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Die Grillparty

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02.02.2004
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Die Grillparty

Ruckelnd kam der Regionalzug zum Stillstand. Ein Geruch nach frisch gemähtem Gras, in der Ferne Kuhglocken, das Bellen eines Hundes. Reto stieg aus und schaute sich um. Gestutzte Kastanienbäume auf dem Vorplatz, ein abgestellter Viehtransporter, daneben leere Fahrradständer. Ein ausgedientes Bahnwärterhäuschen mit verrammelten Fenstern, davor Fahrkarten- und Snackautomat. Aus dem Schatten löste sich eine schlanke Gestalt. Sandra. Wie er den Moment herbeigesehnt hatte, und nun flatterten seine Knie. Schnell schaute er ins Tal hinunter, atmete tief durch, bevor er seinen Rucksack hochwuchtete und lässig Richtung Vorplatz schlenderte. Sandra hatte ihre langen, braunen Haare zu einem Pferdeschwanz gebunden. Ihre Füsse steckten in festen Schuhen mit grobem Profil. Reto schaute auf seine flachen Sneakers.
„Keine Angst, wird ein Spaziergang“, erriet Sandra seine Gedanken. „Willkommen auf dem Lande, Stadtmensch“, sagte sie und nahm Reto kurz in die Arme.
Ihre Haare rochen nach Pfirsich und er spürte samtene Haut. Sein Herz pumpte drauflos.
„Äh, happy Birthday zum sechzehnten und danke für die Einladung“, stammelte er, unschlüssig, ob er ihr nicht doch einen Kuss geben sollte.
„Komm!“ Sandra grinste und setze sich die Sonnenbrille auf.

„Wo bleibt ihr?“
Ein untersetzter Junge kam ihnen entgegen. Weit auseinanderstehende Augen, breiter Mund, flache Nase, dunkle Haare. Reto schätzte ihn auf fünfzehn Jahre. Allerdings war das bei Menschen mit Trisomie oft schwierig.
„Ich bin Marcel. Und du bist Reto. Bist du jetzt mit Sandra zusammen? Eigentlich waren ja Toni und Sandra ..."
„Mein kleiner Bruder scherzt gerne, nicht wahr?“, unterbrach Sandra und wuschelte ihm durch die Haare.
„Lass das, mag ich nicht. Komm Reto, wir müssen da lang“, sagte Marcel und stapfte los.
„Er mag dich“, raunte Sandra neben ihm und folgte Marcel mit festem Schritt.

Sie wanderten bergan auf einer schmalen Schotterstrasse, linker Hand fiel der Hang steil ins Tal. Durch krumme Fichten und umgestürzte Tannen erkannte Reto den Grund für das laute Rauschen.
„Der Bunschenbach“, erklärte Sandra, „hat bei einem Unwetter vor zehn Jahren Onkels Schreinerei zerstört.“
Es war schön, einfach neben Sandra herzulaufen und sie reden zu hören. Was sollte er jetzt bloss antworten? Er sah ihre Hände, wie sie zum Gesagten durch die Luft tanzten, ihren Pferdeschwanz, der bei jedem Schritt neckisch hüpfte. Rosa Bändchen schimmerten durchs T-Shirt, ihre festen Brüste machten ihn ganz wuschig. Er würde jetzt gerne den Arm um sie legen, einfach so.
Onkels Schreinerei wurde zerstört, hatte sie gesagt. Er hatte nichts erwidert. Sollte er? Aber dann würde sie denken, er hätte eine lange Leitung.
Marcel kickte einen Tannzapfen ins Gebüsch, riss einen Grashalm ab und steckte ihn in den Mund.
Rechts ragte der gezackte Fels in die Höhe, einzelne Kalkbrocken lagen auf dem Weg. Ein verwittertes Schild warnte vor Steinschlag.
„Rutschgebiet, hier müssen wir zügig durch“, sagte Sandra und zog das Tempo noch mal an.
Reto sagte nichts, sparte die Luft, um mit Sandra mithalten zu können.
„Das ist die Quellwasserleitung aus der Fassung oberhalb des alten Hotels“, sagte Sandra und deutete auf ein armdickes Rohr, das parallel zum Weg an Stahlseilen hing.
„Ah, am Bahnhof, der Brunnen im Holzhäuschen?“, sagte Reto und hielt sich die stechende Seite.
„Genau. Alles in Ordnung mit dir?“
„Klar, bin fit wie ein Turnschuh. Weiter geht’s.“

Eine gute halbe Stunde später erreichten sie eine von Kastanienbäumen gesäumte Lichtung. Auf der Rasenfläche jagten ein paar Jungs dem Ball hinterher, dahinter waren die Überreste eines Gebäudes zu sehen. Weiss getünchte Wände ragten wie Zahnstummel in den Himmel.
„Das ehemalige Kurhotel, oder was davon übriggeblieben ist“, sagte Sandra.
Es war tatsächlich nur eine Ruine. Zwei offene Mauerdurchbrüche gaben den Blick in einen einzelnen Raum frei. Der Boden gefliest mit Ornamenten, die Wände weiss verputzt.

„Da seid ihr ja.“ Ein Junge, Statur wie ein Holzfäller, kam lachend und mit ausgebreiteten Armen auf sie zu geschlendert. „Dachte schon, ihr wolltet auf dem Bahnhof übernachten.“ Ein untersetztes Mädchen mit blonden Haaren und einem runden Gesicht überholte den Jungen und umarmte Sandra.
„Alles Gute zum Geburtstag, Sandy.“
„Hei, Carmen – ich war eigentlich zuerst da", griente der Junge und wollte Sandra ebenfalls umarmen.
„Habt ihr schon Feuer gemacht? Ich riech' so gar nichts“, sagte Sandra und hielt dem Holzfäller die Hand vor die Brust.
„Äh, Res wollte sich darum kümmern – spielt aber lieber Fussball.“
„Schon klar, Toni. Nur nicht überarbeiten …“
Das war also Toni. Seine Bizeps spannten die Hemdsärmel und Reto verstand, weshalb Sandra mit ihm was hatte.
Für einen Moment sagte niemand ein Wort.
„Und du musst Reto sein“, versuchte Carmen die Anspannung zu lösen.
Sie streckte ihm die Hand entgegen, ein Silberkettchen mit Anhänger glitzerte in der Sonne.
„Sandra hat schon so viel von dir erzählt ...“
„Klappe, Carmen. Also, Toni, habt ihr wenigstens schon die Getränke in den Bach gestellt?“
Reto wunderte sich, dass Sandra plötzlich so schroff drauf war.
„Na ja, wir hatten keinen Schlüssel für den Schuppen“, sagte Toni, fuhr sich über die kurzen Haare und blickte zur Hütte neben der Grillstelle.
Sandra kramte in ihrem Rucksack und zog einen Schlüssel aus der Seitentasche. „Mist, dachte ich hätte ihn Res mitgegeben. Okay, mein Fehler, aber jetzt hopp das Bier ins Wasser stellen und Feuer anmachen.“
Sie liess Toni stehen und marschierte aufs Feld. Die Jungs kamen angerannt, begrüssten Sandra stürmisch und gratulierten ihr zum Geburtstag.

„Komm, ich helf dir, dann gehts schneller“, sagte Carmen und klopfte Toni auf die Schulter. Er schenkte Carmen ein dankbares Lächeln und sie stapften zusammen Richtung Schuppen.
„Ja gut, dann machen wir zwei mal Feuer, was Marcel?“
„Jep, das machen wir. Kein Feuer – keine Grillwürste.“
Während sie Papier zerknüllten und Reisig zu einer Pyramide stapelten, schielte Reto zu Sandra, die immer noch mit den Fussballern plauderte. Hatte sie etwa wegen ihm mit Toni Schluss gemacht? Aber waren er und Sandra wirklich schon zusammen? Er musste an den Moment denken, wie Sandra ihn lächelnd auf dem Pausenhof angesprochen hatte und er vor Schreck seine Hefte fallen liess. Sie half ihm beim Aufsammeln. Seither war das Lächeln und ihre tolle Figur Teil seiner Träume.
„Magst du meine Schwester?“, fragte Marcel und steckte das Zeitungspapier in Brand.
„Ja, sehr. Aber ...“
„Du weisst nicht, ob sie dich auch mag.“
Reto war verblüfft, wie Marcel seine Gedanken las.
„Nun ja, sie war ja vorher mit Toni zusammen.“
Sie schauten den Flammen zu, wie sie auf das Reisig übersprangen und grösser wurden.
„Frag sie doch einfach, dann weisst du es“, sagte Marcel und legte Holzscheite nach.
Er hat recht, dachte Reto. Ich werde sie fragen – bei der nächsten Gelegenheit.
Die Holzscheite hatten Feuer gefangen, es knisterte und ein Duft nach rauchigem Tannenharz erfüllte die Luft.
„Gut gemacht“, sagte Reto und klopfte Marcel anerkennend auf die Schulter.

Die Party war voll im Gange, jemand hatte fette Lautsprecher mitgebracht und Billy Talent rumpelte über das Rauschen des Bunschenbachs.
Alle sassen ums Lagerfeuer und tranken Quöllfrisch. Das Bier war angenehm kühl, die laue Sommerluft roch nach Fichtennadeln und Ferien.
Marcel liess sich neben Reto ins Gras fallen und öffnete eine Coladose. Reto drehte seinen Cervelat am Spiess über dem Feuer.
„Ich mag am liebsten die Wurstbeinchen“, sagte Marcel.
„Ha, ich auch. Wichtig ist, dass man den Cervelat an den Enden tief einschneidet. Dann werden sie so richtig kross.“
„Vielleicht sehen wir ja noch die weisse Frau“, flüsterte Marcel und legte eine in Alufolie gepackte Banane in die Glut.
„Die weisse Frau?“, fragte Reto. Sandra gesellte sich mit einer Flasche Twister zu ihnen und drückte ihm einen Kuss auf die Backe. Reto spürte ein Ziehen in den Lenden und war froh, die festen Jeans den luftigen Shorts vorgezogen zu haben. Toni schaute zu ihnen herüber und grinste frech.
„Marcel meint, er habe mal die weisse Frau gesehen“, sagte sie.
„Das stimmt auch. Aber keiner glaubt mir.“
„Was ist denn mit dieser weissen Frau?“
„Ach, eine Sagengestalt eben. Die Tochter eines Grafen aus dem Mittelalter, glaube ich. Lebte in der Burg auf dem Dorfhügel", sagte Sandra.
„Als Kinder spielten wir dort oben oft Verstecken“, ergänzte Toni, „war natürlich verboten, aber das machte es nur interessanter …“
„Und die weisse Frau war …?“
„… eine holde Maid, die sich aus Liebeskummer vom Burgturm stürzte. Seither wandelt sie als Geist durch die Gegend auf der Suche nach ihrem Geliebten.“
„Und ich habe sie gesehen. In der Ruine“, sagte Marcel.
„Na ja, die Leute erzählen sich allerlei Geschichten am Stammtisch. Von einer langen, schlanken Gestalt in einem weissen Nachthemd, wie sie laut klagt und nach ihrem Liebsten ruft ...“
„Schauermärchen“, grunzte Toni, „um kleine Kinder vom Spielen in der Burg abzuhalten.“ Er stand auf, warf seine leere Flasche auf den Haufen unter der Tanne.
„Sandra, kann ich dich kurz sprechen?“
„Klar, ich wollte sowieso noch den Schlafplatz checken.“ Sandra stand auf und marschierte Richtung Hotelruine. Toni folgte ihr langsam, die Hände tief in den Hosentaschen vergraben. Reto sah beiden hinterher. Wütend schleuderte er einen Ast ins Feuer.
„He, deine Wurst“, rief Marcel.
„Scheisse – da war es nur noch Kohle.“ Reto zog den Cervelat heran und schabte mit seinem Schweizer Armeemesser die schwarze Kruste ab. „Vielleicht ist noch was zu retten.“
Beide prusteten los. Marcel hatte inzwischen seine Banane abkühlen lassen und schlürfte genüsslich die weiche Masse aus der Alufolie.

***​

Am gestauten Wasserlauf oberhalb des Grillplatzes angelte Reto sich gerade eine frische Flasche Quöllfrisch, als Carmen neben ihm auftauchte.
„Bekomme ich auch eins?“
„Klar“, Reto zog eine weitere Flasche aus dem Wasser. „Du bist doch Sandras Freundin.“
„Ja, wir kennen uns seit der ersten Klasse, warum?“
„Na ja, ich wollte fragen, also wegen Toni ...“
„Aus und vorbei, hat sie jedenfalls gesagt.“
Reto nickte nur und nahm einen Schluck aus der Flasche.
„Wie hast du eigentlich Sandra kennengelernt?“, fragte Carmen, als sie Richtung Grillplatz zurückschlenderten.
„Wir gehen auf die gleiche Berufsschule“, sagte Reto und hätte von dem Moment auf dem Pausenhof erzählen können.
„Und du und Toni? Läuft da was?“, fragte er stattdessen und erschrak über seine eigene Forschheit.
Carmen bückte sich und hob einen Tannzapfen auf.
„Der Holzkopf müsste nur fragen.“ Sie schleuderte den Tannzapfen durch die Luft. Da sahen sie, wie Sandra Toni hinter der Ruine umarmte und ihm einen Kuss auf die Wange drückte.
„Oh – das hätte ich jetzt nicht erwartet“, flüsterte Carmen.
Ein Schrei aus dem Wald. Das Echo war noch nicht verklungen, als erneutes Rufen zu hören war.
„Hilfe! Hil – fe! “
„Das ist Marcel“, rief Sandra und löste sich von Toni.
Reto war bereits in Richtung der Hilferufe unterwegs, sie kamen aus dem hinteren Teil der Schlucht. Kurz darauf erreichten alle vier das felsige Ufer des Bunschenbaches. Der Weg ging über eine Brücke und gab den Blick frei auf eine Wasserfassung, die zu einem kleinen Kraftwerk weiter unten im Tal gehörte. Daneben rauschte der Bach in die Tiefe. Talaufwärts hingen Äste von umgestürzten Bäumen über den Bach, deren Blätter im Wasser tanzten. Ein Stück Stoff hatte sich in den Ästen verfangen. Oder war es eine Jacke? Reto sprang neben der Brücke auf eine Betonplatte, die zur Wasserfassung gehörte. Toni hatte aufgeholt und kletterte zu ihm hinunter.
Es war Marcel, der mit seiner Jacke im Geäst festhing. Die Wasserflut zerrte an ihm, sein Kopf tauchte unter. Prustend kam er wieder an die Oberfläche.
„Hilfe, ich hänge …“ Der Rest ging im Gurgeln des Baches unter.
„Marcel“, rief Sandra. „So helft ihm doch!“
„Ich springe hinein“, rief Toni und wollte gerade zum Sprung ansetzen.
„Warte“, rief Reto. „Das Wasser wird euch beide mitreissen.“
Marcel zappelte wild umher, die Jacke rutschte ein Stück hoch und verdeckte sein Gesicht.
„Halt still! Wir holen dich da raus“, rief Toni. Reto schaute sich hektisch um. Auf dem Plateau lag allerlei Baumaterial. Reto fand, nach was er Ausschau hielt. Eine alte Kabelrolle.
„Du bist der stärkere von uns beiden. Ich binde mir das Kabel um und du sicherst mich.“
Toni schaute mit blitzenden Augen auf Reto. Der hielt ihm das abgerollte Kabel entgegen.
„Okay“, lenkte Toni ein und schlang gekonnt das Kabel um Retos Brust. Danach setzte er sich und stemmte beide Beine gegen die Betonmauer.
„Los!“, rief Toni und Reto stieg in den Bach. Sofort zerrte das Wasser an seinen Waden, Toni hielt das Kabel straff, Reto musste sich so nur mit den Füssen gegen die Flut stemmen.
„Ich helfe euch“, rief Sandra, setzte sich vor Toni und ergriff mit beiden Händen das Kabel. Reto sah im Augenwinkel, wie Sandra sich vor Toni ebenfalls gegen die Betonmauer stemmte. Hätte er Toni in den Bach steigen lassen, würde sie jetzt zwischen seinen Beinen sitzen. Er schüttelte den Gedanken ab und konzentrierte sich wieder auf seine Aufgabe.
„Halte durch, ich bin fast bei dir.“ Marcels Zappeln hatte aufgehört. Als das Kabel unvermittelt nachgab, verlor Reto kurz den Halt. Beide Arme tauchten in kaltes Wasser, scharfkantiger Fels bohrte sich in seine Hände. Das Kabel straffte sich wieder und Reto rammte seine Füsse in den Kies.
„Ich bin da, Marcel, alles wird gut“, rief er und setzte sich in den Bach, ignorierte das kalte Wasser in seiner Hose, packte Marcel unter den Armen und befreite ihn aus dem Geäst.
„Hab ihn“, rief er.
Toni und Sandra zogen mit aller Kraft am Kabel. Reto stemmte sich mit dem schlaffen Körper Schritt für Schritt gegen den Bach zur Betonplatte hoch. Hier betrug der Wasserstand nur noch wenige Zentimeter, so konnte er Marcel mit eigener Kraft halten.
Hände griffen nach ihnen, zogen an Marcel, und gemeinsam hievten sie ihn auf die Plattform.
„Er atmet nicht“, rief Sandra. Reto zog sich hoch, rollte über den Boden, kniete sich triefend neben Marcel und hielt sein Ohr an dessen Nase.
„Nichts.“
Mit raschen Bewegungen riss Reto ihm Jacke und Hemd auf. Mit gestreckten Armen wollte er auf Marcels Brustkorb drücken, da spuckte dieser einen Schwall Wasser aus, hustete und drehte sich auf die Seite.
„Marcel“, rief Sandra, packte ihn bei den Schultern, als wollte sie ihn schütteln.
„Was machst du nur für Sachen“, schluchzte sie, nahm ihn in die Arme und streichelte seinen Hinterkopf.
Reto liess sich nach hinten fallen. Toni klopfte ihm auf die Schulter.
„Gut gemacht, Alter. Das war knapp.“
„Waren ein gutes Team, Toni.“ Reto befreite sich vom Kabel und im selben Moment schlang Sandra ihre Arme um ihn, gab ihm einen flüchtigen Kuss auf den Mund.
„Danke, wenn du und Toni nicht gewesen wärt …“
Sandra zog Toni am Ärmel heran und nun standen sie zu dritt umarmt auf der Betonplattform neben dem rauschenden Bach.
„Ich habe sie gesehen …“, flüsterte Marcel zu Carmen, die sich neben ihn gesetzt hatte.
„Wen hast du gesehen?“
„Die weisse Frau. Sie hat mir zugewunken. Dann bin ich ins Wasser gefallen.“

***​

Sie sassen alle um das lodernde Feuer, die Sonne war bereits hinter den Bergspitzen verschwunden und tauchte den Himmel in rosarotes Licht.
Sandra hatte beschlossen, die Party abzubrechen und mit dem Handy ihren Vater informiert.
„Papa kommt mit dem Unimog. Dann bringen wir dich ins Tal“, sagte Sandra und setzte sich neben Reto. „Versprich mir, dass du so was nie mehr machst. Wenn Reto und Toni nicht gewesen wären …“.
„Ja, ich glaube auch, dass ich so was nie mehr mache“, sagte Marcel und zog die Rettungsdecke enger um seinen Körper.

