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Die Apriltraurigkeit

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23.08.2013
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Die Apriltraurigkeit

April ist schon ein komischer Monat. Und das hat mit diesem blöden Spruch – April, April und so weiter – nichts zu tun. Es ist nur so: immer wenn das anfängt; Knospen, T-Shirts, Eisdielen, und dann diese Ahnung in der Luft, dass es irgendwohin gehen muss ... ich weiß nicht, mich macht das alles ein bisschen traurig. Also ich denke schon, dass mit mir deswegen etwas nicht stimmt, aber ich bin jetzt nicht depri oder so.
Hier bei Tante, in Lichterfelde, da schleicht sich diese Traurigkeit nicht so heran wie zuhause, sondern reißt gleich alle Türen auf, springt aus dem Wetterflimmern am Horizont heraus – ist ganz schwer zu beschreiben. Das fühlt sich gleichzeitig so bitter und fies an, aber auch irgendwie süß. Als hätte man knapp einen wichtigen Zug verpasst, den man, Hand aufs Herz, eigentlich gar nicht nehmen wollte.
Jedenfalls komme ich im April nicht so gerne zu Tante, nur dieses Mal ging´s nicht anders, unter keinen Umständen, da spielte meine bescheuerte Apriltraurigkeit keine Rolle mehr.

Tantes Wohnung ist sehr sehr schön. Ganz modern alles, mit diesen weißen Plastikstühlen, die ein Vermögen kosten, Glas, viel Licht, wenig Möbel – nicht so ein Oma-Paradies, wie man jetzt denken könnte, mit riesigen Bauernschränken und verblichenen Lampenschirmen, wie´s bei Opa war, ne ne, so ist es hier gar nicht.
Tante ist gut in ihren Sechzigern, aber immer noch hipstermäßig unterwegs. Gewesen jedenfalls, ja, vor dieser Sache. Immer sagte sie, man muss mit der Zeit gehen, Anna, man altert nur, wenn man in der Vergangenheit lebt. Und ich finde, das stimmt auch, im Kern ist es wahrscheinlich absolut richtig, nur als Tante dann diesen Betonaffen kaufte, zum Stützen von dem schiefen Regal aus dem Internet, da dachte ich mir doch kurz, dieser Affe ist eher der Zeit voraus oder vielleicht neben der Zeit – aber ich hab von solchen Dingen auch nicht wahnsinnig die Ahnung.

Lichterfelde. Wie schön das klingt. Warum sich nicht alle Stadtteile und Städte so schöne Namen gegeben haben, das habe ich nie verstanden. Ich meine, bei der Gründung war man doch frei, da konnten die Bürger oder wer auch immer da verantwortlich war, doch ruhig auf den Tisch hauen und sagen, wir heißen jetzt Morgenhügel oder Sonnenauen oder wasweißich wie, das wäre doch nicht verboten gewesen. Und stattdessen ... . Bei uns, zum Beispiel, da gibt es einen Stadtteil, der heißt einfach „Kalk“ – malerisch ist was anderes. Und ein bisschen weiter außerhalb, da steht eine richtig hässliche Hochhaussiedlung, und die heißt, das ist kein Scherz: „Mülldorf“ – ist klar ...

Aus Tantes Fenstern kann man über hunderte Dächer sehen, aus manchen Schornsteinen qualmt es sogar – Kamine sind natürlich obergemütlich – und weit weg, am Horizont, staut sich manchmal gelber Dunst. Als wäre dort das Tor zu einem Wolkenkönigreich oder einer Irrlichtfabrik. Ich kann mich für Stunden auf die Fensterbank fläzen, mir das anschauen. Richtig heimelig, mit Kuschelsocken, Milchkaffee und alles. Tante hat natürlich eine von diesen ganz modernen Kaffee-Maschinen, wo George Clooney Werbung für macht. Den finden wir beide ziemlich gut, den Mr. Clooney. Jetzt nicht die Filme unbedingt, aber das ist schon ein schöner Mann, keine Frage. Und der Milchkaffe schmeckt auch ziemlich toll, da braucht sich Mr. Clooney nicht genieren.

Das Beste an Lichterfelde befindet sich aber genau gegenüber von Tantes Haus. Zuerst kommt da eine Straße, zweispurig, aber nicht wild befahren, dann Brachland, von Gräben durchzogen, so als hätte jemand dem Boden die Adern rausgerissen, wo Gestrüpp überall aus der Erde sprießt und dahinter eine riesige, gelbe Mauer, ein halbes Fußball-Feld groß, mindestens, das ist die Rückwand des Eckhauses an der Kreuzung Brüsseler/Haagener. Und auf der gesamten Fassade befindet sich nichts, wirklich gar nichts, wenn man die paar Graffitis unten nicht zählt, Robocop is back in town, außer einem Fenster, ziemlich mittig ist das, mit Rahmen, verglast, da baumelt sogar eine Gardine dahinter. Also ein ganz gewöhnliches Fenster eigentlich, nur dass es eben ganz allein aus dieser riesigen, gelben, blinden Mauer in die Welt blickt. Und dieses Fenster kann ich mir viel länger anschauen als diese Mirage mit der Irrlichtfabrik hinter den Schornsteindächern, einfach weil das ganz real ist, weil das Menschen tatsächlich so gedacht und gebaut haben und weil mich das daran erinnert, wie großartig Menschen sein können, wenn man sie nur lässt.

Ich spinne mir da natürlich total das wirre Zeug zusammen, wer da alles wohnen könnte und wie es dahinter aussieht. Manchmal stelle ich mir das gruselig vor, manchmal magisch, aber immer so geheimnisvoll, dass es mir einfach die Brust zerreißt, so sehr will ich erfahren, wer, wie und wieso da jemand hinter diesem einzigen Fenster in der riesigen, gelben Mauer lebt.
Vielleicht ist das nur eine alberne Mädchenträumerei, sehr wahrscheinlich sogar ist es das, aber ich glaube schon, dass die Wohnung hinter dem Fenster einem jungen Mann gehört. Vielleicht nicht wahnsinnig jung, könnte schon so Anfang dreißig sein, aber diesen Mann würde ich gerne kennenlernen, sehr gerne sogar, ja.

Ich hab da so ein kleines Geheimnis. Die Außerirdischen, an die glaube ich. Ich mag da auch nicht viel drumrum reden, von wegen wie unwahrscheinlich das doch sei, dass wir alleine in dem Universum sind, bla.., jedenfalls gibt es so eine Art Internetradio – musst du schon gut suchen – dort kann man im Weltall lauschen. Früher habe ich viele Nächte davor verbracht, immer rumgespielt an den ganzen Reglern, da konnte man auch mit anderen Suchenden chatten. Manche waren richtig fiebrig, vielleicht auch ein bisschen verrückt, vor allem die Russen. Ist ein paar Jahre her. Aber jedes Mal wenn ich auf dieses Fenster blicke, überkommt mich das Gefühl, dass der Typ dahinter auch dieses Radio hört. Irgendwie bin ich mir da total sicher.
Und dann stelle ich mir vor, wir könnten das zusammen tun. Wir würden am Fenster sitzen, um uns herum ist alles schummerig, unten hoppeln die Kaninchen im Gestrüpp, und wir zwei fangen die Wellen.

First contact. Anna Hille und ihr supergut aussehender Navigator sind die ersten Botschafter der Erde. Die erste intergalaktische Autobahn führt direkt nach Lichterfelde, vor Tantes Fenster. Sie ist natürlich komplett geräuschlos und fast unsichtbar. Weil Anna Hille so eine Spitzenbotschafterin ist.
Aber Tante, keine Sorge, ich bleibe hier. Da kann mich das ganze Universum auf Knien anflehen, ne ne, meine hoch verantwortungsvollen und extrem spannenden Botschafterpflichten kann ich auch von Lichterfelde aus erfüllen, da muss sich der intergalaktische Premier-Präsidenten-Rat nach uns richten.
Das Glöckchen bimmelt und ich befinde mich wieder in Tantes Wohnung. Der Milchkaffee ist kalt geworden, heute hängen die Wolken sehr tief.
Leoni sagt, sie kann das Bimmeln ihrer Mam nicht mehr ertragen, das packe sie einfach nicht. Sie habe dann immer das Gefühl, mit dem Absatz in den Gleisen zu stecken und die Bahn rase auf sie zu und die Lokomotive dröhne und die Bremsen quietschen fies und sie sei ganz allein auf dieser Welt.
Ich glaube ja, Leoni übertreibt. Auf jeden Fall ist sie einen Tacken zu theatralisch. Aber ein paar andere, die mittwochs auch in unsere Gruppe kommen, sagen, sie kennen dieses Gefühl, Leoni treffe den Nagel auf den Kopf.
Ich weiß nicht, mir macht das Glöckchen nichts. Ich finde, es bimmelt relativ sanft, unaufdringlich, und im Grunde ... was soll Tante auch groß machen, anders geht nicht, sie kann gerade so diesen roten Knopf drücken. Sie macht es eh ganz selten, mich rufen, ich schaue ja regelmäßig nach dem Rechten, stecke meinen Kopf in die Tür, schleiche auf Zehenspitzen um das Bett herum, wahrscheinlich hört Tante das meiste gar nicht mehr – sie ist ganz woanders grade.
Das Parkett ist ziemlich glatt. Gewienert, gebohnert, ich weiß gar nicht genau, was man damit gemacht hat, aber Tante ließ es immer machen, mindestens einmal im Jahr, da war sie fest, und ich nehme Anlauf – das Wohnzimmer ist riesig wie ein kleiner Tanzsaal – gehe leicht in die Hocke und rutsche auf meinen Kuschelsocken und rutsche und rutsche und bleibe kurz vor den Flügeltüren stehen, mache noch ein paar Schritte durch den Flur und betrete Tantes Zimmer.

