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Die Frage

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18.04.2002
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Die Frage

Wieder einmal verbrachte ich den Abend mit meinem Freund Sven in der Nebel-Bar. Wieder einmal waren wir schon am frühen Abend hier und fast die einzigen Gäste. Hinter der Theke hockte wie immer Alfons, unser schläfriger ‚Schnapspanscher’. Vor dem Tresen saß der einzige sonstige Gast.

Es gab dort ein langes rotes Kleid, gut gefüllt, lange Seitenschlitze zeigten noch längere Beine und schwarze, hochhackige Stiefelchen als unteren Abschluss. Der Abschluss nach oben wirkte ebenfalls ziemlich ultimativ, blonde Locken, die blausten Augen, ein zartes Gesicht außerdem ein sanft geschwungener Mund mit vollen, roten Lippen.
Natürlich dachte Sven, er müsse Aufmerksamkeit erregen, indem er den Starken spielt. Lautstark verkündete der Angeber, dass Frauen nie wissen was sie wollen. „Bei mir ist ein Ja eindeutig und ein Nein bedeutet auch Nein“, brüstete er sich. Es war klar, auf wen die Äußerung eigentlich zielte. Ich erwartete keine Reaktion, doch das rote Kleid ging langsam auf Sven zu, ein ironischer Zug um ihre Mundwinkel war nicht zu übersehen. Dann stellte SIE eine Frage, leider konnte ich diese nicht genau verstehen. Mein Freund sah plötzlich gar nicht mehr so selbstbewusst aus. Offensichtlich hatte er Schwierigkeiten, die Aussage der Schönen mit einem klaren Ja oder Nein zu kontern ...
Er war sichtlich verwirrt ...
Sven eilte aus der Bar, ich hinter ihm her. „Was hat sie denn zu dir gesagt?“, drang ich auf ihn ein. „Dieses Biest“, schimpfte er, „sie sagte: Männer, die eindeutig mit Ja oder Nein antworten, haben große Chancen bei mir. Also - wirst du als nächstes Nein sagen?“
„Hmm ...
toll, diese Frau!“

 

Hallo Elisha,

vielen Dank für das Ausgraben dieser Pointengeschichte! (Damals wollte ich Pointengeschichten schreiben, weil es hieß, es gäbe keine unverbrauchten Pointen mehr).

„Vermutlich hast du aber die Überarbeitung schon vor Jahren abgeschlossen“

Keineswegs, man kann nie sicher sein, irgendetwas übersehen zu haben, dann muss man noch einmal ran.
Trotzdem möchte ich in diesem Fall die Frau so lassen (es wurde schon einmal angesprochen, die Meinungen gehen auseinander). Der Grund: Es wäre auch ein Klischee, wenn kluge Frauen nicht so hübsch aussehen könnten und eine durchschnittlich attraktive Frau würde nicht so stark bei der Anmache und bei der Niederlage auf die Männer wirken.

„eine nette kleine Geschichte“ - freut mich!

LG,

tschüß Woltochinon

 

Hallo Tserk,

„mal für deine ganzen Kommentare revanchieren :)

Das ist nett, so richtig viele waren es ja nicht, musste in letzter Zeit etwas langsam tun.


„Trotzdem gerne gelesen“

Das freut mich, die Geschichte stammt aus einer Zeit, als ich mich mit Logik (und Paradoxien) befasst habe. Erstaunlicherweise war es gar nicht so einfach, diese Variante eines Paradoxons so zu formulieren, dass es aufgeht.

"Ich stell dir zwei Fragen, du darfst einmal mit 'Ja' und einmal mit 'Nein' antworten.
1. Bist du dumm?
2. Hast du gerade eben gelogen?"

Ja, das ist mit meiner Konstruktion verwandt, aber viel durchsichtiger, da es zwei Fragen mit zwei vorgegebenen Antworten gibt, der Trick bei der Frage ist, nur eine Frage zu stellen.
Interessant wäre mal zu schauen, ab welchem Alter die beiden Paradoxien erkannt werden.