„Ich muss dich was fragen, wegen uns ...“ Reto drehte sich zu Sandra um, sah rotgelbe Flammen in ihren dunklen Augen tanzen, wusste nicht, wie er weiterfahren sollte. Sandra nahm den Ball auf, wie ein Stürmer eine Flanke.
„Ich möchte mit dir zusammen sein, Reto“, sagte sie und versenkte damit den Ball im Tor.
„Aber, du und ... hinter der Ruine, ich dachte ...“, weiter kam Reto nicht, verwirrt drehte er einen Tannzapfen in den Händen.
„Was? Nein!“ Sandra rückte näher zu Reto und fing an zu flüstern. „Toni wollte nur wissen, ob Carmen ... also ob sie einen festen Freund hat.“ Retos Tannzapfen sah zerrupft aus, am Boden die ganzen Samen.
„Und weil ich mich für ihn freute“, flüsterte Sandra, „gab ich ihm einen Schmatz auf die Backe. Mehr war da nicht, ehrlich."
„Ich möchte auch mit dir zusammen sein.“ Jetzt war es raus, erleichtert warf er den kläglichen Rest seines Tannzapfens ins Feuer, puhlte das Harz von den Fingern und während er einen Arm um Sandras Schultern legte, fing er den neidischen Blick von Carmen auf. Toni, ganz in Gedanken, stocherte mit einem Ast im Feuer herum.
Reto lächelte Carmen zu und liess seine Augen mehrmals rasch in Richtung des stochernden Tonis wandern. Nachdem Reto auch noch eindeutig mit dem Kopf nickte, hatte Carmen begriffen. Sie gab sich einen Ruck und stand auf.
„Kommst du mal, Toni?“, sagte sie und verschwand Richtung Hotelruine.
Toni schaute verdutzt auf, doch dann warf er den Stock ins Feuer und folgte ihr.
„Wurde aber auch Zeit“, murmelte Sandra und kuschelte sich an Reto.
Der gab ihr einen Kuss. „Ich glaube, die weisse Frau hat heute Abend mit uns Schicksal gespielt.“

 

Hallo @dotslash,

eine Reifegeschichte über das erste Verliebtsein, emotionale Berg- und Talfahrten und Bäumchen-wechsel-dich-Spiele. Liest sich so weg, bis zum Ende ist alles verständlich und nachvollziehbar. Bahnhof, Schreinerei, Hotelruine, Grillfest, die Beschreibungen und Dialoge nehmen mich mit auf diese Wanderung. Einen Impuls setzt die weiße Frau, die den Bruder in eine lebensbedrohliche Situation lockt und so dem Prota die Möglichkeit gibt, Reife zu zeigen und sich zu beweisen.
Die Geschichte hat alle Zutaten, die es braucht, dennoch hat sie mich nicht vollends gepackt, was daran liegt, dass es mir besonders gegen Ende alles zu glatt geht. Zwischen Toni und Reto, die Rettung des Bruders, Reto und Sandra, Toni und Carmen. Letztlich sind sie alle sehr vernünftig und auch brav, mir fehlt so ein Sternchen-Moment, doch im Sinne der Challenge passt das wohl. Also nimm es als persönliche Einschätzung, ich bin nicht Zielgruppe und andere werden das anders sehen.

Seine Wangen fingen an zu Kribbeln
kribbeln klein.
schwarzen Caterpiller
Caterpillar.
riss einen Grashalm ab und steckte ihn sich in den Mund.
Eine gute halbe Stunde später erreichten sie eine Kastanienbaum gesäumte Lichtung
liest sich ungelenk, besser: eine von Kastanienbäumen gesäumte Lichtung.
die gleichen Cate(r)pillar wie Sandra.
Klappe(Komma) Carmen
Also(Komma) Toni
klagend nach ihrem Geliebten rufend
unschöne Partizipien, "wie sie laut klagt und nach ihrem Liebsten ruft."
Was wollte Toni von ihr? War er immer noch in sie verliebt? Was trieb Sandra für ein Spiel? Er mochte sie wirklich gerne, weshalb sonst war er hier bis ans Ende der Welt gepilgert. Bier und Cervelat gab‘s schliesslich auch zuhause – und Kollegen. Ob Sandra ihn nur benutzte, um Toni …
Finde das sehr tellig.
„Du magst Sandra(Punkt)“
Toni schaute mit blitzenden Augen auf Reto. Seine Augen sprachen Bände: Und jetzt willst du hier den Helden spielen.
Könntest Du streichen, denn die blitzenden Augen sagen mir als Leser alles.
„Ach, das war doch nur logisch(.)“, sagte Toni.
Punkt in der Mitte weg.
„ Die weisse Frau.
Leerzeichen vorne weg.

Peace, l2f

 

Hallo @dotslash,
dein Einstieg hat mir gefallen. Ich mag deine recht ausführliche Beschreibung der Szenerie. Bei den Beschreibungen der Personen bist du manchmal für mich übers Ziel hinaus, Sommerbluse und Destroyed Jeans, das hilft mir irgendwie nicht bei der Verortung, schon beim gemähten Rasen hatte ich an Sommer gedacht.

Sie trug eine leichte Sommerbluse zu blauen Destroyed Jeans, die Füsse steckten in schwarzen Caterpiller mit grobem Profil. Reto schaute auf seine Converse.
„Keine Angst, wird ein Spaziergang“, erriet Sandra seine Gedanken.
„Willkommen auf dem Lande, Stadtmensch“, sagte sie und nahm Reto kurz in die Arme.
„Äh, danke für die Einladung“, stammelte er.
„Komm, die anderen sind sicher schon beim alten Hotel“, grinste Sandra und setze sich die Sonnenbrille auf.
Die anderen. Klar, ihre ganzen Freunde aus dem Dorf. Was hatte er erwartet? Alleine mit Sandra am Lagerfeuer, später zusammen im Schlafsack, unter freiem Himmel Sterne zählen?
Ich finde auch, dass der ABsatz stark gekürzt werden könnte, besonders weil du am Ende mMn zuviel verrätst. Darf ich mal?
Ihre Füsse steckten in schwarzen Caterpiller mit grobem Profil. Reto schaute auf seine Converse.
„Willkommen auf dem Lande, Stadtmensch“, sagte sie und nahm Reto kurz in die Arme.
„Komm!" sagte sie und setze sich die Sonnenbrille auf.
MMn würde das reichen. Insgesamt ist mir deine Geschichte zu dialoglastig, weil ich nicht sehe, dass der ganze Dialog nötig für die Geschichte ist. An dieser Stelle musst du doch noch gar nicht verraten, was er sich wünscht. Schöner wäre ja, ich würde das als Leser selber entdecken können, ohne mit der Nase darauf gestoßen zu werden.
„Wo bleibt ihr? Die anderen warten sicher schon.“
Ein kleiner stämmiger Junge kam ihnen entgegen. Weit auseinanderstehende Augen, breiter Mund, flache Nase, dunkle Haare.
„Ich bin Marcel. Und du bist Reto. Bist du mit Sandra zusammen?“
„Mein kleiner Bruder scherzt gerne“, ergänzte Sandra.
Reto kribbelte es auf der Wange.
„Hallo … Marcel“, sagte Reto und ergriff Marcels weit entgegengestreckte Hand. Sie fühlte sich schlaff an.
„Ich wusste nicht …“
„Dass mein Bruder was Besonderes ist?“
„Dass du – einen Bruder hast.“
„Ich kann euch hören“, sagte Marcel und verschränkte die Arme.
„Komm, du wirst immer mein liebster Bruder sein“, sagte Sandra und wuschelte Marcel durch die Haare.
„Klar, gibt ja nur mich“, sagte Marcel und griff nach Retos Hand. „Kommt jetzt, müssen zum alten Hotel, die anderen sind sicher schon lange da“.
„Er mag dich“, raunte Sandra hinter ihm.
Reto wusste nicht, was er antworten sollte, seine Wangen glühten.
Auch hier finde ich den Dialog viel zu lang. Ich denke, es geht darum Marcel einzuführen und auch die enge Beziehung zu zeigen, aber ich denke, dass würde auch und sogar besser mit der Hälfte oder gar einem Drittel an Dialog reichen. Ich würde mir wünschen, dass der Erzähler vom Anfang mal wieder auftaucht und nicht die ganzen Infos über die Dialoge vermittelt, das bremst mich beim Lesen dann aus, reißt mich aus der Stimmung. Und im Grunde geht es dann mit unglaublich viel Dialog weiter und der erste Eindruck, den ich hatte, also diese schöne Verortung in der Szenerie, das Versprechen einer Stimmung, das wird dann irgendwie nicht so richtig eingelöst. Mit der Rettung des Bruders kommt zwar dann noch mal ein bisschen Action ins Spiel und ja, am Ende hat er dann das Mädchen, aber irgendwie reicht mir das nicht, das läuft mir alles zu glatt, er kriegt zwar das Mädchen, aber ich habe nicht gespürt, dass er sich angestrengt hat, er hat es sich nicht so richtig verdient oder erarbeitet, dadurch wirkt er insgesamt auch sehr passiv und ihm fällt das Mädchen halt so zu, außerdem hat sie doch gerade noch mit Toni hinter irgendwas rumgetuschelt: Bruder in Not,zack, den rette ich mal eben, und schon ist sie ganz dankbar und an seiner Seite? Nicht unmöglich, aber eben auch, naja, nicht so zum mitfiebern bzw. drin schwelgen. Ja genau, am Ende ist es so, dass es mir ein bisschen egal ist, dass er das Mädchen hat bzw. ich ihn noch nicht mal richtig verstehen kann (Hat sie nicht gerade noch Toni geküsst?).

Viele Grüße
Katta

 

Hallo Dotlash

Zunächst muss ich sagen, dass ich nicht gerne Feel-Good Literatur lese. Unabhängig davon finde ich, dass deine Geschichte gutgeschrieben ist und perfekt zum Thema der Challenge passt. Du hast gute Chancen zu gewinnen.

Nur der Titel erscheint mir schwach.
Liebe Grüße
Eraclito

 

Moin @dotslash ,
danke für Deine Geschichte.

Der Einstieg hat mir gefallen, ich konnte mir anhand Deiner Erzählstimme die Szenerie gut vorstellen. Als dann Marcel auftauchte, habe ich mich gefragt: Wie alt sollen die Protagonisten sein? Wie alt ist Marcel? Hier wäre eine kurze Erwähnung über den Dialog o.ä. mMn hilfreich, aber das kann auch nur mir persönlich so gehen.
Leicht gestolpert bin ich hier:

„Komm, die anderen sind sicher schon beim alten Hotel“, grinste Sandra und setze sich die Sonnenbrille auf.
Die anderen. Klar, ihre ganzen Freunde aus dem Dorf. Was hatte er erwartet? Alleine mit Sandra am Lagerfeuer, später zusammen im Schlafsack, unter freiem Himmel Sterne zählen? „Wo bleibt ihr? Die anderen warten sicher schon.“
Ich würde aufgrund der Wiederholung überlegen, das letzte "die anderen" zu ersetzen.

Dann folgt die Wanderung. Da hättest Du mich beinahe verloren. Es passiert nichts und der Weg ist imA auch nicht wichtig für die Geschichte, außer, dass man erfährt, dass man es hier oben schon mal mit gefährlicher Straßenlage o.ä. zu tun bekommt. Was ja irgendwie so ein bisschen Foreshadowing auf spätere Ereignisse wirft.

Schließlich erreicht das Trio den Rest der Gruppe. Wir erfahren, es ist ein Treffen anlässlich Sandras Geburtstag. Wieder frage ich mich: Wie alt sollen die sein? Ich tippe auf Teenager, im Alter zwischen 14 und 17?

„Und du musst Reto sein“, versuchte Carmen das drohende Gewitter abzufangen.
Hier erwähnst Du aus dem Nichts ihren Namen, dieses Plötzliche hat mich straucheln lassen.

Sandra kramte in ihrem Rucksack und zog einen Schlüssel aus der Seitentasche. „Mist, dachte ich hätte ihn Res mitgegeben. Okay, mein Fehler, aber jetzt hopp das Bier ins Wasser stellen und Feuer anmachen. Wir wollen schliesslich eine Grillparty feiern.
Den letzten Satz könntest Du mMn streichen, denn a) klingt das irgendwie hölzern und b) höre ich den Verfasser des Textes, der sagen will: "Darum sind sie hier!"

Im letzten Drittel finde ich die Dialoge zwischen den Protagonisten ganz gelungen, es entspinnt sich ein bisschen Teenagerdrama (wer mit wem und mit wem nicht), bis dann der kleine Timmy...äh pardon, der kleine Marcel in den Fluss fällt und gerettet werden muss. Dieser ganze Höhepunkt kommt für mich ein wenig aus dem Nichts und kann dann dafür überraschend schnell erfolgreich gelöst werden, dramatische Herz-Lungen-Massage inklusive. Kann man machen. Las sich aber etwas sehr beliebig.

Am Ende dann das große Happy End, für alle Beteiligten.
Ich fand die Geschichte nicht schlecht, gepackt und mitfiebern lassen hat sie mich dennoch nicht. Dafür blieb der Prota zu blass und der innere Konflikt des Nebenbuhlers entwickelte keine richtige Fallhöhe. Das Drama gen Ende entfaltete sich gefühlt zu konstruiert.

Wenn meine Anmerkungen Dir helfen konnten, freue ich mich.
Beste Grüße
Seth

 

Lieber @dotslash ,

deine Geschichte über Reto und Sandra hat mir gut gefallen. Du schreibst schön flüssig und es las sich alles gut runter, ohne dass ich laufend hängengeblieben bin. Klare Erzählweise liegt mir sehr, ich bin nämlich nicht so der Rätselratenlesertyp. Von daher mag ich deinen Schreibstil sehr.
Ich habe eine Weile drüber nachgedacht, ob du nicht mehr in medias res hättest gehen sollen, aber dann dachte ich, dass der Gesamtblick auf die Geschichte ergibt, dass es da eher ruhiger zugeht, auch wenn diverse spannende Dinge passieren. Aber du hältst diesen ruhigen Erzählton bis zum Ende hin durch und da wäre es fast schon störend, wenn du ein actionreiches Intro geschrieben hättest. So beginnst du zunächst mit der Beschreibung der Umgebung und das ist noch nicht mal langweilig. Du führst super gut in die Gegend und das Geschehen ein, wenn auch ein paar Fragen offen bleiben.
So erfährt der Leser zum Beispiel nicht, was sich zwischen Reto und Sandra vor dieser Begegnung abgespielt hat. Man erfährt nur, dass sich Reto viel ausgerechnet hat mit ihr, aber sich weder seiner Sache sicher ist, noch voller Tatendrang vorhat, etwas zwischen ihm und ihr zu zementieren. Er wirkt während all der Handlungen verhalten und abwartend.
Damit zeigst du fast schon klassisch auf, wieso solche Männer (oder Jungs) es manchmal bis in ein recht hohes Alter, nicht schaffen, eine feste Bindung zu Frauen bzw. Mädchen herzustellen. So lange sie in dieser Abwarteposition verharren und nicht aktiv in das Geschehen eingreifen, passiert auch von der Gegenseite her nicht viel, weil dieses Verhalten auch das Gegenüber ausbremst oder aber vom Gegenüber geschickt ausgenutzt wird.
Die Schilderung deines Paares ist so angelegt, dass ich nicht bis zum Ende weiß, ob es nun was Ernstes mit den beiden wird oder nicht. Geht Reto einen Schritt auf Sandra zu, zieht die sich ein Stückchen zurück und immer dann, wenn er gar nicht damit rechnet, dann schreitet sie ein Stück voran, steht damit aber auch irgendwie allein.
Da steht also viel mehr in deinem Text als es zunächst den Anschein hat.
Ich hätte natürlich gern ein super liebevolles Ende dieser Geschichte mir gewünscht, gerade, weil wir ja auch in dem Challenge es darauf anlegen wollten, dass sich der Leser am Ende wohl fühlt, aber man bekommt halt nicht alle Wünsche als Leser erfüllt.

