Was ist neu

Die Freundschaft der Fledermaus

Mitglied
Beitritt
31.01.2003
Beiträge
80
Zuletzt bearbeitet:

Die Freundschaft der Fledermaus

Die Freundschaft der Fledermaus


Einst, vor vielen Jahren, trug es sich zu, dass ein Mann namens Fredor in Sorgen geriet, weil sein Geschäft keinen Gewinn mehr abwarf. Sein Beruf war der des Tischlers, eine gefragte Tätigkeit, die normalerweise eine sehr einträgliche war. Doch mit der Zeit gab es im Dorf, in dem er wohnte, keinen Bedarf mehr an seinen Möbeln. Die Steuern wuchsen zu diesen Zeiten ins Unermessliche, denn der König hatte kein Interesse am Wohlstand seiner Untertanen, nur die Gier trieb ihn voran und verführte zur Schröpfung seines Volkes. Die Bewohner des Reiches hielten ihr Geld zusammen und kauften nur das Nötigste, wodurch mancher braver Händler dazu gezwungen wurde, seine Waren für winzige Beträge zu verkaufen. So auch Fredor, der inzwischen kaum noch die Mittel besaß, sich etwas zu Essen zu leisten, geschweige denn, um neue Waren anzufertigen. Schon bald war der letzte Heller aufgebraucht und der Hunger fraß erbarmungslos an seinen Eingeweiden. Er führte schon bald das Leben eines Bettlers und ernährte sich von den kläglichen Resten, die er im Abfall fand. Krankheiten nagten zusätzlich an dem ausgemergelten Leib und vor Fredors Augen zog der Tod heran. Für ihn lag kein Schrecken in dieser Vorstellung, nur Erlösung, die sein Leid ungeschehen machte.

Eines Tages verjagten ihn die Dorfbewohner, erinnerte er doch an die Not, die jeden ereilen konnte. Deshalb packte Fredor die wenigen Habseligkeiten, die er noch sein Eigen nannte, hastig zusammen und verließ das Dorf, wissend, das er niemals wiederkehren würde. So kam es, dass der einstige Tischler durch die Wälder zog und jedem Menschen aus dem Wege ging, denn zu groß war seine Enttäuschung, angesichts der Gleichgültigkeit die man ihm entgegenbrachte. Viele Tage wanderte er ziellos umher und ernährte sich auf seinem Weg von Früchten und Wurzeln, da er nichts von der Jagd verstand. Aber als der Winter Einzug hielt, wurde ihm auch das verwehrt und sein Ende schien näher denn je. Erschöpft sank er zusammen und beobachtete die Dämmerung des Abends, die, wie er hoffte, seine letzte sein würde. Das Sternenlicht erhellte das unglückliche Schicksal eines gebrochenen Mannes, der inmitten des Waldes auf den Hungertod wartete.
Doch es kam anders.

Ein voller Mond schien vom Himmel herab und reflektierte sein Licht von einem winzigen Gegenstand direkt in die müden Augen des Wanderers. Etwas erschrocken suchte er die Quelle des plötzlichen Funkelns und fand sie wenige Meter entfernt auf einem Baum. Dort hing eine schwarze Fledermaus von einem Ast herab und um ihren Hals lag ein goldener Reif, der immer noch im Mondlicht schimmerte. Verwundert beobachtete Fredor das Geschöpf, das seinerseits neugierig auf den Menschen hinabsah und mit dem Kopf nickte, so, als wolle es ihn begrüßen. Die Verwunderung fand ihren Höhepunkt, als die Fledermaus zu lächeln schien und ein seltsamer Ausdruck ihre Augen erfüllte, der Fredor an das vergessen geglaubte Gefühl der Freude und Herzlichkeit erinnerte. Sie erhob sich in die Lüfte und summte eine einfache Melodie vor sich hin, die mit wunderschönem Klang betörte und die Sorgen des Bettlers für eine Weile vertrieb. Für ihn tanzte sie in der Nacht umher und zauberte ein Lächeln auf seine aufblätternden Lippen. Nachdem einige Zeit verstrichen war, flog sie ein Stück voraus und gab ihm mit ihren Lauten zu verstehen, dass er ihr folgen solle. Fredor entsprach ihrem Wunsch, erhoffte er sich doch Hilfe von dem freundlichen Geschöpf, das ihn jetzt durch die Nacht geleitete. Neue Kraft füllte seinen Körper als er der Fledermaus folgte und schließlich der Höhle gelangte, in der sie, wie er vermutete, zu Hause war.

