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Die Kehrseite von vielem

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22.10.2011
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Die Kehrseite von vielem

Der Brief in ihrer Jackentasche schien mit jeder Minute schwerer zu werden. Als sie ihn aus dem Briefkasten geholt hatte, war er noch leicht, ein normales Stück Papier, einfach eine Einladung. Auf dem Weg zur Kanzlei fühlte sie ihn deutlich. Schwer, heiß, unangenehm ziehend wie ein Bauchschmerz.
Im Büro überreichte die Sekretärin ihr die Terminliste und die Unterschriftenmappe. Wanja warf beides auf den Schreibtisch, von wo die Ordner zusammen mit einem Stapel Akten auf den Boden rutschten. Sie ließ den Papierberg liegen. Fälle, dachte sie. Ich habe keine Lust mehr, mich um Fälle anderer Leute zu kümmern. Wieder griff sie nach der Einladung. Ein Klassenfest nach zwanzig Jahren. Und dieses Mal im März.
Wolken ballten sich über der Stadt, flaumige, schneeweiße Gebilde. Schäfchenwolken, dachte sie und fuhr auf der Scheibe die Umrisse nach. Ihr Finger hinterließ einen schweißigen Abdruck. Sch machte sie, als wollte sie ein Kind beruhigen, und noch einmal sch, bis der Laut sich zu einem scharf zischenden Ton zugespitzt hatte.

Wenn sie an Tim dachte, sah sie nie sein Gesicht. Immer nur den Rücken. Die olivbraune, samtene Haut, die trägen Bewegungen, wenn er sich aus dem Bett erhob, um weiterzumalen, den Finger, der schnell noch über seine Schulter fuhr, bevor Tim zu weit weg war; und jedes Mal wunderte sie sich, dass es ihr Finger war.
Als sie Tim das letzte Mal sah, an jenem merkwürdigen Märztag, lief neben ihm Manou. Ihre wunderschöne, goldfarbene Freundin Manou. Ihr Rücken passte so seltsam gut zu seinem, dass es weh tat.
Sie hätten sich verliebt, hatten sie gebeichtet. Zwei treuherzige Hündchen, die nicht anders konnten, als zuzubeißen. Vom Balkon aus hatte sie ihnen hinterhergeschaut. Einträchtig wiegten sie sich davon, erst langsam, dann immer schneller und leichter. Ihre Rücken waren kleiner geworden, zwei Dreiecke im selben eleganten Rhythmus, makellos, ebenmäßig. Aber ebenmäßig waren auch Kamelärsche, wenn sie zum Horizont schaukelten. Am liebsten hätte sie ihnen hinterhergerufen, sie sollten sich verpissen. Doch sie schwieg, denn das taten sie ja schon. Und sie war ahnungslos gewesen, ein gutgläubiges, dickwolliges, sommersprossiges ...

Schaf, zischte sie, dummes, kleines Schaf, Frühlingsschaf. Viel zu viele Schs hatte der verdammte Frühling mit seinen Schneeglöckchen. Sie drehte die Klimaanlage ein paar Grad kühler und stellte das Gesteck mit den zarten, weißen Blüten, das ihr eine Kollegin geschenkt hatte, direkt in den Luftzug.

Für Trauer war keine Zeit geblieben, damals, als Tim und Manou sie verließen. Das Leben geht weiter, sagten die Eltern, die Kollegen, alle, die ihr und Tim ein Jahr zuvor zur Hochzeit gratuliert hatten. Du bist erst zwanzig. Geh in eine andere Stadt, vergiss den Verrat.
Also setzte Wanja ihr Leben fort oder webte ein neues, wer wusste das schon, ohne ihren Mann und die beste Freundin. Und tatsächlich, es schien haltbar, das Leben, wenn auch aus einem weniger leuchtenden Stoff.
Sie formte Körper und Karriere, bis nichts mehr an das dickliche Mädchen von einst erinnerte, heiratete, kaufte sich einen Golden Retriever, erfüllte dem Mann den Kinderwunsch. Nach einer Weile trennten sich ihre Wege. Den Hund behielt sie.

Noch einmal blickte Wanja auf die buntbedruckte Einladung in ihrer Hand. Es knisterte, so heftig faltete sie das Papier zusammen.

Das Treffen war in einem Seitengebäude der Schule, in die sie vor Jahren gegangen waren. Tim, Manou und sie. Der Hof war leer, ein Mülleimer lag umgekippt auf dem Boden, daneben kullerte eine Coladose. Letzte Sonnenstrahlen ließen den Sandstein der Fassade glühen.
Wanja blickte auf ihre Armbanduhr. Als die Tür hinter ihr zufiel, blieb sie einen Moment stehen, atmete tief ein und trat nach vorne, wo die Tische in einem lockeren Rund standen. Gesichter wandten sich ihr zu. Sie wartete, bis das Gemurmel verstummt war, zog langsam ihre Jacke aus, legte sie über den Arm, strich wie zufällig über den flauschigen Stoff und schob ein Bein nach vorn, um die Strümpfe und die teuren Pumps zu betonen. Dann lachte sie, weil sie sich vorkam wie ihr eigener Werbeclip und weil sie für einen Moment nicht mehr wusste, was sie hier wollte.
Tim war da, allein, er saß an einem der Randtische im Halbschatten, als gehörte er nicht richtig dazu.
Eine Freundin von damals, die Frau, die sie angeschrieben hatte, rauschte mit ausgebreiteten Armen auf sie zu. Wie schön, dass sie gekommen sei, nach so vielen Jahren, und so erfolgreich und elegant. Das Murmeln im Saal schwoll an und wieder ab, als die Hände der anderen Frau sie zu einem Platz inmitten der Tische geleiteten. Blicke strichen über sie hinweg, um gleich darauf zurückzukehren. Wellenmurmeln dachte sie, Wellenblicke. Alles kehrte wieder. Irgendwann. Aber es tat weh, was da wiederkehrte. Ihr Herz pochte in einem unregelmäßigen Rhythmus, als säße hinter ihrem eigentlichen noch ein anderes, ein kleineres Herz. Sie bestellte ein Glas Sekt, scherzte mit dem Kellner, als kenne sie ihn seit Jahren. Plauderte mit diesem und jener, erkannte alle, auch wenn das Aussehen ihrer ehemaligen Klassenkameraden nicht mehr zu den Namen und Plänen von einst zu passen schien, so sehr hatten Behäbigkeit und Alter verfremdend nüchterne Schichten auf die Gesichter gelegt. Sie fragte sich, ob es den anderen mit ihr genauso erging.
Immer, wenn sie nach links schaute, spürte sie Tims Blick. Später, als sie am Buffet stand, drehte sie sich zu ihm um. In den Händen einen Teller, direkt vor dem Bauch. Wie eine Opferschale, und dabei waren es doch nur Karotten und Bratenfleisch.
Studenten-Bourguignon. Das erste Essen, das sie und Tim in ihrer kleinen Dachwohnung gekocht hatten. Die Karotten waren ihr angebrannt und als sie traurig war, weil sie es doch schön haben wollte für Tim, hatte er Zucker darauf gestreut und gesagt, alles, was anbrennt, wird karamellisiert. Ganz einfach. In jener Nacht liebten sie sich, bis er auf einmal einen Hustenanfall bekam, mitten beim Vögeln, und so darüber lachen musste, dass sie mitlachte und beide sich schließlich auf dem Bett kugelten. Damals hatte sie geglaubt, dass es immer so sein würde. Bitteres süß machen, lieben und husten und lachen.
Tim stand auf und kam auf sie zu.
„Neben mir ist noch Platz.“
„Und Manou?“
„Später.“
Er schob ihr den Sitz zurecht, nahm den Teller, gab ihr ein Glas Sekt. Seine Hand berührte ihre ein wenig zu lang.
Als sie saß, erhob sie das Glas. „Auf mein Leben“, sagte sie. „Und vielleicht auf deines. Hustest du mit Manou auch?“
Er stutzte, nippte dann doch. „Wie ist es dir ergangen?“
„Gut. Sehr gut“, antwortete sie.
„Du siehst auch gut aus.“
„Ja“, sagte sie und musterte ihn. Sein Gesicht war hager, zwischen den Augenbrauen klaffte eine senkrechte Falte.
„Wir haben uns lange nicht gesehen.“ Er rieb mit dem Zeigefinger über die Nasenwurzel, als hätte er ihren Blick bemerkt.
„Stimmt.“
„Du führst eine große Kanzlei, habe ich gehört.“
„Ja.“
„Und privat?“ Er betonte das Wort, verlieh ihm eine intensive Bedeutung, ein Gefangener zum Beispiel würde Freiheit so aussprechen.
„Auch ja.“ Sie karikierte seinen Tonfall, registrierte, wie in seinen Augen etwas Trübes aufglomm. „Und du?“, fragte sie.
„Lehrer. Hier am Gymnasium.“
Sie blickte auf, tat erstaunt. „Hier? Wo du Schüler warst?“
Er rückte an seinem Stuhl. „Ich hab mich beworben. Konrektor.“
„Das freut mich für dich.“
„Warum klingt das, als würd ich alten Weibern die Fußnägel schneiden?“
Sie lachte. „Nein, es freut mich wirklich. Immerhin Ferien. Und nicht so viele“, sie wischte mit der Hand durch die Luft, „Herausforderungen.“ Sie lachte noch einmal und winkte dem Kellner. „Und was macht Manou? Hausfrau?“
Tim antwortete nicht. Als der Kellner herbeigeeilt war, dankte sie ihm und sagte: „Mir gefällt, wie Sie Ihren Job angehen.“
Der Kellner nickte, lächelte und brachte in Windeseile ein neues Glas. Als er wieder gegangen war, sagte sie: „Der wird nicht lang hier festhängen.“
„Woher willst du so was wissen?“
„Man sieht es. Genauso, wie man es sieht, wenn jemand stagniert. Wann kommt übrigens Manou?“
Tim schloss für einen Moment die Augen. „Weiß nicht, irgendwann.“ Er schluckte. „Du hast dich verändert“, fuhr er fort. „Früher … “
„Früher … was? Wäre ich schüchterner gewesen?“
„Ja.“
„Oder hätte einen anderen Geschmack gehabt?“ Sie streifte spielerisch mit dem Schuh an seinem Bein entlang. Er verzog irritiert den Mund und rückte mit dem Stuhl ab. Als sie kicherte, rückte er wieder näher.
„Das auch“, sagte er.
„Man lernt dazu.“ Sie hob ihr Glas.
„Trinkst du nicht ein bisschen zu schnell?“
„Vielleicht. Aber“, sie tippte ihm auf die Brust, „ich wäre nichts geworden in meinem Beruf, wenn ich nur vorsichtig wäre. Wenn man wirklich gut sein will, muss man sich was trauen. Und ein bisschen spielen. Früher wusstest du so was.“
„Das sagt sich so leicht.“
„Noch leichter lässt es sich tun. Wie wär's damit?“
„Womit?“
„Mit einem kleinen Spiel.“
„Was gibt’s hier schon zu spielen. Schau dich um.“ Er wies auf die anderen Gäste.
„Dann passen wir die Herausforderung der Umgebung an. Hier reicht es, wenn wir einfach rausgehen. Nicht miteinander, aber doch so, dass man uns beide sieht.“
Er schüttelte den Kopf. „Das soll eine Herausforderung sein?“
„Einfach rausgehen mit der Ex? Vor aller Augen? Wie der Bohemien von damals? So viel Fantasie braucht man jetzt nicht, um zu ahnen, worin die Herausforderung bestehen könnte.“ Er starrte sie so verblüfft an, dass sie laut herauslachte. „Ich mach nur Spaß. Aber ich würde die Spießermäulchen hier wirklich mal gern schnattern hören, wenn wir das tun. Früher hätte dir das gefallen. Aber vielleicht willst du ja Rücksicht nehmen. Auf Manou.“
Tim schwieg.
„Und so schweigsam warst du auch nicht.“ Sie rückte an ihrem Glas. „Ich glaube, du hast es nur ein einziges Mal geschafft, etwas Unerwartetes zu tun.“ Sie hob die Hand, um den Kellner zu rufen.
„Schon gut.“ Tim erhob sich und ging hinaus; sie folgte ihm. Bevor sie die Tür hinter sich schloss, hörte sie anschwellendes Gemurmel.

Der Gang war lang und schmal, rechts hingen riesige, bunte Gemälde, links verlief eine Glasfront mit tiefen Fensterbänken aus Kunststein, auf denen sie als Schüler gerne gesessen hatten. Sie in der Mitte; ein dicker, blonder Tropfen, nichtsahnend, zwischen den dunklen Pfeilen Tim und Manou. So, als ob sich das nie ändern könnte. Ein Bild fiel ihr auf, helle, unwirkliche Pastellfarben, die sich zu einem Gebirgsmassiv mischten, im Vordergrund Steppe. Mitten darin eine einsame Gestalt, die sich den Berghängen näherte. Ein sehnsüchtiges Bild. Sie malen schön, die Schüler von heute, dachte sie. Sie deutete auf das Steppenbild. „So ähnlich hast du früher gemalt.“
„Es ist von mir.“
Sie nickte. „Gibt es eigentlich die Dachterrasse noch? Wo wir früher geraucht haben und die Lehrer haben nicht gerafft, wo der Geruch herkam? Lass uns raufgehen. Oder hast du“, sie zögerte, „Angst?“
Wortlos führte er sie zu der Tür am Ende des Ganges, die den Aufgang zur Dachterrasse versperrte, und schloss auf.
Als sie die Stufen hinaufstieg, spürte sie seinen Blick auf ihren Hüften. Endlich. Sie schwang das Becken noch mehr, spürte die Pobacken gegeneinander reiben, seinen Blick auf ihrem Hinterteil, wie er das Hin und Her unter dem seidigen Stoff verfolgte.
Der Dachgarten lag im Dunkeln. Nur ein paar Sterne waren zu sehen. Wind pfiff, es war kalt.
Sie kicherte und sagte: „Fast wie früher, nur dunkler. Schade, dass wir keine Zigaretten haben.“
Sie lehnte sich weit über das Geländer und breitete die Arme aus, als wollte sie abheben. „Heho, ihr alle“, schrie sie. Schnell zerrte er sie zurück.
„Du bist wirklich sehr vorsichtig geworden, mein Lieber.“ Sie zog die Schultern hoch. „Kalt ist mir, Pullover her.“
Er stutzte. „Das hast du früher immer gesagt, sogar bei dreißig Grad. Du spinnst. Immer noch.“ Er lachte, zog den Pullover aus und legte ihn ihr über die Schultern, seine Hand streifte ihre Brust. Er stand so dicht, dass sie seinen Atem spürte. Spannung hing zwischen ihnen, ein harter, kleiner Ball, der direkt in den Bauch drückte, schmerzhaft und doch gut. Ihre Brustwarzen richteten sich auf, gleich, gleich hatte sie ihn.
Hinterher würde sie zu ihm sagen, dass es ganz nett war.
Er nahm sie an die Hand und zog sie zu der Wand am Ende der Dachterrasse. „Hier ist es wärmer“, sagte er und legte die Hände auf ihre Schultern. „Was ist jetzt wirklich mit der Herausforderung?“ Seine Stimme klang rau.
„Du kennst sie doch schon.“
Fahrig glitt er über ihre Arme, die Brust, der Pullover fiel zu Boden. Mit einem Ruck schob sie Tim von sich weg. „Nicht hier.“ Sie wies auf eine Lampe ein paar Schritte weiter. „Dort drüben. Im Licht. Wenn du dich das traust.“
Als es hell wurde, sah sie sich wie von fern auf einer hochstehenden Bühne, mitten im Scheinwerferlicht, eine schlanke, blonde Frau in den Armen eines Mannes. Ob noch jemand sie sah, so weit oben?
Er packte sie an den Hüften und zog sie eng an sich. Sein Atem streifte ihre Nase, roch er nach Bratenfleisch? Der Kuss schmeckte überraschend, da war nichts Vertrautes, aber auch nichts, das sie nicht gekannt hätte. Mit einer Hand griff er in ihr Haar, verzwirbelte es zu einem Knoten, mit der anderen schob er ihren Rock hoch. Sie wurde feucht, dieses Haareverknoten, wie nebenbei, das hatte er früher immer gemacht. Sie strich ihm über die Brust, spürte die körnige Haut, dann packte sie sein Hinterteil, zerrte ihn abrupt an sich heran und biss ihn in den Hals. Tim schrie auf und presste sich die Hand vor den Mund. Wanja schob sie zur Seite und nahm seinen Kopf in beide Hände. „Ich will in deine Augen sehen. Wenn du kommst. Und du in meine. Die ganze Zeit.“ Als er endlich in sie eindrang, hielt sie ihn mit ihrem Blick fest, fixierte das dunkelschillernde Braun der Iris, den grünen Rand, bis die Farben zu einem Brei verschwammen, dachte, das müsste ein endloser, tosender Moment werden, doch dann schweifte ihr Blick ab, konnte nicht halten, schweifte zur Wand, wo nur eine Spinne saß, eine Spinne mit kurzen, dicken Beinen und während Tim in sie hineinpumpte, wanderte die Spinne über den fleckigen Verputz, bis sie endlich in einer dunklen Ecke verschwand.
Als er fertig war, küsste Tim sie beiläufig auf den Mund, murmelte, er habe immer bedauert, dass der Kontakt so abgebrochen sei, sie antwortete, manchmal seien die Küsse noch das beste, dann drehten sich beide weg.

Die Tür zum Festsaal quietschte. Köpfe wandten sich ihr zu, nickten, nickten heftiger, als hinter ihr Tim auftauchte, dann nickten sie wieder in andere Richtungen, als wäre nichts geschehen. Die beiden Stühle, auf denen sie vorher gesessen hatten, waren immer noch leer. Manou war nicht gekommen.
Wanja setzte sich, zog den Rock glatt und prüfte ihr Make-up im Spiegel. Tim schob sich neben sie, sein Mund sah fettig aus. Blitzschnell fuhr er mit der Zunge über den Rand der Lippen. Einmal, zweimal, eidechsenartig. So schmale Lippen, dachte sie, warum habe ich das nie bemerkt? Sie klappte ihren Spiegel zu. „Da hast du ja Glück gehabt, dass deine Frau nicht gekommen ist.“
„Manou“, er stockte und sprach dann so schnell weiter, dass sie ihn kaum verstand, „wird nicht kommen.“
Die Enttäuschung war heftig. Ein Gewicht, das sich jäh auf sie legte. Erst jetzt wurde ihr klar, dass sie Manou unbedingt hatte sehen wollen. Viel mehr als Tim.
„So ist das.“
„Ja.“
„Dann hoffe ich doch“, sie wies auf die nickenden Köpfe, von denen manche verstohlen herüberblickten, „dass die ihr nichts sagen.“
„Das werden sie nicht.“
„So?“
„Ich hab dir nicht die Wahrheit gesagt, Manou geht nicht aus. Nie. Schon lange nicht mehr. Die anderen hier wissen das.“
Sie griff nach ihrem Sektglas, drehte den Stiel zwischen ihren Fingern hin und her, dann leerte sie das Glas in einem Zug. „Warum hast du mir das nicht gesagt?“
„Ich weiß nicht. Vielleicht dachte ich, das wäre egal. Vielleicht dachte ich auch, du wärst wegen mir da.“ Ohne sie anzusehen, fuhr er leise fort: „Wir hatten es doch schön zusammen.“
„Hatten wir das?“ Wanja lachte. „Aber das ist alles so lang her. Du täuschst dich, wenn du meinst, ich hätte das da oben wegen dir oder wegen damals gemacht.“ Sie schlug die Beine übereinander, dass ihr Rock nach oben rutschte. „Manchmal habe ich so verdammt Lust.“ Sie strich sich über den Schenkel. „Ich sollte wirklich mehr auf Qualität achten.“
Tim wandte sich ab, sein Atmen klang schwer. „Das sagst du doch jetzt nur, weil du immer noch sauer auf mich bist.“ Er sah sie wieder an. „Können wir das nicht einfach abschließen?“
„Es ist doch abgeschlossen. Ich wollte euch nur noch einmal sehen. Zusammen. Den Konrektor und die Hausfrau im Glück.“
Er schaute nach unten. „Es tut mir leid, dass ich dich damals so verletzt habe.“
Als sie ging und noch einmal zurücksah, saß er noch immer da, den Kopf gesenkt, die Schultern verkrampft, als gehörten sie nicht zu ihm.

Es war leicht, die Adresse von Tim und Manou herauszubekommen. Ein ruhiges Viertel mit engen Sträßchen, alten Häusern und einer Reihe rosa blühender Bäume. Es war früh am Morgen, nur ein paar Leute führten ihre Hunde aus. Der Taxifahrer setzte Wanja vor einem mehrstöckigen Mietshaus ab. Im Flur roch es nach frischer Farbe. Die Briefkästen waren mit Werbeverboten beklebt. Keine kostenlosen Zeitungen, keine unerwünschte Werbung, kein, kein, kein; pro Briefkasten mindestens dreimal. Einen Aufkleber gegen unerwünschte Besuche gab es nicht.

