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Die Farbe Orange

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08.08.2002
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Die Farbe Orange

Lena schlendert durch den fast menschenleeren Raum des Museums. Es ist früher Nachmittag und sie genießt die Stille, die angenehme Atmosphäre des Alleinseins.

An einem der großen Fenster lehnt sie sich gegen den weiß lackierten Holzrahmen und blickt hinunter zu den alten Hofstallungen. Zu Kaisers Zeiten waren hier die Kutschen und Pferde untergebracht, ehe zwei Weltkriege die umliegenden Grundstücke, Häuser und vor allem auch die Seelen der Menschen auf Jahre hinaus zerstörten.

Wo einst die österreichisch-ungarische Monarchie das Land in den Zuckerguß der kaiserlich-königlichen Hof-Bäckereien eingetaucht hatte, ließen in den Dreißigerjahren die Nationalsozialisten das Sonnenrad rückwärts laufen und gleichsam verbrannte Erde zurück.

Wie eine, an diese Zeiten gemahnende, dunkelgraue Wand, wächst der moderne Teil des Wiener Museumsquartiers glatt und ohne Fenster, unberührbar in seinem Ausdruck, aus der Tiefe des Innenhofs empor. Er verbannt unbarmherzig das Außen. Gleichzeitig scheint er die Kunst im Inneren schützen zu wollen.

Bäume, mit im Wind raschelndem Laub, verbinden den alten und den neuen Teil zu einem harmonischen Zeitenspiel. Auf den Terrassen der Cafes treffen sich Menschen aller Altersgruppen um sich über Malerei, Architektur und den vorherrschenden Zeitgeist ebenso zu unterhalten, wie über die unsensibel putzende Hausmeisterin vom Nachbarhaus, die nicht beherrschbaren Kinder und die Sorge um unzureichende Ausbildungs- und Altersheimplätze.

Die über den Hof spazierenden Gäste aus aller Herren Länder vermischen sich mit flanierenden einheimischen Großstadtmenschen. Ein sich sehr leidenschaftlich küssendes Liebespärchen führt dazu, dass zwei alte Damen sich entrüstet abwenden und den Kopf über so viel Unmoral endlos zu schütteln bereit sind. Ein kleiner Junge fährt mit seinem Trittroller Slalom durch die Menschenmenge. Lenas Blick verweilt auf dem unter ihr ausgebreiteten Gesellschaftsmosaik.

Dann wendet sie sich vom Draußen ab und ihre Aufmerksamkeit dem Inneren des Raumes zu. Ölig glänzende, in dicken Pinselstrichen aufgetragene Farben, welche die Kraft und die Seelentiefe des Malers erkennen lassen, schimmeren ihr ebenso entgegen, wie die mit mattem Kohlestaub festgehaltenen Konturen, fein gezeichneter Körper, auf gelbstichigem Papier.

Langsam durchschreitet sie den Raum. Der Holzboden unter ihren Füßen knarrt und ächzt. Dieses Geräusch vermittelt ihr vertraute Behaglichkeit. Aus dem angrenzenden Raum dringt Stimmengewirr herüber. Lena blickt durch die offene Flügeltür. Eine Reisegruppe schart sich um einen jungen Mann. Mit leiser Stimme versucht er die Aufmerksamkeit auf ein Bild zu lenken, ohne die anderen Museumsgäste zu stören. Er ist in dezentes Schwarz gekleidet und in seinem braunen Haar verirren sich, durch einfallende Sonnenstrahlen, rote Irrlichter.

Lena entfernt sich von der offenstehenden Tür und den ineinanderfließenden Stimmen. Ihr genau gegenüber, macht sich an der Stirnseite des Raumes, ungefähr eine Fläche von drei mal drei Metern einnehmend, ein orangefarbenes Bild breit. Es hat keinen Rahmen, keine Schattierungen, kein Muster, keine erkennbare Struktur. Es ist orange, nichts sonst.

Zwei Frauen um die dreißig, gestylt als wären sie eben der Vogue entsprungen, halten ihre Köpfe schief, die Finger gespreizt an Kinn und Wange und unterhalten sich, vor dem Bild stehend, über das formlose Gemälde. Sie sind sichtlich gebannt von dem Grauen, die Unnahbarkeit und die Feindseligkeit die dieses Bild auf sie ausstrahlt.

Lena beobachtet die Szene aus einer angemessenen Entfernung. Unbeweglich wie die beiden Frauen in ihren bunten Gewändern vor dem Bild verharren nehmen sie aus Lenas Perspektive gleichsam Raum auf der Leinwand ein. Ein völlig neues Gemälde, getragen von der starren orangefarbenen Fläche und zwei, fast ängstlich vor der Farbintensität zurückweichenden Menschen, entsteht.

"Zwei Papageien auf orangem Hintergrund", flüstert eine angenehme Stimme in Lenas Ohr. Verwundert dreht sie sich um und blickt in ein spitzbübisch lächelndes Männergesicht. Ein verwegener Schnurrbart und dichte Augenbrauen geben dem Antlitz etwas Komisches, Sympathisches. Lena lächelt zurück und geht dann, etwas verlegen geworden, weiter durch den Saal. Als sie sich umwendet, hat der Mann einen Arm um einen der Papageien gelegt und das Bild um eine Person erweitert.

Lena unterdrückt ein Lachen und fragt sich gleichzeitig welche Rolle Achtung in dieser Beziehung wohl spielen mag. Eine kurze Diskussion darüber, was Kunst denn überhaupt sei und ob eine Farbfläche ohne Inhalt irgendeine Aussagekraft hätte, entsteht zwischen den drei Menschen im Bild. Dann verlässt die kleine Gruppe, weiter die Kunstfrage leise erörternd den Saal, wobei der Mann Lena nochmals zulächelt. Sie kann es sich nicht verkneifen, ihm verschwörerisch zuzuzwinkern.

Dann ist sie mit dem orangefarbenen Bild allein. Sie empfindet es als angenehm, in die warme Farbe einzutauchen, begreift nicht, was daran erschreckend oder gar Grauen verströmend sein soll. Sie geht durch den Saal auf das Bild zu, bis sie fast mit der Nase daran anstößt. Nun ist das Raster des gespannten Leinenstoffes zu erkennen und ganz feine Bruchlinien durchziehen die Farbe.

Sie denkt an die vielen Linien ihrer Handinnenseiten. Das Stoffgewebe erscheint ihr wie unzählige, kleine Bausteine des Lebens. Und da wünscht sie sich eine reichhaltige Farbpalette um die Regelmäßigkeit und die genaue Linienführung zu durchbrechen. Die Eintönigkeit durch intensive und gefühlsmäßig gesetzte Pinselstriche zu verändern, neue Akzente einzubringen und Einfluss zu nehmen.

 
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Servus Existence!

Lieben Dank für deinen Kommentar. Fein, dass du dich auf die Nuancen der Geschichte eingelassen hast.

Es mag vordergründig ein Ungleichgewicht zwischen den Bewegungen geben. Es gilt darin immer wieder auch das Außen und das Innen zu betrachten, räumlich und menschlich. Und es gibt den Einzelnen, die zusammengewürfelten Gruppen von Menschen und etwas größeres Gemeinsames, Vergangenes und Gegenwärtiges, das letztlich aber wieder den Lebensfluss des Einzelnen bestimmt. Da kommen schon unterschiedliche Rhythmen zum Tragen.

Du hast mir gute Anregungen zum Nachdenken geliefert.

Schönen Tag für dich - schnee.eule

 

Einen schönen guten Morgen, Eva-eulchen,

ein sehr gut geschriebener Text. Das Zusammenspiel von Vergangenem, Gegenwärtigem und den Räumen und Farben hast du einfach schön in Worte gefasst.
Eine Frage habe ich: Warum weiß Lena, dass die zwei Papageien von dem orangfarbenen Bild gebannt sind, vor dessen Grauen, Unnahbarkeit, Feindseligkeit?
Ich würde hier Lena eher vermuten lassen und den Satz umgestalten, in etwa so:
Die Beiden starren gebannt auf das Bild. Vielleicht spüren sie ein Grauen davor, vielleicht ist es auch Unnahbarkeit oder Feidseligkeit, denkt Lena.