Dort verschwand sie ins Dunkel hinein und der Wanderer glaubte sich am Ziel. Er entzündete eine Fackel, betrat die Höhle und spürte dabei einen Hauch von Hoffnung, welche schwach glimmend den Weg zu neuem Lebenswillen bereitete. Nach einigen Schritten sah er wieder das Funkeln, das ihn noch vor wenigen Momenten hierher geleitet hatte, doch es gehörte nicht zum Reif der Fledermaus, sondern schimmerte von den Wänden herab. Erstaunt erkannte Fredor, dass es sich hierbei um Gold handelte. Das wundersame Geschöpf hatte ihn zu einer Goldader geführt, einer Quelle von unermesslichen Reichtums, entdeckt im sonst so unerbittlichen Strom der höchsten Not. Freudentränen rannen aus Augen, die jetzt nur noch die Armut kannten und voller Dankbarkeit suchten sie nach dem Tier, das sein Retter war. Nicht lange mussten sie suchen, denn die Fledermaus hing in geringer Entfernung an einem Felsen und betrachtete das neu geborene Glück mit strahlenden Augen. Ihre Blicke trafen sich in tiefer Freundschaft und tief klaffte die Wunde, die hässlich grinsend auf Fredors Nacken entstand. Der Schwarzbär, der hinter ihm gelauert hatte, beendete das blutige Werk mit wuchtigen Hieben und schmetterte ihn kalt zu Boden. Nachdem die Beute gerissen war, nagte der Bär genüsslich an den Knochen und schlang gierig das warme Fleisch hinunter, das endlich den nagenden Hunger beendete, der so lange an ihm gezehrt hatte. Die Fledermaus gesellte sich zu ihm und schlürfte das strömende Blut, aus der Quelle der gestorbenen Not.

Glücklich sahen die beiden Tiere einander an und spürten ein rotes Band der Freundschaft, das niemals zerreißen würde. Als der Bär Fredors Leichnam zu den anderen schleifte, schüttelte er verständnislos den Kopf, als er all den Schmuck sah, den die Kadaver noch immer an zerfetzten Hälsen, Armen und zerkauten Fingerknöcheln trugen. Niemals würde er die Bedürfnisse der Menschen begreifen und doch war er dankbar, dass es sie gab. Mit zuckenden Schultern und vollem Magen, legte er sich zur Ruh und ließ die Fledermaus dabei in seinem weichen Fell kuscheln. Schon bald schliefen sie ein und träumten süße Träume, die von einer Art Schlaraffenland handelten.
Und wenn sie nicht gestorben sind, so leben sie noch heute mit reich gedeckter Tafel und in ewiger Freundschaft.

Und die Moral von der Geschicht’: Freunde hat man oder man hat sie nicht.

 
Zuletzt bearbeitet:

Du liebe Güte!
Ich bin wahrhaftiglichst erstaunt, was sich hier innerhalb kürzester Zeit getan hat. Danke an alle!

Lasst es mich klar sagen: Ich betrachte diese Geschichte als eine Art gedankliche Ausscheidung. Irgendwann hatte die Idee dazu und brachte sie sozusagen als leichte Zwischenmahlzeit aufs Papier oder vielmehr in meinen ungehorsamen Rechner.

@Joh
Ich hoffe der Text hat dich als Märchenliebhaber nicht allzusehr erbost, denn es sollte tatsächlich so in die Richtung Trash gehen.

@Pain
Ich bin der gleichen Meinung. Danke für deine Unterstützung!

