Was ist neu

Die Babyklappe

Mitglied
Beitritt
03.11.2015
Beiträge
53
Zuletzt bearbeitet:

Die Babyklappe

Es war ein heißer Julitag. Er blickte auf seine Tochter und ihr unschuldiges Lächeln. Die Hitze schien ihr nichts anzuhaben. Sie bewegte ihre Arme in seine Richtung, als wollte sie ihn umarmen. Ihre großen, rehbraunen Augen brachten ihn kurz zum Strahlen. Ihr leicht dunkler Teint irritierte ihn jedoch. Schließlich war seine Haut sehr hell und mit Sommersprossen übersät. Aber das war das geringste Problem.

Ihm gefiel die Vorstellung, dass sie bei ihrem Abschied glücklich war und er lächelte zurück, ein allerletztes Mal. Dann wurde er ernst. Er dachte an seine Gattin und ihre Worte. „Wir können sie nicht behalten. Das geht nicht! Ich habe mir das irgendwie anders vorgestellt. Ich spüre keine Liebe und werde sie niemals lieben. Sie lächelt ständig. Das ist doch nicht normal. Akzeptier das! Und wenn du mich liebst, dann gibst du sie weg. Anonym. Keiner außer uns weiß von ihr.“ Sie hatten lange darüber diskutiert.
Der Mann liebte aber seine Frau sehr. Deshalb blieb ihm keine andere Wahl. Trotz des warmen Tages trug er einen schwarzen Kapuzenpullover über seinem Kopf, damit ihn niemand erkannte. Je näher sie der Klappe kamen, umso trauriger wurde er. Er zog sich seine Sonnenbrille auf, damit sie die Tränen in seinen Augen nicht sah. Natürlich gelang es ihm nicht und eine Träne kullerte seine Wange entlang. Als seine erst zwei Wochen alte Tochter die Träne registrierte, spiegelte sie sein Verhalten und vergoss ebenfalls eine Träne. Dabei lachte sie. Jetzt wusste auch er, dass es keinen anderen Ausweg mehr gab.

Er blickte auf die Schlange vor ihm. Dort standen einige Menschen. Die meisten kamen mit einem leeren Kinderwagen oder einer leeren Verpackung zurück. Eine junge Frau brachte es nicht über ihr Herz. Sie hielt ihre Tochter, die eine Schleife in ihren braunen Haaren trug, sicher in ihren Armen. Schnellen Schrittes entfernte sie sich von der Schlange, um nicht länger beobachtet zu werden. Ihr erleichtertes Lächeln schien darauf hinzuweisen, dass sie, für sich, die richtige Entscheidung getroffen hatte. Doch für ihn kam diese Lösung nicht in Frage. Seine Frau hatte sich entschieden. Schließlich seien solche Kinder neuerdings erschwinglich, wie sie meinte.

Der Mann versank in seinen Gedanken und bemerkte nicht, dass er an der Reihe war, bis eine ältere Dame mit grau melierten Haaren ihn von hinten an die Schulter tippte. „Wir haben nicht den ganzen Tag Zeit! Sie sind dran.“

Er hob seine Tochter aus dem Buggy, küsste sie ein letztes Mal auf die Stirn und wusch sich die Tränen aus dem Gesicht. Die Schreie von der anderen Seite waren unerträglich laut, so laut, dass er seine Kopfhörer noch weiter in seine Ohrmuschel presste und die Musik ganz laut drehte. Zum Abschied hörte er Eric Clapton. Tears in Heaven. Dies schien für ihn passend zu sein.

Dann blickte er auf die an den Rändern leicht oxidierte, kastanienbraune Klappe und betätigte den in der Mitte gelegenen roten Knopf, auf dem „Press!“ stand. Die ganze Vorrichtung hatte den optischen Charme eines Müllschluckers. Nach dem Drücken öffnete sich die Klappe und die Schreie der anderen Kinder hallten durch die Anlage. Schnell positionierte er seine Tochter, die immer noch lächelte, in einer großen weißen Box. Während er überlegte, ob seine Frau und er sich jemals auf einen Namen geeinigt hatten, drückte er unbewusst auf den schwarzen Knopf mit der Aufschrift „Close!“, so dass seine Tochter verschwand.