Ich hätte mir auch noch gewünscht, dass Reto deutlich intensiver für Sandra empfindet als du es geschildert hast, dass für ihn eher absolut klar ist, dass er Sandra liebt oder in sie verliebt ist und es nicht nur von Carmen erklärt bekommt.
Etwas mehr aus seinem Inneren hätte ich gefunden. Nicht nur wie hier:

Seine Wangen fingen an zu Kribbeln.
dass seine Wanden kribbeln. Da könnte noch mehr in leichte Erregung geraten. Ich könnte mir vorstellen, dass du die Befürchtung gehabt hast, dass es dann zu sehr in die Kitschabteilung gerutscht wäre und du es deswegen nicht weiter ausgeführt hast. Schade.
Blaue Strähnchen, braune Augen. Sie trug eine leichte Sommerbluse zu blauen Destroyed Jeans, die Füsse steckten in schwarzen Caterpiller mit grobem Profil. Reto schaute auf seine Converse.
An dieser und dann noch weiteren Stellen fällt mir auf, dass man zwar schon irgendwie eine gewisse Vorstellung von den Akteuren deiner Geschichte gewinnt, aber dass dies nicht auf der jeweils rasch vorangestellten Beschreibungen erfolgt. Interessant ist, dass du gerne die Äusserlichkeiten beschreibst. Einerseits wirkt es fast so als bötest du deinem Protagonisten Schutz vor Enttarnung als haltlos verliebter Tölpel, der er vielleicht sein könnte, der sich deswegen an diesen Äusserlichkeiten entlang hangeln muss, andererseits spricht es Bände über seine Scheu dieser Sandra gegenüber. Er hat zu keinem Zeitpunkt in deiner Geschichte die Zügel ihr gegenüber in der Hand. Fast schon so eine Art Antiheld, den man als Leser dringend retten möchte, weil man ahnt, dass er ganz schnell von anderen Typen an die Wand gedrückt werden kann.
Das führt dazu, dass man Carmen sympathischer findet als Sandra, denn sie schaut genau hin und ist empathisch ihm gegenüber.
„Willkommen auf dem Lande, Stadtmensch“, sagte sie und nahm Reto kurz in die Arme.
Hier beginnt schon das Drama: Die Begrüßung beginnt mit einer ironischen Bemerkung über seine fehlenden Fähigkeiten als Landmensch und setzt sich in einer ungewöhnlich zackige Begrüßung fort: kurz in die Arme und das wars.
Herzliches Interesse sieht anders aus.
Damit scheinkst du dieser Geschichte aber ein großes Spannungsmoment.
Die anderen. Klar, ihre ganzen Freunde aus dem Dorf. Was hatte er erwartet? Alleine mit Sandra am Lagerfeuer, später zusammen im Schlafsack, unter freiem Himmel Sterne zählen?
Dieser Gedankengang ist immens wichtig. Noch mehr hätte ich aber etwas über seine körperlichen Reaktionen, seine Sehnsucht oder wenigstens das erfahren, was er an Sandra so anziehend findet. Ein bisschen mehr Innenleben sozusagen.
Ein kleiner stämmiger Junge kam ihnen entgegen.
Während der gesamten Geschichte hatte ich das Problem, dass der kleine Junge alterslos ist. Vielleicht ist es sogar gut so. Er ist auf jeden Fall deutlich jünger als seine Schwester, aber so ganz reicht mir das Wenige an Infos über ihn nicht.
„Mein kleiner Bruder scherzt gerne“, ergänzte Sandra.
Ja, wie klein ist er?
Reto wusste nicht, was er antworten sollte, seine Wangen glühten.
An dieser Stelle glühten seine Wangen? Das vermag ich grad nicht so recht in dieser Dimension nachzuvollziehen. Es kommt mir so vor, als sei dies zuviel an Reaktion.
„Nicht trödeln da hinten“, rief Marcel
Hm...wie alt ist der Bursche?
Ein grosser Junge kam auf sie zu, rote Haare, breite Schultern, Holzfällerhemd mit aufgekrempelten Ärmeln, dunkelgrüne Arbeiterhosen, die gleichen Catepillar wie Sandra.
Zunächst dachte ich, ah ein Spielgefährte Marcels, weil Junge ist ja eher für den noch kindlicheren Bereich festgelegt. Aber dann wird rasch klar, es du meinst Sandras Ex.
Deine Beschreibungen sind auch hier rein äusserlich. Vielleicht könnte die Art, wie er etwas tut, also lächelt, redet, Gestik etc. etwas über sein Inneres aussagen?


Dahinter ein untersetztes Mädchen mit blonden Haaren und einem runden Gesicht.

Leichter Silberblick, offenes Lachen, Grübchen im linken Mundwinkel.
Hier ist ebenfalls grob schraffiert, wie die Person aussieht, bis auf das offene Lachen, das gibt ein Stück ihres Chararkters frei.
„Oh“, machte Reto und sein Magen verkrampfte sich. Hatte Sandra etwa wegen ihm Schluss gemacht? Aber waren er und Sandra wirklich schon zusammen? Und wenn sie nur mit ihnen spielte?
Hm...ist es wirklich Magenkrampfen? Mir erscheint seine Reaktion zu heftig.
Reto drehte seinen Cervelat am Spiess über dem Feuer.
Also hier würde ich einfach gerne wissen, was ihr Schweizer damit meint. Cervelat kenne ich in unserem Sprachgebrauch als sog. Cervelatwurst, eine Art Salami, von der man Scheiben abschneidet, um sie sich aufs Brot zu tun. Aber diese hier hat sogar Beinchen, die scheinbar am besten schmecken? Klingt interessant. Was isst Reto da ?

Reto hatte einen Klumpen im Magen. Was wollte Toni von ihr? War er immer noch in sie verliebt? Was trieb Sandra für ein Spiel? Er mochte sie wirklich gerne, weshalb sonst war er hier bis ans Ende der Welt gepilgert. Bier und Cervelat gab‘s schliesslich auch zuhause – und Kollegen. Ob Sandra ihn nur benutzte, um Toni …
Hier weichst du meiner Meinung nach zu sehr aus in die Tell-Abteilung. Klar, du schilderst es als Gedankengänge von Reto, das ist dann nicht 100% tell, sondern schon ein bisschen auch show. Aber es ist trotzdem eine Art Mogelpackung. Zum Beispiel: "Was wollte Toni von ihr?" und "War er immer noch in sie verliebt?" und "Was trieb Sandra für ein Spiel?" und "Er mochte sie wirklich gerne" und "Ob Sand ihn nur benutzte, um Toni ..." sind alles Dinge, die man sich als Leser selbst fragt und zwar ohne die Gedankengänge des Protagonisten lesen zu müssen. Ich glaube diese Szene könnte stärker werden, wenn er einfach nur eine, aber dafür drastische Reaktion zeigt. Ich kenne deinen Protagonisten nicht gut genug, um dir sagen zu können, was genau ich mir vorstelle. Aber was würde jemand als nächstes tun, der solche Gedanken hat? Angriff? Oder Flucht? Oder Apathie?
Wie wär es, wenn er ihr hinterher will und man es deutlich erkennt, dass er ungehalten ist, er wirft unwirsch etwas weg, steht auf und geht in eine Art Angriffshaltung. Oder, aber das hast du gar nicht bei ihm angelegt: er könnte auf ironische Weise Sandra zurückpfeifen und laut rufen, hey Süsse, hier ist dein Platz, gleich neben mir am Feuer oder so..., Oder er schaut auf seine Uhr und der Leser erfährt, dass er gerade durchdenkt, ob er noch die letzte Bahn bekommen könnte, wenn er ...aber verwirft es dann, weil es ist eh dunkel und so weiter, die letzte Bahn ist schon fort. Oder er sackt in sich zusammen und dröhnt sich mit noch einer Flasche Bier weiterhin zu.

„Du magst Sandra“
Hier fehlt ein Pünktchen.
„Du redest kaum mit jemandem, bleibst immer in der Nähe von Sandra.“
Das sagt jetzt die Carmen, aber geschildert hast du es nicht innerhalb der Geschichte. Da könnte noch mehr Aktion von deinem Protagonisten sein.
„Oh – das hätte ich jetzt nicht erwartet“, flüsterte Carmen.
Ein Schrei aus dem Wald.
Das Echo war noch nicht verklungen, als erneut Schreie zu hören waren.
„Hilfe! Hil – fe! “
„Das ist Marcel“, rief Sandra und löste sich von Toni.
Das ist ein echt spannender Absatz. Echt gelungen. Ich finde, das, was Carmen sagt, richtig treffend und so schön vielsagend und bevor das jetzt in aller Ruhe breitgetreten wird, steigst du mit einer Katastrophe aus. Gut gemacht. Erhöht die Spannung.
„Marcel“, kreischte Sandra und drückte ihren Bruder an sich.
kreischte finde ich übertrieben. Ich würde vielleicht gar nicht etwas dazu schreiben, in welcher Tonlage etc. sie "Marcel" sagt, sondern was sie sonst noch tut. Vielleicht kannst du über ihre Körperhaltung, ihre Gesichtsmimik deutlich mehr über ihre Verfassung rüberbringen.
„Was war das denn eben?“, fragte Sandra.
Reto gab ihr einen Kuss. „Ich glaube, die weisse Frau hat heute Abend mit uns Schicksal gespielt.“
Du bist echt fies. Du versaust mir das glorreiche Happyend, du Schuft. Dieser Satz, den Sandra da sagt, der besagt doch wohl, dass sie den Toni auch noch nicht aus ihren Fängen gelassen hat. Nungut, ein sauberes glückliches Pärchenhabensichnunendlichlieb-Ende wäre dann auch wieder viel zu brav, da würde dann der nächste Kritiker drüber herfallen. Dann ist es schon so wie es ist spannender. Manchmal glaube ich, dieser Wettbewerb legt eines wunderbar zutage: es traut sich kaum jemand, richtig einfach nur fett und unverblümt glücklich zu sein, sonst hätte er es seinen Figuren endlich mal so richtig gegönnt. :D
Nix für ungut, du kriegst jetzt hier grad die Breitseite all dessen ab, was ich in all den anderen Geschichten ebenfalls vermisst habe.
Deine Story ist schon ok.

Lieben Gruß

lakita

 

Hallo ihr fleissigen Kommentator*innen @Katta , @linktofink , @Eraclito , @Seth Gecko und @lakita .

Ich bitte um Entschuldigung für das verspätete Rückmelden. Bei mir im RL herrscht gerade Land unter. Aber da muss ich durch, also versuche ich ab und zu aufzutauchen.
Here we go ...

Salü @linktofink

Hat mich gefreut, dass dich meine kleine Geschichte mit auf die Resie nehmen konnte, wenn gleich sie noch nicht das Gelbe vom Ei darstellt.

linktofink schrieb:
Die Geschichte hat alle Zutaten, die es braucht, dennoch hat sie mich nicht vollends gepackt, was daran liegt, dass es mir besonders gegen Ende alles zu glatt geht.
Ich habe mich irgendwie in den Dialogen verloren, zu stark am Plot entlanggehangelt, dass etwaige Emotionen etwas auf der Strecke blieben. Aber deine und der andern Rückmeldung ist extrem wertvoll, die Geschichte noch etwas in diese Richtung auszubauen, den Prots mehr Tiefe und Konturen zum Mitfühlen zu verleihen.

linktofink schrieb:
Letztlich sind sie alle sehr vernünftig und auch brav, mir fehlt so ein Sternchen-Moment, doch im Sinne der Challenge passt das wohl.
Na ja, wenn ich seh, wie breit gefächert der Sinn der Challange ausgelegt wird, dann darf ich wohl auch noch eine Schippe drauflegen. ;)

linktofink schrieb:
Was wollte Toni von ihr? War er immer noch in sie verliebt? Was trieb Sandra für ein Spiel? Er mochte sie wirklich gerne, weshalb sonst war er hier bis ans Ende der Welt gepilgert. Bier und Cervelat gab‘s schliesslich auch zuhause – und Kollegen. Ob Sandra ihn nur benutzte, um Toni …
Finde das sehr tellig.
Stimmt, hab ich gekürzt. Ich muss sowieso nochmal drüber und versuchen, weniger geschwätzig zu sein, mehr die Figuren agieren zu lassen.

linktofink schrieb:
Toni schaute mit blitzenden Augen auf Reto. Seine Augen sprachen Bände: Und jetzt willst du hier den Helden spielen.
Könntest Du streichen, denn die blitzenden Augen sagen mir als Leser alles.
Macht Sinn, hab's gekürzt, danke.

linktofink schrieb:
„Ach, das war doch nur logisch(.)“, sagte Toni.
Punkt in der Mitte weg.
War eh komischer, der Satz. Habe ich abgeändert.

Die restlichen Tipp-Fehler (z.B. Caterpillar, meno!) habe ich behoben.

Ich sehe, dass mich das Challenge-Thema zu stark ausgebremst hat und ich versuchen muss, noch – wie du sagst – so einen Sternchenmoment, was den Leser abholt, reinzubekommen.

Danke dir, lieber linktofink fürs Lesen und kommentieren.
Deine Anmerkungen sind wertvoll für die Überarbeitung.

Liebe Grüsse, dot


Salü @Katta

katta schrieb:
dein Einstieg hat mir gefallen. Ich mag deine recht ausführliche Beschreibung der Szenerie.
Freu. Danke dafür.

katta schrieb:
Bei den Beschreibungen der Personen bist du manchmal für mich übers Ziel hinaus, Sommerbluse und Destroyed Jeans, das hilft mir irgendwie nicht bei der Verortung, schon beim gemähten Rasen hatte ich an Sommer gedacht.
Ja, da muss ich sehen, wie ich das besser mache. Auch das Alter der Protas wurde von anderen als unklar empfunden. Hier steht tatsächlich noch Nachbesserung aus.

katta schrieb:
Sie trug eine leichte Sommerbluse zu blauen Destroyed Jeans, die Füsse steckten in schwarzen Caterpiller mit grobem Profil. Reto schaute auf seine Converse.
„Keine Angst, wird ein Spaziergang“, erriet Sandra seine Gedanken.
„Willkommen auf dem Lande, Stadtmensch“, sagte sie und nahm Reto kurz in die Arme.
„Äh, danke für die Einladung“, stammelte er.
„Komm, die anderen sind sicher schon beim alten Hotel“, grinste Sandra und setze sich die Sonnenbrille auf.
Die anderen. Klar, ihre ganzen Freunde aus dem Dorf. Was hatte er erwartet? Alleine mit Sandra am Lagerfeuer, später zusammen im Schlafsack, unter freiem Himmel Sterne zählen?
Ich finde auch, dass der ABsatz stark gekürzt werden könnte, besonders weil du am Ende mMn zuviel verrätst.
[...]
Insgesamt ist mir deine Geschichte zu dialoglastig, weil ich nicht sehe, dass der ganze Dialog nötig für die Geschichte ist. An dieser Stelle musst du doch noch gar nicht verraten, was er sich wünscht. Schöner wäre ja, ich würde das als Leser selber entdecken können, ohne mit der Nase darauf gestoßen zu werden.
Ich sehe, in welche Richtung es gehen soll. Nur das nötigste Beschreiben, nicht zuviel verraten. Habe diesen Teil etwas umgeschrieben, hoffentlich passt es so.

katta schrieb:
Ich würde mir wünschen, dass der Erzähler vom Anfang mal wieder auftaucht und nicht die ganzen Infos über die Dialoge vermittelt, das bremst mich beim Lesen dann aus, reißt mich aus der Stimmung. Und im Grunde geht es dann mit unglaublich viel Dialog weiter und der erste Eindruck, den ich hatte, also diese schöne Verortung in der Szenerie, das Versprechen einer Stimmung, das wird dann irgendwie nicht so richtig eingelöst.
Ich sehe, was du meinst. Das Dialog lastige scheint der Knackpunkt zu sein. Mal sehen, wie ich das besser hinbekomme ...

katta schrieb:
Mit der Rettung des Bruders kommt zwar dann noch mal ein bisschen Action ins Spiel und ja, am Ende hat er dann das Mädchen, aber irgendwie reicht mir das nicht, das läuft mir alles zu glatt, er kriegt zwar das Mädchen, aber ich habe nicht gespürt, dass er sich angestrengt hat, er hat es sich nicht so richtig verdient oder erarbeitet, dadurch wirkt er insgesamt auch sehr passiv und ihm fällt das Mädchen halt so zu
Stimmt, eigentlich schwimmt Reto mehr so mit der Geschichte mit. Da geht noch was, danke.

katta schrieb:
außerdem hat sie doch gerade noch mit Toni hinter irgendwas rumgetuschelt: Bruder in Not,zack, den rette ich mal eben, und schon ist sie ganz dankbar und an seiner Seite? Nicht unmöglich, aber eben auch, naja, nicht so zum mitfiebern bzw. drin schwelgen. Ja genau, am Ende ist es so, dass es mir ein bisschen egal ist, dass er das Mädchen hat bzw. ich ihn noch nicht mal richtig verstehen kann (Hat sie nicht gerade noch Toni geküsst?).
Uff, das sind schwerwiegende Punkte. Eigentlich wollte ich, dass Toni mit Sandra definitiv Schluss macht, sie sich hinter der Ruine aussprechen, dummerweise aber bei der freundschaftlichen "Besiegelung" erwischt werden. Reto müsste da eigentlich viel eifersüchtiger reagieren, auch wird das Missverständnis in Folge nie richtig aufgeklärt. Dadurch wirkt das Ende dann wohl etwas – beliebig. Ich setze mich da nochmal dahinter.

Danke dir fürs Lesen und die Schwachstellen aufzeigen. Das hilft mir ungemein.
Liebe Grüsse, dot

Salü @Eraclito

Eraclito schrieb:
Zunächst muss ich sagen, dass ich nicht gerne Feel-Good Literatur lese. Unabhängig davon finde ich, dass deine Geschichte gutgeschrieben ist und perfekt zum Thema der Challenge passt. Du hast gute Chancen zu gewinnen.
Merci, dass du trotz der Abneigung gegen Wohlfühl-Literatur mit meiner Geschichte etwas anfangen konntest, ihr sogar das Treppchen zutraust. Mal sehen, was wird.
Liebe Grüsse, dot


@Seth Gecko und @lakita
Euch schon mal danke fürs Lesen und Kommentieren. Muss euch etwas vertrösten, werde aber sicher noch auf eure wertvollen Anmerkungen eingehen, wie fehlende Alterseinordung, oder der Hintergrund der Verbindung Sandra/Reto usw.

Liebe Grüsse, dot

 

Hallo dotterl, schön, mal wieder was zu lesen. Und dann kommt da gleich ein Reto. Ich mag einfach das Regionale, das auch durch deine Geschichten häufig durchschmimmert.
Ich mag das setting an deiner Geschichte sehr, die Idee, einen für diese Jugendlichen wichtigen Zeitabschnitt mit einer klassischen Gespenstergeschichte zu verknüpfen und zu zeigen, wie sich die Jugendlichen in dieser Situation bewähren und an ihr reifen.