Sonst meine tiefe Verneigung.

Liebe Grüße - Aqua

 

Liebe Eva,

ein sehr gelungener Text. Der Übergang vom Draußen zum Drinnen ist Dir gut gelungen, es geht weich und fließend ineinander über.
Von dem Text geht eine starke Ruhe aus, wie man sie selbst in einem Museum verspüren kann, und Du beschreibst, dass ich es mir vorstellen kann.

"Zwei Papageien auf orangem Hintergrund" - ein guter Vergleich... :)

Der letzte Absatz bringt einen ganz neuen Aspekt mitein - durch den Vergleich mit den lienien der Handflächen, dem Bezug zum Leben, wird das Bild relevanter, es könnte die Grundierung für Leben sein.

alles Liebe
Anne

 

hallo schnee.eule!

Kann mich den anderen nur anschließen, man merkt richtig die Liebe, die du in die Formulierungen gesteckt hast. Hier passt die langsame Sprache ausgezeichnet.
Die Stelle mit dem dritten Reich balanciert auf dem schmalen Grad des erhobenen Zeigefingers, aber das ist Empfindungssache.

Die Stelle mit dem Liebespaar finde ich fast etwas verbraucht im Gegensatz zu deinen anderen Gedanken.
Ich hab das ehrlich gesagt auch selten gesehn, dass sich die alten Damen so aufregen :)

Zwei Frauen um die dreißig, gestylt als wären sie eben der Vogue entsprungen, halten ihre Köpfe schief, die Finger gespreizt an Kinn und Wange und unterhalten sich, vor dem Bild stehend, über das formlose Gemälde

Die Stelle hat mich zum Schmunzeln gebracht. Schließlich sind die Leute ja aus Lenas Sicht selbst Teil des Gemäldes. Fast schon wieder philosophisch.

Das Stoffgewebe erscheint ihr wie unzählige, kleine Bausteine

Der Plural kommt mir seltsam vor, stimmt aber wahrscheinlich grammatikalisch.

Die Eintönigkeit durch intensive und gefühlsmäßig gesetzte Pinselstriche zu verändern, neue Akzente einzubringen und Einfluss zu nehmen

Hier erfolgt die Wende, bisher war sie nur Beobachterin. Dadurch, dass die Sprache distanziert bleibt, lässt du aber Interpretationsraum.

Alles in allem wunderschöne Geschichte :)

Liebe Grüße
wolkenkind

 

Servus Aqualung!

Lena weiß davon, weil die beiden sich über das Bild unterhalten. Ich hab aber die Stelle nochmals gelesen und du hast schon recht. Die eigentliche, auch tatsächlich erwähnte, Unterhaltung bezieht sich nicht mehr darauf. "Sie sind sichtlich gebannt" – spricht für eine sehende Erkenntnis nicht eine hörend erfahrene. Vielleicht modle ich den Satz noch ein wenig um.

Lieben Dank für dein Auseinandersetzen mit meinem Farbenspiel und die sehr angenehme morgendliche Kritik.

Einen herzlichen, inzwischen abendlichen Gruß an dich - Eva


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Servus Maus!

Die Relevanz des Bildes zu erkennen, das Vorgefundene als Grundierung für alles Weitere zu betrachten, ist ein sehr schöner Gedanke. Dass die Übergänge fließend erscheinen ist mir sehr wichtig. Beim Schreiben gleitet der Blick geistig durch Räume und Empfindungen. Wenn dir dieses Gleiten beim Lesen nicht verloren gegangen ist - wunderbar.

Vielen Dank für dein Kommentieren und alles Liebe für dich, Eva


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Servus Wolkenkind!

Der Blickwinkel der Prot. auf die Architektur des Innenhofs war hier entscheidend. Die Gratwanderung ergibt sich zwangsläufig, wenn man Dinge beim tatsächlichen Namen nennt, sie nicht bloß umschreibt.

Das Bild im Bild reizte mich natürlich sehr, ergab sich beim Hinsehen auf Lena in dem Museumssaal, von ihr weiter auf die Frauen ausgerichtet, welche wiederum das Bild betrachten.

Und schlussendlich, aus der nur beobachtenden Rolle heraus aktiv zu werden, ist das eigentliche Freispielen des Menschen aus Vorgaben, vielleicht die Essenz des Lebens selbst.

Auch dir ein herzliches Danke fürs Lesen und einen lieben Gruß - Eva

 

Servus, Eva!

Mit diesem wunderschönen und bildreichen Text ist Dir ein außergewöhnliches Paradestück gelungen! Museale, meditative Ruhe trifft auf Reflexionen über das Alltägliche und läßt eine abgeklärte Sicht der Dinge zu. Eine, detaillierte Beobachtung, die fesselt.

Gleichzeitig nimmst Du den Leser mit auf Deinen Weg durch die Gänge, vorbei an den Zeugen der Vergangenheit, seien es Gemälde oder auch ganz profane Gegenstände, die eine spezielle Ausstrahlung besitzen, um letztendlich zu einer neuen, schärferen Sicht der Dinge zu gelangen.

Diese ganz eigene Mischung aus nachvollziehbaren Emotionen und beherrschter Distanziertheit macht Deine Geschichte zu etwas Besonderem.

Meine Hochachtung!


Liebe Grüße
Antonia

 

Grüß Dich, winter.eule! :)

tja, eine sehr stille, ich möchte auch meinen: (wieder) sehr weibliche Geschichte von Dir. Gut zur Hälfte aus verschiedenen Impressionen zusammengesetzt befürchtete ich anfangs schon, dass keine Handlung mehr entstehen würde. Zum Glück erfüllte sich meine Erwartung dann nicht (es hätte mir sonst etwas gefehlt).

Auffallend finde ich hier wieder Deine hohe Stilsicherheit. Die Sätze lesen sich angenehm und passen zueinander - reichen sich sozusagen gegenseitig die Hände. Nur ganz selten trifft man auf einen Ausbrecher in dieser Harmonie, zB. hierbei:

Lenas, aus dem zweiten Stock des Museums, in den Hof hinunter gerichtetem Blick, bietet sich ein buntes Gesellschaftsmosaik.
Ein durch die ortshinweisenden Einfügungen übertrieben sperrig gewordener Satz (die zusammengehörigen Begriffe "Lenas" und "Blick" werden zu weit auseinandergerissen). Würd ich noch umschreiben!

geschrieben von wolkenkind:

Hier erfolgt die Wende. Bisher war sie nur Beobachterin.
Ja, aber ist es nicht doch nur dabei geblieben? Lena wechselt lediglich die Seiten: Anstelle der orangenen Fläche beobachtet sie nun ihre verborgenen Wünsche und Empfindungen. Und dabei bleibt es dann auch schon wieder, denn die Erzählung schließt mit dieser Beschreibung. Keine echte "Wende", wie ich meine.

 

Servus Antonia!

Das Schlendern durch Museumsräume ist tatsächlich eine Art Meditation. Dass die Prot. im der Beobachtung immer wieder ihren Blickwinkel verändert, hast du schön herausgelesen. Die Wirkung der beiden, vor dem betrachteten "leeren" Bild, stehenden Frauen, ergeben Neues.

Durch das Hinzukommen des Mannes ändert sich die Perspektive wiederum, optisch ebenso wie durch die gedankliche Umsetzung. Im Hinbewegen auf das Ausgangsbild ist im dem vermeintlichen "Nichts von Orange" wieder etwas Neues erkennbar, erfahrbar.

Vielen lieben Dank für deinen herzlichen Kommentar und alles Gute – Eva

Servus Philo-Ratte!

Eine interessante Bemerkung hast du da gemacht. Es weckt natürlich mein Interesse was du mit „weibliche“ Geschichte meinst. Wodurch drückt sich das aus für dich? Sehr schön ist deine Betrachtungsweise von den Sätzen die sich quasi die Hände reichen.

Das was du in Frage stellst, ist die letztlich fehlende Wende. Ich selbst sehe es schon so. Ein Mensch, egal in welcher Lebenssituation er sich befindet, im Alltagsgeschehen, beobachtet, beschreibt, schlimmstenfalls beurteilt er. Aber irgendwann ist das zuwenig. Er geht aus dem Beobachtenden, Beschreibenden heraus um selbst zu gestalten, zu sein.

Wo ich dir rechtgebe ist, dass am Ende der Geschichte die Prot. in dieser Erkenntnis vermeintlich verharrt. Sie nimmt nicht den Farbspray raus und gestaltet das Bild neu, natürlich nicht. Sie nimmt aber sehr wohl die innere Erfahrung wahr und geht damit nach draußen. Lebt es draußen weiter.

Danke für deine Kritik und lieben Gruß an dich - Eva

 

Hallo schnee.eule,

wenn ich Deinen Text auf mich wirken lasse, dann spüre ich, dass die beiden `Papageien´ Angst haben vor dem `Nicht(s)- Sein´, dem `Einfach so, wie es ist Sein´, im Gegensatz zu ihrem zielgerichteten `Gestylt- Sein´.
Du beschreibst zwei Szenen, das Draußen ist das alltägliche Leben, das Drinnen das `Künstliche´, durch die Bemerkung des Mannes wird es mit dem Lebenden verbunden, Lenas Reaktion „Einfluss“ nehmen zu wollen, ist gewissermaßen die Synthese.

Ein sehr schöner Text, etwas holprig finde ich nur den Satz „Lenas, aus dem zweiten Stock ...“ - ist der Einschub wirklich nötig?

Tschüß... Woltochinon

 

Servus Woltochinon!

Danke für dein Hereinschauen. Wenn du schreibst, du spürst .... ist das wunderbar. In diesem Fall spürst du etwas das ich auch ausdrücken wollte.

Das Außen, das Innen ist sehr vielschichtig. Sowohl in dem von dir Angesprochenen findet es sich, als auch im Beeinflussbaren oder Nichtveränderbaren, in dem was wir als Leben oder Inaktivität erfahren.

Der beantstandete Satz von dir und Ratte gefällt mir auch nicht so gut. Noch ist mir aber keine Ersatzlösung eingefallen, die das Gruppenmosaik bestehen lässt und gleichzeitig den Blick auf die Frau am Fenster lenkt.

Lieben Gruß an dich - Eva

 

Hallo schnee.eule,

`mal ganz schnell so ein Gedanke: Wenn Lena aus dem (zweiten Stock des) Museum(s) in den Hof hinunter blickt, bietet sich ihr ein buntes Gesellschaftsmosaik.
(Oder : sieht sie ein).
Liebe Grüße,

tschüß... Woltochinon

 

@winter.eule

war schon gespannt, wie du auf meine Bemerkung "weibliche Geschichte" reagieren würdest! ;)

Aber dieser Eindruck entsteht für mich tatsächlich. Die Ruhe und Ausgeglichenheit der Geschichte tragen dazu bei. Die Frau oder das Mädchen Lena (erinnert mich an "Luna" - der Mond -, seit jeher ein Symbol für Weiblichkeit und Empfängnis) lässt die Dinge, die sie in und außerhalb des Museums sieht und hört lediglich auf sich wirken, greift aber an keiner Stelle aktiv in das Geschehen ein.

Selbst als Lena von diesem weiteren Museumsbesucher angesprochen wird, lächelt sie einfach nur zurück (ohne seinen Einwurf zu erwidern und sich damit erstmals aktiv in die Handlung einzubringen) und ist anschließend auch noch "verlegen".

Auch das "verschwörerische Zuzwinkern" gegenüber diesem Mann ist ein eher weiblicher Zug.

lieben gruß
philo-Ratte

 
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Lieber Woltochninon!