Es riecht hier natürlich nicht gut. Das ist einfach so, da kann man nichts dran ändern. So viel kann man gar nicht lüften und es stört mich auch nicht weiter. Aber zum Glück weiß Tante nicht, wie ihr Zerfall einem in die Nase beißt. Meine immerjunge Hipstertante würde sich schämen.
Hier drin ist es schummerig. Nur in der Ecke leuchtet die kleine Leselampe mit einer von diesen alten Glühbirnen drin, die so ein angenehmes Licht machen. Tante hatte einen ganz Schrank davon gehortet, bevor es diese europäische Änderung gab – mir können diese Bürokraten nichts, sagte sie. Man müsse ja nicht immer mit der Zeit gehen.
Im Radio spielen sie etwas Klassisches, ein Streichorchester. Tante mag sowas. Noch vor ein paar Wochen wippte sie leicht mit dem Fuß, wenn sich irgendwo zwischen den Frequenzen Tschaikowski verirrte oder Pachabel, aber das ist jetzt auch vorbei.

Ich lupfe die Decke, schaue nach, aber die Windel ist in Ordnung. Da passiert eh nicht viel im Moment, durch diesen Schlauch kriegt Tante nur das Nötigste. Als ich noch klein war, sagte Tante am Tisch immer: Anna, man muss das Essen zum Mund führen und nicht den Mund zum Essen - und als sie ihr diesen Schlauch legten und Tante mal kurz zu Bewusstsein kam, sagte sie das wieder. Und weil sie nicht lachen konnte, habe ich einfach mal für uns beide gelacht, obwohl sich in meinem Hals ein ganz schöner Brocken bildete. Und jetzt geht mir dieser Spruch gar nicht mehr aus dem Kopf.
Ich setze mich auf die Bettkante, nehme ihre Hand, sie drückt ganz leicht, ich drücke zurück – wir verstehen uns gut. Hast du Schmerzen, frage ich, aber das muss ich gar nicht fragen, ist nur so, Kommunikation, verbal, irgendwie fühle ich mich besser, wenn ich laut mit Tante spreche, und sie hört mich ja manchmal.
Die Ärztin meinte, wenn Tante wach ist, dann hat sie Schmerzen. Das sei eigentlich nicht zu ertragen, was einer in Tantes Stadium für Schmerzen habe, könne sich ein gesunder Mensch nicht vorstellen – da helfe nur Morphium.

Das Fläschchen am Nachttisch ist noch halb voll. Wenn die Ärztin kommt, schreibt sie immer die Milliliter auf – das ist eine ganz heikle Sache, meinte sie mal. Aber Tante und ich haben da was vereinbart. Vor einem Monat etwa, als sie noch ein bisschen reden konnte. Und nein, es ging nicht um Sterbehilfe, das wollte Tante nicht von mir verlangen, obwohl ich´s gemacht hätte, vielleicht. Es ist aber wohl so, dass wenn man die Dosis immer leicht erhöht, einem jedes Mal ein bisschen mehr in die Venen schießt, als für die Linderung nötig, es auch schneller vorbei geht, das Ganze.
Unsere Ärztin, die Palliativmedizinerin – sie weiß Bescheid. Da haben wir nie drüber gesprochen, aber sie weiß Bescheid. In der Gruppe, mittwochs, da sagen auch alle, die Ärzte wissen Bescheid, in solchen Fällen gäbe es wohl immer eine stillschweigende Übereinkunft zwischen Arzt und den Angehörigen. Da werde auch nicht so genau aufgeschrieben, wie viel in einem solchen Fläschchen noch drin ist am Ende.

Nachdem das mit dem Morphium erledigt ist, bleibe ich noch ein wenig auf dem Bett sitzen und halte Tantes Hand. Ihr Gesicht ist ganz bleich, zerknautscht, ein bisschen wie ein Welpe sieht sie aus, wie ein kranker Welpe.
Meine kleine, süße Tante, du bist so geschrumpelt, du würdest lachen. Wenn du dich sehen könntest, Tante, aber das mit dem Spiegel und Schminken machen wir ja nicht mehr. Wo Enzo nicht mehr kommen darf. Das finde ich wirklich albern von dir.
Aber ich verrate dir was, Tante, Enzo kommt trotzdem noch, fast jeden Tag. Er beteuert natürlich, er würde nur dem armen Mädchen was zu essen bringen – das arme Mädchen soll übrigens ich sein – schleicht aber um deine Tür herum wie ein trauriger Märzkater. Ich muss dir gestehen, ich hab ihn einmal schauen lassen, aber nur ganz kurz, wirklich. Tut mir leid.
Aus seiner Trattoria bringt mir Enzo total die teuren Sachen mit, da lässt er sich nichts sagen. Täglich wechselnde Speisekarte. Mhmmmm... Oberlecker! Gestern Nacht zum Beispiel, gab´s Pasta mit schwarzen Trüffeln, richtig fein. Enzo schämte sich ganz aufrichtig, dass er nur eine Plastikschachtel dafür hatte, der ist so süß.
Wir saßen bis drei Uhr in der Küche, tranken Wein und haben uns super unterhalten. Ich glaube, so lange haben wir noch nie miteinander gesprochen. Was er mir alles über dich erzählt hat, Tante – dein Lover ist ein ziemliches Plappermaul, so viel ist klar. Wie ihr früher nach Hoppegarten gefahren seid, jedes Wochenende, wenn´s Rennen gab – das findet Enzo noch immer sehr romantisch. Der Damaskus hatte es dir also richtig angetan, Tante, eine Hengste wie die Nachte schwarze – ich musste so lachen. Manchmal glaube ich, dass Enzo immer seinen Akzent auspackt, wenn er einen aufheitern will, das ist wirklich sehr sehr nett von ihm. Aber fünfzig Tausend Mark auf der Rennbahn zu lassen, Tante, das ist schon ein bisschen viel, findest du nicht?
Er fragte auch, wie das bei mir mit Schule aussieht. Enzo kennt aber schon den Unterschied zwischen Schule und Uni, oder? Vielleicht verwirrt ihn das ein bisschen, weil es bei mir Fachhochschule heißt, ist auch egal eigentlich.
Er versteht natürlich, dass es grad schwierig ist, wo ich ja hier sein muss, aber er meinte auch, dieses eine kleine Jahr kann ich locker aufholen. Er behauptet, ich sei total das schlaue Mädchen und so schön, so schön, einfach bellissima. Mit dem Jahr, das ich aufzuholen habe, hat meine Schönheit nicht direkt was zu tun, war aber trotzdem angenehm zu hören. Das kann er wirklich gut mit den Komplimenten, dein Enzo, ich hab´s ihm am Ende fast geglaubt.
Weißt du, Tante, irgendwie ist Enzo voll das Klischee, aber ein richtig angenehmes. So entspannt unironisch, sein Witzrepertoire hat er bestimmt schon seit Jahrzehnten nicht mehr ausgetauscht und man weiß bei ihm, gleich kommt was Nettes, das tut wirklich gut. So einen Opa hätte ich gerne. Tut mir leid, Opa, wenn du das irgendwie hörst.

Draußen dämmert es. Die Wolken sind ganz eng an die Dächer gerückt, die Laternen flackern, unten auf der Straße ist rein gar nichts los. Ich sitze wieder auf meinem Beobachtungsposten. Das Fenster ist gekippt und ich kann durch den Spalt das Knattern der Ampeln hören. Aus der Mauer gegenüber leuchtet es. Hinter der Gardine huscht ein Schatten vorbei. Zuerst nach links, dann nach rechts, schließlich bleibt die Silhouette genau in der Mitte stehen. Sie spaltet das gedämpfte Licht entzwei. Wenn man leicht zurückzoomt und das Sichtfeld mit den Fingerspitzen justiert, sieht das Haus aus wie ein einäugiges Ungeheuer auf der Lauer. Aber man muss sich schon ein bisschen anstrengen, ansonsten sieht es einfach nur aus, wie eine Wand mit Fenster drin.

Chulo bringt mir die Leine. Der Verschluss schleift über das Parkett und dieses Geräusch ist so vertraut und treu, dass meine Nasenspitze anfängt zu zwicken. Vielleicht werden auch meine Augen feucht. Was für ein Quatsch! Ich wische schnell mit dem Ärmel drüber.
Chulo hat zwei lange Ohren und ist der süßeste Hund auf der ganzen Welt. Den habe ich, seit ich elf bin und er darf in meinem Bett schlafen. Chulo ist uns in Spanien zugelaufen und ich habe so lange geweint, bis Mutter mir erlaubte, ihn mitzunehmen.
Wir zwei gehen jetzt auf Kaninchenjagd, Chulo. Wir werden uns das fetteste und faulste Kaninchen aussuchen, so ein fieses Kapitalisten-Kaninchen, umstellen es, hetzen es über das ganze Feld und kurz bevor es auf seinen Baum klettert, schnappst du zu, okay? Heute werden wir es schaffen, Chulo, und dann steht ganz offiziell fest, dass du der allertollste Jäger bist im ganzen Universum. Ich verspreche dir, dass ich deine Ehrung bei dem intergalaktischen Premier-Präsidenten-Rat auf die Tagesordnung bringe. Das boxen wir schon durch, keine Sorge. Für dich werde ich mein ganzes Botschaftergewicht in die Waagschale werfen. Und das Kaninchen schenken wir Tante – die wird sich riesig freuen.
Wir durchstreifen das ganze Brachland, finden aber kein fieses Kapitalisten-Kaninchen. Im Grunde finden wir gar kein Kaninchen. Zwar raschelt es fast in jedem Gebüsch, aber Chulo interessiert sich nicht für die Geräusche. Er bleibt ganz eng bei mir, schleicht um meine Beine, holt zwei-drei Mal den Tennisball, den ich in die Dunkelheit schmettere, kämpft aber nicht darum. Es gibt kein Hin- und Herzerren, wie Chulo es sonst gerne mag, er legt mir den Ball einfach vor die Füße und schnaubt.
So wird es nichts mit der intergalaktischen Ehrung, Chulo, das ist mir eindeutig zu wenig Enthusiasmus. Aber Chulo war sowieso nie hinter Auszeichnungen her.

Ich nehme den Ball, hole aus und werfe ihn hoch in das Auge des Ungeheuers. Es fehlen zwei Meter. Ich versuche es nochmal, diesmal stimmt die Höhe, aber ein tückischer Windstoß treibt den Ball zu weit nach links. Ich werfe noch ein paar Mal, doch es sieht fast so aus, als wären die Luftströme da oben, in zehntausend Meter Höhe, nicht in den Griff zu bekommen.
Irgendwann höre ich Enzo meinen Namen rufen. Er steht am Rand des Brachlands mit einer weißen Tüte in der Hand und winkt. Es ist mir vorher nie aufgefallen, dass Enzo eigentlich ein ganz kleiner und schmächtiger Mann ist. Aus der Nähe wirkt er so firm und kernig und wie ein stillgelegter Damm, der so freundlich ist, ein paar Rinnsale durchzulassen.
Heute hat Enzo Saltimbocca a la romana mitgebracht. Ehrlich gesagt, bin ich kein besonders großer Schnitzel-Fan, doch ich freue mich so überschwänglich, als hätte ich die letzten drei Tage ausschließlich Steine gelutscht. Der Wein ist aber toll, irgendwas aus Apulien, klingt und schmeckt nach amore auf der Dachterasse.
Während des Essens schweigen wir. Das kann man mit Enzo ganz wunderbar tun. Wenn ich ihn ansehe, strahlen seine Augen. Es sieht ein bisschen so aus, als würde sich die Sonne in den Meereswellen spiegeln. Aber manchmal, wenn er glaubt, ich würde an seinem Schnitzel herumsägen, legt sich ein Schleier über sein Gesicht. Vielleicht leidet Enzo ja auch an der Apriltraurigkeit.

Nachdem ich den Tisch abgeräumt habe und wir einander ein paar Minuten einfach so gegenüber sitzen, fragt mich Enzo: „Kennst du die dia de los muertos?“
„Ist in Mexiko, oder?“, sage ich, „so ne Party.“
Enzo lacht und die Meereswellen sind wieder da. „Sowas in der Art. Deine Tante und ich sind da mal gewesen. Irgendwo in der Nähe von Cancun. Ich weiß gar nicht mehr, wie dieses Dörfchen hieß. Ist bestimmt zwanzig Jahre her.“
„Stimmt es, dass die Mexis da nachts auf den Friedhof gehen und die Toten essen?“
„Jetzt red doch kein Quatsch, Anna.“
„Hab ich aber mal so gelesen. In der National Geographic. Ist ein alter Aztekenbrauch.“
Enzo lehnt sich zurück in den Stuhl, lässt den Wein im Glas kreisen und sagt: „Du bist genau wie deine Tante.“ Der Schleier wird ihm zu schwer und er senkt den Kopf.
Dann glaubt er wahrscheinlich, dass ich ihn so nicht sehen darf, räuspert sich und fragt: „Weißt du, worauf ich hinaus will?“
„Ja“, sage ich, „ich weiß. Der Tod ist ein Teil des Lebens und so.“
„Genau“, sagt Enzo, „in den letzten Tagen musste ich ganz häufig an diese Reise denken. Sie hatten alle Straßen mit Blumen überschwemmt, die allerkleinste Gasse leuchtete bunt bis in den Himmel. Chrysanthemen, Ringelblumen und dann noch eine Blume, leider habe ich vergessen, wie die heißt – dabei war das die wichtigste. Irgendwie vergesse ich so viel in letzter Zeit.
Deine Tante war die schönste Frau in der ganzen Stadt, daran erinnere ich mich aber ganz genau. So weiß und stolz, ein bisschen wie eine Elfenkönigin.“
„Tante glaubt ja, sie würde aussehen wie Nicole Kidman. Nur ein bisschen kleiner, pummeliger und ohne rote Haare“, sage ich.
„Ja“, sagt Enzo, „ein bisschen kleiner. Zum Glück. Damals wollte ich ihr einen Blumenkranz auf den Kopf legen, sie sagte aber, sie findet das kitschig. Da haben wir uns ordentlich gestritten. Danach hat sie zwei Tage nicht mit mir geredet und ich wünschte mir, dass man mich gleich da auf diesem Friedhof begräbt. Damit sie mal wegen mir traurig ist.“
Wir schweigen eine Weile, Enzo gießt uns mehr Wein ein und ich stelle mir vor, wie er alleine durch diese blumigen Straßen irrt, weil Tante ihn nicht ins Zimmer lässt, und ununterbrochen flüstert: Perdonami, mia principessa, perdonami. Dann drängen noch mehr Albernheiten in meinen Kopf und ich fange an zu kichern. Und Enzo fängt auch an zu kichern, ein bisschen unsicher, aber sicher genug, um den Schleier in den Wellen zu versenken.
„Ich find das gut mit dem Teil des Lebens“, sage ich, „auch wenn das, im Grunde genommen, großer Quatsch ist.
„Ja“, sagt Enzo, „so fühlt es sich irgendwie sicherer an.“
Ich gehe zum Kühlschrank und hole das Tiramisu raus, das ich heute früh gemacht habe. Das sollte eigentlich noch ein paar Stunden ziehen, aber ich muss Enzo unbedingt ein Stück davon anbieten. Jetzt gleich. Ich stelle die Schale auf den Tisch und wir beide fangen an zu löffeln, als wäre es unser Ritual. Konzentriert und entschlossen stopfen wir die Torte in uns hinein bis auf den letzten Rest Mascarpone auf dem Schüsselrand, dann lecken wir die Löffel ab. Ist ganz gut geworden, finde ich.
„Enzo?“
„Mmh?“
„Müssen wir die Tante auch essen, wenn sie tot ist?“
„Ich denke schon.“
„Obwohl wir keine Mexis sind?“
„Mmh.“
Und dann sitzen wir einfach lange lange da und streicheln unsere vollgefressenen Wampen.

Nachdem Enzo gegangen ist, trinke ich den Wein leer und schleiche in Tantes Zimmer. Im Schneidersitz hocke ich auf dem Teppich neben ihrem Bett, lege meine Arme übereinander auf die Matratze und stütze mich auf. Ich spüre, wie Tantes Atem erlischt. Nur noch ein winziges Flackern ist übriggeblieben. Dass es unbedingt im April passieren muss. Chulo tapst hinein und legt mir seinen Kopf in den Schoss.
Auf Tantes Decke krabbelt eine Fliege. Sie kriecht in die Falten im Stoff, klettert an einer anderen Stelle wieder heraus, minutenlang verfolge ich ihre Bewegungen, es sieht so furchtbar ziellos aus. Ich glaube, es ist das erste Insekt, die ich dieses Jahr sehe. Na du hast aber auch nicht mehr lange, flüstere ich. Aber denk dran, der Tod ist ein Teil des Lebens, das gilt für euch Fliegen ganz besonders.
Im Radio spielen sie Elton John. Candle in the wind. Tante, das kannst du nicht machen, das ist so furchtbar schnulzig. Warte bitte noch einen Moment. Und ich glaube, Tante hört mich. Sie würde sich das nie verzeihen, auf dieser Note zu gehen. Und wir warten zusammen. Tante, Chulo, die Fliege und ich.
Als nächstes kommt irgendwas mit Geige.
Ich bleibe noch zehn Minuten neben Tante sitzen, vielleicht zwanzig, vielleicht zwei Stunden. Vielleicht sind meine Augen ein bisschen feucht geworden. Vielleicht habe ich auch richtig hart geweint. Ich weiß, es ist gerade etwas Großes passiert, aber so fühlt es sich gar nicht an. Ich ärgere mich darüber, aber das einzige, woran ich denke, ist, dass ich mittwochs nicht mehr in diese bescheuerte Gruppe gehen werde. Dann stehe ich auf, schalte das Radio aus und lösche das Licht.
Wieder im Wohnzimmer lehne ich mich an die Fensterbank und presse mein Gesicht gegen das kalte Glas. Das Ungeheuer gegenüber schaut mich mit seinem leuchtenden Auge an. Nachts kann man die Außerirdischen am Besten hören.
Ich werfe mir die Jacke über und hebe den Tennisball vom Boden auf. "Komm, Chulo, wir versuchen´s nochmal."