Du hast deine Geschichte ja schon etwas überarbeitet, oder?

Halt auf Verlangen. Ruckelnd kam der Regionalzug zum Stillstand und Reto drückte auf den grünen Knopf. Zischend schoben sich die Türen zur Seite. Ein Geruch nach frisch gemähtem Gras, in der Ferne Kuhglocken, das Bellen eines Hundes.
Schöne Einführung, man merkt, der Reto fährt aufs Land. Und da er das alles wahrnimmt, kommt er wohl eher aus der Stadt.
Aus dem Schatten löste sich eine schlanke Gestalt. Sandra. Seine Wangen fingen an zu kribbeln und seine Hose wurde eng im Schritt. Schnell schaute er ins Tal hinunter, atmete tief durch, bevor er seinen Rucksack hochwuchtete und lässig Richtung Bahnwärterhäuschen schlenderte.
Hui, das geht aber schnell mit dem Schritt, naja, er ist ja auch noch jung, da kommt das vor. Ist ja schließlich eine Jugendgeschichte. Aber schön ist, man merkt gleich, da ist viel Freude, Verliebtsein, Aufregung und auch ein bisschen Angst im Spiele, wie das wohl alles werden wird.

Sandra hatte ihre langen braunen Haare zu einem Pferdeschwanz gebunden. Ihre Füsse steckten in schwarzen Caterpillar mit grobem Profil. Reto schaute auf seine Converse.
Das war, glaub, vorher genauer, oder? Find ich gut, dass du das gekürzt hast. Und man merkt auch gleich seinen Zweifel, ob er passend gekleidet ist.

Und dann kommt Marcel ins Spiel. Den hättest du von mir aus ruhig noch ein bisschen direkter zeigen können. Er wirkt nett, aber auch so, als ob er gut ein paar unangenehme Wahrheiten ausplaudern könnte, weil ihm ein Heuchelgen fehlt. :D
Ich sag das deswegen, weil er mir noch ein wenig blass vorkommt, so wirkt er bisher noch ein bisschen zu sehr wie das Material für die Bewährungsprobe der beiden jugendlichen Helden um die schöne Sandra. Wenn Marcel so ein bisschen ausführlicher und genauer charakterisiert ist, gehen die Leser mehr mit. Ich würde ihn später auch ruhig ein bisschen mehr im Wasser zappeln lassen, damit die Spannung steigt.

Reto deutete auf einen Stapel Langhölzer seitlich des Weges.
„Ach deshalb sind hier überall diese Holzlager.“
„Genau. Die Schreinerei wurde nicht mehr aufgebaut, das übriggebliebene Holz hat man dann im Wald gestapelt.“
Der gezackte Fels mit den Kalkbrocken ist ja ein schönes Foreshadowing auf das Kommende, einfach durch die Schroffheit, das Wilde der Gegend, aber das Holzlager entbehrt für mich noch einer Funktion. Generell wrde ich nämlich sagen, da gibts insgesamt noh Kürzungspotential.

Gut finde ich auch, wie du seine Kurzatmigkeit einführst.

Es war tatsächlich nur eine Ruine. Zwei offene Mauerdurchbrüche gaben den Blick in einen einzelnen Raum frei. Der Boden gefliest mit Ornamenten, die Wände weiss verputzt. Als Witterungsschutz hatte man Wellblech auf den Dachlatten angebracht.
Müsste aus meiner Sicht nicht ganz so genau.
„Und du musst Reto sein“, versuchte Carmen das drohende Gewitter abzufangen.
Leichter Silberblick, offenes Lachen, Grübchen im linken Mundwinkel.
„Sandra hatte recht, du bist wirklich süss.“
Wer hat da jetzt den Silberblick? Reto oder Sandra? Von der Perspektive her müsste Reto sie so sehen, aber hat der nicht nur Augen für Sandra? Das kommt mir dann ein bisschen zu sehr aufgezählt vor.
Sie liess Toni stehen und marschierte aufs Feld. Die Jungs kamen angerannt, begrüssten Sandra stürmisch und gratulierten ihr zum Geburtstag. Toni stapfte zum Schuppen und begann die Getränke zum Bach zu schleppen. Marcel machte sich am Grill zu schaffen und zerknüllte Zeitungspapier.
Kürzungspotential, also nicht dass das wegbleibt, aber man könnte an der Ausführlichkeit arbeiten.
„Oh“, machte Reto und sein Magen verkrampfte sich. Hatte Sandra etwa wegen ihm Schluss gemacht? Aber waren er und Sandra wirklich schon zusammen? Und wenn sie nur mit ihnen spielte?
Alles klar, das wird jetzt die Zwickmühle.


„Ich mag am liebsten die Beinchen“, sagte Marcel.
Um Gottes Willen, ein Würstchen mit Beinen. Das könnte auch ein Dackel sein, der da grillt. Ohweh.

„Die weisse Frau?“, fragte Reto. Sandra gesellte sich mit einer Flasche Twister zu ihnen und drückte ihm einen Kuss auf die Backe. Toni schaute zu ihnen herüber und grinste frech. Retos Wangen kribbelten.
„Marcel meint, er habe mal die weisse Frau gesehen“, sagte sie.
„Das stimmt auch. Aber keiner glaubt mir.“
„Was ist denn mit dieser weissen Frau?“
„Ach, sie ist eine Sagengestalt. Die Tochter eines Grafen aus dem Mittelalter, glaube ich. Lebte in der Burg auf dem Dorfhügel. Als Kinder spielten wir dort oben oft Verstecken, war natürlich verboten, aber das machte es nur interessanter …“
„Und die weisse Frau war …?“
„… eine holde Maid, die sich in einen Marktfahrer aus der Stadt verliebt hatte. Ihr Vater war natürlich gegen diese Liebschaft und so stürzte sie sich aus Liebeskummer vom Burgturm. Seither wandelt sie als Geist durch die Gegend auf der Suche nach ihrem Geliebten.“
Klar, die weiße Frau (es geht ja noch weiter) ist wichtig, aber sie wird hier sehr reiseführermäßig eingebracht. Das könnte man spannender machen. Oder auch einfach nur kürzer, so dass das Wesentliche des Gespenstes rüberkommt. Ich fände hier ja einen Dialog auch nett.

Dass Carmen sehr offen gegenüber Reto ist, hat mich ein bisschen gewundert. Das kam für mich überraschend, irgendwie fehlt mir da ein kleiner Übergang. Oder irgendwas, warum Carmen so bei Reto andockt, andocken kann. Vielleicht, dass er jetzt ganz bedröppet aussieht, und Carmen das merkt.

Die nachfolgende Rettungsaktion ist spannend, aber wie gesagt, ich hätte den armen Marcel noch ein bisschen mehr zappeln lassen , die Szene noch ein bisschen mehr dramatisiert, noch ein bisschen mehr ein Zögern Tonis gezeigt, ein Straucheln Retos, was auch immer, da gäbe es ja vieles. Im Moment bleibt das gefühlsmäßig ein bisschen zu sehr auf einer Linie.

Schönes Ende dann, wie sie alle um das Feuer sitzen und letzten Endes doch jeder sein Liebchen kriegt. Reto kriegt Sandra, Carmen krieg Toni und Marcel kriegt die weiße Frau. :D

Ich hab deine Jugendgespenstergeschichte sehr gerne gelesen. Schöne Idee. Und was ich immer so mag, das ist das Regionale, die Verknüpfung zwischen realen Vorgängen und dan n Mythen, Sagen- oder Gruselgestalten dieser Region.
Kriegt man direkt Lust, auch mal sowas zu schreiben.
Machs gut und danke für den Fisch.
Novak

 

Lieber Dot,
ein Hauch von Sommernachtstraum mit weißer Frau und Liebesreigen. Du hast schon sehr gestrafft, besonders an Dialogen, glaube ich und das hat der Geschichte gut getan. Eigentlich erfährt man nicht so viel über die Hintergründe deiner Protagonisten, auch nichts von der Vorgeschichte. Da gibt es knappe äußere Beschreibungen und dann geht es gleich los, mit Zwischenmenschlichem. Vielleicht würde da hier und da eine Andeutung noch mehr Farbe geben.

Seine Wangen fingen an zu kribbeln und seine Hose wurde eng im Schritt.
Huch, das ist neu, oder? Das ist die einzige Stelle, wo es explizit sexuell wird und fällt etwas raus. Insofern würde ich entweder noch mehr Stellen einbauen, wo es um erotische Anziehung geht, oder diese hier weglassen.
Ihre Füsse steckten in schwarzen Caterpillar mit grobem Profil. Reto schaute auf seine Converse.
Caterpillar und Converse sagte mir jetzt gar nichts, aber das liegt sicher an mir.
Ein untersetzter Junge kam ihnen entgegen. Einen Kopf kleiner als Sandra, Reto schätzte ihn auf etwa fünfzehn Jahre.
Den Marcel hattest du vorher als Kind mit Down-Syndrom. Das hat mir sehr gut gefallen, auch, wie du das mit wenigen Sätzen gezeigt hattest. Auch diese besondere Faszination für die weiße Frau hatte da gut gepasst. Jetzt ist er irgendwie langweiliger geworden.
„Ah, am Bahnhof, der Brunnen im Holzhäusschen?“, sagte Reto und hielt sich die stechende Seite.
„Genau. Alles in Ordnung mit dir?“
„Klar, bin fit wie ein Turnschuh. Weiter geht’s.“
Schön.
Am Ende der gepflegten Rasenfläche, auf dem gerade ein paar Jungs einem Ball hinterherjagten, waren die Überreste eines Gebäudes zu sehen.
auf der
„Das ehemalige Kurhotel, oder was davon übriggeblieben ist“, sagte Sandra.
Es war tatsächlich nur eine Ruine. Zwei offene Mauerdurchbrüche gaben den Blick in einen einzelnen Raum frei. Der Boden gefliest mit Ornamenten, die Wände weiss verputzt. Als Witterungsschutz hatte man Wellblech auf den Dachlatten angebracht.
Toller Ort für diese Geschichte, das weckt soviel Phantasie.
„Habt ihr schon Feuer gemacht? Ich riech so gar nichts“, sagte Sandra und hielt den Holzfäller auf Distanz.
Ich glaube, Sandra ist jetzt etwas klarer, oder?
Leichter Silberblick, offenes Lachen, Grübchen im linken Mundwinkel.
„Sandra hatte recht, du bist wirklich süss.“
Das ist schon ungewöhnlich distanzlos. Beim ersten Mal lesen dachte ich, sie hat auch eine geistige Behinderung. Vielleicht etwas subtiler? "Sandra hat schon so viel von dir erzählt ..."
Das Bier war angenehm kühl, die laue Sommerluft roch nach Fichtennadeln und Ferien.
Marcel liess sich neben Reto ins Gras fallen und öffnete eine Coladose. Reto drehte seinen Cervelat am Spiess über dem Feuer.
Ach, so schön, ich kriege Lust auf Sommer. Das ist sehr stimmungsvoll geschrieben.
„An Sandra werde ich nie rankommen“, seufzte sie. „Seit der Schule hat sie immer die starken Burschen abbekommen.“
„Oh, Moment – du magst Toni!“
Hier war ich erst irritiert. Es geht um Konkurrenz, aber zuerst dachte ich, sie will auch etwas von Sandra. So was richtig Gutes fällt mir aber auch nicht ein. Vielleicht einfach: "Ach, ich beneide Sandra." Dass er daraus schon schließt, dass sie auf Toni steht, finde ich ja sehr schlau. Da könnte es noch einen Zwischenschritt geben.
Sie wollten gerade zurück zum Grillplatz, da sahen sie, wie Sandra Toni hinter der Ruine umarmte und ihm einen Kuss auf die Wange drückte.
Das wird nicht aufgeklärt oder? Ich glaube, du hast auf einen Kommentar geschrieben, dass das so eine Art Aussprache war, aber da wäre ich jetzt nicht drauf gekommen. So denkt man ja schon, dass sie bis zur Rettung des Bruders ein doppeltes Spiel gespielt hat und das macht sie unsympathischer.
Toni schaute mit blitzenden Augen auf Reto. Seine Augen sprachen Bände: Und jetzt willst du hier den Helden spielen.
Reto hielt ihm das abgerollte Kabel entgegen. „Okay “, lenkte Toni ein und schlang das Kabel gekonnt um Retos Brust. Danach setzte er sich und stemmte beide Beine gegen die Betonmauer.
Schöne Szene.
Reto befreite sich vom Kabel und im selben Moment schlang Sandra ihre Arme um ihn und gab ihm einen dicken Kuss auf die Backe. Ihre Tränen netzten seine Wangen.
„Du bist mein Held. Wenn du nicht gewesen wärst – und natürlich Toni …“
Das finde ich zu dick. Da fände ich es fast besser, wenn Reto und Toni sich kriegen. Sie war doch vorher eigentlich ganz tough. Ich meine, natürlich kann sie superdankbar sein, aber nicht in diesen Worten. Finde ich. Und ich finde, sie könnte sofort beiden zugleich danken.
„Ich habe sie gesehen …“, flüsterte Marcel zu Carmen, die sich neben ihn gesetzt hatte.
„Wen hast du gesehen?“
„ Die weisse Frau. Sie hat mir zugewunken. Dann bin ich ins Wasser gefallen.“
Schön.
„Ja, ich glaube auch, dass ich so was nie mehr mache“, sagte Marcel und zog die Rettungsdecke enger um seinen Körper.
Meine Lieblingsstelle. :herz:
Reto lächelte und liess seine Augen mehrmals rasch in Richtung des stochernden Tonis wandern. Carmen begriff, gab sich einen Ruck und stand auf.
Könnte er nicht noch ein Stöckchen werfen oder so? Das ist schon sehr subtil mit den Augen. Und: ich würde unbedingt vorher noch etwas einbauen, dass Toni eigentlich auch etwas für Carmen übrig hat, auch wenn ihm das nicht bewusst ist. Da muss es noch irgendeine Interaktion zwischen den beiden geben. So denke ich , dass er Toni doch noch an Sandra hängt. Und fände es logischer, wenn Carmen sich jetzt eine Abfuhr holt.

Lieber Dot, auch wenn ich jetzt viel gemeckert habe, das ist wirklich eine Wohlfühlgeschichte, stimmungsvoll, mit einem tollen Setting, und schön mit der Geistergeschichte verbunden.

Liebe Grüße von Chutney

 

Salü @Seth Gecko

Seth Gecko schrieb:
Der Einstieg hat mir gefallen, ich konnte mir anhand Deiner Erzählstimme die Szenerie gut vorstellen.
Schön, das freut mich.

Seth Gecko schrieb:
Als dann Marcel auftauchte, habe ich mich gefragt: Wie alt sollen die Protagonisten sein? Wie alt ist Marcel? Hier wäre eine kurze Erwähnung über den Dialog o.ä. mMn hilfreich, aber das kann auch nur mir persönlich so gehen.
Alles Teenager. Das Alter von Sandra und Marcel hab ich nun explizit erwähnt. Ich hoffe, das passt so.

Seth Gecko schrieb:
Leicht gestolpert bin ich hier:
„Komm, die anderen sind sicher schon beim alten Hotel“, grinste Sandra und setze sich die Sonnenbrille auf.
Die anderen. Klar, ihre ganzen Freunde aus dem Dorf. Was hatte er erwartet? Alleine mit Sandra am Lagerfeuer, später zusammen im Schlafsack, unter freiem Himmel Sterne zählen? „Wo bleibt ihr? Die anderen warten sicher schon.“
Ich würde aufgrund der Wiederholung überlegen, das letzte "die anderen" zu ersetzen.
Ich habe nun die "Anderen" komplett rausgestrichen. Wie @Katta bereits erwähnte, verrät das zu viel vom weiteren Verlauf.

Seth Gecko schrieb:
Dann folgt die Wanderung. Da hättest Du mich beinahe verloren. Es passiert nichts und der Weg ist imA auch nicht wichtig für die Geschichte, außer, dass man erfährt, dass man es hier oben schon mal mit gefährlicher Straßenlage o.ä. zu tun bekommt. Was ja irgendwie so ein bisschen Foreshadowing auf spätere Ereignisse wirft.
Der Weg ist mir wichtig, gehört zum Setting. Auch wollte ich zeigen, dass ist "Sandra-Land", da muss Reto durch.:D
Ich habe den Absatz dafür minimalst gerafft.

Seth Gecko schrieb:
„Und du musst Reto sein“, versuchte Carmen das drohende Gewitter abzufangen.
Hier erwähnst Du aus dem Nichts ihren Namen, dieses Plötzliche hat mich straucheln lassen.
Stimmt, der Autor kannte sie schon, der Leser nicht. :D
Hab ich angepasst, danke dafür.

Seth Gecko schrieb:
Sandra kramte in ihrem Rucksack und zog einen Schlüssel aus der Seitentasche. „Mist, dachte ich hätte ihn Res mitgegeben. Okay, mein Fehler, aber jetzt hopp das Bier ins Wasser stellen und Feuer anmachen. Wir wollen schliesslich eine Grillparty feiern.
Den letzten Satz könntest Du mMn streichen, denn a) klingt das irgendwie hölzern und b) höre ich den Verfasser des Textes, der sagen will: "Darum sind sie hier!"
Gekauft, danke.

Seth Gecko schrieb:
... der kleine Marcel in den Fluss fällt und gerettet werden muss. Dieser ganze Höhepunkt kommt für mich ein wenig aus dem Nichts und kann dann dafür überraschend schnell erfolgreich gelöst werden, dramatische Herz-Lungen-Massage inklusive. Kann man machen. Las sich aber etwas sehr beliebig.
Andere Kritiker haben auch erwähnt, dass man die Rettungsaktion ruhig noch etwas ausbauen kann. Ich überlege mir etwas, danke fürs Anmerken.

Seth Gecko schrieb:
Am Ende dann das große Happy End, für alle Beteiligten.
Ich fand die Geschichte nicht schlecht, gepackt und mitfiebern lassen hat sie mich dennoch nicht. Dafür blieb der Prota zu blass und der innere Konflikt des Nebenbuhlers entwickelte keine richtige Fallhöhe. Das Drama gen Ende entfaltete sich gefühlt zu konstruiert.
Ich nehme das mal als Ansporn, mit feiner Klinge nachzubessern.