Danke für den Tipp - ich werd es mir noch überlegen. Wenn ich es für mich auf die Reihe gekriegt habe schwindle ich mich nochmals rein in den Absatz.

Lieben Gruß - Eva


Liebes Rattenmännchen!

Deinen Lena-Luna Gedanken find ich echt schön. Dass du den Frauen die ruhigen und ausgeglichenen Texte zuordnest ist ja ganz wunderbar. Werden Frauen nicht oft hysterisch und laut kreischend dargestellt? Endlich wird das widerlegt. :D
Die Verlegenheit beim direkten Ansprechen eines Fremden könnte weiblich erscheinen, weil Männer vielleicht seltener angesprochen werden und daher diese Reaktion von sich her nicht kennen.
Das verschwörerische Zuzwinkern von Männern ist mir weit vertrauter als andersrum, aber wer weiß vielleicht erleben das Männer genauso oft. Nun dann wäre ja alles ganz einfach typisch "menschlich". Jo mei - würden die verhinderten Kirchenbauer Bayerns vielleicht sagen. ;)

Herzlichen Gruß Eva

 

Hallo Wolto, hallo Ratte!

Habe jezt den Satz mit dem Hofblick abgeändert. Ermöglicht er ein gleitendes Lesen, gegenüber dem Abgehackten vorher?

Lieben Gruß - Eva

 

Servus Ratte!

Na bravo!!!! Dann muss ich ihn zumindest so gut verändert haben, dass er dir nicht mehr störend ins Auge sticht :cool:

Lieben Gruß, Eva

 

Liebe Eva!

Als ruhiges Stimmungsbild finde ich Deine Geschichte schön zu lesen, auch die Art, wie Du mich als Leser zu dem Bild hinzoomst und darüber nachdenken läßt, ist Dir gut gelungen. Die Einleitung hingegen finde ich ein bisschen zu lang(atmig). Eigentlich hat mich das mit der Monarchie und die Erwähnung des Museumsquartiers fast ein bisschen davon abgeschreckt, weiterzulesen. Ich hätte es schöner gefunden, wenn Du es allein beim Stimmungsbild belassen hättest, also zum Beispiel ab da, wo das Laub der Bäume raschelt (hier hätte ich lieber Blätter rauschen gehört... :) ) eingestiegen wärst und Dich gleich auf die Stimmung konzentriert hättest, ohne den Ort festzuschreiben.

Meine Korrekturliste hab ich schon zwischen vorgestern und gestern geschrieben, daher ist der oben bereits zitierte Satz noch drinnen. Ich nehm ihn nicht raus, damit Du ihn nochmal siehst, wie er war und meinen ursprünglichen Kommentar dazu lesen kannst. – Nun hast Du ihn ja geändert, mir gefällt er aber immer noch nicht so richtig. Es liegt irgendwie vor allem daran, daß Du den Blick so von Lena abstrahierst, als wär er ein eigenständiges Wesen.
»Lenas Blick aus dem Fenster verweilt auf dem Gesellschaftsmosaik, welches sich im Hof unter ihr ausbreitet.«
- Ausgehend von der ersten Variante (siehe unten), wo ich Dir vorschlage, zwei Sätze draus zu machen, habe ich mir das ungefähr so vorgestellt: „Lena schaut aus dem Fenster im zweiten Stock des Museums. Im Hof breitet sich ein buntes Gesellschaftsmosaik vor ihr aus, das ihren Blick gefangen hält.“ Das ist natürlich nur ein Vorschlag. Deine jetzige Variante liest sich auch schon besser als die erste, jedoch finde ich es trotzdem zuviel für einen Satz, da Du ja eher ruhig dahinschreibst – und plötzlich fängst Du zu hudeln an. ;)

So, aber jetzt zu meinen anderen Anmerkungen. Falls Du noch irgendwas davon inzwischen geändert hast, dann verzeih, habs jetzt nicht nachkontrolliert...

