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Die erste Fassung - eine Freude, wenn fertig - bis dahin eine Qual?

Seniors
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24.10.2001
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Die erste Fassung - eine Freude, wenn fertig - bis dahin eine Qual?

Moin!

Ich frage mich schon eine Weile, ob ich eigentlich der einzige bin, dem es so geht:

Ich schreibe sehr gerne. Geschichten erzählen macht saumäßig Spaß! Das Problem dabei ist nur: Ich tue mich am Anfang jeder Geschichte aufs Neue irre schwer damit! Zu Zeiten hab ich regelrecht Furcht davor, etwas anzufangen, weil ich weiß, welche Tortur mir wieder bevorsteht. Das ist keine Schreibblockade im klassischen Sinne. Eher Schreibangst im weitesten Sinne. Ich sträube mich dagegen wie gegen einen Sprung vom Zehnmeterbrett. Oder einen langen harten Tag auf der Baustelle. Ich weiß, am Ende wartet der befriedigende Moment, wenn eine neue Geschichte fertig ist. Aber der Weg dorthin erscheint mir jedesmal wieder viel zu steinig und unbezwingbar.

Das meiste am Schreibprozess geht mir eigentlich recht leicht von der Hand - Überarbeiten, korrigieren, umschreiben etc. - alles kein Thema. Aber der Weg zur ersten Fassung, der "Rohmasse", das Fixieren der Idee, ist für mich eine Qual. Ein Dornenkronenweg nach Golgatha, über Glasscherben und Gedächtnislücken. Ich hab die Story im Kopf, aber sie aufzuschreiben, ist eine Folter. Ich will sie packen, und sie windet sich und zappelt und beißt mich ins Großhirn. Schrecklich.

Wieso ist das so schwierig? Geht es noch anderen so? Und wenn ja: Habt ihr evtl. ein Mittel gefunden? Einen Trick, den ersten Entwurf leichter zu machen? Seid büdde liebe Schreiberhasen und spendet etwas Weisheit für einen Geplagten! :D

Gruß,
Horni

 

hallo horni, also dein problem ist mir sattsam bekannt, auch wenn ich nicht viel schreibe. was ich mache, ist einfach: ich lege mir für jede story, von der ich glaube, sie IRGENDWANN zu schreiben, eine datei an. in diese datei wird dann mit der zeit die geschichte geschrieben. parallel dazu lege ich eine datei an mit ideen zu dieser geschichte. hier sammle ich alles, was mir dazu in den sinn kommt. es ist wie bei einem großen puzzle - viele teile, aber kein gesamtbild. nach und nach ergibt sich aber etwas, das wie ein skelett zu einer geschichte aussieht. und ab da läuft es bei mir manchmal sehr schnell bis hin zur post-fähigen geschichte.

allerdings: vom anlegen der dateien bis zur fertigen geschicht kann es manchmal sehr lange gehen.

ich gehe in unregelmässigen abständen die angefangenen dateien durch - jedesmal fällt mir wieder irgend etwas dazu ein, was ich dann notiere.

ob das dir auch hilft?
herzliche grüße
ernst

 

Hallo Horni!

Vielleicht läßt Du sie vorher zu wenig reifen?
Wenn ich zu schreiben beginne, hab ich immer schon so ziemlich alles im Kopf, was und wie ich es schreiben will. Und wenn nicht, dann geh ich einkaufen. :D
Weil nämlich, wenn ich einkaufen geh, dann geh ich erst 10 - 15 Minuten zwischen Schrebergärten den Berg hinunter, atme dabei Frischluft und versorge meine Gehirnzellen zur Abwechslung mit Sauerstoff. - Danach geht es dann sicher.

Selten schreib ich eine Geschichte in einem Stück durch, also meistens auf mehrere Male. Und immer, wenn ich weiterschreibe, fang ich von vorne an, d.h., ich lese immer die Geschichte wieder von vorn, überarbeite dabei gleich und schreib dann erst weiter. - So hab ich eigentlich noch nie richtige Probeleme gehabt, daß ich nicht weiterkomme.

Liebe Grüße,
Susi :)

 

So ist es! Nur die erste Fassung macht Freude, da ist man nspiriert, hat man was zu sagen, kommt Schreiben dem Erleben gleich. Das Überarbeiten ist sterben, kann gar nicht begeistern, es sei denn man hat die Begeisterung der Leser vor Augen. Für sich selbst überarbeitet man nie.

 

smalltalker schreibt:

Für sich selbst überarbeitet man nie.
- also ich kann dir da nicht beipflichten, ich finde es stets auch für mich spannend zu sehen, wie eine geschichte von überarbeitung zu überarbeitung besser wird.
ernst

 
Zuletzt bearbeitet:

Hey Markus, ich kann das sooo gut nachvollziehen was du da schreibst.
Was bin ich immer froh, wenn der letzte Satz steht. Damit ist die Geschichte zwar noch nicht fertig, aber mittlerweile macht mir das Korrekturlesen und Überarbeiten Spaß.
Dagegen fällt es mir unheimlich schwer, erstmal bis zu diesem Punkt zu kommen. Und wenn ich schwer sage, meine ich das auch.
Ich weiß nicht genau, wie viele angefangene Kurzgeschichten ich auf der Festplatte schlummern habe ... alleine in den letzten Wochen sind fünf dazugekommen. Damit meine ich wohlbemerkt nicht die, die ich aus einer Laune heraus begonnen habe, sondern die, bei denen eigentlich die gesamte Handlung schon feststeht. Also wo das Problem nicht darin liegt, dass ich noch kein Ende habe oder so. Sondern da steht schon alles fest, ich müsste es nur ausformulieren - und dabei kommen mir dann nur so schrecklich hölzene Formulierungen in den Sinn, dass ich mich nicht traue weiterzuschreiben.

Ich kriege ständig gesagt: "Schreib doch mal wieder was längeres." Bei allem was über eine halbe bzw eine Seite hinausgeht fühle ich mich momentan überfordert. Deprimierend, aber ist so. :(

edit: Mit fällt gerade auf, helfen konnte ich dir damit wohl in keinster Weise. Aber das Ausheulen musste sein. :D

 

Lach Häferl,


aber stimmt: Ich gehe immer davon aus, dass andere dasselbe Geschmacks- beziehungsweise Zungenerlebnis bei Zitronenscheiben haben wie ich. Werde mich mal vom "man" lösen müssen ()

 

Hab ich mir doch gleich gedacht, daß Du nicht "man" heißt, würd ja auch komisch klingen. ;) :)

 

@Ginny:

Macht nix. Heul ruhig. Hilft schon zu wissen, dass ich offenbar nicht der einzige bin mit diesem Handicap. Sonst sitz ich immer da und denke: "Wahrscheinlich bin ich der einzige Depp, der das nich gebacken kriegt..." und zerfließe vor Neid über all die Schnellschreiber und Stressfrei-Autoren. ;)

@Kleinsprech:

Evtl. liegt hier ein Verständnisproblem vor? :susp:
Für mich (und andere) ist ja gerade das Schreiben des ersten Entwurfes keine Freude, sondern eher Folter. Die Freude kommt für mich erst, wenn fertig. Bzw. wenn es ans Feintuning geht.

@all:
Schommal danke fürs Feedback! Ich werde Eure Tipps auf jeden Fall einer eingehenden Prüfung unterziehen. :)

Ansonsten: Jammert und feedbackt getrost weiter - bin mal gespannt, was noch so kommt! :D

 

Hallo Markus!

Bei mir ist das unterschiedlich. Ich hatte gestern den einmaligen Fall, dass ich eine Kurzgeschichte in genau 2 Stunden von der Idee bis zum letzten Satz hinbekommen habe, war ein irrer Glücksfall, jetzt reift die Story ne Woche, aber meistens schreibe ich los, bevor ich den gesamten Plot im Kopp habe und denke beim Einkaufen über weitere Details nach.

Bin der festen Überzeugung, dass man beginnen sollte, bevor die ganze Handlung steht, denn während man die Sätze formuliert, inspiriert man sich herrlich selbst.

Natürlich ist die Geschichte dann dünner als sie sein sollte (vielleicht auch dümmer, als sie sein sollte), aber ich kalkuliere fest mit ein, dass viele Passagen ggfs in hohem Bogen wieder rausfliegen und völlig neue Elemente hinzukommen.

Übrigens, die "ersten Versionen", die ich selbst hier poste, sind natürlich auch alle schon vielfach überarbeitet. Vielleicht sollte ja mal der eine oder andere eine wirklich "allererste" Version posten, so dass man dann die Entwicklung in mehreren Postings verfolgen kann?

Knapp gesagt: Schreibe los, wenn Dir eine gute Formulierung aus den Fingerspitzen spritzen möchte, denn wenn es drängt, ist der richtige Moment zum Schreiben. Aber zögere nicht, nacherher irre viel zu ändern.

Gernot

 

Moin, Gernot!

Knapp gesagt: Schreibe los, wenn Dir eine gute Formulierung aus den Fingerspitzen spritzen möchte, denn wenn es drängt, ist der richtige Moment zum Schreiben. Aber zögere nicht, nacherher irre viel zu ändern.
Normalerweise ist das auch meistens meine Methode (Umschreiben is eh kein Problem, das mach ich dauernd). Das Problem ist dann immer, dass die Ideen schneller kommen, als ich sie aufschreiben kann oder aber die Idee ist schon komplett da, ganze Kapitel/Dialoge etc., und sobald ich anfange niederzuschreiben, fällt plötzlich alles auseinander. Und die Scherben dann aufzusammeln is echt eine Sisyphus-Arbeit - eben Teil jener Qual. *seufz*

btw: Hat hier jemand Erfahrungen mit Diktiergeräten o.ä. gemacht? Is das geil? Oder eher doof? (Also... äh... Erfahrungen bei der Benutzung von solchen Geräten als Schreibhilfe... *vorsichtshalber dazu sag* :naughty: :D )