Tim öffnete, er sah aus, als hätte er sie erwartet.
Sie stellte ihren Fuß auf die Schwelle. „Nur ein kurzer Abschied. Unter sehr alten Freunden. Nichts Schlimmes.“ Ihr Lächeln kam ihr selbst falsch vor.
„Du musst mit mir vorlieb nehmen. Manou geht es nicht gut.“
„Ich komme aber zu euch beiden.“
„Ich möchte sie nicht beunruhigen.“
„Das fällt dir ja früh ein. Aber keine Sorge, ich will sie einfach nur sehen.“
„Es geht ihr wirklich nicht gut.“
„Was ist denn überhaupt los, warum verlässt sie nie das Haus? Ist sie krank? Keiner sagt irgendwas, egal, wen ich frage.“
„Sie ist nicht krank, aber ...“
„Ich will sie doch nur mal sehen. Weiß sie überhaupt, dass ich da bin?“
„Nein, ja, schon … “, er druckste herum, „sie will einfach keine Menschen sehen. Warum musst du überhaupt kommen? War dir das gestern Nacht nicht genug?“
„Keine Angst, ich erzähle ihr nicht, was ihr verlogener, kleiner Konrektor so treibt. Sie war meine beste Freundin. Du hast sie nur durch mich kennen gelernt. Und dann habt ihr euch mir weggenommen. Was weißt du schon, wie das damals war?“
„Mein Gott, das ist Jahre her.“
„Ich will sie sehen, so wie ich dich sehen wollte. Vorher gehe ich hier nicht weg.“
„Es ist besser. Wirklich.“
„Ist es dir egal, dass sie nicht mehr das Haus verlässt?"
„Wanja, es reicht."
"Was hast du davon, wenn du sie vor mir versteckst?"
"Das grenzt jetzt an Hausfriedensbruch."
"Mach dich nicht lächerlich, du vergisst, dass ich Anwältin bin." Als sie ihn zur Seite schob, gab er auf.
„Bitte, tu ihr nicht weh“, sagte er und ging vor ihr her durch einen Flur mit braungetüpfeltem Teppichboden, dessen Ränder über die Fußleisten nach oben ragten. Auslegeware, dachte sie, dafür haben sie mich eingetauscht, Auslegeware, die noch nicht mal richtig passt.
In dem Zimmer am Ende des Ganges herrschte erdrückende Hitze. Es war fast leer, ein paar Bilder, ein Regal voller Bücher. Direkt vor dem Fenster stand mit dem Rücken zu ihr ein hoher, breiter Sessel.
Es war merkwürdig, man hörte nichts, kein Atmen, kein Rascheln, kein Scharren. Die Gestalt in dem Stuhl blieb einfach sitzen und rührte sich nicht. Wanja sah zu Tim. Der nickte und wies ihr den Weg in den Raum. Wanja schloss die Augen und ging auf den Sessel zu, sie fühlte sich wackelig, als könnte sie jeden Moment irgendwo anstoßen. Sie hatte immer geglaubt, sie könnte Tim nicht verzeihen, dabei zählte Manou viel mehr. Eine Erinnerung kam ihr in den Sinn. Manou, wie sie vor ihr stand in einer viel zu weiten Latzhose, die Haare hochgebunden zu einer chaotischen Rolle, aus der Locken herauszipfelten. Mit einem frechen Grinsen spuckte sie Schimpfwörter für den Mathelehrer aus, für den Fall, dass er ihr wieder eine Fünf gab. Arschkrapfen, Dampfkacker, Schleimhorni, Krawattenbomber, Formelpupser. Und das Beste war, drei davon hatte sie tatsächlich an den Mathemann gebracht. Manou, so wild und so schön. So hatte sie immer sein wollen. Genau so. Knallorangefarbene Lippen wie Manou? Her damit, auch wenn Wanja aussah wie ein kotzender Clown. Einen Röschentanga? Über den dicken Arsch gezurrt, warum nicht. Manou war immer mit ihr gewesen und trotzdem schneller - ein Pfeil eben und kein Tropfen.
Als Wanja die Augen öffnete, stand sie vor dem gepolsterten Sessel. Die Gestalt darin war Manou und sie war es nicht. Sie war unförmig fett. So sehr, dass es weh tat, sie anzusehen. Da saß keine Frau, da lagerte ein menschlicher Wal, konturlos, ein gigantisches Anwesen aus Fett und Polstern und noch mehr Fett. Das Gesicht formlos, die Augen in Hautpolster gebacken, zwei tote Sicheln, wie von Milchhaut überzogen. Statt des Kinns flappten Wülste auf den Brustkorb. Unter dem Bauch flossen Fettlappen auf die gespreizten Oberschenkel.
„Manou“, ihre Stimme brach weg, nur ein Quieken wie von einem Ferkel kam aus ihrem Mund. Bittersaure Flüssigkeit quoll vom Magen hoch, brannte in der Brust. Sie hustete und schluckte, doch der Schmerz blieb.
Weshalb war sie hier? Hatte sie Manou weh tun wollen? War es so? Vielleicht hatte sie ja auch nur zeigen wollen, dass der Tropfen den Pfeil endlich eingeholt hatte. Und jetzt war da nichts, nur dieses erbarmungswürdige Geschöpf.
Manou bewegte sich nicht. Sie sah hinaus, als gäbe es nur das Fenster und die Welt vor dem Fenster. Selbst als Wanja sich direkt vor sie stellte, um ihr die Sicht zu versperren, war kein Erkennen in ihrem Blick, kein Aufmerken, nur tiefe Ruhe. Sie sah einfach durch Wanja hindurch mit ihren milchigen Augensicheln, als wäre da keine aufgestylte, nervöse, blonde Frau mit modisch frisierten Haaren, sondern etwas hinter all dem, etwas ganz anderes. Etwas Wichtiges. Ein Konzentrat, das mehr Gewicht besaß als Freundschaft oder gar Feindschaft.
Erst als Wanja sie ansprach, „Manou, ich bin hier, nach all den Jahren, bin ich hier, siehst du mich denn nicht?“, da wandte sie den Kopf. Es war nur eine einzige Bewegung, fließend trotz der Schwere. Wanja tauchte ein in diese Augen, suchte nach Trauer, nach Schmerz, nach Neid; doch da war nur Ruhe. Manou wusste, weshalb Wanja gekommen war, sie wusste es besser, als Wanja selbst. Dann zog der Blick weiter, zog über Wanja hinweg wie über eine vertraute, aber zu oft gesehene Landschaft, dann schaute sie wieder hinaus.
Wanja drehte sich um, da waren nur einer der rosa Bäume mit seinen spillerigen Zweiglein und vielleicht ein paar Blütenblättchen, die mit dem Wind davonstoben, vielleicht waren es aber auch nur Papierschnipsel, hochgewirbelter Unrat aus der Stadt, den keiner wollte.

 
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Hallo, du allerliebstes Summserich,
du hast mir wie immer so oft mal wieder wahnsinnig geholfen.

Ich gehe es gleich mal im Detail durch, aber was ich jetzt schon mal sagen kann, ist, ich habe den Beginn in das Geschehen hineingearbeitet. Du warst so ziemlich die einzige, die damit was anfangen konnte, hättest es nur verlängert. Und da war ich dann leider einfallslos. Also hab ich den Anfang eingebaut.
Nun ja. Ich bin da zwar immer noch ein wenig trotzig und denke, warum muss jede verdammte KG nach dem gleichen Muster gestrickt sein, ist doch stinkelangweilig, aber ich bin da doch der Mehrheit mal gewichen, vielleicht bin ja ich die Geisterfahrerin, die die anderen für Geisterfahrer hält. :D

An einigen Stellen, also da, wo du sagst, die Erzählerin mischt sich zu sehr ein, da hab ich dann was entweder nicht verstanden oder weiß nicht, welche Stelle genau die anstößige ist.
Ich frage einfach gezielt nach und wenn du Zeit und Lust hast, dann bitte bitte sag noch mal Bescheid, wie du es genau gemeint hast, denn ich arbeite mich supergerne an deinen Anmerkungen ab. Der Grund ist, weil du die Geschichte oder das, was ich erzählen wollte, voll verstanden hast. Ich hab das leider bei sehr vielen gar nicht rübergebracht, was ich will, bei dir aber schon, da seh ich dann meine Erzählintention ziemlich sauber aufgehoben.

ich habe es gleich zwei Minuten nach dem Einstellen gelesen. Wollte auch ganz bestimmt gleich einen Kommentar schreiben, war dann aber so ratlos, dass ich dachte, erst mal sacken lassen. Auf der einen Seite, hat mich die Geschichte total angesprochen, auf der anderen wollte sie mich aber auch nicht vom Hocker hauen, obwohl sie eigentlich alles hat, um es tun zu können. Ich kann auch nicht den Finger drauf legen und sagen, daran liegt's, so wie manche eben ganz klar ein Problem mit dem Ende haben. Ich auch, aber ein anderes :). Immerhin das konnte ich aufdröseln. Und ja, ich finde die Idee hinter der Geschichte total gut!
Oh Schitt, ist bei mir irgendwie immer so, dass die Leute sagen, Idee gut oder Stil ist gut, und dann kommt ein fettes "Aber" nachgehoppelt.
Aber, jetzt abere ich selbst schon, ehrlich gesagt hab ich das bei dieser Geschichte nicht anders erwartet. Von daher sind die "Abers" völlig okay. Irgendwie lernt man bei jeder Geschichte neu dazu und ich merke, dass das auch hier der Fall ist.

Zum Anfang wurde schon viel gesagt. Ich finde auch die Dichte an Informationen zu viel. Ich musste ihn drei mal lesen, bevor ich kapiert hab, was Du mir mit den wirklich schönen Sätzen sagen wolltest. Weil Du es aber auch rückwärts aufrollst, dass kommt für den Leser erschwerend dazu. Geh es langsamer an, drei Sätze mehr und es passt. Eigentlich mag ich den Einstieg nämlich.
Ja, siehe dazu den Anfang meiner Antwort. ich weiß einfach nicht, wie ich den Anfang verlängern soll, ich hab ihn jetzt eingearbeitet und den AnfangAnfang, das mit den Seilen, sogar ganz gestrichen, weil es vielleicht zu unverständlich ist.
Aber so insgesamt - ich werd das mal für mich verfolgen, wie andere das machen, wenn sie denn mal einen Einstieg wählen, der von dem üblichen abweicht.

Das fand ich einen Knaller. Wirklich, wirklich gut. Schon weil sie nur den Hund behält und nicht das Kind. Das sagt viel über die Frau aus und auch die Liebe oder eben Nichtliebe zu dem "Ersatzmann".
Ja, so sollte es ankommen. Ich mag den Satz furchtbar gerne, bin richtig ein bisschen stolz auf ihn, weil der Satz so viel aussagt, dabei aber so furchtbar kurz ist.

Nimm es mir nicht übel, aber die Kamelärsche passen hier so gar nicht rein. Ich versteh das Bild, aber der Satz ist so ein Fremdkörper für mich.
Ich brauch den Satz, Fliege, wenn ich nur so klar schreibe, wie ich das eher in dieser Geschichte gemacht habe, dann werd ich verrückt. Ich muss glaub immer was unterbringen, was die Sprachebene bricht. Irgendein Kamelarsch oder was völlig Unpassendes muss einfach immer sein. :D

Das Posieren beim Eintreten fand ich schon, na ja, aber ab hier hatte sie all meine Sympathie verloren:
Ja geht mir auch so, ist halt eine Tussy. Ich wollte es aber durch ihre Selbstreflexion ein bisschen abmildern.

„Wird interessant sein, euch zusammen zu sehen.“
Mir ist schon klar, dass Du damit die Treibjagd eröffnest, musst Du ja auch. Aber mal ehrlich, die Aussage hinter dem Satz, die ist doch doof. Was soll daran bitte interessant sein? Was glaubt sie denn, was sie zu sehen bekommt. Wenn sie von Manou im Jetztzustand wüsste, ja, dann wäre es interessant. Aber sie zusammen zu sehen? Ich mein, was ist an einem Ehepaar, welches zusammensitzt, denn interessant?
Okay, kann ich nachvollziehen. Ich weiß es noch nicht, ob ich es ganz streiche und wie das dann mit dem Rest zusammenpasst, aber da hst du Recht. Ist ein bisschen ausgedehnt auch.

Als sie saß, erhob sie das Glas. „Auf mein Leben“, sagte sie. „Und vielleicht auf deines. Hustest du mit Manou auch?“
Alter, was für eine Zicke. Mann,Mann, Mann. Und das nach all den Jahren. Okay, sie ist nie drüber weggekommen, aber ... Also Frauen gibt es. Und weil es sie tatsächlich gibt, regen sie mich maßlos auf .
Mich auch. Und es gibt mehr von der Sorte, als man denkt. Die würden vielleicht nicht so eine Nummer abziehen, aber im Inneren tragen sie die gleiche Rachsucht und Bitterkeit. Die schaden sich und anderen dann womöglich noch
mehr.
Diese fiese Bemerkung will ich übrigens stehen lassen.

Das finde ich auch so drüber. Diese ganze Kellnersache (auch im Folgenden) will mir gar nicht gefallen und sie gibt mir auch wenig. Klar, sie will ihre Attraktivität zur Schau stellen, aber das ist plumb. Und so plumb habe ich sie bisher nicht wahrgenommen. Und ehrlich, sie ist auch so schon Zicke. Ziel eigentlich bereits erfüllt.
Okay, ich sehe es ein. Vielleicht ist es so, dass ich meinem Erzählen nicht traue. Und irgendwie hab ich ja auch ein bisschen recht, denn viele können mit der Geschichte ja gar nichts anfangen, obwohl sie sie gelesen haben. Ich denke dann imnmer, ich müsste noch ein bisschen deutlicher werden. Aber vielleicht ist das ein Trugschluss.

Ich stelle gerade fest, dass die Geschichte immer mal richtig gut läuft und dann wieder einknickt und wieder läuft. Zu lange dran rumgeschraubt, möchte ich fast meinen, und dann die Darlings nicht alle erwischt.
Zu lang dran gebastelt auf jeden Fall. Irgendwie ist das wohl einfach nicht so meine Stärke, eine Geschichte grad und glatt durchzuziehen. Aber ich mach das jetzt einfach mal so, dass ich den armen Kellner zurückschraube, oder ihn sogar ganz kille, den armen Kerl, bist ja nicht die einige, die ihn für überflüssig hält. Mein Problem an der Stelle war eher, dass ich den Tim in der Geschichte ja auch dazu bringen muss, ihr zu folgen. Ich dachte einfach, der braucht mehr als einen Stupser.

Sie kann ihn ja mit "Bravheit" aufziehen, dafür brauchts den Kellner eigentlich nicht, um da den Übergang hinzubekommen. Beamter - Doppelhaushälfte? - Zusatzrentenversicherung? - Pauschalreisen ... was weiß ich.
Okay, in die Richtung geht sie ja eh schon.


hre Brustwarzen richteten sich auf, gleich, gleich hatte sie ihn.
Hinterher würde sie zu ihm sagen, dass es ganz nett war.
Tschaka! Meine Güte, sie hat da ein echtes Trauma. Muss man schon mal so sagen. Und ja, ich finde gut, dass er dann so über sie herfällt. Ich brauch den Dachterreassensex ganz unbedingt in der Geschichte. Und ich finde sie auch wirklich ansprechend geschrieben.
Ja, ich fand die auch gut, die Szene, ist ja so, dass es da nicht um eine schöne Sexszene geht oder gar um Erotik oder irgendein Stückchen Lust und Leidenschaft. Sie ist ein armer verbitterter rachsüchtiger Tropf, die schläft mit dem aus ganz anderen Gründen als aus Lust, deshalb hab ich die Szene auch so geschildert.

... finde ich richtig groß. Das Kartenhaus fällt zusammen. der große Moment, auf den sie sich Jahre über vorbereitet hat, den sie Millionenfach durchfantasiert hat, der ist so dröge und nichtssagend und all die erwarteten Gefühle bleiben aus. Da ist 'ne Spinne. Allerdings reitest Du etwas lang drauf rum. Das ist wieder so ein Ding. Ganz große Szene und dann, wenn mit ganz wenig, ganz viel gesagt werden kann, sagst du ganz viel und dann verpufft die Wirkung.
So war das gemeint. Ja. Ich reite zu lange drauf rum. Hmm. Ja, mach ich wohl manchmal. Eigentlich mag ich die Stelle total gerne, aber ich streich am Ende mal ein ganz bisschen was raus, denn du hast ja Recht, wenn du sagst, das Zusammenfallen dieses Traums ist das Thema, statt den tosenden Moment gibt es eine fette Spinne, da muss ich die nicht noch einen Marathon laufen lassen.

Sie ist wieder der verlierer. Wie früher. und echt, mich hat es sooo gefreut. Okay, sie denkt ja noch an Eifersuchtsdramen a la Manou - sie reist wieder ab und lässt die beiden da im Spinnennetz zurück. So war doch sicher der Plan. Schön aber doch, wenn ihr der Plan nun weit weniger Freude bereitet, als geglaubt.
Ja. Hihi

Die Enttäuschung war heftig. Ein Gewicht, das sich jäh auf sie legte. Erst jetzt wurde ihr klar, dass sie Manou unbedingt hatte sehen wollen. Viel mehr als Tim.
Ja, immer in die Fresse. Ach, wie ich es ihr gönne. Oh, ich mag sie wirklich nicht leiden. Gut gemacht.
Wenn du mein Gesicht jetzt sehen würdest. Das tut echt gut, das zu lesen. ich freu mich wie ein Handkees.

Sie griff nach ihrem Sektglas, drehte den Stiel zwischen ihren Fingern hin und her. „Warum hast du mir das nicht gesagt?“
Ich finde, sie sollte es auf Ex kippen.
Okay, wird sie tun.

Vielleicht hatte sie ja auch nur zeigen wollen, dass der Tropfen den Pfeil endlich eingeholt hatte. Und jetzt war da nichts, was sich lohnte, einzuholen, nur dieses erbarmungswürdige Geschöpf. Sie fragte sich, warum sie keine Schadenfreude empfand.
Erklärdingens. Brauchts nicht.
Meinst du alle drei Sätze sind zu erklärend? Ich hab damit echt Schwieirgkeiten. Denn die allerallermeisten fanden das Ende ja völlig unverständlich. Warum ich die Manou so überzeichne usw.


Wieder so nachgetreten. Das ist wirklich hübsch. Manou, die wirkliche Verlierin in dem ganzen Spiel wird wieder zur Siegerin, irgendwie. Und durch ihren "Sieg", ihre Ruhe, wird Frau Pompom gleich so richtig klein und erbärmlich und überhaupt. Das finde ich wirklich total interessant und böse und schön und alles auf einmal. Ich mag dieses Ende voll gern.
Ja, so war das auch geplant. Genau so böse wollte ich mit der Wanja auch umgehen. Vielleicht hätte ich doch den Horrortag dranklicken sollen. :D
Also ich bin grad superglücklich, schon als ich das erste Mal deinen Kommentar las, aber auch die vielen Male, als ich ihn dann immer wieder mal gelesen habe, einfach nur Riesenfreude, weil das Ende endlich so ankam, wie ich mir das gewünscht hatte.

Wanja drehte sich um und sah selbst hinaus, doch da war wirklich nichts, nur einer der rosa Bäume mit seinen spillerigen Zweiglein und vielleicht ein paar Blütenblättchen, die mit dem Wind davonstoben, vielleicht waren es aber auch nur Papierschnipsel, hochgewirbelter Unrat aus der Stadt, den keiner wollte.
Wanja drehte sich zurück zu Manou. Endlich wandte diese den Kopf und sah Wanja an. Es war nur eine einzige Bewegung, fließend trotz der Schwere. In ihrem Blick lagen Ruhe und Gelassenheit. Manou wusste, weshalb Wanja gekommen war, sie wusste es besser als Wanja selbst. Und sie wusste auch, was geschehen war. Aber das galt ihr nichts. In Manous Blick waren kein Zorn und keine Verletztheit. Nur Mitgefühl.
So, Du gibst das Ende in die Hände des Erzählers und das mag ich an dem Ende nicht. Da kommt der her und erklärt mir alles, wie es richtig zu sein hat und wie ich das alles zu deuten hab. nein, nein, nein. Ich will ein szenisches Ende, ich will das erleben, erfahren, mir selbst erschließen, ich will, dass sie sich so klein und zerbrechlich und überhaupt alles fühlt vor dieser Übermacht Manou, im doppelten Sinne. Ach ist das gut.
Na und dann kam das nach. Okay, der Peeperkorn schreibt auch, dass ihm das Ende "der mitfühlende Blick" zu viel ist. Du zitierst aber einen langen Absatz. ich weiß jetzt einfach nicht, findest du den insgesamt völlig überflüssig, weil sich der Erzähler reinmischt? Ich kann das Einmischen wie gesagt bei dem mitfühlenden Blick verstehen, weil es dem Leser was erklärt, was der eigentlich selbst fühlen, interpretieren können müsste.
Ansonsten hab ich nicht verstanden, worauf du abzielst. Meinst du, ich sollte am Ende streichen? Wenn ja, beziehst du das auf den gesamten zitierten Absatz? Oder meintest du, ich sollte das Ende doch noch einmal umschreiben?

Also, ich mag das Spiel mit den Figuren sehr, Wie sie Gewinner, Verlierer, wieder Gewinner und doch Verlierer sind. Und zwar alle drei. Sauber! Auch setting und Szenen find ich gut gewählt. Bisschen mehr Anfang, weniger Kellner, Erzähler am Ende mundtot machen. Ist eigentlich nicht viel. Also, ich würds machen, Du kannst natürlich ... .
Ich würds auch machen. :)

Vielen vielen Dank für deinen tollen Kommentar. Das war ein Augenöffner.
Bis die Tage.


Liebe JoBlack

gleich vorweg: Ich mag die Geschichte nicht, weil mir das ganze irgendwie egal ist und ich mich frage, warum erzählt Novak das jetzt. Was sind das für blutleere Figuren, die nix riskieren, die nichts zu verlieren haben bei ihren Handlungen. Das war mein Hauptproblem mit dieser Geschichte; was ist der Konflikt? Sie wurde vor zehn Jahren verlassen, (...) und jetzt kann sie sich rächen - fein. Und dann will sie das tun und sie kriegt alles, was sie sich wünscht, fickt mit ihrem Ex, kann ihn demütigen - mit Körper und Karriere - hat seine Frau/ehemalige beste Freundin an Geilheit überholt - was ja mittlerweile nicht so schwer ist. So, und jetzt? Was genau ist das Problem?
Ja. Schluck. Ich würd natürlich saugern eine Geschichte schreiben, die einer meiner Lieblingsautorinnen hier gefällt. Hmm. Echt scheiße. Aber was ich dir echt hoch anrechne, Jo, das ist dass du mir den Grund schreibst. Ich kann das total nachvollziehen, warum dir das nicht gefällt, denn einen Konflikt in dem üblichen Sinne enthält die Geschichte tatsächlich nicht. Es ist hier eher so, dass Wanja sich dauernd darum bemüht, etwas zu kriegen, Rache, etwas, was sie sich vielleicht selbst nicht ganz eingesteht, und das eben kriegt sie im Endeffekt nicht, obwohl es nach außen hin ständig so aussieht.
In einem widerspreche ich dir nämlich schon: Sie kriegt eben nicht alles, was sie sich wünscht. oder vielmehr, sie kriegt es, aber völlig anders, völlig unerwartet. Und dann macht sie weiter.
Es ist schade, dass ich das nicht besser vermitteln konnte. Und vielleicht ist die Denkweise dieser Frau, diese Bitterkeit, die sich dauernd das Ziel für ihre Rachsucht sucht, und dann an dem Ziel scheitert, dir einfach völlig fremd. Ich weiß es nicht. Aber ja, was soll ich sagen, außer den Anfang nochmal wiederholen. Dass ich mich total freue, dass du nicht einfach den Kopf geschüttelt hast über Novak mit den komischen Ideen und Geschichten, sondern mir deine Sicht erklärt hast, das würde nicht jeder machen. Und schon gar nicht Ideen entwickeln für einen Konflikt.
Ein anderes Szenario wäre, wenn sie es schafft, sich bei Tim zu rächen und es tut und sie nach huase gehen und sie sieht Manu, die körperlich ein Wrack ist, aber Tim sich trotzdem liebevoll um sie kümmert und sie checkt, dass zwischen den beiden mehr ist, als nur dieses "Körperliche" (...) Wenn Wanja jedoch vor diesen beiden gescheiterten, aber glücklichen Menschen steht und ihr der "Sieg" dadurch genommen wird - fände ich das irgendwie reizvoller.
Das gefällt mir ganz gut, weil es ein bisschen in der Richtung meiner Geschichte liegt. Trotzdem mach ich jetzt mal mit der ursprünglichen Fassung rum und versuche, die sauberer hinzukriegen.
Aber ja, dieses zweite Szenarium hat was.

Ja, sorry, dass ich deine Geschichte gerne umgeschrieben gesehen hätte, aber so wie sie da steht, funktioniert sie für mich überhaupt nicht.
Nein, nicht sorry, das ist völlig okay so, ach was, das ist gut. Ich finde das gut, dass du so ehrlich bist, ich mag das an dir sehr. Mal davon abgesehen, dass ich deine Gründe nicht nur nachvollziehen kann, weil du es mir erklärt hast, woran es für dich liegt. Und dazu hast du gleich noch ein paar Anregungen ins Haus geliefert. :)
Bis denn
Novak

 
Zuletzt bearbeitet:

Lieber Friedrichard oder besser, Friedel, da bist du ja wieder. Hat mich total gefreut. Irgendwann, wann auch immer, gehen wir bestimmt gemeinsam ein Bier trinken. :)

Interessante Geschichte (schön kann ich schwerlich behaupten, wenn Liebe, und sei's die verflossene, zur /zum Macht/spiel missbraucht wird) aber es ist für mich ein durchaus gelungenes Kunststück über Liebe und Verrat, (…) um das entscheidende Wort „Verrat// verraten“ in seine Vieldeutigkeit suhlen kann, denn wie wer oder etwas verraten werden kann, so lässt sich das Verb selbstreflexiv verwenden, wenn einer seine eigenen Maßstäbe und somit sich selbst verrät.
Friedel, das oder was du noch im weiteren Verlauf deiner Antwort zu der Geschichte schreibst, das trifft das Geschehen ziemlich gut. Schön kann man es wirklich nicht nennen, wie sie sich aufführt, und das Schlimme dabei ist, dass sie, wie du so trefflich ausführst, sich selbst verrät.

bedarfs in der wunderbaren Sprache unserer Mutter des Bindestrichs „Make-up“.
erledigt - also in meiner Fassung, in der hier eingestellten weiß ich das noch gar nicht.

Das Wechselspiel von Vorsilbe und Kehrseite, glaub mir, bewusst war es nicht. Aber ich habe mich sehr gefreut, dass dir diese Parallelen aufgefallen sind. Das passt.

Da ist es gut, ob gewollt oder eher zufällig, dass das Ende die Verse verwirklicht “God, grant me the serenity to accept the things I cannot change, / Courage to change the things I can, / And wisdom to know the difference“ in der hilflosen Person, die einmal ein Konkurrentin war, als hätte marktliches Treiben was in der Liebe zu suchen.
Na klar, nicht genau diese Verse waren es, aber das war zumindest meine Intention, dass Manou die Weisere ist, die der konkurrierenden, ehemaligen besten Freundin Verständnis zeigen kann. Diese letzte Sache ist bei vielen nicht gar so gut rübergekommen, freut mich sehr, dass das bei dir angekommen ist, vielleicht werde ich die mitfühlende Seite von Manou streichen, vielleicht hab ich ja wirklich ein bisschen zuviel hier reingepackt.

Lieber Friedel, vielen vielen Dank für dein treues und freundliches Vorbeischauen, für dein Lesen und Gedanken dalassen.
Bis bald wünscht
Novak

Lieber Peeperkorn

Die Thematik, die psychologische Studie, das ist mein Ding, das ist die Art von Text, die ich am liebsten lese. Deine Grundidee gefällt mir ausgesprochen gut, sprachlich ist das alles wunderbar rund. Ich empfinde den Text auch überhaupt nicht als sperrig, da fügt sich alles sehr schön aneinander, ineinander. Nur mit dem Beginn hatte ich Mühe
Okay, warst nicht der einzige. Hab den jetzt eingearbeitet in dem von dir vorgeschlagenen Sinn. Ist noch nicht hier online, aber in meiner überarbeiteten Fassung, die ich morgen (oder in einer Woche) hochlade. Bin nämlich schon wieder weg.

Es waren die Blicke Fremder, die ihr in den ersten Monaten halfen. Blicke, die sich auf ihre Beine richteten oder den prallen Arsch. Blicke, die sie mit unsichtbaren Seilen am Boden verankerten und verhinderten, dass sie mit dem Wind davonflog.
Damit schürst du Erwartungen, die anschliessend enttäuscht werden:
Ich wollte damit (so ein wenig symbolisch) verdeutlichen, dass sie sich über ihre Wirkung nach außen selbstdefiniert. Aber ich hatte auch immer das Gefühl, das wird nicht wirklich deutlich oder eben nicht richtig eingeordnet. Vielleicht ist es ja ein bisschen zuviel drumrum. Hab das jetzt einfach gestrichen.

Das hätte zudem den Vorteil, dass Wanja in ihrem Chrakter nicht schon so schnell, na ja, nicht festgelgt, aber doch ziemlich bestimmt würde („den Hund behielt sie“. Wunderbar! Aber eben, so früh im Text.) Denn danach wird es schwierig, Sympathie zu Wanja aufzubauen, oder sie als ambivalent zu erleben, oder ihre Entlarvung mitzuverfolgen, denn sie ist hier bereits ziemlich (nicht völlig, klar) entlarvt.
Okay, das ist ein Aspekt der mir schon einleuchtet. Das Lustige ist, dass ich gerade durch die Anfangspassage diese Festlegung wollte. Aber möglicherweise wird sie dann vielen zu unangenehm.

Dann denke ich, ähnlich wie Fliege, dass du dem Leser manchmal nicht ganz traust und dich noch mal versichern musst, dass der alles mitkriegt. Am deutlichsten war das für mich beim Schlusssatz. Ich finde den ziemlich schrecklich, weil er mir als Leser sagt, was ich über Wanja (auch) denken könnte/sollte. Natürlich nicht direkt. Aber indirekt, via Figur, eben schon.
Ach du Scheiß, schrecklich sollte der natürlich gar nicht rüberkommen. Und komisch, das gibt ja auch Leute, die den Satz mochten. Intendiert war, dass ihre Rache, ihre ganze verbitterte Selbstperformance nach hinten losgehen sollte. Und der letzte Schlag dann der, dass sie ausgerechnet von der vermeintlich Besiegten, wo sich der Sieg ja noch nicht mal gelohnt hat, Mitgefühl erhält. Daher wurde sie so monstermäßig von mir gezeichnet. Gerade der Punkt sollte es sein. Manou, diese Frau, die gar nicht mehr aus dem Zimmer kommt, die so überhaupt nicht dem Idealbild einer erfolgreichen, selbstbewussten Frau entspricht, die von keiner konkurrenzsüchtigen Neidhammelin wie Wanja ernst genommen werden kann, gerade die hat jetzt Mitleid mit der. Ich fand das ehrlich gesagt einen echt sauberen Schlag. Tja, was mache ich jetzt. Eigentlich hatte ich vor, den Satz völlig zu streichen. Flige hatte ja auch dagegen argumentiert und gemeint, ich überließe da zuviel dem Erzähler. Wenn ich das mit dem Mitgefühl jetzt völlig kille, dann ist ja aber meine hmmm, ich sag mal Pointe über die Wupper. Naja, wirst du sagen, das konnte Man ja eh nicht Raffen, ABER ICH WEIẞ GAR NICHT. Himmel, im Moment dreht es sich was im Kopfe. Ich schlaf glaub noch mal ne Nacht drüber. Im Moment bin ich auf dem Trip, das Mitgefühl zu lassen, aber eben nicht als Wort, sondern nur als aNdeutung für den Leser, es ein wenig szenischer zu machen. Tja, mal schauen, wie sich das morgen fügt.
Du siehst, ich hadere und das ist auch der Grund (neben Zeitmangel durch die schönen Dinge des Lebens) dass ich noch gar nicht geantwortet habe oder die Geschichte fertig überarbeitet habe. Ich braUCH da immer echt lang. Seufz.

Bei der Szene mit dem Kellner ist das ähnlich. Ich finde das grundsätzlich eine gute Idee, aber auch hier ist es Tim, der stellvertretend für mich sagt („Du kannst den doch nicht einfach anfassen.“), wie man diese Szene deuten könnte/sollte.
Okay, da schau ich.

Wenn die eine Spur weniger fixiert auf ihre Rache wäre, auch mal versuchen würde, davon abzulassen, zweifeln würde, bevor sie Manou besucht, das würde mir wohl gefallen.
Ich gucke, eigentlich dachte ich, da wären so kleine Anmerkungen schon drin, dass sie manchmal unsicher ist, ob das richtig ist, was sie tut. Oder dass sie sichund ihr Tun eben selbst in Zweifel zieht. Vielleicht verstärke ich da noch was.

Und dann diese Manou. Da dachte ich zuerst auch, dass man die vielleicht weniger extrem zeichnen könnte. Aber diese Passage ist so wuchtig, die Figur so monströs, das passt. Vor allem gefällt mir, dass du nicht sagst, was genau mit ihr los ist.
Ja, die Manou will ich lassen. Man merkt das vielleicht nicht, aber die Beschreibung Manous war für mich nicht einfach. Das hat mir richtig widerstrebt, eine Frau, die vermutlich krank ist, keinesfalls jedoch diesen nüchternen fast schon gehässigen Blick der Erzählerin auf sich verdient hat, so zu beschreiben, wie ich das getan habe. Diese Überzeichung hatte schon ihren Grund. Das ist ja auch die Sicht Wanjas, die sich betrogen sieht, erneut. Die auch so blöd ist, dass sie sich in den Blicken der anderen spiegelt, das heißt, auf Anerkennung aus ist, auch und gerade ihrer Reize wegen.
Naja, jetzt hör ich mal auf, ich merk schon, ich schreib mich grad in Rage.
Lieber Peeperkorn, ich glaub, ich habs dir nicht einfach gemacht mit der Geschichte :D umso froher bin ich, dass du sie trotzdem gerne lesen mochtest.
Lass dir die Sonne auf den Kopf scheinen. Und auf die Füß.

Liebe Damaris

Wie schön, dass du das hier schreibst:

deine Geschichte hat mich sehr berührt. Zeigt sie doch, wie alles oft anders kommt, als man denkt.
Ja, deswegen auch der Titel. Kehrseite von vielem.

Ich denke, du willst ausdrücken, dass Manou an einer schweren Depression leidet. Dann passt ihr Mitgefühl nicht, weil diese durch Gefühlstaubheit gekennzeichnet ist.
Nee, ich wollte das nicht ausdrücken, dass sie eine Depression hat. Obwohl nichts dagegen spricht. Ich hatte einen anderen (eher) geschichtenmäßigen Anlass, sie so zu überzeichnen, das kannst du oben in der Antwort an peeperkorn nachlesen. Aber eine Depression oder eine Phobie könnten durchaus der Grund für ihr Daheimbleiben sein. Ich denke, das widerspricht sich gar nicht. Aber du hast Recht, dass dann (wenn man ihren ZustANd als Depression interpretiert, das mit dem Mitgefühl schwieriger wird. Vielleicht mache ich es allgemeiner. Nicht so überdeutlich.

Wenn du vor dem unmittelbaren Wiedersehen der beiden Frauen etwas kürzt, käme die Pointe überraschender. „Bitte, tu ihr nicht weh“, sagte er Würde ich zum Beispiel weglassen.
Okay, weiß ich noch nicht, aber ich überlege es. Ich les es mir mal vor ohne dieses Zitat und mit ihm.

Liebe Damaris, das hat mich sehr gefreut, dass du vorbeigeschaut hast. Hab deine reizende kleine Geschichte immer noch gut im Kopf. Schön war die. Ich bin echt froh, dass dir die Geschichte gefallen konnte und dass sie dich sogar erührt hat. Ist ja nicht nur ein hmm, ein wenig ein karges Thema, sondern es gibt einfach viele, die die Geschichte einfach nicht mögen. Schön, dass das bei dir geklappt hat. Und danke nochmal für den Tipp mit dem Ende. Also das „Mitgefühl“ zu streichen. Auch dazu kannst du in der Antwort an Peeperkorn noch ne Menge lesen, aber du bestätigst mich mit deinem Hinweis, den Schluss zumindest allgemeiner zu lassen.

Selber Moin fvg
Soll ich dir mal sagen, wie das war, als ich deinen Namen las? Ich hab ganz kurz gedacht, ohje, den armen fvg hab ich jetzt auch noch enttäuscht. Ich hab den Gedanken zwar schnell wieder verdrängt, ist j auch so ein blöder Blitzgedanke, der einem selten was Richiges sagt, und hab mich zur schriftstellerischen Ordnung gerufen, aber dass du die Geschichte dann einfach schön fandst, Himmel, das war, ja, einfach, ja, noch schöner. Bei mir war schon der Eindruck entstanden, ich hab so sehr an den Vorstellungen oder Erwartungen vieler hier vorbeigeschrieben, da ist eh nichts mehr zu retten. Ich war ja schon froh, wenn wenigstens die Idee der Geschichte oder das Thema oder der allgemeine Tenor gutgeheißen wurden. Umso mehr hat mich dann natürlich dein Lob beschwingt. Es tut einfach gut, wenn jemand die Geschichte versteht und gut findet und ein bisserl Lob ist die Schokolade des Autoren. :).

Mich haste gepackt und begeistert (zuverlässig wie stets) mit deiner neuen, wie ich meine, ganz großen Story, die meiner Meinung nach auch noch einen schönen und passenden Titel trägt (ich glaube, du warst es, die hier hinsichtlich ihrer Titel immer sehr stark ins Gericht mit sich ging - nun hier ist es dir definitiv gelungen).
Wenn du wüsstest, was ich an dem Titel rumgefistelt habe, das war schon nicht mehr schön. Und dann kam der raus. Ich hab eigentlich gefürchtet, viel würden deswegen mit mir schimpfen, der ist ja auch schon ein bisschen komisch, aber ich find ihn gut. Keine Schlagzeile oder Aufreger, aber irgendwie hat der was.

Nee, liebe Novak, ich hab nüschts was mich hier kritteln lässt. Na, gut bis auf eine Sache (und die ist noch nicht mal originell, weil ich mich einfach nur milde in die Kritik meiner Vorkritiker mit einreihe): Das mit Wanjas Werdegang: Heirat, Kind, Trennung, ist auch mir viel zu schnell und nebensächlich. Finde ich, braucht es gar nicht.
Alles klar. Werden immer mehr, die das sagen und ich habs auch schon weiter hinten eingearbeitet. Überarbeitet Fassung stell ich aber erst ein bisschen später ein.

Nur durch diesen Absatz war ich kurz verwirrt als du diesen Satz schriebst:
„Ihre wunderschöne, goldfarbene Manou „ weil ich hier ernsthaft im ersten Moment dachte, dass muss ihr Golden Retriever sein und dann gleich als zweites: Hä? Der kommt doch erst viel später! Echt, ich musste da dreimal lesen bis ich begriff: Nee, das ist doch Manou, ihre beste Freudin. - dabei ist Manou ein guter Hundename ... auch für einen Golden Retriever.
Geil! Ich musst so lachen. Naja, durch meine Abänderung dürfte das jetzt klargestellt sein, wer Manou ist.

Äh, wäre da noch was? Klar. Ansonsten eine starke Geschichte hier. Ich finde ja (und muss es hier einfach mal sagen) - bis auf einige kleine Experimente (die mich immer noch unterhalten) wirst du immer besser.
Oh, mach weiter. Das klingt einfach toll.

... schweifte zur Wand, wo nur eine Spinne saß, eine Spinne mit kurzen, dicken Beinen und während Tim in sie hineinpumpte, wanderte die Spinne über den fleckigen Verputz, hin und her in einem geschäftigen Spinnenzickzack, bis sie endlich in einer dunklen Ecke verschwand.
Och Mensch, ausgerechnet den Satz fand Fliege zuviel. Und ich wollt ihn streichen. Hab einen kleinen Kompromiss gefunden.

Am Ende alle unglücklich: Wanja - Tim - Manou (wahrscheinlich auch Ehemann und Kind, ja sogar der Golden Retriever!).
:D

Und einer sehr, sehr glücklich: Der Leser (wenigstens ich)!
:kuss:

Auf was für eine Schule gehen denn die feinen Herrschaften? Hogwarts? Bei uns war immer nur alles Beton und Kunststoff!
Neenee, ist schon auch eine Betongesamtschule, an die ich dachte. Das mit den Bildern ist heut so üblich. Gibt oft ganze Ausstellungen, die dann von Lehrern mit Wasserpumpguns bewacht werden müssen, damit die Kiddys nicht Schindluder damit treiben. Nur dass ein Bild von einem Lehrer drunterhängt, das ist eher selten und wirft kein gutes Bild auf Tim.
Aber, ich seh erst jetzt, dass die Marmorfensterbänke dazu schlecht passen. Da hab ich nicht nachgedacht und geprüft, wie denn dieses Steinzeugs heißt, aus dem solche Fensterbänke sind. Die Billigvariante von Marmor eben. Marmor ist, da hast du recht, eher in Hogwarts.
Bis die Tage und lass es dir gut gehen.
Viele liebe Grüße an dich von Novak

Liebe barnhelm

diesmal tue ich mich schwer mit deiner Geschichte.
Naja gut, ich habs befürchtet, ich armer Tropf. Aber macht auch nix. Manchmal geht halt mal was daneben. Wobei ich selbst das ja gar nicht finde, aber man kriegt ja erstens die Rückmeldungen und schon vorher fühlt man im Laufe der Zeit oft, wie eine Geschichte oder bestimmte Passagen oder Thema ankommen dürften. Und ich wusste, das wird hier nicht einfach. Wirds bei mir oft nicht. :)

Mir gefallen wie immer die Details, die Beobachtungen, die du in ihr einbaust und die mir die Szene nahebringen. Den Rahmen des Treffens kann ich mir fast plastisch vorstellen und auch die Interaktionen.
Super, das freut mich.

Doch Wanja bleibt für mich (wenn ich die Schlussszene erst einmal außer acht lasse) eine Frau, deren Haupteigenschaft mir Zynismus zu sein scheint. Zynisch betrachtet sie (oder der Erzähler) rückblickend ihr Leben
Ja, die ist zynisch. Aber Zyniker sind ja oft verletzlicher, als man so denkt. Daher empfinde ich deine Überlegung mit der Distanziertheit in der Zuspitzung nicht zutreffend. Also klar, schon, dass das so auf dich wirkt, das ist ja schließlich deine Wahrnehmung, aber ich will nur sagen, da sind schon auch eine Menge Hinweise oder kleine Häkchen im Text verborgen, an denen man ihre Verletzlichkeit spüren könnte. Oder anders gesagt, besser hab ich das vielleicht nicht hingekriegt und nur gewollt.Ich finde das macnhmal auch sehr sehr schwer, in der Waage zu bleiben zwischen noch ein paar mehr Details, um eine Person deutlich zu machen und der Überdeutlichmachung, die dem Leser dann auch wieder aufstößt.

Tim ist damit abgehakt, jetzt kommt es zum Eigentlichen der Geschichte: zum Treffen mit Manou und zur Schlussszene. Während ich den Text bis zu dieser Stelle ohne Probleme gelesen habe (bei der Person des Kellners geht es mir wie Fliege, ihn logisch und konsequent aufgebaut finde, komme ich mit dieser Szene zum Schluss überhaupt nicht zurecht. Du packst in den Schluss die Auflösung für alles: Ich erfahre in komprimierter Form, warum für Wanja Manou wichtiger ist als Tim, warum ihr Versuch, sich zu rächen, scheitern muss, warum der Verlierer Wanja ist. (...)
Was mir nicht so recht gefallen hat, ist folgendes: Warum bleibt mir diese psychologische Sache bis zum Schluss verborgen? So findet sich alles erst dort – mit seiner ganzen Wucht.
Ja, warum ist das so? Ich hab zwei Antworten. Ich denke schon, dass ich zumindest eine Andeutung schon vorher in den text eingebaut habe, nämlich wenn sie an Manou denkt, in der Rückblende, da sagt sie „meine schöne goldfarbene Manou“. Erinnerst du dich? Ist wirklich nicht viel, dAMIT wollte ich schon an der Stelle erreichen, dass man durch das Personalpronomen, durch die Beschreibung merkt, da ist viel Nähe oder Gefühl im Spiel. Auch wenn sie in den Saal bzw. an Tims Tisch kommt, sie fragt immer sofort nach Manou. Und das ist relativ weit vorne innerhalb des Geschichtenverlaufs. Und weshalb hab ich das nicht noch deutlicher gemacht? Ich wollte, dass Wanja das selbst erst nach und nach bzw. später merkt. Das sollte ein bestimmter Aufbau sein. Sie ist sich dessen selbst nicht wirklich bewusst. Eigentlich fand ich das recht logisch und find ich eigentlich noch immer, aber klar, Anmerkungen von Kommentatoren geben einem immer zu denken und man setzt sich damit auseinander. Also bissel graben tuts auch noch.

Ich hätte mir gewünscht, dass dieses Manou-Thema sich schon im ersten Teil des Textes andeutete. So erfahre ich dort nur, das Manou nicht da ist, nicht kommt und endlich, dass es Wanja sehr wichtig ist, Manou zu sehen. Nicht mehr. Nichts vom eigentlichen Problem, was Wanja mit Manou hat.
Barnhelm kann es nicht sein, dass das wieder so ein „Waagedings“ ist? Ich hab es extra nicht stärker herausgehoben, hab es bei ihren Beobachtungen und Wahnehmungen gelassen, weil ich damit nicht zu überdeutlich werden wollte, wurde mir für andere Stellen ja auch von Fliege und Peeperkorn angemerkt, dass ich da oft ein bisschen misstrauisch bin, hier wollte ich eben in der Andeutung bleiben, und hinzu kommt, dass die Wanja ja auch erst im Laufe des Abend merkt, dass sie auch noch Manous Reaktion braucht. Sie strampelt sich ja an ihrem „Rachefeldzug“ ab und kriegt immer eins auf die Zwölf, wenn sie eigentlich glaubt, am Ziel zu sein.

Und dann kommt dieses Monstrum. Ich empfinde diese Überzeichnung (...) als Sprung in ein anderes Genre und kann mich überhaupt nicht damit anfreunden. Diese Person ist mir in sich zu widersprüchlich: Auf der einen Seite ein menschliches Unwesen (…) Das passt für mich nicht zusammen und irgendwie erscheint mir diese Überzeichnung unnötig. Ich komme einfach nicht dahinter, warum es ihrer bedurfte.
Also da bitte ich dich, doch mal in der Antwort an Peeperkorn zu lesen. Da hab ich was zu geschrieben. Ich lass die Manou so, wenn ich natürlich auch ein bisschen traurig darüber bin, dass du das so gar nicht nachvollziehen und wie einen genrebruch empfindest. Vielleicht ist es das ja auch.

Liebe Novak, du siehst, mich hat deine Geschichte sehr beschäftigt und das tut sie noch.
Und dafür bin ich dir sehr dankbar. Ich finde das gut und nachvollziehbar, wie du die Geschichte kritisierst, ich kann das verstehen und mir eine Menge abholen. Vielleicht werd ich beim nächsten Mal wieder was hinkriegen, was dir eher zusagt. Aber weißt du was, du hast so viel Schönes, aber auch Nachdenkenswertes geschreiben, das ist einfach was, das schnür oich mir ins Päckchen und behalts im Hinterstübchen von meinem Geschichtenkopf.
Liebe Barnhelm, machs gut. Und bis demnächst.
Novak


Hallo khnebel
hej, schön, dass es dich noch gibt, ich hatte dich schon ein bisschen vermisst. Und sauber, dass du in meiner Geschichte reingelesen und mir deine Gedanken erzählt hast.

Natürlich frage ich, wie Manou so werden konnte. Lag es an Tim, der seine erste Frau (ich weiß jetzt gar nicht, ob man ihren Namen kennt) nicht vergessen konnte und Manou nicht die Aufmerksamkeit schenkte, die sie erwartet hätte. Hat sie sich vor Gram fett gefressen? Ist es eine Krankheit? Ich glaube, das kann jeder Leser für sich entscheiden, was passiert sein könnte.
Bin froh, dass du das so siehst. Dieses Ende spaltet ja ziemlich.

Dass deine Protagonistin zu Tim und Manou gegangen ist, um sich zu verabschieden, ist mir nicht ganz logisch. Nur um die Frau an Tims Seite so sehen zu wollen. Eine Erwartung, was mit ihrer einstigen besten Freundin ist, muss sie ja gehabt haben und der Abschied war sicher ein Vorwand, dennoch wirkt das auf mich ein bisschen konstruiert. Ist aber nur mein Empfinden.
Khnebel, du kennst die Frauen nicht. Erst neulich habe ich eine Geschichte erzählt bekommen, wie eine junge Frau ihren langjährigen Lebensgefährten, der sie betrogen hat, reingelegt hat, ohoh, da schüttelst du nur mit dem Kopf. Verabschieden will sie sich ja auch nicht. Stunk machen will sie, aber wer gibt das schon zu.

Da sie schon mit Tim verheiratet war, würde ich hier schreiben heiratete wieder.
okay
Schäfchenwolken, dachte sie und fuhr auf der Scheibe die Umrisse nach.
Das hat mich gestört. So, wie es dasteht, vergleicht sie die Wolkenformen mit Schäfchen. Es ist aber genau die Bezeichnung der lockeren Wolkenbällchenfelder, auch wenn der Fachausdruck Cirrocumulus lautet.
Den Einwand hab ich nicht verstanden.

Vielen Dank noch mal an dich, und bis bald mal wieder bei einer neuen Geschichte von dir. Oder?
Lieben Gruß von Novak

 

Liebe Novak

Tja, was mache ich jetzt. [...] Wenn ich das mit dem Mitgefühl jetzt völlig kille, dann ist ja aber meine hmmm, ich sag mal Pointe über die Wupper. Naja, wirst du sagen, das konnte Man ja eh nicht Raffen, ABER ICH WEIẞ GAR NICHT. Himmel, im Moment dreht es sich was im Kopfe. Ich schlaf glaub noch mal ne Nacht drüber. Im Moment bin ich auf dem Trip, das Mitgefühl zu lassen, aber eben nicht als Wort, sondern nur als aNdeutung für den Leser, es ein wenig szenischer zu machen.

Oh, da habe ich mich wohl nicht klar ausgedrückt. Diese ganze Sache mit dem Mitleid, die finde ich gut. Und natürlich rafft man das. Im Gegenteil: Mir war's mit diesem letzten Satz zu sehr ins Gesicht des Lesers gedrückt. Von daher finde ich dein Vorhaben, das als Andeutung und szenisch zu gestalten, sehr gut.

Lieber Gruss
Peeperkorn

 

Ah, super, schön, dass du grad da bist. Bin nämlich am Überarbeiten, der arme Kellner taucht nur noch als Fragment auf, ob ich jetzt wirklich alles alles alles erwische, was meine Kommentatoren angemerkt haben, keine Ahnung. Wird man dann sehen.
Aber jedenfalls kam mir deine Antwort grad Recht.Jedenfalls alles klar. Vielleicht meinte die Fliege das ja auch so ähnlich, dass ich dem Leser mit dem letzten Satz einfach zu dolle das Maul aufhalte, um ihm die richtige Sichtweise wie einen Hefekloß zwischen die Kiemen zu drücken, statt fein ein Gäbelchen zu reichen. :D
Du hättest mal hören sollen, wie der Satz vorher klang, da war er noch schlimmer. :D
Danke für die schnelle Antwort. Hast mir grad total geholfen.
Bis denn
Novak

 

Novak schrieb:
Vielleicht meinte die Fliege das ja auch so ähnlich, dass ich dem Leser mit dem letzten Satz einfach zu dolle das Maul aufhalte, um ihm die richtige Sichtweise wie einen Hefekloß zwischen die Kiemen zu drücken, statt fein ein Gäbelchen zu reichen. :D

Ja, tat sie :D. Mehr später ...

 

Juchhuuuuuu! Überarbeitet!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
Kommt euch vielleicht nicht viel vor, aber für mich wars ein Mount Everest.
Na gut, einer aus einer Legolandschaft.

 

Hallo Novak,

hej, schön, dass es dich noch gibt, ich hatte dich schon ein bisschen vermisst.

Ich bin auf mehreren Baustellen unterwegs. Ich mehme an einer Ausschreibung bei einem Verlag teil, die Geschichten kann ich aber nicht hier einstellen, da sie nicht veröffentlicht sein dürfen. Dann habe ich mich intensiver in Recherchen für meinen Roman "Erdenkinder" vergraben. Da bin ich auf einem guten Weg, denke ich.

Den Einwand hab ich nicht verstanden.

Ich meine nur, dass Schäfchenwolken doch ein gebräuchlicher Begriff ist und in deinem Text wirkte das so, dass sie die Wolken sieht und sich denkt: Schäfchenwolken. Das wirkte auf mich so, als ob sie das Wort für sich neu entdeckt oder erfunden hatte. Wenn mein Gefasel zu doof ist, dann vergiss es einfach! :D

Schönen Gruß
khnebel

 

Da bin ich auf einem guten Weg, denke ich.
Perfekt!
Ich wünsch dir viel Erfolg damit.


Und danke, dass du mir noch mal genauer erklärt hast, was du meintest, jetzt kann ichs besser einordnen.
Lass es dir gut gehen.
Novak

 

Liebe Novak

Ich hab schon die erste Version der Geschichte gelesen, wollte mit dem Kommentieren aber noch warten, als du geschrieben hast, dass bald eine neue folgt. Warst ja richtig schnell :). Ich werde also hier und da beide Versionen gegenüberstellen.

Später, sagte Wanja, als die Sekretärin ihr die Unterschriftenmappe reichte.

Mir gefällt das nicht als erster Satz. Warum keine Anführungszeichen bei der wörtlichen Rede? Der Teil kam in der ersten Version ja erst etwas später, jetzt ist er durch die Bearbeitung nach vorne gerutscht, aber ein Anfang braucht in meinen Augen etwas Besonderes, und das fehlt mir hier. Zum Vergleich der erste Satz aus der ersten Version:

Es waren die Blicke Fremder, die ihr in den ersten Monaten halfen.

Das klingt besser, das zieht mich viel eher in die Geschichte. Das finde ich einen würdigen Anfang für eine Geschichte. Auch dieser Satz hier wäre viel besser (aktuelle Version, zweiter Absatz):

Wenn sie an Tim dachte, sah sie nie sein Gesicht.

Das ist von allen der beste erste Satz, finde ich.

Sonst zum Anfang: Ich finde ihn jetzt stringenter als in der ersten Version, grundsätzlich hab ich mich in Version 1 schwer getan, in die Geschichte zu kommen. Das ist mit Version 2 einfacher gewesen, lag zum Teil aber sicher auch daran, dass ich den Inhalt kannte. Aber du hast den Rückblick jetzt zusammengefasst, er ist nicht mehr unterbrochen durch einen längeren Abschnitt in der Gegenwart, das ist eine gute Entscheidung. Gerade am Anfang würde ich nicht häufig die Perspektive wechseln, der Leser muss erstmal reinkommen, die Figuren und das Setting kennenlernen. Ich denke das ist jetzt besser geworden.

Als sie Tim das letzte Mal sah, an jenem merkwürdigen Märztag, der alles auseinandergerissen hatte, lief neben ihm Manou.

Ich würde den Einschub "der alles auseinandergerissen hatte" hier weglassen. Das ergibt sich ja schon aus dem Kontext.

Zwei treuherzige Hündchen, die nicht anders konnten, als zuzubeißen.

Ich verstehe, was du hier sagen willst, aber auf mich wirkt es wie ein Fremdkörper. So eine Art Darling, der "gekillt" gehört ;). Im Prinzip sagt der Satz auch nix Neues. Man hatte bislang schon den Eindruck, dass Tim und Manou sehr anständig mit der Situation umgegangen sind. Nix hintenrum, kein Betrug - nein, die haben sich verliebt und gestehen es Wanja. So läufts manchmal, und dass Wanja das schmerzt, ist auch klar.

Einträchtig wiegten sie sich davon,

Klingt etwas seltsam, aber ich finde es gut, dass du hier mit ungewöhnlichen Formulierungen arbeitest (auch wenn das "sich" etwas stört).

Aber ebenmäßig waren auch Kamelärsche, wenn sie zum Horizont schaukelten.

Ja, bräuchte es auch nicht meiner Meinung nach. Das mit den Rücken gefällt mir richtig gut, das ist ein schönes Detail, gut eingefangen, aber dieser Zusatz hier machts dann wieder ein wenig kaputt.

Also setzte Wanja ihr Leben fort oder webte ein neues, wer weiß das schon, ohne ihren Mann und die beste Freundin.

"ein Leben weben" - wieder eine schöne Formulierung. Dafür muss ich dir echt ein Kompliment machen, da steckt Liebe zum Detail im Text, das macht dann auch Spaß zu lesen. Was hältst du davon, statt "weiß" hier "wusste" zu schreiben? Oder hast du absichtlich Präsens gewählt?

Sie formte Körper und Karriere, bis nichts mehr an das dickliche Mädchen von einst erinnerte, heiratete, kaufte sich einen Golden Retriever, erfüllte dem Mann den Kinderwunsch. Nach einer Weile trennten sich ihre Wege. Den Hund behielt sie.

Den Teil fand ich schon in Version 1 seltsam. Von dem Mann und dem Kind (und auch dem Hund) ist ja nie wieder die Rede, deshalb wirkt das hier wie ein unnötiger Einschub. Klar, du charakterisierst damit die Figur ("Den Hund behielt sie" - das Kind wollte sie nicht), aber es wirkt so aufgesetzt, ein wenig wie ein Selbstzweck. Es fügt sich einfach nicht sauber in die Geschichte ein, und ich würde das auch aus dem Grund streichen, weil der Absatz dann mit dem weniger leuchtenden Stoff endet, was für mich viel mehr aussagt. Zumal ich denke, dass sie mit einem neuen Mann und sogar einem Kind ihren Ex und Manou viel einfacher hätte vergessen und darüber hinwegkommen können.

Insgesamt finde ich das Intro in Ordnung. Ich halte es nicht für den stärksten Teil des Textes, aus meiner Sicht hättest du dir mehr Zeit nehmen können. Von Tim und Manou erfahren wir sehr wenig, von Wanja etwas mehr; auch wenn mir das mit dem "gewebten Leben" sprachlich gefällt, hätte ich eine Szene, die mir das "es schien haltbar" ausführlicher zeigt, bevorzugt. Aber du hast dich dazu glaube ich schon geäußert und gemeint, dein Hauptaugenmerk sei nicht darauf gelegen (sorry falls ich es falsch im Kopf habe). Ich denke, durch eine ausführlichere Vorstellung der Figuren könnte auch der Mittelteil und vor allem das Ende nochmal eine andere Wucht erreichen.

Sie bestellte ein Glas Sekt, scherzte mit dem Kellner, als kenne sie ihn seit Jahren.

Ich habe mich gefragt, warum da ein Kellner ist. Die sind in einem "Seitengebäude der Schule", ist das ein Restaurant?

Plauderte mit diesem und jener, erkannte alle, auch wenn das Aussehen ihrer ehemaligen Klassenkameraden nicht mehr zu den Namen und Plänen von einst zu passen schien, so sehr hatten Behäbigkeit und Alter verfremdend nüchterne Schichten auf die Gesichter gelegt.

Das Taxieren, Bewerten und Vergleichen auf einem Klassentreffen darf natürlich nicht fehlen, aber muss es ein dermaßen komplizierter Satz sein? "Verfremdend nüchterne Schichten" - würde ich versuchen einfacher zu formulieren.

In jener Nacht liebten sie sich, bis er auf einmal einen Hustenanfall bekam, mitten beim Vögeln, und so darüber lachen musste, dass sie mitlachte und beide sich schließlich auf dem Bett kugelten. Damals hatte sie geglaubt, dass es immer so sein würde. Bitteres süß machen, lieben und husten und lachen.

Der Absatz gefällt mir gut. Auch wie Wanja den Raum betritt, die Beschreibung des Gemurmels, das mochte ich auch. Die anderen sind eigentlich nur Statisten, die sich über leiseres oder lauteres Gemurmel äußern, Wanja und ihr Tun stehen im Vordergrund. Das kommt hier toll rüber. Der Text hat definitiv seine Stärken, wenn es ins Detail geht, wenn es auf feine Beobachtung ankommt.

Sie lachte. „Nein, es freut mich wirklich. Immerhin Ferien. Und nicht so viele“, sie wischte mit der Hand durch die Luft,„Herausforderungen.“

Guter Dialog, die Sticheleien gefallen mir, später auch der Satz mit der Qualität. Die sind gut. Mir ist aufgefallen, du machst das oft, dass du die direkte Rede abbrichst und später fortsetzt. Ich würde das mit einem Bindestrich abtrennen dann, sieht sonst komisch aus.

Genauso, wie man es sieht, wenn jemand erstarrt.

Verstehe nicht wie das gemeint ist. Die Sache mit dem Kellner mochte ich nicht so. Da hätte ich lieber mehr Dialog zwischen Wanja und Tim gehabt, oder vielleicht noch das Einbeziehen eines anderen ehemaligen Klassenkameraden.

„Man lernt dazu.“ Sie leerte ihr Glas in einem Zug. „Trinkst du nicht ein bisschen zu schnell?“

Mach einen Absatz hier, sonst denkt man, Wanja würde sprechen.

„Und so schweigsam warst du damals auch nicht.“ Sie hob die Hand, um den Kellner zu rufen.
„Schon gut.“ Tim erhob sich und ging hinaus; sie folgte ihm. Bevor sie die Tür hinter sich schloss, hörte sie anschwellendes Gemurmel. Im Hintergrund stand der Kellner, der ihr enttäuscht nachblickte.

Ich fände das ohne den Kellner wirklich besser (der Absatz würde hier mit dem Gemurmel enden, was schöner wäre als mit dem enttäuschten Kellner). Daraus wurde ich nicht so recht schlau. Du willst sagen, dass sich Wanja geändert hat, dass sie früher schüchterner war, und vielleicht will sie Tim hier auch irgendwie eifersüchtig machen, aber sowas ließe sich geschickter einbauen, wie gesagt, indem du bspw. auch andere Klassenkameraden in den Dialog mit einbeziehst.

Ich war dann tatsächlich etwas enttäuscht, als es sich beim versprochenen Spiel lediglich um Sex handelte. Da hätte ich irgendwas anderes (mehr?) erwartet, allerdings finde ich den ganzen Abschnitt sehr gut geschrieben.

Er legte ihn ihr über die Schultern, seine Hand streifte ihre Brust. Er stand so dicht, dass sie seinen Atem spürte. Spannung hing zwischen ihnen, ein harter, kleiner Ball, der direkt in den Bauch drückte, schmerzhaft und doch gut. Ihre Brustwarzen richteten sich auf, gleich, gleich hatte sie ihn.

Der Kuss schmeckte überraschend, da war nichts Vertrautes, aber auch nichts, das sie nicht gekannt hätte.

doch dann schweifte ihr Blick ab, konnte nicht halten, schweifte zur Wand, wo nur eine Spinne saß, eine Spinne mit kurzen, dicken Beinen und während Tim in sie hineinpumpte, wanderte die Spinne über den fleckigen Verputz, bis sie endlich in einer dunklen Ecke verschwand.

Das sind tolle Stellen, Kompliment :thumbsup:. Es ist Sex ohne Leidenschaft, ohne Liebe sowieso, eine reine Machtdemonstration, ich finde, das bringen auch deine Worte und Beschreibungen gut rüber (bspw. auch das Beobachten der Spinne). Auch wenn ich anderes erwartet hätte, überzeugt mich die Stelle und gefällt mir auch. Die Geschichte finde ich hier definitiv stärker als zu Beginn.

Nun zum Schluss:

Und sie war auch nicht kostenlos.

Würde ich streichen, ist unnötig.

Als sie ihn zur Seite schob, gab er auf. „Bitte, tu ihr nicht weh“, sagte er und ging vor ihr her durch einen Flur

Tim ist schon ein elender Schwächling. Wanja hat es zu einfach mit ihm, für mein Empfinden hättest du ihr mehr Gegenwehr entgegenstellen können. War der schon immer so? Wir wissen es nicht, aber wenn ja, ist das vielleicht ein Grund, warum Wanja so sehr an ihm hing. Vielleicht war sie auf der Suche nach einem schwachen Mann?

Sie hatte immer geglaubt, sie könnte Tim nicht verzeihen, dabei wog Manou viel schwerer.

Wenn man das Ende kennt, bekommt dieser Satz eine Doppeldeutung :)

Ok, zum letzten Absatz: Du wirst es nicht gerne hören, aber mir hat der in Version 1 besser gefallen. Die Beschreibung von Manou finde ich übertrieben, eigentlich grotesk, aber da schwingt auch etwas Subtiles mit, das Scheitern von Wanja und die Sinnlosigkeit ihres Vorhabens, von dem sie ja selbst nicht genau weiß, was sie tut. Ich zitiere hier aus Version 1

Wanja drehte sich zurück zu Manou. Endlich wandte diese den Kopf und sah Wanja an. Es war nur eine einzige Bewegung, fließend trotz der Schwere. In ihrem Blick lagen Ruhe und Gelassenheit. Manou wusste, weshalb Wanja gekommen war, sie wusste es besser als Wanja selbst. Und sie wusste auch, was geschehen war. Aber das galt ihr nichts. In Manous Blick waren kein Zorn und keine Verletztheit. Nur Mitgefühl.

Ich fand das einen schönen Absatz, toll geschrieben, schwermütig irgendwie, und ich finde es schade, dass du den gestrichen hast. Jetzt, das Ende mit dem Unrat, das finde ich deutlich schwächer; ich hab also mit dem Ende ähnliche Probleme wie mit dem Beginn. Ich hab schon auch die Kritikpunkte zum Ende gelesen, du hast es ja nicht ohne Grund geändert, aber ich mochte es, so wie es war, fand es sogar noch einen Tick besser als den Mittelteil.

Insgesamt hab ich die Geschichte gern gelesen, schon beim ersten Lesen fand ich, dass sie nach hinten raus stärker wird. Ich vermisse einige Details bei der Vorgeschichte und der Figurenkonstellation; Tim würde mir als stärkere Figur besser gefallen, Manou ist am Schluss einen Tick überzeichnet. Das sind meine wesentlichen Kritikpunkte.

Das Thema an sich gefällt mir gut. Das ist wohl ein heimlicher Wunsch vieler Verlassener, es dem/der Ex nochmal richtig heimzuzahlen, indem man sich selbst aufwertet und den/die Ex dazu bringt, sich die Beziehung zurückzuwünschen. Und Wanja lebt diesen Wunsch - und scheitert daran, weil am Ende nichts ist außer einer Leere und Sinnlosigkeit.

Wanja selbst als Figur finde ich überzeugend, es gibt zwar Lücken (was findet sie an Tim so toll?), aber da gibt der Text zumindest Hinweise. Irgendwer hat gesagt, es gibt keine echten Sympathieträger, und so sehe ich es auch. Trotzdem funktioniert die Geschichte.

Was mir sehr gut gefällt und was mir an deinen Texten auch immer wieder auffällt, ist der Blick auf die Details und die Beobachtungsgabe. Du beschreibst vieles anhand von Dingen, die anderen gar nicht auffallen würden. Auch sprachlich finde ich das erfrischend, du hast ja geschrieben, du hättest lang an dem Text gearbeitet, und das merkt man ihm auch an. Mir hat es auch Spaß gemacht, mich damit zu beschäftigen.

Wünsche dir eine gute Zeit & bis zum nächsten Mal,
Schwups

 

Lieber Schwups, wow, tausend Dank für diesen Kommentar. Ich bin aus dem Staunen nicht mehr rausgekommen. Was du alles siehst, also für diesen Vergleich zwischen den beiden Geschichtenverläufen bin ich dir echt dankbar. Es bestätigt manche Unsicherheiten. Zum Beispiel, was den Anfang betrifft. Auch was das Ende betrifft. Das Wort "Mitgefühl", da hatte ich immer selbst so ein bisschen Bauchschmerzen, aber in der jetzigen Fassung kommt das Mitgefühl als Inhalt nicht mehr so richtig raus. Das mit den Blüptenblättchen war übrigens schon immer drin, durch das Nachhintenrücken kriegt es natürlich jetzt eine ganz andere Wucht. Da bleibt dann mehr das Stoische übrig, weniger das Mitgefühl. Ja, hast du schon recht.

Ich muss mal einfach mit einem Gegenkompliment kommen, Schwups. Mir fällt an deinen Kommentaren immer wieder auf, wie intensiv du dich mit einer Geschichte auseinandersetzt, was du da alles findest, gerade hier der Vergleich jetzt, das bringt mir wahnsinnig viel.

Ich dank dir auch für das Lob, was meine Detailarbeit betrifft, ja, das unter anderem ist es, was mir selbst ja Geschichten so lesenswert macht, weshalb ich sie auch gerne einbaue. Umso mehr freue ich mich, wenn dir das auffällt.

Hab leider keine Zeit im Detail zu antworten, weil ich gleich wegfahre, aber lass dir mal gesagt sein. Ich profitiere total von diesem Kommentar. Ich druck mir das aus und nehm es mit und denk mir das in Ruhe durch. Vielleicht krieg ich den Anfang ja doch noch hübscher hin und das Ende überschlaf ich auch noch mal.
Aber danken wollte ich dir auf jeden fall schon.
Lass es dir gut gehen, Schwups. Ich vermiss dich manchmal. Schön dass du dich gemeldet hast. Und vielleicht sieht man sich ja tatsächlich in Wien.
Bis dann

 

Hallo Novak,

ich war jetzt einige Zeit nur spärlich im Forum unterwegs, habe nur das (mir) Wichtigste verfolgt. Für deine Geschichte habe ich mir da eine mentale Notiz gemacht, die wollte ich unbedingt noch kommentieren. Inzwischen ist sie überarbeitet und ist noch besser geworden, als sie eh schon war.

Erst mal ist das sprachlich ein Genuss, das liest sich flüssig, und ich bin wirklich jemand, der bei schiefen Formulierungen einhakt. Alle deine Bilder funktionieren für mich, die sind richtig klasse, da werde ich ganz neidisch, gerade auch, weil das so ganz selbstverständlich klingt, als ob es jeder so können müsste. (Von wegen!)

Die Story ist so ein menschliches Drama, kein großes, existentielles, aber doch so eins, was wehtut beim Lesen. Diese Wanja, die sich schon früher immer ihrer Freundin Manou unterlegen gefühlt hat, sich vermutlich an der Beziehung/Ehe mit dem tollen Tim aufgerichtet hat und dann so bitter enttäuscht wurde. Verraten ausgerechnet von Manou, die wieder besser war, aber diesmal nicht nur im Vergleich, sondern in direkter Konkurrenz. Das hat Wanja all die Jahre nicht verwunden; bei all dem Erfolg, mit dem sie eigentlich glücklich hätte werden dürfen, ist eine tiefe Verbitterung geblieben, der auch ihre zweite Ehe nicht standgehalten hat und die sie nur mit einer Racheaktion glaubt auflösen zu können. Sie fühlt sich als Opfer, stilisiert sich zu einer Art weiblichem Dantès. Das kann natürlich nicht funktionieren, selbst ohne die drastische Veränderung von Manou hätte Wanja vermutlich keinen echten Triumph aus der Sache gezogen und wäre mit einem hohlen Gefühl nach Hause gefahren. So wird sie sich wahrscheinlich nicht nur nicht gerächt, sondern selbst schuldig fühlen, und alles ist nur schlimmer geworden. Armes dummes Schaf, jetzt noch viel mehr als damals.

Das ist super beschrieben, ich kann es 1:1 mitfühlen. Auch unter Manou kann ich mir etwas vorstellen, auch wenn du sie nur sehr knapp beschreibst und uns nichts über ihre Krankheit verrätst (die ja nach Tims Aussage nicht mal eine ist, was schwer zu glauben ist). Ein Problem habe ich nur mit Tim.

Ich finde es immer unglaubwürdig, wenn in Filmen oder Büchern jeder Mann der Femme fatale verfällt, bloß weil die supersexy ist, ihn direkt anbaggert und ihm schnellen Sex anbietet. Als ob alle Männer dieser Welt so testosterongesteuert sind, dass sie gar nicht anders können - außer, sie sind schwul. Als ob die Verbreitung ihres Genmaterials für Männer der höchste Daseinszweck ist und die armen Tröpfe beim Anblick weiblicher Geschlechtsmerkmale auf Autopilot schalten, ohne noch einen Gedanken an die Konsequenzen verschwenden zu können. Dass auch Männer Gefühle brauchen könnten, um Sex zu haben, oder dass sie wenigstens nicht auf jeden Typ Frau abfahren, scheint da keinen Platz zu haben. Die Agentin kann jedes Opfer verführen, indem sie zwei Knöpfe ihrer Bluse öffnet.

Du merkst, ich als Mann fühle mich von so was persönlich beleidigt.

Und ein bisschen - wohlgemerkt in deutlich abgeschwächter Form - geht es mir auch mit dem Tim so. Klar, hier hat das einen gewissen Hintergrund. Immerhin haben er und Wanja ja eine gemeinsame Vergangenheit, also muss er wohl mal was an ihr gefunden haben. Aber sie ist ja nicht mehr dieselbe Frau wie früher, weder äußerlich noch innerlich. Sie ist auch nicht so wie Manou damals - als Anwältin mit Pumps und Kostüm unterscheidet sie sich ja deutlich von Manou in Latzhosen mit losem Mundwerk. Sie scheint also erst mal nicht in Tims Beuteschema zu passen, jedenfalls nicht in das damalige. Zudem begegnet sie ihm ja von Anfang an in einer ziemlich bissigen und herablassenden Art, er fühlt sich (zu Recht) in die Ecke gedrängt, sie will ihn ja nur demütigen, und ich denke, er spürt das auch. Warum also lässt er sich mit ihr ein? Ist es das plumpe Gerede von einer "Herausforderung"? Tim ist doch kein Zehnjähriger mehr ("Wetten, du traust dich nicht, da runterzuspringen?"), da würde ich vom Konrektor mehr Vernunft erwarten. Ist er so auf Entzug, weil mit Manou nichts mehr läuft? Da kann er sich ebensogut mit einem Pornofilmchen aus dem Internet einen runterholen, das dürfte sich ungefähr genauso befriedigend anfühlen wie eine Nummer mit der rachsüchtigen Ex. Soll ich seinen Wechsel von Wanja zu Manou so verstehen, dass er schon damals jedem Rock hinterhergelaufen wäre? Aber dann hätte er nichts dazugelernt, dann müsste auch seine zweite Ehe mit Manou längst gescheitert sein. Oder sind es Schuldgefühle wegen des "Verrats" von damals, die ihn in eine Art Masochismus treiben, weil er glaubt, er sei es Wanja schuldig, dass sie ihn jetzt auch mal ruinieren darf? Das kann ich mir noch am ehesten vorstellen, aber trotzdem fehlt mir da noch irgendwas, was mir Tims Verhalten wirklich plausibel macht. Vielleicht ist es auch da, aber dann sehe ich es nicht.

Aber das ist Gejammer auf hohem Niveau, deine Geschichte ist wirklich klasse. Und wenn ich die anderen Komms richtig überflogen habe, hat sich darüber auch noch kein anderer beschwert, also ist das vielleicht nur meine eigene Empfindlichkeit.

Dann noch ein bisschen Textkram, aber wirklich nur Winzigkeiten:

um die Strümpfe und den teuren Pump zu betonen
Das ist auch im Singular ein Pumps. Sagt der Duden, warum auch immer ...

sie wischte mit der Hand durch die Luft,Leerschritt„Herausforderungen.“

Sie war meine beste Freundin. Du hast sie nur durch mich kennen gelernt.
Das muss eine große Schule sein, in der man Gleichaltrige nicht irgendwann automatisch kennenlernt. Gerade am Gymnasium, wo irgendwann die Kursstufe beginnt und es keinen starren Klassenverband mehr gibt.

dabei wog Manou viel schwerer
Klingt ulkig, wenn man gleich darauf die veränderte Manou zu sehen bekommt.

Sehr, sehr gern gelesen!

Grüße vom Holg ...

 

Liebe Novak,

ja hey, für mich passt das jetzt alles sehr gut zusammen. Aber der Reihe nach.

Erstmal, muss ich den Holg ein wenig trösten.


Ich finde es immer unglaubwürdig, wenn in Filmen oder Büchern jeder Mann der Femme fatale verfällt, bloß weil die supersexy ist, ihn direkt anbaggert und ihm schnellen Sex anbietet. Als ob alle Männer dieser Welt so testosterongesteuert sind, dass sie gar nicht anders können - außer, sie sind schwul. Als ob die Verbreitung ihres Genmaterials für Männer der höchste Daseinszweck ist und die armen Tröpfe beim Anblick weiblicher Geschlechtsmerkmale auf Autopilot schalten, ohne noch einen Gedanken an die Konsequenzen verschwenden zu können. Dass auch Männer Gefühle brauchen könnten, um Sex zu haben, oder dass sie wenigstens nicht auf jeden Typ Frau abfahren, scheint da keinen Platz zu haben. Die Agentin kann jedes Opfer verführen, indem sie zwei Knöpfe ihrer Bluse öffnet.

Du merkst, ich als Mann fühle mich von so was persönlich beleidigt.


Aber Tim hatte ja mal ganz große Gefühle für sie. Also, sie entspricht schon seinem Typ Frau und wer weiß schon, was da noch aus der Vergangenheit in ihm brodelt.

Novak schrieb:
Nun ja. Ich bin da zwar immer noch ein wenig trotzig und denke, warum muss jede verdammte KG nach dem gleichen Muster gestrickt sein, ist doch stinkelangweilig, aber ich bin da doch der Mehrheit mal gewichen, ...

Ich glaube nicht, dass es am Aufbau lag, ich glaube einfach es war die Informationsdichte, die da erst mal zerlegt und mundgerecht aufgearbeitet werden musste.

An einigen Stellen, also da, wo du sagst, die Erzählerin mischt sich zu sehr ein, da hab ich dann was entweder nicht verstanden oder weiß nicht, welche Stelle genau die anstößige ist.
Ich frage einfach gezielt nach und wenn du Zeit und Lust hast, dann bitte bitte sag noch mal Bescheid, wie du es genau gemeint hast, ...

Ich habe jetzt nix mehr gefunden. Tut mir leid, aber da kann ich Dir auch nicht mehr helfen :D.

Ich mag den Satz furchtbar gerne, bin richtig ein bisschen stolz auf ihn, weil der Satz so viel aussagt, dabei aber so furchtbar kurz ist.

Kannst Du auch!

Und irgendwie hab ich ja auch ein bisschen recht, denn viele können mit der Geschichte ja gar nichts anfangen, obwohl sie sie gelesen haben. Ich denke dann imnmer, ich müsste noch ein bisschen deutlicher werden. Aber vielleicht ist das ein Trugschluss.

Das ist so ein Punkt, an dem ich auch immer hadere. Als ich hier angefangen hab, schrieb mir mal wer, wenn nur einer die Geschichte versteht, dann ist gut. Immerhin habe ich ihn mir über all die Jahre gemerkt, also irgendwie finde ich den wohl richtig und schlau. Und da ist halt die Frage, die man an sich selbst richten muss, will ich von allen verstanden werden? Na gut, alle geht ohnehin nie, aber eben von den meisten. Ich bin mal so, mal so. Kommt auf die Geschichte an. Inzwischen habe ich für mich festgelegt, jeder muss eine unterhaltsame Geschichte lesen können. Fragen die offen bleiben, da muss ich für mich das Gefühl haben, der Text beantwortet sie. Wenn also wer schreibt, dies oder das habe ich nicht verstanden, ich selbst sehe aber im Text die Antworten, dann bleibt wie es ist und ich warte weitere Lesermeinungen ab, bis der Krug meiner Geduld erschöpft ist und ich doch nachgebe :).

Mein Problem an der Stelle war eher, dass ich den Tim in der Geschichte ja auch dazu bringen muss, ihr zu folgen. Ich dachte einfach, der braucht mehr als einen Stupser.

Ja, die Kellnerfunktion war mir schon klar, nur brauchte ich sie nicht unbedingt. Auch Tim hat ja Erinnerungen und Gefühle übrig aus der Zeit damals. Und wenn man den Kellner weglässt, sagt das halt mehr über ihn aus. Innerer Impuls vs. äußerer Impuls. Selber machen oder gemacht werden. Aber wie es jetzt im Text ist, finde ich eine schöne Lösung.

Ansonsten hab ich nicht verstanden, worauf du abzielst. Meinst du, ich sollte am Ende streichen? Wenn ja, beziehst du das auf den gesamten zitierten Absatz? Oder meintest du, ich sollte das Ende doch noch einmal umschreiben?

Ich habe die Erstversion nicht mehr zum Vergleich da. Aber jetzt finde ich das Ende gut. Ich geh jetzt auch in den Text und Du wirst sehen, da sind nur noch Minikekskrümel übrig. Eigentlich schon zu klein, um überhaupt drüber zu reden.

Also setzte Wanja ihr Leben fort oder webte ein neues, wer weiß das schon, ohne ihren Mann und die beste Freundin.

Wer weiß was schon? Ich kapiere den Einschub einfach nicht. Ich brauche den auch nicht.

„Man lernt dazu.“ Sie leerte ihr Glas in einem Zug. ZEILENUMBRUCH„Trinkst du nicht ein bisschen zu schnell?“

Das ist eine sehr starke Geste. Und Du verwendest sie zum Ende hin noch einmal, da gehört sie auch hin, finde ich. Hier würde ich eine abgemilderte Geste einsetzen, weil sie noch nicht so ganz kocht wie später dann. Und wenn sie die gleichen Verhaltensmuster bei unterschiedlicher Gefühlsstärke verwendet, passt das irgendwie nicht.

„Du bist wirklich sehr vorsichtig geworden, mein Lieber.“ Sie zog die Schultern hoch. „Aber wenigstens kannst du mir deinen Pullover geben.“

Wieso wenigsten? Das passt irgendwie nicht.
"Aber du könntest mir deinen Pullover geben."

Die Enttäuschung war heftig. Ein Gewicht, das sich jäh auf sie legte. Erst jetzt wurde ihr klar, dass sie Manou unbedingt hatte sehen wollen. Viel mehr als Tim.
„So ist das.“
„Ja.“

„So ist das?“
Ist 'ne Frage, oder?

Auslegeware, dachte sie, dafür haben sie mich eingetauscht, Auslegeware, die noch nicht mal richtig passt.

War der Satz vorher schon? Den finde ich toll!

In dem Zimmer am Ende des Ganges herrschte erdrückende Hitze. Es war fast leer, ein paar Bilder, ein Regal voller Bücher. Direkt vor dem Fenster stand mit dem Rücken zu ihr ein hoher, breiter Sessel, jemand saß darin.

Mach das weg! Bitte!!!!!

Es war merkwürdig, man hörte nichts, kein Atmen, kein Rascheln, kein Scharren über das Parkett.

Nu doch Parkett? Schade ... Aber gut, die beiden sind ja nicht ganz so altbacken. Jedenfalls habe ich ihn bis dahin nicht so wahrgenommen.

Weshalb war sie hier? Hatte sie Manou weh tun wollen? War es so? Vielleicht hatte sie ja auch nur zeigen wollen, dass der Tropfen den Pfeil endlich eingeholt hatte. Und jetzt war da nichts, was sich lohnte, einzuholen, nur dieses erbarmungswürdige Geschöpf.
... Sie sah einfach durch Wanja hindurch mit ihren milchigen Augensicheln, als wäre da keine aufgestylte, nervöse, blonde Frau mit modisch frisierten Haaren, sondern etwas hinter all dem, etwas ganz anderes. Etwas Wichtiges.
... Wanja tauchte ein in diese Augen, suchte nach Trauer, nach Schmerz, nach Neid; doch da war nichts, so sehr sie auch suchte. Nur Ruhe.[/QUOTE]

Bisschen unschön ;).

So, ich mag die Geschichte wirklich sehr, sehr gern und kann da jetzt auch gar nichts mehr finden, was mich triggert. Ob sie jetzt besser funktioniert, müssen Dir andere rückmelden. Für mich passt das.

Liebste Grüße,
Fliege

 

Hallo nochmal,

Erstmal, muss ich den Holg ein wenig trösten.
Danke, das ist sehr mitfühlend von dir. Warum habe ich nur trotzdem das Gefühl, dass ihr Frauen euch zusammenrottet, um uns Männer fertigzumachen? :lol:

Aber Tim hatte ja mal ganz große Gefühle für sie. Also, sie entspricht schon seinem Typ Frau und wer weiß schon, was da noch aus der Vergangenheit in ihm brodelt.
Eben! Wer weiß das schon? Ich würde es gerne wissen, das ist ja mein Punkt.

Ist aber in jedem Fall eine Autorenentscheidung, ob man darauf so ein Augenmerk legen möchte. Die Hauptperson der Geschichte ist ja nun mal Wanja, nicht Tim. Ich persönlich fände das wichtig, aber ich bin ja nicht das Maß aller Dinge, und wie gesagt hat es ja offenbar noch niemanden außer mir gestört.

Grüße vom Holg ...

 
Zuletzt bearbeitet:

Liebe Novak,

nochmal gelesen, du hast sehr gut überarbeitet. Nun geb ich wieder meinen Senf dazu.

Ihre Rücken waren kleiner geworden, zwei Dreiecke im selben eleganten Rhythmus, makellos, ebenmäßig. Aber ebenmäßig waren auch Kamelärsche, wenn sie zum Horizont schaukelten. Am liebsten hätte sie ihnen hinterhergerufen, sie sollten sich verpissen. Doch sie schwieg, denn das taten sie ja schon.

Gefällt mir super, auch auf die Kamelärsche fahre ich ab!

Also setzte Wanja ihr Leben fort oder webte ein neues, wer weiß das schon, ohne ihren Mann und die beste Freundin.

Dieses "Wer weiß das schon?" gefällt mir, zeigt ihre Unsicherheit.

Sie in der Mitte; ein dicklicher, blonder Tropfen, nichtsahnend, zwischen den dunklen Pfeilen Tim und Manou.

Entweder dicker oder nur Tropfen, d.h. entweder übertrieben oder nüchtern (die Form des Tropfens ist im Vergleich dicklich).

Viel zu viele Schs hatte der verdammte Frühling mit seinen Schneeglöckchen. Sie drehte die Klimaanlage ein paar Grad kühler und stellte die Hyazinthe, die ihr eine Kollegin geschenkt hatte, direkt in den Luftzug.

Das Schneeglöckchen verwirrt mich, würde ich streichen oder noch andere Sch Frühlingsworte aufzählen. Oder sie hat ein Schneeglöckchengesteck von der Kollegin bekommen, statt Hyazinthe...

Er legte ihn ihr über die Schultern, seine Hand streifte ihre Brust. Er stand so dicht, dass sie seinen Atem spürte. Spannung hing zwischen ihnen, ein harter, kleiner Ball, der direkt in den Bauch drückte, schmerzhaft und doch gut. Ihre Brustwarzen richteten sich auf, gleich, gleich hatte sie ihn.
Hinterher würde sie zu ihm sagen, dass es ganz nett war.
Und dann habt ihr euch mir weggenommen.

Sehr sehr gut!

Dann zog der Blick weiter, zog über Wanja hinweg wie über eine vertraute, aber zu oft gesehene Landschaft, dann schaute sie wieder hinaus.
Wanja drehte sich um, doch da war nichts, nur einer der rosa Bäume mit seinen spillerigen Zweiglein und vielleicht ein paar Blütenblättchen, die mit dem Wind davonstoben, vielleicht waren es aber auch nur Papierschnipsel, hochgewirbelter Unrat aus der Stadt, den keiner wollte.

"...doch da war nichts,", denn sie sieht ja etwas. Also nur beschreiben, was sie sieht, der Leser erkennt selbst, dass das nichts aufregendes ist.

1 Pumps oder mehr, immer ist das "s" hinten dran.

Sie lachte. „Nein, es freut mich wirklich. Immerhin Ferien. Und nicht so viele“, sie wischte mit der Hand durch die Luft,„Herausforderungen.“.

Zwischen Komma und Gänsefüßchen fehlt ein Leerzeichen.

Sehr schöne Geschichte. Die Beschreibung von Manou find ich jetzt sehr überzeugend.

Lieben Gruß Damaris :)

 

Liebe Novak,

die Mühe, alle Kommentare zu deiner Geschichte zu lesen, habe ich mir gespart. Ich habe leider nicht so viel Zeit und würde ich das alles vorher lesen, um Wiederholungen zu vermeiden, dann würde hier noch gar keine Kritik von mir stehen. Also daher jetzt endlich mal ran an diese Geschichte.

Ich fand sie spannend. Bin hineingezogen worden in das Kopfkino, das du hervorgezaubert hast und musste die Geschichte in einem Rutsch lesen. Ein guter Sog ist durch deine Art, die Dinge und Personen zu schildern entstanden.

Anfänglich finde ich es zwar ein wenig behäbig und nicht so elegant, wie du in die Geschichte stolperst, ich habe mir daher erlaubt, ans Ende meiner Kritik meine Version zu stellen. Ich habe eigentlich nur umgestellt und einen kleinen Teil vom Anfang nicht mehr verwendet. Sieh selbst. Ich fände es so runder und zügiger reinzukommen in die Geschichte. Aber das ist ja nur mein Vorschlag, der Boss dieser Story bist du.

Und wo ich grad vom Anfang schreibe, noch eine kleine Bemerkung zum Titel. Ich fand ihn interessant, aber eigentlich, nachdem ich die Geschichte kenne, haarscharf daneben. Es geht ja nicht um die Kehrseite von vielem, sondern von eigentlich nur einer Person, die die Kehrseiten sieht. Die Hauptakteurin ist Wanja, nicht die anderen.
Die dienen nur dazu, ihre Entwicklung aufzuzeigen.

Und damit leite ich mal gleich zum Ende der Geschichte hin. Nein, sie hört mir nicht unbefriedigend auf.

So könnte man das nicht sagen. Aber mir fehlt ein bisschen mehr Entwicklungsstand bei deiner Prota.
Nachdem sie die andere erblickt hat, würde ich mir wünschen, dass sie einfach tiefsinniger wäre, ruhig ein wenig mehr narrativ in ihrer Art. Ich hoffe, du verstehst, wie ich es meine. Das Ende ist überhaupt nicht schlecht. Es könnte aber mehr Nachhall haben.

Wobei ich zum Thema Nachhall gelange. Den hat deine Geschichte, auch wenn es nur eine Episode ist, die du schilderst, eine, die so oder etwas anders vermutlich täglich sehr oft in Deutschland so passieren könnte: Eine verlassene, ja betrogene Person begegnet denjenigen Menschen wieder, die ihr das angetan haben.

Ein ganz ganz großes Lob für die Schilderung der Szene in der Schule. Dieses sich gegenseitig beäugen, diese Blickkontakte, das Abschätzige, die Stimmung, das ist wunderbar gelungen und man spürt, dass gleich etwas Beißendes passiert.

Probleme hatte ich jedoch mit der etwas schlichtgestrickten Art deiner Wanja.

Irgendwie stehe ich mehr auf die supertoughen Heldinnen, die mit Geschick, Intelligenz und Raffinement zu Wege sind. Oder auch die grandiosen Loserinnen. Aber deine Wanja ist so durchschnittlich.
Mich hat besonders gestört, dass diese Männerverführungsszene, die in aller Öffentlichkeit ablaufen muss, damit die Betrügerin und die sog. Klassenmeute es sehen kann bzw. könnte.

Das ist so typisch Frauenromanplot. Ich bin mir sicher, du könntest da mehr überraschen mit einem Vorgehen deiner Prota, das einen verblüfft. Aber frag mich nicht, ob ich dir etwas vorschlagen kann. Mir fällt nichts Intelligentes ein, auch wenn ich es gerade eingefordert habe. :D

Wohlgemerkt, ich habe deine Geschichte wirklich gern gelesen, liebe Novak. Ich "jammere" hier auf hohem Motzlevel. Die Geschichte könnte, so wie sie ist, durchaus so bleiben. Aber du weißt ja, es geht hier um das eine Quäntchen zum Perfekten, Genialen, halt Optimalen.
Also bitte immer meine Kritikpunkte in diesem Kontext lesen.

Was mich enttäuscht hat, ist der Antagonist. Der hat irgendwie keinen Charakter, nur einen Schwanz in der Hose und auch das finde ich dann zu flach. So sind Männer nicht, wenn es um eine spannende Geschichte gehen soll.
Ich glaube auch, in der Realität läuft es nicht so billig ab. Ich muss da mal ein büschen für die Männer Partei ergreifen. Dass sich Tim fast schon aufgekratzt geil Wanja zeigt, obwohl er doch im Grunde genommen lieber Abstand halten sollte, vermag ich nicht perfekt zu finden.

Mir wird der Typ nicht klar. Er verliebt sich in Manou, verlässt Wanja, bricht also ihr Herz, verletzt sie, hat dann nach zwanzig Jahren null Nachhang, sondern nagelt, um es mal niveaulos zu sagen, alles, was nicht bei drei auf den Bäumen ist? Was ist das für ein Mensch? Mir ist sein Charakter auf unbefriedigende Weise nicht durchschaubar.

Mir wäre lieber, er wäre auf raffinierte Art nicht durchschaubar. Es prickelt nicht, wenn die Wanja auf ihn trifft. Zwischen den beiden ist kein Knistern.

Ich glaube fast, du verschenkst da etwas. Wenn es bei dieser Sexszene bleiben soll, dann müsste sich Wanja bis zum Geschlechtsverkehr nicht sicher sein dürfen, ob er ihr diesen Beweis seiner Zuneigung geben wird. Wobei ich schreibe Zuneigung. In deiner Geschichte ist es bei mir so angekommen, dass er eigentlich nur das alte Muster, mangels sexueller Betätigung zu Hause, in Wanja sucht und findet. Was man schon kennt, ist einfacher zu handhaben. Wanja kennt er und was machen dann da zwanzig Jahre schon aus. Man ist geil und das jetzt. So nach diesem Motto. So kommt er bei mir an. Und so einen langweiligen Typen möchte ich einer Geschichte nicht haben.

Ich denke auch, Männer sind nicht so. Tim würde sich eher hoch distanziert gegenüber Wanja zeigen, in seiner Clique den Obermacker hervorholen, den alle bewundern, damit Wanja ja mitbekommt, wie verdammt gut es ihm geht.
Oder er würde gezielt versuchen, die alten Zeiten mit Wanja wieder hervorzuholen. Nach dem Motto: Gib zu, du liebst mich noch und dann beweise es mir, indem du sofort Sex mit mir hast. Ok, aber auch solch ein Tim wäre arschlangweilig im Leben und in einer Geschichte sowieso. :D


Dann stört mich, die nicht nachvollziehbare Inkonsequenz beim Inshauslassen. Wäre ich Tim, hätte ich Wanja nicht ins Haus gelassen. So oder so hätte für ihn (und seine Frau) nichts Gutes dabei herauskommen können. Diese Erkenntnis muss er gehabt haben. Mir wird nicht klar, wieso er jetzt so schwach und destruktiv handelt. Was passiert in ihm, dass er so nachgiebig ist. Willst du deutlich machen, dass ihn die Lebenssituation zu Hause zermürbt hat, er keine Widerstände mehr in sich hat?
Also der Tim hätte kerniger sein können.

Und jetzt zu Manou. Du hast innerhalb der Geschichte ein wenig über sie geschrieben, aber sie hat von den Dreien die wenigsten Konturen. Ich sehe nur das Bild am Ende der Geschichte vor mir, das übrigens von dir auch sehr atmosphärisch und bedrückend dargestellt wurde. Das ist dir sehr gut gelungen!

Ich glaube, es wäre vielleicht verdichteter, wenn man als Leser die große Enttäuschung Wanjas noch deutlicher mitfühlen könnte. Wie wäre es, wenn du eine Sequenz reinbaust, in welcher Manou in einem damaligen Gespräch deutlich macht, wie unmöglich sie es fände, wenn man der besten Freundin den Mann ausspannt. Sie könnte im Dialog mit Wanja deutlich machen, was sie Wanja alles antäte, würde die es jemals wagen. Vielleicht könnten diese Worte Wanja im Kopf rumschwirren, die sie so gern Manou entgegenschleudern möchte.

Wie gesagt, das sind alles Vorschläge, um der Geschichte noch mehr Verdichtung zu geben.

Und hier meine Version:

Sie hätten sich verliebt, hatten sie gebeichtet. Zwei treuherzige Hündchen, die nicht anders konnten, als zuzubeißen. Vom Balkon aus hatte sie ihnen hinterhergeschaut. Einträchtig wiegten sie sich davon, erst langsam, dann immer schneller und leichter. Ihre Rücken waren kleiner geworden, zwei Dreiecke im selben eleganten Rhythmus, makellos, ebenmäßig. Aber ebenmäßig waren auch Kamelärsche, wenn sie zum Horizont schaukelten. Am liebsten hätte sie ihnen hinterhergerufen, sie sollten sich verpissen. Doch sie schwieg, denn das taten sie ja schon. Und sie war ahnungslos gewesen, ein gutgläubiges, dickwolliges, sommersprossiges ...

Schaf, zischte sie, dummes, kleines Schaf, Frühlingsschaf. Viel zu viele Schs hatte der verdammte Frühling mit seinen Schneeglöckchen. Sie drehte die Klimaanlage ein paar Grad kühler und stellte die Hyazinthe, die ihr eine Kollegin geschenkt hatte, direkt in den Luftzug.
Wenn sie an Tim dachte, sah sie nie sein Gesicht. Immer nur den Rücken. Die olivbraune, samtene Haut, die trägen Bewegungen, wenn er sich aus dem Bett erhob, um weiterzumalen, den Finger, der schnell noch über seine Schulter fuhr, bevor Tim zu weit weg war; und jedes Mal wunderte sie sich, dass es ihr Finger war.
Als sie Tim das letzte Mal sah, an jenem merkwürdigen Märztag, der alles auseinandergerissen hatte, lief neben ihm Manou. Ihre wunderschöne, goldfarbene Freundin Manou. Ihr Rücken passte so seltsam gut zu seinem, dass es weh tat.
Für Trauer war keine Zeit geblieben, damals, als Tim und Manou sie verließen. Das Leben geht weiter, sagten die Eltern, die Kollegen, alle, die ihr und Tim ein Jahr zuvor zur Hochzeit gratuliert hatten. Du bist erst zwanzig. Geh in eine andere Stadt, vergiss den Verrat.
Also setzte Wanja ihr Leben fort oder webte ein neues, wer weiß das schon, ohne ihren Mann und die beste Freundin. Und tatsächlich, es schien haltbar, das Leben, wenn auch aus einem weniger leuchtenden Stoff.
Sie formte Körper und Karriere, bis nichts mehr an das dickliche Mädchen von einst erinnerte, heiratete, kaufte sich einen Golden Retriever, erfüllte dem Mann den Kinderwunsch. Nach einer Weile trennten sich ihre Wege. Den Hund behielt sie.

Sie griff in ihre Jackentasche. Eine Einladung zum Klassenfest. Nach zwanzig Jahren. Wanja blickte auf die buntbedruckte Einladung in ihrer Hand. Es knisterte, so heftig faltete sie das Papier zusammen.

Danach geht es normal weiter im Text.

Lieben Gruß

lakita

 

Lieber Schwups,
so jetzt kommt die ausführliche Antwort.

Ich hab schon die erste Version der Geschichte gelesen, wollte mit dem Kommentieren aber noch warten, als du geschrieben hast, dass bald eine neue folgt. Warst ja richtig schnell . Ich werde also hier und da beide Versionen gegenüberstellen.
Naja, schnell würde ich das nicht nennen. Ich hab manchmal das Gefühl, ich ähnele eher einer Autorenschnecke.

Später, sagte Wanja, als die Sekretärin ihr die Unterschriftenmappe reichte.
Mir gefällt das nicht als erster Satz. Warum keine Anführungszeichen bei der wörtlichen Rede? Der Teil kam in der ersten Version ja erst etwas später, jetzt ist er durch die Bearbeitung nach vorne gerutscht, aber ein Anfang braucht in meinen Augen etwas Besonderes, und das fehlt mir hier.
Wenn sie an Tim dachte, sah sie nie sein Gesicht.
Das ist von allen der beste erste Satz, finde ich
.
Ja, das sehe ich ein. Sowohl die Anführungszeichen als auch der Anfang selbst. Ich gucke mal, wie ich das umstellen kann. Lakita hat ja auch einen Vorschlag gemacht. Ich prüfe das einfach noch mal. Aber ansonsten, ja, der Anfang wird abgeändert.

Sonst zum Anfang: Ich finde ihn jetzt stringenter als in der ersten Version, grundsätzlich hab ich mich in Version 1 schwer getan, in die Geschichte zu kommen. (…) Gerade am Anfang würde ich nicht häufig die Perspektive wechseln, der Leser muss erstmal reinkommen, die Figuren und das Setting kennenlernen. Ich denke das ist jetzt besser geworden.
Schön. Das freut mich.

Als sie Tim das letzte Mal sah, an jenem merkwürdigen Märztag, der alles auseinandergerissen hatte, lief neben ihm Manou.
Ich würde den Einschub "der alles auseinandergerissen hatte" hier weglassen. Das ergibt sich ja schon aus dem Kontext.
Okay. Bin noch nicht ganz sicher, aber ich überlege auf jeden Fall noch dran rum. Muss man nicht unbedingt behalten.

Zwei treuherzige Hündchen, die nicht anders konnten, als zuzubeißen.
Ich verstehe, was du hier sagen willst, aber auf mich wirkt es wie ein Fremdkörper. (…) Man hatte bislang schon den Eindruck, dass Tim und Manou sehr anständig mit der Situation umgegangen sind. Nix hintenrum, kein Betrug - nein, die haben sich verliebt und gestehen es Wanja. So läufts manchmal, und dass Wanja das schmerzt, ist auch klar.
Hmm, da bin ich noch viel unsicherer. Klar, das ist ein Darling, aber es dient mir ja auch dazu, festzuhalten, dass sie es eben nicht so sieht wie du und ich, also den anständigen Umgang miteinander trotz allen Schmerzes. Sie sieht es nicht bzw besser, sie sieht es schon, will es aber auf Teufel komm raus ins Negative ziehen. Und das wollte ich mit der Stelle errreichen.
Ich habe schon manchmal überlegt, ob es nicht leichter ist, von jemandem Abschied zu nehmen, wenn der fies ist. Auf jemanden sauer sein, das lenkt ab, das lässt die eigene Widerstandskraft ansteigen. Aber bei soviel Traurigkeit und dem Verlust gleich von zwei geliebten Menschen auch noch mit einem korrekten Umgang konfrontiert sein? Manchmal denke ich wie gesagt, das ist noch schwerer. :D

Aber ebenmäßig waren auch Kamelärsche, wenn sie zum Horizont schaukelten.
Ja, bräuchte es auch nicht meiner Meinung nach. Das mit den Rücken gefällt mir richtig gut, das ist ein schönes Detail, gut eingefangen, aber dieser Zusatz hier machts dann wieder ein wenig kaputt.
Hihi, was habt ihr nur gegen Kamelärsche, du und Fliege. Also echt, die bleiben jetzt. Das ist so ein Darling, der ist so groß, wie ein Kamelarsch eben. Ich will den lassen. Aber glaub nicht, schwups, dass Fliege und du, dass ihr mir damit nicht einen kleinen Pflock ins Autorenherzchen gesetzt habt. Die Überlegung bleibt. Und es wäre nicht das erste Mal, dass meine anfängliche Sturheit dann der freiwilligen Korrektur gewichen wäre.

"ein Leben weben" - wieder eine schöne Formulierung. Dafür muss ich dir echt ein Kompliment machen, da steckt Liebe zum Detail im Text, das macht dann auch Spaß zu lesen. Was hältst du davon, statt "weiß" hier "wusste" zu schreiben? Oder hast du absichtlich Präsens gewählt?
Ja, hatte ich absichtlich gewählt. Bzw. unabsichtlich absichtlich. Ich bin beim Lesen und Korrigieren immer wieder darüber gestolpert, dass ich hier unbedingt das Präsens setzen wollte. Aber ich kann dir keinen Grund sagen. Jetzt denke ich nochmal neu darüber nach.

Den Teil fand ich schon in Version 1 seltsam. Von dem Mann und dem Kind (und auch dem Hund) ist ja nie wieder die Rede, deshalb wirkt das hier wie ein unnötiger Einschub. Klar, du charakterisierst damit die Figur ("Den Hund behielt sie" - das Kind wollte sie nicht), aber es wirkt so aufgesetzt, ein wenig wie ein Selbstzweck. Es fügt sich einfach nicht sauber in die Geschichte ein, und ich würde das auch aus dem Grund streichen, weil der Absatz dann mit dem weniger leuchtenden Stoff endet, was für mich viel mehr aussagt. Zumal ich denke, dass sie mit einem neuen Mann und sogar einem Kind ihren Ex und Manou viel einfacher hätte vergessen und darüber hinwegkommen können.
Das sehe ich anders. Also den letzten Satz. Ich wollte diese Frau so haben, dass sie eben gar nicht darüber hinwegkommen kann und will. Dass es selbst alle nacholgenden Beziehungen stört und zerstört. Damit das nicht passiert, muss man sich innerlich verabschieden von einer alten Lebensphase, so denke ich mir das. Ich mag den satz mit dem Hund so gerne schwups, ich kann den nicht rausnehmen. Das würd mir das Herz brechen.

Ich denke, durch eine ausführlichere Vorstellung der Figuren könnte auch der Mittelteil und vor allem das Ende nochmal eine andere Wucht erreichen.
Darüber hab ich lange lange nachgedacht jetzt im Urlaub. Ich war schon dran, neue Szenen einzubauen. Aber ich merke auch einfach, das wäre eine ganz neue Aufgabe, die ich momentan nicht erledigen will. Aber die Anregung, ja, da ist was dran.

Sie bestellte ein Glas Sekt, scherzte mit dem Kellner, als kenne sie ihn seit Jahren.
Ich habe mich gefragt, warum da ein Kellner ist. Die sind in einem "Seitengebäude der Schule", ist das ein Restaurant?
Nee, da ist kein Resto, aber man kann sich ja Kellner mieten, auch das gesamte Catering, dann hast du Bedienungspersonal oder sogar den Koch an welchem Ort auch immer. Kann man sich sogar nachhause holen. So war das gemeint.

Das Taxieren, Bewerten und Vergleichen auf einem Klassentreffen darf natürlich nicht fehlen, aber muss es ein dermaßen komplizierter Satz sein? "Verfremdend nüchterne Schichten" - würde ich versuchen einfacher zu formulieren.
Okay, das prüfe ich auch nochmal.

Guter Dialog, die Sticheleien gefallen mir, später auch der Satz mit der Qualität. Die sind gut. Mir ist aufgefallen, du machst das oft, dass du die direkte Rede abbrichst und später fortsetzt. Ich würde das mit einem Bindestrich abtrennen dann, sieht sonst komisch aus.
Echt? Man macht das mit einem Bindestrich? Ich wusste das nicht. Ich weiß, dass ich das häufiger mache, ich meine jetzt das Unterbrechen, ist wohl so eine Marotte von mir. Muss ich mal drauf achten.

Genauso, wie man es sieht, wenn jemand erstarrt.
Verstehe nicht wie das gemeint ist.
Weiß ich grad selbst nicht, :D aber ich gucke nach.

Die Sache mit dem Kellner mochte ich nicht so. Da hätte ich lieber mehr Dialog zwischen Wanja und Tim gehabt, oder vielleicht noch das Einbeziehen eines anderen ehemaligen Klassenkameraden.
Hmm, vielleicht kürze ich noch was weg von dem Kellner. Einen zus. Klassenkameraden will ich nicht einbbauen, aber ich könnte Wanja noch ein wenig sticheln lassen. Da schaue ich mal. Aber ich kanns nicht versprechen, denn wie gesagt, ich fühle mich mit dieser Geschichte mittlerwreile fertig. Die ist nicht mehr so richtig änderbar für mich.

„Man lernt dazu.“ Sie leerte ihr Glas in einem Zug. „Trinkst du nicht ein bisschen zu schnell?“
Mach einen Absatz hier, sonst denkt man, Wanja würde sprechen.
Okay

Ich fände das ohne den Kellner wirklich besser (der Absatz würde hier mit dem Gemurmel enden, was schöner wäre als mit dem enttäuschten Kellner). Daraus wurde ich nicht so recht schlau. Du willst sagen, dass sich Wanja geändert hat, dass sie früher schüchterner war, und vielleicht will sie Tim hier auch irgendwie eifersüchtig machen, aber sowas ließe sich geschickter einbauen, wie gesagt, indem du bspw. auch andere Klassenkameraden in den Dialog mit einbeziehst.
Also der Kellner kriegt definbitiv noch eine Kürung verpasst, ich dachte ehrlich gesagt, ich hätte den Absatz eh schon beim Murmeln enden lassen, denn die Enttäuschung des Kellners gibt hier gar keinen Sinn mehr. Das bezog sich noch auf die vorherige Fassung.

Ich war dann tatsächlich etwas enttäuscht, als es sich beim versprochenen Spiel lediglich um Sex handelte. Da hätte ich irgendwas anderes (mehr?) erwartet, allerdings finde ich den ganzen Abschnitt sehr gut geschrieben.
Ja, was glaubst du, ich hab ewig überlegt, wie die sich rächen könnte. Oder was für ein Spiel sie spielen könnte. Ich denke, wenn ich nochmals an der Geschichte arbeite, dann mache ich sie echt horrormäßig, dann hab ich hoffentlich einen Einfall, was die Wanja sich für einen üblen Zug für ihn überlegt.

Es ist Sex ohne Leidenschaft, ohne Liebe sowieso, eine reine Machtdemonstration, ich finde, das bringen auch deine Worte und Beschreibungen gut rüber (bspw. auch das Beobachten der Spinne). Auch wenn ich anderes erwartet hätte, überzeugt mich die Stelle und gefällt mir auch. Die Geschichte finde ich hier definitiv stärker als zu Beginn.
Oh, da freue ich mich.


Und sie war auch nicht kostenlos.
Würde ich streichen, ist unnötig.
Okay

Tim ist schon ein elender Schwächling. Wanja hat es zu einfach mit ihm, für mein Empfinden hättest du ihr mehr Gegenwehr entgegenstellen können. War der schon immer so? Wir wissen es nicht, aber wenn ja, ist das vielleicht ein Grund, warum Wanja so sehr an ihm hing. Vielleicht war sie auf der Suche nach einem schwachen Mann?
Hihi, sind wir nicht alle auf der Suche nach dem schwachen Mann? Nee im Ernst jetzt, Holger hat auch schon sowas Ähnliches gesagt und du triffst ohnehin da einen wunden Punkt. Ich hab das selbst schon öfters so gesehen.

Ok, zum letzten Absatz: Du wirst es nicht gerne hören, aber mir hat der in Version 1 besser gefallen. Die Beschreibung von Manou finde ich übertrieben, eigentlich grotesk, aber da schwingt auch etwas Subtiles mit, das Scheitern von Wanja und die Sinnlosigkeit ihres Vorhabens, von dem sie ja selbst nicht genau weiß, was sie tut.
Wanja drehte sich zurück zu Manou. Endlich wandte diese den Kopf und sah Wanja an. Es war nur eine einzige Bewegung, fließend trotz der Schwere. In ihrem Blick lagen Ruhe und Gelassenheit. Manou wusste, weshalb Wanja gekommen war, sie wusste es besser als Wanja selbst. Und sie wusste auch, was geschehen war. Aber das galt ihr nichts. In Manous Blick waren kein Zorn und keine Verletztheit. Nur Mitgefühl.
Ich fand das einen schönen Absatz, toll geschrieben, schwermütig irgendwie, und ich finde es schade, dass du den gestrichen hast. Jetzt, das Ende mit dem Unrat, das finde ich deutlich schwächer; ich hab also mit dem Ende ähnliche Probleme wie mit dem Beginn. Ich hab schon auch die Kritikpunkte zum Ende gelesen, du hast es ja nicht ohne Grund geändert, aber ich mochte es, so wie es war, fand es sogar noch einen Tick besser als den Mittelteil.
Kreisch. Ihr macht mich fertig ey. Also ja, ich weiß echt nicht. Ja, ich hab das ja nicht ohne Grund geändert und trotzdem stimmt es, was du sagst, dieses Scheitern das kommt jetzt durch die reine Passivität Manus zustande. Vielleicht ergänze ich doch noch was. Mal schauen.


Das Thema an sich gefällt mir gut. Das ist wohl ein heimlicher Wunsch vieler Verlassener, es dem/der Ex nochmal richtig heimzuzahlen, indem man sich selbst aufwertet und den/die Ex dazu bringt, sich die Beziehung zurückzuwünschen. Und Wanja lebt diesen Wunsch - und scheitert daran, weil am Ende nichts ist außer einer Leere und Sinnlosigkeit.
Ja, so sehe ich das auch. Das war mein Thema, an das ich mich schon lange mal setzen wollte. Komischerweise bin ich gar nicht so sehr durch die Existenz von Eifersucht oder durch den Verlust eines Partners draufgekommen, was sondern durch das, was Bitterkeit mit Menschen anrichtet, wenn sie einen Verlust, ein Trauma nicht verabeiten können oder wollen. Und wie sie dann sich selbst und allen drumrum schaden.

Was mir sehr gut gefällt und was mir an deinen Texten auch immer wieder auffällt, ist der Blick auf die Details und die Beobachtungsgabe. Du beschreibst vieles anhand von Dingen, die anderen gar nicht auffallen würden. Auch sprachlich finde ich das erfrischend, du hast ja geschrieben, du hättest lang an dem Text gearbeitet, und das merkt man ihm auch an. Mir hat es auch Spaß gemacht, mich damit zu beschäftigen.
Oh Mann. :kuss:

Auch dir eine ganz ganz gute Zeit. Pass auf dich auf. Bis dann.
Novak

 

Hallo The Incredible Holg

Vielen Dank erst mal für das Lesen, das Lob, das einem immer mal wieder auch gut tut, vor allem aber auch für deinen Hinweis zum Tim.
Nein, du bist nicht der erste, der ihn zu schwächlich findet. Oder der einzige. Auch Schwups fand ihn zumindest in der Szene, als Wanja zu ihm nach Hause kommt, zu kraftlos. Und später lakita. Du schreibst Ähnliches, aber mehr in Richtung testosterongesteuert.
Ich gebe dir Recht, was die Szene betrifft, wenn Wanja zu Tim nach Hause kommt. Wenn mir dazu noch etwas einfällt, schreibe ich noch was dazu. Da könnte er tatsächlich der Wanja mehr Widerstand entgegensetzen.
Ich will mir aber nicht ewig dazu mehr Gedanken machen müssen, sondern entweder mir fällt dazu noch was Passendes ein innerhalb der nächsten zwei Tage, oder es bleibt eben, wie es ist. Man muss eine Geschichte auch mal abschließen.
Ansonsten teile ich deine Kritik am Tim aber nicht so grundsätzlich, wie es bei dir ankommt. Ja, dass ihr schon drei seind, die mit dem Tim hadern, das gibt mir natürlich zu denken, ich sehe aber auch, dass die Kritikpunkte zu seiner Person sich zum Teil jeweils auf einen anderen Aspekt beziehen. Das finde ich schwierig. Also selbst wenn ich ihm z. B. noch ein paar schöne Erinnerungen an ihre gemeinsam Zeit einpflanzte (ich denk da gerade an deine zweite Antwort) so dass die frühere Vertrautheit spürbarer würde, wäre er immer noch zu schwach als Antagonist. Das ist das eine. Aber auch insgesamt sehe ich die Timfigur im Moment immer noch anders. Innerhalb des Dialogs triggert sie ihn doch z. B. gar nicht (nur) mit ihrer erotischen Ausstrahlung, d.h., ich zeige ihn doch gar nicht schwanzgesteuert, sondern sie provoziert ihn über den Vergleich mit dem Erfolg beider und über Sticheleien zu seinem persönlichen Werdegang. Da gibt es etwas in seinem eigenen Leben, was ihn hat scheitern lassen, ja, er ist schwächlich, ja, er ist ein Feigling, vor allem aber ist er mit seinem Leben höchst unzufrieden. Und das führt Wanja ihm vor. Das ist es, was ihn schließlich reizt an ihr. Eigentlich zeige ich das auch in vielen seiner Gesten und innerhalb des Dialogs. Dass das nicht deutlich genug herauskommt, ist natürlich blöd für mich, und mein Fehler, aber ich wüsste jetzt auch nicht, wie ich das anders hinkriegen sollte, denn ich finde ja, dass es da steht, im Moment habe ich das Gefühl, ich müsste zu diesem Punkt eine völlig andere Geschichte zu schreiben, und das möcht ich ja auch nicht.

Erst mal ist das sprachlich ein Genuss, das liest sich flüssig, und ich bin wirklich jemand, der bei schiefen Formulierungen einhakt. Alle deine Bilder funktionieren für mich, die sind richtig klasse, da werde ich ganz neidisch, gerade auch, weil das so ganz selbstverständlich klingt, als ob es jeder so können müsste. (Von wegen!)

Danke dafür, das kann man manchmal nicht oft genug hören. Und es stimmt schon, ich tüftele wirklich lang und gründlich an meinen Texten und an Formulierungen. Aber übersehen kann man immer mal was.

bei all dem Erfolg, mit dem sie eigentlich glücklich hätte werden dürfen, ist eine tiefe Verbitterung geblieben, der auch ihre zweite Ehe nicht standgehalten hat und die sie nur mit einer Racheaktion glaubt auflösen zu können. Sie fühlt sich als Opfer, stilisiert sich zu einer Art weiblichem Dantès. Das kann natürlich nicht funktionieren, selbst ohne die drastische Veränderung von Manou hätte Wanja vermutlich keinen echten Triumph aus der Sache gezogen und wäre mit einem hohlen Gefühl nach Hause gefahren. So wird sie sich wahrscheinlich nicht nur nicht gerächt, sondern selbst schuldig fühlen, und alles ist nur schlimmer geworden. Armes dummes Schaf, jetzt noch viel mehr als damals.

Ja genau, das trifft die Sache. Ich habe ja schon andernorts geschreiben, dass die Bitterkeit, die Wanja in sich trägt, natürlich anderen Leuten das Leben schwer macht, ihr selbst aber auch. Ja, sie ist schon ein echtes Schaf, sich so an die Vergangenheit zu ketten. Da hab ich mich also gefreut, denn ich merke an deiner Beschreibung, dass es mir bei Wanja zumindest gelungen ist, zu zeigen, was mir vorgeschwebt hatte.

um die Strümpfe und den teuren Pump zu betonen
Das ist auch im Singular ein Pumps. Sagt der Duden, warum auch immer …
Der Pump kriegt ein s. Versprochen.
sie wischte mit der Hand durch die Luft,Leerschritt„Herausforderungen.“
Sie war meine beste Freundin. Du hast sie nur durch mich kennen gelernt.
Das muss eine große Schule sein, in der man Gleichaltrige nicht irgendwann automatisch kennenlernt. Gerade am Gymnasium, wo irgendwann die Kursstufe beginnt und es keinen starren Klassenverband mehr gibt.
Das war eigentlich anders gemeint als das bloße vom Sehen kennen. Sondern sich wirklich kennen lernen, sich anfreunden. Ich versuche mal, ein besseres Wort zu finden.

Lieber Holg, vielen Dank noch einmal für deine Auseinandersetzung mit meiner Geschichte. So eine Rückkopplung, also deine Meinung, ist für mich total wichtig. Ich lerne daraus, muss mir meine Autorenentscheidung überlegen, heraussortieren, was mir selbst wichtig ist. Also selbst wenn ich mich an manchen Punkten anders entscheide, wie zum Beispiel bei dem Tim, dann heißt das trotzdem, dass mir so ein Einwand wie deiner zu dem Antagonisten sehr zu denken gibt und in mir arbeitet.


Liebe Fliege

ja hey, für mich passt das jetzt alles sehr gut zusammen.
Na Gottseidank.

Aber Tim hatte ja mal ganz große Gefühle für sie. Also, sie entspricht schon seinem Typ Frau und wer weiß schon, was da noch aus der Vergangenheit in ihm brodelt.
Ja, das ist die eine Sache. Genau deshalb habe ich auch die Szene mit dem Verzuckern geschreiben. Die haben sich ja mal wirklich lieb gehabt. Und ansonsten hab ich auch oben in die Antwort an Holg noch was geschreiben.

Ich habe jetzt nix mehr gefunden. Tut mir leid, aber da kann ich Dir auch nicht mehr helfen .
Na also echt, dass find ich jetzt schon ein bisschen blöd. :D

Das ist so ein Punkt, an dem ich auch immer hadere. Als ich hier angefangen hab, schrieb mir mal wer, wenn nur einer die Geschichte versteht, dann ist gut. Immerhin habe ich ihn mir über all die Jahre gemerkt, also irgendwie finde ich den wohl richtig und schlau. Und da ist halt die Frage, die man an sich selbst richten muss, will ich von allen verstanden werden? Na gut, alle geht ohnehin nie, aber eben von den meisten. Ich bin mal so, mal so. Kommt auf die Geschichte an. Inzwischen habe ich für mich festgelegt, jeder muss eine unterhaltsame Geschichte lesen können. Fragen die offen bleiben, da muss ich für mich das Gefühl haben, der Text beantwortet sie. Wenn also wer schreibt, dies oder das habe ich nicht verstanden, ich selbst sehe aber im Text die Antworten, dann bleibt wie es ist und ich warte weitere Lesermeinungen ab, bis der Krug meiner Geduld erschöpft ist und ich doch nachgebe.

Das ist sehr hilfreich, was du da schreibst. Klar, das Sortieren, welcher der kritisierten Punkte passt zu der Geschichte, so, wie ich sie schreiben wollte, was ist stimmig mit den eigenen Vorstellungen, das ist eine der allerschwierigsten Entscheidungen beim Geschichtenschreiben. Jedenfalls für mich. Entscheiden kann das letztendlich jeder nur für sich. Ich bin da oft launisch. Und lass mir entsprechend auch immer etwas Zeit mit einer endgültigen Entscheidung.


“Also setzte Wanja ihr Leben fort oder webte ein neues, wer weiß das schon, ohne ihren Mann und die beste Freundin.“
Wer weiß was schon?
Ich kapiere den Einschub einfach nicht. Ich brauche den auch nicht.
Hmm. Lass ich mir nochmal durch den Kopf gehen. Es soll die Unsicherheit zeigen.

„Man lernt dazu.“ Sie leerte ihr Glas in einem Zug. ZEILENUMBRUCH„Trinkst du nicht ein bisschen zu schnell?“
Das ist eine sehr starke Geste. Und Du verwendest sie zum Ende hin noch einmal, da gehört sie auch hin, finde ich. Hier würde ich eine abgemilderte Geste einsetzen, weil sie noch nicht so ganz kocht wie später dann. Und wenn sie die gleichen Verhaltensmuster bei unterschiedlicher Gefühlsstärke verwendet, passt das irgendwie nicht.
Okay, ändere ich. Und das mit dem Pullover auch.


„So ist das.“
„Ja.“
„So ist das?“
Ist 'ne Frage, oder?
Nein, keine Frage. Sie gibt sich selbst eine Antwort.

Auslegeware, dachte sie, dafür haben sie mich eingetauscht, Auslegeware, die noch nicht mal richtig passt.
War der Satz vorher schon? Den finde ich toll!
Doch doch, der war vorher schon da. Der hatte sich nur versteckt.

In dem Zimmer am Ende des Ganges herrschte erdrückende Hitze. Es war fast leer, ein paar Bilder, ein Regal voller Bücher. Direkt vor dem Fenster stand mit dem Rücken zu ihr ein hoher, breiter Sessel, jemand saß darin.
Mach das weg! Bitte!!!!!
Himmel ja, ich mach ja schon, ist ja fast schon nicht mehr zu sehen.

Es war merkwürdig, man hörte nichts, kein Atmen, kein Rascheln, kein Scharren über das Parkett.
Nu doch Parkett? Schade ... Aber gut, die beiden sind ja nicht ganz so altbacken. Jedenfalls habe ich ihn bis dahin nicht so wahrgenommen.
Oh, ein Lapsus. Eigentlich war da ja im Flur Auslegeware. :D Naja, so ein Parkett kann man ja auch wieder rausreißen.

Und die unschönen „da war nichts“ entschlacke ich auch gleich noch. .

So, ich mag die Geschichte wirklich sehr, sehr gern und kann da jetzt auch gar nichts mehr finden, was mich triggert. Ob sie jetzt besser funktioniert, müssen Dir andere rückmelden. Für mich passt das.
Hach, das kam jetzt richtig wohlig gut, jetzt trinke ich erst mal einen sehr leckeren Kaffee und schick dir einen Milchschaumkuss in dein Berlin.

Bis denn
Novak



Liebe Damaris


Gefällt mir super, auch auf die Kamelärsche fahre ich ab!
:bounce:
Also setzte Wanja ihr Leben fort oder webte ein neues, wer weiß das schon, ohne ihren Mann und die beste Freundin.
Dieses "Wer weiß das schon?" gefällt mir, zeigt ihre Unsicherheit.
Und auch hier könnt ich grad mal über den Schrank hopsen.

Sie in der Mitte; ein dicklicher, blonder Tropfen, nichtsahnend, zwischen den dunklen Pfeilen Tim und Manou.
Entweder dicker oder nur Tropfen, d.h. entweder übertrieben oder nüchtern (die Form des Tropfens ist im Vergleich dicklich).
Okay, den dicken Tropfen nehm ich glaube ich, der kommt besser.

Das Schneeglöckchen verwirrt mich, würde ich streichen oder noch andere Sch Frühlingsworte aufzählen. Oder sie hat ein Schneeglöckchengesteck von der Kollegin bekommen, statt Hyazinthe…
Da musste ich lachen. Ich hatte vorher noch ein paar Wörter mit „sch“ drin, da hat mein Freund, als ich ihm die Geschichte vorgelesen habe, auf so unschöne Art die Augen gerollt, dass ich sie sofort eliminiert habe. Aber wenn du im Text vorher guckst, da sind schon die Schäfchenwolken, die gehören auch dazu. Und die Schafe selbst natürlich auch. Also ich überlegs zwar nochmal in aller Ruhe, aber momentan lass ichs noch so. Vor allem, wenn ich jetzt Schneeglöckchen aus den Hyazinthen mache, was ja irgendwie hübsch ist, dann kommt wieder ein anderes Wortkriegerlein und moniert die Verdopplung. Ach, ich überlegs mir einfach.

"...doch da war nichts,", denn sie sieht ja etwas. Also nur beschreiben, was sie sieht, der Leser erkennt selbst, dass das nichts aufregendes ist.
Über die Stelle gehe ich noch mal drüber, da hast du recht.

1 Pumps oder mehr, immer ist das "s" hinten dran.
Ja, hab ich auch dem Holg schon geschrieben, der arme s-lose Pump kriegt eines.
Und das fehlende Leerzeichen schmuggel ich auch rein.
Danke liebe Damaris für das nochmalige Melden. Ich war jetzt auch gerade über die Nennung der Stellen froh, die du gut fandest, beinahe nämlich hätte ich die Kamelärsche zurück in die Wüste geschickt.
Bis denn Novak


Liebe lakita,

Himmel, jetzt sitze ich schon wieder ewig an den Antworten, ich muss echt mal lernen, mich kürzer zu fassen.
Also als Allererstes mal, von der ganz normalen Freude darüber, dass du meine Geschichte gelesen und mir was dazu erzählt hast, trotz deiner vielen Arbeit, war ich unglaublich froh über deine Ideen zu dem Beginn. Das fand ich echt sehr hilfreich.
Ich hatte vorher einen anderen Anfang, der bei den meisten einfach nicht so ankam, wie ich das wollte, also hab ich mit der ersten Handlung begonnen. Und das hat mir selbst die ganzeZeit nicht so zugesagt. Klingt lahm, so ein Beginn. Ganz genau.
Jedenfalls übernehm ich deine Idee bzw. so ähnlich, vielleicht fang ich auch mit der Erinnerung Wanjas an Tims Rücken an. Mal schauen. Aber einfach ein ganz ganz großes Dankeschön für die Umstellung. Ich hab so ein bisschen wie der Ochs vorm Berg gestanden und wusste nicht mehr vor und zurück. Ich war schon an einem völlig neuen Anfang dran, weil ich mich festgefahren glaubte. Und hatte schon jegliche Lust verloren. Mit deiner Idee sehe ich, es geht doch, ohne dass ich nochmal zu vielEnergie in einen Text stecken muss, der eigentlich schon abgefahren ist ins Fertigland.


Ich fand sie spannend. Bin hineingezogen worden in das Kopfkino, das du hervorgezaubert hast und musste die Geschichte in einem Rutsch lesen. Ein guter Sog ist durch deine Art, die Dinge und Personen zu schildern entstanden.
Das ist mal eine gute Nachricht. Da kommt bestimmt ein Aber.

Und wo ich grad vom Anfang schreibe, noch eine kleine Bemerkung zum Titel. Ich fand ihn interessant, aber eigentlich, nachdem ich die Geschichte kenne, haarscharf daneben. Es geht ja nicht um die Kehrseite von vielem, sondern von eigentlich nur einer Person, die die Kehrseiten sieht. Die Hauptakteurin ist Wanja, nicht die anderen.
Die dienen nur dazu, ihre Entwicklung aufzuzeigen.
Aber auch wenn es nur eine Person ist, sieht sie die Kehrseiten unterschiedlicher Personen oder Situationen. Also Kehrseite nicht von Wanja, sondern aus Wanjas Sicht die Kehrseiten vieler anderer Dinge oder Menschen. Sie sieht nicht das, was sie erwartet an Tim, sich selbst oder Manou, sondern etwas anderes, die jeweilige Kehrseite.


Nachdem sie die andere erblickt hat, würde ich mir wünschen, dass sie einfach tiefsinniger wäre, ruhig ein wenig mehr narrativ in ihrer Art. Ich hoffe, du verstehst, wie ich es meine. Das Ende ist überhaupt nicht schlecht. Es könnte aber mehr Nachhall haben.
Aber das war ja nicht mein Thema, da einen Nachhall zu setzen. Sie soll gar nicht tiefsinnig sein, sondern, sie kriegt mit ihrem Vorhaben, sich an den anderen zu rächen oder ihnen vorzuführen, wie glanzvoll und erfolgreich sie geworden ist, ständig eins auf die Schnauze. Das wollte ich zeigen, und das Ergebnis dieser Verbitterung , das wollte ich zeigen, also ihr Auflaufen. Die Schlussfolgerung aus diesem Verhalten, den muss sich in dem fall der Leser selbst bilden. Ich hab ihm nur alles hingestellt, damit er davon kosten kann. Ich hatte die Botschaft, wenn man so will, vorher noch deutlicher drin, aber das fanden viele denn doch zu deutlich. Zu sehr Erzählerabsicht. Das hat mir auch eingeleuchtet. Eine kleine Stelle werde ich zwar wieder etwas verdeutlichen, aber es ist nur eine Kleinigkeit.


Ein ganz ganz großes Lob für die Schilderung der Szene in der Schule. Dieses sich gegenseitig beäugen, diese Blickkontakte, das Abschätzige, die Stimmung, das ist wunderbar gelungen und man spürt, dass gleich etwas Beißendes passiert.
Das freut mich. Es hat mich auch ganz schön viel zeit und Nerv gekostet, das so hinzukriegen.


Probleme hatte ich jedoch mit der etwas schlichtgestrickten Art deiner Wanja.

Irgendwie stehe ich mehr auf die supertoughen Heldinnen, die mit Geschick, Intelligenz und Raffinement zu Wege sind. Oder auch die grandiosen Loserinnen. Aber deine Wanja ist so durchschnittlich.

Och, lakita, der Trend geht doch zum Durchschnitt. Nene, das finde ich ja gerade gut, dass sie durchschnittlich ist. :D

Mich hat besonders gestört, dass diese Männerverführungsszene, die in aller Öffentlichkeit ablaufen muss, damit die Betrügerin und die sog. Klassenmeute es sehen kann bzw. könnte.

Das ist so typisch Frauenromanplot. Ich bin mir sicher, du könntest da mehr überraschen mit einem Vorgehen deiner Prota, das einen verblüfft.

Naja, Teile aus Frauenromanplot sind schon enthalten, aber ich glaube nicht, dass die mit einer so gezeichneten Manou weitergehen, oder dass das Vorhaben Wanjas auf diese Weise in einem Frauenroman scheitert. Anders herum, ja klar, ich hätt natürlich gerne wirklich verblüffende und gänzlich neue Ideen. Aber naja, solche Biester gibt’s halt nicht zu kaufen.


Was mich enttäuscht hat, ist der Antagonist. Der hat irgendwie keinen Charakter, nur einen Schwanz in der Hose und auch das finde ich dann zu flach. So sind Männer nicht, wenn es um eine spannende Geschichte gehen soll.
Ich glaube auch, in der Realität läuft es nicht so billig ab. Ich muss da mal ein büschen für die Männer Partei ergreifen. Dass sich Tim fast schon aufgekratzt geil Wanja zeigt, obwohl er doch im Grunde genommen lieber Abstand halten sollte, vermag ich nicht perfekt zu finden.
Gibs zu, das hast du doch beim Holg abgeschreiben. :D
Nein natürlich hast du das nicht, das kam mir nur grad zupass, du findest ihn halt einfach zu schwächlich gezeichnet. Und damit seid ihr schon zu dritt. Na klar gibt mir das zu denken, aber ich werde, was das betrifft, an der Geschichte wohl nichts mehr ändern. Ich finde auch nicht, dass das stimmt, dass er nur testosterongesteuert ist. Da gibt es eine Menge andere Hinweise im Text. Aber dazu später noch was.

Mir wird der Typ nicht klar. Er verliebt sich in Manou, verlässt Wanja, bricht also ihr Herz, verletzt sie, hat dann nach zwanzig Jahren null Nachhang, sondern nagelt, um es mal niveaulos zu sagen, alles, was nicht bei drei auf den Bäumen ist? Was ist das für ein Mensch? Mir ist sein Charakter auf unbefriedigende Weise nicht durchschaubar.

Mir wäre lieber, er wäre auf raffinierte Art nicht durchschaubar. Es prickelt nicht, wenn die Wanja auf ihn trifft. Zwischen den beiden ist kein Knistern.

Okay, da argumentierst du ein bisschen anders. Ich finde allerdings schon, dass da eine gewisse Vertrautheit da ist, eine Neugierde auf die andere Person. Ablesbar an den Erinnerungen Wanjas, und ablesbar an seinem Verhalten, zum beispiel an seinen Blicken. Ich finde auch nicht, dass es in dem Text so rüberkommt, dass er alles nagelt, was bei drei nicht auf dem Baum ist, er nagelt Wanja, seine erste Liebe. Das ist was ganz anderes. Und dieses Spezifische wollte ich zumindest anstreben. Ob es dann gelingt oder gar für alle gelingt. logo, das ist dann immer eine ganz andere Frage. Aber ich finde auch immer noch, das wird spürbar. Denn innerhalb des Dialogs triggert sie ihn dann doch gar nicht (nur) mit ihrer erotischen Ausstrahlung, d.h., ich zeige ihn doch gar nicht schwanzgesteuert, sondern sie provoziert ihn über den Vergleich mit dem Erfolg beider und über Sticheleien zu seinem persönlichen Werdegang. Da gibt es etwas in seinem eigenen Leben, was ihn hat scheitern lassen, ja, er ist schwächlich, ja, er ist ein feigling, vor allem aber ist er mit seinem Leben höchst unzufrieden. Und das führt Wanja ihm vor. Das ist es, was ihn schließlich reizt. Eigentlich zeige ich das auch in vielen seiner Gesten und innerhalb des Dialogs. Dass das nicht deutlich genug herauskommt, ist natürlich blöd für mich, und mein Fehler, aber ich wüsste jetzt auch nicht, wie ich das anders hinkriegen sollte, denn ich finde ja, dass es da steht.

Ich glaube fast, du verschenkst da etwas. Wenn es bei dieser Sexszene bleiben soll, dann müsste sich Wanja bis zum Geschlechtsverkehr nicht sicher sein dürfen, ob er ihr diesen Beweis seiner Zuneigung geben wird. Wobei ich schreibe Zuneigung. In deiner Geschichte ist es bei mir so angekommen, dass er eigentlich nur das alte Muster, mangels sexueller Betätigung zu Hause, in Wanja sucht und findet. Was man schon kennt, ist einfacher zu handhaben. Wanja kennt er und was machen dann da zwanzig Jahre schon aus. Man ist geil und das jetzt. So nach diesem Motto. So kommt er bei mir an. Und so einen langweiligen Typen möchte ich einer Geschichte nicht haben.
Wie gesagt, gemeint und geplant war es anders von mir. Und ich meine auch immer noch, dass das nicht so in der Geschichte steht. Hihi, ich merke schon, wie ich mich unglaublich wiederhole.

Ich denke auch, Männer sind nicht so. Tim würde sich eher hoch distanziert gegenüber Wanja zeigen, in seiner Clique den Obermacker hervorholen, den alle bewundern, damit Wanja ja mitbekommt, wie verdammt gut es ihm geht.
Da musste ich wieder lachen, das fand ich süß, weil man hat so richtig schön gemerkt, wie die Ideen und Vorstellungen mit dir durchgegangen sind. Aber im Prinzip ist es so, da drehst du schon ziemlich die Geschichte rum. Es ging ja nicht um Tim in der Geschichte und seinen Umgang mit dem Wiedersehen, sondern um Wanja.

Dann stört mich, die nicht nachvollziehbare Inkonsequenz beim Inshauslassen. Wäre ich Tim, hätte ich Wanja nicht ins Haus gelassen. So oder so hätte für ihn (und seine Frau) nichts Gutes dabei herauskommen können. Diese Erkenntnis muss er gehabt haben. Mir wird nicht klar, wieso er jetzt so schwach und destruktiv handelt. Was passiert in ihm, dass er so nachgiebig ist. Willst du deutlich machen, dass ihn die Lebenssituation zu Hause zermürbt hat, er keine Widerstände mehr in sich hat?
Ja, da hast du recht. Hab ich in meiner Antwort an Schwups, der diesen Punkt auch monierte, auch schon geschrieben. Wenn mir dazu noch was einfällt, kommt es rein.

Ich glaube, es wäre vielleicht verdichteter, wenn man als Leser die große Enttäuschung Wanjas noch deutlicher mitfühlen könnte. Wie wäre es, wenn du eine Sequenz reinbaust, in welcher Manou in einem damaligen Gespräch deutlich macht, wie unmöglich sie es fände, wenn man der besten Freundin den Mann ausspannt. Sie könnte im Dialog mit Wanja deutlich machen, was sie Wanja alles antäte, würde die es jemals wagen. Vielleicht könnten diese Worte Wanja im Kopf rumschwirren, die sie so gern Manou entgegenschleudern möchte.
Also bei dieser Idee spüre ich zu sehr den Erzähler. Ich weiß grad nicht, warum es eine solche Stelle zusätzlich braucht, das käme mir ein bisschen bemüht vor in der Geschichte. Aber ich verstehe natürlich schon, was du meinst, gerade durch das Beispiel. Allerdings finde ich ja schon, dass die Enttäuschung spürbar wird.

Und hier meine Version
Für diese Version bin ich wie gesagt sehr dankbar. So oder so ähnlich werde ich es machen.
Tausend Dank, lakita, dass du trotz deiner vielen Arbeit hier reingeschneit bist und mir deine Gedanken dagelassen hast. Was ich an deinen Kommentaren immer sehr nützlich finde, das sind deine Ideen. Man kann sich das so viel leichter vorstellen, was du meinst. Und an vielen Stellen hab ich mich einfach total gefreut über deinen Kommentar, weil man so gemerkt hat, wie die Kommentarpferde mit dir durchgegangen sind. Das finde ich total sympathisch. Das ist bei vielen hier so. Ja, auch wenn ich (hier) einiges nicht übernehme, fast tut es mir Leid, dass ich das nicht tue. Naja, ist natürlich Spaß, aber es ist einfach so, dass du durch deine Beispiele das was du meinst, so schön veranschaulichst, das ist total hilfreich.
Und mit der Umstellung hast du mir echt aus der Patsche geholfen.
Ein bisschen hab ich noch die Befürchtung, dass der Leser dann nicht gleich am Anfang kapiert, worum es in der Geschichte geht, weil die Rückblenden zu stark wechseln, aber das lass ich mal drauf ankommen.
Bis denn, lass es dir gut gehen.
Novak

 

Hallo Novak,

bloß noch mal kurz:

sie provoziert ihn über den Vergleich mit dem Erfolg beider und über Sticheleien zu seinem persönlichen Werdegang. Da gibt es etwas in seinem eigenen Leben, was ihn hat scheitern lassen, ja, er ist schwächlich, ja, er ist ein Feigling, vor allem aber ist er mit seinem Leben höchst unzufrieden. Und das führt Wanja ihm vor. Das ist es, was ihn schließlich reizt an ihr. Eigentlich zeige ich das auch in vielen seiner Gesten und innerhalb des Dialogs.
Ja, das zeigst du, und das zeigst du auch sehr gut, da brauchst du nichts mehr zu verdeutlichen oder so. Ich kann bloß schlecht nachvollziehen, dass ihn das tatsächlich reizt. Meine Ex macht mir klar, dass ich ein Loser bin und sie mich verachtet - und ich find' das geil?

Ich hatte ja auch schon vermutet, dass es in die Richtung geht, deshalb schrieb ich:

Oder sind es Schuldgefühle wegen des "Verrats" von damals, die ihn in eine Art Masochismus treiben, weil er glaubt, er sei es Wanja schuldig, dass sie ihn jetzt auch mal ruinieren darf? Das kann ich mir noch am ehesten vorstellen
Ich glaube, das deckt sich so halbwegs. Zumindest ein bisschen.

Naja, belassen wir's einfach dabei, dass Tim ganz anders tickt, als ich es in der Situation tun würde; er ist ja auch ein anderer Mensch. Du kannst (uns) ja auch von der Erzählperspektive nicht so tief in ihn hineinschauen (lassen) wie in Wanja, also ist es schon okay, wenn wir nicht sehen, warum er so tickt. Wir sehen ja deutlich genug, dass er es tut.

Und du hast Recht, die anderen Tim-Kritiker gehen in eine andere Richtung. Also kommt es im Mittel wieder hin. :)

Grüße vom Holg ...

 

Liebe Novak,
bitte schreibe mich an, wenn du wieder überarbeitet hast. Ich möchte das nicht verpassen.
Lieben Gruß Damaris :read:

 
Zuletzt bearbeitet:

Ihr Lieben,
insbesondere Damaris, da du mich gebeten hattest, dir noch einmal Bescheid zu geben. Aber auch alle anderen Kommentatoren, ich hab die Geschichte jetzt noch einmal überarbeitet.
Ein bisschen (ein klein wenig nur) am Tim gedoktert, so dass er ein bisschen mehr Widerstand zeigt zum Schluss, dem Verhältnis von Tim und Wanja eine Facette mehr gegönnt, extra für den Holg und für Lakita, damit er nicht aussieht wie ein reiner Testosteronbolzen, was er ja nie war, aber vielleicht ist es jetzt ein bisschen geschmeidiger. Ein paar Unebenheiten mir eurer Hilfe noch ausgebügelt. Und den Anfang für Schwups anders gemacht. Und nein, natürlich hab ich das nicht für euch gemacht, sondern für mich mit eurer Hilfe, weil ich das Gefühl hatte, das macht die Geschichte vielleicht noch ein Quäntchen runder.
Und bestimmt habe ich wieder neue Falten reingeplättet. Hehe.

Vielen lieben Dank noch einmal an alle.
Novak

 

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