»kaiserlich- königlichen«
- ohne Leertaste

»und vor allem auch die Seelen der Menschen, auf Jahre hinaus zerstörten.«
- ohne Beistrich

»Lenas, aus dem zweiten Stock des Museums, in den Hof hinunter gerichtetem Blick, bietet sich ein buntes Gesellschaftsmosaik.«
- die Beistriche gehören alle drei weg. Außerdem ist der Satz umständlich formuliert, d. h. schwer zu lesen, wäre besser, den Inhalt in zwei einfachen Sätzen auszudrücken. ;)

»Unbeweglich wie die beiden Frauen in ihren bunten Gewändern vor dem Bild verharren, nehmen sie ...«
- entweder auch einen Beistrich auch nach „Unbeweglich“ oder den nach „verharren“ weg

»"Zwei Papageien auf orangem Hintergrund" flüstert eine angenehme Stimme«
- Hintergrund“, flüstert

»geben dem Anlitz etwas Komisches«
- Antlitz

»Als sie sich umwendet, hat der Mann einen Arm«
- es ist nicht falsch, aber „umwendet“ hört sich schon recht komisch an ;)

»wobei der Mann, Lena nochmals zulächelt.«
- ohne Beistrich
- eventuell leicht umstellen: wobei der Mann nochmals Lena zulächelt

»Sie denkt an die vielen Linien auf den Handinnenseiten.«
- ich finde, es würde besser klingen, wenn Du schreibst „die vielen Linien der Handinnenseiten“

»Und da wünscht sie sich eine reichhaltige Palette mit Farben um die Regelmäßigkeit und die genaue Linienführung zu durchbrechen. Die Eintönigkeit durch intensive und gefühlsmäßig gesetzte Pinselstriche zu verändern, neue Akzente einzubringen und Einfluss zu nehmen.«
- „eine reichhaltige Palette von Farben, um“ oder „... Palette an Farben“
- würde auf alle Fälle das „Und“ streichen, davon abgesehen würde ich aber den ganzen Schluß (alles, was ich hier zitiert hab) in direkte Rede bzw. als Gedanken umzuschreiben. Ich fände es schöner, wenn ich direkt lese, was die Protagonistin denkt, als es nur nacherzählt zu bekommen – gerade hier beim Schluß wäre das sehr vorteilhaft.

Alles liebe,
Susi

 

Servus Susi!

Danke für die Ertappung meiner herumschleichenden Fehler und meiner hinlänglich bekannten Beistrichfehlerkrampusserln.

Die, deiner Ansicht nach unnötige Platz- oder Ortsbeschreibung kann ich nicht verändern, verstehe aber die Problematik die du beim Lesen dabei vielleicht verspürt hast.

Dennoch - ich war geistig an diesem Ort, sah hinaus und war mit den Bildern und Wahrnehmungen verknüpft. Das ist Teil dessen was in diesem Museum sehr anziehend auf mich wirkt. Du bist genauso in der Vergangenheit verankert wie in die Zukunft entlassen und dazwischen Schöngeistiges, Provozierendes und Menschliches. Letztlich hat auch die eigene Reaktion einen notwendigen Anteil damit der Kreis sich schließt.

Wenn dir ein Teil der Geschichte gefallen hat, jener der ruhigen Betrachtung, freut mich das. Jeder darf sich aus meinen Geschichten seine persönlich bevorzugten Pizzaeckerln rausnehmen. Liefern musste ich die Pizza aber im Ganzen ;)

Einen lieben Gruß an dich - Eva

 

Da muss ich der kleinen schnee.eule wahrlich rechtgeben. Ich meine, die Pizza, selbstgebacken, selbstbelegt, ist mit dem Denken und Fühlen zubereitet. Daher ist Abänderung nicht möglich, schon gar nicht ehrlich gegenüber dem Leser. Eine Abänderung von Textinhalten vorzuschlagen ist auch nicht so ganz das, das hinter dem netten Wörtchen Orthografie - auch Orthographie - steckt. Was meint hierzu die Gräfin?

Aqua

 

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