@Frederik
Du hast recht. Ist mir gar nicht weiter aufgefallen. Gelobt seien deine wachsamen Augen!
Aber eines muß ich doch noch anfechten. Und zwar:

So viel ich weiß bestand damals die Gesellschaft hauptsächlich aus Handwerkern. Es klingt unlogisch, dass nur dieser eine so stark beeinträchtigt wurde, dass er bald verhungert, selbst in einem kleinen Dorf. Auch der Grund, warum er verjagt wird, leuchtet mir nicht ein. Logischer wäre gewesen, wenn er auf Grund seiner Armut angefangen hätte, die Leute zu beklauen.
In dem Dorf gab es nur den Einen, deshalb bin ich auf die Anderen nicht eingegangen.
Außerdem finde ich, das der Grund typisch menschlich ist. Von daher fand ich ihn passend. Wenn man bedenkt daß heutzutage Obdachlose aus bestimmten Bereichen der Stadt vertrieben werden, nur weil die Bewohner daran Anstoß nehmen oder weil es nicht zum Stadtbild passt...

@Rest
Freut mich immer, wenn meine Geschichten Anklang finden. Naja, wen würde es nicht freuen? Aber was soll ich sagen? Ich sage: Danke! (Was besseres fällt mir gerade nicht ein)

Nun gut. Wünsche euch allen noch viel Spaß beim Schreiben!

Herzallerliebste Grüße
gollum

 

Hier wie gewünscht meine Korrektur:


"denn die Steuern wuchsen hoch in jenen Tagen und der König hatte kein Interesse am Wohlstand seines Volkes."

Ich kenne eher "Steuern wuchsen ins Unermessliche" oder "Steuern stiegen an". Daneben würde ich die ganze Konstruktion umhauen. Es wirkt auf den Leser einfach recht unbefriedigend und unbegründet, dass die Steuern einfach so erhöht werden. Ein wenig mehr Hintergrund ist auch etwas Typisches für ein Märchen.


"So auch Fredor, der inzwischen kaum noch die Mittel besaß, sich etwas zu Essen zu leisten, geschweige denn um neue Waren herzustellen."

"geschweige denn , um neue Waren herzustellen"

Im Übrigen würde ich eher "anfertigen" verwenden. Wie ich bereits kritisierte...da solltest du auf die Wahl altertümlicher Wörter oder Konstruktionen Wert legen.
Weiteres Beispiel "zusätzlich" (weiter unten)


"Schon bald war das letzte Goldstück aufgebraucht und der Hunger fraß erbarmungslos in seinen Eingeweiden. "

Soweit ich das sagen kann "an seinen Eingeweiden". Um ein wenig weiter zu dramatisieren kannst du das Goldstück durch einen „Heller“ ersetzen. (Soviel ich weiß, war der Besitz von Goldstücken in der spielenden Zeit eigentlich ein Zeichen von großem Reichtum)


"Für ihn lag kein Schrecken in dieser Vorstellung, nur Erlösung die sein Leid vergessen machte. "

"nur Erlösung, die sein Leid vergessen machte"

Des weiteren: "vergessen machte"? "vergessen lassen konnte" eher, oder nicht?


"So kam es, dass der einstige Tischler durch die Wälder zog und jeden Menschen aus dem Wege ging"

"und jedem Menschen"


"Ein voller Mond schien vom Himmel herab und reflektierte sein Licht von einem winzigen Gegenstand, direkt in die müden Augen des Wanderers."

ohne Komma


"Verwundert beobachtete Fredor das Geschöpf, das seinerseits neugierig auf den Menschen hinabsah und mit dem Kopf nickte, so als wolle es ihn begrüßen. "

"(...),so, als wolle es ihn begrüßen"


"Sie erhob sich in die Lüfte und summte eine einfache Melodie vor sich her, die trotz des etwas einseitigen Tones ein kleines Lied ergab, das die Sorgen des Bettlers für eine Weile vertrieb. "

"vor sich hin"

Weiter ist es trotz aller Vorstellungskraft etwas abstrakt. Du schreibst von einem Ton, sogar einem einseitigen. Da kannst du wider aller Kreativität nicht von einem Lied sprechen. Daher würde ich empfehlen, die Stelle anders zu umschreiben. Das Bild an sich ist schön.


"Für ihn tanzte sie in der Nacht umher und zauberte ein Lächeln auf seine trockenen Lippen. "

"trockenen Lippen"
Das macht eher den Anschein, als ob er ausschließlich verdursten würde. Ein Adjektiv wie "aufblätternden" würde mE eher zutreffen.


"Nachdem einige Zeit verstrichen war, flog sie ein Stück voraus und gab ihm mit ihren Lauten zu verstehen, dass er ihr folgen solle. Fredor tat dem gleich, "

Vom Sinn her falsch. Du schriebst vor "tat dem gleich" "dass er ihr folgen solle". Dem tut er nicht gleich. Korrekt müsste es zB heißen "Die Fledermaus verschwand hinter einem Gebüsch. Fredor tat es ihr gleich" Er kann nicht fliegen, ergo es ihr auch nicht gleich tun.


„. Neue Kraft füllte seinen Körper als er der Fledermaus folgte und schließlich zu einer Höhle gelangte, in der sie zu Hause war.“


Zunächst müsste es heißen „zu der Höhle“, da diese im Nebensatz darauf genauer beschrieben wird. Ein anderes Problem ist jedoch, dass du hauptsächlich aus der unwissenden Perspektive des Protagonisten berichtest. Hier greifst du etwas voraus (dass die Höhle die Heimat der Fledermaus ist), was er gar nicht wissen kann.


„Nach einigen Schritten sah er wieder das Funkeln, das ihm noch vor wenigen Momenten hierher geleitet“

„(...), das ihn noch vor wenigen Momenten hierher geleitet hatte


„Erstaunt erkannte Fredor, das es sich hierbei um Gold handelte.“

(...), dass es sich hierbei“


„, einer Quelle von unermesslichen Reichtum,“

eher „einer Quelle unermesslichen Reichtums“


„entdeckt im sonst unerbittlichen Strom der höchsten Not.“

Was du hiermit sagen willst ist mir zu verschnörkelt. Du umschreibst an vielen Stellen im Text. Hier würde ich es definitiv einfacher gestalten. Wenn du es dennoch stehen lassen willst, solltest du jedoch noch ein „so“ hinter „sonst“ ein- oder das „im sonst“ durch „in seinem“ ersetzen.


„Freudentränen rannen aus Augen, die nur die Armut kannten“

Unlogisch, schriebst du doch vorher „Sein Beruf war der des Tischlers, eine gefragte Tätigkeit, die normalerweise eine sehr einträgliche war.“


„Nachdem die Beute gerissen, nagte der Bär genüsslich an den Knochen und schlang gierig das warme Fleisch hinunter, das endlich den nagenden Hunger beendete, der so lange an ihm gezehrt.“

gerissen war und gezehrt hatte
Es gibt zwar einen altertümlichen Sprachstil, der diese Wörter weglässt, willst du diesen jedoch verwenden müsstest du es auch konsequent durchziehen.


„Glücklich sahen die beiden Tiere einander an und spürten ein rotes Band der Freundschaft, das niemals zerreisen würde.“

zerreißen


„Als Fredors Leichnam bei den anderen lag, schüttelte der Bär verständnislos den Kopf“

Sinnfehler. Wurde der Leichnam bewegt oder lagen vorher schon Leichen in der Höhle?


„Niemals würde er die Bedürfnisse der Menschen begreifen und doch war er dankbar dass es sie gab.“

„(...), dass es sie gab“


„Mit zuckenden Schultern und vollem Magen, legte er sich zur Ruh und die Fledermaus kuschelte dabei in seinem weichen Fell.“

Erstes Komma muss weg. Weiter ist die Verwendung von „dabei“ missverständlich. Dabei impliziert, dass die Fledermaus noch etwas parallel dazu macht. Doch hier handelt der Bär. Wolltest du es beibehalten müsste die Konstruktion passiv aussehen:

„Mit zuckenden Schultern und vollem Magen legte er sich zur Ruh und ließ die Fledermaus dabei in seinem weichen Fell kuscheln.“

Ich weiß nicht, ob ich alles erwischt habe, aber ich denke man kann erkennen, dass der Text komplett saniert werden müsste, bevor man ihn als abgeschlossen betrachten kann. Besonders der Sprachstil ist der Grund dafür.

Ich wünsche dir starke Nerven und zumindest ein wenig Spaß bei der Überarbeitung der Geschichte.

Liebe Grüße, Frederik

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom