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Die Bahn kommt

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26.08.2002
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Die Bahn kommt

Hinfahrt

Es war kurz vor Ulm, als der ICE auf freier Strecke stehen blieb.
Mein Ziel war Krüzlsgrottenhausen in der Pfalz - von München aus, Abfahrt 11.26 Uhr. Nur einmal umsteigen, zwanzig Minuten Zeit zum Umsteigen, sagte der Plan.

Die Durchsage des Zugführers teilte mit, dass die Lok 'Probleme habe'; mir kam der ehemalige DB-Werbespot in den Sinn, - die ineinandergreifenden Trapezkünstler in der riesigen Bahnhofshalle - Sinnbild für sekundengenaues Timing. Aber ich hatte zwanzig lange Minuten Puffer zum Umsteigen, die Verbindung war noch lange nicht verloren - denn nach zehn Minuten fuhren wir wieder an. Hoffnung keimte wild auf.

Kurz nach Ulm ließ die Geschwindigkeit des Zugs rapide nach; mit rapide meine ich, dass ich ein Gespräch mit dem Rentnerehepaar begann, das neben dem Zug herspazierte.
Die Durchsage informierte jetzt, die Lok 'habe nur noch wenig Kraft'. Aber trotzdem würden wir 'versuchen, Stuttgart zu erreichen'.
Danach gab es die Durchsage einer stammelnden Servicefrau, die den lieben Fahrgästen mitteilte, dass es wegen eines küchentechnischen Defekts im Bordrestaurant keine warmen Speisen gebe heute; dafür aber hätten sie Schokokuchen im Sonderangebot für 4,80 Euro. Hatten die in ihrer Kindheit ihre Freizeit damit verbracht, sich gegenseitig Blumentöpfe an den Kopf zu werfen?

Inzwischen war ich froh, dass ein ICE im Unterschied zu einem Flugzeug wenigstens nicht abstürzen konnte, und vertiefte mich wieder in meinen Dostojewski (780 Seiten) - zu lesen hatte ich genug dabei, um eine Reise zum Jupiter zu überstehen. Nach Stuttgart waren es mit voller Lok-Kraft schon fast vierzig Minuten. Derweilen steigerten weitere Durchsagen die Heiterkeit im Abteil; als Stuttgart wider ernsthaften Erwartens erreicht wurde, bot man den lieben verständnisvollen Fahrgästen als 'kleine Wiedergutmachung' ein alkoholisches Freigetränk an, das man sich im Bordrestaurant holen konnte - gegen Vorlage der Fahrkarte, des Personalausweises und eines ärztlichen Gutachtens. Die Korrektur kam zwei Minuten später angestammelt: "Entschuldigung, ein nicht-alkoholisches Getränk können Sie sich holen."

Das wollte ich mir anschauen! Ganz genau wie ich’s dachte! Bis zum Bordrestaurant brauchte ich sieben Minuten, konnte aber nicht hinein, wegen der anderen 150 Fahrgäste, die in einer Schlange standen für ein freies Mineralwasser, während irgendwo weit hinten eine einzige Servicefrau bei jedem einzelnen aufgrund von Fahrkarten kontrollierte, ob er auch berechtigt war, ein Mineralwasser zu kriegen (nur die vor Stuttgart Zugestiegenen waren berechtigt).

Wir erreichten Mainz mit der Durchsage, wir hätten zwar siebzig Minuten Verspätung, aber es würden noch dreißig zusätzlich werden (also hundert dann), weil der Zug wegen einer Baustelle neben dem Rhein umgeleitet würde, ähm, liebe verständnisvolle Fahrgäste. Mineralwasser gab es diesmal keins. Vielleicht hatte sich die Servicefrau inzwischen aus dem Zug gestürzt.

Mein Anschluss auf meinem Zugverbindungsplan war hinüber, deshalb fragte ich einen Schaffner, ob ich Chancen hätte, bis zum Morgengrauen nach Krüzlsgrottenhausen durchzukommen? Den Ort kannte der Schaffner nicht, er wollte sich jedoch im 'Kursbuch schlau machen', wie die Anschlüsse dorthin seien, sagte er, bevor er fort eilte und für immer aus meinem Leben verschwand.

In Koblenz ausgespuckt, erfuhr ich von einem Schaltermenschen, dass es noch einen Weg nach Krüzlsgrottenhausen gab, "Ha-ha, da fährt ein Zug in zwanzig Minuten, da haben Sie sogar noch zwanzig Minuten Zeit, in Ruhe das Gleis zu finden!", analysierte er, lag aber falsch, weil ha-ha! ich hatte sogar hundertzehn Minuten Zeit, das Gleis zu finden, weil ha-ha! ein Leitungsschaden die Abfahrt um zusätzlich eineinhalb Stunden verzögerte, wir bitten um Ihr Verständnis!
Als ich doch noch, trotz Deutscher Bahn, Krüzlsgrottenhausen erreichte, dankte ich kurz Gott.

Rückfahrt

Krüzlsgrottenhausen nach München. Diesmal zwei mal umsteigen, sagte mein Zugverbindungsplan. Beim ersten Mal in Koblenz hatte ich fünfzehn Minuten Zeit zum Umsteigen, das musste reichen, weil irgendwann ein Zug auch mal weniger als zehn Minuten Verspätung haben musste, stochastisch. Für das zweite Umsteigen hatte ich drei Minuten; welcher wurmhirnige Die-Welt-nur-aus-dem-Fernsehen-Kenner hatte sich das einfallen lassen? Drei Minuten für einen Anschluss! Das war praktisch gar keine Verbindung, aber ich hatte mich umsonst mit dieser Thematik beschäftigt, weil bereits der erste Zug nicht fünfzig Minuten brauchte, sondern achtzig.

Diesmal verzichteten sie allerdings auf jegliche Durchsagen, weil Information in einem Regionalexpress nicht so wichtig ist. Deshalb befürchtete ich (nach einem Blick auf die Uhr) ein paar schreckliche Minuten lang, Koblenz könnte von der Landkarte verschwunden sein (und wir fahren und fahren und fahren ...).

Eine Mitreisende (die mich beruhigte, dass es Koblenz sicherlich noch gebe), war der Meinung, noch hätten wir Glück gehabt. Sie reise von München aus regelmäßig nach Rosenheim, und das immer vom selben Gleis aus, aber das letzte Mal seien ihr die vielen fremden Leute aufgefallen, so habe sie sicherheitshalber den Schaffner gefragt, ob das der Zug nach Rosenheim sei?; jaja, habe dieser gesagt, und dann sei sie eingestiegen, aber habe sicherheitshalber noch mal fragen wollen, als sie drin saß, weil es auch keine Durchsagen gegeben habe, und als nach einer halben Stunde Fahrt ein Schaffner sich blicken ließ, habe sie gefragt, ob der Zug in Rosenheim halte, und der Schaffner habe gesagt: "Nee, der fährt durch!", und sei dann schnell weiter gegangen. Sie sei ihm nachgeeilt und habe gerufen: "Wohin? Wohin denn durch?", und dann habe sich der Schaffner unwillig noch mal umgewendet und gesagt: "Nach Rom." (Wohin sonst?).
Glücklicherweise habe die Lok aber eine Stunde später den Geist aufgegeben und sei auf offener Strecke stehen geblieben, so dass sie noch vor der italienischen Grenze, irgendwo in einem Wald in Tirol, aus dem Zug entkommen konnte.

Die nächste Verbindung nach Mannheim gab’s in einer halben Stunde ("... auf welchem Gleis wissen wir noch nicht...") - 'eigentlich', wie die Reiseservicezentrumsfrau dort sagte, denn der Zug habe dreißig Minuten Verspätung, wegen der Felsbrocken, die auf den Gleisen lagen.
Sie selbst lag falsch, weil dieser Zug mit sechzig Minuten Verspätung eintraf ... für die erste 'Stunde' meiner fünfeinhalb Stunden langen Reise hatte ich drei Stunden gebraucht - würde ich als alter Mann in München ankommen? Mit ergrautem Haar aus dem Zug fallen und die letzten Worte krächzen: "Die Bahn... kommt..."?

Ich stieg ein. Die Bahn hatte es aber auch schwer ... Was würde den Zug das nächste Mal aufhalten? Ein Kosakenüberfall? Ein Bauernaufstand? Bürgerkrieg in Hessen? Aus dem Zoo entflohene Känguruherden?
Dann kam heiser krächzend eine Durchsage. Meine Kiefermuskeln verhärteten sich.
"Fahrt ... die ... München ... wichtig ... krchz ... nutzen Sie ... auf Gleis ... in ... krchz ... danke ... Aufmerksamkeit."

Was!? Den Teufel würde ich tun, diesen Zug noch mal zu verlassen! Er schien fahren zu können, niemals mehr würde ich umsteigen!
Stehen blieb er bei Augsburg. Wegen eines besetzten Gleises irgendwo 'vorn'. Wegen eines verspäteten Zugs. Oder einer defekten Weiche. Oder weil es Winter, Frühling, Sommer oder Herbst war. Ich stieg aus.
Ich erkundschaftete eine Verbindung mit hundertfünfzig Kilometer Umweg über Nürnberg - mit einer Stunde Wartezeit bis zur Abfahrt, die ich mit zwei Bier in einer Bahnhofstränke verbrachte. Als ich zum Gleis zurückkehrte, hörte ich die Durchsage: „Liebe verständnisvolle Fahrgäste auf Gleis 3 ...“ - ich blickte hoch zu meiner Gleisnummer - ich war auf Gleis 3, kein Zweifel, ich war betroffen - und grinste jetzt wie ein betrunkenes Krokodil, während mir gleichzeitig die ersten Tränen kamen. Eine verzweifelte Neugier hatte mich gepackt. Was würden sie mir zu sagen haben?

„Liebe verständnisvolle Fahrgäste, leider hat der Zug Intercity XYZ derzeit siebzig Minuten Verspätung - wegen polizeilicher Ermittlungen in den Waggons. Vielleicht wollen Sie die Zeit für persönliche Einkäufe nutzen?“

Ich nahm mir ein Taxi und zerschnitt während der Autofahrt meine Bahncard mit dem Taschenmesser in so viele Teile wie möglich. (Es waren 456).

Epilog: Ich war angekommen, mein Gepäck nicht. Es war verschollen. Um einen Nachforschungsauftrag für mein Gepäck zu stellen, brauchte ich die Servicegepäcknummer, die ich in meinem Gepäck hatte, das verschollen war; aber das ist schon fast eine eigene Geschichte. Und es war doch mein erstes Mal gewesen, dass ich den Gepäckservice der Deutschen Bahn genutzt hatte. Würde ich es nach diesem schrecklichen ersten Mal jemals wieder tun können? Vielleicht, wenn ich mit guten Freunden darüber gesprochen habe.

.

 

Hallo FlicFlac,

ich kann mir einen Spontan-Kommentar nicht verkneifen: Super! Ich werde deine Story noch einmal lesen und mich auch noch mal näher dazu auslassen, aber fürs erste muss dir das genügen. Ich bin restlos begeistert!

:rotfl:

Viele Grüße von Kong

 

Ein schönes Ding! Ich habe mich wirklich sehr gut amüsiert! Mehr kann ich nicht sagen.
Danke, Mann!

Gruß,
Angry

 

Hallo Flic Flac,
endlich mal wieder was Richtiges zum Lachen!
Habe mich sehr amuesiert, besonders bei "Nach Rom."
Oh, Mann ...
Da ich mittlerweile ueberhaupt nicht nicht Bahn fahre, ueberkommt mich gelegentlich eine gewisse nostalgische Sehnsucht danach, aber nun, glaube ich, nicht mehr!
Danke fuer den Lacher,

sammamish

 

Hallo und danke für die Kommentare!

@KingKong
Ich hab noch was am Text verändert + freue mich über Weiteres!

@Angrynowaka
Freut mich, dass du dich amüsieren konntest!

@sammamish
Ach komm schon ... Bahnfahren ist eines der letzten großen Abenteuer, die uns geblieben sind (Kommen wir an? Wann kommen wir an? Und, wo kommen wir an?)

 

Hallo, FlicFlac!

Ich kann nicht mehr, ich muss lachen, lachen und lachen. Und gebe den Dreien vor mir Recht, es ist sehr witzig.

Erinnert mich irgendwie an die Bücher von Alexander Kaminer!

Es gibt viele Stellen, die ich einfach nur super fand, hier eine von denen:
Zitat:
Sie lag falsch, weil dieser Zug mit sechzig Minuten Verspätung eintraf ... für die erste 'Stunde' meiner fünfeinhalb Stunden langen Reise hatte ich drei Stunden gebraucht - würde ich als alter Mann in München ankommen? Mit ergrautem Haar aus dem Zug fallen und die letzten Worte krächzen: "Die Bahn... kommt.."?

Ich konnte mir diese Situation bildlich vorstellen:
Auf den Bahngleisen wartenden Fahrgäste. Der Zug hält an und ein alter Mann fällt heraus. Alle starren auf ihn, als er mit einem zitternden Finger in die Luft zeigt und den Slogan der DB sagt.

Wow, hab mich schon lange nicht so unterhalten. Danke, dir!


mfg
Geert

 

Hahahaaa.:rotfl:

Mal sehen, ob ich auch noch was Konstruktives zu sagen habe.

Okay, also grundsätzlich strengt mich deine Zeichensetzung ein bisschen an (ein erbärmlicher Kommentar, ich weiß). Manchmal sind es die einfachen, mal die doppelten Anführungszeichen, und von beidem recht viel, weil du ja häufig anzeigen willst, dass du wörtlich wiedergibst. Aber zum Beispiel bei

rapide nach; mit 'rapide' meine ich,
und von vornherein bei den 'lieben Fahrgästen' können sie eigentlich weg. Vielleicht kann man noch mehr rausnehmen?
Und deine Semikola. Ui. Ich hab selbst glaub ich noch kein einziges gesetzt, in meinem ganzen Leben nicht (ertappt, ich weiß auch gar nicht, wann man die setzen sollte). Aber meiner Meinung nach dient es der Lesbarkeit, entweder normale Kommata zu verwenden oder ggf. zwei Sätze draus zu machen.

Danach gab’s die Durchsage einer stammelnden Servicefrau,
gab's kommt mehrfach vor. Scheußlich. gab es.

Hatten die in ihrer Kindheit ihre Freizeit damit verbracht, sich gegenseitig schwere Blumentöpfe an den Kopf zu werfen?
Schwere müssen nicht sein, Blumentöpfe allein reichen hier doch völlig.

in meinen Dostojewski (780 Seiten) - zu lesen hatte ich genug dabei - nach Stuttgart
Den Einschub braucht es hier nicht, durch die Seitenangabe wird ja schon deutlich, dass der Erzähler genug zu lesen hat.

In Koblenz ausgespuckt, erfuhr ich von einem Schaltermenschen, dass es noch einen Weg nach Krüzlsgrottenhausen gab, "Ha-ha, da fährt ein Zug in zwanzig Minuten, da haben Sie sogar noch zwanzig Minuten Zeit, in Ruhe das Gleis zu finden!", analysierte er, lag aber falsch, weil ha-ha! ich hatte sogar hundertzehn Minuten Zeit, das Gleis zu finden, weil ha-ha! ein Leitungsschaden die Abfahrt um zusätzlich eineinhalb Stunden verzögerte, wir bitten um Ihr Verständnis!
Meine Lieblingsstelle. :D

Krüzlsgrottenhausen nach München. Diesmal zwei mal umsteigen, sagte mein Zugverbindungsplan.
Wozu kursiv?

Drei Minuten für einen Anschluss! Das war praktisch gar keine Verbindung, aber ich hatte mich umsonst mit dieser Thematik beschäftigt, weil bereits der erste Zug nicht fünfzig Minuten brauchte, sondern achtzig.
Oder warte, ist das meine Lieblingsstelle? Okay, ich glaube, ich darf eine Lieblingsstelle für hin und eine für zurück haben. Oder?

Deshalb hatte ich (nach einem Blick auf die Uhr) ein paar schreckliche Minuten lang Panik, Koblenz könnte von der Landkarte verschwunden sein (und wir fahren und fahren und fahren ...).
Dieses "ich hatte Panik" macht mir die Stelle irgendwie kaputt, aber das ist vermutlich rein geschmäckerlich. Passt für mich nicht so vom Ton. Persönlich hätte ich wohl sowas benutzt wie "litt unter der Vorstellung" oder so.

Ne, der fährt durch!",
Nee.

"Nach Rom." (Wohin sonst? Alle Wege führen nach Rom).
Auf "Alle Wege ..." ließe sich evtl. verzichten. Das Sprichwort kennt man.

Und es war doch mein erstes Mal gewesen, dass ich den Gepäckservice der Deutschen Bahn genutzt hatte. Würde ich es nach diesem schrecklichen ersten Mal noch mal können?
Ersetz da mal irgendwelche Mal durch was anderes. ;)

Vielleicht, wenn ich mit guten Freunden darüber gesprochen habe.
Stimmt hier das Tempus? Wo du vorhin doch noch im Konjunktiv warst? Hm. Keine Ahnung.

Jedenfalls hat's mir Spaß gemacht.

 

Hallo FlicFlac,

nachdem ich gestern Abend vergeblich auf Besuch aus München (!) an der Bahnsteigkante gewartet habe, kam mir deine Geschichte wie gerufen. In Augsburg schlug in die Stellgleiszentrale (oder wie das heißt) der Blitz ein und alles war für Stunden lahm.

Donnerwetter, die Bahn konnte also nicht mal was dafür :D.

Er versucht es heute morgen noch einmal aufs Neue und ich werde ihm druckfrisch deine Geschichte unter die Nase halten, damit er sich mit seinem kleinen Schicksal nicht so alleine fühlt ;)

Du reitest zwar sehr ergiebig auf der Bahn herum - bei manch anderem wäre es in der Länge vielleicht langweilig geworden - aber du hast einen so angenehmem Erzählton gewählt, dass man gerne weiterliest und gespannt ist, was dem armen Protagonisten noch so alles widerfährt.

Ich habe mich gut amüsiert.

Liebe Grüße
bernadette

 

Hallo Flic Flac,
gerade jetzt, wo die hohen Spritpreise der Bahn viele Kunden bescheren könnten, gerade jetzt kommst Du und machst alles kaputt!:lol:
Ich habe mich köstlich amüsiert und finde lediglich den Rosenheimabschnitt nicht so wirkungsvoll,weil er mir zu monologisierend ist. Der erste Teil ist allerdings Feuerwerk pur und der Schluß macht die Absurdität komplett.
Herr Mehdorn wird sich was überlegen müssen.:confused:
LG,
Jutta

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo und danke für die vielen Kommentare ... es hat eine Weile gedauert, bis ich mich nun noch mal dran gesetzt habe ... danke geert, danke bernadette, danke Jutta!

@möchtegern: Ich habe einige deiner Hinweise gern aufgenommen und den Text daraufhin geändert ...

LG,
Flic

 

Mir hat's gefallen. Wer könnte da nicht eine Fortsetzungsgeschichte schreiben?

Vor allem diese Dreistigkeit: Um Verständnis bitten, aber keinerlei Möglichkeiten für Ersatz einräumen, für den Schaden (Wertminderung). Dabei ist sehr wohl die Bahn schuld mit ihrer Personalpolitik: Wartungspersonal reduzieren, Ersatzzüge minimieren, Gewinn optimieren, Kunden frustrieren!

 

So geil!Man spricht mir aus der Seele!
Ich fahre zwar nicht so oft mit Inter City's,aber dafür muss ich jeden Tag mit den guten alten öffentlichen Verkehrsmitteln von Düsseldorf nach Köln in ein Industriegebiet!
Und ich wette ich sterbe 10 Jahre früher deswegen,durch zu viel Stressaufbau am Bahnsteig.
Zum Beispiel hat die Regiobahn meiner Verbindung (ich kann mich entscheiden,zwischen 2 x zwanzig Minuten warten und den Anschluß auf jeden fall kriegen(obwohl das ist zweifelhaft),oder den ganzen Weg bangen weil ich bei allen Umsteigemöglichkeiten nur 30 Sekunden Zeit habe durch die von mir meist schon mit eingeplante Verspätung) schon wochenlang JEDEN TAG 10 - 20 Minuten Verspätung.
Sei 2 Wochen ist sie vielleicht einmal pünktlich gewesen!
Was mir schon alles passiert ist und wie oft ich deswegen schon zu spät zur Arbeit gekommen bin,ohne etwas dafür zu können,weil pünktlich bin ich immer gewesen....da gelobe ich mir doch den Satz
"Wir bitten um ihr Verständnis!"
Das ging bei mir soweit,dass ich Abends echt runterkommen musste um schlafen zu können.
Ehrlich sich darauf verlassen zu müssen tag täglich ist blanker Horror.

 

Echt zum Totlachen, so doll hab ich noch nie über eine Geschichte gelacht!!!
:rotfl: :gelb: :) :huldig:

 

Echt ein super gut geschriebener Alptraum. Zum Heulen vor Lachen. Am besten gefällt mir dieser Satz.

"Fahrt ... die ... München ... wichtig ... krchz ... nutzen Sie ... auf Gleis ... in ... krchz ... danke ... Aufmerksamkeit."

Guter Tipp: Nächstes Mal, wenn ich wieder der Länge nach durch die BRD reise, nehme ich mir Dostojewski mit - aber Kafkas 'Schloss' passt auch :D

Liebe Grüsse aus der CH,
Gisanne

 

hallo FlicFlac,

ich bin zwar der Meinung, daß "Satire" zurückhaltend und "fein" sein soll, um witzig zu bleiben und nicht zur Groteske auszuarten, die dann nicht mehr so richtig zum Lachen bringt. Diesen Anspruch erfüllst Du nun gar nicht, was nicht an Dir liegt, sondern am Thema: eine kritische, witzige Überspitzung ist nicht möglich, weil die Bahn selbst täglich die Groteske liefert. Früher hieß es: "Die Realität überholt die Satire.", die Bahn überholt heute die Groteske. Das ist auch der Punkt, den ich schwach finde: ich fahre jede Woche mit der Bahn, und könnte, ohne nachzudenken, viele Ereignisse herunterspulen, die Deine Schilderung übertreffen. Vom "service on the job": die Lok bekommt eine Wartung, wenn sie ausfällt, bis zur modernen Sicherheitstechnologie: der Strom fällt aus im ICE 3, und die Schaffner laufen herum und geben bekannt, wann es (vermutlich) weitergeht. Ein moderner Zug ohne unabhängige Stromnetze für die Kommunikation!!! Was machen die bei einem Unfall im Tunnel??? Dann die Achsbrüche: die Stahllegierungern, die man für Achsen benötigt, konnte man vor 150 Jahren herstellen; heute nicht mehr. Das Thema ist mittlerweile so, daß mich das nackte Entsetzen packt. Die sanfte witzige Satire über die Bahn ist schon nostalgisch.

Nichts für ungut, schön geschrieben, aber auch eindeutig von einem, der nicht oft mit der Bahn fahren muß...

Gruß Set

 
Zuletzt bearbeitet:

@tintenfüller

Wartungspersonal reduzieren, Ersatzzüge minimieren, Gewinn optimieren, Kunden frustrieren!
Genau. So ist unsere neue Zombiewelt.

@Ina

"Wir bitten um ihr Verständnis!"
Ich habe oft auch gehört: "Danke für Ihr Verständnis!" - Als habe man generell beim Kartenkauf seine Pauschalverständnis erklärt - für alles. Eine Verweigerung ist indes fruchtlos. Was es überall gibt - Preisminderung wegen Schlechtleistung oder RÜCKGABERECHT wenn die Leistung nicht stimmt, eine Fahrt also statt vier acht Stunden dauerte - schwierig bei der BAHN.

@Diemaond
Danke!

@Gisanne
Oder Arno Grün, z.B. "Der Kampf um Demokratie"?!

@Set

daß "Satire" zurückhaltend und "fein" sein soll, um witzig zu bleiben und nicht zur Groteske auszuarten, die dann nicht mehr so richtig zum Lachen bringt.
Hier beschreibst du aber deinen Geschmack - und nicht etwa, was Satire "sollte" oder "muss", nehme ich an?

Du täuscht dich einerseits, ich bin eine Weile viel Bahn gefahren und habe viel erlebt. Du täuscht dich auch wieder nicht, weil meine vorliegende Story (so unwahrscheinlich das klingen mag) sich tatsächlich, sowohl Hinfahrt als auch Rückfahrt- beides hintereinander - fast genau so ereignet hat, es ist also Realsatire. Das zu (be)schreiben hieß also für mich, aus einem negativen Erlebnis etwas Entspanntes zu machen - indem ich es so erzählte, dass ich und andere etwas darin erkennen und lachen können. Die kreative Handlung, die Malaise (den Inhalt) zu erfinden, kann ich also bei dieser Geschichte nicht für mich beanspruchen; ich hoffte, die Verpackung ist gelungen.

LG,
Flic

 

Hallo FlicFlac,

weil momentan wenige gute Satiren gepostet werden, habe ich mir vorgenommen, einige von den guten alten Sachen hervorzukramen - damit die Leute, die diese Rubrik anklicken, mit höherer Wahrscheinlichkeit auch mal etwas Gutes zu lesen bekommen. Durch diesen Vorsatz bin ich also auf diesen Text gestoßen und bewunderte dieses spezielle Talent von dir: Du prangerst Missstände an und es gelingt dir, wirklich lustig zu sein!

Formal fand ich deinen gewagten Umgang mit Interpunktionen sehr bemerkenswert. Du schreibst einen flotten Stil, trotz langer Sätze. Bei der folgenden Stelle musste ich eine Weile suchen, um ein Satzende zu finden.

Sie reise von München aus regelmäßig nach Rosenheim, und das immer vom selben Gleis aus, aber das letzte Mal seien ihr die vielen fremden Leute aufgefallen, so habe sie sicherheitshalber den Schaffner gefragt, ob das der Zug nach Rosenheim sei?; jaja, habe dieser gesagt, und dann sei sie eingestiegen, aber habe sicherheitshalber noch mal fragen wollen, als sie drin saß, weil es auch keine Durchsagen gegeben habe, und als nach einer halben Stunde Fahrt ein Schaffner sich blicken ließ, habe sie gefragt, ob der Zug in Rosenheim halte, und der Schaffner habe gesagt: "Nee, der fährt durch!", und sei dann schnell weiter gegangen. Sie sei ihm nachgeeilt und habe gerufen: "Wohin? Wohin denn durch?", und dann habe sich der Schaffner unwillig noch mal umgewendet und gesagt: "Nach Rom." (Wohin sonst?).
Glücklicherweise habe die Lok aber eine Stunde später den Geist aufgegeben und sei auf offener Strecke stehen geblieben, so dass sie noch vor der italienischen Grenze, irgendwo in einem Wald in Tirol, aus dem Zug entkommen konnte.
Da musste ich lachen! Da ich so gut wie nie mit der Deutschen Bahn fahre, kann ich schwer einschätzen, wie nahe diese Schilderung an der Realität ist. Es mag einem beinahe so vorkommen, als würde dieser Text die Deutsche Bahn als Menschen verschleppende Organisation voller unfähiger Schwachköpfe darstellen. Aber wer zwischen den Zeilen lesen kann, merkt natürlich, dass das keinesfalls die Absicht des Autors war. ;)

Gern gelesen!

Freundliche Grüße vom

Berg

 

Oooh, danke fürs Ausgraben!

Den Text fand ich damals schon gut (siehe meinen Kommentar ;)) und paar Jahre und eine Bahncard später mag ich ihn noch immer.

@Berg, das ist eins zu eins der Realität entnommen :D

 

Hallo flicflak,

Das Durchschneiden der Bahncard ind 4-- Teile, fand ich ein bisschen übertrieben, aber sonst ganz nett. Bei der Rückfahrt war ich schon nicht mehr so aufmerksam beim Lesen, weil mir der erste Teil schon zum Witzig-Finden gereicht hat.

Ja, das echte Leben ist eben unschlagbar! Haha!

Liebe Grüße! S.

 

Danke, is ja nett ;)

Ich wollte passend zum Text demnächst eh mal einen Clip machen. Und ich wollte hier auch mal wieder einen Text reinstellen.

P.S.: Diese Fahrt fand so ähnlich tatsächlich statt. Es gibt keine Satire, die die Bahn humoristisch schlagen kann!

 

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