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Serie Die Geisterinsel: Die Geisterinsel

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16.03.2003
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Die Geisterinsel: Die Geisterinsel

Die Geisterinsel

Der Mann, der die Taverne der kleinen Hafenstadt betrat, war fast zwei Meter groß, muskulös mit weißblondem Haar. Die Lederrüstung schützte einen narbenbedekten Körper, ein schweres Breitschwert, das an seinem Gürtel hing, ergänzte die abenteuerliche Erscheinung.
Der Abenteurer sah sich kurz in der Taverne um. Zielsicher ging er auf einen Tisch in einer kleinen Nische zu. An dem Tisch saß eine dunkle Gestalt.
"Bist du der Schwarze Fährmann?" wollte der Abenteurer wissen.
"Ja!" Die angesprochene bedeutete ihm sich zu setzen. "Wieder einer, der die Macht eines Gottes will. Wie ist dein Name?"
"Mann nennt mich den wilden Malkan," antwortete der Abenteurer, "ich bin ein Basiliskentöter."
Malkan sah sich die seltsame Frau genauer an. Ihr Kopf war der eines Panthers. Unter dem engen, schwarzen Hemd war die Form ihrer Brüste deutlich zu erkennen, ihre Hände waren, wie ihr Gesicht, von lackschwarzem seidig glänzenden Fell bedeckt. Neben dem Bierkrug lag ein breitkrempiger schwarzer Hut auf dem Tisch, über einem Stuhl war ein schwarzer, weiter Mantel geworfen worden.
"Bring mich zur Geisterinsel," forderte Malkan.
Die Pantherfrau trank in Ruhe ihr Bier aus, auf einem Wink von ihr brachte der Wirt zwei Bier an den Tisch.
"Also doch," stellte die Frau fest, "du willst den Herrn der Geisterinsel herausfordern, um dadurch zum Gott zu werden."
"Ja! Ich habe alles erreicht, was man als Sterblicher erreichen kann. Ich bin im ganzen Land und sogar über die Grenzen hinaus als großer Held bekannt. Ich kann jede Frau haben." Bei diesen Worten faßte er der Pantherfrau ans Knie. "Ich wurde von verschiedenen Fürsten, ja sogar vom König selbst, geehrt. Ein Elf fertigte meine Rüstung. Ein Zwerg schmiedete mein Schwert. Mir wurde vorhergesagt, das ich länger leben würde als andere Menschen."
"Länger als andere Menschen? Das ist ein sehr dehnbarer Begriff," antwortete die Pantherfrau, eher beiläufig wischte sie Malkans Hand von ihren Knie, "es gibt sehr viele, die nicht einmal ein Jahr alt werden.
Komm morgen Mittag zu meinem Schiff. Du kannst es nicht verfehlen, der Weg ist von Schädeln auf Pfählen gesäumt. Es waren deine Vorgänger. Vielleicht mußt du auf mich warten, aber ich warte nicht auf dich. Wenn du mich verpaßt, bekommst du erst in einigen Wochen wieder die Gelegenheit."
Mit einem kurzem Nicken willigte Malkan ein. Die Pantherfrau trank ihr Bier in einem Zug, dann stand sie auf. Sie legte einem Jüngling, der gerade mit anderen Karten spielte eine Hand auf die Schulter. "Komm mit auf mein Zimmer," forderte sie den jungen Mann auf.
"Besser du gehst mit," riet einer der Mitspieler dem Jüngling, "Sie kann sehr wütend werden, wenn sie ihren Willen nicht bekommt." Dabei strich er langsam über die vier fast parallelen Narben die er im Gesicht hatte.

Es war noch über eine Stunde bis Mittag, als Malkan über den Schädelweg zum Schiff des Schwarzen Fährmanns ging. Das Schiff war ein kleiner aber robuster Einmaster. Es war von oben bis unten schwarz gestrichen, sogar das noch zusammengerollte Segel war schwarz.
Nur kurz nachdem die Sonne ihren höchsten Stand erreicht hatte, kam eine schwarze Gestalt über den Schädelweg auf Malkan zu.
"Es scheint dir wirklich ernst zu sein," stellte der Schwarze Fährmann fest, "ich hab schon viele erlebt, die am Abend in der Taverne große Töne spuckten, aber dann am nächsten Tag nicht gekommen sind."
Sie strich fast zärtlich über einen der Schädel. "Er war bisher der beste, er hätte es fast geschafft."
Dann wandte sie sich wieder Malkan zu. "Noch kannst du es dir überlegen, aber sobald du an Bord bist gibt es kein Zurück mehr. Entweder du schafft es, oder..." Mit einer weit ausholenden Bewegung deutete sie auf die Schädel, die den Weg säumten.
"Ich werde es schaffen," sagte Malkan. Die Antwort der Pantherfrau war ein kaltes wissendes Lächeln.
Sie ging an Bord. "Das ist deine letzte Gelegenheit umzukehren," warnte sie, "sobald du an Bord bist gibt es kein Zurück mehr. Dann heißt es: Sieg oder Tot."
"Hör auf mit deinen Versuchen mir Angst zu machen. Leg ab!"

Drei Tage später ging der wilde Malkan nervös auf Deck des kleinen Bootes auf und ab. "Wie lange brauchen wir noch bis zur Geisterinsel?" fragte er zum x-ten mal.
"Hab Geduld," antwortete der schwarze Fährmann, wie jedes Mal.
Malkan irritierte die Ruhe der Pantherfrau. Was ebenfalls sehr seltsam war: Die Pantherfrau schien nie zu schlafen. Außerdem fuhr das Schiff immer mit geblähten Segeln, selbst gegen den Wind.
Malkan packte den Schwarzen Fährmann am Kragen und schüttelte sie durch. "Verdammt noch mal hör auf im Kreis zu fahren," schrie der Abenteurer, "ich will zu der Geisterinsel, koste es was es wolle. Wenn wir morgen nicht da sind bring ich dich um."
"Wann wir bei der Geisterinsel ankommen liegt ganz bei dir," erklärte die Pantherfrau gelassen, "und ich würde dir nicht empfehlen mich umzubringen. Das Schiff und ich, wir sind Magisch verbunden. Wenn ich sterbe sinkt das Schiff. Es sind über fünfhundert Meilen bis zur nächsten Küste, und die Geisterinsel kannst du nicht schwimmend erreichen."
"Und wann, im Namen der Götter kommen wir dort an?"
"Ich habe dir gesagt: Hab Geduld. Je mehr du dich aufregst, um so länger brauchen wir. Wasser und Essen reichen noch für zwei Tage. Ich brauche nichts - aber du. Wenn du während der Fahrt stirbst, werf ich dich einfach über Bord, dann gibt es nicht einmal einen neuen Schädel an dem Weg zu meinem Boot. Das währe nicht das erste mal."
So blieb Malkan nichts anderes übrig, als sich zusammenzureißen und abzuwarten. Er ging unter Deck um eine Weile zu schlafen.
Die Pantherfrau lächelte. "Malkan, du hast noch sehr viel zu lernen, wenn du ein Gott werden willst. Kraft und Mut allein bringen dich nicht ans Ziel. Deine Gedanken, dein Geist sind es, die dir helfen. Aber die meisten von euch Sterblichen lernen das nie."
Es dauerte einen weiteren Tag, bis das Schiff die Geisterinsel erreichte. Der Abenteurer und der Schwarze Fährmann gingen an Land. "Nun ist es so weit," stellte die Pantherfrau fest, "finde und besiege den Herrn der Geisterinsel, sonst erreichst du nie die Macht eines Gottes."
Der wilde Malkan zog sein Schwert, vorsichtig Schritt für Schritt ging er vorwärts. Der Schwarze Fährmann folgte in drei Schritten Abstand hinter Malkan, die Pantherfrau ging ruhig und aufrecht hinter dem Abenteurer her, als wäre sie auf einem Spaziergang.
Ein entsetzliches Kreischen war zu hören, im nächsten Moment wurde Malkan angegriffen. Die Wesen, die herabstürzten, waren riesige Vögel die Kopf und Brüste wie eine Frau hatten. "Harpyien!" rief Malkan sein Schwert schwingend.
Über ein Dutzend Harpyien griffen Malkan an. Der Schwarze Fährmann saß wenige Schritte entfernt auf einem kleinen Felsen und beobachte den Kampf.
Malkan schlug wild um sich, um die Harpyien auf Abstand zu halten. Wenn er sich auf die Art Luft verschafft hatte wagte er einen Ausfall, bei jedem Ausfall fiel eine der Harpyien schwer verletzt zu Boden. Erst als er mehr als die Hälfte der Angreifer getötet hatte floh der Rest.
Schwer atmend und aus vielen Wunden blutend, stützte Malkan sich auf sein Schwert.
"Warum hast du mir nicht geholfen?," fragte er die Pantherfrau.
"Warum sollte ich? Du bist es der unsterblich werden will, ich bin es schon. Außerdem wär es gegen die Regeln."
Beiläufig klopfte sie sich den Staub aus den Kleidern, "las uns weiter gehen," sagte sie.
Knapp hundert Meter weiter wurde Malkan wieder angegriffen. Diesmal waren es Löwinnen mit Adlerflügeln.
Eine der Greifen ließ sich im Sturzflug auf Malkan fallen, sie fiel direkt in Malkans Schwert. Der Abenteurer brauchte wertvolle Augenblicke um unter dem toten Greif hervorzukommen. Inzwischen war ein Dutzend Greife um ihn herum.
Der Kampf dauerte lange, die Greifen waren geschickter und intelligenter als die Harpien. aber schließlich schaffte es Malkan doch noch den letzten Greif in die Flucht zu schlagen.
Schwer atmend setzte er sich auf einen Felsen. Wieder hatte er viele Wunden davongetragen, seine Rüstung sah ebenfalls sehr mitgenommen aus.
"Wieviele solcher Angriffe stehen mir denn noch bevor?," fragte er den Schwarzen Fährmann.
"Das darf ich dir nicht sagen," sie war gerade dabei eine Pfeife anzuzünden, die sie sich während des Kampfes gestopft hatte, "ich habe dir doch schon gesagt, das ich dir nicht helfen darf."
Sie zogen weiter. Plötzlich stellte sich ihnen eine Katzenfrau in den weg. Ihr Fell war sandfarben, ihr Gesicht und ihre Hände waren dunkelbraun. Sie trug eine Lederhose einen Brustharnisch aus Bronze und ein schweres Breitschwert. Sie grüßte Malkan mit einer kurzen Verbeugung. Kaum hatte der Abenteurer den Gruß erwidert, griff die Katzenfrau an.
Der Kampf war lang und hart, aber Malkan besiegte die Katzenfrau. Ein kurzes Stück weiter stellte sich wieder eine Katzenfrau in Malkans Weg. Nach einem harten Kampf besiegte er auch sie.
Malkan wurde noch mehrere Male von einer Katzenfrau angegriffen. Doch schließlich kamen Malkan und die Pantherfrau auf einem großen Platz. Mehrere hundert Katzenfrauen waren hier versammelt. Sie bildeten eine Gasse. Nach wenigen Schritten stand der Abenteurer vor einer steinernen Plattform. Auf der Plattform stand ein Thron aus Kristall und ein Thron aus Obsidian. Auf dem Kristallthron saß eine Katzenfrau mit schneeweißem Fell. Sie trug ein weißes Kleid und war reichlich mit Blumen und Früchten aus Gold geschmückt.
Der schwarze Thron war leer.
Die weiße Katzenfrau stand auf. "Du hast es bis hierher geschafft," sagte sie zu Malkan, "wenn du mich Töten willst... Ich werde mich nicht wehren, und von meinen Untergebenen wird keine eingreifen. Aber wenn du zurück in dein Land willst garantiere ich dir, das du heil und gesund dort ankommen wirst. Ich warte auf deine Entscheidung."
Malkan zögerte, doch dann hob er sein Schwert, er holte aus um die weiße Katzenfrau zu töten.
Aber bevor er den Schlag ausführen konnte wurde er von hinten niedergeschlagen. Als er wider zu sich kam war er an einem Holzpflock, der vor den beiden Thronen stand, gefesselt.
"Du hast mir gesagt, das sich keiner einmischen wird," beschwerte Malkan sich bei der weißen Katzenfrau.
"Sie sagte, das sich keiner ihrer Untergebenen einmischen wird," hörte der Abenteurer eine bekannte Stimme hinter sich sagen.
Die Pantherfrau schritt an dem Gefesselten vorbei, betrat das Podest und setzte sich auf den schwarzen Thron. "Aber sie sagte nicht das ich mich nicht einmischen werde. Ich werde doch nicht einfach zusehen, wie du meine Schwester tötest. Sie ist die Göttin des Lebens, sie kann nicht töten. Ich bin die Göttin des Todes..."
Sie stand von ihrem Thron auf, und ging mit gezogenem Schwert auf den gefesselten Malkan zu.

Nur wenige Stunden später kam das Schwarze Schiff wieder in dem kleinen Hafen an. Der Schwarze Fährmann trug einen Holzpflock auf der Schulter. Den Pflock schlug sie am Ende des Schädelweges ein, an dem Pflock befestigte sie einen Schädel, Malkans Schädel.
Die Pantherfrau verbrachte zwei Wochen in dem Dorf, bis sie wieder von einem Abenteurer angesprochen wurde.

 

Hy Shinji

In wenigen Worten: mir gefällt's!
Die Story schwafelt so wenig wie möglich und beschreibt so viel wie nötig. Kurzweilig und interessant.
Ideal für eine Serie.
Ich hab sie sehr gern gelesen und werde mir jetzt auch mit großem Interesse die anderen Teile ansehen.

Und da Xadhoom schon so viel Herzblut in die Perfektion der Story investiert hat, will ich auch noch was dazu beisteuern ;)

Noch kannst du es dir überlegen, aber sobald du an Bord bist, gibt es kein Zurück mehr.
Wenn wir morgen nicht da sind, bring ich dich um."
Das Schiff und ich, wir sind magisch verbunden

PS: Die Pantherfrau gefällt mir wirklich gut ;-] hehehe

Gruß, Reddayk :smokin:

 

Hallo Reddayk,

schön das dir die Geschichte gefällt. Ich bin auf deine Kommentare zu den anderen Episoden gespannt. :)
Bisher haben dir ja alle Storys von mir, die du gelesen hast gefallen. Scheinbar ist der Scheck angekommen. :D

Aber den andern Kommentaren kann man entnehmen, das es einige gibt denen die Geschichte gefällt, und andere haben mehr oder weniger daran auszusetzen. Man kann es halt nie allen rechtmachen.

Gruß
Shinji

 

Hy Shinji

*finstere Miene aufsetz* Du lässt mir keine Wahl! Jetzt muss ich das klarstellen!

Ich bin nicht käuflich!
(Obwohl sich das manche Frauen vielleicht wünschen würden) ;-] hehehe

Nein, Schluss mit den Witzen. Wenn mir etwas gefällt, dann sage ich es auch. Genauso verhält es sich beim Gegenteil.
Wenn du natürlich unbedingt möchtest, dass ich dieses Prinzip bei deinen nächsten Geschichten vergesse und mein Ohr dem kleinen Teufelchen auf meiner Schulter öffne... *fg* Das sollte mir nicht allzu schwer fallen, also führe mich nicht in Versuchung, sonst erlöst dich nicht mal Gott vor dem Bösen...

Mann, ich glaub das war mal wieder der Kaffee...

Gruß, Reddayk :smokin:

 

Hi Red,

wie ich weiter oben schon geschrieben hab, ich bin auf deine Kommentare zu meinen anderen Geschichten gespannt. :)

Und trink nicht zu viel Kaffee. ;)

Gruß
Shinji

 
Zuletzt bearbeitet:

Zu viel Kaffee ist relativ... :kaffee:

Gruß, Reddayk

 

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