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Die Blüten des jungen Poeten

MRG

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12.03.2020
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Die Blüten des jungen Poeten

„Was zieht dich an der Bühne so an?“
Sie standen etwas abseits eines Holzpodests; umgeben von im Halbkreis aufgestellten Stühlen. Hendriks Blick hing kurz an dem Mikrofon, dann schaute er wieder Luisa an und antwortete: „In der Kunst ist alles möglich, dir sind keine Grenzen auferlegt. Ich liebe diese Freiheit.“
„Hast du nicht manchmal Angst, dass das alles nur Show ist?“
Hendrik fiel Luisas Tonfall auf, distanziert, vorsichtig und doch interessiert.
„Die Show ist eine Sache. Deswegen mache ich es nicht.“
„Warum dann?“
„Wegen meines Opas. Hat mir damals Rilke vorgetragen, konnte nicht genug bekommen; als er starb, vermachte er mir seine Bücher. Ich hab dann selbst Texte geschrieben und eine Freundin hat mich zum ersten Slam mitgenommen. Und ich hab mich mit ihm verbunden gefühlt. So war das.“
„Rilke?“, fragte sie.
Er antwortete lachend: „War ein Dichter und ich sag dir, seine Lyrik ist wunderschön, berührend und magisch.“
An ihnen gingen einige Jugendliche mit Cocktailgläsern vorbei. Hendrik schwieg und schaute Luisa an; ihr ovales Gesicht und die kleinen blau-grünen Augen zogen ihn an.
„Hast du es dir überlegt?“, fragte er nach einer Weile.
Luisas Nasenflügel bebten, als sie antwortete: „Ich kann nicht. Es ist alles viel komplizierter, als ich bisher zugegeben hab.“
„Willst du es mir sagen? Du weißt, wie ich empfinde.“
„Ich hab schon auch Gefühle für dich. Es ist nur, mein Ex … ich …“
„Alles okay?“, fragte er besorgt, als sie anfing zu schluchzen. „Du weißt, dass ich für dich da bin. Hey, komm her.“
Hendrik wunderte es nicht, dass sie die Umarmung ablehnte; bislang schreckte sie vor jeglicher Berührung zurück.
„Es tut mir leid, ich … erinnerst du dich an die Rosen vom letzten Mal?“, fragte sie und Hendrik nickte.
Sie schien regelmäßiger zu atmen, sammelte sich und brachte hervor: „Ich hatte einen aggressiven Partner, in den guten Zeiten gab es immer Rosen. Habe Angst, erneut in einem Albtraum aufzuwachen. Du bist anders, aber ich kann nicht sofort lieben. Da ist diese Angst, ich kann das rational nicht sagen, immer denkt da eine Stimme: Was, wenn alte Wunden wieder aufgehn? Habe lange Therapie gebraucht, um wieder normal zu leben.“
„Er hat dich geschlagen?“
Sie schüttelte den Kopf: „Nein, so nicht. Er war ein Narzisst und hat mich manipuliert, mich von ihm abhängig gemacht. Es war die Hölle.“
„Was ist genau passiert?“
„Anfangs liebte ich jede Sekunde, er war mein größter Fan und hat mir zugehört. Aber in Wirklichkeit hat er nur meine Schwachstellen gesucht. Mein Problem war diese Unsicherheit, was meinen Körper angeht. Habe mich immer zu dick gefühlt, nicht attraktiv genug. Das hat er genutzt: Bekam ich erst noch Komplimente, machte er mich runter, wenn ich nicht seinem Bild entsprach. Er konnte nicht ertragen, wenn ich mehr Aufmerksamkeit bekam, erfolgreicher war. Als ich mich für ein Stipendium beworben hab, hat er der Organisation Lügen über mich erzählt. Am Ende wurde ich nicht genommen und er stritt alles ab, obwohl ich ihn auf frischer Tat ertappte. Das Ende der Beziehung war grausam.“
„Und jetzt hast du Angst, dass das wieder passieren könnte?“
„Versteh mich nicht falsch. Es ist nicht rational.“
Nach einer kurzen Pause sagte Hendrik: „Erinnerst du dich, wie ich dir von Rilke erzählt hab?“
Sie nickte.
„Mit siebzehn starb mein Onkel und ich hatte schlimme Angst vor Unfällen. Manchmal habe ich das heute noch. Das ist auch nicht rational. Was ich sagen will: Ich kann dich verstehen. Es gibt Wunden, die heilen nie ganz.“ Hendrik fühlte den alten Schmerz hochkommen: Immer wenn er daran dachte, wurde alles eng in ihm und seine Bewegungen beschleunigten sich unnatürlich. Auch jetzt fuhr er sich mehrfach durch die Haare.
„Weißt du, was mein Opa damals gemacht hat, um mir zu helfen?“
Luisa schüttelte den Kopf, schaute ihn jedoch aufmerksam an.
„Opa hat mir in all dem Schmerz ein Rilke Gedicht vorgelesen; ich trage das bis heute in mir. Willst du es hören?“
„Gern.“
„Findest du das nicht peinlich?“, fragte Hendrik und senkte seine Stimme.
„Nein, nein. Ich will hören, was er gesagt hat. Vielleicht hilft es ja auch mir.“
Hendrik nickte und atmete tief ein. Seine Stimme war ein leises, aber eindringliches Flüstern, als er rezitierte:

„Du musst das Leben nicht verstehen,
dann wird es werden wie ein Fest.
Und lass dir jeden Tag geschehen,
so wie ein Kind im Weitergehen von jedem Wehen
sich viele Blüten schenken lässt.

Sie aufzusammeln und zu sparen,
das kommt dem Kind nicht in den Sinn.
Es löst sie leise aus den Haaren,
drin sie so gern gefangen waren,
und hält den lieben jungen Jahren
nach neuen seine Hände hin.“

Luisa war ruhiger geworden, als sie sagte: „Es ist wunderschön, aber wie hat dir das geholfen? Es ist doch nur ein Gedicht.“
Hendrik antwortete: „Ich hab als kleiner Junge gedacht, dass alles verloren sei und das Gedicht hat mich an zwei Dinge erinnert: Das Leben findet in der Gegenwart statt und ich darf darauf vertrauen. Luisa, nicht alle Männer sind so wie dein Ex. Versprochen.“
„Ich habe Angst. Ich brauche Zeit.“
„Ich bin für dich da, egal wie lang du brauchst.“
Er legte seine Hand in ihre und sie ließ es geschehen.

 

Guten Abend @kiroly,

Oh ja, kenne ich :-D
Ist wohl generell ein herausforderndes Thema, gut, dass es dir da so wie mir geht. :D

Hm, ich glaube, ich habe mich hier einfach falsch ausgedrückt. Denn im Grunde hast du das geschrieben, was ich gemeint hatte - auf mich wirkten Schlagwörter wie "narzisstisch" oder "Rilke + Tod des Onkels" triggernd. Wahrscheinlich ist es echte Kunst, die Worte zu beschreiben, ohne sie zu nennen. Ich wähle mal eine krude Analogie: Ist das Wort der stinkende Käse, hat der Autor den Duft zu beschreiben und nicht den Käse. Klingt wie eine Regel, die ich hier aufstelle, soll es aber nicht sein.
Interessant, wie das auf dich gewirkt hat. Für mich sind es keine Schlagworte, es ist so nah an der Wahrheit wie für mich möglich (habe Rilke tatsächlich gerade "neu" für mich entdeckt).

Ja. Aber wie gesagt, hier hat jeder seine Position.
Ja, das stimmt wohl.

Schön, dass du noch einmal reingeschaut hast und deine Erläuterungen für mich weiter ausgeführt hast. Wünsche dir einen guten Start in die Woche!

Beste Grüße
MRG

Guten Abend @Silvita,

habe mich sehr über deinen erneuten Besuch gefreut, danke!

Gern geschehen.
Was den männlichen Prota angeht, hast Du das für mich auch in den ersten Versionen rübergebracht. Er wirkt auf jeden Fall sanft, vielleicht sogar ein wenig zu weich. Ich hatte ja eher Problem mit dem weiblichen Part.
Gute Anmerkung, ich sitze gerade an der Überarbeitung (ich habe den Anfang schon fertig umgeschrieben, hänge allerdings gerade im Mittelteil und bin da am Prokrastinieren), vielleicht schärfe ich bei dem Prota auch noch einmal nach.

Ich kann mir irgendwie immer noch nicht wirklich etwas darunter vorstellen.
Habe ich mir aufgeschrieben und ich überlege, das einfach rauszunehmen für die neue Version.

Das ist Dir in dieser Version auf jeden Fall deutlich besser gelungen als in den vorigen Versionen.
Das freut mich, danke!

Das finde ich gut.
Das lese ich natürlich gerne.

uper! Da bin ich sehr froh, dass ich mit meinem Kommentar weiterhelfen konnte.
Ja, hilft mir und meinen Texten auf jeden Fall weiter; finde es immer spannend, wie sich durch Kommentare auch nach und nach ein realistischeres Bild bezüglich des eigenen Textes einstellt. An dieser kognitiven Verzerrung (nur weil ich es geschrieben habe, muss es gut sein) arbeite ich noch und versuche da Schritt für Schritt mehr Distanz zu meinen eigenen Texten zu bekommen.

Ich kann sie jetzt auf jeden Fall viel besser verstehen.
Da ist mir ein Stein vom Herzen gefallen, auch wenn ich da noch einiges zu tun habe, damit der Texte noch besser funktioniert.

Die Idee mit dem Gedicht finde ich schön.
Schön, dass das für dich funktioniert hat. Versuche gerade in der Überarbeitung da noch etwas mehr zu liefern und das Gedicht nicht einfach so im leeren Raum stehen zu lassen. Muss allerdings sagen, dass mir das schwerfällt.

Super! Da bin ich jetzt echt mega froh. Tausend Dank!
:-)

Ich würde das umstellen, die Nummern tauschen zum Schluss.
Den ganzen Abend redeten sie weiter, lachten zusammen und tauschten ihre Nummern aus.
Ist erledigt, danke!

Ich schließe mich Peeperkorn an. Den Einstieg finde ich sehr detailliert, da sprichst Du die Sinne des Lesers an, gehst mehr ins Detail und dann im weiteren Verlauf arbeitest Du die Geschichte weiter ab, aber hier fehlen mir die Sinneseindrücke. Da kannst Du gerne mehr ins Detail gehen.
Das nehme ich mir so mit; versuche gerade in der Überarbeitung, dass alles in dieser einen Umgebung stattfindet.

Hier bringst Du gut rüber, dass sie ein Problem hat und weckst die Neugierde.
Gut zu wissen, habe mich über die Rückmeldung gefreut.

Das klingt ein bisschen strange. Kann mir das nur schlecht vorstellen. Er wacht also nach genau einem Monat auf und weiß, dass er verliebt ist. Warum machst Du da keine schöne Szene draus?
Ja, das sehe ich ein: Ist für mich auch ein Streichkandidat bei der neuen Version.