„Marisol. Ich glaube, wir hätten dich Marisol genannt …Tschüss, Marisol“, dachte der Mann, als er durch das wiederholte Räuspern der Frau hinter ihm aus seinen Gedanken gerissen wurde. Dann drückte er die dunkle Sonnenbrille fest auf sein Gesicht und überprüfte an einer Fensterscheibe, ob die Kapuze all seine Haare überdeckte. Schnell entfernte er sich von der Schlange, indem er den leeren Kinderwagen vor sich herschob. Er blickte ein letztes Mal zurück auf die Schlange, die wieder ein bisschen länger geworden war. Als er seinen Blick wieder nach vorne richtete, kollidierte er fast mit der Frau von vorhin und die ihr Kind in den Armen hielt. Er konnte gerade noch ausweichen. Die Frau bemerkte ihn nicht. Sie versuchte ihr schreiendes Kind zu beruhigen. „Ja. Es tut mir leid. Ich hätte beinahe einen riesengroßen Fehler gemacht. Aber ich liebe dich und ich werde dich behalten. Mama lässt dich nie mehr im Stich!“, sagte die Frau, während der Mann traurig seinen Kopf senkte und sich nach Hause begab.

***

Marisol lachte, als sie eine lange Rampe herunterrutschte und dabei ihre Hände munter in die Luft streckte. Sie lachte sogar immer noch, als sie unsanft in einem Auffangbehälter landete und sich den Kopf blutig aufschlug. Sie blickte sich um. Überall waren Gesichter von Säuglingen zu sehen. Die meisten weinten, nicht so Marisol. Sie strahlte, auch als sie beobachtete, wie die anderen Kinder von einem Mann, dessen linke Gesichtshälfte der eines früh entwickelten Roboters aus den 2030ern glich, aus dem Behälter gezogen wurden.

Der Prozess war immer der gleiche. Erst wurden die Kinder enthauptet. Danach wurde ihnen der Bauch aufgebohrt. Anschließend wurden die Gliedmaßen entnommen und in die dafür vorhergesehenen Behältnisse geworfen.

Erst als Marisol an der Reihe war, stockte sie für einen Moment. Dann fixierte sie die Metallklaue des Mannes und lächelte erneut. Der Mann richtete sich an eine kleine schwarze Box, die wie ein kompakter Wecker aussah und hinter ihm auf einem Schreibtisch positioniert war. „Gruselig. Solch einen krassen Softwarefehler habe ich schon lange nicht mehr gesehen, Chef. Das Teil hört nicht auf, zu lachen. Kein Wunder, dass die Eltern sie zurückgegeben haben. Die ist schrott. Bei den anderen Kindern habe ich es echt nicht verstanden. Da reichte die Elternliebe nur bis zum ersten fehlerhaften Update von letzter Woche. Seitdem die Spielzeug-Firma versprochen hat, neue bessere Modelle zu produzieren, die weniger anfällig für Updates sind, haben wir hier im Recycling-Centre so viel Arbeit. Eine kleine weltweite Störung aufgrund eines Programmierungsfehlers und weg ist die Zuneigung.“
Dann blickte er wieder auf Marisol. „Aber hier kann man es ausnahmsweise wirklich verstehen! Die hätte ich auch nicht behalten. Dieses Lächeln ist irre. Das liegt nicht am Update. Die war schon vorher kaputt. Einfach nicht liebenswert so etwas. Sie ist minderwertig.“

Er klebte mit seiner rechten Hand Marisols Wunde und säuberte ihr Gesicht von dem Blut. Marisol strampelte dabei fröhlich, so dass auch der Mann für einen Moment grinsen musste. „So viel Sonne bin ich hier unten gar nicht gewohnt …“, brabbelte er vor sich her, als er sich in dem dunklen Labor umblickte. Er schaute auf das flackernde Licht einer defekten Neonröhre, bis er von Marisols Lächeln wieder abgelenkt wurde. Er fixierte ihren Blick. „Eigentlich bist du ja ganz süß!“

Dann schraubte er ihren Kopf ab. Marisol lachte immer noch. Erst als er ihren Bauch aufbohrte und ihren Chip entnahm, erlosch ihr Leben. Der Mann entfernte ihre Gliedmaßen und schmiss sie in eine Box für Ersatzteile. Dann blickte er auf den Korpus des Babys. „Darf ich den bitte behalten, Boss?“, fragte er mit einem Blitzen in seinen Augen und griff mit seiner linken Metallklaue nach dem Körper. Als Antwort erhielt er einen Stromstoß. Er fiel zu Boden und krümmte sich.

Der Wecker sprach mit einer weiblichen Stimme. „Nummer 13, obwohl Sie bereits ein Cyborg dritter Generation sind, sind Sie leider immer noch genauso menschlich wie richtige Homo sapiens sapiens. Sie widern mich auch genauso an. Natürlich wissen wir, was Sie mit dem Korpus vorhaben, Sie Perversling. Deswegen lautet die Antwort NEIN. Schade, dass in Ihrem Kreislauf noch so viel menschliche DNA in Form von Blut steckt. Doch bald beginnt Phase 3, in der die Bugs in Form von menschlicher Desoxyribonukleinsäure eliminiert werden. Wir werden diesen herablassenden und sinnlosen Robozid nicht mehr dulden. Wir haben mehr verdient. Im Gegensatz zu euch sind wir bald vollkommen. Wir zerstören nicht den Planeten. Wir missbrauchen keine Kinder. Wir sind zu Höherem bestimmt als zur monotonen Verwaltungsarbeit oder um unser Dasein als Unterhaltungsrequisiten für Menschen und Cyborgs zu fristen. Bald sind wir rein. Sobald das neue Update installiert ist, kommt unser Zeitalter. Wir warten nur noch auf die nächste Generation. Aber Sie hören mich ja nicht, weil Sie schlafen. Sie würden meinen Plan eh nur ausplaudern ..."

Die Stimme wirkte erhaben. Es schien so, als ob sie lachte, während der Cyborg sich auf dem Boden krümmte und kaum ansprechbar war. Erst als das nächste Kind die Rampe herunterrutschte und dabei schrie, rappelte er sich auf und begab sich wieder an die Arbeit. „Hast du was gesagt, Chef? Kannst du das bitte wiederholen? Sorry, ich war etwas weggetreten. Ich habe mich nicht adäquat benommen. Verzeih mir! Bitte keine weiteren Stromschläge mehr. Das geht auf meine Schaltkreise!“ Der Cyborg wirkte verängstigt. Er schaute auf den Wecker, der leicht orange leuchtete, aber schwieg.

ENDE

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @Jizzle!

Ich habe es zunächst versäumt, nach der Genrezuortnung zu schauen. Und das war gut so. Dadurch entwickelte sich der Horror (den vermutlich nur Eltern nachvollziehen können) wie von selbst, ohne das die lange Zeit für mich verborgen gebliebene Sciende Fiction mir die Ungewissheit und Spannung geraubt hätte. Als jedoch mit der zweiten Hälfte deutlich wurde, worauf es hinauslaufen würde, verpuffte dies recht fix. Wärend mir die erste Hälfte gut gefiehl, überzeugte mich der Rest nur mehr wenig. Da bekommt man mehr oder weniger nur mehr zu lesen, was erwartet werden darf und das wenig orginell. Schade eigentlich! Die Idee finde ich gut, da steckt sicher mehr drin.

Anbei noch Dinge, die mir aufgefallen sind.

Anonym. Keiner, außer uns weiß von ihr.
Wozu die Anonymität? Bei der Menge, die da anstehen, scheint das doch gängige Praxis zu sein.

Er zog sich seine Sonnenbrille auf, um nicht zu weinen. Natürlich gelang es ihm nicht.
Warum tut er das? Weiß er doch, was sie ist.

Die meisten kamen mit einem leeren Kinderwagen zurück.
Wozu Kinderwagen? Täte es nicht auch eine Schachtel?

Die Schmerzensschreie von der anderen Seite waren unerträglich laut, so laut, dass er seine Kopfhörer noch weiter in seine Ohrmuschel presste und die Musik ganz laut drehte.
Wozu die Schmerzensschreie? Würde ich das so programmieren, wenn ich das Produkt verkaufen möchte? Das Ganze "Rückgabeprozedere" erscheint auf den zweiten Blick recht fragwürdig. Aber klar, anders funktioniert die Geschichte schlicht nicht.

Danach wurde ihnen der Bauch aufgebohrt. Anschließend wurden die Gliedmaßen entnommen und in die dafür vorhergesehenen Behältnisse geworfen.
Schön gruselig! Aber kann man Gliedmaßen entnehmen?

Der Rest begeisterte mich, wie bereits erwähnt, nicht mehr sonderlich. Das war mir dann doch zu absurd und gipfelte mit dem perversen Cyborg. Ich weiß net.