 
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Hallo randundband,

deine Geschichte hat mich voll erwischt. Zuerst dachte ich, es sei wegen der Apriltraurigkeit. Die kenne ich auch und man lässt sich ja gerne abholen von dem Ort, wo man gerade steht. Aber es ist viel mehr. Deine Anna ist ein wunderbares Geschöpf, eine große Schwester von Pippi, fantasievoll und realistisch, mit einem kindlich unbefangenen und doch lebensklugen Blick auf das Schwierigste im Leben, das Sterben. Ich weiß gar nicht, warum du nicht den Tag "Philosophisches" für dich beansprucht hast. Da gehört deine Geschichte nämlich hin.
Und noch was: Ich habe überhaupt keine Lust, auf Fehlersuche zu gehen. Im Gegenteil. Die wenigen, die mir über den Weg gelaufen sind, passen zum Charme deiner Geschichte. (Dafür gibt es aber sicher Schelte im Forum!)

Sehr, sehr gerne gelesen

Gruß wieselmaus

 

Hej randundband,

ich mag den Ton deiner Geschichte furchtbar gern, diese fröhliche Leichtigkeit, den Blick auf die Dinge rund um deine Protagonistin und das obwohl die Geschichte auf den Tod hinaus läuft. Einiges hat mich verwirrt, war mir zu viel, so als wirbelten zu viele Bilder gleichzeitig herum, aber das mag an mir liegen. Vielleicht werde ich beim zweiten und dritten Lesen ruhiger :shy:
Dass du dich an die Figur einer jungen Frau gewagt hast, ist drollig.
Es liegt mir nicht, nach Schwächen zu suchen und deshalb wirst du mit meiner Kritik wenig anfangen können, außer vielleicht dem Gefühl, dass da jemand ist, der sie liebt. Also die Geschichte. :lol:

Herzlich, Kanji

 
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Я рад, что ты вернулся, край и полоса!

Ich weiß echt nicht, was mit mir los ist. Vielleicht bin ich einfach schon zu lange im Forum dabei, vielleicht habe ich schon zu viele Kommentare geschrieben. Und vielleicht habe ich halt nur eine beschränkte Anzahl von Kommentaren in meinem Kopf und der Vorrat ist jetzt schön langsam aufgebraucht. Ich weiß es nicht, aber so könnte es doch sein, oder?
Oder woran könnte es sonst liegen, dass ich mich in letzter Zeit immer wieder einmal dabei ertappe, wie ich eine Geschichte lese und mich vollkommen darin verliere und nicht einen winzigen Gedanken daran verschwende, ob ich anschließend auch nur irgendwas Vernünftiges dazu sagen kann. Warum auch? Warum soll ich aufschreiben, wie es mir das Herz zerfetzt? Wenn ich einen Tagesanbruch auf dem Meer erlebe und die Sonne beobachte, wie sie aus dem Meer aufsteigt, oder eine sternklare Nacht im Hochgebirge, setze ich mich dann ja auch nicht hin, um niederzuschreiben, dass es mir eventuell noch eine klitzekleine Spur besser gefallen hätte, wäre diese eine Wolke um einen Hauch mehr mauvefarben gewesen, oder ein bisschen mehr flamingoarschrosa. Oder wenn nur dieser eine verdammte Stern nicht aus der Reihe getanzt wäre. Warum soll ich aufschreiben, wie es mir das Herz zerfetzt?
Nein, randundband, ich sag dir überhaupt nix Vernünftiges (Seriöses) zu deiner Geschichte. Ich sag dir nur, dass ich seit langer Zeit keinen so wunderbaren und schönen und herzzerreißenden und mir die Tränen in die Augen treibenden und einfach unpackbar berührenden Text gelesen habe.
Beim ersten Mal Lesen hab ich noch ein paar besonders schöne Sätze ins Edit-Fenster kopiert, aber schließlich hab ich das bleiben lassen, weil beinahe schon der halbe Text drin stand, und dann hab ich mich gefragt, verdammt was tu ich da eigentlich? Und hab wieder alles gelöscht und die Geschichte einfach nur noch gelesen. Zweimal. Und dann noch einmal. Und hatte dabei immer diesen Satz von Djian im Kopf: „Die Gänsehaut wurde erfunden, damit man nicht andauernd mit den Zähnen klappern muss …“

Mach dich auf eine Empfehlung gefasst, randundband, und ja, ich freu mich wahnsinnig, dass du wieder hier bist.

und weil mich das daran erinnert, wie großartig Menschen sein können, wenn man sie nur lässt

offshore

 
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Hallo randundband


Tante ist gut in ihren Sechszigern, aber immer noch hipstermäßig unterwegs.

Sechzigern

Anna, man wird nur dann alt, wenn man in der Vergangenheit lebt.

Das ist verwirrend, weil auch gemeint sein könnte, dass man eher eine langes Leben hat, wenn man in der Vergangheit lebt. Vielleicht: "man wird alt, wenn man in der Vergangheit lebt"

Und ich finde, das stimmt auch, ganz viel davon stimmt jedenfalls,

Das ist seltsam, denn vorher wird nur eine Aussage formuliert.

Und auf dieser Mauer ist nichts, wirklich gar nichts, wenn man die paar Graffitis unten nicht zählt

"Auf der Mauer" kann eventuell kurz das Bild durcheinanderbringen, weil man sich was oberhalb der Mauer, die ja eigentlich eine Hauswand ist, vorstellen möchte. Vielleicht "Auf dieser Wand" oder "Fassade"?

Aus seiner Trattoria bringt mir Enzo total die teueren Sachen mit, da lässt er sich nichts sagen.

teuren

Ehrlich gesagt, bin ich kein besonders großer Schnitzel-Fan, aber ich freue mich so überschwänglich, als hätte ich die letzten drei Tage ausschließlich Steine gelutscht. Der Wein ist aber toll, irgendwas aus Apulien, klingt und schmeckt nach amore auf der Dachterasse.

Das zweite aber muss weg.

Wir schweigen eine Weile, Enzo gießt uns mehr Wein ein und ich stelle mir vor, wie er alleine durch diese blumigen Straßen irrt, weil Tante ihn nicht ins Zimmer lässt [KOMMA] und ununterbrochen flüstert: Perdonami, mia principessa, perdonami.

Unbedingt, sonst flüstert das die Tante!

„Ich find das gut mit dem Teil des Lebens“, sage ich., „auch wenn das, im Grunde genommen, großer Quatsch ist.

Punkt weg

Ich weiß, es ist gerade etwas Großes passiert, aber so fühlt es sich gar nicht an. Ich ärgere mich darüber, aber das einzige, woran ich denke, ist, dass ich mittwochs nicht mehr in diese bescheuerte Gruppe gehen werde.

Alles korrekt, aber ganz kleine Stolperfalle: Einen Moment lang denkt man, sie ärgere sich darüber, dass etwas Grosses passiert ist.

So, das war's, randundband. Mehr habe ich nicht. Ehrlich gesagt, weiss ich nicht so recht, was diese Geschichte in einer Textwerkstatt zu suchen hat. :) Zwischen zwei Buchdeckeln, zusammen mit weiteren solch feinen und berührenden Texten, das könnte ich mir vorstellen. Und so habe ich den Text auch gelesen. Einfach beeindruckend. Nebst den Bildern und dem subtilen Zugang zum Thema hat mir die Erzählstimme sehr sehr gut gefallen.

Aber gut, ich raffe mich auf und formuliere doch noch einen abschliessenden Einwand: Ich würde am Ende aus der Eintagsfliege eine normale Fliege machen. Einerseits kam mir da immer die metaphorische Verwendung quer, andererseits, in diesem Moment, Leben und Tod, alles so wunderbar präsent, ist mir die Eintagsfliege zu plakativ. Fliege fände ich aber in Ordnung.

Sehr gern gelesen.

Lieber Gruss
Peeperkorn

 
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Hallo randundband,

auch wenn alle so ergriffen sind, ich habe noch ein paar Bemerkungen:

Also ich denke schon, dass mit mir deswegen etwas nicht stimmt, aber ich bin jetzt nicht depri, KOMMA WEG oder so.

Hier bei Tante, in Lichterfelde, da schleicht sich diese Traurigkeit nicht so heran wie zuhause, sondern reißt gleich alle Türen auf, springt aus dem Wetterflimmern am Horizont heraus – ist ganz schwer zu beschreiben

Hmmm, das ist jetzt ein ganz persönliches Problem, aber ich sage das einfach. Ich habe mit mehreren Tanten mein Leben verbracht: Tante Hanna, Tante Ida, Tante Monika ... egal. Mir wäre nie in den Sinn gekommen, eine, auch wenn ich nur eine gehabt hätte, diese eine nur Tante zu nennen. Die ganze Geschichte durch hat mich das rausgehauen, wenn ich immer nur Tante gelesen habe. Der Begriff Tante ohne einen Namen dazu ist in unserer Gegend eher abwertend. Das nur am Rande.

Das fühlt sich gleichzeitig so bitter und fies an, aber auch irgendwie süß, wie ein Geigenspiel in den dunklen Straßen des Warschauer Ghettos vielleicht, 1942, am besten noch bei schiefem Regen.
Sorry, das ist mir eine Schippe zu viel. Auch das vielleicht mindert für mich nicht ab, dass der Erzähler das irgendwie erlebt oder wenigstens einen direkten Bezug haben sollte. Da wird für mich ein Bild hergezogen, was betroffen macht, aber für die Erzählerin unpassend ist.

Tantes Wohnung ist sehr sehr schön. Ganz modern alles, mit diesen weißen Plastikstühlen, die ein Vermögen kosten, Glas, viel Licht, wenig Möbel – nicht so ein Oma-Paradies, wie man jetzt denken könnte, mit mastadontischen Bauernschränken und falben Lampenschirmen,wie´s bei Opa war, ne ne, so ist es hier gar nicht.
Wenn ich bei google mastadontisch eingebe, bekomme ich keinen einzigen Treffer. Aber deine relativ junge Protagonistin kennt diesen Ausdruck?


Tante ist gut in ihren Sechszigern, aber immer noch hipstermäßig unterwegs.
Sechzigern

Und auf dieser Mauer ist nichts, wirklich gar nichts, wenn man die paar Graffitis unten nicht zählt, Robocop is back in town, außer einem Fenster, ziemlich mittig ist das, mit Rahmen, verglast, da baumelt sogar eine Gardine davor.
dahinter? Sonst wäre sie ja draußen, oder?


Also ein ganz gewöhnliches Fenster eigentlich, nur dass es eben ganz allein aus dieser riesigen, gelben, blinden Mauer in die Welt blickt. Und dieses Fenster kann ich mir viel länger anschauen als diese Mirage mit der Irrlichtfabrik hinter den Schornsteindächern, einfach weil das ganz real ist, weil das Menschen tatsächlich so gedacht und gebaut haben und weil mich das daran erinnert, wie großartig Menschen sein können, wenn man sie nur lässt.
Mirage - das sind Worte, die malen, die singen, aber die passen für mich nicht zu der Erzählerin. Ich stelle mir eine Person zwischen 18 und 20 vor und die wirft mit so geflügelten Worten herum? Das passt nicht in das Bild, das ich von ihr habe.


Manchmal stelle ich mir das gruselig vor, manchmal magisch, aber immer so geheimnisvoll, dass es mir einfach die Brust zerreißt, so sehr will ich erfahren, wer, wie und wieso da jemand hinter diesem einzigen Fenster in der riesigen, gelben Mauer lebt.
Vielleicht ist das nur eine alberne Mädchenträumerei, sehr wahrscheinlich sogar ist es das, aber ich glaube schon, dass die Wohnung hinter dem Fenster einem jungen Mann gehört.
Ich denke, ein Mädchen würde eher sagen, dass es ihr das Herz zerreißt.


Leoni sagt, sie kann das Bimmeln ihrer Mam nicht mehr ertragen, das packe sie einfach nicht. Sie habe dann immer das Gefühl, mit dem Absatz in den Gleisen zu stecken und die Bahn rase auf sie zu und die Lokomotive dröhne und die Bremsen quitschen fies und sie sei ganz allein auf dieser Welt. Wenn das Glöckchen ihrer Mutter bimmelt.
Dieser fettmarkierte Satz fällt mir jedesmal beim Lesen auf und ich denke: Der ist zuviel.


Konzentriert und entschlossen stopfen wir die Torte in uns hinein bis auf den letzten Rest Mascarpone auf dem Schüsselrand, dann lecken wir die Löffel ab.

Konzentriert und entschlossen stopfen wir bis auf den letzten Rest Mascarpone auf dem Schüsselrand die Torte in uns hinein , dann lecken wir die Löffel ab.

Wie schon angedeutet, habe ich ein wenig ein Problem mit dem Intellekt der Erzählerin. Sie ist ein junges Mädel und ich finde, über sehr weite Strecken lässt du sie sehr gut erzählen. Aber ich habe da auch Brüche drin, wo ich denke, das passt für mich nicht so ganz, weil sie zu erfahren, zu altersweise, daher erzählt.

Davon abgesehen ist das eine Geschichte, die mich mitgenommen hat und die ich mit viel Freude gelesen habe.

Liebe Grüße
bernadette

edit: Nachdem ich barnhelms Kritik gelesen habe, fiel mir wieder ein, dass ich das mit dem

„Müssen wir die Tante auch essen, wenn sie tot ist?“
„Ich denke schon.“
„Obwohl wir keine Mexis sind?“
eigentlich auch noch herausgreifen wollte. Das hat mich auch etwas irritiert, diese Frage.

 
Zuletzt bearbeitet:

Lieber randunband,

russisch kann ich dir das nicht sagen, aber auf Deutsch:

Das ist sicher eine der schönsten Geschichten, die ich hier bisher gelesen habe. So phantasievoll und so menschlich.
Dabei hätte ich mich am Anfang beinahe gesperrt, sie weiterzulesen.

Das fühlt sich gleichzeitig so bitter und fies an, aber auch irgendwie süß, wie ein Geigenspiel in den dunklen Straßen des Warschauer Ghettos vielleicht, 1942, am besten noch bei schiefem Regen. Die Kerzen flackern, Feygele, armes Feygele ... heieiei – mich verwirrt es immer arg und ich ärgere mich über meine melodramatische Ader.
Ich finde nämlich, dass ein guter Text so starke Bilder nicht nötig hat. Das ist für mich zu manipulativ. Und gerade, wenn man deinen Text weiterliest, wird so deutlich, dass es diese Stelle nicht gebraucht hätte. Aber vielleicht geht es nur mir so.

Dann aber hat er mich wirklich berührt, seine Sprache, seine Phantasie, seine Bilder. Ein ganz besonderer Text.

Aus den vielen Stellen, die mir gefallen haben, nur zwei:

Und weil sie nicht lachen konnte, habe ich einfach mal für uns beide gelacht, obwohl sich in meinem Hals ein gigantischer Brocken bildete.
Der Schleier wird ihm zu schwer und er senkt den Kopf.
Wunderbar.

Probleme hatte ich allerdings mit dieser Stelle:

Enzo?“
„Mmh?“
Müssen wir die Tante auch essen, wenn sie tot ist?“
„Ich denke schon.“
„Obwohl wir keine Mexis sind?“

So dumm ist sie doch nicht. Und, was soll diese Stelle eigentlich sagen, bedeuten? Weder kann man sie aus dem mexikanischen Todesbrauch ableiten, noch aus deiner Geschichte. Nach meinem Gefühl passt diese Sequenz nicht, wirkt für mich fast wie ein Fremdkörper, irgendwie zu stark.

Aber das ist letztendlich ein Fliegenschiss: Mir hat deine Geschichte ganz außerordentlich gut gefallen und ich schließe mich Peeperkorn an:

Ehrlich gesagt, weiss ich nicht so recht, was diese Geschichte in einer Textwerkstatt zu suchen hat.

Ich habe in deinem Text einige kleine Fehler gesehen. Aber mir ging es wie ernst offshore*). Ich hatte beim Lesen einfach keine Lust, mich ständig durch das Notieren unterbrechen zu lassen.

Liebe Grüße
barnhelm

*) Ich sehe gerade, dass ich hier wieselmaus und offshore verwechselt habe. Sorry.

 

Hallo zusammen,

danke euch für die netten Worte. Ich war schon lange nicht mehr hier, so viele neue Namen, aber fühlt sich auf jeden Fall schön an, sich wieder übers Schreiben auszutauschen. Freue mich schon auf die nächste Zeit.

Hallo wieselmaus

ja, die Sache mit der Apriltraurigkeit ... Das ist die einzige Traurigkeit, auf die ich mich ein bisschen freue.

Deine Anna ist ein wunderbares Geschöpf, eine große Schwester von Pippi, fantasievoll und realistisch, mit einem kindlich unbefangen und doch lebensklugen Blick auf das Schwierigste im Leben, das Sterben.
Das ist schön, was du sagst. Anna ist genau der Typ Mensch, den ich total bewundere. Sie hat diese Leichtigkeit in sich und diese Kraft, die alles so leicht aussehen lässt und gleichzeitig verkennt sie niemals den Ernst der Sache. Und sie ist halt auch wirklich eine liebe Person.
Ich weiß gar nicht, warum du nicht den Tag "Philosophisches" für dich beansprucht hast. Da gehört deine Geschichte nämlich hin.
Ich find philosophisch ist so ein großes Wort. Das will ich mir gar nicht herausnehmen.
Danke für deinen Kommentar, wieselmaus. Ich freue mich, dich mit der Geschichte erwischt zu haben.

Hallo Kanji

ich mag den Ton deiner Geschichte furchtbar gern, diese fröhliche Leichtigkeit, den Blick auf die Dinge rund um deine Protagonistin und das obwohl die Geschichte auf den Tod hinaus läuft.

Die Geschichte steht und fällt ja mit dieser Erzählerin. Das war für mich ganz wichtig, sich dem Sterben auf diese Weise zu nähern. Die Haltung hier ist stark durch Herrndorfs "Arbeit und Struktur" inspiriert und auch durch Karen Köhlers "Wir haben Raketen geangelt" und auch durch eine bestimmte Frau, die ich kenne. Mich hat diese, ihnen allen gemeinsame, lebensbejahende Position in Angesicht von schweren Verlusten und dieser ganzen Todeskacke extrem beeindruckt. Ich freue mich, dass ich dieses Gefühl scheinbar rüberbringen konnte.
Einiges hat mich verwirrt, war mir zu viel, so als wirbelten zu viele Bilder gleichzeitig herum, aber das mag an mir liegen.
Würde mich interessieren, was genau dich verwirrt hat. Mir waren die Bilder sehr wichtig, weil ich Anna als eine Träumerin sehe und ich ihr Wesen auf diese Art und Weise gestalten wollte.

Dass du dich an die Figur einer jungen Frau gewagt hast, ist drollig.
Ich musste da nicht viel überlegen. Es gab, wie gesagt, eine Vorlage aus dem Leben. Jedenfalls konnte ich meine Vorstellungen zu diesem Thema auf diese Person projizieren.

Es liegt mir nicht, nach Schwächen zu suchen und deshalb wirst du mit meiner Kritik wenig anfangen können, außer vielleicht dem Gefühl, dass da jemand ist, der sie liebt. Also die Geschichte.

Das freut mich natürlich. Von Liebe kann man nie genug haben. Und das sage ich im Namen der Geschichte. ;)

Danke fürs kommentieren.

ernst, peeperkorn, bernadette, barnhelm. ich versuche euch, so schnell wie möglich zu antworten. Habe einige Verbesserungsvorschläge bereits umgesetzt, einige Sachen sehe ich anders, über andere muss ich noch nachdenken.
Danke euch auf jeden Fall für kommentieren und die lieben Worte. Bis bald.

 

Hej, ich noch mal,

weil ich es wörtlich nehme, wenn du schreibst, es würde dich interessieren, was mich verwirrt hat.

Um Anna als eine Träumerin wahrzunehmen, die das Leben in allen Facetten annehmen kann mit Wärme und Gelassenheit , hätte ich nicht so viele Bilder benötigt: Lichterfelde (Berlin?) als "Wolkenkönigreich", zwei mal die "Irrlichtfabrik", die Beschreibung des Fensterblicks, der "alte Mann", die "Außerirdischen", das "Weltall", "Art von Internetradio", die "Russen" und dann noch die "intergalaktische Autobahn" mit Anna als "Botschafterin".

Für mein Hirn too much information, weil Bilder. :D Für mich wirkte sie dadurch teilweise zu "klein" und zu versponnen und dabei hat sie diese Lebensstation bravourös gemeistert, so erwachsen und liebevoll, schon dort phantasievoll genug, mit Humor ("das Essen zum Mund..") und Musik.

Herzlichen Gruß, Kanji

 

Hej randundband,

ich hab mich gefreut, eine Geschichte von Dir hier zu finden, muss aber gestehen, dass ich mich dem allgemeinen Lob nicht so richtig anschließen kann.
Die Apriltraurigkeit sagt mir trotz Erklärung nichts und irgendwie hatte ich bei dem Titel ohnehin gehofft, dass das subtiler eingebaut und nicht gleich zu Beginn erklärt wird.
Dann eine Beschreibung, wie die Tante drauf ist, obwohl sie so nicht mehr drauf ist.

Als nächstes kommen die Gedanken über Lichterfelde. Ich weiß nicht, ob sich das mit dem Lichterfelde in Berlin decken soll, aber ich hatte das halt auf dem Schirm und, vielleicht kennst Du das ja, wenn man einen Flecken kennt, dann verbindet man alles mögliche damit ( in meinem Fall ist das halt nichts, was diesen Ort wirklich licht wirken ließe), was der Name nur bündelt. Ich denke bei Reinickendorf auch nicht an einen Fuchs usw.
Ich kann an all diesen Punkten einfach nicht hineinfinden, in Deinen Text.
Nach oder irgendwo während dieser für mich gefühlten Hürden, bemerke ich, dass der Erzähler eine Frau ist und das fühlt sich dann an wie in ein Loch fallen.

Ich hab dann nochmal versucht, in der Mitte Fuß zu fassen, hab von hinten hoch gelesen, aber ich komm da nicht rein. Tja, das hilft dir jetzt wahrscheinlich nicht viel ... Ich lasse es trotzdem als Eindruck stehen. Falls Dir irgendwer rät, den Einstieg zu kürzen, dann kannst Du mich getrost mit dazu packen.

Gruß
Ane

 

Hallo randundband,

da geb ich gern meinen Dreier dazu.
Gefällt mir gut, Deine Geschichte, technisch sauber geschrieben und tatsächlich zünden die Bilder im Kopf. Der Ton des Erzählers ist originell und fehlerfrei durchgezogen.
Hab voriges Jahr auch einen sehr lieben alten Verwandten verloren und kenne diese Apriltraurigkeit, Du hast sie gut beschrieben.

Im einzelnen:

„Jedenfalls komme ich im April nicht so gerne zu Tante“ – liest sich ein wenig holprig.

„mit diesen weißen Plastikstühlen…“ – upps, da hängts bei mir schon wieder, sehe bei der Beschreibung weißer Plastikstuhl den billigsten Baumarktstuhl vor mir und dann kommt „die ein Vermögen kosten…“

„mastadontischen“ – Mastodon hieß das Tierchen, stimmts? – „falben“ kenne ich nicht.

„Warum sich nicht alle Stadtteile und Städte so schöne Namen gegeben haben“ – musst Du nach Island gucken, dort klappts ;) Aber Lichterfelde ist - indeed - ein toller Städtename.

„Also ein ganz gewöhnliches Fenster eigentlich, nur dass es eben ganz allein aus dieser riesigen, gelben, blinden Mauer in die Welt blickt.“ – schön!

„dort kann man im Weltall lauschen.“ – dort kann man ins Weltall lauschen?

„Als ich noch klein war, sagte Tante am Tisch immer: man muss das Essen zum Mund führen und nicht den Mund zum Essen - und als sie ihr diesen Schlauch legten und Tante mal kurz zu Bewusstsein kam, sagte sie das wieder. Und weil sie nicht lachen konnte, habe ich einfach mal für uns beide gelacht, obwohl sich in meinem Hals ein gigantischer Brocken bildete. Und jetzt geht mir dieser Spruch gar nicht mehr aus dem Kopf.“ – interessante Betrachtung, gefällt mir sehr gut.

„kann durch den Spalt das Knattern der Ampeln hören“ - ???

„so ein fieses Kapitalisten-Kaninchen“ – super.

Abschließend halte ich es mit ernst: „Warum soll ich aufschreiben, wie es mir das Herz zerfetzt?“

Kann ich auch nicht besser sagen, Danke

Nastro.

 

Hallo randundband,

auch ich habe mir deine Geschichte durchgelesen und muss ehrlich sagen, dass ich die vielen lobenden Kommentare zwar nachvollziehe, allerdings nicht teile - auch wenn ich mir damit jetzt vielleicht den geballten Grimm der lobenden Leser aufhalse - aber was soll's, damit müssen wir dann wohl leben;)!

Was gefällt mir denn daran jetzt nicht? Es liegt nicht am Eisenmann'schen Amboss, der mein Herz ersetzt, wie ernst das ja so passend in seiner Empfehlung erwähnt hat.;)
Zunächst dein Stil - zu viel, zu dick, zu ausgewalzt. Das ist kein objektiver Kritikpunkt, sondern Geschmackssache. Und bei mir hat er in seiner epischen Ausuferung mit Hang und Tendenz zu "Von-Hölzchen-aufs-Stöckchen" dazu geführt, dass ich irgendwann nur noch quergelesen und überflogen habe. Sei es diese epische "Lichterfelde" und "Kalk" (in Kölle?) Gegenüberstellung, oder das George-Clooney-Fan-"Gelaber" (sorry, sorry, sorry - aber dieses wirklich unschöne und unpräzise Wort ist mir wirklich irgendwann in den Sinn gekommen) - die Sache mit Enzo und Enzo und noch mehr Enzo ... ich hatte da den Eindruck, man hätte beinahe schon jeden Satz irgendwo schon zwei-, oder drei-, oder viermal gelesen.

Was die Erzählung bzw. die Geschichte angeht, so ist die zweifellos sehr ergreifend und traurig - das ist verständlich. Wirklich gut haben mir da jedoch (ironischer weise) die Passagen mit Chulo gefallen. Ohne Witz - das ungewisse bzw. traurige Schicksal des kleinen spanischen Flohfängers hat mich wesentlich mehr "ergiffen", wenn man so will, als das der tollen, attraktiven, super-duper-hipster'nen-und-feschen Tante. Die Beschreibungen über ihre Super-Kaffee-Maschine, die sie "natürlich" hatte (wieso ist das eigentlich so natürlich - wegen Clooney?), oder ihre elfenhafte Beschreibung als Mix aus Nicole Kidman und der Schneekönigin - irgendwann hast du mich damit abgehängt. In meiner Lesevorstellung war das ja schon kein Mensch mehr, sondern ein überätherisches Fabelwesen, dass jetzt in ein märchenhaftes Never-Neverland hinter dem Regenbogen entschwebt. Das war für meinen Geschmack zu bombastisch - da konnte ich tatsächlich mehr mit einem kleinen, traurigen und hilflosen Tier mitleiden.
Schade, dass ausgerechnet die stille "Hauptfigur" einer Geschichte, die eigentlich durchaus als Drama bzw. Tragödie angesehen werden kann, mich nicht auf ihrem Leidensweg mitnehmen konnte.

Natürlich kann ich jetzt meine Schmäh-Tirade dahingehend relativieren, wenn ich sage, dass sie in stilistischer, erzählerischer und dramaturgischer Hinsicht einwandfrei ist. Keine Frage - das ist sie. Daher kann und will ich eigentlich als persönliches Fazit für mich zu dem Schluss kommen, dass es sich hier um eine Geschichte handelt, die gut geschrieben und gut erzählt ist.
Jedoch kann ich mich nicht so für sie erwärmen, wie viele andere das (bestimmt ja auch verdientermaßen!) konnten.

Aber hierbei handelt es sich jetzt keineswegs um einen "Verriss", sondern ich zolle dir dennoch ehrlich gemeinten Respekt für deine Geschichte, auch wenn ich ihr höchst wahrscheinlich keine Empfehlung ausgesprochen hätte.

Viele Grüße vom ambossherzigen Eisenmann;)

 
Zuletzt bearbeitet:

Hey randundband,

und schön, Dich wieder mal zu lesen.

Ich finde die Geschichte gut. Richtig gut sogar. Ihre Langsamkeit, ja, nicht jedermanns Sache (das muss man kaufen) - aber ich habe sie genossen. Und hier noch ein Schleifchen und dort noch Glitzer und ein paar Herzchen drüber gestreut, doch, so lass ich mir den Feierabend auf dem Sofa nach einem beschissenen Arbeitstag echt gefallen.
Ich frage mich aber auch gerade, ob ich sie ebenso gut gefunden hätte, wenn ich jetzt total erholt und entspannt und so wäre, ob ich dann nicht motzen würde, ey - da steckt aber viel Romantik drin. Ich mein, der Tante ein Pflegejahr/Jugendjahr zu schenken, junge Frau und reibt sich da auf und macht das mit einer solchen Liebe und Hingabe und ohne Frustration und Egozentrik, die sitzt abends am Küchenfenster und ist damit vollauf zufrieden - die ist doch kein wirklicher Mensch, sondern eine gute Fee. Und auch über das Sterben, die Qualen der Tante, all das wird ausgeblendet. Die Kamera fängt eben nur die Momente ein, die für eine solche Geschichte benötigt werden.
Ich habe mich bei der Zigarette danach entschieden, das ist ein Märchen. Ein schönes Märchen über Menschlichkeit und Mitmenschlichkeit, in dem eben für alle alles gut ist. Das ist schön. So was will ich nach einem ätzenden Arbeitstag abends auf der Couch lesen und mein Vertrauen an meine Mitmenschen wieder aufbauen.

Wie Ane hab ich auch über den weiblichen Erzähler gezuckt. Vielleicht, weil ich bei deinem Nick einfach von einem männlichen ausgehe. Macht man ja immer irgendwie. Also, man erwartet unterbewusst (warum eigentlich?) bei einem Ich-Erzähler Geschlechtsgleichheit mit dem Autor. Ich finde, darüber sollte mal eine Bachlorarbeit geschrieben werden, warum das so ist. Ich habe mich dann gefragt, ob es allein an deinem Nick liegt, oder ob ich bis dahin einfach keine Frau "gehört" habe. Ich kann mir die Frage nicht beantworten. Ich kann keine Stelle konkret benennen, wo ich sagen würde, so redet aber keine Frau und dennoch ... ich weiß nicht, ich hatte mich auch weiterhin mit der weiblichen Form schwer. Würde mich jetzt interessieren, ob es mir im Maskenball genau so ergangen wäre. Dann wüsste ich die Antwort. Voreingenommenheit oder es liegt tatsächlich daran, dass es weniger nach Frau für mich klingt. Warum auch immer. Begründen kann ich das nicht. Abgesehen davon, mochte ich ihre Flucht in die Phantasiewelt. Ich mochte die Hauswand mit genau dem einen Fenster, die Außerirdischen und die Kapitalisten-Kaninchen, die auf Bäume klettern können. Groß! Manchmal habe ich gedacht, ja, sie sitzt eindeutig zu lang, zu einsam, zu eingesperrt da am Fenster.

Wie ihr früher in den Hoppegarten gegangen seid, jedes Wochenende, wenn´s Rennen gab – das findet Enzo noch immer sehr romantisch.

Man geht nicht in den Hoppegarten. Das ist ja jetzt kein Garten da. Man geht ja auch nicht in Lichterfelde, sondern nach. Hoppegarten ist ein Stadtteil wie Lichterfelde. Also sind sie nach Hoppegarten gefahren oder gegangen (was sehr sportlich von Lichterfelde aus ist).
Wie ihr früher nach Hoppegarten gefahren seid, ...
Und wenn Du mal in Berlin bist und in Hoppegarten ist Renntag, geh da unbedingt mal hin.

Wenn man leicht zurückzoomt und das Sichtfeld mit den Fingerspitzen justiert, sieht das Haus aus wie ein einäugiges Ungeheuer auf der Lauer. Aber man muss sich schon ein bisschen anstrengen, ansonsten sieht es einfach nur aus, wie eine Wand mit Fenster drin.

Wurde, glaub ich, noch nicht zitiert als schöne Stelle. Ist eine schöne Stelle!

Ehrlich gesagt, bin ich kein besonders großer Schnitzel-Fan, dochich freue mich so überschwänglich, als hätte ich die letzten drei Tage ausschließlich Steine gelutscht.

Leerzeichen

Sehr schön. Wirklich. Habe ich gern gelesen. Sie wird mir nicht ewig im Kopf bleiben, aber für den Moment, genau mein Ding. Und da sind wirklich viele, viele menschelnde und herzende Dinge drin, eben ein Text für die Aprilwetterstimmung ;).

Beste Grüße, Fliege

 

Hallo ernst!
Ich finde das irgendwie beruhigend und es macht mich auch zuversichtlich, dass du nach dreieinhalb Jahren im Forum und fünfzehnhundert Kommentaren dich immer noch so begeistern kannst. Ich fürchte mich ja immer ein bisschen davor, dass die Literatur irgendwann aufhört, mich mitzunehmen. Gerade wenn man sich viel damit beschäftigt und irgendwie auch zu verstehen meint, wie ein Autor was macht, ich habe da manchmal auch so einen unangenehm technischen Blick drauf. Und dann ist es irgendwie so ermutigend zu sehen, wie jemand, der sich wohl mindestens genau so viel mit dem ganzen Zeug beschäftigt, einfach mal die Kritikeraxt fallen lässt und unbefangen eine Geschichte genießt. Fand ich sehr schön, ernst, und dass es meine Geschichte war, hat mich natürlich ganz schön weich gemacht.
Ich hab mich sehr über deinen poetischen Empfang gefreut und über dein zerfetztes Herz natürlich auch. Deine lobenden Worte haben mir sehr gut getan, ich hatte überhaupt nicht mit so einem Sturm gerechnet.
Der Text ist, wie eigentlich die meisten Texte, wohl Geschmackssache. Ich habe das Ding vor ein paar Monaten geschrieben, danach mehrfach überarbeitet und hatte gestern, als ich es einstellte, immer noch ein warmes Gefühl dazu. Leider kann ich überhaupt nicht mehr einschätzen, wie das ist, was ich schreibe.
Du gehst ja in deinem Kommentar nicht wirklich auf die Geschichte ein, aber das passt, ich denke, wir verstehen uns.
Ernst, vielen Dank für deinen Kommentar, den habe ich ganz häufig gelesen.
Liebe Grüße

ich mache morgen weiter.

 

randundband schrieb:
Du gehst ja in deinem Kommentar nicht wirklich auf die Geschichte ein,

Das hat jetzt vielleicht nicht wirklich was mit dieser Geschichte zu tun, aber ... na ja, eigentlich doch:

Irgendwie hab ich seit Samstag das Gefühl, ich müsste mich für meinen ersten Kommentar hier rechtfertigen, weil er so vollkommen unsachlich und unkritisch ist. (Und ja, auch weil ich PMs deswegen bekommen habe, des Inhalts, dass wir hier immerhin in einer Textwerkstatt seien, und dass man bei einem Text, auch wenn er einem noch so gut gefällt, nicht einfach über Schwächen hinwegsehen dürfe.)
Aber, erstens: Es war mir klar, dass sich genug Kommies finden werden, die sich auch eingehend mit den kleinen handwerklichen Unzulänglichkeiten, so sie welche finden, auseinandersetzen, es also auf eine (meine) Meinung mehr oder weniger nicht ankäme.
Und zweitens: Textwerkstatt hin oder her, bisweilen - selten genug - lese ich hier Texte, die mir von den ersten Zeilen an einfach dermaßen gut gefallen, mich berühren und vereinnahmen, dass ich gar nicht auf die Idee komme, den Rotstift in die Hand zu nehmen. Ähnlich wie beim Lesen eines besonders guten Buches, oder, anders gesagt, dann fühle ich mich an die Zeit erinnert, bevor ich dieses Forum kennengelernt habe. Auch wenn ich immer schon ein obsessiver Leser war, früher wäre ich nie auf die Idee gekommen, bei der Lektüre eines Buches jeden Satz, jede Formulierung zu hinterfragen, ich war einfach viel unvoreingenommener, und ja, das war irgendwie auch ein unbefangeneres, fast möchte ich sagen, ein genussvolleres Lesen. Auch wenn es hier hundertmal um Textverbesserung geht, manchmal kippe ich einfach aus der Rolle des Kritikers, des Rezensenten raus und bin nur noch Leser. Und genau dieses Gefühl des ausschließlichen Lesens möchte ich dann einfach genießen und dass anschließend daran keine konstruktiven Gedanken herausschauen, sondern nur gefühlsduseliges Gelaber … was soll’s, dazu stehe ich. Der jeweilige Autor wird’s verkraften, nehme ich jetzt einfach mal an.
(Und die perfekte Geschichte wird es sowieso nie geben.)

offshore

 
Zuletzt bearbeitet:

ernst offshore schrieb:
Irgendwie hab ich seit Samstag das Gefühl, ich müsste mich für meinen ersten Kommentar hier rechtfertigen, weil er so vollkommen unsachlich und unkritisch ist. (Und ja, auch weil ich PMs deswegen bekommen habe, des Inhalts, dass wir hier immerhin in einer Textwerkstatt seien, und dass man bei einem Text, auch wenn er einem noch so gut gefällt, nicht einfach über Schwächen hinwegsehen dürfe.)

Textwerkstatt hin, Textwerkstatt her. Wenn man einen Text einfach nur gut findet, dann ist es für Autor und Kritiker nur frustrierend, wenn man das so nicht äußern darf. Dieses "aufgesetzte" nach Krümelgesuche, wozu? Dem Autor die Freude nehmen, einen begeisterten Leser gefunden zu haben, den Kritiker dazu verdonnern, jetzt doch bitte noch irgendeine Stelle zu benennen, die da vielleicht besser rechtsrum als linksrum käme? Für beide frustrierend. Und wenn ein Kritiker sein Lesegefühl, seine Lesefreude in Worte packt, dann hat das sehr wohl etwas mit dem Text zu tun, der dieses hervorgerufen hat. Meine Meinung. Ich bin etwas befremdet, was die Reaktion betrifft.

 

Hallo randundband,

eigenartigerweise hatte ich sehr schnell - anders als Fliege - den Eindruck, dass der Icherzähler ein jüngeres weibliches Wesen ist. Warum? Keine Ahnung. Ich denke auch, dass man die Geschichte besser mitleben kann, wenn man ähnliche Situationen erlebt hat. Das jahrelange Sterben meiner Schwiegermutter - das habe ich bei Deiner Geschichte sehr bald vor Augen gehabt und dann mitten im Februar diese Apriltraurigkeit.

Ich habe Deine Geschichte sehr gerne gelesen Sie war für meinen Geschmack sehr lang - aber das liegt an meiner kurzen Aufmerksamkeitsspanne. Ein Fehlerchen ist hängen geblieben, obwohl ich bewusst nicht gesucht habe: Milchkaffee oder Milchkaffe - Du benutzt beides.

Liebe Grüße

Jobär

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo randundband, hallo Jobär,

ich muss einfach mich nochmals melden, und zwar zum Titel, der mich sofort eingefangen hat.

Ich hatte dieses Gefühl auch schon als junges Mädchen, ich war aber auch nicht "depri oder so".Es ist eher Melancholie, eben dieses Bewusstwerden des Vergänglichen gerade im aufbrechenden Frühling. Das ist wirklich bitter und süß zugleich, und nur schwer nachvollziehbar, wenn man nicht davon betroffen ist. Irgendwo habe ich gelesen, dieses Gefühl sei der Romantik (als Epoche) zuzuordnen. Noch heute packt es mich, wenn ich Schubert-Lieder höre.
Ich fände es schade, wenn einem diese Gefühlslage als Unprofessionalität angekreidet würde.

Lieber offshore, ich stehe voll hinter deinem ersten Kommentar.

Gruß wieselmaus
,
.

 

Hallo randundband,

hat mich gefreut, eine neue Geschichte von dir in der Liste zu sehen. Da ich mit dem Handy unterwegs war, wollte ich es nicht lesen, dann wurds empfohlen und aus der Empfehlung entnahm ich, es handele sich um eine weibliche Erzählerin und für mich wars dann weiblich und daher hatte ich nicht die Probleme wie einige Vorkommentatoren. Das ist tatsächlich eine Voreingenommenheit der Leserschaft, dass jeder Ich-Erzähler das Geschlecht des Autors haben müsste. Andererseits bestätigt man auch in 90% der Fälle diese Voreingenommenheit, indem man selbst aus der für einen geschlechterbequemen Perspektive schreibt.
Fazit: Ich habe dir die weibliche Perspektive abgenommen.
Ich hatte aber eher ein Altersproblem, was ja bernadette schon angesprochen hatte. Für mich war das eher ein Mädchen im Alter von allerhöchstens 17 und keine Studentin. Für eine Studentin ist sie mir zu naiv - keine Frage, diese Studentinnen gibt es auch, aber das bedeutet nicht, dass es gut ist und ich davon lesen will. Man hat im Kopf immer so Prototypen, und in meinem Kopf gibt es keine 20jährige, die so etwas sagt wie "das ist die richtigste Aussage der Welt".
Wenn eine 13 Jährige das sagen würde, dann würde man das ja bisschen süß finden.
bei einer 16-17 jährigen ist es naiv und ab 18 klingts leicht dümmlich. Und das ist deine Erzählerin nicht. Sie ist reflektiert, auch wenn der Großteil davon Verdrängung ist und Eskapismus in den Weltall, weiß sie genau, was um sie passiert.

Lichterfelde. Wie schön das klingt. Warum sich nicht alle Stadtteile und Städte so schöne Namen gegeben haben, das habe ich nie verstanden. Ich meine, bei der Gründung war man doch frei, da konnten die Bürger oder wer auch immer da verantwortlich war, doch ruhig auf den Tisch hauen und sagen, wir heißen jetzt Morgenhügel oder Sonnenauen oder wasweißich wie, das wäre doch nicht verboten gewesen. Und stattdessen ... .
Sowas zb. Da höre ich eine leicht aufmüpfige Jugendliche.

Aber dann hast du natürlich auch so etwas:

mit mastadontischen Bauernschränken und falben Lampenschirmen

Vielleicht ist das nur eine alberne Mädchenträumerei, sehr wahrscheinlich sogar ist es das, aber ich glaube schon, dass die Wohnung hinter dem Fenster einem jungen Mann gehört. Vielleicht nicht wahnsinnig jung, könnte schon so um die vierzig sein, aber diesen Mann würde ich gerne kennenlernen, sehr gerne sogar, ja.
Ende 20 und ich würde niemals von einem vierzigjährigen als jungen Mann sprechen. :P
Chulo bringt mir die Leine. Der Verschluss schleift über das Parkett und dieses Geräusch ist so vertraut und treu, dass meine Nasenspitze anfängt zu zwicken. Vielleicht werden auch meine Augen feucht. Was für ein Quatsch! Ich wische schnell mit dem Ärmel drüber.
Jetzt lass sie leiden, Mann! :D
Ich frage mich die ganze Zeit, wieso gestehst du ihr nicht ein paar traurige Momente zu, die Geschichte heißt schließlich Apriltraurigkeit. Wenn man schafft, die Protagonisten sympathisch zu machen, dann muss man reinhauen. Ich folge ihr bis jetzt gerne, aber die muss jetzt langsam auch mal zusammenbrechen, ohne theatralisch zu sein. Vielleicht würde tatsächlich eine Konfrontation mit Leonie nicht schaden. Ich verstehe schon, dass die Geschichte auf leise gestellt ist, aber es ist auch so eine Realitätsverleugnung. An manchen Stellen denke ich, sie kommt einfach mit der Situation viel besser zu recht als ihre Cousine. Aber woher hat sie die Idee, nicht weinen zu dürfen. Selbst der Hund ist traurig. Ich habe das Gefühl du hast Angst irgendwie kitischig oder deprimierend zu klingen.

Im Großen und Ganzen gefällt mir die Geschichte sehr gut, ich mochte deine Prota, hatte Schwierigkeiten mit ihrem Alter und dementsprechend einzuordnen, was jetzt sprachlich und auch vom Verhalten her angemessen ist. Ich kann die Empfehlung unterschreiben, kann aber auch die kritischen Töne nachvollziehen. Nichtsdestotrotz habe ich die Geschichte sehr genossen und zwischenzeitlich mir gewünscht, sie möge etwas mehr leiden - nicht aus Bösartigkeit, sondern einfach nur aus dramaturgischer Sicht wäre es plausibel, dass auch ein paar Tränen fließen. Vielleicht gegen Ende, wenn sie sich da hinhockt.

JoBlack

 

Tolle Geschichte, interessanter Thread.

Muss ich jetzt auch nochmal was sagen.

Deine Wahl eines weiblichen Erzählers (während du selbst, der Autor, ein Mann bist) fand auch ich - ganz kurz - irritierend, aber gleich im Anschluss toll. Ich hab das auch schon gemacht, glaube aber, noch nie in der Ich-Form (die dem Leser doch irgendwie näher steht). Da muss man sich meiner Meinung nach noch ein Stück weiter reinfinden ins andere Geschlecht, zudem das Mädel ja wohl noch deutlich jünger als Du selbst ist. Der Part ist Dir jedenfalls gelungen.
Da hab ich bei meinem Roman (ebenfalls weiblicher Protagonist) doch eher zu der - die Sache erleichternden - Krücke gegriffen und kapitelweise den Erzähler gewechselt - außerdem wars die einfachere 3. Person.

Fliege, interessant das mit den Stadtteilen. Hab auch schon vom Prenzlauer Berg erzählt und auch mir fiel es schwer, nicht aufm Prenzlauer Berg sondern nach zu gehen. Scheinbar ein Berliner Problem ;).

Ernst: Ich bin komplett bei Dir: Man darf eine gute Geschichte auch mal ganz gefühlsdusselig loben – ohne große Textarbeit. Einfach sagen: schön. Macht man doch auch nach Sigur Ros und Björk Konzerten, ich jedenfalls will da von niemanden was Negatives hören ;). Finde ich nicht maßvoll, Dich dafür per PM zu rügen.

 

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