Danke fürs Lesen und die wertvollen Anmerkungen.
Liebe Grüsse, dot


Salü @lakita

lakita schrieb:
deine Geschichte über Reto und Sandra hat mir gut gefallen. Du schreibst schön flüssig und es las sich alles gut runter, ohne dass ich laufend hängengeblieben bin. Klare Erzählweise liegt mir sehr, ich bin nämlich nicht so der Rätselratenlesertyp. Von daher mag ich deinen Schreibstil sehr.
Das freut mich ungemein. Schön, dass ich dich mit der Geschichte abholen konnte.

lakita schrieb:
Man erfährt nur, dass sich Reto viel ausgerechnet hat mit ihr, aber sich weder seiner Sache sicher ist, noch voller Tatendrang vorhat, etwas zwischen ihm und ihr zu zementieren. Er wirkt während all der Handlungen verhalten und abwartend.
So habe ich mir den Reto vorgestellt. Am liebsten würde man ihm in den Hintern treten und rufen "nun mach mal ernst hier!" :D

lakita schrieb:
Ich hätte mir auch noch gewünscht, dass Reto deutlich intensiver für Sandra empfindet als du es geschildert hast, dass für ihn eher absolut klar ist, dass er Sandra liebt oder in sie verliebt ist und es nicht nur von Carmen erklärt bekommt.
Etwas mehr aus seinem Inneren hätte ich gefunden.
Interessanter Punkt. Hier habe ich versucht, etwas nachzuhelfen und die Nachhilfestunde mit Carmen angepasst. Dafür hilft er Marcel Feuer machen und denkt über sich, Sandra und Toni nach. Besser?

lakita schrieb:
Fast schon so eine Art Antiheld, den man als Leser dringend retten möchte, weil man ahnt, dass er ganz schnell von anderen Typen an die Wand gedrückt werden kann.
Das führt dazu, dass man Carmen sympathischer findet als Sandra, denn sie schaut genau hin und ist empathisch ihm gegenüber.
Guter Punkt, Carmen sollte Nebendarstellerin bleiben. Ich habe sie nun mehr zu Toni verschoben und Sandra näher zu Reto. Hoffe, das kommt rüber.

lakita schrieb:
Die anderen. Klar, ihre ganzen Freunde aus dem Dorf. Was hatte er erwartet? Alleine mit Sandra am Lagerfeuer, später zusammen im Schlafsack, unter freiem Himmel Sterne zählen?
Dieser Gedankengang ist immens wichtig. Noch mehr hätte ich aber etwas über seine körperlichen Reaktionen, seine Sehnsucht oder wenigstens das erfahren, was er an Sandra so anziehend findet. Ein bisschen mehr Innenleben sozusagen.
Hm, das habe ich nun ganz gestrichen, da es zu viel vorweg nahm.

lakita schrieb:
Ein kleiner stämmiger Junge kam ihnen entgegen.
Während der gesamten Geschichte hatte ich das Problem, dass der kleine Junge alterslos ist.
Konnte ich hoffentlich entschärfen.

lakita schrieb:
Ein grosser Junge kam auf sie zu, rote Haare, breite Schultern, Holzfällerhemd mit aufgekrempelten Ärmeln, dunkelgrüne Arbeiterhosen, die gleichen Catepillar wie Sandra.
Zunächst dachte ich, ah ein Spielgefährte Marcels, weil Junge ist ja eher für den noch kindlicheren Bereich festgelegt. Aber dann wird rasch klar, es du meinst Sandras Ex.
Deine Beschreibungen sind auch hier rein äusserlich. Vielleicht könnte die Art, wie er etwas tut, also lächelt, redet, Gestik etc. etwas über sein Inneres aussagen?
Guter Punkt, hab ich versucht zu ändern.

lakita schrieb:
Reto drehte seinen Cervelat am Spiess über dem Feuer.
Also hier würde ich einfach gerne wissen, was ihr Schweizer damit meint. Cervelat kenne ich in unserem Sprachgebrauch als sog. Cervelatwurst, eine Art Salami, von der man Scheiben abschneidet, um sie sich aufs Brot zu tun. Aber diese hier hat sogar Beinchen, die scheinbar am besten schmecken? Klingt interessant. Was isst Reto da ?
Der Cervelat ist eine Schweizer Brühwurst (=> Bockwurst) und hat mit der in Deutschland bekannten Zervelatwurst nichts zu tun. (wikipedia:Cervelat)
Hinter dem Link sieht man auch ein Bild einer Cervelat mit "Beinchen". ;)

lakita schrieb:
Reto hatte einen Klumpen im Magen. Was wollte Toni von ihr? War er immer noch in sie verliebt? Was trieb Sandra für ein Spiel? Er mochte sie wirklich gerne, weshalb sonst war er hier bis ans Ende der Welt gepilgert. Bier und Cervelat gab‘s schliesslich auch zuhause – und Kollegen. Ob Sandra ihn nur benutzte, um Toni …
Hier weichst du meiner Meinung nach zu sehr aus in die Tell-Abteilung. Klar, du schilderst es als Gedankengänge von Reto, das ist dann nicht 100% tell, sondern schon ein bisschen auch show. Aber es ist trotzdem eine Art Mogelpackung. Zum Beispiel: "Was wollte Toni von ihr?" und "War er immer noch in sie verliebt?" und "Was trieb Sandra für ein Spiel?" und "Er mochte sie wirklich gerne" und "Ob Sand ihn nur benutzte, um Toni ..." sind alles Dinge, die man sich als Leser selbst fragt und zwar ohne die Gedankengänge des Protagonisten lesen zu müssen. Ich glaube diese Szene könnte stärker werden, wenn er einfach nur eine, aber dafür drastische Reaktion zeigt.
Hat auch @linktofink als zu tellig angemerkt. Hab das etwas gerafft und dazu Reto einen Ast werfen lassen. Hoffe, es passt so.

lakita schrieb:
„Du redest kaum mit jemandem, bleibst immer in der Nähe von Sandra.“
Das sagt jetzt die Carmen, aber geschildert hast du es nicht innerhalb der Geschichte. Da könnte noch mehr Aktion von deinem Protagonisten sein.
Ich habe den Abschnitt etwas umgeschrieben, Carmen ist nun etwas weniger offen zu Reto.

lakita schrieb:
„Marcel“, kreischte Sandra und drückte ihren Bruder an sich.
kreischte finde ich übertrieben. Ich würde vielleicht gar nicht etwas dazu schreiben, in welcher Tonlage etc. sie "Marcel" sagt, sondern was sie sonst noch tut. Vielleicht kannst du über ihre Körperhaltung, ihre Gesichtsmimik deutlich mehr über ihre Verfassung rüberbringen.
Stimmt, kreischt gesttrichen. Jetzt packt sie ihn erst bei den Schultern, dann umarmt sie ihn und steicht ihm sanft über den Kopf. Weil Wuscheln mag er ja nicht. ;)

lakita schrieb:
„Was war das denn eben?“, fragte Sandra.
Reto gab ihr einen Kuss. „Ich glaube, die weisse Frau hat heute Abend mit uns Schicksal gespielt.“
Du bist echt fies. Du versaust mir das glorreiche Happyend, du Schuft. Dieser Satz, den Sandra da sagt, der besagt doch wohl, dass sie den Toni auch noch nicht aus ihren Fängen gelassen hat. Nungut, ein sauberes glückliches Pärchenhabensichnunendlichlieb-Ende wäre dann auch wieder viel zu brav, da würde dann der nächste Kritiker drüber herfallen.
Die Challange verdient ein Happy End, also habe ich nun Toni durch eine kleine Änderung in Sandras Aussage eindeutig frei gelassen. :D

Tausend Dank fürs Lesen und Kommentieren, liebe lakita.


Liebe @Novak , liebe @Chutney
danke schon mal fürs Lesen und kommentieren, sobald ich wieder Zeit freischaufeln kann, werde ich auch auf eure Vorschläge näher eingehen. Muss morgen früh raus ...

Viele Grüsse,
dot

 

Hey @dotslash

Damit aus dem guten Text eine sehr guter wird, müsste meiner Meinung nach das Schematische der Erzählweise aufgebrochen werden: entweder durch Sprache, Dialog oder den einen oder anderen Twist. Du wechselst zwischen Verortung, Handlung, wieder Verortung, knappe Dialoge, etwas über die handelnden Personen, aber eher von außen betrachtet, dann wieder Beschreibungen der Landschaft und so fort bis zum Ende, der Heldenpose Retos und der irgendwie erwiderten Liebe. Das passt gut zum Thema, konnte aber knackiger, aufgeheizter und was die Beschreibungen betrifft auch gezielter gestaltet werden. Man spürt schon, dass in dem Text eine Menge Arbeit steckt, Planung, allerdings teilweise (zumindest aus Auch-Autor-Perspektive) allzu sichtbar, was dem Text die Prägnanz nimmt, meine ich.
Jetzt rede ich viel, hoffe, du verstehst, was ich meine. Wie gesagt; ein guter, sauberer Text, mit dem sich arbeiten lässt-

Paar Stellen:

Ein ausgedientes Bahnwärterhäuschen mit verrammelten Fenstern, davor Fahrkarten- und Snackautomat. Aus dem Schatten löste sich eine schlanke Gestalt. Sandra. Seine Wangen fingen an zu kribbeln und seine Hose wurde eng im Schritt. Schnell schaute er ins Tal hinunter, atmete tief durch, bevor er seinen Rucksack hochwuchtete und lässig Richtung Bahnwärterhäuschen schlenderte.
ohnehin ein sperriges Wort, vielleicht kannst du die Dopplung ersetzen.
Es war schön, neben Sandra zu marschieren, auch wenn ihm das Tempo zu schaffen machte – ob er ihre Hand nehmen sollte?
Das wäre eine Stelle, da könnte man tiefer reingehen: was war schön?, wie stellt er sich ihre Hand vor?
Weiss getünchte Wände ragten wie Zahnstummel in den Himmel.
starkes Bild
Sie zeigte ein offenes Lachen, Grübchen im linken Mundwinkel.
„Sandra hatte recht, du bist wirklich süss.“
wie sieht ein offenes Lachen aus und was machen die Grübchen?
Reto spürte ein Ziehen in den Lenden und war froh, die festen Jeans den luftugen Shorts vorgezogen zu haben.
du schreibst das mit dem Ziehen in den Lenden zweimal so ähnlich, ganz so, als ob Kerle nur zwischen den Beinen leben
„Ich habe sie gesehen …“, flüsterte Marcel zu Carmen, die sich neben ihn gesetzt hatte.
„Wen hast du gesehen?“
„ Die weisse Frau. Sie hat mir zugewunken. Dann bin ich ins Wasser gefallen.“
auch das mystische Element ließe sich ausbauen
„Kommst du mal, Toni?“, sagte sie und verschwand Richtung Hotelruine.
Toni schaute verdutzt auf, doch dann warf er den Stock ins Feuer und folgte ihr.
„Wurde aber auch Zeit“, murmelte Sandra.
Reto gab ihr einen Kuss. „Ich glaube, die weisse Frau hat heute Abend mit uns Schicksal gespielt.“
hübscher, versöhnlicher Schluss

Liebe Grüße aus dem Taunus
Isegrims

 

Lieber @dotslash

auch deinen Text habe ich ziemlich nah am Einstellungsdatum gelesen, aber ... ach, ich war fauli und dachte, warte mal eine Runde Überarbeitungs ab. Jetzt bin ich bisschen gespannt, wohin die Reise so gegangen ist.

Halt auf Verlangen.
Kein erster Satz den ich jetzt feiere. Ich würde mit dem nächsten einsetzen.

Ruckelnd kam der Regionalzug zum Stillstand und Reto drückte auf den grünen Knopf. Zischend schoben sich die Türen zur Seite. Ein Geruch nach frisch gemähtem Gras, ...
Du beschreibst die Ankunft und den Ort ja sehr ausführlich zum Einstieg, was ich grundsätzlich sehr mag. Aber bleib doch dabei, wer braucht grüne Knöpfe und Türen und technischen Kram, wenn er am Arsch der Welt landet :). Schön den Arsch der Welt beschreiben - ohne den anderen Firlefanz.

„Keine Angst, wird ein Spaziergang“, erriet Sandra seine Gedanken.
„Willkommen auf dem Lande, Stadtmensch“, sagte sie und nahm Reto kurz in die Arme.
Kein Zeilenwechsel, wechselt ja auch kein Sprecher.

Reto sagte nichts, sparte sich die Luft, um mit Sandra mithalten zu können.
Kenn ich. Bin auch ein Stadtmensch.

Trotz Seitenstechen wollte er sich keine Blösse geben und so stapften sie weiter über holpriges Gelände.
Zeigst Du vorher eigentlich schon schön, müsste man nicht nochmal so hinschreiben.

Am Ende der gepflegten Rasenfläche, auf der gerade ein paar Jungs einem Ball hinterherjagten, waren die Überreste eines Gebäudes zu sehen.
So Einschübe find ich immer irgendwie kompliziert, weil die Mitte eigentlich nichts mit davor oder danach zu tun hat. Man hüpft da in Gedanken so Käsekästchen.

Auf der Rasenfläche jagten ein paar Jungs dem Ball hinterher, dahinter waren die Überreste eines Gebäudes zu sehen.

„Sandra hatte recht, du bist wirklich süss.“
Diese Mädchen :D

„Naja, wir hatten keinen Schlüssel für den Schuppen“, sagte Toni,
Na ja - zwei Wörtchen

Hatte sie etwa wegen ihm mit Toni Schluss gemacht? Aber waren er und Sandra wirklich schon zusammen? Und wenn sie nur mit ihnen spielte?
Das kommt sehr aus der kalten Hüfte. Da gab es vorab überhaupt keinen Hinweis, wie er auf diesen Gedanken kommen könnte. Statt dessen vielleicht lieber ein, zwei Gründe, warum er sich fragt, ob sie nun schon so richtig ein Paar sind oder nicht. Was ist das für ne Beziehung, die die beiden da haben? Wie frisch und wacklig ist das? Das interessiert mich.

„Du magst meine Schwester“, sagte Marcel und steckte das Zeitungspapier in Brand.
Würde ich als Frage mehr mögen, denn als Feststellung.

„Frag sie doch einfach, dann weisst du es“, sagte Marcel und legte Holzscheite nach.
Logik und Liebe, außer dem L haben die nicht viel gemeinsam. :)

Er hatte recht, dachte Reto. Ich werde sie fragen – bei der nächsten Gelegenheit.
Das nenne ich mal Mum in den Knochen.

„Ich mag am liebsten die Wurstbeinchen“, sagte Marcel.
Wurstbeinchen - wie süß! Mag ich. Muss ich mir merken.

Reto spürte ein Ziehen in den Lenden und war froh, die festen Jeans den luftugen Shorts vorgezogen zu haben.

„Ach, sie ist eine Sagengestalt.
So weiße Frauen gibt es auch in fast jedem Dorf, wa? Kannste hinkommen wo Du willst.

„Und ich habe sie gesehen. In der Ruine(.)“, sagte Marcel.

„Na ja, die Leute erzählen sich allerlei Geschichten am Stammtisch. Von einer langen, schlanken Gestalt in einem weissen Nachthemd, wie sie laut klagt und nach ihrem Liebsten ruft. Sehr schauerlich.“
Erklärbär hinten dran ;)

Sandra stand auf und marschierte Richtung Hotelruine. Toni folgte ihr langsam, die Hände in den Hosentaschen. Reto spürte einen Stich. Er wollte doch mit Sandra reden, ihr sagen, wie viel sie ihm bedeutet. Wütend schleuderte er einen Ast ins Feuer.
Besser zeigen: Reto schaute den beiden nach und warf wütend ...

„He, deine Wurst“, rief Marcel.
„Scheisse – da war es nur noch Kohle.“ Reto zog den Cervelat heran und schabte mit seinem Schweizer Armeemesser die schwarze Kruste ab.
„Vielleicht ist noch was zu retten.“
Kein Wechsel der Person, also auch kein ZW.

„Na//ja, ich wollte fragen, also wegen Toni ...“
„Aus und vorbei, hat sie mir jedenfalls gesagt.“

„Und Du und Toni? Läuft da was?“, fragte Reto stattdessen und erschrak über seine eigene Forschheit.
du - klein

„Der Holzkopf müsste nur fragen(.)“ Sie schleuderte den Tannenzapfen durch die Luft. Da sahen sie, wie Sandra Toni hinter der Ruine umarmte und ihm einen Kuss auf die Wange drückte.
keine Leerzeile - da kein Zeitsprung
„Oh – das hätte ich jetzt nicht erwartet“, flüsterte Carmen.

Ein Schrei aus dem Wald. KEIN ZW - geht ja direkt weiter.
Das Echo war noch nicht verklungen, als erneut Schreie zu hören waren.
Und um 2xSchrei zu vermeiden, vielleicht beim zweiten: Rufe?

... und gab den Blick frei auf eine Wasserfassung, die zu einem kleinen Kraftwerk weiter unten Im Tal gehörte.
im - klein

Es war tatsächlich Marcel selbst, der mit seiner Jacke im Geäst festhing.
Gutes Tempo die Szene. Behalte das mal schön bei. Keine Füllwörter als Bremse einsetzen.

Hände griffen nach ihnen, zogen an Marcel, und gemeinsam schafften sie es, ihn auf die Plattform zu hieven.
Wieder so ein sinnlos Mittelbau:
Hände griffen nach ihnen, zogen an Marcel, und gemeinsam hievten sie ihn auf die Plattform.

Mein Gott, er atmet nicht“, schluchzte Sandra.
Die hat Panik, da ist nix mit schluchzen. Schluchzen kommt erst später.
"Er atmet nicht!", rief Sandra.

„Du warst aber auch stark, Toni.“
Keine Ahnung, aber mir würde an dieser Stelle ein: Waren ein gutes Team - besser gefallen.
Reto befreite sich vom Kabel und im selben Moment schlang Sandra ihre Arme um ihn und gab ihm einen dicken Kuss auf die Backe. Ihre Tränen netzten seine Wangen.
Ernsthaft? Einmal fett in die Kitschkiste gegriffen :D

„Ach, das war doch nur logisch(.)“, sagte Toni.

Doch Sandra zog ihn am Ärmel heran und nun standen sie zu dritt umarmt auf der Betonplattform neben dem rauschenden Bach, der beinahe Marcel mit sich gerissen hätte.
Weiß Leser doch. War doch dabei ...

Ich mag die Geschichte ja irgendwie. Die hat so was Unschuldiges für mich. Und ja, so ein Ex kann einem schon zu schaffen machen. Vielleicht vorab bisschen mehr Hahnenkampf zwischen den beiden, geht ja darum, dass sie später als Team funktionieren müssen, auch wenn Carmens Chancen dann eher gering wäre, wenn der Toni noch so an Sandra hängt und nicht unbedingt freiwillig das Feld räumen will. Ja, fände ich gut, wenn die beiden mehr in den Fokus kämen, anstatt holte Bier, machte Feuer - du nimmst Dir viel Zeit und Zeilen die ganzen Abläufe zu schildern (allein schon, bis sie am Grillplatz sind), was aber jetzt weder spannend noch wichtig ist. Bisschen mehr Figurendynamik, v.a. damit die Rettung im Team dann auch funzt. Die Wasserszene fand ich übrigens echt gut geschrieben. Die hat Drive, die war gut!

Danke für deine Geschichte. Jugendliebe geht ja immer, zumindest bei mir. Und das, obwohl Du ja echt kaum Zeit hast. Um so schöner, Dich mal wieder lesen zu können! Hat mich sehr gefreut.

Liebe Grüße, Fliege

 
Zuletzt bearbeitet:

Salut liebe @Novak

habe auch eine Nachtschicht für dich eingelegt, sollst ja nicht noch länger auf Rückmeldung warten müssen. ;)

Novak schrieb:
Hallo dotterl, schön, mal wieder was zu lesen.
Jo, die Challenge. Eine Chance, endlich mal aus der doofen Schreiblethargie auszubrechen. :D

Novak schrieb:
Und dann kommt da gleich ein Reto. Ich mag einfach das Regionale, das auch durch deine Geschichten häufig durchschmimmert.
Ich mag das setting an deiner Geschichte sehr, die Idee, einen für diese Jugendlichen wichtigen Zeitabschnitt mit einer klassischen Gespenstergeschichte zu verknüpfen und zu zeigen, wie sich die Jugendlichen in dieser Situation bewähren und an ihr reifen.
Schön, dass die Geschichte so bei dir ankommt. Mir flog beim Wandern zum alten Bad Weissenburg die Idee mit der Weissen-Frau-Legende in Verbindung mit einem Ausflug von ein paar Jugendlichen zu. (Stand by me lässt grüssen.) Am Anfang drehte sich der Plot noch viel stärker um das mystische Motiv, was dann jedoch irgendwie nicht ganz zur Wohlfühlaufgabe passen wollte. So wechselte ich das Genre und versuchte mich an einer Coming Age Story mit Happy End. Gar nicht so einfach.

Novak schrieb:
Du hast deine Geschichte ja schon etwas überarbeitet, oder?
Jo, hatte aber zwischenzeitlich ein Durcheinander mit meinen Versionen, wodurch bereits geändert geglaubte Stellen und alte Tippfehler plötzlich wieder reingerutscht sind. Ich hoffe, die habe ich nun definitiv ausgemerzt und es gibt höchstens frische Vertipper bei den jüngeren Änderungen. ;)

Novak schrieb:
Aus dem Schatten löste sich eine schlanke Gestalt. Sandra. Seine Wangen fingen an zu kribbeln und seine Hose wurde eng im Schritt. Schnell schaute er ins Tal hinunter, atmete tief durch, bevor er seinen Rucksack hochwuchtete und lässig Richtung Bahnwärterhäuschen schlenderte.
Hui, das geht aber schnell mit dem Schritt, naja, er ist ja auch noch jung, da kommt das vor.
Hatte ich auf @lakita s "Wunsch", dass da noch anderes in Erregung geraten könnte hinzugefügt. Da ich es aber später erneut einsetzte, habe ich es hier wieder entfernt und die Auswirkung seiner Freude weniger explizit dargestellt. (Knieflattern)

Novak schrieb:
Sandra hatte ihre langen braunen Haare zu einem Pferdeschwanz gebunden. Ihre Füsse steckten in schwarzen Caterpillar mit grobem Profil. Reto schaute auf seine Converse.
Das war, glaub, vorher genauer, oder? Find ich gut, dass du das gekürzt hast. Und man merkt auch gleich seinen Zweifel, ob er passend gekleidet ist.
Prima, denn dieses übertrieben ausführliche Beschreiben von Äusserlichkeiten wurde von mehreren Leser*innen zurecht angekreidet.

Novak schrieb:
Und dann kommt Marcel ins Spiel. Den hättest du von mir aus ruhig noch ein bisschen direkter zeigen können. Er wirkt nett, aber auch so, als ob er gut ein paar unangenehme Wahrheiten ausplaudern könnte, weil ihm ein Heuchelgen fehlt. :D
Ich sag das deswegen, weil er mir noch ein wenig blass vorkommt, so wirkt er bisher noch ein bisschen zu sehr wie das Material für die Bewährungsprobe der beiden jugendlichen Helden um die schöne Sandra. Wenn Marcel so ein bisschen ausführlicher und genauer charakterisiert ist, gehen die Leser mehr mit.
Ich hatte ihn anfänglich als Jungen mit Downsyndrom (Trisomie), das dann kurz wieder verworfen und nu explizit wieder drin. Das fehlende Heuchel-Gen, guter Einfall. Marcel sagt laut, was er denkt und so lasse ich ihn ein paar Worte über Toni verlieren. Ich hoffe, so kommt er etwas weniger blass daher.

Novak schrieb:
Ich würde ihn später auch ruhig ein bisschen mehr im Wasser zappeln lassen, damit die Spannung steigt.
Warum nicht. Ich habe die Rettungsszene etwas verändert, dem Toni als Hilfe noch Sandra dazugesetzt, was Reto trotz Notsituation einen Eifersuchtsmoment beschert.:D

Novak schrieb:
Der gezackte Fels mit den Kalkbrocken ist ja ein schönes Foreshadowing auf das Kommende, einfach durch die Schroffheit, das Wilde der Gegend, aber das Holzlager entbehrt für mich noch einer Funktion. Generell wrde ich nämlich sagen, da gibts insgesamt noh Kürzungspotential.
Stimmt, Holzlager weg, etwas Gefühlswelt von Reto hinzu.

Novak schrieb:
Es war tatsächlich nur eine Ruine. Zwei offene Mauerdurchbrüche gaben den Blick in einen einzelnen Raum frei. Der Boden gefliest mit Ornamenten, die Wände weiss verputzt. Als Witterungsschutz hatte man Wellblech auf den Dachlatten angebracht.
Müsste aus meiner Sicht nicht ganz so genau.
Stimmt, bremst nur. Witterungsschutz/Dachlatten kommen weg.

Novak schrieb:
Wer hat da jetzt den Silberblick? Reto oder Sandra? Von der Perspektive her müsste Reto sie so sehen, aber hat der nicht nur Augen für Sandra? Das kommt mir dann ein bisschen zu sehr aufgezählt vor.
Der Silberblick ist einem Silberkettchen gewichen, Carmen und Sandras "BFF-Siegel".

Novak schrieb:
Sie liess Toni stehen und marschierte aufs Feld. Die Jungs kamen angerannt, begrüssten Sandra stürmisch und gratulierten ihr zum Geburtstag. Toni stapfte zum Schuppen und begann die Getränke zum Bach zu schleppen. Marcel machte sich am Grill zu schaffen und zerknüllte Zeitungspapier.
Kürzungspotential, also nicht dass das wegbleibt, aber man könnte an der Ausführlichkeit arbeiten.
Hier habe ich umgestellt, lasse Carmen Toni helfen und Reto mit Marcel Feuer machen.

Novak schrieb:
„Ich mag am liebsten die Beinchen“, sagte Marcel.
Um Gottes Willen, ein Würstchen mit Beinen. Das könnte auch ein Dackel sein, der da grillt. Ohweh.
:D Des Schweizers liebste Bratwurst (de.wikipedia.org/wiki/Cervelat)

Novak schrieb:
Klar, die weiße Frau (es geht ja noch weiter) ist wichtig, aber sie wird hier sehr reiseführermäßig eingebracht. Das könnte man spannender machen. Oder auch einfach nur kürzer, so dass das Wesentliche des Gespenstes rüberkommt. Ich fände hier ja einen Dialog auch nett.
Habe es aufs wesentliche gekürzt und für den Dialog den Toni dazu genommen. Besser?

Novak schrieb:
Dass Carmen sehr offen gegenüber Reto ist, hat mich ein bisschen gewundert. Das kam für mich überraschend, irgendwie fehlt mir da ein kleiner Übergang. Oder irgendwas, warum Carmen so bei Reto andockt, andocken kann. Vielleicht, dass er jetzt ganz bedröppet aussieht, und Carmen das merkt.
Ja, das stimmt. Ich habe bei Carmen etwas rausgenommen, dafür Reto etwas forscher gezeichnet. Die Unsicherheit der beiden müsste sich nun in etwa die Waage halten.

Novak schrieb:
Die nachfolgende Rettungsaktion ist spannend, aber wie gesagt, ich hätte den armen Marcel noch ein bisschen mehr zappeln lassen , die Szene noch ein bisschen mehr dramatisiert, noch ein bisschen mehr ein Zögern Tonis gezeigt, ein Straucheln Retos, was auch immer, da gäbe es ja vieles. Im Moment bleibt das gefühlsmäßig ein bisschen zu sehr auf einer Linie.
Habe bei der Wasserrettung etwas drauf gelegt, dafür das Nothilfe CPR verworfen und Marcel spontan atmen lassen. Hoffe, das passt nun besser.

Novak schrieb:
Ich hab deine Jugendgespenstergeschichte sehr gerne gelesen. Schöne Idee. Und was ich immer so mag, das ist das Regionale, die Verknüpfung zwischen realen Vorgängen und dan n Mythen, Sagen- oder Gruselgestalten dieser Region.
Das freut mich ungemein, dass ich dich in die Bergwelt des Niedersimmentals mitnehmen konnte.

Novak schrieb:
Machs gut und danke für den Fisch.
Zitat Douglas Adams, nehm' ich an? Jedenfalls, gerne doch!

Danke dir fürs Lesen und deine wertvollen Anmerkungen.
Liebe Grüsse, dot


Salut liebe @Chutney ,

endlich auch dir eine Rückmeldung zu deinen wertvollen Gedanken.

Chutney schrieb:
Eigentlich erfährt man nicht so viel über die Hintergründe deiner Protagonisten, auch nichts von der Vorgeschichte. Da gibt es knappe äußere Beschreibungen und dann geht es gleich los, mit Zwischenmenschlichem. Vielleicht würde da hier und da eine Andeutung noch mehr Farbe geben.
Stimmt, viel Hintergrund gibts nicht, vielleicht gelingt mir ja noch der eine oder andere Farbklecks.

Chutney schrieb:
Seine Wangen fingen an zu kribbeln und seine Hose wurde eng im Schritt.
Huch, das ist neu, oder? Das ist die einzige Stelle, wo es explizit sexuell wird und fällt etwas raus. Insofern würde ich entweder noch mehr Stellen einbauen, wo es um erotische Anziehung geht, oder diese hier weglassen.
War tatsächlich zu dick aufgetragen. Hab mich stattdessen für Knieflattern entschieden.

Chutney schrieb:
Caterpillar und Converse sagte mir jetzt gar nichts, aber das liegt sicher an mir.
Caterpillar ist ein Brand, der nebst Baumaschinen auch modische Bauarbeiterkleidung herstellt.
Converse sind knöchelhohe Turnschuhe mit dünner, profilloser Sohle, nicht unbedingt Gelände tauglich. :D

Chutney schrieb:
Den Marcel hattest du vorher als Kind mit Down-Syndrom. Das hat mir sehr gut gefallen, auch, wie du das mit wenigen Sätzen gezeigt hattest. Auch diese besondere Faszination für die weiße Frau hatte da gut gepasst. Jetzt ist er irgendwie langweiliger geworden.
Sein Handicap habe ich nun wieder eingebaut, hoffe, ich konnte dir damit deinen Marcel wieder zurückgeben.

Chutney schrieb:
„Habt ihr schon Feuer gemacht? Ich riech so gar nichts“, sagte Sandra und hielt den Holzfäller auf Distanz.
Ich glaube, Sandra ist jetzt etwas klarer, oder?
Hm, da bin ich überfragt. Aber ich habe Dialog und Beschreibung eingekürzt, vielleicht kommt sie dadurch klarer rüber.

Chutney schrieb:
Leichter Silberblick, offenes Lachen, Grübchen im linken Mundwinkel.
„Sandra hatte recht, du bist wirklich süss.“
Das ist schon ungewöhnlich distanzlos. Beim ersten Mal lesen dachte ich, sie hat auch eine geistige Behinderung. Vielleicht etwas subtiler? "Sandra hat schon so viel von dir erzählt ..."
Sehr schön, habe ich sofort gekauft! Und der Silberblick ist zu einem Silberkettchen mutiert. Das selbe wie Sandra besitzt, damit werden beide zu BFFs.

Chutney schrieb:
Ach, so schön, ich kriege Lust auf Sommer. Das ist sehr stimmungsvoll geschrieben.
Freu, danke, dass es so rüber kommt.

Chutney schrieb:
„An Sandra werde ich nie rankommen“, seufzte sie. „Seit der Schule hat sie immer die starken Burschen abbekommen.“
„Oh, Moment – du magst Toni!“
Hier war ich erst irritiert. Es geht um Konkurrenz, aber zuerst dachte ich, sie will auch etwas von Sandra. So was richtig Gutes fällt mir aber auch nicht ein. Vielleicht einfach: "Ach, ich beneide Sandra." Dass er daraus schon schließt, dass sie auf Toni steht, finde ich ja sehr schlau. Da könnte es noch einen Zwischenschritt geben.
Hier habe ich komplett umgestellt, den Reto etwas forscher, bei Carmen etwas rausgenommen. Hoffe, jetzt stimmt die Balance.

Chutney schrieb:
Sie wollten gerade zurück zum Grillplatz, da sahen sie, wie Sandra Toni hinter der Ruine umarmte und ihm einen Kuss auf die Wange drückte.
Das wird nicht aufgeklärt oder? Ich glaube, du hast auf einen Kommentar geschrieben, dass das so eine Art Aussprache war, aber da wäre ich jetzt nicht drauf gekommen. So denkt man ja schon, dass sie bis zur Rettung des Bruders ein doppeltes Spiel gespielt hat und das macht sie unsympathischer.
Stimmt, hatte ich nie aufgeklärt. Das mache ich nun in der Schlussszene.
Frage: Wirkt es da jetzt womöglich zu aufgesetzt/gezwungen?

Chutney schrieb:
Reto befreite sich vom Kabel und im selben Moment schlang Sandra ihre Arme um ihn und gab ihm einen dicken Kuss auf die Backe. Ihre Tränen netzten seine Wangen.
„Du bist mein Held. Wenn du nicht gewesen wärst – und natürlich Toni …“
Das finde ich zu dick. Da fände ich es fast besser, wenn Reto und Toni sich kriegen. Sie war doch vorher eigentlich ganz tough. Ich meine, natürlich kann sie superdankbar sein, aber nicht in diesen Worten. Finde ich. Und ich finde, sie könnte sofort beiden zugleich danken.
Ja, das kaufe ich. Merci.

Chutney schrieb:
„Ja, ich glaube auch, dass ich so was nie mehr mache“, sagte Marcel und zog die Rettungsdecke enger um seinen Körper.
Meine Lieblingsstelle. :herz:
Mag ich auch, da kommt Marcels Wesen nochmal richtig zur Geltung.

Chutney schrieb:
Reto lächelte und liess seine Augen mehrmals rasch in Richtung des stochernden Tonis wandern. Carmen begriff, gab sich einen Ruck und stand auf.
Könnte er nicht noch ein Stöckchen werfen oder so? Das ist schon sehr subtil mit den Augen. Und: ich würde unbedingt vorher noch etwas einbauen, dass Toni eigentlich auch etwas für Carmen übrig hat, auch wenn ihm das nicht bewusst ist. Da muss es noch irgendeine Interaktion zwischen den beiden geben. So denke ich , dass er Toni doch noch an Sandra hängt. Und fände es logischer, wenn Carmen sich jetzt eine Abfuhr holt.
Ich hoffe, ich konnte Carmen Toni etwas näher bringen, denn ich möchte schon das jedes Töpfchen sein Deckelchen ... :D

Chutney schrieb:
... auch wenn ich jetzt viel gemeckert habe, das ist wirklich eine Wohlfühlgeschichte, stimmungsvoll, mit einem tollen Setting, und schön mit der Geistergeschichte verbunden.
Meckern gehört zum Geschäft, daran wachsen wir. Und es freut mich, dass du dich in meiner Geschichte wohl gefühlt hast.

Mein Dank fürs Lesen und die wertvollen Anmerkungen.
Liebe Grüsse, dot

 

Salut @Isegrims

Schön, dass du bei meiner Geschichte vorbeischaust. Ist gar nicht so einfach, was kuscheliges auf die Beine zu stellen, und ja, die Dialoge nehmen relativ viel Platz ein. Ich habe versucht, die eine oder andere Stelle durch Umschreiben etwas aufzupeppen.

Isegrims schrieb:
Damit aus dem guten Text eine sehr guter wird, müsste meiner Meinung nach das Schematische der Erzählweise aufgebrochen werden
[...]
Das passt gut zum Thema, konnte aber knackiger, aufgeheizter und was die Beschreibungen betrifft auch gezielter gestaltet werden.
[...]
Jetzt rede ich viel, hoffe, du verstehst, was ich meine. Wie gesagt; ein guter, sauberer Text, mit dem sich arbeiten lässt-
Durchaus. Danke dafür und ja, das Fehlen eines Sternchenmoments hat es l2f genannt. Ich habe nun versucht, Reto etwas forscher darzustellen, dass er nicht nur Beifahrer des Geschehens, sondern auch gefühlsgetrieben (re-)agiert.