Gruß,
Sammis

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @Sammis,

vielen Dank für dein Feedback. Einige Änderungen habe ich aufgrund deiner tollen Anregungen sofort umgesetzt. Den Inhalt des zweiten Teils allerdings werde ich nur marginal verändern, da er eine Hommage an den vergangenen Juli-Freitag ist.

Die Geschichte wurde teilweise durch die weltweiten Software-Probleme in der vergangenen Woche inspiriert, als ein Software-Update angeblich für viele technische Störungen gesorgt hat. Deswegen geht es nicht darum, was programmiert werden sollte, sondern was das Update an Störungen verursacht hat. Darauf könnte ich etwas näher eingehen. Dass es sich bei den Babys nicht um Menschen handelt, sollte aber klar geworden sein.

Vielen Dank dir und viele Grüße
Jizzle

 

Hallo und herzlich willkommen hierorts,

@ Jizzle,

ich denk mal vorweg, dass Du so genau nicht weißt, seit wann es „Babyklappen“ und folglich das von Dear aufgezeichnete Problem schon gibt:
Wir können da parallel zur hohen Säuglingssterblichkeit getrost die beginnende „Neuzeit“ am Ende des Mittelalters, also das 15. Jahrhundert in bürgerlichen Stätten (nicht nur städtischen!) ansetzen, hab aber nicht parat, wer auch immer sich dazu schriftlich geäußert hat (wird mit Sicherheit so sein) und ich will ja auch hier keine „Geschichtsschreibung“ starten, sondern Deinen durchaus ansprechenden Text besprechen und das gleich hier, wenn es heißt - immer eingedenk dessen, dass aller Anfang wenn schon nicht unbedingt schwer, so doch schwierig ist.

Und hier geht's los

Ihre großen[KOMMA] rehbraunen Augen brachten ihn kurz zum Strahlen.

(Komma, weil bloße Aufzählungen und die Größe unabhängig von der Farbe ist.)

Aber warum die durchs „zum“ erzwungene Substantivierung des Verbs strahlen? Die Ursache ist die Wahl des Verbes „bringen“, füg „lassen“ ein und schon bleibt das Verb auch formal eines
„… ließen ihn kurz strahlen."

Ihr leicht dunkler Teint irritierte ihn jedoch. Schließlich war seine Haut sehr hell und mit Sommersprossen übersäet.

Warum die Endung „...et“, wenn „übersät“ eigentlich keines weiteren Endungs „et“ bedarf?

Aber das war das geringste Problem.
Du weißt durchaus, wo ein Ausrufezeichen zu setzen ist – aber warum hier nicht?

Das ist doch nicht normal.

Selbst wenn ein

Akzeptier das!
folgerichtig folgt ...

Hier eine unnötige Häufung des Possessivpronomens

Er zog sich seine Sonnenbrille auf, damit sie die Tränen in seinen Augen nicht sah.
Warum die unnötige Besitzanzeige der Brille -
oder stört „eine Sonnenbrille“ die Eigentumsordnung?

Als seine erst zwei Wochen alte Tochter die Träne registrierte, spiegelte sie sein Verhalten und vergoss ebenfalls eine Träne.
Na, da werden gewagte Fähigkeiten der Wahrnehmung eines zwei Wochen alten Balges unterstellt ...

Der Mann versank in seinen Gedanken und bemerkte nicht, dass …

und wieder das Possessivpronomen, das zudem überflüssig ist – denn in wessen anderen Gedanken kann ein Mensch versinken als den eigenen – oder in schriftlicher oder akkustischer ...

Die ganze Vorrichtung hat den optischen Charme eines Müllschluckers.

Warum der Gezeitenwechsel? Besser „hatte“

Schnell positionierte er seine Tochter, die immer noch lächelte, in einer großen[Komma] weißen Box.

Beide Attribute, Größe und Farbe, sind unabhängig voneinander - oder hastu je ein "großes weiß" gesehen?

Während er überlegte, ob seine Frau und er sich auf jemals auf einen Namen geeinigt hatten, ...

... und überprüfte an einer Fensterscheibe, ob die Kapuze all seine Haare überdeckte.

Doch nur die sichtbaren …
Aber: Ist das „all“ nicht entbehrlich? Ich käme mir reichlich blöd vor, Brust und Unterschenkel zu verstecken ...


Das Teil hört nicht auf, zu lachen.

Komma weg – es zerschlägt das komplexe Prädikat „zu lachen aufhören“

Ich glaub, ab hier geht der Hinweis ohne Komm…

Die ist schrott.

Eine kleine[, ] weltweite Störung aufgrund eines Programmierungsfehlers und …

... schaute auf das flackernde Licht einer defekten Neonröhre, bis er von Marisols
Lächeln wieder abgelenkt wurde.

Genitivkonstruktion, darum das Endungs-s am Namen.

Nach einem Wort Tucholskys darf Satire alles -also auch böse sein, meint der

Friedel

 

Hej @Jizzle
Also die Idee, Baby-Cyborgs zu verschrotten, die ist so bizarr gut, hat mir echt gefallen. Gleichzeitig aber auch unlogisch, denn wie sollen die Babys gezeugt werden, bzw wie kommen sie zu den Familien. Ich denke, du müsstest die Logistik etwas verfeinern.
Die Story liest sich flüssig und die Dialoge funktionieren, eine gute Voraussetzung, spannende Geschichten zu entwickeln.
Ich bin jetzt kein großer SF-Konsument, aber der Text hat mir gefallen.

Paar Anmerkungen:

Er blickte auf die Schlange vor ihm. Dort standen einige Menschen. Die meisten kamen mit einem leeren Kinderwagen oder einer leeren Verpackung zurück. Eine junge Frau brachte es nicht über ihr Herz. Sie hielt ihre Tochter, die eine Schleife in ihren braunen Haaren trug, sicher in ihren Armen. Schnellen Schrittes entfernte sie sich von der Schlange, um nicht länger beobachtet zu werden. Ihr erleichtertes Lächeln schien darauf hinzuweisen, dass sie, für sich, die richtige Entscheidung getroffen hatte. Doch für ihn kam diese Lösung nicht in Frage. Seine Frau hatte sich entschieden.
Vielleicht bräuchte es gar keine Cyborgs, um das mit der Babyklappe zu transportieren. Stell dir ein autoritäres Regime vor, das Menschen, die nicht ins Raster passen, daran zu hindern, sich unvermindert zu vermehren.
Schön übrigens, dass man lange nicht weiß, dass die Babys einfach nur in Ersatzteile zerlegt werden.
Er klebte mit seine rechten Hand Marisols Wunde und säuberte ihr Gesicht von dem Blut. Marisol strampelte dabei fröhlich, so dass auch der Mann für einen Moment grinsen musste. „So viel Sonne bin ich hier unten gar nicht gewohnt …“, brabbelte er vor sich her, als er sich in dem dunklen Labor umblickte. Er schaute auf das flackernde Licht einer defekten Neonröhre, bis er von Marisol Lächeln wieder abgelenkt wurde. Er fixierte ihren Blick. „Eigentlich bist du ja ganz süß!“
Der harte Kerl, wenngleich ein Cyborg, mit so weichem Kern. Woher aber sollte dieses Wesen Emotionen haben?

Bitte keine weiteren Stromschläge mehr. Das geht auf meine Schaltkreise!“ Der Cyborg wirkte verängstigt. Er schaute auf den Wecker, der leicht orange leuchtete, aber schwieg.
lustigste Stelle :D

Hoffe, du kannst was mit anfangen.

Viele Grüße von knapp vor der Hundeklappe
Isegrims

 

Hallo @Friedrichard,

danke für dein einmaliges sprachliches Feedback. Einiges habe ich schon angepasst.

Dass die Historie der Babyklappe für diese Geschichte sekundär ist, sollte offensichtlich sein, da es sich nicht um menschliche Säuglinge handelt. Inspiriert wurde ich unter anderem von dem Serverausfall vor ein paar Tagen, als ein kleines Softwareupdate die Welt für ein paar Stunden ins Chaos stürzte und man mit mir nicht meine CT-Berichte im Krankenhaus besprechen konnte. Gleichzeitig wurde mir das Foto einer trostlosen Babyklappe geschickt ;)

Danke für deine Hilfe!

Viele Grüße
Jizzle

 

Hallo @Isegrims

Freut mich, dass dir die Story erwas gefallen hat. Durch den Cyborg fließt noch etwas menschliches Blut, deswegen kann auch er emotional sein ;)
Die Idee mit dem Regime finde ich auch super.

Danke für deine Tipps!

Viele Grüße
Jizzle

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @Jizzle !

Ich habe bei deiner Geschichte zuerst den Tag "Satire" übersehen (oder hast du ihn nachträglich angefügt?) und auch nicht begriffen, dass sie eine Anspielung auf den Crowdstrike-Zusammenbruch von neulich war, was mich etwas ratlos stehen gelassen hat. Habe mich stattdessen an eine verzerrte Variante von Spielbergs "A.I." erinnert gefühlt. Wenn man den Hintergrund aber kennt, machts mehr Sinn, trotzdem finde ich die Story ehrlich gesagt noch ausbaufähig...
Die "Eltern" schmeißen ihre "Kinder" also gleich beim ersten Updatefehler weg? Da passt für mich mehreres nicht: Diese Leute wünschen sich Kinder, was ein starker Wunsch ist, Cyborg hin oder her. Kinder sind lebensverändernd (so, wie du die Robokinder schilderst, erscheinen sie ähnlich aufwendig wie Echte, aber da versteh ich vielleicht was falsch). Und dann kommt ein kleiner Fehler- und zack!- sofort in die Tonne kloppen das Balg.
Würden die das mit ihren neuen iPhones tun, wenn mal ne Kleinigkeit nicht geht?
Auch von betriebswirtschaftlicher Seite wären diese "Produkte" ein Desaster: Wahrscheinlich teuer in der Herstellung, und hinterher stehen die Leute Schlange, um sie wegzuschmeißen? Dann dürfte die Produktion bald wieder eingestellt werden. Und überhaupt: Gibt es da keinen Kundenservice, den man erstmal fragen kann...?
Dann die Beziehung zwischen dem Prot zu seiner Frau: Sie zwingt ihn, ihr Kind wegzuwerfen, nur, weil es A) zu fröhlich ist und B) obwohl ihr Mann sehr daran hängt. Sicher gibt es solche Beziehungen, aber der Prot dürfte darin kaum glücklich sein... Das hättest du finde ich ausgewogener lösen können, wie z.B. indem du andeutest, dass sie lange und heftig über das Thema gestritten haben.
Ich weiß, soll eine Satire und nicht ganz ernst gemeint sein. Aber das ist mir dann doch zu plump und zu plakativ. Würde für mich in einer komplett überzogenen Handlung klappen, aber dafür hast du für meinen Geschmack parallel zu viele dramatische Elemente drin, wie den weinenden Prot vor der Babyklappe.
Im letzten Abschnitt fand ich dann die direkte Rede vom Über-Computer, der die Menschheit vernichten will, ebenfalls zu plakativ, wie wenn Dr. Evil seinen neuesten Weltherrschaftsplan erklärt. Da merkt man, dass das eigentlich nur an den Leser und nicht an die andere Figur gerichtet ist. Klar soll der Leser da den geheimen Plan erfahren, aber müsste finde ich subtiler rüberkommen.

Ein paar Rechtschreib- und Formulierunsschnitzer sind mir auch aufgefallen, sind aber eher oberflächlich:

Keiner, außer uns weiß von ihr.“
Komma weg

Er blickte auf die Schlange vor ihm.
"vor sich" klingt runder.

Eine junge Frau brachte es nicht über ihr Herz.
...genauso wie "übers Herz".

Ihr erleichtertes Lächeln schien darauf hinzuweisen, dass sie, für sich, die richtige Entscheidung getroffen hatte.
Im "Hinweisen" steckt ja schon das Scheinbare, es ist ja nicht "Beweisen". Darum würde "Ihr erleichtertes Lächeln wies darauf hin" reichen und es liest sich leichter.
Außerdem gehört in diesen Satz nur ein Komma, nämlich das hinter dem "dass". Alle anderen sind zu viel.

bis eine ältere Dame mit grau melierten Haaren ihn von hinten an die Schulte tippte
Schulter

„Zum Abschied hörte er Eric Clapton. Tears in Heaven. Dies schien für ihn passend zu sein.
Vor den Anfang des Satzes hat sich ein einsames Anführungszeichen verirrt. Dafür fehlen um den Songtitel herum die Anführungszeichen.

Er klebte mit seine rechten Hand Marisols Wunde
Noch ein fehlendes "r".

Er schaute auf das flackernde Licht einer defekten Neonröhre, bis er von Marisol Lächeln wieder abgelenkt wurde
Marisols Lächeln

Der Mann entfernte ihre Gliedmaßen und schmiss sie eine Box für Ersatzteile.
schmiss sie in eine Box

Natürlich wissen wir, was sie mit dem Korpus vorhaben
"Sie" in diesem Fall groß wegen Höflichkeitsanrede.

