin sicher, das könnte dir gut gelingen und dazu möchte ich dich ermuntern.

Ermunterung geglückt. ;) Etwas wirklich Neues zu finden, wird verdammt schwer, aber ich werde es versuchen. Dass du Vertrauen in meine Fähigkeiten hast, das bedeutet mir viel. Du warst immerhin die erste Person, die meinen ersten Text hier kommentiert hat. ;)

Vielen Dank für deine Zeit und Mühe, die du in den tollen Kommentar investiert hast. Und entschuldige nochmals die verzögerte Antwort, das tut mir echt leid.

Ich wünsche dir einen schönen Start ins neue Jahr
gibberish

 

Lieber gibberish,

von mir nur einen kurzen Kommentar.

Ich finde die Geschichte mittlerweile rund und wirklich spannend. Ich liebte es, wie du es schaffst, die Spannung zu halten, und gleichzeitig den humorvollen Blick einzubauen, die parodistischen Einlagen besonders am Anfang sind ein echtes Zugpferd.
Ein paar Sachen hast du vielleicht noch abgeändert, an Dialogen oder so (?) jedenfalls zieht der Text jetzt richtig stringent durch. Es stimmt zwar, dass es Ungereimtheiten gibt, die nicht zu einem ernsthaften Krimimnaltext passen, aber ich lese den Text auch anders, ich lese ihn eher wie eine parodierende Krimistory, die mit Versatzstücken des Genres spielt, Klischees zitiert und sich dadurch über sie lustig macht.
Merkt man irgendwie schon an den Namen Lucky Luke, Buckel-Ben, dann die Facebook zitierenden Mafiaschergen Enzo. Dass es da auch manchmal hart oder ernster zur Sache geht, finde ich nicht unpassend, wenn es nur parodierend wäre, dann muss man das schon ganz schön superraffiniert hinkriegen, sonst wird es klamaukig. ich finde, du hast hier eine ganz gute Mischung erwischt.
Echte Ernsthaftigkeit kann ich eigentlich nur in dem Verhältnis zwischen Heiko (allein der Name Heiko in einem Mafindingens ist ein echtes Sakrileg) und seiner Frau sehen, doch auch da musste ich schmunzeln. Und zwar habe ich mir immer vorgestellt, er erzählt ihr von dem Job bei Luke und wünscht sich dabei klammheimlich, dass sie ihm abrät. und dann rät die auch noch zu. Der arme Heiko.

Bei dem Telefonat mit Luke glaube ich in Erinnerung zu haben, dass du irgendwo geschrieben hast, Heiko will Luke von vorneherein verraten. So hatte ich das nicht verstanden, sondern so, dass es ihm im Laufe des Telefonats klar wird, er muss so vorgehen, ihm bleibt nichts übrig als der Verrat. Aber ob das jetzt wesentlich ist? Keine Ahnung.

Also gibberish, ich hab gebibbert und gelacht, ich finde, das ist ein gutes Fazit zu einer Geschichte.
Ich finde es toll, dass Heiko und seine Alexca nicht sterben müssen. Es reicht ja schon, dass der arme heiko zeitlebens von seinen Erinnerungen verfolgt werden wird. Und das zeigt dieses Ende sehr schön.

Alles Gute und viel Glück für Prüfungen und überhaupt.
Novak

 

Liebe Novak,

Ich finde die Geschichte mittlerweile rund und wirklich spannend. Ich liebte es, wie du es schaffst, die Spannung zu halten, und gleichzeitig den humorvollen Blick einzubauen, die parodistischen Einlagen besonders am Anfang sind ein echtes Zugpferd.

Das Lob freut mich sehr, und ich finde es toll, dass du Gefallen an dem Humor gefunden hast. ;)

Ein paar Sachen hast du vielleicht noch abgeändert, an Dialogen oder so (?) jedenfalls zieht der Text jetzt richtig stringent durch.

Ja, einige Passagen habe ich rausgenommen oder gekürzt. Auch die Dialoge sind nach Flieges Anregungen flotter geworden, da ist noch einiges rausgeflogen. Freut mich sehr, dass es wirkt.