Den Teil würde ich streichen, wird auch so deutlich.
Nehme ich mir gerne für die Überarbeitung mit. Denke allerdings, dass ich schon irgendwie eine Einleitung brauche; sonst wirkt es für mich so aus der Luft gegriffen. Mal schauen, wie ich das am besten angehe.

Diese Stelle hat mich sehr berührt.
Schön! :-)

Das ist schön. Freue mich sehr über Deine Worte. Toll, dass ich helfen konnte.
Ich habe mich auch über deinen Kommentar gefreut und habe mir viele hilfreiche Punkte mitnehmen können. Wünsche dir einen guten Start in die Woche.

Beste Grüße
MRG

Hallo @Henry K.,

vielen Dank für deine Idee und dass du noch einmal reingeschaut hast:

Vielleicht könntest du auf "Superman" verweisen, sowohl die Comicfigur als auch der aktuelle Darsteller Henri Cavill haben Kiefer wie Würfel. Jedenfalls kam mir dieser Vergleich direkt in den Sinn - und ich hab weder Comics gelesen, noch die Filme gesehen. Aber bei "Superheld" denkt jeder an so ein Gesicht, behaupte ich mal ;-)
Interessanter Vorschlag, bin momentan allerdings am Überlegen, ob ich diese Beschreibung nicht komplett streiche. Habe den Verdacht, dass ich mit dem Superman-Frame auch Erwartungen wecken könnte, die mein Text so gar nicht bedient.

Wünsche dir einen guten Start in die Woche.

Beste Grüße
MRG

 

Hallo zusammen,

so, hier die überarbeitete Version. Es ist die vierte Version und ich muss sagen, dass mich diese Überarbeitung echt frustriert hat. Erst habe ich mich nicht von der Poetry-Slam Szene lösen können und habe dementsprechend versucht, das irgendwie passend hinzubiegen, aber das hat vorne und hinten nicht funktioniert. Im nächsten Schritt habe ich versucht das ganze über einen längeren Zeitraum spielen zu lassen, aber das hat sich sehr zäh gelesen und mir hat das nicht gefallen. Daher jetzt die Verdichtung auf den Konflikt und ich habe versucht, die Geschichte aus Hendriks Perspektive zu erzählen, wie von dir @Peeperkorn vorgeschlagen.

Falls sich noch jemand mit dieser etwas älteren Geschichte befassen möchte, würde ich mich sehr über Feedback freuen.

Wünsche einen frohen dritten Advent und möchte mich noch einmal für die hilfreichen Kommentare bedanken @Henry K., @Silvita, @Kanji, @Peeperkorn, @kiroly, ohne die ich mich nicht an eine Überarbeitung gesetzt hätte.

Beste Grüße
MRG

 

„Es ist wunderschön, aber wie hat dir das geholfen? Es ist doch nur ein Gedicht.“

„Poesie“ meint auf gut deutsch „Dichtkunst“ im Gegensatz zur „Prosa“, die sogar attributiv für den „prosaischen“ Alltag herhalten muss, und wer dicht schreiben/sprechen will, muss Füllsel und Stil-Blüten wie Falschgeld erkennen und meiden, um die Bedeutung eines jeden Wortes wissen, um sparsam mit umgehn zu können. Entbehrliches ist zu meiden, Notwendiges zu nutzen.
Wem oder was nützt die Umgebung des Podestes
es war umgeben von im Halbkreis aufgestellten Stühlen und die rote Beleuchtung ließ das höhenverstellbare Mikrofon verheißungsvoll aussehen
wenn man sich selbst fragen muss
„Was zieht dich an der Bühne so an?“

Warum ergreift ein Mensch den Beruf des Schaupielers, wenn nur wenige Ruhm erwerben?

Warum schreibt einer, wenn er weiß, dass er nie von der Schreiberei wird leben können – außer ihm gelingt der große Sprung (wie immer der aussehen mag) und dabei missachte man mir nicht Pilcher & Co. oder das, was früher die Gartenlaube war: Sie bringen immerhin Leute ans Lesen, die ansonsten fragen, warum sollte ich?

Und weil ich gerade neben anderen den gesamten Schwitters lese (der ist ja mehr als Da-Daist), selbst Blödelei kann „Kunst“ werden, die mehr sein muss als ein Kunsthand- oder -mundwerk und auf jeden Fall Kopfwerk, die aber Grundlage aller Kunst sind, die schließlich eine Umlautung des Könnens ist.

Für mich ein Streichkandidat

Sie standen etwas abseits eines Holzpodests; es war umgeben von im Halbkreis aufgestellten Stühlen und die rote Beleuchtung ließ das höhenverstellbare Mikrofon verheißungsvoll aussehen.

Denn dass da ein Mikrofon zB sein muss, erfahren wir doch sofort
Hendriks Blick hing kurz an dem Mikrofon, …

Und so was dürfte eigentlich nicht passieren, wenn der Dativ dem Genitiv den Todesstoß gibt

„Wegen meinem Opa.
Lass die Leute quatschen, wie ihnen der Schnabel gewachsen ist. Da musstu drüberstehen und den Genitiv bewahren (übrigens fällt mir unterm Schreiben auf, dass alle um ihren Besitz bangen, nicht aber um den Genitiv, der Besitz anzeigt … Vllt. eine verkappte Lügenstrategie?
Ich weiß es nicht. Ich hab da keine Problem, den 2. Fall zu verwenden und zwar korrekt!

Von Rilke, auch das geb ich zu, kenn ich ziemlich wenig. Aber welche Liebe soll das sein, die schon bei ersten Begegnungen (unterstell ich mal) ein Gesicht

etwas zu oval geraten
hält?

„Alles okay?“, fragte er besorgt, als sie anfing, zu schluchzen.
(naja, das Komma vorm Infinitiv zerschlägt übrigens das komplexe Prädikat „zu schluchzen anfangen“, also: Weg mit ihm!