 

hast du es mal mit einem spracherkennungsprogramm im pc versucht? (also ein programm, das den gesprochenen text sofort in geschriebenen text umsetzt). ich machte das mal vor etwa 4 jahren. damals konnte ich mit dem geschriebenen (und teuflisch fehlerhaften) text nur so viel anfangen, dass eben meine gedanken ganz grob (stichworte) festgehalten waren - zur späteren bearbeitung. ich denke, heute sind diese programme wesentlich besser geworden und können ein diktiergerät weitgehend ersetzen. der vorteil dabei ist eben, dass das ganze bereits geschrieben ist und nicht nur diktiert
gruß
ernst

 

Hey, die Idee ist gar nich übel! Aber sind die gängigen brauchbaren Programme nich immer noch reichlich zickig und schwer teuer?

 

nein, ich denke du kriegst sie schon weit unter €90. alle programme haben (meines wissens) eines gemeinsam, sie müssen sich erst an den sprecher und sein repertoire "gewöhnen", d.h. es sind "lernende" programme, die im laufe der zeit immer besser werden
ernst

 

Hallo ihr alle

also wenn ich euch recht verstehe, schreibt ihr von einer Idee zu einer Geschichte erstmal den Rohbau auf und kleidet dann allmählich das ganze aus? Versteht sich natürlich dass ihr den Plot schon habt, gell.

Hilfe, dann schreib ich total falsch!!!

Ich hab schöne Ideen, dann überleg ich die Geschichte im Kopf durch, Plot, Handlung, Spannung und was sie sonst noch alles braucht. Dann fang ich an einem stillen Abend mit Schreiben an, hoffe dass Luis mich in Ruhe läßt, bis ich fertig bin. Nach einigen Umarbeitungen, die im Laufe der nächsten Wochen folgen, nehme ich dann meinen ganzen Mut zusammen und stelle sie euch im Forum vor.
Was dann folgt wisst ihr ja alle selbst am besten.

Doch glaubt nicht, dass ich eine Geschichte schnell schreibe, etwa drei Sätze dauern ca. 45 Minuten. Mein Kopf raucht und Nachts wenn ich aufwache, fallen mir so schöne Sätze ein. Leider bin ich bis jetzt zu faul gewesen aufzustehen und sie zu notieren, doch das werde ich ändern.

Was für eine Qual, doch es macht rießig Spaß!!!

Morpheus

 

@ernst:

Hab eben mal geguckt - Dragon Speaking 7: 169,- EUR, VoicePro10: 199,- EUR (bei amazon) Und die meisten User waren doch eher enttäuscht von der Leistung. Da werd ich wohl weiter tippen müssen... :(

@Morpheus:

Richtig oder falsch gibt es dabei wohl nicht. Am meisten Probs habe ich eben mit Stories, die eigentlich, d.h. im Kopf. schon fertig sind. Die sind die schlimmsten. Die anderen sind nur "normale" Qual. Auf jeden Fall ist die Rohfassung scheinbar bei vielen das Schwerste, unabhängig davon, wie sie letzten Endes entsteht.

 

Ich finde ein Gerüst hilfreich, jedenfalls bei Geschichten mit Rückblenden, Zeitsprüngen, Ortswechseln, Sinnabschnitten und dergleichen. Vor allem, wenn man Hintergrund rein bringen will. Konkretes Beispiel: Ich habe mit einer politischen Story angefangen, die auf Tatsachen beruht. Also erst einmal Recherche. Dann einen Satz geschrieben, zuerst dachte ich, es wird der letzte. Jetzt ist es der vorletzte des ersten Absatzes, dann kommt eine Rückblende, deren Inhalt ich erstmal nur stichpunktartig eingetippt habe, und so weiter. An dem Gerüst hangele ich mich entlang und fülle es mit Leben.

Manchmal aber gehe ich mit Notebook auf die magische Wiese und schreibe eine Geschichte in einer Stunde von oben nach unten runter. Aber dafür ist es im Moment zu kalt und zu nass :D

 

...schrieb Ponch, der berüchtigte Allwetter-draußen-Schreiber! :D

@Uwe: Das mit dem Gerüst kommt mir bekannt vor - ich mache mittlerweile etwas ähnliches, das zumindest ein bißchen hilft - ich schreib einfach an den Stellen, wo ich hänge, eine eckige Klammer und da rein dann, was im Groben hier eigentlich kommen müsste, in der Hoffnung, dass mir all die tollen Formulierungen, die ich eigentlich schon mal hatte, beim Anblick dieser Notiz irgendwann wieder einfallen... ist schon ein Kreuz mit dem Hirn. :rolleyes:

 

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