Es stimmt zwar, dass es Ungereimtheiten gibt, die nicht zu einem ernsthaften Krimimnaltext passen, aber ich lese den Text auch anders, ich lese ihn eher wie eine parodierende Krimistory, die mit Versatzstücken des Genres spielt, Klischees zitiert und sich dadurch über sie lustig macht.
Merkt man irgendwie schon an den Namen Lucky Luke, Buckel-Ben, dann die Facebook zitierenden Mafiaschergen Enzo.

Es war auch meine Intention, eine Parodie zu schreiben und einen eigentlich ernsten Plot, der aus recht bekannten Versatzstücken des Genres besteht (zugegeben, ein bisschen origineller wollte ich ursprünglich schon sein), mit Albernem zu verquicken. Die Namen zum Beispiel. Ja, ich musste beim Lesen auch schmunzeln, und ich finde es klasse, wenn sich das auch auf die Leser überträgt.

Dass es da auch manchmal hart oder ernster zur Sache geht, finde ich nicht unpassend, wenn es nur parodierend wäre, dann muss man das schon ganz schön superraffiniert hinkriegen, sonst wird es klamaukig. ich finde, du hast hier eine ganz gute Mischung erwischt.

Da hatte ich auch so meine Bedenken. Vor allem im Mittelteil, wenn es um Heiko und Alexa geht, wird der Text doch ziemlich ernst, und ich hatte befürchtet, am Ende weder Fisch noch Fleisch geschrieben zu haben. Ein bisschen Parodie, aber nicht ausreichend; ein bisschen ernst, aber doch zu oft zu albern. Da hätte es leicht sein können, dass der Text beim Leser wirkungslos verpufft. Mit diesem Spagat hatte ich Schwierigkeiten, aber deine Worte sind Balsam für meine zweifelnde Autorenseele. :D

Und zwar habe ich mir immer vorgestellt, er erzählt ihr von dem Job bei Luke und wünscht sich dabei klammheimlich, dass sie ihm abrät. und dann rät die auch noch zu. Der arme Heiko.

Der Gute hatte sicher seine Zweifel, und als Alexa sagte, er solle den Job annehmen, tja, da wusste er wohl, dass er aus der Sache so schnell nicht mehr rauskommt. ;)

Bei dem Telefonat mit Luke glaube ich in Erinnerung zu haben, dass du irgendwo geschrieben hast, Heiko will Luke von vorneherein verraten. So hatte ich das nicht verstanden, sondern so, dass es ihm im Laufe des Telefonats klar wird, er muss so vorgehen, ihm bleibt nichts übrig als der Verrat.

Jeder liest das natürlich anders. Ich sehe das als eine Mischung von beidem. Heiko würde eher Luke verraten, als zu riskieren, dass Alexa und dem Ungeborenem etwas geschieht. Und während des Gesprächs wurde er nochmals mit Lukes kalter Berechnung konfrontiert und da erhärtete sich sein Entschluss noch. Aber ja, im Endeffekt macht es keinen großen Unterschied, wann er genau den Entschluss fasst, ihn zu verraten.

Also gibberish, ich hab gebibbert und gelacht, ich finde, das ist ein gutes Fazit zu einer Geschichte.

Das finde ich auch. ;) Vielen Dank für diese Worte.

Ich finde es toll, dass Heiko und seine Alexca nicht sterben müssen. Es reicht ja schon, dass der arme heiko zeitlebens von seinen Erinnerungen verfolgt werden wird. Und das zeigt dieses Ende sehr schön.

Genau deshalb habe ich mich entschieden, sie, entgegen dem ursprünglichem Ende, nicht sterben zu lassen. Das Nichtvergessenkönnen als Konsequenz finde ich auch wirkungsvoll genug. Und man kann seine Protagonisten ja nicht immer sterben lassen. ;)

Alles Gute und viel Glück für Prüfungen und überhaupt.

Vielen Dank. Ich wünsche dir auch alles erdenklich Gute, Novak.

Liebe Grüße
gibberish

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo gibberish,

deine Geschichte über einen Freundschaftsbeweis, die du im Milieu des organisierten Verbrechens ansiedelst, ist nicht unbedingt der Lesestoff, den ich mir freiwillig aussuchen würde. Aber im Challenge-Reigen hab ich die KG gelesen, und was soll ich sagen: Es war ein angenehmes Lesen, denn deine Erzählstimme ist klar und souverän, sogar mit humoristischen Einfärbungen. Da folge ich dem Erzähler gerne, wenn’s sein muss, auch an einen Tatort.

Besonders scheint mir dein Schluss gelungen. Da kannst du noch mal so richtig Spannung aufbauen. Ich habe mich von dir auf die falsche Fährte locken lassen, denn ich glaubte, die beiden Männer am Strand seien das Exekutionskommando. Diese Ungewissheit, diese allgegenwärtige Bedrohung kannst du sehr gut vermitteln. Da kann man als Leser davon ausgehen, dass Heiko sein Leben lang, wohl mit der Angst leben wird.

Dann ist mir noch aufgefallen und da denke ich nicht, dass mich meine Rechenkünste im Stich lassen: Die Geldscheine im Kuvert ergeben nur zweitausend und nicht wie gewollt zwanzigtausend Euro. Zähl halt noch mal nach.

Er wirkte wie ein Fremdkörper, wie etwas, das nicht hierhergehörte, nicht zwischen lila Zierkissen, Umhängen mit Blümchenmustern und dem Geruch seiner Frau, der am Sofa haftete. „Blutgeld“, sagte Heiko.
Da kann ich mir so gar nichts unter „Umhängen“ vorstellen
Vielleicht kannst du mich erleuchten?

Bis dahin liebe Grüße,
peregrina

 

Liebe peregrina,

deine Geschichte über einen Freundschaftsbeweis, die du im Milieu des organisierten Verbrechens ansiedelst, ist nicht unbedingt der Lesestoff, den ich mir freiwillig aussuchen würde. Aber im Challenge-Reigen hab ich die KG gelesen, und was soll ich sagen: Es war ein angenehmes Lesen, denn deine Erzählstimme ist klar und souverän, sogar mit humoristischen Einfärbungen. Da folge ich dem Erzähler gerne, wenn’s sein muss, auch an einen Tatort.

Ob im Rahmen der Challenge oder nicht, es freut mich sehr, dass du bei mir vorbeigeschaut und die Geschichte gelesen hast. Und deine Worte über die Erzählstimme freuen mich natürlich sehr, umso mehr, wenn dies nicht gerade dein Genre ist. ;)

Besonders scheint mir dein Schluss gelungen. Da kannst du noch mal so richtig Spannung aufbauen.

Das Ende war so ziemlich die größte Baustelle beim Überarbeiten hier, und jetzt bin ich natürlich erleichtert, wenn die Stimmung passt und die Spannung gehalten wird. Danke für dein Lob, aber ohne die Wortkrieger wäre das Ende sicher ein anderes, weniger spannendes geworden. ;)

Dann ist mir noch aufgefallen und da denke ich nicht, dass mich meine Rechenkünste im Stich lassen: Die Geldscheine im Kuvert ergeben nur zweitausend und nicht wie gewollt zwanzigtausend Euro. Zähl halt noch mal nach.

Da stand zwar hunderte und nicht hundert, aber ich habe auf deine Anmerkung hin ein anderes Wort gewählt, das vielleicht besser passt. Denn die Scheine zählen wird Heiko in der Situation ja nicht unbedingt.

Da kann ich mir so gar nichts unter „Umhängen“ vorstellen

Oh Mann, ich Schussel. Da muss natürlich Vorhänge stehen. Danke für's Aufmerksammachen. Selbst beim zwanzigsten Korrekturlesen schleichen sich immer noch solche Fehler ein. :D

Freut mich sehr, dass du dir Zeit für meinen Text genommen hast, peregrina. Und Danke für deinen tollen Kommentar.

Liebe Grüße
gibberish

 

Peace gibberish,

finde ich eine gute Geschichte. Flüssig erzählt, deine Figuren haben Gesichter und verhalten sich organisch, natürlich, das gefällt mir immer sehr gut. Auch der allergrößte Teil deiner Dialoge fand ich toll und natürlich. Die hab ich dir abgekauft. Also sprachlich hat sich das für mich echt weggelesen, und das ist immer viel wert. Im Plot gab es so ein, zwei kleine Ungereimtheiten für mich, weswegen der Text nicht die vollen 100% für mich sind. Das sind erstens: Wieso lassen die Italiener Heiko einfach so in der Gießerei sitzen, bzw. ihn laufen? Würden die das echt tun? Oder würden sie ihn nicht festsetzen/killen, so lange, bis sie Sicherheit haben, dass er ihnen keinen Bullshit erzählt hat? Das Zweite: Wenn ich mich in die Italiener hineinversetze, sehe ich keinen Sinn, nachdem ich Buckel-Ben verhört habe und er mir gesagt hat, dass Lukasz dahinter steckt, also da sehe ich keinen Sinn, weswegen ich Heiko herbestellen würde. Würden die das echt tun? Oder tun sie es nur der Geschichte wegen? Wäre es nicht viel logischer für sie, so lange vor Lukes Bar zu warten, bis sie ihn reingehen sehen, und dann verpassen sie ihm eine Kugel? Wieso der Umweg über Heiko? Also vllt hast du dafür ja eine schlüssige Erklärung, aber mir erschließt sich das jetzt nicht ganz. Ist nur eine kleine Ungereimtheit für mich, aber wäre das alles glatt und wäre ich nirgends drübergestolpert, wäre es eine sehr runde Geschichte für mich. Dann noch ein Punkt: Das mit Luke am Ende hab ich nicht verstanden, oder hab ich da was überlesen? Wieso ist er plötzlich tot auf dem Beifahrersitz? Das ist ein schlechtes Gewissen, oder? War ein wenig unklar im Text.

Ein paar Dialogfetzen kamen mir unorganisch/unnatürlich vor (das ist jetzt wirklich evtl. etwas zu kleinkrämerisch, aber könnte dir weiterhelfen):


„Tut mir leid, dass wir dich stören mussten.“
„Hm, ihr könnt ja nichts dafür, wenn ein Freier durchdreht. Wo isse?“
So ab und an packst du meiner Meinung nach zu viel Info in die Dialoge. Da sehe ich den Autor durchschimmern. Ich denke nicht, dass Buckel-Ben das mit dem Freier in der Situation erwähnen würde. Ist nur ein Gefühl. Es klingt nach Autor-Info, die er im Dialog verpackt mir als Leser verkaufen will

„Was geschieht jetzt mit ihr?“, fragte Heiko.
geschieht klingt sehr antik - "passiert" klingt zwar weniger elegant, aber ein Mann wie Heiko würde wohl eher das sagen, schätze ich

Während sie das Parfüm auftrug, sagte Heiko: „Na, die Erstaufführung ist in vier Wochen. Bis dahin wirst du deine persönliche Note schon finden.“
Wieder so ein bisschen zu viel Infodump, was diesen Dialogteil dann ins Hölzerne lenken lässt, für mein Empfinden. Heiko würde das mit der Erstaufführung doch nicht in der Situation sagen, oder? Das schaut für mich aus, als ob er es extra für mich, dem Leser, sagt

Enzos Arm zuckte, Heiko schloss die Augen. Doch es ertönte kein Knall, er spürte keine Schmerzen. Enzo ließ den Arm sinken und sagte: „Na, es wird wieder dasselbe sein. Wir wollen ins Prostitutionsgeschäft einsteigen, die Polen wollen uns fertigmachen. Don Carrato will Blut sehen, und das wird er. Warum Lukasz und sein Luden-Daddy das getan haben, ist unwichtig.
Wieder Infodump! Wie gesagt, ich mag deine Dialoge echt, ich finde sie zu 95% sehr flüssig und natürlich, wirklich sehr gut, aber ab und an wirkt mir das zu "gestellt". Hier wieder. Das sagt der Itaker nie im Leben. Das Unterstrichene sagt der Autor zu mir, durch Enzos Mund.

„Woher wisst ihr das alles?“
Enzo sagte: „Facebook.“
:lol: sehr geil! Richtig fette Stelle, ich musste gerade echt lachen.

Luke fragte: „Die Italiener?“
„Ja.“
„Hör zu, ich versteck mich bei Laura. Wir sind zusammen, weißte.“
„Ich verstehe.“
Noch eine leicht unlogische Stelle: Wieso lässt Enzo Heiko ohne Lautsprecher telefonieren? Neee. Das würden die Mafialeute nie machen! Der müsste den Lautsprecher anstellen, die wollen mithören. Meine Meinung.


Jo gibberish, merze die paar kleinen Unstimmigkeiten deines Plots aus und feile noch etwas an deinen Dialogen, v.a. würde ich sie lieber natürlich klingen lassen und dafür weniger Information preisgeben, dann hast du eine richtig runde und sehr gut erzählte Geschichte. Ich habe sie echt gerne und mit Spaß gelesen, du hast eine gute Erzählstimme, finde ich.

Gruß
zigga

 

Hey zigga,

Flüssig erzählt, deine Figuren haben Gesichter und verhalten sich organisch, natürlich, das gefällt mir immer sehr gut.

Freut mich sehr, dass du das sagst. Und auch bezüglich der Dialoge. Da habe ich schon viel weggestrichen im Vergleich zur ersten Fassung, und wenn du dann sagst, das wirke natürlich, da sehe ich, das Kürzen hat sich gelohnt, das ist die richtige Richtung. Solches Feedback hilft mir sehr weiter, vielen Dank.

Die angemerkten Infodumps habe ich rausgenommen, und ich werde den Text nochmal durchgehen und gucken, ob ich noch mehr streichen kann. Vielen vielen Dank für diesen nützlichen Hinweis, das werde ich mir merken.

Im Plot gab es so ein, zwei kleine Ungereimtheiten für mich, weswegen der Text nicht die vollen 100% für mich sind.

Ja, mea culpa. Du hast natürlich recht und ich kann nur zustimmen, wenn du sagst, diese und jene Passagen sind nicht ganz stimmig. Vieles habe ich halt einfach so gedeichselt, dass ich abstruse Szenen habe und am Ende trotzdem am Ziel angelange, dass ich angestrebt habe, also die Szene am Strand. Diese Ernsthaftigkeit des Plots und den Humor, den ich reinbringen wollte, da die Balance zu finden und alles organisch ablaufen zu lassen, das fällt mir schon schwer. Ich weiß nicht, ob ich es in mir habe, alle Unstimmigkeiten auszumerzen, das wäre ein hartes Stück Arbeit, denn da sind noch so einige Baustellen im Plot. Aber trotzdem hat sich diese Erfahrung für mich sehr gelohnt. Und auch dein Feedback hilft mir sehr. Ich werde schauen, ob mir da noch Ideen kommen, wie ich das ein oder andere verbessern kann, ohne gleich mit dem Rotstift rumzuwüten.

Dann noch ein Punkt: Das mit Luke am Ende hab ich nicht verstanden, oder hab ich da was überlesen? Wieso ist er plötzlich tot auf dem Beifahrersitz? Das ist ein schlechtes Gewissen, oder? War ein wenig unklar im Text.

Genau, das ist sein schlechtes Gewissen. Ist als kleine Anspielung auf Macbeth gedacht. Speziell die Bankett-Szene, wo Macbeth den Geist seines (ehemaligen) Freundes Banquo sieht, den er zuvor hat umbringen lassen. Heiko hat das hier zwar eher notgedrungen gemacht, aber die Auswirkungen auf seinen Geisteszustand sind ähnlich. So habe ich mir das zumindest gedacht.

Ich habe sie echt gerne und mit Spaß gelesen, du hast eine gute Erzählstimme, finde ich.

Dieses Lob geht runter wie Öl. Danke, danke, zigga.

Wir sehen uns und liebe Grüße
gibberish

 

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