Ah ja, zur Zeit bin ich auf dem Kreuzzug „Rettet das Ausrufezeichen!!!, wenn schon nicht gleichzeitig der Imperativ abgeschafft werden kann – wie hier

Hey, komm her.“

Hendrik fühlte den alten Schmerz hochkommen: Immer wenn er daran dachte, wurde alles eng in ihm und seine Bewegungen beschleunigten sich unnatürlich.
Wie ne Maschine? Gibts kein besseres Verb ... Da muss ich auch ma' schau'n ...

Auch jetzt fuhr er sich mehrfach durch die Haare.
Nicht falsch, aber warum nicht schlicht „durchs Haar“?

Und dann die ersten Zeilen

„Du musst das Leben nicht verstehen,
dann wird es werden wie ein Fest ...
und es schlägt bei mir der Blitz ein. Das letzte Mal, da ich einige Worte über Rilke vergoss, ist zehn Jahre her ...

Gern gelesen vom

Friedel,
der noch einen angenehmen Advent wünscht!

 

Hallo @Friedrichard,

vielen Dank für deinen Besuch und Kommentar. Ich habe deine Anmerkungen weitestgehend eingearbeitet und gehe im Detail darauf ein:

Entbehrliches ist zu meiden, Notwendiges zu nutzen.
Wem oder was nützt die Umgebung des Podestes
Für mich ein Streichkandidat
Habe ich jetzt etwas verknappt und die Dopplung mit dem Mikrofon rausgenommen. Die Umgebung des Podestes soll wenigsten etwas den Ort beschreiben (da habe ich wirklich extrem viel rausgekürzt; in der Version davor hatte ich dafür zwei Absätze).

Und so was dürfte eigentlich nicht passieren, wenn der Dativ dem Genitiv den Todesstoß gibt
Das habe ich schnell korrigiert, danke für den Hinweis, das ist mir durchgerutscht. Und da kann ich mich auch nicht rausreden, dass das umgangssprachlich verwendet wird, schließlich hält der Prota sich für einen Dichter oder zumindest einen Poetry-Slammer.

Lass die Leute quatschen, wie ihnen der Schnabel gewachsen ist. Da musstu drüberstehen und den Genitiv bewahren (übrigens fällt mir unterm Schreiben auf, dass alle um ihren Besitz bangen, nicht aber um den Genitiv, der Besitz anzeigt
Sehe ich absolut ein und das habe ich angepasst, vielen Dank für dein aufmerksames Lesen.

Von Rilke, auch das geb ich zu, kenn ich ziemlich wenig. Aber welche Liebe soll das sein, die schon bei ersten Begegnungen (unterstell ich mal) ein Gesicht
etwas zu oval geraten
hält?
Hm gute Frage. Ich wollte hier darauf abzielen, dass sie nicht perfekt ist, möglicherweise muss ich hier noch einmal nachschärfen, da denke ich drüber nach.

Wie ne Maschine? Gibts kein besseres Verb ... Da muss ich auch ma' schau'n ...
Hm, diese unnatürliche Beschleunigen, dieser nervöse Tick, das wollte ich hier ausdrücken. Werde ich allerdings auch noch einmal genauer untersuchen, ich kann schon nachvollziehen, was du mit deinem Einwand meinst.

Nicht falsch, aber warum nicht schlicht „durchs Haar“?
Durch die Haare klingt für mich hier passender; durchs Haar klingt für mich etwas märchenhaft.

der noch einen angenehmen Advent wünscht!
Den wünsche ich dir auch! Vielen Dank für deinen Kommentar und deine Zeit, die du investiert hast. Hat mich sehr gefreut.


Beste Grüße
MRG

 
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Moin nochmal @MRG,

so schnell kann das gehen ;) Ich steige direkt ein.

„In der Kunst ist alles möglich, dir sind keine Grenzen auferlegt. Ich liebe diese Freiheit.“
Außer den Grenzen des eigenen Kopfes... ;-P
Die Aussage gefällt mir, das macht Lust auf Kunst.

„Wegen meines Opas. Hat mir damals Rilke vorgetragen, konnte nicht genug bekommen; als er starb, vermachte er mir seine Bücher. Ich hab dann selbst Texte geschrieben und eine Freundin hat mich zum ersten Slam mitgenommen. Und ich hab mich mit ihm verbunden gefühlt. So war das.“
Hier kommt mir fast zu viel auf einmal. Bei "bekommen" hätte für mich seine Antwort enden können. Besonders das Fettmarkierte, das kommt so rüber, als müsste die Antwort abgerundet sein, einen Rahmen haben. Aber: kann natürlich auch seinen Charakter zeigen, das muss ich noch herausfinden.

ihr Gesicht war etwas zu oval geraten, ihre blau-grünen Augen nicht übermäßig groß, doch er fand sie anziehend.
Tja, das können wir wohl nicht ausschalten, das "bewerten"... Wie gut oder schlecht, wie richtig oder falsch sieht jemand aus. Aber, ich frage mich: steht er dann eigentlich auf übermäßig große Augen? Ist mir nur so aufgefallen..
Man könnte es auch positiver ausdrücken, zB Er sah in ihr ovales Gesicht, die kleinen blau-grünen Augen zogen ihn an.

Hi nochmal, @MRG!
Hier die Fortsetzung (kann nicht mehr zitieren, sieht daher jetzt etwas anders aus):

Nach einer kurzen Pause, sagte Hendrik
---Das Komma kann weg, denke ich.

„Erinnerst du dich, wie ich dir von Rilke erzählt hab?“
---Fragt er sie das jetzt ernsthaft? Es soll also einfach eine rhetorische Frage sein? Nur ein Mittel, um auf seine Erzählung von Rilke hinzuweisen? Finde, dass es erstens irgendwie zu gesteltzt rüberkommt, als wörtliche Rede, und zweitens stolper ich hier, weil ich denke - sie ist ja nicht dement oder so...

Hendrik fühlte den alten Schmerz hochkommen: Immer wenn er daran dachte, wurde alles eng in ihm und seine Bewegungen beschleunigten sich unnatürlich. Auch jetzt fuhr er sich mehrfach durch die Haare.
---Das Fette ist ja einfach nur Erklärung. Warum zeigst du nicht einfach sein Verhalten, ohne es zu erklären? Dann sollte schon rüberkommen, dass das nicht "normal" ist und man wird es als Leser mit der Erfahrung in Zusammenhang bringen.

ich trage das bis heute in mir.
---Auch das ist für mich zu gesteltzt, zu...formal. Aber das ist sicherlich mein Geschmack, der hier spricht.

Vielleicht hilft es ja auch mir.“
---Ist mir auch zu viel...das kommt mir zu reflektiert/offensichtlich therapeutisch rüber.

Hendrik antwortete: „Ich hab als kleiner
---Finde ich interessant, dass du hier schreibst, dass Hendrik antwortet; soll das eine Art Stilmittel sein? Denn es sind ja nur die beiden, die sich hier unterhalten, und daher ist es klar, dass er es ist, der hier antwortet; demnach könnte der Zusatz einfach weg.

Also insgesamt muss ich sagen, dass mich von dem Text nicht allzu viel erreicht hat. Mag daran liegen, dass es nur ein ganz kleiner Ausschnitt aus einem Gespräch der beiden ist. Vielleicht aber auch daran, dass mir das nicht so richtig echt vorkommt...anders kann ich es nicht beschreiben. Es wirkt etwas oberflächlich, künstlich, was womöglich wiederum daher kommen könnte, dass ich nichts von den beiden weiß. Das, was ich über ihre betrübte Vergangenheit weiß, hat sie in wenigen Aussagen erzählt, ich sehe aber nichts davon, bzw. habe nichts davon gesehen. Da kommt also nicht wirklich eine Emotion rüber.

Prinzipiell finde ich die Idee cool: Für ihn ist Kunst wichtig, nicht zuletzt deshalb, weil sie ihm geholfen hat, über eine schwere Erfahrung hinwegzukommen. Das kann ich total nachvollziehen, dass man sich von Kunst, generell von etwas Ästhetischem, einer schön ausgedrückten Weisheit, beflügelt fühlt. Am Ende läuft unser ganzes Leben bei uns im Kopf ab, und da ist es nicht verwunderlich, dass wir das teils sehr stark beeinflussen können, wie wir uns fühlen.

Könnte gut sein, dass es besser funktionieren würde, wenn man sie kennenlernt und selbst beobachten (bzw lesen) kann, wie diese Kunst, hier in Form eines Gedichts von Rilke, sie beeinflusst, ihr Denken, ihre Gefühlswelt, ihre Verarbeitung von etwas Tragischem (in diesem Fall die Erfahrung mit dem Ex).
Oder halt das gleiche, nur bei ihm: Du könntest zeigen, wie es bei ihm früher war - erzähle (zB in Flashbacks zwischendurch, während des Gesprächs der beiden), wie der Onkel stirbt und es ihn mitnimmt, wie ihm dann der Opa Rilke vorliest (oder er selbst) und das sein Denken, seine Art, die Erfahrungen zu verarbeiten, beeinflusst hat. Ist nur so ne Idee, aber ich denke, dass das meist der Schlüssel ist, Emotionen rüberzubringen: indem man sie erzählt.

Hoffe, dass das irgendwie Sinn macht!
Wünsche dir noch nen schönen Abend,
rainsen

 

Moin @rainsen,

vielen Dank für deinen Kommentar, hat mich sehr gefreut und mir gut aufgezeigt, was an dem Text nicht funktioniert. Muss allerdings auch dazusagen, dass ich diesen Text mittlerweile überhaupt nicht mehr ausstehen kann, habe so lange daran rumgeschraubt und denke, dass ich meine Lektion für weitere Projekte gelernt habe. Daher werde ich ihn jetzt erst einmal ruhen lassen und etwas Gras darüber wachsen lassen. Dein Kommentar habe ich deshalb als sehr hilfreich und auch augenöffnend gelesen, danke!

so schnell kann das gehen ;) Ich steige direkt ein.
Schön, habe mich gefreut. :-)

Außer den Grenzen des eigenen Kopfes... ;-P
Die Aussage gefällt mir, das macht Lust auf Kunst.
Schön, dass dir die Aussage gefällt.

Hier kommt mir fast zu viel auf einmal. Bei "bekommen" hätte für mich seine Antwort enden können. Besonders das Fettmarkierte, das kommt so rüber, als müsste die Antwort abgerundet sein, einen Rahmen haben. Aber: kann natürlich auch seinen Charakter zeigen, das muss ich noch herausfinden.
Vielen Dank für deine Rückmeldung, gebe dir absolut recht und die Dialoge sind schon arg konstruiert, das gebe ich zu.

Man könnte es auch positiver ausdrücken, zB Er sah in ihr ovales Gesicht, die kleinen blau-grünen Augen zogen ihn an.
Habe ich übernommen, gefällt mir so besser - guter Vorschlag.

Nach einer kurzen Pause, sagte Hendrik
---Das Komma kann weg, denke ich.
Ist korrigiert.

Warum zeigst du nicht einfach sein Verhalten, ohne es zu erklären? Dann sollte schon rüberkommen, dass das nicht "normal" ist und man wird es als Leser mit der Erfahrung in Zusammenhang bringen.
Das ist wahrscheinlich das Hauptproblem an dem Text; bin ein bisschen an der Überarbeitung gescheitert und auf meine Grenzen gestoßen. Denke, dass das wohl passieren kann und ich trotzdem sehr viel daraus gelernt habe.

ich trage das bis heute in mir.
---Auch das ist für mich zu gesteltzt, zu...formal. Aber das ist sicherlich mein Geschmack, der hier spricht.
Vielleicht hilft es ja auch mir.“
---Ist mir auch zu viel...das kommt mir zu reflektiert/offensichtlich therapeutisch rüber.
Kann ich gut nachvollziehen, da ist dieses Konstruierte drin und dieses überzogene Melodramatische. Nehme ich als Lektion für weitere Texte/Dialoge mit, vielen Dank für diese Rückmeldungen!

Denn es sind ja nur die beiden, die sich hier unterhalten, und daher ist es klar, dass er es ist, der hier antwortet; demnach könnte der Zusatz einfach weg.
Das hat mir gefallen und klingt für mich passend, werde es erst einmal so lassen.

Also insgesamt muss ich sagen, dass mich von dem Text nicht allzu viel erreicht hat. Mag daran liegen, dass es nur ein ganz kleiner Ausschnitt aus einem Gespräch der beiden ist. Vielleicht aber auch daran, dass mir das nicht so richtig echt vorkommt...anders kann ich es nicht beschreiben. Es wirkt etwas oberflächlich, künstlich, was womöglich wiederum daher kommen könnte, dass ich nichts von den beiden weiß. Das, was ich über ihre betrübte Vergangenheit weiß, hat sie in wenigen Aussagen erzählt, ich sehe aber nichts davon, bzw. habe nichts davon gesehen. Da kommt also nicht wirklich eine Emotion rüber.
Das ist sehr hilfreich für mich, da kann ich viel draus ziehen, gerade auch dieses künstliche und oberflächliche kann ich verstehen; es ist nicht auserzählt, sondern nur im Dialog behauptet.

Prinzipiell finde ich die Idee cool: Für ihn ist Kunst wichtig, nicht zuletzt deshalb, weil sie ihm geholfen hat, über eine schwere Erfahrung hinwegzukommen. Das kann ich total nachvollziehen, dass man sich von Kunst, generell von etwas Ästhetischem, einer schön ausgedrückten Weisheit, beflügelt fühlt.
Ja, die Idee mag ich auch nach wie vor, hadere nur mit meiner Umsetzung. Allerdings merke ich auch, dass ich den Text erst einmal ruhen lassen muss, ich habe etwas den Fokus verloren und vor allem auch den Spaß an diesem Text. Nehme es als hilfreiche Lektion mit.

Könnte gut sein, dass es besser funktionieren würde, wenn man sie kennenlernt und selbst beobachten (bzw lesen) kann, wie diese Kunst, hier in Form eines Gedichts von Rilke, sie beeinflusst, ihr Denken, ihre Gefühlswelt, ihre Verarbeitung von etwas Tragischem (in diesem Fall die Erfahrung mit dem Ex).
Guter Vorschlag! Denke, dass es gerade dieses Zeigen ist, was in dieser kleinen Szene gar nicht passiert und doch so wichtig wäre. Kann ich gut nehmen und sehe deine Rückmeldung als äußert hilfreich an.

Ist nur so ne Idee, aber ich denke, dass das meist der Schlüssel ist, Emotionen rüberzubringen: indem man sie erzählt.
Ja, das glaube ich auch.

Lieber @rainsen vielen Dank für deinen Kommentar, der mir gut getan hat und mir viele Anregungen zum Reflektieren gegeben hat. Das hilft mir sehr weiter. :-)

Wünsche dir noch einen schönen Restsonntag und bedanke mich bei dir für deine Zeit.

Beste Grüße
MRG

 

Moin @MRG,

Das ist wahrscheinlich das Hauptproblem an dem Text; bin ein bisschen an der Überarbeitung gescheitert und auf meine Grenzen gestoßen. Denke, dass das wohl passieren kann und ich trotzdem sehr viel daraus gelernt habe.

Muss allerdings auch dazusagen, dass ich diesen Text mittlerweile überhaupt nicht mehr ausstehen kann, habe so lange daran rumgeschraubt und denke, dass ich meine Lektion für weitere Projekte gelernt habe.
Was ich total witzig und nett finde ist, dass es mir mit meinem aktuellen Text exakt genauso geht... Ich mag die Idee aber die Umsetzung bereitet mir Schwierigkeiten.. Aber wie du schon sagst, man kann nur dazulernen und dafür allein hat es sich gelohnt :)
Lieber @rainsen vielen Dank für deinen Kommentar, der mir gut getan hat und mir viele Anregungen zum Reflektieren gegeben hat. Das hilft mir sehr weiter. :-)
Sehr gerne, schön, dass du was davon mitnehmen kannst! Ich übrigens auch, und dafür auch an dich Danke.

Dir auch ein schönes Wochenende,
rainsen

 

Moin @rainsen,

habe über deinen Kommentar die letzten Tage nachgedacht und er hat mir sehr gut getan; gerade, weil mir da wieder klar geworden ist, dass es eben ein Prozess ist und es uns allen ganz ähnlich geht.

Was ich total witzig und nett finde ist, dass es mir mit meinem aktuellen Text exakt genauso geht... Ich mag die Idee aber die Umsetzung bereitet mir Schwierigkeiten.. Aber wie du schon sagst, man kann nur dazulernen und dafür allein hat es sich gelohnt :)
Das hat mir geholfen, meine Frustration etwas loszulassen und das alles mehr als einen Prozess anzusehen. Am Ende ist für mich das Wichtigste, dass es mir Spaß macht und ich etwas kreiere. Manchmal geht da mein Ehrgeiz mit mir durch, daher tat deine Anmerkung gut. Das Gras wächst eben nicht schneller, wenn man daran zieht.

Sehr gerne, schön, dass du was davon mitnehmen kannst! Ich übrigens auch, und dafür auch an dich Danke.
Das ist doch schön, finde es immer gut, wenn das Geben und Nehmen stimmt. Habe mich jedenfalls sehr über diesen und deinen Kommentar davor gefreut und drücke dir die Daumen für deine Überarbeitung oder weitere Projekte. Freue mich schon drauf, lese deine Storys nämlich gerne.

Beste Grüße
MRG

 

Hi @MRG,

da du mit dem Text durch bist, will ich keine Finger in irgendwelche Wunden legen und klammere die Story mal aus. Ich habe vorwiegend stilistische Dinge im Gepäck, die mir bei deiner Brötchenstory auch aufgefallen waren und auf die du mal einen Fokus legen könntest.

Hendrik fiel Luisas Tonfall auf, distanziert, vorsichtig und doch interessiert.
Altes Thema: Zeigen, nicht behaupten. Du bist ja mitten im Dialog, der sollte das dann auch liefern. Lass den Leser die Untertöne selbst erkennen. Auch hier:
Sie schien regelmäßiger zu atmen, sammelte sich und brachte hervor:
Sie scheint also nur regelmäßiger zu atmen? Das bringt mich raus, beschreib doch einfach, wie es ist, was er wahrnimmt: Ihr Atem wurde ruhiger. Wie äußert sich das, wenn sie sich sammelt, woran erkennt er das? Geht dichter an die Figuren ran und beschreib, was sie aufnehmen.
„Hast du es dir überlegt?“, fragte er nach einer Weile.
Luisas Nasenflügel bebten, als sie antwortete: „Ich kann nicht. Es ist alles viel komplizierter, als ich bisher zugegeben hab.“
Bahnt sich so eine Beziehung an? Ist das eine Frage der Überlegung = rationaler Abwägung? Mir scheint da die Distanz der Figuren doch recht groß und die Stelle zeigt symptomatisch, woran es für mich persönlich im Text mangelt: an Gefühlen. Auch hier: geh tiefer rein, was würdest du an seiner/an ihrer Stelle tun? Würde er nicht ganz vorsichtig und zart ihre Hand nehmen, statt sinngemäß zu fragen: "Hast du meinen Vorschlag gecheckt?" Das klingt fast so, als würden sie über einen Vertrag reden.
Gerade der Anfang einer Liebe ist doch ein sehr zartes Pflänzchen, das nur Wurzeln schlägt, wenn es genug Wärme und Aufmerksamkeit erfährt.
Bekam ich erst noch Komplimente, machte er mich runter, wenn ich nicht seinem Bild entsprach. Er konnte nicht ertragen, wenn ich mehr Aufmerksamkeit bekam, erfolgreicher war. Als ich mich für ein Stipendium beworben hab, hat er der Organisation Lügen über mich erzählt. Am Ende wurde ich nicht genommen und er stritt alles ab, obwohl ich ihn auf frischer Tat ertappte.
Sorry, aber das liest sich konstruiert und dadurch unecht. Und eigentlich würde ich das auch gar nicht brauchen. Es würde ja schon reichen, wenn ich nur erführe, sie wurde verletzt. Wie das passiert ist, lässt sich eh kaum in zwei Sätzen darstellen und ist auch nur mäßig interessant, weil obiges der Geschichte nichts Wichtiges hinzufügt.
Viel wichtiger ist doch, dass sie diese Erfahrung in sich trägt und diese Verletzung Auswirkungen hat, heißt: Sie kann sich nicht fallenlassen und nur sehr begrenzt öffnen. Und das könntest du prima darstellen, diesen Zwiespalt, dieses Zögern und Zurückzucken, obwohl sie sich zu ihm hingezogen fühlt. Das kann ich halt auch nur bedingt aus dem Text lesen, das Thema der erneuten Liebe und die Ängste, wieder enttäuscht und manipuliert zu werden. Das behauptest du nur, aber zeigst es mir nicht genug. Dafür bräuchte es mehr Strecke. Wenn du schreibst:
„Ich habe Angst. Ich brauche Zeit.“
„Ich bin für dich da, egal wie lang du brauchst.“
Er legte seine Hand in ihre und sie ließ es geschehen.
ist das zu kurz gesprungen, zu schnell abgehandelt. Das genau ist doch dein Thema, nicht der Slam und nicht das Rilke Gedicht. Und da fände ich klasse, ich könnte das aus dem gemeinsamen Erleben ablesen (was fehlt) und auch aus Gesten, aus dem, was nicht gesagt wird. So wie es ist, ist es mir persönlich an manchen Stellen zu wenig zart und einfühlsam. Und mit diesem „Hast du es dir überlegt?“, packst du mMn zu schnell zu viel aus, damit wird das zarte Pflänzchen abrasiert, bevor es Sonne sieht.

Peace, l2f

 

Lieber @linktofink,

vielen Dank für deinen sehr guten Kommentar. Das bringt mich weiter und ich kann vieles daraus lernen. Ich gehe im Detail darauf ein:

Ich habe vorwiegend stilistische Dinge im Gepäck, die mir bei deiner Brötchenstory auch aufgefallen waren und auf die du mal einen Fokus legen könntest.
Ist sehr hilfreich für mich, weil das genau die Muster sind, die ich verbessern will und wo auch viel Entwicklungspotential liegt.

Altes Thema: Zeigen, nicht behaupten. Du bist ja mitten im Dialog, der sollte das dann auch liefern. Lass den Leser die Untertöne selbst erkennen.
Das ist wohl für mich die größte Baustelle und ich habe diese Rückmeldung auch bei uns im Schreiblabor bekommen. Ich versuche da momentan für mich selbst Klarheit zu bekommen. Mein jetziger Stand ist, dass es darum geht, dass ich die Geschichte auserwählen muss und mich selbst als Erzähler rausnehmen muss. Mir hat da auch gut der Punkt von @rainsen gefallen, dass Emotionen durch das eigene Erleben bzw. Zeigen von Situationen entstehen. Tue mich damit nach wie vor schwer, ich glaube, dass es auch damit zu tun hat, dass ich eine andere Geschichte im Kopf habe, als ich dann am Ende aufs Papier bringe. Genau an diesem Grundsatz versuche ich zu schrauben. Daher gefällt mir deine nächste Anmerkung sehr gut, weil es so für mich anhand eines Beispiels deutlich wird:

Sie scheint also nur regelmäßiger zu atmen? Das bringt mich raus, beschreib doch einfach, wie es ist, was er wahrnimmt: Ihr Atem wurde ruhiger. Wie äußert sich das, wenn sie sich sammelt, woran erkennt er das? Geht dichter an die Figuren ran und beschreib, was sie aufnehmen.
Einfach das schreiben, was ist und mich selbst als Erzähler rausnehmen. Ich denke, dass hier viel Verbesserungspotential für mich drinsteckt. Nichtsdestotrotz fällt mir das noch immer schwer, obwohl ich es doch eigentlich besser wissen müsste, falle ich schnell ins Behaupten. Möglicherweise nehme ich hier eine Abkürzung, ohne dass mir das sofort auffällt. Sehr hilfreicher Punkt, gerade, weil das auch schon in der Bäckereigeschichte der Fall war (kann mich noch gut an deine Anmerkungen erinnern).

Bahnt sich so eine Beziehung an? Ist das eine Frage der Überlegung = rationaler Abwägung? Mir scheint da die Distanz der Figuren doch recht groß und die Stelle zeigt symptomatisch, woran es für mich persönlich im Text mangelt: an Gefühlen. Auch hier: geh tiefer rein, was würdest du an seiner/an ihrer Stelle tun?
Da gebe ich dir recht, die Überarbeitung hat sich für mich sehr mechanisch angefühlt und ich wollte unbedingt etwas erzwingen, was dann nach hinten losgegangen ist. Der Punkt, dass ich tiefer reingehen soll, gefällt mir auch. Ja, näher an den Figuren sein, das ist eine gute Leitfrage.

Sorry, aber das liest sich konstruiert und dadurch unecht. Und eigentlich würde ich das auch gar nicht brauchen. Es würde ja schon reichen, wenn ich nur erführe, sie wurde verletzt. Wie das passiert ist, lässt sich eh kaum in zwei Sätzen darstellen und ist auch nur mäßig interessant, weil obiges der Geschichte nichts Wichtiges hinzufügt.
Viel wichtiger ist doch, dass sie diese Erfahrung in sich trägt und diese Verletzung Auswirkungen hat, heißt: Sie kann sich nicht fallenlassen und nur sehr begrenzt öffnen.
Interessant, dass du das gar nicht brauchen würdest. Ich habe für diesen Dialog gefühlt ewig gebraucht und dachte, dass das eigentlich gut funktionieren müsste. Daher ist deine Rückmeldung hier nützlich für mich und hilft mir die Lücke zwischen eigen und Fremdwahrnehmung etwas zu schließen. Deine Argumentation überzeugt mich auch. Wichtig ist die Dynamik, die sich durch die negative Erfahrung auf die Figur auswirkt. Das sind gute Gedanken, bringt mich auf neue Wege. Danke!

Das behauptest du nur, aber zeigst es mir nicht genug. Dafür bräuchte es mehr Strecke.
Das sehe ich ein und das nehme ich mir als große Lernerfahrung für 2022 mit.

ist das zu kurz gesprungen, zu schnell abgehandelt. Das genau ist doch dein Thema, nicht der Slam und nicht das Rilke Gedicht. Und da fände ich klasse, ich könnte das aus dem gemeinsamen Erleben ablesen (was fehlt) und auch aus Gesten, aus dem, was nicht gesagt wird. So wie es ist, ist es mir persönlich an manchen Stellen zu wenig zart und einfühlsam. Und mit diesem „Hast du es dir überlegt?“, packst du mMn zu schnell zu viel aus, damit wird das zarte Pflänzchen abrasiert, bevor es Sonne sieht.
Aus dem, was nicht gesagt wird, ja das gefällt mir auch immer gut in Büchern. In die Richtung möchte ich mich entwickeln und Schritt für Schritt besser werden. Vielen Dank für deine hilfreichen Rückmeldungen, bringt mich nach wie vor zum Nachdenken. Der größte Punkt ist für mich, dass ich nicht behaupte, sondern zeige, was passiert. Im Grunde bedeutete das ja, dass ich die Geschichte wirklich auserzähle und keine Abkürzungen nehme.

Wünsche dir frohe Weihnachten, einen guten Rutsch ins neue Jahr und bedanke mich für deinen wertvollen Kommentar, der mich weiterbringt.

Beste Grüße
MRG

 

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