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Die KonMari-Methode

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02.05.2020
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Die KonMari-Methode

»Mehr Butter!« Daniel wedelte mit seiner Brezel durch die Luft und seine Mutter wich geübt aus.
Ihr Bruder Bernd hob eine Augenbraue. »Was ist das Zauberwort?«
»Hokuspokus!« Daniel strahlte seinen Onkel an, dann kehrte der sture Gesichtsausdruck zurück, den dieser bereits aus seiner Kindheit kannte. »Mehr Butter!«
»Nein, das ist es nicht.« Trotzdem zuckte Bernds Mundwinkel zu einem Lächeln hoch.
Daniels Vater legte eine Scheibe Schinken auf die aufgeschnittene Brezel. »Dann vielleicht Abrakadabra?« Er grinste Daniel an, der das Wort sofort zu wiederholen versuchte.
Bernd seufzte.
»Wenn du nicht Zauberwort gesagt hättest, würde ich ja ›Lingardio Liviosa‹ vermuten.« Bernd blinzelte seine Schwester ungläubig an. »Harry Potter?« Er schüttelte den Kopf, aber Sarah machte unverdrossen weiter. »Der Zauberspruch für Levitation. Damit könnte sich Daniel die Butter selbst holen.« Sie grinste ihren Sohn an. »Nicht wahr? Wutschen und wedeln.« Sie erlöste Bernd, holte die Butter und bestrich großzügig Daniels Brezel.
»Danke!« Er strahlte seine Mutter an und aß glücklich weiter.
Sie lächelte »Bitte schön.«
Bernd schüttelte den Kopf. »›Bitte‹ ist für einen Zweijährigen zu kompliziert?«
Sarah rollte mit den Augen. »Haben Mum und Dad uns ständig ermahnt ›Bitte‹ zu sagen?«
»Das sagst du nur, weil Papa uns so oft die Geschichte erzählt, dass dein Zauberwort mit zwei ›T‹ ›flott‹ war.«
»Und keiner von uns beiden kann sich daran erinnern. Zeigt aber nur, dass es nicht so wichtig ist, darauf zu pochen, schließlich bist du ein ganz toller Bitte-Sager. Und Daniel ist doch bereits ein ganz toller Danke-Sager.« Sie sah sich suchend auf dem Tisch um. »Wo ist eigentlich der Honig?« Bernd reichte ihn ihr und sie strahlte ihn an. »Danke schön.«
Er ließ den Kopf hängen.
»Daniel, iss deine Brezel auf, dann können wir auf den Spielplatz gehen.« Daniels Vater stand auf und zwinkerte Sarah zu. »Mami hat bestimmt noch mehr tolle Litaneien für Onkel Bernd auf Lager und wir müssen uns ja nicht alle langweilen.«
»Darf ich mit?« Bernd sah ihn hoffnungsvoll an, erntete aber lediglich Gelächter.

»So.« Sarah stellte ihrem Bruder eine Tasse Kaffee hin und setzte sich zu ihm aufs Sofa. »Willst du mir jetzt erzählen, was es mit dieser ›Ich esse nur Obst zum Frühstück‹- und ›Bitte Süßstoff für den Kaffee‹-Sache auf sich hat? Die ›Oh, nur vollfette Milch?‹-Sache nicht zu vergessen.«
»Muss halt ein wenig abnehmen.«
Sarah sah an ihm rauf und wieder runter. »Wo? Oder einfacher: Wer sagt das?«
Bernd zupfte an seinem Pulli herum.
»Muss ich mich durch raten?«
»Wahrscheinlich rätst du nicht sehr lange.«
»Miss Dauer-Diät?«
»Du weißt, dass ich es nicht mag, wenn du sie so nennst.«
Sarah kniff die Augen zusammen, stieß die Luft aus und nickte dann. »Du hast recht.«
Bernd hob eine Augenbraue. »Das war zu einfach.«
»Wenn sie die eine ist, die dich glücklich macht, sollte ich mich darüber freuen, dass du sie gefunden hast.«
Er schwieg.
»Sie ist doch die eine, die dich glücklich macht, oder?«
Er schwieg weiter.
»Ihr seid seit drei Jahren zusammen. Du solltest inzwischen wissen, ob sie es ist.«
Stille.
Bernd verschränkte die Arme und starrte auf den unberührten Kaffeebecher vor sich. »Und wenn nicht?«
»Wenn du es nicht weißt?«
»Wenn sie es nicht ist.«
»Du bist bereits groß. Beantworte dir die Frage selbst.«

Bernd schloss die Tür auf. »Alice?«
Stille antwortete ihm.
Gewohnheitsmäßig hängte er seine Jacke auf, legte den Schlüsselbund in das dafür vorgesehene Körbchen – auf keinen Fall daneben – und stellte seine Schuhe in das diesem Paar zugewiesene Fach.
Bernd sah sich um und in jedem Möbelstück, jedem Bild, jedem genau auf seinem Platz stehenden Objekt sah er Alice.
Gab es hier irgendetwas, das nur ihm gehörte?
Langsam durchstreifte er die Wohnung. Sein Proteinpulver? Nein, das hatte Alice ihm gekauft. Er nahm die Dose in die Hand und drehte sie hin und her. Aber es schmeckte wirklich gut. Sie hatte monatelang recherchiert und ihn mit Geschmacksrichtungen beschossen. Trotz seines Augenrollens, Schulterzuckens und der ausweichenden Antworten hatte sie nicht aufgegeben. Er runzelte die Stirn. Sie hatte gestrahlt, als er es das erste Mal probierte und auf ihre Frage, ob es ihm schmecke, genickt hatte. Wann hatte sie das letzte Mal wegen etwas gestrahlt, das er getan hatte? Ein ungutes Gefühl machte sich in seinem Bauch breit.
Er öffnete den Schrank mit den Tassen. Vor Monaten hatte Alice seine aufgereiht, damit er jede einzelne berührte, um festzustellen, ob sie ihn glücklich machte. Er hatte mit den Schultern gezuckt. Sie hatte eine davon hochgehoben und erklärt, dass sie dann wegmüssten. Hatte sie ihm hingehalten und weitererklärt, dass er sich jetzt bei jeder bedanken müsse wie bereits bei seinen Kleidungsstücken. Daran hatte er sich noch gut erinnert und war mit einem pauschalen ›Danke‹ aus der Wohnung geflüchtet. Sollte sie doch diesen Organisationswahn ausleben, es würde sicher vorbeigehen. Das ungute Gefühl breitete sich von seinem Bauch auf den Brustkorb aus.
Ein Schlüssel drehte sich im Schloss.
»Alice?«
»Wer sollte es sonst sein?« Ein Klirren, ein leises Schleifen, dann trat sie in die Küche und lehnte sich mit verschränkten Armen in den Türstock.
»Ich habe nachgedacht.«
Sie hob eine Augenbraue. »Ebenfalls ›Hallo‹.«
Kurz spielte er mit dem Gedanken abzuwinken und sich vor den PC zu setzen, dann nickte er. »Hi. Hattest du einen schönen Vormittag?«
Alice musterte ihn argwöhnisch. »Ich habe Martina beim Putzen geholfen. Du erinnerst dich? Die tränenreiche Trennung?«
Bernd biss sich auf die Lippen. »Sag mal … apropos putzen … wo sind denn meine Tassen gelandet?«
Alice starrte ihn an. »Ich habe sie weggeworfen, sie waren dir nicht wichtig. Hast du das vergessen?«
»Da war die Tasse mit Daniel dabei.«
Alice nickte, beobachtete ihn. »Jedes Mal, wenn du das Bild darauf angesehen hast, hast du gelächelt. Obwohl du da den panischsten Gesichtsausdruck hast, den ich je bei dir gesehen habe.«
Unwillkürlich lächelte Bernd. »Er war so klein.« Dann leckte er sich über die Lippen. »Hast du die Tasse weggeworfen?«
Alice’ Blick hing auf seiner Hand und erst jetzt bemerkte er, dass er sie geballt hatte. Mühsam entspannte er sie, Alice’ Blick wanderte zurück zu seinem Gesicht. »Ich dachte mir schon, dass du nur keine Lust hattest, das Schritt für Schritt durchzugehen.« Er folgte ihr ins Arbeitszimmer, wo sie eine mit ›Erinnerungen‹ gelabelte Box aus dem Schrank zog. »Hier.« Sie lächelte leicht. »Die würde ich doch nie wegwerfen.«
Erleichterung überschwemmte ihn. Er drehte die Tasse in der Hand. »Ich denke, ich habe das Konzept jetzt verstanden.«
Alice’ Mine hellte sich auf. »Echt? Wow! Willst du jetzt doch das Buch lesen? Es ist echt hilfreich.«
»Alice?«
Verwirrt drehte sie sich zu ihm um.
»Mache ich dich glücklich?«
Ihr Mund bewegte sich, doch kein Wort kam heraus.
»Das ist eine einfache Frage, Alice. Mache ich dich glücklich?«
»Es … es geht dabei um Gegenstände. Nur um Gegenstände!«
Bernd kniff sich in die Nasenwurzel. »Wir leben schon eine ganze Weile nur noch nebeneinander her. Ich …« Er dachte nach und nickte dann. »Ich bin in dieser Beziehung nicht mehr glücklich.«
Alice starrte ihn an. Bernd wollte ihr die Hand auf die Schulter legen, sie beruhigen, aber sie wich aus. »Du wirst mich jetzt nicht anfassen, um zu überprüfen, ob ich dir Freude bereite!«
»Das hatte ich nicht vor! Dieses Konzept ist deine Sache, nicht meine.«
»Aber du benutzt es gerade gegen mich!« Sie flüchtete aus dem Arbeitszimmer und Bernd lief ihr ins Wohnzimmer nach.
»In den letzten Monaten hast du genau zwei Mal wegen mir glücklich ausgesehen. Als mir der Shake geschmeckt hat und gerade eben, als du dachtest, ich würde mit dir auf diesen Marie-Kondo-Zug aufspringen.«
»Du benutzt den Shake bereits seit einem Jahr!«
Bernd zuckte zusammen. Wie lange lebten sie schon so nebeneinander her? »Das macht es nur noch schlimmer.«
Alice warf die Hände in die Luft und ließ ihn stehen.
»Geh mir jetzt bitte nicht aus dem Weg.«
»Wenn du mein Konzept gegen mich anwendest, was spricht dann dagegen, dass ich dein Konzept gegen dich anwende?«
»Alice, wir müssen darüber reden. Bist du denn glücklich? In letzter Zeit hast du ständig Veränderungen vorgenommen. Marie Kondo für unsere Wohnung. Proteinshake für mich. Bouldern, neuer Haarschnitt, neue Mädelsabende für dich …«
»Ich hab nen anderen geküsst.« Alice wandte den Blick zur Seite und legte eine Hand über ihren Mund.
Bernd starrte sie an. Er sollte sich aufregen. Wütend sein. Irgendetwas fühlen. Doch da war nur Leere. »Die Mädelsabende sind aber schon Mädelsabende.« Ausgelaugt ließ er sich auf das Sofa sinken.
Sie nickte müde und setzte sich in den Sessel daneben. »Wir gehen nur Essen.«
Bernd rieb sich über das Gesicht. »Ich werde ausziehen. Martina hat noch nichts Passendes gefunden, oder? Sie könnte bei dir einziehen.«
»Mal sehen.« Alices Gesichtsausdruck verspannte sich.
»Ist sie etwa unordentlich?«
»Das werde ich nicht kommentieren.« Stille. »Du musst nicht ausziehen.«
Bernd seufzte. »Doch. Sonst machen wir einfach weiter wie bisher. Das tut uns beiden nicht gut.«
Alice lächelte freudlos. »Es war nicht immer so, oder?«
»Nein.« Er lachte auf. »Weißt du noch, wie wir uns auf Martinas Hochzeit durch den Gin probiert haben mit dem Ziel, das Aroma schneller als der andere zu erkennen?«
Sie grinste. »Gegen Ende waren wir beide ziemlich schlecht. Aber ich hatte einen Treffer mehr als du.«

Bernd schloss das Gartentor hinter sich und atmete tief den Grillgeruch ein. Zufrieden schlenderte er durch den Garten, nahm Gesprächsfetzen auf und angelte sich eine mit Wassertröpfchen bedeckte Bierflasche aus einer Kiste. Seine Schwester arrangierte gerade Salate auf einem Tisch, ihr Mann stand am Grill.
»Hey.« Er ließ den Verschluss der Flasche plöppen.
»Ah, schön, dass du gekommen bist.« Sarah musterte ihn und lächelte. »Du siehst gut aus.« Sie deutete auf seine Augen. »Entspannt.«
Bernd nickte. »Ja, mir geht es tatsächlich richtig gut.« Er deutete auf eine Brünette in einem hellgrünen Sommerkleid, die etwas abseits stand. »Wer ist das?«
Sarahs Blick folgte seinem Finger. »Eine Kollegin. Neu in der Stadt.«
»Hat deinen Mama-Instinkt geweckt?«
Sarah streckte ihm die Zunge raus. »So ungefähr.«
Daniel kam angerannt, zog die Frau an der Hand zu einer halbhohen Mauer und deutete auf allerlei Krimskrams darauf.
»Ich gehe ihr mal helfen.«
»So eine selbstlose, gute Tat.«
Bernd ignorierte Sarahs letzte Worte und näherte sich der Mauer.
»Pusteblasen!«
»Was willst du?« Die Frau musterte hilflos die Sachen.
»Pusteblasen!« Daniel hopste auf und ab, wedelte mit den Händen herum und in seinen Augen sammelten sich bereits Tränen.
»Ich arbeite ja dran! Pusteblasen … Pusteblasen … Blasen … Pusten. Ah, du meinst Seifenblasen?« Hoffnungsvoll streckte die Frau dem Kleinen die blaue Röhre mit dem gelben Deckel entgegen.
»Danke!« Daniel riss ihr die Seifenblasen aus der Hand und rannte zu seinen Freunden.
»Vom Zauberwort hat er aber auch noch nix gehört.« Die Frau schüttelte den Kopf.
Bernd lachte.

 

Hallo feurig,
ich glaube, wir kennen uns noch gar nicht. Oder?
Schönen guten Morgen jedenfalls.
Deine Geschichte passt schön zum Thema, denn zum Schluss bleibt ein Wohlfühlen übrig, Bernd wird seinen Weg gehen und du hast das mit einem Quäntchen Humor gewürzt, indem du die neue Frau dieselben Worte sagen lässt wie Bernd.
Bei dieser Geschichte, die ja neben dem Happyend zum Nachvorneblicken eben davon lebt, dass der Bernd lernen muss zu erkennen, dass Alice nicht die Richtige für ihn ist, bin ich der Meinung, dass die Sache mit Alice viel zu schnell klar ist. Eigentlich weiß man schon im Gespräch mit der Schwester, dass die beiden nicht zusammenpassen. Als er dann in die Wohnung kommt, geht das dann auch sehr rasch und arbeitet damit, dass Alice eine furchtbar belehrende und überhebliche Schnepfe ist, die anderen Leuten ihr Leben vorschreibt. Das fand ich rein persönlich alles zu viel und zu schnell. Ich würde Alice nicht gar so superunsympathisch zeichnen und Bernd ein wenig unsicherer machen, ein bisschen mehr die Kehrtwende zeigen, die er durchlebt. Dazu vielleicht ein bisschen stärker seine eigentlichen Wünsche und Träume zeigen, die in der Beziehung zu Alice kurz kommen.
Der erste Abschnitt wäre dazu eine Chance. Da stellst du Bernd eigentlich fast schon ein bisschen humorlos dar. Vielleicht könnte er sich in dieser Athmosphäre, auch wenn er die "Bitte-Danke-Marotte" hat, ein bisschen wohlfühlen, so dass der entsprechende Kontrast zu der Athmosphäre in der Aice-Wohnun g entsteht.
Aber okay, das alles ist mein Geschmack, du wirst dir hoffentlich das rausgreifen, was zu deinem Schreiben und zu deinem Geschmack passt.

Ein handwerklicher Hinweis noch. Im ersten Abschnitt, in deiner Exposition, merkte ich zwar, dass du aus der Perspektive von Bernd geschrieben hast, aber die Personenkonstellationen waren nicht immer gleich klar, sondern im Gegenteil oft etwas verwirrend. Eine Möglichkeit wäre ja, Daniel gleich als Bernds Neffen einzuführen, dann ist das schon mal klar. Dann rätselt man nicht mehr rum, wer jetzt wer ist. Also man kriegts schon alles raus, aber beim Rauskriegen verpufft gute Erzählzeit, und die willst du ja eigentlich dazu verwenden, Bernds Problem und Situation vorzustellen. Vielleicht findest du ja irgend einen Weg, das etwas klarer zu gestalten. Aber auch hier gilt, schau einfach, ob das nicht nur mein Lesen ist, vielleicht hatten andere damit ja keinerlei Problem.

Sehr geil fand ich die Idee mit den Tassen. Also dass er daran zeigen muss, wwas ihm wichtig ist. Oh je, da geht mir schon gleich wieder der Hut hoch, wenn ich mir vorstelle, jemand würde so mit mir umgehen. Auch dass Bernd so einen Bezug zu der Danieltasse hat, fand ich eine tolle Idee. Könntest du von mir aus ruhig noch mehr betonen.

Ich wünsch dir was, viele Grüße von Novak

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @Novak ,

möglicherweise haben wir mal die selben Texte kommentiert, aber ansonsten ist es tatsächlich das erste Mal, in soweit: ebenfalls Hallo! und danke für diesen ersten Kommentar. Ich war mir unsicher, ob die Geschichte aufgeht und so wirklich funktioniert sie wohl nicht, muss ich gucken, wie ich das drehen kann.

Bei dieser Geschichte, die ja neben dem Happyend zum Nachvorneblicken eben davon lebt, dass der Bernd lernen muss zu erkennen, dass Alice nicht die Richtige für ihn ist, bin ich der Meinung, dass die Sache mit Alice viel zu schnell klar ist. Eigentlich weiß man schon im Gespräch mit der Schwester, dass die beiden nicht zusammenpassen.
Denn eigentlich sollte die Geschichte nicht davon leben, dass Bernd erst erkennen muss, dass Alice nicht die Richtige ist, sondern erkennt, dass er bereits seit geraumer Zeit nicht mehr (wirklich) in einer Beziehung lebt, sondern man nur noch nebeneinanderher lebt. Eventuell ist das auch nicht der richtige Ansatz, aber ...

dass Alice eine furchtbar belehrende und überhebliche Schnepfe ist, die anderen Leuten ihr Leben vorschreibt. Das fand ich rein persönlich alles zu viel und zu schnell. Ich würde Alice nicht gar so superunsympathisch zeichnen
... eigentlich ordnet Alice nur die Wohnung nach der KonMari-Methode, wie es heute ziemlich viele Frauen machen. Von betroffenen Männern habe ich dazu das ein oder andere Mal "Ich hab schon befürchtet, sie sortiert mich ebenfalls aus." in (nur) halb scherzhaften Ton gehört.
Dabei war es nicht mein Ziel sie so richtig unsympathisch zu zeichnen, ich hatte versucht das damit abzufedern, dass sie die Daniel-Tasse nicht weggeworfen hat, weil sie ihn dazu zu gut kennt, das war aber ganz offensichtlich nicht genug, ich gucke, wie ich hier nachjustieren kann.

Der erste Abschnitt wäre dazu eine Chance. Da stellst du Bernd eigentlich fast schon ein bisschen humorlos dar.
Ich glaube, oder bzw. habe bisher die Erfahrung gemacht, dass Menschen die in ihrer Beziehung nicht mehr glücklich sind, demotiviert und passiv "erdulden" was da so gefordert wird, auch im privaten Umfeld - wenn es denn ein vertrautes ist - klar erkennbar unglücklich und unentspannt sind.

merkte ich zwar, dass du aus der Perspektive von Bernd geschrieben hast, aber die Personenkonstellationen waren nicht immer gleich klar, sondern im Gegenteil oft etwas verwirrend.
Versuche ich nachzuschärfen, hatte das beim Schreiben bereits an ein paar Stellen auf dem Schirm, war mir allerdings nicht ganz sicher, wie ich das geschickt aufdrösel bzw. ob es wirklich problematisch wird.

Sehr geil fand ich die Idee mit den Tassen. Also dass er daran zeigen muss, wwas ihm wichtig ist.
Leider nicht von mir, sondern die KonMari-Methode von Marie Kondo: Nehme jeden Gegenstand in die Hand und prüfe, ob er Freude in dir erzeugt (sparks joy). Wenn nicht, kann er weg.

Auch dass Bernd so einen Bezug zu der Danieltasse hat, fand ich eine tolle Idee.
Danke schön, das ist tatsächlich meine Idee :)

Hallo @Rob F ,

vielen Dank auch für deinen Kommentar und es ist zumindest schon mal schön, dass die Formulierungen und Rechtschreibung passt.

Inhaltlich hast du auch den schnellen Abschluss der Beziehung negativ hervorgehoben, da muss ich tatsächlich drüber nachdenken, ich hatte nicht vor ein Trennungsdrama aufzuzeichnen, sondern nur das Ende eines Trennungsdramas (durch eine eigentlich bereits stattgefundene emotionale Trennung ohne die tatsächliche Trennung) darzustellen. Ich fand, das unter das Motto der KonMari-Methode zu stellen, wäre mal was anderes. Oder hatte zumindest gehofft, dass jemand so eine Anwendung der Methode mal ganz ... hm ... erfrischend finden könnte.

Da bisher dieses Konzept nicht so ganz aufgeht, muss ich gucken, wie ich das deichsele.

Viele Grüße
feurig

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo feurig,
ich noch mal, damits keine Missverständnisse gibt.

... eigentlich sollte ... Geschichte nicht davon leben, dass Bernd erst erkennen muss, dass Alice nicht die Richtige ist, sondern erkennt, dass er bereits seit geraumer Zeit nicht mehr (wirklich) in einer Beziehung lebt, sondern man nur noch nebeneinanderher lebt.
Das hab ich wohl sehr schlecht ausgedrückt, denn das kommt durchaus aus deiner Geschichte raus. Nur - er verharrt ja trotzdem schon seit längerem in dieser für ihn unbefriedigenden Beziehung. Was also bringt ihn nun dazu, nun doch zu handeln, auszubrechen, einen Schlussstrich zu ziehen? Welcher Auslöser war das? Welche Situation, welches Gefühl? Das kam mir zu knapp vor. Irgendetwas in ihm muss ihn ja zum Handeln gebracht haben.

Und dass Alice so unsympathisch rüberkommt, hmmm, man merkt schon, dass dein Text versucht, auch andere Seiten von ihr zu zeigen, und ja, ganz genau, an der Tasse zum Beispiel, die sie eben nicht wegwirft, aber sie ist halt mit dieser Aufräummethode, jedenfalls so, wie sie sie anwendet, schon recht übergriffig. Das vertreibt doch den nettesten Typen, wenn der sich dauernd überlegen muss, was er nun wegschmeißen will. Hier ist das so, das Verhältnis der beiden wirkt nicht wie eine eine erloschene Liebe, sondern, wie wenn sich jemand recht kräftig in andrer Leuts Leben einmischt.
Vielleicht hab ich mich jetzt ein bisschen besser erklären können, hoffe ich. :(

Hier noch ein Vertipper, der mir aufgefallen ist:

»Ich bin nicht in dieser Beziehung nicht mehr glücklich.«

Und diese Konmarimethode, ich musste gleich mal googlen, als ich deine Antwort las, irgendwie krass. Taugt bestimmt dazu, einen Kleiderschrank auszumisten, in deiner Geschichte hats gleich den Mann mit ausgemistet. Irgendwie cool.
Machs gut
Novak

 

Hallo @Novak ,

Vielen Dank für deine Ergänzungen!

Was also bringt ihn nun dazu, nun doch zu handeln, auszubrechen, einen Schlussstrich zu ziehen? Welcher Auslöser war das? Welche Situation, welches Gefühl? Das kam mir zu knapp vor. Irgendetwa in ihm muss ihn ja zum Gndeln gebracht haben.
Ich verstehe. Guter Hinweis.
Ansich wären das die ersten zwei Szenen. Seine Schwester und ihr Mann bieten ja eher eine Wohlfühlatmosphäre, auch wenn Bernd sie nicht annehmen kann, spürt er sie ja trotzdem. Und seine Schwester spricht explizit das Glücklichsein mit Alice an. Ist allerdings wirklich sehr subtil eingebaut.

aber sie ist halt mit dieser Aufräummethode, jedenfalls so, wie sie sie anwendet, schon recht übergriffig. Das wirkt nicht nur wie eine erloschene Liebe, sondern, wie wenn sich jemand recht kräftig in andrer Leuts Leben einmischt.
Na ja, um Ordnung in eine gemeinsame Wohnung zu bringen macht es ja wenig Sinn nur die eigenen Sachen aufzuräumen. Sie wirft seine Sachen ja nicht einfach weg, sondern bezog ihn mit ein. Bzw hat es versucht. Ist aber auch ein guter Hinweis, man muss sich nämlich auch bei jedem Gegenstand den man ausmistet bedanken. Bernd musste also wirklich vielen Sachen Danke sagen. :lol:
Taugt bestimmt dazu, einen Kleiderschrank auszumisten, bei dir leider den Mann auch gleich mit.
Na ja, letzlich hat er das Konzept verstanden, das sie ihm versucht hat beizubringen. Und glücklich war sie ja auch nicht mehr.

Gefällt dir vielleicht, wenn du die Methode gerade gegoogelt hast
www.brigitte.de/barbara/zuhause/weg-damit--wie-marie-kondo-mir-ordnung-beibrachte---und-ich-zum-freak-wurde-11072770.html

Viele Grüße
feurig

 

Guten Morgen @feurig

ich finde Deine Geschichte vom Handwerklichen und Sprachlichen her sehr gut, schließe mich aber anderen Kommentatoren an. Mir fehlt das Emotionale. Bei mir entsteht beim Lesen keine Nähe zu den Protagonisten, das liest sich alles ein wenig hölzern und oberflächlich abgehandelt, obwohl die Geschichte Potential hat. Schön fand ich den positiven Einstieg und das positive Ende. Der kleine Daniel ist herzallerliebst und zaubert beim Lesen ein Lächeln auf mein Gesicht.

Hier meine Leseeindrücke:

»Der Zauberspruch für Levitation. Damit könnte sich Daniel die Butter selbst holen.« Sie grinste ihren Sohn an. »Nicht wahr? Wutschen und wedeln.« Sie erlöste Bernd, holte die Butter und bestrich Daniels Brezel dick mit Butter.

Zu viel Butter :D
Vorschlag: Sie erlöste Bernd, holte die Butter und bestrich Daniels Brezel dick damit.

»Danke!« Daniel strahlte seine Mutter an und aß glücklich weiter.

Der Einstieg ist insgesamt sehr gelungen. Ich hab die Szene deutlich vor Augen und habe sofort Sympathie für den kleinen Daniel. Das weckt die Neugierde und ich bin gespannt, worum es in Deiner Geschichte geht.

Sahra stellte ihren Bruder eine Tasse Kaffee hin und setzte sich zu ihm aufs Sofa.

Sarah

»Muss halt ein wenig abnehmen.«
Sahra sah an ihm rauf und wieder runter. »Wo? Oder einfacher: Wer sagt das?«
Bernd zupfte an seinem Pulli herum.
»Muss ich mich durch raten?«
»Wahrscheinlich rätst du nicht sehr lange.«
»Miss Dauer-Diät?«

Das ist ein wenig hölzern. Ich hab auch so gar kein klares Bild vor Augen von Bernd. Hier würde ich mir ein wenig mehr Details wünschen und dass Du mehr in die Tiefe gehst.

»Sie ist doch die eine, die dich glücklich macht, oder?«
Bernd schwieg.
»Ihr seid seit drei Jahren zusammen. Du solltest inzwischen wissen, ob sie es ist.«
Stille.

Hier wird klar, dass er nicht glücklich ist in der Beziehung. Schweigend sagt oft mehr als Worte. So ganz spontan ist mir seine Frau jetzt schon unsympathisch. Allein dieses "Miss-Dauer-Diät". :) Außerdem entsteht beim Lesen bei mir der Eindruck, dass der Bernd etwas unter der Fuchtel steht.

»Du bist selber groß. Beantworte dir die Frage selbst

Diese Doppelung ist mir aufgefallen.
Vorschlag: "Du bist schon groß, kannst dir die Frage selbst beantworten."

Bernd schloss die Tür auf. »Alice?«
Stille antwortete ihm.
Automatisiert hängte er seine Jacke auf, legte den Schlüsselbund in das dafür vorgesehene Körbchen – auf keinen Fall daneben – und stellte seine Schuhe in das diesem Paar zugewiesene Fach. Jedes Ding hatte seinen Platz. Auch er.
Bernd sah sich um und aus jedem Möbelstück, jedem Bild, jedem genau auf seinem Platz stehenden Objekt winkte ihm Alice zu.

Hier ist mir der Settingwechsel zu abrupt.
Könnte mir hier gut vorstellen, wie er auf dem Weg nach Hause nachdenkt, vielleicht eine/ einige Erinnerungssequenzen, damit der Leser erfährt, was er für eine Beziehung führt, was er fühlt und denkt.

Hier dachte ich mir: Okay, scheint so, dass er wirklich unter der Fuchtel steht. Zeitgleich verliert er dadurch bei mir an Sympathiepunkten, denn ein erwachsener Mann sollte fähig sein, sich durchzusetzen und nicht alles machen, was die Frau will. Dadurch kommt er bei mir ein bisschen wie ein Weichei rüber.

Sie hob eine Augenbraue. »Ebenfalls ›Hallo‹. Ich habe sie weggeworfen, sie waren dir nicht wichtig. Hast du das vergessen?«
»Da war die Tasse mit Daniel dabei.«
»Mit dem Bild aus dem Krankenhaus, wie du ihn im Arm hältst? Mit diesem furchtbar panischen Gesichtsausdruck, den ich noch nie davor bei dir gesehen habe?«
»Er war so klein. Hast du die Tasse weggeworfen?«

Der Dialog ist ein wenig hölzern. Da fehlt die Lebendigkeit.
Du vermittelst dem Leser Informationen, aber es kommen zu wenig Emotionen rüber.

»Hier.« Sie lächelte leicht. »Die würde ich doch nie wegwerfen.«
Erleichterung überschwemmte ihn. Er drehte die Tasse in der Hand. »Ich denke, ich habe das Konzept jetzt verstanden.«

Hier hab ich Sympathie für die Frau, da sie die Tasse nicht weggeworfen hat. Also nimmt sie Bernds Bedürfnisse zumindest ein wenig ernst.

»Das ist eine einfache Frage, Alice. Mache ich dich glücklich?«
»Es … es geht dabei um Gegenstände. Nur um Gegenstände!«
Bernd kniff sich in die Nasenwurzel. »Wir leben schon eine ganze Weile nur noch nebeneinander her. Ich …« Er dachte nach und nickte dann. »Ich bin nicht in dieser Beziehung nicht mehr glücklich.«

Hier finde ich es mutig, dass er das anspricht.

Alice starrte ihn an, bis er sich umdrehte und ging. »Was … wohin gehst du?« Sie lief ihm nach.
»Ins Schlafzimmer, meine Sachen packen. Wie heißt das Prinzip, auf das du unsere Kleiderschränke ausgerichtet hast?«
»Capsule Wardrobe.« Alice starrte ihn an.
Er nickte. »Dank Capsule Wardrobe sollte das schnell gehen. Ansonsten ist hier ja nur noch meine Tasse. Oder war das meine Erinnerungen-Box.«
»Also ein paar mehr Sachen sind hier schon noch von dir.«
»Unterlagen?«
Alice seufzte. »Nicht nur. Du … du willst nicht noch mal darüber nachdenken?«
»Warum soll ich bleiben?«
Alice schwieg.
Bernd nickte. »Deswegen werde ich nicht noch mal darüber nachdenken.«

Zu viel "gehen"
Das passiert alles viel zu schnell. Wirkt ein wenig unglaubwürdig. Zwei Menschen, die eine langjährige Beziehung führen sind nicht mehr glücklich miteinander - aber trotzdem? So schnell? Ohne richtiges Gespräch. Ohne Emotionen?

Bernd schloss das Gartentor hinter sich und atmete tief den Grillgeruch ein.

Satzbau
Vorschlag: Bernd schloss das Gartentor hinter sich und atmete den Grillgeruch tief ein.

»Pusteblasen!«
»Was willst du?« Die Frau musterte hilflos die Sachen.
»Pusteblasen!« Daniel hopste auf und ab, wedelte mit den Händen herum und in seinen Augen sammelten sich bereits Tränen.
»Ich arbeite ja dran! Pusteblasen … Pusteblasen … Blasen … Pusten. Ah, du meinst Seifenblasen?« Hoffnungsvoll streckte die Frau dem Kleinen die blaue Röhre mit dem gelben Deckel entgegen.
»Danke!« Daniel riss ihr die Seifenblasen aus der Hand und rannte zu seinen Freunden.
»Vom Zauberwort hat er aber auch noch nix gehört.« Die Frau schüttelte den Kopf.
Bernd lachte.

Das Ende hat mir gefallen. Wieder eine positive Familienszene und der herzige kleine Daniel. :herz:

Liebe Grüße und einen wundervollen Tag,
Silvita

 

Hallo Silvita,

vielen Dank für deinen Kommentar.
Daniel hat ein herzallerliebstes Real-Vorbild, es ist schön, dass das auch so rüberkommt :herz:

Hier meine Leseeindrücke:
»Der Zauberspruch für Levitation. Damit könnte sich Daniel die Butter selbst holen.« Sie grinste ihren Sohn an. »Nicht wahr? Wutschen und wedeln.« Sie erlöste Bernd, holte die Butter und bestrich Daniels Brezel dick mit Butter.
Zu viel Butter :D
gefixt

Sahra stellte ihren Bruder eine Tasse Kaffee hin und setzte sich zu ihm aufs Sofa.
Sarah
Ih, blöder Fehler. Behoben.
»Muss halt ein wenig abnehmen.«
Sahra sah an ihm rauf und wieder runter. »Wo? Oder einfacher: Wer sagt das?«
Bernd zupfte an seinem Pulli herum.
»Muss ich mich durch raten?«
»Wahrscheinlich rätst du nicht sehr lange.«
»Miss Dauer-Diät?«
Das ist ein wenig hölzern. Ich hab auch so gar kein klares Bild vor Augen von Bernd. Hier würde ich mir ein wenig mehr Details wünschen und dass Du mehr in die Tiefe gehst.
Hm, es ist mir vor ein paar Tagen bereits durch den Kopf gegangen, dass ich hier nur einmal einen visuellen Aspekt einer Person anspreche und das ist bei der "neuen". Ich denke, dass durch die Frage seiner Schwester "Wo?" schon klar wird, dass er jetzt kein wirklicher Specki ist und das reicht mir eigentlich, es ist mir nicht wirklich wichtig, welches Bild der Leser wirklich vor Augen hat.

Außerdem entsteht beim Lesen bei mir der Eindruck, dass der Bernd etwas unter der Fuchtel steht.
Das ist für mich okay.

»Du bist selber groß. Beantworte dir die Frage selbst
Diese Doppelung ist mir aufgefallen.
fixed.

Hier dachte ich mir: Okay, scheint so, dass er wirklich unter der Fuchtel steht. Zeitgleich verliert er dadurch bei mir an Sympathiepunkten, denn ein erwachsener Mann sollte fähig sein, sich durchzusetzen und nicht alles machen, was die Frau will. Dadurch kommt er bei mir ein bisschen wie ein Weichei rüber.
Joa. Ist generell okay für mich. Ich hatte nicht vor einen Helden und Antihelden aufzubauen, Alice und Bernd sind beide keine perfekten Personen oder Opfer oder Täter. Allerdings frage ich mich, ob, wenn ich die Beziehung umgedreht geschildert hätte, also Bernd wäre weiblich, Alice männlich, ob dann die unter der Fuchtel stehende Frau auch Sympathiepunkte eingebüßt hätte, weil sie ein Weichei wäre.

Sie hob eine Augenbraue. »Ebenfalls ›Hallo‹. Ich habe sie weggeworfen, sie waren dir nicht wichtig. Hast du das vergessen?«
»Da war die Tasse mit Daniel dabei.«
»Mit dem Bild aus dem Krankenhaus, wie du ihn im Arm hältst? Mit diesem furchtbar panischen Gesichtsausdruck, den ich noch nie davor bei dir gesehen habe?«
»Er war so klein. Hast du die Tasse weggeworfen?«
Der Dialog ist ein wenig hölzern. Da fehlt die Lebendigkeit.
Du vermittelst dem Leser Informationen, aber es kommen zu wenig Emotionen rüber.
hab ich versucht zu verbessern

Hier hab ich Sympathie für die Frau, da sie die Tasse nicht weggeworfen hat. Also nimmt sie Bernds Bedürfnisse zumindest ein wenig ernst.
das war das ziel. Sie ist nicht die Böse, aber auch nicht die Gute, genauso wenig wie Bernd eines von beiden ist.

Zu viel "gehen"
Das passiert alles viel zu schnell. Wirkt ein wenig unglaubwürdig. Zwei Menschen, die eine langjährige Beziehung führen sind nicht mehr glücklich miteinander - aber trotzdem? So schnell? Ohne richtiges Gespräch. Ohne Emotionen?
Am Gespräch habe ich jetzt nachgelegt.

Mit den Szenenübergängen bin ich noch nicht so ganz glücklich, mal sehen, was ich da mache.

Eventuell machen es die Änderungen für @Novak und @Rob F auch besser.

LG
feurig

 

Hallo @feurig,

ich habe deine Geschichte sehr gern gelesen, weil ich unbedingt wissen wollte, wie es endet.
Klar, es endet mit einem Happyend, denn natürlich kann man für Bernd froh sein, dass er sich getrennt hat, der dominante Charakterzug von Alice (wieso muss ich eigentlich immer an Alice Schwarzer denken?) hat viel zu sehr in seine Lebensführung eingegriffen gehabt.
Es hätte aber auch ein anderes Happyend geben können, von daher war es spannend bis zum Ende weiterzulesen. Zum Beispiel hätte Alice deutlich einlenken können. Oder aber man hätte sich auf einen Kompromiss geeinigt, welcher auch immer das dann ist.
Insoweit wirft deine Geschichte gute und wichtige Fragen in puncto Partnerschaft auf:
Wie weit muss man sich mit den eigenen Wünschen zurücknehmen? Wie sehr darf man auf die Toleranz des anderen setzen und noch wichtiger, wie sehr muss man selbst tolerant sein?
Gibt es eine Knackpunkt, also so einen Point of no return in einer Partnerschaft? Was ist überhaupt eine Partnerschaft? Eine Lebenssymbiose oder eine WG in Liebe? Und wieviele Kompromisse hält der einzelne aus?
Denn das zeigt deine Geschichte sehr deutlich auf? Ein Zusammenleben, tatsächlich egal, wer mit wem, funktioniert nur, wenn man aufeinander zugeht, wenn jeder etwas von sich selbst aufgibt. Und schon stellt man sich die Frage, ob nicht der Single glücklicher ist, weil er diese tausend Kompromisse, die im Alltag auftauchen, nicht erleidet.

Du siehst, deine Geschichte löst viele Gedanken aus.

Diese Marie Kondo dürfte in wohl etlichen Beziehungen eine mentale Schneise der Verwüstung angerichtet haben und wird sich deswegen noch nicht einmal schuldig fühlen.
Aber das kann man eigentlich allen Autoren vorhalten, die auf ihre so menschenfreundliche missionarische Weise als Heilsbringer auftreten und diejenigen zu ihren Opfern zählen dürfen, die diese Lebensweisheiten 1 zu 1 übernehmen.

Noch radikaler wäre übrigens, also noch zugespitzter wäre es, wenn Alice das 100-Dinge-Prinzip gelebt hätte, also du weißt schon, nur noch 100 Gegenstände im Leben zu besitzen und zu nutzen. Dann wäre wohl die Beziehung viel schneller gegen die Wand gefahren worden, nicht wahr?

Was mich an deinem Text etwas gestört hat, ist zunächst der Anfang, in dem du zwar gut formuliert, aber für mich zunächst schwierig zu erfassen, die Figuren in die Geschichte einführst. Ich musste mehrmals nachlesen, wer denn nun Bernd war und wieso er plötzlich eine Schwester hatte, die etwas sagte und so weiter. Ich fühlte mich einigermaßen begriffsstutzig, aber habe mein Problem dann durch mehrfaches Lesen gelöst.

Am Ende der Geschichte dachte ich, dass der lütte Daniel nur ein Vehikel der Geschichte ist, weil du die Figuren vorstellen möchtest, am Ende dann quasi den Kontakt zwischen Protagonisten und der sog. Neuen aufbauen möchtest. Mir kam es etwas zu arg taktisch vor, eine elegantere Lösung hätte mir besser gefallen.

Ansonsten habe ich an dieser Geschichte nur noch rumzumeckern, dass sie insgesamt fröhlicher hätte sein dürfen. Der einzige, der gute Laune macht, ist der Lütte, aber die Hauptfiguren sind eher im Stadium des Bedrücktseins. Klar, am Ende geht es Bernd wieder gut, denn jede Trennung ist irgendwann mal überwunden.

Gut, aber nun habe ich wirklich fertig.

So.« Sarah stellte ihren Bruder eine Tasse Kaffee hin
ihrem
Bernd verschränkte die Arme und starrte auf den unberührten Kaffeebecher vor sich.
Die Arme muss er nicht extra verschränken, finde ich, es reicht, dass er auf den Kaffeebecher starrt.
Automatisiert hängte er seine Jacke auf,
Automatisiert klingt tatsächlich nach roboterhaft. Ich weiß, was du sagen willst, finde aber das Wort nicht so ideal. Geflissentlich?
stehenden Objekt winkte ihm Alice zu.
Winkte passt nicht so genau. Es ist ja eher Alice Geist, der sich hier breit gemacht hat. Diese Gegenstände verströmen ihren Geist aus.
Er runzelte die Stirn.
Würde ich ganz weglassen. Man versteht auch so, wie es ihm grad geht.
. Das ungute Gefühl breitete sich von seinem Bauch auf den Brustkorb aus.
Was passiert in seinem Brustkorb? Atemnot? Enge? Druck? Stechender Schmerz? Ich würde es plastischer beschreiben.


Lieben Gruß

lakita

 

Hallo @lakita ,

vielen Dank für deinen Kommentar!

Du siehst, deine Geschichte löst viele Gedanken aus.
Das freut mich sehr :)
Ja, Trennungen sind ja immer so ein Ding.
Ich dachte mir, das könnte aber mit der Kombination der KonMari-Methode vielleicht mal etwas neues sein. Die Trennungsszene hatte ich am Anfang nicht so betont, jetzt dominiert sie mit dem Umfang natürlich die Geschichte, aber ist ja schon auch zurecht angemerkt worden.

Dann wäre wohl die Beziehung viel schneller gegen die Wand gefahren worden, nicht wahr?
Hm, wahrscheinlich, weil Bernd wohl früher aus seiner emotionalen Abwesenheit aufgetaucht wäre.

Was mich an deinem Text etwas gestört hat, ist zunächst der Anfang, in dem du zwar gut formuliert, aber für mich zunächst schwierig zu erfassen, die Figuren in die Geschichte einführst. Ich musste mehrmals nachlesen, wer denn nun Bernd war und wieso er plötzlich eine Schwester hatte, die etwas sagte und so weiter. Ich fühlte mich einigermaßen begriffsstutzig, aber habe mein Problem dann durch mehrfaches Lesen gelöst.
Ich hab hier nochmal nachjustiert, ich hoffe, der ist jetzt klarer, ich habe mir da beim formulieren bereits schwergetan.

Am Ende der Geschichte dachte ich, dass der lütte Daniel nur ein Vehikel der Geschichte ist, weil du die Figuren vorstellen möchtest, am Ende dann quasi den Kontakt zwischen Protagonisten und der sog. Neuen aufbauen möchtest. Mir kam es etwas zu arg taktisch vor, eine elegantere Lösung hätte mir besser gefallen.
Schade, allerdings hatte ich schon befürchtet, dass jemand die Klammer um die Geschichte nicht notwendig findet. Sie gefällt mir jedoch sehr :schiel:

Automatisiert klingt tatsächlich nach roboterhaft. Ich weiß, was du sagen willst, finde aber das Wort nicht so ideal. Geflissentlich?
Habe "Gewohnheitsmäßig" gewählt
Winkte passt nicht so genau. Es ist ja eher Alice Geist, der sich hier breit gemacht hat. Diese Gegenstände verströmen ihren Geist aus.
Jetzt sieht Bernd einfach Alice in den Gegenständen.


Also aus meiner Sicht: Verbesserung geglückt! :thumbsup:
Das freut mich!

LG feurig

 

Hallo @feurig

Wenn ich das Challenge-Thema berücksichtige, mir überlege, wo der Kitsch und Kuschelburgenfaktor steckt, lässt mich die Geschichte unbefriedigt zurück.
Klar, süß ist das mit dem kleinen Jungen, dem Danke und Bitte-Spiel. Ein bisschen Slapstick dringt zwischen Bernd und Alice auch durch (hätte für meinen Geschmack übrigens gern ein netter Rosenkrieg werden können), trotzdem erzählst der Text am Ende eine Trennungsgeschichte.
Um es so zu formulieren, wie es hier üblich ist: ich habe die Geschichte ganz gern gelesen, aber angezündet hat sie mich nicht so recht.
Was mir auch aufgefallen ist: die Dialoge wirken oft (nicht immer) hölzern, unnatürlich. Wenn du daran arbeitest wird mMn der Text knackiger.

Paar Stellen:

Sarah stellte ihren Bruder
ihrem
»Wenn sie die eine ist, die dich glücklich macht, sollte ich mich darüber freuen, dass du sie gefunden hast.«
Er schwieg.
»Sie ist doch die eine, die dich glücklich macht, oder?«
Er schwieg weiter.
»Ihr seid seit drei Jahren zusammen. Du solltest inzwischen wissen, ob sie es ist.«
Stille.
hier so ein Beispiel: sie ist doch die eine... also brav mit Relativsatz formuliert; so redet keiner, wenn er sich nicht lächerlich machen will
Rede, Gegenrede: sie macht dich glücklich, oder? Ja the one and only? absolut; finde ich dynamischer
Automatisiert hängte er seine Jacke auf, legte den Schlüsselbund in das dafür vorgesehene Körbchen – auf keinen Fall daneben – und stellte seine Schuhe in das diesem Paar zugewiesene Fach.
nach dem automatisiert habe ich kopiert, wie die Zwangshandlung funktioniert, du muss das im Grunde nicht wiederholen.
Erleichterung überschwemmte ihn. Er drehte die Tasse in der Hand. »Ich denke, ich habe das Konzept jetzt verstanden.«
Alice’ Mine hellte sich auf. »Echt? Wow! Willst du jetzt doch das Buch lesen? Es ist echt hilfreich.«
»Alice?«
hier eine Stelle, die für mich funktioniert
»Mache ich dich glücklich?«
Ihr Mund bewegte sich, doch kein Wort kam heraus.
»Das ist eine einfache Frage, Alice. Mache ich dich glücklich?«
tja, die elenden Wortfragen, als bestünde die Welt nicht im dazwischen
»Das werde ich nicht kommentieren.« Stille. »Du musst nicht ausziehen.«
Bernd seufzte. »Doch. Sonst machen wir einfach weiter wie bisher. Das tut uns beiden nicht gut.«
Alice lächelte freudlos. »Es war nicht immer so, oder?«
»Nein.« Er lachte auf. »Weißt du noch, wie wir uns auf Martinas Hochzeit durch den Gin probiert haben, mit dem Ziel, das Aroma schneller als der andere zu erkennen?«
auch der Satz ist zwar wunderbar grammatikalisch gefügt, aber so spricht keiner,
Hoffnungsvoll streckte die Frau dem Kleinen die blaue Röhre mit dem gelben Deckel entgegen.
»Danke!«
Röhre klingt merkwürdig; Zylinder oder einfach Plastikbehälter, wie auch immer.

Ich hoffe, ich konnte dir ein paar Anregungen geben. Nimm, was du brauchst.

Viele Grüße
Isegrims

 

Hallo @Isegrims ,

vielen Dank für deinen Kommentar, hat nochmal das Licht etwas anders auf die Geschichte geworfen, ist immer ganz praktisch. Natürlich wiederholen sich auch ein paar Punkte, eigentlich wollte ich auch gar keine Trennungsgeschichte, sondern eine Neufindungsgeschichte schreiben, aber nun gut, theoretisch habe ich ja noch den ganzen Februar Zeit dafür.

Wenn ich das Challenge-Thema berücksichtige, mir überlege, wo der Kitsch und Kuschelburgenfaktor steckt, lässt mich die Geschichte unbefriedigt zurück.
Ich hatte eigentlich so einen Pilcher-Ansatz im Kopf, den scheine ich gehörig verfehlt zu haben, auf der anderen Seite hatte ich befürchtet, dass ich im schlechten Kitsch lande, das habe ich zum Glück dann wenigstens nicht geschafft.

die Dialoge wirken oft (nicht immer) hölzern, unnatürlich.
Autsch. Witzigerweise zwei der Dialog-Sätze die einfach so auf die Seite geflossen sind, meine Deutschlehrer würden wahrscheinlich sich aus dem Grabe erheben, wenn sie über meine neuen grammatikalischen Fähigkeiten bescheid wüssten.

tja, die elenden Wortfragen, als bestünde die Welt nicht im dazwischen
In der Welt zwischen und vor diesen Worten war bei Alice und Bernd bereits alles schweigend gesagt, nur nicht danach gelebt. Manchmal bringen erst Worte eine Veränderung.


LG
feurig

 

Hallo @feurig,
so trifft man sich wieder ;-) Ja, sehr schön, mal etwas außerhalb der Verwirrung rund um die Erzählperspektive auf dich zu treffen. Ich leite dich mal beim Lesen durch meinen Eindruck und hoffe, du kannst damit etwas anfangen und nimmst, was du brauchen kannst und ignorierst den Rest.

Ihr Bruder Bernd hob eine Augenbraue. »Was ist das Zauberwort?«
Ooooookay. Nicht sehr sympathisch ... Mal gucken, wie es weitergeht ...
»Hokuspokus!« Daniel strahlte seinen Onkel an, dann kehrte der sture Gesichtsausdruck zurück, den dieser bereits aus seiner Kindheit kannte. »Mehr Butter!«
Hier verstehe ich nicht: Wer kennt den sturen Gesichtsausdruck aus seiner Kindheit?

»Nein, das ist es nicht.« Trotzdem zuckte Bernds Mundwinkel zu einem Lächeln hoch.
Das wird irgendwie nicht besser. Vielleicht soll es den Bruder sogar ein bisschen sympathischer machen, bei mir verfestigt sich aber der Eindruck, dass der wohl zum lachen in den Keller geht.

Sie sah sich suchend auf dem Tisch um. »Wo ist eigentlich der Honig?« Bernd reichte ihn ihr und sie strahlte ihn an. »Danke schön.«
Er ließ den Kopf hängen.
Wieso ließ er den Kopf hängen?

»Darf ich mit?« Bernd sah ihn hoffnungsvoll an, erntete aber lediglich Gelächter.
Auch hier: Warum erntet er denn Gelächter? Heißt das, die wollen ihn nicht dabei haben? Nette Familie ... Dies ist im übrigen der letzte Satz des ersten Absatzes und ich habe noch überhaupt keine Idee, um was in der Geschichte geht, was das Thema sein könnte. Was ich verstanden habe, ist, dass Bernd ein stocksteifiger Unsympath ist, aber ich finde einen Absatz zu lang, um mir das zu vermitteln.

»Wenn sie die eine ist, die dich glücklich macht, sollte ich mich darüber freuen, dass du sie gefunden hast.«
Er schwieg.
»Sie ist doch die eine, die dich glücklich macht, oder?«
Er schwieg weiter.
»Ihr seid seit drei Jahren zusammen. Du solltest inzwischen wissen, ob sie es ist.«
Stille.
Bernd verschränkte die Arme und starrte auf den unberührten Kaffeebecher vor sich. »Und wenn nicht?«
»Wenn du es nicht weißt?«
»Wenn sie es nicht ist.«
»Du bist bereits groß. Beantworte dir die Frage selbst.«
Der zweite Absatz besteht hauptsächlich aus Dialog. Ich sehe nicht so richtig den Zusammenhang zum ersten Absatz, aber nehme das mal so hin. Im zweiten Absatz geht es um Bernd und seine Beziehung zu Miss Dauer-Diät (witziger Name ;-)). Diese Steifigkeit scheint in der Familie zu liegen. Auch die Schwester wirkt sehr steif und unempathisch. "Wenn du es nicht weißt, weiß es keiner!" Bämmm ...in your face!

Gewohnheitsmäßig hängte er seine Jacke auf, legte den Schlüsselbund in das dafür vorgesehene Körbchen – auf keinen Fall daneben – und stellte seine Schuhe in das diesem Paar zugewiesene Fach.
Bernd sah sich um und in jedem Möbelstück, jedem Bild, jedem genau auf seinem Platz stehenden Objekt sah er Alice.
Ok, ich glaube, jetzt und hier beginnt die eigentliche Geschichte. Ich weiß immer noch nicht, wozu die beiden Absätze davor waren, aber ich warte mal ab. Das hier ist eigentlich eine spannende Situtation. Er kommt nach Hause und keine Ahnung, ob das nun immer so ist oder ein besonderer Moment, aber er betrachtet die Wohnung und etwas passiert in ihm. Hier könntest du dir deutlich mehr Zeit lassen. _Was genau_ sieht er denn? Was sind stehen denn dort für Möbel? Was für Bilder? Wie sieht die Wohnung aus, der Flur?
Langsam durchstreifte er die Wohnung. Sein Proteinpulver? Nein, das hatte Alice ihm gekauft. Er nahm die Dose in die Hand und drehte sie hin und her. Aber es schmeckte wirklich gut. Sie hatte monatelang recherchiert und ihn mit Geschmacksrichtungen beschossen. Trotz seines Augenrollens, Schulterzuckens und der ausweichenden Antworten hatte sie nicht aufgegeben. Er runzelte die Stirn. Sie hatte gestrahlt, als er es das erste Mal probierte und auf ihre Frage, ob es ihm schmecke, genickt hatte. Wann hatte sie das letzte Mal wegen etwas gestrahlt, das er getan hatte? Ein ungutes Gefühl machte sich in seinem Bauch breit.
Oben hast du dir mMn so viel Zeit gelassen und hier rauschst du jetzt durch. Ich verstehe die Bedeutung des Proteinpulvers nicht. Warum gerade das Proteinpulver? Ah ja, doch, klar, er sucht in der Wohnung, was ihm gehört und alles was er findet ist das Proteinpulver und dann erkennt er, dass es von ihr ist. So richtig verstehe ich die Bedeutung nicht, aber es führt auf jeden Fall dazu, dass er sich fragt, wann er sie das letzte Mal glücklich gemacht hat. Was ist denn das "ungute Gefühl"? Ist das ein Kloß, ein Grummeln, Schmerz, Übelkeit, Druck? Das ist ein bisschen wie: Die Landschaft war unbeschreiblich. Damit disqualifiziert sich dein Erzähler eigentlich.
Er öffnete den Schrank mit den Tassen. Vor Monaten hatte Alice seine aufgereiht, damit er jede einzelne berührte, um festzustellen, ob sie ihn glücklich machte. Er hatte mit den Schultern gezuckt. Sie hatte eine davon hochgehoben und erklärt, dass sie dann weg müssten. Hatte sie ihm hingehalten und weitererklärt, dass er sich jetzt bei jeder bedanken müsse, wie bereits bei seinen Kleidungsstücken. Daran hatte er sich noch gut erinnert und war mit einem pauschalen ›Danke‹ aus der Wohnung geflüchtet. Sollte sie doch diesen Organisationswahn ausleben, es würde sicher vorbeigehen. Das ungute Gefühl breitete sich von seinem Bauch auf den Brustkorb aus.
Ok, dein Titel sagt es ja schon. Ich habe das Buch tatsächlich sogar gelesen und dann auch ein bisschen ausgemistet, ich erkenne es also wieder. Wie ist er denn durchs Leben gegangen in den letzten Monaten, dass ihm gar nicht aufgefallen ist, dass sie all seine Sachen aussortiert? Das hat ihm gar nichts ausgemacht? Oder hat es ihn nicht interessiert? Dem 2jähigen Neffen Nachhilfe in Anstand geben und selbst in so einer totalen Passivittät sein. Ja, klar, das könnte man alles erklären psychologisch betrachtet. Aber das tust du eben nicht, du leitest das nicht her, so dass ich es verstehen könnte. Darum holpert an dieser Stelle für mich die gesamte Konstruktion deiner Geschichte.
Sie hob eine Augenbraue. »Ebenfalls ›Hallo‹.«
Oje, in deiner Geschichte ist ja der eine Mensch miesepetriger als der andere ...
»Hier.« Sie lächelte leicht. »Die würde ich doch nie wegwerfen.«
Davon abgesehen, dass es natürlich total übergriffig von ihr ist, seine Sachen auszusortieren, ist das hier ein wirklich schöner Moment (zumindest ohne das einschränkende leicht). Bisher der einzige schöne in der Geschichte, der einzige, wo sich zwei Menschen mal wirklich begegnen könnten. Aber leider ...
Erleichterung überschwemmte ihn. Er drehte die Tasse in der Hand. »Ich denke, ich habe das Konzept jetzt verstanden.«
macht er es gleich wieder kaputt mit seinem Satz.
Verwirrt drehte sie sich zu ihm um.
»Mache ich dich glücklich?«
Hach, ich wünschte irgendwie alles käme ein bisschen leiser und sanfter daher, aber leise und sanft ist wohl einfach nicht seine Natur.
»Das ist eine einfache Frage, Alice. Mache ich dich glücklich?«
»Es … es geht dabei um Gegenstände. Nur um Gegenstände!«
Das ist echt so traurig, wie sie aneinander vorbeireden und gar nicht in Kontakt kommen.
»Wir leben schon eine ganze Weile nur noch nebeneinander her. Ich …« Er dachte nach und nickte dann. »Ich bin in dieser Beziehung nicht mehr glücklich.«
Alice starrte ihn an. Bernd wollte ihr die Hand auf die Schulter legen, sie beruhigen, aber sie wich aus. »Du wirst mich jetzt nicht anfassen, um zu überprüfen, ob ich dir Freude bereite!«
»Das hatte ich nicht vor! Dieses Konzept ist deine Sache, nicht meine.«
»Aber du benutzt es gerade gegen mich!« Sie flüchtete aus dem Arbeitszimmer und Bernd lief ihr ins Wohnzimmer nach.
Ich kann nicht genau sagen, woran es liegt, aber es klingt alles so technisch. Ich lese, dass in ihr wohl irgendetwas vorgeht, ist sie wütend?, aber ich weiß nicht was, kann es nicht greifen, die ganze Atmosphäre nicht so richtig.
»Ah, schön, dass du gekommen bist.« Sarah musterte ihn und lächelte. »Du siehst gut aus.« Sie deutete auf seine Augen. »Entspannt.«
Also dafür die ersten beiden Absätze ...
»Pusteblasen!« Daniel hopste auf und ab, wedelte mit den Händen herum und in seinen Augen sammelten sich bereits Tränen.
»Ich arbeite ja dran! Pusteblasen … Pusteblasen … Blasen … Pusten. Ah, du meinst Seifenblasen?«
Haha, die Hellste ist sie ja nicht gerade ...
»Vom Zauberwort hat er aber auch noch nix gehört.« Die Frau schüttelte den Kopf.
Bernd lachte.
Ich glaube ja nicht, dass er mit der Frau glücklicher wird.

Tut mir leid, feurig, deine Geschichte hat mich leider gar nicht gekriegt. Mir fehlt da insgesamt die Atmosphäre und auch die Nachvollziehbarkeit. Aber die Idee an sich find ich klasse, also Mari Kondo mit Beziehung zu verknüpfen und damit, zu gucken, macht mich mein Partner glücklich? Does he/she sparks joy?
Viele Grüße
Katta

 

Bernd schloss die Tür auf. »Alice?«
Stille antwortete ihm.
Das wäre mein Anfang, liebe @feurig, die zwei Absätze davor bräuchte ich persönlich nicht, die lenken nur ab.
Gewohnheitsmäßig hängte er seine Jacke auf, legte den Schlüsselbund in das dafür vorgesehene Körbchen – auf keinen Fall daneben – und stellte seine Schuhe in das diesem Paar zugewiesene Fach.
Gut gemacht, da merke ich schon, aus welcher Richtung der Wind weht. Vllt. hängte er die Jacke auf seinen Haken.
Bernd sah sich um und in jedem Möbelstück, jedem Bild, jedem genau auf seinem Platz stehenden Objekt sah er Alice.
Gab es hier irgendetwas, das nur ihm gehörte?
Das offenbart zu schnell zu viel, das ist wie ein Schild, das Du mir vor die Nase hältst: Dem armen Bernd gehört nix. Lass ihn doch durch die Wohnung gehen und beschreibe, was er sieht. Dieses systematische Aufräumen hat ja Folgen. Nirgendwo ein Krümel, alles Feng Shui, sogar die Pflanzen ohne Stacheln, keine Spiegel, usw.. Und wenn Du dann schreibst, es ist Julias Bücherregal mit den zehn Büchern, die sie behalten hat und er liest auf den Buchrücken Marie Kondo, dann entsteht das in meinem Kopf. Ich als Leser ziehe die Schlüsse lieber selbst. Und danach das Proteinpulver.
Sie hatte gestrahlt, als er es das erste Mal probierte und auf ihre Frage, ob es ihm schmecke, genickt hatte. Wann hatte sie das letzte Mal wegen etwas gestrahlt, das er getan hatte? Ein ungutes Gefühl machte sich in seinem Bauch breit.
Ups, wo kommt das her und wie äußert sich das?
Er öffnete den Schrank mit den Tassen. Vor Monaten hatte Alice seine aufgereiht, damit er jede einzelne berührte, um festzustellen, ob sie ihn glücklich machte. Er hatte mit den Schultern gezuckt. Sie hatte eine davon hochgehoben und erklärt, dass sie dann weg müssten. Hatte sie ihm hingehalten und weitererklärt, dass er sich jetzt bei jeder bedanken müsse, wie bereits bei seinen Kleidungsstücken.
Boah, wie übergriffig, das finde ich richtig gut. Sich bei den Tassen bedanken, die hat echt einen heftigen Riss in der Schüssel. Auch dieses "wie bereits bei seinen Kleidungsstücken" finde ich gut, das sagt mir als Leser alles darüber, wie es bei den beiden läuft.
Daran hatte er sich noch gut erinnert und war mit einem pauschalen ›Danke‹ aus der Wohnung geflüchtet. Sollte sie doch diesen Organisationswahn ausleben, es würde sicher vorbeigehen. Das ungute Gefühl breitete sich von seinem Bauch auf den Brustkorb aus.
Das entkräftet die Handlung wieder. Er flüchtet und bedankt sich auch noch? Du gehst recht lapidar aus der Situation raus und schiebst eine Erklärung hinterher. Und das "ungute Gefühl" ist zu nichtssagend. Wo kommt das auf einmal her und was bedeutet es? Ich kann da schlecht mitfühlen, weil es sich mir nicht erschließt. Wie steht er denn dazu? Das muss ich spüren können.
Hier wäre der Ort, diese Ambivalenz auszubreiten: Er fühlt sich durch ihren Aufräumtick gegängelt und sagt es ihr nicht, weil er .., warum eigentlich, weil er zu schwach ist? Hofft er wirklich, dass das von selbst aufhört? Dann spielt er auf Zeit und verstellt sich lieber.
Und doch stört es ihn, doch er liebt sie (liebt er sie?) und lässt es deshalb geschehen, schluckt die Kröte, um bei ihr bleiben zu können. Oder ist er einfach zu bequem, oder es ist etwas ganz anderes.
Das zu bestimmen und dem Lesenden zu zeigen, wäre an der Stelle mMn geboten.
»Alice?«
»Wer sollte es sonst sein?« Ein Klirren, ein leises Schleifen, dann trat sie in die Küche und lehnte sich mit verschränkten Armen in den Türstock.
Ganz schön garstig, also ist keine Liebe (mehr) im Spiel ...
Kurz spielte er mit dem Gedanken abzuwinken und sich vor den PC zu setzen, dann nickte er.
Hier wieder die Andeutung der Flucht, sie sind keine Partner, er ist der Unterlegene.
Alice musterte ihn argwöhnisch.
Da steht viel Misstrauen zwischen den beiden. Ich sehe das und weiß nicht warum.
Alice nickte, beobachtete ihn. »Jedes Mal, wenn du das Bild darauf angesehen hast, hast du gelächelt. Obwohl du da den panischsten Gesichtsausdruck hast, den ich je bei dir gesehen habe.«
Okay, er ist also mit auf dem Bild. Panischsten Gesichtsausdruck zu schreiben ist schon kacke, würde das jemand wirklich sagen? Wie würdest du es Partnerin sagen? Bei mir käme das ungefähr so: "Obwohl ..., du hattest da voll die Panik im Blick. Hab ich so noch nie gesehen bei dir."
»Ich dachte mir schon, dass du nur keine Lust hattest, das Schritt für Schritt durchzugehen.« Er folgte ihr ins Arbeitszimmer, wo sie eine mit ›Erinnerungen‹ gelabelte Box aus dem Schrank zog. »Hier.« Sie lächelte leicht. »Die würde ich doch nie wegwerfen.«
Endlich ein wenig Wärme zwischen den beiden. Die Stelle finde ich gut gemacht.
Erleichterung überschwemmte ihn. Er drehte die Tasse in der Hand. »Ich denke, ich habe das Konzept jetzt verstanden.«
Ich denke, ich habe das Konzept jetzt verstanden ... Nee, was für ein Lappen! Wie tief geht er noch? Ab vor den Computer, Aliens killen! Du merkst, das schwächt Deinen Prota, ich beginne, ihn zu verachten.
Alice’ Mine hellte sich auf. »Echt? Wow! Willst du jetzt doch das Buch lesen? Es ist echt hilfreich.«
Den Elfmeter verschießt sie nicht, das war klar.
»Mache ich dich glücklich?«
, fragt der Dackel sein Herrchen. Das macht ihn mMn ultraschwach.
Bernd kniff sich in die Nasenwurzel. »Wir leben schon eine ganze Weile nur noch nebeneinander her. Ich …« Er dachte nach und nickte dann. »Ich bin in dieser Beziehung nicht mehr glücklich.«
Wow, so reflektiert und offen, woher nimmt er dafür die Kraft?
Bernd wollte ihr die Hand auf die Schulter legen, sie beruhigen, aber sie wich aus. »Du wirst mich jetzt nicht anfassen, um zu überprüfen, ob ich dir Freude bereite!«
»Das hatte ich nicht vor! Dieses Konzept ist deine Sache, nicht meine.«
Auf einmal kehrt sich das Kräfteverhältnis um, er will sie beruhigen, das überrascht.
Zu ihr passt dieses »Du wirst mich jetzt nicht anfassen, um zu überprüfen, ob ich dir Freude bereite!«. Sie ist ja in diese Richtung hin verstrahlt. Seine emotionslose, ruhige Antwort verstehe ich nicht, mir zu aalglatt. Ein Chatbot würde nichts anderes sagen.
»Aber du benutzt es gerade gegen mich!« Sie flüchtete aus dem Arbeitszimmer und Bernd lief ihr ins Wohnzimmer nach.
Umgekehrte Vorzeichen, jetzt ist sie diejenige, die flieht. Warum?
»In den letzten Monaten hast du genau zwei Mal wegen mir glücklich ausgesehen. Als mir der Shake geschmeckt hat und gerade eben, als du dachtest, ich würde mit dir auf diesen Marie-Kondo-Zug aufspringen.«
Traurig, wie arm die Gefühlswelt der beiden ist. Sie ist nur glücklich, wenn sie glaubt, sie kann ihn formen. Und er sieht das alles und kämpft nicht.
Alice warf die Hände in die Luft und ließ ihn stehen.
»Geh mir jetzt bitte nicht aus dem Weg.«
Jetzt nagelt er sie auch noch fest. Wenn Du mich fragst, das passt nicht zu jemand, der lieber Computer spielt, als zu streiten und seine Meinung zu sagen. Es müsste da einen Anlass für geben, für diese Sicherheit und Bestimmtheit, die er auf einmal hat. Der fehlt mir in dem Text. Ich weiß, den Job sollen die ersten beiden Absätze machen, ihm wird klar, was ihm fehlt, doch für mich lenken sie vom Zentrum der Geschichte zu sehr ab.
Ich glaube, ich fände es gut, sie hätte seine Daniel-Tasse wirklich weggeschmissen. Und dieser eine Übergriff bringt das Fass zum Überlaufen. Endlich wird ihm klar, es geht nicht mehr weiter.
»Wenn du mein Konzept gegen mich anwendest, was spricht dann dagegen, dass ich dein Konzept gegen dich anwende?«
Hier ist die Bestätigung: sein Konzept ist Ausweichen und Flucht. Wie gesagt, es bräuchte für mich einen deutlichen Anlass für seinen Sinneswandel.
»Alice, wir müssen darüber reden. Bist du denn glücklich? In letzter Zeit hast du ständig Veränderungen vorgenommen. Marie Kondo für unsere Wohnung. Proteinshake für mich. Bouldern, neuer Haarschnitt, (die)neue Mädelsabende für dich …«
Wir müssen drüber reden ist mir zu therapeutisch.
»Ich hab nen anderen geküsst.« Alice wandte den Blick zur Seite und legte eine Hand über ihren Mund.
Bernd starrte sie an. Er sollte sich aufregen. Wütend sein. Irgendetwas fühlen. Doch da war nur Leere.
Gut, der erste Satz bringt Bewegung rein. Was dann folgt, ist wieder so traurig, er fühlt nichts. Diese Liebe ist wohl schon sehr lange tot - falls es sie je gab.
»Die Mädelsabende sind aber schon Mädelsabende.« Ausgelaugt ließ er sich auf das Sofa sinken.
Ein häufiges Phänomen. Verquere Eifersucht. Partner, die unglücklich in der Beziehung verharren und dennoch Besitzansprüche hegen nach dem Motto: Wenn ich nicht glücklich bin, darfst du es auch nicht sein.
Sie nickte müde und setzte sich in den Sessel daneben. »Wir gehen nur Essen.«
Bernd rieb sich über das Gesicht. »Ich werde ausziehen. Martina hat noch nichts Passendes gefunden, oder? Sie könnte bei dir einziehen.«
»Mal sehen.« Alices Gesichtsausdruck verspannte sich.
»Ist sie etwa unordentlich?«
»Das werde ich nicht kommentieren.« Stille. »Du musst nicht ausziehen.«
Bernd seufzte. »Doch. Sonst machen wir einfach weiter wie bisher. Das tut uns beiden nicht gut.«
Alice lächelte freudlos. »Es war nicht immer so, oder?«
»Nein.« Er lachte auf. »Weißt du noch, wie wir uns auf Martinas Hochzeit durch den Gin probiert haben, mit dem Ziel, das Aroma schneller als der andere zu erkennen?«
Sie grinste. »Gegen Ende waren wir beide ziemlich schlecht. Aber ich hatte einen Treffer mehr als du.«
Auf sein "Ich werde ausziehen" folgt kaum eine Reaktion, so als wäre das alles egal. Die sind innerlich beide so merkwürdig tot. Dann fragt er noch, ob Martina einzieht und unordentlich ist, hä? Das ist so schrecklich, der ist echt völlig stumpf. Und schon abgehakt und ein Blick zurück, sie grinsen bei der Erinnerung an die Ginprobe. Das geht so einfach, als würde Prota einen ungeliebten Job kündigen, weil er es gerade kann.
»Ich gehe ihr mal helfen.«
»So eine selbstlose gute Tat.«
Und schon hat er eine Neue ins Visier genommen, der Bernd. Mag sein, dass das manchmal so geht, innerlich unbeteiligt. Aber genau deshalb berührt mich die Geschichte nicht wirklich. Wie kann ich mit jemandem mitfühlen, der so cool daherkommt?

Der Text unterteilt sich für mich in vier Blöcke. Die ersten beiden und der letzte bilden den Bilderrahmen für den dritten Block, das eigentliche Zentrum. Gleichzeitig bildest Du damit einen deutlichen Kontrast zwischen der stumpfen Trennung der beiden und dem freundlicheren Miteinander in der Familie seiner Schwester. Da wird dem Bernd gezeigt, wie es gehen könnte, mit Kleinkind und Familie.
Von der Gewichtung her sollte der Trennungsteil im Vordergrund stehen und einen Konflikt abbilden, doch das tut er nicht unbedingt. Er kommt eher rüber wie toter Ballast, der abgeworfen werden will. Ein schon lange kranker Ast wird abgesägt, damit der gute Bernd unbeschwerter leben kann. Einer Auseinandersetzung gehst Du so aus dem Weg, da bleibt immer der Deckel auf dem Topf und die Suppe kalt. Mir wird nie so richtig klar, was die beiden aneinander hatten. Wo ist die Verbindung der beiden?

Grüße, peace, l2f

 

Hallo @Katta ,

vielen Dank für deinen Kommentar, auch wenn das jetzt eher einer war, den man zwar bekommt, aber sich nicht wünscht. Der Vorteil von solchen Kommentaren ist allerdings, dass wenn man einen Text wirklich gar nicht mochte, in der Regel die Stellen noch viel eher findet, die unterschiedlich ausgelegt werden können.

Auch hier: Warum erntet er denn Gelächter? Heißt das, die wollen ihn nicht dabei haben? Nette Familie ... Dies ist im übrigen der letzte Satz des ersten Absatzes und ich habe noch überhaupt keine Idee, um was in der Geschichte geht, was das Thema sein könnte. Was ich verstanden habe, ist, dass Bernd ein stocksteifiger Unsympath ist, aber ich finde einen Absatz zu lang, um mir das zu vermitteln.
Generell ist dieser Absatz dafür gedacht Bernd einzuführen und einen Bogen für den Schluss zu haben. Für dich kommt dabei ein stocksteifer Unsympath raus, das ist tendenziell auch gar nicht falsch, erfahrungsgemäß sind Menschen, die seit einer ganzen Weile unglücklich und unzufrieden sind, aber das noch nicht so genau wissen, selten ein Herd von spritziger Glückseeligkeit.
Zum ersten Punkt bin ich allerdings ratlos, denn eigentlich sagt Daniels Vater sehr direkt, dass er mit Daniel jetzt zum Spielplatz geht, damit Bruder und Schwester alleine reden können. Wie du da auf die Idee kommst, die ganze Familie würde zum Spielplatz gehen und Bernd nicht mitnehmen, verstehe ich ehrlich gesagt nicht.
Bernds Versuch "Darf ich mitkommen", ist in dieser Leseweise nicht die Bitte die Familie begleiten zu dürfen sondern ein sarkastischer Versuch sich um das Gespräch mit seiner Schwester zu drücken.
Sie sah sich suchend auf dem Tisch um. »Wo ist eigentlich der Honig?« Bernd reichte ihn ihr und sie strahlte ihn an. »Danke schön.«
Er ließ den Kopf hängen.
Wieso ließ er den Kopf hängen?
Guter Hinweis, das muss man tatsächlich nicht verstehen, ich bin mir aber auch nicht sicher, ob ich das deutlicher formulieren möchte.
Sarah und Bernd hatten gerade das "bitte"-Thema. Sie fragt nach dem Honig, er gibt ihn ihr. Mit dem "Danke schön." unterstreicht sie, dass sie - wie ihr Sohn - kein Bitte sagt, aber sehr wohl sich bedankt.
Bernd lässt daraufhin den Kopf hängen, weil sie ihm aufs Brot schmiert, dass er auf ihr Nicht-Bitte reagiert und es nichtmal gemerkt hat.
MMn würde sich das aber verlieren, wenn das nicht im Subtext wäre. Braucht es das? Wahrscheinlich nicht, der Rahmen funktioniert jedoch nur mit den drei extra Szenen, auch wenn hier öfter thematisiert wurde, dass der weg könne.

Da ich aber eigentlich eine Sich-wieder-selbst-finden-Geschichte im Sinn habe und keine Trennungsgeschichte, glaube ich nicht, dass es diesem Thema helfen würde, wenn ich den Rahmen kicke, sondern eher, wenn ich den Fokus von der Trennung weg auf das sich-selbst-finden verschiebe.

Ich sehe nicht so richtig den Zusammenhang zum ersten Absatz, aber nehme das mal so hin. Im zweiten Absatz geht es um Bernd und seine Beziehung zu Miss Dauer-Diät (witziger Name ;-)). Diese Steifigkeit scheint in der Familie zu liegen. Auch die Schwester wirkt sehr steif und unempathisch. "Wenn du es nicht weißt, weiß es keiner!" Bämmm ...in your face!
Da du davon ausgehst, dass die ganze Familie zum Spielplatz geht, nur der ausgeladene Bernd nicht, kann ich das verstehen, eigentlich ist es aber das im ersten Absatz angekündigte anschließende Bruder-Schwester-Gespräch.

Was ist denn das "ungute Gefühl"? Ist das ein Kloß, ein Grummeln, Schmerz, Übelkeit, Druck? Das ist ein bisschen wie: Die Landschaft war unbeschreiblich. Damit disqualifiziert sich dein Erzähler eigentlich.
Wow. Disqualifizieren finde ich jetzt ein bißchen hart dafür, dass ich einfach nur Tell statt Show verwende und ehrlich gesagt, auch wenn ich das öfter angesprochen wurde, bin ich nicht sicher, ob ich das differenzieren möchte. Aktuell bin ich eher bei dem Punkt, dass ich ausarbeiten muss, warum sich überhaupt so ein "ungutes Gefühl" in seinem Bauch sammelt, damit der Leser an dieser Stelle leichter adaptieren kann, was das ungute Gefühl ist. Ich glaube hier nämlich, dass sich das ungute Gefühl, das ich beim Leser abrufen will, bei jeden unterschiedlich anfühlt; ich also mehr gewinne, wenn der Leser an der Stelle weiß, warum sich bei Bernd ein ungutes Gefühl einschleicht, als wenn ich ausformuliere, wie es sich anfühlt. Von daher hat das für mich wenig mit einer unbeschreiblichen Landschaft zu tun, sondern wäre eher ein Landschaftsbild, das ich mit dem Codewort "Silvesterurlaub" beim Leser abrufe. Für den einen ist das Meer und Sandstrand, für den anderen schneebedeckte Hänge.

Wie ist er denn durchs Leben gegangen in den letzten Monaten, dass ihm gar nicht aufgefallen ist, dass sie all seine Sachen aussortiert? Das hat ihm gar nichts ausgemacht? Oder hat es ihn nicht interessiert? Dem 2jähigen Neffen Nachhilfe in Anstand geben und selbst in so einer totalen Passivittät sein. Ja, klar, das könnte man alles erklären psychologisch betrachtet. Aber das tust du eben nicht, du leitest das nicht her, so dass ich es verstehen könnte.
Nachdem er sich bei allen Gegenständen, die sie ihm präsentiert hat, davor mit "Danke" verabschiedet hat, ist ihm sehr wohl bewusst, was sie alles ausgemistet hat. Das Konzept ist an dieser Stelle auch eigentlich total einfach zu cheaten, denn du musst nur bei jedem Gegenstand darauf bestehen, dass er dich glücklich macht und schon darf er bleiben.
Eigentlich soll der Gang durch die Wohnung mit der vorherigen Erkenntnis, dass er nicht (mehr) glücklich ist, aufzeigen, dass ihn alles was Alice seit geraumer Zeit getan hat nicht interessiert hat, weil er sich emotional bereits aus der Beziehung verabschiedet hat, keinen Anteil mehr daran nimmt und sich in Passivität zurückgezogen hat.
Wie du vermutest, ist das ein psychologisch bekanntes Muster in nicht mehr funktionierenden Beziehungen. Das ungute Gefühl soll dabei aufzeigen, dass ihm langsam bewusst wird, in was für einer Situation er sich da eigentlich befindet und was er sich und auch Alice damit eigentlich antut.

Nun ja, hat nicht funktioniert, daher einen großen Dank dafür, dass du dich trotzdem durch den Test gemüht hast.

LG feurig

Hallo @linktofink ,

ein sehr erhellender Kommentar für mich, vor allem, weil du einen Großteil davon tatsächlich so gelesen hast, wie ich es intendiert hatte, das legt den Finger nochmal expliziter auf Stellen, die auch dir fragwürdig vorkamen.

Das Thema soll eigentlich "Sich-selbst-finden" und "Wieder-Glück-finden" sein, mir ist allerdings bereits bewusst, dass mein erster Umbau das extrem auf eine Trennungsgeschichte verlagert hat. Ist mir allerdings erst nach den ersten darauf folgenden Kommentaren klar geworden, my bad.

Der Text unterteilt sich für mich in vier Blöcke. Die ersten beiden und der letzte bilden den Bilderrahmen für den dritten Block, das eigentliche Zentrum. Gleichzeitig bildest Du damit einen deutlichen Kontrast zwischen der stumpfen Trennung der beiden und dem freundlicheren Miteinander in der Familie seiner Schwester. Da wird dem Bernd gezeigt, wie es gehen könnte, mit Kleinkind und Familie.
Check. Genauso ist das intendiert, das wollte ich eigentlich auch mehr als den Fokus-Punkt haben, die Trennungsszene gehört meiner Meinung nach dazu und kann nicht weg, in kürzer war sie jedoch einfach zu kurz um realistisch zu sein, hier muss ich eine Möglichkeit finden ein besseres Balancing zu erzeugen, ich tendiere zu einer weiteren Szene zwischen Trennung und Schluss-Szene.

Von der Gewichtung her sollte der Trennungsteil im Vordergrund stehen und einen Konflikt abbilden, doch das tut er nicht unbedingt. Er kommt eher rüber wie toter Ballast, der abgeworfen werden will. Ein schon lange kranker Ast wird abgesägt, damit der gute Bernd unbeschwerter leben kann. Einer Auseinandersetzung gehst Du so aus dem Weg, da bleibt immer der Deckel auf dem Topf und die Suppe kalt. Mir wird nie so richtig klar, was die beiden aneinander hatten. Wo ist die Verbindung der beiden?
Ich werde mal versuchen, dass besser auszuarbeiten, ich fürchte jedoch, dass damit der Fokus noch tiefer in die Trennung geht und das eigentliche Thema dabei noch weiter weggeschoben wird.

Sie hatte gestrahlt, als er es das erste Mal probierte und auf ihre Frage, ob es ihm schmecke, genickt hatte. Wann hatte sie das letzte Mal wegen etwas gestrahlt, das er getan hatte? Ein ungutes Gefühl machte sich in seinem Bauch breit.
Ups, wo kommt das her und wie äußert sich das?
Hier triffst du sehr gut mein Problem, es wird nicht klar, dass er durch die zweite Szene bereits mit einer gewissen Intention in die Wohnung geht - prüfen, warum er so unglücklich ist und herausfinden, was das Problem ist - und deswegen auch diese Gedanken kommen, inklusive dem unguten Gefühl, dass er gerade absolute Scheiße baut.

Er flüchtet und bedankt sich auch noch? Du gehst recht lapidar aus der Situation raus und schiebst eine Erklärung hinterher. Und das "ungute Gefühl" ist zu nichtssagend. Wo kommt das auf einmal her und was bedeutet es? Ich kann da schlecht mitfühlen, weil es sich mir nicht erschließt.
Er bedankt sich bei den Gegenständen. Das gehört zur KonMari-Methode. Wenn du etwas wegschmeißt sollst du dich davor bei dem Gegenstand bedanken, weil er dich bis jetzt begleitet und gute Dienste geleistet hat. Muss ich klarer definieren, auch weil das ungute Gefühl ja nicht zur damaligen Szene gehört, sondern im Jetzt stattfindet. Er bemerkt erst jetzt, wie sehr er sich Alice entzogen hat, selbst wenn sie ihn mit Dingen konfrontiert hat, die eigentlich keine Flucht ermöglichen sollten.

Bernd kniff sich in die Nasenwurzel. »Wir leben schon eine ganze Weile nur noch nebeneinander her. Ich …« Er dachte nach und nickte dann. »Ich bin in dieser Beziehung nicht mehr glücklich.«
Wow, so reflektiert und offen, woher nimmt er dafür die Kraft?
Das muss ich eben zeigen. Dass er bereits die Wohnung mit einer anderen Einstellung, einem anderen Wissen betritt und dieses Geplänkel mit Alice ihm gezeigt hat, was aus ihm geworden ist.

Seine emotionslose, ruhige Antwort verstehe ich nicht, mir zu aalglatt. Ein Chatbot würde nichts anderes sagen.
Ja, das stimmt.

Umgekehrte Vorzeichen, jetzt ist sie diejenige, die flieht. Warum?
Ich bin mir unsicher, ob ich es hinbekomme, dass der Text das zeigt. Letzendlich ist Bernd aus seinem passiv-Koma aufgewacht. Nachdem sie immer wieder gestochert hat aber immer Passivität geerntet hat, ist das natürlich eine erstmal überraschende Reaktion von Bernd und letztendlich weiß Alice im Unterbewusstsein auch, dass die Beziehung zu ende ist. Meine erste Reaktion wäre da auch erstmal Abstand zu gewinnen (Flucht) um die eigenen Gedanken sortiert zu bekommen.

Jetzt nagelt er sie auch noch fest. Wenn Du mich fragst, das passt nicht zu jemand, der lieber Computer spielt, als zu streiten und seine Meinung zu sagen. Es müsste da einen Anlass für geben, für diese Sicherheit und Bestimmtheit, die er auf einmal hat. Der fehlt mir in dem Text. Ich weiß, den Job sollen die ersten beiden Absätze machen, ihm wird klar, was ihm fehlt, doch für mich lenken sie vom Zentrum der Geschichte zu sehr ab.
Ja, das stimmt, dazu müsste der Leser wissen, dass Bernd eigentlich nicht passiv und flüchtend ist, sondern das eine "Neu-Erwerbung" durch die unglückliche Beziehung ist.

Gut, der erste Satz bringt Bewegung rein. Was dann folgt, ist wieder so traurig, er fühlt nichts. Diese Liebe ist wohl schon sehr lange tot - falls es sie je gab.
Korrekt.

»Die Mädelsabende sind aber schon Mädelsabende.« Ausgelaugt ließ er sich auf das Sofa sinken.
Ein häufiges Phänomen. Verquere Eifersucht. Partner, die unglücklich in der Beziehung verharren und dennoch Besitzansprüche hegen nach dem Motto: Wenn ich nicht glücklich bin, darfst du es auch nicht sein.
Hm, eifersüchtig kommt er mir hier eigentlich nicht rüber, schließlich fühlt er ja nur Leere. Wenn er sich in Passivität flüchtet und sie gleichzeitig jede Woche fremdgehen würde, würde das die ganze noch bestehende Beziehung nicht noch absurder machen? Denn niemand der fremdgeht ist ja glücklich mit dem was er hat. Würde sie jede Woche fremdgehen und mit einem Mann zusammenleben, der sie nicht mehr wahrnimmt, müsste sich jeder fragen, warum sie denn dann noch in dieser Beziehung lebt und nicht längst den alten gegen den neuen ausgetauscht hat.

Auf sein "Ich werde ausziehen" folgt kaum eine Reaktion, so als wäre das alles egal. Die sind innerlich beide so merkwürdig tot. Dann fragt er noch, ob Martina einzieht und unordentlich ist, hä? Das ist so schrecklich, der ist echt völlig stumpf. Und schon abgehakt und ein Blick zurück, sie grinsen bei der Erinnerung an die Ginprobe.
Ja, mit dem Einziehen hab ich n bißchen übertrieben, da wollte ich zuviel erwähntes nochmal reinbringen. Ein bißchen mehr Fingerspitzengefühl kriege ich da schon noch rein, allerdings kann so ein Umschwung tatsächlich auch schnell passieren. Vor allem, wenn Beziehungen über ihren Endpunkt hinaus gelebt werden. Dann ist das Abwenden von der Beziehung für beide erleichternd und die Erinnerung an die schönen Zeiten kommt wieder.
Ich muss dazu sagen, dass hier ja das Ideal vorliegt, das beide die Beziehung nur noch aus Gewohnheit leben und nicht mehr emotional beteiligt sind.

Und schon hat er eine Neue ins Visier genommen, der Bernd. Mag sein, dass das manchmal so geht, innerlich unbeteiligt. Aber genau deshalb berührt mich die Geschichte nicht wirklich. Wie kann ich mit jemandem mitfühlen, der so cool daherkommt?
Ja, das ist blöd, ich habe das schon auf dem Schirm, ich hatte hier nicht gleich was anschließendes im Sinn, sondern schon etwas wie ein halbes Jahr dazwischen. Deswegen auch die Tendenz zur Szene zwischen Trennung und Ende, so dass man eine Chance hat, den "geheilten" Bernd kennenzulernen und auch klar wird, dass er sich nicht sofort wieder auf die Suche nach einer Neuen begibt.

Vielen Dank für die Zeit mit meinem Text, gibt hier ja genug Texte, die (mehr) Spaß beim Kommentieren bringen.

LG
feurig

 
Zuletzt bearbeitet:

Hey @feurig, weil vielleicht manches falsch rübergekommen ist, komm ich noch mal eben zurück und hoffe, das ist ok.

Zum ersten Punkt bin ich allerdings ratlos, denn eigentlich sagt Daniels Vater sehr direkt, dass er mit Daniel jetzt zum Spielplatz geht, damit Bruder und Schwester alleine reden können. Wie du da auf die Idee kommst, die ganze Familie würde zum Spielplatz gehen und Bernd nicht mitnehmen, verstehe ich ehrlich gesagt nicht.
Bernds Versuch "Darf ich mitkommen", ist in dieser Leseweise nicht die Bitte die Familie begleiten zu dürfen sondern ein sarkastischer Versuch sich um das Gespräch mit seiner Schwester zu drücken.
Ja, das stimmt, das habe ich total missverstanden. Keine Ahnung wieso, aber diese Zwischentöne, die sind mir da total entgangen. Jetzt mit deiner Erklärung verstehe ich, dass es darum geht, sich vor dem Gespräch mit der Schwester zu drücken. Aber das wird halt nirgendwo erwähnt. Also Bernd ist zu Besuch und sie unterhalten sich über Bitte und Danke und Anstand und die Schwester sagt: Nun sein mal nicht so streng, Mama und Papa waren doch auch nicht so streng. Dann sagt der Vater: Komm Sohn, wir gehen auf den Spielplatz, weil wir müssen uns ja nicht alle langweilen und dann fragt Bernd darf ich mitkommen und wird ausgelacht. Also vielleicht wäre ein Hinweis noch gut, warum er Bernd überhaupt zu Besuch ist oder so. Dass seine Schwester ihn einbestellt hat, weil sie sich eben vielleicht Sorgen macht, weil er so unglücklich wirkt oder so in die RIchtung? Dann wäre vielleicht auch mir hier hinten auf der allerletzten Bank klar geworden, dass er nur versucht sich vor dem Gespräch zu drücken und dass es ein "liebevolles" Auslachen ist.

Da ich aber eigentlich eine Sich-wieder-selbst-finden-Geschichte im Sinn habe und keine Trennungsgeschichte, glaube ich nicht, dass es diesem Thema helfen würde, wenn ich den Rahmen kicke, sondern eher, wenn ich den Fokus von der Trennung weg auf das sich-selbst-finden verschiebe.
Auch das ist total an mir vorbeigegangen. Aber er findet sich doch auch bei seiner Schwester nicht wieder oder zumindest wäre es hilfreich dann als LEserin zu wissen, inwiefern das GEspräch mit der Schwester da jetzt zu so großen und gravierenden Veränderungen führt. Die innere Veränderung ist _für mich_ nicht so richtig nachvollziehbar.

Sarah und Bernd hatten gerade das "bitte"-Thema. Sie fragt nach dem Honig, er gibt ihn ihr. Mit dem "Danke schön." unterstreicht sie, dass sie - wie ihr Sohn - kein Bitte sagt, aber sehr wohl sich bedankt.
Bernd lässt daraufhin den Kopf hängen, weil sie ihm aufs Brot schmiert, dass er auf ihr Nicht-Bitte reagiert und es nichtmal gemerkt hat.
MMn würde sich das aber verlieren, wenn das nicht im Subtext wäre. Braucht es das?
Darf ich mal ganz direkt fragen: Wozu genau braucht es diesen Subtext? Wozu braucht es diese Szene? Was willst du damit erreichen? Das musst (darfst du aber natürlich) du mir gar nicht beantworten, aber dieses Bitte-Danke-Thema wozu ist das gut. Dir geht es doch um sein "Sich-Selbst-Wiederfinden" ...

Da ich aber eigentlich eine Sich-wieder-selbst-finden-Geschichte im Sinn habe und keine Trennungsgeschichte, glaube ich nicht, dass es diesem Thema helfen würde, wenn ich den Rahmen kicke, sondern eher, wenn ich den Fokus von der Trennung weg auf das sich-selbst-finden verschiebe.
Naja, das "sich selbst wiederfinden" sollte ja im besten Fall in eine Handlung, eine Geschichte gekleidet werden, von daher ist mein erster Gedanke dazu, natürlich den Moment zu beschreiben, in dem sich etwas verändert, in dem sich etwas in seiner Wahrnehmung der Situation und seiner selbst verschiebt. Wenn das bei seiner Schwester ist, dann dort das beschreiben, wenn das in der Wohnung ist, dann dort. Aber wenn es zB bei der Schwester startet, dann würde ich da gerne mehr dran teilhaben, dann würde ich das gerne schon ansatzweise dort sehen wollen ...
wobie ich noch mal geschaut habe: Viel Dialog und dann kommt:
Bernd verschränkte die Arme und starrte auf den unberührten Kaffeebecher vor sich. »Und wenn nicht?«
»Wenn du es nicht weißt?«
»Wenn sie es nicht ist.«
Ich glaube du hast zu viel Text drumrum, die wichtigen Sachen, die gehen bei mir irgendwie unter, aber vielleicht ist das auch nur mein Problem, dass ich das eigentlich Wichtige nicht checke.

Wow. Disqualifizieren finde ich jetzt ein bißchen hart dafür, dass ich einfach nur Tell statt Show verwende und ehrlich gesagt, auch wenn ich das öfter angesprochen wurde, bin ich nicht sicher, ob ich das differenzieren möchte.
Oje, das sollte nicht gemein klingen oder so. Ich formuliere um: Dein Erzähler verliert dadurch _für mich_ an Authorität.

Aktuell bin ich eher bei dem Punkt, dass ich ausarbeiten muss, warum sich überhaupt so ein "ungutes Gefühl" in seinem Bauch sammelt, damit der Leser an dieser Stelle leichter adaptieren kann, was das ungute Gefühl ist.
Meine Lieblingsversion wäre (und ich weiß, dass es dein Text ist und wir nicht bei Wünsch-Dir-Was sind, du nimmst, was dir sinnvoll erscheint), dass du auf die Worte "ungutes Gefühl" verzichten kannst, weil sich bei mir allein durch deine Beschreibungen dieses Gefühl beim Lesen einstellt.

Viele Grüße
Katta

 

Hallo @feurig

»Mehr Butter!« Daniel wedelte mit seiner Brezel durch die Luft und seine Mutter wich geübt aus.
Jo, ich finde auch das Daniel herzallerliebst rüberkommt :)

»So.« Sarah stellte ihrem Bruder eine Tasse Kaffee hin und setzte sich zu ihm aufs Sofa
Ich gestehe, ich bin beim ersten Lesen abgelenkt worden und habe diesen Absatz komplett ausgelassen - und siehe da, die Geschichte funktionierte für mich trotzdem.
nur mal so als Rückmeldung ;)

Stille antwortete ihm.
Schöner Satz :)
Bernd sah sich um und in jedem Möbelstück, jedem Bild, jedem genau auf seinem Platz stehenden Objekt sah er Alice.
Ich konnte die eingezogene Sterilität förmlich riechen - schön beschrieben.

Die Trennung selbst war etwas "kühl". <- das lasse ich mal so stehen :)

»Vom Zauberwort hat er aber auch noch nix gehört.« Die Frau schüttelte den Kopf.
Bernd lachte.
Ein HappyEnd -wie schön. Der Kleine ist ZWEI kann "Danke" sagen, wase wollen die denn noch? Überfordert den Lütten doch nicht so. "Danke" ist mehr als manch erwachsener kann!

gern gelesen
pantoholli

 

Hallo @feurig,
die Idee, so eine Methode zum Ankerpunkt einer Kurzgeschichte zu machen, gefällt mir gut. Den Mittelteil habe ich gerne gelesen, die Art, wie du das Gespräch aufbaust passt gut.
Es ist die Rahmenhandlung, die mich irritiert. Ein bisschen wirkt es so, als habest du mehrere Stücke miteinander kombiniert.
So wie ich es verstehe, schwindet die Liebe zwischen Alice und Bernd, weil Alice immer verkrampfter bestimmten Prinzipien folgt, zwanghaft ordentlich ist und versucht Bernd fast mit Gewalt da hineinzupressen. Er lässt das bis zu einem gewissen Grad mit sich machen, aus Gutmütigkeit und Bequemlichkeit, stellt aber fest, dass die Gefühle füreinander auf der Strecke geblieben sind. Die Beziehung wird immer kälter. Im Grunde ist es ein Machtkampf zwischen den beiden, in dem sie die Dominantere ist und er sich fast aufgibt. Beide werden damit nicht glücklich, sie ist genervt, er zieht sich zurück und schließlich zieht er die Reißleine.
In der Rahmenhandlung zeigt er sich selbst aber perfektionistisch und reitet Prinzipien und ich denke, eigentlich passt er perfekt zu Alice. Kein Wunder, dass die sich gefunden haben. Am Ende trifft er auf eine Frau, die auch wieder das "bitte und danke-sagen" verkörpert und ich fürchte eher, er dreht jetzt nochmal dieselbe Runde. Wobei, da gibt es doch einen Unterschied.

Langsam durchstreifte er die Wohnung. Sein Proteinpulver? Nein, das hatte Alice ihm gekauft. Er nahm die Dose in die Hand und drehte sie hin und her. Aber es schmeckte wirklich gut.
Schön, das Ambivalente, wie genervt er ist, wie er aber auch von ihren Bemühungen profitiert.
Sie hatte gestrahlt, als er es das erste Mal probierte und auf ihre Frage, ob es ihm schmecke, genickt hatte. Wann hatte sie das letzte Mal wegen etwas gestrahlt, das er getan hatte?
Sie versucht ihn zu erziehen und er wünscht sich auch ihre Anerkennung.
Vor Monaten hatte Alice seine aufgereiht, damit er jede einzelne berührte, um festzustellen, ob sie ihn glücklich machte.
Hier deutest du zum ersten Mal die Methode an.
Hatte sie ihm hingehalten und weitererklärt, dass er sich jetzt bei jeder bedanken müsse, wie bereits bei seinen Kleidungsstücken. Daran hatte er sich noch gut erinnert und war mit einem pauschalen ›Danke‹ aus der Wohnung geflüchtet.
Schön.
»Alice?«
»Wer sollte es sonst sein?« Ein Klirren, ein leises Schleifen, dann trat sie in die Küche und lehnte sich mit verschränkten Armen in den Türstock.
»Ich habe nachgedacht.«
Sie hob eine Augenbraue. »Ebenfalls ›Hallo‹.«
Gut gezeigt, wie sie ihn permanent zurückweist.
»Ich dachte mir schon, dass du nur keine Lust hattest, das Schritt für Schritt durchzugehen.« Er folgte ihr ins Arbeitszimmer, wo sie eine mit ›Erinnerungen‹ gelabelte Box aus dem Schrank zog. »Hier.« Sie lächelte leicht. »Die würde ich doch nie wegwerfen.«
Machtdemonstration.
»Alice?«
Verwirrt drehte sie sich zu ihm um.
»Mache ich dich glücklich?«
Schöner Dreh.
»Das ist eine einfache Frage, Alice. Mache ich dich glücklich?«
»Es … es geht dabei um Gegenstände. Nur um Gegenstände!«
Sie kapiert gar nicht, was da zwischen ihnen abläuft.
Bernd wollte ihr die Hand auf die Schulter legen, sie beruhigen, aber sie wich aus. »Du wirst mich jetzt nicht anfassen, um zu überprüfen, ob ich dir Freude bereite!«
»Das hatte ich nicht vor! Dieses Konzept ist deine Sache, nicht meine.«
»Aber du benutzt es gerade gegen mich!«
Schräg, aber originell.
»Wenn du mein Konzept gegen mich anwendest, was spricht dann dagegen, dass ich dein Konzept gegen dich anwende?«
Gut gemacht. Es ist Kampf.
»Alice, wir müssen darüber reden. Bist du denn glücklich? In letzter Zeit hast du ständig Veränderungen vorgenommen. Marie Kondo für unsere Wohnung. Proteinshake für mich. Bouldern, neuer Haarschnitt, neue Mädelsabende für dich …«
»Ich hab nen anderen geküsst.« Alice wandte den Blick zur Seite und legte eine Hand über ihren Mund.
In die Enge getrieben schlägt sie zurück. Es schaudert einen.
»Das werde ich nicht kommentieren.«
Passt gut diese Ausdrucksweise.
Alice lächelte freudlos. »Es war nicht immer so, oder?«
»Nein.« Er lachte auf. »Weißt du noch, wie wir uns auf Martinas Hochzeit durch den Gin probiert haben, mit dem Ziel, das Aroma schneller als der andere zu erkennen?«
Auch da ging es nicht um Genuss, nicht um Rausch, sondern um Konkurrenz.
Sie grinste. »Gegen Ende waren wir beide ziemlich schlecht. Aber ich hatte einen Treffer mehr als du.«
Gute Stelle, um die Struktur zu zeigen, die von Anfang an da war.
»Danke!« Daniel riss ihr die Seifenblasen aus der Hand und rannte zu seinen Freunden.
»Vom Zauberwort hat er aber auch noch nix gehört.« Die Frau schüttelte den Kopf.
Bernd lachte.
Ich überlege noch. Vielleicht kommt es darauf an, wie sie das bringt.
»Was willst du?« Die Frau musterte hilflos die Sachen.
Weicher, weniger dominant, sehr lieb, da ist nicht soviel Machtkampf zu erwarten. Und dennoch teilt sie seine Prinzipien. Vielleicht passt es doch.

Das sind so meine Gedanken zu deinem Text.:)

Liebe Grüße von Chutney

 

»Ihr seid seit drei Jahren zusammen. Du solltest inzwischen wissen, ob sie es ist.«
…»
… Ich habe nachgedacht.«

Wie jedes Ding, jede Sache im Laufe der Zeit dem Verschleiß unterliegt, so auch abstraktere Verbindungen wie etwa die Ehe – selbst wenn der Wortursprung „ewa / ewi“ (althochdeutsch) seiner Wurzel nach des Ewi-gen enthält und eigentlich auf eine ziemlich langwährende Zeit deutet. Aber ist in heutiger Zeit, wo alles auf Verschleiß getrimmt wird, Wirtschaft „brummen“ will, ist da „Ewigkeit“ zeitgemäß? Und damit erst einmal

herzlich willkommen hierorts,

feurig!,

scheinbar alles schon gesagt, dass ich mal weiter aushol, denn mein „Einstand“ hierorts – der sich auch mit der Liebe (Amor-tisation und Abschreibung für Abnutzung, kurz Afa, befasste, brachte mir beinahe den Rauswurf hierorts ein (vgl. https://www.wortkrieger.de/threads/bin-ich-hier-richtig.37285/) -

und Deine Familie ist hypermodern, alles andere als traditionell, selbst wenn das Wort „bitte“ trainiert wird – für mich der entscheidende Beleg

»Haben Mum und Dad uns ständig ermahnt ›Bitte‹ zu sagen?«

Die Aussage
»Wenn du mein Konzept gegen mich anwendest, was spricht dann dagegen, dass ich dein Konzept gegen dich anwende?«

Der Volksmund weiß es kürzer im „Wie du mir, so ich …“ Sollte nicht unter „Gleichen“ "eh" der „Gleichheitsgrundsatz“ gelten?

Bissken Flusenlese

»Mehr Butter!«
...
Sie lächelte »Bitte schön.«
Ist die Bitte nicht mehr als eine bloße Aussage!, wie zuvor die elliptische Forderung ja auch …
Hier ebenso
»Geh mir jetzt bitte nicht aus dem Weg.«

Sie hatte eine davon hochgehoben und erklärt, dass sie dann weg müssten.
„wegmüssten“

Hatte sie ihm hingehalten und weitererklärt, dass er sich jetzt bei jeder bedanken müsse, wie bereits bei seinen Kleidungsstücken.
Komma weg, bloßer Vergleich!

Auch hier Komma weg

»Weißt du noch, wie wir uns auf Martinas Hochzeit durch den Gin probiert haben[...] mit dem Ziel, das Aroma schneller als der andere zu erkennen?«

Kannstu m. E. hier einsetzen
»So eine selbstloseKOMMA gute Tat.«
die Gegenprobe mit "und" widerspricht dem nicht.

Gern gelesen vom

Friedel

 

Hallo @pantoholli ,

vielen Dank für deinen Kommentar!

Ich gestehe, ich bin beim ersten Lesen abgelenkt worden und habe diesen Absatz komplett ausgelassen - und siehe da, die Geschichte funktionierte für mich trotzdem.
nur mal so als Rückmeldung ;)
Ein Hinweis, der tatsächlich mein Gedankenkarussel nochmal beflügelt hat, sehr praktisch, ich hoffe nur, ich komme noch zu der dringend anstehenden Überarbeitung.
Überfordert den Lütten doch nicht so. "Danke" ist mehr als manch erwachsener kann!
Genau!

LG feurig


Hallo @Chutney ,

auch dir vielen Dank für deinen Kommentar, ich habe deine Geschichte bereits gelesen, muss aber aufgrund von Zeitmangel momentan meine Antworten erstmal im Kopf vorbereiten, bevor ich sie zügig ins System klopfen kann (Parallelisierung möglichst vieler Tasks, bevor die nacheinander abzuarbeitenden Tasks ausgeführt werden können).

Es ist die Rahmenhandlung, die mich irritiert. Ein bisschen wirkt es so, als habest du mehrere Stücke miteinander kombiniert.
Ja, das ist nicht ganz unbedingt falsch, mir war bewusst, dass die erste Szene einen schwierigen Stand haben wird, ich denke jedoch, ich kann der Szene noch eine Existenzrechtfertigung geben.

So wie ich es verstehe, schwindet die Liebe zwischen Alice und Bernd, weil Alice immer verkrampfter bestimmten Prinzipien folgt, zwanghaft ordentlich ist und versucht Bernd fast mit Gewalt da hineinzupressen.
Ja und nein. Ja, ich verstehe, dass das aktuell den Eindruck macht, gedacht ist es eigentlich viel milder: Zwei Personen haben sich über die Zeit aufgrund unterschiedlicher Interessen voneinander wegbewegt, ohne dass es einem von beiden tatsächlich aufgefallen ist.

In der Rahmenhandlung zeigt er sich selbst aber perfektionistisch und reitet Prinzipien und ich denke, eigentlich passt er perfekt zu Alice.
Eine verständliche Einschätzung, hier muss ich noch nacharbeiten, perfektionistisch hatte ich nicht im Sinn, eher jemanden, der es schätzt, wenn man nicht nur höflich mit einander umgeht, sondern auch höflich formuliert.

LG feurig

@Friedrichard unter meiner Geschichte!
Da hatte ich jetzt erstmal Angst, was du alles finden könntest, aber anscheinend habe ich deine grammatikalischen Ausführungen aus anderen Threads nicht völlig missachtet.

Deine Familie ist hypermodern, alles andere als traditionell, selbst wenn das Wort „bitte“ trainiert wird
Der Bruder sagt brav Mama und Papa ;)

Vielen Dank für die Flusenlese, wird prompt korrigiert!

LG feurig

 

@Friedrichard unter meiner Geschichte!
Da hatte ich jetzt erstmal Angst, was du alles finden könntest, aber anscheinend habe ich deine grammatikalischen Ausführungen aus anderen Threads nicht völlig missachtet.
Ja, so was liest der alte Mann gerne,

Gruß aus'm Pott vom

Friedel

 

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