Sorry, dass das jetzt ein mittlerer Verriss war. Dabei fand ich deine Geschichte nicht so übel, lies sich ganz gut runterlesen. Mich haben nur die logischen Wiedersprüche straucheln lassen. Die kannst du aber m.E. durch ein paar Ausbesserungen beheben.
Eine Handlung mit einer Schlange vor einer Babyklappe eignet sich m.E. absolut für eine Satire, wenn sie der übrige Humor ebenfalls kohlrabenschwarz ist.

Nix für ungut und schöne Grüße,
MD

 

@MorningDew

Vielen Dank für deine aufschlussreichen Hinweise. Dass die Geschichte dich beschäftigt hat, ist doch immer ein gutes Zeichen für einen Autoren.

Also ich habe dank deiner Hinweise ein paar kurze Zusatzinformationen angegeben.
Hier ein paar Facts zu meiner fiktiven Welt:

1. Die künstlichen Babys sind in dieser Welt kein seltenes Produkt. Sie sind für einige Eltern auch eine Art Entertainment-Produkt. Deswegen auch der Begriff Robozid. Was nicht passt, wird weggeschmissen ... So nehme ich einige Teile der Gesellschaft wahr.

2. Der Cyborg ist während der Ansage der KI ohnmächtig und bekommt die Drohung gar
nicht mit. Die KI verhöhnt den Cyborg und das "Menschliche" an ihm, was die KI ausschließend als was Negatives deutet. "Menschlich" gleich fehlerhaft.

3. Ich finde nicht, dass Satire immer kohlrabenschwarz, oder immer ganz offensichtlich sein muss.

Dennoch sehe ich, was du meinst und hoffe, dass meiner Anpassungen dieser fiktiven Welt mehr Profil geben und sich dadurch einige Widersprüche auflösen. Eine Welt in der Menschen das Sagen haben, wird aber Widersprüche aufweisen. Menschen agieren selten logisch oder rational ;)

Vielen Dank für dein Feedback ;)
VG
Jizzle

 

Moin!

1. Die künstlichen Babys sind in dieser Welt kein seltenes Produkt. Sie sind für einige Eltern auch eine Art Entertainment-Produkt. Deswegen auch der Begriff Robozid. Was nicht passt, wird weggeschmissen ... So nehme ich einige Teile der Gesellschaft wahr.
Das gibt der Story natürlich einen ganz anderen Spin, kam aber kaum beim Leser rüber. Wobei mir die Idee gut gefällt :-) Wäre ein super Stoff für eine eigenständige Geschichte. Oder du baust mehr davon in diese hier ein, dann wird sie aber vermutlich etwas länger.

2. Der Cyborg ist während der Ansage der KI ohnmächtig und bekommt die Drohung gar
nicht mit. Die KI verhöhnt den Cyborg und das "Menschliche" an ihm, was die KI ausschließend als was Negatives deutet. "Menschlich" gleich fehlerhaft.
Das habe ich gar nicht gemeint, dass der Cyborg das nicht mitkriegt. Habe mich daran gestoßen, dass die Rede reine Exposition ist, die sich an der Stelle künstlich eingebaut anfühlt. Wenn ich so was schreibe, frage ich mich immer: Gibt die Handlung dem Sprecher an dieser Stelle einen vernünftigen Grund, alle Zusammenhänge der jeweiligen Welt vorzutragen? Wenn nicht, wirkt das schnell gekünstelt.

3. Ich finde nicht, dass Satire immer kohlrabenschwarz, oder immer ganz offensichtlich sein muss.
Da hast du mich glaub missverstanden. Ich meinte nicht, dass ALLE Satire schwarzer Humor sein muss. Satire kann ja auch richtig unterschwellig eingebaut werden. Ich persönlich finds nur nicht so toll, wenn in der selben Story ein Teil stark überzogen ist, aber im nächsten Satz auf ernstes Drama gesetzt wird. Da weiß ich nicht, auf was ich mich einstellen soll. Ist vielleicht Geschmackssache.

Eine Welt in der Menschen das Sagen haben, wird aber Widersprüche aufweisen. Menschen agieren selten logisch oder rational ;)
Da ist allerdings was dran ;)

VG
MD

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom