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Die besten Gäste kommen spät

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23.02.2014
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Die besten Gäste kommen spät

„Ein Mann nimmt sich was er will“, hatte Mutter Dobra zu sagen gepflegt. „Erst nimmt er dich. Und dann nimmst du ihn aus.“
Janissa lächelte schief und pinselte weißen Puder auf ihre faltigen Wangen.
Inzwischen verweste Mutter Dobra in einem Massengrab vor den Toren der Stadt, doch an der Wahrheit ihres Spruches hatte sich nur wenig geändert. Seit jeher kamen die Männer in die Rote Henne und tauschten ihre hart verdienten Rovel gegen ein paar flüchtige Augenblicke in den Armen einer Frau. Jetzt, am Ende eines langen, schwülen Sommers, war der Andrang besonders groß.
Jeden Abend saß Janissa unten bei den anderen Mädchen und wartete auf Freier. Aber alte Huren waren keine Goldesel. Wenn doch mal ein Kerl bei ihr stehen blieb, dann meist nur, weil er zu besoffen war, um ihre Makel zu erkennen.
Trotzdem tat Janissa immer noch, was sie 30 Jahre lang getan hatte: Sie bemalte das Gesicht, bis der Spiegel ihr wieder schmeichelte, quetschte ihren in die Jahre gekommenen Körper in einen Mieder und wuchtete sich eine üppige Perücke auf den Kopf. Nun sah sie zwar immer noch alt aus, konnte aber vielleicht den ein oder anderen Säufer in ihr Bett locken.
Ein letztes Mal überprüfte sie den Sitz von Kleid und Haar, dann verließ sie die Kammer und betrat eine andere Welt.
Die Salons der Roten Henne wurden vom Schein hunderter Kerzen in ein sanftes Licht getaucht. Dünner Rauch stieg aus goldenen Schalen und betörte die Sinne mit einem Duft von Jasmin und Moschus. Die Einrichtung war geradezu opulent, mit stoffbespannten Wänden und Vorhängen aus Seide. Auf dem Marmorboden waren samtene Kissen drapiert, daneben standen elegant geformte Beistelltische voller Früchte.
Janissa legte ihren Kopf in den Nacken und blickte zur Decke. Zwischen schweren Lüstern ragten die Streben des Dachgebälks hervor und verrieten dem aufmerksamen Beobachter etwas über die bescheidenen Anfänge des Hauses. Obszöne Fratzen waren in das Holz geschnitzt, verschlungene Paare, riesige Phalli und üppige Vulven. Bilder aus einer Zeit, in der die Rote Henne noch eine Absteige für rovanische Siedler gewesen war, die zum Torfstechen nach Skedin kamen. Männer, die nach getaner Arbeit in den Sümpfen nach Entspannung suchten.
Auch Janissa war als junges Ding an diesen Ort gekommen, viele Jahre bevor aus der Grenzsiedlung eine stolze Stadt erwuchs. Als sie in jenen Tagen am Tor der Roten Henne stand, ein abgemagertes, usudarisches Waisenkind mit nichts bei sich, als das, was sie am Körper trug, hatte Mutter Dobra sie sofort unter ihre Fittiche genommen. Dobra erkannte das Potential, das in ihr schlummerte und lehrte sie, wie man Männer glücklich machte. Und wie man ihnen die Rovel aus der Tasche zog.
Überhaupt hatte Dobra ein Händchen darin, ihr Personal zu vermarkten. Ein guter Name, das war das wichtigste. So wurde aus Janissa „Djahenna“ – die Herrin der Steppe. Und als diese füllte sie zuverlässig Dobras Börse.
Nun, zwei Jahrzehnte später, war ihre Herrschaft über die Steppe nur noch eine blasse Erinnerung. Insgeheim war es Janissas Hoffnung gewesen, eines Tages selbst die Mutter der Henne zu werden, doch die Götter waren wohl anderer Meinung.
Dobras Nachfolgerin, der ehrgeizigen Mutter Mirja, war es derweil gelungen, das anrüchige Etablissement zum größten und beliebtesten Freudenhaus von Skedin zu machen. Seitdem strömten neben den üblichen Torfstechern, Fallenstellern und Kerzendrehern auch wohlhabende Kaufmänner, Schriftgelehrte und Würdenträger in das Bordell und ermöglichten Mirja ein Leben in Luxus und Wohlstand. Zahlreiche neue Mädchen waren in ihren Dienst getreten, darunter exotische Kurtisanen aus Kihito und blonde Schönheiten aus Khaddan, die sich neben den rovanischen Huren wie Halbgöttinnen ausnahmen. Die einheimischen Mädchen hatten es bei dieser Konkurrenz zunehmend schwerer, ihre Reize anzupreisen und dies galt im Besonderen für eine Usudarin, die ihre besten Tage schon lange hinter sich hatte.

„Wie schön, dass du dich zu uns bequemst“, schnauzte Mutter Mirja, als Janissa in das große, verspiegelte Vestibül trat, in dem die Mädchen für gewöhnlich die Freier begrüßten. Sie war zu spät. Erste Gäste lungerten bereits herum, tranken Wein aus gläsernen Bechern und musterten die angebotene Ware mit unverhohlener Geilheit.
„Nicht mein Fehler“, sagte sie kleinlaut und deutete auf ihre Perücke. „Die Haare hatten sich verknotet.“
„Was interessieren mich deine Haare, du hässliche Unke?“ Mirjas Miene wurde hart. „Bei aller Liebe! Noch einmal und du kannst deine Sachen packen und gucken, wo du bleibst."
„Die ist doch reif für die Würmer ...“, flüsterte Qumai, ein bildhübsches Flittchen aus Kihito, das erst vor einigen Monaten nach Skedin gekommen war. Die umstehenden Mädchen kicherten verstohlen.
Janissa überhörte den Spott. Dass einige der neuen Huren sie nicht ausstehen konnten, war ihr egal. Noch mochten diese Dinger jung und hübsch sein, doch die Arbeit im Bordell ließ Schönheit schnell vergehen. In wenigen Jahren würden sie ihr Schicksal teilen.
„Es kommt nicht wieder vor“, sagte sie kleinkaut und stellte sich zu den anderen in die Reihe.
Mirja nickte und baute sich vor den Mädchen auf. Auch sie war nicht mehr die Jüngste, hatte die Begleiterscheinungen ihres Alters aber mit kostbaren Salben und Tinkturen mildern können. Ihr graues Haar war zu einem Kranz gewunden, darunter funkelten zwei wache Augen in einem Gesicht von fast nobler Blässe. Ihre spitzen Lippen waren karmesinrot und erinnerten Janissa an die Schnauze einer Schlange. Doch das Gift, das Mirja verspritzte, war rein verbaler Natur.
„Wie einige von euch vielleicht schon wissen, haben Anice und Ljuba die Schoßfäule und können diese Woche nicht arbeiten. Das heißt, dass ihr alle doppelte Schichten schieben müsst, um die Ausfälle wieder wettzumachen. Ansonsten muss ich euch das Essen kürzen. Verstanden?“
Die Mädchen gaben missmutig ihre Zustimmung und Mirja ließ ihren Blick selbstgefällig durch das Vestibül schweifen. Dann klatschte sie in die Hände.
„Na also! So, und nun genug rumgestanden. Macht euch an die Arbeit und gebt euer Bestes. Zufriedene Kunden sind spendabel. Wer sich drückt, macht Bekanntschaft mit der Haselrute!“
Sofort stoben die Mädchen auseinander und tänzelten mit aufreizenden Bewegungen auf die Freier zu. Es dauerte nicht lange und der Raum war von unterdrücktem Kichern und geflüsterten Schweinereien erfüllt.
Auch Janissa wollte sich an die Arbeit machen, doch Mirjas Hand griff nach ihrem Arm und hielt sie zurück.
„Du nicht! Für dich habe ich eine ganz besondere Aufgabe. Hier!“
Ihr langer Finger deutete auf einen Eimer am Fuße der Treppe. „Bring diese Schafsblasen runter zum Teich und wasch sie gründlich aus. Wir können uns momentan vor Gästen kaum retten.“
„Ich soll was?“ Janissa stemmte die Arme in die Hüften. „Das ist eine Aufgabe für die Neuen. Ich habe in meinem Leben schon genug Überzieher ausgespült. Sucht Euch gefälligst eine andere für diesen Dre...“
Noch bevor sie den Satz beenden konnte, knallte Mirjas flache Hand in ihr Gesicht. Die Gespräche um sie herum verstummten.
„Ich dulde keine Widerworte von einem Teufelsblut wie dir!“, sagte Mirja mit eisiger Stimme. „Schätz' dich mal glücklich, dass ich dir überhaupt noch Arbeit gebe. Die Neuen machen an einem Abend doppelt soviel Umsatz wie du den ganzen Winter. Ich kann es mir schlicht nicht leisten, einen Goldesel wie Qumai für diese Arbeit abzuziehen. Und jetzt nimm den verdammten Eimer und schwing deinen Hängearsch nach draußen!“
Mirja machte auf dem Absatz kehrt und signalisierte Janissa so, dass das Gespräch für sie beendet war. Kurz darauf war der Raum wieder von gedämpften Stimmen erfüllt.
Janissa befühlte ihre Wange. Dort, wo Mirjas Schlag sie getroffen hatte, war die Haut heiß und taub. Verfluchte Hexe. Tränen hinterließen eine feuchte Spur in ihrem dick aufgetragenen Puder.
„Hast du Mutter nicht gehört, du usudarischer Schmutz?“ Qumai saß auf dem Schoß eines fetten Schweinezüchters und grinste sie mit unverhohlener Schadenfreude an. „Waschen Waschen! Das kannst du noch, ja?“
Janissa erwiderte nichts. Mit letztem Stolz wischte sie die Träne aus ihrem Gesicht, griff nach dem Eimer und verschwand erhobenen Hauptes nach draußen.

Ein kräftiger Wind schlug ihr entgegen, als sie auf die offene Fläche vor der Henne trat. Jannisa fröstelte. Zwar ließen Schnee und Eis noch auf sich warten, doch für ihren Geschmack war es bereits kalt genug.
Aus einem benachbarten Stall nahm sie eine muffige Decke und schlug sie sich um die Schultern. Dann stakste sie missmutig durch den Matsch, bis sie auf die gepflasterte Meile der 99 Götter kam. Hier herrschte wie immer reger Betrieb. Zahlreiche fromme Skediner zogen die Straße auf und ab, entzündeten Votivkerzen vor kleinen Schreinen und hinterließen Obst, Getreide, Schmuck und andere Gaben zu Füßen der Götterbilder. Viele baten um einen milden Winter oder darum, vor einem Angriff der Usudaren verschont zu bleiben.
„Ihr Narren, ich bin doch schon mitten unter euch!“, sagte sie grimmig im Vorübergehen und spuckte auf das Pflaster. Nicht, das irgendeiner dieser verängstigten Frömmler etwas von ihr zu befürchten hatte.
Am Ende der Straße ragten die spitzen Giebel der Oberstadt in den abendlichen Himmel. Die wuchtigen Backsteinhäuser standen Wand an Wand wie betrunkene Riesen, die sich gegenseitig stützen mussten. Hinter ihren Fenstern aus Butzenglas flackerten Kerzen und warfen Kegel warmen Lichts auf die Straße zu Janissas Füßen.
Eilig bog sie in die Gasse zu ihrer Linken und erreichte schließlich ein unscheinbares Tor in der Palisade. Wenige Meter dahinter lag der Tümpel, welchen Mirja so beschönigend als Teich bezeichnet hatte. Ein Wäldchen aus kahlen Birken kauerte sich um das Gewässer.
Seufzend stellte Janissa den Eimer mit den Schafsblasen ab, ging in die Hocke und betrachtete den Pfuhl. Brackiges Wasser schwappte träge gegen die Uferkante.
Sie streckte die Hand aus. Als ihre Finger die Wasseroberfläche berührten, zuckte sie zurück.
„Scheiße!“ fluchte sie. Das Wasser war eiskalt. „Du dumme, alte Nuss. Das hättest du dir auch denken können.“
Mit zusammengepressten Lippen schaute sie auf den Eimer und seinen Inhalt. Wie viel sinnvoller wäre es doch gewesen, einfach Wasser aus dem Brunnen zu nehmen. Sauberes Wasser noch dazu. Aber dieses Miststück Mirja war wie immer zu geizig gewesen, genügend Brunnensteuer zu bezahlen. Lieber scheuchte sie die Mädchen vor die Tore, um ihre Drecksarbeit an dieser Lache zu verrichten. Janissa bezweifelte, dass die Schafsblasen nach einem Bad im Sumpf viel sauberer waren als davor.
In der Ferne bellte ein Hund und einige Schnepfen erhoben sich aus dem Unterholz und flatterten davon. Janissa reckte den Kopf und horchte. Nebel kroch zwischen den Birken empor. Der Geruch modrigen Laubes lag in der Luft. Noch ein Bellen.
Irgendetwas bewegte sich in einiger Distanz zu ihr durch das Unterholz. Janissas Nase nahm nun einen weiteren Geruch auf. Etwas Strenges. Pferde.
Der morastige Boden unter ihr erzitterte leicht, die Oberfläche des Tümpels kräuselte sich stärker und stärker.
Dann brach etwas Schweres aus dem Dickicht und galoppierte auf sie zu. Hufe schlugen auf den Boden, Matsch spritzte ihr ins Gesicht. Erschrocken wich sie zur Seite, stolperte über einen Stein und landete mit dem Hintern voran im Tümpel. Für einen Moment war sie von völliger Schwärze umgeben. Schlammiges Wasser drang ihr in Mund und Nase. Die Kälte brannte auf der Haut. Panisch fuhr sie mit den Händen in die Dunkelheit und versuchte Halt zu finden. Schließlich bekam sie eine Wurzel in die Finger und konnte ihren Kopf über Wasser ziehen. Sie hustete und spuckte. Dann hielt sie inne. Zahllose Lichter tanzten zwischen den Bäumen auf und ab. Um sie herum war der Wald lebendig geworden.

Sie sah alles was neben ihr geschah, aber es drang so langsam zu ihr durch wie zähfließender Honig. Männer bewegten sich um sie herum, Männer auf Pferden. Es war ein nicht enden wollender Strom.
Mit vor Kälte verkrampften Fingern klammerte sie sich an ihre Wurzel und versuchte, so still wie möglich im Wasser zu liegen. Sie hatte das Gefühl, dass alleine das Klappern ihrer Zähne ausreichen würde, die Reiter auf sie aufmerksam zu machen. Aber nichts dergleichen geschah.
Der Birkenwald war in das flackernde Licht hunderter Fackeln getaucht, so dass sie die Fremden um sich herum recht gut erkennen konnte.
Es waren Krieger von beeindruckender Statur. Sie alle trugen Schuppenpanzer und Helme, aus deren Seiten eiserne Dornen, gezackte Kämme und gebogene Hörner ragten. Um ihre breiten Schultern waren Pelze geschlungen und in den Händen trugen sie Speere, Keulen, Äxte und Bögen. Manche führten Schilde, auf deren Vorderseiten Janissa groteske Fratzen und Symbole erkannte, die alles andere als göttlichen Ursprungs waren. Ein Banner aus Menschenhaut flatterte im Wind. Zwischen den Beinen der Pferde rannten Hunde umher und kläfften wie von der Tollwut befallen. Ihr Bellen, der Hufschlag der Pferde und das monotone Scheppern von Eisen waren die einzige Laute, die weithin zu hören waren.
Als der letzte Reiter den Pfuhl passiert hatte, kroch Janissa langsam an Land. Ihr Körper fühlte sich taub an. Die Decke und das Mieder hatten sich mit Wasser vollgesogen und klebten klamm an ihrer Haut. Die sonst so kunstvoll aufgetürmte Perücke war völlig zu Grunde gerichtet. Mit einer ruppigen Bewegung streifte sie das künstliche Haar von ihrem Kopf und warf es in den Dreck. Darunter kamen graue Strähnen zum Vorschein, die ihr nass und klebrig ins Gesicht hingen. Noch immer war sie ganz verstört von jenem Schauspiel, das sich soeben zugetragen hatte. Aber Zeit zum Überlegen blieb ihr nicht.
Jenseits der Palisade, in Skedin, läuteten die Glocken Sturm.

Die Stadt brannte. Wie in einem Traum stolperte Janissa durch die vom Feuerschein erhellten Straßen. Längst hatte sie vergessen, dass sie fror. Überall um sie herum loderten die Brände, Menschen schrien in Panik und liefen links und rechts an ihr vorbei wie kopflose Hühner. Manchmal hielt jemand vor ihr inne, glotze sie verängstigt an und floh dann in die entgegengesetzte Richtung. Die fremden Krieger waren tief in die Stadt vorgedrungen und zogen nun marodierend umher. Pechfackeln wurden auf Strohdächer und in Fensteröffnungen geschleudert, fliehende Bürger im Galopp niedergeritten oder aus der Ferne mit Bögen zur Strecke gebracht.
Die Stadtwache tat ihr Bestes und stellte sich den Angreifern entgegen, hatte der feindlichen Übermacht aber nur wenig entgegenzusetzen. Wer immer den Reitern vor die Hufe kam, fiel unter den Hieben ihrer Waffen. Körper mit zertrümmerten Schädeln und zerschmetterten Knochen blieben als stumme Zeugen zurück.
Als Janissa die Meile der 99 Götter erreichte, hielt sie den Atem an. Die kunstvoll geschnitzten Statuen waren niedergerissen, die juwelenbesetzten Schreine umgeworfen und geschändet. Stattdessen hatten die Krieger ein eigenes Standbild errichtet – einen mit Blut beschmierten Totem, an dessen Spitze vier Ziegenschädel das Gemetzel nach allen Seiten hin überblickten. Ein fremder Gott aus einer fremden Welt.
Vor dem Idol tanzte eine Gruppe Männer zu den Trommelschlägen einer greisen Frau. Die Alte hatte ihr Gesicht mit Ruß geschwärzt und röchelte, krächzte und schrie aus ganzer Kehle ein scheußliches Lied in die von Flammen erhellte Nacht. Der ekstatische Gesang wurde aus den Reihen der Tänzer mit ebenso wildem Geschrei beantwortet.
Niemand achtete auf Janissa, als diese das Ritual passierte und auf die Rote Henne zuhielt. Schon von Weitem war zu erkennen, dass das Bordell vom Feuer verschont geblieben war. Sie nahm die Stufen zum Eingang und stieß die Tür auf. Für einen Moment musste sie Halt am Türrahmen suchen. Ihre Beine zitterten vor Anstrengung. Dann schaute sie nach vorn.
Zwanzig verängstigte Augenpaare starrten aus der Eingangshalle zurück.
„Bitte, tu uns nichts!“, säuselte eine Stimme, die Janissa nur allzu gut kannte. „Wir können Euch dienen, wenn Ihr es verlangt. Gut dienen! Ja?“
Janissas Mund formte ein verzweifeltes Grinsen. „Qumai, ich bin es doch nur“, sagte sie schließlich und trat einen Schritt nach vorne, so dass das Licht der Kerzen auf ihr Gesicht fallen konnte.
„Janissa?“
„Wie siehst du denn aus?“
„Wo sind ihre Haare geblieben?“
Janissa blickte in einen der Spiegel an der Wand und erschrak. Ein fremder Mensch schaute ihr entgegen.
Der weiße Puder war verlaufen und entblößte ihre zerfurchte Haut. Die Kleider starrten vor Dreck und hingen in Fetzen. Ein kleiner Ast hatte sich in ihrem Haar verfangen. Sie sah aus wie eine wilde, verwahrloste Kreatur.
„Gebt alle Ruhe!“ Mirjas Stimme drang von oberhalb der Treppe in das Vestibül. „Da bist du ja endlich. Wir haben uns große Sorgen um dich gemacht.“
„Habt ihr das?“, fragte Janissa etwas verwundert.
Mirja lächelte schmallippig. „Aber natürlich. Wir dachten schon, du wärst den Usudaren zum Opfer gefallen!“ Die Mutter glitt behände die Treppe hinab und breitete in einer übertriebenen Geste des Willkommens ihre Arme aus. „Ihre teuflischen Horden plündern die Stadt und bald werden sie hier sein! Aber du kannst uns helfen, Janissa. Du kannst für uns sprechen!“
„Eher wird sie uns verraten!“, schrie Qumai mit ihrer entsetzlich hohen Stimme. „Schaut sie euch doch an! Sie ist mehr Tier als Mensch. Usudarisches Blut kann man nicht verleugnen!“
„Wir sollten sie lieber raus jagen“, schlug eine andere Huren vor. „Sie bringt Unglück.“
„Ihr Geist ist verdorben!“
„Teufelsblut!“
Zustimmendes Gemurmel.
Janissa wollte protestieren, doch schwere Schritte von draußen ließen ihr keine Gelegenheit mehr dazu. Mit lautem Knall flog die Tür auf und drei hünenhafte, schwergerüstete Gestalten drängten in den Raum. Usudarische Krieger, mit vernarbten Gesichtern, spitz zugefeilten Zähnen und vor Blut starrenden Waffen.
Tsch'ad wad, kha na!“ brüllte der Vorderste von ihnen mit heiser Stimme und war sichtlich erfreut, als die Mädchen daraufhin wimmernd hinter Tischen und Stühlen Zuflucht suchten. Nur Janissa rührte sich nicht.
Die Usudaren schauten einander verdutzt an. Dann machte der Größte einen Schritt auf Janissa zu. Ein Gestank von Schweiß und Rauch schlug ihr entgegen. In ihren Ohren rauschte es.
Der Krieger musterte sie von oben bis unten. Dann spürte Janissa, wie er ihr etwas in die Hand drückte. Etwas Hartes, Kaltes. Sie blickte an sich hinunter und sah eine Waffe in ihrer Faust. Ein usudarisches Krummschwert.
Yesh minko!“, knurrte der Krieger und deutete mit seiner Pranke auf Mirja, die immer noch wie angewurzelt am Fuß der Treppe stand und dem Treiben verständnislos folgte. „Yesh minko, tuluk!“
„Aber mein Mädchen“, stammelte die Mutter nervös, während Janissa das Schwert in ihrer Hand wog. „Nach allem, was ich für dich getan habe? Ich gab dir zu Essen und ein Dach über den Kopf.“
„Auf Drängen Dobras“, sagte Janissa kalt und betrachtete das geronnene Blut an der Klinge. „Du musstest es ihr auf dem Totenbett versprechen, sonst wärst du niemals ihre Nachfolgerin geworden.“
Janissa machte einen Schritt nach vorne und zwang Mirja, sich gegen die Wand zu pressen. Die Augen der Mutter wurden groß, als sie ihr Schicksal erahnte.
„Usudarenschlampe! Qumai hatte Recht. Ich hätte dich rauswerfen sollen, als ich ...“
Die Stimme erstarb, als Mirjas Kopf sauber abgetrennt zu Boden fiel. Ein dicker Schwall Blut ergoss sich über den polierten Marmorboden. Qumai schrie entsetzt auf, dann fielen die anderen Huren mit ein.
Tuluk! Tuluk!“, grölten die Krieger und schlugen sich ihre Fäuste gegenseitig auf die Brust. Aber Janissa hörte weder die Schreie der Mädchen, noch die Rufe der Krieger. Das Schwert in ihrer Hand fühlte sich vertraut an. Als ob es schon immer dorthin gehörte. Es würde ihr gute Dienste leisten, wenn sie sich nahm, was sie verdiente. Was ihr zustand. Mutter Djahenna, die Herrin der Steppe.

 
Zuletzt bearbeitet:

So, jetzt alles mal in einem Abwasch, wie es so schön heißt!

Lieber Bernhard,

vielen Dank für deinen Kommentar!

Ausgezeichneter Anfang

Lustig. Der erste Satz hat schon Reaktionen der Ablehnung, sowie der Annahme hervorgerufen. Nun also +1 auf der Habenseite, das begrüße ich. Ich mag den Anfang auch.

In dieser Geschichte fand ich die Atmosphäre besonders gut gelungen.

Ist notiert: Mehr Sumpf!

Etwas verbesserungswürdig fand ich den Konflikt zwischen Jessica und Mirja. Mirja steckt nur ein und das ganze läuft nicht wirklich auf einen Showdown hinaus, an dessen Ende Jessica die Schafsblasen waschen muss. Ich frage mich auch, wie es sein konnte, dass Mirja zur Mutter wurde und warum sie ihre Konkurrentin nicht einfach vertreibt. Vielleicht hat Jessica ja doch noch irgendeinen Trumpf, der nichts mit den Usudaren zu tun hat.
Zum Ende hin verläuft die Geschichte jedenfalls sehr geradlinig und das fand ich eine 1A geschrieben.

Ich kann die Kritik nachvollziehen, auch ich habe, das Ende betreffend, einige Bauchschmerzen, was die Schnelligkeit der Entwicklung anbelangt. Ich versuche ja immer, sehr knapp zu schreiben und teste auch aus, wie glaubwürdig und gleichzeitig knackig ich eine Szene rüberbringen kann. Hier scheint das eine echte Gratwanderung geworden zu sein. Das Ende ist möglich, aber es ist auch ziemlich konstruiert. Eine Seite mehr am Anfang, eine Seite mehr am Ende, und die Sache wäre gewiss eine wenig authentischer.

Liebe Maedy,

herzlich Willkommen im Forum. Schön, dass dich meine Geschichte so angesprochen hat. Und du hast Recht:

Deine Geschichte gefällt mir gut und ich glaube auch, dass sie einen guten Auftakt zu einer "Serie" bieten könnte.

Eigentlich nicht mit diesem Hintergedanken geschrieben, könnte dies gut der Anfang der Serie "Djahenna, die Kriegerhure" sein. Ob es dafür eine Zielgruppe gibt?

Deine ruhige Schreibweise stört mich eigentlich nicht, vielmehr habe ich mich als Leserin in einer fremden Fantasiewelt an die Hand genommen gefühlt. Ich kämpfe auch immer damit, meine Geschichten nicht mit Fantasieorten und -namen zu überladen. Das ist Dir auch gerade wegen der ruhigen Schreibweise und dem stringenten Aufbau gut gelungen.

*freu*

Janissa scheint ja eigentlich eine "ganz Nette" zu sein. Deswegen irritiert mich, wie schnell sie bei erster Gelegenheit zu einer so grauenvollen Tat schreitet und gleich jemanden den Kopf abschlägt. Sicherlich können erniedrigende Arbeiten und ständiges "Mobbing" einen solchen Hass provozieren, aber davon kommt bei Janissa zu Beginn der Story wenig herüber.

Möglicherweise hatte sie nie die Möglichkeit, das so auszuleben. Möglicherweise war es auch eine Kurzschlussreaktion, die wenig vorhersehbar war. Viele private Dramen mit Mord spielen sich so ab, ohne dass es im Vorfeld "deutlicher Zeichen" bedurfte – jedenfalls habe ich das mal gelesen. Manchmal reicht schon ein in sich hineingefressenes Leid und ein Streit, um die Situation eskalieren zu lassen. So ähnlich sehe ich das hier auch. Janissa hat immer nur gefressen und erduldet, wurde im höchsten Maße vom Leben "gef****" und ist trotzdem eine "ganz Nette" geblieben. Bis sie eben höchst unsanft aus ihrem Alltag gerissen wird. Inwiefern da noch ererbte Instinkte ihrer usudarischen Herkunft (darf man das so schreiben?) mitspielen, kann gemutmaßt werden. Jedenfalls glaubt Qumai daran -> "Teufelsblut lässt sich nicht verleugnen."

Vielmehr erscheint sie mir zu Beginn der Geschichte resigniert und schlüpft quasi in ein Kostüm, um wieder halbwegs zu "strahlen."

Die weiße Maske ist tatsächlich als Maske gedacht, mit dem Fall in den Tümpel setzt mit der äußeren Wandlung (Perücke kaputt, Puder verlaufen) eine innere Transformation ein. Das ist ein altes Märchenmotiv, dort sind Tümpel oft auch magische Orte oder Tore zur Anderswelt, die mit einer Veränderung einhergehen. Der finale Blick in den Spiegel lässt Janissa dann erkennen, was sie wirklich ist. Im Vorfeld hatten sie die Bewohner von Skedin bereits nicht mehr als die Ihre erkannt, sondern nahmen schreiend Reißaus, während sie von den usudarischen Kriegern unbehelligt bliebt.

In der neusten Version taucht vor dem Idol mit den Ziegenschädeln übrigens eine Schamanin auf, die ihr Gesicht mit Ruß geschwärzt hat. Sie ist quasi der Antityp zu Janissa und ihrem weißen Make-Up.

Vielen Dank für deine Gedanken, die mir die ein oder andere Reflexion über die Geschichte abgenötigt haben. Sowas ist immer wichtig.

Lieber weltenläufer,

dich gibt es ja noch. Das freut mich. Schön von dir zu hören.

anscheinend hat es dir gut getan, dich von deinem Logwar vorerst zu trennen und dich anderen Geschichten zu widmen.

Wie bitte? Was? Hö? Habe ich eine derartige Ankündigung gemacht? Um ehrlich zu sein, stecke ich momentan doch mitten in einer unvollendeten Logwar-Geschichte, die zwar seit einem Monat ruht, aber nicht ad acta gelegt wurde. Diese Geschichte ist quasi nebenher entstanden, nicht als Ersatz für Logwar. Sorry für ein eventuelles Missverständnis.

Die hier finde ich ziemlich gut, finde, deine Schreibe hat noch mal einen Sprung gemacht. In den Logwar-Geschichten war es mir ja teilweise noch etwas zu bunt, hier aber sind mir kaum wirklich störende Holperer aufgefallen. Finde jetzt auch keine Zeit, dir die paar anzumarkern.

Merci, gut zu hören. Du bist einer meiner schonungslosesten Kritiker, von daher werte ich solche Aussagen sehr hoch.

Die Auflösung dann, das ist jetzt schon der Holzhammer und wenn man da nach der Moral schielt ... Nein, das geht schon absolut in Ordnung so. Liest sich aber eher nach dem Anfang von etwas Größerem.
Ein bisschen glatt geht das dann im Freudenhaus zu am Ende. Sie wird gleich als eine der ihren erkannt? Vollkommen akzeptabel, aber eben glatt.

Wie ich schon Bernhard schrieb:

Ich versuche ja immer, sehr knapp zu schreiben und teste auch aus, wie glaubwürdig und gleichzeitig knackig ich eine Szene rüberbringen kann. Hier scheint das eine echte Gratwanderung geworden zu sein. Das Ende ist möglich, aber es ist auch ziemlich konstruiert. Eine Seite mehr am Anfang, eine Seite mehr am Ende, und die Sache wäre gewiss eine wenig authentischer.

In meinem Kopf funktioniert das wohl ein wenig besser, da ich weiß, dass die Skediner vom Phänotyp eher slawisch sind, die Usudaren Mongolen, bzw. Hunnen ähneln. Sowas ist halt echt schwer in die Geschichte reinzubringen, ohne den allwissenden Erzähler raushängen zu lassen.

Meld dich mal wieder öfters, täte mich freuen!:)

Lieber Porter,

auch dir ein herzliches Willkommen im Forum. Ich fühle mich geehrte, dass du meinen Text gewählt hast, deinen Einstand zu feiern. Und was für ein schöner Einstand das geworden ist. Darf ich fragen, wie es dazu kam?

Aber bei dieser war ich chancenlos. Zu tiefgehend war die Verstrickung meines Geistes mit der altertümlichen Welt der Huren und ihrer Lebensweise. Janissa kann ich als Mann erwartungsgemäß nur von außen betrachten, aber ich kann ihrem Weg und ihrem Tun folgen.

Was mich zu der Frage bringt, ob die Frau hier als solche gut rübergekommt. Auch ich schreibe nur aus der Außenperspektive, da ich weder Frau bin, noch besondere Erfahrung mit dem Dasein als Hure habe. Das hier war als Experiment gedacht, da ich bisher immer nur aus Männersicht geschrieben habe.

Die von einigen Usern hier vermisste Spannung kann ich durchaus fühlen; sie ist leicht vibrierend wie ein Ventilator, von einem Presslufthammer sehr weit entfernt.

Ich würde ja gerne sagen, das wäre beabsichtigt, aber ich habe die Geschichte einfach so geschrieben, wie ich sie gerne lesen würde. Wenn verschiedene Menschen verschiedene Ebenen der Spannung darin wahrnehmen, dann ist das für mich eine interessante Aussage. Ich glaube allerdings, dass ich mir bewusst war, mehr auf Atmosphäre, denn auf einen mitreißenden Spannungsbogen gesetzt zu haben.

Kein Kopf wendet sich ihrem Versteck zu, keiner der Männer pinkelt in den "Teich", etc. etc. Da wäre Potenzial für mehr.

Ist notiert. Möglicherweise würde ein schnuppernder Hund die Spannung ein bisschen anheizen!

Bei der Szene, als die Usudaren am Ende das Bordell betreten, habe ich mir schwer getan, die Abläufe zu verstehen. Ich fragte mich, warum die Eindringlinge Janissa nicht nur so schnell als eine der ihren erkennen, sondern auch Mirja als deren Feindin. Schließlich drücken sie der Usudarin eine Waffe in die Hand, um Mirja zu töten. Die alte, schwache Janissa schafft es mit der schweren Waffe auch noch, den Kopf sauber und komplett abzutrennen.

Zugegeben, in meinem Kopf funktioniert das wohl ein wenig besser, da ich weiß, dass die Skediner vom Phänotyp eher slawisch sind, die Usudaren Mongolen, bzw. Hunnen ähneln. Sowas ist halt echt schwer in die Geschichte reinzubringen, ohne den allwissenden Erzähler raushängen zu lassen. Da das Ende bisher mehrmals angesprochen wurde, werde ich wohl nochmal eine gründliche Überarbeitung desselben in Angriff nehmen.

Vielen Dank für dein insgesamt positives Resümee.

Exilfranke :)

 

Hallo Exilfranke,

Darf ich fragen, wie es dazu kam?
Leider sehr profan (Ich würde gerne was Abenteuerlicheres berichten :)) Ich habe auf "Neue Beiträge" geklickt.

Viele Grüße
Porter

 
Zuletzt bearbeitet:

Moin Porter,

Hallo Exilfranke,


Leider sehr profan (Ich würde gerne was Abenteuerlicheres berichten :)) Ich habe auf "Neue Beiträge" geklickt.

Viele Grüße
Porter


Das soll mir recht sein!

EDIT: Der Text wurde jetzt mit der aktuellsten Fassung ausgetauscht, die meisten Veränderung sind aber nur kosmetischer Natur. Überarbeitet wurde hauptsächlich die Szene mit dem barbarischen Idol in der brennenden Stadt. Wie schon vormals erwähnt, wollte ich die Rolle der Frau bei den Usudaren zumindest aus der Ferne einmal anreißen. Die Schamanin hat ihr Gesicht mit Kohle geschwärzt, was als ein bewusst gesetzter Kontrast zu Janissa und ihrem weißen Puder gedacht ist.

Als Janissa die Meile der 99 Götter erreichte, hielt sie den Atem an. Die kunstvoll geschnitzten Satuen waren niedergerissen, die juwelenbesetzten Schreine umgeworfen und geschändet. Stattdessen hatten die Krieger ein eigenes Standbild errichtet – einen mit Blut beschmierten Totem, an dessen Spitze vier Ziegenschädel das Gemetzel nach allen Seiten hin überblickten. Ein fremder Gott aus einer fremden Welt.
Vor dem Idol tanzte eine Gruppe Männer zu den Trommelschlägen einer greisen Frau. Die Alte hatte ihr Gesicht mit Ruß geschwärzt und röchelte, krächzte und schrie aus ganzer Kehle ein scheußliches Lied in die von Flammen erhellte Nacht. Der ekstatische Gesang wurde aus den Reihen der Tänzer mit ebenso wildem Geschrei beantwortet.
Niemand achtete auf Janissa, als diese das Ritual passierte und auf die Rote Henne zuhielt.

 

He Franke,

dich gibt es ja noch. Das freut mich. Schön von dir zu hören.
durchaus, durchaus. Die Vaterfreuden fordern derzeit nur viel von der Energie, die ich sonst ins virtuelle Leben gesteckt habe. So allmählich finde ich aber meine Slots :D

konstruiert das Ende schon, das stimmt, aber wie gesagt, für mich geht das in Ordnung. Ich denke, du solltest auf jeden Fall bei deiner Verknappung bleiben, das tut dem Text gut.

Nur zwei Sachen, die ich vorhin nihct geschrieben habe: Meile der 99 Götter ist eine dufte Idee, aber ich würde noch mal über den Namen nachdenken. Die 99 sieht merkwürdig aus. Guck mal wie das als Wort aussieht, das käme meiner Meinung nach besser. Vielleicht reichen auch 90 Götter? Dann wäre nicht die Assoziation zur Route 66. Oder hab nur ich die sofort im Kopf gehabt?

Du schreibst "Die halbe Stadt brannte", halbe würde ich rausnehmen. Klingt viel wuchtiger. Und wie viel genau brennt, kann sie eh nicht überblicken. UNd wichtig ist es auch nicht. Die Stadt wird abgefackelt, das ist es.

grüßlichst
weltenläufer

 

Ich mag den Stil, die Welt hat sich toll vor meinen Augen aufgebaut. Nur der Anfang hätte für meinen Anfang etwas schneller oder mit ein bisschen mehr Drama sein können.

Was mir sonst noch aufgefallen ist:

*Woher wusste der Krieger, dass sie eine von ihnen ist? Kann man das nur an ihrem Aussehen erkennen?

*Haben Usudaren mehr Kraft als normale Frauen? Das saubere Abtrennen eines Kopfes ist glaub ich nicht so einfach, da säbelt man wohl eine ganze Zeit lang herum. Schnell und heftig wäre eher die Kehle durchzuschneiden. (Nicht, dass ich da so viel persönliche Erfahrung in beidem hätte, aber CSI-sehen bildet *g*)

*sie ist Usudarin, kann aber mit deren Göttern und Symbolen nichts anfangen - war sie noch sehr klein, als sie hier her kam?

Alles in allem eine coole Figur, wirklich nicht zu Spaßen mit der alten Dame.

Mit lieben Grüßen aus Wien,
velvet

 

Exilfranke:

Supergut geschrieben, spannender Aufbau und ein astreiner Schlusspunkt. Wie schon erwähnt, ein klasse Setting, aus dem man durchaus eine längere Geschichte oder einen Roman entwickeln könnte. Mir ist nur eine Kleinigkeit aufgefallen:

Das Schwert in ihrer Hand fühlte sich richtig an. Als ob es schon immer dorthin gehörte. Es würde ihr gute Dienste leisten, wenn sie sich nahm, was sie verdiente. Was ihr zustand. Mutter Djahenna, die Herrin der Steppe.
Ich glaube, anstelle von "richtig" würde ich hier "merkwürdig vertraut" oder etwas in der Richtung schreiben. Schließlich hat sie als eine Frau, die vermutlich vorher noch nie ein Schwert verwendet hat, soeben mit einem Hieb einen Menschen enthauptet. Als Anfänger eine beachtliche Leistung würde ich sagen. ;)
Ansonsten bitte mehr von Janissa, der Kampfhure (was für ein Ausdruck :D )

Grüße aus der Oberpfalz
Lars

 

Lieber Exilfranke,

mittlerweile liegt es schon recht lange zurück, dass Du diesen Beitrag gepostet hast. Ich habe ihn allerdings erst jetzt gefunden, dank der Empfehlung, und möchte doch noch ein paar Kleinigkeiten anmerken, die mir beim Lesen aufgefallen sind:

Qumai saß auf dem Schoss eines fetten Schweinezüchters
- Schoß

Die kunstvoll geschnitzten Satuen waren niedergerissen
- Statuen

Das Ende hat mich auch etwas überrascht, da schließe ich mich mehreren Vorkommentatoren an. Es wird nicht richtig klar, weshalb Janissa den Kriegern als eine der ihren auffällt. Vielleicht könnte man hier eine Reaktion von Janissa auf den (mir leider unverständlichen ;)) Ruf der Krieger einbauen, die das nachfolgende Geschehen verständlicher macht?

Schönen Abend!

Helen

 

Liebe Leute,

vielen Dank für die zahlreichen Kommentare. Es tut mir leid, dass ich nicht früher reagiert habe, eigentlich antworte ich immer recht zügig auf Feedback, auch wenn es für eine ältere Geschichte ist. Derzeit schreibe ich an meiner Abschlussarbeit, damit ich mich bald auch ganz offiziös Archäologe nennen darf, habe aber im selben Zug meine Foren- und Autorentätigkeiten bis Ende Mai stark runtergefahren. Nun möchte ich mich aber einmal kurz zwischenmelden, damit es später nicht heißt, der Exilfranke antwortet ja eh nicht.

weltenläufer,

konstruiert das Ende schon, das stimmt, aber wie gesagt, für mich geht das in Ordnung. Ich denke, du solltest auf jeden Fall bei deiner Verknappung bleiben, das tut dem Text gut.

Das war das Anliegen. Mglw. werde ich aber, wenn es meine Zeit dann mal erlaubt, den Dialog am Ende um ein zwei Zeilen strecken, um den Twist ein bisschen realistischer zu zeichnen.

Meile der 99 Götter ist eine dufte Idee, aber ich würde noch mal über den Namen nachdenken. Die 99 sieht merkwürdig aus. Guck mal wie das als Wort aussieht, das käme meiner Meinung nach besser. Vielleicht reichen auch 90 Götter? Dann wäre nicht die Assoziation zur Route 66. Oder hab nur ich die sofort im Kopf gehabt?

An die Route 66 habe ich gar nicht gedacht, aber jetzt, wo du es schreibst, krieg ich die Assoziation auch nicht mehr aus dem Kopf.:schiel:

Du schreibst "Die halbe Stadt brannte", halbe würde ich rausnehmen. Klingt viel wuchtiger. Und wie viel genau brennt, kann sie eh nicht überblicken. UNd wichtig ist es auch nicht. Die Stadt wird abgefackelt, das ist es.

Guter Einwand, consider it done!

velvet,

vielen Dank für deinen Kommentar.

Ich mag den Stil, die Welt hat sich toll vor meinen Augen aufgebaut. Nur der Anfang hätte für meinen Anfang etwas schneller oder mit ein bisschen mehr Drama sein können,

Es freut mich, dass dir der Stil gefällt. Du hast schon recht. Der Anfang ist recht gemächlich, gerade im Kontrast zum Ende, wo sich die Ereignisse dann überschlagen. Da ist eine Asymmetrie in der Geschichte, was die Verteilung von Ereignissen anbelangt. Sollte ich den Anfang kürzen oder das Ende ausdehnen? Wüsste nämlich nicht, was ich in der ersten Hälfte streichen sollte, ohne dass die Stimmung darunter leidet.

*Woher wusste der Krieger, dass sie eine von ihnen ist? Kann man das nur an ihrem Aussehen erkennen?

Ja, so habe ich mir das gedacht. Ich stelle mir die Usudaren entfernt mongolisch vor.

Das saubere Abtrennen eines Kopfes ist glaub ich nicht so einfach, da säbelt man wohl eine ganze Zeit lang herum. Schnell und heftig wäre eher die Kehle durchzuschneiden. (Nicht, dass ich da so viel persönliche Erfahrung in beidem hätte, aber CSI-sehen bildet *g*)

Guter Einwand. Das Kopf abschlagen mit einem Streich ist sehr effekthascherisch. Das Durchtrennen der Kehle würde ich mit etwas Zeit gerne nachpflegen.

*sie ist Usudarin, kann aber mit deren Göttern und Symbolen nichts anfangen - war sie noch sehr klein, als sie hier her kam?

Alles in allem eine coole Figur, wirklich nicht zu Spaßen mit der alten Dame.


Besten Dank, freut mich, dass die Figur für dich funktioniert hat. Gruß nach Wien, küss die Hand! :D

lars,

Supergut geschrieben, spannender Aufbau und ein astreiner Schlusspunkt. Wie schon erwähnt, ein klasse Setting, aus dem man durchaus eine längere Geschichte oder einen Roman entwickeln könnte. Mir ist nur eine Kleinigkeit aufgefallen:

Tolles Kompliment, vielen Dank dafür. Das freut mich, auch, dass der Schluss in seiner Knappheit bei dir funktioniert. Tatsächlich teilt sich die Geschichte ein Setting mit meinen Romanprojekten, allerdings sind diese noch nicht wirklich ausgereift.

Ich glaube, anstelle von "richtig" würde ich hier "merkwürdig vertraut" oder etwas in der Richtung schreiben. Schließlich hat sie als eine Frau, die vermutlich vorher noch nie ein Schwert verwendet hat, soeben mit einem Hieb einen Menschen enthauptet. Als Anfänger eine beachtliche Leistung würde ich sagen.

Consider it done!

Helen,

danke für dein Feedback, die Verbesserungsvorschläge habe ich soeben eingearbeitet.

Besten Gruß

Exilfranke :thumbsup:

 

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