Isegrims schrieb:
Ein ausgedientes Bahnwärterhäuschen mit verrammelten Fenstern,
[...]
und lässig Richtung Bahnwärterhäuschen schlenderte.
Ja, unschön. Ich ersetze das zweite mit Vorplatz, danke!

Isegrims schrieb:
Es war schön, neben Sandra zu marschieren, auch wenn ihm das Tempo zu schaffen machte – ob er ihre Hand nehmen sollte?
Das wäre eine Stelle, da könnte man tiefer reingehen: was war schön?, wie stellt er sich ihre Hand vor?
Stimmt. Da hab ich nachgebessert, Reto mehr empfinden lassen. Danke.

Isegrims schrieb:
Sie zeigte ein offenes Lachen, Grübchen im linken Mundwinkel.
„Sandra hatte recht, du bist wirklich süss.“
wie sieht ein offenes Lachen aus und was machen die Grübchen?
Habe ich gestrichen, geht nicht über die reine Beschreibung hinaus. Habe dafür den Silberblick in ein Silberkettchen umgewandelt. Das hat dann wenigstens einen Bezug (zur BFF Sandra):D

Isegrims schrieb:
Reto spürte ein Ziehen in den Lenden und war froh, die festen Jeans den luftugen Shorts vorgezogen zu haben.
du schreibst das mit dem Ziehen in den Lenden zweimal so ähnlich, ganz so, als ob Kerle nur zwischen den Beinen leben
:D Ja, das sind fast zwei identische Stellen. Testosteron Überschuss bei Teenagern halt.
Nee, du hast schon recht, ich habe da nun eine Steigerung eingebaut: Bei der Ankunft flattern ihm vorerst mal nur die Beine. ;)

Isegrims schrieb:
„Ich habe sie gesehen …“, flüsterte Marcel zu Carmen, die sich neben ihn gesetzt hatte.
„Wen hast du gesehen?“
„ Die weisse Frau. Sie hat mir zugewunken. Dann bin ich ins Wasser gefallen.“
auch das mystische Element ließe sich ausbauen
Ich hatte ja am Anfang den Plot viel stärker auf Mystik angelegt, mit mehrfachem Auftauchen der weissen Frau und einem magischen Springbrunnen im alten Teich, der plötzlich wieder Wasser fördert, aber irgendwie fand ich, das lenkt zu sehr vom Zwischenmenschlichen ab, um dem Challengethema noch gerecht zu werden.

Isegrims schrieb:
„Kommst du mal, Toni?“, sagte sie und verschwand Richtung Hotelruine.
Toni schaute verdutzt auf, doch dann warf er den Stock ins Feuer und folgte ihr.
„Wurde aber auch Zeit“, murmelte Sandra.
Reto gab ihr einen Kuss. „Ich glaube, die weisse Frau hat heute Abend mit uns Schicksal gespielt.“
hübscher, versöhnlicher Schluss
Prima, ich habe ihn sogar noch etwas versöhnlicher gestaltet, da anscheinend nicht klar war, dass jedes Töpfchen sein Deckelchen und so. :D

Danke dir, fürs Lesen und Komentieren.
Bis bald unter deiner humorvollen Chat-Geschichte ;) und liebe Grüsse, dot


Salut @Fliege

Ich steige einfach mal gleich in deine Kommentare ein.

Fliege schrieb:
Halt auf Verlangen.
Kein erster Satz den ich jetzt feiere. Ich würde mit dem nächsten einsetzen.
Wollte da bloss von Anfang an klar machen, hier steigen nur wenige aus. Aber das brauchts wirklich nicht. Weg damit.

Fliege schrieb:
Ruckelnd kam der Regionalzug zum Stillstand und Reto drückte auf den grünen Knopf. Zischend schoben sich die Türen zur Seite. Ein Geruch nach frisch gemähtem Gras, ...
Du beschreibst die Ankunft und den Ort ja sehr ausführlich zum Einstieg, was ich grundsätzlich sehr mag. Aber bleib doch dabei, wer braucht grüne Knöpfe und Türen und technischen Kram, wenn er am Arsch der Welt landet :). Schön den Arsch der Welt beschreiben - ohne den anderen Firlefanz.
Genau, Regionalzug und Kuhglockengebimmel sagen ja schon alles. Und ob der da noch Knöpfe drücken muss und Türen zischen, pfffft – Geschenkt, Merci. ;)

Fliege schrieb:
Trotz Seitenstechen wollte er sich keine Blösse geben und so stapften sie weiter über holpriges Gelände.
Zeigst Du vorher eigentlich schon schön, müsste man nicht nochmal so hinschreiben.
Stimmt, brauchts nicht, danke!

Fliege schrieb:
Am Ende der gepflegten Rasenfläche, auf der gerade ein paar Jungs einem Ball hinterherjagten, waren die Überreste eines Gebäudes zu sehen.
So Einschübe find ich immer irgendwie kompliziert, weil die Mitte eigentlich nichts mit davor oder danach zu tun hat. Man hüpft da in Gedanken so Käsekästchen.

Auf der Rasenfläche jagten ein paar Jungs dem Ball hinterher, dahinter waren die Überreste eines Gebäudes zu sehen.

So bestechend, das nehm ich. Merci.
BTW: Was sind Käsekästchen?

Fliege schrieb:
Hatte sie etwa wegen ihm mit Toni Schluss gemacht? Aber waren er und Sandra wirklich schon zusammen? Und wenn sie nur mit ihnen spielte?
Das kommt sehr aus der kalten Hüfte. Da gab es vorab überhaupt keinen Hinweis, wie er auf diesen Gedanken kommen könnte. Statt dessen vielleicht lieber ein, zwei Gründe, warum er sich fragt, ob sie nun schon so richtig ein Paar sind oder nicht. Was ist das für ne Beziehung, die die beiden da haben? Wie frisch und wacklig ist das? Das interessiert mich.
Ich habe an der Stelle mal etwas Background eingebaut, damit die Beziehung ein gewisses Fundament erhält. Ich hoffe, das kommt jetzt weniger aus der Hüfte? ;)

Fliege schrieb:
„Du magst meine Schwester“, sagte Marcel und steckte das Zeitungspapier in Brand.
Würde ich als Frage mehr mögen, denn als Feststellung.
Gekauft.

Fliege schrieb:
„Frag sie doch einfach, dann weisst du es“, sagte Marcel und legte Holzscheite nach.
Logik und Liebe, außer dem L haben die nicht viel gemeinsam. :)
:lol:

Fliege schrieb:
„Ich mag am liebsten die Wurstbeinchen“, sagte Marcel.
Wurstbeinchen - wie süß! Mag ich. Muss ich mir merken.
Andere hatten da mehr Mühe mit. Gebratene Dackel, o.ä.:D
(siehe auch die Cervelat bei wikipedia, da gibts auch Beinchen ;))

Fliege schrieb:
„Na ja, die Leute erzählen sich allerlei Geschichten am Stammtisch. Von einer langen, schlanken Gestalt in einem weissen Nachthemd, wie sie laut klagt und nach ihrem Liebsten ruft. Sehr schauerlich.“
Erklärbär hinten dran ;)
Erklärbär entbärbar und weg. Merci

Fliege schrieb:
Sandra stand auf und marschierte Richtung Hotelruine. Toni folgte ihr langsam, die Hände in den Hosentaschen. Reto spürte einen Stich. Er wollte doch mit Sandra reden, ihr sagen, wie viel sie ihm bedeutet. Wütend schleuderte er einen Ast ins Feuer.
Besser zeigen: Reto schaute den beiden nach und warf wütend ...
show don't tell in practice, he, he. Habs eingedampft, merci.

Fliege schrieb:
„Na//ja, ich wollte fragen, also wegen Toni ...“
„Aus und vorbei, hat sie mir jedenfalls gesagt.“
Kleine Feinheit mit grosser Wirkung, merci.

Fliege schrieb:
Hände griffen nach ihnen, zogen an Marcel, und gemeinsam schafften sie es, ihn auf die Plattform zu hieven.
Wieder so ein sinnlos Mittelbau:
Hände griffen nach ihnen, zogen an Marcel, und gemeinsam hievten sie ihn auf die Plattform.
Sehr schön, nehm ich.

Fliege schrieb:
Mein Gott, er atmet nicht“, schluchzte Sandra.
Die hat Panik, da ist nix mit schluchzen. Schluchzen kommt erst später.
"Er atmet nicht!", rief Sandra.
auch das, merci.

Fliege schrieb:
„Du warst aber auch stark, Toni.“
Keine Ahnung, aber mir würde an dieser Stelle ein: Waren ein gutes Team - besser gefallen.
Und warum fällt mir das nicht ein? :D
Fühlt sich richtig umärmelt an! Voll der challenge flow.

Fliege schrieb:
Reto befreite sich vom Kabel und im selben Moment schlang Sandra ihre Arme um ihn und gab ihm einen dicken Kuss auf die Backe. Ihre Tränen netzten seine Wangen.
Ernsthaft? Einmal fett in die Kitschkiste gegriffen :D

„Ach, das war doch nur logisch(.)“, sagte Toni.
Einmal mit fettem Rotstift drüber.

Fliege schrieb:
Ja, fände ich gut, wenn die beiden mehr in den Fokus kämen, anstatt holte Bier, machte Feuer - du nimmst Dir viel Zeit und Zeilen die ganzen Abläufe zu schildern (allein schon, bis sie am Grillplatz sind), was aber jetzt weder spannend noch wichtig ist. Bisschen mehr Figurendynamik, v.a. damit die Rettung im Team dann auch funzt. Die Wasserszene fand ich übrigens echt gut geschrieben. Die hat Drive, die war gut!
Danke dafür, die habe ich nun auf Anregung auch noch etwas ausgebaut. Und hoffentlich den Figuren etwas mehr Dynamik verliehen. Aber ich tu mich immer noch verdammt schwer damit. Deine Anmerkungen waren zum Teil so bestechend, durch eine kleine Umstellung/Streichung bekam ein Satz/Abschnitt eine viel flüssigere Aussage.

Fliege schrieb:
Danke für deine Geschichte. Jugendliebe geht ja immer, zumindest bei mir. Und das, obwohl Du ja echt kaum Zeit hast. Um so schöner, Dich mal wieder lesen zu können! Hat mich sehr gefreut.
:herz:

Vielen Dank fürs Lesen, liebe Fliege. Deine Anmerkungen haben mir sehr geholfen.
Liebe Grüsse, dot

 

Hallo @dotslash

Ruckelnd kam der Regionalzug zum Stillstand. Ein Geruch nach frisch gemähtem Gras, in der Ferne Kuhglocken, das Bellen eines Hundes. Reto stieg aus und schaute sich um.
Nachdem ich mich gleich am Anfang an den "kurzen" Erzählstil gewöhnt hatte, kam ich gut rein.

Am sympatischsten fand ich Marcel.

Sorry, mehr hab ich nicht zu sagen :D
gern gelesen
pantoholli

 

Moin, moin @dotslash - Uih, da hast Du aber schon fleißig geschraubt, gut geworden, wirklich. Ich mochte die Geschichte vorher schon, so ein bisschen Ausflug in die Jugendzeit, Romantik und Spannung dabei. Vor allem hatten es mir Deine Beschreibungen angetan, manchmal rechte dicke, aber gut für Wohlfühlbilder im Kopf.

Ruckelnd kam der Regionalzug zum Stillstand. Ein Geruch nach frisch gemähtem Gras, in der Ferne Kuhglocken, das Bellen eines Hundes. Reto stieg aus und schaute sich um.
Ja, der Einstieg hat sehr gewonnen, das Knopfdrücken hattemich sehr irritiert. Für alle Sinne gesorgt und Deinen Prot auch gleich reingestellt - was will man mehr.

ein abgestellter Viehtransporter, daneben leere Fahrradständer. Ein ausgedientes Bahnwärterhäuschen mit verrammelten Fenstern, davor Fahrkarten- und Snackautomat. Aus dem Schatten löste sich eine schlanke Gestalt. Sandra.
Ja, hier ist immer noch viel, was mein inneres Auge erfassen soll, aber ich kenne das von mir. Erstmal reinschreiben in den Plot, erstmal als Autor mittenrein und warm werden. Un ddann steht es da und passt ja auch alles. Also lasse es, ist eine schöne Welt, in die Du uns einlässt. Dieses ganz kurz "Sandra" sagt irgendwie schonb alles, mag ich sehr.

Schnell schaute er ins Tal hinunter, atmete tief durch, bevor er seinen Rucksack hochwuchtete und lässig Richtung Vorplatz schlenderte.
Ja, ich kann ihm gut folgen. Bloss den coolen geben. Schön gezeigt.

Ihre Haare rochen nach Pfirsich und er spürte samtene Haut. Sein Herz pumpte drauflos.
„Äh, happy Birthday zum Sechzehnten und danke für die Einladung“,
Herlich seine Aufgeregtheit. Aber in dem Alter war es so und es war toll! Danke für die schönen Erinnerungen, die jetzt in meinem Kopf erwacht sind (wenn es bei uns auch eher Sand in den Schuhen oder Salzwasser an den Hosenbeinen war)

„Mein kleiner Bruder scherzt gerne, nicht wahr?“, feixte Sandra
Mag regional sein, aber "feixte" passt für mich nicht ganz. Das käme so als knapp an "Schadenfroh" vorbei. Aber hier müsste es ihr ja etwas unangenehm, peinlich sein, das Marcel es so heraussprudelt. Also würde sie ihn entweder etwas böse anblitzen oder den Kopf schüttel, ablenken ...

Eine gute halbe Stunde später erreichten sie eine von Kastanienbäumen gesäumte Lichtung.
Hier bin ich nur aus Neugierde gestutzt. Was für Kastanien? Esskastanien? Oder hat man auf dem Berg vorm alten Hotel "richtige" Kastanien gepflanzt?

Sie streckte ihm die Hand entgegen, ein Silberkettchen mit Anhänger glitzerte in der Sonne. Das selbe, das ihm bei der Begrüssung am Bahnhof schon aufgefallen war.
Hier musste ich dann doch nochmal zurückschauen. Wer gibt ihm jetzt die Hand, welche Kette hat er schon gesehen? Und war da nicht was? Es ist die gleiche, nicht die Selbe? Ich bin verunsichert.

„Vielleicht ist noch was zu retten.“
Beide prusteten los.
Da hatte ich mich schon bei der ersten Version gefragt, warum die da losprusten, also derartig stark lachen - sorry, wen die Frage doof ist.

„Klar“, Reto zog eine weitere Flasche aus dem Wasser.
„Du bist doch Sandras Freundin.“
Ich glaube, hier müßte der Zeilenumbruch weg, es spricht immer noch Reto.

„Oh – das hätte ich jetzt nicht erwartet“, flüsterte Carmen.
Ein Schrei aus dem Wald. Das Echo war noch nicht verklungen, als erneutes Rufen zu hören war.
„Hilfe! Hil – fe! “
Das fand ich eine richtig guten Bruch. Geradenoch bin ich beim überlegen und innerlichen Aufregen, dass die Paärchensortirung durcheinander kommt udn Peng - anderes Thema. Finde ich gut!

Hätte er Toni in den Bach steigen lassen, würde sie jetzt zwischen seinen Beinen sitzen. Er schüttelte den Gedanken ab und konzentrierte sich wieder auf seine Aufgabe.
Auch gut gemacht. Er hat auch seine Schwächen, ist nicht der ganz Gute, so mag man Helden.

Hier betrug der Wasserstand nur noch wenige Zentimeter, so konnte er Marcel se(l)bständig halten.
Da hat sich was verlaufen ...

„Ja, ich glaube auch, dass ich so was nie mehr mache“, sagte Marcel und zog die Rettungsdecke enger um seinen Körper.
Ab hier hatte ich Wohlfühlmodus, dass ist so schön einfach geantwortet. Kritische Situation überstanden, alle glücklich und dann so eine "eigene" Antwort.

„Ich möchte mit dir zusammen sein, Reto“, sagte sie und versenkte damit den Ball im Tor.
„Aber, du und ... hinter der Ruine, ich dachte ...“, weiter kam Reto nicht, verwirrt drehte er einen Tannzapfen in den Händen.
Oh, diese schwierigen Fragen, aber er ist tapfer und sie lässt ihn nicht zappeln - Happyend

Der gab ihr einen Kuss. „Ich glaube, die weisse Frau hat heute Abend mit uns Schicksal gespielt.“
Und man kann es noch toppen - okay! Ob ich jetzt die weiße Frau hier wirklich noch brauchte? Ja, eigentlich schon, damit es nicht in Schnulzenrichtung driftet, da gab es noch diesen gewissen Schauer.
Also Dot, bei mir hast Du bestanden, Liebesgeschichte mit Spannung- und ganz leichtem Gruseleffekt - schöne Kombi!
Wünsche ein gutes Wochenende, gute Besserung (Sport ist Mord)
witch

 

Lieber @dotslash,

so, nun habe ich es endlich mal geschafft, deine Geschichte erneute durchzulesen und ich finde, die Überarbeitung hat ihr echt gut getan.
Meine Fragezeichen sind alle verschwunden und die Positionierung der Figuren ist viel eindeutiger und somit klarer geworden. Gut gemacht!

„Der Bunschenbach“, erklärte Sandra, „hat bei einem Unwetter vor zehn Jahren Onkels Schreinerei zerstört.“
Hier an dieser Stelle finde ich, müsste Reto noch was sagen. Sonst wirkt das so als sei ihm das Schicksal vom Onkel völlig egal und er ist ja von dir nicht als eiskalter Typ beschrieben worden. Da fällt mir ein, du hast die Figuren auch viel besser beschrieben jetzt.
Also Reto könnte sowas murmeln wie "Oh, das tut mir leid" oder er könnte aber auch, weil er ja eigentlich ganz schön aufgeregt ist, sich die ganze Zeit fragen: Was antwortet man darauf? Ich müsste jetzt was sagen, so macht man das, aber ich will nicht irgendeine Plattitüde runterleiern. Du könntest so seine wilden Gedanken schildern, vielleicht noch mit so einem Seitenblick auf sie und dass er irgendein Körperteil erregend klasse findet an ihr, vielleicht der Busen, der Po, du weißt schon und er sich ermahnt, dass er doch jetzt was sagen müsste, es dann aber vielleicht verwirft, weil nun ist auch schon so viel Zeit verstrichen, jetzt würde es wirken als sei er schwer von Begriff und hätte eine lange Leitung. So ginge das auch, wenn du hier keine wörtliche Rede reinpacken möchtest. Auf diese Weise könntest du sein Begehren noch intensivieren.
Er war das Wandern in den Bergen nicht gewohnt, war eher eine Wasserratte.
Ersten Halbsatz würde ich ersatzlos streichen. Eigentlich benötigt es noch nicht mal des Hinweises, dass er eine Wasserratte ist, aber das würde ich lassen und den Satz damit beginnen: Reto war eher eine Wasserratte.
Statur wie ein Holzfäller kam lachend auf sie zu geschlendert.
Klasse beschrieben. Ich sehe sofort das groß rotschwarz karierte Hemd, das lässig über den Hosenbund fällt und grobe Schuhe und so weiter.
sagte Sandra und hielt den Holzfäller auf Distanz.
Wie hält sie ihn auf Distanz? Dreht sie sich in dem Moment weg? Oder benutzt sie ihre Hände, die ihn wegdrücken?

den gut gebauten Körper
show please...muskulös, sehnig, durchtrainiert, wobei das auch schon wieder so ein Allgemeinbegriff ist, der nicht viel aussagt. Mein Kater Wesely ist auch durchtrainiert und man sieht es ihm wegen seines Plüschpelzes nicht an. Vielleicht sitzen seine Hemdsärmel stramm über den Oberarmen oder wenn er die Brust anspannt, drückt sich das Hemd deutlich nach vorne.
und zeigte auf eine Hütte neben der Grillstelle.
Das ist so ein wenig Infodumping. Wozu soll er auf die Hütte zeigen? Sandra weiß ja welche Hütte er meint und dem Reto will er sie bestimmt nicht zeigen. Vielleicht dreht es seinen Kopf in diese Richtung. So eine Art unterbewusstes Verhalten, das man an den Tag legt, ohne dass man es merkt.
Die Holscheite hatten Feuer gefangen
z

Also auf wenn ich jetzt einige noch an Verbesserungsmöglichkeiten gesehen habe, weißt du hoffentlich, dass der Grundtenor meines Feedback aber lautet, dass die Story jetzt prima rund läuft mit gut beschriebenen Figuren.

Lieben Gruß

lakita

 

Salü @pantoholli

Danke für deinen Besuch bei meiner Kleinen.

pantoholli schrieb:
Nachdem ich mich gleich am Anfang an den "kurzen" Erzählstil gewöhnt hatte, kam ich gut rein.

Am sympatischsten fand ich Marcel./quote]Schön, dass ich dich unterhalten konnte und deine Empathie Marcel gegenüber freut mich.


pantoholli schrieb:
Sorry, mehr hab ich nicht zu sagen :D
:lol:
Liebe Grüsse und bis bald unter deiner Geschichte ...
dot

***​

Salü @greenwitch

greenwitch schrieb:
Uih, da hast Du aber schon fleißig geschraubt, gut geworden, wirklich. Ich mochte die Geschichte vorher schon, so ein bisschen Ausflug in die Jugendzeit, Romantik und Spannung dabei. Vor allem hatten es mir Deine Beschreibungen angetan, manchmal rechte dicke, aber gut für Wohlfühlbilder im Kopf.
[...]
Herlich seine Aufgeregtheit. Aber in dem Alter war es so und es war toll! Danke für die schönen Erinnerungen, die jetzt in meinem Kopf erwacht sind (wenn es bei uns auch eher Sand in den Schuhen oder Salzwasser an den Hosenbeinen war)
Hach, wieder eine Wohlfühlrückmeldung, da geht mir (erneut) das Herz auf. :herz:

greenwitch schrieb:
„Mein kleiner Bruder scherzt gerne, nicht wahr?“, feixte Sandra
Mag regional sein, aber "feixte" passt für mich nicht ganz. Das käme so als knapp an "Schadenfroh" vorbei. Aber hier müsste es ihr ja etwas unangenehm, peinlich sein, das Marcel es so heraussprudelt. Also würde sie ihn entweder etwas böse anblitzen oder den Kopf schüttel, ablenken ...
Guter Punkt. Ich probier's mal mit
'..., unterbrach Sandra und wuschelte ...'

greenwitch schrieb:
Eine gute halbe Stunde später erreichten sie eine von Kastanienbäumen gesäumte Lichtung.
Hier bin ich nur aus Neugierde gestutzt. Was für Kastanien? Esskastanien? Oder hat man auf dem Berg vorm alten Hotel "richtige" Kastanien gepflanzt?
Bei meinem realen Vorbild für den Platz wurden (ungeniessbare) Rosskastanien gepflanzt. ;)

greenwitch schrieb:
Sie streckte ihm die Hand entgegen, ein Silberkettchen mit Anhänger glitzerte in der Sonne. Das selbe, das ihm bei der Begrüssung am Bahnhof schon aufgefallen war.
Hier musste ich dann doch nochmal zurückschauen. Wer gibt ihm jetzt die Hand, welche Kette hat er schon gesehen? Und war da nicht was? Es ist die gleiche, nicht die Selbe? Ich bin verunsichert.
Merci fürs Aufzeigen des Logikfehlers. Das Silberkettchen habe ich an Stelle des Silberblicks eingeführt, so als BFF Merkmal.
Das gleiche Kettchen (– richtig, nicht das Selbe :D –) prangt an Sandras Handgelenk, wie ich Reto am Bahnhof bemerkt haben wollte. Das war aber so um sieben Ecken herumgedacht. Deshalb lasse ich das einfach weg, hat ja keinen Mehrwert, dieses BFF-Zeichen. Zudem hätte ich dann eine "Sandra" Wortdoppelung.

greenwitch schrieb:
„Vielleicht ist noch was zu retten.“
Beide prusteten los.
Da hatte ich mich schon bei der ersten Version gefragt, warum die da losprusten, also derartig stark lachen - sorry, wen die Frage doof ist.
Nix doof – völlig berechtigte Frage. Ich dachte halt, weil der Cervelat nur noch wie Holzkohle aussah und nicht wirklich noch zu retten war, lachten sich die beiden schlapp. :D

greenwitch schrieb:
„Klar“, Reto zog eine weitere Flasche aus dem Wasser.
„Du bist doch Sandras Freundin.“
Ich glaube, hier müßte der Zeilenumbruch weg, es spricht immer noch Reto.
Gekauft.

greenwitch schrieb:
Der gab ihr einen Kuss. „Ich glaube, die weisse Frau hat heute Abend mit uns Schicksal gespielt.“
Und man kann es noch toppen - okay! Ob ich jetzt die weiße Frau hier wirklich noch brauchte? Ja, eigentlich schon, damit es nicht in Schnulzenrichtung driftet, da gab es noch diesen gewissen Schauer.
Also Dot, bei mir hast Du bestanden, Liebesgeschichte mit Spannung- und ganz leichtem Gruseleffekt - schöne Kombi!
Uff, da bin ich froh, denn die weisse Frau war ursprünglich vor der Veröffentlichung eine der zentralen Figuren. Passte mir dann irgendwie nicht richtig zum Challenge-Thema und so wechselte ich das Genre und versuchte mich an dieser Coming Age Story mit Happy End.

Liebe greenwitch, vielen lieben Dank für die kritischen, wie auch die positiven Anmerkungen, durch die man als Autor sieht, was funktioniert und was nicht.

Bis bald unter deiner Geschichte,
liebe Grüsse, dot.

P.S.

greenwitch schrieb:
Wünsche ein gutes Wochenende, gute Besserung (Sport ist Mord)
Danke, in meinem Alter geht halt alles etwas langsamer, nicht nur das Heilen von Sportverletzungen, sondern auch das Schreiben von Kommentaren, hr, hr.

***
Liebe @lakita,
ich habe immer noch nichts zu deiner Geschichte beigetragen und du bist schon das zweite Mal da.
lakita schrieb:
so, nun habe ich es endlich mal geschafft, deine Geschichte erneute durchzulesen und ich finde, die Überarbeitung hat ihr echt gut getan.
Meine Fragezeichen sind alle verschwunden und die Positionierung der Figuren ist viel eindeutiger und somit klarer geworden. Gut gemacht!
Vielen Dank für diese positive Rückmeldung. Es sind die tollen Tips von Leser*innen, die die Geschichte runder machen.

lakita schrieb:
„Der Bunschenbach“, erklärte Sandra, „hat bei einem Unwetter vor zehn Jahren Onkels Schreinerei zerstört.“
Hier an dieser Stelle finde ich, müsste Reto noch was sagen. Sonst wirkt das so als sei ihm das Schicksal vom Onkel völlig egal und er ist ja von dir nicht als eiskalter Typ beschrieben worden. Da fällt mir ein, du hast die Figuren auch viel besser beschrieben jetzt.
Also Reto könnte sowas murmeln wie "Oh, das tut mir leid" oder er könnte aber auch, weil er ja eigentlich ganz schön aufgeregt ist, sich die ganze Zeit fragen: Was antwortet man darauf? Ich müsste jetzt was sagen, so macht man das, aber ich will nicht irgendeine Plattitüde runterleiern. Du könntest so seine wilden Gedanken schildern, vielleicht noch mit so einem Seitenblick auf sie und dass er irgendein Körperteil erregend klasse findet an ihr, vielleicht der Busen, der Po, du weißt schon und er sich ermahnt, dass er doch jetzt was sagen müsste, es dann aber vielleicht verwirft, weil nun ist auch schon so viel Zeit verstrichen, jetzt würde es wirken als sei er schwer von Begriff und hätte eine lange Leitung. So ginge das auch, wenn du hier keine wörtliche Rede reinpacken möchtest. Auf diese Weise könntest du sein Begehren noch intensivieren.
Stimmt, da fehlt eine Reaktion Retos.
Die Idee find ich echt cool, wie Reto da gedanklich herumeiert. Ich versuch's mal:
„Der Bunschenbach“, erklärte Sandra, „hat bei einem Unwetter vor zehn Jahren Onkels Schreinerei zerstört.“​
Es war schön, einfach neben Sandra herzulaufen und sie reden zu hören. Was sollte er jetzt bloss antworten? Er sah ihre Hände, wie sie zum Gesagten durch die Luft tanzten, ihren Pferdeschwanz, der bei jedem Schritt neckisch hüpfte. Rosa Bändchen schimmerten durchs T-Shirt, ihre festen Brüste machten ihn ganz wuschig. Er würde jetzt gerne den Arm um sie legen, einfach so.​
Onkels Schreinerei wurde zerstört, hatte sie gesagt. Er hatte nichts erwidert. Sollte er? Aber dann würde sie denken, er hätte eine lange Leitung.​
Marcel kickte einen Tannzapfen ins Gebüsch, riss einen Grashalm ab und steckte ihn sich in den Mund.​

lakita schrieb:
Er war das Wandern in den Bergen nicht gewohnt, war eher eine Wasserratte.
Ersten Halbsatz würde ich ersatzlos streichen. Eigentlich benötigt es noch nicht mal des Hinweises, dass er eine Wasserratte ist, aber das würde ich lassen und den Satz damit beginnen: Reto war eher eine Wasserratte.
Ich habs ganz rausgekickt, brauchts nicht mehr, der "Rettungsschwimmer" am Bach ist ja auch rausgeflogen. ;)

lakita schrieb:
sagte Sandra und hielt den Holzfäller auf Distanz.
Wie hält sie ihn auf Distanz? Dreht sie sich in dem Moment weg? Oder benutzt sie ihre Hände, die ihn wegdrücken?
Good point – geändert zu '... und hielt dem Holzfäller die Hand vor die Brust.'

lakita schrieb:
den gut gebauten Körper
show please...muskulös, sehnig, durchtrainiert, wobei das auch schon wieder so ein Allgemeinbegriff ist, der nicht viel aussagt. Mein Kater Wesely ist auch durchtrainiert und man sieht es ihm wegen seines Plüschpelzes nicht an. Vielleicht sitzen seine Hemdsärmel stramm über den Oberarmen oder wenn er die Brust anspannt, drückt sich das Hemd deutlich nach vorne.
Guter Einwand, dann will ich mal mehr zeigen:
'Seine Bizeps spannten die Hemdsärmel und Reto verstand, weshalb Sandra mit ihm was hatte.'

lakita schrieb:
und zeigte auf eine Hütte neben der Grillstelle.
Das ist so ein wenig Infodumping. Wozu soll er auf die Hütte zeigen? Sandra weiß ja welche Hütte er meint und dem Reto will er sie bestimmt nicht zeigen. Vielleicht dreht es seinen Kopf in diese Richtung. So eine Art unterbewusstes Verhalten, das man an den Tag legt, ohne dass man es merkt.
Geändert, danke.
'... fuhr sich über die kurzen Haare und blickte zur Hütte neben der Grillstelle.'

Hab Dank, liebe lakita für dein erneutes Reinschauen, deine Anmerkungen waren wiederum sehr wertvoll.

Liebe Grüsse, dot.

 

Lieber @dotslash ,

nee, ein schlechtes Gewissen wird nicht akzeptiert. Ich bin mittlerweile Rentnerin und habe ausser einem anstrengenden Ehemann und vier Katern niemanden, um den ich mich kümmern muss und arbeiten ist im Grunde auch nicht mehr angesagt, während du mit Sicherheit voll in Arbeit und Brot stehst und eben für das Brot auch was tun musst.
Also: alles gut!

Im Grunde genommen gibt es grad ganz andere Probleme auf dieser Welt. Aber das siehst du sicherlich auch so.

Deine Umformulierung gefällt mir sehr, dieses Feedback wollte ich dir noch geben und über den Rest, also die Kleinigkeiten, freue ich mich natürlich auch, weil es auch irgendwie unverdient schön ist, wenn Autor und Kritiker sich einig sind. Das ist ja nicht selbstverständlich und liegt auch weder in deinem noch in meinem Machtbereich.

Trotz allem noch einen schönen Sonntagabend.

Lieben Gruß

lakita

 

Alles schon gesagt zu dieser m. E. gelungenen kleinen Erzählung,

lieber dot,

vllt. noch eine Anmerkung zur Symbolik der weißen Farbe und der „weißen Frau“, von der mancherlei in der Literatur erzählt wird (wie selbst im Märchen von der „Frau Holle“, die offensichtlich im Himmel thront, aber nur durch einen Brunnen – also einem Loch IN der Erde – erreicht werden kann [womit wie bei den ganz Alten Erd- und Himmelsgöttin in eins fallen], was aber wieder auf den mythischen Ursprung der Muttergöttin zurückweist) und selbst auf einem der besten Pop-/Rockalben wird Todessymbolik (die nackten Füße McCartneys) mit dem der Trauer des weißen Anzugs (Lennons) verknüpft – und die meisten von uns werden ja barfüßig schwimmen … Ansonsten alles schon gesagt zu dieser m. E. gelungenen Erzählung, dass ich mich der Flusenlese widmen kann.

Sandra hatte ihre langenKOMMA braunen Haare zu einem Pferdeschwanz gebunden.
Komma, weil beide Adjektive/Attribute gleichrangig sind und keines vom andern abhängig. Anders wäre es etwa bei „dunklem braunen“ Haar

„Äh, happy Birthday zum Sechzehnten und danke für die Einladung“, stammelte er, unschlüssig, …
„zum sechzehnten“, weil ein verkürztes „zum sechzehnten Geburtstag“

„Ich bin Marcel. Und du bist Reto. Bist du jetzt mit Sandra zusammen? Eigentlich war ja Toni und Sandra …"
da zeigt sich die Herkunft des Erzählens von der Zahl, 1 + 1 = 2, ergo: Toni + Sandra = plural, eigentlich „waren“ Toni und Sandra … Anders natürlich wenn statt der „additiven“
Konjunktion ein „mit“ eingefügt würde

Marcel kickte einen Tannzapfen ins Gebüsch, riss einen Grashalm ab und steckte ihn sich in den Mund.
...

Reto sagte nichts, sparte sich die Luft, um mit Sandra mithalten zu können.

An sich wäre ein Reflexivpronomen notwendig, wenn der eine den Grashalm einem/einer anderen in den Mund steckte ...

Ein verwittertes Schild warnte vor Steinschlag. „Rutschgebiet, hier müssen wir zügig durch“, sagte Sandra und zog das Tempo nochmal an.
Auseinander!, weil ein verkürztes „noch einmal“ - oder ein „nochmals“ verwenden, das sich ja einer Trennung widersetzt

„Frag sie doch einfach, dann weisst du es“, sagte Marcel und legte Holzscheite nach.
Er hatte recht, dachte Reto. Ich werde sie fragen – bei der nächsten Gelegenheit.
M. E. „er hat recht“ nicht nur hinsichtlich des fortgesetzten futuristischen Gedankenstroms ohne Gänsefüßchen ...

„Der Holzkopf müsste nur fragen“ Sie schleuderte den Tannenzapfen durch die Luft. Da sahen sie, wie Sandra Toni hinter der Ruine umarmte und ihm einen Kuss auf die Wange drückte.
Da fehlt was …

„Marcel“, rief Sandra. „So helft ihm doch.“
Klingt nach mehr als einer bloßen Aussage!,

wie auch hier

„Halt still. Wir holen dich da raus“, rief Toni.

Hier

„Los!“, rief Toni und ...Reto stieg in den Bach.
gelingts doch!

Reto drehte sich zu Sandra um, sah rotgelbe Flammen in ihren dunklen Augen tanzen, wusste nichtKOMMA wie er weiterfahren sollte.

Wie dem auch wird -

gern gelesen vom

Friedel

 

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