Freut mich, wenn dir die Spielerei gefallen hat.

L G,

 

HI!

Ja gute Idee. Die Frau ist mir eindeutig sympatisch. Da sich die Kg nur um die Frage dreht, passt auch die Länge.
Ápropos, ich hätte da auch ein Frage: hat es irgendeinen Sinn, das der Kumpel deines Prots heißt wie ein Happy Hippo?
Naja, bis auf dieses Detail, hats mir gut gefallen.

Mfg Steeerie

 

Hallo Steeerie,

"hat es irgendeinen Sinn, das der Kumpel deines Prots heißt wie ein Happy Hippo?"

Nein, die Geschichte ist von 2002 - gab es da schon ein Happy Hippo mit diesem Namen? Wahrscheinlich werde ich den Namen ändern, wenn so eine Assoziation entsteht. Danke für den Hinweis!

Toll, wenn es dir trotz der Kürze gefallen hat!

L G,

tschüß Woltochinon

 

Hallo Woltochinon,

ja, das Ende irritiert und ich muss zugeben, dass mir dabei so einige Gedanken durch den Kopf gegangen sind, bis ich erkannte, was es mit dem Ende eigentlich auf sich hat. Ich gehe davon aus, dass das deine Absicht war. Nicht schlecht.

Gruß
Klinz

 

Hallo Klinz,

hey, danke, hätte nie gedacht, dass diese Geschichte noch einmal das Licht der Alltagsrubrik erblickt!

Freut mich, wenn sich die Irritation aufgelöst hat - ja, letztlich war das meine Absicht. Paradoxien sind halt eine interessante Sache.

Tschüß ...

Woltochinon

 

Eine interessante Geschichte. Der Grund, warum sie mich aber nicht umhaut, ist, dass die Lösung mir schon all zu gut bekannt war. Sie stammt aus uralten Denksportaufgaben im Bereich formaler Logik.
Kann man sagen mein Pech.
Richtig grandios wäre sie gewesen, wenn dir eine eigene neue Lösung für die letzte Frage eingefallen wäre. Aber ich gebe gern zu, das hieße die Messlatte arg hoch zu hängen.

Auch ist mir die Frau etwas zu überzeichnet. Wer sich so aufmotzt - rot ist immer Warnung und Lockmittel zugleich - will etwas, und der Fortgang ist vorhersehbar.
Etwas weniger wäre vielleicht mehr gewesen. Blond passt gut in ein falsches Klischee. Der Rest "elegant" anstatt "rot" wäre vielleicht passender.

Sind alles nur Ideen und Vorschläge oder Kritteleien auf hohem Niveau. Auch so, wie Du die Geschichte geschrieben hast, hat sie was.
Ich habe sie gern gelesen.

Liebe Grüße
Mindzapping

 

Hallo mindzapping,

es wäre mir natürlich lieber, wenn diese logische Spielerei auf eine Erfindung von mir zurückgehen würde. Doch leider haben die Logiker der vergangenen Zeitalter so gründlich gearbeitet, dass ich schon lange in der Literatur nur Abwandlungen oder neue Umsetzungen/Kontexte von Logikrätseln gesehen habe, zumindest bei überschaubaren Fragestellungen (wenn auch nicht in Form einer Geschichte).

Ja --- die Frau: Was du anführst, hat auch andere Leser gestört, mir ging es halt um die Gegenüberstellung von zwei Klischees, einmal der überhebliche Mann, dann die Frau, die aufgrund ihres Aussehens 'bewertet' wird.
Ich denke, ihre Reaktion wirkt viel stärker, wenn man sie von ihr (vorurteilsbedingt) nicht erwartet. Insofern ist das Rätsel nur der Aufhänger für eine Geschichte über Vorurteile oder Diskriminierung.

Vielen Dank für dein Interesse an diesem kleinen Text, hat mich angeregt nochmal einiges zu überdenken.

Tschüß ...

Woltochinon

 

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